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SFT 6/84 - Science Fiction Times

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18<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 6/<strong>84</strong>rungsspitze vorgearbeitet und einigesüber ihre Absichten und Methoden erfahren.Jonathal;) beschließt, das Treiben dieserMachtjunkies (wie Spinrad sie genannthätte) zu beenden. Er startet eineExpedition in eine Zone - ein verseuchtesGebiet -, wo er die Instrumentezu seinem Vorhaben findet undläßt ein neues Zeitalter beginnen. SeineReise hat ein glückliches Ende gefunden.Das vorliegende Buch ist Ausdruckder Selbstsuche und Selbstfindung, sowohlflir den Autor als auch flir die ganze68er-Generation. Der Protagonist ( eineIdentifikationsfigur für den Autor)ist ein Mensch zwischen den Stühlen.Jonathan gehört weder zum Orden nochzu den Dörflern; er steht zwischen Anpassungund totalem Leben, Indoktrinierungund Prinzipienlosigkeit. SeineProbleme und die seiner Umwelt sinddie Probleme der ganzen links-alternativenScene: Wie bekennt man sich zueiner Ideologie, ohne sich gleich ganzvon ihr vereinnahmen zu lassen (BeispielOrdensmitglieder)? Wie verwirklichtman eine Ideofogie, ohne gleich zuresignieren, wenn nicht alles auf Anhiebklappt (wie z. B. Jonathan)? Undschließlich: Kann man auch ohne Revolutionso leben, wie man will (BeispielSpontis)?Horx hat seine Antwort auf dieseFrage gefunden : man müßte Tatsachenanerkennen können, ohne zu resignierenoder Träume aufzugeben. Horx teiltsie uns aufunaufdringliche Weise mit; erläßt Platz flir eigene Gedanken.Vollprofi und Gründungsmitglied desPFLASTERSTRANDES Horx hat auchsprachlich sehr brauchbares geleistet;zwar finden sich besonders am Anfangdes Buches einige übertriebene Stellen,daflir entschädigt aber die Darstellungeiner mutierten Tier- und Pflanzenweltzu Beginn des 3. Kreislaufes mehr alsgenug; etwas Exotischeres hat die deutscheSF kaum je hervorgebracht. Überhauptglänzt Horx durch die nahtloseEinbettung der Handlung in eine detailliertbeschriebene nach-atomare Welt.GLÜCKLICHE REISE ist zwar kaumein Buch der absoluten Spitzenklasse;wegen seiner frischen Gedanken könntees aber zu einem Kultbuch der unabhängigenLinken werden.Rainer KuchlerJohn BrunnerTRÄUMENDE ERDE(The Dreaming Earth)Kö ln-Lövenich 1983, Hohenheim VerlagDeutsch von Hans MaeterBei TRÄUMENDE ERDE handelt essich um einen Roman, den der englischeSF-Autor John Brunner bereits 1963schrieb. Die deutsche Erstveröffentli·chung erfolgte 1967 als Pabel-Taschenbuch302; bei Hohenheim erschien dasBuch in ungekürzter Neuübersetzung.Die Handlung des Romans ist in der nahenZukunft angesiedelt, wobei Brunnereinige heute bereits vorhandene Mißständeauf wenige Jahre hinaus extrapoliert.Die Situation auf der Erde hat sicherwartungsgemäß negativ entwickelt.Der Planet ist völlig übervölkert; dieMenschen leben in gigantischen Zentrenauf engstem Raum. Nahrungsmittel undTrinkwasser sind knapp. Die nationalenRegierungen haben sich angesichts dieserkaum mehr zu bewältigenden Problemeaufgelöst; an ihre Stelle ist dieUNO getreten, die sich fast ausschließlichmit der Verteilung der wenigennoch vorhandenen Lebensmittel undRessourcen beschäftigt. Die ausgepowerteErde soll kurz vor dem endgültigenKollaps gerettet werden, doch der im·mer weiter um sich greifende Verfallscheint nicht mehr aufzuhalten.In dieser hoffnungslosen Lage tauchtplötzlich eine neue Droge auf, die ihreKonsumenten in eine paradiesischeTraumwelt versetzt. Rätselhaft erscheintdie allgegenwärtige Verfligbarkeit desneuen Rauschmittels, das überall flir einenSpottpreis erhältlich ist. Die Dealerdagegen sind von den zuständigen Behördennicht zu fassen. GefährlichesNebenprodukt der Traumdroge: Nachlängerer Abhängigkeit verschwinden ihreBenutzer; sie lösen sich förmlich in Luftauf.Der Protagonist des Romans ist derRauschgiftagent Nicholas Greville, dervon Brunner menschlich und flir den Lesernachvollziehbar charakterisiert wird.Greville wird auf die Traumdroge angesetzt.Der Leser kann mitverfolgen, wiesich aus einzelnen Hinweisen mit derZeit ein immer deutlicher werdendesPuzzle zusammenfligt, welches als fertigesBild die Lösung des Geheimnissesverspricht. Greville bleibt dabei einDurchschnittsmensch mit Schwächenund Emotionen. Durch seine Frau wirder selbst mit der Droge infiziert undkann einen Blick in die Traumwelt werfen.Brunner formt geschickt ein Persönlichkeitsbildund räumt den Gedankenseines Protagonisten breiten Raumein. So läßt er ihn beispielsweise kurzdie Stationen seiner zerrütteten Ehenacherleben, die zu einem abschließendenKonflikt eskaliert. Eher nebenbeifließen Informationen zur Alltagsweltund zum Lebensstandard mit ein, wodurchschlagliehtartig ein deprimierendesZukunftsbild skizziert wird.Das haarsträubende Ende des Romansdarf an dieser Stelle ruhig verratenwerden, denn des Rätsels Lösungwird dem interessierten Leser unbegreiflicherweisebereits im Klappentextdes Buches(!) offeriert:Die UNO selbst ist Verteiler der Droge.Die Abhängigen gehen tatsächlich ineine andere Welt über (das gerraue 'Wie'bleibt natürlich ungeklärt), die sich alsParadies ohne Hunger und Übervölkerungerweist.Diese Auflösung ist derart unwahrscheinlichund enttäuschend, zumal derRoman einen Großteil seiner Spannungaus diesem zu entschlüsselnden Geheim·nis bezieht, daß sie den anfangs positivenEindruck vonTRÄUMENDE ERDEgrundlegend zunichte macht. Die ersten200 Seiten stellen durchaus ein Lesevergnügendar, dokumentieren sie doch,daß Brunner zeitkritisch ohne großesWeltraumbrimborium aktuelle Mißstän·de extrapolieren und beschreiben sowiedie darauf basierende Handlung mit interessantenund lebendigen Charakterenbevölkern kann. Sein kritisches Mäntelchenhinterläßt jedoch schnell einenzwiespältigen Eindruck, wenn es mitderart hanebüchenen Problemlösungendekoriert wird.Wer sich dennoch an das Buch heranwagenmöchte, sollte flir die 'abschließendeEnttäuschung' gewappnet sein.Christian HellmannC. H. KölblDAS MEER DER SEELENGrünwald 1983, Conny-

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