26. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C
26. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C
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Katholisches Bibelwerk<br />
Lektorenhilfe<br />
<strong>26.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong><br />
<strong>Lesejahr</strong> C<br />
1. Lesung: Am 6,1a.4-7<br />
<strong>26.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> C<br />
1. Lesung<br />
1. Hinführungstext zum Vortragen vor der Lesung<br />
Amos, der aus dem Südreich Juda kommende Bauer, der von Gott zum Propheten über das<br />
Nordreich Israel <strong>im</strong> 8. Jahrhundert vor Christus berufen worden ist, kündigt in einer Leichenklage<br />
den Untergang der Oberschicht Jerusalems an. Er will damit sagen: Schaut euch schon einmal an,<br />
wie es euch geht, wenn ihr so weitermachst wie bisher. Diejenigen, die Gott aufgrund ihres Luxus<br />
sicher auf ihrer Seite wähnen, sind in einem besonderen Sinn die „Ersten“: Sie müssen allen<br />
anderen voran in die Verbannung ziehen.<br />
Kurzer Alternativtext<br />
Amos, den Viehbesitzer und Maulbeerfeigenzüchter, hat Gott zu seinem Propheten gemacht.<br />
Angesichts der Ausbeutung von Menschen durch Menschen hat er die Verantwortlichen angeklagt<br />
und ihnen Gottes Strafurteil angekündigt: die „Spitzenleute“ würden an der „Spitze der<br />
Verbannten“ weggeführt.<br />
(Juan Peter Miranda, Gottes Volk 7/1998, 97.)<br />
2. Praktische Tipps zum Vorlesen<br />
a. Textumfang<br />
In der Leseordnung sind die Verse 1b-3 herausgestrichen worden. Da es sich bei ihnen um<br />
Ergänzungen handelt, die als Einschub die eigentliche Pointe hinauszögern, können sie<br />
bedenkenlos weggelassen werden.<br />
b. Betonen<br />
Lesung<br />
aus dem Buch Amos<br />
1a Weh den Sorglosen auf dem Zion<br />
und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samária.<br />
4 Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein<br />
und faulenzt auf euren Polstern.<br />
Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde<br />
und Mastkälber aus dem Stall.<br />
5 Ihr grölt zum Klang der Harfe,<br />
ihr wollt Lieder erfinden wie David.<br />
6 Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen,<br />
ihr salbt euch mit dem feinsten Öl<br />
und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs.<br />
7 Darum müssen sie jetzt in die Verbannung,<br />
allen Verbannten voran.<br />
Das Fest der Faulenzer ist nun vorbei.<br />
© Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de<br />
Die Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 300<br />
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Katholisches Bibelwerk<br />
Lektorenhilfe<br />
<strong>26.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> C<br />
1. Lesung<br />
c. St<strong>im</strong>mung, Modulation<br />
Der Duktus der Perikope ist düster. Über die Sorglosen und Selbstsicheren ist das Urteil schon<br />
gesprochen. Diese Leichenklage gilt der Oberschicht Jerusalems: Sie müssen als Erste in die<br />
Verbannung. Jede Freude, Jedes Fest ist damit an sein Ende gekommen. Der abfällige Hohn, der<br />
in diesen Worten steckt, darf in der Lesung ausgefaltet werden.<br />
3. Textauslegung aus der Reihe „Gottes Volk“<br />
Amos liefert in dem „Wehe“-Ruf eine ungeschminkte Analyse der gesellschaftlichen Situation.<br />
Dabei darf man den Propheten nicht als einen „Miesepeter“ missverstehen, der der Oberschicht in<br />
Israel das Genießen und Feiern nicht gönnte. Was er geißelt, ist, (1.) dass hier unrecht erworbenes<br />
Gut genossen wird. Das „Fest der Faulenzer“ (V. 7) zeigt, dass die, die da feiern, für die Schafe<br />
und Kälber nicht gearbeitet haben. Während die einen feiern, leiden die anderen Not. Diese<br />
Ausbeutung von (versklavten, leibeigenen) Bauern gab es ja nicht nur vor 2800 Jahren. Sie zieht<br />
sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit vom Altertum über das Mittelalter<br />
bis in unsere Zeit.<br />
Was Amos geißelt, ist, (2.) dass die Führungsschicht feiert und dabei überhaupt keinen Blick hat<br />
für die Gefahr, in der das Volk, das Land, sie selber schweben. Sie amüsieren sich buchstäblich zu<br />
Tode. Genau das legt der Prophet offen: „Wehe“ und „Darum …“. Dieses „Darum …“ ist kein<br />
hellseherischer Blick in die Zukunft (wie „Prophet“ meist missverstanden wird), sondern vielmehr<br />
ein hellsichtiger Blick auf die Gegenwart. Das, was kommt, ist unweigerlich die Folge, wenn die<br />
Menschen so weitermachen wie bisher.<br />
Die „Sorglosen auf dem Zion“ (V. 1) dürften ein späterer Nachtrag <strong>im</strong> Amos-Buch sein. Der<br />
Prophet Amos stammte zwar aus dem Südreich, aus Tekoa in der Nähe von Betlehem, wirkte aber<br />
<strong>im</strong> Nordreich (vgl. Am 1,1). Dennoch spricht vieles dafür, den Text zu nehmen, wie er steht,<br />
bringt dies doch einen zusätzlichen Aspekt mit ein. Denn wenn der Prophet beiden Teilen des<br />
Reiches (Norden: Israel – Süden: Juda), die <strong>im</strong> Kampf miteinander liegen, den gleichen Vorwurf<br />
macht, dann unterstreicht dies, dass er nicht zulässt, wenn einer sich auf Kosten des anderen<br />
freizusprechen versucht. Denn dem Propheten geht es nicht um (gegenseitige) Schuldzuweisung –<br />
schon gar nicht um politisches Geplänkel – sondern um Selbstbesinnung. Was das betrifft, haben<br />
die <strong>im</strong> Süden so viel Bedarf wie die <strong>im</strong> Norden. Für uns heute heißt das-. Die beliebte Methode,<br />
<strong>im</strong>mer dem Anderen zu sagen, was er falsch macht, lässt Gott, der die Propheten schickt, nicht<br />
durchgehen. Du bist gemeint; ich bin gemeint. Jede und jeder Einzelne ist aufgefordert, Solidarität<br />
mit den Schwachen zu üben und so an einer gerechten Gesellschaft mitzubauen. Das ist die<br />
Botschaft des Propheten Amos. „Die mit dem Auszug aus Ägypten verbundene reale Befreiung<br />
der einzelnen Glieder des Gottesvolkes hätte … <strong>im</strong> alltäglichen Zusammenleben bewährt und<br />
bewahrt Werden sollen! Ein anderes Leitwort für diese Aufgabe auf der Basis des allen zuteil<br />
gewordenen Landes hieß Gerechtigkeit. Was damit konkret gemeint sein könnte, scheint nach<br />
Amos jedermann in Erinnerung gerufen werden zu können – als das genaue Gegenteil jenes<br />
Verhaltens, das von denen, die politisch und wirtschaftlich das Sagen hatten, praktiziert wurde…<br />
Die einzige bei Amos auftauchende positive Forderung ist dementsprechend die nach<br />
Gerechtigkeit, d. h. nach umfassender … Solidarität zumal gegenüber den von den<br />
wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen besonders betroffenen Schwächeren.“<br />
(Franz Xaver Rupprecht, Gottes Volk 7/2001, 88f (in Auszügen).)<br />
Dipl.-Theol. Joach<strong>im</strong> Lauer<br />
© Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de<br />
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