75 Jahre Ibero-Amerikanisches Institut (brochure)
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Impressum<br />
<strong>75</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong><br />
2005<br />
<strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong><br />
Preußischer Kulturbesitz<br />
Potsdamer Straße 37<br />
D-10785 Berlin<br />
www.iai.spk-berlin.de<br />
Herausgeber: <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong><br />
Design und Druck: Druckerei Hermann Schlesener KG<br />
© Texte und Abbildungen: <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong><br />
ISBN: 3-935656-22-X
Inhaltsverzeichnis<br />
– Vorwort von Barbara Göbel, Direktorin des IAI Seite 5<br />
– Grußwort von Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der SPK 6<br />
– Grußwort von Botschafter Jorge Castro Valle, Präsident des GEALC 7<br />
– Brücke zwischen den Welten.<br />
<strong>75</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong> 8<br />
– Ein Eldorado des Wissens.<br />
Das Informationszentrum <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong> 14<br />
– Ein weiter Weg bis Mekka.<br />
Das Forschungszentrum <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong> 24<br />
– Rayuela oder die Kunst des Kulturdialogs.<br />
Das Kulturzentrum <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong> 32<br />
– Die Freunde – fünf <strong>Jahre</strong> erfolgreich für das IAI 40<br />
– Das IAI in Zitaten 42<br />
– Eine Auswahl illustrer ausländischer Gäste des IAI<br />
in den vergangenen 20 <strong>Jahre</strong>n 43<br />
– Organigram des IAI 44<br />
– Beschäftigte des IAI 45<br />
– Der Wissenschaftliche Beirat des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s 46<br />
– Das IAI in Zahlen 47<br />
3
Am 12. Oktober 2005 jährt sich das Gründungsdatum des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s zum<br />
fünfundsiebzigsten Mal. Wir feiern dieses wichtige Jubiläum zusammen mit unseren Freunden,<br />
Kollegen, Kooperationspartnern und allen an <strong>Ibero</strong>-Amerika Interessierten mit einem umfangreichen<br />
Festzyklus, der sich von August bis Dezember 2005 erstreckt und ein breit gefächertes<br />
Programm mit wissenschaftlichen Vorträgen, Lesungen, Ausstellungen, Konzerten, Filmvorführungen<br />
und Führungen umfasst. Um ein darüber hinausgehendes Zeichen zu setzen, haben wir<br />
den vorliegenden Festband über das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> erstellt.<br />
Der Band bietet zunächst einen Überblick über die bewegte Geschichte des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen<br />
<strong>Institut</strong>s. Im Anschluss daran werden die drei Säulen des <strong>Institut</strong>s in ihrer komplementären<br />
Barbara Göbel<br />
Verzahnung beschrieben und mit ihren vielseitigen Aktivitäten vorgestellt: das Informations- Direktorin des IAI<br />
zentrum mit der großartigen Bibliothek als Kern, das Forschungszentrum mit seinen thematischen<br />
Schwerpunkten, Projekten und Publikationen und das Kulturzentrum mit seinem breit gefächerten Spektrum an Veranstaltungen.<br />
Die Kombination der drei Säulen „Information“, „Forschung“ und „Kultur“ schafft einen in dieser Form einzigartigen facettenreichen<br />
institutionellen Korpus. Er beinhaltet ein kreatives Spannungsfeld, welches eine sich wechselseitig verstärkende Vielfalt<br />
ermöglicht. Hierdurch hat sich das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> als anerkannte Plattform für vielfältige Kooperationen und als<br />
Katalysator für interkulturelle und transkulturelle Dialoge positioniert. Die zukünftigen Herausforderungen bestehen darin, diese<br />
drei Säulen zu stärken und weiter zu entwickeln, die Sichtbarkeit des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s zu erhöhen und die nationale und<br />
internationale Vernetzung voranzutreiben.<br />
Der vorliegende Band bietet auch eine Reihe von Kurzinformationen, die das Wirken des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s, seine<br />
strukturellen und finanziellen Rahmenbedingen, aber auch seine Wahrnehmung von außen schlaglichtartig zusammenfassen.<br />
Zudem werden einige der wichtigen „Akteure“ des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s vorgestellt: Die „Freunde des IAI“ und der<br />
Wissenschaftliche Beirat, die es von außen in seiner Arbeit unterstützen, sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IAI, die<br />
die <strong>Institut</strong>ion tragen. Hiermit soll unterstrichen werden, was bereits in den Grußworten des Präsidenten der Stiftung Preußischer<br />
Kulturbesitz und des Präsidenten des GEALC am Anfang des Bandes anklingt: Das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> lebt durch seine<br />
interne Dynamik und seine äußeren Vernetzungen.<br />
Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle bei all denjenigen bedanken, die das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> zu dem gemacht<br />
haben, was es heute ist und die es auch in Zukunft weiterhin tatkräftig unterstützen und weiterentwickeln werden. Besonderer<br />
Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s für ihre kontinuierliche Arbeit, ihr<br />
Engagement und ihre Kreativität.<br />
Die Leitung des prestigeträchtigen und traditionsreichen <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s übernehmen zu dürfen, stellt für jeden,<br />
der sich beruflich intensiv mit Lateinamerika, der Karibik, Spanien oder Portugal beschäftigt, eine große Ehre dar, ist aber auch<br />
mit einer großen Verantwortung verbunden. Diese professionelle und persönliche Herausforderung in dem <strong>Jahre</strong> anzunehmen, in<br />
dem sich die Gründung der <strong>Institut</strong>ion zum fünfundsiebzigsten Mal jährt, ist für mich von besonderer symbolischer Bedeutung.<br />
Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit in dieser neuen Etappe des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>es.<br />
Dr. Barbara Göbel<br />
Direktorin des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s © Foto David Ausserhofer<br />
5
Klaus-Dieter Lehmann<br />
Präsident der SPK<br />
6<br />
Mit ihren siebzehn Museen, der Staatsbibliothek, dem Geheimen Staatsarchiv, dem Staatlichen <strong>Institut</strong><br />
für Musikforschung und dem <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong> zählt die von Bund und Ländern gemeinsam<br />
getragene Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu den größten Kultureinrichtungen weltweit. Ihre wichtigste<br />
Aufgabe ist die Bewahrung, Vermittlung und Ergänzung der aus den Sammlungen und Archiven des<br />
Preußischen Staates hervorgegangenen Kulturgüter. Der kulturelle Reichtum, der aus dem Geist der<br />
Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt entstand, ist immens und bis auf den heutigen Tag<br />
zukunftsweisend. Die Auswertung dieses Reichtums im Interesse der Allgemeinheit, für Wissenschaft<br />
und Bildung, für den internationalen Kulturaustausch und die Völkerverständigung ist uns Auftrag und<br />
Verpflichtung zugleich.<br />
Das 1930 in Berlin gegründete <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> steht geradezu idealtypisch für diese<br />
Aufgaben der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der es seit 1962 gehört. Es zeichnet sich durch eine<br />
einzigartige Verknüpfung aus Bibliothek und Informationszentrum, wissenschaftlichem Forschungsinstitut<br />
und Koordinationszentrum für kulturelle Veranstaltungen aus. Innerhalb der Stiftung zählt es zu<br />
den kleineren Einrichtungen, gleichwohl kommt ihm eine entscheidende Brückenfunktion zwischen<br />
Deutschland einerseits und Lateinamerika, Spanien und Portugal andererseits zu. Forscher und<br />
Studierende aus der ganzen Welt können sich hier mit der lateinamerikanischen, spanischen und<br />
portugiesischen Geschichte, Gegenwart und Kultur vertraut machen. Ihnen bietet sich ein europaweit<br />
einmaliger Fundus an Literatur, Musik und Film aus und über diese Regionen. Das <strong>Institut</strong> bietet die<br />
besten Voraussetzungen für ein interdisziplinäres Arbeiten. Es ist aktiver Kooperationspartner vieler<br />
nationaler und internationaler Bibliotheken, Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen,<br />
zudem ein aktives Mitglied von Netzwerken wie der „Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerikaforschung”<br />
(ADLAF) und dem „Netz der Kulturzentren aus Europa und Amerika“.<br />
Die Veranstaltungen des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s haben in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n vielfältige<br />
interkulturelle Dialoge in Gang gesetzt und vertieft. Beispielhaft sei die Beteiligung des IAI am mexikanischen<br />
Kulturfestival MEXartes 2002 sowie die Koordination des zweimonatigen Kulturaustausches<br />
zwischen der argentinischen und der deutschen Hauptstadt, Buenos Aires – Berlin 2004, erwähnt. Dabei<br />
hat das <strong>Institut</strong> auch immer wieder die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen der Stiftung<br />
Preußischer Kulturbesitz gesucht, etwa mit dem Ethnologischen Museum oder mit der Staatsbibliothek.<br />
Ich gratuliere dem <strong>Institut</strong> zu seinem <strong>75</strong>jährigen Jubiläum und wünsche seinen Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern, dass sie sich auch in Zukunft jene Fachkenntnis, Neugierde und Kreativität bewahren,<br />
durch die sich das IAI heute auszeichnet.<br />
Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann<br />
Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Durch einen glücklichen Zufall – vielleicht ein gutes Omen – tritt Frau Dr. Barbara Göbel, die erste<br />
Frau an der Spitze des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s in Berlin, ihr verantwortungsvolles Amt in dem<br />
Jahr an, in dem das <strong>Institut</strong> den <strong>75</strong>. <strong>Jahre</strong>stag seiner Gründung begeht.<br />
In dem Dreivierteljahrhundert seines Bestehens hat das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> viel Gutes<br />
bewirkt und erreicht. Ich möchte daran erinnern, dass der Weg dahin oftmals schwierig und voller<br />
Hindernisse war. In den kommenden <strong>75</strong> <strong>Jahre</strong>n wird es sicherlich nicht einfacher werden. Das<br />
<strong>Institut</strong>, für uns <strong>Ibero</strong>amerikaner die Alma Mater in der deutschen Hauptstadt, hat in diesen <strong>Jahre</strong>n<br />
zahlreiche Herausforderungen bestanden. Die Art und Weise, wie es sie zu meistern wusste –<br />
immerhin stand einmal sogar die Existenz des <strong>Institut</strong>s auf dem Spiel –, lassen uns mit Genugtuung<br />
Rückschau halten und zuversichtlich nach vorn blicken.<br />
So ist dieses Jubiläum eine gute Gelegenheit, das Wirken des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s aus der<br />
Perspektive der lateinamerikanischen und karibischen Botschaften in Deutschland zu bewerten. Ich<br />
nehme es darüber hinaus zum Anlass, diesem bewährten <strong>Institut</strong> Anerkennung zu zollen. Durch seine<br />
Tätigkeit hat es sich mehr als jede andere Einrichtung um das gegenseitige Kennenlernen und die<br />
Verständigung zwischen Deutschland und den Ländern unserer Region verdient gemacht.<br />
Für uns offizielle Vertreter der iberoamerikanischen Nationen und überzeugte Förderer, aber auch<br />
Nutznießer seiner Aktivitäten ist das IAI im wahrsten Sinne des Wortes eine Brücke zwischen zwei<br />
Welten. Es hat sich als hervorragendes Instrument zur konkreten Ausgestaltung des interkulturellen<br />
Dialogs zwischen Deutschland und Lateinamerika erwiesen und dabei die institutionelle Kontinuität<br />
gewahrt. Mit einem Wort, es ist unverzichtbar! Wenn es das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> noch nicht<br />
gäbe, müsste es geschaffen werden. Da es zum Glück bereits besteht, kommt es nun darauf an, es<br />
weiterhin nach Kräften zu fördern und als Einrichtung zu verankern.<br />
In meiner Eigenschaft als Präsident der Gruppe der Botschafter Lateinamerikas und der Karibik gratuliere<br />
ich dem <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong> zu den herausragenden Leistungen, die es im Laufe seiner<br />
ersten <strong>75</strong> Lebensjahre vollbracht hat. Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, unser gemeinsames<br />
Anliegen voranzubringen, nämlich die Menschen in unseren Ländern einander näher zu bringen,<br />
das gegenseitige Kennenlernen zu fördern und das Potential, das unsere Gemeinsamkeiten bergen,<br />
auszuschöpfen. Seiner neuen Direktorin und ihrem hoch qualifizierten Team wünsche ich Glück und<br />
Erfolg für die Aufgaben, die zu Beginn dieser neuen vielversprechenden Etappe vor ihnen liegen.<br />
Seien Sie unserer Bereitschaft zu einer engen Zusammenarbeit zum Wohle beider Seiten versichert!<br />
Ich bin überzeugt, im Sinne aller Freunde des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s zu sprechen, wenn ich<br />
mit dem Wunsch schließe, den der erste Förderer des <strong>Institut</strong>s, Don Ernesto Quesada, an den ersten<br />
<strong>Institut</strong>sleiter Otto Boelitz richtete: unser <strong>Institut</strong> vivat, crescat, floreat!<br />
Mit herzlichem Gruß<br />
Jorge Castro-Valle K.<br />
Botschafter von Mexiko und Präsident des<br />
Grupo de Embajadores de América Latina y el Caribe (GEALC)<br />
Jorge Castro Valle<br />
Botschafter von Mexiko<br />
und Präsident des GEALC<br />
7
Brücke zwischen den Welten.<br />
<strong>75</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong><br />
„Die Quesada-Bibliothek<br />
ist gedacht als Keimzelle für<br />
ein zu gründendes Deutsch-<br />
Lateinamerikanisches <strong>Institut</strong>,<br />
d.h. als die Basis einer<br />
Zentralstelle zur Pflege der<br />
geistigen Beziehungen zwischen<br />
der deutschen und der<br />
lateinamerikanischen Kultur<br />
im Herzen Deutschlands.“<br />
8<br />
Ernesto Quesada, 21.05.1928<br />
Brücke zwischen den Welten<br />
Das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> stellt ein einzigartiges Beispiel institutioneller Kontinuität<br />
im Dienste der Verständigung und des interkulturellen Dialogs zwischen Deutschland und<br />
Lateinamerika sowie der iberischen Halbinsel dar. Schon vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />
verbreitete sich die Einsicht, dass die wissenschaftlichen und künstlerischen Beziehungen,<br />
die sich seit längerem zwischen Deutschland und Lateinamerika entwickelt hatten, bewusst<br />
gepflegt und koordiniert werden sollten. Die ersten ibero-amerikanischen Einrichtungen in<br />
Deutschland – das Deutsch-Südamerikanische <strong>Institut</strong> in Aachen (1912) und das <strong>Ibero</strong>-<br />
Amerikanische <strong>Institut</strong> in Hamburg (1917) – entstanden als Ergebnis der Verflechtung wirtschaftlicher<br />
und wissenschaftlicher Interessen. Demgegenüber erwog das preußische Unterrichtsministerium,<br />
eine zentrale Auskunftsstelle für Deutsche und Lateinamerikaner in Berlin<br />
zu gründen. Es wurde jedoch bald klar, dass die geplante <strong>Institut</strong>ion mit einer Vielfalt von<br />
Aufgaben betraut werden sollte.<br />
Damit diese Pläne Realität werden konnten, bedurfte es noch eines Anstoßes. Er kam in Form<br />
einer Schenkung aus dem Ausland, als der argentinische Gelehrte Ernesto Quesada die<br />
82.000 Bände der von ihm und seinem Vater Vicente zusammengetragenen Privatbibliothek<br />
dem Preußischen Staat unter der Bedingung überließ, dass sie als Keimzelle für ein neu zu<br />
gründendes <strong>Institut</strong> zur Pflege der geistigen Beziehungen zwischen Deutschland und<br />
Lateinamerika dienen solle. Damit war das auch heute noch gültige Dreisäulenmodell aus<br />
Information, Forschung und Kulturaustausch geschaffen.<br />
Neben der Sammlung Quesadas gehörten zu den Gründungsbeständen die 25.000 Bände der<br />
Mexiko-Bücherei, die Hermann Hagen mit Unterstützung des mexikanischen Präsidenten<br />
Plutarco Elías Calles zusammengestellt<br />
hatte, sowie die Bestände, die der<br />
Bonner Geograf Otto Quelle mit Hilfe<br />
des brasilianischen Konsuls Otto<br />
Mattheis gesammelt hatte und die bis<br />
dahin in dem kurz zuvor aufgelösten<br />
<strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong> der<br />
Universität Bonn aufbewahrt worden<br />
waren.<br />
Otto Boelitz beim Auspacken der Quesada-Bibliothek
<strong>75</strong> <strong>Jahre</strong> IAI<br />
Die Pläne für die neue <strong>Institut</strong>ion sahen die Einrichtung von Länderabteilungen unter der<br />
Leitung besonderer Kenner der betreffenden Länder vor. Für diese Aufgaben sollten Vertreter<br />
verschiedener Disziplinen ausgewählt werden, die mit Unterstützung wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter, aber auch in Kooperation mit den anderen Abteilungen Forschungsaufgaben in<br />
ihren Fachgebieten wahrnehmen sollten. Durch Publikationen sollte das <strong>Institut</strong> wissenschaftliches<br />
Renommee erlangen. Eine weitere Aufgabe des IAI war es, den in Deutschland<br />
weilenden lateinamerikanischen Wissenschaftlern und Künstlern in allen Fragen des kulturellen<br />
Austausches dienlich zu sein. In Deutschland wollte das IAI einen Beitrag zur „Aufklärung<br />
über die Eigenheiten der ibero-amerikanischen Länder“ sowie zur „Beseitigung falscher Vorstellungen“<br />
leisten. Ferner sollte die Bibliothek durch Einkäufe und Tauschverkehr ständig<br />
erweitert und aktualisiert werden.<br />
Im Januar 1930 wurde das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> in Berlin<br />
gegründet. In Erinnerung „an den Beginn der Verbindung der neuen<br />
mit der alten Welt“ fand die feierliche Einweihung des IAI am<br />
12. Oktober, dem Tag der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, auch<br />
Día de la Raza genannt, statt. Der ehemalige preußische Kultusminister<br />
Otto Boelitz wurde zum Direktor ernannt. Als Sitz bezog die<br />
neue <strong>Institut</strong>ion repräsentative Räume im Schlossflügel des früheren<br />
Marstalls, wo Vorträge und große Veranstaltungen abgehalten werden<br />
konnten. Im Festsaal des IAI wurde in den folgenden <strong>Jahre</strong>n am<br />
12. Oktober der Día de la Raza regelmäßig gefeiert.<br />
Demgegenüber war das innere Leben des <strong>Institut</strong>es in der Gründungsphase viel bescheidener,<br />
als die ursprünglichen Pläne hätten vermuten lassen, denn in Zeiten der Wirtschaftskrise<br />
erhielt das Haus einen geringen Etat vom Preußischen Staat. Im <strong>Jahre</strong> 1934 übernahm der<br />
NSDAP-nahe Generalmajor a.D. Wilhelm Faupel die Leitung des IAI und stellte es in den<br />
Dienst des Regimes.<br />
Faupel bezog wichtige Positionen in verschiedenen zwischenstaatlichen Wirtschafts- und<br />
Interessenverbänden und schuf ein dichtes Netzwerk von Beziehungen mit der ibero-amerikanischen<br />
Welt. Unter seiner Führung baute das IAI seine Rolle als Anlaufstelle für Vertreter<br />
der lateinamerikanischen und spanischen Eliten aus. Gleichzeitig<br />
produzierte und lieferte es Propagandaschriften an<br />
deutsche Ministerien und direkt ins Ausland. Eine<br />
prominente Rolle in der auswärtigen Politik<br />
des Nazi-Regimes konnte das <strong>Institut</strong><br />
für sich jedoch nicht behaupten.<br />
Marstall: Erster Sitz des IAI<br />
„Das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische<br />
<strong>Institut</strong> in Berlin möchte dieses<br />
Werkzeug werden, das den<br />
deutsch-ibero-amerikanischen<br />
Wissenschaftsbeziehungen bisher<br />
fehlt. Es soll in erster Linie eine<br />
Stätte der wissenschaftlichen<br />
Arbeit, der Forschung sein;<br />
aber gleichzeitig soll es die<br />
kulturellen Beziehungen<br />
zwischen Deutschland und den<br />
ibero-amerikanischen Ländern<br />
in verstärktem Maße pflegen.“<br />
Otto Boelitz, 1930<br />
„Das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische<br />
<strong>Institut</strong> hat zur Zeit kriegswichtige<br />
Aufgaben zu erfüllen.<br />
Auf seiner Tätigkeit beruht ein<br />
großer Teil unserer nach den<br />
21 Ländern spanischer und<br />
portugiesischer Sprache gerichteten,<br />
gerade jetzt unerläßlichen<br />
Propaganda, für die die in<br />
Europa einzigartige Spezialbibliothek<br />
des <strong>Institut</strong>s die<br />
Unterlagen bietet.<br />
Auch das OKW bedient sich<br />
dieser Bücherei für gewisse<br />
Feststellungen.“<br />
Wilhelm Faupel an Staatsminister<br />
Prof. Dr. Popitz, 15.11.1940<br />
9
10<br />
Brücke zwischen den Welten<br />
1941 musste es seinen Sitz zu Gunsten des Kolonialpolitischen Amtes der NSDAP räumen<br />
und zog in die etwas abgelegene, aber elegante Siemens-Villa in Berlin-Lankwitz.<br />
Mit beschränkter<br />
Autonomie gegenüber<br />
Faupels allgemeiner<strong>Institut</strong>spolitik<br />
entfaltete sich<br />
zu jener Zeit die<br />
wissenschaftliche Arbeit.<br />
Das IAI hatte<br />
bereits 1930 die<br />
Publikation der von<br />
Otto Quelle gegrün- Ehemalige Siemens-Villa in Lankwitz: zweiter Sitz des IAI<br />
deten interdisziplinären Zeitschrift <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> Archiv zu seinem Programm<br />
erklärt. Ab 1939 erschien Ensayos y Estudios, eine Zeitschrift für Kultur und Philosophie mit<br />
Beiträgen in spanischer und portugiesischer Sprache. Parallel dazu entwickelte sich weiterhin<br />
die Bibliothek. Hier waren vor allem Fortschritte in der Katalogisierung der umfangreichen<br />
Sammlungen zu verzeichnen. Die Bestände wurden durch Kauf und Tausch mit anderen<br />
Einrichtungen erweitert. Zudem befand sich im IAI bald eine Reihe von Dokumenten,<br />
Sammlungen und Nachlässen bedeutender Lateinamerikaforscher. Der Fundus stellte eine<br />
beinahe unerschöpfliche Quelle für spätere Wissenschaftlergenerationen dar. Auf diesen<br />
Materialien basieren die ersten Texteditionen, die in der Reihe Quellenwerke zur alten<br />
Geschichte Amerikas, aufgezeichnet in den Sprachen der Eingeborenen vom IAI veröffentlicht<br />
wurden.<br />
Gegen Ende des Krieges war das Personal des <strong>Institut</strong>s erheblich reduziert. Die wissenschaftliche<br />
Produktion musste eingestellt werden. Luftangriffe und Kampfhandlungen hinterließen<br />
ihre Spuren: ca. 40.000 Bände gingen verloren. Die 600 Kisten mit Büchern und Zeitschriften,<br />
die im Marstall geblieben waren, sowie andere Bestände, die ausgelagert wurden, sind<br />
seitdem verschwunden. Auch Faupel verschwand. Aller Wahrscheinlichkeit nach nahm er sich<br />
gemeinsam mit seiner Frau kurz vor Ende des Krieges das Leben.<br />
Die propagandistischen Aktivitäten des IAI waren dem US-Kriegsministerium bekannt, weshalb<br />
es seine Auflösung in Erwägung zog. Es gelang den verbliebenen Mitarbeitern jedoch,<br />
die Verantwortung für alle politischen Aktivitäten Faupel allein anzulasten. So konnte das<br />
<strong>Institut</strong>, nun dem Magistrat der Stadt Berlin unterstellt, als „Lateinamerikanische Bibliothek“<br />
überleben. Der neue Name brachte die offizielle Beschränkung der Aufgaben auf die<br />
Funktion einer Spezialbibliothek zum Ausdruck. Als erstes bemühte man sich darum, durch<br />
Kauf, Tausch und Schenkungen die Bibliothek wieder auf den Vorkriegsstand zu bringen. Mit<br />
der Wiederbelebung der wissenschaftlichen Aktivitäten und des Kulturaustausches mit<br />
Spanien, Portugal und Lateinamerika wurde ebenfalls bald begonnen, wenn auch nicht ganz<br />
so explizit. Schon 1949 gelang es dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Gerdt Kutscher, den<br />
dritten Band der Quellenwerke zur alten Geschichte Amerikas herauszugeben; der vierte
<strong>75</strong> <strong>Jahre</strong> IAI<br />
folgte knapp ein Jahr später. Mit der Ausstellung „Argentinien in Buch und Bild“, die 1954<br />
in Anwesenheit des Berliner Senators für Volksbildung und des argentinischen Botschafters<br />
eröffnet wurde, konnte wieder Resonanz in der Öffentlichkeit erweckt werden.<br />
Im selben Jahr wurde die Einrichtung auf Beschluss des Berliner Senats in „<strong>Ibero</strong>-Amerikanische<br />
Bibliothek“ umgetauft. Am 12. Oktober 1955 feierte sie ihr 25-jähriges Bestehen.<br />
Zu jener Zeit waren in Lankwitz 11 fest angestellte Arbeitskräfte, darunter 4 mit wissenschaftlicher<br />
Vorbildung, und 15 Aushilfskräfte beschäftigt. Die Bibliotheksbestände betrugen<br />
230.000 Bände und etwa 1.000 laufende Zeitschriften mit jährlichen Zuwächsen von ca.<br />
10.000 Bänden. Die zweite Reihe auf dem Gebiet der Altamerikanistik, Monumenta<br />
Americana, wurde damals ins Leben gerufen. Mit der Bibliotheca <strong>Ibero</strong>-Americana lebte drei<br />
<strong>Jahre</strong> später auch die alte interdisziplinäre Tradition wieder auf.<br />
Seinen alten Namen erhielt das <strong>Ibero</strong>-<br />
Amerikanische <strong>Institut</strong> 1962 zurück, als<br />
es in die Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />
eingegliedert wurde. Diese wurde<br />
mit dem Ziel gegründet, die ihr übertragenen<br />
preußischen Kulturgüter „zu<br />
bewahren, zu pflegen und zu ergänzen“<br />
sowie eine „Auswertung dieses<br />
Kulturbesitzes für die Interessen der<br />
Allgemeinheit in Wissenschaft und<br />
Bildung und für den Kulturaustausch zwischen den Völkern zu gewährleisten“. Das IAI entfaltete<br />
wieder eine große Bandbreite an Aktivitäten: Konzerte, Ausstellungen,<br />
Schriftstellertreffen und andere Kulturveranstaltungen, die Betreuung ausländischer Gäste,<br />
die bibliothekarische Arbeit sowie die Forschung wurden, wenn auch mit unterschiedlicher<br />
Intensität, gefördert. Auch die direkten Verbindungen des <strong>Institut</strong>es zu Lateinamerika waren<br />
willkommen, um die außenpolitische Position der BRD gegenüber der DDR zu stärken. Es<br />
wurde erkannt, dass der Aufbau längerfristiger Kulturbeziehungen ohne kontinuierliche persönliche<br />
Kontakte nicht gedeihen kann. Um diese zu verstärken, unternahm der damalige<br />
Direktor Hans-Joachim Bock sieben ausgedehnte „Buchbeschaffungsreisen“, bei denen es<br />
nicht nur darum ging, die Erwerbung von Büchern zu verbessern, sondern auch durch persönliche<br />
Begegnungen die Zusammenarbeit mit Autoren, Buchhändlern, Verlegern und<br />
Vertretern wissenschaftlicher Einrichtungen zu intensivieren.<br />
Die Publikationstätigkeit des IAI wurde in den folgenden <strong>Jahre</strong>n ebenfalls ausgeweitet. Im<br />
<strong>Jahre</strong> 1973 erschien die erste Nummer der Zeitschrift Indiana mit Beiträgen zur Ethnologie,<br />
Archäologie und zu den indigenen Sprachen Amerikas. Ein lang ersehntes Ziel konnte 19<strong>75</strong><br />
mit dem Start der neuen Folge des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen Archivs erreicht werden. Der alten<br />
Tradition des Hauses entsprechend sollte diese interdisziplinäre Zeitschrift mit der<br />
Publikation wissenschaftlicher Beiträge in verschiedenen Sprachen einen internationalen<br />
Leserkreis erreichen.<br />
„Eine Grunderfahrung<br />
in den Beziehungen zu den<br />
Ländern Lateinamerikas<br />
ist es, daß der Erfolg mit<br />
der Möglichkeit, persönliche<br />
Kontakte anknüpfen zu<br />
können, steht und fällt ...“<br />
Hans-Joachim Bock, 1968<br />
“Hoffentlich werden alle diese<br />
Anknüpfungen heute oder<br />
morgen dem <strong>Institut</strong>e wieder<br />
dienlich sein, da wir vergänglichen<br />
Menschen bald von der<br />
Szene verschwinden, die<br />
unpersönlichen <strong>Institut</strong>e aber<br />
hoffentlich bis in fernere<br />
Zukunft bleiben! Unser<br />
<strong>Institut</strong>, also, vivat, crescat,<br />
floreat!”<br />
Ernesto Quesada an Otto Boelitz,<br />
11.6.1933<br />
11
Potsdamer Straße 37: Heutiger Sitz des IAI<br />
12<br />
Brücke zwischen den Welten<br />
Unter der Leitung von Wilhelm Stegmann bezog das IAI Anfang 1977 seine aktuellen Räume.<br />
Rund ein halbes Jahr dauerte der Umzug aus der Siemens-Villa, die mittlerweile zu klein<br />
geworden war, in das Gebäude, das südlich der Staatsbibliothek nach Plänen von Hans<br />
Scharoun errichtet worden war. Der Einzug in die Potsdamer Straße bedeutete nicht nur eine<br />
Modernisierung der Einrichtung mit verbesserter Serviceleistung, sondern auch die<br />
Verlagerung ins Kulturforum.<br />
Hier feierte das IAI sein 50-jähriges Bestehen und organisierte 1983 eine Veranstaltungsreihe<br />
zum 200. Geburtstag Simón Bolívars. Durch den Fall der Mauer 1989 rückte das<br />
Gelände des Kulturforums und mit ihm das IAI in eine zentrale Lage der Hauptstadt des vereinten<br />
Deutschlands. In den folgenden <strong>Jahre</strong>n erweiterte das <strong>Institut</strong> unter Führung von<br />
Dietrich Briesemeister sein Veranstaltungsprogramm, verstärkte seine Forschungs- und<br />
Publikationstätigkeit, intensivierte seine Vernetzung und führte ein EDV-System für die<br />
Bibliothek ein.<br />
Trotz der langfristig positiven Entwicklung musste das IAI sich einer neuen Bewährungsprobe<br />
stellen, als der Bundesrechnungshof 1996 die Einstellung der Forschung, der<br />
Publikationstätigkeit sowie der Kulturarbeit und die Eingliederung der Sammlungen in die<br />
Staatsbibliothek empfahl. Das IAI erhielt die Unterstützung der Stiftung Preußischer<br />
Kulturbesitz sowie von diplomatischen Vertretungen, internationalen Fachgremien, wissenschaftlichen<br />
<strong>Institut</strong>ionen, Kultureinrichtungen und wichtigen Persönlichkeiten des<br />
Kulturlebens in Deutschland und im Ausland, um seine traditionellen Aufgaben fortzuführen.<br />
Auf der Grundlage der Empfehlungen einer Expertenkommission leitete ab 2000 Günther<br />
Maihold die Umsetzung eines Konzepts zur Umstrukturierung und Modernisierung des<br />
<strong>Institut</strong>s, wodurch die Arbeit des IAI verbessert und seine institutionelle Selbstständigkeit<br />
gesichert werden konnten. Das ursprüngliche Konzept eines Dreisäulenmodells aus<br />
Informations-, Forschungs- und Kulturzentrum blieb dabei erhalten. Auch die neue Direktorin<br />
Barbara Göbel wird diesen Kurs fortführen. Heute wie vor <strong>75</strong> <strong>Jahre</strong>n definiert sich das IAI als<br />
ein Disziplinen übergreifendes Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit und des akademischen<br />
und kulturellen Austausches mit Lateinamerika, der Karibik, Spanien und Portugal, dessen<br />
Kern in der größten europäischen Spezialbibliothek zu diesen Regionen besteht. Zugleich
<strong>75</strong> JAHRE IAI<br />
ist das IAI ein Ort kompetenter außeruniversitärer Forschung über <strong>Ibero</strong>-Amerika und<br />
ein Kristallisationspunkt des Dialogs zwischen <strong>Ibero</strong>-Amerika und Deutschland. Diese<br />
Funktionen sind aufeinander bezogen und verstärken sich wechselseitig: Eine Fachbibliothek<br />
hohen Ranges kann ihre Aufgaben nur im Zusammenwirken mit einem Stab kompetenter<br />
Wissenschaftler und eingebunden in internationale Austauschprozesse erfüllen und sich<br />
weiterentwickeln.<br />
Hervorragende, international konkurrenzfähige Forschung und anspruchsvoller Kulturaustausch<br />
bedürfen andererseits einer in jeder Hinsicht exzellenten Bibliothek. Zu den Daueraufgaben<br />
des IAI gehören die ständige Erweiterung, Erschließung und Pflege der Bibliotheksbestände,<br />
die Betreuung eines Publikationsprogramms, die Durchführung wissenschaftlicher<br />
Forschung in eigener Verantwortung, die Betreuung von Gastwissenschaftlern und Stipendiaten,<br />
die Vermittlung wissenschaftlicher Kontakte, die Beratung von Entscheidungsträgern<br />
und die Förderung des wissenschaftlichen und kulturellen Austausches durch Veröffentlichungen,<br />
wissenschaftliche Tagungen und öffentliche Veranstaltungen. Aufgrund seiner<br />
besonderen Ressourcen und seines Standortes ist das IAI ein national und international<br />
anerkannter Ort der Forschung und des interkulturellen Dialogs, der auch in die politische,<br />
kulturelle und soziale Öffentlichkeit ausstrahlt.<br />
Direktor/inn/en<br />
des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s<br />
1930 – 1934 Otto Boelitz<br />
1934 – 1936 Wilhelm Faupel<br />
1936 – 1938 Albrecht Reinecke<br />
1938 – 1945 Wilhelm Faupel<br />
1947 – 1957 Hermann B. Hagen<br />
1957 – 1974 Hans-Joachim Bock<br />
19<strong>75</strong> – 1986 Wilhelm Stegmann<br />
1987 – 1999 Dietrich Briesemeister<br />
1999 – 2004 Günther Maihold<br />
seit 2005 Barbara Göbel<br />
Bibliotheksdirektoren<br />
1930 – 1957 Hermann B. Hagen<br />
1957 – 1972 Hans-Joachim Bock<br />
1972 – 1974 Wilhelm Stegmann<br />
19<strong>75</strong> – 1999 Ulrich Menge<br />
seit 2000 Peter Altekrüger<br />
Wissenschaftliche Direktoren<br />
Amt erst 1970 eingeführt<br />
1970 – 1978 Gerdt Kutscher<br />
1979 – 1987 Reinhard Liehr<br />
1990 – 1996 Klaus Zimmermann<br />
seit 2001 Peter Birle<br />
13
Ein Eldorado des Wissens<br />
Ein Eldorado des Wissens.<br />
Das Informationszentrum <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong><br />
Ernesto Quesada<br />
Gründungsbestände 1930<br />
Biblioteca Quesada 82.000 Bände<br />
Sammlung Mexiko 25.000 Bände<br />
Bibliothek Bonn 12.000 Bände<br />
14<br />
Das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> hat sich zum bedeutendsten Informationszentrum<br />
über Lateinamerika, Spanien und Portugal im deutschsprachigen Raum<br />
entwickelt. Viele kommen hierher, um sich anhand der umfangreichen Bestände<br />
verschiedener Medien – vom Buch bis zur Landkarte, von der Zeitschrift bis zur<br />
DVD – über die unterschiedlichsten Aspekte dieser Regionen zu informieren.<br />
Andere nehmen als Gastwissenschaftler, Stipendiat, Journalist oder interessierter<br />
Laie die Beratung und Expertise der <strong>Institut</strong>smitarbeiter/innen im Bereich der<br />
Forschung in Anspruch. Wieder andere halten sich durch die Teilnahme an einer<br />
Veranstaltung des IAI über aktuelle Entwicklungen und Kulturströmungen in<br />
Lateinamerika, der Karibik sowie auf der Iberischen Halbinsel auf dem Laufenden.<br />
Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Kultur fragen gezielte Informationen<br />
aus und über <strong>Ibero</strong>-Amerika nach. Botschaften wollen durch Informationsaustausch<br />
eine Brücke zwischen der eigenen und der deutschen Kultur bauen.<br />
Das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> sollte stets mehr sein als eine Bibliothek und<br />
ist auch weitaus mehr als eine Bibliothek – doch was wäre dieses vielschichtige<br />
Informationszentrum ohne seine Bibliothek?<br />
Bereits bei seiner Gründung verfügte das <strong>Institut</strong> über eine beachtliche Sammlung<br />
an Materialien aus und über Lateinamerika und beherbergte die größte Sammlung<br />
für diesen Kulturraum in Deutschland. Mehr als sieben Jahrzehnte lang wurde<br />
kontinuierlich an der Entwicklung des Bestandes gearbeitet, gekauft, getauscht<br />
und wurden Geschenke eingeworben.<br />
Die Sammlung zog stets Wissenschaftler und Studierende an. Viele Wissenschaftler<br />
beteiligten sich an den Forschungen des <strong>Institut</strong>s, und ob aus Deutschland, Europa<br />
oder Lateinamerika, alle waren und sind daran interessiert, dass ihre eigenen<br />
Werke im <strong>Institut</strong> vertreten sind. Die Verbindung von Forschungs- und Kulturinstitut,<br />
Bibliothek und Informationszentrum hat in dieser Form eine Sammlung<br />
hervorgebracht, die ihresgleichen sucht. Mit seinen Beständen stellt das IAI – von<br />
seinen Lesern stets ‚<strong>Ibero</strong>’ genannt – die größte Sammlung zu Lateinamerika,<br />
Spanien und Portugal in Europa. Weltweit ist es die drittgrößte Sammlung nach der<br />
Library of Congress, Washington D.C. und der Nettie-Lee-Benson-Collection der<br />
University of Texas at Austin.
Bibliotheksbestände<br />
(Stand 2005)<br />
Bücher 830.000<br />
jährlicher Zugang an Büchern 17.000<br />
Zeitschriftentitel 29.000<br />
Laufende Zeitschriftentitel 4.700<br />
Landkarten 69.000<br />
Tonträger 26.000<br />
Videos & DVD 2.000<br />
Fotografien & Dias 80.000<br />
Zeitungsausschnitte 350.000<br />
Nachlässe 300<br />
Plakate, Poster & Grafken 2.600<br />
Mikrofilme & Mikrofiches 200.000<br />
16<br />
Ein Eldorado des Wissens<br />
Die vergleichsweise junge Bibliothek des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s<br />
beherbergte stets moderne Bestände, die Schenkung Quesada war eine<br />
herausragende Sammlung an zeitgenössischen Werken. Der Schwerpunkt<br />
der IAI-Bestände beginnt ab den 80er <strong>Jahre</strong>n des 19. Jahrhunderts und hat<br />
im 20. Jahrhundert eine Dichte, die ihresgleichen sucht. Wer Inkunabeln,<br />
Frühdrucke oder Maya Codices im Original sucht, wird weitestgehend vergebens<br />
suchen. Wer dagegen Universitätsschriften, Fachliteratur und<br />
Faksimiledrucke sucht, der wird im IAI fündig. Welches ist das wertvollere<br />
Buch? Ein Jahrhunderte altes, prächtiges, in Gold gebundenes Werk, das<br />
in zahlreichen Bibliotheken der Welt zu finden ist? Oder ein unscheinbares<br />
Programm einer längst vergessenen Partei, ein unbekannter<br />
Roman oder eine Dissertation, die einzig und allein noch in den<br />
Beständen des IAI zu finden ist? Oder ein Gedichtband von Pablo<br />
Neruda, der 1923 in zweihundert Exemplaren erschien und den<br />
Namenszug des damals noch unbekannten Schriftstellers trägt? Oft<br />
erschließt sich der Wert einer Sammlung erst nach vielen <strong>Jahre</strong>n, und was<br />
bei dem einen Wissenschaftler bestenfalls ein Schulterzucken hervorruft,<br />
versetzt einen anderen in freudige Erregung.<br />
Das erstmals im Jahr 2000 schriftlich erstellte Sammlungskonzept der<br />
Bibliothek gibt den Rahmen für die Erwerbungen vor, die Geistes-, Kultur- und<br />
Sozialwissenschaften sowie angewandte Naturwissenschaften bilden dabei den<br />
Schwerpunkt. Um den Besonderheiten des lateinamerikanischen Buchmarktes gerecht zu werden<br />
und gleichzeitig ein zuverlässiges Niveau der Literaturbeschaffung zu gewährleisten, hat das IAI<br />
stets eigene Wege suchen müssen. Erwerbungsreisen für die Bibliothek stellen dabei eine Besonderheit<br />
dar. Seit den 70er <strong>Jahre</strong>n arbeitet die Bibliothek nach den US-amerikanischen Modellen von Approval<br />
Plans. Buchhändler vor Ort, quasi Agenten des <strong>Institut</strong>s, kaufen entsprechend Blanket Order-Verträgen<br />
die vom IAI inhaltlich und formal vorgegebenen Publikationen auf und sorgen durch schnelle<br />
Lieferung dafür, dass Neuerscheinungen nach wenigen Wochen im <strong>Institut</strong> verfügbar sind.<br />
Das IAI wird in seiner Arbeit seit <strong>Jahre</strong>n in großzügiger Weise von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Im Rahmen des Programms für Sondersammelgebiete<br />
betreut die Bibliothek den Bereich <strong>Ibero</strong>-Amerika.
Das Informationszentrum IAI<br />
Der Bestand der Bibliothek des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s ist ein Erfolg gemeinsamer<br />
Anstrengungen von Bibliothekaren, Wissenschaftlern und interessierten Lesern, vor allem<br />
aber auch der ibero-amerikanischen Welt. Besuche von Präsidenten, Politikern, Schriftstellern,<br />
Künstlern, Wissenschaftlern und Stipendiaten aus Lateinamerika, Spanien und<br />
Portugal sowie nachhaltige Kontakte sorgen für einen stetigen Zustrom an Schenkungen in<br />
Form von Büchern, Zeitschriften und anderen Materialien, die die Ankäufe der Bibliothek<br />
auf großzügige Art und Weise ergänzen und abrunden. Mehr als ein Drittel der jährlichen<br />
Zugänge gelangen als Geschenke oder über den Tausch in die Bibliothek und verleihen<br />
dem Eldorado des Wissens seinen Glanz – ein Umfang, der einmalig im deutschen Bibliothekswesen<br />
sein dürfte.<br />
In Form seiner Sondersammlungen hat das IAI systematisch Materialien zusammengetragen,<br />
die an wissenschaftlichen Bibliotheken eher unüblich sind. In den erst teilweise bearbeiteten<br />
Nachlasssammlungen des IAI sind noch unbekannte Schätze zu heben. Das im Jahr 2000<br />
gegründete Referat Nachlässe und Sondersammlungen erschließt, teilweise mit Projektmitteln<br />
der DFG wie im Fall des Nachlasses von Max Uhle, Manuskripte, Briefe, Tagebücher,<br />
unveröffentlichte Werke etc. von Gelehrten, Wissenschaftlern, Schriftstellern, Sammlern und<br />
<strong>Institut</strong>ionen. Das unveröffentlichte Vokabular mesoamerikanischer Indianersprachen von<br />
Eduard Seler wartet genauso auf seine Erstveröffentlichung wie das Urmanuskript von<br />
Saverio el Cruel von Roberto Arlt. Jährlich gelangen neue Sammlungen, meist als Geschenk,<br />
in die Bibliothek. Jüngste Beispiele sind Nachlässe und Archive von Alejandro Weberbauer,<br />
Wolfgang Hirsch-Weber oder dem Argentinischen Tageblatt.<br />
In den über 26.000 Tonträgern der Phonothek, von der Schellackplatte bis zur DVD, ist neben<br />
einer fast vollständigen Sammlung von klassischer ibero-amerikanischer Musik jede<br />
Musikrichtung in breiter Auswahl zu finden. Die Phonothek vereint neben Folkloremusik,<br />
Salsa und Tango, Samba und Reggae, Son und Fado, Flamenco und Corridos auch Kurioses<br />
wie Vogelstimmen und Eisenbahnzüge, Ernsthaftes wie Mitschnitte von Schriftstellern und<br />
Politikern, ethnographische Aufnahmen, Sprachkurse und seit neuestem Hörbücher.<br />
Max Uhle, Scherenschnitt Exlibris Biblioteca Criolla Selbstportrait Roberto Arlt<br />
Förderbereiche durch die DFG<br />
– Recht<br />
– Parlamentaria<br />
– Tageszeitungen aus<br />
Lateinamerika<br />
– Latino Studies<br />
– Tauschprogramme im<br />
Bereich der Zeitschriften<br />
– Spezialsammlungen<br />
und -ankäufe<br />
17
Ein Eldorado des Wissens<br />
Die Kartensammlung mit ihren über 69.000 Landkarten, Stadtplänen, historischen Karten,<br />
Stichen und Handzeichnungen, Luft- und Satellitenaufnahmen sowie thematischen Karten<br />
wie Sprach- oder Wirtschaftskarten eröffnet neue Blickwinkel, lässt Grenzen fallen und wieder<br />
auferstehen und eröffnet Meereszugänge, wo Kriege sie geschlossen haben, verbindet<br />
Vergangenheit mit der Gegenwart, schafft Verständnis für Weite und Raum.<br />
In der Fotosammlung des <strong>Institut</strong>s sind illustre Fotografen wie Hugo Brehme, Guillermo<br />
Kahlo oder Marc Ferrez mit herausragenden Beispielen ihres Schaffens vertreten. Alte Glasplattenaufnahmen<br />
historischer Grabungsstätten und archäologischer Plätze stellen vielleicht<br />
die noch einzigen verbliebenen Zeugnisse vergangener Kulturen dar – oftmals Aufnahmen,<br />
die nicht oder erst unzureichend erschlossen sind und dringend restauratorischer<br />
Bearbeitung bedürfen.<br />
Die Plakatsammlung des IAI entstand ursprünglich aus eher sporadisch zusammengetragenen<br />
Beispielen aus Kultur und Politik. Sie verfügt erst seit 2004 über ein eigenes<br />
Erwerbungs- und Erschließungskonzept. Die jüngst erworbenen Arbeiten des mexikanischen<br />
Taller de Gráfica Popular sowie die Werke von José Guadalupe Posada haben inzwischen<br />
einen Umfang erreicht, wie sie andere Kollektionen kaum aufbieten können. Diese<br />
Materialien bilden die Grundlage für eigene Ausstellungen, die nicht nur in Berlin, sondern<br />
im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in verschiedenen<br />
anderen Städten gezeigt werden.<br />
Aber auch innerhalb des ‚normalen’ Bibliotheksbestandes finden sich herausragende<br />
Sammlungen, die weltweit einzigartig sind. Die Biblioteca Criolla mit über 2.000 Heften<br />
argentinischer Volksliteratur (1880 bis 1920), zusammengetragen von dem Volkskundler<br />
Robert Lehmann-Nitsche, ist absolut einmalig. Eine ähnliche Kollektion zur brasilianischen<br />
Literatura de Cordel wird noch kontinuierlich erweitert und gehört schon heute international<br />
zu den größten. Beide Sammlungen wird das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> in den nächsten<br />
<strong>Jahre</strong>n digitalisieren und im Internet zugänglich machen.
Das Informationszentrum IAI<br />
Im gleichen Maße, wie das Sammeln und Ergänzen der Bestände einen wichtigen Teil<br />
der Arbeit der Bibliothek ausmacht, bildet auch die Erschließung der Materialien, die<br />
Bestandserhaltung, vor allem aber die Verbesserung des Zugangs zu den Sammlungen eine<br />
Hauptaufgabe des IAI. Eine Besonderheit stellt die formale und inhaltliche Erschließung von<br />
einzelnen Aufsätzen aus Zeitschriften und Sammelwerken dar. Bis zu 10.000 Aufsätze<br />
werden so jährlich in den Katalog aufgenommen. Der seit dem Jahr 2000 geführte<br />
Current Contents-Dienst, der die Inhaltsverzeichnisse von über 1.500 Zeitschriften kostenlos<br />
im Internet nachweist, verbessert ebenfalls den Zugang zu Zeitschriftenaufsätzen<br />
(www.iai.spk-berlin.de/biblioth/ccstartd.htm).<br />
Der Zugang zu den Beständen der Bibliothek hat sich im Jahr 2005 deutlich verbessert. Die<br />
ehemals recht unübersichtliche Katalogsituation ist weitgehend überwunden. Mit der<br />
Teilnahme des IAI am Gemeinsamen Verbundkatalog (GVK) und dem Nachweis der Bestände<br />
im Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK) sind die Bibliotheksmaterialien besser auffindbar.<br />
Besonders wichtig ist, dass seit dem Jahr 2005 erstmals die Bücher, die Zeitschriften, die<br />
Nachlässe sowie alle Tonträger gemeinsam in einem elektronischen Katalog nachgewiesen<br />
werden (www.iaicat.de).
20<br />
Die Retrokonversion des 1,2 Millionen Katalogkarten umfassenden alphabetischen Zettelkatalogs<br />
ist nach fünf <strong>Jahre</strong>n zielstrebiger Arbeit abgeschlossen. Die Konversion weiterer<br />
Zettelkataloge wie des alten Schlagwortkatalogs, aber auch des Zettelkatalogs der Landkarten,<br />
wird folgen. Erklärtes Ziel ist es, den Gesamtbestand des <strong>Institut</strong>s in einem einzigen<br />
elektronischen Katalog nachzuweisen und zugänglich zu machen.<br />
In den letzten <strong>Jahre</strong>n hat die Bibliothek intensiv daran gearbeitet, ihre Dienstleistungen zu<br />
verbessern und ein umfassendes Informationszentrum zu schaffen. Täglich überzeugen sich<br />
ca. 200 Leser von unseren Angeboten. Der Lesesaal wurde neu gestaltet, die Anzahl der<br />
Arbeitsplätze auf 76 erhöht und mit Anschlüssen für Notebooks ausgestattet.<br />
Ausleihzahlen<br />
2001 2002 2003 2004<br />
Ausleihen 100.968 103.654 126.943 131.238<br />
Der Zugang zum Internet wird durch zehn öffentliche PCs ermöglicht, weitere PCs stehen für<br />
Katalogrecherchen zur Verfügung. Das CD-ROM-Netz bietet Zugang zu ca. 200 Datenbanken<br />
und ermöglicht den Zugriff auf verschiedene nationale und internationale Onlinedatenbanken<br />
wie den Hispanic American Periodicals Index-Online, die Chicano Database, die<br />
World Affairs Online, die Modern Language Association, auf Zeitschriftenvolltextdatenbanken<br />
wie JSTOR und Fuente Académica oder auf die Elektronische Zeitschriftendatenbank<br />
(EZB).<br />
Mitarbeiter/innen der Information geben fachkundig Auskunft vor Ort, bieten Fachführungen<br />
und Schulungen für Datenbanken an. Informationszentrum <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong><br />
bedeutet aber auch Kompetenz und Beratung außerhalb des <strong>Institut</strong>s. Die Wissenschaftler<br />
und Spezialisten des IAI beraten Entscheidungsträger in Politik, Verwaltung und Kultur, vernetzen<br />
in Wissenschaft und Forschung, informieren Presse und Öffentlichkeit zu aktuellen<br />
Themen und Schwerpunkten, organisieren Informationsveranstaltungen, halten Vorträge,<br />
erarbeiten Dossiers, publizieren und stehen mit Fachwissen bei externen Anfragen zur<br />
Verfügung.<br />
Die Materialien der Bibliothek stehen nicht nur in Berlin, sondern auch im In- und Ausland<br />
über die Fernleihe oder den kostenpflichtigen Dokumentendirektlieferdienst SUBITO zur<br />
Verfügung, Dienstleistungen, die seit vielen <strong>Jahre</strong>n intensiv nachgefragt werden.<br />
Seit Ende der 90er <strong>Jahre</strong> hat die Bibliothek ihre nationale und internationale Vernetzung<br />
systematisch ausgebaut. Regelmäßige Workshops zum Thema ‚Erwerben aus Lateinamerika’
dienen der Weitergabe von Fachkompetenz auf nationaler Ebene. Auf europäischer Ebene<br />
bildet die REDIAL (Red de Documentación e Información sobre América Latina) die wichtigste<br />
Kooperationsbasis. Der wichtigste Partner internationaler Vernetzung ist die SALALM<br />
(Seminar on the Acquisition of Latin American Library Materials), ein weltweiter<br />
Zusammenschluss von Bibliotheken und Bibliothekaren mit Sammlungsschwerpunkten zu<br />
Lateinamerika. Zahlreiche gemeinsame Projekte im Bereich der Verfilmung und Digitalisierung<br />
und weitere internationale Kooperationen nahmen auf den jährlichen Tagungen<br />
ihren Anfang.<br />
Mit dem Onlinegang der Virtuellen Fachbibliothek <strong>Ibero</strong>-Amerika, Spanien und Portugal<br />
Cibera im November 2004 hat die Bibliothek einen bedeutenden Schritt in Richtung hybrider<br />
Bibliothek getan. Neben den klassischen Sammlungen werden die Bestände durch Cibera<br />
digital und ortsungebunden zugänglich. Das von der DFG geförderte Gemeinschaftsprojekt<br />
Cibera ermöglicht es, über eine Metasuchmaschine gleichzeitig auf die Bestände mehrerer<br />
Bibliotheken mit relevanten Beständen zu Lateinamerika, Spanien und Portugal zuzugreifen.<br />
Zudem können qualifizierte Internetquellen, elektronische Volltexte, der Current Contents-<br />
Dienst des IAI, die Datenbank deutscher Lateinamerikaforscher und viele weitere Ressourcen<br />
abgerufen werden (www.cibera.de).<br />
Cibera-Partner<br />
<strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong> Berlin<br />
<strong>Institut</strong> für <strong>Ibero</strong>amerika-Kunde Hamburg<br />
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br />
Staats- und Universitätsbibliothek Bremen<br />
Romanisches Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn<br />
21
22<br />
Ein Eldorado des Wissens<br />
Da die Hybridität zwischen traditionellen Sammlungen und dem ortsungebundenen Zugang<br />
zu elektronischen Ressourcen für eine angemessene Versorgung der Scientific Community<br />
eine immer größere Rolle spielt, wird auch das Informationszentrum IAI seine Anstrengungen<br />
zur Digitalisierung von Teilen der Sammlung in Zukunft noch weiter verstärken. Neben<br />
eigenen elektronischen Angeboten sieht das IAI seine Rolle dabei auch als Plattform für<br />
wissenschaftsrelevante Inhalte, es erschließt frei verfügbare digitale Quellen und stellt diese<br />
auf der Grundlage professioneller Standards und in Zusammenarbeit mit nationalen und<br />
internationalen Partnern zur Verfügung.<br />
Mit der Planung und Realisierung eines zweiten Magazinstandortes für die Bibliothek, dessen<br />
Übergabe für das Jahr 2010 vorgesehen ist, hat das IAI kapazitätsmäßig eine Planungssicherheit<br />
bis weit in das 21. Jahrhundert erhalten. Eine weitere Herausforderung stellt die<br />
Massenentsäuerung geschädigter Bücher und Zeitschriften dar. Ein mehrjähriges Projekt zur<br />
Massenentsäuerung von Bibliotheksbeständen wird im Jahr 2006 beginnen, um die<br />
Sammlung auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Die Erhaltung der elektronischen<br />
Bestände und Sammlungen ist eine weitere Herausforderung an die Infrastruktur des<br />
Informationszentrums. Die Langzeitarchivierung von Digitalisaten soll in Kooperation mit<br />
anderen Einrichtungen des deutschen und internationalen Bibliothekswesens realisiert<br />
werden. In den kommenden <strong>Jahre</strong>n strebt das IAI eine weitere Verbesserung des Bekanntheitsgrades<br />
seiner Sammlungen und Dienstleistungen sowie eine noch höhere Nutzungsintensität<br />
der Bestände an. Durch regelmäßige Nutzerbefragungen stellt sich das IAI der<br />
kritischen Bewertung seiner Dienstleistungen, um neue Schwerpunkte zu definieren, das<br />
eigene Profil zu schärfen, seine Leistungen weiter zu verbessern, neue Aufgaben anzunehmen<br />
und die Verbindung der Nutzer zu ihrem ‚<strong>Ibero</strong>’ zu stärken. Es geht darum, die Vision<br />
eines One-Stop-Shops der Informationsgewinnung zu Lateinamerika, der Karibik, Spanien<br />
und Portugal zu realisieren. Der Weg in die Zukunft des Informationszentrums IAI wird somit<br />
gleichermaßen im klassischen Informationsbereich wie auch im digitalen und virtuellen<br />
Bereich liegen. Die einmaligen Möglichkeiten der im <strong>Institut</strong> gegebenen Verknüpfung von<br />
Kulturarbeit, Forschungs- und Informationszentrum bilden dabei eine solide Grundlage und<br />
fruchtbare wechselseitige Ergänzung.
Ein weiter Weg bis Mekka.<br />
Das Forschungszentrum <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong><br />
Ein weiter Weg bis Mekka<br />
Die Verbindung von bibliothekarischen Dienstleistungen, Kulturarbeit, eigener Forschung,<br />
Forschungsunterstützung, wissenschaftlichen Tagungen und Publikationstätigkeit macht eine<br />
Besonderheit des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s aus, wie sie in dieser Kombination auch<br />
international nur selten anzutreffen ist. Der erste Direktor des IAI, Otto Boelitz, beschrieb die<br />
wissenschaftlichen Aufgaben des <strong>Institut</strong>s im Jahr 1930 folgendermaßen:<br />
„Die Fruchtbarmachung der reichen Schätze der Bibliothek muß eine Arbeit sämtlicher<br />
interessierten Wissenschaftler werden. [...] Diesem Gedanken soll auch die Einrichtung von<br />
Länderabteilungen im <strong>Institut</strong> dienen, die unter der Leitung von besonderen Kennern der betreffenden<br />
Länder Forschungsaufgaben dieser engeren Kulturkreise in ernster wissenschaftlicher<br />
Arbeit durchführen. Den Abteilungsleitern sollen wissenschaftliche Mitarbeiter zur Verfügung<br />
stehen, die für diese besonderen Aufgaben vorgebildet sind.“<br />
Weiter hieß es, im IAI solle „das gesamte große Gebiet der ibero-amerikanischen Kultur von<br />
Gelehrten von Ruf bearbeitet“ werden. Eine derart breit angelegte eigene Forschungstätigkeit<br />
war im IAI allerdings zu keiner Zeit möglich. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
traten von den Wissenschaftlern des <strong>Institut</strong>s in erster Linie die Kunsthistorikerin Gertrud<br />
Richert und der Geograf Otto Quelle mit eigenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen<br />
hervor. Allein Quelle publizierte in dem von ihm betreuten <strong>Ibero</strong>-<br />
Amerikanischen Archiv zwischen 1930 und 1941 mehr als 30 Beiträge. Zwar<br />
unterhielt das <strong>Institut</strong> seit seiner Gründung enge Beziehungen zu führenden<br />
Vertretern der deutschen Altamerikanistik, vor allem zu<br />
Walter Lehmann und Max Uhle, aber erst 1942 gelang es, eine<br />
feste Stelle für einen Ethnologen einzurichten. Sie wurde<br />
von Gerdt Kutscher (1913-1979) bekleidet, der sich<br />
neben Veröffentlichungen aus den Nachlässen<br />
von Walter Lehmann und Max Uhle auch<br />
durch eigene Publikationen einen<br />
Namen machte. Als Anerkennung<br />
für seine Verdienste<br />
„ebenso wie der wachsenden<br />
Bedeutung<br />
der wissen-
Das Forschungszentrum IAI<br />
schaftlichen Komponente, die dem <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong> zugedacht ist“, wurde<br />
Kutscher 1970 zum ersten Wissenschaftlichen Direktor des IAI ernannt. Bis Ende der 70er<br />
<strong>Jahre</strong> beschränkte sich die eigene Forschung des IAI im Wesentlichen auf archäologische,<br />
ethnologische und kunsthistorische Arbeiten. Unter Reinhard Liehr, Wissenschaftlicher<br />
Direktor von 1979 bis 1987, erfolgte eine Ausweitung auf historische Themen.<br />
Deutliche Impulse erhielt die Forschungstätigkeit des <strong>Institut</strong>s durch die Ernennung des<br />
Romanisten Dietrich Briesemeister zum Direktor im Jahr 1987. Unter seiner Leitung<br />
(1987–1999) konnte sich das IAI im Bereich der Literatur- und Sprachwissenschaften einen<br />
Namen machen. Dazu trug auch der Linguist Klaus Zimmermann, Wissenschaftlicher Direktor<br />
von 1990 bis 1996, bei. Ab 1996 drohte allerdings aufgrund entsprechender Empfehlungen<br />
des Bundesrechnungshofes zunächst ein Ende der IAI-eigenen Forschung. Erst unter der<br />
Leitung des Politikwissenschaftlers Günther Maihold (<strong>Institut</strong>sdirektor 1999 – 2004) gelang<br />
es, die eigene Forschungstätigkeit als Daueraufgabe des <strong>Institut</strong>s festzuschreiben. Nicht<br />
zuletzt mit Blick auf die Hauptstadtfunktionen Berlins erweiterte das <strong>Institut</strong> seitdem seine<br />
Arbeitsschwerpunkte im Bereich der Politik- und Gesellschaftswissenschaften, ohne den<br />
traditionellen Schwerpunkt der Geistes- und Kulturwissenschaften zu vernachlässigen. Es<br />
verfügt gegenwärtig über vier für wissenschaftliche Tätigkeiten vorgesehene Planstellen, die<br />
durch eine Historikerin, einen Literaturwissenschaftler, einen Ethnologen und einen<br />
Politikwissenschaftler bekleidet werden. Andere Mitarbeiter/innen des <strong>Institut</strong>s, die in erster<br />
Linie bibliothekarische Aufgaben zu erfüllen haben, betätigen sich ebenfalls projektbezogen<br />
im Bereich Forschung. Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung bietet das IAI zwar keine<br />
eigenen Lehrveranstaltungen an, aber die Wissenschaftler/innen des <strong>Institut</strong>s engagieren<br />
sich traditionell auch als Lehrende an verschiedenen Universitäten.<br />
Seit einigen <strong>Jahre</strong>n orientiert sich die eigene Forschung des IAI erstmals an einem expliziten<br />
Rahmenkonzept. Es sieht zwei Schwerpunkte vor: „Die Beziehungen zwischen Europa und<br />
Lateinamerika in Vergangenheit und Gegenwart“ sowie „Identitätskonstruktionen in Lateinamerika<br />
– Abgrenzungs- und Aneignungsstrategien“. Im Rahmen dieser beiden Schwerpunkte<br />
werden gegenwärtig ca. ein Dutzend Einzelprojekte realisiert, die meisten davon in<br />
Zusammenarbeit mit anderen nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen.<br />
Dabei sieht das IAI seine Rolle nicht zuletzt darin, Anstöße für Projekte mit anderen Personen<br />
und <strong>Institut</strong>ionen zu geben, Ressourcen zu bündeln und Netzwerke zu etablieren.<br />
Nicht nur die in Europa konkurrenzlose Spezialbibliothek des IAI, sondern auch die fast 300<br />
hier vorhandenen Gelehrtennachlässe stellen einen reichen Fundus für die nationale und<br />
internationale Forschung dar. Die formale Erschließung und wissenschaftliche Auswertung<br />
der Nachlässe gehört zu den wichtigsten Aufgaben des <strong>Institut</strong>s. Aufgrund knapper<br />
Ressourcen konnte allerdings bislang erst ein Teil der Materialien geordnet und katalogisiert<br />
werden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war ein mit Unterstützung der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft durchgeführtes und 2003 abgeschlossenes Projekt zur formalen<br />
Erschließung des Nachlasses von Max Uhle. Die entsprechende Bearbeitung weiterer<br />
Nachlässe soll in den nächsten <strong>Jahre</strong>n folgen und dazu beitragen, dass viele noch ungehobene<br />
Schätze des IAI der nationalen und internationalen Forschung zur Verfügung gestellt<br />
werden können.<br />
25
26<br />
Eine Auswahl aus den fast 300 Nachlässen im IAI<br />
Ein weiter Weg bis Mekka<br />
• Von Ernesto Quesada und dessen Vater Vicente, deren Bibliothek den Grundstock des IAI<br />
bildete, besitzt das <strong>Institut</strong> Dokumente, Manuskripte und Korrespondenz.<br />
• Von Teobert Maler (1842–1917), einem der großen Pioniere auf dem Gebiet der Maya-<br />
Forschung, befinden sich Manuskripte, Notizbücher, Architekturzeichnungen und Fotografien<br />
archäologischer Monumente im IAI.<br />
• Von Robert Lehmann-Nitsche (1872 – 1938), einem Anthropologen und Folkloristen, der viele<br />
<strong>Jahre</strong> als Museumsdirektor in La Plata (Argentinien) wirkte, besitzt das IAI Fotos, Briefe und<br />
Manuskripte. Lehmanns bedeutsame Sammlung von Volksliteratur Südamerikas wurde als<br />
Biblioteca Criolla in die Bestände des IAI eingegliedert.<br />
• Nach seiner durch die Nationalsozialisten verfügten Zwangspensionierung als Direktor des<br />
Ethnologischen Forschungsinstituts am Museum für Völkerkunde stellte der Amerikanist<br />
Walter Lehmann (1878–1939) dem IAI 1934 seine umfangreiche Bibliothek als Leihgabe zur<br />
Verfügung. 1950 erfolgte der Ankauf aus Mitteln des Berliner Senats. Auf diesem Weg<br />
gelangten 25.000 – 30.000 Bände Druckschriften, zahlreiche Handschriften, umfassendes<br />
Bildmaterial, Landkarten, seltene Drucke und kostbare Faksimiles ins IAI.<br />
• Das IAI besitzt den handschriftlichen Nachlass des Berliner Amerikanisten Paul Ehrenreich<br />
(1855-1914), der mit Arbeiten zur vergleichenden Mythologie und zur Ethnographie Brasiliens<br />
hervorgetreten ist.<br />
• Aus dem Nachlass Eduard Selers besitzt das IAI u.a. 235 Kästchen mit ca. je 800 – 1.000<br />
Vokabular-Zetteln zu 38 Indianersprachen, vor allem zum Nahuatl. Diese handschriftlichen<br />
Vokabulare bilden einen wichtigen – und bis zum heutigen Tag kaum ausgewerteten – Teil<br />
des Lebenswerkes des Begründers der deutschen Altamerikanistik.<br />
• Der Archäologe Max Uhle (1856–1944) arbeitete nach seiner Rückkehr von einer jahrzehntelangen<br />
wissenschaftlichen Tätigkeit v.a. in Peru, Bolivien, Chile und Ecuador nach Berlin im<br />
Jahr 1933 eng mit dem IAI zusammen. Er vermachte dem <strong>Institut</strong> seine Bibliothek und seinen<br />
umfangreichen handschriftlichen Nachlass.<br />
• Aus dem Nachlass des bedeutenden argentinischen Schriftstellers Roberto Arlt (1900–1945)<br />
konnte das IAI u.a. Manuskripte, Briefe und Fotos erwerben.<br />
Eine Gesamtübersicht der im IAI vorhandenen Nachlässe findet sich unter<br />
http://www.iai.spk-berlin.de/biblioth/nachl/nachld.htm<br />
Um die Vernetzung der auf Lateinamerika bezogenen Forschung auf regionaler Ebene zu<br />
stärken, initiierte das IAI im Mai 2000 die Gründung des „Forschungsverbundes Lateinamerika<br />
Berlin-Brandenburg“ (ForLaBB). Es handelt sich um ein Netzwerk, in dem die<br />
wichtigsten universitären und außeruniversitären Einrichtungen der Lateinamerikaforschung<br />
aus der Region zusammenarbeiten. Neben dem IAI sind dies u.a. das Lateinamerikainstitut<br />
der Freien Universität Berlin, die Romanistik-<strong>Institut</strong>e der Humboldt Universität zu Berlin, der<br />
FU Berlin und der Universität Potsdam sowie das Ethnologische Museum der Stiftung<br />
Preußischer Kulturbesitz. Zu den Zielen des ForLaBB gehört es, den Gedanken- und Informationsaustausch<br />
über Disziplinengrenzen hinweg anzuregen und die Zusammenarbeit zu
Das Forschungszentrum IAI<br />
fördern. Der ForLaBB unterhält eine vom IAI koordinierte Verteilerliste, die der wechselseitigen<br />
Information über alle Arten von auf Lateinamerika bezogenen wissenschaftlichen<br />
Veranstaltungen und Forschungsaktivitäten in der Region dient. Eine per Internet zugängliche<br />
Datenbank bietet Informationen zu Forscherinnen und Forschern, die in der Region über<br />
Lateinamerika und die Karibik arbeiten (www.lateinamerika-forschung-berlin-brandenburg.de).<br />
Seit dem Wintersemester 2003/2004 hat der ForLaBB gemeinsam mit mehreren Partnerinstitutionen<br />
in der Region interdisziplinäre Ringvorlesungen durchgeführt.<br />
In Zukunft soll die Vernetzung des IAI mit Forschungseinrichtungen in der Region – nicht nur<br />
mit solchen, die auf Lateinamerika bezogen sind, sondern auch mit Einrichtungen wie dem<br />
Wissenschaftszentrum Berlin, dem Wissenschaftskolleg zu Berlin oder der Berlin-Brandenburgischen<br />
Akademie der Wissenschaften – weiter intensiviert werden. Auch in der<br />
Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerikaforschung (ADLAF) engagiert sich das IAI seit<br />
langem. Darüber hinaus strebt das <strong>Institut</strong> in den kommenden <strong>Jahre</strong>n noch stärker als bisher<br />
gemeinsame Projekte mit anderen deutschen, europäischen, lateinamerikanischen und<br />
US-amerikanischen Universitäten und Forschungseinrichtungen an.<br />
Bestandteil der intensivierten Bemühungen um eine internationale Präsenz als Forschungszentrum<br />
ist auch das im Jahr 2002 aufgelegte Stipendienprogramm des IAI. Es ermöglicht die<br />
Förderung von acht bis zehn wissenschaftlichen Vorhaben pro Jahr, vorzugsweise solchen,<br />
die im Zusammenhang mit den Forschungsschwerpunkten des <strong>Institut</strong>s stehen. Die<br />
Stipendien, deren Dauer bis zu drei Monate beträgt, sollen europäische und lateinamerikanische<br />
Wissenschaftler/innen in die Lage versetzen, die hervorragenden Bestände der<br />
Bibliothek und der Sondersammlungen des IAI für ihre Forschungsarbeiten zu nutzen und<br />
gleichzeitig Kontakte zu den am IAI tätigen Forschern aufzubauen oder zu vertiefen. Dazu<br />
dient auch ein regelmäßig stattfindendes interdisziplinäres wissenschaftliches Kolloquium,<br />
in dem Gastwissenschaftler/innen ihre Projekte vorstellen und mit den Wissenschaftler/innen<br />
des <strong>Institut</strong>s diskutieren. Das hauseigene Stipendienprogramm stellt damit eine wichtige<br />
Ergänzung zu den Programmen anderer Förderinstitutionen, beispielsweise des Deutschen<br />
Akademischen Austauschdienstes oder der Alexander von Humboldt-Stiftung, dar.<br />
Im Rahmen der institutseigenen Forschungstätigkeit, aber auch im Kontext der<br />
Zusammenarbeit mit anderen in- und ausländischen Forschungseinrichtungen, organisiert<br />
das IAI neben zahlreichen Einzelvorträgen pro Jahr vier bis sechs größere wissenschaftliche<br />
Tagungen und Kongresse.<br />
27
IAI-Tagungen mit internationaler Beteiligung in den <strong>Jahre</strong>n 2003-2005<br />
Ein weiter Weg bis Mekka<br />
• Die Konstruktion peripherer Modernität – Der Fall Brasilien (22.1.2003); Partner: <strong>Institut</strong>o<br />
Universitário de Pesquisas do Rio de Janeiro (IUPERJ);<br />
• Identitäten in Bewegung: Politik und Alltag in Brasilien (4.–5.2.2003); Partner: Lateinamerikainstitut<br />
der FU Berlin;<br />
• Literarische Erinnerung an die Transition in Spanien (4.–6.6.2003); Partner: Christian-Albrechts-<br />
Universität zu Kiel;<br />
• Zweites Deutsch-Argentinisches Dialogforum (26. – 27.6.2003); Partner: Stiftung Wissenschaft<br />
und Politik (SWP)/ Consejo Argentino de Relaciones Internacionales (CARI)/ Goethe <strong>Institut</strong> Inter<br />
Nationes / Heinrich-Böll-Stiftung / Auswärtiges Amt / <strong>Institut</strong> für <strong>Ibero</strong>amerika-Kunde, Hamburg;<br />
• Venezuela am Scheideweg – Folgen einer ersten Systemkrise des neuen lateinamerikanischen<br />
Populismus (15. – 16.10.2003);<br />
• Literatur – Geschichte – Politik: Die Beziehungen zwischen Europa und Lateinamerika<br />
(23. – 24.10.2003); Partner: Katholische Universität Eichstätt;<br />
• Die Rolle von Kuratoren und die interkulturellen Beziehungen zwischen Europa und<br />
Lateinamerika (11. – 12.12.2003); Partner: Centro Nacional de Investigación, Documentación e<br />
Información de Artes Plásticas, Mexiko;<br />
• Der Nationalsozialismus und Lateinamerika. <strong>Institut</strong>ionen, Repräsentationen, Wissenskonstrukte<br />
(28.– 29.5.2004);<br />
• The “Other Atlantic”: The Black Atlantic, its History and Present (24. – 26.6.2004); Partner:<br />
Universität zu Köln;<br />
• Rezeption lateinamerikanischer Literatur in Deutschland. Aktueller Stand und Perspektiven<br />
(1. – 3.7.2004);<br />
• Moderne in den Metropolen. Roberto Arlt und Alfred Döblin (30.9. – 2.10.2004 in Berlin und<br />
18. – 20.10.2004 in Buenos Aires); Partner: Centro Cultural General San Martín / Gobierno de<br />
la Ciudad Autónoma de Buenos Aires, Secretaría de Cultura;<br />
• Haiti 1804 – 2004 (4. – 6.11.2004); Partner: Universität Heidelberg / Gesellschaft für Karibikforschung;<br />
• Brasilien und die Amerikas: Konvergenzen und Perspektiven (2. – 4.12.2004); Partner:<br />
Lateinamerikainstitut der FU Berlin;<br />
• Sprachpolitische Regelungen gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit: Das Verhältnis von Sprache<br />
zu Nation, Identität und Macht in Spanien, Hispanoamerika und den USA (2. – 4.6.2005);<br />
Partner: <strong>Institut</strong> für Romanische Philologie der Freien Universität Berlin;<br />
• Urbane Erinnerungskulturen: Berlin und Buenos Aires (21. – 23.6.2005); Partner: Europäische<br />
Akademie Berlin / Heinrich-Böll-Stiftung / Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin /<br />
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen / Stiftung Aufarbeitung / Haus der Wannsee-Konferenz /<br />
Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR;<br />
• Mexiko und die atlantische Ökonomie (27. – 29.10.2005); Partner: Lateinamerikainstitut der<br />
FU Berlin;<br />
• Don Quijote in Lateinamerika (10. – 12.11.2005); Partner: <strong>Institut</strong>o Cervantes / Oxford Brookes<br />
University
Das Forschungszentrum IAI<br />
Die Ergebnisse solcher Tagungen, die unter Beteiligung zahlreicher ausländischer<br />
Wissenschaftler/innen immer wieder ein facettenreiches Bild der Geschichte, Kultur und<br />
Politik der Region zeichnen, werden in der Regel auch veröffentlicht. Das IAI verfügt selbst<br />
über drei Zeitschriften und drei Monographienreihen:<br />
• Die viermal jährlich erscheinende <strong>Ibero</strong>americana. América Latina – España – Portugal ist<br />
eine Zeitschrift für Literatur, Geschichte und Sozialwissenschaften, die ausschließlich<br />
Beiträge in spanischer, portugiesischer und englischer Sprache veröffentlicht. Sie erscheint<br />
seit 2001 und trat damit die Nachfolge des 1924 begründeten und von 1930 – 1944 sowie<br />
von 19<strong>75</strong> – 2000 vom IAI herausgegebenen <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen Archivs an.<br />
• Die Zeitschrift Indiana erscheint seit 1972 einmal pro Jahr und beschäftigt sich mit den<br />
indigenen Völkern, Sprachen und Kulturen Süd- und Mesoamerikas. Traditionell in erster<br />
Linie den einzelnen Zweigen der Altamerikanistik gewidmet, veröffentlicht Indiana in<br />
jüngerer Zeit auch vermehrt Beiträge aus dem Bereich der Ethnologie und ist offen für<br />
Querverbindungen zu Disziplinen wie der Geschichte, den Sozial- und Kulturwissenschaften.<br />
• Seit 2003 erscheint die Revista Internacional de Lingüística <strong>Ibero</strong>americana (RILI). Sie ist<br />
dem Studium der iberoromanischen Sprachen in allen spanisch- und portugiesischsprachigen<br />
Ländern gewidmet.<br />
• In der seit 1959 erscheinenden Bibliotheca <strong>Ibero</strong>-Americana finden Monographien und<br />
Sammelbände zu einem breiten Spektrum der lateinamerikanischen und iberischen<br />
Realität ihren Platz, von Literatur und Sprache bis zu Geschichte, Wirtschaft und Politik.<br />
Unter den über 100 Büchern, die bis 2005 in der Reihe veröffentlicht wurden, verdienen<br />
die „heute-Bände” besondere Erwähnung: Mexiko heute. Politik, Wirtschaft, Kultur<br />
erschien erstmals 1992, erlebte seitdem mehrere Neuauflagen und entwickelte sich rasch<br />
zum Standardwerk. Auch die inzwischen vorgelegten „heute-Bände” zu Argentinien,<br />
Brasilien, Chile, Kolumbien, Kuba, Portugal und Spanien (bereits in der vierten Auflage)<br />
vermitteln einen breiten und fundierten Einblick in die Geschichte, Politik, Wirtschaft und<br />
Kultur des jeweiligen Landes.<br />
• Die seit 1996 erscheinende Biblioteca Luso-Brasileira veröffentlicht Arbeiten, die sich mit<br />
der Kultur und Politik der lusophonen Welt beschäftigen.<br />
• In den Indiana Beiheften finden Monographien und Sammelbände ihren Platz, die dem<br />
thematischen Spektrum der Zeitschrift Indiana entsprechen.
30<br />
Ein weiter Weg bis Mekka<br />
Neben diesen Reihen sowie zahlreichen Einzelpublikationen, die zunehmend auch in Kooperation<br />
mit lateinamerikanischen Verlagen realisiert werden, veröffentlicht das IAI drei<br />
kleinere Serien im Selbstverlag: Die <strong>Ibero</strong>-Analysen liefern aktualitätsbezogene, aber über<br />
den tagespolitischen Horizont hinausreichende Informationen zu Politik, Wirtschaft,<br />
Gesellschaft und Kultur der Länder <strong>Ibero</strong>-Amerikas. Die <strong>Ibero</strong>-Bibliographien präsentieren<br />
Literaturübersichten zu Themen, die mit den Forschungs- und Sammelschwerpunkten des IAI<br />
in Verbindung stehen. In der Reihe <strong>Ibero</strong>-Online werden hervorragende Vorträge veröffentlicht,<br />
die am IAI gehalten wurden. Die drei genannten Reihen stehen auch im Internet als<br />
PDF zum kostenlosen Download zur Verfügung.<br />
Die Forschungstätigkeit des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s stand lange Zeit nur wenig im<br />
Blickfeld der Öffentlichkeit. Und dies, obwohl bereits Ernesto Quesada (1858 – 1934), der mit<br />
der Schenkung seiner Bibliothek den entscheidenden Impuls zur Gründung des IAI geliefert<br />
hatte, das <strong>Institut</strong> zu einem „Mekka für die lateinamerikanische Forschung in Europa“<br />
machen wollte. Hier sollten deutsche Forscher und Studierende die Möglichkeit erhalten, sich<br />
mit der lateinamerikanischen Geschichte und Geisteswelt vertraut zu machen, und lateinamerikanische<br />
Wissenschaftler ein Stück heimatlichen Boden mitten in Europa vorfinden.<br />
Diesem Wunsch Ernesto Quesadas kann das IAI heute zu großen Teilen entsprechen. Es bietet<br />
deutschen und internationalen Forschern eine hervorragende institutionelle Infrastruktur,<br />
eine fachkundige und unbürokratische Betreuung und eine anregende, interdisziplinäre<br />
Arbeitsatmosphäre. Zusammen mit der eigenen Forschungs- und Publikationstätigkeit ergibt<br />
sich daraus ein <strong>Institut</strong>sprofil, das den Weg nach Berlin für jeden an Lateinamerika, Spanien<br />
und Portugal interessierten Forscher lohnend macht.
Rayuela oder die Kunst des Kulturdialogs.<br />
Das Kulturzentrum <strong>Ibero</strong>-<strong>Amerikanisches</strong> <strong>Institut</strong><br />
32<br />
Rayuela oder die Kunst des Kulturdialogs<br />
Anlass für die Gründung des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s im <strong>Jahre</strong> 1930 war die<br />
Schenkung der Privatbibliothek des argentinischen Gelehrten Ernesto Quesada an den<br />
Preußischen Staat. Diese Schenkung erfolgte allerdings nicht bedingungslos. Quesada<br />
schwebte vielmehr ein selbstständiges und interdisziplinäres Informations-, Forschungs- und<br />
Kulturzentrum vor, eine „Zentralstelle zur Pflege der geistigen Beziehungen zwischen der<br />
deutschen und der lateinamerikanischen Kultur im Herzen Deutschlands“. Kulturvermittlung<br />
und Kulturdialog spielten also bereits bei der Konzeption des <strong>Institut</strong>s eine wichtige Rolle.<br />
Das IAI war folglich als Zentrum interkultureller Verständigung und Brücke zur iberischen<br />
Halbinsel und Lateinamerika definiert worden. In der Zeit des Nationalsozialismus<br />
wurde es allerdings als Instrument der Propaganda genutzt. Dazu<br />
gehörten auch kulturelle Aktivitäten: vor allem die Festakte zum Día de la Raza,<br />
aber auch Vorträge zur viel beschworenen „Freundschaft mit Lateinamerika” sollten zur<br />
Verbreitung der nationalsozialistischen Rassenideologie beitragen. Nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg wurde die Tätigkeit der <strong>Institut</strong>ion zunächst auf die bibliothekarische Arbeit<br />
beschränkt. Kulturelle Aktivitäten waren nur sehr eingeschränkt und mit direktem Bezug zu<br />
den Sammlungen möglich – einen Schritt in diese Richtung bildeten Buchausstellungen zu<br />
Argentinien 1954 und zu Alexander von Humboldt, Alfonso Reyes sowie zum 25-jährigen<br />
Bestehen des mexikanischen Verlags Fondo de Cultura Económica 1959.<br />
Mit der Eingliederung in die Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />
1962 ging auch die Ausweitung der kulturellen<br />
Aktivitäten einher. Bereits im selben Jahr fand auf Initiative<br />
der Zeitschrift Humboldt ein Schriftstellertreffen<br />
statt, bei dem u.a. Enrique Anderson Imbert, Rosario Castellanos,<br />
León de Greiff, João Guimarães Rosa und Juan Rulfo durch Anwesenheit<br />
sowie die eingeladenen deutschen Schriftsteller größtenteils<br />
durch zur Schau getragenes Desinteresse glänzten. Erfolgreicher<br />
verlief dann das Folgetreffen lateinamerikanischer und<br />
deutschsprachiger Schriftsteller 1964, an dem u.a. Ciro Alegría,<br />
Miguel Ángel Asturias, Jorge Luis Borges, Julio Ramón Ribeiro,<br />
Augusto Roa Bastos und João Guimarães Rosa sowie von deutscher<br />
Seite u.a. Hans Magnus Enzensberger und Günter Grass teilnahmen.
Das Kulturzentrum IAI<br />
Dieses Treffen gehörte – neben den Ausstellungen<br />
zu Alexander von Humboldt (1969)<br />
und zur Volkskunst aus Lateinamerika (19<strong>75</strong>),<br />
die allerdings nicht im <strong>Institut</strong> selbst stattfanden<br />
– zu den wenigen Kulturveranstaltungen<br />
dieser Größenordnung. Im beschaulichen<br />
Lankwitz fernab des Westberliner Kulturbetriebs<br />
beschränkte sich der Kulturaustausch<br />
im Wesentlichen auf den Empfang von Staatsgästen<br />
und Kulturschaffenden aus dem iberoamerikanischen<br />
Raum.<br />
Daran änderte auch der Umzug zum<br />
Kulturforum 1977 zunächst wenig. Die Ausweitung<br />
der kulturellen Aktivitäten des IAI fand<br />
in kleinen, manchmal sehr kleinen Schritten<br />
statt, das Kulturprogramm bildete kein<br />
Standbein des <strong>Institut</strong>s. Zwar wurden weiterhin<br />
Ausstellungen organisiert – etwa mit den<br />
Rugendas-Beständen des <strong>Institut</strong>s (1978), Kunst<br />
der Huicholes (1979), zum Thema „Deutsche<br />
Künstler in Lateinamerika. Maler und Naturforscher<br />
des 19. Jahrhunderts illustrieren einen<br />
Kontinent“ (1979). In diesem Bereich wirkte sich<br />
die Integration in die Stiftung Preußischer<br />
Kulturbesitz mit ihrer reichen Museumserfahrung<br />
positiv aus. Doch gingen gleichzeitig<br />
wesentliche Entwicklungen lateinamerikanischer,<br />
spanischer und portugiesischer Kultur und<br />
ihrer Rezeption in Deutschland relativ spurlos<br />
am IAI vorüber. Weder schlug sich der hiesige<br />
„Boom“ lateinamerikanischer Literatur in<br />
der Folge des ersten Schwerpunktprogramms<br />
der Frankfurter Buchmesse 1976 und des<br />
Horizonte ’82-Festivals in den Veranstaltungen<br />
des <strong>Institut</strong>s nieder, noch war die Begeisterung<br />
für lateinamerikanische Populärkultur in den<br />
80er <strong>Jahre</strong>n oder die Rezeption der spanischen<br />
movida in der Kulturarbeit des IAI erkennbar. So<br />
beteiligte sich das <strong>Institut</strong> an Horizonte ’82<br />
lediglich mit einer Ausstellung zur uruguayischen<br />
Gegenwartskunst.
Johann Moritz Rugendas: Der Gipfel des Vulkans Ixtaccihuatl<br />
34<br />
Rayuela oder die Kunst des Kulturdialogs<br />
Die Ausweitung der kulturellen<br />
Aktivitäten auf andere Genres<br />
erfolgte erst Mitte der 80er <strong>Jahre</strong>.<br />
Das IAI organisierte nun häufiger<br />
Lesungen, Konzerte, Kolloquien und Vorträge<br />
– meist auf Initiative der ibero-amerikanischen<br />
Gemeinden und Kulturvereine<br />
sowie der Botschaften bzw. Konsulate. Mit<br />
dem sukzessiven Umzug der Botschaften<br />
von Bonn nach Berlin in den 90er <strong>Jahre</strong>n<br />
wurde die Zusammenarbeit in diesem<br />
Bereich gefestigt. Das Programm wurde<br />
inhaltlich breiter angelegt, orientierte sich<br />
allerdings – mit Ausnahme der wissenschaftlichen<br />
Symposien – im Wesentlichen<br />
an Angeboten von außen. Die Zusammenarbeit<br />
mit anderen <strong>Institut</strong>ionen beschränkte<br />
sich auf Universitäten, Botschaften und<br />
Kulturvereine, zu den Berliner oder gar<br />
internationalen Kulturinstituten gab es nur<br />
sporadische Kontakte.<br />
Die Aktivitäten im Ausstellungsbereich wurden zwischen Mitte der 80er und Mitte der 90er<br />
<strong>Jahre</strong> ausgeweitet. Das <strong>Institut</strong> war an der Planung von Ausstellungen an verschiedenen<br />
Orten im In- und Ausland beteiligt. Thematisch blieben sie allerdings auf das 19. Jahrhundert<br />
und insbesondere auf Alexander von Humboldt und die Maler in seinem Umkreis beschränkt,<br />
hier fanden die Rugendas-Bestände des IAI am häufigsten Verwendung. Daneben wurden<br />
bedeutende Jubiläen aufgegriffen: 1983 eine Ausstellung mit Festakt und begleitender<br />
Vortragsreihe zum 200. Geburtstag Simón Bolívars; 1992 unter wissenschaftlicher und<br />
organisatorischer Beteiligung des <strong>Institut</strong>s die Ausstellung „Amerika 1492 – 1992. Neue<br />
Welten – neue Wirklichkeiten“ im Martin-Gropius-Bau. Lesungen mit bekannteren Autoren<br />
wie Maryse Condé oder Gonzalo<br />
Rojas blieben eher die Ausnahme;<br />
Konzerte vorwiegend klassischer<br />
Musik wurden nahezu ausschließlich<br />
von den Botschaften bzw.<br />
Konsulaten im IAI angeboten.
Das Kulturzentrum IAI<br />
Seit dem Jahr 2000 werden, vor dem Hintergrund struktureller und personeller<br />
Veränderungen am <strong>Institut</strong> sowie der Schaffung eines eigenen Referats für Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Kulturmanagement, trotz eines eher bescheidenen Etats in<br />
diesem Bereich wesentlich mehr Kulturveranstaltungen realisiert (ihre Zahl stieg um<br />
mehr als das Doppelte auf ca. 150 p.a.). Damit einher geht eine Neukonzeption der Kulturarbeit.<br />
Wurden zuvor v.a. Ausstellungen und wissenschaftliche Kongresse auf Initiative des<br />
<strong>Institut</strong>s durchgeführt, so orientieren sich nun auch kulturelle Aktivitäten in anderen Genres<br />
am Kulturkonzept des IAI. Das <strong>Institut</strong> wird selbst aktiv und sucht die Zusammenarbeit mit<br />
anderen Kultureinrichtungen im In- und Ausland. Einerseits lassen sich so aktuelle Themen und<br />
Inhalte, die im Kontext der Forschung und der bibliothekarischen Sammlung am <strong>Institut</strong><br />
stehen, besser aufgreifen. Thematische Schwerpunkte über einen längeren Zeitraum erleichtern<br />
die Kommunikation dieser Themen nach außen. Gleichzeitig fungiert das Kulturzentrum<br />
IAI einschließlich seiner Öffentlichkeitsarbeit als Schnittstelle von Informations- und<br />
Forschungszentrum zur Öffentlichkeit. Es dient der Vermittlung der Forschungsergebnisse<br />
nach außen.<br />
Veranstaltungsschwerpunkte seit 2001<br />
2001: Karibik /Intellektuelle und Macht<br />
2002: Spanien/Mexiko<br />
2003: Chile<br />
2004: Berlin-Buenos Aires<br />
2005: 400 <strong>Jahre</strong> Don Quijote<br />
2006: Migration/Fußball<br />
Andererseits ergeben sich Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit mit anderen<br />
<strong>Institut</strong>ionen in Berlin (Haus der Kulturen der Welt, <strong>Institut</strong>o Cervantes, literaturWERKstatt,<br />
Berliner Künstlerprogramm des DAAD, internationales literaturfestival berlin, Museumspädagogischer<br />
Dienst, etc.), mit denen gemeinsame Veranstaltungen geplant und durchgeführt<br />
werden.<br />
Daneben führt das IAI die frühere Praxis fort, die eigenen Bestände einer größeren Öffentlichkeit<br />
nicht nur im <strong>Institut</strong>, sondern auch außerhalb zu präsentieren. Neben thematische<br />
Ausstellungen der Buchbestände und der Sondersammlungen sowie der Werke von Rugendas<br />
sind in den letzten <strong>Jahre</strong>n v.a. die Sammlungen der Fotografien Hugo Brehmes sowie die<br />
Grafiken des Taller de Gráfica Popular getreten, die sich im Besitz des <strong>Institut</strong>s befinden.<br />
35
36<br />
Rayuela oder die Kunst des Kulturdialogs<br />
Die Vernetzung des IAI mit lokalen und internationalen Kulturinstitutionen<br />
ermöglicht Veranstaltungsreihen und -schwerpunkte, die mit verschiedenen<br />
Partnern durchgeführt werden – wie etwa die Lateinamerikanische Filmnacht mit<br />
den „Freunden des IAI“ und den „Freunden der Deutschen Kinemathek“, die<br />
Retrospektiven des Kurz- und Dokumentarfilmfestivals ZINEBI (Bilbao) in Zusammenarbeit<br />
mit der Festivaldirektion und Berliner Kinos oder die Sparten übergreifende Reihe „400 <strong>Jahre</strong><br />
Don Quijote 2005“ in Kooperation mit dem <strong>Institut</strong>o Cervantes.<br />
Darüber hinaus arbeitet das <strong>Institut</strong> aktiv an lokalen und internationalen Netzwerken von<br />
Kulturinstitutionen wie dem „Arbeitskreis Internationaler Kulturaustausch“ (www.berlinglobal.de)<br />
und der „Red de Centros Culturales de América y Europa“ (www.cab.int.co) mit, beteiligt<br />
sich am Föderalen Programm der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (www.foederales-programm.de)<br />
sowie zweimal jährlich an der Langen Nacht der Museen. Diese Vernetzung fördert die<br />
mittel- und langfristige Zusammenarbeit über Kulturgrenzen hinweg und erschließt dem<br />
<strong>Institut</strong> neue Kontakte und Formen der Kulturvermittlung.
Das Kulturzentrum IAI<br />
Ein weiterer Schritt zu mehr Vernetzung ist die Zusammenarbeit in gemeinsam vorbereiteten<br />
internationalen Verbundprojekten, die über das Veranstaltungsmanagement<br />
hinaus den Dialog zwischen unterschiedlichen Kulturen nachhaltig<br />
befördern sollen. In den vergangenen <strong>Jahre</strong>n haben zwei solcher Verbundprojekte<br />
mit einer Reihe lokaler und internationaler Partner stattgefunden: 2002 das Kulturfestival<br />
MEXartes-berlin.de, das vom Haus der Kulturen der Welt, dem Ethnologischen Museum und<br />
dem IAI initiiert und mit einer Reihe mexikanischer und Berliner Partnerinstitutionen durchgeführt<br />
worden ist (Dokumentation des Festivals unter www.mexartes-berlin.de). 2004 hat<br />
im Rahmen des 10-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft das vom IAI koordinierte<br />
Projekt „Buenos Aires – Berlin“ stattgefunden (Dokumentation des Festivals unter<br />
www.buenosaires-berlin.com). Beide Festivals hatten nicht nur Event-Charakter. Vielmehr<br />
geht es insbesondere bei solchen Verbundprojekten darum, einen dauerhaften interkulturellen<br />
Dialog zu etablieren, dessen Nachhaltigkeit sich in weiteren Veranstaltungen (wie etwa<br />
einem Symposium zu den Erinnerungskulturen in Berlin und Buenos Aires im Juni 2005)<br />
erweisen kann.<br />
37
38<br />
Rayuela oder die Kunst des Kulturdialogs<br />
Das Kulturzentrum IAI verzeichnet in den <strong>Jahre</strong>n seit der Integration des <strong>Institut</strong>s in die<br />
Stiftung Preußischer Kulturbesitz eine stetige, in unterschiedlichen Tempi, Schritten oder<br />
Sprüngen erfolgende Ausdehnung seiner Aktivitäten. Es entwickelt sich, insbesondere seit<br />
der Jahrhundertwende, von einem am Angebot von außen orientierten Veranstaltungsort zu<br />
einem interdisziplinären Kulturzentrum, das selbst kulturelle Veranstaltungen initiiert bzw.<br />
koordiniert und sich mit lokalen und internationalen Kultureinrichtungen vernetzt sowie im<br />
Verbund mit ihnen größere Projekte oder Veranstaltungsreihen durchführt. Es hat allerdings<br />
im Unterschied zu anderen Kultureinrichtungen wie Theatern oder Kinos mit den charakteristischen<br />
Problemen der Vermittelbarkeit der Arbeit eines Kulturzentrums zu kämpfen. Die<br />
Sparten übergreifende und interdisziplinäre Ausrichtung mit einer Vielzahl sehr unterschiedlicher<br />
Veranstaltungen könnte leicht als Beliebigkeit gedeutet werden. Über die regionalspezifische<br />
Kompetenz hinaus muss daher deutlich gemacht werden, welche kulturellen<br />
Phänomene oder Repräsentationsformen im <strong>Institut</strong> ihren Platz haben sollen. Das heißt für<br />
die Zukunft, dass der Kulturarbeit am IAI ein noch schärferes Profil gegeben werden soll, verbunden<br />
mit einer Philosophie, die als Leitlinie für die kulturellen Aktivitäten dienen kann.<br />
Dieser Herausforderung stellt sich das <strong>Institut</strong> durch die bereits in Angriff genommene<br />
Profilierung als ein interdisziplinäres Kulturzentrum, das sich neben seiner Funktion als<br />
Veranstaltungsort nicht nur der Präsentation und Repräsentation anderer Kulturen widmet,<br />
sondern auch zur interkulturellen Produktion und Reflexion von Kultur im Dialog mit<br />
Künstlern und Kultureinrichtungen aus Lateinamerika, Spanien und Portugal hin entwickelt.<br />
Dabei kann die Kulturarbeit als Schnittstelle zwischen bibliothekarischer Sammlung,<br />
Forschung und Öffentlichkeit dienen. Gleichzeitig kann die Forschung eine kritische<br />
Reflexion des im Kulturbereich Produzierten leisten. In dieser Verbindung von Informations-,<br />
Forschungs- und Kulturzentrum, im gegenseitigen Bezug der verschiedenen Arbeitsbereiche<br />
aufeinander können die spezifischen Stärken eines <strong>Institut</strong>s, das von Beginn an als Ort<br />
interkultureller Begegnung und interkulturellen Austauschs gedacht war, besonders zum<br />
Tragen kommen.<br />
Diese Profilierung als Kulturzentrum bedeutet nicht, dass kulturelle Aktivitäten, die den<br />
genannten Vorgaben nicht folgen, damit aus dem Programm des <strong>Institut</strong>s ausgeschlossen<br />
werden. Vielmehr verhält es sich wie beim rituellen Kinderspiel „Himmel und Hölle“: man<br />
hüpft – mal ein-, mal zweibeinig – weiter, hält inne, setzt sich neue Ziele, überspringt bisweilen<br />
mehrere Stufen, um sich Schritt für Schritt dem Ziel zu nähern; andererseits begibt<br />
man sich immer wieder auf frühere Stufen zurück, um das Erreichte kritisch zu reflektieren<br />
und sich und seine Arbeit zu „erden“.
Die Freunde – fünf <strong>Jahre</strong> erfolgreich für das IAI<br />
Vorsitzender: Horst Pietschmann<br />
Ehrenkomitee<br />
Carlos Fuentes (Mexiko),Vorsitz<br />
Héctor Aguilar Camín (Mexiko)<br />
Manuel Antín (Argentinien)<br />
Jacobo Borges (Venezuela)<br />
Ernesto Cardenal (Nicaragua)<br />
Germán Carrera Damas (Venezuela)<br />
Jean Franco (USA)<br />
Friedrich Katz (USA)<br />
Wilhelm Lauer (Deutschland)<br />
José Xavier Martini (Argentinien)<br />
Ángeles Mastretta (Mexiko)<br />
José María Pérez Gay (Mexiko)<br />
Sergio Ramírez (Nicaragua)<br />
Rosa Regàs (Spanien)<br />
Sergio Paulo Rouanet (Brasilien)<br />
Antonio Skármeta (Chile)<br />
David Sobrevilla (Peru)<br />
40<br />
Die Freunde<br />
Was war das ‚<strong>Ibero</strong>’, bevor es seine Freunde gab? Zweifellos die größte europäische Spezialbibliothek<br />
für Lateinamerika, Spanien und Portugal, eine Stätte der außeruniversitären<br />
Forschung und des interkulturellen Dialogs. Doch nachdem sich das <strong>Institut</strong> in der veränderten<br />
politischen und kulturellen Landschaft Berlins neu positioniert und seine Aktivitäten verstärkt<br />
hat, sind Aufgaben entstanden, die zusätzlicher Unterstützung bedürfen. Hierfür wurden am<br />
28. April 2000 die Freunde des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischens <strong>Institut</strong>s e.V. gegründet.<br />
In den fünf <strong>Jahre</strong>n ihres Bestehens haben sie mit Dutzenden von Veranstaltungen das kulturelle<br />
Angebot des <strong>Institut</strong>s bereichert. Das Literarische Terzett, das im Frühjahr und im Herbst<br />
Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt vorstellt oder auch Tendenzen der ibero-amerikanischen<br />
Literatur diskutiert, hat längst Tradition. Die Lateinamerikanische Filmnacht im<br />
Dezember hat sich zu einem Publikumsmagneten entwickelt: hier werden neue Produktionen<br />
gezeigt und ältere, kaum zugängliche Werke wieder aufgeführt. Mit Hilfe der Freunde soll im<br />
IAI eine umfassende Sammlung des lateinamerikanischen Filmschaffens (auf VHS und DVD)<br />
entstehen.<br />
Die Freunde beteiligen sich mit Vorträgen sowie mit Previews von Fernseh-Dokumentationen<br />
und Rundfunk-Features an aktuellen Diskussionen. Sie präsentieren lateinamerikanisches<br />
Theater in szenischer Lesung. Sie bieten ihren Mitgliedern den vergünstigten Besuch von<br />
Konzerten mit lateinamerikanischen Komponisten, Solisten, Orchestern oder Dirigenten; die<br />
kostenlose Teilnahme an Vernissagen und Führungen durch Ausstellungen lateinamerikanischer<br />
Kunst; die Besichtigung der Archive des IAI sowie der Altamerika-Sammlungen des<br />
Ethnologischen Museums und vieles mehr.<br />
Die Mitglieder des Freundeskreises profitieren auch von der Publikationstätigkeit des<br />
<strong>Institut</strong>s, denn sie erhalten als <strong>Jahre</strong>sgabe eine neue Veröffentlichung, so z.B. den Reader<br />
zum Metropolen-Projekt Berlin-Buenos Aires (2004) oder einen Beitrag zur nötigen Aufarbeitung<br />
eigener Geschichte mit dem Band Ein <strong>Institut</strong> und sein General. Wilhelm Faupel<br />
und das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> in der Zeit des Nationalsozialismus (2003).
Fünf <strong>Jahre</strong> erfolgreich für das IAI<br />
Die Freunde mischen sich gelegentlich auch in Berlins Kulturleben ein und fördern beispielsweise<br />
die Realisierung des Projekts Latente, eine erste Ausstellung von Werken iberoamerikanischer<br />
Künstler,<br />
die in Deutschland<br />
entstanden sind. Sie<br />
haben sich ebenfalls<br />
der Idee des<br />
berühmten mexikanischen<br />
Bildhauers<br />
Sebastián angenommen,<br />
der der Stadt Berlin eine seiner riesigen monochromen Metallplastiken schenken<br />
möchte. Aber im Mittelpunkt der Aufgaben steht natürlich das ‚<strong>Ibero</strong>’. Wenn buchstäblich<br />
Not am Mann ist, dann wissen die Freunde Rat und Hilfe – wie im Jahr 2003. Damals schenkte<br />
die Mexikanische Botschaft bei der Zusammenlegung ihrer Bonner und Ostberliner Vertretungen<br />
dem IAI in einer großzügigen Geste den Bestand der beiden Bibliotheken. Um die<br />
rund 5.000 Bände zu katalogisieren und zugänglich zu machen, war ein zusätzlicher Mitarbeiter<br />
nötig. Durch die allgemeinen Sparzwänge war es dem <strong>Institut</strong> zunächst jedoch nicht<br />
möglich, ihn einzustellen. Deshalb übernahmen dies die Freunde und kamen so mit Hilfe<br />
eines Arbeitsförderungsprogramms vorübergehend zu ihrem ersten Angestellten, der<br />
inzwischen im <strong>Institut</strong> einen festen Arbeitsplatz erhalten konnte.<br />
Die Freunde finanzieren vor, beispielsweise Werbematerialien für das Metropolen-Projekt<br />
Buenos Aires – Berlin oder für das <strong>75</strong>-jährige <strong>Institut</strong>sjubiläum. Die Freunde finanzieren mit,<br />
so z. B. die große Geschichte der kubanischen Musik „Alles in meinem Dasein ist Musik ...“<br />
(2004). Sie werden dort finanziell aktiv, wo dem <strong>Institut</strong> die Hände gebunden sind: schaffen<br />
an, was der Bibliotheksetat nicht ermöglicht, den berühmten frühkolonialen Codex Relación<br />
de Michoacán beispielsweise, oder beteiligen sich am Ankauf von Nachlässen wie dem des<br />
großen argentinischen Schriftstellers Roberto Arlt.<br />
Viele international renommierte Persönlichkeiten unterstützen deshalb die Freunde. Zu ihrem<br />
Ehrenkomitee unter Vorsitz von Carlos Fuentes gehören berühmte Schriftsteller, Künstler,<br />
Philosophen und Wissenschaftler aus den beiden Amerikas.<br />
Ohne seine Freunde ist das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> kaum noch zu denken. Deshalb ist<br />
es wichtig, dass der Kreis ihrer Mitglieder und so ihre finanziellen Möglichkeiten ständig<br />
erweitert werden.<br />
Peter B. Schumann<br />
Was unsere Mitglieder<br />
für das IAI erreichen<br />
– den Erwerb von Nachlässen<br />
– den Ankauf von seltenen<br />
Büchern<br />
– die Vorfinanzierung von<br />
Projekten<br />
– die Mitfinanzierung von<br />
aufwendigen Editionen<br />
– die Bereicherung des<br />
kulturellen Angebots<br />
Was unsere Mitglieder<br />
erwarten können<br />
über die vielfältigen Aktivitäten<br />
unseres <strong>Jahre</strong>sprogramms hinaus<br />
– eine neue Publikation des IAI<br />
als kostenlose <strong>Jahre</strong>sgabe<br />
– den vergünstigten Besuch von<br />
Konzerten mit<br />
lateinamerikanischer Musik<br />
– die Besichtigung der Archive<br />
des IAI<br />
– die Einladung zu Vernissagen<br />
und Führungen durch<br />
Ausstellungen lateinamerikanischer<br />
Kunst u.v.m.<br />
Werden Sie Mitglied –<br />
für nur 25,– € <strong>Jahre</strong>sbeitrag<br />
Kontakt im IAI:<br />
Gisela Berthold<br />
Tel. 030/266 25 21<br />
Freunde-IAI@iai.spk-berlin.de
Oscar Arias Sánchez<br />
Fernando Henrique Cardoso<br />
Mario Vargas Llosa<br />
Antonio Skármeta<br />
42<br />
Das IAI in Zitaten<br />
„Für unsere Forscher und Studiosi war das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> von jeher einer der wichtigsten<br />
Anlauf- und Stützpunkte in Deutschland. Diese Kooperationsbeziehungen sind unverzichtbar, und<br />
es ist wichtig, sie zu verstärken.“<br />
Ausschnitt aus der Rede des damaligen brasilianischen Staatspräsidenten Fernando Henrique Cardoso<br />
anlässlich der 70-Jahr-Feier des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s am 5. Oktober 2000<br />
„Durch die Breite und Tiefe ihrer gegenwärtigen Sammlung ist die Bibliothek des IAI zu der herausragenden<br />
und wichtigsten Bibliothek für lateinamerikanische Studien in ganz Europa geworden.“<br />
Geoff West, British Library, London<br />
„Lateinamerika darf weder politisch noch kulturell ins Abseits gedrängt werden. Das Interesse in<br />
Deutschland darf nicht wieder schwinden, denn der Kontinent hat uns unverändert viel zu sagen.“<br />
Michi Strausfeld, Lektorin des Suhrkamp Verlags, Frankfurt a.M.<br />
„Das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> in Berlin hat mehrere Jahrzehnte lang als Brücke zwischen unseren<br />
Kontinenten fungiert, es hat die größte lateinamerikanische Bibliothek Europas zusammengetragen und<br />
regte eine Vielzahl von Studien, Forschungen und Erkenntnissen an. Es ist an uns allen, dieses Erbe<br />
lebendig zu halten, es zu vergrößern und mit unseren Werken und unserem Streben voranzutreiben. Vor<br />
elf <strong>Jahre</strong>n, als ich diese Einrichtung das letzte Mal besuchte, und<br />
noch die schreckliche Narbe der Mauer die Stadt teilte, schrieb ich<br />
Folgendes, ich möchte es heute Nachmittag noch einmal wiederholen:<br />
„Das <strong>Ibero</strong>-Amerikanische <strong>Institut</strong> ist der Leuchtturm unserer Kultur<br />
auf der Insel Berlins, es gibt Deutschland alles von uns, es ist an der<br />
Zeit, die Insel in einen Kontinent zu verwandeln, indem man dem<br />
Leuchtturm all die Scheinwerfer zur Verfügung stellt, die er benötigt“.<br />
Es gibt keine Kultur, die isoliert lebt, das Leben ist Kontakt, die<br />
Identität gewinnt man mit den anderen. Lassen Sie uns die Lichter<br />
unseres <strong>Institut</strong>s am Leuchten halten ...“<br />
Carlos Fuentes<br />
Ausschnitt aus der Rede des mexikanischen Schriftstellers Carlos Fuentes anlässlich<br />
der Übernahme des Ehrenvorsitzes des Vereins der Freunde des IAI im Mai 2000<br />
„Das IAI verfügt über eine Gruppe von Forschern, die sich in verschiedenen Bereichen, wie der<br />
Politikwissenschaft, der Kultur- und Literaturwissenschaft, der Geschichte, der Linguistik und<br />
Anthropologie und auf anderen Gebieten qualifiziert haben, die dabei aber alle auf eine geokulturelle<br />
Realität wie die lateinamerikanische in all ihrer Komplexität ausgerichtet sind. Dadurch eröffnen sich<br />
ungeheuere Möglichkeiten, die notwendige analytische Vertiefung auf sehr punktuelle Aspekte dieser<br />
Realität mit der heute unerlässlichen Zusammenarbeit bei der Gewinnung wissenschaftlicher Kenntnisse<br />
und Methoden zu kombinieren, gemäß einer neuen multi- und interdisziplinären Herangehensweise.“<br />
Carlos Pacheco, Professor für lateinamerikanische Literatur und Dekan der Postgraduiertenstudien,<br />
Universidad Simón Bolívar, Caracas
Eine Auswahl illustrer ausländischer Gäste<br />
des IAI in den vergangenen 20 <strong>Jahre</strong>n<br />
S. M. der König Don Juan Carlos I. von<br />
Spanien und I. M. Doña Sofía von Spanien<br />
27. Februar 1986<br />
Oscar Arias Sánchez<br />
Präsident der Republik Costa Rica,<br />
Friedensnobelpreisträger 1987<br />
28. Mai 1987<br />
Dr. Mário Soares<br />
Präsident der Portugiesischen Republik<br />
20. April 1988<br />
Tomás Borge Martínez<br />
Innenminister der Republik Nicaragua<br />
9. Juni 1989<br />
Carlos Fuentes<br />
Mexikanischer Schriftsteller<br />
21. Juni 1989 / 19. Mai 2000<br />
Prof. Dr. Dr. hc Leopoldo Zea<br />
Mexikanischer Philosoph<br />
25. Oktober 1989<br />
José Emilio Pacheco<br />
Mexikanischer Schriftsteller<br />
15. Juni 1990<br />
Dr. Carlos Salinas de Gortari<br />
Präsident der Vereinigten Mexikanischen Staaten<br />
30. Juni 1991<br />
Sixto Durán Ballén<br />
Präsident der Republik Ecuador<br />
20. März 1995<br />
Prof. Dr. Fernando Henrique Cardoso<br />
Präsident der Föderativen Republik Brasilien<br />
20. September 1995 / 5. Oktober 2000<br />
Gonzalo Sánchez de Lozada<br />
Präsident der Republik Bolivien<br />
18. Oktober 1996<br />
Mario Vargas Llosa<br />
Peruanischer Schriftsteller<br />
1997<br />
Dr. Rafael Caldera Rodríguez<br />
Präsident der Republik Venezuela<br />
19. März 1998<br />
Hugo Chávez – Frías<br />
Präsident der Republik Venezuela<br />
29. September 1999<br />
Rigoberta Menchú Tum<br />
Friedensnobelpreisträgerin 1992, Guatemala<br />
12. März 2001<br />
Dr. Sergio Ramírez<br />
Nicaraguanischer Schriftsteller<br />
28. Juni 2001<br />
Alejandro Toledo<br />
Präsident der Republik Peru<br />
5. Juli 2001<br />
Dr. Fernando de la Rúa<br />
Präsident der Republik Argentinien<br />
14. November 2001<br />
Antonio Skármeta<br />
Schriftsteller und Botschafter<br />
der Republik Chile<br />
2. Februar 2002<br />
Lucio Gutiérrez<br />
Präsident der Republik Ecuador<br />
16. Dezember 2002<br />
Prof. Dr. Beatriz Sarlo<br />
Argentinische Kulturwissenschaftlerin<br />
14. Mai 2003<br />
Mempo Giardinelli<br />
Argentinischer Schriftsteller<br />
23./24. Oktober 2003<br />
Fernando Solanas<br />
Argentinischer Regisseur<br />
30. September 2004<br />
Dr. Nicanor Duarte Frutos<br />
Präsident der Republik Paraguay<br />
13. Oktober 2004<br />
S. M. der König Don Juan Carlos I.<br />
und I. M. die Königin Doña Sofía<br />
Sergio Ramírez<br />
Rigoberta Menchú Tum<br />
Mário Soares<br />
43
44<br />
Abteilung 1<br />
Bibliothek<br />
Leitung: Peter Altekrüger<br />
Referat 1<br />
Medien<br />
Leitung: Gisela Mohr<br />
Stellv. Leitung: Dr. Ricarda Musser<br />
Referat 2<br />
Benutzung<br />
Leitung: Dr. Wolfgang Ulland<br />
Stellv. Leitung: Dr. Ulrike Mühlschlegel<br />
Direktion<br />
Direktorin: Dr. Barbara Göbel<br />
Stellvertretender Direktor: Peter Altekrüger<br />
Abteilung 2<br />
Forschung<br />
Leitung: Dr. Peter Birle<br />
Referat 1<br />
Nachlässe und<br />
Sondersammlungen<br />
Leitung: Dr. Gregor Wolff<br />
Referat 2<br />
Forschung und Publikationen<br />
Leitung: Dr. Peter Birle<br />
Organigramm des IAI<br />
Abteilung 3<br />
Zentrale Dienste<br />
Leitung: Dr. Barbara Göbel<br />
Referat 1<br />
Verwaltung<br />
Leitung: Angelika Kuschek<br />
Referat 2<br />
Informationstechnologie<br />
Leitung: Peter Altekrüger<br />
Referat 3<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Kulturmanagement<br />
Leitung: Francine Pietryga
Beschäftigte des IAI<br />
Altekrüger, Peter<br />
Ambrosi, Wolfgang<br />
Andreesen, Olga<br />
Bachmann, Jürgen<br />
Bartels, Anne<br />
Beck, Doris<br />
Berthold, Gisela<br />
Billand, Christina<br />
Bimberg, Dagmar<br />
Dr. Birle, Peter<br />
Branam, Maria<br />
Burkhardt, Anne<br />
Dr. Carreras, Sandra<br />
Eichen, Sabine<br />
Ferrufino Rodríguez, Ian<br />
Fey, Christian<br />
Fiolka, Michael<br />
Frentzel, Dirk<br />
Gärtner, Christa<br />
Gallenbeck, Gesa<br />
Dr. Göbel, Barbara<br />
Goldberg García, Argentina<br />
Harendt-Schottstedt, Gisela<br />
Hauck, Eduardo<br />
Henning, Rainer<br />
Hinderlich, Götz<br />
Hübner, Petra<br />
Ilioudis, Dorothea<br />
Indolfo, Caterina<br />
Ißbrücker, Diana<br />
Jahn, Elicybeth<br />
Janas-Nowosinska, Anna<br />
Kaczmarek, Bernd<br />
Dr. Karl, Annette<br />
Klatt, Cornelia<br />
Korne, Sabine<br />
Kreitz, Edgar<br />
Kuehne, Vera<br />
Kunstreich, Wiebke<br />
Kuschek, Angelika<br />
Levin, Andreas<br />
Levin, Anna<br />
Lozze, Alexander<br />
Lück, Sigrid<br />
Dr. Masson, Peter<br />
Mieth, Gisela<br />
Mohr, Gisela<br />
Dr. Mühlschlegel, Ulrike<br />
Müller, Christoph<br />
Dr. Musser, Ricarda<br />
Neufert, Simone<br />
Neumann, Sigrid<br />
Obregón Goma, Salvador<br />
Peter, Sabine<br />
Pietryga, Francine<br />
Reichel, Dagmar<br />
von Römer, Diana<br />
Rokoß-Heiß, Daniela<br />
Dr. Schmidt-Welle, Friedhelm<br />
Schumacher, Gudrun<br />
Seeger, André<br />
Seibt, Anneliese<br />
Seifert, Edmund<br />
Späthling, Ingo<br />
Spittmann, Rosemarie<br />
Stech, Guillermo<br />
Stöhr, Martina<br />
Stratmann, Rüdiger<br />
Tiedtke, Lutz<br />
Dr. Ulland, Wolfgang<br />
Ullrich, Ralf<br />
Wegel-Winter, Sonja<br />
Weitemeier, Stephan<br />
Wiedemeyer, Olivia<br />
Wiese, Irmgard<br />
Wiezorrek, Karl-Heinz<br />
Dr. Wolff, Gregor<br />
Wolff, Peter<br />
Dr. Yim, Guechse<br />
45
Wissenschaftlicher Beirat<br />
Der Wissenschaftliche Beirat des <strong>Ibero</strong>-Amerikanischen <strong>Institut</strong>s<br />
46<br />
Prof. Dr. Hans-Jürgen Puhle, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main,<br />
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften (Vorsitzender)<br />
Prof. Dr. Marianne Braig, Lateinamerika-<strong>Institut</strong> der FU Berlin<br />
Prof. Dr. Ludwig Ellenberg, Humboldt-Universität zu Berlin, Geographisches <strong>Institut</strong><br />
Prof. Dr. Ottmar Ette, Universität Potsdam, <strong>Institut</strong> für Romanistik<br />
Prof. Dr. Dirk Kruijt, Universiteit Utrecht, Faculteit Sociale<br />
Prof. Dr. Barbara Potthast, Universität zu Köln, Iberische und Lateinamerikanische Abteilung,<br />
Historisches Seminar<br />
Prof. Dr. Verena Stolcke, Universitat Autònoma de Barcelona, Divisió d’Antropologia social y Prehistoria<br />
Dr. Michi Strausfeld, Suhrkamp Verlag
Das IAI in Zahlen<br />
A. Allgemein<br />
1. Personal (Stand 1.8.2005)<br />
Mitarbeiter/innen 77<br />
davon Planstellen 66<br />
Referendare 1<br />
Praktikant/innen 5<br />
2. Haushalt 2004 (Euro)<br />
Sachmittel, Investitionen und Zuschüsse 1.211.000<br />
Personalmittel (nur Gehaltszahlungen) 2.700.000<br />
Drittmittel 1.011.000<br />
B. Bereiche<br />
1. Bibliothek 2004<br />
Benutzungsdaten<br />
Gültige Ausweise 2.539<br />
Ausleihen 131.238<br />
Fernleihe 4.831<br />
Quote aktiv positiv 73,9 %<br />
Auskünfte (täglich) 130<br />
Bestand<br />
Bücher 830.000<br />
Laufende Zeitschriften 4.810<br />
Neuerwerbungen Bücher (jährlich) 17.000<br />
2. Forschung und Publikationen 2004<br />
Stipendiaten des IAI 6<br />
Sonstige Stipendiaten 20<br />
Wissenschaftliche Tagungen und Workshops 13<br />
Publikationen des IAI<br />
Monografien und Sammelbände 16<br />
Zeitschrift Indiana 1<br />
Zeitschrift <strong>Ibero</strong>americana 4<br />
Zeitschrift Revista Internacional de Lingüística <strong>Ibero</strong>americana 2<br />
Ausstellungskataloge 1<br />
Selbstständige Publikationen von Mitarbeiter/inne/n des IAI 5<br />
Unselbstständige Publikationen von Mitarbeiter/inne/n des IAI 32<br />
3. Kulturveranstaltungen 2004<br />
Ausstellungen 23<br />
Lange Nacht der Museen 2<br />
Lateinamerikanische Filmnacht 1<br />
Veranstaltungen im Rahmen des Metropolenprojektes Buenos Aires – Berlin 135<br />
davon in Berlin 99<br />
davon in Buenos Aires 36<br />
Sonstige Veranstaltungen 147<br />
Besucher von Veranstaltungen im IAI 33.830<br />
47
Potsdamer Straße 37<br />
10785 Berlin<br />
Telefon: (030)266 2500<br />
E-Mail: iai@iai.spk-berlin.de www.iai.spk-berlin.de<br />
IBERO-AMERIKANISCHES INSTITUT<br />
PREUSSISCHER KULTURBESITZ