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Trialog 2005.indd - Erziehungs- und Familienberatung in Berlin

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TRI ∆ LOG 2005 (8)ImpressumTRI∆LOGist die offizielle Fachzeitschrift der Landesarbeits-geme<strong>in</strong>schaftenfür <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>Brandenburg <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong>.Sie richtet sich an deren Mitglieder sowie an alle, diean Fachfragen der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong><strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d.Sie nimmt Stellung zu fachlichen <strong>und</strong> fachpolitischenEntwicklungen.TRI∆LOG− berichtet über Erfahrungen aus der Berufspraxis,− <strong>in</strong>formiert über Forschungsergebnisse, die für dieArbeit der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> vonInteresse s<strong>in</strong>d,− nimmt Stellung zu berufs-, familien- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischenThemen.TRI∆LOGist e<strong>in</strong> Diskussionsforum für Praktiker, deren Kooperationspartner<strong>und</strong> weiteren an <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong>Familien-beratung <strong>in</strong>teressierten Personen <strong>und</strong> dientder <strong>in</strong>nerverbandlichen Information.HerausgeberInnen:Vorstände der Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaften für <strong>Erziehungs</strong>-<strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> Brandenburg (LAG-Geschäftsstelle:Beratungsstelle für <strong>Erziehungs</strong>beratung u.a.(Caritasverband), Leipziger Str. 39, 15232 Frankfurt/Oder,Tel.: 0335/5654136, Fax: 033605/52681, E-Mail: LAG.efb-bb@gmx.de) <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong> (LAG-Geschäftsstelle: <strong>Erziehungs</strong>-<strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstelle, Sponholzstraße 15,12159 Berl<strong>in</strong>, Tel.: 030/75606548, Fax: 030/75606742,E-Mail: erziehungs.familienberatung@gmx.de).Verantwortliche Redakteure:Dagmar Brönstrup-Häuser (03362) 47 15Achim Haid-Loh (030) 283 952 75Dr. Lutz Marschner (0331) 977 28 82Schreibarbeiten:Mart<strong>in</strong> AbelGestaltung der Titelseite:Verbum, Druck- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft mbH, Stavangerstr.1, 10439 Berl<strong>in</strong>Titelbild:Das Titelbild wurde von Herrn O. Alt gestaltet <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>licherweisekostenfrei für diese Zeitschrift zur Verfügunggestellt. Die Vervielfältigung bedarf der Genehmigungdurch den Künstler.Vervielfältigung:© Die Zeitschrift TRI∆LOG <strong>und</strong> alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen Beiträges<strong>in</strong>d urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertungerfordert die Zustimmung der Herausgeber.Bezug:Für Mitglieder der Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaften ist derBezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.Weitere Bestellungen zum Selbstkostenpreis von 3,- Euroje Exemplar zzgl. 1,50,- Euro für Porto <strong>und</strong> Verpackung(Selbstabholung möglich), richten Sie bitte an die Geschäftsstellender Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaften. BeiSelbstabholung entfällt der Preis für Porto <strong>und</strong> Verpackung.Druck:Druckerei Schmohl & Partner, Gustav-Adolf-Str. 150,13086 Berl<strong>in</strong>Auflage: 500 ExemplareRedaktionsschluss für die folgende Ausgabe ist der September 2006


Inh∆ltFACH UND MACHT- Analysen- Konfliktfelder- KontexteTRI ∆ LOG 2005 (8)Achim Haid-Loh, Gudrun Rannacher:Vom Modellprojekt zu neuer Regelf<strong>in</strong>anzierung:Agenda 2012Andreas H<strong>und</strong>salz:<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> im Wandel517AUS DER PRAXIS- Praxisberichte- Konzepte <strong>und</strong> Visionen... zur Diskussion gestelltSusanne Rötschke:<strong>Erziehungs</strong>beratung im Forscherblick (JES)Dr. Lutz Marschner:Gesprächsführung mit Jugendlichen2636FORUM GEMEINWESEN- ziel-- gruppen- <strong>und</strong>- problemorientierte AngeboteDieter Kreichelt:Die Bevölkerungsentwicklung <strong>in</strong> Brandenburg <strong>und</strong>ihre Auswirkungen auf die JugendhilfeA. Kluchert & Dr. M.-O. Stoye:Angebot für Pflegefamilien -Kooperatives Projekt zweier Beratungsstellen4649VISITENKARTENGELESEN & GESICHTET- Bücher- Zeitschriften- DiagnostikaKooperationsverb<strong>und</strong> der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> Beratungsstellenim Landkreis Oberhavel<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstellen des DRK-Kreisverbandes Oranienburg e.V.<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstelle GranseeEvangelische Beratungsstelle Zehdenick<strong>Familienberatung</strong>sstelle des IFKKar<strong>in</strong> Jacob:RezensionInghard Langer <strong>und</strong> Stefan Langer„Jugendliche begleiten <strong>und</strong> beraten“535455565759GEHÖRT & GEWICHTET- Neues aus Berl<strong>in</strong> &Brandenburg- Von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> LändernJahrestagung der Berl<strong>in</strong>er <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstellenzum Thema: „Familie im Wandel“Wissenschaftliche Jahrestagung der bke „Jugend bewegt“Berl<strong>in</strong>, 5.-7.10.2006Vorschau: Wissenschaftliche Jahrestagung der bke imHerbst 2007 im Land BrandenburgBerichtet <strong>und</strong> <strong>in</strong>formationen aus der Arbeit der LAGBrandenburg62636667GEPLANT & GEPNT- Ereignisse/Term<strong>in</strong>e- Fortbildungen- PN-BrettBildung:Term<strong>in</strong>e:Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote für Prävention,Beratung <strong>und</strong> TherapieTerm<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Veranstaltungen der LAGBrandenburg im Jahr 20067075Seite 3


TRI ∆ LOG 2005 (8)F∆CHSeite Inhalt&5 Achim Haid-Loh, Gudrun Rannacher:Vom Modellprojekt zu neuerRegelf<strong>in</strong>anzierung: Agenda 201217 Andreas H<strong>und</strong>salz:<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>im WandelM∆CHT• ANALYSEN• KONFLIKTFELDER• KONTEXTESeite 4


TRI ∆ LOG 2005 (8)Achim Haid-Loh & Gudrun RannacherVom Modellprojekt zu neuer Regelf<strong>in</strong>anzierung:Agenda 2012Mit Fallpauschalen <strong>und</strong> trilateralen Verträgen<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e sichere ZukunftZur GeschichteEnde der neunziger Jahre wurde die Situation freiträgerschaftlicher<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>im Land Berl<strong>in</strong> vielerorts als „Beratungs-Wüste“ 1betrachtet. Und tatsächlich hatten die enormenE<strong>in</strong>sparungsmaßnahmen im Landeshaushalt dieMittel für freie Träger im Zeitraum von 1995 bis 1999um fast 30 % schrumpfen lassen – mit der fatalenKonsequenz, dass von ehemals 32 Beratungsstellennunmehr 19 übrig geblieben waren!Auch die ehemals prosperierenden Landschaftender öffentlich bediensteten <strong>Erziehungs</strong>beratung <strong>in</strong>den kommunalen Jugendämtern verdüsterten sich:Haushaltssperren, E<strong>in</strong>stellungsstops <strong>und</strong> KW-Vermerkebei gleichzeitig hohem Altersdurchschnitt desFachpersonals (d.h. drohendem Vorruhestand <strong>und</strong>Altersteilszeit) bewirken e<strong>in</strong>e ständig schw<strong>in</strong>dendeKapazität an Beratungsangeboten für die Bevölkerung.So war der Gesamtversorgungsgrad landesweit auf47 % der Sollstellen abgesunken - gemessen an demwenige Jahre zuvor verabschiedeten Richtwert derJugendhilfe-Bedarfsplanung „<strong>Familienberatung</strong>“ 2 .Erste öffentliche Proteste regten sich; e<strong>in</strong>e sichhäufende Berichterstattung <strong>in</strong> der Tagespresse <strong>und</strong>e<strong>in</strong>e Unterschriftenaktion der Liga der Spitzenverbände,die drohten unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen baldalle Beratungsstellen der freien Wohlfahrtspflegeschließen zu müssen, zwangen den Staatssekretärder Senatsjugendverwaltung schließlich dazu, e<strong>in</strong>enr<strong>und</strong>en Tisch e<strong>in</strong>zuberufen, an dem sowohl Vertreterder Kommunen, des Landesjugendamtes, derSpitzen der Wohlfahrtsverbände als auch Expertenaus dem Vorstand der LAG <strong>Erziehungs</strong>beratungteilnahmen. E<strong>in</strong>e bewegte <strong>und</strong> kontroverse Debatteüber die Zukunft <strong>und</strong> Weiterentwicklung der <strong>Erziehungs</strong>-<strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> <strong>in</strong> diesem B<strong>und</strong>eslandbegann, die am 18.12.2000 nach vielen Verhandlungsr<strong>und</strong>enmit Unterzeichnung e<strong>in</strong>es trilateralenRahmenvertrages zum Start des „Modellprojektes1(O-Ton e<strong>in</strong>es westdeutschen Beobachters <strong>und</strong> führendenVerbandsfunktionärs <strong>in</strong> NRW)2Um den gesetzlichen Versorgungsgrad zu erfüllen, wardar<strong>in</strong> vorgesehen e<strong>in</strong>e Beraterkapazität von 13 Beraterstellenje 100.000 E<strong>in</strong>wohner vorzuhalten. (Mitteilungen aus demAbgeordnetenhaus von Berl<strong>in</strong>: Drucksache Nr. 13/3826).EFB - Berl<strong>in</strong>“ endete.„Unser Kopf ist r<strong>und</strong>, damit das Denken die Richtungwechseln kann!“ 3Die <strong>in</strong>zwischen b<strong>und</strong>esweit beachtete „Rahmenvere<strong>in</strong>barungzur Zukunftssicherung <strong>und</strong> Weiterentwicklungder <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>...“war <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong>novativ <strong>und</strong> erregteunter Sozialrechtlern wie <strong>Erziehungs</strong>beraterInnenAufsehen:1. weil sie e<strong>in</strong> landesweit gültiges Vertragswerkvorsah, das erstmals alle drei an der F<strong>in</strong>anzierungvon freiträgerschaftlichen Beratungsstellenbeteiligten Kostenträger unter e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samenjuristischen Dach zusammenspannte <strong>und</strong>sie obendre<strong>in</strong> zur E<strong>in</strong>haltung der Qualitätsstandardsder BKE gemäß QS 22 (BMFSFJ, 1998)verpflichtete: Das (damals noch existierende)Landesjugendamt mit e<strong>in</strong>er Festbetragsf<strong>in</strong>anzierung,die Kommunen mit neuen, leistungs<strong>und</strong>bedarfsgerechten Entgelten <strong>und</strong> die freienTräger selbst mit reduzierten Eigen- <strong>und</strong> Drittmitteln.2. weil unter Sicherstellung bewährter Essentialsfachlicher Arbeit, wie Anonymität, niedrigschwelliger<strong>und</strong> freiwilliger Zugang etc. die leistungs<strong>und</strong>bedarfsgerechte Ref<strong>in</strong>anzierung derKommunen <strong>in</strong> pauschalierter Form vere<strong>in</strong>bartwurde, mit der die Leistungserbr<strong>in</strong>gung für denWohnortbezirk über sogenannte Fallpauschalenref<strong>in</strong>anziert wird.3. weil b<strong>und</strong>esweit erstmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em landesweitenGroßversuch vere<strong>in</strong>bart wurde, die quantitativenParameter der Fallbearbeitung (z.B. Zeitdauerder Klientenkontakte, Zeitaufwand <strong>in</strong> St<strong>und</strong>enfür Vor- <strong>und</strong> Nachbereitung, Supervision,Overhead etc) <strong>in</strong> allen freiträgerschaftlichenBeratungsstellen über die <strong>in</strong>sgesamt dreijährigeLaufzeit des Modellprojekts nach e<strong>in</strong>eme<strong>in</strong>heitlichen Erfassungsmodus empirisch zuuntersuchen <strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>e überbezirkliche<strong>und</strong> trägerübergreifend zusammengesetzteBeobachtungskommission (BGR 4 ) auswerten zulassen.Fachk<strong>und</strong>igen LeserInnen ist leicht vorstellbar, dassalle<strong>in</strong> die letzte Bed<strong>in</strong>gung, e<strong>in</strong>e derartige Transparenz<strong>und</strong> Quantifizierbarkeit der Fallbearbeitung <strong>in</strong>den Beratungsstellen zu ermöglichen, auf viele langjährigePraktikerInnen revolutionär wirken musste.4BGR – Die „Beobachtungsgruppe Ressourcen“ setzte sich zusammenaus je e<strong>in</strong>em Stellenleiter der öffentlichen <strong>und</strong> der freienEFB sowie e<strong>in</strong>er Vertreter<strong>in</strong> des LJA3Dieses Zitat von Francis Picabia, das die Qualen des Implementierungsprozesses dieser Neuerungen gut „reframed“,verdanken wir der Leiter<strong>in</strong> der Abt. für HzE im JugendamtSpandau, Frau Loh.Seite 5


TRI ∆ LOG 2005 (8)E<strong>in</strong>zelne Trägervertreter <strong>und</strong> Geschäftsführer hattenmit der gegebenen Standardisierung <strong>und</strong> landesweite<strong>in</strong>heitlichen Gestaltung der Leistungsverträge zwischenJugendämtern <strong>und</strong> ihren jeweiligen Standortberatungsstellen<strong>in</strong> freier Trägerschaft ebenfallsmächtig zu kämpfen, mussten sie doch geschätztealte Zöpfe korporativen Denkens <strong>und</strong> Handelns überBord werfen.Aber auch die Kostenträger <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzverantwortlichender öffentlichen Hand, <strong>in</strong>sbesondere der F<strong>in</strong>anzsenator,sowie die <strong>in</strong> neue f<strong>in</strong>anzielle Verpflichtungengestellten kommunalen Jugendämter mussten sicherst noch mit der neuen Praxis vertraut machen, e<strong>in</strong>pauschaliertes Entgelt von 870,- € für jeden e<strong>in</strong>zelnenabgeschlossenen Beratungsfall überweisen zumüssen, unabhängig davon ob dieser im Konkreten2-3 oder 25 Klientenkontakte umfasst hatte. Bis zudiesem Zeitpunkt hatten die Töpfe kommunaler Kof<strong>in</strong>anzierunghauptsächlich durch niedrige Wasserständeoder „Trockenfallen“ geglänzt - mitunter sahdie Haushaltssystematik e<strong>in</strong>zelner Bezirke noch nichte<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en „Titel“ für Hilfen zur Erziehung gemäߧ 28 SGB VIII vor.5Vgl. Haid-Loh, Achim & Schultze, Nils <strong>in</strong>: Zeitschrift für Jugendrecht(ZfJ) 12/2001, bke- Informationen 2/2001, 6-12 <strong>und</strong> 13-25;<strong>Trialog</strong> Nr. 1/98 ,7-19; <strong>Trialog</strong> 6/03, 5-13Da über das Modell an sich, die parlamentarischenBeschlusslagen zu se<strong>in</strong>er Absicherung, wie auch derdie Ergebnisse der Auswertung der Projektphasesowie die Schwierigkeiten <strong>in</strong> der Umsetzung bereitsmehrfach publiziert wurde 5 sollen <strong>in</strong> diesem Beitragerstmals bislang unveröffentlichte Details des F<strong>in</strong>anzierungsmodells,<strong>in</strong>sbesondere die Berechnungsweise,Angemessenheit <strong>und</strong> die Höhe der Fallpauschale<strong>in</strong>s Zentrum gerückt werden.Darüber h<strong>in</strong>aus werden wir von den politischenWeichenstellungen für die anstehende Neuregelunge<strong>in</strong>er „Regelf<strong>in</strong>anzierung“ der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong> im Land Berl<strong>in</strong> berichten - derAgenda 2006.Im Trend : Mehrbedarf <strong>und</strong> M<strong>in</strong>dermittelWie <strong>in</strong> allen anderen B<strong>und</strong>esländern stieg auch imLand Berl<strong>in</strong> die Nachfrage nach <strong>Erziehungs</strong>beratungzwischen 2000 bis 2004 weiter deutlich an. Und wieandernorts ebenfalls stagnierten dem gegenüberdie der Jugendhilfe zur Verfügung stehenden Mittel.Ja, sie stagnierten nicht nur, sondern besonders imBereich der Hilfe zur Erziehung wurden im selbenZeitraum drastische Sparmaßnahmen durch denF<strong>in</strong>anzsenator <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> verordnet, mit dem Ziel <strong>in</strong>sgesamt330 Millionen Euro alle<strong>in</strong> im Jugendhilfe-Etat(!) e<strong>in</strong>zusparen... Diese dramatischen Kürzungenim Bereich der Hilfen zu Erziehung bedrohten <strong>in</strong>manchen Bezirken 30 bis 40 % der Leistungen <strong>und</strong>stellten natürlich auch für die <strong>Erziehungs</strong>beratunge<strong>in</strong> bedrohliches Umfeld dar.Dank des EFB- Modellprojekts <strong>und</strong> der Rahmenvere<strong>in</strong>barungkonnte <strong>in</strong> diesem Zeitraum jedoch dieVersorgung der Bevölkerung nicht nur sichergestellt,sondern im freiträgerschaftlichen Bereich sogarweiter ausgebaut werden. So bewegte sich die Zahlder abgeschlossenen Fälle weiter auf e<strong>in</strong>em hohemNiveau von <strong>in</strong>sgesamt 12.640 im Jahr 2001 auf über14.097 im Jahr 2004 h<strong>in</strong>aus (vgl. Abb. 1). Dies entsprichte<strong>in</strong>er Steigerungsrate von 11 %.Seite 6


TRI ∆ LOG 2005 (8)Wie war dies möglich bei gleichzeitig schw<strong>in</strong>denderPersonaldecke im öffentlichen Bereich - wo die kommunalenBeratungsstellen doch ehedem 75 % desLeistungsangebots der EFB gedeckt hatten? Durchdie Sicherstellung e<strong>in</strong>es Kernteams mittels der e<strong>in</strong>gefrorenenSockelf<strong>in</strong>anzierung aus Zuwendungsmittelndes Landes <strong>und</strong> der Aufstockung dieser Kernteamsdurch zusätzliche Fachkräfte <strong>in</strong> Regionalteams, dieüber die neuen Fallpauschalen ref<strong>in</strong>anziert wurden,gelang es im Berichtzeitraum 2001 - 2003 bei denfreien Trägern, den Personalstamm durch Neue<strong>in</strong>stellungenum 17 % zu erweitern.Mittels konkreter Verhandlungen mit den e<strong>in</strong>zelnenBezirken konnte angesichts des sich von Jahr zuJahr deutlich abzeichnenden Mehrbedarfs, für dieFolgejahre jeweils e<strong>in</strong>e erhöhte Fallmenge <strong>und</strong> damitauch e<strong>in</strong>e größere Anzahl von Fallpauschalen imJahresbudget vere<strong>in</strong>bart werden 6 .Diese für die öffentliche Haushaltsdebatten unmerkliche,aber doch stetige Steigerung der Fallmenge<strong>und</strong> im Anschluss daran auch der Anzahl der ref<strong>in</strong>anziertenFallpauschalen (vgl. Abb. 2) führte <strong>in</strong> denJahren bis 2004 zum folgenden Paradoxon <strong>in</strong> derF<strong>in</strong>anzierung der Jugendhilfe:Während die übrigen Hilfen zur Erziehung zum Teildrastisch e<strong>in</strong>geschränkt wurden (Abbau von ca.33 %), konnte die Anzahl der Fallpauschalen für<strong>Erziehungs</strong>beratung (HzE nach § 28) <strong>und</strong> damitdas öffentliche F<strong>in</strong>anzierungsvolumen für diesesLeistungssegment um durchschnittlich +22,5 % proJahr angehoben werden! Landesweit konnten <strong>in</strong> denBerl<strong>in</strong>er Bezirken im Bereich der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong>sstellen freier Träger durch die E<strong>in</strong>führungder Fallpauschalen r<strong>und</strong> 2,2 Millionen. Europ.a. mehr Mittel e<strong>in</strong>gesetzt werden als vor Beg<strong>in</strong>nder Modellphase.Zauberwort: UmsteuerungDurch Abschluss der Leistungsverträge mit den freiträgerschaftlichenBeratungsstellen <strong>und</strong> durch dieÜbertragung von umgewandelten Personalmitteln deröffentlichen Hand <strong>in</strong> Sachmittel für Fallpauschalenentlasteten die Bezirke ihre eigenen kommunalen Beratungsdienste<strong>und</strong> schufen Ressourcen zur Stärkungder fachdienstlichen Aufgabenwahrnehmung durchdie bezirklichen EFB-Mitarbeiter. Diese konnten so<strong>in</strong>nerhalb des Jugendamtes zur effektiveren <strong>und</strong>zielgerechteren Steuerung der Bewilligungspraxis<strong>und</strong> Hilfeplanung im Bereich der Hilfen zur Erziehunge<strong>in</strong>gesetzt werden.Erste Evaluationsergebnisse <strong>in</strong>nerhalb der kommunalenJugendämter zeigten danach, dass <strong>in</strong> 1/3aller Falle<strong>in</strong>gangsphasen, <strong>in</strong> denen beantragte Fälledes ASD durch die <strong>Erziehungs</strong>beratungsstelle desBezirks sozusagen „zwangsberaten“ <strong>und</strong> die Clea-6Die Vorbed<strong>in</strong>gung für die erfolgreiche Neuverhandlungen vor Ort war allerd<strong>in</strong>gs, dass die „zu beobachtenden“ Mehrbedarfe auchrealisiert, d.h. zunächst von den freien Trägern die entsprechenden Familien beraten <strong>und</strong> die Fälle über Eigenmittele<strong>in</strong>satz abgeschlossenenworden s<strong>in</strong>d - also auf eigenes F<strong>in</strong>anzierungsrisiko <strong>in</strong> Vorleistung gegangen wurde.Seite 7


TRI ∆ LOG 2005 (8)r<strong>in</strong>gsfunktion effektiv ausgeübt wurde, entweder e<strong>in</strong>preisgünstigeres Hilfeangebot erarbeitet oder dieBewilligung e<strong>in</strong>er Hilfe zu Erziehung überflüssig gemachtwerden konnte (vgl. hierzu auch den Beitragvon Michelsen & Eckey im Jahrbuch für <strong>Erziehungs</strong>beratung,JUVENTA 2006).Agenda 2012:Vom EFB-Modellprojekt zur fallpauschaliertenRegelf<strong>in</strong>anzierungAnläßlich e<strong>in</strong>er politischen Großveranstaltung imRoten Rathaus im März 2005, <strong>in</strong> der die Modellphaseausgewertet <strong>und</strong> die Weichen für die politischeZukunft des Berl<strong>in</strong>er Reformmodells gestellt wurden,bilanzierte der zuständige Staatsekretär T. Härtel angesichtse<strong>in</strong>er nach wie vor dramatisch angespanntenHaushaltslage im Land Berl<strong>in</strong> überraschenderweisewie folgt:„Seit drei Jahren wird das Berl<strong>in</strong>er Modell zur <strong>Erziehungs</strong>-<strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> erprobt... Vere<strong>in</strong>bartworden ist, <strong>in</strong> jedem Bezirk e<strong>in</strong>e <strong>Erziehungs</strong>beratungsstelledes Jugendamtes <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> freierTrägerschaft zu etablieren. Ratsuchende Familien<strong>und</strong> ihre Angehörigen können kostenlos – auch überBezirksgrenzen h<strong>in</strong>aus – e<strong>in</strong>e Beratungsstelle aufsuchen.Dort werden sie von Psychologen, Therapeuten<strong>und</strong> Pädagogen beraten. Diese unterstützen Eltern<strong>und</strong> K<strong>in</strong>der bei allgeme<strong>in</strong>en <strong>Erziehungs</strong>fragen, aberauch <strong>in</strong> Krisen- <strong>und</strong> Konfliktsituationen. Sie s<strong>in</strong>d fürJedermann frei zugänglich. Es bedarf ke<strong>in</strong>es aufwändigenAntrags- <strong>und</strong> Bewilligungsverfahrens.....Berl<strong>in</strong> will die erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen,um damit rechtzeitig Familienprobleme erkennen<strong>und</strong> bearbeiten zu helfen. Heimunterbr<strong>in</strong>gungen<strong>und</strong> andere teurere Lösungen lassen sich dadurchvermeiden.Klug ist, wer das K<strong>in</strong>d gar nicht erst <strong>in</strong> den Brunnenfallen lässt (T. Härtel)“Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend <strong>und</strong>Sport ebnete daraufh<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em Bericht an dasAbgeordnetenhaus über die Entwicklung für <strong>Erziehungs</strong>-<strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> im Land Berl<strong>in</strong> 7 <strong>und</strong>e<strong>in</strong>em Beschluss des Senates zur Auflassung vonVertragsverhandlungen für die Jahre 2006 ff jüngste<strong>in</strong>en Weg, die positiven Erfahrungen mit demModellprojekt fortzuschreiben <strong>und</strong> die bewährteMischf<strong>in</strong>anzierung als Regelf<strong>in</strong>anzierungs-Modellfür die Zukunft zu etablieren - auf Basis e<strong>in</strong>er festgeschriebenenLandeszuwendung <strong>und</strong> flexibler,leistungs- <strong>und</strong> bedarfsgerechter Entgeltf<strong>in</strong>anzierungüber Fallpauschalen sowie e<strong>in</strong>es begrenzten Eigenmittele<strong>in</strong>satzesder freien Träger.Die Landesregierung kam damit Anträgen verschie-7Drucksache Nr.15/4072 des Abgeordnetenhaus von Berl<strong>in</strong> vomJuni 2005dener Fraktionen des Abgeordnetenhauses zuvor,die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bemerkenswert „großen“ Koalition <strong>in</strong>Leitanträgen der SPD, PDS <strong>und</strong> der CDU (!) geforderthatten, das gleichberechtigte Modell e<strong>in</strong>er <strong>Erziehungs</strong>-<strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> <strong>in</strong> freier <strong>und</strong> öffentlicherTrägerschaft im Land Berl<strong>in</strong> „langfristig“ zu sichern<strong>und</strong> auf Basis e<strong>in</strong>er neu zu verhandelnden Rahmenvere<strong>in</strong>barung,e<strong>in</strong>schließlich des dazu gehörigenVertragswerkes „die bisher im Haushalt dargestellteF<strong>in</strong>anzierung auch künftig sicherzustellen“ 8 .Die Landespolitiker würdigten damit zum e<strong>in</strong>en dieEvaluationsergebnisse der Modellphase 2001-2003<strong>und</strong> heutigen Essentials Berl<strong>in</strong>er Fachpolitik, wie sie<strong>in</strong> dem Abschlußbericht des Kooperationsgremiumsim Land Berl<strong>in</strong> niedergelegt s<strong>in</strong>d 9 . Zum anderen dieErgebnisse e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Jugendhilfe des Landes Berl<strong>in</strong>bislang e<strong>in</strong>maligen Umfrage, <strong>in</strong> der die Jugendamtsdirektoren<strong>und</strong> zuständigen Stadträte aller 12 Bezirkee<strong>in</strong>hellig den Erfolg des Modellprojektes begrüßten(s. Abb. 5) <strong>und</strong> dessen Fortsetzung mit ger<strong>in</strong>gfügigenModifikationen zur Optimierung empfohlen hatten.Doch wie soll die Forderung nach Kosten- <strong>und</strong>Leistungstransparenz mit den fachlichen Standardse<strong>in</strong>er anonymen Beratung, des direkten Zugangs <strong>und</strong>e<strong>in</strong>er „delegierten“, vere<strong>in</strong>fachten Hilfeplanung aufBasis des neuen § 36 II SGB VIII (Vgl. KICK) <strong>in</strong> denBeratungsstellenteams der freien Träger mite<strong>in</strong>ander<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang gebracht werden können?Wie sollte Kostenbegrenzung <strong>und</strong> Planungssicherheitfür Jugendamt <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger mit e<strong>in</strong>er nichtlimitierten Leistungsdauer <strong>in</strong> alle<strong>in</strong>iger fachlicherBetreuungsverantwortung der fallführenden Kraftkomb<strong>in</strong>iert werden?Widersprüche <strong>und</strong> jede Menge Konfliktstoff tatensich auf:Entgeltf<strong>in</strong>anzierung wie Fachleistungsst<strong>und</strong>en setzenüblicherweise e<strong>in</strong> amtliches Bewilligungs- <strong>und</strong>Prüfverfahren gemäß § 27 i.V. mit § 36 SGB VIII voraus.Dies wird <strong>in</strong> aller Regel als hoheitliche Aufgabeverstanden <strong>und</strong> von den zuständigen Sozialarbeiterndes Jugendamtes (ASD) im Wohnortsbezirk wahrgenommen.Diese bewilligen dann je nach Indikationim E<strong>in</strong>zelfall begrenzte St<strong>und</strong>enkont<strong>in</strong>gente für <strong>Erziehungs</strong>-<strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> - wie heute noch <strong>in</strong>den B<strong>und</strong>esländern Brandenburg <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern üblich.8Vgl. Drucksachen des Abgeordnetenhaus Berl<strong>in</strong> zur 15. Wahlperiode,Drs. 15/3928 <strong>und</strong> Drs. 15/3933 vom 2. <strong>und</strong> 3. Mai 20059Siehe Abschlußbericht des Kooperationsgremiums zur Evaluationdes EFB- Modells gemäß Rahmenvere<strong>in</strong>barung des Landes Berl<strong>in</strong>:„Zukunftssicherung <strong>und</strong> Weiterentwicklung der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong> im Land Berl<strong>in</strong>“ vom 2.09.2004 (Anlage 2 zurDrs.15/4072 Abgeordnetenhaus von Berl<strong>in</strong>Seite 8


TRI ∆ LOG 2005 (8)Die Berl<strong>in</strong>er Fallpauschale -e<strong>in</strong>e geniale Idee mit nachhaltiger WirkungDie Berl<strong>in</strong>er Fallpauschale verb<strong>in</strong>det nun all dieseverschiedenen Wirkmechanismen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>maligenKonstruktion. Ratsuchende können sich an dieEFB des Jugendamtes oder die e<strong>in</strong>es freien Trägerswenden - beide s<strong>in</strong>d für Jedermann ohne förmlichesBewilligungsverfahren offen zugänglich <strong>und</strong>gebührenfrei. E<strong>in</strong>e Festbetragsf<strong>in</strong>anzierung durchLandeszuwendung sichert die Möglichkeit e<strong>in</strong>er überregionalenFallbearbeitung <strong>in</strong> allen Beratungsstellenfreier Träger, unabhängig von ihrem Standort. Diean das Wohnortpr<strong>in</strong>zip geb<strong>und</strong>ene fallpauschalierte,kommunale Entgeltf<strong>in</strong>anzierung deckt darüber h<strong>in</strong>aussozialräumlich unterschiedliche Bedarfslagen ab.Die Freiwilligkeit der Inanspruchnahme <strong>und</strong> die direkteZugänglichkeit ohne förmliches, vorgeschaltetesBewilligungsverfahren wurde erreicht durch die imRahmenvertrag <strong>und</strong> <strong>in</strong> den örtlichen Leistungsverträgenvere<strong>in</strong>barte Bedarfsprüfung vor Ort <strong>in</strong> der jeweilsaufgesuchten EFB im Rahmen e<strong>in</strong>es „vere<strong>in</strong>fachtenHilfeplanverfahrens“ (bke, 1977, 150 - 158). DurchAnwendung dieses, den Empfehlungen des DeutschenVere<strong>in</strong>s <strong>und</strong> der AGJ (1995) entsprechenden„Vere<strong>in</strong>fachten Hilfeplanverfahrens“ 10 zur Feststellungder Notwendigkeit <strong>und</strong> Geeignetheit e<strong>in</strong>erHilfe zur Erziehung gem. § 27 i.V. mit § 28 SGB VIIIwird auch <strong>in</strong> den <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstellenfreier Träger im Land Berl<strong>in</strong> die gewünschteNiedrigschwelligkeit <strong>und</strong> Wahlfreiheit seitens derratsuchenden Familien bei m<strong>in</strong>imalem Kosten- <strong>und</strong>Verwaltungsaufwand optimal gewährleistet.Da die Dauer e<strong>in</strong>er adäquaten Fallbearbeitung imkonkreten E<strong>in</strong>zelfall <strong>und</strong> damit die Anzahl der Klientenkontaktewie auch der Umfang der Zusammenhangsarbeitenbei ernsthafter fachlicher Prüfungim vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> i.d.R. nicht festlegbar ist , variiert derBetreuungsaufwand naturgemäß von Fall zu Fall<strong>und</strong> ist von der fallführenden Kraft prozessbegleitenddiagnostisch <strong>und</strong> therapeutisch zu verantworten.Die Streubreite <strong>und</strong> Varianz reicht dabei von E<strong>in</strong>malgesprächenüber kurze Clear<strong>in</strong>gssett<strong>in</strong>gs (2-3Kontakte), fokussierter <strong>Erziehungs</strong>beratung mit 5-10 Klientenkontakten bis h<strong>in</strong> zu längeren Familientherapien<strong>und</strong> Elternberatungen (10 – 20 x) oder gark<strong>in</strong>dertherapeutischen Interventionen über zwei bisdrei Jahre, die 80, 150 oder mehr St<strong>und</strong>en umfassen10Beim vere<strong>in</strong>fachten Hilfeplanverfahren wird die Geeignetheit<strong>und</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>er Hilfe nach §28 SGB VIII im Zusammenwirkenverschiedener Fachkräfte im multiprofessionellen Teamder Beratungsstelle vor Ort festgestellt, unmittelbar nachdem dieRatsuchenden durch konkludentes Handeln ihren formlosen Antragauf „<strong>Erziehungs</strong>beratung“ gestellt haben. Antragsbewilligung,Hilfeplanung, Diagnostik <strong>und</strong> Beratung greifen so unter direkterBeteiligung der Familien effizient <strong>und</strong> zeitnah <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander.können.E<strong>in</strong>e genaue Mengenanalyse, die stichprobenartig<strong>in</strong> verschiedenen Berl<strong>in</strong>er Beratungsstellen durchgeführtwurde, ergab, dass gut 40 % der Fälle imkurzfristigen Bereich von 1 - 5 Kontakten liegen;ca. 10 - 15% der Fälle hatten andererseits e<strong>in</strong>eProzessdauer von mehr als 25 Beratungskontakten(<strong>in</strong>sbesondere K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendlichenpsychotherapien)- die restlichen Fälle schwankten zwischen6 <strong>und</strong> 25 St<strong>und</strong>en.Für die Berechnung e<strong>in</strong>es pauschalierten Fallbearbeitungs-Entgelteswurde zunächst (für dieModellphase) e<strong>in</strong> Durchschnittswert von 10,4 Klientenkontaktenpro Fall angenommen. Hypothetischsollte der Klientenkontakt 60 M<strong>in</strong>uten betragen, beie<strong>in</strong>er Vor- <strong>und</strong> Nachbereitungszeit e<strong>in</strong>schließlich Falldokumentation<strong>und</strong> Testauswertung von 20 M<strong>in</strong>uten<strong>und</strong> EB-typischen Zusammenhangsarbeiten von 15M<strong>in</strong>uten pro realem Klientenkontakt. Dies ergab e<strong>in</strong>enhypothetischen Arbeitsaufwand pro Durchschnittsfallvon 16,47 St<strong>und</strong>en Arbeitszeit e<strong>in</strong>er Fachkraft der<strong>Erziehungs</strong>beratung.Entsprechend der Leitl<strong>in</strong>ien zur Qualitätssicherungim Land Berl<strong>in</strong> ist jede Beratungsstelle mit e<strong>in</strong>emmultiprofessionellen Kernteam, bestehend ausjeweils m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er psychologischen, sozialpädagogi-schen<strong>und</strong> pädagogisch-therapeutischenFachkraft ausgestattet. Da alle Beratungsanlässe,denen multifaktorielle Ursachen zu Gr<strong>und</strong>e liegen,e<strong>in</strong>e ganzheitliche, fachlich differenzierte <strong>und</strong> zunehmendauch sozialräumlich orientierte Perspektiveerfordern, ist laut Gesetz das Zusammenwirkendieser verschiedenen Fachkräfte für die Erbr<strong>in</strong>gunge<strong>in</strong>er sachgerechten Leistung 11 <strong>Erziehungs</strong>beratungnach § 28 erforderlich.Bei der Berechnung der Fallpauschale war deshalbvon e<strong>in</strong>em multiprofessionell „gemischten“ Arbeitslohn<strong>und</strong> St<strong>und</strong>enhonorar auszugehen.Es wurde daher bei der Berechnung der Fallpauschalee<strong>in</strong>e virtuelle multiprofessionelle Fachleistungsst<strong>und</strong>ezugr<strong>und</strong>e gelegt, die sich je zu e<strong>in</strong>em Drittel aus denPersonalkosten e<strong>in</strong>es/r Diplompsychologen/<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>er/sK<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendlichentherapeut<strong>in</strong>/en <strong>und</strong>e<strong>in</strong>er/s Sozialarbeiter<strong>in</strong>/s mit therapeutischer Zusatzausbildungzusammensetzte.Des Weiteren war laut Leitl<strong>in</strong>ien jedem Team e<strong>in</strong>eVerwaltungskraft zur Absicherung e<strong>in</strong>er guten Arbeitsorganisation,zur Gewährleitung ungestörter11Diese setzt Kompetenzen voraus für die fallbezogene Analyseder psychosozialen <strong>und</strong> Umweltbed<strong>in</strong>gungen der e<strong>in</strong>zelnen Familien,für die psychodiagnostische <strong>und</strong> psychotherapeutischeArbeit mit K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen sowie deren Eltern ebensowie für die Planung <strong>und</strong> Durchführung geeigneter multimodalerInterventionen im sozialen Umfeld <strong>und</strong> Nahraum der Familie.Seite 9


TRI ∆ LOG 2005 (8)Beratungskontakte <strong>und</strong> als „Schnittstelle“ zwischenRatsuchenden <strong>und</strong> Fachkräften mit e<strong>in</strong>em Beschäftigungsverhältnisvon 0,75 RAZ zuzuordnen. DemPersonalkostenschlüssel wurden deshalb auchanteilig e<strong>in</strong>e 3/4 Sekretär<strong>in</strong> (analog BAT VI b) sowie10 % Leitung für all diese Funktionen (entspricht0,375 Stellenanteil) e<strong>in</strong>gerechnet. Darüber h<strong>in</strong>auswaren weitere Personalkosten (beispielsweise Honorarmittelfür die obligate Supervision der Fall- <strong>und</strong>Teamarbeit) zu berücksichtigen.Im Bereich der Sachkosten wurde Miete für Beratungsräumeebenso wie Betreuungsaufwand, pädagogisch-therapeutischerMittelbedarf, die üblichenVerwaltungskosten <strong>und</strong> Bewirtschaftungsaufwendungenberücksichtigt.Die virtuelle Fachleistungsst<strong>und</strong>e für <strong>Erziehungs</strong>beratungbildet so die Realität des multiprofessionellenKernteams adäquat ab. Die ursprünglich für die Modellphasezugr<strong>und</strong>e gelegten Jahresbasiswerte von2000 führten bei e<strong>in</strong>er angenommenen Auslastungsratevon 96 %, die gelegentliche Absagen von Seitender Klienten widerspiegeln sollte, zu e<strong>in</strong>er virtuellenFachleistungsst<strong>und</strong>e von 52,83 €. Diese wurde mitdem angenommenen durchschnittlichen Bearbeitungsaufwandvon 16,47 Arbeitsst<strong>und</strong>en pro Fallmultipliziert <strong>und</strong> ergab die bis dato zur Anwendungkommende Fallpauschale <strong>in</strong> Höhe von 870,15 €.Mit Abschluss des Rahmenvertrages war jedochvere<strong>in</strong>bart worden, diese fiktiven Werte durch e<strong>in</strong>edreijährige empirische Überprüfung <strong>und</strong> st<strong>und</strong>engenaueZeiterfassung zu ersetzen.Die Abb. 3 zeigt die Differenz zwischen den hypothetischangenommenen Durchschnittswerten zu Beg<strong>in</strong>ndes Modellprojekts <strong>und</strong> den empirisch ermitteltenErgebnissen nach Auswertung von 11991 Fallverläufen<strong>in</strong> den Standortberatungsstellen der 12 Berl<strong>in</strong>erBezirke im Laufe der Jahre 2001, 2002 <strong>und</strong> 2003.Dabei zeigte sich, dass die Anzahl der Klientenkontaktemit 8,94 im Durchschnitt niedriger lag als dieangenommene Ursprungszahl.Auf der anderen Seite erwiesen sich die fallbezogenenZusammenhangsarbeiten 12 wie z.B. Vor- <strong>und</strong>Nachbereitung e<strong>in</strong>schließlich Unterrichtshospitationen,Kontakte mit Lehrern, Erziehern oder K<strong>in</strong>derärztenals wesentlich aufwändiger als angenommen:statt 15 M<strong>in</strong>uten pro Klientenkontakt mussten <strong>in</strong> derRealität 30 M<strong>in</strong>uten pro Fall <strong>und</strong> Sitzung angerechnetwerden.Auch die Aufwendungen für Qualitätssicherung,externe Team-Supervision, Berichtswesen u.ä. erwiesensich <strong>in</strong> der Praxis der <strong>Erziehungs</strong>beratung zeit-12Hierzu zählen Zeiten für die Vorbereitung <strong>und</strong>, Nacharbeitjeder Sitzung (z.B. Protokoll <strong>und</strong> Dokumentation), „fallbezogeneschriftliche <strong>und</strong> (fern)mündliche Außenkontakte mit Lehrern, beteiligtenHelfern, ASPD, aber auch Klienten. Hierzu zählen auchmultiprofessionell erbrachte fallbezogene Leistungen, wie Fallbesprechungenim Team, Auswertung testdiagnostischer Materialien,Hilfeplanung“ usw. Des weiteren s<strong>in</strong>d „fallbezogene externe Aktivitätene<strong>in</strong>zurechnen, wie z.B. Unterrichtsbeobachtung im schulischenUmfeld, Verhaltensbeobachtung <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dergartengruppe,Gespräch mit anderen Diensten, die den Fall vorbetreut haben,bzw. weiterbetreuen sollen (z.B. K<strong>in</strong>derarzt, Kl<strong>in</strong>ik, KJPD)“ (zitiertaus den „LEITLINIEN...“ des Landes Berl<strong>in</strong> vom 18.12.2000)Seite 10


TRI ∆ LOG 2005 (8)aufwändiger als ursprünglich angenommen: statt derveranschlagten 20 M<strong>in</strong>uten wanden die Berater<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Berater im Land Berl<strong>in</strong> zusätzlich noch e<strong>in</strong>malmehr als 30 M<strong>in</strong>uten für diese „nicht personenbezogenenZusammenhangsarbeiten“ 13 auf.Im Resultat kann man daraus schlussfolgern, dass<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> mit ihrer multimodalenArbeitsweise <strong>und</strong> Kontextabhängigkeit e<strong>in</strong>Arbeitszeitverhältnis pro Vis-a-vis-Kontakt von 1:1erforderlich macht, d.h. pro St<strong>und</strong>e Klientenkontakts<strong>in</strong>d nochmals circa 60 M<strong>in</strong>uten für Zusammenhangsarbeitenaufzuwenden.Multipliziert man die virtuelle Fachleistungsst<strong>und</strong>e– auf Basis der neuen, ab 2002 gültigen Personalbemessungswerte(vgl. Abb. 4 auf Seite 12)– <strong>in</strong> Höhe von 54,52 € mit den real erforderlichenArbeitszeitst<strong>und</strong>en (18,04 h) für den Abschlusse<strong>in</strong>es erfolgreichen Beratungsprozesses, so ergibtsich rechnerisch e<strong>in</strong>e Fallpauschale <strong>in</strong> Höhevon 983,59 €.Es bleibt dem Vertragsabschluss überlassen, ob- wie im Kooperationsgremium von den Verhandlungspartnernvere<strong>in</strong>bart - von diesem fiktivenDurchschnittswert, wie bei anderen Kostensätzenim Land Berl<strong>in</strong> auch, aus fiskalischen Gründenprozentuale Abschläge (2004: 3 %, 2005: 3 %,2006: 2 % gemäß BRVJ) vere<strong>in</strong>bart werden. Dannbeläuft sich der Fallbetrag für die zukünftige Fallpauschale„<strong>Erziehungs</strong>beratung“ im Land Berl<strong>in</strong>auf exakt 906,95 € (vergl. Abb. 4).Bei solchen Verhandlungen wird jedoch zum e<strong>in</strong>enzu berücksichtigen se<strong>in</strong>, dass die auf dem Niveauvon 2002 e<strong>in</strong>gefrorenen Personalkostenansätze dieheutige Lohnentwicklung bereits nicht mehr decken,zum anderen haben die Entwicklung der Sachkostenim Land Berl<strong>in</strong>, z. B. Miete- <strong>und</strong> Energiekosten, dieursprünglichen Gr<strong>und</strong>annahmen ebenfalls längstüberflügelt. So wird das Ziel e<strong>in</strong>er wirklichen Kostenerstattungfrühestens mit e<strong>in</strong>er Fallpauschale nahe1.000,- € erreicht werden können. In diesem S<strong>in</strong>neist auch weiterh<strong>in</strong> das Engagement der freien Trägerdurch E<strong>in</strong>satz von Eigenmitteln unabd<strong>in</strong>gbar, um die13Per Def<strong>in</strong>itionem war unter diesen „nicht personenbezogenen,aber zur Leistungserbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> Qualitätssicherung im E<strong>in</strong>zelfallnotwendigen Aktivitäten der Beratungsfachkräfte“ (LEITLINIEN,2000, P.3.2.2.) zu erfassen: „Trägerorientierte Verpflichtungen<strong>und</strong> Aufgabenwahrnehmungen, Zeitaufwand für Teamarbeit <strong>und</strong>externe Supervision, Zeitaufwand für Ergebnissicherung, Dokumentation<strong>und</strong> Evaluation der Ergebnisqualität der betreffendenMaßnahmen, z.B. Nachbefragung.“ Hierzu zählten auch „jene Aktivitätenim Vorfeld <strong>in</strong>dividueller Beratung (z.B. Telefonate, Vorbesprechungen<strong>und</strong> Weitervermittlung), die nicht zur <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong> <strong>in</strong> der eigenen E<strong>in</strong>richtung führen. Sie dienender Erleichterung des <strong>in</strong>dividuellen Zugangs, der Unterstützungbei der Wahrnehmung des Wunsch- <strong>und</strong> Wahlrechts von e<strong>in</strong>zelnenRatsuchenden <strong>und</strong> zur Vermeidung unnötiger Mehrfachhilfen.“gegenwärtige Leistungsfähigkeit des Versorgungssystemsauch zukünftig sicherstellen zu können.Dass e<strong>in</strong>e Fallpauschale <strong>in</strong> dieser Größenordnungangemessen, notwendig <strong>und</strong> gerechtfertigt ist, zeigtee<strong>in</strong>e zwischenzeitlich auf Anregung der Senatsf<strong>in</strong>anzverwaltungvorgenommene Vergleichsrechnungmit den „Produkt-Stück-Kosten“ der kommunalenEFBs.Die Kosten öffentlich bediensteter <strong>Erziehungs</strong>beratung<strong>in</strong> den Berl<strong>in</strong>er Jugendämtern, die auf Basis derZahlen ihrer Kosten- <strong>und</strong> Leistungsrechnung (KLR)aus dem Jahr 2003 im folgenden Exkurs dargestelltwerden, förderten unerwartet präzise Übere<strong>in</strong>stimmungenmit o.g. Berechnungen zur Angemessenheitder Fallpauschale zu Tage.Exkurs:Kostenvergleich EFB <strong>in</strong> freier <strong>und</strong> öffentlicherTrägerschaft 14Die EFBs <strong>in</strong> freier Trägerschaft unterliegen e<strong>in</strong>em anderenF<strong>in</strong>anzierungsmodus als die <strong>in</strong> öffentlicher Trägerschaft,die <strong>in</strong> das System der Kosten-Leistungs-Rechnung e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Um e<strong>in</strong>en annäherndenVergleich zu ermöglichen, war es erforderlich, dieKosten der freien Träger differenziert aufzugliedern,d. h., die Summe der Kosten der freien Träger aufihre drei Produkte 15 zu beziehen.Die EFBs <strong>in</strong> freier Trägerschaft s<strong>in</strong>d, wie dargestellt,entsprechend der Rahmenvere<strong>in</strong>barung EFB mischf<strong>in</strong>anziert:1. Sie erhalten e<strong>in</strong>en Sockelbetrag von 184 065,08€ pro EFB für Prävention, Vernetzung <strong>und</strong> überregionaleFälle <strong>in</strong>tegrativer, familienorientierterBeratung.2. Sie erhalten von den Bezirken e<strong>in</strong>e vertraglichvere<strong>in</strong>barte Anzahl von Fallpauschalen für regionaleFälle <strong>in</strong> Höhe von 870,14 € pro Fall.3. Sie erbr<strong>in</strong>gen Eigenleistungen (vere<strong>in</strong>bart s<strong>in</strong>dlaut Rahmenvertrag 20 461,68 € pro EFB) füralle drei Produkte (anteilig).Für das Modelljahr 2003 wurden folgende Ausgabenfür <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> <strong>in</strong> freier Trägerschafterfasst:14Alle Zahlenangaben s<strong>in</strong>d der Anlage 1 der Drs. 15/4072 desAbgeordnetenhauses von Berl<strong>in</strong> entnommen.151. <strong>in</strong>tegrative, familienorientierte E<strong>in</strong>zelfallberatung;2. präventive Leistungen; 3. Kooperation <strong>und</strong> VernetzungSeite 11


TRI ∆ LOG 2005 (8)ABB. 4: KONSENSENTWURF des KOOPERATIONSGREMIUMS vom NOVEMBER 05Fallpauschale auf Gr<strong>und</strong>lage der Basiswerte 2002 // Gültig ab 2006Berechnung der Fallpauschale für <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstellen (EFB)§ 28 SGB VIIIJahresarbeitsst<strong>und</strong>en pro Beraterfachkraft2.009 hvere<strong>in</strong>barte Ausfallzeiten-415 hVerbleibende Jahresarbeitsst<strong>und</strong>en1.594 hx 3 Beraterfachkräfte4.782 h96 % = Auslastungsrate 4.591 hPersonalkosten (DU-Sätze 2002)1,000 Dipl.-Psychologe/<strong>in</strong> mit Zusatzausbildung I b 65.870 €1,000 K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendtherapeut/<strong>in</strong> III 55.940 €1,000 Sozialarbeiter/<strong>in</strong> m. therap. Zusatzausbildung IV a 52.160 €0,375 Leitung I b 24.701 €0,750 Verwaltungsfachkraft VI b 27.653 €Sonstige Personalkosten e<strong>in</strong>schl. Supervision 3.888 €(alter Satz von 2000 = 222.915 €) 230.212 €SachkostenVerwaltungskosten (Miete, Sachaufwand u.a.) 9.203 €Miete für Beratungsräume u.a. 4.666 €Wirtschaftsaufwand 2.333 €Betreuungsaufwand e<strong>in</strong>schl. päd. Sachmittel 3.422 €Sachkosten je Fallpauschale 19.624 €e<strong>in</strong>schl. Fortschreibung ab 01.09.2001(Fortschreibung um 2,35 % wie per Beschluss VK für HzE- Leistungen) 20.085 €<strong>in</strong>sgesamt 250.297 €Fachleistungsst<strong>und</strong>e 54,52 €Fallpauschale 18,04 (an Stelle 16,47 h <strong>in</strong> Erstberechnung) St<strong>und</strong>enanzahl x Flstd.-Satz = 983,60 €Abgesenkt (3%, 3%, 2%) entsprechend BRVJ bei Ansatz 18,04 Std = 906,95 €Zum Vergleich:Erstvere<strong>in</strong>barung: 870,14 € (EFB-Modellprojekt 2001 – 2003)Seite 12


TRI ∆ LOG 2005 (8)Mischf<strong>in</strong>anzierung 2003Sockelbetrag/ Land 2.208.780,96 €Fallpauschalensumme/Bezirke2.213.398,77 €Eigenmittel/freie Träger: 840.547,54 €a) Betrachtung der realen Fallkosten <strong>in</strong> freierTrägerschaft im Modelljahr 2003:Um die <strong>in</strong>sgesamt aufgewendeten Mittel für die Fälleder freien Träger (regional <strong>und</strong> überregional) zu ermitteln,müssten die Ausgaben, die vom Sockelbetraggeleistet wurden, differenziert werden.Entsprechend e<strong>in</strong>er differenzierten Auswertung derempirischen Erhebungen <strong>in</strong> den 12 Beratungsstellen<strong>in</strong> freier Trägerschaft verteilen sich die Arbeitsanteiledes Kernteams, die aus dem Sockelbetrag f<strong>in</strong>anziertwerden, folgendermaßen:Vernetzung 18,84 %Prävention 20,43 %Fallbearbeitung überregional 60,73 %Die Aufwendungen des Landes für die Fallbearbeitungsetzen sich somit aus dem anteiligen Betrag ausdem Sockel (1.341.392,68 €) <strong>und</strong> aus dem Betrag aufBasis der Vere<strong>in</strong>barungen mit den Bezirken (Fallpauschalen:2.213.398,77 €) zusammen.Bei e<strong>in</strong>er Fallzahl von 4.185 abgeschlossenen Fällenbetragen - bezogen auf die Aufwendungen des Landes- die (geförderten) Kosten pro Fall: 849,41 €.Unter E<strong>in</strong>beziehung des für Fallarbeit aufgewendetenAnteils (60,73 %) der geleisteten Eigenmittel derfreien Träger beziffern sich die realen Kosten proFall: auf 971,39 €.b) Betrachtung der Fallkosten der EFBs <strong>in</strong> öffentlicherTrägerschaft im Vergleichsjahr 2003:Basis s<strong>in</strong>d hier die Daten aus der Kosten-Leistungs-Rechnung der kommunalen Verwaltung aus dem Berichtsjahr2003. Hier betragen die budgetwirksamenKosten für die E<strong>in</strong>zelfallarbeit 16 bei e<strong>in</strong>em Fallvolumenvon 9.138 abgeschlossenen Fällen im Jahr 20037.761.651,- €. Damit ergeben sich öffentliche Nettokostenpro Fall <strong>in</strong> Höhe von 849,38 €.E n t s p r e c h e n d d e m P r o d u k t b u d g e t - Ve r -gleichsbericht lagen die realen Brutto-Stückko s t e n 1 7 f ü r d a s J a h r 2 0 0 3 j e d o c h b e i977,27 € pro Fall.c) „Äpfel <strong>und</strong> Birnen“:Nun s<strong>in</strong>d Fallkosten für EFB <strong>in</strong> freier <strong>und</strong> öffentlicherTrägerschaft sicher nur bed<strong>in</strong>gt vergleichbar, weil diezu vergleichende Leistung sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Punktendeutlich vone<strong>in</strong>ander unterscheidet:• EFBs <strong>in</strong> öffentlicher Trägerschaft erbr<strong>in</strong>gen imRahmen ihres <strong>in</strong>tegrativen Produkts auch die aufwendigeLeistung „Betreuter Umgang“. Die EFBs<strong>in</strong> freier Trägerschaft rechnen diese Leistung,wenn sie erbracht wird, extra ab.• EFBs <strong>in</strong> öffentlicher Trägerschaft arbeiten <strong>in</strong>nerhalbdes Jugendamtes auch für die anderen Fachbereiche.Insbesondere werden im Rahmen derFallmanagementteams <strong>in</strong> zunehmend größeremUmfang Beratungen (=Fälle) als Clear<strong>in</strong>gaufträgefür den ASD bearbeitet. Dies s<strong>in</strong>d eng umrisseneArbeitsaufträge, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bezirken zu e<strong>in</strong>erdeutlichen Zunahme der Fallzahlen geführt haben.Es handelt sich dabei um Fälle mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> derRegel sehr kurzen Laufzeit.Darüber h<strong>in</strong>aus liegen der Steuerung der Fallzahlengr<strong>und</strong>sätzlich unterschiedliche Dynamiken zugr<strong>und</strong>e,die sich aus der Verschiedenartigkeit der F<strong>in</strong>anzierungssystemeergeben: während e<strong>in</strong>e hohe Fallzahlim öffentlichen Trägerbereich die Fallkosten verr<strong>in</strong>gert,werden für die freien Träger Fälle aus denBezirken, die über die vertraglich vere<strong>in</strong>barte Zahlh<strong>in</strong>aus erbracht werden, nicht vergütet. Daher s<strong>in</strong>ddie freien Träger gehalten, die Fallzahlen entsprechendden vere<strong>in</strong>barten Budgets zu limitieren oderumzusteuern.d) Betrachtung der Kosten für PräventionDie erbrachten Leistungen, die unter dem StichwortPrävention von den öffentlichen 18 <strong>und</strong> den freien EFBserbracht werden, s<strong>in</strong>d fachlich <strong>in</strong>haltlich vergleichbar,die Produktbeschreibungen laut Produktkatalog bzw.laut Leitl<strong>in</strong>ien enthalten ähnliche Vorgaben.Dennoch kann hier ke<strong>in</strong> Kosten-Vergleich vorgenommenwerden, da die Bezugsgrößen nicht übere<strong>in</strong>stimmen.Die EFBs <strong>in</strong> freier Trägerschaft erfassendie Prävention <strong>in</strong> geleisteten St<strong>und</strong>en ohne sie i.d.R.über die dafür vorgesehene Sockelf<strong>in</strong>anzierung h<strong>in</strong>ausabrechnen zu können: Für die öffentlichen EFBsist Prävention e<strong>in</strong> pauschaliertes Produkt mit derBezugsgröße: „Anzahl der E<strong>in</strong>wohner im Alter von 0bis 27 Jahren“ im Bezirk. Konkrete Mengen wurdenhier bisher nicht erfasst.16Produkt 30124 – Integrative <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>als psychologische Beratung, Diagnostik <strong>und</strong> Therapie17„Brutto-Stückkosten“ heißt hier Vollkosten nach Kosten-Leistungs-Rechnung(KLR) unter E<strong>in</strong>schluss der notwendigen Geme<strong>in</strong>kosten<strong>und</strong> Umlagen pro Fall18Produkt 77705 – fallunabhängige, psychologisch f<strong>und</strong>ierteFörderung der Erziehung (Familienbildung, Prävention, Aufklärungsarbeit)Seite 13


TRI ∆ LOG 2005 (8)e) Aufwendungen für Kooperation <strong>und</strong> VernetzungVernetzungsaktivitäten der freien Träger umfassendie Mitwirkung <strong>in</strong> Gremien, Arbeitskreisen e<strong>in</strong>schließlichder Arbeitsgruppen nach § 78 SGB VIII,Fortbildung, Fachberatung <strong>und</strong> Supervision <strong>und</strong> dieKooperation mit dem Jugendamt <strong>und</strong> der Jugendhilfeplanung.EFBs <strong>in</strong> freier Trägerschaft erfassen denArbeitszeitaufwand für Vernetzung <strong>in</strong> St<strong>und</strong>en <strong>und</strong>ermitteln so ihr anteiliges Zuwendungsbudget für dieSockelf<strong>in</strong>anzierung. Für den öffentlichen Träger gabes bislang ke<strong>in</strong> entsprechendes (Spiegel-) Produkt.Sämtliche Arbeitsgruppen, auch die gemäß § 78SGB VIII, sowie alle qualitätssichernden <strong>und</strong> kooperationsförderndenAktivitäten werden unter demGeme<strong>in</strong>kostenträger (Umlagen) verbucht.f) Fallkorridore zum Benchmark<strong>in</strong>gUm dem Verdacht der Doppelf<strong>in</strong>anzierung entgegenzu wirken, ist nach dem ersten Modelljahr <strong>in</strong>Zusammenarbeit mit Vertretern der Wohlfahrtsverbändeim Rahmen des Kooperationsgremiums e<strong>in</strong>eQuantifizierung der Beratungsleistungen auch fürden Zuwendungsteil der Landesf<strong>in</strong>anzierung erfolgt.Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Arbeitszeitanalysen der freienEFBs konnte die Fallkapazität für das Kernteam <strong>und</strong>die regionale Beratung modellhaft berechnet <strong>und</strong>vom Kooperationsgremium zur Nutzung im S<strong>in</strong>nee<strong>in</strong>es möglichen Benchmark<strong>in</strong>gs freigegeben werden.Danach liegt das nom<strong>in</strong>ale, durchschnittlicheLeistungsvermögen für das Kernteam, ausgehendvon e<strong>in</strong>er Realteilung der Jahresarbeitskapazitätdieser drei Fachkräfte bzgl. Ihres Engagements fürPrävention, Kooperation <strong>und</strong> Vernetzung im Verhältniszur re<strong>in</strong>en Klientenarbeit von 40 % zu 60 %, beie<strong>in</strong>er Fallkapazität von m<strong>in</strong>imal 108 <strong>und</strong> maximal 140abgeschlossenen Fällen pro Jahr 19 .E<strong>in</strong>er Standortberatungsstelle kann im Zusammenspielvon Kernteam <strong>und</strong> drei zusätzlichen Fachkräftenzur regionalen Fallbearbeitung (die auf der Basis vonFallpauschalen ref<strong>in</strong>anziert werden) zum Zwecke derSelbstevaluation <strong>und</strong> Darstellung e<strong>in</strong>er Kosten-Leistungs-Transparenze<strong>in</strong>en Fallkorridor von <strong>in</strong>sgesamtm<strong>in</strong>imal 294 <strong>und</strong> maximal 383 abgeschlossenenFällen pro Jahr zugeschrieben werden, davon ausgehend,dass die Fachkräfte des Regionalteams,die nom<strong>in</strong>ell ausschließlich Fallarbeit machen, pro100%-Planstelle durchschnittlich bis zu 80 Fälle p.a.erfolgreich abschließen können.19Von der Jahresarbeitszeitkapazität dieser 3,0 Planstellen s<strong>in</strong>dneben Abzügen für Urlaub, Krankheit <strong>und</strong> Feiertage etc. auchzuvor noch die 10% Leitungsanteil für das gesamte Team derBeratungsstelle <strong>in</strong>cl. Sekretariat abzuziehen, da die Leitungskraftim Kernteam e<strong>in</strong>geschlossen ist.Fazit: Effektiv kostet e<strong>in</strong> <strong>Erziehungs</strong>beratungsfallknapp 1.000,— €Die nach den oben genannten Berechnungen nahezuidentischen realen Fall- bzw. Vollkosten im öffentlichen<strong>und</strong> freiträgerschaftlichen Bereich s<strong>in</strong>d umsoerstaunlicher, als hier mit jeweils nahezu 10.000Fällen e<strong>in</strong>e vergleichbare repräsentative Datenbasisvorliegt <strong>und</strong> die Durchschnittswerte aller 12 Berl<strong>in</strong>erBezirke erfasst s<strong>in</strong>d!Trotz e<strong>in</strong>er naturgemäß großen Varianz <strong>und</strong> Streubreitezwischen den e<strong>in</strong>zelnen Bezirken 20 wurde <strong>in</strong>der Durchschnittsberechnung der Mittelwert derim Modellprojekt erhobenen <strong>und</strong> <strong>in</strong> die Neuberechnungder Fallpauschale e<strong>in</strong>fließenden Parameter imfreiträgerschaftlichen Bereich nahezu punktgenaubestätigt.Lag der Mittelwert im öffentlichen Bereich für 2003bei 977,- € <strong>und</strong> im freiträgerschaftlichen Bereich bei971,-€, so werden die Stückkosten zukünftig auchgemäß dem Entwurf des Kooperations-gremiums zurNeuberechnung der Fallpauschale auf über 900,- €ansteigen.Luxus oder „re<strong>in</strong>e Vernunft“?Dabei wird sich naturgemäß die Frage stellen, ob sichdas Land diesen sche<strong>in</strong>baren Luxus leisten kann,e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges Gespräch oder e<strong>in</strong>en EB-typischenBeratungsprozess mit 5 bis 10 Klientenkontaktenpauschal mit 906,95 € zu vergüten?Vergleicht man diesen Kostenaufwand für e<strong>in</strong>eFallpauschale zur angemessenen Fallbearbeitung<strong>in</strong> der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> mit denFallkosten anderer Hilfen zur Erziehung, so ersche<strong>in</strong>tauch e<strong>in</strong>e solchermaßen erhöhte Fallpauschale nochvergleichsweise ger<strong>in</strong>g:Bereits im Jahr 2003 betrugen die durchschnittlichenFallkosten für e<strong>in</strong>e ambulante Hilfe zur Erziehung15.000,- € im Jahr, für e<strong>in</strong>e Heimunterbr<strong>in</strong>gung imLand Berl<strong>in</strong> 40.000,- € pro Jahr <strong>und</strong> Fall.Im direkten Vergleich e<strong>in</strong>es ausgewählten Berl<strong>in</strong>erBezirks 21 lagen gegenüber e<strong>in</strong>er Fallpauschale für<strong>Erziehungs</strong>beratung <strong>in</strong> Höhe von 870,-- €, wie siese<strong>in</strong>erzeit zur Anrechnung kam, die pauschaliertenKosten für e<strong>in</strong>e• HzE-Leistung nach § 27,3 (Pädagogische-therapeutischeLeistungen <strong>in</strong> freier Praxis) <strong>und</strong> § 35a(z.B. <strong>in</strong>tegrative Lerntherapien) um das 4,5fa-20Zu Beg<strong>in</strong>n des Modellprojekts <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Anfangsphase derKLR schwankte die Streubreite der Stückkosten +öffentlicherFallbearbeitung zwischen 400,- € <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Ostbezirken<strong>und</strong> 12.000,—€ pro Fall <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Westbezirk.21Die vorliegende exemplarische Berechnung basiert auf derKosten-Leistungs-Rechnung des Bezirks Pankow-Weißensee<strong>und</strong> dem Zahlenmaterial 2002 - Vergleichstabelle aller Hilfen zurErziehung: Fall-kosten pro K<strong>in</strong>d, Monat <strong>und</strong> Jahr. Die Relationenkönnen demgemäß <strong>in</strong> anderen Bezirken oder Haus-haltsjahrenger<strong>in</strong>gfügig variieren.Seite 14


che,• KJHG Therapie um das 6,9fache,• Aufsuchende Familientherapie um das 16,2fache,• Leistung nach § 31 (Sozialpädagogische Familienhilfe)um das 26,6-fache <strong>und</strong>• Maßnahme nach § 34 Heimerziehung um das59fache höher als die Gesamtkosten für e<strong>in</strong>en abgeschlossenenFall beraterischertherapeutischerLeistungen <strong>in</strong> der <strong>Erziehungs</strong>beratung.Die Komb<strong>in</strong>ation von direkter Inanspruchnahmedurch die Ratsuchenden <strong>und</strong> <strong>in</strong>terner Hilfeplanungim multiprofessionellen Team der <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellennach dem vere<strong>in</strong>fachten Verfahrenerspart dem zuständigen Jugendamt obendre<strong>in</strong>Verwaltungskosten <strong>und</strong> den Klienten jede MengeZeitaufwand. Fallpauschalen erlauben sparsam<strong>und</strong> zugleich wirksam zu <strong>in</strong>tervenieren, weil dieHilfe zeitnah <strong>und</strong> frühzeitig e<strong>in</strong>setzen kann <strong>und</strong> soder Chronifizierung von Konflikten <strong>und</strong> damit notwendigen,kostenaufwändige-ren Interventioneneffektiv vorgebeugt wird. „Jeder Euro, der frühzeitig<strong>in</strong> <strong>Erziehungs</strong>beratung <strong>in</strong>vestiert wird, spart vier EuroFolgekosten...“, so Jugendsenator Böger im Erstendeutschen Fernsehen (MONITOR-Sendung vom 30.Oktober 2003).„Für die Jugend sparen – <strong>Erziehungs</strong>kompetenzenstärken...!“lautete folgerichtig die programmatische Botschafte<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>ladung des LAG-Vorstandes Berl<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>emExpertenhear<strong>in</strong>g, mit den familien- <strong>und</strong> ju-gendpolitischenSprecher<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Sprechern aller Fraktionendes Berl<strong>in</strong>er Abgeordnetenhauses. Dar<strong>in</strong> wurdendiese mit den Zielen <strong>und</strong> Erfolgen des EFB-Modellsvertraut gemacht <strong>und</strong> unser Angebot an „<strong>Erziehungs</strong>beratung“im Kanon aller Hilfen des Ges<strong>und</strong>heits-,Sozial- <strong>und</strong> Bildungssystems selbstkritisch <strong>und</strong>selbstbewußt zur Diskussion gestellt.Zur Weiterentwicklung <strong>und</strong> Zukunftssicherung der<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> Famili-enberatung bedarf es, daszeigte das Fazit zur erfolgreichen Evaluation desModellprojekts im Land Berl<strong>in</strong> (vgl. Abb. 5), gesicherterRessourcen, e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen, planvollenZusammenarbeit zwischen örtlichem Jugend-amt<strong>und</strong> freiem Träger, e<strong>in</strong>gespielter multiprofessionellerTeams mit festan-gestellten Nachwuchskräften <strong>in</strong> denBeratungsstellen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Vision:E<strong>in</strong>er Vision „...blühender Landschaften“ <strong>in</strong> den<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstellen desLandes Berl<strong>in</strong> durch :• die (unbefristete) Verlängerung <strong>und</strong> Neuverhandlungdes Rahmenvertrages ab 1.1.2006,TRI ∆ LOG 2005 (8)• e<strong>in</strong>e Verankerung des niedrigschwelligen<strong>und</strong> direkten Zugangs zur EFB gemäß §36 aII SGB VIII (Ergänzung der AV „Hilfeplanung“§ 11(4) durch e<strong>in</strong> Arbeitsblatt „Vere<strong>in</strong>fachtesHilfeplanungsverfahren“ gemäß KICK vom1.10.2005),• e<strong>in</strong>e Aufhebung des E<strong>in</strong>stellungsstops <strong>in</strong> denKommunalen Beratungsstellen sowie• e<strong>in</strong>e Neuverhandlung der Fallpauschale aufBasis der Resultate der empirischen Untersuchungder vergangenen Modelljahre <strong>und</strong> ihrerangemessenen Anpassung auf e<strong>in</strong>e Entgelt <strong>in</strong>Höhe von 900+ Euro.• Die vertragliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>novativer Formenvon Beratung, wie onl<strong>in</strong>e-Beratung• die Weiterentwicklung des bewährten <strong>und</strong>weiterh<strong>in</strong> gewollten Ine<strong>in</strong>andergreifens vonpräventiven <strong>und</strong> kurativen Angeboten derBeratung, Bildung <strong>und</strong> Betreuung zur Unterstützungder Familien im Land Berl<strong>in</strong> über alleGenerationen h<strong>in</strong>weg (beispielsweise <strong>in</strong> sogn.„Mehrgenerationenhäusern“)• e<strong>in</strong>e Kooperation von allen im Bereich <strong>Erziehungs</strong>-<strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> tätigen Kolleg<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Kollegen auf der Gr<strong>und</strong>lage der für diekommunalen <strong>und</strong> freien Träger gleichermaßengültigen Rahmenvere<strong>in</strong>barungen <strong>und</strong> damitder Eröffnung von Freiräumen <strong>und</strong> Möglichkeitenfür die weitere qualifizierte <strong>in</strong>haltlicheZusammenarbeit beider Seiten• e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches <strong>und</strong> auf die Standards Jugendhilfeplanungabgestimmtes Berichtswesenbei öffentlichen <strong>und</strong> freien Trägern• e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung von <strong>Familienberatung</strong>szentrenzu e<strong>in</strong>er niedrigschwelligenAnlaufstelle <strong>und</strong> Drehscheibe für Krisen<strong>in</strong>tervention<strong>und</strong> Clear<strong>in</strong>gsprozeße sowie pädagogisch-therapeutischeBetreuung, Bildung<strong>und</strong> Beratung ganz im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es „<strong>in</strong>tegrativenModells für moderne familienorientierteDienstleistungen“.Die Chancen zur Verwirklichung dieser Visionstehen sehr gut - angesichts e<strong>in</strong>er rot-grünenschwarz-rot-gelbenKoalition für die Stärkungder <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> <strong>und</strong> denVorrang ambulanter Hilfen für Familien im LandBerl<strong>in</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er „großen Koalition für e<strong>in</strong>e familienfre<strong>und</strong>lichereGesellschaft“ auf B<strong>und</strong>esebene.Seite 15


TRI ∆ LOG 2005 (8)ABB. 5:Fazit 2005 - EFB-Modell Berl<strong>in</strong>Die Zukunftssicherung <strong>und</strong> Weiterentwicklung der<strong>Erziehungs</strong>beratung im Land Berl<strong>in</strong> ermöglichte:• Gewährleistung des Wunsch- <strong>und</strong> Wahl-rechtsder Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger• höhere Versorgungsgerechtigkeit landesweit<strong>und</strong> regional• Planungssicherheit für Träger <strong>und</strong> Jugendämter• e<strong>in</strong>en Beitrag zur Kostendämpfung <strong>und</strong> Umsteuerungder HzE• Ausbau der beratungsorientierten E<strong>in</strong>zelfallarbeitvor Ort• e<strong>in</strong>e gesteigerte Effizienz <strong>in</strong> der Beratung• Ausbau der präventiven Angebote <strong>in</strong> denRegionen• Flexibilität <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkulturelle Innovation• Selbstoptimierung des Modells durch trilateraleKooperation, Transparenz <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierlichekritische Evaluation.Achim Haid-LohHaid-Loh@ezi-berl<strong>in</strong>.de(im Dezember 2005)Seite 16


TRI ∆ LOG 2005 (8)Andreas H<strong>und</strong>salz<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> im WandelWenn sich alles verändert, dann ist es gut, e<strong>in</strong>enStandpunkt zu haben.Der Wandel, liebe Kolleg<strong>in</strong>nen, ist letztlich e<strong>in</strong> sehrpersönliches Thema. Wir arbeiten alle hart an uns<strong>und</strong> auch ich verändere mich pausenlos. Nicht immerzu me<strong>in</strong>er eigenen Freude. Ganz so atemberaubendschnell geht, Gott sei dank, nun aber auch nicht alles.Vieles von dem, was ich gestern gedacht <strong>und</strong> gesagthabe, würde ich heute wieder so sagen. Deswegenbitte ich um Nachsicht, wenn dem e<strong>in</strong> oder anderenvon Ihnen, die mich <strong>in</strong> Regensburg oder Weimargehört haben, me<strong>in</strong>e Gedanken <strong>und</strong> Thesen bekanntvorkommen sollten. Vieles von dem, was auch Siefür richtig halten, stimmt auch heute <strong>und</strong> wird auchmorgen noch stimmen. Also, <strong>in</strong>sofern entspannenSie sich. Ich werde Ihnen e<strong>in</strong>e <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong> skizzieren, die Ihnen durchausbekannt vorkommt.Dies will ich durchaus programmatisch verstandenwissen, denn die Halbwertszeit von Reformideen<strong>und</strong> Strukturen, tendiert, so hat man manchmalden E<strong>in</strong>druck, nahezu gegen Null. Das gilt auchfür die Jugendhilfe. In den letzten Jahren gab esjedenfalls zahlreiche Reformvorschläge. Es soll umgrößere Bürgernähe, um „Hilfen aus e<strong>in</strong>er Hand“,um Bewältigung der wachsenden Nachfrage <strong>und</strong>immer wieder soll es darum gehen, die kont<strong>in</strong>uierlichsteigenden Kosten der Jugendhilfe <strong>in</strong> den Griff zubekommen. Dabei wird weder kritisch h<strong>in</strong>terfragt,ob die Jugendhilfe überhaupt für die festgestelltenSteigerungen verantwortlich zu machen ist, nochhat bislang e<strong>in</strong>e umfassende Bewertung bzw.Evaluation der e<strong>in</strong>geführten Organisations- <strong>und</strong>Steuerungsmodelle stattgef<strong>und</strong>en. Der enormeDruck, den <strong>in</strong>sbesondere die Verknappung derf<strong>in</strong>anziellen Ressourcen bei gleichzeitig wachsendemAufgabenumfang hervorruft, drängt, so sche<strong>in</strong>tes, Politiker, Planer <strong>und</strong> Organisatoren zu neuenLösungen, um nicht dem Vorwurf ausgesetzt zuse<strong>in</strong>, man schaue dieser Entwicklung tatenlos zu.Als Beobachter kann man mitunter den E<strong>in</strong>druckgew<strong>in</strong>nen, dass es bereits auszureichen sche<strong>in</strong>t,überhaupt etwas zu verändern bzw. zupackendeTatkraft zu signalisieren, unabhängig von der zubeantwortenden Ausgangsfrage, ob die Veränderungüberhaupt den selbst gesetzten Ansprüchen zugenügen vermag.Dabei ist Wandel <strong>und</strong> Veränderung durchaus nichtnur etwas Nachteiliges sondern im Gegenteil fürdie Existenz des Menschen von unabd<strong>in</strong>gbarerBedeutung. „Und jedem Anfang wohnt e<strong>in</strong> Zauber<strong>in</strong>ne, der uns beschützt <strong>und</strong> hilft zu leben“, dichtetHerrmann Hesse. Auch Organisationen könnennichts Starres se<strong>in</strong> <strong>und</strong> damit muss sich auch die<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> h<strong>in</strong>terfragen, ob<strong>und</strong> wieweit sie ihren eigenen Leitzielen genügt.Das Thema ist emotional hoch besetzt. Der Rufnach Reformen <strong>und</strong> Wandel wird von den Menschenimmer auch als e<strong>in</strong>e Abwertung des Bestehendenverstanden. Die Botschaft, die mit transportiert wird,heißt, ihr macht da was falsch, ihr tut zu wenig, dasmuss besser werden! So kommen die Adressatenschnell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Verteidigungshaltung. Wenn jedochWandel gel<strong>in</strong>gen soll, müssen wir aus der Haltungdes erduldenden Opfers heraus <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e aktivhandelnde Rolle h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> kommen. Das Merkmal derSelbstbestimmung ist für das Identitätserleben, dasbei fremdbestimmtem Wandel ja so gerne verlorengeht, ganz entscheidend. Außerdem wissen wir alsSystemiker, dass sich Systeme letztlich nur aus sichselbst heraus verändern können. Es kommt alsodarauf an, <strong>in</strong> dem Prozess der Veränderung e<strong>in</strong>enStandpunkt zu gew<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> das Heft <strong>in</strong> die Handzu nehmen, bevor andere es tun. Dies ist die letztlichsimple <strong>und</strong> banale Botschaft. Ich sage dies nicht,um zu e<strong>in</strong>em platten „packen wirs an“ aufzurufen,sondern vielmehr, um sich selbst <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en eigenenErkenntnissen <strong>und</strong> Wünschen nach Veränderungernst zu nehmen <strong>und</strong> diese zum Ausgangspunkt fürWandel zu nehmen.Die Konzeption der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>ist e<strong>in</strong>e Funktion der gesellschaftlichenEntwicklung.<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> hatte schon immerdie Aufgabe, die auf dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der jeweiligengesellschaftlichen Entwicklung entstehenden Brüche,Widersprüchlichen <strong>und</strong> Gegensätze auszugleichen<strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuelle Benachteiligungen <strong>und</strong> Risikenaufzufangen. So wie sich die Fragestellungen derMenschen ändern, die <strong>in</strong> die Beratungsstellenkommen, müssen sich auch die Konzepte <strong>und</strong>Methoden ändern, mit denen <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungengeantwortet wird. Die Fragestellungen <strong>und</strong>Probleme, mit denen die Menschen <strong>in</strong> den erstenNachkriegsjahren <strong>in</strong> die Beratungsstellen kamen,waren sehr handfest <strong>und</strong> konkret. Es g<strong>in</strong>g um imKrieg gebliebene Väter, es g<strong>in</strong>g um Verwahrlosung,es g<strong>in</strong>g oftmals genug um die nackte Existenz. DieSeite 17


Entwicklung der wissenschaftlichen Psychotherapiewar geprägt durch die Psychoanalyse <strong>und</strong> die<strong>Erziehungs</strong>beratung war stark am mediz<strong>in</strong>ischenModell orientiert. Der Arzt als Leiter führte dieAnamnese durch <strong>und</strong> stellte die Diagnose, derPsychologe lieferte die psychologische Diagnostik<strong>und</strong> die Fürsorger<strong>in</strong> machte die Hausbesuche. DiesesBild hat sich außerhalb der <strong>Erziehungs</strong>beratungtapfer gehalten <strong>und</strong> existiert heute noch als Vorurteil<strong>in</strong> vielen Köpfen.TRI ∆ LOG 2005 (8)Die Couch ist aus den Beratungszimmernverschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> auf dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dergegenwärtigen gesellschaftlichen Situationhaben sich auch die Fragen der Menschen,die <strong>in</strong> die Beratungsstellen kommen, verändert.Deutschland im Herbst 2005 ist e<strong>in</strong> Land, <strong>in</strong> demMassenentlassungen <strong>und</strong> Milliardenschulden dieSchlagzeilen bestimmen. Und – zunächst erstaunlich– es s<strong>in</strong>d <strong>Erziehungs</strong>fragen, die die Menschenbeschäftigen. In jeder Buchhandlung f<strong>in</strong>den Siemeterweise entsprechende Ratgeber <strong>in</strong> den Regalen.Die großen Wochenmagaz<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Zeitschriftenreferieren über die neuesten Erkenntnisse, dieSupermamas, die Supernannies (Kathar<strong>in</strong>a Saalfrankist e<strong>in</strong> richtiger Star geworden) <strong>und</strong> die Shows, die<strong>Erziehungs</strong>fragen <strong>in</strong> den Mittelpunkt stellen, erzielentraumhafte E<strong>in</strong>schaltquoten, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs wie Triple P,Step <strong>und</strong> andere beherrschen den Markt.Der autoritäre <strong>Erziehungs</strong>stil ist nachgewiesenerMaßen nicht mehr tauglich, wenn es heute vorrangigum Selbstkompetenz gehen muss.Der Zusammenhang mit der Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> demschw<strong>in</strong>denden Wohlstand kommt nicht von ungefähr.Die Eltern spüren ihre Verantwortung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sich mitBlick auf Teilhabe spaltenden Gesellschaft <strong>und</strong> stellenentsprechende Fragen. Welche Ausbildung führt zue<strong>in</strong>em sicheren Arbeitsplatz? Welche Erziehung istfür me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d die richtige?Seite 18


TRI ∆ LOG 2005 (8)Der antiautoritären Erziehung fehlt es anDurchsetzungskraft.Die <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> hat sich aufden gesellschaftlichen Wandel gut e<strong>in</strong>gestellt.Parallel zu den Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen hat sichauch die <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> selbstnachhaltig verändert <strong>und</strong> gut auf den gesellschaftlichenWandel e<strong>in</strong>gestellt. Hierzu will ich im Folgendene<strong>in</strong>ige Kernentwicklungen herausstellen <strong>und</strong>, womöglich, mit Zahlen untermauern.Heute wird der autoritative <strong>Erziehungs</strong>stil propagiert,der maßgeblich durch Aushandeln gekennzeichnetist. Aber auch dieser Stil hat so se<strong>in</strong>e Tücken.Wer nach e<strong>in</strong>fachen Antworten sucht, wird enttäuschtwerden. Es geht ja nicht nur um die komplizierteMischung aus Selbständigkeit unterstützen, Fördern<strong>und</strong> Fordern. Das Leben ist tatsächlich komplexergeworden <strong>und</strong> der Staat mutet den Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong>Bürgern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl von Lebensbereichen zu,sich selbst <strong>in</strong>itiativ um die eigene Lebensplanung zukümmern. Dies alles erhöht den Beratungsbedarf<strong>und</strong> mit Blick auf die Zukunft können wir davonausgehen, dass sich diese Entwicklung fortsetzenwird. Ke<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er, wenn Beratungsstellen e<strong>in</strong>enBoom verzeichnen. Wir s<strong>in</strong>d b<strong>und</strong>esweit mit e<strong>in</strong>erletztlich als dramatisch zu bezeichnenden Zunahmevon Anfragen an die <strong>Erziehungs</strong>beratung konfrontiert.1993 wurden ca. 200.000 Beratungen abgeschlossen.Heute s<strong>in</strong>d es über 300.000.Dabei werden bei weitem nicht alle versorgt, dieeigentlich e<strong>in</strong>e Beratung <strong>in</strong> unseren <strong>Erziehungs</strong><strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong>sstellen nötig hätten. Jährlichsuchen etwa 1% der jungen Menschen unter 27Jahren e<strong>in</strong>e <strong>Erziehungs</strong>beratungsstelle auf. Invielen Großstädten s<strong>in</strong>d es über 2%, <strong>in</strong> manchenLandkreisen aber nur 0,5% <strong>und</strong> weniger. K<strong>in</strong>der<strong>und</strong>jugendpsychiatrische Expertenkommissionensignalisieren e<strong>in</strong>en weit höheren Bedarf. Wir müssendavon ausgehen, dass m<strong>in</strong>destens 5% e<strong>in</strong>esJahrgangs dr<strong>in</strong>gend behandlungs- bzw. hilfebedürftigs<strong>in</strong>d <strong>und</strong> 15% bis 20% Beratungsbedarf haben.Inanspruchnahmen zwischen 0,5 <strong>und</strong> zwei Prozents<strong>in</strong>d also zu wenig.Zunächst: die EFB ist heute e<strong>in</strong>e Leistung derJugendhilfe. Während <strong>Erziehungs</strong>beratung 1984noch als „... zwischen Jugendhilfe, Ges<strong>und</strong>heits<strong>und</strong>Bildungswesen“ (Klug <strong>und</strong> Specht 1985)charakterisiert wurde, ist <strong>Erziehungs</strong>beratungheute e<strong>in</strong>deutig durch den Kontext des K<strong>in</strong>der<strong>und</strong>Jugendhilfegesetzes (SGB VIII) bestimmt(H<strong>und</strong>salz 1995, Müller 1996). Die Leitziele diesesGesetzes s<strong>in</strong>d die Gr<strong>und</strong>lage für die Konzeption der<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong> <strong>und</strong> Konsens.Dies hatte auch deutliche Entwicklungen bezogenauf das Verständnis von Psychotherapie alsLeistung <strong>und</strong> Methode. Heute überwiegt derfamilientherapeutisch-systemische Ansatz. Nachaktuellen Auszählungen der B<strong>und</strong>eskonferenz für<strong>Erziehungs</strong>beratung (BKE) haben rechnerischalle Fachkräfte <strong>in</strong> den Beratungsstellen e<strong>in</strong>e odermehrere psychotherapeutische Weiterbildungen <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em anerkannten Verfahren abgeschlossen. Über50% davon entfallen auf die systemische Therapie,e<strong>in</strong>er Methode, die, wie es das SGB VIII fordert, diekonkreten Lebensbed<strong>in</strong>gungen der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>bezieht(Menne 2006). Die E<strong>in</strong>führung des Psychotherapeutengesetzes hat die <strong>Erziehungs</strong>beratung zum Anlassgenommen, deutlicher zwischen Jugendhilfe <strong>und</strong>Heilk<strong>und</strong>e zu differenzieren. Nach e<strong>in</strong>er aktuellenStellungnahme der BKE ist Ausgangspunkt derHilfen <strong>in</strong> der <strong>Erziehungs</strong>beratung, <strong>und</strong> damit auchpsychotherapeutischer Hilfen, der „erzieherischeBedarf“, wie es im § 27 des SGB VIII formuliert wird<strong>und</strong> nicht e<strong>in</strong> Krankheitswert (vgl. H<strong>und</strong>salz 1998,Lasse 2004, BKE 2005).E<strong>in</strong>es der hartnäckigsten Vorurteile war <strong>und</strong> ist,dass die <strong>Erziehungs</strong>beratung mittelschichtorientiertsei. Bereits 1989 kommt Ehrhardt jedoch zu demErgebnis: „Untersuchungen der letzten 15 Jahrezeigen, dass der Anteil von Unterschichtfamilien<strong>in</strong> <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen m<strong>in</strong>destens derenGr<strong>und</strong>rate <strong>in</strong> der Bevölkerung entspricht“ (Ehrhardt1989, S. 333). E<strong>in</strong>e aktuelle Studie der BKE (2004,S. 12) stellt fest, dass der Faktor Arbeitslosigkeit<strong>und</strong> der Faktor Beziehung von Sozialhilfe bei denbeendeten Beratungen <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen höherwar als beim Bevölkerungsdurchschnitt. Und <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen erreichen Familien <strong>in</strong> Krisen.Seite 19


TRI ∆ LOG 2005 (8)Der überwiegende Teil der <strong>in</strong> den Beratungsstellenangemeldeten K<strong>in</strong>der (55%) lebt bei den Eltern. In derGesamtbevölkerung ist dies jedoch bei ca. 80% derFall. 28% der <strong>in</strong> den Beratungsstellen angemeldetenK<strong>in</strong>der lebten bei e<strong>in</strong>em alle<strong>in</strong> erziehenden Elternteil.Weitere 10% lebten bei e<strong>in</strong>em Eltern- mit Stiefelternteiloder Partner <strong>und</strong> weitere 4% lebten entweder bei denGroßeltern, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pflegefamilie, im Heim oder e<strong>in</strong>erWohngeme<strong>in</strong>schaft (H<strong>und</strong>salz 2002).<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstellen s<strong>in</strong>dleistungsstark. Wir verzeichnen e<strong>in</strong>e enormeZunahme an Fällen bei gleich bleibendem Personaloder sogar bei Abbau. Auch hier haben sich dieBeratungsstellen umgestellt <strong>und</strong> bieten überwiegendkurzfristige Hilfen an. Die Dauer der abgeschlossenenBeratungen <strong>und</strong> Therapien beträgt durchschnittlichsechs Monate. E<strong>in</strong> Großteil der Beratungen wirddabei bereits nach drei Monaten abgeschlossenwerden (46 %). Fast 64% der Beratungen s<strong>in</strong>d nache<strong>in</strong>em halben Jahr abgeschlossen <strong>und</strong> 85% nache<strong>in</strong>em Jahr. Aber nicht alles ist kurz zu machen,obwohl dies sicherlich den Wünschen der Kämmererentgegen käme.Zahlen belegen damit e<strong>in</strong>drucksvoll, wie effizient<strong>Erziehungs</strong>beratung arbeitet.Inzwischen liegen zahlreiche Effektivitätsuntersuchungenvor. Diese Evaluationsstudien stützensich überwiegend auf Befragungen von relativ kle<strong>in</strong>enPopulationen <strong>und</strong> auf subjektive E<strong>in</strong>schätzungen derRatsuchenden zur Frage der Zufriedenheit mit derBeratung, ergeben jedoch e<strong>in</strong> relativ e<strong>in</strong>heitlichesBild (vgl. a. Vosseler 2003):• die Ratsuchenden s<strong>in</strong>d mit den Ergebnissen derBeratungsgespräche überwiegend zufrieden bissehr zufrieden;• die Störung hat sich zu großen Teilen gebessertbis deutlich gebessert;• die Ratsuchenden s<strong>in</strong>d auch dann zufrieden,wenn sich die Störung nicht oder nur teilweiseverbessert hat. Sie profitieren offensichtlich vone<strong>in</strong>er Verbesserung des Familienklimas.• K<strong>in</strong>der sche<strong>in</strong>en den Beratungserfolg zwarskeptischer e<strong>in</strong>zuschätzen (Höfer u. Straus1991; Lenz 2001), können aber durchaus von dererfolgten Unterstützung profitieren (Lenz 2001,Nitsch 1999)• die Jugendhilfe-Effekte-Studie verleiht der<strong>Erziehungs</strong>beratung im Vergleich zu anderenLeistungen der Jugendhilfe ebenfalls e<strong>in</strong> gutesZeugnis <strong>und</strong> hebt die positive Wirkung auf dasUmfeld bzw. auf die Eltern besonders hervor(Schmidt 2000).Ca. 15% aller Beratungen/Therapien dauern längerals e<strong>in</strong> Jahr (Menne 1996).In e<strong>in</strong>er aktuellen Analyse hat Menne die Kostenfür e<strong>in</strong>e durchschnittliche abgeschlossene<strong>Erziehungs</strong>beratung mit € 1.000 errechnet. DieKosten für andere Hilfen zur Erziehung s<strong>in</strong>d deutlichhöher <strong>und</strong> reichen bis zu ca. 50.000 € jährlich für e<strong>in</strong>estationäre Unterbr<strong>in</strong>gung. Obwohl 75% aller Hilfenzur Erziehung auf die <strong>Erziehungs</strong>beratung entfallen<strong>und</strong> die <strong>Erziehungs</strong>beratung damit re<strong>in</strong> zahlenmäßigdie bedeutendste Form der Hilfen zur Erziehungist, werden b<strong>und</strong>esweit für die <strong>Erziehungs</strong>beratunglediglich 7% der Gesamtkosten ausgegeben. DieMit mehr als 70% e<strong>in</strong>vernehmlich beendeten Fällef<strong>in</strong>den die meisten der <strong>in</strong> den Beratungsstellenbegonnenen Fälle auch dort ihren Abschluss.Dies ist e<strong>in</strong>e weitere Bestätigung der Effektivitätvon <strong>Erziehungs</strong>beratung. Außerdem wird belegt,dass <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen von dem weitüberwiegenden Teil der Bevölkerung als dieE<strong>in</strong>richtung wahrgenommen wird, die ihnen genaudie Hilfe erbr<strong>in</strong>gen kann, die sie auch benötigen. E<strong>in</strong>ezwischengeschaltete Zuweisungs<strong>in</strong>stanz ist demnachnicht erforderlich. Der offene <strong>und</strong> niederschwelligeZugang zur <strong>Erziehungs</strong>beratung hat sich bewährt <strong>und</strong>entspricht der realen Praxis (H<strong>und</strong>salz 2002).<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>, so kommen dieHerausgeber des 2006 ersche<strong>in</strong>enden sechstenBandes des Jahrbuches für <strong>Erziehungs</strong>beratung<strong>in</strong> ihrer E<strong>in</strong>leitung zusammenfassend zu demErgebnis, arbeitet nicht nur an e<strong>in</strong>em für unsereGesellschaft aktuellen <strong>und</strong> bedeutsamen Thema.Seite 20


TRI ∆ LOG 2005 (8)<strong>Erziehungs</strong>beratung wird von den Familien <strong>in</strong>zwischen<strong>in</strong> so hohem Maße genutzt, dass sie längst nichtmehr nur e<strong>in</strong>e Hilfe für e<strong>in</strong>ige wenige darstellt,die mit den eigenen K<strong>in</strong>dern Probleme haben:<strong>Erziehungs</strong>beratung erreicht heute mehr als e<strong>in</strong>Fünftel der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen im Prozess ihresAufwachsens. Sie erfüllt damit e<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong>bedarfvon Familien.Me<strong>in</strong>e sehr verehrten Damen <strong>und</strong> Herren, liebeKolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen. Sie können also mitRecht stolz auf Ihre Leistungen se<strong>in</strong>. Wir können,wie ich me<strong>in</strong>e, selbstbewusst <strong>und</strong> offen uns dengegenwärtigen <strong>und</strong> zukünftigen Anforderungenstellen. Dabei will ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Analyse deraktuellen Entwicklungsl<strong>in</strong>ien für die <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong>, sowohl auf fachpolitische Akzenteh<strong>in</strong>weisen als auch <strong>in</strong>stitutionspolitische Tendenzenaufgreifen <strong>und</strong> zum Abschluss auf teamdynamischeAspekte e<strong>in</strong>gehen.Die Zukunft der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>:Bewährtes sichern <strong>und</strong> weiterentwickeln1. Beratung sichern heißt Bedarfe kommunizieren(wir stellen zunehmenden Bedarf fest; zumAnwalt der Ratsuchenden machen, andere fürsich sprechen lassen, z.B. Elternvertreter; Defizite<strong>in</strong> der Versorgung nicht scham- <strong>und</strong> schuldhaftverschweigen, an Defiziten <strong>in</strong> der Versorgungs<strong>in</strong>d nicht die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiterschuld; z.B. Öffentlichkeitsarbeit – ne<strong>in</strong>, weilBefürchtung Run auf EB; wären Sie Mitarbeitere<strong>in</strong>er Firma würde die starke Nachfrage nachder von Ihnen erbrachten Leistung e<strong>in</strong>en wahrenBörsenhype der Firma auslösen <strong>und</strong> sie würdensich e<strong>in</strong>en Bonus nach dem anderen verdienen;die Befriedigung der Nachfrage ist e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong>epolitische Aufgabe)2. In <strong>Erziehungs</strong>fragen e<strong>in</strong>mischen (Erziehung istdas Thema unserer Zeit – warum nicht sich stärker<strong>in</strong> die öffentlichen Diskussionen e<strong>in</strong>mischen,ke<strong>in</strong>e falsche Bescheidenheit, sie müssen ja nichtgleich auf den Sofas der Talkshows sitzen, aberwarum nicht; auch Beratung Thema unserer Zeit,wir s<strong>in</strong>d die Experten – dort, wo über Beratunggesprochen wird, haben wir auch etwas zusagen)3. Das eigene Profil schärfen (Profil auf der Basisder regionalen Bedarfsanalyse, ke<strong>in</strong>e generellenRichtl<strong>in</strong>ien mehr; s. Wegfall von Landesrichtl<strong>in</strong>ien,Diversifizierung der Ebn; Spezialisierungenherausarbeiten; Ebn mit erkennbarem Profilhaben eher Überlebenschancen als Ebn, die vonallem etwas machen)4. Offensiver Umgang mit Leistungen, zu derenErbr<strong>in</strong>gung die EFB aufgr<strong>und</strong> fehlenderRessourcen nicht (mehr) <strong>in</strong> der Lage ist.(Transparent machen, dies geht nicht (mehr),wäre vielleicht wünschenswert; z.B. schnelle Hilfe,Wartezeit, z.B. Migrantenfamilien, hohe Defizite,s.a. Frankreich, z.B. arme Familien; z.B. Lücken <strong>in</strong>der Versorgung von bestimmten Wohngebieten;nicht verschweigen; im Bewusstse<strong>in</strong> der eigenenguten Leistung sagen, dies wäre notwendig,geht aber aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Ressourcennicht; Zusatz: hierfür benötigen wir 2 zusätzlicheStellen).5. K o m p e t e n z e n b e i m E i n s a t z v o nE r z i e h u n g s p r o g r a m m e n u n d a n d e r e nFörderprogrammen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen (derzeit vieleElternbildungs- <strong>und</strong> Sprachförderprogramme<strong>in</strong> Tagese<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong>der; EFBn habenFachwissen <strong>in</strong> diesem Bereich; e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, auchwenn wir es nicht durchführen; hierzu haben wiretwas zu sagen; viele EFBn führen Programmemit Tagese<strong>in</strong>richtungen durch <strong>und</strong> erreichendadurch sehr viele Eltern; s. Stadt Wolfsburg,s.a. Mannheim)6. Aktiv <strong>in</strong> die Konzepte der Jugendhilfe e<strong>in</strong>mischen.(z.B. Forschungsergebnisse über den Verlaufvon Auffälligkeiten; die Investition <strong>in</strong> früheHilfen kann teure, spätere Kosten reduzieren– auch Tagese<strong>in</strong>richtungen; Kompetenzenbei § 35a e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, s. Gesetzesänderung<strong>und</strong> Psychologischer Psychotherapeut beiEntwicklungsrückstand; s. generell Hilfeplanung,z.B. Teilnahme bei Sexualisierter Gewalt,K<strong>in</strong>deswohlgefährdung <strong>und</strong> stationären Hilfen)7. Die fachpolitische Ausrichtung häufiger<strong>in</strong>tern, mit dem eigenen <strong>und</strong> dem öffentlichenJugendhilfeträger diskutieren (rascher Wandel,Transparenz <strong>und</strong> Absicherung des eigenenWeges, Verankerung im politischen Umfeld)8. Den Erfolgsdruck der Politik nutzen <strong>und</strong> Projektedurchführen, mit denen die Politik glänzen kann(ke<strong>in</strong>e Berührungsängste, z.B. Familienbildung, s.Jugendm<strong>in</strong>ister, z.B. frühe Hilfen, s. Kostendruck<strong>Erziehungs</strong>hilfe).9. Sich Zeit nehmen: Veränderungen <strong>und</strong> ihreUmsetzung gehen nicht von Heute auf Morgen(nicht zu viel zu schnell, Teilziele def<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong>das große nicht aus dem Auge verlieren)10. Misserfolge e<strong>in</strong>kalkulieren (die Latte nicht zuhoch legen; wenn derzeit alle E<strong>in</strong>schränkungenh<strong>in</strong>nehmen müssen, dann ist es unwahrsche<strong>in</strong>lich,dass die EB ausgenommen wird; sich vonMisserfolgen nicht entmutigen lassen; es ist e<strong>in</strong>Spiel, bei dem man verlieren aber auch gew<strong>in</strong>nenkann)Seite 21


TRI ∆ LOG 2005 (8)Wir brauchen für die Zukunft e<strong>in</strong>e lebendigeTeamkultur.Die Bewältigung des gesellschaftlichen Wandelskann nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em funktionierenden Team gel<strong>in</strong>gen.Die Teamarbeit <strong>und</strong> die Betonung des Teams ist früheroft belächelt, wenn nicht sogar verboten worden.Heute erlebt der Teambegriff e<strong>in</strong>en Boom <strong>in</strong> Wirtschaft<strong>und</strong> Verwaltung.Die Pr<strong>in</strong>zipien der Teamarbeit haben E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong>Gr<strong>und</strong>sätze der Arbeit der Jugendhilfe gef<strong>und</strong>en (z.B.§ 36 SGB VIII).Wir können auch hierauf stolz se<strong>in</strong>.Allerd<strong>in</strong>gs: Teamarbeit kann auch lähmend <strong>und</strong>beh<strong>in</strong>dernd se<strong>in</strong>.Auch hier ist Weiterentwicklung geboten:Es lebe der UnterschiedE<strong>in</strong> wesentlicher Weg zur lebendigen Teamkultur ist dieBeachtung der Unterschiede zwischen den e<strong>in</strong>zelnenTeammitgliedern. Nach me<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung krankenviele Teams noch zu sehr an dem Bemühen, möglichstwenig Differenzierungen zuzulassen <strong>und</strong> es gibtmitunter e<strong>in</strong> unausgesprochenes Profilierungsgebot.Vielleicht hat das Unbehagen an der scharfenAufgabentrennung der Berufsgruppen zu Beg<strong>in</strong>nder Geschichte der <strong>Erziehungs</strong>beratung zu dem <strong>in</strong>den 70er Jahren überall anzutreffenden Slogan „Wirs<strong>in</strong>d alle gleich“ geführt. Dieser Slogan gilt zum<strong>in</strong>destpartiell auch noch heute. Strikte Gleichheit ist aberder sichere Weg <strong>in</strong> die Unproduktivität. Auf demH<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der extremen Heterogenität der heutigenAnforderungen an Beratungsarbeit ist es kaummöglich, dass alle alles können können.Dabei geht es nicht nur um differenzierte Aufgabenauf dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> unserer Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung.Es geht auch <strong>und</strong> vor allem um die Beachtung vonUnterschieden <strong>in</strong> der Persönlichkeit, von Stilen <strong>und</strong>persönlichen Kompetenzen. Nehmen wir, klischeehaftzugespitzt, den zurückhaltenden <strong>und</strong> deswegenvielleicht unfre<strong>und</strong>lich wirkenden <strong>in</strong>trovertiertenKollegen oder nehmen wir die kontaktfreudigeredselige extravertierte Kolleg<strong>in</strong>. Oder nehmen wirden chaotisch wirkenden aber kreativen Ideen-Produzenten oder die ausdauernde Systematiker<strong>in</strong>.Wir brauchen alle diese Kompetenzen im Team.Vorh<strong>in</strong> sprach ich über die Notwendigkeit, Bedarfeunserer Ratsuchenden offensiv nach außen zukommunizieren <strong>und</strong> unsere positiven Leistungen<strong>in</strong>s rechte Rampenlicht zu rücken. Dies fällt<strong>in</strong>trovertierten Menschen sehr schwer. Sie halten sichzurück <strong>und</strong> vielleicht geht ihnen sogar die Kolleg<strong>in</strong>,die sich gut nach außen verkaufen kann, auf dieNerven. Wir neigen dazu, den anderen Stil, dasAndere abzuwerten <strong>und</strong> auch hier dazu, e<strong>in</strong>en immergleichen Typus kreieren zu wollen. Die Kolleg<strong>in</strong>,die sich vielleicht etwas zu frech <strong>und</strong> zu forschvorgewagt hat, wird wieder <strong>in</strong>s Glied zurückgepfiffen.Dabei ist die forsche Frechheit im Umgang mit derÖffentlichkeit, <strong>in</strong> der wir ständig mit vielen anderenum Aufmerksamkeit konkurrieren müssen, e<strong>in</strong>e gutepersönliche Voraussetzung <strong>und</strong> damit Kompetenz.Hier liegt möglicherweise die wichtigste Aufgabee<strong>in</strong>er produktiven Teamkultur <strong>und</strong> im speziellen e<strong>in</strong>eAufgaben von Führung <strong>und</strong> Leitung. Es geht darum,die unterschiedlichen Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Teamlebendig <strong>und</strong> sichtbar werden zu lassen, verborgene<strong>und</strong> zurückgehaltene Talente sich entfalten lassenzu dürfen. Der <strong>in</strong>dividuelle Spielraum, basierendauf den <strong>in</strong>dividuellen Talenten <strong>und</strong> Kompetenzen,braucht nicht nur e<strong>in</strong>e Nische, er braucht Förderung<strong>und</strong> Unterstützung. Dies macht e<strong>in</strong> Team lebendig<strong>und</strong> letztlich auch widerstandsfähig. So stimmt derSatz, den die Selv<strong>in</strong>is formuliert haben: E<strong>in</strong>emTeam wird das Potential se<strong>in</strong>er kollektiven Intelligenzerst dann bewusst, wenn es gelernt hat, den Wertder <strong>in</strong>dividuellen Talente se<strong>in</strong>er Mitglieder richtige<strong>in</strong>zuschätzen (Selv<strong>in</strong>i-Palazzoli, Selv<strong>in</strong>i 1992) <strong>und</strong>ich möchte h<strong>in</strong>zufügen: zu nutzen.Harmonie kann e<strong>in</strong>e Schwäche se<strong>in</strong>Möglicherweise liegt hier e<strong>in</strong>e Schwäche vielerTeams <strong>in</strong> der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>.In sozialen Arbeitsfeldern gibt es e<strong>in</strong>e Tendenz,den Gleichklang <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong> zu stellen, derHarmonie zu Liebe das <strong>in</strong>dividuelle Profil zu opfern.Es wird schnell der Konsens gesucht, auch wenn man<strong>in</strong>nerlich eigentlich anderer Me<strong>in</strong>ung ist. Gleichzeitigbesteht e<strong>in</strong>e Neigung, Entscheidungen nur zu treffen,wenn alle zustimmen. Dabei geht es <strong>in</strong> Gruppen, dievon ihrer psychologischen Natur her dazu neigen,die Beziehung vor die Sache stellen (<strong>und</strong> dies ist <strong>in</strong>den Teams der Beratungsstellen so), <strong>in</strong> der Regelmehr um die Integration der Menschen als um dieIntegration der Me<strong>in</strong>ung. Teammitglieder, die sichkritisch, widerständig oder gar oppositionell verhalten,werden schwer ausgehalten <strong>und</strong> man bemüht sichnicht selten, auch diese <strong>in</strong>s Boot zu holen, koste eswas es wolle. Dies ist sozusagen e<strong>in</strong>e Berufskrankheit.Wir haben es <strong>in</strong> unserer Arbeit mit Abweichungen, mitLeiden <strong>und</strong> mit Formen der Abwehr <strong>und</strong> Spaltungzu tun. Im Vordergr<strong>und</strong> der Beratung steht immerdie besondere Beachtung der verdeckten <strong>und</strong>vernachlässigten Seite. Prozesse werden deswegeneher verlangsamt, anstatt Druck auszuüben – beialler praktizierten Ressourcenorientierung. DiesenStil auf die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den Kolleg<strong>in</strong>nenSeite 22


TRI ∆ LOG 2005 (8)<strong>und</strong> Kollegen zu übertragen heißt aber, e<strong>in</strong>enunangemessenen Schonraum zu schaffen. DieMitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter e<strong>in</strong>er Beratungsstelles<strong>in</strong>d normal belastungsfähig <strong>und</strong> brauchen ke<strong>in</strong>eregressive Atmosphäre.Teams vertun viel von ihrer Energie, wenn sie sichimmer wieder ausdauernd um diese Harmoniebemühen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Integrationsversuch nach demanderen starten. Gleichzeitig wird verh<strong>in</strong>dert, dassLösungen entfaltet <strong>und</strong> notwendige Entscheidungengetroffen werden. Wenn aber Unterschiede <strong>und</strong>momentane Kräfteverhältnisse nicht lebendig werdendürfen, wenn Gruppenmitglieder nicht aus der Gruppeheraustreten dürfen, bleibt das Team unlebendig<strong>und</strong> kraftlos <strong>und</strong> im weiteren selbstverständlichauch wirkungslos <strong>in</strong> der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit derAußenwelt.Letztlich geht es um e<strong>in</strong> Klima der Offenheit <strong>und</strong>der gr<strong>und</strong>sätzlichen Bereitschaft, Neues <strong>in</strong>teressiertaufzunehmen, Wachsamkeit, Kritik <strong>und</strong> Leidenschaftnicht außer Acht lassend. Dies schließt das Risiko derSelbstveränderung mit e<strong>in</strong>. „Man muss sich erlaubenkönnen, jemandem zuzuhören“, hat Carl Rogers <strong>in</strong>se<strong>in</strong>em Buch über die Persönlichkeitsentwicklungso w<strong>und</strong>erbar formuliert. Wenn ich mich wirkliche<strong>in</strong>lasse, löse ich nicht nur im Anderen sondernauch <strong>in</strong> mir selbst e<strong>in</strong>en Veränderungsprozess aus.Der Physiker David Bohm (1988) bezeichnet dieseForm der Kommunikation, <strong>in</strong> der offen suchend etwasGeme<strong>in</strong>sames geschaffen wird, als Dialog (dia heißtdurch <strong>und</strong> nicht zwei) im Unterschied zur Diskussion,<strong>in</strong> der e<strong>in</strong> P<strong>in</strong>g-Pong bereits feststehender Me<strong>in</strong>ungenstattf<strong>in</strong>det <strong>und</strong> letztlich ke<strong>in</strong>e Veränderung bewirktwird.Die eigene Unzufriedenheit ernst nehmenDas Programm beg<strong>in</strong>nt mit der Aufmerksamkeitsich selbst gegenüber, der Achtsamkeit gegenüberder eigenen <strong>in</strong>neren Stimme <strong>und</strong> dem Ernstnehmender eigenen Unzufriedenheit. Diese muss ich mir<strong>und</strong> den KollegInnen zumuten <strong>und</strong> damit <strong>in</strong> dieAuse<strong>in</strong>andersetzung e<strong>in</strong>steigen. Der Wandel beg<strong>in</strong>nt<strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Kopf, mit me<strong>in</strong>en Ideen, was eigentlichanders se<strong>in</strong> sollte. Und er endet an der Stelle, wennich mich von der vorweggenommenen Reaktion desKollegen e<strong>in</strong>schüchtern lasse. Wenn ich mich vonder vorweggenommenen Entwertung abschreckenlasse, <strong>und</strong> auf me<strong>in</strong> eigenes Profil verzichte. Dieverständliche aber letztlich unproduktive Angstvor Entwertung ist aus me<strong>in</strong>er Sicht e<strong>in</strong>er dergrößten Hemmschuhe, wenn es um weiterführendeEntwicklung geht.Vielleicht, liebe Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen, müssenwir hier unsere Aggressionskompetenz schulen. Nichtdass wir diese nicht hätten <strong>und</strong> spüren. Gefochtenwird <strong>in</strong> Beratungsstellen aber eher mit spitzem Gerät<strong>und</strong> allzu oft versteckt. Ause<strong>in</strong>andersetzung kannaber nicht auf Aggression verzichten. Aggredi heißt,wenn mich me<strong>in</strong>e Late<strong>in</strong>kenntnisse nicht verlassenhaben, auf Jemanden zugehen. Mir <strong>und</strong> anderen denStreit, den es mit Sicherheit über den zukünftigen Kursder Beratungsstelle geben wird, zumuten <strong>und</strong> damitdie Unbequemlichkeit, die Ause<strong>in</strong>andersetzungennun mal bedeuten. Dies, so glaube ich, ist aber auflange Sicht allemal befriedigender, als die eigeneMe<strong>in</strong>ung <strong>und</strong> das eigene Profil zu unterdrücken bzw.zurückzuhalten.Zum Team gehören auch Menschen außerhalb desTeamsDas Gefühl zugehörig zu se<strong>in</strong>, ist für uns vonzentraler Bedeutung. Fast alle MitarbeiterInnen allerAbteilungen im Jugendamt (Mannheim) sprechenimmer von uns <strong>und</strong> dem Jugendamt. Das Jugendamtist als Identifikationsobjekt offensichtlich viel zugroß. Aber wir s<strong>in</strong>d nicht mehr alle<strong>in</strong> Mitglied e<strong>in</strong>esgeschlossenen <strong>und</strong> nach außen gut abgegrenztenTeams (Cornelia Edd<strong>in</strong>g 2005, S. 13). Es gibt, <strong>in</strong> derFolge der gestiegenen Komplexität <strong>in</strong> der Jugendhilfe,<strong>in</strong> der die Hilfeerbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>e Aufgabenstellung vielerLeistungsbereiche ist, multiple Zugehörigkeiten. Wirs<strong>in</strong>d Mitglied <strong>in</strong> temporären Arbeitsgruppen. Wirs<strong>in</strong>d Mitglied <strong>in</strong> dauerhaften Arbeitsgruppen unseresTrägers oder sitzen <strong>in</strong> Arbeitsgruppen mit Mitgliedernanderer Systeme zusammen. M<strong>in</strong>destens s<strong>in</strong>dwir von der Entwicklung <strong>und</strong> dem Erfolg andererGruppen abhängig. Dies gilt mit Blick auf die EFBfür den Kontext der Jugendhilfe. Der Erfolg <strong>und</strong> derMisserfolg der Jugendhilfe wird uns <strong>in</strong> höchstemMaße bee<strong>in</strong>flussen. Wir haben also gar ke<strong>in</strong>e andereWahl als uns dort e<strong>in</strong>zumischen, unabhängig davon,ob uns dies oder unseren Partnern angenehm oderunangenehm ist. Die Fusion <strong>in</strong> Stuttgart zwischenASD <strong>und</strong> EFB war, wie mir die Kolleg<strong>in</strong> mitteilte, ke<strong>in</strong>eStrafaktion für die EB, wie ich immer gemutmaßthabe (<strong>und</strong> wie viele KollegInnen dies empf<strong>in</strong>den),sondern war e<strong>in</strong>e dr<strong>in</strong>gend erforderliche Maßnahmezur Stabilisierung des ASD. Wir müssen also unserenBlick auf den gesamten Kontext der Jugendhilferichten <strong>und</strong> uns Gedanken darüber machen, wie wirdie Bed<strong>in</strong>gungen, gerade im ASD mitgestalten <strong>und</strong>verbessern können.Macht dient der Durchsetzung von InteressenDie Begriffe Macht <strong>und</strong> Führung s<strong>in</strong>d im sozialenSektor verpönt. Sie wecken oft negative Assoziationen.Ke<strong>in</strong>e Macht für niemand, hat es <strong>in</strong> den 70er JahrenSeite 23


TRI ∆ LOG 2005 (8)geheißen. Die Auswüchse dieser Entwicklung hatCornelia Edd<strong>in</strong>g beschrieben. Im sozialen Bereich,so schreibt sie, identifizieren sich die Teamssehr schnell mit den Schwächeren <strong>und</strong> geratenbei Ause<strong>in</strong>andersetzungen mit der Hierarchierasch <strong>in</strong> die Gegenabhängigkeit. „Personen, dieLeitungsfunktionen wahrzunehmen haben, werdenkurz gehalten...Diese Leiter fragen ihre Mitarbeitervorsichtig, ob sie leiten dürfen..... Häufig ist dasErgebnis, dass die Leitung auf Gestaltung verzichtet<strong>und</strong> statt dessen als Strafe für die höhere Bezahlungbürokratische Tätigkeiten übernimmt, die sonst ke<strong>in</strong>ermachen will“ (Edd<strong>in</strong>g 1990, S. 31). Diese Haltungf<strong>in</strong>det ihre Entsprechung <strong>in</strong> Leitern <strong>und</strong> Leiter<strong>in</strong>nen,die nicht leiten mögen, sei es, weil sie sich letztlichimmer noch ausschließlich als Fachkräfte verstehen,sei es, weil sie die Verantwortung fürchten oder sei es,weil sie sich nicht von den Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegenunterscheiden mögen <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Angriffsfläche bietenwollen.verankert wurde.In diesem S<strong>in</strong>ne, liebe Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen,schließe ich mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Werbeblock• Werden Sie Mitglied e<strong>in</strong>er Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft!Treten Sie also massenhaft <strong>in</strong> die LAGne<strong>in</strong> oder,• Überreden Sie Ihre KollegInnen, Mitglied e<strong>in</strong>erLandesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft zu werden!Vortrag gehalten auf dem Fachtag 2005 der Berl<strong>in</strong>erEFBn <strong>in</strong> der Friedrich-Ebert-Stiftung am 18.11.2005(siehe auch Rubrik „Geplant & Gep<strong>in</strong>nt“ <strong>in</strong> diesemHeft)Dr. Andreas H<strong>und</strong>salz, Dipl.-Psych.Leiter der Psychologischen Beratungsstelle der StadtMannheimTeams, die auf Leitung verzichten, zahlen allerd<strong>in</strong>gse<strong>in</strong>en hohen Preis. Entscheidungen können nichtnur im Konsens getroffen werden. E<strong>in</strong> re<strong>in</strong>esKonsensmanagement ist zu flach <strong>und</strong> zu folgenlos.Schließlich, auch das muss bedacht werden,s<strong>in</strong>d machtlose Leiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Leiter schlechteRepräsentanten ihrer Teams. Sie brauchen Macht, umsich im immer härter werdenden Konkurrenzkampf aufdem Markt der sozialen Dienstleister <strong>und</strong> im Gerangelum F<strong>in</strong>anzen <strong>und</strong> Ressourcen durchzusetzen. Hierbrauchen Sie unser gr<strong>und</strong>sätzliches Mandat. Dasheißt nicht, dass wir im E<strong>in</strong>zelfall anderer Me<strong>in</strong>ungse<strong>in</strong> können. Aber es bedeutet, dass ich gr<strong>und</strong>sätzlichdamit e<strong>in</strong>verstanden b<strong>in</strong>, dass der Leiter e<strong>in</strong>enanderen Job hat <strong>und</strong> diesen auch wahrnimmt.Umgekehrt bedeutet dies, dass Leitungen ihren Jobannehmen <strong>und</strong> ihn ausfüllen <strong>und</strong> nicht, mehr oderweniger heimlich, die erste Fachkraft im Team se<strong>in</strong>wollen.Macht gew<strong>in</strong>nen wir auch über Bündnisse. E<strong>in</strong>bekannter Jugendhilfepolitiker hat e<strong>in</strong>mal zu mirgesagt, wenn die bke nicht so gut organisiert wäre,hätten Kürzungen <strong>und</strong> Restriktionen <strong>in</strong> diesem Bereichwesentlich härter gegriffen. Anders ausgedrücktheißt dies, dass wir den Erfolg der <strong>Erziehungs</strong><strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong> <strong>in</strong> den vergangenen Jahrenmaßgeblich e<strong>in</strong>em alten <strong>und</strong> bekannten politischenInstrument verdanken, nämlich der Solidarität <strong>und</strong>der effektiven Selbstorganisation. Dass die Idee,Gebühren für die <strong>Erziehungs</strong>beratung zu verlangen,aus den Gesetzesvorlagen gestrichen wurde,verdanken wir maßgeblich der geschickten Strategieder bke, ebenso, wie die Tatsache, dass der freieZugang zur EFB jetzt im § 36 Absatz 2 gesetzlichSeite 24


TRI ∆ LOG 2005 (8)AUSDERPRAXISSeite Inhalt26 Susanne Rötschke:<strong>Erziehungs</strong>beratung im Forscherblick36 Dr. Lutz Marschner:Gesprächsführung mit Jugendlichen• PRAXISBERICHTE• KONZEPTE UNDVISIONEN... ZUR DISKUSSIONGESTELLTSeite 25


TRI ∆ LOG 2005 (8)Susanne Rötschke:<strong>Erziehungs</strong>beratung im Forscherblick (JES)Susanne RötschkeDie Jugendhilfe – Effekte – Studie / e<strong>in</strong> ÜberblickEffekte erzieherischer Hilfen <strong>und</strong> ihre H<strong>in</strong>tergründeSchmidt, Schneider, Hohm, Pickartz, Mascenare,Petermann, Flosdorf, Hölzl & KnabBand 219Schriftenreihe des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Familie,Senioren, Frauen <strong>und</strong> JugendVerlag W. Kohlhammer 2002Die Jugendhilfe-Effekte-Studie (JES-Studie genannt),wurde <strong>in</strong> den Jahren 1995 bis 2000 durch den DeutschenCaritasverband durchgeführt. Die F<strong>in</strong>anzierungerfolgte aus Mitteln des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums fürFamilie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend sowie anteiligdurch die B<strong>und</strong>esländer Bayern, Bremen, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>gen, den LandeswohlfahrtsverbandBaden <strong>und</strong> den Deutschen Caritasverband. DieProjektkoord<strong>in</strong>ation lag beim Direktor des Instituts fürK<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendhilfe (IKJ) <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z.Es handelt sich bei dieser Studie um das bisher umfangreichsteForschungsvorhaben auf dem Gebietder K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendhilfe <strong>in</strong> Deutschland. Anlässeder Studie waren:- e<strong>in</strong> weitgehendes Fehlen empirischer Forschungauf diesem Gebiet,- <strong>in</strong> den letzten Jahren steigende Ausgaben <strong>in</strong>der K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendhilfe bei immer knapperwerdenden f<strong>in</strong>anziellen Mitteln <strong>und</strong> zunehmendenVerteilungskämpfen <strong>und</strong> demzufolge- das Interesse der Beteiligten <strong>und</strong> zwar derjenigen,die die Mittel bereitstellen, die die Hilfen bewilligen<strong>und</strong> die die Hilfen durchführen.Auf diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> versucht die JES-Studiedie Fragen nach dem Erfolg <strong>und</strong> der Wirksamkeitvon erzieherischen Hilfen mittels e<strong>in</strong>es sehr breitangelegten <strong>und</strong> gründlich <strong>und</strong> solide ausgewertetenForschungsdesigns zu beantworten, wobei außerFrage steht, dass es sich <strong>in</strong> diesem komplexenFeld nicht um monokausale Wirkzusammenhängehandeln kann.Vielmehr wurde der Versuch unternommen, e<strong>in</strong>enZusammenhang zwischen den verschiedenen Formenerzieherischer Hilfen, deren Ergebnissen oderEffekten <strong>und</strong> den relevanten Faktoren der Prozess-<strong>und</strong> Strukturqualität herzustellen. Zu diesem Zweckwurde e<strong>in</strong> umfangreiches methodisches Instrumentariumzur Bef<strong>und</strong>erhebung <strong>und</strong> Erfolgsbeurteilungentwickelt.Die JES-Studie ist <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit so umfangreich,dass an dieser Stelle nur e<strong>in</strong> etwas groberÜberblick über die Methodik, die Ergebnisse <strong>und</strong> dieSchlussfolgerungen, die die Autoren ziehen, gegebenwerden kann. Interessierten Lesern wird deshalb unbed<strong>in</strong>gtdie Studie selbst als weiterführende Lektüreempfohlen.1. UntersuchungsmethodikDie JES-Studie ist e<strong>in</strong>e Längsschnittstudie mit prospektivemAnsatz, d. h. die Erhebungen erfolgtenimmer möglichst zeitnah <strong>und</strong> begleitend zum Hilfeverlauf,nicht im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> durch Analyse von Aktenetc., wie es <strong>in</strong> anderen Studien oft der Fall ist.Ebenfalls e<strong>in</strong> Novum <strong>in</strong> der Jugendhilfeforschungist die Tatsache, dass sich die Untersuchung nichtauf e<strong>in</strong>e Region oder e<strong>in</strong>en Erhebungsstandortbeschränkt. Vielmehr waren 77 E<strong>in</strong>richtungen derJugendhilfe <strong>in</strong> fünf B<strong>und</strong>esländern e<strong>in</strong>bezogen: <strong>in</strong>Baden, Bayern, Bremen, Nordrhe<strong>in</strong>- Westfalen <strong>und</strong><strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen.Es handelt sich bei der JES-Studie um e<strong>in</strong>e vergleichendeUntersuchung über fünf Formen der erzieherischenHilfen:- <strong>Erziehungs</strong>beratung EB(§ 28 SGB VIII),- <strong>Erziehungs</strong>beistand/ EbstBetreuungshilfe (§30 SGB VIII),- Sozialpädagogische SPFHFamilienhilfe (§31 SGB VIII),- Erziehung <strong>in</strong> der Tagesgruppe TG(§32 SGB VIII),- Heimerziehung, sonstige Heimbetreute Wohnformen(§34 SGB VIII).Diese fünf Hilfeformen wurden mit dem gleichenmethodischen Inventar erfasst, beschrieben <strong>und</strong>bewertet <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d damit <strong>in</strong> ihren Wirkungen <strong>und</strong>Effekten vergleichend darstellbar.233 K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> ihre Familien, die Empfänger vonHilfen zur Erziehung waren <strong>und</strong> die sich annäherndgleich über die fünf Hilfearten verteilten, wurden <strong>in</strong>die Untersuchung e<strong>in</strong>bezogen.Dabei waren fast drei Viertel Jungen. Das mittlereAlter bei Hilfebeg<strong>in</strong>n streute zwischen 5,0<strong>und</strong> 13,11 Jahren. Knapp vier Prozent der K<strong>in</strong>derSeite 26


TRI ∆ LOG 2005 (8)kamen aus Ausländerfamilien. 58 % der Familienlebten <strong>in</strong> Städten, davon 40 % <strong>in</strong> Großstädten,42 % lebten <strong>in</strong> ländlichen Geme<strong>in</strong>den.Das verwendete methodische Instrumentarium umfasstedie Beurteilung der Ausgangslage im Rahmender Hilfeplanung mittels explorativer Datenanalyseder Falldokumentationen,Beobachtertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>und</strong> Videodokumentation, Interviewleitfädenzur Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualitätsowie Fragebogenverfahren, Schätzwertverfahren<strong>und</strong> Messwerte zurErmittlung der Ergebnisse.Die Erhebungen wurden an vier Erhebungszeitpunktenvorgenommen:- vor Beg<strong>in</strong>n der Hilfe – Ausgangserhebung (t1),- nach e<strong>in</strong>em Jahr – Verlaufserhebung (t2),- Abschlusserhebung nach zwei Jahren oder nachAbbruch (t3),- Katamnese e<strong>in</strong> Jahr nach Beendigung der Hilfe(t4).Von den 233 e<strong>in</strong>bezogenen Fällen konnte bei 205Fällen e<strong>in</strong>e abschließende Beurteilung vorgenommenwerden, davon <strong>in</strong> ca. 50% der Fälle nach Beendigungder Hilfe, <strong>in</strong> 27 % nach e<strong>in</strong>em Abbruch. Ca. 23 % derHilfen dauerten zum Erhebungszeitpunkt t3 noch an.In 28 Fällen wurde die E<strong>in</strong>verständniserklärung derEltern oder der Institution zurückgezogen. Insgesamtkonnten für 113 Fälle echte Katamnesen erhobenwerden.Die Ausgangserhebung diente dazu, Informationenüber die Problemlage der Adressaten vor Hilfebeg<strong>in</strong>nsowie den Prozess <strong>und</strong> das Ergebnis der Hilfeplanunge<strong>in</strong>schließlich der Prognosen des Jugendamtes <strong>und</strong>der Erwartungen der K<strong>in</strong>der, Jugendlichen <strong>und</strong> ihrerEltern zu erfassen. Dabei wurde besonderer Wertdarauf gelegt, nicht nur die Defizite <strong>und</strong> Belastungendes K<strong>in</strong>des <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Familie zu erfassen, sondernauch die vorhandenen Ressourcen differenziert zubeschreiben. Mittels statistischer Verfahren wurdendie Daten aus den Ausgangs<strong>in</strong>terviews gebündelt <strong>und</strong><strong>in</strong> drei Dimensionen zusammengefasst:+ Summe der Belastungen- Abweichungen <strong>in</strong> der Familiensituation- familiäre Defizite- Vorbelastung des K<strong>in</strong>des durch Krankheiten+ Ausmaß der Probleme- Problematik der Familie- Problematik des K<strong>in</strong>des+ Potenzial von K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Familie- Ressourcen von Eltern <strong>und</strong> Umfeld- Änderungsaussichten für Eltern <strong>und</strong> Familie- Ressourcen <strong>und</strong> Erfolgsaussichten desK<strong>in</strong>des.H<strong>in</strong>zu kam e<strong>in</strong>e quantitative Erhebung von drei zentralenMerkmalen, die an allen weiteren drei Erhebungszeitpunktenebenfalls erfasst wurden.Diese drei zentralen Elemente der Ergebnisbeurteilungbzw. Veränderungsmessung s<strong>in</strong>d:- Daten zur Gesamtauffälligkeit des K<strong>in</strong>des,- Daten zur psychosozialen Belastung durch dieUmwelt,- Daten zur Fähigkeit des K<strong>in</strong>des zur Wahrnehmungalterstypischer Entwicklungsaufgaben, se<strong>in</strong> psychosozialesFunktionsniveau.Als Maße wurden hier die Rohwertdifferenzen benutzt.Weitere wesentliche Ergebnisdimensionen warendie Veränderungen bei den Eltern <strong>und</strong> im familiärenSystem; diese wurden durch die Feststellung desZielerreichungsgrades, bezogen auf das K<strong>in</strong>d, dieEltern <strong>und</strong> die Familie, gemessenAls standardisierte Fragebögen wurden e<strong>in</strong>gesetzt:- CBCL (die Child Behavior Checklist; erfasst dasUrteil von Eltern über Kompetenzen, emotionale<strong>und</strong> Verhaltensauffälligkeiten sowie körperlicheBeschwerden von K<strong>in</strong>dern),- KINDL (Münchner Fragebogen zur Messung derk<strong>in</strong>dlichen Lebensqualität, Selbstbeurteilung derK<strong>in</strong>der),- EZE (Fragebogen zur Messung der elterlichenZufriedenheit mit der <strong>Erziehungs</strong>hilfe,- YSR (Youth-Self-Report, e<strong>in</strong> für Jugendlicheadaptierter Elternfragebogen, der analog demCBCL aufgebaut ist; konnte wegen mangelndenRücklaufs nicht ausgewertet werden).Daten zur Prozessqualität <strong>und</strong> zur Strukturqualitätwurden mit jeweils entwickelten Interviewleitfädenerfasst.Die Tabelle 1 gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die Erhebungs<strong>in</strong>strumenteder JES-Studie.3. Ausgewählte Ergebnisse3.1 Ergebnisse zur StrukturqualitätEntscheidend für die Strukturqualität e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtungs<strong>in</strong>d vier vone<strong>in</strong>ander unabhängige Beschreibungsdimensionen,die faktorenanalytisch extrahiert <strong>und</strong> aufihre Reliabilität h<strong>in</strong> geprüft wurden. Diese s<strong>in</strong>d:- das Leistungsspektrum e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung –dazu zählen die Vielfalt der angebotenenpädagogischen <strong>und</strong> heilpädagogischen Maßnahmen,die Multidiszipl<strong>in</strong>arität der Mitarbei-Seite 27


Ausgangserhebungt1Interviewleitfaden zur- psychosozialenProblemlage- HilfeplanungFragebögen:CBCL, KINDLTabelle 1Verlaufserhebungt2Interviewleitfaden zur- Ergebnisqualität- ProzessqualitätFragebögen:CBCL, KINDL, EZEter <strong>und</strong> die Breite des Angebots <strong>in</strong>sgesamt,- die kl<strong>in</strong>ische Orientierung e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung – dieseumfasst die Vielfalt diagnostischer, psychotherapeutischer<strong>und</strong> heilpädagogischer Maßnahmen,- die Bedarfsorientierung, die beschreibt, wie flexibelsich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung an die an sie herangetragenenProblemlagen anpassen kann,- die Qualitätskontrolle – die neben dem Supervisionsumfangetwas aussagt über die Anzahl vonerstellten Dokumentationen <strong>und</strong> Berichten.Diese vier Dimensionen erklären 53 % der Gesamtvarianz.Davon entfallen auf das Leistungsspektrum17 %, auf die kl<strong>in</strong>ische Orientierung 15 %, auf dieBedarfsorientierung 12 % <strong>und</strong> auf die Qualitätskontrolle9 %.In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt wurde die Strukturqualitätder fünf Hilfearten, bezogen auf die vier Beschreibungsdimensionen,faktorenanalytisch untersucht<strong>und</strong> es wurden für jede Hilfeart Profile erstellt <strong>und</strong>diese auf ihre Signifikanz h<strong>in</strong> überprüft.Heimerziehung weist die höchste Gesamtstrukturqua-TRI ∆ LOG 2005 (8)Abschlusserhebungt3Interviewleitfaden zur- Ergebnisqualität- ProzessqualitätFragebögen:CBCL, KINDLInterviewleitfaden zur Strukturqualität, e<strong>in</strong>mal pro E<strong>in</strong>richtungKatamneset4Interviewleitfaden zur- Ergebnisqualität- ProzessqualitätFragebögen:CBCL, KINDL, EZE-2,YSRlität auf, gefolgt von Tagesgruppe <strong>und</strong> <strong>Erziehungs</strong>beratung.Für <strong>Erziehungs</strong>beistandschaften wurdeder mit Abstand niedrigste Gesamtwert gef<strong>und</strong>en,die Ergebnisse s<strong>in</strong>d signifikant.Weiter wurde e<strong>in</strong> hochsignifikanter Zusammenhangzwischen dem Leistungsspektrum e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung<strong>und</strong> der Niedrigschwelligkeit festgestellt: je höherschwelligdie Hilfe, umso größer ist das vorgehalteneLeistungsspektrum.Die mit weitem Abstand höchste kl<strong>in</strong>ische Orientierungweisen die <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen auf,hier unterscheiden sich die Hilfearten wiederumhochsignifikant.Generell gilt, dass den größten E<strong>in</strong>fluss auf dieStrukturqualität e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung ihre Größe hat – jegrößer e<strong>in</strong>e Institution, umso höhere Strukturqualitätkann sie aufweisen.3.2 Ergebnisse zur ProzessqualitätAuch hier wurde das Interviewmaterial statistischaufbereitet <strong>und</strong> zu fünf Skalen verdichtet. In e<strong>in</strong>emnächsten Schritt wurde auch hier dieses Materialfür die fünf Hilfearten getrennt aufbereitet <strong>und</strong> ver-EB Ebst SPFH TG Heim Alle HilfenKooperation mit den Eltern 7,7 3,4 5,5 4,8 4,4 5,1Beteiligungsbreite an derPlanung5,1 5,1 6,5 7,3 5,9Kooperation mit dem K<strong>in</strong>d 4,6 3,4 4,4 3,3 3,1 3,7Beteiligung des K<strong>in</strong>des an Planung 5,8 4,3 5,1 5,8 5,0Rahmenbed. heilpäd.Förderung1,8 5,1 4,7 4,4 4,9 4,2Gesamtwert der Prozessqualität 5,0 4,5 4,7 4,8 4,9 4,8Tabelle 2Seite 28


TRI ∆ LOG 2005 (8)glichen. Das Ergebnis zeigt Tabelle 2 (arithmetischeMittelwerte).<strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen weisen danach diehöchste Prozessqualität auf, <strong>Erziehungs</strong>beistandschaftendie ger<strong>in</strong>gste. Die Unterschiede s<strong>in</strong>d jedochnicht signifikant.Die Tabelle zeigt auch die Besonderheit der EFBn,die nach dem Verfahren der vere<strong>in</strong>fachten Hilfeplanungarbeiten – deshalb fehlen die Angaben zurHilfeplanung.Auffallend s<strong>in</strong>d vor allem zwei Werte der EFBn: diesignifikant gute Kooperation mit den Eltern, sie unterscheidetsich deutlich von allen anderen Hilfeformen,<strong>und</strong> das ger<strong>in</strong>ge Maß an heilpädagogischer Förderung.Heilpädagogen gehören <strong>in</strong> der Regel nichtzum regulären Personalbestand e<strong>in</strong>er EFB <strong>und</strong> derE<strong>in</strong>satz von entsprechenden Honorarkräften wurdezunehmend schwieriger <strong>in</strong> den letzten Jahren.Insgesamt spiegeln die Skalen zur Prozessqualitäthilfeartspezifische Profile wieder, die zum Teil konzeptionellbed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d.3.3 Ergebnisse zu den Effekten erzieherischerHilfenWie wurden die Effektmaße gebildet?des (e<strong>in</strong> nach me<strong>in</strong>er Ansicht etwas unglücklichgewählter Begriff), also se<strong>in</strong>e Kompetenzen, wurdeglobal beurteilt <strong>und</strong> zusätzlich mit der MannheimerBeurteilungsskala des Funktionsniveaus (MBF;Marcus, Blanz, Esser, Niemeyer & Schmidt 1993;Hösch 1994) erhoben. Diese umfasst die Skalen: dieFunktion des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> der Familie, die erbrachtenschulischen Leistungen/ den vorschulischen Entwicklungsstand,se<strong>in</strong>e Beziehungen zu Gleichaltrigen,se<strong>in</strong>e Interessen <strong>und</strong> Freizeitbeschäftigungen <strong>und</strong>se<strong>in</strong>e Autonomie.Aus den so ermittelten Rohwerten bzw. Rohwertdifferenzenwurden dann die eigentlichen Effektmaßegebildet, <strong>in</strong>dem die erreichten Veränderungen <strong>in</strong>Prozentwerte überführt <strong>und</strong> <strong>in</strong> sieben Veränderungskategoriene<strong>in</strong>geteilt wurden.Sämtliche Daten wurden <strong>in</strong>tern validiert.Welche Effekte wurden erreicht <strong>und</strong> wie unterscheidensich die Hilfeverläufe?Die unten stehende Tabelle 3 gibt e<strong>in</strong>en Überblicküber die Ergebnisse zum Hilfeverlauf, bezogen aufdie Gesamtauffälligkeit des K<strong>in</strong>des – sämtlicheVerläufe (arithmetische Mittelwerte <strong>und</strong> Veränderungswerte<strong>in</strong> Prozent).Alle Hilfearten bewirken e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derung der Gesamtauffälligkeitender betreuten K<strong>in</strong>der. Die mittlereVeränderung zwischen Beg<strong>in</strong>n der Hilfe (t1) <strong>und</strong>Hilfeende (t3) beträgt knapp 37 % <strong>und</strong> ist kl<strong>in</strong>ischbedeutsam. Dies gilt auch für die e<strong>in</strong>zelnen Hilfeformenmit Ausnahme der <strong>Erziehungs</strong>beistandschaften,die hier erreichte Veränderung ist statistisch nichtsignifikant.Die stärksten Veränderungen werden mit der sozialpädagogischenFamilienhilfe <strong>und</strong> im Heim erarbeitet(48,5 bzw. 45,5 %), es folgt mit 36,6% die<strong>Erziehungs</strong>beratung. In der <strong>Erziehungs</strong>beratung<strong>und</strong> der sozialpädagogischen Familienhilfe werdenvor allem K<strong>in</strong>der betreut, deren Gesamtauffälligkeitzu Beg<strong>in</strong>n der Hilfe vergleichsweise ger<strong>in</strong>ger ist alsdie der anderen Hilfearten, die auffälligsten K<strong>in</strong>derkommen offenbar <strong>in</strong> Heime. Die Hilfeverläufe unterscheidensich für die e<strong>in</strong>zelnen Hilfearten deutlich:Während im Mittel im zweiten Jahr der Hilfe etwas- Das Maß zur Gesamtauffälligkeit des K<strong>in</strong>deswurde ermittelt aus der Art der übergeordnetenProblemkonstellation anhand der Leitkriterien derICD-10, zusätzlichen E<strong>in</strong>zelsymptomen, ebenfallsangelehnt an ICD-10. Diese wurden entsprechendihrem Schweregrad gewichtet.- Die psychosozialen Belastungen des Umfeldeswurden anhand der Subskalen der Achse 5 desMultiaxialen Klassifikationsschemas für psychischeStörungen im K<strong>in</strong>des- <strong>und</strong> Jugendalter (Remschmidtu. Schmidt 1994; Overmeyer, Schmidt <strong>und</strong> Blanz1993) erhoben. Diese Achse erfasst abnorme <strong>in</strong>nerfamiliäreBeziehungen <strong>und</strong> <strong>Erziehungs</strong>bed<strong>in</strong>gungen,gestörte oder verzerrte Kommunikation, psychischeAuffälligkeiten anderer Familienmitglieder usw. DieDiagnostik erfolgte gr<strong>und</strong>sätzlich eltern- bzw. familienbezogen.- Das psychosoziale Funktionsniveau des K<strong>in</strong>t1t2 t3 ∆t1t2(%) ∆t2t3(%) ∆t1t3(%)Alle Hilfearten 17,71 14,45 11,19 16,50 19,32 36,80<strong>Erziehungs</strong>beratung 13,91 10,93 8,15 15,42 29,77 36,59<strong>Erziehungs</strong>beistandschaft 18,46 16,30 15,44 8,82 4,98 15,31Sozialpäd. Familienhilfe 12,53 10,24 6,15 15,07 28,58 48,53Tagesgruppe 18,61 15,12 12,02 18,33 9,00 33,94Heim 24,73 19,27 13,89 22,99 24,88 45,50Tabelle 3Seite 29


TRI ∆ LOG 2005 (8)t1 t2 t3 ∆t1t2(%) ∆t2t3(%) ∆t1t3(%)alle Hilfearten 6,05 4,82 4,46 17,33 4,31 24,37<strong>Erziehungs</strong>beratung 5,64 4,18 2,86 28,52 15,22 48,91<strong>Erziehungs</strong>beistandschaft 7,50 6,78 5,78 7,84 10,75 24,26Sozialpäd. Familienhilfe 6,68 5,04 4,82 22,66 6,18 29,10Tagesgruppen 4,24 3,70 3,67 12,95 -5,47 8,84Heim 6,31 4,76 4,98 15,29 -0,15 19,11Tabelle 4mehr positive Veränderungen erzielt werden, erreichen<strong>Erziehungs</strong>beratung <strong>und</strong> sozialpädagogischeFamilienhilfe im zweiten Jahr fast doppelt soviel- Heime etwas mehr - Reduktion der Gesamtauffälligkeitender K<strong>in</strong>der. <strong>Erziehungs</strong>beistandschaften <strong>und</strong>Tagesgruppe erreichen nur noch ungefähr die Hälfte.Die Autoren ziehen daraus die Schlussfolgerung,dass Hilfeprozesse mit e<strong>in</strong>er hohen Belastung zuHilfebeg<strong>in</strong>n eher ungünstig verlaufen.Die obenstehende Tabelle 4 gibt e<strong>in</strong>en Überblick überdie Ergebnisse zur Veränderung der psychosozialenBelastung des Umfeldes (arithmetische Mittelwerte<strong>und</strong> Veränderungswerte <strong>in</strong> Prozent).Im Durchschnitt erreichen alle Hilfearten e<strong>in</strong>e Reduktionder Belastung des K<strong>in</strong>des durch se<strong>in</strong>e unmittelbareUmgebung um ungefähr e<strong>in</strong> Viertel, alsoknapp 25 %. Auch diese Veränderung ist signifikant.Dabei unterscheiden sich die Hilfearten: Die mit der<strong>Erziehungs</strong>beratung erzielten Veränderungen s<strong>in</strong>dmit Abstand am größten (fast 49 %) <strong>und</strong> kl<strong>in</strong>ischhochsignifikant, gefolgt von der sozialpädagogischenFamilienhilfe (29%), ebenfalls hochsignifikant, <strong>und</strong>den <strong>Erziehungs</strong>beistandschaften (24%) <strong>und</strong> demHeim (19%) – signifikante Differenzen. Am wenigstenerreichen hier die Tagesgruppen mit nur 8,8%. Auchhier unterscheiden sich die Verläufe: Allen Hilfen gel<strong>in</strong>gt<strong>in</strong> unterschiedlichem Ausmaß e<strong>in</strong>e Reduktion derUmfeldbelastung im ersten Jahr der Hilfe. Im zweitenJahr setzt sich dieser Prozess bei den ambulantenHilfen <strong>in</strong> bescheidenerem Maß fort, während für dieteilstationäre <strong>und</strong> die stationäre Hilfe e<strong>in</strong>e leichteZunahme der Belastungen verzeichnet werden muss– die Autoren sprechen hier von Stagnation.Die Veränderungen, die bezogen auf das psychosozialeFunktionsniveau des K<strong>in</strong>des erzielt werden,zeigt die untenstehende Tabelle 5 (arithmetischeMittelwerte <strong>und</strong> Veränderungen <strong>in</strong> Prozent).Die Fähigkeiten der K<strong>in</strong>der, alterstypische Aufgabenzu bewältigen - ihre Kompetenzen -, werden ebenfallsdurchgängig mit allen Hilfeformen weiterentwickelt:am stärksten bei den teil- bzw. vollstationären Hilfeformen(38 bzw. 36%), ebenfalls deutlich <strong>in</strong> den<strong>Erziehungs</strong>beratungen <strong>und</strong> bei der sozialpädagogischenFamilienhilfe (28 bzw. 27%), <strong>in</strong>sgesamt um ca.30% im Mittel. Diese Unterschiede s<strong>in</strong>d signifikant.Wiederum unterscheidet sich die <strong>Erziehungs</strong>beistandschaft:Die hier erreichte Veränderung ist nichtsignifikant im Vergleich zu den anderen Hilfeformen.Betreuungshelfern gel<strong>in</strong>gt es offenbar weniger alsanderen, die Kompetenzentwicklung der K<strong>in</strong>der zuunterstützen. Für alle Hilfeformen gilt: Der Kompetenzzuwachsist im ersten Jahr der Hilfe größer, beie<strong>in</strong>igen Hilfeformen mehr als doppelt so hoch, imVergleich zum zweiten Jahr.Sämtliche Hilfeverläufe wurden noch e<strong>in</strong>mal prozessbezogenausgewertet, <strong>und</strong> zwar jeweils unterschiedenfür planmäßig beendete <strong>und</strong> für abgebrocheneHilfen. Darauf wird an späterer Stelle e<strong>in</strong>gegangen.Wie spiegeln sich die erzielten Veränderungen imUrteil der Eltern wieder?Zur Beantwortung dieser Frage ziehen die Autorendie Auswertung des CBCL-Fragebogens heran, derdas Urteil von Eltern über Probleme <strong>und</strong> Kompetenzenihrer K<strong>in</strong>der erfasst. Dieser Fragebogen wurdeden Eltern von den Mitarbeitern der Jugendhilfet 1 t 2 t 3 ∆t1t2(%) ∆t2t3(%) ∆t1t3(%)Alle Hilfen 3,95 4,36 4,92 21,75 10,92 29,32<strong>Erziehungs</strong>beratung 4,50 5,03 5,50 17,24 10,54 26,79<strong>Erziehungs</strong>beistandschaften 3,98 4,38 4,56 12,93 2,40 13,18Sozialpäd. Familienhilfe 4,42 5,00 5,33 15,44 12,52 27,92Tagesgruppen 3,63 4,50 4,76 28,27 11,14 36,19Heim 3,31 4,29 4,56 31,65 16,10 37,96Tabelle 5Seite 30


TRI ∆ LOG 2005 (8)Im Urteil der Eltern s<strong>in</strong>d zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er HilfeK<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong>e sozialpädagogische Familienhilfebekommen, am ger<strong>in</strong>gsten belastet; K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong><strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen, durch Betreuungshelferoder <strong>in</strong> Tagesgruppen betreut werden, annäherndgleich belastet, <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Heime e<strong>in</strong>gewiesenwerden, am auffälligsten. Am Hilfeende registrierenauch Eltern e<strong>in</strong>e deutliche Abnahme der Auffälligkeitenihrer K<strong>in</strong>der, wenn auch <strong>in</strong> viel ger<strong>in</strong>gerem Maß,als dies die anderen Effektmessungen ergaben.Insgesamt m<strong>in</strong>dern sich die Auffälligkeiten der K<strong>in</strong>derum nur knapp 9%, am stärksten, aus der Sicht derEltern, <strong>in</strong> der <strong>Erziehungs</strong>beratung (13,5%) <strong>und</strong> der<strong>in</strong> den Tagesgruppen (12,6%), am ger<strong>in</strong>gsten <strong>in</strong> dersozialpädagogischen Familienhilfe (1,2%) <strong>und</strong> <strong>in</strong>den <strong>Erziehungs</strong>beistandschaften (1,2%). Die Heimeliegen im mittleren Bereich. Die Bef<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d, mitAusnahme der sozialpädagogischen Familienhilfe<strong>und</strong> der Beistandschaft, statistisch signifikant.Auffällig an den Hilfeverläufen ist die Tatsache, dass<strong>in</strong> drei Hilfeformen, aus der Sicht der Eltern wiederum,im zweiten Hilfejahr Stagnation oder leichteVerschlechterungen e<strong>in</strong>treten, <strong>und</strong> zwar bei denBetreuungshilfen, den sozialpädagogischen Familit1 t 2 t 3 ∆t1t2(%) ∆t2t3(%) ∆t1t3(%)alle Hilfen 64,98 59,82 58,84 7,38 1,34 8,72<strong>Erziehungs</strong>beratung 63,36 57,82 54,91 8,75 4,78 13,53<strong>Erziehungs</strong>beistandschaft 64,44 63,00 54,91 2,06 -0,33 1,73Sozialpäd. Familienhilfe 56,50 54,50 55,50 3,84 -2,68 1,16Tagesgruppe 65,86 59,29 57,50 9,38 3,27 12,65Heim 71,10 63,10 63,50 10,01 -1,23 8,78Tabelle 6<strong>und</strong> der E<strong>in</strong>richtungen übergeben, von den Elternschriftlich beantwortet <strong>und</strong> an die Forschungsstellenzurückgesandt.Der CBCL erfasst acht Syndromskalen: sozialerRückzug, körperliche Beschwerden, ängstlich/depressiv,dissoziales Verhalten, aggressives Verhalten,soziale Probleme, schizoid/zwanghaft <strong>und</strong> Aufmerksamkeitsprobleme.Tabelle 6 zeigt die Ergebnisse (wiederum arithmetischeMittelwerte <strong>und</strong> Veränderungen <strong>in</strong> Prozent).enhilfen <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> den Heimen.Wie zufrieden s<strong>in</strong>d Eltern mit der gewählten Hilfeform?Die elterliche Zufriedenheit mit der gewählten Hilfeformwurde mit e<strong>in</strong>em eigens entwickelten Fragebogen(EZE) erfasst. Da der Rücklauf der Fragebögen<strong>in</strong>sgesamt sehr niedrig ausfiel, verzichteten dieAutoren auf e<strong>in</strong>e statistische Auswertung <strong>und</strong> gebenlediglich den Rücklauf an. Tabelle 7 zeigt dieErgebnisse.Diese Rücklaufquoten bed<strong>in</strong>gen ke<strong>in</strong>en unmittelbarenRückschluss auf die Zufriedenheit mit der gewählten<strong>Erziehungs</strong>hilfe, zeigen jedoch e<strong>in</strong>en deutlichen Unterschiedzwischen den Hilfeformen: Eltern, die <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellenaufgesucht hatten, waren<strong>in</strong> mehr als der Hälfte der Fälle bereit, sich danachdazu zu äußern, während <strong>in</strong> den anderen Hilfeformenweniger als 50% der Eltern antworteten.4. Diskussion der ErgebnisseWie diskutieren die Autoren diese Ergebnisse?Die zentrale Frage der Studie: S<strong>in</strong>d Hilfen zur Erziehungerfolgreich? – beantworten sie klar mit e<strong>in</strong>eme<strong>in</strong>deutigen Ja: Hilfen zur Erziehung s<strong>in</strong>d erfolgreich<strong>und</strong> dies belegen die erhobenen Daten. Für die Gesamtstichprobes<strong>in</strong>d alle Vergleiche von Ausgangs<strong>und</strong>Abschlusswerten signifikant, dies gilt auch für dieUntergruppe der abgeschlossenen Hilfen.In zwei Hilfeformen s<strong>in</strong>d jedoch nicht alle Veränderungensignifikant. Dies betrifft die <strong>Erziehungs</strong>beistandschaften,die ke<strong>in</strong>e wesentliche Reduktion derGesamtauffälligkeiten der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e deutlicheRücklaufquote JA NEIN<strong>Erziehungs</strong>beratung 57,9 % 42,1 %<strong>Erziehungs</strong>beistandschaft 43,2 % 56,8 %Sozialpäd. Familienhilfe 38,8 % 62,2 %Tagesgruppe 44,0 % 56,0 %Heim 39,1 % 60,9 %Gesamt 44,0 % 56,0 %Tabelle 7Seite 31


TRI ∆ LOG 2005 (8)Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen erzielen, <strong>und</strong>die Tagesgruppen, denen es nicht gel<strong>in</strong>gt, die Belastungen,denen die K<strong>in</strong>der durch ihr unmittelbaresfamiliäres Umfeld ausgesetzt s<strong>in</strong>d, wesentlich zureduzieren.Diese Ergebnisse werden von den Autoren als bedenkliche<strong>in</strong>gestuft, weil <strong>in</strong> diesen beiden Hilfeformenzentrale Arbeitsaufträge nicht erfüllt werden. <strong>Erziehungs</strong>beistandschaftensollen darauf abgerichtetse<strong>in</strong>, die Entwicklung der K<strong>in</strong>der zu fördern <strong>und</strong> ihrepsychischen Belastungen zu mildern – dies gel<strong>in</strong>gtoffenbar nicht <strong>in</strong> ausreichendem Maß. Tagesgruppenzielen vor allem darauf ab, stationäre Unterbr<strong>in</strong>gungenzu vermeiden <strong>und</strong> den Verbleib <strong>in</strong> der Familiezu sichern - dazu wäre e<strong>in</strong>e stärkere Wirkung imUmfeld erforderlich.<strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen erzielen die mit weitemAbstand höchste Abnahme der Belastungen derK<strong>in</strong>der durch ihr Umfeld <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e hohe Reduktionder Gesamtauffälligkeit der K<strong>in</strong>der. Dagegen s<strong>in</strong>ddie Effekte, bezogen auf die Kompetenzentwicklungder K<strong>in</strong>der eher ger<strong>in</strong>g. Die Autoren relativieren diesenpositiven Bef<strong>und</strong> anhand der vergleichsweisegünstigen Ausgangswerte, die das Klientel von EFBnaufweist. Insgesamt, so schätzen sie e<strong>in</strong>, spiegelndiese Ergebnisse das Konzept von <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellenwieder – es werden die Erfolge erzielt,die dieser Hilfeart entsprechen.<strong>Erziehungs</strong>beistandschaften erreichen im Vergleichzu den anderen Hilfeformen die ger<strong>in</strong>gstenEffekte. Als Ursache vermuten die Autoren, dassdiese Hilfeform oft aufgr<strong>und</strong> ihrer ger<strong>in</strong>geren Kostengewählt wird <strong>und</strong> dass die ger<strong>in</strong>gen Effektedamit zusammenhängen, dass diese Hilfen oft vonunqualifiziertem Personal mit wenig ausgeprägtenKonzepten <strong>und</strong> ohne Begleitung durch Fortbildung<strong>und</strong> Supervision erbracht wird.Sozialpädagogische Familienhilfen erzielen unerwartete(positive) Effekte: Obgleich sie eher aufdie Arbeit mit der gesamten Familie abzielen, erreichensie e<strong>in</strong>e überraschend hohe Veränderung derGesamtauffälligkeit der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> gute Werte auchbezogen auf die M<strong>in</strong>derung der Belastung durchdas Umfeld. Ebenfalls ger<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d die Kompetenzzuwächsebei den K<strong>in</strong>dern, die sie erzielen. DieAutoren werfen die Frage auf, ob sozialpädagogischeFamilienhilfen nicht bewusster die vermittelnde Arbeitmit der Familie zur Förderung des K<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>setzensollten.Tagesgruppen s<strong>in</strong>d recht gut wirksam, was dieerzielten Ergebnisse bei den beiden k<strong>in</strong>dzentriertenEffektmaßen betrifft; unbefriedigend bleiben ihreAuswirkungen auf das Umfeld der K<strong>in</strong>der, zumalgerade hier e<strong>in</strong> Schwerpunkt ihres Arbeitsauftragsliegt. Die Autoren empfehlen, über die Gestaltung<strong>und</strong> Weiterentwicklung der Elternarbeit im Rahmenvon Tagesgruppen nachzudenken.Bezogen auf beide k<strong>in</strong>dzentrierten Effektmaße erreichendie Heime sehr hohe Effekte. Auch hier s<strong>in</strong>d dieAuswirkungen auf das Umfeld der K<strong>in</strong>der jedoch eherger<strong>in</strong>g. Die Autoren <strong>in</strong>terpretieren dieses Ergebnis,ähnlich wie bei den <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen, alskonzeptionell bed<strong>in</strong>gt. Ausgehend davon, dass vorallem K<strong>in</strong>der mit hohen Ausgangswerten, die aufverfestigte Störungen deuten, <strong>in</strong> Heime e<strong>in</strong>gewiesenwerden, s<strong>in</strong>d die erzielten positiven Veränderungenbei den K<strong>in</strong>dern als sehr positiv e<strong>in</strong>zustufen. Zu Rechtverweisen die Autoren jedoch darauf, dass im H<strong>in</strong>blickauf häufig angestrebte Rückführungen <strong>in</strong>sbesonderekle<strong>in</strong>erer K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihre Familien auch hier die Elternarbeitentwicklungsbedürftig ersche<strong>in</strong>t.Welche E<strong>in</strong>flussgrößen bee<strong>in</strong>flussen die Ergebnisse?Von den untersuchten Merkmalen Struktur- <strong>und</strong>Prozessqualität kommt der Strukturqualität ke<strong>in</strong>e relevanteBedeutung, bezogen auf die erreichten Ergebnisse,zu. Dagegen erweist sich die Prozessqualitätals der herausragende Prädiktor. Entscheidend fürerfolgreiche Hilfeprozesse ist die erreichte Qualitätder Kooperation mit den Eltern <strong>und</strong> mit dem K<strong>in</strong>d.Die Zusammenarbeit mit den Adressaten <strong>und</strong> dasaufgebaute Arbeitsbündnis s<strong>in</strong>d die entscheidendenMerkmale erfolgreicher Hilfeverläufe.5. Analyse der AbbrücheBestandteil der Studie ist auch e<strong>in</strong>e differenzierteAbbruchanalyse, die hier nur ganz stark verkürztwiedergegeben werden kann.27% der Hilfen wurden verfrüht abgebrochen, davon43 % bei den <strong>Erziehungs</strong>beistandschaften, je 19 %bei den <strong>Erziehungs</strong>beratungen, den sozialpädagogischenFamilienhilfen <strong>und</strong> den Tagesgruppen <strong>und</strong> 29% der Heimunterbr<strong>in</strong>gungen.Entscheidungsgründe für Abbrüche s<strong>in</strong>d- bei e<strong>in</strong>em Drittel der Abbrüche ist die unzureichendeMitarbeit der Eltern ausschlaggebend, <strong>in</strong>22,2% ist dies der e<strong>in</strong>zige Gr<strong>und</strong>,- <strong>in</strong> 11,1% e<strong>in</strong>e Verschlechterung der Symptomatikoder e<strong>in</strong>e Krise (15,4%); <strong>in</strong> 20% der Fälle deralle<strong>in</strong>ige Gr<strong>und</strong>,- 20,5 % äußere Umstände der Familie,- 11,4 % Fehler bei der HilfewahlDaneben gibt es noch andere Gründe, die nicht sorelevant s<strong>in</strong>d.Entscheidend zur Erklärung s<strong>in</strong>d drei Prozessmerkmale:die Kooperation mit den Eltern, die Kooperationmit dem K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> – als e<strong>in</strong> paradoxes Ergebnis – dieBeteiligung des K<strong>in</strong>des an der Hilfeplanung. Paradoxdeshalb, weil, je mehr das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Entscheidungsprozesse<strong>in</strong>volviert war, umso höher ist die Wahrsche<strong>in</strong>-Seite 32


TRI ∆ LOG 2005 (8)lichkeit e<strong>in</strong>es Abbruchs.Die Analyse zeigt: Abbruchentscheidungen hängennicht unmittelbar mit der Ausgangslage zusammen,sondern vor allem mit der Güte des aufgebautenArbeitsbündnissen, sowohl zu den K<strong>in</strong>dern als auchzu den Eltern.Frühe Abbrüche erfolgen eher prozessorientiert <strong>und</strong>s<strong>in</strong>d häufig auf Elternentscheidungen zurückzuführen;späte Abbrüche erfolgen aufgr<strong>und</strong> mangelnderEffekte <strong>und</strong> gehen auf Entscheidungen von Eltern<strong>und</strong> Jugendämtern zurück.Untersucht wurde auch der Zusammenhang zwischenfragwürdiger Hilfewahl (schlechte Prognose)<strong>und</strong> Abbrüchen. Dabei zeigte sich, dass <strong>in</strong> 81% derabgebrochenen Hilfen die gewählte Hilfeform nichtoder nur e<strong>in</strong>geschränkt tauglich war, nur 19% warensignifikant tauglich für die vorliegende Problematik,d.h. Abbrüche s<strong>in</strong>d hochsignifikant wahrsche<strong>in</strong>licher,wenn die geeignete Hilfeform nicht gef<strong>und</strong>enwurde.Bei den abgebrochenen Hilfen wäre nach den Effektivitätskriterienüberdurchschnittlich häufig <strong>Erziehungs</strong>beratungdie geeignete Hilfeform gewesen.Dieses Ergebnis ist signifikant <strong>und</strong> plausibel. Bei denspäten Abbrüchen hätten Leistungen für Eltern <strong>und</strong>Familien erbracht werden müssen, die mehr Effektivitätversprechen. Das Fazit der Autoren dazu lautet:Spät abgebrochene Hilfen hätten e<strong>in</strong>er Elternarbeit,wie sie <strong>in</strong> <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen erbracht wird,gebraucht.6. Indikation <strong>und</strong> PrognoseAnhand der Daten aus den Ausgangs<strong>in</strong>terviews zurBelastung des K<strong>in</strong>des <strong>und</strong> der Familie, zur vorliegendenProblematik des K<strong>in</strong>des <strong>und</strong> der Familie <strong>und</strong> dervorhandenen Ressourcen wurde e<strong>in</strong> Eignungsgradfür die jeweilige Hilfe ermittelt, der deren Geeignetheitfür den vorliegenden Fall abbildet. Danach wurdenur <strong>in</strong> 20% der Fälle die ideale Hilfeform gewählt,<strong>in</strong> 65% der Fälle e<strong>in</strong>e nur bed<strong>in</strong>gt taugliche, <strong>in</strong> 15%e<strong>in</strong>e ungeeignete Hilfe.Danach wurde untersucht, <strong>in</strong>wieweit die am Hilfebeg<strong>in</strong>ngestellten Prognosen sich als zutreffend erwiesen,bezogen auf die tatsächlich erreichten Effekte.Im Ergebnis ergaben sich die besten Prognosen für<strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen, jedoch wurden auchdiese als verbesserbar e<strong>in</strong>gestuft. Die schlechtestenPrognosen fanden sich <strong>in</strong> <strong>Erziehungs</strong>beistandschaften,ähnlich schwach waren die für Heime, sozialpädagogischeFamilienhilfen <strong>und</strong> Tagesgruppen.Die Autoren erklären die relativ guten Prognosender <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen damit, dass hier dieHilfeplanung <strong>in</strong>tern erfolgt <strong>und</strong> durch die Fachkräfte,die die Hilfe tatsächlich erbr<strong>in</strong>gen.Insgesamt wird die Prognosestellung der Jugendamtsmitarbeiterals sehr stark verbesserungswürdige<strong>in</strong>geschätzt, <strong>in</strong>sbesondere für die k<strong>in</strong>dbezogenenEffektivitätsmaße, auch für die Durchführbarkeit derHilfe <strong>und</strong> die Kooperationsbereitschaft der Eltern. DieMitarbeitsbereitschaft der K<strong>in</strong>der sehen die Autorenals sehr schwer prognostizierbar an, diese sei sehrabhängig von der Hilfedurchführung. In der Studieselbst ist nachzulesen, wie pro Hilfeart die Prognosenüber e<strong>in</strong>e genauere Indikationsstellung im Detailverbessert werden könnten.7. KatamneseHoch<strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d auch die Ergebnisse der Katamnese,die mit der Frage nach der Stabilität derEffekte durchgeführt wurde. In 113 Fällen war e<strong>in</strong>eNachbefragung der Eltern möglich.In 47% der Fälle sank die Gesamtauffälligkeit derK<strong>in</strong>der im Jahr nach Beendigung der Hilfe weiter, beica. 25 % nahm die Symptomatik wieder zu.Im Mittel wurden- e<strong>in</strong>e leichte weitere Reduktion der Gesamtauffälligkeiten,- e<strong>in</strong> etwas stärkeres Zunehmen der Umfeldbelastungen,- e<strong>in</strong> etwa gleich bleibendes Funktionsniveau derK<strong>in</strong>der,gef<strong>und</strong>en.Diese Bef<strong>und</strong>e passen zu den erreichten Effekten amHilfeende: Symptomreduzierungen s<strong>in</strong>d offensichtlichleichter zu erreichen als Steigerungen der Kompetenzenvon K<strong>in</strong>dern. Am schwierigsten sche<strong>in</strong>t es zuse<strong>in</strong>, dauerhafte Verbesserungen im unmittelbarenUmfeld der K<strong>in</strong>der zu erzielen.Zu beachten ist bei der Interpretation dieser Bef<strong>und</strong>e,dass natürlich nicht alle Veränderungen mit dengewählten Hilfeformen <strong>in</strong> Zusammenhang stehenoder e<strong>in</strong>e Nachwirkung der gewählten Hilfe zur <strong>Erziehungs</strong><strong>in</strong>d.8. Zusammenfassende SchlussfolgerungenAus der Vielfalt des Materials ziehen die Autorene<strong>in</strong>e Reihe von Schlussfolgerungen, die im Folgendenüberwiegend als Zitate aufgeführt werden, dasie kaum besser oder verkürzt formuliert werdenkönnten.Folgerungen für die Hilfeplanung:- „Die verfügbaren Hilfen zur Erziehung erzielen <strong>in</strong>der Arbeit mit den betroffenen K<strong>in</strong>dern größereEffekte als bei e<strong>in</strong>em ausschließlich eltern- oderfamilienbezogenen Ansatz. K<strong>in</strong>dbezogenes Arbeitenist vor allem dann angezeigt, wenn Eltern<strong>und</strong>Familienarbeit nicht ausreichend wirken.Wirkungen im Umfeld der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d schwererSeite 33


TRI ∆ LOG 2005 (8)zu erzielen als Veränderungen bei den K<strong>in</strong>dernselbst, letztere s<strong>in</strong>d stabiler.- Orientierung an den Kompetenzen <strong>und</strong> Ressourcender Betroffenen wird <strong>in</strong> der Hilfeplanung <strong>und</strong>Erfolgsbeurteilung noch zu wenig umgesetzt.“- „Die Treffsicherheit von Prognosen im Rahmender Hilfeplanung ist ger<strong>in</strong>g“ (mit Ausnahme derEFBn). „Für e<strong>in</strong>ige Hilfearten ließe sie sich verbessern,wenn Merkmale des K<strong>in</strong>des stärker imdiagnostischen Prozess berücksichtigt würden.Dazu müsste die Basis der verfügbaren Informationendurch <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Zusammenarbeitverbreitert werden.- Institutionen <strong>und</strong> Dienste mit differenziertemLeistungsspektrum <strong>und</strong> kl<strong>in</strong>ischer Orientierungs<strong>in</strong>d günstige Voraussetzungen erfolgreicherHilfeprozesse. Bei guter <strong>in</strong>ner Vernetzung s<strong>in</strong>dsie <strong>in</strong> größeren E<strong>in</strong>richtungen der Jugendhilfeleichter herzustellen. Diese Erkenntnis muss mitden Vorteilen sozialraumbezogener Hilfe ausbalanciertwerden.- Mehr als günstige Strukturen trägt e<strong>in</strong>e hohe Qualitätder Hilfeprozesse zum Erfolg von Hilfen bei.Entscheidend ist dabei das Potential von E<strong>in</strong>richtungen“,mit Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dern zu kooperieren.- „Früh e<strong>in</strong>setzende Hilfen, ausreichende Intensität<strong>und</strong> Dauer verbessern deren Wirkung. DasH<strong>in</strong>ausschieben <strong>und</strong> Verkürzen von Hilfen zurErziehung bee<strong>in</strong>trächtigt die Ergebnisse.“Schlussfolgerungen für die regionale Hilfeplanung:- „Die Übertragung von Wissen <strong>und</strong> Erfahrung aus<strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen <strong>und</strong> Heimen <strong>in</strong> andereHilfeformen könnte deren Effektivität steigern<strong>und</strong> sie auch zur Arbeit mit schwierigerem Klientelbefähigen.- Schulerfolg hat e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung für dieKompetenzentwicklung von K<strong>in</strong>dern; fehlenderSchulerfolg trägt wesentlich zur Entstehung ihrerProbleme bei. Integrierte schulische Förderung imRahmen der Hilfen zur Erziehung muß verstärktwerden. Das Gleiche gilt für die Kooperation vonJugendhilfe <strong>und</strong> Schule. Die derzeitigen strukturellenVoraussetzungen dafür genügen den aktuellenAnsprüchen nicht.- K<strong>in</strong>der aus Ausländerfamilien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Hilfenzur Erziehung unterrepräsentiert. Das beruht u.a.auf e<strong>in</strong>em veränderten Inanspruchnahmeverhaltendieser Familien. Angesichts der Zunahme derK<strong>in</strong>der aus dieser Bevölkerungsgruppe muß dieJugendhilfe die Bereitstellung für sie geeigneterHilfen fördern.“Folgerungen für die Praxis der <strong>Erziehungs</strong>hilfen:- „Die Wirkung <strong>und</strong> Stabilität k<strong>in</strong>dbezogener Arbeitist belegt. Sie ist nicht nur dort bedeutsam, woeltern- <strong>und</strong> familienbezogenes Arbeiten zu wenigbewirkt. Die Kooperation mit K<strong>in</strong>dern zu etablierenist Voraussetzung für die Entfaltung von derenFähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten.“- „Veränderungen im Verhalten von K<strong>in</strong>dern generalisierennur teilweise auf das der Eltern.Veränderungen bei den Eltern wirken stärker aufdas Verhalten von K<strong>in</strong>dern. Kooperation mit denEltern ist das zweitwichtigste Qualitätsmerkmal <strong>in</strong>Hilfeprozessen.“- „E<strong>in</strong> Viertel der Hilfen wird unplanmäßig beendet.Hilfeleistende Dienste <strong>und</strong> Institutionenentscheiden vor allem über späte Abbrüche.“„Neben ökonomischen Verlusten ergeben sichhieraus schwerwiegende Konsequenzen für dieBetroffenen. Die Analyse später Abbrüche <strong>und</strong>die Früherkennung drohender Abbrüche s<strong>in</strong>d dieVoraussetzung geeigneter Interventionen.“- „Die Beurteilung erreichter Wirkungen durch dieHilfeerbr<strong>in</strong>ger unterliegt subjektiven Verzerrungen.Diese markieren die Grenze der Selbstevaluation.Erfolgse<strong>in</strong>schätzungen bedürfen deswegen derErgänzung durch Methoden der Verlaufsdiagnostik.“Folgerungen für die Aus- <strong>und</strong> Fortbildung- „Dass k<strong>in</strong>dbezogenes Arbeiten gegenüber familienbezogenenAnsätzen nicht nachrangig ist, mussvermittelt werden, erst recht angesichts der Stabilitätder bei den K<strong>in</strong>dern erzielten Veränderungen.Kompetenzen <strong>und</strong> Schutzmechanismen bei K<strong>in</strong>dern<strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrem Umfeld zu erkennen, muss alswichtige Ausbildungsaufgabe erkannt werden.- Der Blick auf das Entwicklungspotential von K<strong>in</strong>dern<strong>und</strong> das Wissen um typische Entwicklungsverläufeauffälliger K<strong>in</strong>der verbessert prognostischeAussagen.“ „Weiterbildung <strong>und</strong> Ausbildungdürfen die Bedeutung von Diagnostik nicht abwerten.Neben ihr ist die Kenntnis von Eignungsmerkmalen<strong>und</strong> Risiken bestimmter HilfeformenVoraussetzung für e<strong>in</strong>e bestimmte Hilfewahl.“„Die Ergebnisse von Evaluationsstudien“ müssenverbreitet werden, „sonst besteht die Gefahr, dassökonomische Aspekte die Erfolgsorientierungverdrängen.“- „Wissen <strong>und</strong> Erfahrung s<strong>in</strong>d notwendig, abernicht ausreichend für die Qualifikation der <strong>in</strong> derJugendhilfe Tätigen. E<strong>in</strong>übung <strong>in</strong> Supervisionwährend der Ausbildung <strong>und</strong> deren Fortsetzungwährend der praktischen Arbeit ist e<strong>in</strong>e wichtigeVoraussetzung erfolgreicher Hilfeprozesse.“Seite 34


Sämtliche Zitate s<strong>in</strong>d entnommen aus:Effekte erzieherischer Hilfen <strong>und</strong> ihre H<strong>in</strong>tergründe,Band 219 derSchriftenreihe des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Familie,Senioren, Frauen <strong>und</strong> JugendVerlag W. Kohlhammer 2002, S. 44 bis 47TRI ∆ LOG 2005 (8)Susanne Rötschke, Dipl.-Psych.Leiter<strong>in</strong> der Fachbereiche <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>des Jugendamtes Mitte von Berl<strong>in</strong>, Tel.:030/2009-45400, Fax: 030/2009-45460Seite 35


TRI ∆ LOG 2005 (8)Dr. Lutz Marschner:Gesprächsführung mit Jugendlichen1. E<strong>in</strong>führungDie Relevanz der Gesprächsführung für die Psychotherapieist sehr groß, denn der weitaus überwiegendeTeil psychotherapeutischer Prozesse besteht ausverbaler Kommunikation – also aus Sprechen. DerAnteil ist bei e<strong>in</strong>zelnen Methoden oder auch konkretenTechniken natürlich sehr unterschiedlich, dennochist das Sprechen, das Gesprächeführen, Hauptbestandteildes psychotherapeutischen Geschehens,egal welcher Methode sich der jeweilige Therapeutbedient. Schwerpunkt <strong>in</strong> diesem Beitrag ist die therapeutischeGesprächsführung mit Jugendlichen. E<strong>in</strong>eRecherche zu dem Stichwort „Gesprächsführung“im geme<strong>in</strong>samen Bibliotheksverb<strong>und</strong> Deutschlandergibt über 880 E<strong>in</strong>träge. Wird die Suche ergänztum das Stichwort „Jugendliche“ ersche<strong>in</strong>t nur noche<strong>in</strong>e Veröffentlichung! Sollte davon ausgegangenwerden, dass für das Jugendalter ke<strong>in</strong>e besondereGesprächsführung nötig sei?Aber wird der Begriff wörtlich genommen: im Gesprächdie Führung übernehmen, ersche<strong>in</strong>t Gesprächsführungbei Jugendlichen eher widersprüchlich.Jugendliche nehmen selten selbständig Kontaktzum Therapeuten auf. In der Regel werden sievorgestellt bzw. kommen auf Anregung erwachsenerBezugspersonen, so dass Jugendliche mit Therapeutenke<strong>in</strong>en (bzw. äußerst selten e<strong>in</strong>en) freiwilligenKontrakt e<strong>in</strong>gehen. Das hat zur Konsequenz, dasssich Jugendliche im psychotherapeutischen Geschehenvorwiegend fremdbestimmt wahrnehmen, sich imExtremfall erwachsener Willkür ausgesetzt fühlen.Und dann übernimmt der Therapeut im Gesprächnoch die Führung? Oder ist „e<strong>in</strong> Gespräch führen“ geme<strong>in</strong>t,i.S.v. am Gespräch teilnehmen, beteiligt se<strong>in</strong>,sich austauschen usw. Der Begriff Gesprächsführungselbst ist also zweideutig <strong>und</strong> po<strong>in</strong>tiert gleichzeitig dieSituation, <strong>in</strong> welcher sich Jugendliche bef<strong>in</strong>den.2. Zum Begriff GesprächsführungGesprächsführung be<strong>in</strong>haltet zweierlei, e<strong>in</strong>mal amGespräch beteiligt se<strong>in</strong>, teilnehmen, verbale Kommunikationdurchführen (Teilnehmer se<strong>in</strong>) <strong>und</strong> zumzweiten die Führung, Leitung <strong>und</strong> damit OrientierungSeite 36


TRI ∆ LOG 2005 (8)des Gespräches zu übernehmen (Orientierenderse<strong>in</strong>). Obwohl im Gr<strong>und</strong>e e<strong>in</strong> Ungleichgewicht existiert,denn die Erwartung an die Rolle des Gesprächsführendenbesagt, dass dieser redet, Informationenweitergibt, Auffassungen mitteilt usw. Aber dasGegenteil ist eher der Fall. Der Gesprächsführendesoll se<strong>in</strong>en Gesprächspartner „zum Reden br<strong>in</strong>gen“.Er soll diesem helfen, sich zu öffnen, Informationenabzugeben, um geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e vertiefte E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong>die existierende Problematik zu f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> darausLösungen <strong>und</strong> Handlungsalternativen entwickeln zukönnen.Gesprächsführung ist somit Konversation, d.h. eswerden Informationen ausgetauscht, Me<strong>in</strong>ungenüber sich, über andere, über Sachverhalte <strong>und</strong> Zusammenhänge.E<strong>in</strong> Gespräch führen kommt alsoe<strong>in</strong>er Begegnung wenigstens zweier Kommunikationspartnernahe, die Vertrautheit schafft oder verstärkt.Gesprächsführung bleibt aber bei e<strong>in</strong>er bloßenKonversation nicht stehen, weil diese sich früheroder später <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlich nutzlosen (i.S.v. zielleeren)Äußerungen erschöpft, da sie e<strong>in</strong>e Hilfeleistung nichtprimär zum Ziel hat. Gesprächsführung me<strong>in</strong>t auchOrientierung, z.B. auf <strong>in</strong>haltlich wesentliche Informationen,welche e<strong>in</strong> „Mite<strong>in</strong>ander-bekannt-werden“, e<strong>in</strong>eVertrauensgr<strong>und</strong>lage schafft <strong>und</strong> damit die Basis füre<strong>in</strong> zielgerichtetes Arbeiten.Auf der Gr<strong>und</strong>lage dieses Vertrauens werden auchsehr persönliche, <strong>in</strong>time <strong>und</strong> pe<strong>in</strong>liche Informationenweitergegeben, so dass das Gespräch denCharakter e<strong>in</strong>er Beichte erhält. Natürlich offenbarensich Klienten im therapeutischen Gespräch, d.h. siegeben Informationen über sich, ihre Person <strong>und</strong> ihreHandlungen - <strong>und</strong> dies durchaus auch erstmalig -,welche bestimmte moralische Bewertungen implizieren.Aber nur bzgl. der Informationsabgabe existierte<strong>in</strong>e Nähe zur Beichte, denn die Klienten gebensolche Informationen deshalb weiter, weil sie geradeke<strong>in</strong>e moralische Bewertung erwarten oder erhoffen.Für die Gesprächsführung ist die Haltung des„Beichtvaters“ kontraproduktiv, da das angestrebteZiel ke<strong>in</strong>e „Erleichterung durch e<strong>in</strong> Geständnis“ se<strong>in</strong>soll oder gar e<strong>in</strong>e strafende bzw. verzeihende Beurteilung,sondern e<strong>in</strong>e Orientierung auf die Situationdes Klienten.Um diese Orientierung zu erreichen, ist es möglichFragen zu stellen. Dann ist Gesprächsführung auchBefragung, d.h. es wird gezielt nach <strong>in</strong>haltlich wesentlichenInformationen gesucht <strong>und</strong> diese erhoben.Aber auch dadurch ist Gesprächsführung nicht <strong>in</strong>Gänze umrissen, denn Befragung trägt die Gefahr <strong>in</strong>sich, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Ausfragen oder gar Verhör überzugehen.Das Fragen <strong>und</strong> damit die Erwartung, präzise Antwortenzu erhalten, erzeugen beim Befragten e<strong>in</strong>enmehr oder weniger starken <strong>und</strong> fe<strong>in</strong>dlichen Druck.E<strong>in</strong>e solche Gesprächssituation ruft beim Befragtennotwendigerweise e<strong>in</strong>e Abwehrhaltung hervor, <strong>und</strong>lässt ihn entmutigt nach der richtigen Antwort suchen,die ihn aus der misslichen Lage befreien könnte.Damit kommt das Gespräch zum Erliegen. Zudemist der Frager eher bei sich; er <strong>in</strong>teressiert sich eherfür die Fragen, die er (sche<strong>in</strong>bar) stellen muss, <strong>und</strong>für die Art <strong>und</strong> Weise, wie der andere antwortet. Er<strong>in</strong>teressiert sich weniger für die Fragen, die sich derandere selbst stellt <strong>und</strong> wie er sie sich stellt. Daswirkliche Interesse am anderen geht verloren.Das Interesse am anderen ist aber e<strong>in</strong> wesentlichesZiel <strong>und</strong> auch Inhalt der Gesprächsführung. Es gehtalso eher um e<strong>in</strong> persönliches Gespräch, <strong>in</strong> welchemder Kommunikationspartner über sich selbst bzw.über e<strong>in</strong> gegebenes Problem sprechen soll. Gewissermaßenerfüllt e<strong>in</strong> Interview diese Forderung. DieseGesprächsform ist auf die Person des Interviewtenzentriert <strong>und</strong> stellt e<strong>in</strong> Bemühen um e<strong>in</strong> größtmöglichesVerstehen der persönlichen Me<strong>in</strong>ungen desInterviewten dar. Somit ist Gesprächsführung auche<strong>in</strong> Interview. Allerd<strong>in</strong>gs besteht die Gefahr beimInterviewen der eigenen, beim journalistischen Interviewsogar e<strong>in</strong>er fremden Sensationslust – derdes Publikums – aufzusitzen. D.h. e<strong>in</strong> Interviewbleibt nur sche<strong>in</strong>bar auf die Gesprächspartner beschränkt,tatsächlich wird eher das (Gesprächs-)Thema„gewählt“, das dem Interesse des Interviewers(gegebenenfalls e<strong>in</strong>es darüber h<strong>in</strong>aus gehendenPublikums oder entsprechender Vor<strong>in</strong>formationenüber den Klienten) entspricht. Das Gespräch unterwirftsich e<strong>in</strong>er tatsächlich vorhandenen oder geradegeweckten Neugier, es folgt aber nicht dem Ziel, demGesprächspartner Entwicklung <strong>und</strong> Veränderung zuermöglichen.Entwicklung <strong>und</strong> Veränderung wird möglich, wennz.B. neue E<strong>in</strong>sichten gewonnen, Wissen erweitert,Fehl-Annahmen <strong>in</strong>frage gestellt wurden usw. Dasbedeutet, den Gesprächspartner gezielt mit Informationenzu versorgen, um E<strong>in</strong>sichten zu vermitteln,se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung zu ändern. In diesem S<strong>in</strong>ne istGesprächsführung auch Lehren <strong>und</strong> Diskussion.Diskussion, wenn Argumente ausgetauscht werden,auf E<strong>in</strong>wände geantwortet wird oder Widerlegungenvorgenommen werden. Die Grenzen der Gesprächsführungi.S.v. Lehren <strong>und</strong> Diskutieren s<strong>in</strong>d jedochdann erreicht bzw. überschritten, wenn sich dieDiskussionspartner im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Angriffs, e<strong>in</strong>erRivalität oder e<strong>in</strong>es Wettkampfes gegenüber stehen.Läuft e<strong>in</strong>e Diskussion auf e<strong>in</strong> rechtliches Streitgesprächh<strong>in</strong>aus, das sich <strong>in</strong> Anklage, Argumentation,Verteidigung, Plädoyer <strong>und</strong> Urteil unterteilt, werdendie Partner affektiv e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en, überwachen ihregegenseitigen Reaktionen <strong>und</strong> das Verständnis wirddurch schnell gefasste Me<strong>in</strong>ungen verbarrikadiert.Ebenso muss das Lehren von e<strong>in</strong>er Gr<strong>und</strong>haltunggetragen se<strong>in</strong>, welche die Akzeptanz des anderenSeite 37


TRI ∆ LOG 2005 (8)dadurch ausdrückt, dass sich der Lehrende selbstals e<strong>in</strong>e Entwicklungsbed<strong>in</strong>gung für den Lernendenversteht <strong>und</strong> diesen befähigt, die für ihn relevantenInformationen herauszufiltern <strong>und</strong> sich anzueignen,um Veränderungen e<strong>in</strong>zuleiten. Anderenfalls f<strong>in</strong>dete<strong>in</strong> Be-Lehren statt. Hier<strong>in</strong> können sich Motive desBe-Lehrenden entäußern, wie z.B. e<strong>in</strong> narzisstischesVergnügen andere zu belehren, die Befriedigung e<strong>in</strong>esMachtstrebens oder das Überw<strong>in</strong>den der Angstvor e<strong>in</strong>er Ablehnung durch den anderen. DiesesGespräch stellt jedoch ke<strong>in</strong> Bemühen um Verständnisdes anderen mehr dar. Die so entstehende Beziehungist durch Herrschen <strong>und</strong> Unterwerfen, nicht jedochdurch Verstehen <strong>und</strong> Vertrauen gekennzeichnet.Die Gesprächsführung ist bzgl. der formalen, der<strong>in</strong>haltlichen <strong>und</strong> der Zielebene beschreibbar. Dieformale Ebene ist gekennzeichnet durch e<strong>in</strong>everstehende <strong>und</strong> vertrauensvolle Beziehung derKommunikationspartner. Entscheidend ist dabeidie „Haltung“ des Gesprächsführenden gegenüberse<strong>in</strong>em Gesprächspartner. Die Betonung liegt dabeideutlich auf Partner, d.h. das Menschenbild des Gesprächsführendenf<strong>in</strong>det hier se<strong>in</strong>en Niederschlag.Es s<strong>in</strong>d Fragen wie: Blicke ich auf andere herab?;Sehe ich me<strong>in</strong>en Gesprächspartner als jemanden an,der Selbstwert <strong>und</strong> Würde besitzt?; Nehme ich me<strong>in</strong>Gegenüber als jemanden wahr, dem ich eigenständigeEntwicklung zugestehe <strong>und</strong> zutraue? Wenn ichdas mit Worten bejahe, <strong>in</strong> welchem Grade spiegeltsich das auch im Verhalten wieder? usw., die sichder Gesprächsführende stellen kann, um zu prüfen,welche Haltung dem Gesprächspartner entgegengebracht wird. Diese Haltung, die als e<strong>in</strong>fühlsam <strong>und</strong>nicht wertend beschrieben werden kann, ermöglichtzu Beg<strong>in</strong>n <strong>und</strong> unterstützt im Verlaufe der Therapieeben jene vertrauensvolle Arbeitsbeziehung derGesprächspartner.Auf der <strong>in</strong>haltlichen Ebene ist die Gesprächsführungdurch Informationsaustausch <strong>und</strong> –erhebunggekennzeichnet, Letzteres auch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er gezieltenSuche nach Informationen, <strong>in</strong> dem Fragengestellt werden. Die Besonderheit besteht jedoch<strong>in</strong> der Qualität der Informationen, welche als sehrpersönlich, <strong>in</strong>tim beschreibbar ist, denn es werdenimmer die persönlichen Gedanken, Gefühle, Wertvorstellungen<strong>und</strong> –haltungen, E<strong>in</strong>stellungen usw.zentraler Gegenstand der Gespräche se<strong>in</strong>.Das Hauptziel der Gesprächsführung besteht dar<strong>in</strong>,e<strong>in</strong>e vertrauensvolle Arbeitsbeziehung entstehen zulassen <strong>und</strong> diese aufrecht zu erhalten. Wobei e<strong>in</strong>esolche Arbeitsbeziehung Veränderung <strong>und</strong> Entwicklungim therapeutischen Geschehen ermöglicht <strong>und</strong><strong>in</strong> Gang hält. Das bedeutet, dass Gesprächsführungnicht selbst den therapeutischen, heilenden Prozessdarstellt, sondern Mittel dafür ist. Gesprächsführungordnet sich dem therapeutischen Ziel, Veränderung<strong>und</strong> Entwicklung zu <strong>in</strong>itiieren <strong>und</strong> fortzuführen unter,<strong>in</strong>dem sie diesen Prozess ermöglicht <strong>und</strong> unterstützt.Somit wird unter Gesprächsführung e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tentionalesGespräch zwischen wenigstens zwei Kommunikations-partnernverstanden, das durch e<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>fühlsame <strong>und</strong> wertschätzende Gr<strong>und</strong>haltung desGesprächsführenden gekennzeichnet ist <strong>und</strong> dadurche<strong>in</strong>e vertrauensvolle Arbeitsbeziehung entstehenlässt, welche den Austausch <strong>und</strong> das Erheben sehrpersönlicher Informationen ermöglicht, wodurch Problemlösungenerlaubt <strong>und</strong> unterstützt werden.3. Jugendliche als KlientenKönnen Jugendliche ihre Probleme <strong>und</strong> Konfliktenicht mehr bewältigen, so neigen sie üblicherweisezu emotionaler Instabilität, Launenhaftigkeit <strong>und</strong>Stimmungswechsel, Angriff oder Rückzug, bzw.Idealismus. (s. Remschmidt, 1992). Seiffge-Krenke(1984), die unterschiedlich hoch belastete Jugendlichebzgl. deren Cop<strong>in</strong>gstrategien befragte, konnteaufzeigen, dass Jugendliche, die hoch belastet s<strong>in</strong>d,eher zum Rückzug <strong>und</strong> zur Meidung aktiver Problembewältigungtendieren. Verdrängung („Ich versuchenicht über das Problem nachzudenken“), Vermeidung(„Ich ziehe mich zurück, da ich es doch nicht ändernkann“) <strong>und</strong> <strong>in</strong>adäquates Ausagieren („Ich versuchemich abzureagieren“, „Ich mache me<strong>in</strong>em Ärger Luft“)stehen bei hoher Problembelastung im Vordergr<strong>und</strong>(a.a.O., S. 362).Hier deutet sich an, dass problembelastete Jugendlichee<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Neigung zeigen, sich bei ExpertenHilfe zu holen. Die Erfahrung zeigt, dass Jugendliche<strong>in</strong>sbesondere aus folgenden Gründen psychotherapeutischeHilfe aufsuchen:1. Sie werden geschickt (von Eltern, Ärzten, Schule,Jugendamt, Gericht), weil sie Störungen imSozialverhalten zeigen, weil Leistungsstörungenauftreten oder weil sie psychosomatische Störungenaufweisen.2. Sie kommen – allerd<strong>in</strong>gs wieder oft auf Anratenoben genannter Personen - „freiwillig“, weil sieängstlich <strong>und</strong> unsicher s<strong>in</strong>d, depressiv <strong>und</strong> dannoft auch sozial isoliert.3. Sie werden geschickt nach Suizidversuchen,Fortlaufen, Drogenmissbrauch usw. zur Krisen<strong>in</strong>tervention.4. Sie werden überwiesen zur Weiterbehandlungnach e<strong>in</strong>em stationären Aufenthalt. (s.a. Monden-Engelhardt,2002, S. 20)Neben diesem, mehr oder weniger von Erwachsenenausgelösten Aufsuchen psychotherapeutischer Hilfe<strong>und</strong> dadurch begründbaren Lustlosigkeiten gegensolche Hilfestellung, gibt es im jugendlichen Klientenliegende Gründe für e<strong>in</strong>e derartige Abneigung.Seite 38


TRI ∆ LOG 2005 (8)Üblicherweise sucht e<strong>in</strong> Klient psychotherapeutischeHilfe auf, weil er mit schwierigen Lebenslagen <strong>und</strong>/oder mit se<strong>in</strong>er eigenen schwierigen Persönlichkeitnicht mehr zurechtkommt. Er hat e<strong>in</strong> Problem, leidetunter dieser Schwierigkeit, fühlt sich bee<strong>in</strong>trächtigt<strong>und</strong> merkt, dass se<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung mit sichselbst oder mit bestimmten Bereichen se<strong>in</strong>er Umweltnicht mehr oder nur unzureichend funktioniert. Se<strong>in</strong>Leben ist durch Desorientierung, Konflikt <strong>und</strong> Belastunggekennzeichnet. Über se<strong>in</strong>e derzeitige Situation(Ist-Zustand) kann der Klient entsprechend se<strong>in</strong>enMöglichkeiten zur Selbstbeobachtung, -erkenntnis<strong>und</strong> -erfahrung überwiegend zum<strong>in</strong>dest partiellAuskunft geben. Es wird berichtet darüber, was <strong>in</strong>welcher Weise <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchen ZusammenhängenProbleme bereitet <strong>und</strong> von welcher Emotionalitätdiese Probleme begleitet s<strong>in</strong>d. (Marschner 1993)Hierzu s<strong>in</strong>d Jugendliche erstmals – aufgr<strong>und</strong> ihresEntwicklungsstandes – <strong>in</strong> der Lage, jedoch nochsehr unsicher.Die meisten Klienten machen sich Gedanken darüber,wie ihre Probleme zu erklären s<strong>in</strong>d. Entsprechendihrer <strong>in</strong>dividuell-subjektiven Sichtweise schreibensie der Entstehung <strong>und</strong> Verfestigung ihrer Problemejeweils bestimmte Bed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Ursachen zu.Die Differenziertheit <strong>und</strong> Gültigkeit dieser Aussagenist von Klient zu Klient sehr unterschiedlich. So ist <strong>in</strong>der Regel die Gültigkeit um so ger<strong>in</strong>ger, je mehr essich um monokausale Erklärungen handelt <strong>und</strong> jemehr Schuldzuschreibungen, Rechtfertigungen oderEntschuldigungen die Funktion von Ursachen- <strong>und</strong>Bed<strong>in</strong>gungsaussagen ersetzen. (vgl. Dietrich 1987,S. 28). Zu solchen selbst-entschuldenden Erklärungenneigen Jugendliche vielmals, da ihnen nochumfassende Erfahrungen als Mit-Gestalter ihrer Entwicklungfehlen. Darüber h<strong>in</strong>aus entwickeln KlientenVorstellungen über Konsequenzen, die für sie selbst<strong>und</strong> für andere aus ihrem Problem entstehen. Dabeiist festzustellen, dass Kausalattribuierungen <strong>und</strong>Konsequenzantizipationen mite<strong>in</strong>ander verflochtens<strong>in</strong>d. So ist z.B. die Feststellung, die Anderen seienproblemverursachend, häufig mit der Erwartung verb<strong>und</strong>en,dass ger<strong>in</strong>ge Chancen der E<strong>in</strong>flussnahmeexistieren.Im Allgeme<strong>in</strong>en ist es dem Klienten nicht gelungen, <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er zufrieden stellenden Form mit se<strong>in</strong>em Problemfertig zu werden. Häufig führten sogar misslungeneLösungsversuche noch tiefer <strong>in</strong> die Krise h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.Misslungene Bewältigung hat zur Folge, dass dasMissl<strong>in</strong>gen selbst abgewehrt wird, da der Betroffenese<strong>in</strong> Selbstwertgefühl ke<strong>in</strong>er weiteren Belastungaussetzen möchte. Voraussetzung hierfür ist dienegative Bewertung der misslungenen Bewältigungals „Unfähigkeit“, was bei Jugendlichen besondershäufig anzutreffen ist. Daraufh<strong>in</strong> wird e<strong>in</strong>er erfolgreichenBearbeitung aus dem Weg gegangen. Es erfolgte<strong>in</strong> Verharren im status quo. (vgl. hierzu Marschner,2002)Die Klienten erwarten e<strong>in</strong>e Behebung oder Reduzierungihrer Schwierigkeiten. Sie haben zum Ziel,e<strong>in</strong>e subjektiv bessere Lebensqualität zu erreichen.Ihre Erwartungen beziehen sich <strong>in</strong>sbesondere aufden zu erreichenden Zielzustand (Soll-Zustand). Ausdem - entsprechend den <strong>in</strong>dividuellen Möglichkeiten- durchgeführten Ist-Soll-Vergleich ergibt sich e<strong>in</strong> jesubjektiv getöntes Veränderungsbedürfnis. Es handeltsich also um Klienten, die - wenn auch noch sovage - e<strong>in</strong> Veränderungsbedürfnis, damit e<strong>in</strong>en Ziel<strong>und</strong>Erwartungsaspekt <strong>in</strong> die Therapie e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.Mit dem Begriff Leidensdruck werden diese Prozesseauch gekennzeichnet. Aufgr<strong>und</strong> des E<strong>in</strong>drucks vonAbgeschnittense<strong>in</strong>s von zukünftiger Entwicklung– vor allem bereits auffälliger Jugendlicher – <strong>und</strong>mangelnder Erfahrungen gel<strong>in</strong>gt dieser Ist-Soll-Vergleichvielen Jugendlichen nicht. Das ersche<strong>in</strong>t alsgewichtiger Gr<strong>und</strong> dafür, dass e<strong>in</strong>e vergleichsweiseger<strong>in</strong>ge Zahl von Jugendlichen Psychotherapie fürsich <strong>in</strong> Anspruch nimmt. Es kann sich regelmäßig alsnotwendig erweisen, dass die Orientierung auf denIst-Soll-Vergleich erst e<strong>in</strong> Ergebnis der Gesprächsführungselbst ist.4. Praxis der GesprächsführungDie Kausalattribution, Konsequenzantizipation <strong>und</strong>Bewältigungsversuche der Klienten führen zu e<strong>in</strong>erProblemverfestigung, welche sich als Funktionskomplexmehrerer Schichten (s.a. Dietrich 1987, S. 35)darstellt. Das ist erstens die Gr<strong>und</strong>problematik desKlienten, welche durch die problemverursachenden<strong>und</strong> -aufrechterhaltenden Bed<strong>in</strong>gungen gekennzeichnetist. Wie e<strong>in</strong> konzentrischer Kreis schließensich die (misslungenen) Verarbeitungsversuche umdie Gr<strong>und</strong>problematik. Es s<strong>in</strong>d Versuche e<strong>in</strong>er generellenVerarbeitung, welche unter den Aspektender subjektiven Bedeutsamkeit <strong>und</strong> der Funktion,die das Problem im Leben des Klienten erfüllt <strong>und</strong> ob<strong>und</strong> wie es bewältigt werden muss bzw. kann, stattf<strong>in</strong>den.Hierauf entwickelt sich oftmals e<strong>in</strong>e äußereSchicht aus Prozessen, welche e<strong>in</strong> Abwehrsystem mitAbwehrstrategien bildet, das allen weiteren BearbeitungsprozessenWiderstand entgegensetzt.Um die zugr<strong>und</strong>e liegende Problematik erfolgreichzu bearbeiten, müsste Klient <strong>und</strong> Therapeut sich derGr<strong>und</strong>problematik den Schichten folgend von außennach <strong>in</strong>nen nähern - zunächst den Widerstandsr<strong>in</strong>gaus Abwehrmaßnahmen auflösen, darauf folgende<strong>in</strong>e andere oder neue, <strong>in</strong>tensive Ause<strong>in</strong>andersetzungmit den Formen <strong>und</strong> Resultaten der Problembearbeitungvornehmen, womit e<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>sätzlichesErkennen, Akzeptieren <strong>und</strong> Bewerten von Bewältigungs-möglichkeitenerfolgen kann. Jetzt kann esSeite 39


TRI ∆ LOG 2005 (8)darum gehen, die Gr<strong>und</strong>problematik zu reduzierenoder zu elim<strong>in</strong>ieren.Dafür ist es notwendig, dass Therapeut <strong>und</strong> Kliente<strong>in</strong>e tragfähige, vertrauensvolle, persönliche Beziehunge<strong>in</strong>gehen. Deshalb wird im Folgenden zuerstdie Praxis der Gesprächsführung zum Beziehungsaufbaumit Jugendlichen dargestellt, um danach dieGesprächsführung während der Behandlung aufzuzeigen<strong>und</strong> drittens e<strong>in</strong>ige allgeme<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>zipien derGesprächsführung mit Jugendlichen zu erläutern– immer bedenkend, dass Gesprächsführung derBeziehungsgestaltung dient.4.1. Gesprächsführung mit Jugendlichen zumBeziehungsaufbauHierfür hilfreich s<strong>in</strong>d die bereits von Rogers (1961)durch die Untersuchung beruflicher Handlungen vonPsychotherapeuten gef<strong>und</strong>enen drei basalen Fähigkeitenfür e<strong>in</strong>e erfolgreiche Arbeitsbeziehung <strong>in</strong> derPsychotherapie: Empathie, Akzeptanz <strong>und</strong> Kongruenz.Neben solchen jeweils spezifischen Wirkfaktorender Interventionsstrategien liegen e<strong>in</strong>ige theoretischeModelle zu unspezifischen (oder allgeme<strong>in</strong>en) Wirkfaktorenvor, denen e<strong>in</strong> zentraler Stellenwert für dasGel<strong>in</strong>gen von Therapie zugeschrieben wird (vgl.Krause Jacob 1992, S. 20 ff). Die erste <strong>und</strong> notwendigedieser Bed<strong>in</strong>gungen ist e<strong>in</strong>e emotional <strong>in</strong>tensive,<strong>in</strong>volvierende <strong>und</strong> vertrauensvolle Beziehung zumKlienten. Das Verhalten des Gesprächsführendensollte bestimmten sozialen Qualitäten genügen: Akzeptanz,Interesse, Empathie <strong>und</strong> Sympathie für denKlienten. Dadurch soll e<strong>in</strong>e „Passung“ erzeugt werden,die Therapie effektiv werden lässt. E<strong>in</strong> weitereswichtiges Merkmal des Gespräches mit Jugendlichenzum Beziehungsaufbau ist Konkretheit.Akzeptanz bedeutet, den Jugendlichen als Personmit se<strong>in</strong>en Entwicklungsmöglichkeiten zu achten,unabhängig davon, wie er sich im Augenblick geradeverhält. Es ist e<strong>in</strong>e offene Bereitschaft, den Jugendlichenzu akzeptieren, wie immer se<strong>in</strong> Fühlen imMoment se<strong>in</strong> mag - fe<strong>in</strong>dselig oder zugewandt, sichauflehnend oder unterwerfend, selbstsicher oderselbstverachtend. Es geht darum, den Jugendlichenum se<strong>in</strong>etwillen zu respektieren, was er ist, um se<strong>in</strong>erE<strong>in</strong>maligkeit willen <strong>und</strong> wegen se<strong>in</strong>er Individualität.Dem Jugendlichen wird die Akzeptanz dadurch erlebbar,dass der Therapeut mit Teilnahme das, was derJugendliche erlebt <strong>und</strong> äußert, akzeptiert, ohne dieAkzeptanz <strong>und</strong> Teilnahme von Bed<strong>in</strong>gungen abhängigzu machen, ohne die Gefühle zu bewerten, ohneWertschätzung <strong>und</strong> Teilnahme <strong>in</strong> selektiver bewertenderWeise zu äußern (Tausch, Tausch, 1990).Deutlich wird Akzeptanz bereits bei der Klärung derAnrede im Erstgespräch. Es ist zu empfehlen, dieJugendlichen ab vollendetem 16. Lebensjahr mit „Sie“anzureden <strong>und</strong> ab vollendetem 14. Lebensjahr zum<strong>in</strong>destdie Anredeform anzusprechen. Gefragt nach derAnredeform, schlagen die Jugendlichen häufig das„Du“ vor – sie kennen es <strong>in</strong> der Regel nicht anders,sie s<strong>in</strong>d unsicher <strong>und</strong> sie br<strong>in</strong>gen ihre Akzeptanzdes Gesprächsführenden damit zum Ausdruck (s.a.Monden-Engelhardt, 2002). Aber gerade aus diesenGründen ist e<strong>in</strong> geändertes Vorgehen zu befürworten,es betont das Akzeptieren des Jugendlichen, se<strong>in</strong>eSelbständigkeit sowie se<strong>in</strong>e Selbstwirksamkeit imH<strong>in</strong>blick auf den Therapieerfolg.Deutlich wird Akzeptanz auch beim Klären des„Auftrags“. In der Anfangsphase der Therapie gehtes neben dem Sammeln von (diagnostischen) Informationenauch immer darum herauszuarbeiten,was durch die Therapie erreicht werden soll. DerTherapie-Auftrag wird geklärt, es erfolgt e<strong>in</strong>e Orientierungauf die Therapie-Ziele. Bezugspersonen haben<strong>in</strong> der Regel konkrete Vorstellungen, was sie von„ihren“ Jugendlichen – <strong>und</strong> damit von der Therapie– erwarten. Nach e<strong>in</strong>er kurzen Zusammenfassungdieser Äußerungen <strong>und</strong> der Aussage: „Das s<strong>in</strong>d ihreErwartungen.“, wird der Jugendliche gefragt: „Wass<strong>in</strong>d ihre Erwartungen? Was ist ihr Auftrag an mich?“,um danach die Möglichkeiten aus Therapeutensichtaufzuzeigen. Aber die Aussage „ihr Auftrag an mich“offenbart nochmals deutlich, dass der Jugendliche alsselbstbestimmter Auftraggeber angenommen wird.Gleichzeitig wird verh<strong>in</strong>dert, dass e<strong>in</strong>e Erwachsenenkoalitiongegenüber dem Jugendlichen entsteht.Es ist weiterh<strong>in</strong> wichtig (i.S.v. Akzeptanz), den JugendlichenVerantwortung zuzutrauen. Das bedeutet,sie sollen Entscheidungen selbst treffen <strong>und</strong> jetzt– am Anfang e<strong>in</strong>er Therapie – auch die Entscheidungüber deren Durchführung. Dafür benötigensie natürlich entsprechende Informationen. Hier istes günstig, den Jugendlichen offen <strong>und</strong> konkret-anschaulich,möglichst mit Berichten therapeutischerEpisoden von anderen Jugendlichen durchsetzt,diese Informationen zur Verfügung zu stellen <strong>und</strong>ihnen zugleich den Prozess des Abwägens von Pro<strong>und</strong> Contra aufzudecken. Parallel sollte auf die Möglichkeitder Probetherapie verwiesen werden. Für dieEntscheidungsf<strong>in</strong>dung muss e<strong>in</strong> Zeitraum festgelegtwerden – die Erfahrung zeigt, dass 4 Tage dafürausreichend s<strong>in</strong>d – <strong>und</strong> wer wem wie Rückmeldungüber die Entscheidung gibt. Im konkreten Gesprächdiese Entscheidung abfordern, wird häufig als Überreden<strong>und</strong> E<strong>in</strong>schränken der Entscheidungsfreiheitvonseiten der Jugendlichen erlebt.Kongruenz ist beschreibbar als e<strong>in</strong>e Form offener <strong>und</strong>direkter Kommunikation seitens des Gesprächsführenden,so dass der Jugendliche erfassen könnte,wie der Gesprächsführende zur gegebenen Zeitwirklich <strong>und</strong> ursprünglich ist. Es bedeutet, dass derGesprächsführende fähig ist, se<strong>in</strong> Erleben wahrzu-Seite 40


TRI ∆ LOG 2005 (8)nehmen <strong>und</strong> gleichzeitig fähig ist, es dem anderenmitzuteilen, wenn es angemessen ist. Dadurch wirdder Jugendliche ermutigt, <strong>in</strong> ähnlicher Weise zu kommunizieren,bzw. i.S.v. Modell-Lernen wird er damitaufhören, etwas vorzugeben, etwas zu leugnen, zuverbergen - vor allem se<strong>in</strong>e Gedanken, Gefühle <strong>und</strong>Erfahrungen. Dem Jugendlichen wird dieser Aspekterlebbar durch selbstreflexives, verbales Handelndes Gesprächsführenden.Im Gegensatz zur Arbeit mit anderen Altersgruppen,ist es bei Jugendlichen wichtig, eigene Standpunkte,Sichtweisen <strong>und</strong> Wertvorstellungen e<strong>in</strong>zuflechten<strong>und</strong> zu vertreten. Dazu gehört auch, eigene Gefühle<strong>und</strong> Schwierigkeiten e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Das bedeutet,e<strong>in</strong>erseits dem Jugendlichen Orientierung zu geben,die er <strong>in</strong> dieser Phase des Übergangs <strong>und</strong> der Labilitätnoch benötigt, <strong>und</strong> andererseits, da es deutlich dieStandpunkte des Gesprächsführenden s<strong>in</strong>d, se<strong>in</strong>eSelbstbestimmtheit anzuerkennen.Jugendliche neigen von Zeit zu Zeit dazu, ihren Unmutüber die Therapie auszudrücken (z.B. wie vielFreizeit dafür verloren geht). Das ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ieAusdruck e<strong>in</strong>er vertrauensvollen Arbeitsbeziehung<strong>und</strong> sollte <strong>in</strong> entsprechender Weise gewürdigt werden,da es allenfalls e<strong>in</strong> förderlicher Prognosefaktorist. Aber kommen Jugendliche zur Therapiest<strong>und</strong>e zuspät, erledigen abgesprochene Aufgaben nicht oderzeigen auf andere Art Abbruchtendenzen, dann istes wichtig, die Schwierigkeiten, die der Gesprächsführendeals Person damit hat, anzusprechen.Hierdurch gew<strong>in</strong>nen Jugendliche mehr Vertrauen<strong>und</strong> <strong>in</strong>tensivieren die Beziehung zum Gesprächsführenden<strong>und</strong> gleichzeitig s<strong>in</strong>d sie bereiter über dieSchwierigkeiten, die sie h<strong>in</strong>gegen mit der Therapiehaben, zu reflektieren.Empathie kann def<strong>in</strong>iert werden als den Prozess, sich<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Person zu versetzen <strong>und</strong> auf dieseWeise die Gedanken <strong>und</strong> Gefühle dieser Person zuerfahren. Sie umfasst die Fähigkeit, gleichnishaft<strong>in</strong> die Lebenswelt des Jugendlichen e<strong>in</strong>zutreten<strong>und</strong> diese nachzuvollziehen <strong>und</strong> unterscheidet sich<strong>in</strong>sofern von Sympathie. Letztere ist eher e<strong>in</strong>e Formvon Zuwendung, Unterstützung <strong>und</strong> emotionalemBeistand. Empathie ist durch Verständnis <strong>und</strong> Teilhabegekennzeichnet, nicht durch Bewertung <strong>und</strong>Unterstützung. Empathie wird dadurch erlebbar,dass der Gesprächsführende die zuvor geäußertenpersönlich-emotionalen Erlebnis<strong>in</strong>halte des Jugendlichenverbalisiert. Diese können se<strong>in</strong>: Gefühle, gefühlsmäßigeBewertung von Ereignissen, Wünsche,Interessen, Erleben der eigenen Person <strong>und</strong> Erlebender Wirkung der eigenen Person auf andere Menschen.(Tausch, Tausch, 1990)Empathie des Gesprächsführenden hat die höchsteWahrsche<strong>in</strong>lichkeit, e<strong>in</strong>e Selbstöffnung zu bewirken<strong>und</strong> Unterstützung die zweitgrößte Aussicht aufemotionale Öffnung des Gesprächspartners. Zudemkann der Gesprächsführende mit Unterstützung amehesten erreichen, dass der Gesprächspartner mitthematischen Berichten zum Gespräch beiträgt (s.a.Sch<strong>in</strong>dler, 1989). Zur Prüfung der Empathie- <strong>und</strong> Unterstützungsfähigkeitdes Gesprächsführers kann ersich selbst fragen: Würde ich als Jugendlicher zu mirgehen, wenn ich e<strong>in</strong> Problem klären möchte?Verbalisiert werden vor allem gefühlsnahe <strong>und</strong> gefühlsbetonteÄußerungen des Jugendlichen, ihmnahe stehende <strong>und</strong> nahe gehende Äußerungen.Wodurch wiederum starke Gefühlsregungen beimJugendlichen wachgerufen werden. Jugendlicheerfahren ohneh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl von Gefühlen, diee<strong>in</strong>e gewisse Neuartigkeit für sie besitzen, was ihreUnsicherheit verstärkt. Daneben erleben sie beimBewältigen der Entwicklungsaufgaben häufig Zweifel,Zwiespältigkeiten <strong>und</strong> Selbstunsicherheiten, welchesich <strong>in</strong> Unzufriedenheit, leichter Kränkbarkeit <strong>und</strong>häufig wechselnden extremen Gefühlen ausdrückt.Das bedeutet, dass sie schneller als ErwachseneUnterstützung seitens des Gesprächsführendenbenötigen, z.B. der Gesprächsführende selbst e<strong>in</strong>enThemenwechsel e<strong>in</strong>leitet nach e<strong>in</strong>er nur kurzenZusammenfassung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Verweis auf bereitsbekannte Ressourcen des Jugendlichen.Gleichzeitig bedeutet dies, dass der Jugendlichewenig von sich selbst <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Gefühlen spricht<strong>und</strong> eher bei externalen Themen verweilt (z.B. Berichteüber andere Personen). Dann ist es wichtigherauszuf<strong>in</strong>den, welche Bedeutung das für ihn hat.Der Gesprächsführende muss sich folgendes fragen:Welche emotionalen Beziehungen hat der Jugendlichezu dem, was er sagte (<strong>in</strong>neres Bezugssystem)?Inwiefern betrifft ihn das persönlich? Was könnte erim Augenblick des Berichtens erleben? Der Jugendlichekann <strong>in</strong> etwa Folgendes gefragt werden: „Ichfrage mich, was das für Sie bedeutet?“ „Es beschäftigtmich, was das bei Ihnen bewirkt/auslöst?“ „Ichverstehe noch nicht, wie Ihre persönliche Haltungdazu ist?“Ebenfalls im Unterschied zum Erwachsenenalter istdas Verbalisieren bei Jugendlichen häufiger durchFragen zu untersetzen, vielfach fordern Jugendlicheauch e<strong>in</strong> „Befragt-werden“. Die Fragen müssen ausdem Gespräch entstehen <strong>und</strong> dürfen nicht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getragenwerden, da die Jugendlichen die Fragenbenötigen, um ihr Gefühl von Unordnung/mangelndemÜberblick zu bewältigen. Andererseits, wennder Jugendliche selbst Fragen stellt, muss zunächstdarauf geachtet werden, welche Antworten er selberf<strong>in</strong>den kann (Bsp.: „Sie haben sich sicherlich schonselbst Gedanken gemacht <strong>und</strong> bestimmte Ideenentwickelt ...“).Konkretheit me<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e anschauliche, fassbare,gegenständliche Kommunikation, die der Ge-Seite 41


TRI ∆ LOG 2005 (8)sprächsführende versuchen sollte sicherzustellen.Gesprächsführender <strong>und</strong> Jugendlicher sollten sehrgenau h<strong>in</strong>sichtlich jener Bedeutungen se<strong>in</strong>, die sie ihrene<strong>in</strong>gesetzten Begriffen beimessen, mit denen sieIdeen, Bilder, Gedanken oder Gefühle ausdrücken.Auch Beschreibungen von Erlebnissen, Ereignissensollten <strong>in</strong>sofern akkurat se<strong>in</strong>, als die persönlicheBedeutung jener Geschehnisse genau erfassbarwird. Der Wahrheitsgehalt bleibt zunächst irrelevant,wesentlich ist eher die persönliche Bedeutung desjetzt dargestellten Geschehens, denn <strong>in</strong> ihnen zeigensich jene Erfahrungen, die den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> aktuellenHandelns repräsentieren. Bereits die e<strong>in</strong>fache Aussage„Mir geht es gut!“ bedeutet für verschiedeneMenschen sehr Unterschiedliches. So kann nur dieKonkretheit dazu beitragen, dass die e<strong>in</strong>gesetztenBegriffe für die Gesprächspartner auch die gleicheBedeutung erhalten.Andererseits führt die Konkretheit dazu, dass derGesprächsführende die „unsichtbaren Kulturen“ vonJugendlichen verstehen <strong>und</strong> damit ihre aktuellen Problemesowie deren Bewältigungsversuche kennenlernt <strong>und</strong> diese auch würdigen kann. Das entsprichte<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>führen <strong>in</strong> ihre Kulturen, <strong>in</strong> die Besonderheitenihres äußeren (Kleidung, Frisur, Sprache usw.)<strong>und</strong> <strong>in</strong>neren (Wertvorstellungen, E<strong>in</strong>stellungen usw.)Auftretens. Jede Übernahme ihrer Kulturteile (z.B.sprachliche Äußerungen) durch den Gesprächsführersollte vermieden werden. Das kann als Grenzüberschreitung<strong>und</strong> Missachtung ihrer Selbständigkeitwahrgenommen werden. Für die Jugendlichen istwichtiger, e<strong>in</strong>en Gesprächsführer kennen zu lernen,mit eigenen, klaren Ansichten, die dieser i.S.v. Alternativenaufzeigen kann.Oft ist es nötig, die Jugendlichen zu konkreten Äußerungenzu ermuntern (Bsp.: „Es <strong>in</strong>teressiert mich,wie das, was Sie erzählen, im Konkreten aussieht.“„Ich kann mir das, was Sie me<strong>in</strong>en, noch nicht sorichtig vorstellen.“). Zur weiteren Untersetzung <strong>und</strong>Konkretisierung stellt der Gesprächsführende Fragenwie: „Was me<strong>in</strong>en Sie damit ...?“; „Was ist das für e<strong>in</strong>Gefühl ...?“; „Können Sie das genauer beschreiben...?“; „Was hat das für e<strong>in</strong>e Bedeutung für Sie ...?“;„Wie reagieren Sie (<strong>und</strong>/oder die anderen) darauf...?“ usw..Verbalisiert werden muss ebenfalls konkret, <strong>in</strong>demspezielle <strong>und</strong> greifbare Äußerungen der Jugendlichenaufgenommen <strong>und</strong> sie so zu weiteren konkreten,differenzierten Äußerungen ermuntert werden. Indiesem Altersbereich s<strong>in</strong>d anschauliche, bildhafteVerbalisierungen sehr hilfreich. So müssen Fachwörtervermieden werden <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Alltagssprachedes Gesprächsführers zu übertragen. (Bsp.:ambivalent >> „sie reagieren verschieden ... e<strong>in</strong>erseits..... andererseits“; Erregungsniveau >> „sie s<strong>in</strong>dalsdann aufgeregt“; Reaktanz >> „sie s<strong>in</strong>d trotzig“,„der kann mich mal“)4.2. Gesprächsführung mit Jugendlichen währendder BehandlungHier s<strong>in</strong>d alle oben aufgezeigten Variablen derGesprächsführung zum Beziehungsaufbau ebensoe<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Allerd<strong>in</strong>gs erwies sich die „Empathie“ <strong>in</strong>der Untersuchung von Sch<strong>in</strong>dler (1989) als wenigergeeignet, um änderungsrelevantes Verhalten beimKlienten auszulösen. Für das Bewirken von Mitarbeitzweckmäßiger s<strong>in</strong>d „Unterstützung“ <strong>und</strong> „Direktiven“des Therapeuten. Letztere regen allerd<strong>in</strong>gs auch zurichtig stellenden Äußerungen <strong>und</strong> Widerstand an.Damit behält „Empathie“ se<strong>in</strong>e Bedeutung für dasAufrechterhalten der Beziehung <strong>und</strong> muss weiterh<strong>in</strong>anzutreffen se<strong>in</strong>. Es muss also gel<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong>e sensibleGratwanderung zwischen Empathie, Unterstützung<strong>und</strong> Direktive zu erreichen.Direktive Gesprächsführung des Therapeuten me<strong>in</strong>t,automatische negative Bewertungen bestimmterSachverhalte bewusst zu machen. Wie diese zuidentifizieren <strong>und</strong> wie sie durch weniger schädlicheGedanken zu ersetzen s<strong>in</strong>d, das ist Psychotherapie<strong>und</strong> Gesprächsführung <strong>in</strong>sofern auch wieder nur e<strong>in</strong>unterstützendes Hilfsmittel der Therapie. Es geht alsonicht darum, Vorgehensweisen wie die rationale Disputationoder den sokratischen Dialog zu erläutern,sondern allgeme<strong>in</strong> zu beachtende Gr<strong>und</strong>sätze.Gegenwärtigkeit ist e<strong>in</strong> wichtiges zentrales Merkmale<strong>in</strong>er Gesprächsführung mit Jugendlichen <strong>in</strong> dereigentlichen Behandlungsphase. Der Gesprächsführendesoll versuchen beim Jugendlichen e<strong>in</strong>eKonzentration auf das aktuelle Geschehen zuerreichen. Solange der Jugendliche eher <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erVergangenheit <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Zukunft verhaftet bleibt,gel<strong>in</strong>gt es ihm nur e<strong>in</strong>geschränkt se<strong>in</strong> gegenwärtigesDenken <strong>und</strong> Fühlen zu erfahren. Das Ergebnis s<strong>in</strong>dunrealistische Sichtweisen auf sich <strong>und</strong> e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gesMaß an Mitteilungen über sich. Der Gesprächsführendesollte deshalb den Jugendlichen ermutigen,über Gedanken <strong>und</strong> Gefühle, wie sie zum gegebenenZeitpunkt bestehen, zu sprechen <strong>und</strong> sich damit ause<strong>in</strong>anderzu setzen. (Bsp.: „Wie geht es Ihnen jetztim Augenblick, wo sie darüber berichten, damit <strong>und</strong>wie sollte es se<strong>in</strong>?“)Zur Gegenwärtigkeit zählt auch Generalisierungenzu vermeiden, die z.B. beim „Sprechen <strong>in</strong> der drittenPerson“ mitschw<strong>in</strong>gen. Es ist wichtig, dass dieJugendlichen auf sich selbst <strong>und</strong> ihre verallgeme<strong>in</strong>erndenWahrnehmungsstrukturen achten. WennFormen, wie „man“, „alle“, „niemand“, „nie“ oder „immer“häufig verwendet werden, dann helfen Fragenwie: „Wen me<strong>in</strong>en Sie mit Man?“ „Gibt es Beweisedafür?“ „Wann haben Sie das erlebt?“ „Woher wissenSie das?“ „Können wir das prüfen?“Seite 42


TRI ∆ LOG 2005 (8)Jugendliche br<strong>in</strong>gen häufig Alltagsprobleme <strong>in</strong> dasGespräch e<strong>in</strong>. Diese sollten möglichst immer aufgegriffen<strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam mit den Jugendlichen befragtwerden: „Was ist konkret vorgefallen?“; „Wie habenSie sich gefühlt?“; „Welche (Veränderungs-)Ideen habenSie selbst?“; „Was wünschen Sie sich von mir?“;„Wie sollte es zukünftig werden?“ Die Jugendlichenerleben dadurch e<strong>in</strong>e unmittelbare Unterstützung <strong>und</strong>Akzeptanz ihrer Probleme (sowie Problemlösungsversuche)<strong>und</strong> es wird e<strong>in</strong> erfahrungsorientiertesLernen konkreter, gegenwärtiger Probleme der Jugendlichene<strong>in</strong>geleitet.Transparenz, als weiteres wichtiges Merkmal derGesprächsführung mit Jugendlichen <strong>in</strong> der Behandlungsphase,me<strong>in</strong>t das Offenlegen aller notwendigengeplanten Interventionstechniken <strong>und</strong> –methoden. Essoll sehr konkret <strong>und</strong> anschaulich dargestellt werden,welche Aufgaben der Therapeut <strong>und</strong> der Jugendlichebewältigen müssen <strong>und</strong> welche Ziele damit verfolgtwerden. Damit wird dem Streben der Jugendlichennach Selbstbestimmtheit Rechnung getragen. DieInformiertheit – auch über belastende Momente derjeweiligen Vorgehensweisen – ermöglicht, durch diedann erfolgte „freiwillige“ Zustimmung, e<strong>in</strong>e Höherbewertungder erreichten Ergebnisse. Der Gesprächsführendesollte den Jugendlichen also ermutigen,alle Fragen zu stellen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Entscheidung gutzu durchdenken – sofern möglich immer wieder Bedenkzeite<strong>in</strong>räumen.E<strong>in</strong>e Mitgestaltung (i.S.v. Mit-Reden, Mit-Entscheiden)der Therapiest<strong>und</strong>e sollte Jugendlichen immerermöglicht werden, um die aktive Mitarbeit <strong>und</strong> Eigen<strong>in</strong>itiativezu fördern. Möglichkeiten hierfür s<strong>in</strong>d vieledenkbar: das kann das E<strong>in</strong>räumen e<strong>in</strong>es Teiles derTherapiest<strong>und</strong>e für aktuelle Themen se<strong>in</strong> (s.o.), daskann die Themenauswahl für e<strong>in</strong> Rollenspiel betreffensowie die konkrete Umsetzung des Rollenspiels, die<strong>in</strong> die Verantwortung des Jugendlichen gelegt wird(„Was benötigen Sie/wir für das Rollenspiel?“; „Wersoll welche Rolle e<strong>in</strong>nehmen?“ usw.), das kann sichum die Auswahl e<strong>in</strong>er Reihenfolge von Verhaltensübungenhandeln usw. Gleichzeitig setzt das Transparenzvoraus, <strong>in</strong>dem die jeweilige therapeutischePlanung offen gelegt <strong>und</strong> der Jugendliche somit alskompetenter Mitgestalter e<strong>in</strong>bezogen wird.Mitgestaltung beg<strong>in</strong>nt aber bereits damit, dass dieTherapieziele des Jugendlichen Ausgangspunkt derBehandlung werden. Die Perspektiven des Jugendlichen,se<strong>in</strong>e Wünsche, Hoffnungen <strong>und</strong> Erwartungenan die Therapie, sollen übernommen werden, umdanach geme<strong>in</strong>sam zu prüfen, welche Konkretisierungenmöglich s<strong>in</strong>d. Aus e<strong>in</strong>em „es soll alles anderswerden“ werden konkrete positive Ziele: „Es gel<strong>in</strong>gtmir, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jeansladen mit e<strong>in</strong>em sicheren Gefühle<strong>in</strong>kaufen zu gehen“; „Ich schaffe es, me<strong>in</strong>en Tagso zu planen, dass noch genügend Freizeit bleibt<strong>und</strong> trotzdem alle Aufgaben erledigt s<strong>in</strong>d“; „Auch beime<strong>in</strong>em Kunstlehrer werde ich ruhig bleiben <strong>und</strong>Kompromisse aushandeln können“.4.3. Allgeme<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>zipien der Gesprächsführungmit JugendlichenPsychotherapie ist zwar e<strong>in</strong>e hilfreiche Leistung,bleibt dabei aber dennoch e<strong>in</strong>e Dienstleistung. DieHilfe erfolgt vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er professionellenBeziehung – Therapeuten werden für dasE<strong>in</strong>gehen e<strong>in</strong>er solchen Beziehung bezahlt. Die Jugendlichens<strong>in</strong>d es nicht nur, sondern sie dürfen sogarschwierig <strong>und</strong> belastend se<strong>in</strong>, allerd<strong>in</strong>gs ohne dasssie e<strong>in</strong>en Beziehungsabbruch befürchten müssen.Im Gegenteil, sie sollen <strong>in</strong> der professionellen Beziehungerleben, wie ihre Provokationen aufgegriffen<strong>und</strong> Gegenstand der Arbeit werden <strong>und</strong> damit ganzandere Reaktionen auslösen, als <strong>in</strong> ihrem bekanntensozialen Umfeld.Gleichzeitig ist e<strong>in</strong>e professionelle Beziehung zeitlichbefristet <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Zeitreglement unterworfen.Deshalb müssen gleich zu Beg<strong>in</strong>n der Therapie dafürRahmenbed<strong>in</strong>gungen deutlich gemacht werden (z.B.voraussichtliche Dauer der Therapie, Zeitpunkt <strong>und</strong>Häufigkeit der Sitzungen, Regelungen für AusfalloderFehlzeiten, Möglichkeit von (Notfall-)Kontaktenzwischen den Sitzungen). Die Erfahrung zeigt, dasssich Jugendliche mit ersten positiven Veränderungenfreudig <strong>und</strong> schnell zufrieden geben, ihre Mitarbeitsmotivations<strong>in</strong>kt <strong>und</strong> Term<strong>in</strong>absagen sowie Fehlzeitenhäufen sich. E<strong>in</strong>e Wiederaufnahme der Therapie imBedarfsfall wird dadurch aber (durch e<strong>in</strong> „schlechtesGewissen“) erschwert. Deshalb sollte dem Jugendlichensofort am Therapiebeg<strong>in</strong>n die Möglichkeit vonTherapiepausen e<strong>in</strong>geräumt werden, um ihm dieMöglichkeit des Erprobens neuer Verhaltensweisenzu geben. Dieses Vorgehen wurde von Monden-Engelhardt (2002) vorgeschlagen, um dem Autonomiebedürfnisder Jugendlichen nachzukommen<strong>und</strong> Ängsten vor Abhängigkeit entgegen zu wirken.Erfahrungen zeigen, dass Pausen von vier bis achtWochen mit fest abgesprochenen Term<strong>in</strong>en effektivzum Aufrechterhal-ten e<strong>in</strong>er längerfristigen Therapiemotivationbeitragen.Sie kl<strong>in</strong>gt wie e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit <strong>und</strong> dennochist sie der bedeutsamste Gr<strong>und</strong>satz der therapeutischenGesprächsführung mit Jugendlichen:die Diskretion. Denn e<strong>in</strong>e diskrete Behandlung dervom Jugendlichen erhaltenen Informationen ist füre<strong>in</strong>e vertrauensvolle Arbeitsbeziehung unerlässlich.Das bedeutet, die geltenden Bestimmungen desDatenschutzes nicht nur zu kennen <strong>und</strong> zu beachten,sondern den Jugendlichen auch darüber aufzuklären.Bei geplanten Elterngesprächen ist mit dem Jugendlichenim Vorfeld genauestens zu klären, was mitge-Seite 43


TRI ∆ LOG 2005 (8)teilt werden darf <strong>und</strong> was nicht. S<strong>in</strong>d Berichte oderKontakte mit Institutionen notwendig, muss sich derTherapeut ebenfalls e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>willigung geben lassen.Über e<strong>in</strong>e Supervision des Therapeuten sollten dieJugendlichen ebenso <strong>in</strong>formiert se<strong>in</strong>.5. Literatur:Bachmair, S., Faber, J., Henig, C., Kolb, R., Willig, W. (1989)Beraten will gelernt se<strong>in</strong>, München, PVUBorg-Laufs, M. (Hrsg.) (1999) Lehrbuch der Verhaltenstherapiemit K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen, Tüb<strong>in</strong>gen, dgvt-Verlag(Hrsg.) Probleme des Jugendalters. Neuere Sichtweisen; Berl<strong>in</strong>;Spr<strong>in</strong>ger-Verlag; S. 353 – 368Stavemann, H.H. (2002) Sokratische Gesprächsführung <strong>in</strong>Therapie <strong>und</strong> Beratung, We<strong>in</strong>heim, Beltz VerlagTausch, R., Tausch, A.-M. (1990) Gesprächspsychotherapie;Gött<strong>in</strong>gen, HogrefeW<strong>in</strong>iarski, R. (2004) Beratung <strong>und</strong> Kurztherapie, We<strong>in</strong>heim,Beltz VerlagDietrich, G. (1987) Allgeme<strong>in</strong>e Beratungspsychologie, Gött<strong>in</strong>gen,HogrefeGrob, A., Jasch<strong>in</strong>ski, U. (2003) Erwachsen werden, We<strong>in</strong>heim,Beltz VerlagDr. Lutz Marschner, Dipl.-Psych.Psychologisch-Psychotherapeutische Ambulanzder Universität Potsdam, Tel.: 0331/2755084, Fax:Krause Jacob, M. (1992) Erfahrungen mit Beratung <strong>und</strong> Therapie;Freiburg im Breisgau, LambertusMarschner, L. (1993) Betrachtung e<strong>in</strong>iger Prozesskomponentender <strong>Erziehungs</strong>beratung <strong>und</strong> ihre Konsequenzen, In: M<strong>in</strong>isteriumfür Bildung, Jugend <strong>und</strong> Sport des Landes Brandenburg(Hrsg.) Die Zukunft der Hilfen zur Erziehung im Land Brandenburg– Tagungsband, Eigenverlag, PotsdamMarschner, L. (2002) Elternberatung, In: Esser, G. (Hrsg.)Lehrbuch der Kl<strong>in</strong>ischen Psychologie <strong>und</strong> Psychotherapie desK<strong>in</strong>des- <strong>und</strong> Jugendalters; Stuttgart, Thieme; S. 456 - 463Monden-Engelhardt, C. (2002) Zur personzentrierten Psychotherapiemit Jugendlichen, In: Boeck-S<strong>in</strong>gelmann, C. (Hrsg.)Personzentrierte Psychotherapie mit K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen.Bd. 2 Anwendung <strong>und</strong> Praxis; Gött<strong>in</strong>gen, Hogrefe, S. 9 - 70Remschmidt, H. (1992) Adoleszenz. Entwicklung <strong>und</strong> Entwicklungskrisenim Jugendalter; Stuttgart; ThiemeReutl<strong>in</strong>ger, C. (2004) Beratung für Jugendliche; In: Nestmann,F., Engel, F., Sickendieck, U. (Hrsg.) Das Handbuch der Beratung.Bd. 1: Diszipl<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Zugänge; Tüb<strong>in</strong>gen, dgvt-Verlag; S.269 - 279Rogers, C. R. (1961) On becom<strong>in</strong>g a person; Houghton-Miffl<strong>in</strong>,BostonSch<strong>in</strong>dler, L. (1989) Das Codiersystem zur Interaktion <strong>in</strong> derPsychotherapie (CIP): E<strong>in</strong> Instrument zur systematischen Beobachtungdes Verhaltens von Therapeut <strong>und</strong> Klient im Therapieverlauf;In: Zeitschrift für Kl<strong>in</strong>ische Psychologie; 18; S. 68 - 79Seiffge-Krenke, I. (1984) Formen der Problembewältigung beibesonders belasteten Jugendlichen, In: Olbrich, E., Todt, E.Seite 44


TRI ∆ LOG 2005 (8)FORUMSeite InhaltGEMEIN-WESEN46 Dieter Kreichelt:Die Bevölkerungsentwicklung <strong>in</strong>Brandenburg <strong>und</strong> ihre Auswirkungenauf die Jugendhilfe49 A. Kluchert & Dr. M.-O. Stoye:Angebot für Pflegefamilien -Kooperatives Projekt zweierBeratungsstellen• ZIEL-• GRUPPEN- UND• PROBLEM-ORIEN-TIERTE ANGEBOTESeite 45


TRI ∆ LOG 2005 (8)Dieter KreicheltDie Bevölkerungsentwicklung <strong>in</strong> Brandenburg<strong>und</strong> ihre Auswirkungen auf die JugendhilfeVorab sei erwähnt, dass e<strong>in</strong>e umfassende <strong>und</strong> <strong>in</strong>sDetail gehende Behandlung des Themas <strong>in</strong> diesemArtikel nicht erwartet werden darf, sondern vielmehrnur e<strong>in</strong> grober Überblick über sehr umfangreichesDatenmaterial. Interessierte Leser f<strong>in</strong>den jedocham Schluss des Artikels Literaturh<strong>in</strong>weise für eigeneRecherchen <strong>und</strong> Informationen.Nun e<strong>in</strong>ige Daten <strong>und</strong> Tendenzen im Überblick:Im Landesdurchschnitt betrachtet nimmt die Bevölkerung<strong>in</strong> Brandenburg ab, <strong>und</strong> zwar am stärksten<strong>in</strong> den Altersgruppen der K<strong>in</strong>der, Jugendlichen <strong>und</strong>jungen Erwachsenen.Die Verr<strong>in</strong>gerung der Bevölkerung hat im wesentlichenzwei Gründe; diese s<strong>in</strong>d1. der Geburtenrückgang <strong>und</strong>2. die starke Abwanderung junger Menschen, weilsie für sich <strong>in</strong> Brandenburg ke<strong>in</strong>e akzeptablen Perspektivensehen, im H<strong>in</strong>blick auf Ausbildung, Arbeit<strong>und</strong> berufliche Weiterentwicklung. Es wandern vorallem diejenigen mit guter schulischer Bildung odermit bereits erworbener beruflicher Qualifikation ab,<strong>und</strong> hier wiederum mehr Frauen als Männer. In derAltersgruppe der 18–24-jährigen s<strong>in</strong>d es 25 % mehrFrauen als Männer, was den Trend des Geburtenrückgangsverstärkt.Bei alldem bestehen ganz erhebliche regionaleUnterschiede bzw. Gegensätze, <strong>und</strong> zwar zwischenBerl<strong>in</strong>nähe <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong>ferne. In den Berichten derLandesregierung <strong>und</strong> des statistischen LandesamtesBrandenburg * zur Bevölkerungsentwicklungkennzeichnen zwei Begriffe diese Gegensätze:Engerer Verflechtungsraum <strong>und</strong> äußerer Entwicklungsraum.Engerer Verflechtungsraum me<strong>in</strong>t die VerflechtungBerl<strong>in</strong>s mit den an die Stadt angrenzenden Teilender Landkreise Barnim, Dahme-Spreewald, Havelland,Märkisch-Oderland, Oberhavel, Oder-Spree,Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläm<strong>in</strong>g <strong>und</strong> vor allemmit der Stadt Potsdam.Als äußerer Entwicklungsraum gelten bereits dieberl<strong>in</strong>-entlegenen Teile der an Berl<strong>in</strong> angrenzendenLandkreise sowie alle anderen Landkreise <strong>und</strong> die*Alle <strong>in</strong> diesem Text zitierten Quellen s<strong>in</strong>d im Anhang aufgeführt.Städte Brandenburg an der Havel, Cottbus <strong>und</strong>Frankfurt (Oder).Während für den sogenannten engeren Verflechtungsraum,<strong>und</strong> dies gilt wiederum <strong>in</strong>sbesondere fürse<strong>in</strong>en westlichen Teil mit der Stadt Potsdam <strong>und</strong>den Landkreisen Havelland <strong>und</strong> Potsdam-Mittelmark,bis zum Jahr 2020 e<strong>in</strong> Bevölkerungszuwachs von54.000 Menschen prognostiziert wird, besagen dieVorausschätzungen für das übrige Brandenburg,also den äußeren Entwicklungsraum, <strong>in</strong> diesemZeitraum e<strong>in</strong>en Bevölkerungsrückgang von 224.000Menschen.Welche Veränderungen werden bezüglich der jugendhilferelevantenAltersgruppen erwartet? ImLandesdurchschnitt werden bis zum Jahr 2020kaum Veränderungen <strong>in</strong> der Altersgruppe der kle<strong>in</strong>enK<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Vorschulk<strong>in</strong>der erwartet; voraussichtlichvielmehr sogar e<strong>in</strong> Zuwachs um 12.000 bei den K<strong>in</strong>dernim Gr<strong>und</strong>schulalter. Dieser Zuwachs wird sichjedoch überwiegend im Berl<strong>in</strong>er Umland <strong>und</strong> kaum<strong>in</strong> der stark von Abwanderung betroffenen Peripheriedes Landes bemerkbar machen. Nahezu halbierenwerden sich jedoch die Bevölkerungszahlen <strong>in</strong> denAltersgruppen der ältern K<strong>in</strong>der, der Jugendlichen<strong>und</strong> jungen Erwachsenen.Die Altersgruppe der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>sgesamt betrachtet(Neugeborene bis unter 14jährige) wird mit Ausnahmeder Stadt Potsdam <strong>in</strong> allen Städten <strong>und</strong> Landkreisenabnehmen. Das Spektrum liegt zwischen e<strong>in</strong>emPlus von knapp 40 %, also e<strong>in</strong>em starken Anstiegder K<strong>in</strong>derzahlen <strong>in</strong> der Stadt Potsdam <strong>und</strong> e<strong>in</strong>emM<strong>in</strong>us zwischen 23 % <strong>und</strong> 24 % <strong>in</strong> den nördlichenLandkreisen Prignitz <strong>und</strong> Uckermark. Die ger<strong>in</strong>gstenRückgänge werden im Havelland (-9,5 %) <strong>und</strong> <strong>in</strong>Potsdam-Mittelmark (- 9,9 %) angenommen. In dendrei weiteren kreisfreien Städten liegt die Spannezwischen m<strong>in</strong>us 8,8 % (Frankfurt/Oder) <strong>und</strong> m<strong>in</strong>us13,6 (Brandenburg/Havel).Bevölkerungsentwicklung <strong>und</strong> JugendhilfebedarfDer veröffentlichte Bericht des LandesrechnungshofesBrandenburg über die Prüfung der Ausgaben fürdie verschiedenen Arten der Hilfen zur Erziehung <strong>in</strong>den Kreisjugendämtern gab Aufschluss darüber, dassdie Fallzahlen <strong>in</strong> der Jugendhilfe alles andere als parallelzur Bevölkerungsentwicklung verlaufen: Währendzwischen 1999 <strong>und</strong> 2003 die Zahl der jungenMenschen unter 21 Jahren im Landesdurchschnitt um12,4 % sank, stiegen die Hilfen zur Erziehung um 9%<strong>und</strong> die Ausgaben pro Jugendhilfefall um 26,1% an.(Hierbei s<strong>in</strong>d die Fallzahlen <strong>in</strong> der <strong>Erziehungs</strong>beratungallerd<strong>in</strong>gs nicht berücksichtigt worden, da vomSeite 46


TRI ∆ LOG 2005 (8)Landesrechnungshof lediglich deren Kosten, nichtaber die quantitativen Leistungen erhoben wurden.)Erwiesenermaßen besteht e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischensozialer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Belastung vonFamilien <strong>und</strong> Jugendhilfebedarf. Da vorwiegendgut ausgebildete junge Menschen <strong>und</strong> gutsituierteFamilien Brandenburg verlassen, nimmt allmählichder Anteil derjenigen Familien zu, deren Situationdurch Armut, Arbeitslosigkeit, fehlende berufliche<strong>und</strong> soziale Perspektiven <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>hergehenddurch soziale <strong>und</strong> schulische Probleme der K<strong>in</strong>der<strong>in</strong> diesen Familien gekennzeichnet ist. Daher wirdsich auch künftig der prognostizierte Bevölkerungsrückgangsicher nicht 1 : 1 auf den zu erwartendenJugendhilfebedarf übertragen lassen. Vielmehr wirdvermutlich der Anteil derjenigen Familien <strong>und</strong> K<strong>in</strong>derzunehmen, die kompensatorischer schulischer <strong>und</strong>sozialpädagogischer Hilfen bedürfen.Vorausschätzungen des Jugendhilfebedarfs <strong>in</strong>Brandenburg bis <strong>in</strong> das Jahr 2010 hat im Auftragdes hiesigen Landesjugendamtes die ArbeitsstelleK<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik der Universität Dortm<strong>und</strong>im Mai 2002 vorgenommen. Ausgangspunktedieser Schätzung waren die Bevölkerungsprognosedes statistischen Landesamtes Brandenburg vom Mai2001 sowie die brandenburgischen Jugendhilfedatenaus der amtlichen K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik.In dieser Studie ist man methodisch so vorgegangen,dass der festgestellte Anteil von K<strong>in</strong>dern, Jugendlichen<strong>und</strong> jungen Erwachsenen an der altersentsprechendenGesamtbevölkerung, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>embestimmten Zeitraum Leistungen der Jugendhilfeerhielten, auf die entsprechenden Daten der erwartetenBevölkerungsentwicklung bezogen wurden.Das heißt, die angestellten Berechnungen standenunter dem Vorzeichen, dass die für die Jugendhilfemaßgeblichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen unverändertbleiben werden: sowohl die sozialen <strong>und</strong> ökonomischenRahmenbed<strong>in</strong>gungen, <strong>in</strong> denen Familienleben <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der aufwachsen, als auch die Praxisder Hilfegewährung <strong>in</strong> den Jugendämtern <strong>und</strong> diegesetzlichen Vorgaben, nach denen Jugendhilfe zuleisten ist. Unberücksichtigt musste bleiben, weilseriöse Prognosen auf diesem Gebiet kaum möglichse<strong>in</strong> dürften, dass im Fall e<strong>in</strong>er weiter rückläufigenwirtschaftlichen Entwicklung der Anteil von Familienweiter ansteigen kann, die <strong>in</strong>folge von Armut <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit<strong>in</strong> psychosoziale Krisen geraten <strong>und</strong> derstaatlichen Fürsorge bedürfen. Natürlich wurden auchke<strong>in</strong>e Vermutungen darüber angestellt, <strong>in</strong>wieweit sichzunehmende f<strong>in</strong>anzielle Engpässe der kommunalenHaushalte restriktiv auf die Jugendhilfepraxis auswirkenkönnten.Unter diesen Vorbehalten besagt die Studie derUniversität Dortm<strong>und</strong> über das zu erwartende Fallaufkommen<strong>in</strong> der <strong>Erziehungs</strong>beratung bis zum Jahr2010 – an dieser Stelle nur im Landesdurchschnittgenannt:· Ansteigende Fallzahlen bei den K<strong>in</strong>dern imKle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d-, Vorschul- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulalter um18,5%; davon am stärksten <strong>in</strong> der Altersgruppeder 6–9-jährigen K<strong>in</strong>der (+ 35,2 %), gefolgt vonden 3–6-jähren (+ 17,3 %) <strong>und</strong> weniger bei denKle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern (+ 3,1 %).· Der stärkste Rückgang wird prognostiziert beiden Jugendlichen (15 – 18 Jahre) um 52,1 %.Es folgen die 12–15-jährigen mit m<strong>in</strong>us 42,8 %<strong>und</strong> die 9–12-jährigen mit m<strong>in</strong>us 22,9 %. E<strong>in</strong>starker Rückgang auch bei den jungen Volljährigen(18 bis 21 Jahre – 34,3 % / 21 bis 27 Jahre– 16,3 %).Anhand dieser Prognosen wäre also zu erwarten,dass sich künftig <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Eltern von Gr<strong>und</strong>schulk<strong>in</strong>dernsowie auch von Vorschulk<strong>in</strong>dern an die<strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen wenden werden. Bereitsdie Inanspruchnahme der <strong>Erziehungs</strong>beratung vonFamilien mit K<strong>in</strong>dern im Alter zwischen 9 <strong>und</strong> 12Jahren, vor allem aber mit älteren K<strong>in</strong>dern im Übergangzur Jugendphase <strong>und</strong> mit Jugendlichen würdedagegen drastisch abnehmen. Dies wie gesagtder zu erwartende Jugendhilfebedarf im Landesdurchschnitt,wobei wie oben ausgeführt von sehrstarken regionalen Unterschieden auszugehen ist.Das zentrale Kriterium für diese Unterschiede ist dieräumliche Distanz oder Nähe zu Berl<strong>in</strong>, <strong>und</strong> <strong>in</strong>nerhalbdes sogenannten engeren Verflechtungsraumes mitBerl<strong>in</strong> bestehen noch e<strong>in</strong>mal Unterschiede <strong>in</strong>sbesonderezwischen der Stadt Potsdam, <strong>in</strong> der die E<strong>in</strong>wohnerzahlenam stärksten ansteigen werden, <strong>und</strong> denLandkreisen Havelland <strong>und</strong> Potsdam-Mittelmark aufder e<strong>in</strong>en Seite <strong>und</strong> den weiteren an Berl<strong>in</strong> angrenzendenLandkreisen auf der anderen Seite.Förderung von FamilienDer 2. Bericht der Landesregierung zum demografischenWandel entwirft umfassende Handlungskonzepteals Antwort auf die Bevölkerungsveränderungen.Neben Verwaltungsreformen, Maßnahmen derWirtschaftsförderung etc. wird auch die Familienpolitikbeleuchtet. Lediglich e<strong>in</strong> Aspekt aus diesem Abschnittdes Berichts sei hier abschließend erwähnt, weil dar<strong>in</strong>auch die Bedeutung der <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellenhervorgehoben wird. Es wird ausgeführt, dass Hilfen<strong>in</strong>sbesondere für die Gruppe derjenigen Eltern erforderlichse<strong>in</strong> werden, welche nur unzureichend <strong>in</strong> derLage s<strong>in</strong>d, ihre <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> Bildungsaufgabenzu erfüllen, die sogenannten Risikofamilien. Als Konsequenzaus der Abwanderung der mobileren jungenSeite 47


TRI ∆ LOG 2005 (8)Erwachsenen nehme der Anteil dieser Eltern relativzu. Dies erfordere e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Politik für K<strong>in</strong>der,Jugendliche <strong>und</strong> ihre Familien, bei der K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong>Jugendpolitik, Familien- <strong>und</strong> Bildungspolitik zusammenwirken.Neben Ausführungen zur Notwendigkeitder Sicherung der K<strong>in</strong>dertagesbetreuungs<strong>in</strong>frastruktur<strong>und</strong> Qualifizierung der K<strong>in</strong>dertagesbetreuung, desAusbaus von Ganztagsangeboten an Schulen etc.wird hervorgehoben, es sei· die Familienbildung so auszurichten, dassauch die Familien erreicht werden, die durchsem<strong>in</strong>arorientierte Ansätze nicht angesprochenwerden (Stärkung niedrig schwelliger Ansätzeder Familienbildung)· die <strong>Familienberatung</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere die<strong>Erziehungs</strong>beratung zu stärken <strong>und</strong> auszubauensowie Selbsthilfeansätze von Familien zustärken (Seite 29 des Berichts).Desweiteren sei empfohlen:„Sozial<strong>in</strong>dikatoren“ des Landes BrandenburgLandesges<strong>und</strong>heitsamt bzw. MASGF:http://www.brandenburg.de/cms/detail.php?id=164390&_siteid=10daraus e<strong>in</strong>zelne Seiten/Tabellen, u.a. die Hilfen zur Erziehungbetreffendhttp://www.brandenburg.de/media/1336/sis_5.pdfDieter KreicheltLandesjugendamt BrandenburgTel.: 03338/701853Dies als Abschluss <strong>und</strong> Ausblick auf die möglichenPerspektiven von <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>im H<strong>in</strong>blick auf die demografischen Veränderungen<strong>in</strong> Brandenburg.Zahlen <strong>und</strong> Daten dieses Beitrages s<strong>in</strong>d folgenden Publikationen entnommen,die auch zu ausführlicherer Information genutzt werden können:Landesbetrieb für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik Land Brandenburg/ Februar 2004:Bevölkerungsprognose des Landes Brandenburg für den Zeitraum2003 - 2020zu beziehen bei:Landesbetrieb für Datenverarbeitung <strong>und</strong> StatistikDezernat InformationsmanagementPostfach 60 10 52, 14410 PotsdamPreis : 12,50 €E-Mail: <strong>in</strong>fo@lds.brandenburg.deLandesregierung Brandenburg, Staatskanzlei, Mai 2005 :Demografischer Wandel <strong>in</strong> Brandenburg – Erneuerung auseigener Kraft2. Bericht der Landesregierung zum demografischen Wandelzugänglich im Internethttp://www.brandenburg.de/cms/media.php/1168/db_end.pdfUniversität Dortm<strong>und</strong>, Arbeitsstelle K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> JugendhilfestatistikAuswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf die Arbeitsfelderder K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendhilfe bis zum Jahre 2010 <strong>in</strong> Brandenburg/ Mai 2002im Auftrag des Landesjugendamtes Brandenburgzugänglich im Internethttp://www.akj-stat.fb12.uni-dortm<strong>und</strong>.de/Expertisen-PDF/Brandenburg-BerichtSeite 48


TRI ∆ LOG 2005 (8)A. Kluchert & Dr. M.-O. StoyeAngebot für Pflegefamilien – KooperativesProjekt zweier BeratungsstellenVon Pflegeeltern wird seitens des Jugendamtese<strong>in</strong>e äußerst anspruchsvolle Leistung erwartet. Siesollen K<strong>in</strong>der, die aus unterschiedlichen Gründen -zum<strong>in</strong>dest zeitweise - nicht bei den leiblichen Elternaufwachsen können, <strong>in</strong> ihrer Familie aufnehmen,um so für ihr Wohlergehen zu sorgen <strong>und</strong> zu ihrerEntwicklung beizutragen. Sie s<strong>in</strong>d dabei <strong>in</strong> mehrererH<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schwierigen, ja geradezu paradoxenSituation. Zum e<strong>in</strong>en stehen Pflegeeltern nicht <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Angestelltenverhältnis mit dem öffentlichenTräger, sie verfügen häufig auch nicht über dieQualifikation von Fachkräften im <strong>Erziehungs</strong>bereich(was durchaus auch e<strong>in</strong> Vorteil se<strong>in</strong> kann), sondernwerden vor allem aufgr<strong>und</strong> ihrer allgeme<strong>in</strong> menschlichenKompetenz <strong>und</strong> Belastbarkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em rechtumfangreichen Verfahren von den Jugendämternfür diese Leistung ausgewählt <strong>und</strong> vorbereitet.Dafür erhalten sie e<strong>in</strong> Pflegegeld <strong>und</strong> e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges<strong>Erziehungs</strong>geld. Pflegeeltern zu se<strong>in</strong> bedeutet e<strong>in</strong>unauflösbares Mite<strong>in</strong>ander von Professionalität<strong>und</strong> Privatheit e<strong>in</strong>zugehen. Gerade auch deswegens<strong>in</strong>d die Jugendämter geradezu verpflichtet, „ihren“Pflegeeltern e<strong>in</strong> hochwertiges Beratungs- <strong>und</strong>Unterstützungssystem, das Supervision, Beratung<strong>und</strong> aber auch ergänzende Arbeit mit den K<strong>in</strong>derne<strong>in</strong>schließt, anzubieten. Vor etwa 1 ½ Jahren wurdedas Jugendamt <strong>in</strong> Ostprignitz-Rupp<strong>in</strong> von Pflegeelterngebeten, e<strong>in</strong> Gruppenangebot für Pflegek<strong>in</strong>derbereitzustellen.K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Pflegefamilien betreut werden, br<strong>in</strong>gennicht selten e<strong>in</strong>e schwierige persönliche Geschichte,häufig verb<strong>und</strong>en mit Traumatisierungen <strong>und</strong> denErfahrungen schwerer Vernachlässigung, mit. Diemeisten Pflegek<strong>in</strong>der „pendeln“ zwischen leiblichenEltern <strong>und</strong> der Pflegefamilie, was nicht nur räumlichsondern auch emotional-affektiv zu verstehen ist.Beide Familien haben unterschiedliche, oft gegensätzlicheEigenarten, Regelsysteme <strong>und</strong> Traditionen.Diese Tatsache alle<strong>in</strong> könnte idealerweise für dieK<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e bereichernde Chance se<strong>in</strong>, weil sichbeide Familien <strong>in</strong> ihrer Unterschiedlichkeit ergänzen.Doch die Realität ist kaum ideal. Beide Familien, dieHerkunftsfamilie <strong>und</strong> die Pflegefamilie, stehen nichtunabhängig <strong>und</strong> ergänzend nebene<strong>in</strong>ander, sondernhäufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offen oder verdeckt konkurrierenden<strong>und</strong> rivalisierenden Verhältnis.Die Pflegek<strong>in</strong>der als schwächste Glieder stehen ander Schnittstelle beider Familiensysteme. Sie s<strong>in</strong>ddiejenigen, die zwei Systeme verb<strong>in</strong>den, die eigentlichgar nichts mite<strong>in</strong>ander zu tun haben wollen.E<strong>in</strong>en Schutz, um an dieser Stelle nicht zerriebenoder zerrissen zu werden, sowie die Möglichkeit,sich mit der eigenen Herkunft <strong>und</strong> Lebensgeschichteause<strong>in</strong>andersetzen zu können, ohne die Pflegeelternzu kränken, sollte das kooperative Projekt zweier<strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen bieten. Zielstellung wardie Pflegek<strong>in</strong>der dar<strong>in</strong> zu unterstützen, e<strong>in</strong>en eigenenPlatz zu f<strong>in</strong>den, sich besser wahrnehmen zu können,autonome Spielräume <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeitenzu entwickeln.Die gr<strong>und</strong>legende Überlegung bestand dar<strong>in</strong>, diethematische Arbeit mit den Pflegek<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>gestaltendes Projekt, <strong>in</strong> welchem Stabpuppen <strong>und</strong>Kulissen entstehen, e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Die Idee war, nebender thematischen Arbeit etwas selbst zu gestalten <strong>und</strong>damit e<strong>in</strong>en Lustgew<strong>in</strong>n <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Selbstwertstärkungzu erreichen. Das Konzept umfasst <strong>in</strong> Anlehnung anexistierende Konzepte zur Gruppenarbeit mit Scheidungsk<strong>in</strong>dern12 wöchentliche E<strong>in</strong>zelterm<strong>in</strong>e a120m<strong>in</strong>. Voraussetzung, <strong>in</strong> die Gruppe aufgenommenzu werden, war e<strong>in</strong>e dauerhafte Pflegesituation.H<strong>in</strong>sichtlich des Alters orientierten wir auf e<strong>in</strong>e Altersspannevon 9-12 Jahre.In die Arbeit sollten Pflegeeltern <strong>und</strong> leibliche Eltern<strong>in</strong> unterschiedlichem Maße e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en werden. Mitden Pflegeeltern <strong>und</strong> dem Pflegek<strong>in</strong>d wurde das Aufnahmegesprächfür die Gruppe zusammen geführt.Mit e<strong>in</strong>em Brief an die leiblichen Eltern wollten wir unsum deren E<strong>in</strong>verständnis bemühen, dass ihre K<strong>in</strong>deran dem Gruppenangebot teilnehmen dürfen. Das ließsich so nicht realisieren. Nur die brieflich erreichbarenEltern konnten wir über die Gruppe <strong>in</strong>formieren<strong>und</strong> darüber, dass ihre K<strong>in</strong>der an diesem Angebotteilnehmen. Darüber h<strong>in</strong>aus wurden die leiblichenEltern ausdrücklich auf die Möglichkeit verwiesen,sich mit uns Gruppenleitern <strong>in</strong> Wittstock oder Kyritz<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzen zu können.Vom Bereich Adoptions- <strong>und</strong> Pflegek<strong>in</strong>der im Jugendamtwurde e<strong>in</strong>e Liste potentieller Teilnehmer für dieGruppe zusammengestellt. Im Frühjahr dieses Jahreswurden die Aufnahme- <strong>und</strong> Kontaktgespräche mit denPflegefamilien geführt. Es wurde schnell deutlich,dass die von uns vorgegebene Rahmenbed<strong>in</strong>gungdes Alters <strong>und</strong> der sich damit ergebenden Altersspannenicht durchzuhalten war. So waren <strong>in</strong> der Gruppeletztlich sieben K<strong>in</strong>der/Jugendliche zwischen 8 <strong>und</strong>13 Jahren. Mit den Pflegeeltern hatten wir neben der<strong>in</strong>haltlichen <strong>und</strong> organisatorischen E<strong>in</strong>führung übere<strong>in</strong>e notwendig hohe Verb<strong>in</strong>dlichkeit der Term<strong>in</strong>egesprochen, die bis auf wenige Ausnahmen auchrealisiert wurde. Dies war auch deswegen erfreulich,Seite 49


TRI ∆ LOG 2005 (8)weil zwei K<strong>in</strong>der immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Anfahrtsweg von42km hatten.Für die Term<strong>in</strong>e, die wir mit den K<strong>in</strong>dern durchführten,konnten wir Räume e<strong>in</strong>es Freizeitzentrums fürSchüler, bzw. e<strong>in</strong>es Müttercafes im selben Hausnutzen. Die Räumlichkeiten waren nicht sehr groß,reichten aber für die Zwecke der Gruppe aus. DieGruppentreffen hatten e<strong>in</strong>e festen Ablauf: E<strong>in</strong>gangsr<strong>und</strong>e-thematischeArbeit-Arbeit an den Puppen- Abschlussr<strong>und</strong>e,wobei der zeitliche Anteil der Phasendurchaus unterschiedlich war. Nach der Begrüßung<strong>und</strong> dem Loswerden von Aktuellem, wurde mit e<strong>in</strong>erkle<strong>in</strong>en, methodisch unterschiedlich gestalteten Entspannungsphasee<strong>in</strong> Unterschied zwischen dem bisherigenTag <strong>und</strong> der folgenden Gruppenzeit gesetzt.In der thematischen Arbeit orientierten wir uns sowohlan ausgearbeiteten Konzepten zur Gruppenarbeit mitScheidungsk<strong>in</strong>dern wie auch an eigenen Erfahrungen<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>zelarbeit mit K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Pflegefamilien.Dabei kamen vor allem gestalterisch-künstlerischeMethoden zur Anwendung. Anschließend arbeitetenwir mit den K<strong>in</strong>dern an ihren Stabpuppen. Nachdemgeme<strong>in</strong>samen Aufräumen, ließen wir den NachmittagRevue passieren <strong>und</strong> gaben e<strong>in</strong>en Ausblick auf dennächsten Term<strong>in</strong>. Wesentlich <strong>in</strong> jeder Schlussr<strong>und</strong>ewar, dass wir die K<strong>in</strong>der baten, wenigstens e<strong>in</strong>em anderenK<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Gruppe e<strong>in</strong>e positive Rückmeldungzu geben. Mit e<strong>in</strong>em körperbetonten Abschiedsritualwurde die Gruppe beendet. Es zeigte sich, dass sichdie Gr<strong>und</strong>struktur als s<strong>in</strong>nvoll erwies. Die K<strong>in</strong>derkonnten sich damit gut arrangieren.Die ersten beiden Treffen galten vor allem der Konstituierungder Gruppe. Es g<strong>in</strong>g darum, sich <strong>und</strong> dieFamilien vorzustellen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ander kennen zu lernen.Das Gruppenprojekt wurde noch e<strong>in</strong>mal ausführlichdargestellt. Es wurde über Regeln für die Gruppenachgedacht <strong>und</strong> angeregt, über e<strong>in</strong>en passendenGruppennamen nachzudenken. Darüber h<strong>in</strong>aus wurdenerste Arbeiten an den mannsgroßen Stabpuppendurchgeführt, wobei wir Wert auf e<strong>in</strong> gegenseitigesUnterstützen legten.Im dritten, vierten <strong>und</strong> zum Teil auch fünften Treffeng<strong>in</strong>g es darum, die Situation <strong>in</strong> den Herkunfts- <strong>und</strong>Pflegefamilien weiter zu differenzieren, erlebte Gefühlezu sammeln <strong>und</strong> zu bewerten. An den Stabpuppenwurde weiter gearbeitet. Die Gesichter wurdengestaltet <strong>und</strong> gemalt.An dem Thema Gefühle wurde im 6. <strong>und</strong> 7. Term<strong>in</strong>weiter gearbeitet, wobei es im 7. Kontakt vor allemum das Ansprechen von möglichen Schuldgefühlenim Zusammenhang der Herausnahme aus der leiblichenFamilie g<strong>in</strong>g. Die K<strong>in</strong>der entwickelten Ideen mitunangenehmen Gefühlen umzugehen <strong>und</strong> probiertendiese aus. Für die Stabpuppen nähten e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>derphantasievolle neue Kleidung, andere änderten e<strong>in</strong>fachvorhandene Männerhemden um. Damit wurdendie Puppen angezogen.Beim 8. Treffen baten wir die K<strong>in</strong>der, ihren Liebl<strong>in</strong>gsplatzzu zeichnen <strong>und</strong> ihn <strong>in</strong> der Gruppe vorzustellen.E<strong>in</strong>ige existierten <strong>in</strong> der Realität andere <strong>in</strong> derPhantasie der K<strong>in</strong>der. Dabei wurde deutlich, dass diephantasierten Orte die besondere Chance bieten,sich zu jeder Zeit dorth<strong>in</strong> zu begeben. An den Puppenwurden Kle<strong>in</strong>igkeiten verändert, unter Umständenwurden Accessoires an die Kleidung angenäht.Die 9. St<strong>und</strong>e nutzten wir für e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> die Zukunft.Jeder stellte sich se<strong>in</strong>en Geburtstag <strong>in</strong> zweiJahren vor <strong>und</strong> malte se<strong>in</strong>e Gäste <strong>und</strong> Geschenke.Die Puppen wurden, als Vorbereitung für e<strong>in</strong>e szenischeDarstellung, <strong>in</strong> der Gruppe mit Namen <strong>und</strong> ihnenzugeschriebenen Eigenschaften vorgestellt.Jeder <strong>in</strong> der Gruppe setzte sich mit Wünschen anse<strong>in</strong>e Pflegefamilie <strong>und</strong> Herkunftsfamilie ause<strong>in</strong>ander.Dabei g<strong>in</strong>g es auch um das Abschiednehmenvon unerreichbaren <strong>und</strong> unerfüllbaren Wünschen.E<strong>in</strong>en großen Raum nahm beim 10. Term<strong>in</strong> das freieSpielen mit den Puppen e<strong>in</strong>.Das 11. Treffen war der letzte Term<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Gruppeohne die Pflegeeltern. Hier wurde die Möglichkeitgegeben, Rückblick auf die Gruppe <strong>und</strong> die persönlichenErfahrungen im Spiel <strong>und</strong> im Kontakt mit denAnderen zu nehmen. Was habe ich gelernt? Wasnehme ich mit? Was kann ich, der ich e<strong>in</strong>e wertvollePerson b<strong>in</strong>, den anderen K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> der Gruppeweitergeben?Der letzte Term<strong>in</strong> war e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer mit den Pflegeltern.Alle zusammen gestalteten den Abschiedvon der Gruppe. Die K<strong>in</strong>der hatten die Möglichkeit,den Pflegeeltern ihre Puppen vorzustellen <strong>und</strong> selbstausgedachte Szenen zu spielen.Im Gruppenverlauf hatten wir entschieden, nachdiesem abschließenden Treffen, den Pflegeeltern derGruppe die Möglichkeit e<strong>in</strong>es weiteren E<strong>in</strong>zelterm<strong>in</strong>szu geben. Uns war aufgefallen, dass e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>weit aus größeren Bedarf an Unterstützung haben,als die Gruppe ihn bieten kann.Literatur:Fthenakis u.a.: Gruppen<strong>in</strong>terventionsprogramm fürK<strong>in</strong>der mit getrennt lebenden <strong>und</strong> geschiedenenEltern; BELTZ-Verlag, 1995Seite 50


A. Kluchert, Ehe-, Familien- <strong>und</strong> Lebensberater<strong>in</strong><strong>Familienberatung</strong>sstelle Wittstock (Beratung <strong>und</strong>Lebenshilfe Berl<strong>in</strong>)Tel.: 03394/433784Dr. M.-O. Stoye, Dipl.-Päd., Dipl.-Psych.<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstelle Kyritz(AWO-Ostprignitz-Rupp<strong>in</strong>)Tel.+Fax: 033971/72442E-Mail: efb-kyritz@web.deTRI ∆ LOG 2005 (8)Seite 51


TRI ∆ LOG 2005 (8)Seite Inhalt53 Kooperationsverb<strong>und</strong> der <strong>Erziehungs</strong><strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong>sstellen im Landkreis OberhavelVISITEN-KARTEN54 <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstellenDRK-Kreisverbandes Oranienburg e.V.55 <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstelle GranseeBeratungs & Lebenshilfe e.V.56 Evangelische BeratungsstelleZehdenickBeratungs & Lebenshilfe e.V.57 <strong>Familienberatung</strong>sstelle des IFKInstitut für angewandte Familien-,K<strong>in</strong>dheits- <strong>und</strong> Jugendforschung ander Universität PotsdamSeite 52


TRI ∆ LOG 2005 (8)Kooperationsverb<strong>und</strong> der <strong>Erziehungs</strong><strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong>sstellenim Landkreis Oberhavelwww.beratungsverb<strong>und</strong>-ohv.deDerzeitige Sprecher<strong>in</strong> des Verb<strong>und</strong>es ist Sab<strong>in</strong>e Klaembt, Leiter<strong>in</strong> der EFB des DRKKooperationspartnerDeutsches Rotes KreuzKreisverband Oranienburg e.V.Im Landkreis OberhavelAlbert-Buchmann-Straße 1316515 OranienburgTel.: (03301) 530 107Fax: (03301) 203 451Mail: erziehungsberatung@drk-oranienburg.deWeb: www.drk-oranienburg.deBeratung & Lebenshilfe e.V.Borkumstr. 2213189 Berl<strong>in</strong>Tel.: (030) 479 099 90Mail: <strong>in</strong>fo@beratung-lebenshilfe.deWeb: www.beratung-lebenshilfe.deInstitut für angewandte Familien-, K<strong>in</strong>dheits- <strong>und</strong> Jugendforschungan der Universität PotsdamIFK VehlefanzBurgwall 1516727 Oberkrämer/ OT VehlefanzTel.: (03304) 397 018Fax: (03304) 397 016Mail: ifk@uni-potsdam.deWeb: www.ifk-vehlefanz.deDer trägerübergreifende Kooperationsverb<strong>und</strong> der <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen besteht im Landkreis Oberhavel seit Januar2000. Es wurden e<strong>in</strong> Kooperationsvertrag zwischen den Trägern sowie e<strong>in</strong>e Leistungsvere<strong>in</strong>barung zwischen demJugendamt des Landkreises <strong>und</strong> dem Kooperationsverb<strong>und</strong> abgeschlossen. Zur F<strong>in</strong>anzierung der Beratungsstellen erhältder Kooperationsverb<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e jährliche Zuweisung durch den Landkreis. Die Aufteilung der f<strong>in</strong>anziellen Mittel unter denTrägern wird durch den Kooperationsvertrag geregelt. Die Mitarbeiter können je nach Bedarf <strong>und</strong> Spezialisierungunabhängig vom Träger an allen 5 Standorten der <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellen im Landkreis e<strong>in</strong>gesetzt werden. Es gibte<strong>in</strong>en Sprecher des Verb<strong>und</strong>es, der turnusmäßig wechselt <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Kooperationsteam, das aus den Leitern der e<strong>in</strong>zelnenBeratungsstellen besteht. Dieses Gremium trifft sich alle zwei Monate <strong>und</strong> bespricht alle wesentlichen <strong>in</strong>haltlichen Fragender Zusammenarbeit. Darüber h<strong>in</strong>aus verständigen sich die Geschäftsführer der Träger mehrmals jährlich. Alle zur Zeit 14MitarbeiterInnen des Verb<strong>und</strong>es treffen sich e<strong>in</strong>mal im Jahr zu fachlichem Austausch <strong>und</strong> Geselligkeit. Die Zusammenarbeitmit dem Jugendamt <strong>und</strong> die Gremienvertretungen erfolgen trägerübergreifend. Quartalsstatistiken <strong>und</strong> Jahresberichtewerden vom Verb<strong>und</strong> <strong>in</strong>sgesamt erstellt <strong>und</strong> an das Jugendamt gegeben.Wir haben <strong>in</strong> den letzten 5 ½ Jahren überwiegend gute Erfahrungen mit dem Verb<strong>und</strong>modell gemacht. FachlicheInteressen ließen sich unabhängig vom Träger effektiver nach außen vertreten <strong>und</strong> die Klienten profitieren von derMöglichkeit, spezialisierte Beratungs- <strong>und</strong> Therapieleistungen trägerübergreifend anzubieten.Seite 53


TRI ∆ LOG 2005 (8)<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstellenDRK – Kreisverbandes Oranienburg e.V.Albert-Buchmann-Straße 1316515 OranienburgTel.: (03301) 530 107Fax: (03301) 203 451Mail: erziehungsberatung@drk-oranienburg.deWeb: www.drk-oranienburg.deFontanestraße 7116761 HennigsdorfTel.: (03302) 802 191Fax: (03302) 203 451Mail: erziehungsberatung@drk-oranienburg.deWeb: www.drk-oranienburg.deAnsprechpartner:Mail:Beratungszeiten:Angela Weimershauserziehungsberatung@drk-oranienburg.deTerm<strong>in</strong>e nach telefonischer Vere<strong>in</strong>barungAngebot <strong>Erziehungs</strong>beratung, Entwicklungs-, Leistungs- <strong>und</strong> Persönlichkeitsdiagnostik, Psychologische <strong>und</strong> pädagogische Beratung <strong>und</strong> Therapie, Fallbesprechungen <strong>und</strong> Supervision für pädagogische <strong>und</strong> psychosoziale BerufsgruppenWer kann zu uns kommen K<strong>in</strong>der, Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene (bis 27 Jahre) Eltern, Stiefeltern, Pflegeeltern, Großeltern Lehrer, Erzieher <strong>und</strong> SozialpädagogenWir bieten Hilfe bei: <strong>Erziehungs</strong>sorgen (z.B. aggressives Verhalten, Stehlen, Lügen, Weglaufen) Entwicklungsauffälligkeiten, Schulproblemen (Leistungs- <strong>und</strong> Verhaltensprobleme), Beziehungsproblemen <strong>in</strong> der Familie Konflikten <strong>in</strong> Trennungs- <strong>und</strong> Scheidungssituationen, Misshandlung <strong>und</strong> Missbrauch Psychischen Auffälligkeiten (z.B. Ängste, Zwänge, Depressionen), Psychosomatischen Beschwerden (z.B. E<strong>in</strong>nässen, Nägelkauen, Schlafstörungen).Was wir Ihnen zusichern Absolute Verschwiegenheit (auf Wunsch auch Anonymität), Freiwilligkeit, Kostenfreiheit Politische <strong>und</strong> religiöse Unabhängigkeit.Wer s<strong>in</strong>d wir Dipl.-Psych. Sab<strong>in</strong>e Klaembt (Familientherapeut<strong>in</strong>, Supervisor<strong>in</strong> BDP) Dipl.-Psych. Ines Richter (Familientherapeut<strong>in</strong>) Dipl.-Psych./Dipl.-Päd. Norbert Wagner (Verhaltens- <strong>und</strong> Kommunikationstra<strong>in</strong>er) Dipl.-Psych. Angelika Blümel (K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendlichentherapeut<strong>in</strong>) Monika Hamperl (Erzieher<strong>in</strong>, K<strong>in</strong>derspiel- <strong>und</strong> Musiktherapeut<strong>in</strong>, <strong>Erziehungs</strong>berater<strong>in</strong>) Angela Weimershaus (Studienassessor<strong>in</strong>, <strong>Erziehungs</strong>berater<strong>in</strong>)Seite 54


TRI ∆ LOG 2005 (8)<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstelleGranseeDRK-Kreisverband Oranienburg e.V.Kol<strong>in</strong>er Str. 12a16775 GranseeTel.: (033 06) 22 49Fax: (033 06) 203 133Mail: erziehungsberatung@drk-oranienburg.deWeb: www.drk-oranienburg.deAnsprechpartner:Mail:Beratungszeiten:Ines Richter (DRK)erziehungsberatung@drk-oranienburg.deAnke Culemann (B&L)EFBGransee@be-le.deNach Vere<strong>in</strong>barungUnser Beratungsangebot Entwicklungs-, Leistungs- <strong>und</strong> Persönlichkeitsdiagnostik, Psychologische <strong>und</strong> pädagogische Beratung <strong>und</strong> Therapie, Paar- bzw. Eheberatung Beratung <strong>und</strong> Mediation bei Trennungs- bzw. Scheidungskonflikten Fallbesprechungen <strong>und</strong> Supervision für pädagogische <strong>und</strong> psychosoziale Berufsgruppen (z.B. Lehrer, Erzieher,Sozialpädagogen Vermittlung anderer HilfsangeboteUnsere Angebote richten sich an: K<strong>in</strong>der Jugendliche (bis 18 Jahre) <strong>und</strong> junge Erwachsene (bis 27 Jahre), Eltern, Stiefeltern, Adoptiveltern, Pflegeeltern, Großeltern, Familien, Pädagogen, Erzieher <strong>und</strong> Sozialpädagogen, Lehrer, Jeden der Schwierigkeiten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em sozialen Umfeld nicht alle<strong>in</strong>e lösen kann.Unser Angebot richtet sich an jeden, der sich Sorgen um die Entwicklung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des macht, weil es z.B. ängstlich, aggressiv oder gehemmt ist, Stielt, lügt oder ständig wegläuft, Schulprobleme hat, schlecht e<strong>in</strong>schläft, e<strong>in</strong>nässt, stets unruhig oder nervös ist, ke<strong>in</strong>e Kontakte zu anderen K<strong>in</strong>dern oder Erwachsenen f<strong>in</strong>det unter der Trennung der Eltern leidet, misshandelt oder missbraucht wurdeUnsere Arbeitsgr<strong>und</strong>sätze: Absolute Verschwiegenheit (auf Wunsch auch Anonymität), Freiwilligkeit <strong>und</strong> Kostenfreiheit (der Leistungen nach KJHG), Politische <strong>und</strong> religiöse Unabhängigkeit.Wer s<strong>in</strong>d wir Dipl.-Psych. Anke Culemann (Kreative K<strong>in</strong>dertherapeut<strong>in</strong>; B&L) Gerl<strong>in</strong>d Groß (Sozialtherapeut<strong>in</strong>, Paar- <strong>und</strong> Familienberater<strong>in</strong>, Mediator<strong>in</strong>; B&L) Dipl.-Psych. Ines Richter (Psychologische Psychotherapeut<strong>in</strong>, Familientherapeut<strong>in</strong>; DRK) Monika Hamperl (Erzieher<strong>in</strong>, K<strong>in</strong>derspiel- <strong>und</strong> Musiktherapeut<strong>in</strong>, <strong>Erziehungs</strong>berater<strong>in</strong>; DRK)Seite 55


TRI ∆ LOG 2005 (8)Evangelische Beratungsstelle ZehdenickBeratung <strong>und</strong> Lebenshilfe e.V.Evangelische BeratungsstelleIm Kloster 116792 ZehdenickTel:. (03307) 310012Fax: (03307) 316987Email: EBSZehdenick@be-le.deWeb: www.beratung-lebenshilfe.deAnsprechpartner:Mail:Beratungszeiten:Ines He<strong>in</strong>richEBSZehdenick@be-le.deNach Vere<strong>in</strong>barungPsychologische Ehe-, Partnerschafts- <strong>und</strong> LebensberatungSie können sich <strong>in</strong> solchen oder ähnlichen Situationen an uns wenden: ich werde alle<strong>in</strong> nicht mehr fertig, ich fühle mich unverstanden, me<strong>in</strong>/e Partner/<strong>in</strong> ist ständig überreizt, ich will mich trennen, aber was dann?, ich habe Angst vor…Psychologische Beratung <strong>und</strong> Therapie für K<strong>in</strong>der, Jugendliche <strong>und</strong> FamilienJeder kann mit solchen oder ähnlichen Sorgen zu uns kommen: ich mache alles falsch, ich f<strong>in</strong>de ke<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>e, ich traue mich nicht zu sagen, unser K<strong>in</strong>d ist so aggressiv, wir s<strong>in</strong>d gar ke<strong>in</strong>e richtige FamilieSupervisionFür Mitarbeiter pädagogischer, sozialer <strong>und</strong> pflegerischer Berufe besteht die Möglichkeit zu fachlicher E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> GruppensupervisionBeratung für Schwangere <strong>in</strong> sozialen Notlagen <strong>und</strong> im SchwangerschaftskonfliktSie können bei uns Informationen <strong>und</strong> Beratung über verschiedenste soziale <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Hilfen bekommen. Sie erhaltenUnterstützung bei Problemen im Zusammenhang mit Beruf, Ausbildung <strong>und</strong> Wohnung.Wenn Sie sich für e<strong>in</strong>en Schwangerschaftsabbruch entscheiden, erhalten Sie die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Besche<strong>in</strong>igungüber die erfolgte Beratung.Die Gr<strong>und</strong>sätze der Beratungsstelle Unsere Leistungen s<strong>in</strong>d gr<strong>und</strong>sätzlich kostenlos. (Spenden helfen, unsere Arbeit abzusichern). Die Inanspruchnahme ist immer freiwillig. Jeder Ratsuchende kann (völlig unabhängig se<strong>in</strong>er weltanschaulichen oderreligiösen Orientierung) zu uns kommen. Wir unterliegen der gesetzlichen Schweigepflicht.Wir s<strong>in</strong>d 5 Berater<strong>in</strong>nen mit folgenden Ausbildungen Ursula Riemann (Ehe- <strong>und</strong> Lebensberater<strong>in</strong>, Supervisor<strong>in</strong> DGSV) Dipl.-Psych. Heike Brendel (Psychol. Psychotherapeut<strong>in</strong>) Birgit Schmidtke (Lehrer<strong>in</strong>, Schwangerenberater<strong>in</strong>) Dipl.-Psych. Myriam Kähler (Syst. Familientherapeut<strong>in</strong>) Ines He<strong>in</strong>rich (Erzieher<strong>in</strong>, Anmeldung)Seite 56


TRI ∆ LOG 2005 (8)<strong>Familienberatung</strong>sstelle des IFKInstitut für angewandte Familien-, K<strong>in</strong>dheits- <strong>und</strong> Jugendforschungan der Universität PotsdamBurgwall 1516727 Oberkrämer/ OT VehlefanzTel.: (03304) 397 010Fax: (03304) 397 016Mail: ifk@uni-potsdam.deWeb: www.ifk-vehlefanz.deAnsprechpartner:Web:Mail:Beratungszeiten:Peter S. Dietrichhttp://www.ifk-vehlefanz.de/sites/mitarbeiter/dietrich.htmdietrich@uni-potsdam.deNach telefonischer Vere<strong>in</strong>barungSeit 1993 offeriert das IFK e<strong>in</strong> Beratungsangebot für Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der ausdem Landkreis Oberhavel. Zielgruppen dieses Angebots s<strong>in</strong>d Familien vor,während <strong>und</strong> nach der Trennungs- bzw. Scheidungssituation. DieZielstellung der Beratungsarbeit richtet sich darauf, die Kommunikations<strong>und</strong>Kooperationsfähigkeiten der Elternpaare zu erhalten bzw. wiederherzustellen,um sie zu eigenverantwortlichen, zukunfts- <strong>und</strong> vor allemk<strong>in</strong>dorientierten Konfliktlösungen zu befähigen.Der Beratungsansatz orientiert sich an e<strong>in</strong>em systemischen, mediativen Konzept. Die Sitzungen werden jenach dem Bedürfnis der Klienten <strong>und</strong> entsprechend der Problemstellung bzw. Zielsetzung <strong>in</strong>verschiedenen Sett<strong>in</strong>gs durchgeführt. Angeboten werden E<strong>in</strong>zel-, Paar- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>en sowieUnterstützungsprogramme für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche.Traditionell wird die Arbeit der Beratungsstelle auch genutzt, um Interventionsansätze <strong>und</strong> Kooperationsmodelle fürdie am Scheidungsverfahren beteiligten Professionen zu entwickeln (beispielsweise im Kontext des begleitetenUmgangs oder bei hoch strittigen Trennungs- bzw. Scheidungseltern).Aktuelle Publikationen:Dietrich, P. S. & Paul, S. (2005). Hoch strittige Elternsysteme im Kontext Trennung <strong>und</strong> Scheidung. DifferentielleMerkmale <strong>und</strong> Erklärungsansätze. In Weber, M. & Schill<strong>in</strong>g, H. (Hrsg.), Beratungsarbeit mit hoch strittigen Eltern (<strong>in</strong>Vorbereitung).Dietrich, P. S. & Paul, S. (2005). Interventionsansätze bei hoch eskalierten Trennungskonflikten. In Weber, M. &Schill<strong>in</strong>g, H (Hrsg.), Beratungsarbeit mit hoch strittigen Eltern (<strong>in</strong> Vorbereitung).Seite 57


TRI ∆ LOG 2005 (8)GELESEN&Seite Inhalt59 Rezension von Kar<strong>in</strong> Jacob:GESICHTETInghard Langer <strong>und</strong> Stefan Langer,Jugendliche begleiten <strong>und</strong> beratenErnst Re<strong>in</strong>hardt Verlag, München• BÜCHER• ZEITSCHRIFTEN• DIAGNOSTISCHEMATERIALIENSeite 58


TRI ∆ LOG 2005 (8)Kar<strong>in</strong> Jacob:RezensionInghard Langer <strong>und</strong> Stefan LangerJugendliche begleiten <strong>und</strong> beratenErnst Re<strong>in</strong>hardt Verlag, München 2005Reihe Personzentrierte Beratung & Therapie 1,155 Seiten, 9 Abb., 4 Tab., kt.€ 18,90 (GwG-Mitglieder € 15,00)ISBN 3-497-01760-4Inghard Langer <strong>und</strong> Stefan Langer – Vater <strong>und</strong> Sohn– haben mit ihrem gerade erschienenen Buch e<strong>in</strong>enumfassenden Leitfaden geschaffen für all diejenigen,die <strong>in</strong> der psychosozialen Jugendarbeit tätig s<strong>in</strong>d.Die Autoren verknüpfen die verschiedenen psychologischen<strong>und</strong> sozialpädagogischen theoretischenAspekte, um diese Lebensphase mit all ihren Entwicklungsaufgabene<strong>in</strong>-fühlbar zu machen.Insbesondere durch die illustrativen Fallbeispielewird das Buch sehr gut lesbar. Mir als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Erziehungs</strong>-<strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstelle arbeitendenPsycholog<strong>in</strong> hat das Buch geholfen, me<strong>in</strong>e eigeneTätigkeit noch e<strong>in</strong>mal neu zu reflektieren <strong>und</strong> michmit me<strong>in</strong>em eigenen Handlungsrahmen ause<strong>in</strong>anderzu setzen. Das Buch gliedert sich <strong>in</strong> drei Kapitel:Pubertät – Lebensphase wichtiger WandlungenNicht mehr K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> noch nicht erwachsen, <strong>in</strong> dieserLebensphase s<strong>in</strong>d von den Jugendlichen e<strong>in</strong>e Vielzahlvon Veränderungen zu bewältigen. Die Autorengeben dem Leser ausführliche Informationen über diekörperliche Entwicklung von Jungen <strong>und</strong> Mädchen<strong>und</strong> über die damit e<strong>in</strong>hergehenden hormonellenVeränderungen. Gleichfalls zeigen sie auf, welcheEntwicklungsschritte <strong>in</strong> dieser Lebensphase von denJugendlichen zu bewältigen s<strong>in</strong>d. Wenn Jugendlichedie entwicklungsbed<strong>in</strong>gten Lebensaufgaben nichtmehr angemessen bewältigen können, kann es zuden verschiedensten tragischen Entwicklungen wiebeispielsweise Depressionen, schizophrenen Störungen,Selbstverletzungen, Risikoverhalten <strong>und</strong> anderemkommen. Als Ursachen solcher „Notreaktionen“sehen die Autoren den „verbreiteten Kontaktverlustzu K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Im-Stich-Gelassen-Se<strong>in</strong> von den an ihrem Werde- <strong>und</strong> Wachstumsprozessbeteiligten Personen“ (S. 56).Jugendliche begleiten – was unterstützen <strong>und</strong>fördern kannDie Autoren fächern umfänglich wesentliche theoretischeKonstrukte von Haltungen <strong>und</strong> Kräften auf,die für e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende Begegnung mit Jugendlichen,aber auch mit Erwachsenen bedeutsam s<strong>in</strong>d.Gr<strong>und</strong>legend ist für sie hierfür die Philosophie desPersonzentrierten Ansatzes mit dem gr<strong>und</strong>sätzlichenVertrauen <strong>in</strong> die Person <strong>und</strong> den konstruktiv gerichtetenFluss des menschlichen Wesens mit dem Ziele<strong>in</strong>er komplexeren <strong>und</strong> vollständigeren Entwicklung.Daneben stützen sie sich im Wesentlichen auf dieErkenntnisse beispielsweise der Familientherapeut<strong>in</strong>Virg<strong>in</strong>ia Satir <strong>und</strong> des Soziologen Csikszentmihalyi,um für die Praxis e<strong>in</strong>en theoretischen Rahmen fürhilfreiche Gespräche <strong>und</strong> Begegnungen nicht nurmit Jugendlichen zu geben. Das Zentrale ist nachMe<strong>in</strong>ung der Autoren das Bemühen von uns Erwachsenen,den e<strong>in</strong>zelnen Jugendlichen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erErlebniswelt kennen zu lernen <strong>und</strong> uns als aufrichtigePerson zu zeigen, die wir s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die wir <strong>in</strong> unserereigenen Jugendzeit waren. Gr<strong>und</strong>legend ist somit dietragfähige <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>dliche persönliche Beziehung,die von Offenheit <strong>und</strong> Echtse<strong>in</strong> geprägt ist.In der konkreten Beziehung mit Jugendlichen könnenwir Erwachsene demnach hilfreich <strong>und</strong> unterstützendfür diese Lebensphase mit all ihrem Konfliktpotenzialse<strong>in</strong>, wenn wir <strong>in</strong> Beziehung gehen, sowohl Freiheitenlassen, aber auch Begrenzungen aufzeigen, engagiertfür sie s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Entwicklungsangebote zum Se<strong>in</strong><strong>und</strong> Werden machen.E<strong>in</strong> theoretischer Ansatz für die Handlungsebene–Der sozialpädagogische StandpunktDie Autoren entwickeln für uns professionelle Helfer<strong>und</strong> Helfer<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en Orientierungsrahmen im S<strong>in</strong>nee<strong>in</strong>es „Handwerkskastens“ für die Erziehung vonJugendlichen im sozialpädagogischen S<strong>in</strong>n. Ihr Zielist es, e<strong>in</strong>en theoretischen allgeme<strong>in</strong>gültigen Rahmenfür den Umgang mit Jugendlichen zur Verfügung zustellen. Zentrale Funktion der sozialpädagogischenTätigkeit ist es, dem Jugendlichen das gesellschaftlich-geschichtlicheErbe zu vermitteln oder se<strong>in</strong>e Vermittlungzu gewährleisten. Hiermit ist die aktive Weitergabevon Informationen, Handlungsweisen, aberauch die passive Vermittlung als Vorbild geme<strong>in</strong>t. DerSeite 59


so wichtige Prozess der Erziehung kann allerd<strong>in</strong>gsdurch drei Dimensionen empf<strong>in</strong>dlich beh<strong>in</strong>dert werden:durch materielle Armut, durch Orientierungsarmut<strong>und</strong> durch Verwahrlosungstendenzen. Aufgabeder Profis ist es, trotz der möglichen Beh<strong>in</strong>derungendie Vermittlung unseres Erbes zu gewährleisten <strong>und</strong>die Jugendlichen für diesen Entwicklungsprozess zumotivieren.Fazit: Das Buch ist e<strong>in</strong> theoretisch f<strong>und</strong>ierter Leitfadenfür die psychosoziale Arbeit mit Jugendlichen <strong>und</strong> istdank se<strong>in</strong>er Vielzahl an Fallbeispielen sehr gut lesbar<strong>und</strong> für die konkrete Arbeit anregend. E<strong>in</strong>prägsam <strong>und</strong>prägnant ist für mich e<strong>in</strong> zentraler Leitsatz dieses Buches:„E<strong>in</strong>e tragfähige, verb<strong>in</strong>dliche persönlicheBeziehung bildet für uns die Gr<strong>und</strong>lage aller Belangeim Umgang mit K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichensowie mit Erwachsenen, die HeranwachsendenOrientierung geben möchten.“TRI ∆ LOG 2005 (8)Kar<strong>in</strong> JacobSOS-Familienzentrum Berl<strong>in</strong>Seite 60


TRI ∆ LOG 2005 (8)GEHÖRTSeite Inhalt&GEWICHTET62 Jahrestagung der Berl<strong>in</strong>er<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>„Familie im Wandel“63 Wissenschaftliche Jahrestagungder bke„Jugend bewegt“Berl<strong>in</strong>, 5.-7.10.200666 Vorschau:Wissenschaftliche Jahrestagung derbke im Herbst 2007im Land Brandenburg67 Berichtet <strong>und</strong> <strong>in</strong>formiert aus der Arbeitder LAG Brandenburg• NEUES AUS BERLINUND BRANDENBURG• VON BUND UND LÄN-DERNSeite 61


TRI ∆ LOG 2005 (8)Jahrestagung der Berl<strong>in</strong>er <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong>sstellen zum Thema:„Familie im Wandel“Am 18.11.2005 fand die Jahrestagung der Berl<strong>in</strong>erEFB <strong>in</strong> freier <strong>und</strong> kommunaler Trägerschaft zumThema „Familie im Wandel – e<strong>in</strong>e Herausforderungfür die <strong>Familienberatung</strong>“ statt.Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) hat sich als Veranstaltungsortzur Verfügung gestellt. Die FES mit ihrenw<strong>und</strong>erbaren hellen Räumlichkeiten, ihrer tatkräftigenUnterstützung <strong>und</strong> nicht zuletzt mit ihrer Großzügigkeit<strong>und</strong> Gastfre<strong>und</strong>schaft half mit, e<strong>in</strong>e kreative <strong>und</strong>anregende Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Da wirwissen, dass dies ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit ist,möchten wir der FES hierfür ausdrücklich im Namenaller Teilnehmenden danken.Ca. 240 Teilnehmende hörten vormittags Vorträgevon Frau Prof. Meier-Gräwe zum Thema „Wie vielVerlässlichkeit braucht, wie viel Flexibilität benötigtFamilie?“ <strong>und</strong> Herrn Dr. H<strong>und</strong>salz zum Thema „<strong>Familienberatung</strong>im Wandel“. In der anschließendenPodiumsdiskussion wurden mit den Referenten <strong>und</strong>VertreterInnen der Berl<strong>in</strong>er <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstellendie jeweiligen Positionen erörtert.Am Nachmittag stellte das Play-Back-Theater-Berl<strong>in</strong>die Stimmungen, Wünsche, Hoffnungen der Teilnehmer<strong>in</strong> kurzen Szenen schauspielerisch dar. DieseForm der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit e<strong>in</strong>em Themawurde von allen als <strong>in</strong>teressant <strong>und</strong> amüsant empf<strong>und</strong>en.Den Abschluss bildete e<strong>in</strong> World-Café, <strong>in</strong> dem notwendigeVeränderungen <strong>in</strong> den Teamprozessen,neue Arbeitsformen <strong>in</strong> den Beratungsstellen <strong>und</strong> dasLeit(d)bild Familie diskutiert wurden.Die Ergebnisse des World-Café sollen im Internet<strong>und</strong> www.efb-berl<strong>in</strong>.de <strong>und</strong> im nächsten <strong>Trialog</strong> veröffentlichtwerden.Das VorbereitungsteamSeite 62


TRI ∆ LOG 2005 (8)Das ProgrammJugend bewegtWissenschaftlicheJahrestagungBerl<strong>in</strong>, 5.-7.10.2006Donnerstag,5. Oktober 2006B<strong>und</strong>eskonferenz für<strong>Erziehungs</strong>beratung e.V.Freitag,6. Oktober 2006Ohne Jugend ke<strong>in</strong>e Zukunft! H<strong>in</strong>ter dieser klaren,unbestreitbaren Aussage verbergen sich äußerstheterogene Phänomene. Es gehört zu den wertvollenWesenszügen der Jugend, D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Fragezu stellen, Grenzen zu überschreiten, nach neuenWegen <strong>und</strong> riskanten Lösungen zu suchen – oderauch manchmal das Rad nur neu zu erf<strong>in</strong>den. Sokönnen Jugendliche extrem beweglich, aber auchzu nichts zu bewegen se<strong>in</strong>. Stetig erhöht die Jugendihre Anpassungsbereitschaft an e<strong>in</strong>e immer schnellersich verändernde Welt. Die nicht selten krisenhafteJugendzeit kann ganze Familien zur Beratung „bewegen“,zu Veränderungen im komplexen Familiengefüge<strong>und</strong> zur Assimilation an e<strong>in</strong>e veränderteUmwelt führen. Ist es also vielleicht richtig, gerade<strong>in</strong> diesem Alter den Blick r<strong>und</strong>um, nach vorne, <strong>und</strong>eher nicht nach <strong>in</strong>nen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>ten zu richten? Müssenjunge Menschen geradezu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Gegensatz zuihren Eltern geraten, um selbstständig handeln <strong>und</strong>denken zu können?Klagen über die Jugend s<strong>in</strong>d uralt. Im Gegensatz zuallen früheren Epochen hält die Jugendphase heute<strong>in</strong> der Regel jedoch äußerst lange an. Dauerte <strong>in</strong> „primitiven“,zivilisationsfernen Kulturen e<strong>in</strong>e der Jugendähnliche Lebensphase von der Geschlechtsreife biszur Initiation allenfalls e<strong>in</strong> paar Monate, brauchenjunge Menschen <strong>in</strong> hochzivilisierten Gesellschaftenzehn, 20, 30 Jahre, oder länger, bis sie selbstständigleben können <strong>und</strong> an die Weitergabe von Leben denken.Mit „Berufsjugendlichen“, Jugendlichkeitswahn,Samstag,7. Oktober 20069.1510.15EröffnungVortrag 1Bewegung alsLebenspr<strong>in</strong>zip9.15Vortrag 3Jugendliche gibt esnicht:Geschlechterrollenim Wandel9.15Vortrag 5Auf Abwegen:Die HerausforderungJugendliche zuberaten11.45Vortrag 2Achtung Baustelle!Vom dramatischenUmbau derPersönlichkeit <strong>in</strong> derAdoleszenz10.45Vortrag 4Von Gottlosigkeit bisF<strong>und</strong>amentalismus:Aufwachsen zwischenden Religionen.10.45PodiumsdiskussionErziehen <strong>und</strong> beraten:Von Makarenko biszum Ratgeber-TV12.45 Mittagspause 12.00 Mittagspause 12.00 Ende der Tagung14.45bis17.45Arbeitsgruppenzu den Themenschwerpunkten14.00bis17.00Arbeitsgruppenzu den ThemenschwerpunktenSeite 63


TRI ∆ LOG 2005 (8)Jugendar-beitslosigkeit gibt es heute mannigfaltigePhänomene, die zur Ause<strong>in</strong>andersetzung fordern.Wie kann <strong>und</strong> muss <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sich der Herausforderung Jugend stellen?Die vielschichtigen <strong>und</strong> weitreichenden Fragen <strong>in</strong>diesem thematischen Zusammenhang werden imRahmen der Wissenschaftlichen Jahrestagung derB<strong>und</strong>eskonferenz für <strong>Erziehungs</strong>beratung 2006 <strong>in</strong>Berl<strong>in</strong> an drei Tagen von Forschern <strong>und</strong> Praktikernausführlich diskutiert.Die ThemenschwerpunkteFamilien von gestern –Jugendliche von heuteBlicken wir als BeraterInnen zurück <strong>und</strong> schauenuns die Familienentwicklung der letzten 100 Jahrean: Die Situation der Frauen <strong>und</strong> Mütter hat sichsehr weit gehend verändert. E<strong>in</strong>st waren Mütter, dieviele K<strong>in</strong>der hatten, von ihren Männern vollständigabhängig. Waren sie nicht wohlhabend <strong>und</strong> hattenke<strong>in</strong> Personal, mussten sie von morgens bis abendsfür Familie <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der arbeiten. Im Gegensatz dazusteht das Bild der modernen emanzipierten Mutter,die Berufsleben <strong>und</strong> Mutterschaft, Haushalt <strong>und</strong> Partnerschaftkameradschaftlich mit dem Mann gestaltet<strong>und</strong> sich scheiden lässt, wenn diese Vision im Alltagscheitert.Die Rollen von Müttern <strong>und</strong> Vätern haben sich <strong>in</strong> denletzten 30 bis 40 Jahren stark gewandelt <strong>und</strong> angenähert.Manche Männer s<strong>in</strong>d die besseren Mütter, <strong>und</strong>Frauen sichern die Existenz der Familie. Liegen <strong>in</strong>solchen Konstellationen Fallstricke für Jugendliche,die Orientierung suchen?Wechsel der Perspektive: In den deutschen Familienmuss es viel mehr TäterInnen gegeben haben, die dievielen Gräueltaten <strong>in</strong> der Nazizeit verübt haben, alsbekannt ist. Wo ist das Bewusstse<strong>in</strong> <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnenFamilien davon geblieben? Bekannt ist meist nurdie Opferversion: Der Vater ist gefallen, e<strong>in</strong>e Tantevergewaltigt worden, K<strong>in</strong>der verschüttet. Die meistenhaben gehungert. Aber wo s<strong>in</strong>d verübte Grausamkeit<strong>und</strong> Gewalt geblieben. Wie werden diese Themen <strong>in</strong>den Familien über die Generationen an die Jugendweitergegeben?Es war immer <strong>und</strong> ist bis heute noch üblich, jungeMänner erst e<strong>in</strong>mal dem Militär zu übergeben, zuüberantworten, sie zu „schleifen“, <strong>und</strong> sie anschließendgegebenenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Krieg zu schicken.Nach dem Krieg hatten sie ihre Kraft kennen gelernt<strong>und</strong> vielleicht verbraucht, sie waren tot oder froh, mitdem Leben davon gekommen zu se<strong>in</strong>. Diese Erlebnisseprägten ihr Leben, sie waren Männer! JungeFrauen lernten früh <strong>in</strong>nerhalb der Familie, wie K<strong>in</strong>dererzogen werden. Ältere Schwestern erzogen dieKle<strong>in</strong>en mit, jüngere Schwestern konnten die K<strong>in</strong>derder älteren Geschwister miterziehen. Wie f<strong>in</strong>det <strong>in</strong>sbesonderegeschlechtliche Orientierung statt, wenndieses Modell-Lernen nicht mehr stattf<strong>in</strong>den kann,weil z.B. Frauen, selbst als E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d aufgewachsen,mit 35 Jahren ihr erstes K<strong>in</strong>d bekommen? Wie verläuftIdentitätsf<strong>in</strong>dung als zentrale Herausforderung<strong>und</strong> Entwicklungsaufgabe der Adoleszenz, wenndiese Traditionen sich wandeln?S<strong>in</strong>nsucheWerden <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>in</strong> der Wissensaneignung<strong>und</strong> dem Erlangen von Fertigkeitengelegt, beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> der Pubertät die nie endende Suchenach dem S<strong>in</strong>n des Lebens. S<strong>in</strong>d Jugendlichedaran geh<strong>in</strong>dert, sich auszuprobieren, e<strong>in</strong>en Berufzu erlernen, ihre Fähigkeiten produktiv e<strong>in</strong>zusetzen,bahnen sich die <strong>in</strong>neren Kräfte e<strong>in</strong>en anderen Weg– nach außen <strong>in</strong> destruktive Äußerungen, nach <strong>in</strong>nen<strong>in</strong> Krankheit <strong>und</strong> Depression. Misserfolgserlebnisse,Gefühle von Wertlosigkeit <strong>und</strong> Orientierungslosigkeitmachen anfällig für Drogen, Sekten, radikale Parteiprogrammeetc. Was muss die Elterngeneration denJugendlichen bieten <strong>und</strong> verbieten, um den natürlichenProzess der S<strong>in</strong>nsuche zu befördern? WelcheRolle spielen dabei die Religionen?Bei der S<strong>in</strong>nsuche braucht es Vorbilder <strong>und</strong> Meister,möglichst auch außerhalb der Familie. Die Wertschätzunge<strong>in</strong>es Vorbildes bedarf e<strong>in</strong>er gewissen Distanzbzw. Fremdheit zwischen Meister <strong>und</strong> Schüler. Richtigwertgeschätzt werden kann letztlich meistens nur,was eigenständig erarbeitet wurde. Welchen Raumgibt es dafür heute für Jugendliche <strong>in</strong> unserer Gesellschaft?Beratung <strong>in</strong> BewegungDie letzten Jahrzehnte waren wie kaum e<strong>in</strong>e Zeit zuvordurch raschen gesellschaftlichen Wandel geprägt.Wissenschaftliches Denken <strong>und</strong> Vorgehen bliebendavon nicht ausgenommen, genauso wenig wie dieSprache <strong>und</strong> die Normen <strong>und</strong> Wertvorstellungen,die uns über Generationen geleitet haben. RascherWandel, ja, radikale Veränderungen kennzeichnenauch die Entwicklung der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>.E<strong>in</strong>flüsse anderer wissenschaft-licherDiszipl<strong>in</strong>en, u.a. die des kybernetischen Denkens<strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs der Neurowissenschaften, habenden Blickw<strong>in</strong>kel der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>verändert. Dabei wurde die fachliche Sicherheitteils <strong>in</strong> Frage gestellt, teils bestätigt. NotwendigeSparmaßnahmen <strong>in</strong> der Jugendhilfe haben die Blickrichtungwieder mehr auf die Eigen-verantwortlichkeitder Familie <strong>und</strong> Ressourcen im Sozialraum gerichtet.So ist es notwendig, sich für immer neue Konstrukte,Methoden <strong>und</strong> Zugangswege offen zu halten, um zuprüfen <strong>und</strong> zu entscheiden, was bleiben <strong>und</strong> wassich ändern soll.So f<strong>in</strong>det analog zur Identitätssuche der Jugend e<strong>in</strong>Seite 64


vergleichbarer Prozess statt auf der Suche nach e<strong>in</strong>erveränderten Identität, e<strong>in</strong>em neuen Beratungsprofil.Jugendliche suchen eher selten aus eigenem Antriebe<strong>in</strong>e Beratungsstelle auf. Umso mehr setzen sie ihreUmwelt, ihre Eltern <strong>und</strong> BeraterInnen <strong>in</strong> Bewegung– <strong>in</strong>sbesondere bezüglich der Frage, wie <strong>und</strong> ob aufderen Beratungsbedarf <strong>und</strong> neue jugendspezifischeKommunikationsformen zeitgemäße Antworten gef<strong>und</strong>enwerden.E<strong>in</strong> Themenschwerpunkt der Tagung widmet sichalso der Frage, wie sich Berater<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Berater fürspezifische Probleme <strong>und</strong> Zielgruppen des Jugendaltersöffnen können. Muss <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>gerade hier die übliche Komm-Strukturverlassen <strong>und</strong> mit „Geh-“ oder „Steh-Strukturen“experimentieren? Sollte sie die Jugendlichen <strong>in</strong> ihrenLebenswelten, wie z.B. <strong>in</strong> der Schule aufsuchen?S<strong>in</strong>d neue Zugangsweisen wie Onl<strong>in</strong>e-Beratung eherjugendgerechte Beratungsformen? Wie spielt dasÜberangebot moderner Medien dem allgeme<strong>in</strong>enBedürfnis nach Komplexitätsreduktion <strong>und</strong> e<strong>in</strong>fachenAntworten <strong>in</strong> die Hände? Beantworten moderne TV-Formate wie „Die Supermamas“ <strong>und</strong> „Super-Nanny“neue Bedarfe nach „<strong>Erziehungs</strong>beratung“?Bei der Beurteilung solch modischer Trends spielenüber re<strong>in</strong> wissenschaftliche Kriterien h<strong>in</strong>aus persönlicheWertungen e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Bei dieserkont<strong>in</strong>uierlichen Suche nach fachlicher Identitätunterliegen Berater<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Berater ebenso demWandel wie das Tagungsthema selbst.TRI ∆ LOG 2005 (8)Die Wissenschaftliche Jahrestagung der bke 2006 wirdim Schöneberger Rathaus <strong>und</strong> <strong>in</strong> Räumen des benachbartenRückert-Gymnasiums <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> durchgeführt. Zudem Kongress werden 400 Fachkräfte aus <strong>Erziehungs</strong><strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong>sstellen, aus anderen Bereichender Jugendhilfe sowie aus dem Bildungs- <strong>und</strong> aus demGes<strong>und</strong>heitswesen erwartet.B<strong>und</strong>eskonferenz für <strong>Erziehungs</strong>beratung e.V.Herrnstr. 53 · 90763 FürthTel (09 11) 9 77 14-0 · Fax (09 11) 74 54 97bke@bke.de · www.bke.deSeite 65


TRI ∆ LOG 2005 (8)Wissenschaftliche Jahrestagung der bkeim Herbst 2007 im Land BrandenburgNach der alphabetischen Reihenfolge ist das LandBrandenburg nach Berl<strong>in</strong> an der Reihe, im Jahr 2007die Jahrestagung der B<strong>und</strong>eskonferenz für <strong>Erziehungs</strong>beratungauszurichten. Anfangs gab es <strong>in</strong> derLAG Bedenken, ob wir den Arbeitsaufwand, der mitder Vorbereitung e<strong>in</strong>er so großen Tagung e<strong>in</strong>her geht,bewältigen können. Es wurde auch die Möglichkeitdiskutiert, mit den Berl<strong>in</strong>er Kollegen e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sameTagung durchzuführen. Nach Abstimmung mit der bke<strong>und</strong> mit dem Berl<strong>in</strong>er LAG-Vorstand, entschlossenwir uns jedoch die Herausforderung anzunehmen<strong>und</strong> diese Tagung als Chance zu nutzen, die Bedeutungvon <strong>Erziehungs</strong>beratung im Land Brandenburgöffentlich hervorzuheben <strong>und</strong> gleichzeitig unserB<strong>und</strong>esland <strong>in</strong>sgesamt bekannter zu machen. ImApril 2005 konstituierte sich e<strong>in</strong>e Vorbereitungsgruppe,die bisher viermal getagt hat. Gegenstandder Beratungen war zunächst die Festlegung e<strong>in</strong>esThemas <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Tagungsortes. Als Rahmenthemader Tagung schlagen wir „Grenzen“ vor. Dieses großeThema lässt sich vielfältig untersetzen: <strong>in</strong>nere <strong>und</strong>äußere Grenzen, Grenzverletzungen, Grenzen vonBeratern, Borderl<strong>in</strong>e, Grenzen zwischen Staaten,Ländern, Ost <strong>und</strong> West, Grenzen zwischen Beratung<strong>und</strong> Therapie...Als mögliche Tagungsorte haben wir zunächstFrankfurt/Oder, Neurupp<strong>in</strong>, Potsdam, Cottbus <strong>und</strong>Brandenburg <strong>in</strong> die Wahl gezogen. Nach genauerenRecherchen sche<strong>in</strong>t uns Frankfurt/Oder am ehestengeeignet. Die Europa- Universität Viadr<strong>in</strong>a bietetansprechende Tagungsräume direkt an der Oder.Somit könnte unsere Tagung zum Thema „Grenzen“<strong>in</strong> Sichtweite e<strong>in</strong>er bedeutenden <strong>in</strong>nereuropäischenGrenze stattf<strong>in</strong>den. Eventuell besteht auch dieMöglichkeit, e<strong>in</strong>zelne Veranstaltungen <strong>in</strong> Slubice imCollegium Polonicum durchzuführen <strong>und</strong> die Hotelkapazitätauf der polnischen Seite mit zu nutzen. Wirdenken , dass diese direkte Grenzerfahrung auchfür unsere westdeutschen Kollegen <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong>könnte <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>weg tröstet, dass die architektonischschönen <strong>und</strong> gemütlichen Ecken <strong>in</strong> Frankfurtetwas rar s<strong>in</strong>d.Die ersten Vorstellungen der Vorbereitungsgruppewerden demnächst mit der bke abgestimmt, die alsVeranstalter letztlich entscheidet.Bis zum Herbst 2007 ist noch viel Zeit, wir steckennoch ganz <strong>in</strong> den Anfängen der Vorbereitung. Umdiese Tagung gut ausrichten zu können brauchen wirdie Mithilfe von möglichst vielen Kollegen. Wer sichdie Mitarbeit <strong>in</strong> der Vorbereitungsgruppe vorstellenkann, gern e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe leiten möchte, Ideenzur thematischen Untergliederung oder zu möglichenReferenten beisteuern kann, melde sich bitte beimVorstand der LAG Brandenburg (E-Mail: LAG-efbbb@gmx.deoder telefonisch bei Frau Dr. Schiersch,03376/503721).Die VorbereitungsgruppeSeite 66


TRI ∆ LOG 2005 (8)Berichtet <strong>und</strong> <strong>in</strong>formiert aus der Arbeit derLAG für <strong>Erziehungs</strong>beratung BrandenburgDurch den Vorstand der LAG wurden 2005 verschiedeneVeranstaltungen <strong>in</strong>itiiert. So fand am 14.März2005 <strong>in</strong> Erkner e<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>artag zudem Thema: „Familien-Stellen<strong>in</strong> der Beratung unter Verwendungvon Holzfiguren, Filzen, Plüschtieren u.a.“ statt,e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante <strong>und</strong> <strong>in</strong>formative Veranstaltung.Referent<strong>in</strong> war Dipl.-Psych. Frau Schmuck, die wir <strong>in</strong>den vergangenen Jahren bereits zu anderen Themene<strong>in</strong>geladen hatten.Am 7.6.2005 fand die nun schon traditionelle Tagungder Leiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Leiter der <strong>Erziehungs</strong>beratungsstellenBrandenburgs im Landesjugendamt<strong>in</strong> Bernau statt. Die Tagung wird zum kollegialenInformationsaustausch über Perspektiven <strong>und</strong> Entwicklungen<strong>in</strong> der <strong>Erziehungs</strong>beratung im Land gerngenutzt.Neben den regelmäßigen <strong>und</strong> an verschiedenenOrten Brandenburgs stattf<strong>in</strong>denden Vorstandssitzungen,fand 2005 erstmals e<strong>in</strong> Fachtag der Brandenburger<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstellen statt.Nachfolgend wird kurz berichtet:Am 12.9.2005 hatte die LAG zum Thema: „Wiemodern ist <strong>Erziehungs</strong>beratung?“, e<strong>in</strong>geladen.Tagungsort war die Technische FachhochschuleWildau. Es nahmen über 30 <strong>in</strong>teressierte KollegInnenteil, was für e<strong>in</strong> großes Interesse am Thema sprach.Als Referenten waren e<strong>in</strong>geladen: Herr Hilliger vomM<strong>in</strong>isterium (Referatsleiter im MBJS), Herr Mennevon der B<strong>und</strong>eskonferenz für <strong>Erziehungs</strong>beratung(bke).Die Arbeitsgruppen am Nachmittag wurden moderiertdurch KollegInnen aus Beratungsstellen: Frau Richter<strong>und</strong> Frau Pahl SOS-Beratungszentrum Prignitz, Wittenbergezum Thema: <strong>Erziehungs</strong>beratung <strong>und</strong> BegleiteterUmgang; Frau Trojan, SOS-BeratungszentrumCottbus zum Thema: Vernetzung von Jugendhilfe<strong>und</strong> Schule; Frau Klaembt, EFB Oranienburg zumThema: <strong>Erziehungs</strong>beratung <strong>und</strong> Heimerziehung;Frau Stürzenbecher <strong>und</strong> Frau Ludwig EFB Neurupp<strong>in</strong>zum Thema: Virtuelle Beratung.Herr Kreichelt vom Landesjugendamt leitete dieArbeitsgruppe: „Demographische Entwicklung <strong>und</strong>Konsequenzen für die <strong>Erziehungs</strong>beratung“. (sieheArtikel „Die Bevölkerungsentwicklung <strong>in</strong> Brandenburg<strong>und</strong> ihre Auswirkungen auf die Jugendhilfe“ <strong>in</strong>diesem Heft).Sehr aktuell berichtete Herr Hilliger <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Referat„Die Veränderungen <strong>in</strong> der Familien- <strong>und</strong> Jugendpolitikim Land Brandenburg“ über die Notwendigkeite<strong>in</strong>es neuen familienpolitischen Programms auf B<strong>und</strong>es-<strong>und</strong> Landesebene, das u.a. wegen der demographischenKrise <strong>und</strong> drastischer f<strong>in</strong>anzieller Engpässeerforderlich <strong>und</strong> <strong>in</strong> Entwicklung sei. Kritisch äußerteer sich dazu, dass es <strong>in</strong> der Politik e<strong>in</strong>e Trennungzwischen den Bereichen Jugend <strong>und</strong> Familie gäbe<strong>und</strong> wenig Bewusstse<strong>in</strong> für geme<strong>in</strong>same Ziele, ehere<strong>in</strong> „sektorales Denken“ <strong>in</strong> den Politikbereichen, wase<strong>in</strong>e „<strong>in</strong>tegrierte Politik des Aufwachsens“ erschwere<strong>und</strong> was zu verändern sei. So müssten sich z.B.K<strong>in</strong>dertagestätten <strong>und</strong> Jugendhilfe deutlicher mit demThema „Schule“ ause<strong>in</strong>andersetzen <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heitspolitikmüsse e<strong>in</strong>e die beiden Bereiche <strong>in</strong>tegrierendeFamilienpolitik werden. Er problematisierte u.a.auch die „Sozialisations<strong>in</strong>stanzen“ von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong>Jugendlichen <strong>und</strong> betonte die K<strong>in</strong>dertagesstätte alse<strong>in</strong>e dritte wesentliche Sozialisations<strong>in</strong>stanz nebenFamilie <strong>und</strong> Schule. Die Sozialisation der K<strong>in</strong>der durchdie Familie sei, „bed<strong>in</strong>gt durch Arbeitslosigkeit, Persönlichkeitsschwächeder Eltern, Mediene<strong>in</strong>flüsse“,verändert <strong>und</strong> es bedürfe e<strong>in</strong>es „neuen Verhältnisseszwischen privater <strong>und</strong> öffentlicher Sozialisation“. ZurUnterstützung der „privaten Sozialisation“ durch dieEltern, sollen z.B. Eltern-K<strong>in</strong>d-Zentren (nach demVorbild der Early Excellence Centre ) an den Ortender K<strong>in</strong>dertagestätten geschaffen werden, die denEltern vielfältige, niedrigschwellige Unterstützungsangebotemachen.Ebenso relevant waren die Ausführungen von HerrMenne über die „Perspektiven von <strong>Erziehungs</strong>beratung“:<strong>Erziehungs</strong>beratung wurde <strong>in</strong> den Kontext gesellschaftlicherAspekte gestellt, wie dem demographischenWandel, den Ergebnissen der PISA -Studien,dem 7. Familienbericht, dem 12. Jugendbericht <strong>und</strong>rechtlichen Aspekte, wie u. a. den Veränderungendes SGB VIII (KICK). Die gesellschaftlichen Entwicklungenzeigen deutlich, dass e<strong>in</strong>e Unterstützung<strong>und</strong> Hilfe <strong>in</strong> der Erziehung immer mehr zu e<strong>in</strong>emGr<strong>und</strong>bedarf der Familien wird. Die zu verzeichnendezunehmende Inanspruchnahme von <strong>Erziehungs</strong>beratungsei e<strong>in</strong> konkreter Ausdruck des wachsendenProblemdrucks im Rahmen der Familie <strong>und</strong> es zunehmendenBedarfs von <strong>Erziehungs</strong>hilfe. Beispielsweisehabe sich die Zahl der beratenden Familien, die <strong>in</strong>Trennung <strong>und</strong> Scheidung leben, zwischen 1993 <strong>und</strong>2003 verdoppelt.Das Fazit beider Vorträge:<strong>Erziehungs</strong>beratung ist <strong>und</strong> bleibt e<strong>in</strong>e wichtigeHilfe zur Erziehung für Eltern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e wesentlicheRessource. Sie ist jedoch gefordert sich denveränderten Bed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Gegebenheitenkonzeptionell zu stellen. Dr<strong>in</strong>gend gefragt s<strong>in</strong>d präventiveAngebote zur Stärkung der elterlichen <strong>Erziehungs</strong>kompetenz,z.B. als eigene Maßnahmen <strong>in</strong> derBeratungsstelle, als Angebote <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagestätten,<strong>in</strong> Schulen, <strong>in</strong> Familienbildungsstätten, <strong>in</strong> Eltern-Seite 67


K<strong>in</strong>d-Zentren u. a. Daneben sollten Angebote zurUnterstützung von Erzieher<strong>in</strong>nen sowie LehrerInnenvorhanden se<strong>in</strong>, wie z.B. Fallbesprechungen <strong>und</strong>Beratungsangebote <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen selbst.(Siehe hierzu auch den Artikel „<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong> im Wandel“ von A. H<strong>und</strong>salz <strong>in</strong>diesem Heft)TRI ∆ LOG 2005 (8)Der Vorstand der LAG BrandenburgSeite 68


TRI ∆ LOG 2005 (8)GEPL∆NTIn der Rubrik „Geplant & Gep<strong>in</strong>nt“haben wir Folgendes zusammengestellt:&Seite InhaltGEPNNT70 Fort- <strong>und</strong> WeiterbildungsangebotefürPrävention, Beratung <strong>und</strong> Therapie75 Term<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Veranstaltungen derLAG Brandenburg• EREIGNISSE• TERMINE• FORTBILDUNGEN• PN-BRETTSeite 69


TRI ∆ LOG 2005 (8)Ausbildungsziele <strong>und</strong> ArbeitsweiseDie Ausbildung zur Elternkursleitung ist wissenschaftlichevaluiert <strong>und</strong> standardisiert. Sie knüpft an dieRessourcen <strong>und</strong> Kompetenzen der Teilnehmendenan. In allen drei Blöcken übernehmen die Teilnehmendendazu <strong>in</strong> Anspielen die Leitung e<strong>in</strong>zelner Sequenzenbzw. e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit aus dem Elternkurs. Dazu istes notwendig, dass sich die Teilnehmenden zwischenden Blöcken mit den Ausbildungs<strong>in</strong>halten befassen<strong>und</strong> die Anspielsituationen <strong>in</strong>tensiv vorbereiten.Kess-erziehen ©Weiterbildung zur ElternkursleitungWie kann man K<strong>in</strong>der zu verantwortungsvollen <strong>und</strong>eigenständigen Menschen erziehen <strong>und</strong> ihnen gleichzeitigdie notwendigen Grenzen setzen?Kess-erziehen © ist e<strong>in</strong> lebensnaher <strong>Erziehungs</strong>kurs,der Eltern genau <strong>in</strong> dieser <strong>Erziehungs</strong>kompetenzunterstützt - entwickelt auf der wissenschaftlichenBasis der Individualpsychologie von Alfred Adler,die <strong>in</strong>sbesondere von Rudolf Dreikurs auf die <strong>Erziehungs</strong>situationh<strong>in</strong> angewandt <strong>und</strong> fortgeschriebenwurde.Der Kurs setzt an konkreten <strong>Erziehungs</strong>situationender teilnehmenden Eltern an <strong>und</strong> nutzt die dar<strong>in</strong>liegenden Ressourcen, um die <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong>Handlungskompetenz der Eltern zu stärken. Impulse,Reflexionen, Übungen <strong>und</strong> konkrete Anregungen fürzu Hause ermöglichen e<strong>in</strong>e leichte Umsetzung dervermittelten Inhalte. Gleichzeitig wird e<strong>in</strong>e Vernetzung<strong>in</strong>teressierter Eltern - <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e hilfreiche sozialeE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung - angeregt.Kess-erziehen © ist e<strong>in</strong> standardisiertes Programmüber fünf E<strong>in</strong>heiten.Das Angebot richtet sich an Erziehende von K<strong>in</strong>dernab zwei Jahren <strong>und</strong> wird im Rahmen der präventivenFamilienbildung <strong>und</strong> –beratung angeboten.Die Ausbildung zur Kursleiter<strong>in</strong> / zum Kursleiterfür den Elternkurs „Kess-erziehen © “ umfasst dreiAusbildungsblöcke von jeweils 20 Unterrichtsst<strong>und</strong>en.Die erfolgreiche Teilnahme an der gesamtenKursreihe wird mit e<strong>in</strong>em Zertifikat besche<strong>in</strong>igt, daszur Durchführung der Kurse berechtigt.Die dreiteilige Fortbildung f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlossenenAusbildungsgruppe statt <strong>und</strong> kann nur als Ganzesmit allen drei Sem<strong>in</strong>arteilen gebucht werden.Elternkursleitende müssen:• vielfältig agieren (Anspiele klar fokussiert durchführen,<strong>in</strong>haltliche Impulse gezielt setzen)• zielorientiert vorgehen (klar strukturieren <strong>und</strong>auch direktiv leiten)• ermutigend handeln (Beiträge verständnisvollaufnehmen, positiv konnotieren, Handlungsperspektivenaufzeigen)• schützend leiten (z. B. schnelles Intervenierenzum Schutz jedes e<strong>in</strong>zelnen Teilnehmers)• umfassende Kenntnisse der Kurs<strong>in</strong>halte haben<strong>und</strong> entsprechend des Kurskonzeptes vermittelnkönnen• modellhaft mit den Kursteilnehmenden umgehenkönnenDie dazu notwendigen Leitungskompetenzen werdenvermittelt <strong>und</strong> vertieft mit Hilfe von Impulsvorträgen,Kle<strong>in</strong>gruppenarbeit, Übungen, Micro-teach<strong>in</strong>g <strong>und</strong>Rollenspielen.Voraussetzungen für die Teilnahme an der Ausbildung• Möglichkeit, an allen drei Ausbildungsblöckenteilzunehmen• Erfahrung <strong>in</strong> der Leitung von Gruppen Erwachsener• <strong>Erziehungs</strong>erfahrung mit eigenen K<strong>in</strong>dern oderArbeit mit K<strong>in</strong>dern im beruflichen Zusammenhang• Bereitschaft, im Rahmen der regionalen kirchlichenFamilienbildung tätig zu werden bzw. mitkirchlichen Trägern zu kooperierenFortbildungsteamChristof Horst, BonnSab<strong>in</strong>e Schäfer, Berl<strong>in</strong>Kess-erziehen © - Teil I - IndividualpsychologischeAspekte der ErziehungKess-erziehen © vermittelt ke<strong>in</strong>e <strong>Erziehungs</strong>methode,sondern steht für e<strong>in</strong>e <strong>Erziehungs</strong>haltung.Der achtsame, respektvolle <strong>und</strong> konsequente Umgangmite<strong>in</strong>ander wird gefördert.Themenschwerpunkte:• Die Gr<strong>und</strong>bedürfnisse der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> ihr auffälligesVerhalten• Konzeption <strong>und</strong> Inhalte des Elternkurses Kess-Seite 70


TRI ∆ LOG 2005 (8)erziehen ©• Vielfältiges <strong>und</strong> ermutigendes Handeln derKursleitungDatum 09. bis 11. März 2006Kursgebühr € 300,--Kess-erziehen © - Teil II - Wege der ErmutigungThemenschwerpunkte:• Ermutigende Gr<strong>und</strong>haltung <strong>in</strong> der Erziehung<strong>und</strong> der Kursleitung• Zielorientiertes Arbeiten im Elternkurs• Elternkurse im VergleichDatum 19. bis 21. Mai 2006Kursgebühr € 300,--Kess-erziehen © - Teil III - Leitungskompetenzen <strong>und</strong>Organisation der Elternkurse <strong>in</strong> der PraxisThemenschwerpunkte:• Den Elternkurs durchführen – erleben – reflektieren• Vermittlungsfertigkeiten <strong>und</strong> Leitungskompetenz• Organisation <strong>und</strong> weiterführende Angebote derFamilienbildung <strong>und</strong> -beratung• Regionale NetzwerkeDatum 07. bis 09. Juni 2006Kursgebühr € 300,--4-teilige Fortbildung(Neustart: 25. September 2006)Tiefenpsychologisch orientierte <strong>Erziehungs</strong>beratungDiese praxisnahe, vierteilige Fortbildung für erfahreneFachkräfte der <strong>in</strong>stitutionellen Beratung qualifiziert aufpsychoanalytisch-systemischem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> speziellfür Beratungsprozesse im Bereich des KJHG. DieFortbildung vermittelt e<strong>in</strong>en eigenständigen methodischenZugang zur Beratung von Eltern, K<strong>in</strong>dern<strong>und</strong> Jugendlichen.KonzeptDiese Fortbildung stellt die Phasen der k<strong>in</strong>dlichenEntwicklung vom Säugl<strong>in</strong>gsalter bis zur Postadoleszenz<strong>in</strong> den Mittelpunkt. Die Entwicklungsprozesseverschiedener Altersstufen werden im Blick auf diejeweils zentralen Entwicklungsaufgaben diskutiert<strong>und</strong> <strong>in</strong> Beziehung gesetzt zu elterlichem <strong>Erziehungs</strong>verhalten<strong>und</strong> familiären Interaktionsmustern.Unsere tiefenpsychologische Gr<strong>und</strong>orientierung <strong>in</strong>tegriertdabei systemische Betrachtungsweisen <strong>und</strong>Erkenntnisse der Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> B<strong>in</strong>dungsforschungso, dass wesentliche Störungsbilder des K<strong>in</strong>des- <strong>und</strong>Jugendalters als Ausdruck misslungener Interaktions-, Kommunikations- <strong>und</strong> B<strong>in</strong>dungsprozesse verständlich<strong>und</strong> bee<strong>in</strong>flussbar werden.Vor diesem theoretischen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> liegt e<strong>in</strong>wesentlicher Akzent dieser Fortbildung auf der Vermittlunge<strong>in</strong>es feldspezifischen Beratungskonzepts<strong>und</strong> der Erarbeitung e<strong>in</strong>es adäquaten methodischenVorgehens, <strong>in</strong>sbesondere bei• der Wahl des Sett<strong>in</strong>gs• der Bildung e<strong>in</strong>es angemessenen Fokus• der Formulierung des Beratungskontraktes• der Elternberatung im E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Paarsett<strong>in</strong>g.E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt liegt auf dem E<strong>in</strong>übene<strong>in</strong>er differentiellen Beratungsmethodik, die für dieArbeit mit e<strong>in</strong>zelnen Elternteilen <strong>und</strong> Elternpaaren imRahmen der <strong>Erziehungs</strong>beratung qualifiziert.ArbeitsweiseDie Arbeitsweise ist praxisorientiert. Neben der Vermittlungdes theoretischen Konzeptes wird überwiegend<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen mit Rollenspielen, praktischenÜbungen mit Videounterstützung sowie anhand desFallmaterials der Teilnehmenden <strong>in</strong> Intervisions- <strong>und</strong>Supervisionsgruppen gearbeitet.Thematische Schwerpunkte1 Vom Säugl<strong>in</strong>g zum Sorgenk<strong>in</strong>d• Säugl<strong>in</strong>gsforschung <strong>und</strong> frühk<strong>in</strong>dliche Entwicklung• Beratungsbeziehung <strong>und</strong> Übertragungsprozesse• Kontrakte <strong>und</strong> Veränderungen• Methodik der Gesprächsführung im Erstkontakt2 Von der B<strong>in</strong>dung zur Beziehung• K<strong>in</strong>dliche Entwicklung - Krisen <strong>und</strong> Problemeim Vorschulalter• Das hyperaktive <strong>und</strong> das ängstliche K<strong>in</strong>d• Fokusbildung, Indikationsstellung <strong>und</strong> Sett<strong>in</strong>gwahl• Methodik von Beratungsgesprächen3 Identität <strong>und</strong> Gruppe• Zwischen Zugehörigkeit <strong>und</strong> Rivalität -Entwicklungsprobleme <strong>in</strong> der Latenzphase• Umgang mit Aggression <strong>in</strong> Familie <strong>und</strong> SchuleSeite 71


TRI ∆ LOG 2005 (8)• Schulleistungsstörungen• Methodik der Gesprächsführung mit Elternpaaren4 Übergänge - auf dem Wege zur Ablösung• Adoleszenz - Probleme der Identitätsf<strong>in</strong>dung<strong>und</strong> Ablösung von der Familie• Entwicklungskrisen <strong>und</strong> -störungen bis zurPostadoleszenz• Spezielle Probleme der Jugendberatung• Methodik der SchlussphaseZielgruppeErfahrene Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter der <strong>in</strong>stitutionellenBeratung im Bereich des KJHG sowieanderen E<strong>in</strong>richtungen der Jugendhilfe (SGB VIII).AufbauDiese Fortbildung besteht aus vier e<strong>in</strong>wöchigen,aufe<strong>in</strong>ander aufbauenden Kursen, die jeweils imAbstand von ca. e<strong>in</strong>em halben Jahr stattf<strong>in</strong>den.Zur Optimierung des Transfers <strong>in</strong> die eigene Praxiswird e<strong>in</strong>e begleitende Supervision bzw. Intervision<strong>in</strong> Regionalgruppen zwischen den Sem<strong>in</strong>arwochenangeregt.ZertifizierungDie Zertifizierung dieser Fortbildungsreihe durch diePsychotherapeutenkammer des Landes Berl<strong>in</strong>s wirdbeantragt.FortbildungsteamAchim Haid-Loh,Dr. Ingeborg VolgerErstkontakte mit K<strong>in</strong>dern – W<strong>in</strong>nicottsSquiggle-Technik <strong>in</strong> der PraxisOft entscheidet sich bereits <strong>in</strong> der ersten St<strong>und</strong>e, obsich das K<strong>in</strong>d vom Therapeuten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er seelischenNot verstanden fühlt <strong>und</strong> Hoffnung schöpft oder obse<strong>in</strong> Glaube an Hilfe tiefgreifend erschüttert wird.Donald W. W<strong>in</strong>nicott entwickelte aus dieser Erfahrungheraus se<strong>in</strong> Squiggle-Spiel, mit dem er das Potenzialder ersten St<strong>und</strong>e diagnostisch <strong>und</strong> therapeutisch vollzu nutzen verstand. Die Anwendung des W<strong>in</strong>nicottschenSquiggle-Spiels <strong>in</strong> der Beratung <strong>und</strong> Therapiemit K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen ist der Schwerpunktdieser Fortbildungsveranstaltung.Theoretische Aspekte des „szenischen Verstehens“<strong>und</strong> H<strong>in</strong>weise zur praktischen Durchführung desSquiggle-Spiels werden vorgestellt <strong>und</strong> im Gesprächerarbeitet. Anhand exemplarischer Fallbeispielewerden verschiedene Probleme im Erstgespräch mitK<strong>in</strong>dern illustriert <strong>und</strong> analysiert.Zentrale Punkte s<strong>in</strong>d dabei u. a.• Übertragungs- <strong>und</strong> Gegenübertragungsreaktionen,unbewusste Kommunikation <strong>und</strong>Entwicklungstheorie• Regulierung von Nähe <strong>und</strong> Distanz• Neutralität <strong>und</strong> Unaufdr<strong>in</strong>glichkeit• Sich e<strong>in</strong>lassen mit der gesamten Persönlichkeit• Wann <strong>und</strong> wie viel <strong>in</strong>terpretieren wir?• Gespräch mit den Eltern <strong>und</strong> anderen Beteiligtenanhand des MaterialsDie Teilnehmenden werden gebeten, eigene Squiggle-Interviewsaus ihrer Arbeit mit K<strong>in</strong>dern, Jugendlichenoder auch Erwachsenen mitzubr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong>vorzustellen.Literaturh<strong>in</strong>weisGünter, M. (2003) Psychotherapeutische Erst<strong>in</strong>terviewsmit K<strong>in</strong>dern. W<strong>in</strong>nicotts Squiggle-Technik <strong>in</strong>der Praxis. Stuttgart: Klett-Cotta.ZertifizierungDie Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammerdes Landes Berl<strong>in</strong> wird beantragt.ZielgruppeBerater<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Berater <strong>in</strong> der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong><strong>Familienberatung</strong> sowie K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendliche,Psychotherapeuten <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken <strong>und</strong> freier Praxis.Datum 10. bis 11. Februar 2006Leitung Prof. Dr. Michael Günter,Tüb<strong>in</strong>genTeilnehmerzahl 15 - 25Kursgebühr € 225,--Psychoanalytisch-pädagogische Entwicklungsförderungbei Trennung <strong>und</strong>ScheidungIn diesem Sem<strong>in</strong>ar wird mit der Methode der „Psychoanalytisch-pädagogischenAufklärung“ e<strong>in</strong>espezielle Interventionsform vorgestellt, um elterlicheFehlhaltungen zu verändern, entwicklungsbeh<strong>in</strong>derndeInteraktions- <strong>und</strong> Kommunikationsmuster vonScheidungseltern ihren K<strong>in</strong>dern gegenüber aufzulösen<strong>und</strong> deren <strong>Erziehungs</strong>kompetenz auch unterStressbed<strong>in</strong>gungen zu stabilisieren <strong>und</strong> zu fördern.Dazu vermittelt dieses Sem<strong>in</strong>ar Kenntnisse über diePsychodynamik seelischer Irritationen bei K<strong>in</strong>dern<strong>und</strong> Jugendlichen im Trennungsgeschehen sowieSeite 72


TRI ∆ LOG 2005 (8)Informationen über phasenspezifische Bewältigungsmöglichkeiten<strong>und</strong> Cop<strong>in</strong>gstrategien der Heranwachsenden.Ziel des Sem<strong>in</strong>ars ist es, Beratenden zu helfen, beiTrennung <strong>und</strong> Scheidung die Anliegen aller Beteiligtenso zu berücksichtigen, dass e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>eTrennung des Paares <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Reorganisation derFamiliensysteme erleichtert wird <strong>und</strong> andererseitsdie Interessen <strong>und</strong> Bedürfnisse der K<strong>in</strong>der im Blickbehalten werden können.Es besteht Gelegenheit zur Supervision mitgebrachterFälle der Teilnehmenden.ZertifizierungDie Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammerdes Landes Berl<strong>in</strong> wird beantragt.ZielgruppeMitarbeitende von Psychologischen Beratungsstellensowie anderen E<strong>in</strong>richtungen der Jugendhilfe, dieTrennungs- <strong>und</strong> Scheidungsfamilien begleiten <strong>und</strong>beratenDatum 25. bis 26. Mai 2006LeitungDr. Helmuth Figdor, WienTeilnehmerzahl 20Kursgebühr € 340,--Lern- <strong>und</strong> Leistungsstörungen bei K<strong>in</strong>dern<strong>und</strong> JugendlichenDie Anpassung an die Schule, vor allem an die wenigerstrukturierten Situationen (Pausenhof, Toiletten,Sportst<strong>und</strong>en), macht vielen K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichenerhebliches Kopfzerbrechen, sodass <strong>in</strong>nerlichke<strong>in</strong> Raum bleibt, um lernen zu können. S<strong>in</strong>d es beie<strong>in</strong>igen vor allem die äußeren Bed<strong>in</strong>gungen, dieLernen beh<strong>in</strong>dern, so nimmt häufig das <strong>in</strong>nere Chaosdurch ungeklärte Konflikte jegliche Möglichkeit, sichkonzentrieren zu können. Schulphobie, Konzentrationsmangel,fehlende Motivation <strong>und</strong> ADHS bildenoft e<strong>in</strong>en zusammenhängenden, das Lernen beh<strong>in</strong>derndenKomplex, obwohl das K<strong>in</strong>d über e<strong>in</strong>en hohenIQ verfügt. Deshalb ist zunächst die Ursache für dasVersagen zu erkennen <strong>und</strong> zu erklären, ehe e<strong>in</strong> Lerntra<strong>in</strong><strong>in</strong>ggreifen kann. Der Zugang zur Innenwelt desK<strong>in</strong>des öffnet sich für den Helfer meistens im Spiel;bei Jugendlichen lässt sich der erfahrene <strong>in</strong>nereZustand im vertrauensvollen Gespräch erschließen.Förderlich ist sodann nicht nur die Anerkennung derLeistungen durch Erwachsene, sondern der Prozessdes Lernens <strong>und</strong> kognitiven Funktionieren an sich.Welche Rolle bei der Unterstützung dieses Prozessesdie Eltern <strong>und</strong> deren unbewusste Mechanismenbilden, soll thematisiert werden.Die Arbeitsweise ist praxis- <strong>und</strong> fallorientiert.ZertifizierungDie Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammerdes Landes Berl<strong>in</strong> wird beantragt.ZielgruppeBeratende aus der <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sowie Jugendhilfe; K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendlichenpsychotherapeut<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> -psychotherapeutenDatum 01. bis 03. Juni 2006LeitungRenate Höhfeld, Berl<strong>in</strong>Teilnehmerzahl 18Kursgebühr € 290,--Umgang mit Hass, Neid <strong>und</strong> Wut <strong>in</strong> pädagogisch-therapeutischenBeziehungenDestruktives Handeln ist auch für professionelle Helfer<strong>in</strong> therapeutischen Beziehungen oft so schwer zuertragen, dass es geleugnet wird. Dabei haben vieleKlienten <strong>in</strong> sozialpädagogischen <strong>und</strong> therapeutischenArbeitsfeldern <strong>in</strong> ihrer Lebensgeschichte gravierendeÜbergriffe, z. B. Missbrauch, Misshandlung oder Vernachlässigungerlebt. Diese Erlebnisse, als sprachloseGewalt durchlitten, können nicht symbolisch repräsentiert<strong>und</strong> damit auch nicht emotional verarbeitetwerden. Aus diesen Erlebnissen resultieren ke<strong>in</strong>eErfahrungen. Soziales Lernen unterbleibt.Traumatische Erlebnisse unterliegen dem Wiederholungszwang,aus Opfern werden unter UmständenTäter. Neuropsychologisch betrachtet, werden traumatischeErfahrungen überwiegend im prozeduralenGedächtnis gespeichert. Es ist oft nicht möglich,über diese Erlebnisse zu sprechen. Denn nur alss<strong>in</strong>nvoll erlebte Erfahrungen werden im deklarativenGedächtnis gespeichert <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d so der sprachlichenReflexion zugänglich. Traumatische Grenzverletzungenmüssen oft so lange <strong>in</strong> späteren Beziehungenwiederholt werden, bis e<strong>in</strong> Interaktionspartnergef<strong>und</strong>en wird, der diese Muster erkennt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>eangemessene Form f<strong>in</strong>det, das Erlebte auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>eremotionalen Bedeutung <strong>in</strong> angemessener Dosierungzu artikulieren.Beziehungsanalytische Arbeit mit diesen Klientenversteht sich im Gegensatz zu den modernen kurztherapeutischenTechniken, die auch im Bereich derK<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendhilfe immer mehr Raum greifen,als länger- <strong>und</strong> langfristige Beziehungsarbeit.Seite 73


TRI ∆ LOG 2005 (8)In der Veranstaltung werden neuere Konzepte derpsychischen Verarbeitung traumatischer Erlebnisseim H<strong>in</strong>blick auf ihre praktischen Folgen für den Umgangmit Traumatisierten diskutiert. Entlang eigener<strong>und</strong> von den TeilnehmerInnen e<strong>in</strong>gebrachter Fallbeispielewird e<strong>in</strong>e Strategie der Beziehungsanalyse <strong>und</strong>Beziehungsarbeit entwickelt. Ziel dieser Arbeit ist dieVerbesserung der Affektregulation, der Nähe- <strong>und</strong>Distanzregulation <strong>und</strong> der Verm<strong>in</strong>derung selbstdestruktivenVerhaltens bei den Betroffenen.ZertifizierungDie Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammerdes Landes Berl<strong>in</strong> wird beantragt.ZielgruppeFachkräfte der <strong>in</strong>stitutionellen BeratungDatum 15.-17. September 2006LeitungDr. Ulrich Kießl<strong>in</strong>g, Berl<strong>in</strong>Teilnehmerzahl 20Kursgebühr € 225,--Projektive Testverfahren <strong>in</strong> der Beratungprojektive Testbef<strong>und</strong>e mitzubr<strong>in</strong>gen, sie im Kursvorzustellen <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam mit der Gruppe zureflektieren.Wir werden neuere Konzepte aus der B<strong>in</strong>dungsforschung<strong>und</strong> Neurowissenschaft berücksichtigen.Abschließend sollen Fragen der Indikation, derE<strong>in</strong>satzmöglichkeiten <strong>und</strong> auch der Grenzen vonprojektiven Tests erörtert werden.ZertifizierungDie Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammerdes Landes Berl<strong>in</strong> wird beantragt.ZielgruppeMitarbeitende von Psychologischen Beratungsstellen,<strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong>sstellen,Schulpsychologischen Diensten, K<strong>in</strong>der<strong>und</strong>Jugendpsychiatrien sowie niedergelasseneK<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> JugendlichenpsychotherapeutenDatum 15.-17. Dezember 2006LeitungAchim Haid-Loh <strong>und</strong>Uwe Schill<strong>in</strong>g, Berl<strong>in</strong>Teilnehmerzahl 20Kursgebühr € 325,--Projektive Testverfahren ermöglichen e<strong>in</strong>en besonderenZugang zum seelisch Unbewussten beiK<strong>in</strong>dern, Jugendlichen <strong>und</strong> Erwachsenen. Sie basierenauf dem psychoanalytischen Konzept derProjektion. Über das h<strong>in</strong>aus, was im Gesprächerfragt, im Verhalten beobachtet oder durch die Familienanamneseerhoben werden kann, bereichern<strong>und</strong> vertiefen sie unsere Verstehens- <strong>und</strong> Erkenntnismöglichkeiten.Im Unterschied zu psychometrischen,standardisierten Testverfahren bedürfen sie jedoche<strong>in</strong>er besonderen Erfahrung <strong>und</strong> Fachk<strong>und</strong>e für diejeweilige Auslegung <strong>und</strong> Deutung im Kontext vonLebensgeschichte <strong>und</strong> Persönlichkeitsstruktur derRatsuchenden.Informationen <strong>und</strong> Anmeldung:EZI, Auguststr. 80, 10117 Berl<strong>in</strong>,Tel.: 030/28395-270, Fax: 030/28395-222E-Mail: ezi@ezi-berl<strong>in</strong>.deInternet: http://www.ezi-berl<strong>in</strong>.deIm Rahmen des Kurses werden zunächst wichtigewissenschaftshistorische, entwicklungspsychologische<strong>und</strong> psychoanalytische Gr<strong>und</strong>lagen für dasGebiet der projektiven Testverfahren vorgestellt.Anschließend erfolgt e<strong>in</strong>e praktische E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong>ausgewählte Testverfahren. Sceno-Test, Familie <strong>in</strong>Tieren <strong>und</strong> Thematischer Apperzeptionstest (TAT)werden ausführlich behandelt. Weitere Verfahrenkönnen auf Wunsch referiert werden.Dabei werden Fallbeispiele aus der kl<strong>in</strong>ischen Praxisder Dozenten die Testbef<strong>und</strong>e veranschaulichen.Für die Teilnehmer besteht die Gelegenheit, eigeneSeite 74


TRI ∆ LOG 2005 (8)Term<strong>in</strong> <strong>und</strong> Veranstaltungen der LAG Brandenburgim Jahr 2006:Für die laufenden Vorstandssitzungen s<strong>in</strong>d folgendeTerm<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Orte vorgesehen:oooooo15.02.2006 EFB <strong>in</strong> Erkner03.04.2006 EFB <strong>in</strong> Gransee23.06.2006 EFB <strong>in</strong> Wittstock28.08.2006 EFB <strong>in</strong> Spremberg16.10.2006 EFB <strong>in</strong> Eberswalde04.12.2006 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-KöpenickEs wird am 24.04.2006 <strong>in</strong> Oranienburg e<strong>in</strong>en 2.Fachtag geben. Inhaltlich wollen wir die Schnittstellenzwischen <strong>Erziehungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Familienberatung</strong><strong>und</strong> Familienbildung diskutieren. Das M<strong>in</strong>isteriumist angefragt uns über aktuelle familienpolitischeEntwicklungen Brandenburgs zu <strong>in</strong>formieren.Schwerpunkt sollen „Eltern-K<strong>in</strong>d-Zentren“ se<strong>in</strong>, vonihren Konzepten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätzen her, als auch <strong>in</strong>konkreten Projekten aus der Praxis.Die Mitgliederversammlung ist für den 13.09.2006geplant. Als Fachthema ist „Traumatherapie“ vorgesehen.Der Ort steht noch nicht fest.Die LeiterInnentagung ist für den 25.10.2006 imLandesjugendamt <strong>in</strong> Bernau vorgesehen.Der Vorstand der LAG BrandenburgSeite 75


TRI ∆ LOG 2005 (8)PN-BRETTArtikel <strong>und</strong> Rezensionen für die nächste Zeitschriftbitte per E-Mail richten an:Dagmar Brönstrup-Häuserawo.erziehungsberatung.erkner@ewetel.netH<strong>in</strong>weise zum fachwissenschaftlichen Leben <strong>in</strong> der Region oderAnzeigenwünsche bitte an: Achim Haid-Loh, EZI Berl<strong>in</strong>,Auguststr. 80, 10117 Berl<strong>in</strong>(030) 28395-275Sekretariat: (030) 28395-273Bestellungen, höfliche Kritiken <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liche Zustimmungenzur Zeitschrift bitte richten an:Dagmar Brönstrup-Häuser,Familien- <strong>und</strong> <strong>Erziehungs</strong>beratungsstelle Erkner, Hessenw<strong>in</strong>klerstr.1, 15537 ErknerTel: (03362) 4715Fax: (03362) 4716Beilagenh<strong>in</strong>weis:Dieser Ausgabe liegen Aufnahmeformulare für e<strong>in</strong>e Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er LAG bei. Wir bitten die Leser umBeachtung.Seite 76

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