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11. Das römische Epos - UniFr Web Access

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Survol de la littérature antique XXXVI Die antike Literatur von den Anfängen bis zur Spätantike<br />

Cours SE 2007 Vorlesung SoSe 2007<br />

285<br />

290<br />

295<br />

admovet os iterum, manibus quoque pectora temptat:<br />

temptatum mollescit ebur positoque rigore<br />

subsidit digitis ceditque, ut Hymettia sole<br />

(Hymettos: Berg in Attika; durch Bienenzurcht berühmt)<br />

cera remollescit tractataque pollice multas<br />

flectitur in facies ipsoque fit utilis usu.<br />

dum stupet et dubie gaudet fallique veretur,<br />

rursus amans rursusque manu sua vota retractat.<br />

corpus erat! saliunt temptatae pollice venae.<br />

tum vero Paphius plenissima concipit heros<br />

verba, quibus Veneri grates agat, oraque tandem<br />

ore suo non falsa premit, dataque oscula virgo<br />

sensit et erubuit timidumque ad lumina lumen<br />

attollens pariter cum caelo vidit amantem.<br />

coniugio, quod fecit, adest dea, iamque coactis<br />

cornibus in plenum noviens lunaribus orbem<br />

illa Paphon genuit, de qua tenet insula nomen.<br />

Falconet (18 . Jh.), Pygmalion und Galateia<br />

mit diesem Wunsch gemeint war. Und zum Zeichen,<br />

dass die Gottheit ihm hold sei, stieg dreimal<br />

die Flamme züngelnd in die Luft empor. (280) Als er<br />

nach Hause kam, zog es ihn zu seinem Mädchenbild.<br />

Er warf sich auf das Lager und küsste sie. Da<br />

war ihm, als sei sie warm. Wieder legt er Mund an<br />

Mund und tastet mit der Hand nach der Brust. Er<br />

tastet noch, da wird das Elfenbein weich, verliert<br />

seine Starreit, weicht zurück und gibt den Fingern<br />

nach, so wie Wachs vom Hymettus (285) an der<br />

Sonne geschmeidig wird, sich unter dem Druck des<br />

Daumens zu tausenderlei Gestalten formen lässt<br />

und in der Hand des Bildners immer bildsamer<br />

wird. Pygmalion staunt. Er traut seiner Freude noch<br />

nicht und fürchtet, er täusche sich. Wieder und wieder<br />

prüft der Liebende mit der Hand sein Wunschbild.<br />

Fleisch und Blut ist's; mit dem Daumen prüfte<br />

er, wie es in den Adern pocht. (290) Da dankt der<br />

Held von Paphos der Venus mit Worten, die aus<br />

vollstem Herzen strömen, und presst den Mund<br />

endlich auf wirkliche Lippen.<br />

<strong>Das</strong> Mädchen hat den Kuss empfunden, sie ist<br />

errötet! Jetzt hebt sie scheu zu seinem Auge ihr<br />

Auge empor – und zugleich mit dem Himmel erblickt<br />

sie den Mann, der sie liebt. (295) Der Ehe, die<br />

sie gestiftet, steht die Göttin bei. Schon haben sich<br />

die Hörner des Mondes neunmal zur vollen Scheibe<br />

gerundet, da gebiert sie Paphos, nach der die Insel<br />

benannt ist.<br />

(Übersetzung M. v. Albrecht)

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