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11. Das römische Epos - UniFr Web Access

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Survol de la littérature antique XXVIII Die antike Literatur von den Anfängen bis zur Spätantike<br />

Cours SE 2007 Vorlesung SoSe 2007<br />

<strong>11.</strong>1.4. Vergil, Aeneis 4,642–705<br />

645<br />

650<br />

655<br />

660<br />

665<br />

670<br />

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685<br />

690<br />

at trepida et coeptis immanibus effera Dido<br />

sanguineam volvens aciem, maculisque trementis<br />

interfusa genas et pallida morte futura,<br />

interiora domus inrumpit limina et altos<br />

conscendit furibunda rogos ensemque recludit<br />

Dardanium, non hos quaesitum munus in usus.<br />

hic, postquam Iliacas vestis notumque cubile<br />

conspexit, paulum lacrimis et mente morata<br />

incubuitque toro dixitque novissima verba:<br />

'dulces exuviae, dum fata deusque sinebat,<br />

accipite hanc animam meque his exsolvite curis.<br />

vixi et quem dederat cursum Fortuna peregi,<br />

et nunc magna mei sub terras ibit imago.<br />

urbem praeclaram statui, mea moenia vidi,<br />

ulta virum poenas inimico a fratre recepi,<br />

felix, heu nimium felix, si litora tantum<br />

numquam Dardaniae tetigissent nostra carinae.'<br />

dixit, et os impressa toro 'moriemur inultae,<br />

sed moriamur' ait. 'sic, sic iuvat ire sub umbras.<br />

hauriat hunc oculis ignem crudelis ab alto<br />

Dardanus, et nostrae secum ferat omina mortis.'<br />

dixerat, atque illam media inter talia ferro<br />

conlapsam aspiciunt comites, ensemque cruore<br />

spumantem sparsasque manus. it clamor ad alta<br />

atria: concussam bacchatur Fama per urbem.<br />

lamentis gemituque et femineo ululatu<br />

tecta fremunt, resonat magnis plangoribus aether,<br />

non aliter quam si immissis ruat hostibus omnis<br />

Karthago aut antiqua Tyros, flammaeque furentes<br />

culmina perque hominum volvantur perque deorum.<br />

audiit exanimis trepidoque exterrita cursu<br />

unguibus ora soror foedans et pectora pugnis<br />

per medios ruit, ac morientem nomine clamat:<br />

'hoc illud, germana, fuit? me fraude petebas?<br />

hoc rogus iste mihi, hoc ignes araeque parabant?<br />

quid primum deserta querar? comitemne sororem<br />

sprevisti moriens? eadem me ad fata vocasses,<br />

idem ambas ferro dolor atque eadem hora tulisset.<br />

his etiam struxi manibus patriosque vocavi<br />

voce deos, sic te ut posita, crudelis, abessem.<br />

exstinxti te meque, soror, populumque patresque<br />

Sidonios urbemque tuam. date, vulnera lymphis<br />

abluam et, extremus si quis super halitus errat,<br />

ore legam.' sic fata gradus evaserat altos,<br />

semianimemque sinu germanam amplexa fovebat<br />

cum gemitu atque atros siccabat veste cruores.<br />

illa gravis oculos conata attollere rursus<br />

deficit; infixum stridit sub pectore vulnus.<br />

ter sese attollens cubitoque adnixa levavit,<br />

ter revoluta toro est oculisque errantibus alto<br />

Dido aber, erhitzt und wild durch das grause Beginnen,<br />

/ rollte den blutunterlaufenen Blick; um die<br />

bebenden Wangen / bläulich gefleckt und blaß von<br />

dem nah schon drohenden Tode (645) stürzt sie<br />

durch die innere Tür des Hofs und steigt, rasend,<br />

auf den hohen / Holzstoß hinauf. Dann entblößt sie<br />

die Dardanerklinge, / die sie nicht zu solchem Gebrauch<br />

sich erbeten, / sieht die troischen Kleider<br />

und erkennt das bekannte / Lager, da weilte sie ein<br />

wenig, sinnend und weinend; (650) dann sank sie<br />

hin auf das Kissen und sprach noch die letzten<br />

Worte: / »Reste, so teuer mir einst, solang es Gott<br />

und das Schicksal / zuließ, nehmt den Geist jetzt<br />

auf und erlöst mich von der Qual. / Mein Leben ist<br />

abgeschlossen, ich habe die Bahn, die das Schicksal<br />

mir bestimmte, durchlaufen, / unter die Erde<br />

hinab steigt bald mein erhabener Schatten. (655)<br />

Herrlich erhebt sich die Stadt, mein Werk; ich sah<br />

deren Mauern, / habe den Gatten gerächt und den<br />

felndlichen Bruder gezüchtigt. / Glücklich, ach allzu<br />

glücklich, / hätten sich der Dardaner / Kiele niemals<br />

unseren Gestaden genaht.« / So sprach sie<br />

und drückte ihr Gesicht tief in das Kissen. »Zwar<br />

sterbe ich ohne Vergeltung. (660) Doch will ich<br />

sterben, und so geh ich gern hinab zu den Schatten.<br />

Trinke den Feuerschein auf offenem Meer mit<br />

den Augen / der Troer, und mein Tod begleite ihn<br />

als unheilkündendes Zeichen.« / Während sie noch<br />

rief, lag sie schon zusammengesunken / unter dem<br />

Stahl da. So sahen sie die Frauen: das Schwert<br />

(665) noch schäumend von Blut und die Hände<br />

befleckt. Da schallt / durch die hohen / Hallen der<br />

Lärm, das Gerücht durchtobt die Gassen der Stadt.<br />

/ Stöhnen und Wehgeschrei und Weibergeheul in<br />

den Häusern / tobt durcheinander. es hallt von den<br />

Klagen des Himmelsgewölbe, / grad, als wäre der<br />

Feind in der Stadt, als stürzte ganz (670) Karthago<br />

oder die alte Tyros in Schutt, als wälzten sich die<br />

Flammen / wild durch die Giebel der Menschen<br />

und der Götter. / Es hörte es, gleichsam entseelt,<br />

die Schwester und lief rasend herbei, / die Wangen<br />

zerkratzt, die Brust mit Schlägen geschändet. / Sie<br />

stürzt sich mitten hinein und ruft die Sterbende mit<br />

ihrem Namen: (675) »Dies also, Schwester, war es?<br />

Schändlichem Betrug setztest du mich aus? / Dies<br />

war es, wozu der Scheiterhaufen, dies, wozu Feuersbrunst<br />

und Altar dienten? / Was soll ich Verlaßene<br />

zuerst klagen? Der Schwester Begleitung /<br />

hat dein Scheiden verschmäht? Hättest du mich gerufen,<br />

mit dir zu sterben, / dann hätte der Schmerz

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