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11. Das römische Epos - UniFr Web Access

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Survol de la littérature antique XXXIV Die antike Literatur von den Anfängen bis zur Spätantike<br />

Cours SE 2007 Vorlesung SoSe 2007<br />

70<br />

75<br />

quique in se crimen traxit voluitque videri<br />

Olenos esse nocens, tuque, o confisa figurae,<br />

infelix Lethaea, tuae, iunctissima quondam<br />

pectora, nunc lapides, quos umida sustinet Ide.<br />

(Olenos/Lethaea: ein Phrygier, Gemahl der Lethaea; mit dieser in<br />

einen Stein im Idagebirge verwandelt)<br />

Orantem frustraque iterum transire volentem<br />

portitor arcuerat: septem tamen ille diebus<br />

squalidus in ripa Cereris sine munere sedit;<br />

(Ceres: Demeter, Göttin des Ackerbaus. Ihre Gaben sind Getreide, Brot<br />

und andere Speisen)<br />

cura dolorque animi lacrimaeque alimenta fuere.<br />

esse deos Erebi crudeles questus, in altam<br />

se recipit Rhodopen pulsumque aquilonibus Haemum.<br />

(Erebus: die Unterwelt – Haemus: das Balkangebirge)<br />

Orpheus, Eurydike und Hermes, der Psycho-<br />

pompos (›Seelengeleiter‹)<br />

Lebewohl, das er kaum noch hören konnte, und<br />

sank wieder an denselben Ort zurück. Über den<br />

zweifachen Tod seiner Gattin war Orpheus so entsetzt<br />

(65) wie der Mann, der voll Grauen die drei<br />

Hälse des Höllenhundes – den mittleren in Ketten –<br />

erblickte und den die Angst nicht eher verliess als<br />

seine bisherige Natur, da sein Leib zu Stein wurde,<br />

oder wie Olenus, der den Vorwurf auf sich selbst<br />

lenkte und als der Schuldige gelten wollte, und du,<br />

(70) unglückliche Lethaea – allzu viel hast du dir auf<br />

deine Schönheit eingebildet –; einst wart ihr zwei<br />

engverbundene Herzen, jetzt seid ihr Steine auf dem<br />

quellenreichen Ida.<br />

Den Bittenden, der vergeblich noch einmal ans andere<br />

Ufer wollte, hatte der Fährmann abgewiesen;<br />

dennoch sass Orpheus von Trauer entstellt sieben<br />

Tage lang am Ufer, ohne Ceres' Gaben zu geniessen.<br />

(75) Sorge, Seelenschmerz und Tränen waren<br />

seine Speise. Er klagt über die Grausamkeit der<br />

Götter des Erebus und zieht sich auf die hohe Rhodope<br />

und den sturmgepeitschten Haemus zurück.<br />

(Übersetzung M. v. Albrecht)

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