11. Das römische Epos - UniFr Web Access
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Survol de la littérature antique XXX Die antike Literatur von den Anfängen bis zur Spätantike<br />
Cours SE 2007 Vorlesung SoSe 2007<br />
<strong>11.</strong>2.1. Ovid, Amores 1,1,1–30<br />
5<br />
10<br />
15<br />
20<br />
25<br />
30<br />
Arma gravi numero violentaque bella parabam<br />
edere, materia conveniente modis.<br />
par erat inferior versus; risisse Cupido<br />
dicitur atque unum surripuisse pedem.<br />
'Quis tibi, saeve puer, dedit hoc in carmina iuris?<br />
Pieridum vates, non tua turba sumus.<br />
quid, si praeripiat flavae Venus arma Minervae,<br />
ventilet accensas flava Minerva faces?<br />
quis probet in silvis Cererem regnare iugosis,<br />
lege pharetratae Virginis arva coli?<br />
crinibus insignem quis acuta cuspide Phoebum<br />
instruat, Aoniam Marte movente lyram?<br />
sunt tibi magna, puer, nimiumque potentia regna;<br />
cur opus adfectas, ambitiose, novum?<br />
an, quod ubique, tuum est? tua sunt Heliconia tempe?<br />
vix etiam Phoebo iam lyra tuta sua est?<br />
cum bene surrexit versu nova pagina primo,<br />
attenuat nervos proximus ille meos;<br />
nec mihi materia est numeris levioribus apta,<br />
aut puer aut longas compta puella comas.'<br />
Questus eram, pharetra cum protinus ille soluta<br />
legit in exitium spicula facta meum,<br />
lunavitque genu sinuosum fortiter arcum,<br />
'quod' que 'canas, vates, accipe' dixit 'opus!'<br />
Me miserum! certas habuit puer ille sagittas.<br />
uror, et in vacuo pectore regnat Amor.<br />
Sex mihi surgat opus numeris, in quinque residat:<br />
ferrea cum vestris bella valete modis!<br />
cingere litorea flaventia tempora myrto,<br />
Musa, per undenos emodulanda pedes!<br />
<strong>11.</strong>2.2. Ovid, Metamorphosen 1,1–37. 69–88<br />
5<br />
In nova fert animus mutatas dicere formas<br />
corpora; di, coeptis (nam vos mutastis et illas)<br />
adspirate meis primaque ab origine mundi<br />
ad mea perpetuum deducite tempora carmen!<br />
Ante mare et terras et quod tegit omnia caelum<br />
unus erat toto naturae vultus in orbe,<br />
quem dixere chaos: rudis indigestaque moles<br />
nec quicquam nisi pondus iners congestaque eodem<br />
non bene iunctarum discordia semina rerum.<br />
Waffen in schwerem Takt und gewaltsame Kriege<br />
zu singen / war ich gerüstet; dem Stoff sollte sich<br />
fügen die Form; / gleich lang waren die Verse; da<br />
soll Cupido gelacht haben, und immer / stahl aus<br />
dem zweiten des Paars einen der Füsse der Schalk.<br />
(5) »Wer gab, wilder Gesell, dir Recht auf meine<br />
Gedichte? / Den Pieriden geweiht bin ich als<br />
Dichter, nicht dir! / Raubt auch Venus vielleicht die<br />
Waffen der blonden Minerva? / Facht der Fackeln<br />
Glut Minerva, die bonde, vielleicht? Wer fände es<br />
erlaubt, wenn Ceres im Bergwald herrschte? (10)<br />
Wenn die beköcherte Jungfrau den Fluren das<br />
Gesetz gäbe? Rüstet mit spitzigem Speer wohl einer<br />
den lockenumwallten / Phoebus Apollo, und bewegt<br />
Mars die böotische Lyra? / Gross, o Knabe, ist dein<br />
Reich, zu mächtig ist deine Herrschaft! / Weshalb,<br />
Ehrgeiziger, strebst du neuem Beginnen nach? /<br />
Oder gehört alles, was überall ist, dir? (15) Ist dein<br />
die Bergschlucht des Helikon? Kaum noch die<br />
Leier Apolls, scheint es, ist vor dir sicher. / Als mit<br />
dem ersten Vers mein Lied sich trefflich emporschwang,<br />
/ wurden die Sehnen sogleich mir beim<br />
zweiten geschwächt. / Und doch fehlt mir ein passender<br />
Stoff für die leichteren Rhythmen, (20) ein<br />
Knabe, ein schmuckes Mädchen mit wallendem<br />
Haar.« / Also klagte ich; da löste er sofort den<br />
Köcher, / wählte ein Geschoss daraus, mir zum<br />
Verderben bestimmt, krümmt kraftvoll mit dem<br />
Knie zur Halbmondsform den Bogen, / spricht:<br />
»Hier nimm für dich, Dichter, den passenden<br />
Stoff!« (25) Weh mir Armen! Es hat gar sichere<br />
Pfeile der Knabe! / Ich brenne, in meiner leeren<br />
Brust herrscht Amor. / Mit sechs Füssen beginne<br />
ich mein Lied; es endet mit fünfen. / Eiserne Kriege<br />
mit euren Rhythmen, lebt wohl! / Jetzt mit der Myrte<br />
vom Strand umkränze die goldenen Schläfen, (30)<br />
Muse, der nun in elf Takten erklinge das Lied.<br />
(Übersetzung nach M. v. Albrecht)<br />
Von Gestalten zu künden, die in neue Körper verwandelt<br />
wurden, treibt mich der Geist. Ihr Götter –<br />
habt ihr doch jene Verwandlungen bewirkt –, beflügelt<br />
mein Beginnen mit eurem göttlichen Atem und<br />
führt meine Dichtung ununterbrochen vom allerersten<br />
Ursprung der Welt bis zu meiner eigenen Zeit!<br />
Ehe es Meer, Land und den Himmel gab, der alles<br />
umschließt, (5) hatte die ganze Natur rinsgum einerlei<br />
Aussehen; man nannte es Chaos; eine rohe, un-