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11. Das römische Epos - UniFr Web Access

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Survol de la littérature antique XXIX Die antike Literatur von den Anfängen bis zur Spätantike<br />

Cours SE 2007 Vorlesung SoSe 2007<br />

695<br />

700<br />

705<br />

quaesivit caelo lucem ingemuitque reperta.<br />

tum Iuno omnipotens longum miserata dolorem<br />

difficilisque obitus Irim demisit Olympo<br />

quae luctantem animam nexosque resolveret artus.<br />

nam quia nec fato merita nec morte peribat,<br />

sed misera ante diem subitoque accensa furore,<br />

nondum illi flavum Proserpina vertice crinem<br />

abstulerat Stygioque caput damnaverat Orco.<br />

ergo Iris croceis per caelum roscida pennis<br />

mille trahens varios adverso sole colores<br />

devolat et supra caput astitit. 'hunc ego Diti<br />

sacrum iussa fero teque isto corpore solvo':<br />

sic ait et dextra crinem secat, omnis et una<br />

dilapsus calor atque in ventos vita recessit.<br />

durch das Schwert uns beide zur gleichen Stunde<br />

getroffen. (680) Und nun türmte ich selber den<br />

Stoß, habe selber der Heimat / Götter berufen und<br />

ließ dich grausam enden und einsam! / Ausgelöscht<br />

hast du, Schwester, dich und mich, dein<br />

Volk und deine Väter / von Tyros, deine Stadt. –<br />

Bringt Wasser, daß ich die Wunden / wasche und<br />

den letzten Hauch, wenn sie noch atmet, (685) vom<br />

Munde küsse.« – Sprach es und hat die steilen<br />

Stufen erklommen, / hält mit Armen und Schoß<br />

die sterbenden Schwester umfangen, / traurig bemüht,<br />

mit den Kleidern das dunkle Blut zu stillen.<br />

/ Jene versucht's und hebt die schweren Lider,<br />

vermag es nicht / und sinkt hin: inmitten der Brust<br />

gähnt klaffend die Wunde. (690) Dreimal hob sie<br />

sich auf und stützte sich wankend im Lager, /<br />

dreimal sank sie zurück aufs Bett. Mit irrenden<br />

Augen / sucht sie im Himmel das Licht, seufzt,<br />

wenn sie es gewahr wird. / Endlich erbarmt sich<br />

die allmächtige Juno der langen Leiden / und des<br />

verzögerten Todes und sendet Iris vom Olymp,<br />

(695) daß sie den ringenden Geist entbinde und die<br />

Glieder löse. / Denn weil weder Geschick noch<br />

eigene Schuld sie getötet, / sondern bevor ihre Tage<br />

gezählt, unzeitiger Wahnsinn, / hatte Proserpina<br />

ihr noch nicht vom Scheitel die blonde Locke /<br />

geraubt und zum Styx ihr Haupt, in den Orcus<br />

verbannt. (700) Drum flog Iris, betaut, auf Safranflügeln<br />

hernieder, / unter der Sonne Gesicht in tausend<br />

Farben gekleidet, / stand ihr zu Häupten und<br />

sprach: »Diese bring ich dem Dis (Unterweltsgott) /<br />

als heilige Spende, sie mir befohlen, und löse dich<br />

also vom Leibe.« / Sagt es, ergreift und schneidet<br />

das Haar. Im selben Moment (705) schwindet die<br />

Wärme dahin und das Leben kehrt zu den Winden<br />

zurück.<br />

(Übersetzung nach M. v. Albrecht und R.A. Schröder)

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