12.07.2015 Aufrufe

SFT 6/84 - Science Fiction Times

SFT 6/84 - Science Fiction Times

SFT 6/84 - Science Fiction Times

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

20<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>dung_en. Für die Generation der Töchterund Enkelinnen scheint es keine Herausforderungenmehr zu geben.In dieser Situation kommen zum erstenMal seit Bestehen des Dorfes Fremdeins Tal. Der Mann Bennett und seineschwangere Frau Donna lösen durchihre Anwesenheit Verwirrung bei denJüngeren und Haß bei den Alten aus. Siebringen spärliche Informationen überdie Welt, wie sie sich außerhalb desDorfes entwickelt hat: als mittelalterlicheund extrem frauenfeindliche Herrschafteiner Priesterkaste. Aus Angstvor einem Überfall und aus Neugierdeauf die Welt außerhalb des eigenen begrenztenLebensraumes gewinnt vor allemunter den jüngeren Frauen die Ideeeiner Erkundungsreise und der möglichenGründung eines zweiten Dorfes anBoden. Singer beschreibt eindrucksvoll,wie die Entscheidungen in der Gemeinschaftgetroffen werden. Die Reise bestätigtdie Informationen über die Außenwelt.Der Roman endet mit demAufbruch der ersten Frauen in das geplanteneue Dorf, obwohl die Meinungenauseinandergehen, ob diese Dezentralisierungzu einer Schwächung oderStärkung der Gemeinschaft fUhren wird.Die Geschichte wird aus der Sichtder Chronistin des Dorfes erzählt, die"beruflich" und persönlich von den entstehendenKonflikten betroffen ist. Typischfür die utopische Frauenliteraturkontrastiert Singer das friedliche undfreie Leben der Frauen mit den Erinnerungender Gründerinnen an die Gesellschaft,aus der sie geflohen sind, z. T.dreifach verfolgt: als Frau, als Farbige,als• Homosexuelle. Die Erlebnisse der eigenenUnterdrückung werden am dargestelltenKonflikt aktualisiert: die Unfahigkeitdes chauvinistischen Mannes,sich einzupassen, läßt seine Tötung alseinzige Konfliktlösung erscheinen, dennseine Freilassung würde den Verrat unddie Vernichtung des Dorfes unvermeidlichzur Folge haben. Seine Tötung jedochwiderspricht den gewaltlosen Prinzipiender neuen Gesellschaft. Die verschiedenenBlickwinkel auf diesen dilemmatischenKonflikt werden von Singersehr glaubwürdig dargestellt: heftigeDebatten in der Ratsversammlung, persönlicheKonflikte zwischen Liebenden,die allmähliche Entwicklung einer aggressivenStimmung im Dorf, die sich dannin einem ungeplanten Mord an demflüchtenden Bennett entlädt. Die lähmendeHandlungsunfahigkeit löst sichspontan und fast zufallig, eine offtzielleEntscheidung durch die Ratsversammlungwird damit umgangen ...Doch am Ende ist nichts mehr wiees war: die Zeit der Abkapselung istvorüber, die Zeit des Geborgenseins undder Sicherheit, auch die Zeit der Naivität.Die jungen Frauen werden mit Erfahrungenkonfrontiert, die die Altenihnen ersparen wollten und auf die siedementsprechend schlecht vorbereitetsind. Die gewaltvolle Realität hat diefriedliche Frauengesellschart eingeholt.Singer gelingt mit ihrem ersten Romanetwas flir diese Literatur recht Seltenes:die Frauen sind als einzelne Charakteredeutlich gezeichnet, sie sind widersprüchlich,lebendig, keineswegs steril,obgleich das starke Gemeinschaftsgefühluntereinander ebenfalls spürbarist. Das Dorf Demeter ist kein fehlerfreiesBild einer Idealgesellschaft vonFrauen, bevölkert von heroischen Heidinnen.Aber gerade das läßt diesen alternativenGesellschaftsentwurf für dieLeserin (den Leser??) unmiltelbar attraktiverscheinen. Es macht parteiisch flirdie Frauen, unduldsam fiir unsereschlechte Realität.Das Dilemma der beiden miteinanderverwobenen Entscheidungsprozesse istder Rahmen, in dem die Autorin - niemalsabstraktmoralische Vorstellungenund (un)menschliche Notwendigkeitendiskutiert. Und sie bietet keine eleganteoder angenehme Lösung an.Barbara Holland-CunzMichael de LarrabeitiDIE HORRIBLES 1: AUF ZURGROSSEN RUMBLEJAGD!Stuttgart 19<strong>84</strong>, Klett-Cotta, Hobbit­Presse 364 S., DM 26,-Deutsch von Joachim KalkaDie Horribles sind unter uns (oder denBewohnern von London): langohrigeGnome, die als Kinder aus der Gesellschaftausgestiegen, nicht mehr gewachsenund nicht älter geworden sind. Sieleben im Verborgenen und haben ihreFeinde: die Rumbles, maulwurfahnliche,straff organisierte Unholde, die denBorribles an den Kragen und sich ihreReviere unter den Nagel reißen wollen.Doch die Horribles wissen sich zu wehren...Talkien schimmert durch in dieserseltsamen Mischung. Zum einen liestsich der Roman passageweise stark märchenhaft,wie ein Kinderbuch; zum an-deren ist er exzessiv brutal und bietetein verkapptes Bild der sozialen Umständein jenem Teil Londons, in demes spielt. Man könnte die Horribles, dieimmer in der Angst leben, ihre spitzenOhren und damit die alterslose, abenteuerlicheExistenz zu verlieren, als verkappteRealitätsflüchtlinge sehen, alsFantasyleser; zum anderen ist ihre Weltkaum schöner als die, in der die Menschenleben (die natürlich weder vonBorribles noch von den Rumbles etwaswissen).Der Roman ist keineswegs langweilig,leidet aber unter einigen dramaturgischenSchwächen. Der Autor hat denFehler begangen, direkt zehn Borriblesin den Kampf gegen die Rumbles zuschicken; sie unterscheiden sich in ihrerCharakterisierung kaum und sind absolutnicht einprägsam.Zu loben ist die vorbildliche, geradezuprachtvolle Ausstattung des Bandes;de Larrabeiti hat nicht viel zu vermitteln(wie die wenigsten modernen Fantasyautoren),könnte aber zu einem Kultautorwerden, der sich mit seinem Borrible-Zyldus(weitere Bände werden folgen)eine gewisse Leserschaft sichert,auch Wenn seine Schilderungen einersozialen Umwelt (der des Londons seinerKindheit) vielleicht ein wenig zubritisch flir den deutschen Leser ist.Uwe AntonVemorVingeDER BESSERWISSER(The Witling)Bergisch Gladbach 19<strong>84</strong>, Bastei SF21174, DM 5,80Deutsch von M.W. Anders jr.Von einigen "Talentlosen" abgesehenverfUgen die humanoiden Bewohner desPlaneten Giri über die verschiedenstenPsi-Fähigkeiten; insbesondere die Teleportationspielt auf dieser Welt einegroße Rolle. Trotzdem ist es flir die beidenhier mit einem Raumschiff gestrandetenMenschen nicht einfach, dieFunkstation auf der anderen Seite desPlaneten zu erreichen. Zum einen geratendie Raumfahrer auf dieser mittelalterlichenWelt in den Mittelpunktpolitischer Intrigen, und zum anderenist es mit der Teleportalion in diesemRoman nicht so einfach: so sind Sprüngebeispielsweise nur zwischen Ortenmöglich, zwischen denen nur eine geringeRelativgeschwindigkeit besteht. Der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!