18. Jahrgang – 2013/4 Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins

18. Jahrgang – 2013/4 Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 18. Jahrgang – 2013/4 Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins

burgenverein.ch
von burgenverein.ch Mehr von diesem Publisher
12.07.2015 Aufrufe

Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereinsgraues Feld=Bildgrösse+Plazierunggraues Feld=Bildgrösse+Plazierung18. Jahrgang 2013/4

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong>graues Feld=Bildgrösse+Plazierunggraues Feld=Bildgrösse+Plazierung<strong>18.</strong> <strong>Jahrgang</strong> <strong>–</strong> <strong>2013</strong>/4


Herausgeber / EditriceSchweizerischer BurgenvereinGeschäftsstelle BaselBlochmonterstrasse 22, 4054 BaselL’Association Suisse Châteaux forts© <strong>2013</strong> Schweizerischer BurgenvereinRedaktion / RédactionUrs Clavadetscher, lic. phil.Archäologischer DienstGraubündenLoëstrasse 25, 7001 ChurProf. Dr. Gaëtan CassinaCase postale 1171963 VétrozDr. Elisabeth CrettazLe Forum, 3961 Zinal VSFlurina Pescatore, lic. phil.DenkmalpflegeKanton SchaffhausenBeckenstube 11, 8200 SchaffhausenRedaktion und GeschäftsstelleSchweizerischer BurgenvereinGeschäftsstelle BaselThomas BitterliBlochmonterstrasse 22, 4054 BaselTelefon +41 (0)61 361 24 44Fax +41 (0)61 363 94 05E-Mail: info@burgenverein.chHomepage: www.burgenverein.chPostkonto 40-23087-6Redaktionstermin / Délai de rédaction1.2. / 1.5. / 1.8. / 1.11.Erscheinungsdatum / Parution31.3. / 30.6. / 30.9. / 29.12.Richtlinien zum Einreichenvon Textbeiträgen sind einsehbar unterwww.burgenverein.ch/RichtlinienAuflage / Tirage 1600Erscheint vierteljährlich / trimestrielISSN 1420-6994 Mittelalter (Basel)Druck / ImpressionSchwabe AG, BaselVerlag und Druckerei<strong>18.</strong> <strong>Jahrgang</strong>, <strong>2013</strong>/4, Dezember <strong>2013</strong>Inhalt / Sommaire97 Elisabeth Crettaz-Stürzel, Die grosse Lust aufBurgen und Museen. Schlossmuseen undMuseumsschlösser im Kontext der europäischenBurgenrenaissance108 Nanina Egli, Mauern zum Erzählen bringen:Matthäus Pfau, das Indizienparadigma und dasProto-Museum auf Schloss Kyburg (1864<strong>–</strong>1877)116 Armand Baeriswyl, Der Rittersaal im Bärenturm <strong>–</strong>Die Anfänge <strong>des</strong> Schlossmuseums Burgdorf123 Claire Piguet, Valangin, une société d’histoirepour châtelain135 Peter Niederhäuser, Der Name verpflichtet:Friedrich Hegi und Schloss Hegi146 Kurzberichte150 Veranstaltungen153 Publikationen155 Vereinsmitteilungengraues Feld=Bildgrösse+PlazierungDie Schweizerische Nationalbibliothek verzeichnet diese Publika -tion im Schweizer Buch, der schweizerischen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten finden Sie in Helveticat, dem Kata -log der <strong>Schweizerischen</strong> Nationalbibliothek, unter: www.nb.admin.ch/helveticat.Titelbild / Couverture:Schweizerisches Nationalmuseum SNM <strong>–</strong> Lan<strong>des</strong>museum Zürich.Aussenansicht, Flugaufnahme Bahnhofseite.© Schweizerisches Nationalmuseum


Die grosse Lust auf Burgen und Museen.Schlossmuseen und Museumsschlösser im Kontext der europäischenBurgenrenaissancevon Elisabeth Crettaz-Stürzel«Ich danke endlich der Direktion <strong>des</strong> Berner Museums,wie jedem einzelnen, insbesondere Herrn v. Geymüller,der zu dem Gelingen <strong>des</strong> heutigen schönen Festes beigetragenhat.» Dies waren die Dankesworte <strong>des</strong> DeutschenKaisers Wilhelm II. bei der Einweihung der elsässischenHohkönigsburg (Abb. 1) im Mai 1908, die damalszum Deutschen Reich gehörte (heute Frankreich). Dasneue Burgmuseum war in seinen Augen eine «würdigeStätte für eine Sammlung von kulturhistorischen elsässischenErinnerungen aller Art und für ein Archiv vonUrkunden und Schriftstücken aus der Vergangenheitder Burg und <strong>des</strong> Reichslan<strong>des</strong>» geworden. 1 Die Direktion<strong>des</strong> Bernischen Historischen Museums nahm daranAnteil, aber auch die Konkurrenz schlief nicht. DerDirektor <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> Lan<strong>des</strong>museums, HansLehmann, in Zürich war ebenfalls zugegen und überreichtemit Erlaubnis <strong>des</strong> Schweizer Bun<strong>des</strong>rates demKaiser ein Geschenk. Und dieser antwortete: «Ich dankeIhnen, meine Herren Eidgenossen, für Ihre Geschenkeund ich gebe der frohen Hoffnung Ausdruck, dassdie Schweiz dereinst eine brauchbare deutsche Provinzwird!» So zumin<strong>des</strong>t karikierte der Neue Postillon dieBeziehungen zwischen dem Reich und der Schweiz kurzvor dem Ersten Weltkrieg. 2Waren in Frankreich mit Château de Pierrefonds (Dépt.Oise), in der Donaumonarchie mit Burg Kreuzenstein(Niederösterreich) und im Reich mit der besagten Hohkönigsburg(Elsass) drei prominente neofeudale Burgmuseenentstanden, so konnte im Reigen der nationalenArchitekturdenkmäler auch die republikanische Eidgenossenschaftin den Städten Bern und Zürich im Jahre1900 mit zwei neumittelalterlichen Museumsburgen aufwarten.Die in Bern und Zürich fast gleichzeitig gebautenhistorischen Museen entsprangen ein und demselben1Kaiser Wilhelm II. anlässlich der Einweihung der Hohkönigsburgam 13.5.1908. Der Burgwart 5, Juni 1908, 108.2Der Neue Postillon Nr. 11, 1908. Der Kaiser wird in Wahrheit dieseWorte nie gesagt haben.1: Hohkönigsburg im Elsass,Dépt. Bas-Rhin (67).Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4 97


Elisabeth Crettaz-Stürzel <strong>–</strong> Die grosse Lust auf Burgen und Museen2: Bernisches HistorischesMuseum, Bern.politischen Willen, dem allerdings ein langer und parlamentarischdorniger Weg vorausgegangen war. Manwollte 1880 auf politischem Weg ein «SchweizerischesNationalmuseum für historische und kunstgeschichtlicheAlterthümer» 3 erhalten, und bekam zehn Jahre spätervom Schweizer Bun<strong>des</strong>rat die Gründung eines nationalenLan<strong>des</strong>museums zugesagt. Die Schweiz stand in dieserHinsicht nicht isoliert da, in England (South KensingtonMuseum in London) und Deutschland (GermanischesNationalmuseum in Nürnberg) gab es diese umfassendennationalen kulturhistorischen Museen bereits. DerArchitekt <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> Lan<strong>des</strong>museums auf demPlatzspitz in Zürich, neben dem Hauptbahnhof, warStadtbaumeister Gustav Gull; es entstand 1890 bis 1898als eigentlicher Schlossbau mit historischen Architekturzitatenaus der ganzen Schweiz (vgl. Titelbild). Kräftigunterstützt wurde Gull von Heinrich Angst, dem erstenDirektor. Nachdem 1891 der Bun<strong>des</strong>ratentscheid fürZürich gefallen war, wurde die Museumsburg in Bernzwar nicht mehr als Nationalmuseum, aber durch AndréLambert und Eduard von Rodt als Bernisches HistorischesMuseum realisiert <strong>–</strong> und 2 Jahre früher fertig.Die Konzeptionen sind verwandt: Es wurden Zitate vonhistorischen Bauten aus allen Schweizer Lan<strong>des</strong>teilen,mit Vorliebe aus dem spätmittelalterlichen 15. und16. Jh. (in Bern vermehrt dann auch aus der Romandie),in einen burghaften asymmetrischen Baukörpermit Türmen und Erkern integriert (Abb. 2). Dieser orientiertesich nicht mehr am symmetrischen Klassizismusund antiken Säulen. 4 Dem gleichen Konzept einesatmosphärischen Mittelalters für das kulturhistorischeSammlungsgut eines ganzen Lan<strong>des</strong> oder einer identitätsreichenRegion folgten auch in München das BayerischeNationalmuseum (1894<strong>–</strong>1900, Gabriel von Seidl) undin Helsinki das Finnische Nationalmuseum (1905<strong>–</strong>1916,Gesellius, Lindgren, Saarinen).Terminologie BurgenrenaissanceDie Benennung für Burgen im Historismus ist immernoch nicht ganz geklärt. Burgenromantik? Burgenkult?Burgenfieber? Ich benenne seit meinen Grundlagenforschungenzu den Liechtensteiner Schlössern in den1990er Jahren das Phänomen der Wiederentdeckungvon Ruinen, Festen und Burgen seit dem späten <strong>18.</strong> Jh.als «Burgenrenaissance». 5 Diese seinerzeit neue Terminologiehat mittlerweile Anerkennung gefunden. 6Warum Burgenrenaissance? Der früher gängige BegriffBurgenromantik 7 greift zu kurz. Im historistischen Burgenbauging die Sucht nach Erforschung, Erneuerungund Inbesitznahme von Burgen und Schlössern in den98 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Elisabeth Crettaz-Stürzel <strong>–</strong> Die grosse Lust auf Burgen und Museen3: Château Mercier, Sierre.meisten Fällen über die romantische Motivation einigerBauherren hinaus, und sie war auch im bürgerlichenZeitalter als direkte oder verklausulierte Machtdemonstrationmit politischem Herrschaftsanspruch zu verstehen.Mit erneut in Besitz genommenen beziehungsweisereaktivierten Burgen wurde bis zum Ausbruch<strong>des</strong> Ersten Weltkrieges 1914 Realpolitik gemacht; dasTräumen gesellte sich als «Schmankerl» dazu. Das umfassendeWiederbeleben der mittelalterlichen Burgen inEuropa kann als Re-Naissance, Wieder-Geburt, betrachtetwerden. Es ist also mehr als die Fortführung <strong>des</strong> mittelalterlichenBurgenbauens, das, wie die neuere Forschungeindrücklich belegt, auch in der frühen Neuzeitund im Ancien Régime nie aufgehört hat zu existieren.Vielfalt der Interventionen und NutzungenDie Palette der baulichen Eingriffe beim Wachküssen deralten Burgen und Ruinen war sehr bunt. Man kann inder Burgenrenaissance schwer unterscheiden zwischenden verschiedenen Arten der architektonischen Interventionwie Neubau, Rekonstruieren, Restaurieren, Renovierenund Konservieren. Daher verwende ich lieber denAusdruck Wiederaufbau.Manchmal wurde auch gar nichts gemacht. Nur eineRuine erworben, um sie zu besitzen, aber das war eherselten. Am Heidelberger Schloss entbrannte 1903 derWiederaufbaustreit und wurde von Georg Dehio unterdem berühmten Motto «Konservieren, nicht restaurieren»zugunsten einer Nicht-Intervention entschieden.Das war ein Paradigmenwechsel. Man liess den entsprechendenSchlosstrakt als Ruinenwand mit den berühmtenFensterlöchern stehen <strong>–</strong> und das Heidelberger Schlosswird so heute von Millionen von Touristen bewundert.Meistens aber schritt man zur Tat. Oft gab es einenmehr oder weniger bedeutenden örtlichen Bestand einerverfallenen mittelalterlichen Burgstelle, so bei SchlossNeuschwanstein (1868<strong>–</strong>1892) oder Burg Kreuzenstein(1874<strong>–</strong>1912), und trotzdem glich das Endergebnis einem3Heinrich Angst zitiert die Eingabe von Salomon Vögelin an denBun<strong>des</strong>rat vom 16. Mai 1880. Heinrich Angst, Rapport zum Nationalmuseum(Zürich 1898) 7.4Elisabeth Castellani Zahir, Die Wiederherstellung von SchlossVaduz. Burgendenkmalpflege zwischen Historismus und Moderne,2 Bände (Vaduz/Stuttgart 1993); hier Band 1: «Das Bernische HistorischeMuseum 1892<strong>–</strong>1900: Die Museumsburg für Eidgenossen»75<strong>–</strong>101.5Castellani Zahir 1993 (wie Anm. 4).6Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen undSchlössern (Hrsg.), Burgenrenaissance im Historismus. Forschungenzu Burgen und Schlössern 10, 2007.7Deutsche Burgenvereinigung (Hrsg.), Burgenromantik undBurgenrestaurierung um 1900. Der Architekt und BurgenforscherBodo Ebhardt in seiner Zeit, Ausstellungskatalog (Marksburg/Berlin1999).Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 499


Elisabeth Crettaz-Stürzel <strong>–</strong> Die grosse Lust auf Burgen und MuseenNeubau. Bei Schloss Chillon (1897<strong>–</strong>1908) bei Montreuxin der Schweiz, einer alten Savoyerresidenz, stand dankkontinuierlicher Unterhaltsarbeiten als Bernischer Amtssitzim reformierten Waadtland noch sehr viel intaktemittelalterlicher Bausubstanz in den Wassern <strong>des</strong> GenferSees (Lac Léman), man sprach dort zu Recht von Konservieren.Das Gegenbeispiel stellte das geographischnicht weit entfernte Château Mercier (Abb. 3) über derStadt Sierre im Rhonetal im Kanton Wallis dar. 8 Die ausder Ferne so schön mittelalterlich aussehende Burg wartatsächlich eine Schöpfung ex nihilo. Sie wurde 1909demonstrativ für die protestantische BankiersfamilieMercier-de Molin im katholischen Wallis als bürgerlicherRepräsentationssitz fertiggestellt.Nicht nur Tragweite der Wiederherstellungen der altenGemäuer war unterschiedlich, auch der Zweck derneuen Burgen entsprach einer grossen Bandbreite anFunktionen. Die Burgenrenaissance generierte multifunktionaleBauten. Sie dienten verschiedenen sich überlagerndensymbolischen Bedeutungen und praktischenNutzungen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seiengenannt: Feudalutopie, Machtsymbol, politisches Manifest,Nationaldenkmal, Geschichtsmonument, Museum,Residenz, romantische Träumerei, Stammburg, Grablege,Jagd- und Vergnügungsschloss, persönliches Gesamtkunstwerkund Sammlungshort, Denkmalpflegelaboroder ganz einfach privater Rückzugsort. Auchbei den in Wien residierenden Fürsten von Liechtensteinernkumulierten bei der Wiederherstellung vonSchloss Vaduz (1904<strong>–</strong>1914) im fernen Rheintal Motivationenlan<strong>des</strong>herrlicher und persönlicher Natur.Konkurrenz Adel und BürgerDie Burgenrenaissance im Historismus stand unter einerbesonderen Wettbewerbssituation, bei der zwei sozialeAuftraggeber-Gruppen miteinander im Wettstreit standen:der absteigende Altadel und das aufsteigende industrielleBürgertum. Der Wiederaufbau der geerbtenBurgen und Ruinen war mit der Aristokratie als grössterund homogenster Bauherrnschicht eng verknüpft <strong>–</strong> derBürger und der neue industrielle Geldadel machten es ihraber eifrig nach. Der alteingesessene Adel war im nachrevolutionärenEuropa mit einer doppelten Konkurrenzsituationkonfrontiert: Über den gesellschaftlichen Umbruchvon 1800 hinaus verharrt er in der Kontinuitätder feudalen Repräsentationspflicht zum Zweck derStatussicherung innerhalb der eigenen Klasse. Wie ehund je war er zum Wettlauf unter seinesgleichen aufgefordert.Neu hingegen gesellte sich im 19. Jh. die Tatsachehinzu, dass das aristokratische Burgenbauen eineaktive politisch-kulturelle Kampfansage an einen gemeinsamenneuen Feind war: das Bürgertum. Überspitztformuliert ist die Burgenrenaissance Ausdruck einerneuen Angriffslust <strong>des</strong> Adels auf das bürgerliche Zeitalter.Denn die neuen bürgerlichen Emporkömmlingesahen nicht untätig zu, sondern ahmten nach. Denn dasEinzige, das die neue Gesellschaftsschicht nicht besassund über was der Adel aber in Fülle verfügte, war das,was sich so schön in den neualten Burgen manifestierte:Tradition und Geschichte. Das wollten alle Burgenbauer.Es war Zeichen sozialen Erfolgs.In der bürgerlichen Burgenrenaissance verbanden dennauch die Emporkömmlinge <strong>des</strong> industriellen Grossbürgertumsaufs Geschickteste Feudalutopien mit technischerModerne und standen dem Adel in Nichts nach.Dafür möchte ich je ein Beispiel aus Deutschland undFrankreich nennen. Schloss Landsberg bei Essen wurde1903<strong>–</strong>1904 von dem Hannoveraner Architekten OttoLüer (1865<strong>–</strong>1947) für den rheinischen GrossunternehmerAugust Thyssen 1904 wiederhergestellt. 9 Dasdort eingebaute Jugendstilbad wurde gar als Beispielhygienischer und ästhetischer Moderne im Jahr 1900 ander Weltausstellung in Paris 1900 gezeigt. In Frankreichliess der elsässische Textilindustrielle (DMC) FrédéricEngel-Gros die ehemalige Residenz der Savoyer Grafenam Genfer See, Château de Ripaille (Abb. 4), im Sinneines englischen Country house wieder herrichten. 10 Diezerfallene Grafenburg mit den ehemals sieben Türmenaus dem Hochmittelalter wurde unter Einfluss von Arts& Crafts, Jugend- und Heimatstil zwischen 1892 und1907 wiederhergestellt. Zentralheizung und mehrereBäder mit der neuesten WC-Technologie von GeorgesJennings aus England entsprachen dem neuen bürgerlichenWohnkomfort der Lebensreformbewegung. DerBauherr residierte wochentags in seiner Basler Villa,leitete von dort aus seine Fabrik Dollfus, Mieg & Cie100 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Elisabeth Crettaz-Stürzel <strong>–</strong> Die grosse Lust auf Burgen und Museen4: Château de Ripaille,Thonon-les-Bains, Dépt.Haute-Savoie (74).(DMC) im nahe gelegenen Elsass. Handwerker undArchitekten für Ripaille standen dem jungen SchweizerHeimatschutz und der englischen Reformbewegung Arts& Crafts nahe. Sie kamen aus Mülhausen/Mulhouse(Elsass), Basel, Zürich, London, Paris und Karlsruhe.Es war ein internationales Netzwerk von Experten,Be ratern, Sammlern, Kunsthändlern, Museumsleuten,Unternehmern, Architekten, Handwerkern, Auftraggebernund ihren Freunden.Stilgeschichte: von der Ruinenlandschaftzum DenkmalpflegeobjektDas neue Interesse an den alten Burgen und Ruinen verbreitetesich bekanntermassen unter dem englischen Einfluss<strong>des</strong> gotic revival ab dem mittleren <strong>18.</strong> Jh. über deneuropäischen Kontinent und fand 1914 einen vorläufigenAbschluss. Die aufkommende Romantik huldigteals Gegenpol zur Antikenbegeisterung der rationalistischenAufklärung mehr der subjektiven Stimmungsowie der Idee <strong>des</strong> Vergänglichen und entdeckte dasMittelalter für sich. Noch bevor man die Originale dermittelalterlichen Architektur zu schützen begann, entstandenmit Strawberry Hill (Twickenham, London,1748) in England und dem Gotischen Haus in Wörlitz(Wittenberg, Sachsen-Anhalt, 1769) auf dem Festlandwegweisende Neugotik-Bauten. In den englischen Gärten<strong>des</strong> späten <strong>18.</strong> Jh. breiteten sich zwischen Paris undPetersburg in ganz Europa künstliche Ruinenlandschaftenaus. Es ging hierbei anfänglich nicht um die Rettunggefährdeter Bauwerke, sondern um reine Stimmungswerte.Dafür reichte Kulissenarchitektur, wie die FesteLiechtenstein noch als Ruine im Park von Mödling inNiederösterreich. 11 Ihr Wiederaufbau erfolgte erst gegenEnde <strong>des</strong> 19. Jh., übrigens unter der Ägide von GrafWilczek. Wir können festhalten: Das Vorspiel derBurgenrenaissance vereinigt ein neues Interesse fürMittelalter, Neugotik und Ruinenkult.Standen keine echten alten Ruinen zur Verfügung, schrittman stracks zum Neubau. Die Löwenburg im Park8Pascal Ruedin, Le Château de la famille Mercier-de Molin à Sierre.Histoire et collections d’une dynastie bourgeoise en Suisse au débutdu XX e siècle (Sierre 1998).9Gisbert Knopp, Schloss Landsberg (Mülheim an der Ruhr 1995);Alexander Kierdorf, Industriellenwohnsitze im Ruhrgebiet1900<strong>–</strong>1914 (Köln 1996) 57 <strong>–</strong>74 (Landsberg).10Elisabeth Crettaz-Stürzel/Pierre Sébastien Burnichon/LouisNecker, Le Château de Ripaille (Ripaille 2008); Elisabeth Crettaz-Stürzel,Joint-venture zwischen Léman und Limmat: SchlossRipaille am Genfersee und das Schweizerische Lan<strong>des</strong>museum um1900. <strong>Zeitschrift</strong> für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte66, Heft 2/3 (Zürich 2009) 145<strong>–</strong>170.11Castellani Zahir 1993 (wie Anm. 4) II, 57<strong>–</strong>72.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4101


Elisabeth Crettaz-Stürzel <strong>–</strong> Die grosse Lust auf Burgen und Museen5: Janùv hrad / Hansenburg, Lednice na Morave ˇ / Eisgrub(Mähren).Wilhelmshöhe bei Kassel (1793<strong>–</strong>1801) oder das «GotischeSchlösschen» auf der Pfaueninsel (1794 <strong>–</strong>1797)bei Berlin sind vielzitierte Beispiele; weniger bekannt fürdiese Gattung neuerbauter Burgruinen ist die Hansenburg/Janohrad(Abb. 5) im Landschaftspark von Eisgrub/Lednice(Mähren). Die künstliche Parkruine wurde1802 für Fürst Johann I. von Liechtenstein im Stil <strong>des</strong>14. Jh. als bewohnbares Jagdschlösschen errichtet. Vonder Freizeit-Ruinenlandschaft führt der nächste Schrittzum nachinszenierten Mittelalter; Romantik und Politiksollen sich ab da durchdringen.Die Burgenrenaissance im Historismus kann man in dreistilistische Phasen aufteilen, die ein idealtypisches Konstruktsind und sich in Wirklichkeit gegenseitig durchdringen.Ausgehend von einer ersten romantischen Phasezwischen 1820 und 1850, mit vor allem spektakulärenund bis heute (vor allem bei Walt Disney & Co) nach wievor beliebten Phantasierekonstruktionen, mutierte dieBurgenrenaissance dann in einer zweiten Phase von 1850bis 1880 zu einem stilistisch idealen Mittelalter, dem dasStreben nach der unité de style, also der perfekten Stileinheitoder Stilreinheit zugrunde lag. Man suchte perfekteund im Wissenschaftsverständis <strong>des</strong> Historismus «richtige»Neuromanische bzw. neugotische Realisierungen,le château idéal. Dafür stand in Frankreich der NameEugène Viollet-le-Duc und sein Château de Pierrefondsbei Compiègne (Abb. 6) (1858<strong>–</strong>1867) für Napoleon III.,aber auch Schloss Frauenberg/Hluboka nad Vitavou inBöhmen (1840<strong>–</strong>1870), von Franz Beer in englischemTudorstil für Fürst Felix von Schwarzenberg, oder dieStammburg Hohenzollern (1850<strong>–</strong>1864) in Baden-Württemberg,von Friedrich August Stürler für König FriedrichWilhelm IV. von Preussen. 12 Renate Wagner-Riegernannte diese Phase treffend «Heroischen Historismus». 13Es folgte die dritte und nach Bodo Ebhardt wohl umfangreichstePhase, die sich von 1880 bis 1914 erstreckteund ihren Höhepunkt um 1900 erreichte. Hier nunstrebte man bei Burgwiederherstellungen ein stimmungsvolles,sozusagen «reales» Mittelalter an. Das faux vieuxward geboren. Die zuvor von Viollet-le-Duc’s Architekten-Generationgeforderte unité de style wurde nun zugunsteneiner neuen Stilvielfalt aufgegeben. Verschiedenehistorische Stilepochen wurden an ein und demselbenBauwerk gemischt. Das château composé löste daschâteau ideal ab.Höhepunkt um 1900: Der Alterswert im JugendstilDie Burgenrenaissance erreichte um 1900 eindeutigihren Höhepunkt, das betraf sowohl die Anzahl derWiederherstellungen als auch das allgemeine öffentlicheInteresse an Burgen und ihre fachwissenschaftliche Erforschung.Die umstrittenen Positionen Riegls in Wienund Dehios in Strassburg um neue Ansätze in der Denkmalpflegesowie die ideologisch geprägte Diskussionauf den seit der Jahrhundertwende regelmässig stattfindenden«Denkmalpflegetagen» trugen das ihre dazubei. Bodo Ebhardt gab ab 1899 in Berlin «DeutscheBurgen» heraus, Otto Piper, sein österreichischer Gegenspieler,publizierte seine «Österreichische Burgen»ab 1902, finanziert von Graf Wilczek und Fürst Johannvon Liechtenstein. Beide «verfeindeten» Burgenforscherwurden von Wilczek auf seiner Burg Kreuzenstein empfangen.Beide waren in die Wiederherstellungen derHohkönigsburg und von Schloss Vaduz involviert. Inbeiden Fällen zog Piper den Kürzeren, machte aberwoanders weiter. Fachliche Konkurrenz belebte damalsdas Geschäft mit den Burgen.Um 1900 verband sich der Späthistorismus mit dem Artnouveau (Jugendstil). Dazu gesellte sich der regionalistischorientierte Heimatstil und die internationale Reformbewegungim Kunsthandwerk (Arts & Crafts). Siealle wollten, mit dem kulturkritischen Blick zurück, altes102 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Elisabeth Crettaz-Stürzel <strong>–</strong> Die grosse Lust auf Burgen und Museen6: Château de Pierrefonds,Dépt. Oise (60).Wissen und traditionelle Bautechniken für eine moderneReformästhetik nutzbar machen. 14 Salopp ausgedrückt:Der Jugendstil küsste das Mittelalter. Etwas Neues entstandtatsächlich durch diesen Kuss im Burgenbau umund nach 1900. Vielleicht ist die Hohkönigsburg imElsass (1900<strong>–</strong>1908), die Bodo Ebhardt für KaiserWilhelm II. wiederaufbauen liess, hier einzuordnen.Zumin<strong>des</strong>t aber bei ihrer Innenausstattung durch denHohkönigsburgverein, die sich bis 1914 hinzog, mischtendie künstlerischen Eingriffe Späthistorismus und Reformästhetik.Prächtige Beispiele für Heimatstil- undJugenstileinfluss sind die bereits erwähnten SchlossLandsberg bei Essen oder Château Ripaille am GenferSee. Wir treffen dort im Burgenbau auf Namen wie MaxLäuger, William Morris und Joseph Regl. 15Diese vorläufig letzte Phase der Burgenrenaissance mitSubstanz erhaltenden Wiederherstellungen wurde starkbeeinflusst von der erwähnten Denkmalpflegediskussionder Jahrhundertwende. Im Zeitalter <strong>des</strong> Jugendstils wares paradoxerweise Aloys Riegls Alterswert (1903), derfür eine moderne Burgenästhetik wirkungsvoll werdensollte. Riegl rückte die Gebrauchsspuren an einem Bauwerk,also seine Alterspatina, sowie eine neue psychologischeStimmungsästhetik in den Mittelpunkt <strong>des</strong> Interesses.16 Diese neue Position der Antirestaurierer fasste1905 ein Heft der Illustrierten Elsässischen Rundschau 17zusammen, zweisprachig, deutsch und französisch.Dieser Paradigmenwechsel fand in gemässigter Form,vertreten beispielsweise von Piper und Graf Wilczek,Eingang in die Wiederaufbaupraxis, wo man sich nun,und das war in diesem Ausmass neu, am vorhandenenBestand orientieren sollte. Die Wiederaufbauten vonSchloss Tirol und Vaduz standen in diesem Diskussionsfeuervon alter und neuer Doktrin in der Burgendenkmalpflege.Die Ausführungspläne von Aloys Gstreinab 1905 dienten als Basis einer am Bestand orientiertenWiederherstellung der Vaduzer Halbruine. Sie hätte12Eva Bösch Supan/Dietrich Müller, Friedrich August Stüler1800<strong>–</strong>1865 (München, Berlin 1997) 96<strong>–</strong>97 (Burg Hohenzollern).13Siehe das Standardwerk zum Thema von Renate Wagner-Rieger/Walter Krause, Historismus und Schlossbau (München 1975).14Elisabeth Crettaz-Stürzel, Heimatstil, Reformarchitektur in derSchweiz 1896<strong>–</strong>1914, 2 Bände (Frauenfeld 2005) hier besondersBand 1, 79<strong>–</strong>95.15Elisabeth Crettaz-Stürzel, «Oh na, i wird’s schon oalt machen»<strong>–</strong> Versuch einer Annäherung an den Bildhauer und Professor JosephRegl (1846<strong>–</strong>1911). <strong>Zeitschrift</strong> für Schweizerische Archäologie undKunstgeschichte 66, Heft 2/3 (Zürich 2009) 171<strong>–</strong>192.16Siehe «Theorie und Praxis in der Denkmalpflege um 1900» inCastellani Zahir 1993 (wie Anm. 4) II, 157<strong>–</strong>195.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4103


Elisabeth Crettaz-Stürzel <strong>–</strong> Die grosse Lust auf Burgen und Museen9: Visualisierung Erweiterungsbau<strong>2013</strong> für dasLan<strong>des</strong>museum Zürich.preussische Marienburg/Malbork). Die historischen undarchäologischen Forschungen Ebhardts gaben der neuenHohkönigsburg über der Oberrheinebene die nötigeGlaubhaftigkeit und den vermeintlichen historischenWahrheitsgehalt (Abb. 8).Anlässlich ihrer Einweihung im Mai 1908 rührten sichbekanntermassen viele kritische Stimmen. Der frankophileund patriotische Elsässer «Hansi» (Pseudonymfür Jean-Jacques Waltz) 21 war eine von ihnen. Seinepolitische Ablehnung der Rekonstruktion dieser Ruineverpackte er geschickt in eine ironische Auseinandersetzungmit der neuen burgenkundlichen Theorie <strong>des</strong>Riegel’schen Alterswerts. Seine bissigen Karikaturensind bis heute gültig, er selbst zahlte übrigens seinekritische Haltung mit dem Gefängnis. Eine neu instandgesetzteBurg sollte nun möglichst alt aussehenund Originalsubstanz zeigen. Es stellte sich aber dannein Problem, wenn dieser originale Bestand mit seinenAltersfalten nicht ausreichend vorhanden war.Die Zwickmühle der wahren und falschen Patina hatHansi <strong>–</strong> bis heute unübertroffen <strong>–</strong> in seiner zur Eröffnungder Hohkönigsburg 1908 erschienenen Publikation überdie neue Bedachung der Hofbauten in Elsässer Dialektfolgendermassen karikiert: «Das Dach ischt neu. Aberdie Ziegel sind schwarz gemacht worden, und dann ischtMoos drauf gemalt worden, so dass man meinen soll,es ischt alt; dazwischen hat man rote Ziegel gesteckt, sodass man meinen soll, es ischt eben erscht ausgflicktworden.» 22 Nicht unerwähnt bleiben soll die Tatsache,dass die Hohkönigsburg von Anfang an einen musealenZweck erfüllte <strong>–</strong> sie wurde vom Kaiser nie bewohnt. Heutestellt sie eines der meistbesuchten Burgmuseen Frankreichsdar und ist französisches Nationalmonument.SchlussbetrachtungZurück zur Schweiz. Ich schliesse mit der Rede vonBun<strong>des</strong>rat Alain Berset anlässlich der Grundsteinlegung<strong>des</strong> Erweiterungsbau <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>museums Zürich(Abb. 9) am 30. April <strong>2013</strong>: «Mit ‹Gulls Schloss› wurde17Illustrirte (!) Elsässische Rundschau, Heft 3, Strassburg 1905.18Zu den Rheinberger-Zeichnungen und seinem Rekonstruktionsmodellsiehe Castellani Zahir 1993 (wie Anm. 4) I, 93<strong>–</strong>100.19Marion Wohlleben, Konservieren oder Restaurieren? (Zürich1989).20Castellani Zahir 1993 (wie Anm. 4) II, 165.21Hansi = Jean-Jacques Waltz (1873<strong>–</strong>1951). Siehe Robert Perreau,Hansi. La passion de l’Alsace, Editions Place Stanislas 2010.22Hansi, Die Hohkönigsburg im Wasgenwald und ihre Einweihung,16 Bilder (Mülhausen 1908) Bild XI: Das Dach.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4105


Elisabeth Crettaz-Stürzel <strong>–</strong> Die grosse Lust auf Burgen und Museenam Ende <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts ein Gebäude errichtet,das einer mittelalterlichen Schlossanlage gleicht. Türmchen,Zinnen und Hellebarden mitten in der rasendenersten Globalisierung. Und das Ganze gleich neben demHauptbahnhof. Dieser stand nicht nur für die wachsendeMobilität, sondern auch für wirtschaftliche Kraft undfür gesellschaftliche Beschleunigung. Weshalb wähltedie Schweiz von 1898, als das Lan<strong>des</strong>museum gegründetwurde […] ausgerechnet ein mittelalterliches Märchenschlossals Forum der nationalen Geschichte? Es war einVersuch der Selbstvergewisserung. Man suchte Orientierung,wozu man die Anfänge der Eidgenossenschaftheraufbeschwor. Oder <strong>–</strong> je nach Weltsicht und kritischemTemperament <strong>–</strong> die vermeintlichen Anfängeunserer Nation.» 23In ihrer spannenden Dialektik zwischen Alt und Neu,Gestern und Heute, tun auch andere Schlossmuseen undMuseumsschlösser auch noch heute genau das. Man willsich immer einmal wieder seiner eigenen Geschichte undIdentität versichern, egal ob es sich um einen kleinenOrt, eine Region, einen Kanton oder eine ganze Nationhandelt.RésuméAvec le Château de Pierrefonds (Dépt. Oise) en France, le Châteaude Kreuzenstein en Basse-Autriche et le Château du Haut-Kœnigsbourg (Alsace), sont apparus vers la fin du 19 e siècletrois importants musées en château néoféodaux. Dans cet espritde monuments architecturaux nationaux, la Confédérationrépublicaine a, elle aussi, construit autour de 1900 deuxmusées en forme de châteaux d’apparence médiévale à Zurich(Musée national suisse) et Berne (Musée d’Histoire).L’époque à laquelle de tels châteaux sont apparus, où d’autresont fait l’objet de travaux de réfection, est appelée de nos joursla Renaissance féodale. L’éventail <strong>des</strong> activités de rajeunissement<strong>des</strong> anciens châteaux et ruines était très varié. C’est pourquoiil est particulièrement difficile, dans le renouveau <strong>des</strong>châteaux forts, de différencier entre les types de mesures architectoniques,telles que les nouvelles constructions, les reconstructions,les restaurations, les rénovations et conservations.Non seulement l’ampleur <strong>des</strong> réfections <strong>des</strong> anciens murs variait,mais aussi l’affectation du nouveau château pouvait grandementdifférer. La Renaissance féodale a donnée naissance à<strong>des</strong> constructions polyvalentes.23ALAIN BERSET, Grundsteinlegung für die Zukunft. SchweizerischesNationalmuseum III/<strong>2013</strong> (Zürich <strong>2013</strong>) 10.La reconstruction <strong>des</strong> châteaux et ruines reçus en héritage étaitétroitement liée à la classe aristocratique. La bourgeoisie et lesnouveaux riches industriels ont assidument imité les aristocrates,en mariant très habilement les utopies du faux-vieux etl’esprit moderne technique. On citera par exemple le Châteaude Landsberg près d’Essen (August Thyssen 1904) ou le Châteaude Ripaille (Frédéric Engel-Gros). Les seules choses quela nouvelle couche sociétale (bourgeoisies et nouveaux riches)ne possédait pas et dont les nobles débordaient, étaient les traditionset l’histoire. Posséder un château, ancien ou nouveau,était un signe de réussite sociale.Dans l’historicisme, la Renaissance féodale peut être scindéeen trois phases stylistiques. Dans une première phase romantique,entre 1820 et 1850, <strong>des</strong> reconstructions fantaisistesspectaculaires et appréciées encore aujourd’hui ont vu le jour.De 1850 à 1880, pendant la seconde phase, on recherchal’unité de style, le «château idéal». Entre 1880 et 1914 suivitla troisième phase, durant laquelle on recherchait un MoyenAge réel et évocateur lors <strong>des</strong> travaux de rénovation de châteaux.D’où est né le faux-vieux à l’atmosphère authentique.Différentes époques stylistiques étaient mélangées dans unseul bâtiment. Le «château composé» est venu remplacer lechâteau idéal.La renaissance féodale a connu son apogée autour de 1900. Unengouement qui s’est traduit aussi bien par le nombre de rénovationsque par l’intérêt public général en faveur <strong>des</strong> châteauxet de leur examen scientifique (par exemple Bodo Ebhardt,Otto Piper, Albert Naef, Henry de Geymüller). A cela s’ajoutale Heimatstil régional et le mouvement de réforme internationaldans l’artisanat manuel (Arts & Crafts) : l’Art nouveau embrassaitle Moyen Age.(Sandrine Wasem, Thun)RiassuntoCon il castello di Pierrefond (Dip. Oise) in Francia, con ilcastello di Kreuzenstein nella Bassa Austria e con il castellodi Hochkönigsburg (Alsazia) sorsero alla fine del XIX secolotre importanti musei castellani neofeudali. Sulla base di questiesempi di monumenti di architettura nazionale anche la Confederazionerepubblicana decise di erigere intorno al 1900 duemusei di stampo medievale con l’aspetto del tutto simile a uncastello, ovvero il Museo storico di Berna e il Museo nazionalesvizzero a Zurigo.L’epoca, durante la quale questi castelli furono eretti e altri restaurati,può essere definita come un «revivalismo dei castelli».Gli interventi effettuati sui castelli ancora conservati o in rovinasono di vario genere. Pertanto nel cosiddetto revivalismodei castelli è difficile fare una distinzione tra i vari tipi di interventi,ovvero tra una costruzione nuova, la ricostruzione, il restauro,il riattamento e la conservazione. Non solo la portatadegli interventi di restauro effettuati sulle vecchie mura variavano,bensì anche la funzione, per la quale i nuovi castellivenivano eretti, era assai differente. Il periodo del revivalismodei castelli generò edifici multifunzionali.L’aristocrazia come committente era strettamente legata allaricostruzione dei fortilizi che aveva ereditato. La borghesia ei magnati dell’industria, ovvero l’aristocrazia del denaro, se­106 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Elisabeth Crettaz-Stürzel <strong>–</strong> Die grosse Lust auf Burgen und Museenguirono assiduamente questo esempio, creando sapientementeuna simbiosi tra le utopie del dominio e la tecnica moderna.Degni di nota sono il castello di Landsberg presso Essen (AugustThyssen 1904) o il castello di Ripaille (Frédéric Engel-Gros). La nobiltà si differiva dalla borghesia e dall’aristocraziadel denaro semplicemente a causa degli stretti legami che avevacon la tradizione e la storia, caratteristiche estranee al nuovoceto sociale. Essere proprietari di un castello (antico o nuovo)era simbolo di successo in ambito sociale.Il periodo del revivalismo dei castelli nello Storicismo può esseresuddiviso in tre fasi.La prima fase, tra il 1820 ed il 1850, è caratterizzata soprattuttodalla costruzione di edifici spettacolari e da ricostruzionifantasiose ancor oggi apprezzate. La seconda fase, dal 1850al 1880, mirava ad una sorta di unificazione degli stili (unitéde style), ovvero la creazione di una perfetta unità stilistica(le château idéal). Durante la terza fase, dal 1880 fino al 1914,vi fu l’ambizione, per quanto concerne la ricostruzione deicastelli, di creare un suggestivo per così dire «reale» Medioevo.Sugli edifici sono spesso riscontrabili contemporaneamente stiliartistici di più epoche. Infine poi il château composé sostituì ilchâteau idéal.Intorno al 1900 il revivalismo dei castelli raggiunse il suo apice,sia per quanto concerne il numero delle ricostruzioni come ancheper l’interesse pubblico in generale per i fortilizi e la ricercascientifica legata ad essi (Bodo Ebhardt/Otto Piper). A ciò andòanche ad aggiungersi il cosiddetto Heimatstil o stile patrioregionale e il movimento riformatore internazionale nell’ambitodell’artigianato artistico (Art & Crafts). Lo stile Liberty«abbracciò» per così dire il Medioevo. La ricerche storichee archeologiche di Ebhardt diedero al nuovo castello diHochkönigsburg, che domina dall’alto la pianura renana, lanecessaria credibilità e la presunta veridicità storica. Pertantoin un castello riattato dovrebbe risaltare sia la sua antichità siala sua struttura muraria originale.(Christian Saladin, Basilea/Origlio)ResumaziunCun il Château de Pierrefonds (Dépt. Oise) en Frantscha, ilchastè da Kreuzenstein en l’Austria Bassa e la Hohkönigsburgen l’Alsazia èn vegnids endrizzads a la fin dal 19avel tschientanertrais enconuschents museums neofeudals en chastels.A basa da l’idea da crear monuments architectonics naziunalsha era la Confederaziun republicana construì enturn il 1900dus chastels medievals sco museums a Turitg (museum naziunal)ed a Berna (museum istoric).L’epoca, durant la quala tals chastels èn vegnids construidsed auters renovads, vegn titulada oz sco la renaschientschadals chastels. La paletta da las intervenziuns architectonicasper renovar las ruinas ed ils vegls chastels è stada fitg variada.Perquai èsi difficil da differenziar en la renaschientscha dalschastels tranter las diversas intervenziuns architectonicas scoconstrucziuns novas, reconstrucziuns, restauraziuns, renovaziunse conservaziuns. Betg mo la dimensiun da las restauraziunsda la miraglia veglia era differenta, era l’intent dals novschastels era zunt divers. La renaschientscha dals chastels hagenerà construcziuns multifuncziunalas.La reconstrucziun da las ruinas e dals chastels ertads era stretgamaincolliada cun l’aristocrazia sco patruns da construcziun.Ma era la burgaisia e la nova noblezza industriala hanimità premuradamain l’aristocrazia ed han cumbinà zunt inschignusamainutopias signurilas cun svilups tecnics moderns.Sco exempels lain nus menziunar il chastè da Landsbergdatiers dad Essen (August Thyssen, 1904) ubain il Château deRipaille (Frédéric Engel-Gros). Il sulet che mancava a questanova classa sociala (la burgaisia e la nova noblezza) era la tradiziune l’istorgia, duas qualitads che l’aristocrazia possedevaen abundanza. Esser en possess d’in chastè (nov u vegl) erain’expressiun dal success social.La renaschientscha dals chastels en l’istorissem pon ins divideren trais fasas stilisticas. En l’emprima fasa romantica tranteril 1820 ed il 1850 èn vegnidas fatgas surtut reconstrucziunsda fantasia spectacularas e popularas fin il di dad oz. Dal1850 fin il 1880, en la segunda fasa, vulevan ils patruns realisarl’unité de style, damai l’unitad stilistica perfetga resp. lapurezza stilistica (le château idéal). E durant la terza fasa, cheha durà dal 1880 fin il 1914, era la finamira quella da vulairrealisar reconstrucziuns da chastels tenor l’ideal dal tempmedieval «real». Differentas epocas da stil istoricas vegnivancumbinadas sut il tetg d’in sulet edifizi. Il château composé hasubstituì il château ideal.La renaschientscha dals chastels ha cuntanschì enturn l’onn1900 ses punct culminant, quai tant areguard il dumber da lasreconstrucziuns sco er areguard l’interess general public perchastels e lur perscrutaziun scientific spezialisada (Bodo Ebhardt/OttoPiper). En pli vegniva l’architectura dals chastelsinfluenzada dal stil regiunal e dal moviment da refurma internaziunalen l’artisanadi (Arts & Crafts): il jugendstil ha bitschàil temp medieval. Las perscrutaziuns istoricas ed archeologicasdad Ebhardt han dà a la nova Hohkönigsburg, situadasur la planira dal Rain superiur, la credibladad necessaria ela vardaivladad istorica supponida. In chastè renovà da novdueva ussa vesair or uschè vegl sco pussaivel e suttastritgar lasubstanza originala.(Lia Rumantscha, Cuira)Abbildungsnachweis:1: Serge Lohner, Château du Haut-Koenigsbourg,doc. de presse <strong>2013</strong>2: Alex Gempeler, Bernisches Historisches Museum3: Fondation du Château Mercier, Sierre4: Fondation Ripaille, Thonon5: Jan Halady7: aus Castellani Zahir 1993 (wie Anm. 4) Abb. 1058: Thomas Bitterli <strong>2013</strong>9: Architron GmbH, ZürichAdresse:Dr. Elisabeth CrettazLe Forum4, rue <strong>des</strong> Cinq 4000CH-3961 Zinal VSelisabeth.crettaz@bluewin.chMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4107


Nanina Egli <strong>–</strong> Mauern zum Erzählen bringen4: Albertotypie der Kyburger Madonna von Loreto vonRaffael.5: Matthäus Pfau mit einem Gemälde <strong>des</strong> WinterthurerMalers Anton Graff.Archäologie verraten. Pfaus Vorgehen war nicht ungewöhnlich,ungewöhnlich war aber seine Idee, aufKyburg eine Art Museum einzurichten. Wie bei<strong>des</strong> zusammenhängt,soll dieser Aufsatz verdeutlichen.Die SammlungMatthäus Pfau (Abb. 3) hatte bereits in Winterthur eineGalerie von Gemälden ausgestellt, diese stand «Künstlernund Kunstfreunden in der Regel täglich Vormittags10<strong>–</strong>12 und Nachmittags von 2<strong>–</strong>5 Uhr» offen. 6 DenGrundstock hatte er von seinem Onkel geerbt. 7 Durchgeschicktes Zukaufen erwarb er sich eine ansehnlicheSammlung, die sich durch «Vollständigkeit in der Vertretungder Malerschulen» auszeichnete. Spitzenstückewaren Bilder von Dürer, Cranach, Rubens, van Dyck,die Perle der Sammlung war die so genannte Madonnavon Loreto von Raffael (Abb. 4). Raffael galt dem19. Jh. als wichtigster Maler, seine Madonnen waren dieKrönung seiner Schöpfung. 8 Die Pfau’sche Sammlunggehörte bald zu einer der wichtigsten der Schweiz. 9 Inseinem Winterthurer Privathaus war es ihm aus Platzproblemenjedoch immer schwerer gefallen, Besucher zuempfangen <strong>–</strong> dieses Problem stellte sich auf der Kyburg4Diese werden heute auf 1440 resp. 1480 datiert, siehe RaphaelSennhauser/Doris Warger, Die Schlosskapelle Kyburg und ihreWandmalereien, Kanton Zürich. Schweizerische Kunstführer Serie67, Nr. 664 (Bern 1999). Allgemeiner: Doris Warger/RaphaelSennhauser, Die mittelalterlichen Wandmalereien in der SchlosskapelleKyburg. Restaurierung und Restaurierungsgeschichte. KleineSchriften zur Denkmalpflege Heft 3 (Zürich und Egg 1999); PeterNiederhäuser/Raphael Sennhauser, Von der Grafenburg zumLandvogteischloss. Vor 550 Jahren ging die Kyburg endgültig in denBesitz Zürichs über. Heimatspiegel. Illustrierte Beilage im Verlag von«Zürcher Oberländer» und «Anzeiger von Uster», Juli 2002, 49<strong>–</strong>55.5Etwa Elisabeth Crettaz-Stürzel, Romantik oder Herrschaftsanspruch.Burgenrenaissance und Burgenforschung zwischen 1870und 19<strong>18.</strong> In: Georg Ulrich Grossmann/Hans Ottomeyer(Hrsg.), Die Burg. Wissenschaftlicher Begleitband zu den Ausstellungen«Burg und Herrschaft» und «Mythos Burg» (Dresden 2010)292<strong>–</strong>301.6Matthäus Pfau, Gemälde-Gallerie (Winterthur 1864).7Folgen<strong>des</strong> nach dem Nachruf von Friedrich Salomon Vögelin,† Matth. Pfau. Landbote Nr. 193<strong>–</strong>195, 16.<strong>–</strong><strong>18.</strong> August 1877.8Elisabeth Schröter, Raffael-Kult und Raffael-Forschung. JohannDavid Passavant und seine Raffael-Monographie im Kontext derKunst und Kunstgeschichte seiner Zeit. Römisches Jahrbuch derBibliotheca Hertziana 26 (1990) 303<strong>–</strong>397.9Viele (aber beileibe nicht alle) Gemälde gelten heute als Kopien, sodie Madonna.110 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Nanina Egli <strong>–</strong> Mauern zum Erzählen bringen6: Die Eiserne Jungfrau, von Pfau gekauft, um eine Sagezu konkretisieren.nicht. Pfau öffnete so den Besucherkreis; gegen den Betragvon 50 Rappen konnte man das Schloss täglich besichtigen.10 Bald kamen Tausende auf die Burg. Dochsie wollten nicht nur Kunst sehen: kostbare Möbel,eine Waffensammlung, Folterwerkzeuge und lebensgrosseFigurinen, die historische Szenen zeigten, zogendas Publikum ebenso an.Matthäus Pfau war Politiker der Demokratischen Bewegung,zu deren Kernanliegen die Förderung der Bildunggehörte (Abb. 5). Die Auseinandersetzung mit Geschichteund Kunst sollte zum mündigen Stimmbürgererziehen; das erklärte Hauptziel war es, den «Sinn fürdas Schöne & Edle in unserm Volk zu wecken.» 11 DasBetrachten von «Rafael’s herrlicher Apotheose der Mutterliebe»12 sollte die Betrachter zu besseren Menschenmachen. Doch genauso wichtig waren Abschreckungen.Pfau schrieb bereits im ersten Schlossführer, manerzähle sich auf der Kyburg, dass im spitzen Winkelzwischen Kapelle und Mauer früher eine Eiserne Jungfrau(Abb. 6) platziert war. 13 1876 kaufte Pfau einsolches Gerät, das Narrative materialisierte sich. Pfaubehauptete aber nie, dass sie von Kyburg stammte; erhielt sie aber für echt und wollte niemanden damit betrügen.14 Der Hauptzweck war eine «Gemüthsbildung» 15<strong>des</strong> Publikums. Der «materialistischen» Zeit <strong>des</strong> 19. Jh.sollte ein Spiegel vorgehalten werden. «Diese stummenZeugen eines erbarmungslosen Strafverfahrens sprechenlauter und mächtiger für Humanität als die beredetstenWorte es je thun vermöchten, und in diesem Sinnescheinen uns solche Schaustellungen vollkommen gerechtfertigt»,kommentierte ein Anonymus im BernerBund. Nach Pfaus Freund, dem Zürcher Professor fürKunst- und Kulturgeschichte Salomon Vögelin (1837<strong>–</strong>1888), sollte sie «den finstern Sinn <strong>des</strong> Mittelalters undim Gegensatz dazu den Fortschritt der Humanität, derenunsere Zeit sich erfreut, dem Beschauer veranschaulichen».16 Mittelalterliches diente dem 19. Jh. nicht nurfür nostalgische Gefühle, meist ging es darum, in derAuseinandersetzung mit der finsteren «Mittleren Zeit»die Moderne, in der man selber wirkte, schärfer kontrastierenzu können. 17Das Proto-MuseumEin altes Gebäude, darin ausgestellt eine Sammlung ausGemälden und historischen Objekten;gegen ein geringes Entgelt ist die Sammlung für alle geöffnet.Für uns Heutige ist der Fall klar: Kyburg warein Museum. Für Pfau und seine Zeitgenossen war dasanders. Das Schloss wurde nie «Museum» genannt.Heute nehmen wir Burgen und Schlösser als «idealtypischeMuseen» wahr, «weil sie als authentische Bautenund mit zumin<strong>des</strong>t teilweiser authentischer Raumausstattung,Fresken, Gemälden und Skulpturen sowieden Gartenanlagen Lebensgefühl und fürstliche Lebensweisenbestimmter Epochen widerspiegeln.» 18 War esdamals anders? Handelt es sich nur um Bezeichnungsnuancen?Im 19. Jh. waren Schweizer «Museen»eher in neuen Gebäuden untergebracht und das Ergebnisder Sammlung einer Körperschaft, welche vonkantonalen oder städtischen Organen sowie privatenVereinen und Gesellschaften getragen wurde. Man hättenicht davon gesprochen, dass die Burg ein «Museum»sei, sondern eher, dass sich in ihr ein «Museum» befinde.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4111


Nanina Egli <strong>–</strong> Mauern zum Erzählen bringenGewordene der Gegenwart politisch und kulturell verstehen.22Die Inszenierungen im Schloss und <strong>des</strong> Schlosses, derMassenbetrieb von Tausenden von Besuchern, der pädagogischeAnspruch erinnern stärker daran, wie einMuseum gemäss ICOM heute definiert wird, denn andie Mehrheit der als «Museen» bezeichneten Institutionen<strong>des</strong> 19. Jh. 23 Matthäus Pfau fand in all seinen Bestrebungenstets Unterstützung bei seinem Freund7: Titelblatt der Gedenkschrift. Achte Auflage <strong>des</strong> schmalenKyburg-Gedenkblattes <strong>–</strong> es sollte für jeden erschwinglich sein.Zeitgenossen verstanden den museumsähnlichen Betriebauf dem Schloss nicht als «öffentlich», sondern als Einladungzum Privatleben von Matthäus Pfau, als Zeichenseiner persönlichen Gastfreundschaft. Pfaus Bemühungensind am besten mit den Praktiken adeliger Burgbesitzerzu vergleichen, die ihre Sammlungen ausgesuchtenBesuchern zeigten. 19 Intertextuelle Ähnlichkeiten <strong>des</strong>Kyburger Führers (Abb. 7) mit dem Führer der Wartburglassen vermuten, dass die Ausgestaltung dieser BurgPfau beeinflusst hatte. 20 Das Proto-Museum auf Kyburgunterschied sich insoweit, dass sich Ausrichtung undGeschichtsbild ins Demokratische transformierte: bildungsbürgerlicheVereine, Schulklassen, Handwerkergruppenund Familien bildeten das Publikum. 21 Sie solltennicht das Früher verehren, sondern das geschichtlich10Dazu vor allem Pfaus Kyburger Führer; Matthäus Pfau, Kyburg.Die Stammburg mütterlicher Seite Rudolfs v. Habsburg. Mit einerOriginalzeichnung von J. H. Möller. Wegweiser und Gedenkblattden Besuchern <strong>des</strong> Schlosses, erste bis achte Auflage (Winterthur1866<strong>–</strong>1879).11Zentralbibliothek Zürich, MS T 311.175, 3. November 1867, Briefvon Matthäus Pfau an Salomon Vögelin.12Matthäus Pfau, NZZ, 14. August 1868.13Pfau, Kyburg 3, S. 7; Pfau, Kyburg 1, S. 25: Die Eiserne Jungfrauwar nach dieser Erzählung eine Art Statue, die sich, wenn sie denDelinquenten «küsste», öffnete, worauf dieser in eine mit Stachelngespickte Fallgrube fiel.14Zu den Eisernen Jungfrauen, sämtliche «Fälschungen», vgl. WolfgangSchild: Die Eiserne Jungfrau. Dichtung und Wahrheit. Schriftenreihe<strong>des</strong> Mittelalterlichen Kriminalmuseums Rothenburg ob derTauber 9, Ausgabe 3 (Rothenburg 1998).15Die eiserne Jungfrau auf Schloss Kyburg. Sonntagsblatt <strong>des</strong> BundNr. 42, Bern 15. Oktober 1876, 332.16Vögelin 1877 (wie Anm. 7).17Dazu Valentin Groebner: Das Mittelalter hört nicht auf. Über historischesErzählen (München 2008) 52<strong>–</strong>90; Otto Gerhard Oexle,Die Moderne und ihr Mittelalter. Eine folgenreiche Problemgeschichte.In: Peter Segl (Hrsg.): Mittelalter und Moderne. Entdeckungund Rekonstruktion der mittelalterlichen Welt. Veröffentlichungen<strong>des</strong> Mediävistenverban<strong>des</strong> 2 (Bayreuth 1997) 307<strong>–</strong>364.18Hildegard Katharina Vieregg, Museumswissenschaften. EineEinführung (Paderborn 2006) 211.19Siehe etwa Michaela Völkel, Vom «Begaffen prächtiger Möbel»zum Bildungserlebnis. Schlossbesichtigungen in der Frühen Neuzeit.In: Berthold Heinecke/Hole Rössler/Flemming Schock(Hrsg.), Residenz der Musen: Das barocke Schloss als Wissensraum(Berlin <strong>2013</strong>) 125<strong>–</strong>147.20Hugo von Ritgen, Der Führer auf die Wartburg. Ein Wegweiser fürFremde und ein Beitrag zur Kunde der Vorzeit, mit Abbildungen,zweite Auflage (o. O. 1868).21Sammlung Schloss Kyburg, Besucherbücher, KY 536, 1872<strong>–</strong>1876;KY 537; 1876<strong>–</strong>1889.22Im Gegensatz das Geschichtsbild auf der Wartburg: Etiennefrançois, Die Wartburg. In: Etienne François/Hagen Schulze(Hrsg.), Deutsche Erinnerungsorte 2 (München 20022) 154<strong>–</strong>170.23ICOM (= International Council of Museums), Definition of a Museum,http://icom.museum/definition.html, eingesehen am 27. September<strong>2013</strong>: «A museum is a non-profit, permanent institution inthe service of society and its development, open to the public, whichacquires, conserves, researches, communicates and exhibits thetangible and intangible heritage of humanity and its environmentfor the purposes of education, study and enjoyment.»112 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Nanina Egli <strong>–</strong> Mauern zum Erzählen bringen8: Die Kyburg heute.Salomon Vögelin, welcher zu den Initianten <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong>Lan<strong>des</strong>museums gehören sollte <strong>–</strong> man kanndavon ausgehen, dass jener sich dazu von der Kyburginspirieren liess. 24Die Kyburg als HauptobjektBei anderen Museen war das Gebäude vor allem repräsentativeHülle, bei der Kyburg wurde das Schlossselbst zum Hauptobjekt der Sammlung. Zu Beginn standnoch die renommierte Kunstsammlung im Vordergrund.Jakob Frey referierte in seinem Werk «Das Schweizerland»1867 zwar seitenlang die Geschichte der Burg.Diese Geschichte galt jedoch nicht als Grund, Kyburgzu besuchen, es war «<strong>des</strong>sen schöne Gemälde-Gallerie»,die «alljährlich eine grosse Zahl Besucher anlockt.» 25Frey gab im Text keinen Hinweis darauf, dass man Geschichtlichesauch in situ sehen könnte. In den 1860er-Jahren, als auf der Kyburg ein Museumsbetrieb einsetzte,war es zwar üblich, die Gebäudegeschichte alterGebäude zu erzählen <strong>–</strong> aber man las sie nicht alsGeschichtsgebäude. Man brauchte sich eine Burg nichtanzusehen, um mehr über ihre Geschichte zu erfahren.Die Mauern schwiegen, Pfau brachte sie zum Reden.Damit zurück zur Eingangsszene. Anders als man annehmenkönnte, folgte Ferdinand Keller, immerhin einerder wichtigsten Archäologen seiner Zeit, der Aufforderungzum Burgbesuch erst nach dringlichen Briefenvoller neuer Entdeckungen in der Kapelle. Pfau wünschte,dass die Antiquarische Gesellschaft seine Funde veröffentlichte,und schrieb: «Sie werden sich durch eigenenAugenschein überzeugen, wie verdienstlich & lohnendeine solche Arbeit sein muss, da dem durch seineGeschichte ehrwürdigen Bauwerk 15 Jahrhunderte ihrenunverkennbaren Stempel aufgedrückt haben.» Dass manGeschichte am Bau erkennt, welche diesem ihren Stempelaufdrückte, entsprach (noch) nicht dem Diskurs derZeit.Als die Gesellschaft endlich eine Veröffentlichung zurBurg anberaumte, tauchten die Bearbeiter lange nichtauf der Burg auf. 26 1869 erschien in den Mitteilungender Antiquarischen Gesellschaft eine «Geschichte derBurgfeste Kyburg» von Johann Adam Pupikofer (1797<strong>–</strong>1882). 27 An zahlreichen Stellen marginalisiert dieser dieBedeutung der Burg als Gebäude, die Architektur erwähnteer kaum. 28 Im zweiten Teil, der Beschreibungder Kyburg, die der Burgbesitzer zusammen mit GottfriedKinkel veröffentlichte, konnte er die von ihm empfundenenMängel teils beheben. 29 Es ist auffallend, dassMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4113


Nanina Egli <strong>–</strong> Mauern zum Erzählen bringennicht nur die Historiker, sondern auch Architekten undArchäologen keinen grossen Wert auf genaue Beschreibungenlegten; kamen sie zu Besuch, dann nur für wenigeStunden, Pläne zeichnete Pfaus Sohn. Der Burgbesitzerversuchte alles, um Forschungen zu seiner Burg anzuregen.So intervenierte er, die Monographie sollte dochdas Resultat der «neuesten, gewissenhaftesten Forschungensein & das kann sie doch unmöglich, bevor nichteine genaue Lokal-Untersuchung vorgenommen». 30 Esist keine Selbstverständlichkeit, dass die Antiquare dieBurg besuchten, auch wenn sie zu Kyburg forschten.Pfau musste nahezu stur zum Kommen auffordern. Fürihn musste man die Mauern sehen, um die Geschichteder Burg zu verstehen, und die Geschichte kennen, umdie Mauern zu lesen: «Eine blosse architektonischeSchilderung wäre zu trocken gewesen & habe ich siedaher an passendem Ort mit Erinnerungen aus Sage &Geschichte durchflochten.» 31 Es ist dieses Durchflechten,das einen wissenschaftsgeschichtlichen Paradigmenwechselmarkiert. Obschon Pfau eine populäre Begründunganführte, markieren seine Hammerschläge einenBruchpunkt <strong>des</strong> Diskurses. 32 Die Mauern selbst erzähltennun Geschichte: «Es können uns nur noch die Umfassungsmauernerzählen, dass es hier war, wo Rudolf vonHabsburg 1266 die Abgeordneten Zürichs empfing.» 33Immer öfter tauchte die Burg nun in den Texten alspersonalisierte Akteurin auf, der Schlossführer besangsie als herrliches alte Schloss, Reiseschriftsteller lasensie als «verkörperte Romanze». 34 Damit war Kyburgzum Hauptobjekt der Sammlung auf Schloss Kyburggeworden (Abb. 8).Warum war der Laie Pfau den Experten aus Zürich indieser Hinsicht voraus? Wie konnte er eine Verknüpfungzwischen Mauern und Geschichte herstellen, diesich in der Forschung erst zwei Jahrzehnte später durchsetzenwürde? Pfau war vor allem Kunstsammler. Genauzu dieser Zeit entstand Kunstgeschichte als Disziplin. 35Nachdem die Kenner der Kunstwissenschaft zuvor dieEchtheit von Gemälden vor allem aufgrund der Vorgeschichtenzu rekonstruieren versuchten, setzte sichin den 1860er- und 1870er-Jahren das «Indizienparadigma»durch. 36 Aufgrund von Details wie der Handstellungeiner Figur versuchte man nun über die «Aechtheit»von Gemälden zu entscheiden. Diesen genauen,detektivischen Blick wandte Pfau auf das Mauerwerkder Kyburg an, er übertrug also neuestes kunsthistorischesProzesswissen auf die Geschichtswissenschaft,las Dinge als Quellen. Seine museologischen Praktiken,seine rabiaten Methoden, die Mauern zum Reden zubringen, waren Vorboten der späteren Denkmalpflege 37zu einer Zeit, als man in nächster Umgebung mittelalterlicheGebäude ohne Skrupel abriss. 3824Markus Bürgi, Vögelin, Friedrich Salomon. In: Historisches Lexikonder Schweiz (HLS), http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D3716.php, eingesehen am 30. September <strong>2013</strong>.25Jakob Frey, Das Schweizerland in Bild und Wort. Dargest. in malerischenOriginal-Ansichten und von versch. Künstlern in Stahl gestochen.Mit geschichtl.-, topo- und orogr.-physikal.- und ethnogr.-erl. Text, zwei Bände (Basel-London-Paris 1867) 227.26Staatsarchiv Zürich, AGZ W I 3. 174:26, 149, 23. August 1867:Brief von Pfau an Keller, vorgesehen waren Ferdinand Stadler undGeorg Lasius für den architektonischen, Gottfried Kinkel für denkünstlerischen Teil über die Fresken.27Johann Adam Pupikofer: Geschichte der Burgfeste Kyburg. Mitteilungender Antiquarischen Gesellschaft (der Gesellschaft fürvaterländische Alterthümer) in Zürich 16 (Zürich 1869) 9<strong>–</strong>52.28Als eines von vielen Beispielen: Zürich habe Kyburg wegen derLandschaft, nicht wegen Feste erworben. Pupikofer 1869 (wieAnm. 27) 49.29Matthäus Pfau/Gottfried Kinkel, Beschreibung der Burg Kyburg.Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft (der Gesellschaftfür vaterländische Alterthümer) in Zürich 16 (Zürich 1870) 93<strong>–</strong>113.30Staatsarchiv Zürich, AGZ, W I 3. 174:26, 156, 10. Mai 1868, Briefvon Pfau an Keller.31Staatsarchiv Zürich, AGZ, W I 3. 174:30, 116, 11. Oktober 1868,Brief von Pfau an Keller.32Dazu Michel Foucault: Archäologie <strong>des</strong> Wissens (Frankfurt a. M.1973) 96.33Pfau/Kinkel 1870 (wie Anm. 29) 100.34Kaden Woldemar: Das Schweizerland. Eine Sommerfahrt durchGebirg und Thal, mit Bildern von G. Bauernfeind; Holzschnitte vonA. Closs (Stuttgart 1875<strong>–</strong>1877) 112.35Regine Prange: Die Geburt der Kunstgeschichte. PhilosophischeÄsthetik und empirische Wissenschaft (Köln 2004) 174<strong>–</strong>180.36Carlo Ginzburg: Spurensicherung. Der Jäger entziffert die Fährte,Sherlock Holmes nimmt die Lupe, Freud liest Morelli. Die Wissenschaftauf der Suche nach sich selbst. In: Carlo Ginzburg: Spurensicherung.Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst (Berlin1995) 7<strong>–</strong>44.37Dazu: Isabel Haupt, «Kirche mit Düngerhaufen!» Rahn, Königsfeldenund die Gründung <strong>des</strong> Vereins zur Erhaltung vaterländischerKunstdenkmäler. <strong>Zeitschrift</strong> für schweizerische Archäologie undKunstgeschichte 69, (Nr. 3/4, 2012) 355<strong>–</strong>362.38Zur Frage, wie alte Gebäude im langen 19. Jahrhundert zu Mediender Geschichte wurde, schreibe ich bei Prof. Dr. Marcus Sandl (UniZürich) eine Dissertation mit Schwerpunkt auf Schweizer Geschichtsortenmit Habsburger Vergangenheit.114 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Nanina Egli <strong>–</strong> Mauern zum Erzählen bringenResuméMatthäus Pfau (1820<strong>–</strong>1877), un marchand de Winterthour,acheta le Château de Kyburg, qu’il habitat à partir de 1865.Contre un mo<strong>des</strong>te prix d’entrée, il montrait sa collection depeintures célèbres, instruments de torture, meubles et figurinesillustrant <strong>des</strong> scènes historiques. Des milliers de visiteursy sont venus. Le château, initialement simple enveloppe, devintun <strong>des</strong> objets principaux de la collection, si bien que finalement,l’édifice en lui-même est devenu la pièce maîtresse. Cequi semble pour nous être un musée typique, n’était pas appelé«musée» par ses contemporains. Matthäus Pfau invitait les visiteursdans sa sphère privée. Dans cet essai, l’auteur avanceque Matthäus Pfau avait transféré sur le château le paradigmede l‘indice, qu’il connaissait de l’histoire de l’art, faisant ainsiparler les murs pourtant muets. Ses métho<strong>des</strong> peu orthodoxes <strong>–</strong>par exemple retirer les crépis <strong>des</strong> murs pour mettre à jour <strong>des</strong>peintures <strong>–</strong> peuvent être interprétées comme un besoin de regarderderrière la façade. Homme politique appartenant aumouvement démocratique, la culture du peuple lui tenait beaucoupà cœur. Le musée précurseur du Château de Kyburg s’assimilaitpar conséquent davantage à notre conception <strong>des</strong> muséesque les institutions décrites alors comme telles.(Sandrine Wasem, Thun)RiassuntoMatthäus Pfau (1820<strong>–</strong>1877), un commerciante di Winterthur,proprietario del castello di Kyburg, visse nel fortilizio a partiredal 1865. Con l’acquisto di un biglietto d’ingresso ad unprezzo mo<strong>des</strong>to, offriva la possiblilità ai visitatori di ammirarenoti dipinti, strumenti di tortura, mobili pregiati e figurinesulle quali erano rappresentate scene storiche. I visitatorigiunsero a migliaia. L’edificio stesso, ossia il castello di Kyburg,assunse sempre più il ruolo centrale della collezione, tanto dadivenire infine il fulcro del museo. Ciò che a noi appare comeun «museo», inizialmente non era stato concepito come tale.Difatti Pfau invitava i visitatori come ospiti nella sua vita privata.Nel saggio viene argomentato che Pfau trasferì il concettodel cosiddetto «Indizienparadigma», ripreso da lui dalla storiadell’arte, all’architettura castellana con lo scopo di «concederela parola» ai muri altrimenti muti. I violenti metodi dalui adottati, come per esempio l’eliminazione degli intonaci perriportare alla luce affreschi più antichi, devono essere interpretaticome un’espressione legata all’esigenza di scoprire cosa sinasconde dietro alle facciate. Per lui, come politico del movimentodemocratico, l’istruzione del popolo rappresentava unapremessa fondamentale. Pertanto il protomuseo del castellodi Kyburg si avvicina assai di più al nostro concetto di museorispetto alle istituzioni vere e proprie (musei) di allora.(Christian Saladin, Basilea/Origlio)visità il chastè da Kyburg. L’edifizi sco tal, il chastè, è daventàin object da la collecziun adina pli impurtant, ed a la fin era ilchastè da Kyburg sez l’object principal. Quai che tuna per nussco in tipic «museum» na vegniva da quel temp betg numnàuschia. Pfau envidava ils visitaders da prender part sco giasts asia vita privata. En il tractat statti scrit che Pfau transferiva il«paradigma d’indizis», enconuschent ad el da l’istorgia d’art,sin l’architectura dal chastè e fascheva uschia raquintar lamiraglia mitta l’istorgia. Las metodas rabiatas <strong>–</strong> el ha tranterauter pitgà giu la liadira da las paraids per render visiblas laspicturas <strong>–</strong> ston vegnir interpretadas sco l’expressiun contemporanad’in basegn da vulair guardar davos las fatschadas. Scopoliticher dal moviment democratic era l’instrucziun dal pievelina da sias finamiras principalas. Il protomuseum en il chastèda Kyburg è uschia daventà insatge che correspunda pli fitg anossa imaginaziun d’in museum che las instituziuns tituladasda lezzas uras sco museums.(Lia Rumantscha, Cuira)Abbildungsnachweise:1: MS T 311.175, Handschriften Abteilung,Zentralbibliothek Zürich2, 4, 7: Nachlass der Familie Ticozzi-Pfau in Arese (IT)3, 5: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek.6, 8: Foto Ueli Stauffacher, Museum Schloss KyburgAdresse:lic. phil. Nanina EgliHistorisches SeminarCulmannstr. 18006 Zürichnanina.egli@hist.uzh.chResumaziunMatthäus Pfau (1820<strong>–</strong>1877), in commerziant da Winterthur,ha cumprà il chastè da Kyburg ed ha vivì lien a partir dal 1865.Per ina taxa d’entrada mo<strong>des</strong>ta mussava el als interessads siacollecziun da picturas renumadas, d’instruments da tortura,da bellas mobiglias e da statuettas che represchentavan scenasistoricas. Millis da visitaders han profità da la chaschun ed hanMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4115


Der Rittersaal im Bärenturm <strong>–</strong> Die Anfänge <strong>des</strong> SchlossmuseumsBurgdorfvon Armand BaeriswylSchloss Burgdorf: vom zähringischen Herrschaftsmittelpunktzum bernischen AmtssitzDas Schloss Burgdorf gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichenBurganlagen der Schweiz. Seit den Bauuntersuchungenvon Jürg Schweizer ist bekannt, dass essich um eine grosse und repräsentative mehrteilige Burganlagehandelt, die um 1200 in einem Zug und nach einheitlichemBaugedanken errichtet wurde (Abb. 1). 1 Ichnenne nur kurz die wichtigsten Aspekte: ein mächtigesSaalgeschosshaus als Palas, ein Bergfried, ein in unseremRaum seltener ebenerdiger Hallenbau nach dem Vorbildder normannischen «halls» und zwei Kapellen. Bemerkenswertist ferner das Baumaterial, bestanden doch dieBauten aus dem in unserer Gegend damals noch unbekanntenBackstein. Die Datierung auf die Zeit um 1200lässt keinen Zweifel über die Bauherrschaft: Es warHerzog Bertold V. von Zähringen, der diese romanischeAnlage errichten liess. Schon allein die Tatsache, dasswesentliche Bauteile dieser Burg aus dieser frühen Zeitnoch weitgehend erhalten und nicht durch spätere Umbautenund Abbrüche verschwunden bzw. verunklärtsind, macht Burgdorf überaus bedeutsam.Darüber hinaus erlauben die Untersuchungen <strong>des</strong> ArchäologischenDienstes <strong>des</strong> Kantons Bern an verschiedenenStellen der Burgdorfer Altstadt Hypothesen über dieder Burg zugedachten Funktionen und die Absichten vonBerchtold V. So ist inzwischen klar, dass er gleichzeitigmit dem Bau der Burg die Stadt gründete und eine ersteStadtkirche errichten liess (Abb. 2). 2Im Raum steht die Hypothese, die Gründung von Burgdorfum 1200 sei als Schritt zur Schaffung eines Residenzortesin einem künftigen zähringischen Herzogtum Burgundzu interpretieren und die Burg Burgdorf als <strong>des</strong>senHerrschaftsmittelpunkt, als Herzogsresidenz. 3 Sie unterscheidetsich in Grösse, Ausstattung und Repräsentationaugenfällig von allen anderen Zähringerburgen im Bur­1Jürg Schweizer, Die Kunstdenkmäler <strong>des</strong> Kantons Bern, Land 1:Die Stadt Burgdorf. Die Kunstdenkmäler der Schweiz 75 (Basel1985) 78<strong>–</strong>185.2Armand Baeriswyl, Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung im Mittelalter.Archäologische und historische Studien zum Wachstum derdrei Zähringerstädte Burgdorf, Bern und Freiburg im Breisgau.Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie <strong>des</strong> Mittelalters30 (Basel 2003) 35<strong>–</strong>86; zur Kirche: ebd., 308<strong>–</strong>309.3Baeriswyl 2003 (wie Anm. 2).1: Burgdorf, Schloss. Flugaufnahme<strong>des</strong> heutigen Zustan<strong>des</strong>mit Blick nach Südosten.116 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Armand Baeriswyl <strong>–</strong> Der Rittersaal im Bärenturm <strong>–</strong> Die Anfänge <strong>des</strong> Schlossmuseums Burgdorf2: Die GründungsstadtBurgdorf1 Gründungsstadt2 Stadterweiterung OberstadtOst3 Stadterweiterung Gewerbesiedlung«Holzbrunnen»4 Burgus mit Schlossgund: In Thun, Moudon, Freiburg i.Üe. und Bern standennur relativ bescheidene Turmburgen. Die Anlage vonBurgdorf hingegen wies ein reiches Raumprogramm mitKapellen, Sälen und Stuben unterschiedlicher Grösse undeiner grossen Halle auf <strong>–</strong> eine ideale Plattform für eindifferenziertes höfisches Leben in einer herzoglichenResidenz. Dazu passte auch die Stadtkirche, die mit Blickauf die bescheidene Stadtfläche auffällig gross dimensioniertist. Sie sollte wohl als Residenzkirche dienen,wie man sie oft in königlichen oder hochadligen Herrschaftszentrenfand.Nach dem Aussterben der Zähringer 1218 diente SchlossBurgdorf erst den älteren, dann den jüngeren Kyburgernals Residenz, bevor die Herrschaft 1384 an Bernüberging. Ab da war das Schloss der Sitz der bernischenOberherrschaft über Stadt und Amt Burgdorf, <strong>des</strong>senVertreter Schultheiss genannt wurde. Er war Oberhauptder Stadtbehörde und Amtmann der Gerichte. Mit demEnde <strong>des</strong> Ancien Régime wurde aus dem Schultheissder Oberamtmann, seit 1831 der Regierungsstatthalter,das Schloss blieb Amtssitz mit Gericht und Gefängnis,bis die kantonale Verwaltungsreform im Frühling2012 zum Auszug der Verwaltung führte. Im Momentwerden Pläne über die zukünftige Nutzung der Burg gewälzt,allein noch fehlt das Geld für eine neue Verwendungder Anlage. 4Die Gründung <strong>des</strong> Rittersaalvereins <strong>–</strong>Vorgeschichte und GründungDie Verwaltung <strong>des</strong> 1831 entstandenen Kantons Bernbasierte auf einer Einteilung in Amtsbezirke, die weitgehendmit den aus dem Ancien Régime stammendenLandvogteien identisch war. Die entsprechenden Behörden<strong>–</strong> Regierungsstatthalterämter, Obergerichte und Ge­Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4117


Armand Baeriswyl <strong>–</strong> Der Rittersaal im Bärenturm <strong>–</strong> Die Anfänge <strong>des</strong> Schlossmuseums Burgdorf3: Dr. med. Max Fankhauser, Burgdorf (1846<strong>–</strong>1933) Initiator<strong>des</strong> Rittersaalvereins und erster Präsident bis zu seinem Tod.fängnisse <strong>–</strong> residierten vielfach wie ihre Vorgänger inehemaligen Klöstern, Burgen und Schlössern. So auchin Burgdorf. Die Entwicklung dieser Behörden führte zueinem Mehrbedarf an Infrastruktur und Räumlichkeiten.In Burgdorf begann ab 1860 der schrittweise Ausbau<strong>des</strong> bisher vor allem als Amtswohnung und Kornlagergenutzten, ansonsten vielfach leer stehenden Schlosseszum modernen Verwaltungssitz. 5 1884 geriet dabei derzähringische Palas ins Visier <strong>des</strong> Hochbauamtes, welchesneuen Platz für das zu vergrössernde Gefängnissuchte. Dort befand sich im seit 1798 ungenutzten zweitenObergeschoss ein grosser Saal, der sich gut dafür zueignen schien.Als diese Pläne <strong>des</strong> Kantons ruchbar wurden, regtesich entschiedener Widerstand bei Einheimischen, denendieser Raum offenbar schon länger als «Rittersaal» bekanntwar, hatte er doch u.a. als Turnsaal im Wintergedient. In einer von 76 Burgdorfern unterzeichnetenPetition Ende November 1884 wurde der Berner Regierungsratersucht, auf die Zerstörung dieses mittelalterlichenKunstdenkmals zu verzichten. Sie regten an, statt<strong>des</strong>senden Saal und die an diesen anschliessende Kapellezu restaurieren und der interessierten Öffentlichkeit zugänglichzu machen. 6 Der Gedanke eines wiederhergestelltenRittersaal war damals zwei Jahre alt und hatteoffenbar seinen Anfang in einem Besuch <strong>des</strong> Pfarrers(und späteren Gründungsdirektors <strong>des</strong> kantonalen HistorischenMuseums in Bern) Karl Hermann Kasser beiseinem Alt-Zofinger-Freund Max Fankhauser, Arzt inBurgdorf. Deren gemeinsamer Besuch <strong>des</strong> Schlosses regteKassers Phantasie derart an, dass er Fankhauser einenTag später einen Brief mit Skizze und Beschreibung derWiederherstellung <strong>des</strong> Saals schickte (Abb. 3).Eine als Folge der Petition vom Kanton veranlassteExpertise beim Oberingenieur E. O. Ganguillet und denArchitekten Robert Roller II und Emil Probst, kam nichtüber raschend zum Schluss, ein Einbau von Gefängniszellenim «Bärenthurm» sei untragbar. 7 Das Ergebnis derExpertise rief die beiden Initianten, Kasser und Fankhauser,erneut auf den Plan. Sie beauftragten den Architektenund Direktor <strong>des</strong> alten Bernischen HistorischenMuseums, Eduard von Rodt, mit einem Restaurierungskonzeptmit Kostenschätzung und beriefen am 29.1.1885eine öffentliche Versammlung im Burgdorfer Casino ein,um ihre Idee vorzustellen. Die Anwesenden reagiertensehr positiv, und es wurde eine «Rittersaal-KommissionBurgdorf» mit dem einheimischen Initianten MaxFankhauser an der Spitze gewählt. Er wurde unterstütztvon Exponenten <strong>des</strong> Burgdorfer Bürgertums, dem RegierungsstatthalterPeter Moser, der als Vizepräsidentamtete, sowie von den zwei Kaufleuten Robert Heiniger-Ruefund Ernst Dür-Glauser, dem Gutsbesitzer FerdinandAffolter aus Oeschberg, dem Pfarrer Karl WilhelmBähler von Oberburg, dem alt Nationalrat AugustDür, dem Käseexporteur Ludwig Grieb und dem ArchitektenRobert Roller.Die Kommission ging beherzt ans Werk und sammelteGeld durch das Verfassen von Unterstützungsgesuchen,4M. Schürpf, Museumsschiff steuert neue Horizonte an. Das Schloss.Infos der Museen im Schloss Burgdorf <strong>2013</strong>, Heft 1, 1<strong>–</strong>2.5Folgen<strong>des</strong> stammt, wo nicht anders angegeben, aus: M. Winzenried,100 Jahre Rittersaalverein <strong>–</strong> 100 Jahre Schlossmuseum. BurgdorferJahrbuch 54, 1987, 131<strong>–</strong>194.6Winzenried 1987 (wie Anm. 5) 134.7Schweizer 1985 (wie Anm. 1) 91.118 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Armand Baeriswyl <strong>–</strong> Der Rittersaal im Bärenturm <strong>–</strong> Die Anfänge <strong>des</strong> Schlossmuseums Burgdorf4: Der Rittersaal im Eröffnungsjahr1886 <strong>–</strong> noch ist derRaum als solcher erkennbar.Vorträge und einen Basar. Gleichzeitig wurde die Restaurierungin Angriff genommen und erste Gegenstände alsGrundstock für die historische Sammlung erworben. Esscheint, dass sich etliche der Beteiligten auch finanziellengagierten, denn während die Arbeiten und Käufe soforteinsetzten, floss das Geld erst nach und nach. WichtigeDonatoren waren aber auch <strong>–</strong> bedingt durch die vielfältigenpersönlichen Verflechtungen <strong>–</strong> der Staat Bern, dieBurgergemeinde Burgdorf und das örtliche Gymnasium.Am 27. Juni 1886 wurde der renovierte Rittersaal mit derhistorischen Sammlung anlässlich einer Sitzung <strong>des</strong> HistorischenVereins <strong>des</strong> Kantons Bern eingeweiht, und eineWoche später war er erstmals für das interessierte Publikumgeöffnet (Abb. 4). Am 4. Juli 1886 fand ausserdemdie konstituierende Versammlung <strong>des</strong> Rittersaalvereinsstatt, der die Kommission ablöste. Dem ersten Jahresbericht<strong>des</strong> Vorstands ist zu entnehmen, wie sich derRittersaal damals präsentierte: Die Wände waren neu imStil <strong>des</strong> 14. Jh. ausgemalt, mit Adelswappen an den Wändenund einer Sockelleiste nach dem Vorbild der erhaltenenReste in der Kapelle. Das vermauerte Rundfensterder Kapelle war wieder geöffnet und mit historistischerGlasmalerei nach einem Entwurf <strong>des</strong> KunsthistorikersJohann Rudolf Rahn versehen. Der Kamin mit den erhaltenenSäulen erhielt wieder seinen Rauchhut. 8Am Beginn <strong>des</strong> Schlossmuseums Burgdorf stand alsoweder eine Sammlung noch ein Gebäude, sondern einRaum, der «Rittersaal». Und es ging in erster Linie umdie Verhinderung der gedankenlosen Zerstörung diesesjahrhundertealten Raumensembles durch den Kanton.Entdeckt wurde der Rittersaal von zwei geschichtsbegeistertenPrivatpersonen, beide akademisch ausgebildet,aber als Arzt bzw. Pfarrer nicht Historiker oderArchitekturhistoriker. Sehr schnell, spätestens nach derExpertise, welche sich gegen den geplanten Umbauwandte, standen die «Wiederherstellung» und öffentlicheZugänglichmachung <strong>des</strong> Rittersaals im Vordergrund.Die beiden Initianten erreichten mit unglaublicherEnergie innert kurzer Zeit, Gleichgesinnte um sichzu scharen, einen Verein zu gründen, Geld aufzutreiben,ein Projekt zu lancieren und es erfolgreich umzusetzen.Der Rittersaal wurde ganz im Sinn der Burgenromantik<strong>des</strong> 19. Jh. wiederhergestellt, gemäss der romantisierendverklärten Vorstellung, dass die Ritterschaft der Zähringerbzw. der Kyburger sich in diesem Raum zu Treffen,Beratungen und Festen versammelten.Die Namen der 76 Petitionäre, der Experten, der Kommissions-und der ersten Vereinsmitglieder zeigen, dassdie Aktivitäten von Fankhauser und Kasser fest in derbürgerlichen Oberschicht von Burgdorf und darüberMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4119


Armand Baeriswyl <strong>–</strong> Der Rittersaal im Bärenturm <strong>–</strong> Die Anfänge <strong>des</strong> Schlossmuseums Burgdorfhinaus verankert war. Es waren alles Männer, Ärzte,Pfarrer, Architekten, Kaufleute, Gutsbesitzer, dazu einRegierungsstatthalter und ein Alt-Nationalrat, die sichim neu gegründeten Verein engagierten. Man kannte sichaus dem Studium bzw. von der Studentenverbindung,aus dem Militär, der Politik und der Verwaltung.Vom Rittersaal zum lokal- und regionalgeschichtlichenMuseumDie ersten Jahre <strong>des</strong> Rittersaalvereins waren von einerklammen finanziellen Situation und dem Fehlen jeg licherpersoneller oder sonstiger Infrastruktur geprägt. DerEintritt war sonntags und donnerstags frei und kosteteansonsten 40 Centimes pro Person. Als Aufsicht undKassenpersonal fungierten der Gefangenenwärter Bornund <strong>des</strong>sen Tochter, die wissenschaftlichen Belange nahmenFankhauser und Kasser wahr, letzterer seit 1893Museumsdirektor in Bern. Erst 1935 wurde die nebenamtlicheStelle <strong>des</strong> Konservators geschaffen.Da sowohl Fankhauser wie Kasser auch begeisterteSammler von Antiquitäten waren und durch ihre Tätigkeitwie durch ihre Beziehungen mit sehr vielen Leutenin Kontakt kamen, entstand parallel zur Wiederherstellung<strong>des</strong> Rittersaals eine historische Sammlung. Zumeinen war man in Burgdorf offenbar froh, «alten Gerümpel»auf diese Art und Weise loszuwerden, zum anderenliess sich eine schöne Sammlung als Schenkung über dasAbleben <strong>des</strong> Sammlers hinaus erhalten, und drittens begannenerste Antiquitätenjäger über die Dörfer zu ziehen<strong>–</strong> darunter auch Landjäger, Kaminfeger und andereHandwerker <strong>–</strong> und die billig erstandenen Waren denMuseen anzubieten.Dementsprechend stand schon bald die historischeSammlung, ihre Äufnung wie ihre Präsentation im Zentrumder musealen Bemühungen. Seit seiner Gründungflossen dem Verein ein stetiger Strom von Antiquitätenaus Stadt und Amt Burgdorf zu. Die ursprünglicheAbsicht, den Raum wie ein Rittersaal <strong>des</strong> 14. Jh. wirkenzu lassen, kam <strong>des</strong>wegen immer weniger zur Geltung.Bald war der Raum überfüllt mit Schaukästen, Tischen,Trögen und einem grossen Doppelschrank, auf denenangekaufte und häufig auch geschenkte historische Gegenständelagen und standen. 1911, als der Rittersaalvereinsein 25-Jahre-Jubiläum feierte, umfasste dieSammlung rund 5400 Katalognummern. 9Die Geschichte <strong>des</strong> Museums war von der durch diestetig anwachsende Sammlung verursachten Raumnotgeprägt. Man erkennt über Jahrzehnte kein anderesKonzept als das Ziel, mehr Museumsraum zur Präsentationder lokal- und regionalgeschichtlich ausgerichtetenSammlung zu gewinnen, und zwar im Schloss. Daserreichten die Vereinspräsidenten <strong>–</strong> bis zu seinem Todim Dezember 1933 war das Max Fankhauser <strong>–</strong> mitstetigem und beharrlichem Verhandeln mit dem Eigentümer<strong>des</strong> Schlosses, dem Kanton. So wurde es 1904möglich, das über dem Saal liegende dritte Obergeschoss<strong>des</strong> Palas, das mit dem Ende <strong>des</strong> Ancien Régimenicht mehr als Kornlager genutzt wurde und leerstand, zu übernehmen und zu Museumszwecken umzubauen.Dafür wurde der bestehende Treppenturm <strong>des</strong>16. Jh. am Palas aufgestockt. 1918 zwang die weiterhinbestehende Raumnot den Verein, ein Angebot derStadt anzunehmen und im dritten Obergeschoss <strong>des</strong>Bucher’schen Geschäftshauses am Kirchbühl eine Aussenstelle<strong>des</strong> Museums einzurichten. Zum fünfzigjährigenBestehen 1936 konnte der Verein das Dachgeschoss<strong>des</strong> Palas vom Kanton übernehmen und mit der Hilfe<strong>des</strong> bernischen Lotteriefonds zum Museumsraum ausbauen.Eine weitere Vergrösserung gelang erst 1959, alsder damalige Präsident Roth nach zähen Verhandlungenweite Teile <strong>des</strong> Nordtraktes, den gesamten Bergfried,den Wehrgang der Vorburg und die Plattform <strong>des</strong> Torturmeszu Museumszwecken mieten konnten. 1973 folgtennoch weitere Räume, in denen erstmals die Bibliothekund das Archiv <strong>des</strong> Vereins angemessen unter gebrachtwerden konnte.Die Sammlung war eine Dauerausstellung. Eine Sonderausstellungwurde erstmals 1927 zum hundertsten To<strong>des</strong>tagvon Heinrich Pestalozzi gezeigt. Kurator war dasVereinsmitglied Rudolf Bigler, Lehrer und Stadtbibliothekarin Burgdorf, der fünf Jahre später der zweite Präsident<strong>des</strong> Vereins wurde. 10 Erst wieder 1950 und dann8Schweizer 1985 (wie Anm. 1) 104 und 106.9Winzenried 1987 (wie Anm. 5) 14510Winzenried 1987 (wie Anm. 5) 153.120 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Armand Baeriswyl <strong>–</strong> Der Rittersaal im Bärenturm <strong>–</strong> Die Anfänge <strong>des</strong> Schlossmuseums Burgdorf5: Der vollgestopfte RittersaalAnfang <strong>des</strong> 20. Jh.in immer dichterer Folge ab den Sechzigerjahren gab esweitere Sonderausstellungen.Die Wiederentdeckung <strong>des</strong> Rittersaals ab 1953In allen diesen Räumen stand die Präsentation <strong>des</strong>Sammlungsgutes im Vordergrund, in dem sich lokaleund regionale Geschichte spiegelt. Die architektonischeQualität <strong>des</strong> Schlosses <strong>–</strong> <strong>des</strong>sen Nukleus, der Rittersaal,ja den Anfang <strong>des</strong> Museums gebildet hatte <strong>–</strong> war völligin den Hintergrund getreten. Das änderte sich erst 1953.Der 1945 gewählte Präsident Alfred G. Roth, BurgdorferKunsthistoriker und späterer Präsident der Gesellschaftfür Schweizerische Kunstgeschichte, liess damalsden Rittersaal mit dem Ziel restaurieren, den überfülltenAusstellungsraum wieder in ein mittelalterliches architektonischesDenkmal zu verwandeln. Dafür wurdedieser nicht nur radikal von Museumsgut befreit, sonderndurch das Einziehen von zwei Zwischenwändenstellte man die mittelalterliche Dreiteilung <strong>des</strong> Geschossesin Saal, Kapelle und dazwischenliegendem Korridorwieder her. 11 Die Restaurierung von 1973 führte dieseIdee fort und setzte dabei die Erkenntnisse der Bauuntersuchungen<strong>des</strong> Kunsthistorikers und späteren kantonalenDenkmalpflegers Jürg Schweizer um. Seither istdie Funktion <strong>des</strong> Raums als um 1200 entstandenes zähringischesDenkmal zentral, und er dient nicht mehr alsAusstellungsraum für Museumsgut. Die Baugeschichte<strong>des</strong> Schlosses Burgdorf, seit 1985 erschöpfend und hervorragendaufgearbeitet von Jürg Schweizer, wurde erst2007 im Rahmen der neuen Dauerausstellung zur älterenBurgdorfer Stadtgeschichte ausführlicher vorgestellt.Die Zukunft <strong>des</strong> Museums2009 wurde im Rahmen einer tiefgreifenden bernischenVerwaltungsreform das Amt Burgdorf aufgehoben, und2012 verliessen die letzten Repräsentanten <strong>des</strong> bernischenStaatswesens nach 628 Jahren das Schloss. DasEnde einer tausendjährigen Kontinuität von Obrigkeitbietet neue Möglichkeiten, aber auch Risiken für das«Kulturschloss», das inzwischen aus drei Museen besteht,dem Schlossmuseum, dem Helvetischen Goldmuseumund dem Museum für Völkerkunde. Eine InteressengemeinschaftKulturschloss wurde eingesetzt, neuePläne wurden geschmiedet, neue Partner gesucht <strong>–</strong>voraussichtlich die <strong>Schweizerischen</strong> Jugendherbergen. Esgibt ein Konzept, das ein Nebeneinander der Museen mitder Jugendherberge ermöglicht, auch eine Professionalisierungder Museen und ihrer Depots ist geplant. Aberes fehlen die Mittel, alles umzusetzen; entsprechend in­11Schweizer 1985 (wie Anm. 1) 105.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4121


Armand Baeriswyl <strong>–</strong> Der Rittersaal im Bärenturm <strong>–</strong> Die Anfänge <strong>des</strong> Schlossmuseums Burgdorftensiv wird nach Geld gesucht. Im Moment halten ehren-und halbamtlich Tätige den Betrieb in Zusammenarbeitmit Fachkräften aufrecht.RésuméA l’image de ses prédécesseurs, l’administration du canton,fondé en 1831, avait souvent pour habitude de s’établir dansd’anciens monastères, forteresses ou châteaux. Il en fut demême à Berthoud. En 1884, l’Office <strong>des</strong> immeubles et <strong>des</strong>constructions, qui cherchait <strong>des</strong> locaux en vue de l’agrandissementde la prison, jeta son dévolu sur le palais <strong>des</strong> Zahringendu château de Berthoud. La population qui, depuis longtempsdéjà, considérait cette pièce comme «salle <strong>des</strong> chevaliers», s’estfarouchement opposée à ce projet. Une «Commission de laSalle <strong>des</strong> chevaliers» s’est constituée, laquelle a pu la restaurerà son idée en 1886. Les murs ont été repeints dans le style du14 e siècle, arborant <strong>des</strong> armoiries nobles, la lucarne murée dela chapelle a été rouverte et décorée de vitraux historiques etla cheminée, avec ses colonnes préservées, s’est vue dotée d’unenouvelle hotte.L’idée originelle, de conserver l’apparence d’une salle <strong>des</strong> chevaliersdu 14 e siècle a de plus en plus perdu d’importance.Rapidement, la salle s’est vue encombrée de panneaux d’affichage,de tables et d’une imposante armoire double, sur laquelleétaient placés <strong>des</strong> objets historiques achetés, mais aussisouvent reçus en cadeau. La qualité architectonique du château<strong>–</strong> et notamment la salle <strong>des</strong> chevaliers, où le musée est né <strong>–</strong> étaitcomplétement passée à l’arrière-plan. Il en a été ainsi jusqu’en1953, lorsque la salle a été rangée. La collection a pu être aménagéedans d’autres pièces d’exposition et la salle a retrouvél’apparence, qu’elle pourrait avoir eu d’après les recherches entermes d’histoire architecturale et artistique.(Sandrine Wasem, Thun)RiassuntoL’amministrazione del cantone costituito nel 1831 risiedevasovente, come già accadeva per i predecessori, in ex-conventie castelli. Tale situazione si ebbe anche a Burgdorf. Nel1884 l’Ufficio edile si interessò dell’edificio residenziale (degliZähringer) del castello di Burgdorf con lo scopo di allestirviun carcere più capiente. A tale progetto si oppose in manieradecisa la popolazione locale alla quale da tempo il locale eranoto come «sala grande». Per questo motivo nacque un’appositacommissione, la quale nel 1886 riuscì a restaurare la salasecondo i propri <strong>des</strong>ideri. Le pareti furono affrescate secondolo stile del XIV secolo e decorate con stemmi gentilizi. La finestracircolare della cappella fu riaperta e dotata di una vetratadecorata (pittura su vetro). Il camino con le sue colonne ancoraconservate ottenne nuovamente una cappa.In origine vi fu l’intenzione di far apparire il locale come unasala grande del XIV secolo. Tuttavia questa idea vieppiù si attenuò.Bentosto il locale si riempì di vetrine, tavoli e di un grossoarmadio sui quali venne esposta una moltitudine di oggetti storiciacquistati o spesso anche ricevuti in donazione. Pertantola qualità architettonica del castello ed in particolar modo ilnucleo del me<strong>des</strong>imo ovvero la sala in questione, fulcro delmuseo, passò in secondo piano. Solo nel 1953, allorquandola sala fu sgomberata dai mobili e dagli oggetti, la situazionecambiò. La raccolta di oggetti venne distribuita su altri locali ela sala fu riattata, cercando, sulla base dei dati emersi dalle ricerchestorico-artistiche, di riportarla al suo aspetto originale.(Christian Saladin, Basilea/Origlio)ResumaziunL’administraziun dal chantun fundà il 1831 residiava savenssco ses antecessurs en anteriurs chastels e claustras. Tranter auterer a Burgdorf. Il 1884 prenda l’uffizi da construcziun autaen mira il palaz zähringic dal chastè da Burgdorf, cunquai ch’eltschertgava ina nova plazza per la praschun ch’i valeva d’engrondir.Ils indigens, per ils quals questa sala era apparentamainenconuschenta gia pli lung temp sco «la sala da chavaliers»,han fatg ferma opposiziun cunter quests plans. Igl è safurmada ina cumissiun en favur da la sala da chavaliers, a laquala igl è reussì da restaurar l’onn 1886 la sala da chavalierstenor sias imaginaziuns. Las paraids eran da nov picturadas enil stil dal 14avel tschientaner cun vopnas da famiglias aristocraticas,la fanestra radunda mirada si da la chaplutta era vegnidaaverta e decorada cun vitraglias istoricas ed il chamin cun laspitgas existentas è danovamain vegnì munì cun in chapitsch.L’anteriura intenziun da transfurmar la stanza en ina sala dachavaliers dal 14avel tschientaner è vegnida messa adina plifitg a chantun. Prest era la sala fullanada cun vaidrinas, maisased ina gronda stgaffa dubla, sin la quala giaschevan u stevanobjects istorics cumprads u savens er obtegnids sco regals.La qualitad architectonica dal chastè <strong>–</strong> dal qual il nucleus, lasala da chavaliers, era stà il motiv per il museum <strong>–</strong> era daventadadal tuttafatg secundara. Quai è sa midà pir il 1953, curache la sala fullanada è vegnida rumida. La rimnada ha pudìvegnir exponida en autras localitads. Dapi lura sa preschenta lasala da chavaliers en quella furma, co ch’ella ha pudì vesair oratenor las perscrutaziuns architectonicas, istoricas e culturalas.(Lia Rumantscha, Cuira)Abbildungsnachweis:1, 2: ADB3, 4, 5: Rittersaalverein BurgdorfAdresse <strong>des</strong> Autors:Dr. Armand Baeriswyl,Erziehungsdirektion <strong>des</strong> Kantons BernAmt für Kultur / Archäologischer DienstBrünnenstrasse 66,Postfach 5233, CH-3001 Bernarmand.baeriswyl@erz.be.ch122 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Valangin, une société d’histoire pour châtelainde Claire Piguet«Pendant longtemps on s’était bercé de l’espoir qu’onrencontrerait un original qui serait enchanté de jouerau châtelain du moyen-âge et nous achèterait ce donjonà un bon prix. On avait aussi pensé qu’il pourrait êtreloué ou vendu pour l’exploitation d’une industrie. Maisnous devons renoncer à ces perspectives, l’amateur rêvéne s’étant jamais présenté et l’entretien <strong>des</strong> murs et <strong>des</strong>toits, ainsi que les transformations indispensables revenanttrop cher pour un industriel.» 1Au château de Valangin en 1893, la République etcanton de Neuchâtel (ci-après l’Etat) se résout à entre­prendre les transformations nécessaires à la conversionde cellules archaïques en une véritable prison civile(fig. 1 et 2). L’intervention prévoit notamment de diviserla salle dite <strong>des</strong> Chevaliers et d’en abaisser le plafond.Epouvanté par un projet qui risque de dénaturer l’édificeet fort du constat que Valangin est le dernier châteauseigneurial susceptible d’être aménagé «dans le style duMoyen-Âge» 2 , Frédéric Soguel <strong>–</strong> notaire et député radicaldu Val-de-Ruz 3 <strong>–</strong> parvient à suspendre la décision duGrand Conseil. Il mobilise alors la Société d’histoire etd’archéologie du canton de Neuchâtel fondée en 1864(ci-après la Société), afin de sauver le monument. Dansson esprit, l’Etat cèderait le bâtiment à l’association qui«arrangerait & meublerait successivement, au fur & àmesure de ses ressources les différentes salles dans le style& avec le mobilier <strong>des</strong> âges passés.» 4En dépit d’un corpus documentaire entaché de lacunes,explorons les deux premières décennies de cette ‹vie dechâteau› et cherchons à savoir si la nature du châtelaininfluence les modalités du sauvetage d’une forteresse etde sa conversion en musée. 51: La façade occidentale avant transformation, avec sesfenêtres murées, ses volets et ses barreaux, vers 1896.Tirage d’un cliché du photographe Monbaron, non daté.1Archives de l’Etat de Neuchâtel (AEN), Bulletin officiel <strong>des</strong> délibérationsdu Grand-Conseil 54, p. 64, 15 mai 1893.2Bibliothèque publique et universitaire de Neuchâtel (BPUN), fondsde la Société d’histoire et d’archéologie (SHAN), procès-verbaux 1:1864<strong>–</strong>1901 (PV-1), p. 17, 17 octobre 1893.3Notaire et membre du parti radical, Frédéric Soguel fait une bellecarrière politique couronnée par un poste de conseiller d’Etat, chefdu département <strong>des</strong> Travaux publics de 1897<strong>–</strong>1903. Il s’intéresse auchâteau de Valangin depuis le début <strong>des</strong> années 1880.4BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 104, 29 mai 1893.5Ce texte développe certains aspects précédemment traités parl’auteur dans: «Charles-Henri Matthey (1880<strong>–</strong>1956) ou une premièreapproche de l’histoire de la conservation et de la restauration <strong>des</strong>monuments historiques dans le canton de Neuchâtel (1900<strong>–</strong>1934)»,mémoire de licence, Université de Lausanne, 1990 et dans: «Le réveild’une forteresse assoupie: les multiples facettes de la conservationdu château de Valangin». Musée neuchâtelois (MN) 2, 1996, p. 99<strong>–</strong>109. Le travail de master de Julie Rothenbühler à l’Université deNeuchâtel devrait compléter sous peu les connaissances sur l’histoire<strong>des</strong> collections et de la muséographie du château. Nous remercionsenfin Nicole Froidevaux pour son regard aiguisé sur notre texte.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4 123


Claire Piguet <strong>–</strong> Valangin, une société d’histoire pour châtelain2: Distribution <strong>des</strong> locaux avant leur transformation par la Société; les cloisons <strong>des</strong> cellules et les bouchons <strong>des</strong> fenêtres sontencore clairement visibles; relevés attribués aux architectes Léo Châtelain, Jean Béguin et Louis Reutter, 1896.124 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Claire Piguet <strong>–</strong> Valangin, une société d’histoire pour châtelainUn miraculéDans son plaidoyer en faveur du sauvetage du château,Frédéric Soguel insiste sur le risque pour la région deperdre le «dernier édifice historique» toujours doté de«son cachet & son caractère.» 6 Quel crédit accorder àcette affirmation?Au sortir du Moyen Age, le territoire de l’actuel cantonde Neuchâtel compte dix châteaux. 7 Privés de leurrôle stratégique, ils doivent leur maintien à la permanence<strong>des</strong> droits féodaux qui leur sont attachés, les institutionsjudiciaires et carcérales en particulier. Mais aufil <strong>des</strong> siècles, le Conseil d’Etat peine à exiger <strong>des</strong> châtelainset <strong>des</strong> bourgeoisies l’entretien de corps de logisinconfortables, de dispositifs défensifs surannés et delocaux sous-exploités. En 1748, l’administration prussiennerechigne elle aussi à assumer sa part <strong>des</strong> frais etaimerait se défaire de cet encombrant héritage. 8 Devantla résistance de communautés comme celles de Boudryet de Valangin, les autorités font marche arrière, mais sebornent à de travaux d’entretien parcimonieux, ne manquantaucune occasion de se débarrasser de ce coûteuxpatrimoine. Convertis en prisons, bureaux, casernes,fermes, dépôts, salles de réunion, écoles, fabriques, etc.,les châteaux de Boudry, Colombier, Le Landeron,Môtiers, Neuchâtel, Thielle et Travers subissent lestransformations nécessaires à leurs fonctions du moment.Bien situés sur le Littoral neuchâtelois et longtempsen main de seigneurs locaux, les châteaux deVaumarcus et de Gorgier connaissent en revanche <strong>des</strong>remises en état et au goût du jour caractéristiques <strong>des</strong>édifices résidentiels.Revenons à Valangin où la forteresse atteint son développementmaximal à la mort de René de Challant en1564, avant d’être rattachée à la seigneurie de Neuchâtelen 1592 et de perdre en prestige. 9 Suite à un incendiedévastateur en 1747, le souverain propose de vendre la«vieille masure» 10 , mais doit consentir au rétablissementpartiel du corps de logis devant le refus catégorique dela population. De 1772 à 1848, le château abrite le Tribunal<strong>des</strong> Trois-Etats de Valangin, <strong>des</strong> cellules et le logementdu concierge geôlier. La réorganisation administrativede la nouvelle République prive néanmoins la localitéd’un statut de chef-lieu de district. En 1893, Valanginest donc le seul château neuchâtelois d’origine médiévaleà avoir échappé à la privatisation autant qu’à une lourdereconversion.Avec sa «masse rectangulaire assez lourde et sans architecture»11 , son implantation dans l’étranglement <strong>des</strong>plis du Jura et son aménagement rudimentaire, Valangincorrespond mal à l’image historiciste du château fortet au style de vie qui font rêver les riches industriels,les commerçants fortunés et les entrepreneurs à succès.Cette coquille vide posée sur un puissant appareil défensifoffre en revanche un potentiel de réhabilitation susceptiblede titiller les idéaux d’une société érudite (fig. 3). Avec sasubstance authentique marquée par l’histoire et son fortimpact visuel, le château possède en effet <strong>des</strong> atoutsmajeurs pour devenir un haut lieu de mémoire et «un butcharmant d’excursion instructive» 12 .Portrait du nouveau châtelainEn 1864, la Société s’est donné pour but l’enrichissementet la diffusion <strong>des</strong> connaissances relatives au passéneuchâtelois. Engagée dans le domaine <strong>des</strong> «antiquitéslacustres» et adepte d’actions pratiques, elle s’ouvreprogressivement à d’autres champs d’intérêt, mais demeuretrès influencée par les métho<strong>des</strong> de l’archéologiepréhistorique, qu’elle applique volontiers à l’histoirerégionale. 13La Société développe les activités classiques d’une associationd’érudits (recherches documentaires, publicationset conférences), mais elle n’hésite pas à explorer<strong>des</strong> directions plus originales et surtout très concrètes:fouilles archéologique, récolement d’archives, mesureslégislatives, délocalisation <strong>des</strong> assemblées générales, parexemple. Des initiatives comme le sauvetage du châteaude Valangin <strong>–</strong> qui permet de recruter 250 nouveaux adhérentsentre 1893 et 1900 <strong>–</strong> lui valent un solide soutienpopulaire tout en attirant la fine fleur intellectuelle etpolitique neuchâteloise.Mais reste à comprendre pourquoi ces Neuchâtelois <strong>–</strong>républicains pour la plupart <strong>–</strong> s’embarrassent du châteaude Valangin, un coûteux et encombrant symbole d’uneféodalité pourtant longtemps combattue.Coïncidence révélatrice, un ouvrage consacré cinquanteans plus tôt aux châteaux neuchâtelois est réédité enMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4125


Claire Piguet <strong>–</strong> Valangin, une société d’histoire pour châtelain3: Vue actuelle du châteaudepuis le nord.1894 et son nouvel avant-propos témoigne d’une approchede moins en moins émotionnelle et toujours plusscientifique. 14 Le château médiéval s’inscrit dorénavantdans une continuité historique et doit par conséquentfaire l’objet d’étu<strong>des</strong> et de mesures conservatoires.L’engagement de Frédéric Soguel est emblématique dusoutien <strong>des</strong> professions libérales et <strong>des</strong> nouvelles élites à<strong>des</strong> œuvres philanthropiques variées auxquelles il est debon ton d’offrir compétences, temps, argent et/ou objets.Au-delà du symbole que Valangin représente pource notable vaudrusien, le sauvetage du château revêt unedimension ‹patriotique› qui s’inscrit dans la droite lignede la politique de construction d’une identité nationaledéveloppée par le parti radical.En facilitant le sauvetage et la réappropriation d’un lieuporteur de souvenirs, les autorités cantonales espèrentqu’une fois restauré, le château de Valangin offrira uneoccasion d’ancrer les valeurs démocratiques et les institutionspolitiques dans une solide tradition historique.C’est dans ce contexte que le 20 novembre 1894, l’Etat etla Société signent une convention selon laquelle le premiercède à la seconde le libre usage du corps de logis, maisreste propriétaire de l’ensemble. Pêchant par omission <strong>–</strong> larépartition <strong>des</strong> responsabilités financières par exemple <strong>–</strong>,ce texte sera source de quelques malentendus. 156BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 104, 29 mai 1893.7Boudry, Colombier, Gorgier, Le Landeron, Môtiers, Neuchâtel,Thielle (sur territoire bernois depuis 1894), Travers, Valangin etVaumarcus. Pour un état du réseau castral médiéval neuchâtelois:Christian de Reynier, Villae, castri et châteaux forts: les sièges dupouvoir médiéval à Neuchâtel du second royaume de Bourgogne à lafin du Moyen Age. Moyen Age 2006/2, p. 69<strong>–</strong>89. Sauf indicationcontraire, les données historiques relatives aux transformations <strong>des</strong>bâtiments sont tirées de: Jean Courvoisier, Les monuments d’art etd’histoire du canton de Neuchâtel I<strong>–</strong>III (Bâle 1955, 1963 et 1968) etAndres Moser, Die Kunstdenkmäler <strong>des</strong> Kantons Bern, LandbandII (Basel 1998).8Neuchâtel est principauté prussienne de 1707 à 1848 et cantonsuisse depuis 1814. Proclamée en 1848, la République ne sera reconnuepar le souverain qu’en 1857.9Sur l’histoire du château de Valangin: Jean Courvoisier, Contributionà l’histoire du château de Valangin. MN 1963, p. 101<strong>–</strong>125;Courvoisier 1968 (cf. note 7); [Maurice Evard], Le château deValangin. Nouvelle revue neuchâteloise 2, 1984; Christian de Reynier,Aux origines de Valangin: regards sur le château médiéval.Revue historique neuchâteloise 1/2, 2005, p. 7<strong>–</strong>34.10AEN, Manuel du Conseil d’Etat 92, p. 560, 4 novembre 1748.11AEN, Bulletin […] du Grand Conseil 56, p. 352, 19 novembre 1894.12Lettre envoyée par la Société au Conseil d’Etat le 10 juin 1893,reproduite dans AEN, Bulletin […] du Grand-Conseil 56, p. 351,19 novembre 1894.13Pour la vie de la Société et ses projets, voir ses procès-verbaux(BPUN), ainsi que la revue Musée neuchâtelois qui publie le compterendu<strong>des</strong> assemblées générales et consacre régulièrement <strong>des</strong> articlesà l’histoire de la Société.14Max Diacon/Alfred Godet, Avant-propos de la réédition en 1894dans D.-G. Huguenin, Les châteaux neuchâtelois anciens et modernes(Neuchâtel 1843) p. 5<strong>–</strong>7.15«Concession de l’usage gratuit du château de Valangin par l’Etat deNeuchâtel à la Société d’histoire et d’archéologie du canton de Neuchâtel,du 17 novembre 1894», publiée dans MN 1894, p. 142<strong>–</strong>143.126 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Museen in Burgen und Schlössern der SchweizChâteau de MorgesChastè da TaraspCastello MontebelloSchloss ThunMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Verzeichnis von Museen in Burgen und SchlössernAARGAUAarau, SchlössliStadtmuseum AarauSchlossplatz 235000 Aarau062 836 05 17www.museumaarau.chBaden, LandvogteischlossHistorisches Museum BadenLandvogteischlossWettingerstrasse 25400 Baden056 222 75 74www.museum.baden.chHabsburg, SchlossSchloss HabsburgMuseum Aargau5245 Habsburg0848 871 200www.schlosshabsburg.chLenzburg, SchlossSchloss LenzburgMuseum Aargau5600 Lenzburg0848 871 200www.schlosslenzburg.chSeengen, Schloss HallwylSchloss HallwylMuseum Aargau5707 Seengen062 767 60 10www.schlosshallwyl.chMöriken-Wildegg,Schloss WildeggSchloss WildeggMuseum AargauEffingerweg 55103 Möriken-Wildegg062 887 12 30www.schlosswildegg.chBERNBurgdorf, SchlossKulturschloss Burg mit<strong>–</strong> Schlossmuseum<strong>–</strong> Helvetisches Goldmuseum<strong>–</strong> Museum für VölkerkundeSchlossmuseum BurgdorfPostfach 14843401 Burgdorf034 423 02 14www.kulturschloss.chJegenstorf, SchlossMuseum für bernischeWohnkulturSchloss JegenstorfGeneral-Guisan-Strasse 53303 Jegenstorf031 761 01 59www.schloss-jegenstorf.chLandshut, SchlossSchweizer Museum fürWild und JagdStiftung Schloss LandshutSchlossstrasse 173427 Utzenstorf032 665 40 27www.schlosslandshut.chMünsingen, SchlossSchloss MünsingenMuseumSchlossstrasse 133110 Münsingen031 724 52 81www.museum-muensingen.chNidau, SchlossSchlossmuseum NidauHauptstrasse 6 / Schloss2560 Nidau032 332 25 00www.schlossmuseumnidau.chOberhofen, SchlossStiftung Schloss OberhofenPostfach 263653 Oberhofen a. Th.033 243 12 35www.schlossoberhofen.chSpiez, SchlossSchloss-Museum SpiezSchlossstrasse 163700 Spiez033 654 15 06www.schloss-spiez.chThun, SchlossSchlossmuseum ThunSchlossberg 13600 Thun033 223 20 01www.schlossthun.chFRIBOURGGruyères, ChâteauChâteau de GruyèresRue du Château 81663 Gruyères026 921 21 02www.chateau-gruyeres.chRomont, ChâteauVitromusée RomontRue du ChâteauCase postale 1501680 Romont026 652 10 95www.vitromusee.chGLARUSNäfels, FreulerpalastMuseum <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> GlarusFreulerpalast8752 Näfels055 612 13 78www.freulerpalast.chGRAUBÜNDENTarasp, SchlossChastè da TaraspSchlossverwaltung TaraspJon Fanzun7553 Tarasp081 864 93 68www.schloss-tarasp.chLUZERNBeromünster, SchlossSchlossmuseum BeromünsterGemeinde BeromünsterFläcke 16215 Beromünster041 / 930 36 17www.beromuenster.ch/index.php?nav=5,140Ettiswil, Schloss WyherWasserschloss Wyher6218 Ettiswil041 422 18 74www.wasserschloss-wyher.chHeidegg, SchlossVereinigung Pro HeideggSchloss Heidegg6284 Gelfingen041 917 13 25www.heidegg.chNEUCHÂTELBoudry, ChâteauMusée de la Vigne et du VinChâteau de BoudryCase postale 1692017 Boudry032 842 10 98www.chateaudeboudry.chColombier, ChâteauChâteau de Colombier avec<strong>–</strong> Musée militaire<strong>–</strong> Musée <strong>des</strong> toiles peintesSSCM, service de la sécuritécivile et militaireCase postale 28<strong>2013</strong> Colombier032 889 54 99www.chateau-decolombier-ne.chValangin, ChâteauChâteau et musée de Valangin2042 Valangin032 857 23 83www.chateau-de-valangin.chST. GALLENAltstätten, Schloss PresteggMuseum Schloss PresteggHaus für Geschichte undKulturGerbergasse9450 Altstätten071 755 20 20www.museum-altstaetten.chRapperswil-Jona, SchlossPolenmuseumSchloss RapperswilPostfach 12518640 Rapperswil055 210 06 62www.muzeum-polskie.orgRapperswil-Jona,Turm und Breny-HausStadtmuseum Rapperswil-JonaHerrenberg 30/408640 Rapperswil056 210 24 84www.stadtmuseumrapperswil-jona.chSargans, SchlossMuseum SarganserlandSchloss Sargans7320 Sargans081 723 65 69www.museumsargans.chWerdenberg, SchlossSchlossmuseum WerdenbergVerein Schloss WerdenbergStädtli 309470 Werdenberg081 599 19 35www.schloss-werdenberg.chSCHAFFHAUSENBeringen, SchlossOrtsmuseum BeringenSteig 38222 Beringenwww.museum-beringen.chNeunkirch, SchlossOrtsmuseum NeunkirchHintergasse 98213 Neunkirch052 681 15 72www.neunkirch.ch/xml_1/internet/de/application/d44/f48.cfmSOLOTHURNFeldbrunnen-St. Niklaus,Schloss WaldeggMuseum im Schloss WaldeggWaldeggstrasse 14532 Feldbrunnen <strong>–</strong> St. Niklaus032 627 63 63www.schloss-waldegg.so.chHalten, TurmMuseum Wasseramt <strong>–</strong>Turm in Halten4566 Haltenwww.halten.ch(Museum Wasseramt)Klus-Balsthal,Schloss Alt-FalkensteinHeimatmuseumAlt-Falkenstein,Postfach 739Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


4710 Kluswww.museum-altfalkenstein.chSCHWYZSchwyz, Ital Reding-HausStiftung Ital-Reding-HausRickenbachstrasse 24Postfach 5046431 Schwyz041 811 45 05www.irh.chTHURGAUArbon, SchlossHistorisches Museumim Schloss Arbon9320 Arbon071 446 10 58www.museum-arbon.chSalenstein, Schloss ArenenbergNapoleonmuseum ThurgauSchloss und Park Arenenberg8268 Salenstein058 345 74 10www.napoleonmuseum.chFrauenfeld, SchlossHistorisches Museum ThurgauSchloss Frauenfeld8500 Frauenfeld058 345 73 80www.historischesmuseum.tg.chSteckborn, TurmhofMuseum im TurmhofSeestrasse 848266 Steckbornwww.turmhof-museum.chTICINOBellinzona,Castello di Sasso CorbaroMuseo Castello di SassoCorbaro6500 Bellinzona-Artore091 825 59 06www.bellinzonaturismo.ch(castelli)Bellinzona, CastelgrandeMuseo di CastelgrandeMonte San Michele6500 Bellinzona091 825 81 45www.bellinzonaturismo.ch(castelli)Bellinzona, Castellodi MontebelloMuseo cantonalearcheologico e civicoMuseo Castello di MontebelloSalita ai Castelli 46500 Bellinzona091 825 13 42www.bellinzonaturismo.ch(castelli)Locarno, Castello VisconteoMuseo civico e archeologicoCastello VisconteoVia al Castello6600 Locarno091 756 31 70/80www.locarno.ch(cultura e storia)URIAltdorf, TürmliTelldenkmalUri Tourismus AGSchützengasse 116460 Altdorf041 874 80 00www.ur.ch/de/portrait/telldenkmalBürglen, WattigwilerturmTell-MuseumPostplatzPostfach6463 Bürglen041 870 41 55www.tellmuseum.chVAUDAigle, ChâteauMusée de la Vigne et du VinChâteau d’AigleCase postale 4531860 Aigle024 466 21 30www.chateauaigle.chCoppet (VD), ChâteauChâteau de CoppetCase postale 441296 Coppet VD022 776 10 28www.chateaudecoppet.chGrandson, ChâteauFondation du Châteaude GrandsonPlace du château1422 Grandson024 445 29 26www.chateau-grandson.chLa Sarraz, ChâteauChâteau de La Sarraz avec<strong>–</strong> Musée romand<strong>–</strong> Musée du chevalLe château 11315 La Sarraz021 866 64 23www.chateau-lasarraz.chwww.museeducheval.chLa Tour-de-Peilz, ChâteauMusée suisse du jeuRue du château 111814 La Tour-de-Peilz021 077 23 00www.museedujeu.chMorges, ChâteauMusée militaire vaudois avec<strong>–</strong> Musée militaire<strong>–</strong> Musée de l’artillerie<strong>–</strong> Musée de la figurine<strong>–</strong> Musée de la gendarmerieChâteau de MorgesMusée militaire vaudoisRue du château 1Case postale1110 Morges 1021 316 09 90www.musees.vd.ch/chateau-morgesMoudon, ChâteauMusée du Vieux-MoudonRue du Château 501510 Moudon021 905 27 05www.musees.vd.ch/musee-du-vieux-moudonNyon, ChâteauChâteau de NyonMusée historique et<strong>des</strong> porcelainesPlace du Château1260 Nyon022 363 83 51www.chateaudenyon.chPrangins, ChâteauMusée nationale suisseChâteau de Prangins1197 Prangins022 994 88 90www.musee-suisse.ch/pranginsVeytaux, Château de ChillonChâteau de ChillonAv. de Chillon 211820 Veytaux021 966 89 10www.chillon.chYverdon, ChâteauMusée d’Yverdon et régionLe château, Case postale 9681401 Yverdon-les-Bains024 425 93 10www.musee-yverdon-region.chVALAIS / WALLISBrig, StockalperschlossMuseum StockalperschlossBrig Belalp TourismusBahnhofplatz 13900 Brig027 921 60 30www.stockalperschloss.chRaron, BurgmuseumMuseum auf der Burg3942 Raron027 934 29 69www.wallisermuseen.ch/de/museen/oberwallis/raronmuseum-auf-der-burgSaint-Gingolph, ChâteauMusée <strong>des</strong> Traditions et<strong>des</strong> Barques du LémanCase postale 621898 Saint-Gingolph024 481 84 31(office de tourisme)www.musee<strong>des</strong>traditions.comSierre, Château de VillaMusée valaisan de la Vigneet du Vin /Walliser Reb- und WeinmuseumChâteau de VillaRue Sainte-Catherine 43960 Sierre027 456 35 25www.museevalaisanduvin.chSion, Château de ValeriaMusée d’histoireChâteau de Valère1950 Sion027 606 47 30www.musees-valais.ch/musee-dhistoire.htmlZUGZug, BurgMuseum Burg ZugKirchenstrasse 116300 Zug041 728 29 70www.burgzug.chZÜRICHBubikon, RitterhausRitterhaus BubikonRitterhausstrasse 358608 Bubikon055 243 39 74www.ritterhaus.chGrüningen, SchlossSchloss-MuseumGemeindeverwaltungStedtligass 128627 Grüningen043 833 70 70www.grueningen.ch (portrait)Kyburg, SchlossMuseum Schloss Kyburg8311 Kyburg052 232 46 64www.schlosskyburg.chMaur, BurgMuseen Maur <strong>–</strong> Burg MaurBurgstrasse 88124 Maurwww.museenmaur.chRegensberg, SchlossturmStiftung Schloss Regensberg8158 Regensberg043 422 10 20www.turmregensberg.chWiesendangen, TurmMuseum im Turm8542 Wiesendangenwww.wiesendangen.ch/kultur/museumWinterthur, Schloss HegiMuseum Schloss HegiHegifeldstrasse 1258404 Winterthur052 242 38 40www.schlosshegi.chWinterthur, Schloss MörsburgMuseum Schloss MörsburgStadel8404 Winterthur052 337 13 96www.museum-lindengut.ch/moersburg/moersburg.htmStand Nov. 3013Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


SchweizerischerAssociation SuisseAssociazione SvizzeraAssociaziun SvizraBurgenvereinChâteaux fortsdei Castellida ChastelsSchweizerischer Burgenverein, Geschäftsstelle BaselBlochmonterstr. 22 <strong>–</strong> CH-4054 Baselwww.burgenverein.ch / info@burgenverein.chMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Claire Piguet <strong>–</strong> Valangin, une société d’histoire pour châtelainLe projet: le choc <strong>des</strong> points de vueSitôt la convention signée, la Société désigne une commissionet <strong>des</strong> architectes chargés «d’élaborer un projetcomplet de restauration du château, de manière à ce queles travaux de restauration qui pourront être exécutés aufur & à mesure <strong>des</strong> ressources de la Société soient faitssur un plan d’ensemble & ne produisent pas de disparate.»16 Mais le consensus autour du principe du «planuniforme» 17 se lézarde dès qu’il s’agit de définir «le styled’une demeure seigneuriale du Moyen Age» 18 et de lemettre en œuvre.La nature inhabituelle du «châtelain» <strong>–</strong> une sociétéérudite <strong>–</strong> va avoir un fort impact sur la restaurationdu château de Valangin. Comment en effet traduire enapplications concrètes et financièrement viables l’éventail<strong>des</strong> aspirations du comité et, dans l’absolu, de chacun<strong>des</strong> membres de la Société? Le champ est d’autantplus perméable aux rêveries médiévales que les locauxsont vi<strong>des</strong> et les sources historiques presque inexistantes.«Que sera-ce quand le château sera repourvu <strong>des</strong> tourelles,jadis campées sur les murs extérieurs, et orné àl’intérieur de fresques! Est-ce un rêve?» 19Dans un concert d’opinions frôlant parfois la cacophonie,le comité est le point de rencontre d’idées fortvariées. Frédéric Soguel aspire par exemple à une présentationde «l’aspect du temps où les Trois-Etats deValangin y siégeait» 20 et se réfère sans cesse à la restaurationdu château de Gruyères 21 . L’architecte Léo Châtelainsouhaite une approche «archéologique» qui doit«avant tout tenir compte exactement de ce qu’étaient lesanciennes constructions du château» et désire voir unesalle dédiée à l’interprétation du bâtiment. 22 L’homme delettres Philippe Godet revient sans cesse sur les notionsde prudence et d’intervention minimale, «c’est à dire seborner à consolider, à réparer, mais transformer le moinspossible & éviter toute restauration fantaisiste.» 23 Lesconservateurs de musée Alfred Godet et William Wavrese soucient davantage du sort <strong>des</strong> collections et de leur‹mise en scène› que de celui du bâtiment; le premier«propose que l’on reboise la grande salle & que l’onrestaure aussi la chambre de la Duchesse de Nemours &le petit oratoire adjacent.» 24 Enfin le pasteur Louis Perrinse préoccupe de l’environnement végétal et «pense qu’onpourrait faire pousser <strong>des</strong> plantes grimpantes le long <strong>des</strong>faça<strong>des</strong>, ce qui en embellirait l’aspect.» 25Déclinaison neuchâteloise <strong>des</strong> débats qui enflammentles professionnels du patrimoine européen durant laseconde moitié du 19 e siècle et moins antinomiquesqu’elles ne paraissent au premier abord, ces conceptionsvont s’interpénétrer et donner lieu à une approche quis’impose en Suisse romande vers 1900: la «restaurationarchéologique» 26 .La restauration: une «entreprise audacieuse»mais «coûteuse» 27A la lecture <strong>des</strong> travaux entrepris durant la premièrephase du chantier (1896<strong>–</strong>1898) et <strong>des</strong> compte-rendus<strong>des</strong> architectes, force est de constater que l’enthousiasmehistoriciste un peu débridé fait rapidement place à uneapproche beaucoup plus systématique et scientifique: relevéde l’état existant (fig. 2 et 4), examen du gros-œuvre,démontage <strong>des</strong> cloisons <strong>des</strong> anciennes cellules, déblaiementet exploration du sous-sol, découverte d’élémentsdisparus (escalier, porte, etc.), ouverture de fenêtres muréeset rétablissement de leurs meneaux, badigeon <strong>des</strong>murs, transfert de l’appartement du concierge, notamment.28 A l’image de la création d’une «galerie à cinqlobes au sommet de la tour» 29 , il s’agit tout à la fois dedégager les locaux les plus emblématiques de l’édificePierre-Yves Châtelain, La Société d’histoire et d’archéologie ducanton de Neuchâtel en son château: une histoire concrète, 1894<strong>–</strong>1994. MN 1995, p. 44.16BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 119, 16 mai 1895. Cette commissionse compose <strong>des</strong> architectes Léo Châtelain, Louis Reutter, Jean Béguin;ils sont secondés par Frédéric Soguel, Alfred Godet, WilliamWavre, Fritz Landry, Charles Châtelain et Louis Perrin. Hors commission,Philippe Godet jouera également un rôle important.17MN 1895, p. 170.18MN 1894, p. 228.19La Feuille d’avis de Neuchâtel, 25 juin 1897.20BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 139, 14 septembre 1898.21BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 107, 17 octobre 1893.22BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 139 et p. 141, 14 et 29 septembre1898.23BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 140, 29 septembre 1898.24BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 127, 23 avril 1896.25BPUN, fonds SHAN, PV vol. 2: 1903-1913 (PV-2), p. 80,2 décembre 1905.26BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 141, 29 septembre 1898.27Le Journal de Genève, 16 septembre 1900.28MN 1898, p. 248 et 1899, p. 159.29L’Impartial, 14 juillet 1897.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4127


Claire Piguet <strong>–</strong> Valangin, une société d’histoire pour châtelain4: S’il se prête au ‹jeu <strong>des</strong> erreurs›, le lecteur constatera que les modifications proposées par les architectes sont ténues et que lerétablissement <strong>des</strong> fenêtres de la tour n’a pas été entériné. En haut le relevé <strong>des</strong> faça<strong>des</strong> ouest et sud avant leur transformation eten bas l’avant-projet de restauration. Elévations attribués aux architectes Léo Châtelain, Louis Reutter et Jean Béguin, vers 1896.128 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Claire Piguet <strong>–</strong> Valangin, une société d’histoire pour châtelain5: Fouilles archéologiques en 1912, terrasse et façade est.et de se laisser guider par les découvertes faites lors duchantier, comme les traces de cheminées, de plafonds oude percements. Au bénéfice d’une longue expérience etde nombreux contacts dans le secteur de la restauration<strong>des</strong> monuments historiques, Léo Châtelain défend unedémarche qui se limite «à consolider ce qui existe ou àrefaire ce qui peut être réédifié avec certitude, d’après <strong>des</strong>documents.» 30 . En acceptant la fouille et l’explorationcomme préalables à toute intervention, en respectantla substance originale, même mo<strong>des</strong>te, et en signalantclairement les apports nouveaux par <strong>des</strong> ‹millésimes›, larestauration archéologique se distingue <strong>des</strong> approcheshistoricistes qui rendent difficile la distinction du vraidu faux.Mais cette rigueur déontologique se paie en termed’avancement <strong>des</strong> travaux. En 1900, les membres dela Société générale d’histoire suisse visitent un châteauperçu comme «un dédale d’escaliers en colimaçon, decouloirs et de chambres généralement sombres oùl’archéologue peut découvrir <strong>des</strong> traces de sept ou huitsiècles divers et, à côté de ‹morceaux› très curieux, plusd’un problème à creuser.» 31Les contingences financières rattrapent également trèsvite le comité; «si ce mot de restauration artistique sonneagréablement auprès d’un coffre bien garni, il sonne unpeu creux à côté d’une mo<strong>des</strong>te escarcelle». 32 En 1894,la Société s’est en effet lancée dans l’aventure sans véritableplanification financière ni étude de fonction; ellepuise dans son capital pour avancer les sommes nécessairesaux travaux, de l’argent qu’elle espère récupérerlors d’une collecte nationale à organiser une fois le châteauaménagé. Devisées dans un premier temps de 3’500à 4’000 francs, les dépenses ne tardent pas à atteindreplus de 9’000 francs en 1900, sans compter les quelque50’000 francs estimés pour les interventions à venir. 33Un peu dépassée par l’ampleur de la tâche, la Sociétés’adjoint le soutien de la Commission fédérale <strong>des</strong>monuments historiques pour les fouilles archéologiqueset de l’Etat pour l’entretien de l’enceinte extérieure 34(fig. 5), ce qui lui permet de recentrer ses efforts sur samission première: la restitution <strong>des</strong> locaux et l’aménagementintérieur.Mais avec un budget dicté par les dons, la tâche estsemée d’embûches, à l’image du projet de reconstitutionde la salle <strong>des</strong> Trois-Etats qui prévoit les dispositionssuivantes en 1898: «tout autour de la salle courrait uneboiserie dans le genre de celle du Château de la Borcarderie;sur 2 <strong>des</strong> côtés de la salle seraient élevées <strong>des</strong> stalles& au centre de la salle <strong>des</strong> sièges en bois, escabeaux avecdossier sculpté; style du XVIII e siècle, d’après <strong>des</strong> <strong>des</strong>sinsexécutés par M. Alfred Godet.» 35 Pour résoudre l’épineusequestion de son financement, le comité imagineun ingénieux stratagème; il propose aux membres d’acquérirun «escabeau décoré de ses armoiries […]; pourvingt-cinq francs chacun aura son siège». 36 Cette initiativerencontre un franc succès puisqu’en 1900, quaranteescabeaux ont été vendus 37 , en revanche la démarcheéchoue auprès <strong>des</strong> communes de l’ancienne Seigneuriesollicitées pour contribuer au frais <strong>des</strong> boiseries murales(fig. 6). La Société doit aussi renoncer au cycle depeintures historiques qu’elle espérait confier à EdouardJeanmaire, un peintre paysagiste proche de PhilippeMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4129


Claire Piguet <strong>–</strong> Valangin, une société d’histoire pour châtelain6: Sur cette vue de la salle <strong>des</strong>Trois-Etats envoyée en 1905apparaissent la maquettede la statue de Farel, lesescabeaux ou escabelles, lesarmes disposées en trophéesainsi que quelques gravureset tableaux.Godet, et financer grâce à un crédit «Beaux-Arts» del’Etat. 38Faire vivre le château!Contre toute attente, le terme ‹musée› ne figure pasdans le texte de la convention de 1894, mais apparaîtau détour de l’argumentaire du Conseil d’Etat. 39 Ce paradoxerévèle la prééminence de la création d’un lieu demémoire sur la constitution d’une collection et de sa miseen valeur. «Les intentions de la Société d’histoire sont, eneffet, moins d’établir un musée proprement dit, qui feraitconcurrence à celui de Neuchâtel, que de reconstituer untype de demeure féodale.» 40 Rappelons que dans l’espritde la fin du 19 e siècle, un «château médiéval» doit avanttout proposer une expérience par immersion dans uneatmosphère jugée historique et que les objets anciens ensont par conséquent l’apanage naturel, plutôt qu’une finen soi. La Société exploite les compétences et les relationsde ses membres pour susciter dons et achats, un élan <strong>des</strong>olidarité inauguré par le Musée historique de Neuchâtelqui cède en février 1895 «la maquette du monumentde Farel par Iguel & plusieurs portraits <strong>des</strong> anciens souverains»41 (fig. 6).Les dons n’étant pas forcément en adéquation avec leprojet, l’aménagement intérieur demeure longtemps àl’état de vœu pieux, même si les collections s’étoffent.«Nous étions hier à Valangin, c’est-à-dire chez nous; onne peut dire encore: dans nos meubles, car ce sont lesmeubles qui manquent le plus dans cette vaste salle <strong>des</strong>Etats, où ont lieu nos séances, et dont quelques bancs,quelques chaises, une table rustique, déguisent à peinela nudité.» 42En l’absence d’inauguration officielle, un certain nombrede signes témoignent de la lente mise en place du musée30BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 141, 29 septembre 1898.31Le Journal de Genève, 16 septembre 1900.32MN 1895, p. 200.33BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 127, 23 avril 1896; AEN, Bulletin […]du Grand Conseil 63, p. 86, 23 mai 1900; Le Journal de Genève,16 septembre 1900.34AEN, Bulletin […] du Grand Conseil, 1900, 1902, 1911 et fondsTravaux publics de 1900 à 1920 environ. Première «restaurationarchéologique» d’envergure dans le canton, le chantier de Valanginsera rejoint par ceux <strong>des</strong> châteaux de Neuchâtel et Colombier.35BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 139, 14 septembre 1898.36La Gazette de Lausanne, 24 juin 1899.37MN 1900, p. 176. De peur du ridicule, la Sciété rend ces siègesà leurs donateurs ou les remise en 1915. BPUN, fonds SHAN, PV-2,p. 35, 23 mars 1915.38BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 128, 21 mai 1896 et MN 1901,p. 159; Patrice Allanfranchini/Francis Kaufmann, EdouardJeanmaire (Hauterive 2009).39AEN, Bulletin […] du Grand Conseil 56, p. 352, 19 novembre 1894.40L’Impartial, 14 juillet 1897.41BPUN, fonds SHAN, PV-1, p. 116, 5 février 1895. Il s’agit d’unestatue presque contemporaine, puisqu’elle est inaugurée en 1876 surle parvis de la collégiale.42La Gazette de Lausanne, 24 juin 1899.130 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Claire Piguet <strong>–</strong> Valangin, une société d’histoire pour châtelain7: Après deux décenniesd’un aménagement rudimentaire,la mise en valeur <strong>des</strong>pièces secondaires s’accélère.Chambre du premier étage dela tour sud, en 1915 (en haut)et en 1917 (en bas).durant la deuxième décennie du 20 e siècle (fig. 7).Débattue depuis 1900, la nomination d’un conservateurconnaît son dénouement en 1910 avec l’accessionde l’architecte Louis Reutter à une fonction jusqu’alorsofficieusement remplie par Alfred Godet et WilliamWavre. Malgré un aménagement plus spartiate que fastueux,le château fait l’objet de visites, puisque le comitéparle de prélever un petit bénéfice sur le prix <strong>des</strong> admissionsou d’en concéder une part au nouveau concierge. 43En 1908, les «pièces curieuses» trouvées à l’occasion <strong>des</strong>travaux d’exploration sont organisées dans un «petitmusée <strong>des</strong> fouilles» 44 (fig. 8), suivi deux ans plus tardpar un musée lapidaire. Louis Reutter acquiert <strong>des</strong> vitrineset se préoccupe de la conservation <strong>des</strong> collections <strong>–</strong>Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4131


Claire Piguet <strong>–</strong> Valangin, une société d’histoire pour châtelain8: Le «musée archéologique» en 1915.avec une rigueur encore relative, puisqu’il sollicite unspécialiste zurichois pour la restauration d’un drapeau,avant d’en confier la réparation à <strong>des</strong> couturièreslocales. 45 En 1912, le nom <strong>des</strong> donateurs figure au<strong>des</strong>sous<strong>des</strong> objets exposés et le concierge est munid’une «petit boniment» <strong>des</strong>tiné à guider les visiteursvers les «curiosités du Château». 46 Tous ces petits effortsvalent à l’institution la reconnaissance de ses pairs etson adhésion à l’Union suisse <strong>des</strong> musées en 1911 déjà. 47En 1914, une participation plus active de l’Etat et surtoutla générosité de deux riches familles neuchâteloisespermettent enfin d’accélérer l’aménagement du château:acquisition de mobilier, remontage de poêles, dégagementde plafonds, etc. En 1917, la publication d’unguide pour le visiteur et d’un catalogue <strong>des</strong> collectionsconsacre définitivement l’achèvement du chantier etl’ouverture du site au public. A mi-chemin entre lestraditions historiciste et archéologique et redevablesau Dictionnaire du mobilier français d’Eugène Violletle-Duc,les salles ‹historiques› sont aménagées selonleur fonction présumée (salle <strong>des</strong> Trois-Etats (fig. 6),chambre et oratoire de Guillemette de Vergy, cuisine(fig. 9), salle <strong>des</strong> tortures ou cachot) et privilégient uneambiance «à l’ancienne», tandis que les musées lapidaireet archéologique proposent une approche individuelleet analytique <strong>des</strong> objets (fig. 8). Un feuillet supplémentairefait la part belle à l’architecture et aux résultats <strong>des</strong>fouilles archéologiques, commentant pas à pas la visitede l’intérieur du château et la découverte du sentier <strong>des</strong>remparts ouvert en 1916. 48Affichant fièrement sa parenté avec le château deChillon, Valangin s’inscrit dans un réseau muséal régionalinitié au milieu du 19 e siècle et le complète avec sesspécificités de château historique. Aux quatre coins ducanton, nombreuses sont en effet les collections scolairesou privées à avoir mué en musées locaux. La concurrencen’est apparemment pas un souci, puisqu’en 1911les conservateurs de Valangin soutiennent activementun projet de musée local au Landeron 49 et que la Sociétéréfléchit en 1912 à l’achat d’une ancienne ferme pourretracer la vie paysanne <strong>des</strong> Montagnes neuchâteloises. 50De son côté, le château de Colombier bénéficiera de l’expérienceacquise lors de la restauration et de la mise envaleur de Valangin.Un «monument de patriotisme neuchâtelois,incarné dans la Société d’histoire qui en aura étéle principal instigateur» 51Revenons à notre question de départ: dans quelle mesurela restauration d’un ‹château médiéval› privé se rapproche-t-elleou se différencie-t-elle d’une interventionsimilaire sous l’égide d’une société érudite?43BPUN, fonds SHAN, PV-2, p. 136<strong>–</strong>137, 17 octobre 1907 et p. 147,11 juin 1908.44BPUN, fonds SHAN, PV-2, p. 137, 17 octobre 1907, p. 177, 25 mai1909 et p. 208<strong>–</strong>209, 5 novembre 1910; Rapport annuel 1906<strong>–</strong>1907de la Société suisse <strong>des</strong> monuments historiques (Zurich 1908) p. 23.45BPUN, fonds SHAN, PV-2, p. 234, 27 avril 1912 et p. 243, 7 juin1912.46BPUN, fonds SHAN, PV-2, p. 243-244, 7 juin 1912 et p. 248,22 janvier 1913.47Sur la proposition de Joseph Zemp, alors vice-directeur du Muséenational; BPUN, fonds SHAN, PV-2, p. 231<strong>–</strong>232, 16 juillet 1911.48AEN, fTP 661, p. 367, rapport d’exercice 1915, 7 février 1916;Louis Reutter/Charles[-Henri] Matthey, Guide de Valangin, lebourg, la collégiale, le château, le musée (Neuchâtel 1917);[Charles-Henri Matthey/Louis Reuter], Château de Valangin,guide pour le visiteur avec un plan (Neuchâtel 1917).49BPUN, fonds SHAN, PV-2, p. 231<strong>–</strong>232, 16 juillet 1911 et p. 243,7 juin 1912. Le projet n’aura pas de suite immédiate.50Louis Reutter, Fragments d’architecture neuchâteloise aux 16 e ,17 e et 18 e siècles III (Neuchâtel 1914), p. 12. Le projet n’aura pas <strong>des</strong>uite immédiate.51MN 1896, p. 224.132 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Claire Piguet <strong>–</strong> Valangin, une société d’histoire pour châtelain9: La cuisine en 1917.Dans le cadre d’une transformation privée, le propriétaireest mû par l’image médiévale qu’il désire donnerà son édifice. Une fois résolues les questions du programmearchitectural et de sa transcription matérielle(époque à privilégier, choix <strong>des</strong> matériaux, enveloppefinancière, etc.), l’architecte peut avancer assez rapidement,d’autant qu’il n’a en principe affaire qu’à une seulevision et à de soli<strong>des</strong> moyens financiers. Quelques annéessuffisent à achever la tâche, le propriétaire se réjouissantd’investir les lieux puisque ses rêves ‹castellaires› intègrenten général une dimension résidentielle. Ouvertà un cercle restreint de personnes, le ‹château médiéval›privé se prête à une vie sociale et d’apparat.Dans le cas d’une association, récolter <strong>des</strong> fonds et rallierà son projet un éventail de donateurs privés et publicsdemande beaucoup de temps et d’énergie et allongeles délais d’exécution. Modèle collectif plutôt que fantaisieindividuelle, le parti de restauration doit rencontrerl’adhésion de la majorité et résulte par conséquentd’un subtil équilibre entre fantasmes ‹castellaires› etréalisme architectural. Bien outillée en matière de déontologiehistorique, la Société va rapidement renoncer àl’image romantique du «château médiéval» pour privilégierl’authenticité matérielle et historique du site et adopterune approche moderne issue de l’archéologie. Aiséed’accès, la visite de l’édifice remis en état doit favoriserl’identification, en plongeant les visiteurs dans une ambiancehistorique.Qu’il soit privé ou public, le château est l’expressiond’un pouvoir et dégage une image de puissance. Pour unindividu fortuné, il incarne sa réussite et sa force économique,mais la question est plus délicate dans le casd’une association proche <strong>des</strong> pouvoirs publics. Par larestauration du château de Valangin, la Société espèreen effet apporter sa pièce au vaste puzzle que constituela construction d’une identité nationale neuchâteloise,voire suisse. Dans l’esprit du comité, le château deValangin incarne la quête de liberté de la populationlocale. Mais l’ensemble de l’opinion publique ne s’yreconnaît pas forcément, à l’image d’un député qui rappelleque les «Suisses d’autrefois avaient l’habitude dedétruire les châteaux: le moins que nous puissions faireaujourd’hui, c’est de les vendre.» 52 Avec le temps, lesesprits s’apaisent et les valeurs historique, architecturaleet archéologique l’emportent sur les dimensions affectiveet politique. Après avoir classé le bâtiment monumenthistorique en 1905, le Conseil d’Etat explique en 1911qu’on «ne détruit plus les vieux châteaux sous prétexteMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4133


Claire Piguet <strong>–</strong> Valangin, une société d’histoire pour châtelainqu’ils abritaient l’oppresseur ou que de sinistres tragédiess’y sont déroulées. On écrit l’histoire avec impartialité etl’on s’attache à conserver tout ce qui peut l’illustrer.» 53«De château vide et froid qu’il était, il y a un quart <strong>des</strong>iècle, l’antique manoir est devenu un intéressant petitmusée d’histoire où paraît survivre le passé neuchâtelois.»54 A lire ces quelques lignes, la Société a finalementatteint son but, mais il lui aura fallu… plus de 30 ans.ZusammenfassungMit Blick auf die ersten Jahre der Umwandlung und die Artder Veränderung der Burg Valangin in ein Museum, stelltsich die Frage, in welchem Mass die Form <strong>des</strong> neuen Burgherrndas Resultat beeinflusst. Kollektives Bewusstsein stattindividuelle Fantasie führen zu seiner Restaurierung im subtilenGleichgewicht zwischen «Burgherren-»Fantasie undarchitektonischen Gegebenheiten. Gewohnt im Ungang mithistorischem Ethos verzichtet die Historische und ArchäologischeGesellschaft <strong>des</strong> Kantons Neuenburg auf ein romantischesBild einer «Mittelalter-Burg» und bevorzugt die materielleund historische Echtheit der Anlage, die sie mit demmodernen Ansatz der Archäologie sucht. Sie setzt viel Zeitein für das Sammeln von Geldern und scharrt eine Vielfaltvon privaten und öffentlichen Geldgebern um sich. Mit einerleicht zugänglichen Burg, die den Besucher mühelos in historischeUmgebung aufnimmt, hofft die genannte Gesellschaft einNeuenburger-Teil an das grossen Puzzle beizutragen, das darinbesteht, eine Schweizerische Nationalidentität zu stiften.Aber um dieses Ziel zu erreichen, brauchte es beinahe …dreissig Jahre.RiassuntoEsaminando i primi anni della trasformazione del castello diValangin in un museo (1893<strong>–</strong>1917), come anche le modalitàconcernenti il suo restauro, ci siamo domandati in quale misurala natura del nuovo «castellano» abbia influito sul risultato.Modello collettivo piuttosto che fantasia individuale, ilrestauro viene eseguito entro un sottile equilibrio tra una chimera«castellana» e il realismo architettonico. Ben dotata inmateria di deontologia storica, la Società di storia e di archeologiadel canton Neuchâtel rinuncia in effetti a un’immagineromantica di «castello medievale» per privilegiare l’autenticitàmateriale e storica del sito e adottare un approccio modernosecondo i concetti dell‘archeologia. La società in compensoimpiega del tempo a raccogliere i fondi necessari, dovendocoinvolgere nel progetto una moltitudine di donatori privati epubblici. Con questo edificio di facile accesso, che dà la possibilitàai visitatori di immergersi in un’atmosfera storica, la suddettasocietà auspicava di poter aggiungere un tassello «neocastellano»al vasto mosaico il cui scopo a quel tempo era quellodi dare un contributo alla creazione di una identità nazionalesvizzera. Ma per raggiungere questo fine occorreranno quasitrent’anni.(Christian Saladin, Basilea/Origlio)ResumaziunExaminond ils emprims onns da la transfurmaziun dal chastèda Valangin en in museum (1893<strong>–</strong>1917), sco era las modalitadsda sia restauraziun, essan nus ans dumandads en tge dimensiunche la nova «chastellana» ha influenzà il resultat. Inmodel collectiv empè da la fantasia individuala mainan ad inarestauraziun d’in equiliber subtil tranter la fantasia da la «chastellana»e da las cundiziuns architectonicas avant maun. Conscientada la deontologia istorica <strong>des</strong>ista la Societad d’istorgiae d’archeologia dal chantun da Neuchâtel dal maletg romanticd’in «chastè dal temp medieval» e preferescha percunterl’autenticitad materiala ed istorica dal cumplex fortifitgà tenorils aspects moderns da l’archeologia. Ella impunda bler tempper ramassar ils daners necessaris e chatta numerus donatursprivats e publics ch’èn pronts da sustegnair il project. Cun inchastè levamain accessibel che permetta als visitaders da s’approfundaren l’istorgia spera la societad numnada survart dapudair contribuir ina part neuchatelaisa a la gronda cumbinellache duai gidar a crear in’identitad naziunala svizra. Ma percuntanscher questa finamira hai duvrà quasi … trenta onns.(Lia Rumantscha, Cuira)Abrévations:AEN: Archives de l’Etat de NeuchâtelBPUN: Bibliothèque publique et universitaire de NeuchâtelMN: Musée neuchâteloisSHAN: Société d’histoire et d’archéologie NeuchâtelCrédits d’illustrations:1, 3, 5, 7<strong>–</strong>9: Office du patrimoine et de l’archéologie du cantonde Neuchâtel2, 4: Château et musée de Valangin52Intervention du radical David Perret. AEN, Bulletin […] du GrandConseil 65, p. 351, 4 novembre 1902. Coïncidence piquante, ledébat se déroule le jour du vote de la nouvelle loi sur la protection<strong>des</strong> monuments historiques!53AEN, Bulletin […] du Grand Conseil 77, p. 134, 15 mai 1911.54Le véritable messager boiteux de Neuchâtel 1928, p. 70.134 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Der Name verpflichtet: Friedrich Hegi und Schloss Hegivon Peter Niederhäuser«Mit grosser Liebe widmete sich Prof. Hegi auch derBurgenkunde. […] Die ausgiebigste Sorgfalt brachte erder Burg Hegi entgegen, die er 1915 angekauft hatte unddie er im Laufe der Jahre aussen und im Innern renovierenliess. […] Man darf dem Verstorbenen dankbar sein,dass er weder Mühe noch Kosten scheute, um die ausweit entlegener Zeit stammende, kunstgeschichtlich bedeutsameBurg, mit der viele bedeutsame geschichtlicheErinnerungen verbunden sind, in einen mustergültigenZustand gebracht hat [sic!]. Je<strong>des</strong> Jahr nahm Prof. Hegimit seiner Familie für Tage und Wochen auf seinem feudalenSitz Aufenthalt. […] Er gab auch der ÖffentlichkeitGelegenheit, die Burg zu besichtigen…». 1 In einemausführlichen Nachruf auf Friedrich Hegi (1878<strong>–</strong>1930)würdigte der Winterthurer Burgenforscher und LokalhistorikerEmil Stauber Person und Werk <strong>des</strong> Verstorbenen,der unter anderem dem Vorstand <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong><strong>Burgenvereins</strong> angehörte und der zu den Pionierenvon Geschichte und Heimatschutz zählt (Abb. 1und 2).Friedrich Hegis Name ist vor allem mit bis heute gültigenPublikationen verbunden, die er herausgegeben oderinitiiert hatte, so die Zürcher Steuerbücher, den Glückshafenrodel,die Zürcher Wappenrolle oder die Kunstdenkmälerim Kanton Zürich. Weniger bekannt ist seinWirken als «Denkmalpfleger» in eigener Sache: 1915 erwarber den Landsitz Hegi bei Winterthur und führte dasals Bauernhaus dienende Schloss mit grossem Aufwandin seinen spätmittelalterlichen Zustand zurück. Mehrnoch: Grosszügig liess Hegi das stark veränderte Innereergänzen, Wandmalereien und Gewölbe rekonstruierenund das umliegende Land aufkaufen, um die Silhouetteder Anlage zu wahren. In Verbindung mit seiner Sammeltätigkeitschwebte Hegi eine Art Gesamtkunstwerkvor, das einerseits im Geist der frühen Denkmalpflegedas Schloss in einen idealen, «ursprünglichen» Bau zurückverwandelte,andererseits als Feriensitz der Familieund als Aufbewahrungsort seiner reichen Sammlungzürcherischer Gegenstände private und museale Nutzungverknüpfte. Dank dem Einsatz beträchtlicher Geldmittel1: Ein Feudalsitz am Stadtrand:retuschierte Postkartevermutlich von 1922 mit derOstseite der Schlossanlage.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4 135


Peter Niederhäuser <strong>–</strong> Der Name verpflichtet: Friedrich Hegi und Schloss Hegi2: Friedrich Hegi: ein unermüdlicher und vielseitiger Gelehrteram Arbeitstisch.konnte der Historiker seiner Vision Gestalt geben. 1947von seinen Erben der Stadt Winterthur verkauft, bleibtHegi bis heute ein Museumsschloss, das der Idee einesprivaten Wohn- und Geschichtsmuseums sowie derPerson Friedrich Hegis verpflichtet ist. 2Ein altertümliches SchlossDass Professor Hegi das Schloss Hegi erwarb, ist einZufall <strong>–</strong> und vielleicht doch nicht. Mehr als den gleichenNamen verband das Schloss nicht mit dem Historiker,<strong>des</strong>sen Vorfahren aus Wiesendangen stammten.Er wuchs in Rickenbach ZH, Fischenthal, Winterthurund Zürich auf, befasste sich aber bereits als angehenderWissenschaftler um 1900 mit der Burganlage, die damalsauf dem Boden der noch eigenständigen Gemeinde Oberwinterthurstand. 3 Seine damaligen Ausführungen verrateneine engere Beschäftigung mit der Geschichte <strong>des</strong>historischen Baus, der auf die Zeit um 1200 zurückgehtund vermutlich von den Herren von Hegi erbautwurde, einer kleinen Adelsfamilie im Umfeld <strong>des</strong> DomstiftsKonstanz.Welche Bedeutung die Burg, im wesentlichen ein Wohnturm,hatte, bleibt offen. Auffällig ist die fortifikatorischungünstige Lage an einem leichten Abhang sowie dieLage ausserhalb <strong>des</strong> Dorfkerns von Hegi, das im Mittelalterdem Stift Embrach gehörte. Die Herren von Hegiorientierten sich vermutlich stärker in Richtung Wiesendangen,wo sie Rechte <strong>des</strong> konstanzischen KlostersPetershausen verwalteten. Die Geschichte erhält erst im15. Jh. deutlichere Konturen. Möglicherweise in Zusammenhangmit Zerstörungen im Alten Zürichkrieg wurdeder Turm 1442/43 im Innern völlig erneuert; wenigeJahre später ging der Komplex an den Schwiegersohn<strong>des</strong> letzten Vertreters der Familie von Hegi über. Derauffällig wohlhabende Hugo von Hegi verliess vor 1460seine «Stammburg» und zog nach Winterthur, wo er imherrschaftlichen «Bauhof» lebte und 1493 starb. 4Das junge Ehepaar Jakob von Hohenlandenberg undBarbara von Hegi und ihre beiden Söhne Ulrich undHugo stehen für einen Ausbau und eine «Modernisierung»,welche den Turm in ein zeitgemässes Wohnschlossverwandelten. Auf diese Zeit geht das «Ritterhaus»zurück, ein langgezogenes, 1458 dendrodatiertesFachwerkgebäude, die vier Ecktürme, die vermutlich inVerbindung mit einem Wassergraben entstanden, sowieeine stattliche Innenausstattung mit Wandmalereien undspätgotischen Stuben aus den 1490er-Jahren. Als repräsentativerLandsitz eines angesehenen Adelsgeschlechtserlebte Hegi um 1500 eine Blütezeit, zumal der Mitbesitzerder Anlage, Hugo von Hohenlandenberg, von1496 bis zu seinem Tod 1532 Bischof in Konstanz war.Mit dem Aussterben dieses Zweiges der Hohenlandenbergergelangte Hegi über Heirat nach 1520 an die Herrenvon Hallwyl, die sich allerdings nur selten im Schlossaufhielten, aber die zur Burg gehörende Herrschaft deut­1Landbote vom 21. August 1930.2Zur Geschichte von Hegi siehe vor allem Friedrich Hegi, Schlossund Herrschaft Hegi. Neujahrsblatt der Hülfsgesellschaft Winterthur(Winterthur 1925); Peter Niederhäuser/Raphael Sennhauser/AndreaTiziani, Vom Ritterturm zur Jugendherberge: DasSchloss Hegi. In: Hegi. Ein Dorf in der Stadt. Neujahrsblatt derStadtbibliothek Winterthur 332 (Winterthur/Zürich 2001) 11<strong>–</strong>58;Peter Niederhäuser, Schloss Hegi. In: Peter Niederhäuser(Hrsg.), Ein feiner Fürst in einer rauhen Zeit. Der Konstanzer BischofHugo von Hohenlandenberg (Zürich 2011) 145<strong>–</strong>150.3Friedrich Hegi, Schloss Hegi. In: Die Schweiz <strong>–</strong> SchweizerischeIllustrierte <strong>Zeitschrift</strong> 1904, 511<strong>–</strong>513.4Vgl. Werner Wild/Peter Niederhäuser, Vom Steinhaus undAdelssitz zum «Bauhof». Ein Gebäudekomplex an der Technikumstrasse66 und 68 in Winterthur. In: Mittelalter 16, 2011, Heft 4,121<strong>–</strong>154, hier 139; Niederhäuser/Sennhauser/Tiziani 2001 (wieAnm. 2) 19<strong>–</strong>22.136 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Peter Niederhäuser <strong>–</strong> Der Name verpflichtet: Friedrich Hegi und Schloss Hegider 1711 den Turm mit einer Art Sommerlaube aufstockenliess. Nach dem Untergang <strong>des</strong> Alten Stadtstaates1798 diente Hegi als Bauernlehen und kam erst 1888endgültig in Privatbesitz, ehe es 1915 von Friedrich Hegierworben werden konnte (Abb. 3 und 4).3: Werbung: Ein Kärtchen lädt zum Besuch der Burg Hegiein; 1920er-Jahre.lich erweitern konnten. 1587 erwarb dann Zürich denKomplex mit allen Rechten und nutzte Hegi bis 1798 alsObervogtei. Bauliche Massnahmen beschränkten sichauf das Nötigste; grössere Arbeiten fanden nur unterObervogt Hans Jakob Gessner Anfang <strong>des</strong> 17. Jh. sowieein Jahrhundert später unter Hans Kaspar Waser statt,Ein Forscher und HeimatschützerAus welchen Gründen sich der Historiker und Archivarfür den «vernachlässigten Feudalsitz» 5 einsetzte, istüber das wissenschaftlich-heimatschützerische Engagementhinaus unklar. Er kannte das Schloss seit der Jugendzeit,als er als Gymnasiast bei Kadettenkämpfendie Region erkundete, und er wusste um die kunsthistorischeBedeutung der Anlage. Hinzu kam wohl auch einegrundsätzliche Neuorientierung, die ihn 1913 habilitieren,1914 heiraten und 1917 den Archivdienst zugunstender freien Wissenschaft quittieren liess. 6 Unbestrittensind die Folgen dieses Engagements, galt doch «diefachgemässe Wiederherstellung der von ihm erworbenenBurg Hegi» als «sein Lebenswerk». 7Der 1878 als Pfarrerssohn geborene Friedrich Hegi zähltzweifellos zu den Ausnahmetalenten der Schweizer His­4: Das Schloss als Bauerngut:romantisierende Zeichnungder Ostseite mit überschlankemTurm von LudwigSchulthess, um 1840.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4137


Peter Niederhäuser <strong>–</strong> Der Name verpflichtet: Friedrich Hegi und Schloss Hegitorikerzunft, wobei es schwerfällt, seine Arbeiten aufdem Gebiet der Geschichte wie ihrer Hilfswissenschaften(Genealogie, Siegel- und Wappenkunde, Urkundenlehresowie Editions- und Archivkunde) angemessenzu würdigen. Seine Publikationen wie etwa die Editionder Zürcher Wappenrolle und anderer Quellen sind bisheute Grundlagenwerke geblieben. Weniger bekannt,aber nicht minder verdienstvoll waren seine Tätigkeitenals Redaktor von Fachzeitschriften wie dem «Anzeigerfür schweizerische Geschichte» und dem «<strong>Schweizerischen</strong>Archiv für Heraldik» oder sein Wirken als Universitätsdozent,der seine Studenten sorgfältig an die Praxisheranführte und gelegentlich sogar Handbücher uneigennützigder Hochschule schenkte.Hegi war «eine ausgeprägte Gelehrtennatur», ein «stiller,umsichtiger Sammler» und «erfüllt von einem grossenPietätsgefühl gegenüber dem Kulturgut», charakterisierteihn Largiadèr in seinem Nachruf. 8 Diese Haltung prägtedie Beziehungen <strong>des</strong> Forschers zu historischen Bautenwie Schloss Hegi. Deutlich wird auch auf diesem Gebietdie breite Tätigkeit und das weit ausgreifende Interesse.Hegi war Vorstandsmitglied der Antiquarischen Gesellschaftin Zürich, die nicht nur Historiker und historischinteressierte Laien zusammenführte, sondern sich auchauf breiter Grundlage um die «Vergangenheit», nämlichum Fragen der Erschliessung von Quellen, der musealenVermittlung von Geschichte und der jungen Denkmalpflegekümmerte; darunter fielen Inventarisierung undSchutz von kunstgeschichtlich wertvollen Bauten. 9 Hegistand hier in engem Kontakt mit Leuten wie dem Direktor<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>museums, Hans Lehmann, oder dem KantonsbaumeisterHermann Fietz. Diese Männer fandensich auch in der 1912 begründeten kantonalen NaturundHeimatschutzkommission zusammen, übten dabeidenkmalpflegerische Aufgaben aus und suchten dieÖffentlichkeit <strong>–</strong> mit unterschiedlichem Erfolg <strong>–</strong> für denErhalt der «Altertümer» zu sensibilisieren. Dass sichdiese Haltung gelegentlich an der Modernisierung rieb,ist wenig überraschend. So urteilte Direktor Lehmann1922 in einem Schreiben an Friedrich Hegi, der KantonZürich sei «überindustrialisiert». 10 Ein anderesTätigkeitsfeld, wo sich diese Männer wieder trafen,bildete die Kommission für das Schloss Kyburg, das nachlängeren Überlegungen 1917 vom Kanton erworben undin ein öffentliches Museum umgewandelt wurde. Derbisherige Besitzer Eduard Bodmer hatte Teile der Burgwie zum Beispiel die Kapelle vorbildlich restauriert undseine zürcherische Altertümer-Sammlung ausgestellt. 11Aus diesen unterschiedlichen Ideen, Anregungen undEngagements heraus begann sich Friedrich Hegi für denKauf von Schloss Hegi zu erwärmen, nachdem ein entsprechenderAnlauf <strong>des</strong> historisch-antiquarischen VereinsWinterthur im Sand verlaufen war. 12 Im Sommer1914 liess der Historiker ein Immobilienbüro sein Vorhabensondieren, mit positivem Resultat. Offensichtlichlebten die insgesamt vier Parteien, welche Anteilam Schlossgut hatten, auf gespanntem Fuss und würdeneine Neuregelung der Besitzverhältnisse als «Erlösung»betrachten. 13 In der Folge begann Hegi verdeckteine zielstrebige Aufkaufspolitik, wie er einem RechtsanwaltEnde 1914 schrieb. Wichtig war ihm nicht nur dasSchloss selbst, sondern auch das Umland, wichtig warihm auch «möglichste Geheimhaltung», um eine Preissteigerungzu vermeiden und um in den kriegsbedingten«Notstandsverhältnissen» nicht unangenehm aufzufallen.14 Am 25. März 1915 kam der Grossteil <strong>des</strong>Schlosses in den Besitz <strong>des</strong> Professors; Anfang 1916 folgtendie restlichen Gebäude. Am Schluss umfasste dasSchlossgut rund 60 Jucharten Land, eine Holzgerech­5Hegi 1925 (wie Anm. 2) 3.6Eine Biografie fehlt; Informationen zum Leben Hegis finden sich inden verschiedenen Nachrufen, so neben dem bereits erwähnten vonEmil Stauber (wie Anm. 1) z.B. bei Anton Largiadèr, FriedrichHegi. In: Zürcher Taschenbuch 1932, 64<strong>–</strong>77, oder Hans Nabholz,Privatdozent Prof. Dr. Friedrich Hegi. In: Jahresbericht der UniversitätZürich 1930/31, 63 f.7Landbote vom <strong>18.</strong> August 1930.8Largiadèr 1930 (wie Anm. 6) 9.9Vgl. die Beiträge in: Geschichte schreiben in Zürich. Die Rolle derAntiquarischen Gesellschaft bei der Erforschung und Pflege der Vergangenheit.Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich69 (Zürich 2002).10Stadtarchiv Winterthur (STAW) PrA 2: Archiv Schloss Hegi, 2/26(Brief von 1922).11Vgl. Anton Largiadèr, Die Kyburg, Zürich 1955, 44f. Siehe auchden Beitrag von Nanina Egli im vorliegenden Heft.12Hegi 1925 (wie Anm. 2) 29.13Niederhäuser/Sennhauser/Tiziani 2001 (wie Anm. 2) 52; diefolgenden Ausführungen beruhen auf dem «Schlossarchiv» imSTAW PrA 2 (wie Anm. 10).14STAW PrA 2/1 (Brief vom 4. November 1914).138 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Peter Niederhäuser <strong>–</strong> Der Name verpflichtet: Friedrich Hegi und Schloss Hegi5: Das Schloss als Landsitz:Familie Hegi mit Pferd vordem Schloss, um 1920.tigkeit bei der Holzkorporation Hegi, die Quelle zumSchlossbrunnen, Trotte, Steinbruch und weiteres Umland.15Ein besonderes Anliegen war Friedrich Hegi die Umgebung,sah doch der Historiker und Heimatschützer dasSchloss nicht als isolierten Baukörper, sondern eingebettetin die Kulturlandschaft. Kein Wunder, suchte Hegi<strong>des</strong>halb mit Landkäufen die markante Silhouette <strong>des</strong>Schlosses zu bewahren. Das Wachstum der nahen IndustriestadtWinterthur lag ihm besonders auf dem Magen;die Eingemeindung von Oberwinterthur und andererVororte 1922 schuf hier eine besondere Ausgangslage.Früh suchte Hegi den Kontakt zum bekannten WinterthurerArchitekten Robert Rittmeyer, der sich an derAusarbeitung <strong>des</strong> Bebauungsplanes von Gross-Winterthurbeteiligte, und erhoffte sich Aufschluss über entsprechendePläne im Hegifeld, wie das vorläufig weitgehendunbebaute Gebiet zwischen dem Schloss Hegi unddem Bahnhof Oberwinterthur hiess. Mit persönlichenSchreiben an Stadtpräsident Sträuli protestierte Hegigegen die «drohende Gefahr neuer Kiesausbeutungen»,und 1922 legte er Einsprache gegen das Baugesuch einerLuzerner Firma ein, die in der Nähe seines Schlosses eineAcetylen-Dissous-Anlage errichten wollte. Gestützt aufdie Heimatschutz-Verordnung, unterstrichen die Rechtsanwälte<strong>des</strong> Schlossbesitzers die Funktion <strong>des</strong> Schlossesals «Wahrzeichen der Geschichte Winterthurs», dasmit dem Dorf «ein Landschaftsbild von seltenem Reiz»bilde. 16 Mit rhetorischem Tremolo schlossen die Rechtsanwälteihren Protest mit der Frage: «Wo findet sich eineangehende Grossstadt, die in ihrer Gemarkung ein derartigunverfälschtes Idyll enthält?» Das Sauerstoffwerkwurde schliesslich an anderer Stelle geplant, nicht verhindernkonnte Hegi hingegen den Ausbau <strong>des</strong> Kieswerkesdurch die Firma Toggenburger, was Hegi seinenBesitz zeitweilig «arg verleidete». 176: Hoher Besuch: Die Zürcher Schmiedezunft besucht ihrenMitzünfter in Hegi, 1925.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4139


Peter Niederhäuser <strong>–</strong> Der Name verpflichtet: Friedrich Hegi und Schloss HegiDie vor keinem Streit und keinem Opfer zurückschreckendeHaltung entsprach der beispielhaften Bedeutung,die der Historiker seinem Schloss zumass.In gedrechselter Sprache würdigte die «Neue ZürcherZeitung» die Burganlage gar als «ein von den guten Geisternheimatlicher Vergangenheit und Geschichte betreutesneues Heim». 18 Etwas zurückhaltender formulierteLargiadèr die Bemühungen von Hegi als «eigenes Werkder Denkmalpflege», wo der Besitzer nicht nur «durchAusstellung von kleinen, aber ausgewählten Sammlungsbeständenein zürcherisches Museum» schuf, sonderngerne auch mit seiner Familie Gäste empfing. 19 Familienheim,Museum, Denkmal, Bauerngut und heimatschützerischesVorbild <strong>–</strong> das Schloss Hegi steht für ganz unterschiedlicheAufgaben und Nutzungen, die Friedrich Hegiunter grossen personellen und finanziellen Opfer realisierte.Er selbst sprach von rund einer halben MillionFranken, die er nicht zuletzt dank der Unterstützung seinerFrau Isabella Naef, einer Industriellentochter, die er1914 geheiratet hatte, und trotz Kriegs- und Krisenzeit insein Schlossgut investierte. Ein besonderes Anliegen warihm neben dem landschaftlichen Ensemble die Wiederherstellungder ursprünglichen Bauten. In einem zweitenSchritt folgte dann um 1920 die Öffnung der Anlage alsPrivatmuseum (Abb. 5 und 6).Ein Schloss wird Bauernhaus wird PrivatmuseumIm Rahmen seiner verschiedenen Tätigkeiten wussteHegi um die Problematik im Umgang mit historischenBauten. Über die Antiquarische Gesellschaft stand er inKontakt mit Leuten, die sich wie er selbst neben der Geschichtemit Fragen der Denkmalpflege und <strong>des</strong> NaturundHeimatschutzes beschäftigten. Es musste ihm <strong>des</strong>halbein besonderes Anliegen gewesen sein, Schloss Heginicht nur zu retten, sondern nach den wissenschaftlichenKriterien und Möglichkeiten seiner Zeit sachkundigzu sanieren und wiederherzustellen. Dabei stand ihmder spätmittelalterliche Zustand vor Augen, den er inexemplarischer Weise rekonstruieren wollte, ohne dasser jedoch eine eigentliche Vision entwickelt hätte. Vielmehrist es bezeichnend, dass Hegi die Arbeit im Schlosslangfristig terminierte, in engem Kontakt mit den Handwerkernund Restauratoren seine Ziele immer wiederanpasste und vor allem mit ausgedehnten Quellenrecherchendie Ergebnisse der Bauuntersuchungen begleiteteund kommentierte. Die Wiederherstellung vonHegi darf <strong>des</strong>halb als ein frühes Beispiel für eine Restaurierungverstanden werden, wo sich archivalische sowiebau- und kunsthistorische Befunde gegenseitig befruchtetenund wo ein tasten<strong>des</strong> Vorgehen zu einer zurückhaltenden«Erneuerung» <strong>des</strong> Denkmals führte. Hegiselbst schrieb in seinem Schlossführer, einer Art Zwischen-und Rechenschaftsbericht, davon, «die Baugeschichte[…] zu studieren und die Beobachtungen mitden schriftlichen Überlieferungen zu vergleichen und zuverknüpfen». 20Ausgangspunkt war ein Fünf-Jahres-Plan, den KantonsbaumeisterFietz im August 1915 entwarf; die Arbeitendauerten aber bis zum frühen Tod Hegis an. 21 Das«Programm für die Wiederherstellungsarbeiten» sah zuersteine genaue Planaufnahme (Abb. 7) sowie den Baueines Modells vor, ehe dann etappenweise die einzelnenBauten saniert wurden; auf die in Betracht gezogene(freie) Rekonstruktion der Wehrmauer gegenden Hang auf der Ostseite wurde schliesslich verzichtet.Die Arbeiten begannen am Turm und setzten sich dannam «Ritter-» oder «Hinterhaus» fort. Wichtigster Mannvor Ort wurde der Zürcher Kunstmaler Walter Naef-Bouvin (1872<strong>–</strong>1934), der über den Kanton Zürichhinaus wiederholt zu Restaurierungsarbeiten beigezogenwurde und Hegi <strong>des</strong>halb schon vorher bekanntwar. In einem Skizzenbuch hielt Naef-Bouvin seine Befundefest und rekonstruierte in Absprache mit FriedrichHegi, falls nötig, die Malereien. 22 Dass hier dabeidurchaus «frei» vorgegangen wurde, zeigt etwa derBriefwechsel vom September 1915. Naef-Bouvin fandüber dem Eingangsportal die Jahrzahl «170.», wor­15Hegi 1925 (wie Anm. 2) 29; Staatsarchiv <strong>des</strong> Kantons Zürich B XIOberwinterthur 54, S. 149ff., 152ff., 159ff, 216ff. und 337ff.(Notariatsprotokoll).16STAW PrA 2/26.17Ebd.18Neue Zürcher Zeitung vom 20. August 1930.19Anton Largiadèr, Friedrich Hegi. Erinnerungsblatt der GelehrtenGesellschaft, Zürich 1930.20Hegi 1925 (wie Anm. 2) 3.21Hegi 1925 (wie Anm. 2) 43f., STAW PrA 2/5.22STAW PrA 2/16: Restaurierungstagebuch von Naef-Bouvin.140 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Peter Niederhäuser <strong>–</strong> Der Name verpflichtet: Friedrich Hegi und Schloss Hegi7: Pläne als Ausgangspunkt für die Wiederherstellung: Grundriss <strong>des</strong> Ersten Obergeschosses von Karl Ziegler, 1916. Deutlicherkennbar ist die frühere kleinräumige Zimmeraufteilung im nördlichen «Ritterhaus».aus Hegi, gestützt auf die Obervogtei-Rechnungen, auf«1708» schloss und eine entsprechende ergänzendeRestaurierung vorschlug. Gleichzeitig fand der Kunstmaleram Turm eine Sonnenuhr mit «gelben Wappen».Auf Wunsch von Friedrich Hegi füllte Naef-Bouvin dieWappen mit den Hallwyl-Flügeln und dem Hegi-Löwenund setzte daneben die Jahreszahlen 1596 und 1731,weil gemäss Rechnungen in diesen Jahren die Sonnenzeiterneuert wurde. 23Im Vordergrund stand der Gesamteindruck, und heuteist nicht immer deutlich, was originaler Befund, was Ergänzungist. Was etwa an der Stifterdarstellung überdem Kapelleneingang (Abb. 8 und 9) gut ablesbar ist, erscheintbei anderer Gelegenheit als ein Bemühen, einenmöglichst «authentischen» Raum zu schaffen. Dazutrug der Einbau von Bauteilen bei, die nicht vom Schlossstammten, dazu trugen auch grosszügige Rekonstruktionenbei, wenn in der oberen Vogtstube ausgehend voneinem erhaltenen geschnitzten Balkenstück die restlicheTragkonstruktion ergänzt wurde. Nach bestem Wissenund Gewissen wurde im «Ritterhaus» die ursprünglicheRaumabfolge wiederhergestellt und die 1890 ins KlosterSt. Georgen (Stein am Rhein) verkaufte gotische Turmstube1919 zurückerworben und wieder am ehemaligenStandort eingebaut. Die Verglasung der historischenRäume durch den Zürcher Glasmaler Heinrich Röttingermit Butzenscheiben oder die Einsetzung neu-alter Fenstersimseaus Stein trugen ebenso zum «altertümlichen»Eindruck der Anlage bei wie die Rekonstruktion derspätgotischen Kapelle, ein besonderes Anliegen Hegis.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4141


Peter Niederhäuser <strong>–</strong> Der Name verpflichtet: Friedrich Hegi und Schloss Hegi8: Ein aufschlussreicherBefund und seine Rekonstruktion:Zeichnung von Naef-Bouvin von 1919 der Stifterdarstellungüber dem Eingangzur Burgkapelle. Erkennbar isteine Mondsichelmadonna miteinem Stifter (Bischof Hugo?)und die BistumsheiligenKonrad und Pelagius auf deranderen Seite.9: Das moderne Foto zeigtdie freie Ergänzung <strong>des</strong>oberen Teils in Rötel nachder Vorlage <strong>des</strong> Hohenlandenberg-Altarsin Karlsruhe.Die Resultate all dieser Arbeiten dürften die Erwartungen<strong>des</strong> Fachmannes deutlich übertroffenen haben. Sokamen an verschiedenen Orten Wappen und Malereienzum Vorschein, die an die Familie von Hohenlandenbergund vor allem an Bischof Hugo von Hohenlandenbergerinnerten. Keine Frage, dass der WappenspezialistFriedrich Hegi diese Spuren unbedingt zu erhalten suchteund, wie in der unteren Vogtstube, sogar dazu passendeFenster neu schaffen liess, um den gewünschten einheitlichen«gotischen» Eindruck zu betonen. In diesen Fens­23STAW PrA 2/5: Brief vom <strong>18.</strong> September 1915.142 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Peter Niederhäuser <strong>–</strong> Der Name verpflichtet: Friedrich Hegi und Schloss Hegi10: Der Anfang <strong>des</strong> Privatmuseums:Die 1920 mitLeih gaben aus dem ZürcherZeughaus und aus demLan<strong>des</strong>museum eingerichteteHarnischkammer im Burgturm,Postkarte vermutlichvon 1922.tern hängte er Wappenscheiben auf: Für die Kapellebesorgte er sich Kopien von Wappenfenstern, die aufBischof Hugo zurückgingen, in anderen Räumen warenes Originalscheiben, die Friedrich Hegi erwerben konnte.Damit wird deutlich, dass Professor Hegi nicht nur einenbaulichen Idealzustand, sondern auch eine dazu passendeInnenausstattung anstrebte und letztlich in Hegieine Art Gesamtkunstwerk schuf. Was anfänglich vielleichtgar nicht geplant war, entwickelte im Laufe derZeit eine Eigendynamik. Am 24. Mai 1919 empfing derstolze Schlossbesitzer in Hegi seine Freunde von der AntiquarischenGesellschaft und stellte sein Werk samt der«altertümlichen Ausstattung» vor. 24 Im gleichen Jahrstellte er Jean Bürgin als ersten Schlosswart ein, der sichin seinem Arbeitsvertrag verpflichten musste, «seine gesamteArbeitskraft zur Verfügung» zu stellen, die FamilieHegi bei ihren Aufenthalten im Schloss zu unterstützen,allfällige Besucher «durch die Räumlichkeiten» zu «begleiten,ohne sie aus dem Auge zu verlieren» und derenNamen im Besucherbuch einzutragen. 25 Erstmals isthier von Besuchern und von Altertümern die Rede <strong>–</strong> dasMuseumsschloss wurde Wirklichkeit.Hegi stützte sich nicht nur auf sein Wunschbild eines«authentischen» Wohnschlosses ab, sondern profitiertevon der tatkräftigen Hilfe etwa von Lan<strong>des</strong>museumdirektorLehmann, der aus seinen Beständen Waffen füreine «Harnischkammer» im Turm (Abb. 10 und 11) zurVerfügung stellte. Ebenso wichtig waren Ehefrau undSchwiegermutter von Hegi, Isabella Hegi-Naef und RosaNaef-Michel, die sich um Mobiliar und vieles mehr kümmerten.26 Ein umfangreiches Briefarchiv erzählt von denBemühungen Hegis um einzelne Objekte und um Angebote,die der wählerische Sammler ablehnte. 27 1921 liessHegi Postkarten drucken, 1922 trat er mit den Bun<strong>des</strong>bahnenin Kontakt, um gezielt Werbung für sein Schlosszu machen. Über Zahlen ist wenig bekannt, aber geradeGruppen und Vereine baten regelmässig den Schlossherrnum eine Führung durch ein Ensemble, das alslohnenswertes Ausflugsziel in verschiedenen <strong>Zeitschrift</strong>envorgestellt wurde. Aus dem Privatschloss, das anfänglichein etwas spezielles «Freizeitvergnügen» einesengagierten Professors darstellte, wurde bald ein Museumsschloss,das einerseits restaurierte historische Räumepräsentierte, andererseits die umfangreiche Sammlungder Familien Hegi und Naef zum ländlichen Alltagund zur zürcherischen Geschichte bis hin zu abgelöstenWandmalereien aus der Kirche Turbenthal zeigte.An dieser auf die Raumwirkung ausgerichteten Präsentationhat sich bis heute wenig geändert. 1947 erwarbdie Stadt Winterthur von den Erben Friedrich Hegis fürMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4143


Peter Niederhäuser <strong>–</strong> Der Name verpflichtet: Friedrich Hegi und Schloss HegiRésuméEn Suisse orientale, l’ancien château à douves d’Hegi compteparmi les témoins bien conservés de la fin du Moyen Age. Il doitson architecture notamment aux Seigneurs de Hohenlandenberg.Plus tard, il a appartenu au Grand bailli zurichois et,après 1798, à un domaine agricole. En 1915, l’aménagementfortement négligé est passé en mains privées, devenant la propriétéde Friedrich Hegi. Cet historien renommé a fait entièrementreconstruire le site selon les principes de protection <strong>des</strong>bâtiments et du patrimoine alors en vigueur. Il en a fait uneœuvre intégrale et les pièces historiques reconstituées ont étéaménagées avec le mobilier correspondant. Soutenu par le directeurdu Musée national, Monsieur Lehmann, et l’architectecantonal, Monsieur Fietz, Friedrich Hegi a lié l’assainissementdu bâtiment à <strong>des</strong> étu<strong>des</strong> archivales, ne perdant ainsi jamais devue l’aspect scientifique de ses efforts de réfection. Une impressionaussi authentique que possible lui semblait plus importantequ’une rénovation fantaisiste et lorsqu’il s’est attaqué <strong>–</strong>consciemment <strong>–</strong> à la substance du bâtiment, il a gardé à l’espritl’homogénéité «originale»de l’ensemble, au prix de grandssacri fices financiers. Finalement remis dans un état exemplaire,le château devenu musée privé a été rendu accessible au public.(Sandrine Wasem,Thun)11: Die Zeichnung von Naef-Bouvin gibt zwei der Wappen(Bischof Hugo und Mülinen) wieder, die 1915 im Burgturmauf dem Stützpfeiler entdeckt wurden.308’000 Franken «aus Gründen <strong>des</strong> Heimatschutzes»das Schloss mitsamt Mobiliar und Umland. 28 An dermusealen Aura hat sich seither wenig geändert; die Anlageist ein ungewöhnliches Gesamtkunstwerk. Diesesmag mittlerweile in die Jahre gekommen sein, hat abervielleicht gerade <strong>des</strong>halb seinen Charme erhalten. Wasaber wäre Schloss Hegi ohne das zielstrebige Wirkenvon Friedrich Hegi, der keine Opfer scheute, ein wertvolles,aber vernachlässigtes und beinahe vergessenesKunstdenkmal zu erhalten und als wichtigen Zeugender Vergangenheit im Sinne der damaligen Denkmalpflegemustergültig wiederherzustellen und der Öffentlichkeitzugänglich zu machen?RiassuntoL’antico castello di Hegi, un tempo circondato da un fossatoacqueo, può essere annoverato tra i castelli tardomedievalimeglio conservati della Svizzera orientale. Le sue strutture risalgonoai signori di Hohenlandenberg. In seguito fu sede diun baliaggio zurighese e dopo il 1798 diventò un podere. Nel1915, il castello oramai cadente, passò nelle mani dello storicoindipendente Friedrich Hegi. Il rinomato storico fece completamenteriattare il castello secondo i criteri della tutela deimonumenti allora in vigore. Con questa premessa egli diedevita ad una cosiddetta opera d’arte totale (Gesamtkunstwerk),i cui locali storici furono riattati e arredati con mobilia adattaall’esigenza. Con il sostegno di Lehmann, direttore del Museonazionale svizzero e del perito edile cantonale Fietz, Hegi riuscìad abbinare il restauro del castello con lo studio delle fontid’archivio, agendo sempre in ambito scientifico. Per Hegi fumolto più importante dare un’impressione di autenticità alcastello, piuttosto che sottoporlo a degli inteventi miranti arenderlo una struttura architettonica fantasiosa. Qualora lastruttura muraria avesse dovuto per necessità o volutamenteessere alterata, per Hegi l’organicità «originale» del castellorimaneva comunque immutata. L’impresa per Hegi risultò assaidispendiosa, ma alla fine il castello si trovò in uno statodi conservazione esemplare, che come museo fu accessibile alpubblico.(Christian Saladin, Basilea/Origlio)ResumaziunIl chastè da Hegi, antruras in cumplex circumdà dad aua, èoz in dals chastels tardmedievals ils pli bain mantegnids da laSvizra Orientala, quai surtut grazia als signurs von Hohenlan­24Neue Zürcher Zeitung vom 29. Mai 1919. Vgl. auch die Schilderungder Wiederherstellungsarbeiten in: Bericht der Antiquarischen Gesellschaftvon 1922/23, <strong>18.</strong>25STAW PrA 2/21.26Hegi 1925 (wie Anm. 2) 44 und 46.27STAW PrA 2/32<strong>–</strong>38.28STAW Antrag <strong>des</strong> Stadtrats, 14. März 1946 und 9. Januar 1947;Protokoll <strong>des</strong> Grossen Gemeinderates, 3. März 1947, 286f.; vgl.auch Niederhäuser/Sennhauser/Tiziani 2001 (wie Anm. 2) 56f.144 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Peter Niederhäuser <strong>–</strong> Der Name verpflichtet: Friedrich Hegi und Schloss Hegidenberg. Pli tard ha il chastè servì sco chastellania principalae suenter il 1798 sco bain puril. L’onn 1915 surpiglia il scienziàindependent Friedrich Hegi il cumplex decadent. L’istoricherrenumà lascha renovar cumplettamain il chastè tenor ilsprincips da la tgira da monuments e da la protecziun da la patriavertents da lezzas uras, e procura uschia per in’ovra d’artcumplessiva, nua che locals istorics reconstruids èn munids cunil mobigliar adequat. Sustegnì dal directur dal museum naziunalLehmann e da l’architect chantunal Fietz, collia Hegi la sanaziundal chastè cun studis d’archiv e realisescha uschia siasfadias adina sa basond sin la scienza. In maletg uschè autenticsco pussaivel era per el pli impurtant ch’ina renovaziun plainfantasia, e sch’el intervegniva <strong>–</strong> tuttavia intenziunadamain <strong>–</strong>en la substanza architectonica existenta, aveva el adina davantegl l’unitad «originala» d’in ensemble, il qual el renovava cungronds sforzs finanzials a moda exemplarica ed al rendeva accessibela la publicitad sco museum privat.(Lia Rumantscha, Cuira)Abbildungsnachweis:1, 6, 7, 8, 11 Stadtarchiv Winterthur PrA 2.2, 4 Zentralbibliothek, Graphische Sammlung undFotoarchiv3, 5, 10 Privatbesitz9 Peter Niederhäuser, 2010.Adresse <strong>des</strong> Autors:Peter Niederhäuser, lic. phil.Brauerstr. 368400 Winterthurp.niederhaeuser@sunrise.chMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4145


KurzberichteKurzberichteHMB Historisches Museum Basel <strong>–</strong>Museum für Geschichte /BarfüsserkircheEchte Burgen <strong>–</strong> Falsche Ritter?Eine vergnügliche Entdeckungsreise imHMB lädt dazu ein, die Bilder, Wünscheund Sehnsüchte zu hinterfragen, diejeder einzelne von uns mit Rittern undBurgen verbindet.Edel, vornehm, anständig, fair, zuvorkommend,höflich und hilfsbereit <strong>–</strong>solche Tugenden sind gemäss Duden dieUmschreibung für das Wort ritterlich.Für herausragende Leistungen werdennoch heute Ritterorden verliehen undmutige Einsätze bei Verkehrsunfällenmit dem Titel «Ritter der Strasse» geadelt.Ritter und Burgen sind populärerdenn je. An historischen Märkten tauchenTausende in die Welt der Ritter ein,Kinder und Erwachsene verkleiden sichals Ritter, und Ritterfilme erzählen Geschichtenvon Helden, an denen es in unsererGesellschaft offenbar so mangelt.Burgen sind beliebte Ausflugsziele undbilden die ideale Kulisse für die vielengut besuchten Mittelalterspektakel.Wir alle haben eigene Vorstellungen vonRittern und Burgen. Diese haben mit derursprünglichen Funktion eines Ritters,nämlich der eines berittenen Kriegers,meist nicht mehr viel gemeinsam. DieAusstellung «Echte Burgen <strong>–</strong> falscheRitter?» zeichnet die Entwicklung derRitter vom Krieger zur überhöhten Kultfigurnach. Doch auch die Burgen wurdenim Laufe der Zeit zum Mythos stilisiertund machten teils von einfachenWehranlagen hin zu Märchenschlösserneine fantastische Verwandlung durch.TopfhelmAusstellungAnhand von archäologischen und historischenErkenntnissen werden Fantasieund Wirklichkeit, «echt und falsch»,hinterfragt und beleuchtet. Dafür bietetsich die Region Basel geradezu an.Das Baselbiet ist eine der burgenreichstenLandschaften Europas und der Glanz<strong>des</strong> Basler Rittertums mit seinen Turnierenstrahlte weit in das Umland aus. Burgenund Ritter der Region stehen stellvertretendfür die Entwicklung in vielenanderen Ländern.Die Ausstellung bietet eine umfassendeSicht auf Ideal und Wirklichkeit <strong>des</strong>Rittertums. Zahlreiche herausragendeObjekte, Modelle und Medienstationenmachen Burgen- und Rittergeschichtenvon über 1000 Jahren erlebbar. Sie gebenEinblick in rasante Turniere und informierenüber die Burgen rund um Basel.Die Besucher können sich von der RitterweltHollywoods entführen und vonpompösen Historienspektakeln <strong>des</strong> BaslerBürgertums beeindrucken lassen odereinen hohen Burgturm erklimmen, umden Ausblick auf die Burgenlandschaftder Region zu geniessen. Stationen zumSpielen, Rätseln und Hören machen dieAusstellung auch für Kinder interessant.Magazin und KindermagazinEchte Burgen <strong>–</strong> Falsche Ritter? ist eingemeinsames Projekt von ArchäologieBaselland und Historischem MuseumPlakat PiattiAusstellungsbild146 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


KurzberichteBasel. Für das reich bebilderte Magazinzur Ausstellung konnten verschiedeneAutoren und Autorinnen gewonnenwerden, die als Fachleute ihres Gebietsausgewählte Themen vertiefen. Trotz inhaltlicherVielfalt zeigen die Texte einesdeutlich: Den Ritter oder die Burg gibtes nicht! Vielmehr spiegelt sich in beidenBegriffen eine Vielfalt von Bildern, Wünschenund Sehnsüchten, die nicht wenigvon der jeweiligen Zeit geprägt sind, inder sie ersonnen, erdichtet und niedergeschriebenwurden.Ein Kinderheft führt die jüngeren Besucherinnenund Besucher durch dieAusstellung und lässt sie spielerisch indie Welt der Burgen und Ritter eintauchen.Echte Burgen <strong>–</strong> Falsche Ritter?15. November <strong>2013</strong><strong>–</strong>29. Juni 2014HMB Historisches Museum Basel <strong>–</strong>Museum für Geschichte / Barfüsserkirche/ Barfüsserplatz / BaselDi<strong>–</strong>So 10<strong>–</strong>17 Uhr; am 1. Mittwochim Monat 10<strong>–</strong>19.30 Uhr(ausser 1.1.2014)Tel. 061 205 86 00 /historisches.museum@bs.chAlle Informationen zum vielfältigen Begleitprogrammfür Kinder und Erwachsene,für Schulklassen und Gruppen findenSie unter www.hmb.ch und Twitter.Das HMB Magazin und das HMBJunior zur Ausstellung können imMuseumsshop oder im Webshop bezogenwerden.Ruine Farnsburg, Ormalingen BLRuine Farnsburg ist nach 300’000-Franken-Sanierung wieder sicherWeil bei der Ruine Farnsburg Steinschlägeund der Einsturz von Teilen derMauer drohten, musste die Farnsburg imJuni 2012 für die Öffentlichkeit gesperrtwerden. Knapp 300’000 Franken hatdie Sanierung gekostet. Nun ist die Burgwieder sicher.Wenn das Baugerüst abgebaut ist, wirdnur noch wenig an die aufwändige Teilsanierungder Ruine Farnsburg oberhalbder Gemeinde Ormalingen in den vergangenenMonaten erinnern. Seit Juni<strong>2013</strong> hatte ein kleines Team eines Unternehmens,das sich auf Sanierungsarbeitenan historischem Mauerwerkspezialisiert hat, an der Ruine gearbeitet.Kürzlich wurde die Sanierung nun abgeschlossen.Im Frühling 2012 war festgestellt worden,dass die Schildmauer der Farnsburgstark beschädigt war. Die Aussenschalehatte sich auf der östlichen Seite starkvom Mauerkern gelöst. Zudem hattensich auf der Aussenseite der Schildmauerseit längerem vorhandene Ausbrüchestark vergrössert. Weil Steinschläge undim schlimmsten Fall gar der Einsturz vonTeilen der Schildmauer drohten, musstedie Farnsburg im Juni 2012 für die Öffentlichkeitgesperrt werden.Nachdem bekannt geworden war, dassder Kanton Basel-Landschaft für dieSanierungsmassnahmen kein Geld zurVerfügung stellen wollte, war ein Aufschreidurch die Bevölkerung gegangen.Aufgrund einer Vereinbarung aus den1930er-Jahren zwischen dem Grossvater<strong>des</strong> heutigen Besitzers Markus Dettwilerund dem Kanton wäre der Kanton abereben gerade dafür zuständig gewesen.Erst nach einem entsprechenden Postulat<strong>des</strong> damaligen SVP-Landrats undheutigen Regierungsrats Thomas Weberhatte der Landrat den erforderlichenSanierungskredit über 275’000 Frankengesprochen.Knapp 300’000 Franken hat die Sanierunggekostet. «Damit sind wir ganzknapp im erlaubten Rahmen geblieben»,sagt Kantonsarchäologe Reto Marti.Es sei eine grosse Herausforderung gewesen,die erlaubte Kostenüberziehungvon maximal zehn Prozent nicht zusätzlichzu überschreiten. «Eine detaillierteKostenabschätzung konnten wir erstmachen, als die Mauer nach Sprechung<strong>des</strong> Kredits geöffnet werden konnte», soMarti. «Und wir haben tatsächlich den‹Worst Case› angetroffen.»Bei der Sanierung wurden nun die Ausbrüchegeschlossen und das östlicheEnde der Schildmauer mit mehreren Metallklammernstabilisiert. Zudem wurdendie Kronen und der Laufgang aufder Schildmauer abgedichtet, damit keinRegenwasser mehr in den Mauerkerneindringen kann. Ursache der Schädenwar nämlich hauptsächlich Regenwasser,das ins Mauerwerk eingesickert war,bei Frost gefror und so zu Absprengungenführte. «Dasselbe Problem besteht inweniger gravierender Ausprägung auchauf der Westseite der Schildmauer», sagtProjektleiter Michael Schmaedecke. Aufgrundder fehlenden finanziellen Mittelmüsse die Sanierung dieses Teils aufgeschobenwerden. «Es droht aber derzeitkeine Gefahr für die Besucher der Farnsburg»,so Schmaedecke.(Dean Fuss, Basellandschaftliche Zeitungbz, 7.11.<strong>2013</strong>)Schloss Wildenstein, Veltheim AGDas Schloss Wildenstein bei Veltheimwird zurzeit durch seinen neuenBesitzer Samuel Wehrli fachgerechtrestauriert.Im Zuge der Sanierungsarbeiten führtdie Kantonsarchäologie baugeschichtlicheUntersuchungen durch. Das SchlossWildenstein ist aus einer spätmittelalterlichenBurg hervorgegangen, dievon den Herren von Rinach an der Stelleeiner abgegangenen Vorgängeranlage um1353 erbaut wurde. Da in der Schweizder Neubau von Burgen im Spätmittel ­alter sehr selten war, kommt der baulichenEntwicklung der Burg Wildensteingrosse wissenschaftliche und burgenkundlicheBedeutung zu. Bereitsbeim derzeitigen Stand unserer Abklärungenzeichnen sich zwei spätmittelalterlicheund drei frühneuzeitliche Bauperiodenab.(Pressemitteilung KantonsarchäologieAargau)Chorherrenstift Beromünster LUAbschluss der archäologischenAus grabungen bei der StiftskircheAnfang Dezember <strong>2013</strong> geht die archäologischeAusgrabung im ChorherrenstiftBeromünster zu Ende. Die untersuchteFläche unmittelbar beim Chorder 1000-jährigen Stiftskirche hat einebeeindruckende Dichte an Befunden erbrachtund liefert einen Einblick in diefrühe Entwicklung dieses kulturhistorischenBrennpunkts der Luzerner Land­Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4147


Kurzberichteschaft. Die meisten aufgedeckten Strukturensind älter als die Stiftskirche.Defekte Wasserleitungen machten Bauarbeitenunmittelbar beim Chor derStiftskirche St. Michael nötig. Da bereitsvor Baubeginn klar war, dass durch dieBodeneingriffe archäologische Befundezerstört würden, wurde eine Untersuchungder betroffenen Fläche in Angriffgenommen.Das bedeutende Chorherrenstift St. Michaelin Beromünster ist ein geschichtlicherund kulturhistorischer Brennpunktvon nationaler Bedeutung. DieForschung geht davon aus, dass das Stiftzwischen 920 und 980 n. Chr. entstandenist. Die erste Anlage ist um das Jahr1036 zu Gunsten der heute noch bestehendenStiftskirche abgetragen worden.Unter den gegebenen Voraussetzungenwar zu erwarten, dass mit derGrabung ins Hochmittelalter zurückgeblicktwerden kann. Überraschend istnun, dass die fast 1000-jährige Stiftskirchezu den jüngsten angetroffenenElementen gehört: Die meisten der aufgedecktenStrukturen fallen in die Zeitvor dem Bau der 1036 erneuerten Stiftskirche.Gräber weisen auf die bislang kaumbekannte Stiftsanlage hinFreigelegt werden konnten zahlreicheBestattungen eines ausgedehnten Friedhofsaus dem ersten Jahrtausend n. Chr.Die gut erhaltenen Gräber weisen aufdie erste, deutlich vor dem Jahr 1000bestehende Stiftsanlage hin, zu welcheransonsten bisher kaum Spuren bekanntsind. An privilegierter Lage wurden hierFrauen, Männer und auch Kleinkinderbestattet. Anthropologische Untersuchungender Gebeine, welche Aussagenzu Lebensweise und sozialemStatus der Toten liefern können, stehenderzeit noch aus.Die Grabung lässt auch die frühe baulicheEntwicklung <strong>des</strong> Stifts neu beurteilen:Während der Nutzung <strong>des</strong> genanntenFriedhofs wurde eine mächtigeUmfassungsmauer errichtet, welche denHügel gleichzeitig terrassierte. Die Breite<strong>des</strong> Mauerzugs von 1,50 m weist aufeine hoch aufragende Ummauerung hin,welche der Vorgängeranlage <strong>des</strong> heutigenStifts Schutz bot. Diese Anlage erfuhreine Erweiterung noch vor dem ca.1036 erfolgten Bau der heutigen Stiftskirche:Die Mauer wurde niedergelegt,die Stiftsterrasse vergrössert und derFriedhof ausgedehnt. Spätestens beimBau der Stiftskirche wurde der Friedhofaufgegeben.Besiedlung bereits zur RömerzeitNeben diesen Ergebnissen liefert dieGrabung zahlreiche weitere Hinweiseauf die Geschichte <strong>des</strong> Stiftshügels. Sokonnte ein bisher unbekanntes spätmittelalterlichesGebäude nachgewiesenwerden. Streufunde belegen eine Besiedlungder Umgebung bereits in römischerZeit. Fragmente bemalten Wandverputzes,die wahrscheinlich zur um 1036abgebrochenen Vorgängerkirche gehören,werden einen Einblick in die Ausstattungdieser verschwundenen Anlageerlauben. Zudem werden naturwissenschaftlicheDatierungen helfen, den bisherunbekannten Gründungszeitpunkt<strong>des</strong> Stifts näher einzugrenzen.Die nun zu Ende gehende archäologischeUntersuchung war nur möglich durchdie Finanzierung aus einem Teil <strong>des</strong>vom Kantonsrat gesprochenen Nachtragskreditsvon insgesamt Fr. 300’000.<strong>–</strong>.Mangels personeller Kapazitäten derKantonsarchäologie wird die Grabungdurch die auf archäologische Dienstleistungenspezialisierte Firma ProSpectGmbH, Aarau, ausgeführt.(Medienmitteilung Kanton Luzern,4.12. <strong>2013</strong>)Vergessenes BurgenlandSchleswig-HolsteinTagungsberichtProfessur für Regionalgeschichtemit Schwerpunkt zur GeschichteSchleswig-Holsteins in Mittelalterund Früher Neuzeit,Christian-Albrechts-Universität zu Kiel;Schleswig-HolsteinischerHeimatbund, KielVom 20. bis 22. September <strong>2013</strong> luddie Professur für Regionalgeschichte mitSchwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeitder Christian-Albrechts-Universitätzu Kiel in Zusammenarbeit mit demSchleswig-Holsteinischen Heimatbundzu einer internationalen, interdisziplinärenFachtagung, die sich unter demTitel «Vergessenes Burgenland Schleswig-Holstein»mit der Genese undCharakteristik der BurgenlandschaftNordelbiens im Hoch- und Spätmittelalterbefasste. Dabei stand diese Tagunggleichbedeutend am Anfang <strong>des</strong>ambitionierten Forschungsvorhabensder Professur, sämtliche Motten bzw.Turmhügelburgen in Schleswig-Holsteinwissenschaftlich zu erfassen undaufzuarbeiten, um sich dann dem Phänomender ‹Vermottung› sozial- sowiewirtschaftsgeschichtlich zu nähern. Zudiesem Anlass versammelten sich ausgewieseneExperten aus Archäologie,Denkmalpflege sowie Geschichtswissenschaft,die durch Skizzierungen bisherdurchgeführter Burgenprojekte sowie<strong>des</strong> gegenwärtigen Forschungsstands inbenachbarten Regionen An regungen zuDiskussionen und weiterführenden Fragestellungenlieferten.Eröffnet wurde die Tagung am Freitagmit einem öffentlichen Abendvortragin der Schleswig-HolsteinischenLan<strong>des</strong> bibliothek, in welchem JoachimReichenstein (Fahrdorf) ins Thema«Burgen in Schleswig-Holstein» einführte.Der Vortrag stiess auf ein sogrosses Interesse, dass der Saal bis indie letzte Reihe gefüllt war. ReichsteinsThese, Schleswig-Holstein sei ein Landder Burgen, wurde durch eine umfangreichbebilderte Präsentation Nachdruckverliehen. Er skizzierte, dass die historischesowie archäologische Lan<strong>des</strong>aufnahmeeinen Nachweis von rund500 Burgen in Schleswig-Holstein erbrachthaben. Einen Grossteil davonstellten die hoch- und spätmittelalterlichenMotten dar, welche die Ringwallkonstruktionender Slawen und Sachsenablösten und auf denen das Hauptinteressedieser Tagung lag.Der Reigen der Vorträge am Samstagwurde eröffnet durch Thomas Zotz(Freiburg i. Br.), der in seinem Vortragam Beispiel der Zähringer die Aspektevon Burg und Herrschaft im südwestlichenDeutschland darstellte. Dabei betonteer, dass sich im Betrachtungsraumeine vielfältige Burgenlandschaft entwickelthabe. Dies gehe vor allem auf diehohe Vielfalt dort konkurrierender Fürs­148 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Kurzberichtetenhäuser zurück, welche im Bestreben,ihre Bergbaugebiete zu sichern, auf Burgenals zentrale Sicherungselemente zurückgegriffenhätten. Aber auch in dennaturräumlichen Bedingungen zwischenRhein, Schwarzwald und der schwäbischenAlb sowie den noch vorhandenenrömischen Strukturen seien prägendeElemente zu sehen. Seinen Vortragschloss Thomas Zotz mit einer Vorstellung<strong>des</strong> von ihm in Zusammenarbeitmit Alfons Zettler geleiteten interdisziplinärenBreisgauer Burgenprojektes ab.Einen archäologischen Blick auf die BurgenDänemarks richtete Rainer Atzbach(Aarhus). Dabei betonte er zunächst,dass die Erforschung dänischerBurgen eine Tradition habe, welche bisins frühe 19. Jh. zurückreiche. Anschliessendskizzierte er die verschiedenenPhasen <strong>des</strong> Burgenbaus in Dänemark.Ausgehend von Haithabu habe derBurgenbau eine erste Hochphase mitHarald Blåtands Ringburgen im 10. Jh.erlebt, die jedoch noch küstenfern errichtetwurden. Später folgten die Fluchtburgenslawischer Seeräuber und die nunan den Küsten errichteten Burgen derWaldemarszeit, in welcher der Burgenbauin einem klaren Bezug zur Ostexpansiongestanden habe. Spätere Burgenseien als «Zwangsburgen» zumeistResultat der inneren Unruhen gewesen.Es gebe jedoch noch viele unerforschteBurgen, weshalb Atzbach auf die vielfältigenChancen kaum genutzter Quellenwie Lehnsurkunden oder Rechnungsbüchersowie der Funktionsanalyse derBurg in ihrem Umland hinwies.Felix Biermann (Göttingen) widmetesich in seinem Vortrag aus archäologischerPerspektive der Frage, warumdas Phänomen der Motten bzw.der Turmhügelburgen in Mecklenburg­Vorpommern erst ab dem 14. Jh. verstärktzu beobachten sei. Nachdem inder früheren Burgenlandschaft primärslawische Burgwälle sowie die Burgender dänischen Ostexpansion dominierthätten, sei es vor allem der spät zugezogenebzw. entstandene Adel gewesen,der in den Motten wichtige Stützpunkteseiner Herrschaft gehabt habe. Dabeilasse sich den Motten nicht nur einefortifikatorische, sondern auch symbolischewie auch ökonomische Funktionzuschreiben. Weiterhin ging Biermannauf eine Besonderheit dieser Region ein,die sog. Kemladen, womit im See errichtetePfahlbauten bezeichnet werden.Zum Abschluss stellte Biermann nochjüngste Ausgrabungsbefunde aus Horstbei Neuendorf sowie Lindstedt bei Gardelegenvor.Der zweite Themenblock <strong>des</strong> Tageswurde von Arnd Reitmeier (Göttingen)mit einem Beitrag zur «Burgenlandschaftin Niedersachsen» eingeleitet.Trotz der nachgewiesenen rund200 urgeschichtlichen Grenzbefestigungensowie 1’700 mittelalterlichen Burganlagenund Ruinenstellen könne der Begriff«Burgenlandschaft» aufgrund derungleichmässigen Verteilung im Landnur eingeschränkt verwendet werden. Dadie historische Forschung sich erst nachdem Zweiten Weltkrieg mit Turmhügelburgenbeschäftigt hatte, würden bislangin der Literatur nur überblickshafteZusammenstellungen und kaum Quellenstudienexistieren. Dies sei auch darinbegründet, dass es in Niedersachsenbisher nur eine unzu reichende Zusammenarbeitvon Archäologie, Geschichtswissenschaftund Heimatforschunggebe. Als weitere Desiderate der historischenWissenschaft seien vor allemdie Flurnamenforschung sowie die systematischeDurchsicht der Lan<strong>des</strong>aufnahmenund Nachlässe der Geschichtsvereinevon Bedeutung.Im Anschluss ging Oilver Auge (Kiel)auf den Stand und die Perspektiven derhistorischen Burgenforschung in Schleswig-Holsteinein. Hierbei zeige sich eineDominanz der archäologischen Publikationen,die sich vorwiegend mitslawischen Wehrbauten oder einzelnenlan<strong>des</strong>herrlichen Burgen beschäftigten.Die wenigen historischen Auseinandersetzungenfänden sich vor allemin Form von Aufsätzen wieder, von denenviele heimathistorisch geprägt seienund in denen das Thema Burg oftmalsnur als Unterpunkt zu finden sei. Auchin Schleswig-Holstein gebe es bislangimmer das Problem der ausbaufähigenZusammenarbeit von Archäologen undHistorikern, weshalb er betonte, dassdas an der Christian-Albrechts-Universitätzu Kiel ins Leben gerufene Burgenprojektbewusst interdisziplinär konzipiertworden sei. Dabei stünden vorallem die Fragen nach einer Ministerialität,der Verbindung von Burgenbauund Siedlungsgeschichte sowie ein durchden Burgenbau möglicherweise gesteigertesSelbstverständnis <strong>des</strong> Niederadelsim Vordergrund.Als Ergänzung zur historischen lieferteUlrich Müller (Kiel) die archäologischePerspektive zur schleswigholsteinischenBurgenforschung. Aufgrundder guten Verfügbarkeit vonGeoinfomationssystem(GIS)-Daten bötensich hierzulande besonders guteAnsätze für eine systematische Gesamtaufnahmealler Motten <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. Inder archäologischen Denkmalpflegehabe das Hoch- und Spätmittelalter jedochbisher ein Schattendasein geführt,da lange keine genuine Mittelalterarchäologiean der Universität Kiel vorhandengewesen sei. Die daher erst späterfolgten ersten Ausgrabungen in den1960er-Jahren konzentrierten sich aufslawische Wallanlagen in Ostholsteinund erst in den 1970er-Jahren erfolgteeine Untersuchung der TurmhügelburgenGrosser und Kleiner Schlichtenbergbei Gut Futterkamp im Kreis Plön.Für Ulf Ickerodt (Schleswig) vomArchäologischen Lan<strong>des</strong>amt Schleswig-Holstein seien Burgen von der Denkmalpflegein erster Linie als Orte derErinnerung zu sehen. Derzeit seien inSchleswig-Holstein 548 Burgen oderburgähnliche Anlagen als Kulturdenkmaleunter Schutz gestellt. Die Schwierigkeitin deren Erhalt bestehe dabeidarin, dass nicht nur wissenschaftlicheund öffentliche Aspekte, sondern zugleichauch verwaltungstechnische undjuristische zu berücksichtigen seien. Sowürden nicht nur archäologische Lan<strong>des</strong>aufnahme,Erfassung, Unterschutzstellungund Erhaltung zum Aufgabenfeldder Behörde gehören, sondern auchdie Anfertigung einer Online-Datenbankder schleswig-holsteinischen Kulturdenkmale,die der Öffentlichkeit zugänglichgemacht werden solle und welcheIckerodt in diesem Zuge dem Publikumvorstellte.Den dritten Themenblock eröffneteChristian Frey (Braunschweig), derseinen Blick auf «Burgen als Handlungsraumim nordöstlichen Elbraum» wendete,genauer gesagt auf deren Wahrnehmungin mittelalterlichen Quellen.Dabei bezog er sich speziell auf InhalteMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4149


Kurzberichte / Veranstaltungender Slawenchronik Helmold von Bosaus.Frey betonte, dass die Burg als Phänomeninnerhalb dieser Chronik nur dannzu verstehen sei, wenn man bedenke,dass die Chronik von Konfrontationensich gegenüberstehender Parteien geprägtsei. So sehe Helmold von Bosau dieBurgen stets in einem Funktionszusammenhang,so zum Beispiel für die Ausweitungeines Herrschaftsbereichs oderdie Eingliederung slawischer Gebiete, diesich im Rahmen der Chronik durch dieEroberung slawischer Burgen darstellte.Burgen komme also eine narrative Funktionals Zeichen für Herrschaft und Ordnung,Aufstieg und Zerfall im Rahmendieser mittelalterlichen Erzählung zu.Anschliessend beschäftigte sich OrtwinPelc (Hamburg) mit einer histo rischenBetrachtung zu «Burg und Lan<strong>des</strong>herrschaftin Schleswig-Holstein». Seinewichtigste These, Burgen seien ein wesentlichesMittel zur Erlangung, Sicherungund Ausdehnung von Herrschaftim Mittelalter gewesen, verdeutlichteer anhand der Betrachtung einiger lan<strong>des</strong>herrlicherBurgen in der GrafschaftHolstein sowie in den HerzogtümernSchleswig und Lauenburg. WährendBurgen zunächst im Kontext von StädteoderKlostergründungen gestanden hätten,habe sich im Laufe der Zeit und infolgevon Lan<strong>des</strong>teilungen oftmals ihreFunktion verändert. So entstanden bspw.durch die Einführung der Vogteien neuelan<strong>des</strong>herrliche Burgen, andere verlorenin Konkurrenz zu den selbstbewusst auftretendengrossen Städten an Bedeutung.Stefan Inderwies (Kiel) beleuchtetedie Rolle der Burg für den schleswigholsteinischenAdel. Nach einer kurzenSkizzierung der Adelsgeschlechter,von denen im 13. und 14. Jh. ungefähr150 existierten, richtete er seinen Fokusauf die Regionen mit hoher Adelsundsomit auch Turmhügeldichte. AlsBauherren vermute die Forschung bishervor allem den Niederadel und Mitgliederder städtischen Führungsschicht.Es stelle sich hier die Frage, inwieweitder exzessive Burgenbau als Indikatorfür ein verändertes Selbstverständnis <strong>des</strong>Adels zu sehen sei. Einer dringenden Untersuchungbedürfe auch der Aufbau derBurgmannschaft und der Burgmänner.Ein gutes Beispiel für die Bedeutung derBurg für den Adel sei die selbstbewussteMachtpolitik der holsteinischen FamilieBuchwaldt, die sich durch ihr selbstbewusstesAuftreten gegenüber der StadtLübeck und den Lan<strong>des</strong>herren hervorgetanhabe.Den Schluss der Konferenz stellte eineExkursion unter Leitung von JoachimReichstein (Fahrdorf) und OliverAuge (Kiel) am Sonntag dar, welche denTeilnehmern die Möglichkeit bot, sichdie am Vortag gewonnen Impres sionenund Erkenntnisse in situ zu vergegenwärtigen.Die Route führte zunächst zurRuine der Burg Nienslag, der grösstenerhaltenen Burgstelle in Schleswig-Holsteinüberhaupt, deren Errichtung möglicherweisemit der Person Albrecht vonOrlamünde in Verbindung zu bringenist. Der weitere Weg führte über Giekau,wo sich besonders gut der Übergangvon einem altslawischen Burgwallüber eine Motte zu einem Gutshaus <strong>–</strong>in diesem Fall das Gut Neuhof <strong>–</strong> veranschaulichenlässt, hin zum Grossen undKleinen Schlichtenberg und zum OldenburgerWall, einem der bedeutendstenBodendenkmale in Schleswig-Holstein,und dem anliegenden Wall museum.Zum Schluss wurde die Ruine der BurgGlambek auf Fehmarn besichtigt, einervom dänischen König Waldemar II. errichtetenBurg, die als einzige im Bun<strong>des</strong>landnoch Reste alter Backsteinbautenaufweist.Stefan Magnussen / Sarah Organista,Historisches Seminar,Christian-Albrechts-Universität zu Kiel(http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5131)VeranstaltungenSchweizerisches NationalmuseumLan<strong>des</strong>museum ZürichKunst und Kultur in der ZeitKarl <strong>des</strong> GrossenAusstellung20. September <strong>2013</strong><strong>–</strong>2. Februar 2014Di<strong>–</strong>So, 10<strong>–</strong>17 UhrDo, 10<strong>–</strong>19 UhrKarl der Grosse hat in Europa viel bewegt.Die von ihm initiierten Umbrücheund Erneuerungen bilden in vielen Bereichendie Grundlage unserer Kultur.Zum 1200. Mal jährt sich der To<strong>des</strong>tagvon Karl dem Grossen am 28. Januar2014. Zu diesem Anlass widmet dasSchweizerische Nationalmuseum Karldem Grossen (748<strong>–</strong>814) und der «karolingischenSchweiz» eine grosse Wechselausstellung.Die Ausstellung zeigt, was sich unterKarl dem Grossen verändert hat, wiesich seine Reformen auf Bildung, Glaubenund Gesellschaft ausgewirkt habenund welche Erneuerungen in Kunst undArchitektur auszumachen sind. Im europäischenKontext eingebettet wird daskulturelle Erbe der Schweiz aus der ZeitKarls <strong>des</strong> Grossen in den Vordergrundgestellt. Der Zeitrahmen umfasst seineHerrscherzeit 771<strong>–</strong>814 bis zum Vertragvon Verdun (843). In einzelnen Themenbereichenwird zudem der Blick in dieMerowingerzeit und das späte 9. Jh. geworfen.Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeitmit dem Buchprojekt«Die Zeit Karls <strong>des</strong> Grossen in derSchweiz» (vgl. S. 153) unter der Leitungvon Prof. Dr. Georges Descœudres, Dr.Jürg Goll und Dr. Markus Riek.150 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


VeranstaltungenArchäologisches Lan<strong>des</strong>museumALM, Konstanz DEArchäologie und PlaymobilVoll bis unters Dach <strong>–</strong> Konstanz undsein Konzil24. November <strong>2013</strong><strong>–</strong>22. Februar 2014Di<strong>–</strong>So, 10<strong>–</strong>18 UhrBenediktinerplatz 578467 KonstanzTel.: +49 7531 9804-0Mail: info@konstanz.alm-bw.deEs ist eine kalte Winternacht im Jahre1414. König Sigismund legt mit demSchiff in Konstanz an. Er ist gekommen,um endlich einen seit fast 40 Jahrenwährenden Streit beizulegen: Wersoll der rechtmässige Papst im Abendlandsein?Die neue Playmobil-Ausstellung widmetsich dem Konstanzer Konzil ausAnlass <strong>des</strong> 600-jährigen Jubiläums, einGrossereignis, das fünf Jahre lang diekleine Stadt am Bodensee zum Berstenmit Menschen füllte. Das ALM präsentiertseinen grossen und kleinen Besuchernvoller Stolz die aufwändigstePlaymobil-Ausstellung aller Zeiten.In den Wintern von 1414<strong>–</strong>1418 qualmenin Konstanz besonders viele Schornsteine.Auf dem Marktplatz wimmelt esvon Marktfrauen, Fischverkäufern undBeutelschneidern, welche die weitgereistenGäste um ihr Kleingeld erleichtern.Fahrende Bäckersleut’ versorgen mitihren mobilen Backöfen tausende vonGästen mit Brezeln, Fleischpasteten undKringeln. Selbst am Abend flackern dieKerzen im grossen Kaufhaus am Hafen,das heute Konzilsgebäude genannt wird.Dort erfassen fleissige Zöllner die Vielzahlder benötigten Waren.Ausserhalb der Stadtmauern schreitetder als Ketzer verurteilte KirchenreformatorJan Hus seiner Hinrichtung aufdem Scheiterhaufen entgegen. Nur wenigweiter treten auf dem Turnierplatzzahlreiche Ritter gegeneinander an, unterdem Gejohle adeliger Zuschauer und<strong>des</strong> gemeinen Volkes.Detailgetreue historische Modelle vonStadthäusern, <strong>des</strong> Kaufhauses sowie einebisher einzigartige Rekonstruktion <strong>des</strong>Münsters geben einen faszinierendenEindruck vom mittelalterlichen Konstanz.Natürlich sind auch wieder alteKlassiker wie die Eisenbahn und dieeingeschmuggelten Fehler dabei, die zu«Archäologie und Playmobil» gehörenwie der Chronist Richental zum KonstanzerKonzil.Römer, Alamannen, ChristenFrühmittelalter am Bodensee14. Februar<strong>–</strong>5. Oktober 2014Di<strong>–</strong>So 10<strong>–</strong>18 UhrEin internationales Ausstellungsprojekt<strong>des</strong> Archäologischen Lan<strong>des</strong>museumsBaden-Württemberg in Kooperation mitdem Amt für Archäologie <strong>des</strong> KantonsThurgau und weiteren Partnern rund umden Bodensee.Die Zeit zwischen dem 3. und dem 8. Jh.ist eine ereignisreiche Epoche, die für dieMenschen rund um den Bodensee zahlreicheUmwälzungen mit sich brachte:Die Römer ziehen sich aus dem heutigensüdwestdeutschen Gebiet zurück undverlegen die Reichsgrenze an Hochrheinund Bodensee. Germanische Siedler unterschiedlicherHerkunft verschmelzenhier zu den Alamannen und finden sichab dem 6. Jh. auch in der Nordschweiz.Nach der Unterwerfung durch die Frankenwird das Herzogtum Alamannien errichtet,in dem sich durch Kirchengründungender einflussreichen Familien unddie Einrichtung <strong>des</strong> Konstanzer Bischofssitzeslangsam, aber sicher das Christentumetabliert.Die neue Sonderausstellung zeigt einenabwechslungsreichen Querschnittdurch die archäologische Forschung dieserspannenden Zeit. Die eindrucksvollenObjekte, vom einfachen Kamm ausKnochen über goldene Gewandschliessen,wertvolles Trinkgeschirr der Elitebis hin zu den eisernen Waffen, sindstumme Zeugen von Status, Gewalt undAuseinandersetzung.Zahlreiche Befunde und Funde ausBaden-Württemberg, der Schweiz, Österreichund Liechtenstein liefern neueErgebnisse zur Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte,zu Handwerk, Lebenund Tod im Frühmittelalter.Badisches Lan<strong>des</strong>museumKonstanz DEDas Konstanzer Konzil 1414<strong>–</strong>1418Weltereignis <strong>des</strong> Mittelalters27. April<strong>–</strong>21. September 2014Di<strong>–</strong>So, 10<strong>–</strong>18 UhrFr, 10<strong>–</strong>21 UhrKonzilgebäudeHafenstrasse 278462 KonstanzFür das Land Baden-Württemberg wirddas 600-jährige Jubiläum <strong>des</strong> KonstanzerKonzils im Jahr 2014 ein Ereignisvon herausragender Bedeutung sein.Das Badische Lan<strong>des</strong>museum Karlsruhewurde aus diesem Grund beauftragt,eine grosse Lan<strong>des</strong>ausstellung amOrt <strong>des</strong> Geschehens auszurichten. ZumAuftakt der Konzil-Feierlichkeiten wirddie Ausstellung im Konstanzer Konzilsgebäudeim April 2014 eröffnet werdenund bis zum September <strong>des</strong> Jahres zusehen sein.Die Ausstellung wartet mit einer besondersinnovativen Präsentation auf: DasKonstanzer Konzil war ein «Gipfeltreffen»<strong>des</strong> Mittelalters. Gesandtschaftenaus dem gesamten Abendland kommendfanden sich in der Stadt am Bodenseeein <strong>–</strong> von Lissabon bis Konstanti nopel,von Uppsala bis Damaskus. Die Stadtwurde zum Schmelztiegel der Kulturen,und ihr Name wurde in die Welthinausge tragen. Hochkarätige, exemplarischausgewählte kunst- und kulturhistorischeZeugnisse der einst auf demKonzil vertretenen Delegationen sollenZeugnis davon ablegen, dass das Konzilein universelles Ereignis und ein Meilensteinin der Geschichte war.Die «Grosse Lan<strong>des</strong>ausstellung» wirdein einzigartiges Ausstellungserlebnisbieten: Spitzenwerke der abendländischenKunst- und Kulturgeschichte derZeit um 1400/20 aus den grossen Museenganz Europas werden in Konstanzzu sehen sein. Mit ca. 300 Leihgaben ausbis zu 20 Staaten wird dieses spektakuläreGipfeltreffen nach 600 Jahren amhistorischen Originalschauplatz wiederPräsenz gewinnen und für die Besucherinnenund Besucher in seiner Wirkungsmachtwieder spürbar sein.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4 151


VeranstaltungenChâteau de Grandson,Grandson VDIn vino veritas <strong>–</strong>le vin au Moyen AgeExposition15 mars<strong>–</strong>2 novembre 2014tous les jours 9<strong>–</strong>17 h27 bannières présentées en 2012 à laTour Jean-sans-Peur à Paris proposent unvaste tour d’horizon de la vigne et du vin:<strong>–</strong> cépages, plantation, taille, vendanges<strong>–</strong> le travail de cave, la fermentation,la tonnellerie<strong>–</strong> le vin en cuisine: verjus, vinaigre,sauces, marina<strong>des</strong><strong>–</strong> le service: pots et pichets; la taverne;l’ivresse<strong>–</strong> le vin médecin; le vin de messe<strong>–</strong> vin et proverbesLa vigne en Suisse<strong>–</strong> les régions et leur histoire<strong>–</strong> les objets de la vigne et du vin<strong>–</strong> les Grandsonnois et le voleurde raisins<strong>–</strong> les premières vignes vaudoisesLes événements<strong>–</strong> accorder les mets et les vins<strong>–</strong> vins et fromages / chansons bachiqueset dégustation<strong>–</strong> repas médiéval «tout au vin»<strong>–</strong> la dégustation, tout un art<strong>–</strong> semaine du goûtAssociation <strong>des</strong> Amis du Châteaude Grandsontél. 024/445 29 26fax 024/445 42 89e-mail contact@chateau-grandson.chinternet www.chateau-grandson.chSchaffhausen,Museum AllerheiligenRitterturnierDas spektakuläre Fest <strong>des</strong> MittelaltersMit einer grossen Sonderausstellung undeinem authentisch inszenierten Lanzenstechenerinnert Schaffhausen 2014 anseine grosse Zeit als Stadt von Ritterturnieren.Schaffhausen war berühmt fürseine grossen Spiele mit mehr als 200Kämpfern. Der Adel hielt Hof, tanzte,legte Konflikte bei und bahnte Heiratenan. Edeldamen verklagten unritterlichesBenehmen und vergaben den Tapferendie Preise. Erstmals zeigt eine prunkvolleAusstellung die 500-jährige Geschichte<strong>des</strong> europäischen Ritterturniers.Ausstellung10. April<strong>–</strong>21. September 2014Museum zu Allerheiligen SchaffhausenDi<strong>–</strong>So, 11<strong>–</strong>17 UhrRitterturniere zählen zu den spektakulärstenVeranstaltungen <strong>des</strong> Mittelaltersund der Renaissance. Im 15. Jh. warSchaffhausen aufgrund seiner Lage amHochrhein mehrfach Schauplatz grosserTurniere. Nirgends im deutsch-römischenReich wissen wir über den Verlaufvon grossen Turnieren besser Bescheidals in Schaffhausen. Zwei spanische Gesandteam Basler Konzil haben sich 1436und 1438 rheinaufwärts begeben, umdas Spektakel mitzuerleben. Sie berichtennicht nur vom Kampf der Reiter.Sie erzählen auch vom höfischen Festmit Empfängen, Tanz und Bankett. Erstmalszeigt das Museum zu Allerheiligenin einer über 1000 m 2 grossen prunkvollenSonderausstellung die 500-jährigeGeschichte <strong>des</strong> europäischen Turnierwesens.Nebst eigenen Objekten werdeneinzigartige Leihgaben aus den berühmtenhabsburgischen Sammlungen inSchaffhausen zu sehen sein. Die Rüstungen<strong>des</strong> Hochadels sind Wunderwerkeder Metallkunst. Elfenbeintäfelchen undBuchilluminationen schildern die Verehrungder Damen im Minnedienst. Dasstädtische Handwerk belieferte den Adelmit Ausrüstung und Verköstigung. DieAusbildung der Knappen, die Gerichtsbarkeitgegen unritterlichesVerhalten,die Spielleute, Tanz und Bankett <strong>–</strong> alldies wird in der Ausstellung zum Thema.Das grosse Turnier zu Schaffhausen10.<strong>–</strong>20. Juli 2014Schaffhauser HerrenackerVorstellungen: 14 und 19 Uhr (täglichausser Mo), Dauer ca. 60 Min.Ein bis heute unübertroffenes Spektakel:Zwei Pferde beschleunigen im Nu aufvollen Galopp. Die Reiter konzentrierensich auf ihr Ziel. Mit gewaltiger Wuchtzersplittern die Lanzen auf der gegnerischenRüstung. Vom 10. bis 20. Juli2014 wird man dies miterleben können.Dann verwandelt sich der SchaffhauserHerrenacker in einen farbenprächtigenmittelalterlichen Turnierplatz mit einerTribüne für 800 Zuschauer. Die bestenTurnierreiter aus England, Deutschland,Holland und Australien unter der Leitungvon Dr. Tobias Capwell, Kuratorder Wallace Collection London zeigen inoriginalgetreu nachgebauten Rüstungen,wie die Turniere im späten Mittelalterausgesehen haben.Ein weiterer Höhepunkt <strong>des</strong> GrossenTurniers zu Schaffhausen ist das Heerlagerder Company of Saynt George. Diebekannte Reenactment-Gruppe schlägtim und um den Kreuzgang zu Allerheiligenwährend den 10 Turniertagen ihreZelte auf und wird den ganzen Tag überdas Lagerleben im Gefolge eines Rittersauf lebendigste Weise und historischkorrekt nachgestalten. Rund umden Kreuzgang und im Museum zeigt dieCompany of Saynt George altes Handwerk,Musikanten sorgen für Unterhaltung.Nach mittelalterlichen Rezeptenwird im Pfalzhof <strong>des</strong> Museums und rundum den Turnierplatz auch gekocht undausgeschenkt.Kombiticket (Turnier inkl. Ausstellungseintritt)im Vorverkauf ab Mitte Januar2014 online auf www.allerheiligen.choder an allen Ticketcorner-Vorverkaufsstellen.Tagung zur Ausstellung2.<strong>–</strong>3. Mai 2014Adel und StadtMit einem öffentlichen Abendvortrag<strong>des</strong> bekannten deutschen MittelalterhistorikersProf. Dr. Werner Paravicini. Veranstaltetvom Museum zu Allerheiligenin Zusammenarbeit mit dem <strong>Schweizerischen</strong>Burgenverein und dem <strong>Schweizerischen</strong>Arbeitskreis für Stadtgeschichte.Informationen ab Januar 2014:Museum zu Allerheiligen SchaffhausenKlosterstrasse 168200 Schaffhausenwww.allerheiligen.ch152 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


PublikationenPublikationenMarkus Riek, Jürg Goll,Georges Descœudres (Hrsg.)Die Zeit Karls <strong>des</strong> Grossenin der SchweizKunst und Kultur in der Zeit Karls <strong>des</strong>Grossen. Publikation zur Ausstellung imLan<strong>des</strong>museum Zürich vom 20. September<strong>2013</strong> bis 2. Februar 2014 zum 1200.To<strong>des</strong>tag von Karl dem Grossen. MitTexten von 28 Autorinnen und Autoren.Benteli-Verlag, Sulgen <strong>2013</strong> <strong>–</strong> 24,5 x30 cm, 328 Seiten, rund 300 farbigeAbbildungen, Leinenband mit Schutzumschlag.ISBN 978-3-7165-1781-9Der erste mittelalterliche Kaiser, Karlder Grosse, hat die europäische Kulturmassgeblich geprägt. Gerade im kleinenGebiet der heutigen Schweiz isteine ungewöhnliche Anzahl bedeutenderKunstwerke aus der karolingischenZeit erhalten. In der vorliegenden Publikationwird das Erbe dieser Hochkulturin der Schweiz erstmals in seinerGesamtheit dargestellt. Ob Architektur,Skulptur, Wandmalerei, Kunsthandwerkoder Buchkunst <strong>–</strong> die Karolinger habenhier bedeutende Spuren hinterlassen, dieim Buch von ausgewiesenen Fachleutennach aktuellsten Erkenntnissen undprächtig bebildert dokumentiert sind.Ein detaillierter Katalog bietet zudemeinen Überblick über die heute nochsichtbaren Bauten und Kunstwerke ausdem 8. und 9. Jh. und entfaltet ein beeindrucken<strong>des</strong>Panorama der Zeit undihrer reichen Kultur.Noyers <strong>–</strong>«le plus bel chastel du royaume»Etude archéologique et historique, sousla direction de Fabrice CayotCentre de castellologie de Bourgogne,Château de Bellecroix, octobre <strong>2013</strong> <strong>–</strong>19 x 25,7 cm, 388 pages, plus de 300illustrations, couleurs et n&bISBN 978-2-9543821-0-4«De commune renommée, il a été le plusbel chastel du royaume». C’est ainsiqu’on décrit Noyers en 1419 quandla duchesse de Bourgogne Margueritede Bavière l’achète. Dès sa constructionvers 1200, ce château est un bâtimenthors norme. Les chroniqueurs del’époque s’extasient devand la hardiessede son constructeur, l’évêque d’AuxerreHugues de Noyers qui, avec l’argentde son évêché, construit «le plus beauchâteau du royaume». Mais les guerreset le temps eurent raison du géant, quifut presque totalement détruit.A partir de 1998, une association de bénévoless’est formée pour mettre en valeurces ruines. Pendant près de 10 ans,une quinzaine de chercheurs ont conjuguéles compétences les plus diverses(archéologie, céramologie, géologie, architecture...)pour rendre ce château àl’histoire. L’étude attentive <strong>des</strong> vestigesdu château, <strong>des</strong> tours de l’enceinte et<strong>des</strong> textes médiévaux, montre notammentque l’évêque Hugues fut un précurseurpour mettre en place les principes dela fortification « gothique » initiée sousle règne de Philippe Auguste.Le présent ouvrage, qui sera bientôt suivide la publications de l’étude <strong>des</strong> comptesde la châtellenie de Noyers, met les résultatsde ces rcherches à la portée d’untrès large public, et révélera à chacun <strong>des</strong>multiples facettes cachées de la vie d’ungrand château disparu.Michael LosseBurgen und Schlösser,Adelssitze und Befestigungenin der Vulkan eifelMichael Imhof Verlag, Petersberg 2012 <strong>–</strong>16,5 x 24 cm, Paperback, 176 Seiten, mitzahlreichen Farbabbildungen.ISBN 978-3-86568-399-1Die Vulkaneifel gehört, neben der NordundSüdeifel sowie der Hoch- und derSchnee-Eifel zu den fünf geographischenKerngebieten <strong>des</strong> zum RheinischenSchiefergebirge zählenden MittelgebirgeEifel. Spätestens seit Beginn <strong>des</strong> 19 Jh.befassten sich viele renommierte Wissenschaftlermit der Vulkaneifel. Undauch einige namhafte, darunter englischeKünstler «entdeckten» die Vulkaneifelwährend <strong>des</strong> 19 Jh. für sich.Trotz <strong>des</strong> wissenschaftlichen und literarischenInteresses gibt es aber bislangkeine zusammenfassende Untersuchungder mittelalterlichen Burgen oder garder historischen Wehrbauten und Adelssitzevon der Ur- und Frühgeschichte bishin zur Neuzeit in dieser Region. Alsbeste Grundlage und Materialsammlungmüssen daher immer noch die Inventareder Kunstdenkmäler (Kreis Prüm1927, Kreis Daun 1928, Kreis Ahrweiler1938, Kreis Mayen I 1941) gelten. Auchder hier vorgelegte Führer kann und solldiese Forschungslücke nicht schliessen.Es geht primär um eine Überblicksdarstellungzu den Wehrbauten und Adelssitzenim Kreis Vulkaneifel (ehem. KreisDaun, Rheinland-Pfalz).In diesem Buch wird der aktuelle Kenntnisstandzusammengefasst, wobei, dengewachsenen Interessen der Leserinnenund Leser solcher «Burgenführer» entgegenkommend,die Darstellung vonden ur- und frühgeschichtlichen Adelssitzenund Wehrbauten über jene <strong>des</strong>Mittelalters und der Frühen Neuzeit bishin zur Burgen-Renaissance <strong>des</strong> 19. und20. Jh. reicht. Es sind 94 Objekte aufgenommen,die anhand fachlich fundierterTexte, aktuellen Fotos sowie historischenAnsichten und Plänen vorgestelltund mit hilfreichen touristischen Hinweisenergänzt werden. Ein Literaturverzeichnismit den relevanten Publikationenzu jedem einzelnen Objekt soll dieMöglichkeit geben, sich intensiver mitden Anlagen zu beschäftigen.Florian HitzFürsten, Vögte und GemeindenPolitische Kultur zwischen Habsburg undGraubünden im 15. bis 17. Jahrhundert.hier+jetzt, Verlag für Kultur und GeschichteBaden, 2012 <strong>–</strong> 16,5 x 24,5 cm,gebunden, 659 Seiten, 34 Abbildungen.ISBN 978-3-039919-249-6Der Kanton Graubünden hat eine wenigbekannte habsburgische Geschichte. SeitMittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4 153


Publikationender Zeit um 1500 bildete das Gebiet derAcht Gerichte (Landvogtei Castels imPrättigau, Davos, Belfort, Churwaldenund Schanfigg) einen Verwaltungsbezirkder vorderösterreichischen Lande, <strong>des</strong>habsburgischen Territoriums im Südwesten<strong>des</strong> Deutschen Reiches. Aber schonetwas länger gehörten die Gemeindender Acht Gerichte zu den drei rätischenBünden. Damit stiessen zwei Mächteaufeinander, die ganz unterschiedlichenModellen der Staatsbildung und derpolitischen Kultur entsprachen: FürstenstaatlicheHerrschaft traf auf kommunaleSelbstorganisation. Auf lange Sichtvermochten die Habsburger ihre Ansprüchenicht durchzusetzen. Um dieMitte <strong>des</strong> 17. Jh. endete ihre Herrschaftin den Acht Gerichten.Burgen im AlpenraumHrsg. von der Wartburg-Gesellschaft zurErforschung von Burgen und Schlösserne.V., redigiert von Stefanie Lieb. Erschienenin der Reihe Forschungen zuBurgen und Schlössern 14. MichaelImhof Verlag, Petersberg 2012. <strong>–</strong> 24,5 x30,5 cm, gebunden, 223 Seiten, mit zahlreichenFarbabbildungen.ISBN 978-3-86568-760-9Der 14. Band der Forschungen zu Burgenund Schlössern der Wartburg-Gesellschaftbasiert auf den wissenschaftlichenBeiträgen der Jahrestagung zum Thema«Burgen im Alpenraum», die vom 5. bis9. Mai 2010 im österreichischen Halleinstattfand.Experten aus den Fachgebieten der Archäologie,Bauforschung, Burgenforschung,Geschichte und Kunstgeschichteaus Deutschland, Österreich und derSchweiz stellen hier in drei Sektionenihre jeweils aktuellen Forschungsergebnissevor.I. Burgen der östlichen Alpenregion und<strong>des</strong> Salzburger RaumsJürgen Moravi: Der steinerne Burgenbau<strong>des</strong> Hochmittelalters in der Steiermark.Günther Bernhard: Burg Deutschlandsbergin der Weststeiermark. JoachimZeune: Das Wehrensemble Ehrenbergin Nordtirol. Olaf Wagener: Burgen inKärnten <strong>–</strong> Vorwerke und mehrteiligeBurganlagen. Andreas Ahammer: DieOrtenburg <strong>–</strong> Eine ausgedehnte Hanganlagein Oberkärnten. Christian Domenig:Burgen und Burgenpolitik der Grafenvon Cilli. Renate Jernej: Entstehungund Ausprägung der Burgenlandschaftin Friesach. Gotthard Kiessling: Die Burgenund Schlösser im Landkreis Traunstein.G. Ulrich Grossmann: Hochosterwitzim Mittelalter. Patrick Schicht:Burgen <strong>des</strong> Salzburger Erzbistums <strong>–</strong>Wehrbauten unter geistlicher Herrschaft.Nicole Riegel: Hohensalzburg unterLeonhard von Keutschach und KardinalMatthäus Lang von Wellenberg. Fortifikationund Repräsentation 1495<strong>–</strong>1540.Peter Höglinger: Archäologische Untersuchungenin Salzburger Burganlagen.Eva R. Szlosbaytel: Die Befestigung <strong>des</strong>Salzburger Kirchenbesitzes 1121 unterErzbischof Konrad I.II. Topographie der Burg im AlpenraumThomas Bitterli: Die Höhlenburgen <strong>–</strong>Ein Überblick. Judith Bangerter- Paetz:Die Burg Unspunnen bei Interlaken <strong>–</strong>geschichtliche Bedeutung und Untersuchungenzum Baubefund. Markus J.Wenninger: Die letzte Ausbauphase derKärntner Höhenburgen im 16. Jahrhundert.Elfriede Zöggeler-Gabrieli: DieMayenburg bei Lana.III. Das Bild der Burg im AlpenraumMonika Küttner: Johannes Clobucciarich,Georg Matthäus Vischer und CarlHaas. Drei Architekturtopographenund ihre unterschiedlichen Sichtweisen<strong>des</strong> Bildinhaltes Burg. Hanns-Paul Ties:Die Freiherren von Völs und die Antike.Bildprogramme der Renaissance inden Burgen Prösels und Haselburg (Südtirol).Jasmine Wagner: Schöner Wohnenunter Abt Valentin Pierer <strong>–</strong> «Wellness»ab dem 16. Jahrhundert auf einemWehrbau in 1200 Metern Höhe. MichaelStöneberg: Schweizer Burgen inhistorischen Postkartenfotos der GebrüderWehrli.Volkmar GeupelFührer zu den Burgen undWehrkirchen im ErzgebirgskreisHrsg. vom Lan<strong>des</strong>amt für ArchäologieFreistaat Sachsen, Dresden <strong>2013</strong>. <strong>–</strong>14 x 21 cm, broschiert, mit zahlreichenAbbildungen.ISBN 978-3-943770-08-7Im Erzgebirge künden neben den Dörfernmit ihrer typischen Waldhufenflurdie ehemaligen Herrensitze <strong>–</strong> ob vonSchlössern überbaut, als Ruinen odermanchmal bis zur Unkenntlichkeit verschliffeneErdsubstruktionen überkommen<strong>–</strong> von dem «grossen Lan<strong>des</strong>ausbau»,der etwa in der zweiten Hälfte<strong>des</strong> 12. und der ersten Hälfte <strong>des</strong> 13. Jh.den unbewohnten «Dunkelwald» in eineKulturlandschaft verwandelte. Sie sindals Zeugnisse der Regionalgeschichtegesetzlich geschützte Denkmäler, derenErhaltung im öffentlichen Interesse liegt.Das vorliegende Buch zu den Burgen imheutigen Erzgebirgskreis gibt einen kompaktenEinblick in den derzeitigen Standder Forschung. Es sind 30 Objekte aufgenommen,die in Text und Bild vorgestelltund mit hilfreichen touristischenHinweisen ergänzt werden. Ein Literaturverzeichnisbei jedem einzelnen Objektgibt die Möglichkeit, sich intersiverdamit zu beschäftigen.Burgen im BreisgauAspekte von Burg und Herrschaftim überregionalen VergleichHrsg. von Erik Beck, Eva-Maria Butz,Martin Strotz, Alfons Zettler undThomas Zotz. Erschienen in der ReiheArchäologie und Geschiche, FreiburgerForschungen zum ersten Jahrtausendin Südwestdeutschland 18, zugleich Veröffentlichungen<strong>des</strong> Alemannischen InstitutsFreiburg i.Br. 79. Jan ThorbeckeVerlag, Ostfildern 2012. <strong>–</strong> 20 x 28 cm,gebunden, 429 Seiten, mit zahlreichenAbbildungen in s/w.ISBN 978-3-7995-7368-9Alfons Zettler: «Die Burgen im mittelalterlichenBreisgau». Bemerkungen zumFreiburg-Dortmunder Burgenprojekt.I. Grundlagen und Anfänge <strong>des</strong> mittelalterlichenBurgenbaus.Lukas Clemens: «Novum castrumquod mons Mercurii dicitur» <strong>–</strong> Burgenauf oder in antiker Vorgängerbesiedlung.Eric Beck: Burgen auf oder in an­154 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Publikationentiker Vorgängerbesiedlung. Das Beispiel<strong>des</strong> Oberrheingebietes. Jacky Koch: Derfrühe Burgenbau im Elsass. MatthewStrickland: Status, display and defenceon the welsh march, circa 1067 to 1087.Reflection on context and functions ofthe great tower at Chepstow, Gwent.Martin Strotz: Kleine Hügel <strong>–</strong> Frühe Burgen?Zum Forschungsstand über Burganlagenvom Typ Motte im badischenOberrheingebiet.II. Adel und Burg <strong>–</strong> Burg und HerrschaftThomas Zotz: Burg und Amt <strong>–</strong> zur Legitimation<strong>des</strong> Burgenbaus im frühen undhohen Mittelalter. Heinz Krieg: Adel undfrühe Burgen im Breisgau. Tobie Walther:Frühe toponymische Beinamen amOberrhein. Methodische und quellenkritischeBetrachtungen mit besondererBerücksichtigung der Strassburger Bischofskirche.Bernhard Metz: Die Burgender Bischöfe von Strassburg. WernerWild: Bischof von Basel gegen Grafen.Burgen im Machtkampf im mittleren13. Jahrhundert. Eva-Maria Butz: Burgenals Herrschaftsinstrument? Überlegungenzur Burgenpolitik König Rudolfsvon Habsburg. Boris Bigott: StädtischesPatriziat als Machtfaktor aufdem Burgenmarkt am Beispiel <strong>des</strong> Breisgaus.Sigrid Hirbodian: Burgen und Niederadelim Spätmittelalter. Volker Rödel:Öffnungsverträge und Burgfriedenals Mittel fürstlicher Politik.III. Burgenarchäologie und BauforschungHeiko Steuer: Burg und Bergbau <strong>–</strong> Herrschaftdurch Wirtschaft. Holger Grönwald:Ausgrabungen auf Cugagna. Mittelalterarchäologieauf der Burg und inihrem Umfeld. Ergebnisse und Zukunfteiner Lehrgrabung. Luisa Galioto, BertramJenisch, Thilo Jordan und MatthiasReinauer: 800 Jahre Baugeschichte vonSchloss Beuggen. Stefan King: Burg ruineLandeck, Gemeinde Teningen. Ostwand<strong>des</strong> Palas der oberen Burg. Ergebnisseder Bauforschung. Stefan King: BurgruineBaden, Badenweiler. Nordwand<strong>des</strong> Kernbaus. Ergebnisse der Bauforschung.Betram Jenisch: Das Ende derBurg? Denkmalpflegerische Aufgaben anBurgruinen.IV. Architektur, Ikonologie und Rezeptionder BurgGünther Stanzl: Kreuzfahrerburgen undihr Einfluss auf den mitteleuropäischenBurgenbau. Jürgen Krüger: Anmerkungenzu Burg Rötteln. Olaf Wagener: Wieerobert man eine Burg? Ein kurzer Überblickzu Belagerungen und Belagerungsanlagen.Cord Meckseper: Burgen <strong>–</strong>Symbole der Macht? Zur Ikonologieder Burg. Wendy Landewé: EingesperrteJungfrauen in alten Burgensagen: Eineüberregionale und interdisziplinäre Studie.René KillL’approvisionnement en eau<strong>des</strong> châteaux forts de montagnealsaciensPublications du Centre de RecherchesArchéologiques Médiévales de SavernsCRAMS, Saverne 2012 <strong>–</strong> 480 pages formatA4, 490 illustrations dont la moitiéen couleurs, couverture rigide.Prix: 45,00 EUR, Port: 5,00 EUR pourla Suisse, l’Allemagne et l’Autriche.Adresse de commande: CRAMS,Centre Wollbrett, BP 90042,F-67701 SaverneCedex, FranceISBN 978-2-9540598-0-8Le fait de choisir le lieu d’implantation<strong>des</strong> châteaux forts de montagne en privilégiantles aspects stratégiques et défensifs,avait souvent pour inconvé nientde devoir faire face à un contexte hydrogéologiquedifficile. Cela explique quel’on ait dû se contenter de citernes dansla plupart d’entre eux, tout en ayant recoursaux sources extérieures et auxeaux de suintement et de ruissellement.Ceux ayant possédé un puits sont peunombreux à cause de la profondeur importanteà atteindre pour rencontrerl’eau et du prix élevé du creusement dontle résultat n’était nullement assuré.Le point de départ de cette étude estun programme de recherches archéologiquesconsacré au thème de l’eau dansles châteaux forts de montagne alsaciensqui s’est étendu sur plus de vingtans et au cours duquel une trentaine defouilles de points d’eau ont été réaliséesavec l’autorisation et sous le contrôledu Service régional de l’archéologie. Lesinvestigations de terrain ont été complétéespar l’exploitation de documentsd’archives. Ces recherches qui ont livréde nombreux enseignements inédits, parexemple en éclairant la conception <strong>des</strong>citernes à filtration, longtemps mal connue,ont permis de faire très nettementprogresser l’état de nos connaissancessur les aménagements liés à l’eau en milieucastral. Tout en montrant la complexitéet les multiples aspects de la questionde l’eau, elles permettent égalementde prendre conscience <strong>des</strong> problèmes etdifficultés auxquels les occupants <strong>des</strong>châteaux forts de montagne étaient confrontéspour l’obtenir, que ce soit sur leplan quantitatif ou qualitatif.L’ouvrage vient combler une importantelacune dans la connaissance <strong>des</strong> châteauxforts de montagne alsaciens. Eneffet, et bien que ces châteaux aient faitl’objet de nombreuses publications, celles-ciont en commun de n’accorder quetrès peu de place à la question de l’eau,situation qui n’est d’ailleurs pas propreà l’Alsace.Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4 155


VereinsmitteilungenVereinsmitteilungenVorschau Veranstaltungen 2014Samstag, 12. April 2014,Zürich, 10.15<strong>–</strong>ca. 12.15 UhrAuf den Spuren Karls <strong>des</strong> Grossenin Zürich. Orte, Fakten und LegendenFreitag/Samstag, 2./3. Mai 2014SchaffhausenTagung «Stadt und Adel» (vgl. S. 152)Samstag, 3. Mai 2014Nachmittags-Exkursion BurgruinePfeffingen BLTag <strong>des</strong> offenen BaugerüstesSamstag, 10. Mai 2014 (nachmittags)Historisches Museum BaselFührung durch die AusstellungEchte Burgen <strong>–</strong> Falsche RitterAngebot der Burgenfreunde BaselSamstag/Sonntag, 5./6. Juli 2014:Adelskultur in Süddeutschland.Exkursion mit Besuch der Turnier-Ausstellungin Schaffhausen und von privatenSchlössern in Baden-Württemberg;Leitung: Peter Niederhäuser.Samstag, 30. August 2014Jahresversammlung in SchaffhausenSonntag, 31. August 2014Exkursion in den HegauAusführlichere Informationen in dennächsten Ausgaben der <strong>Zeitschrift</strong>.156 Mittelalter 18, <strong>2013</strong> / 4


Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie <strong>des</strong> Mittelalters (SBKAM)Band 1, 1974Werner Meyer, Alt-Wartburg im KantonAargau.Band 2, 1975 (vergriffen)Jürg Ewald (u. a.), Die Burgruine Scheideggbei Gelterkinden.Band 3, 1976 (vergriffen)Werner Meyer (u. a.), Das Castel Grandein Bellinzona.Band 4, 1977 (vergriffen)Maria-Letizia Boscardin, Werner Meyer,Burgenforschung in Graubünden, DieGrottenburg Fracstein und ihre Ritzzeichnungen.Die Ausgrabungen der BurgSchiedberg.Band 5, 1978 (vergriffen)Burgen aus Holz und Stein, BurgenkundlichesKolloquium Basel 1977 − 50 JahreSchweizerischer Burgenverein. Beiträgevon Walter Janssen, Werner Meyer, OlafOlsen, Jacques Renaud, Hugo Schneider,Karl W. Struwe.Band 6, 1979 (vergriffen)Hugo Schneider, Die Burgruine Alt-Regensberg im Kanton Zürich.Band 7, 1980 (vergriffen)Jürg Tauber, Herd und Ofen im Mittelalter.Untersuchungen zur Kulturgeschichteam archäologischen Materialvornehmlich der Nordwestschweiz(9.−14. Jahrhundert).Band 8, 1981 (vergriffen)Die Grafen von Kyburg. Kyburger Tagung1980 in Winterthur.Band 9/10, 1982Jürg Schneider (u. a.), Der Münsterhofin Zürich. Bericht über die vomstädtischen Büro für Archäologie durchgeführtenStadtkernforschungen 1977/78.Band 11, 1984Werner Meyer (u. a.), Die bösen Türnli.Archäologische Beiträge zur Burgenforschungin der Urschweiz.Band 12, 1986 (vergriffen)Lukas Högl (u. a.), Burgen im Fels.Eine Untersuchung der mittelalterlichenHöhlen-, Grotten- und Balmburgenin der Schweiz.Band 13, 1987Dorothee Rippmann (u. a.), Basel Barfüsserkirche.Grabungen 1975−1977.Band 14/15, 1988Peter Degen (u. a.), Die GrottenburgRiedfluh Eptingen BL.Band 16, 1989 (vergriffen)Werner Meyer (u. a.), Die Frohburg.Ausgrabungen 1973−1977.Band 17, 1991Pfostenbau und Grubenhaus − Zwei früheBurgplätze in der Schweiz. Hugo Schneider,Stammheimerberg ZH. Bericht über dieForschungen 1974−1977. Werner Meyer,Salbüel LU. Bericht über die Forschungenvon 1982.Band 18/19, 1992Jürg Manser (u. a.), Richtstätte und Wasenplatzin Emmenbrücke (16.−19. Jahrhundert).Archäologische und historischeUntersuchungen zur Geschichte von Strafrechtspflegeund Tierhaltung in Luzern.Band 20/21, 1993/94Georges Descoeudres (u. a.), Sterben inSchwyz. Berharrung und Wandel imTotenbrauchtum einer ländlichen Siedlungvom Spätmittelalter bis in die Neuzeit.Geschichte − Archäologie − Anthropologie.Band 22, 1995Daniel Reicke, «von starken und grossenflüejen». Eine Untersuchung zu MegalithundBuckelquader-Mauerwerk an Burgtürmenim Gebiet zwischen Alpen und Rhein.Band 23/24, 1996/97Werner Meyer (u. a.), Heidenhüttli.25 Jahre archäologische Wüstungsforschungim schweizerischen Alpenraum.Band 25, 1998Christian Bader, Burgruine Wulp beiKüsnacht ZH.Band 26, 1999Bernd Zimmermann, MittelalterlicheGeschossspitzen. Typologie − Chronologie− Metallurgie.Band 27, 2000Thomas Bitterli, Daniel Grütter, BurgAlt-Wädenswil. Vom Freiherrenturmzur Ordensburg.Band 28, 2001Burg Zug. Archäologie <strong>–</strong> Baugeschichte <strong>–</strong>Restaurierung.Band 29, 2002Wider das «finstere Mittelalter» <strong>–</strong> FestschriftWerner Meyer zum 65. Geburtstag.Band 30, 2003Armand Baeriswyl, Stadt, Vorstadt undStadterweiterung im Mittelalter. Archäologischeund historische Studien zumWachstum der drei ZähringerstädteBurgdorf, Bern und Freiburg im Breisgau.Band 31, 2004Gesicherte Ruine oder ruinierte Burg?Erhalten <strong>–</strong> Instandstellen <strong>–</strong> Nutzen.Band 32, 2005Jakob Obrecht, Christoph Reding,Achilles Weishaupt, Burgen in Appenzell.Ein historischer Überblick und Berichtezu den archäologischen Ausgrabungen aufSchönenbühl und Clanx.Band 33, 2006Reto Dubler, Christine Keller, MarkusStromer, Renata Windler, Vom Dübelsteinzur Waldmannsburg. Adelssitz,Gedächtnis ort und Forschungsprojekt.Band 34, 2007Georges Descoeudres, Herrenhäuseraus Holz. Eine mittel alterliche Wohnbaugruppein der Innerschweiz.Band 35, 2008Thomas Reitmaier, VorindustrielleLastsegelschiffe in der Schweiz.Band 36, 2009Armand Baeriswyl / Georges Descœudres /Martina Stercken / Dölf Wild (Hrsg.),Die mittlelalterliche Stadt erforschen <strong>–</strong>Archäologie und Geschichte im Dialog.Band 37, 2010Lukas Högl, Der Spaniolaturm zuPontresina.Band 38, 2011Felicia Schmaedecke, Kloster Mariazellauf dem Beerenberg bei Winterthur.Neuauswertung der Ausgrabungen1970<strong>–</strong>1972 im ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift.Band 39, 2012 (Sonderband)Ofenkeramik und Kachelofen <strong>–</strong> Typologie,Terminologie und Rekonstruktion imdeutschsprachigen Raum (CH, D, A, FL)mit einem Glossar in siebzehn Sprachen.Von Eva Roth Heege mit Beiträgen vonMonika Dittmar, Julia Hallenkamp-Lumpe, Andreas Heege, Matthias Henkel,Klaus Hufnagel, Uwe Lamke, Katja Lesny,Margret Ribbert, Harald Rosmanitz undGünther Unteidig.Band 40, 2012Ursina Jecklin-Tischhauser, Lotti Frascoliund Manuel Janosa, Die Burg Marmels <strong>–</strong>Eine bündnerische Balmburg im Spiegelvon Archäologie und Geschichte. MitBeiträgen von Örni Akeret, LudwigEschenlohr, Silke Grefen-Peters, FlorianHitz, Lukas Högl, Marlu Kühn undChristina Papageorgopoulou.


Mittelalter · Moyen Age ·Medioevo · Temp medieval,die <strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong><strong>Burgenvereins</strong>,veröffentlicht Ergebnisseaktueller Forschungen zurKulturgeschichte undArchäologie <strong>des</strong> Mittelaltersin der Schweiz. Schwerpunktebilden die Burgenforschung,Siedlungsarchäologiesowie Untersuchungenzur mittelalterlichen Sachkultur.Mittelalter · Moyen Age ·Medioevo · Temp medieval.La revue de l’AssociationSuisse Châteaux fortspublie les résultats d’étu<strong>des</strong>menées en Suisse dansle domaine de l’archéologieet de l’histoire médiévales.Les travaux de castellologieet d’archéologie <strong>des</strong> habitats,ainsi que les étu<strong>des</strong> relativesà la culture matérielle,constituent ses principauxdomaines d’intérêt.Mittelalter · Moyen Age ·Medioevo · Temp medieval,la rivista dell’AssociazioneSvizzera dei Castelli, pubblicai risultati delle ricercheattuali in Svizzera nel campodella storia della cultura edell’archeologia del medioevo.I punti focali sono laricerca concernente i castelli,le indagini archeologichedegli insediamenti comeanche lo studio della culturamedioevale.Mittelalter · Moyen Age ·Medioevo · Temp medieval,la revista da l’AssociaziunSvizra da Chastels, publitgeschails resultats daperscrutaziuns actualasdavart l’istorgia culturala el’archeologia dal tempmedieval en Svizra. Ilsaccents da la revista èn laperscrutaziun da chastels,l’archeologia d’abitadise las retschertgas davart lacultura materiala dal tempmedieval.ISSN 1420-6994SchweizerischerAssociation SuisseAssociazione SvizzeraAssociaziun SvizraBurgenvereinChâteaux fortsdei Castellida Chastels

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!