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normal - Jenoptik AG

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focus<br />

Magazin der <strong>Jenoptik</strong>-Gruppe 1 l 2012<br />

Positive Bilanz und Blick ins Ausland.<br />

Ungeplanter Geniestreich.<br />

Alles ganz <strong>normal</strong>.<br />

Durchblick für Lebensretter.<br />

Der galoppierende Elefant.<br />

Was Popcorn mit sauberer Luft verbindet.<br />

Handarbeit meets Hightech.<br />

1


2<br />

Inhalt<br />

4<br />

8<br />

12<br />

16<br />

Positive Bilanz und<br />

Blick ins Ausland.<br />

Das Geschäftsjahr 2011 und das 1. Quartal<br />

2012 verliefen für <strong>Jenoptik</strong> erfolgreich.<br />

Gemeinsam mit dem neuen Finanzvorstand<br />

gibt <strong>Jenoptik</strong>-Chef Michael Mertin<br />

den Kurs für 2012 vor.<br />

Ungeplanter Geniestreich.<br />

<strong>Jenoptik</strong> und das Fraunhofer-Institut IOF<br />

ahmen Mottenaugen durch Plasmaätzen<br />

nach – und entwickeln die nahezu<br />

perfekte Entspiegelung für Optiken in<br />

der Medizintechnik und Industrie.<br />

Alles ganz <strong>normal</strong>.<br />

Gemeinsam mit der Physikalisch-<br />

Technischen Bundesanstalt hat <strong>Jenoptik</strong><br />

ein Nocken<strong>normal</strong> entwickelt, das die<br />

Qualitätskontrolle in der Automobilindustrie<br />

deutlich verbessert.<br />

Durchblick für Lebensretter.<br />

Wärmebildkameras unterstützen Rettungskräfte<br />

bei ihren Einsätzen. Für das Kameramodul<br />

von Dräger fertigt <strong>Jenoptik</strong> die<br />

Infrarot-Sensorik und erhielt dafür nun den<br />

Dräger-Lieferantenpreis.


20<br />

24<br />

28<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

JENOPTIK <strong>AG</strong>, Public Relations<br />

07739 Jena<br />

Telefon + 49 3641 65-2255<br />

Telefax + 49 3641 65-24 84<br />

Verantwortlich i.S.d.P.: Katrin Lauterbach<br />

Redaktion: Katrin Lauterbach, Silvia Scharlock<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Cornelia Ehrler, Jana Dichelle<br />

Der galoppierende Elefant.<br />

Der indische Automarkt boomt. Neben<br />

vielen Automobilherstellern ist auch die<br />

<strong>Jenoptik</strong>-Sparte Industrielle Messtechnik im<br />

Wachstumsmarkt Indien direkt vor Ort.<br />

Was Popcorn mit<br />

sauberer Luft verbindet.<br />

Zusammen mit der Universität Jena hat<br />

<strong>Jenoptik</strong> eine Abluftreinigungsanlage<br />

entwickelt, die mittels Mikrowellenstrahlung<br />

effizienter ist als jedes andere<br />

System am Markt.<br />

Handarbeit meets Hightech.<br />

Mit der 39. tangente-Ausstellung<br />

präsentiert <strong>Jenoptik</strong> unter dem Titel<br />

„Etudes from Pi“ Glasfaserplastiken<br />

und Zeichnungen der amerikanischen<br />

Künstlerin Yvette Kaiser Smith.<br />

Fotos:<br />

<strong>Jenoptik</strong><br />

fotolia.com (Seite 5, 7, 8, 16, 20/21, 23, 24/25 oben)<br />

Yvette Kaiser Smith (Seite 29–31)<br />

Gestaltung: Bernd Adam, Jena<br />

Druck: Druckhaus Gera GmbH<br />

Die Inhalte dieses Magazins sprechen Frauen und<br />

Männer gleichermaßen an. Zur besseren Lesbarkeit<br />

wird nur die männliche Sprachform (z. B. Kunde,<br />

Mitarbeiter) verwendet.<br />

Erscheinen dieser Ausgabe: Juni 2012.<br />

3


4<br />

Das Geschäftsjahr 2011 und das erste Quartal 2012 verliefen für <strong>Jenoptik</strong> erfolgreich.<br />

„Das ist Ansporn, unseren eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen.“ Michael Mertin,<br />

Vorstandsvorsitzender der JENOPTIK <strong>AG</strong>, baut auf eine Zukunft als global agierendes<br />

Unternehmen. „Dafür muss sich noch viel ändern“, beschreibt er die zukünftige Entwicklung<br />

der <strong>Jenoptik</strong>, die er nun zusammen mit seinem neuen Vorstandskollegen<br />

Rüdiger Andreas Günther und allen Mitarbeitern des Konzerns angehen will. Hauptziel<br />

ist, die internationalen Märkte zu erschließen und die internen Prozesse genau darauf<br />

auszurichten.<br />

Katrin Lauterbach<br />

Bilanz<br />

Positive<br />

und Blick<br />

Die Zahlen, die <strong>Jenoptik</strong> im März 2012 zur Bilanz-Pressekonferenz<br />

veröffentlichte, können sich sehen lassen: Der Umsatz stieg um<br />

13,5 Prozent auf 543,3 Millionen Euro, das operative Ergebnis<br />

(Konzern-EBIT) um knapp 70 Prozent auf 49,2 Millionen Euro. Mit<br />

diesem Ergebnis und der Aktienkursentwicklung des vergangenen<br />

Jahres schaffte es der <strong>Jenoptik</strong>-Vorstandsvorsitzende Michael<br />

Mertin auf Platz 2 beim CEO-Ranking des Magazins Wirtschafts-<br />

Woche. Für Michael Mertin und seinen Vorstandskollegen Rüdiger<br />

Andreas Günther kein Grund innezuhalten: „Wir müssen zum<br />

Global Player werden und uns Auslandsmärkte erschließen. Nur so<br />

werden wir in Zukunft profitabel wachsen.“ <strong>Jenoptik</strong> setzt dabei<br />

vorrangig auf organisches Wachstum. „Natürlich schauen wir uns<br />

auch nach möglichen Akquisitionen um, vor allem in Nordamerika<br />

und in Asien. Diese machen wir aber keinesfalls um jeden Preis.“<br />

Um die Grundlagen für das Wachstum zu legen, investiert Jenop-<br />

tik in neue Strukturen und optimiert und erweitert die Produktion.<br />

Das Investitionsvolumen 2011 lag mit 25 Millionen Euro um knapp<br />

70 Prozent höher als 2010. Die Investitionen werden fortgesetzt –<br />

beispielsweise in Berlin beim Ausbau der Produktionskapazitäten<br />

für die Fertigung des Grundmaterials von Diodenlasern und im<br />

bayerischen Altenstadt für Verbesserungen der Produktion von<br />

Energiesystemen hoher Leistungsklassen. Aber auch die regionalen<br />

Präsenzen des Konzerns und damit die Vertriebsstrukturen<br />

werden kräftig ausgebaut. „Unsere Strategie, in den Zielmärkten<br />

eigene Strukturen und damit direkte Kundennähe aufzubauen,<br />

greift“, fasst der <strong>Jenoptik</strong>-Chef zusammen.<br />

„Nah am Kunden, das ist die Maxime.“<br />

(Michael Mertin)<br />

So hat <strong>Jenoptik</strong> seit Mai dieses Jahres den globalen Fußabdruck,<br />

wie Mertin es nennt, um zwei wichtige Länder erweitert. Von<br />

Singapur aus wird zunächst die Sparte Industrielle Messtechnik<br />

das Südostasiengeschäft ausbauen. Auch startet <strong>Jenoptik</strong> aktuell<br />

erstmals mit eigenen Strukturen in Südamerika. „Wir bauen mit<br />

einer Sparte eine Präsenz vor Ort auf, die dann auch den anderen<br />

Sparten zur Verfügung steht.“ Dies sei, so Mertin, vor allem im<br />

Hightech-Geschäft ein entscheidender Vorteil gegenüber der<br />

Konkurrenz, die teilweise kleiner ist und nicht auf globale Konzernstrukturen<br />

zurückgreifen kann. Das bringt Schnelligkeit, Flexibilität<br />

und letztlich auch Vorteile bei den Kosten – zuerst bei der<br />

Markterschließung und anschließend bei der Verwaltung. Dass


ins Ausland.<br />

die Sparte Industrielle Messtechnik dabei oftmals eine Vorreiter-<br />

rolle innerhalb der <strong>Jenoptik</strong> einnimmt, ist kein Zufall. Diese Sparte<br />

startete frühzeitig mit der Internationalisierung, da sie vorrangig<br />

die globale Automobilindustrie beliefert. „Nah am Kunden, das ist<br />

die Maxime.“ Gleichzeitig wird das Shared Service Center in Asien<br />

und den USA ausgebaut. Damit wird auch das SSC global.<br />

Umsatz nach Regionen<br />

Amerika<br />

€ 25,4 Mio<br />

Blau markiert sind Länder mit Standorten, Beteiligungen und Vertriebspartnern der <strong>Jenoptik</strong>.<br />

Im 1. Quartal 2012 konnte <strong>Jenoptik</strong> in allen Märkten außerhalb Europas<br />

ein Umsatzwachstum verzeichnen.<br />

Amerika: Umsatz in NAFTA-Region mit Plus von 49,1 Prozent<br />

Deutschland: leichter Zugewinn von 5,1 Prozent<br />

Europa: Gesamtumsatz minus 3,1 Prozent, abnehmendes Geschäft mit europäischen Halbleiterkunden<br />

Asien/Pazifik: weiteres Wachstum<br />

Mittlerer Osten/Afrika: stark abhängig von einzelnen Aufträgen/Projekten<br />

Das Konzept geht auf, die Geschäftszahlen belegen dies: Knapp<br />

60 Prozent des Umsatzes 2011 erzielte <strong>Jenoptik</strong> im Ausland. In der<br />

Wachstumsregion Asien wies <strong>Jenoptik</strong> 2011 gegenüber 2010 eine<br />

Umsatzsteigerung von 55 Prozent, in Amerika auf Dollarbasis ein<br />

Plus von rund 20 Prozent aus. In beiden Regionen soll der Umsatz<br />

in den kommenden Jahren deutlich steigen – sowohl absolut als<br />

Europa<br />

€ 41,5 Mio<br />

Deutschland<br />

€ 50,5 Mio<br />

Mittlerer Osten/Afrika<br />

€ 7,3 Mio<br />

Asien/Pazifik<br />

€ 13,0 Mio<br />

weltkarte neu.ppt 2012-05-10 1<br />

5


6<br />

Internes Programm zur Harmonisierung der Prozesslandschaft gestartet.<br />

Ziel ist ein gemeinsames ERP im gesamten <strong>Jenoptik</strong>-Konzern. ERP steht für<br />

Enterprise Resource Planning (Unternehmensressourcenplanung) und sorgt<br />

für den effizienten Einsatz aller Unternehmensressourcen und damit für optimale<br />

Geschäftsprozesse, basierend auf einer gemeinsamen Datenbasis.<br />

JOE = <strong>Jenoptik</strong> One ERP.<br />

Weltweit soll ein ERP-System künftig alle Prozesse des <strong>Jenoptik</strong>-Konzerns<br />

abbilden und unterstützen. Aus der historischen Situation heraus sind heute<br />

auch im Verhältnis zum Gesamtumsatz. „Wir haben in diesen<br />

Regionen noch viel Luft nach oben“, so Konzernchef Mertin. Dass<br />

dem so ist, unterstrich <strong>Jenoptik</strong> erneut im 1. Quartal 2012, in dem<br />

die Umsätze aus der NAFTA-Region gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

um knapp 50 Prozent zulegten. Vor allem die Sparten<br />

Industrielle Messtechnik und Verteidigung & Zivile Systeme steigerten<br />

den Umsatz in Nordamerika beträchtlich.<br />

„Mit den Investitionen in Forschung und<br />

Entwicklung, in die Vertriebsstrukturen<br />

und den Ausbau der Produktionskapazitäten<br />

investieren wir in unsere Zukunft.“<br />

(Michael Mertin)<br />

Im laufenden Geschäftsjahr setzte <strong>Jenoptik</strong> die positive Entwicklung<br />

fort. Der Umsatz im 1. Quartal 2012 war mehr als zehn<br />

Prozent höher als im Vorjahr, das operative Ergebnis erreichte das<br />

Vorjahresniveau. Der Rückgang der Marge im 1. Quartal 2012<br />

ist begründet in einem veränderten Umsatzmix, aber auch in<br />

höheren Investitionen in Forschung und Entwicklung, in die Vertriebsstrukturen<br />

sowie in den Ausbau der Produktionskapazitäten.<br />

„Damit investieren wir in unsere Zukunft“, so Mertin. Umsatzseitig<br />

war das Geschäft mit der Halbleiterindustrie in den ersten<br />

Monaten des Jahres zurückgegangen, jedoch weniger deutlich<br />

als dies erwartet wurde. Den Rückgang konnte <strong>Jenoptik</strong> mit<br />

noch verschiedene Systeme im <strong>Jenoptik</strong>-Konzern im Einsatz. Für ein einheitliches<br />

System ist im Vorfeld die Harmonisierung von Daten und damit von<br />

Prozessen notwendig. Die Strukturierung der künftigen Prozesslandschaft<br />

sowie die Wirtschaftlichkeitsanalyse wurden 2012 erfolgreich abgeschlossen.<br />

Aktuell erarbeiten Teams die künftige Prozesslandschaft und die Grundlagen<br />

des Systems, das ab Mitte 2013 stufenweise in den operativen Bereichen der<br />

<strong>Jenoptik</strong> eingeführt wird. Vorreiter sind die Sparten Laser & Materialbearbeitung<br />

und Optische Systeme, die zuerst auf die neue Plattform umsteigen<br />

sollen. Basis wird SAP, mit dem dann weltweit alle <strong>Jenoptik</strong>-Bereiche arbeiten<br />

werden. Am Projekt beteiligt sind rund 200 <strong>Jenoptik</strong>-Mitarbeiter aus den fünf<br />

Sparten, den Shared Services und dem Corporate Center.<br />

einem verstärkten Systemgeschäft, also Aufträgen mit höherem<br />

Wertschöpfungsanteil, und neuen Schlüsselkunden aus anderen<br />

Branchen zum Teil kompensieren, so beispielsweise mit Aufträgen<br />

für optische Systeme für die asiatische Flachbildschirmindustrie<br />

und für optoelektronische Systeme. Beispielsweise wurde hier<br />

jüngst die Zusammenarbeit mit Dräger ausgebaut. Auch die<br />

<strong>Jenoptik</strong>-Sparte Optische Systeme arbeitet nun mit dem Lübecker<br />

Unternehmen zusammen; ein entsprechender Kooperationsvertrag<br />

über drei Jahre wurde im Februar 2012 abgeschlossen. Ein<br />

Erfolgsprodukt aus der Zusammenarbeit von Dräger und der<br />

<strong>Jenoptik</strong>-Sensortechnik erobert bereits erfolgreich die Märkte: Die<br />

Wärmebildkamera für die Feuerwehr Dräger UCF 7000. <strong>Jenoptik</strong><br />

liefert hier das Kameramodul und erhielt dafür den Dräger Lieferanten-Award<br />

2012 in der Kategorie Innovation. Mehr zur Kamera<br />

und zum <strong>Jenoptik</strong>-Wärmebild-Know-how lesen Sie ab Seite 16.<br />

„Auftragsseitig liegt unser Hauptaugenmerk<br />

bei solch starken Zuwächsen auf Lieferfähigkeit<br />

und Liefertreue.“ (Michael Mertin)<br />

Das Vertrauen der Kunden zeigte sich im Auftragseingang 2011,<br />

der mit knapp 650 Millionen Euro rund 20 Prozent höher lag als<br />

2010. Darin enthalten waren auch mehrere Großaufträge, vor<br />

allem für die Sparten Verkehrssicherheit und Verteidigung & Zivile<br />

Systeme. Das gute Auftragsklima hielt auch im 1. Quartal 2012


an. Die Sparte Verkehrssicherheit konnte erneut einen Großauf-<br />

trag verbuchen. Für Malaysia wird die Sparte Verkehrssicher-<br />

heitstechnik und Servicedienstleistungen im Wert von mehr als<br />

40 Millionen Euro liefern. Auf konstant hohem Niveau blieb der<br />

Auftragseingang aus der Automobilindustrie. „Auftragsseitig liegt<br />

unser Hauptaugenmerk bei solch starken Zuwächsen auf Lieferfähigkeit<br />

und Liefertreue. Es nützt nichts, wenn wir die Aufträge<br />

erhalten und am Ende nicht zur vollsten Zufriedenheit unserer<br />

Kunden liefern können“, so der <strong>Jenoptik</strong>-Chef mit Blick auf den<br />

Auftragsbestand, der Ende März 2012 mit 462,1 Millionen Euro<br />

auf weiter hohem Niveau lag.<br />

„Für unser Wachstum ist die reduzierte<br />

Nettoverschuldung eine stabile Position,<br />

die uns Handlungsspielraum gibt.“<br />

(Rüdiger Andreas Günther)<br />

Finanzseitig ist <strong>Jenoptik</strong> für ihr zukünftiges organisches Wachstum<br />

bestens gerüstet. Der neue Finanzvorstand Rüdiger Andreas Günther,<br />

der im Mai 2012 die Quartalszahlen der <strong>Jenoptik</strong> verkündete,<br />

startet auf einem soliden Fundament. Seit Jahren erwirtschaftet<br />

<strong>Jenoptik</strong> positive Cashflows im zweistelligen Millionenbereich. Mit<br />

den Schuldscheindarlehen vom Oktober 2011 ist <strong>Jenoptik</strong> mittelbis<br />

langfristig zu günstigen Konditionen finanziert, die Nettoverschuldung<br />

wurde beständig auf nun 61 Millionen Euro Ende<br />

März 2012 abgebaut. Gleichzeitig wurden die Verbindlichkeiten<br />

der „stillen Immobilien-Investoren“ reduziert. „Für unser Wachstum<br />

– ob organisch oder über Akquisitionen – ist dies eine stabile<br />

Position, die uns Handlungsspielraum gibt“, so Rüdiger Andreas<br />

Günther. <strong>Jenoptik</strong> verfüge über einen freien Liquiditätsrahmen<br />

in Höhe von insgesamt 90 Millionen Euro sowie Zahlungsmittel<br />

in Höhe von rund 65 Millionen Euro. „Nach unserer Situation<br />

mit Verbindlichkeiten von etwa 260 Millionen Euro in 2006 und<br />

zusätzlichen Bürgschaftsgarantien der <strong>Jenoptik</strong> an Dritte von<br />

über 200 Millionen Euro gibt uns dies heute eine sichere Basis für<br />

unsere Zukunft“, so Michael Mertin.<br />

Für das Gesamtjahr 2012 ist <strong>Jenoptik</strong> weiterhin vorsichtig opti-<br />

mistisch. Der Umsatz soll um zwei bis sechs Prozent steigen, das<br />

Konzern-Betriebsergebnis zwischen 40 und 50 Millionen Euro<br />

liegen – je nach Verlauf des Halbleiterzyklus. „Ja, wir haben bisher<br />

einen besseren Halbleiterzyklus gesehen als erwartet, jedoch<br />

sind die Unsicherheiten, auch gesamtwirtschaftlich, nicht aus<br />

der Welt“, so Michael Mertin. Er verwies auch auf die nach wie<br />

vor nicht gelöste Schuldenkrise der Industriestaaten. Deutschlands<br />

Konjunktur sei robust, aber stark von Exporten abhängig.<br />

Insgesamt blickt das <strong>Jenoptik</strong>-Management aber zuversichtlich<br />

in die Zukunft: „Uns ist eine stabile, nachhaltige Entwicklung des<br />

Unternehmens wichtig, und hier sind wir auf gutem Weg.“<br />

www.jenoptik.com<br />

7


8<br />

Jana Dichelle<br />

Ungeplanter<br />

Geniestreich.<br />

Motten haben’s auch nicht leicht. Für das Tierreich gelten sie<br />

nicht gerade als Sympathieträger; Löcher im Wintermantel<br />

und Taumelflüge in brennende Kerzen machen einfach keinen<br />

guten Eindruck. Doch Susanne Gaumitz, Optikingenieurin beim<br />

<strong>Jenoptik</strong>-Geschäftsbereich Optoelektronische Systeme, kann den<br />

Nachtfaltern einiges abgewinnen. Genauer gesagt: ihren Augen.<br />

Denn das Flattertier ist ein Entspiegelungsexperte, dem kein Optiker<br />

so leicht etwas vormacht. Die Facettenaugen nachtaktiver<br />

Falter bleiben stets vollkommen schwarz, kein Lichtreflex verrät<br />

die Motte ihren Feinden, und das wenige Licht der Dämmerung<br />

nutzt sie optimal, um selbst Nahrung zu finden.<br />

Der Grund dafür sind Zäpfchen, Noppen, ungefähr 100 Nano-<br />

meter winzig, dicht an dicht auf den Facettenaugen angeordnet<br />

und nur unter dem Elektronenmikroskop zu erkennen. Die regelmäßigen<br />

Noppenmuster sind kleiner als die Wellenlängen des<br />

Lichts. Und deshalb wird das Licht auch nicht abrupt reflektiert.<br />

Wo Luft und Auge aufeinander treffen, gehen die Brechungsindizes<br />

vielmehr sachte, kontinuierlich ineinander über – und das<br />

bewirkt die nahezu perfekte Entspiegelung.<br />

Naturimitat mit lila Plasma.<br />

„Wenn man nachempfinden will, was die Natur vorgibt, brauchen<br />

wir Menschen einen riesigen technischen Aufwand“, meint<br />

Susanne Gaumitz angesichts der Vakuumkammer, in der künst-<br />

liche Mottenaugenstrukturen hergestellt werden. Die junge<br />

Ingenieurin ist bei <strong>Jenoptik</strong> verantwortlich für ein sechsköpfiges<br />

Team und das neue Aufgabenfeld, das im Unternehmensjargon<br />

liebevoll „Nanomotte“ genannt wird. Sie hat an der Fachhochschule<br />

Jena Augenoptik studiert, um später im Bereich Technologie<br />

zu arbeiten – bis die Vielfalt der optischen Beschichtungen<br />

sie für sich einnahm.<br />

Jetzt bedient sie den Touchscreen für die Plasma-Ionenquelle.<br />

Die steckt in einer Vakuumkammer, die mit einer schweren Tür<br />

verriegelt wird, ähnlich der eines Tresors. Ist das Vakuum aufgebaut,<br />

darf das violette Plasma leuchten, schön zu sehen hinter<br />

einer Sichtscheibe. Was man hingegen nicht sieht: Die Plasma-<br />

Ionen beschießen eine Optik und ätzen eine Struktur hinein –<br />

ähnlich der, die Nachtfalteraugen von Natur aus mitgegeben ist.<br />

Assistenz von Meister Zufall.<br />

Es war ein Glücksfall, der <strong>Jenoptik</strong> diese Entspiegelungsmethode<br />

beschert hat. Denn während Forscher weltweit systematisch<br />

nach Wegen suchen, Mottenaugenstrukturen zu produzieren,<br />

ist Dr. Peter Munzert am Jenaer Fraunhofer-Institut für Angewandte<br />

Optik und Feinmechanik IOF quasi darüber gestolpert.<br />

„Plasmabehandlungen haben wir eigentlich immer nur benutzt,<br />

um Oberflächen vorzubereiten, damit hinterher die Beschich-


Die perfekte Entspiegelung, selbst organisierend:<br />

Fraunhofer-Institut und <strong>Jenoptik</strong><br />

ahmen Mottenaugen durch Plasmaätzen nach.<br />

tung besser hält. Aber ich war total überrascht, als ich einmal<br />

die Transmission nachgemessen habe. Da hatte sich die Lichtdurchlässigkeit<br />

einer PMMA-Scheibe (bekannt als Plexiglas) nach<br />

dem Plasmaätzen sogar verbessert. Dabei hätte man eigentlich<br />

mit einer Verschlechterung rechnen müssen, da hier üblicherweise<br />

Absorptionsverluste auftreten“, erinnert sich der studierte<br />

Kunststofftechniker. Und siehe da: Unter dem Elektronenmikroskop<br />

offenbarte sich, dass beim Plasmaätzen sehr kleine Strukturen<br />

entstanden waren, ganz ähnlich denen der begehrten<br />

Mottenaugenstrukturen. Und das auch noch in wunderbarer<br />

Weise selbst organisierend, ohne planenden Eingriff.<br />

Es funktioniert, aber warum?<br />

Wie genau und warum das passiert, wie es also den Ionen gelingt,<br />

die Oberfläche in derart kleinen Abständen und in solcher<br />

Regelmäßigkeit zu strukturieren, weiß im Moment niemand.<br />

„Unser Institut hat eigens Forschungsprojekte eingerichtet,<br />

damit das geklärt wird“, so Peter Munzert. Ohne das Warum<br />

genau geklärt zu haben, hat es die Entdeckung schnell in die<br />

Praxis geschafft: An Dauer und Intensität des Ionenbeschusses<br />

wurde so lange gefeilt, bis das Aspektverhältnis der Strukturen,<br />

also die Relationen von Höhe, Breite und Zwischenräumen,<br />

optimal war. Dann war die Zeit gekommen, dem Kind einen<br />

Namen zu geben und es in die Welt zu entlassen. Unter dem<br />

Namen ARplas® läuft das Patent, und <strong>Jenoptik</strong> wurde zu einem<br />

Die linke Linsenhälfte mit, die rechte ohne Nanomotte; rot umrandet<br />

die Mottenaugenstruktur unter dem Elektronenmikroskop: Mikroskopaufnahmen<br />

natürlicher und plasmageätzter Mottenaugenstrukturen<br />

ähneln sich verblüffend.<br />

der ersten Lizenznehmer. Seit nunmehr zwei Jahren bietet <strong>Jenoptik</strong><br />

die Mottenaugenentspiegelung durch Plasmaätzen auch<br />

kommerziell an.<br />

Vom Labor zum Werk in Rekordtempo.<br />

Dafür, dass es die Erfindung so nahtlos aus der Grundlagenforschung<br />

in die Wirtschaftswelt geschafft hatte, gab es auch<br />

schon einen Preis: Das Team des Fraunhofer-Instituts konnte sich<br />

im Februar 2012 über den Thüringer Forschungspreis freuen.<br />

Bei <strong>Jenoptik</strong> läuft indes die Zusammenarbeit mit dem Fraunho-<br />

fer-Institut weiter – man spricht sich ab per Telefon oder Mail<br />

oder hat im Zweifelsfall die 50 Kilometer zwischen Triptis und<br />

Jena auch im Auto schnell zurückgelegt. „Die räumliche Nähe<br />

hilft“, nennt Susanne Gaumitz einen Erfolgsfaktor der Nanomotte<br />

in Triptis. „Wir hatten ja auch schon in den Jahren zuvor<br />

intensiv zusammengearbeitet, um optische Beschichtungen zu<br />

entwickeln“, ergänzt Peter Munzert.<br />

© Fraunhofer-Institut IOF<br />

9


10<br />

Deshalb waren die Triptiser bereits bestens ausgerüstet: Eine<br />

Anlage für das Ätzen der Nanostrukturen war sofort verfügbar,<br />

denn Fraunhofer-Forscher hatten sie bereits vor Jahren installiert.<br />

Ursprünglich war sie vor allem dazu gedacht, Optiken mittels<br />

plasmaunterstützter Vakuumbedampfung zu beschichten.<br />

Jetzt werden in ein und derselben Maschine auch die Mottenaugenstrukturen<br />

durch Plasmaätzen hergestellt.<br />

Von Endoskopie bis Display.<br />

Die perfekte Entspiegelung auf nahezu jeder Oberflächenform<br />

– <strong>Jenoptik</strong> ist einer von weltweit wenigen Herstellern, die genau<br />

dieses Traumziel umsetzen können. Auf den Märkten trifft die<br />

Nanomotte bereits auf großes Interesse. Namhafte Unternehmen,<br />

hauptsächlich aus der Medizintechnik, der pharmazeutischen<br />

Industrie und der optischen Technologie, sind bereits<br />

Kunden und setzen Optiken mit Mottenaugenstrukturen aus<br />

Triptis in ihren Geräten ein: Von Automobil-Armaturen und<br />

Überwachungskameras über medizintechnische Anwendungen<br />

wie Endoskopie bis hin zu Displays aller Art, die mit störungsfreien<br />

und kontrastreichen Bildern aufwarten können – der<br />

Anwendungen, Märkte und Möglichkeiten gibt es viele.<br />

Formneutrale Regelmäßigkeit.<br />

Dabei macht die Nanomotte auf den unterschiedlichsten Oberflächenformen<br />

eine gute Figur. Etwa bei kugeligen Optiken: Hier<br />

wird die Reflexion bis zum Rand hin farbneutral unterdrückt<br />

– vollkommen gleichmäßig, ohne störende Farbsäume, wie sie<br />

bei der klassischen Beschichtung entstehen können. Aber auch<br />

glatte Flächen, unregelmäßige Formen oder komplizierte Strukturen,<br />

wie die optischen Gitter binärer Optiken, erhalten dank<br />

Nanomotte regelmäßige, wirkungsvolle Antireflexeigenschaften.<br />

Susanne Gaumitz am Touchscreen zur Vakuumkammer: Neue Anlagen waren<br />

nicht nötig; <strong>Jenoptik</strong> verfügte bereits über den Top-Stand der Technologie.


Großer Augenblick für Peter Munzert (2.v.l.): Der Thüringer<br />

Forschungspreis, überreicht vom Thüringer Wissenschaftsminister<br />

Christoph Matschie (rechts), geht an sein Projektteam –<br />

auch zur Freude von <strong>Jenoptik</strong>-Chef Michael Mertin (2.v.r.).<br />

Hoch sensible Nanomotte.<br />

„Es gibt allerdings auch einen Nachteil“, schränkt Susanne Gaumitz<br />

ein, „die nanostrukturierten Oberflächen sind berührungsempfindlich.“<br />

Für Brillen oder frei liegende optische Flächen<br />

kommt diese Art der Entspiegelung also noch nicht in Frage.<br />

Aber für die Innenseiten von Displayabdeckungen und alle<br />

innen liegenden Optiken, etwa in komplexen Objektiven – kurz:<br />

alle Anwendungen aus Kunststoff, die ohnehin nicht berührt<br />

werden – ist die Nanomotte heute schon das Mittel der Wahl.<br />

Prüfender Blick auf den Kernstab der Plasmaquelle.<br />

www.jenoptik.com/de-optische-systeme<br />

www.iof.fraunhofer.de<br />

Die Berührungsempfindlichkeit der Nanomotte haben die Forscher<br />

im Visier: „Wir arbeiten am IOF gezielt daran, die Abriebfestigkeit<br />

der strukturierten Oberflächen zu erhöhen“, erklärt<br />

Peter Munzert, „und da gibt es durchaus erfolgversprechende<br />

Ansätze.“<br />

Noch ist es also nicht so weit, dass unsere Brillen eine Nanomottenschicht<br />

abbekommen. Aber zumindest haben wir in<br />

diesem Sommer vielleicht einen etwas milderen, womöglich<br />

ehrfürchtigen Blick für die flatterhaften Nachtwesen, die uns<br />

Menschen vormachen, was nahezu perfekte Entspiegelung ist.<br />

Aufpassen wie ein Luchs: Regine Lanyi aus der Produktion darf die nanostrukturierten<br />

Oberflächen nicht berühren, sonst ist alles hin.<br />

11


12<br />

Alles ganz <strong>normal</strong>.<br />

Cornelia Ehrler


Präzision sichert Qualität. Das gilt nicht nur für Sportler und<br />

Chirurgen, sondern auch für Automobilhersteller und letztlich für<br />

jeden einzelnen Autofahrer. Denn nur präzise und einwandfrei<br />

funktionierende Fahrzeuge sind sicher, umweltfreundlich und<br />

Sprit sparend – beim Blick an die Zapfsäule mag das für Autofahrer<br />

umso relevanter sein.<br />

Ganz zentral für die Funktionstüchtigkeit eines Verbrennungs-<br />

motors sind Nockenwellen, mit denen unter anderem die Ventile<br />

gesteuert werden. „Eigenschaften wie die Nockenprofilform,<br />

der Elementwinkel und die Nockenabmessungen müssen exakt<br />

eingehalten werden“, erklärt Reiner Emminger, „denn schon bei<br />

Abweichungen von wenigen hundertstel Millimetern steigen<br />

Kraftstoffverbrauch und Abgasausstoß. Und für diese Präzision<br />

fertigen wir Messgeräte und entwickeln Auswertestrategien<br />

bzw. Softwaremodule, damit Nockenwellen in der Automobil-<br />

und Zuliefererindustrie zuverlässig gemessen und bewertet<br />

werden können.“ Der Applikationsingenieur der Sparte Industrielle<br />

Messtechnik hat das Forschungsprojekt mit der Physikalisch-<br />

Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig und einem<br />

Partner aus der Automobilindustrie intensiv begleitet. Das Resultat:<br />

ein von der PTB zertifiziertes Nocken<strong>normal</strong> als so genannte<br />

Systemkontrollmeisterwelle, mit dem Wellenmessgeräte in der<br />

Industrie „nicht nur bezüglich der Systemgeometrie, sondern<br />

Präzision ist ihr höchster Anspruch – und nun teilt die <strong>Jenoptik</strong>-Sparte<br />

Industrielle Messtechnik erneut ihre jahrzehntelange Erfahrung mit<br />

der obersten deutschen Metrologie-Behörde. Gemeinsam mit der<br />

Physikalisch-Technischen Bundesanstalt hat die Sparte exzellente und<br />

äußerst präzise Messtechnik-Lösungen entwickelt, die die Qualitätskontrolle<br />

der gesamten Automobilbranche verbessern.<br />

jetzt auch bezüglich der Nockeneinpass- und Auswertestrategie<br />

noch präziser verifiziert werden können als bisher.“<br />

Nocken<strong>normal</strong> für mehr Qualität in der Messung.<br />

„Auch vorher haben solche Messgeräte schon zuverlässig funktioniert,<br />

um die Exaktheit von Nockenwellen nachzuweisen“,<br />

betont der Ingenieur aus Villingen-Schwenningen. Doch bislang<br />

habe es keine Möglichkeit gegeben, Messwerte auf nationale<br />

oder internationale Normale, auf Richtlinien oder Normen rückzuführen.<br />

„Unser zertifiziertes Nocken<strong>normal</strong> dient nun als Ur-<br />

Meter, mit dem alle Messergebnisse von Wellenmessgeräten<br />

verglichen werden können. Das stärkt die Qualitätskontrolle für<br />

Nockenwellen enorm.“<br />

Das Nocken<strong>normal</strong> wurde aus einem Stück Werkzeugstahl<br />

geschliffen, ist 300 Millimeter lang und 1,4 Kilogramm schwer.<br />

Die Abmessungen des Normals – als Nachbau einer Nockenwelle,<br />

wie sie im Motor wirken würde – wurden von der PTB<br />

als Sollkonturen mit einem taktilen Form- sowie einem taktilen<br />

Koordinatenmessgerät bestimmt. „Wir haben der PTB unser<br />

Messgerät HOMMEL-ETAMIC CMF 3010 zur Verfügung gestellt,<br />

mit dem alle Testmessungen am Nocken<strong>normal</strong> durchgeführt<br />

wurden“, berichtet Reiner Emminger. Untersucht wurden alle<br />

13


14<br />

geometrisch relevanten Merkmale von Nockenwellen, wie zum<br />

Beispiel Nockenform, Winkel, Durchmesser, Rund- und Geradheiten.<br />

Die PTB ermittelte die Messergebnisse, bestimmte die<br />

dazugehörige Messunsicherheit und stellte danach ein Zertifikat<br />

für das Nocken<strong>normal</strong> aus.<br />

Höhere Präzision für die Automobilindustrie.<br />

In dem Forschungsprojekt wurde ein Nocken<strong>normal</strong> für <strong>Jenoptik</strong><br />

angefertigt, ein zweites liegt bei der PTB in Braunschweig. Kunden<br />

aus der Automobilindustrie können künftig wählen zwischen<br />

zwei Zertifikaten für ihr Nocken<strong>normal</strong>: entweder ein von der<br />

PTB zertifiziertes oder eines über <strong>Jenoptik</strong>, zertifiziert von der<br />

Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS). Denn aktuell wird am<br />

Standort der <strong>Jenoptik</strong>-Sparte Industrielle Messtechnik in Villingen-Schwenningen<br />

das erste „DAkkS-Labor für Nockenform“<br />

installiert, mit dem Nocken<strong>normal</strong>e mit „geringfügig höheren<br />

zulässigen Messabweichungen als bei der PTB“ zertifiziert wer-<br />

Das von der PTB zertifizierte Nocken<strong>normal</strong> dient<br />

als Ur-Meter, mit dem alle Messergebnisse von<br />

Wellenmessgeräten verglichen werden können.<br />

den können, verdeutlicht Reiner Emminger den Unterschied. Das<br />

DAkkS-Zertifikat genüge aber den meisten Kunden.<br />

Gestartet war das Forschungsprojekt zum Nocken<strong>normal</strong> mit der<br />

PTB und dem Automobilzulieferer Mahle vor etwa fünf Jahren.<br />

„Wir haben schon vorher mit der PTB zusammengearbeitet, zum<br />

Beispiel bei Normierungen und Vorschriften für Akkreditierungen.<br />

Außerdem haben wir im Jahr 2002 gemeinsam das Konturen<strong>normal</strong><br />

‚KN8’ entwickelt.“ Für das Nocken<strong>normal</strong> wurde<br />

Mahle als Industriepartner hinzugezogen, weil das Unternehmen<br />

bereits verschiedene Nockenwellenmessmaschinen der <strong>Jenoptik</strong>-<br />

Sparte in Messräumen und in der Endkontrolle einsetzt und<br />

selbst großes Interesse an der Rückführbarkeit von Auswertungen<br />

zeigte. Der Teamleiter in der Mahle-Produktentwicklung in<br />

Stuttgart bestätigte, wie wichtig dieses PTB-zertifizierte Nocken<strong>normal</strong><br />

ist: „Das neue Nocken<strong>normal</strong> ist schon aufgrund<br />

der Rückführbarkeit und Vergleichbarkeit viel zuverlässiger bei<br />

Messungen und das verbessert unsere Qualität an allen unseren<br />

Produktionsstandorten.“<br />

Weiteres Zertifikat für Messtechnik-Software.<br />

Um Form- und Lagemerkmale von Nockenwellen funktionsgerecht<br />

messen und bewerten zu können, sind spezielle Auswertestrategien<br />

und Algorithmen erforderlich. „Diese wurden<br />

bislang nicht in die Systemprüfung von Nockenformmessmaschinen<br />

einbezogen, da noch keine Normung der Auswerteverfahren<br />

existiert“, wie Reiner Emminger erklärt. Die Auswer-


tung von solch komplexen Datensätzen birgt oft Fehlerquellen,<br />

zum Beispiel durch Rechnen mit gerundeten Werten. Deshalb<br />

stellt die PTB nun auch zertifizierte Testdatensätze bereit, mit<br />

denen die verwendete Software überprüft werden kann. Grundlage<br />

für diese Testsätze ist die Auswertesoftware HOMMEL-<br />

ETAMIC TURBO SHAFT.<br />

Ganz im Sinne des „Sharing Excellence“ – dem Teilen von Knowhow<br />

mit Partnern – hatte die <strong>Jenoptik</strong>-Sparte der PTB Datensätze<br />

zur Verfügung gestellt, so genannte Auswertealgorithmen<br />

für Nockenwellenmessungen, die über Jahrzehnte in der Praxis<br />

optimiert worden waren. „Die PTB hat aus unseren Algorithmen<br />

Testdaten erzeugt und sie als simulierte Messungen mit TURBO<br />

SHAFT ausgewertet. Der Vergleich<br />

mit Referenzergebnissen ergab<br />

eine äußerst geringe Messunsicherheit<br />

von unter einem<br />

Mikrometer“, schildert der<br />

Applikationsingenieur.<br />

Applikationsingenieur Reiner Emminger,<br />

hier am HOMMEL-ETAMIC roundscan, hat das<br />

Forschungsprojekt mit der PTB intensiv begleitet.<br />

www.jenoptik.com > Industrielle Messtechnik<br />

Dafür erhielt die Auswertesoftware TURBO SHAFT das PTB-<br />

Zertifikat – eine bislang weltweit einzigartige Auszeichnung für<br />

derartige Software in der Wellenmesstechnik. Und gemeinsam<br />

mit dem PTB-zertifizierten Nocken<strong>normal</strong> eine exzellente Lösung<br />

für mehr Präzision, Sicherheit und Qualität in der Nockenwellenmesstechnik.<br />

15


16<br />

Katrin Lauterbach<br />

© Drägerwerk <strong>AG</strong> & Co. KGaA<br />

Durchblick<br />

für Lebensretter.


Es brennt, starke Rauchentwicklung, im schlimmsten Fall vermisste Personen – dann zählt<br />

jede Sekunde. Lebensretter müssen sich beim Feuerwehreinsatz schnell orientieren können,<br />

sich auf ihre Ausrüstung 100-prozentig verlassen. Technische Systeme, beim Einsatz zunehmend<br />

unverzichtbare Hilfen, müssen sich zudem sehr leicht und intuitiv bedienen lassen.<br />

Messergebnisse werden in Sekundenschnelle abgelesen, interpretiert und entscheiden zuweilen<br />

über Leben und Tod. Mit der neuen Wärmebild-Kamerafamilie UCF hat das Lübecker<br />

Unternehmen Dräger ein Erfolgsprodukt auf den Markt gebracht, das mittlerweile bei Feuerwehren<br />

weltweit im Einsatz ist. Das Herz der Kameras, das Infrarot-Modul, kommt von <strong>Jenoptik</strong>.<br />

Die Wärmebildkameras wurden von Dräger und <strong>Jenoptik</strong> gemein-<br />

sam speziell für Rettungskräfte konzipiert. Bei Feuer, Rauch und<br />

Dunkelheit bieten Wärmebilder lebenswichtige Informationen<br />

– sowohl für das Fortkommen der Einsatzkräfte als auch für das<br />

Auffinden von Personen oder Glutnestern. „Bei Rauch haben<br />

Feuerwehrleute keine Sicht, dann tasten sie sich <strong>normal</strong>erweise<br />

vorwärts. Das kostet Zeit, ist schwierig und gefährlich“, so Dr.<br />

Bernd Spellenberg, Portfoliomanager für Wärmebildkameras bei<br />

Dräger. „Mit Wärmebildern können die Feuerwehrleute sehen“,<br />

bringt er die Hauptanwendung der Wärmebildkameras auf den<br />

Punkt. Rauchpartikel, so der Spezialist von Dräger, seien klein verglichen<br />

mit der Wellenlänge des thermischen Lichtes. Die Kamera<br />

sehe quasi durch den Rauch hindurch. „Das gibt schnelle Orientierung<br />

und vor allem schnelle Sicht, wenn sich beispielsweise noch<br />

Personen im Gebäude befinden“, so Dr. Spellenberg.<br />

Für das Aufgabenspektrum speziell für Feuerwehren sind die<br />

Kameras UCF von Dräger optimal: Sie können einhändig bedient<br />

werden, sind leicht und nahezu unverwüstlich, liefern klare Bilder,<br />

indem sie sich automatisch den Lichtverhältnissen anpassen, und<br />

haben einen integrierten Laserpointer. Dieser zeigt den Kollegen<br />

heiße Stellen an, die sie dann zielgerichtet löschen können. Dräger<br />

bietet die UCF als Kamerafamilie mit verschiedenen Ausstattungsvarianten<br />

an, das heißt auch mit Bildaufnahmefunktion sowie<br />

einsetzbar in explosionsgefährdeten Bereichen. Großes Plus<br />

der Kameras ist jedoch die einfache und intuitive Bedienung. Dies<br />

erlaubt es auch unter schwierigsten Bedingungen, die Kamera<br />

sicher anzuwenden und – wichtiger noch – ihre Funktionalität<br />

voll auszunutzen.<br />

17<br />

© Drägerwerk <strong>AG</strong> & Co. KGaA


18<br />

Die Funktionalität – das sind Wärmebilder hoher Qualität in<br />

Sekundenschnelle, verbunden mit verschiedenen Optionen der<br />

Darstellung wie Standbilder oder Video- und Tonaufzeichnungen.<br />

Auch erlaubt die Kamera einen Blick „um die Ecke“, beispielsweise<br />

bei eingeschränkter Bewegungsfreiheit oder fehlender Sicht. Per<br />

Knopfdruck kann der Betriebsmodus für die entsprechende Situation<br />

eingestellt werden, sei es die Feuerbekämpfung, das Suchen<br />

und Retten von Personen oder das Suchen von Glutnestern. „Es<br />

sind die vielen ‚scheinbaren’ Kleinigkeiten bei den Innovationen,<br />

die es so zuvor noch nicht auf dem Markt gab“, fasst Dr. Spellenberg<br />

zusammen. Kunden meinen, so ergänzt er, die UCF 9000<br />

setze Standards. Die UCF 9000 ist die Top-Version der Kamerafamilie,<br />

mit höherer Bildauflösung und mehr Funktionen als ihre<br />

Schwestern UCF 7000 und UCF 6000. UCF steht übrigens für<br />

„you see fire“.<br />

Das Infrarotmodul für die UCF-Kameras kommt von <strong>Jenoptik</strong>.<br />

Funktionen, Schnittstellen und Oberflächen haben Dräger und<br />

<strong>Jenoptik</strong> über zwei Jahre gemeinsam entwickelt und aufeinander<br />

abgestimmt. Die Kameramodule werden seit 2010 in Jena in Serie<br />

und zur vollsten Zufriedenheit des <strong>Jenoptik</strong>-Kooperationspartners<br />

www.jenoptik.com/vzs<br />

hergestellt. Im Frühjahr dieses Jahres erhielt <strong>Jenoptik</strong> von Dräger<br />

dafür den Lieferanten-Award in der Kategorie „Innovation“. An<br />

strategische Lieferanten stelle Dräger ganz besondere Anforderungen,<br />

sagte Stefan Dräger, Vorstandsvorsitzender von Dräger,<br />

zur Award-Verleihung im März dieses Jahres, zu der mehr als 100<br />

Lieferanten des Unternehmens geladen waren. „Voraussetzung,<br />

um bei Dräger als strategischer Partner gelistet zu sein, ist es, die<br />

gleiche Leidenschaft für ‚Technik für das Leben’ zu empfinden,<br />

wie Dräger es mit dieser Leitidee formuliert. Auf die Produkte und<br />

ihre Qualität muss jederzeit Verlass sein.“<br />

<strong>Jenoptik</strong> ist Spezialist für Wärmebild-Systeme und -Module, die<br />

vor allem für Anwendungen in Industrie, Wissenschaft und den<br />

Bereich Security entwickelt und gefertigt werden. „Mit Dräger<br />

haben wir einen starken Partner im Markt für Wärmebildkameras<br />

und erschließen uns neue Absatzmärkte“, so <strong>Jenoptik</strong>-Chef<br />

Michael Mertin. „Das Know-how aus der Zusammenarbeit bringt<br />

nicht nur unser Sensorik-Geschäft weiter, sondern eröffnet auch<br />

andere Themen der Zusammenarbeit.“ Seit 2012 beispielsweise<br />

arbeiten Dräger und <strong>Jenoptik</strong> auch auf dem Gebiet optoelektronischer<br />

Systemlösungen eng zusammen. So wird <strong>Jenoptik</strong> für Dräger<br />

integrierte optoelektronische Module und Systeme entwickeln<br />

und fertigen. <strong>Jenoptik</strong> konnte erneut mit Kompetenz überzeugen,<br />

vor allem aufgrund der gesamten Prozesskette bei <strong>Jenoptik</strong> – von<br />

der Optik- und Elektronik- bis hin zur Softwareentwicklung.


Stolz präsentiert das Jenaer „FireCam-Team“ die<br />

Auszeichnung: Während der Dräger-Lieferantentage<br />

im März 2012 erhielt <strong>Jenoptik</strong> die Auszeichnung als<br />

„Dräger Key Supplier“ in der Kategorie Innovation.<br />

Wärmebilder in Fotoqualität.<br />

<strong>Jenoptik</strong> stellte die neue hochauflösende Thermografie-<br />

kamera in den USA vor.<br />

Die Thermografiekamera VarioCAM ® HD, die Ende April 2012<br />

erstmals in Baltimore, USA, auf dem SPIE Defense, Security and<br />

Sensing Symposium und auf der Hannover Messe vorgestellt<br />

wurde, ist die weltweit erste handgehaltene, ungekühlte<br />

Thermografiekamera mit Megapixel-Infrarot-Auflösung und<br />

integriertem Laser-Entfernungsmesser.<br />

Die von der Sparte Verteidigung & Zivile Systeme entwickel-<br />

ten neuen VarioCAM ® -HD-Thermografiekameras nehmen<br />

Einzelbilder und Bildsequenzen mit bis zu 3,1 Megapixeln und<br />

damit nahezu in Fotoqualität auf. Drei Megapixel wirkt auf den<br />

ersten Blick bescheiden, jedoch liegen die Auflösungen der<br />

für das Infrarot-Spektrum empfindlichen Wärmebildkameras<br />

<strong>normal</strong>erweise zwischen einigen Zehntausend und mehreren<br />

Hunderttausend Pixeln – also eher im „Kilopixel“ Bereich.<br />

Außerdem ist die Kamera mit einem augensicheren Laser-<br />

Entfernungsmesser ausgestattet. Ein GPS-Modul ermöglicht<br />

zudem die zusätzliche Einbettung von Geodaten in die Thermogramme.<br />

Die speziell für die VarioCAM ® -HD-Kameraserie entwickelten<br />

hochqualitativen Objektive werden von der Sparte Optische<br />

Systeme konstruiert und gefertigt. Typische Anwendungsbereiche<br />

für die neuen Thermografiekameras sind die industrielle<br />

und wissenschaftliche Forschung und Entwicklung, die vorbeugende<br />

Instandhaltung sowie Gebäudethermografie.<br />

19


20<br />

Cornelia Ehrler<br />

Der galoppierende Elefant.<br />

„Bollywood“, Curry und Hühnchen à la Tikka Masala – ginge es<br />

nach ländertypischen Klischees, sind das die Exportschlager von<br />

Indien, dem siebtgrößten Land der Erde und Wirtschaftsmotor<br />

in Südasien. Allein die Musical-ähnlichen Filme aus dem Zentrum<br />

der indischen Kino-Fabrik rund um Mumbai lassen den Zuschauer<br />

in eine Welt aus Tanz, Gesang und Lebensfreude eintauchen, die<br />

an Farbenreichtum und Melodramatik kaum zu überbieten ist.<br />

Könnte man die Filme auch riechen, dürften Gewürze wie Kardamom,<br />

Koriander und Chili nicht fehlen. Doch das Land ist weit<br />

mehr als exotische Gastronomie oder das bunte Bollywood.<br />

Zwischen Himalaya, dem Arabischen Meer und dem Golf von<br />

Bengalen gelegen, ist Indien ein Land der Superlative mit einer<br />

ethnischen, religiösen und kulturellen Vielfalt ohnegleichen. Mit<br />

seinen über 1,2 Milliarden Einwohnern gilt Indien als die größte<br />

Demokratie der Welt. Bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts wird es<br />

voraussichtlich den jetzigen Spitzenreiter China als bevölkerungsreichstes<br />

Land überholt haben. Indien beheimatet nach Japan<br />

weltweit die meisten Millionäre und Milliardäre. Neben Englisch<br />

und Hindi als Amtssprachen sind in Indien 21 Regionalsprachen<br />

offiziell anerkannt; insgesamt werden in den 28 Bundesstaaten<br />

über 100 Sprachen gesprochen.<br />

Bis 2020 wird Indien zum weltweit drittwichtigsten Automarkt<br />

aufsteigen. Schon heute sind die Straßen der Metropolen voll mit<br />

abertausenden Kleinwagen und Bussen, aber auch Rikschas und<br />

Kühen, was die Mobilität auf indischen Straßen zum Abenteuer<br />

macht. Für die Automobilhersteller ist Indien nach China der<br />

boomende Automarkt schlechthin, vor allem für Kleinwagen.<br />

Deshalb sind seit ein paar Jahren auch die führenden internationalen<br />

Automobilhersteller und -zulieferer mit Produktionsstätten<br />

in Indien vertreten. Genau an diese Industrien richtet sich<br />

<strong>Jenoptik</strong> mit einer eigenen indischen Präsenz, die von Bangalore<br />

aus das Produktportfolio der Industriellen Messtechnik vertreibt,<br />

aber auch allen anderen <strong>Jenoptik</strong>-Sparten offensteht.


Liberalisierung öffnet Markt<br />

für ausländische Unternehmen.<br />

Seit 2008 ist der Wachstumsmarkt Indien für <strong>Jenoptik</strong> ein wichtiger Stützpunkt<br />

für die Ausweitung des Asiengeschäftes. Vom indischen „Silicon Valley“ rund<br />

um Bangalore aus ist vor allem die Sparte Industrielle Messtechnik der Vorreiter<br />

für die weitere Erschließung des Subkontinents zwischen Bollywood und Hightech.<br />

Möglich wurden solche Firmengründungen erst durch eine<br />

radikale marktwirtschaftliche Neuorientierung in Indien zu<br />

Beginn der 1990er Jahre. Es gelang, die jahrzehntelange Quasi-<br />

Planwirtschaft zu überwinden und den drohenden Staatsbankrott<br />

abzuwenden. Unter anderem wurden Zölle gesenkt<br />

und Auslandsinvestitionen erleichtert und damit die<br />

Boom-Jahre mit jährlichen Zuwachsraten beim<br />

Bruttoinlandsprodukt jenseits der fünf<br />

Prozent eingeleitet. Der Elefant – symbolisch<br />

für den Subkontinent – beschleunigte<br />

seine bis dato gemächliche Gangart.<br />

Die wirtschaftliche Liberalisierung, Marktöffnung<br />

und Rechtssicherheit begünstigte<br />

die Ansiedlung vieler internationaler Hightech-<br />

Unternehmen, vor allem aus Industriezweigen wie<br />

der Informationstechnologie, Elektronik-, Werkzeugmaschinen-<br />

und Halbleiterbranche. Insbesondere in Bangalore<br />

siedelten sich namhafte Firmen an und bauten somit<br />

den Ruf der im südlichen Bundesstaat Karnataka gelegenen Region<br />

als „Silicon Valley“ Asiens auf. Genau in dieser Technopolis<br />

ist auch <strong>Jenoptik</strong> mit dem indischen Hauptquartier und Applikationszentrum<br />

der Industriellen Messtechnik angesiedelt.<br />

21


22<br />

Industrielle Messtechnik in Indien.<br />

Die Unternehmenshistorie der Messtechnik in Indien geht noch<br />

weiter zurück als die Gründung des Joint Ventures im Juni 2008,<br />

erzählt K. Srinivasan. „Bereits seit 1986 war die schweizerische<br />

Movomatic in Indien präsent, vertreten vom Vertriebspartner<br />

Francis Klein. Die französische Etamic-Gruppe kam im Jahr 2000<br />

dazu.“ Als die Etamic-Movomatic-Gruppe 2006 von <strong>Jenoptik</strong><br />

übernommen wurde, konnte <strong>Jenoptik</strong> ihre globale Markt- und<br />

Markenpräsenz im Bereich der industriellen Messtechnik auf<br />

diesen Markt ausweiten.<br />

Gestartet war <strong>Jenoptik</strong> in Bangalore mit fünf Mitarbeitern. „Jetzt<br />

arbeiten 21 Mitarbeiter hier bei HEMI“, so Srinivasan mit der fast<br />

Gemeinsam mit ihren Familien feierten auch<br />

die indischen Kollegen 2011 das 20-jährige<br />

Firmenjubiläum der <strong>Jenoptik</strong> (Bildmitte vorn:<br />

Geschäftsführer K. Srinivasan).<br />

Das Mitarbeiter-Team vor dem Firmensitz<br />

im indischen Bangalore.<br />

liebevoll klingenden Abkürzung für die <strong>Jenoptik</strong>-Repräsentanz<br />

HOMMEL-ETAMIC Metrology India Pvt. Ltd. Von den 21 sind<br />

13 Mitarbeiter in Bangalore beschäftigt; je drei arbeiten in den<br />

regionalen Büros in Chennai und Pune sowie zwei in Delhi. „Wir<br />

produzieren hier in Indien nicht vor Ort“, erläutert Srinivasan,<br />

„sondern wir sichern den technischen Vertrieb und unterstützen<br />

die After-Sales-Aktivitäten der Sparte in Indien.“ Das Messtechnik-<br />

Applikationszentrum in Bangalore veranschauliche zudem alle<br />

Schlüsselprodukte der Sparte aus Deutschland, Frankreich und der<br />

Schweiz.<br />

Dass insbesondere die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen<br />

Indien und Deutschland nicht nur für <strong>Jenoptik</strong> „unendliche<br />

Möglichkeiten“ bieten, verdeutlicht auch das Deutschland-Jahr


Indien in Zahlen, Daten und Fakten.<br />

Ländername: Republik Indien<br />

Hauptstadt: Neu Delhi<br />

Fläche: 3,28 Millionen Quadratkilometer<br />

Bevölkerung: 1,21 Milliarden Einwohner<br />

(Zensus 2011)<br />

Landessprache: Hindi und Englisch,<br />

dazu 21 anerkannte Sprachen<br />

Religion: Hinduismus (80 Prozent), Islam,<br />

Christentum, Sikhismus<br />

Nationaltag: Tag der Republik 26. Januar,<br />

Tag der Unabhängigkeit 15. August<br />

Regierungsform: Parlamentarische Demokratie (seit 1949)<br />

Staatsoberhaupt: Pratibha Devisingh Patil, Präsidentin<br />

Regierungschef: Dr. Manmohan Singh, Premierminister<br />

Verwaltungsstruktur: 28 Bundesstaaten<br />

Währung: Indische Rupie<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2010: 1,632 Milliarden US-Dollar<br />

BIP pro Kopf: 1.370 US-Dollar<br />

Quellen: Auswärtiges Amt (Stand. September 2011),<br />

Zensus Indien 2011 (censusindia.gov.in/), Germany Trade & Invest (GTAI)<br />

unter dem gleichen Motto, das noch bis November 2012 in Indien<br />

stattfindet. Ökonomen rechnen damit, dass Indien nach China<br />

und den USA zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen<br />

wird. Der indische Elefant holt gegenüber dem chinesischen<br />

Drachen auf, dank des forcierten Reformkurses und der langfristig<br />

günstigen Demografie mit Milliarden erwerbstätiger Menschen.<br />

Schattenseiten der wachsenden<br />

Megagesellschaft.<br />

Doch das Wachstum und die Vielfalt haben auch ihre Schattenseiten.<br />

Der schnelle demografische Zuwachs kann die extreme<br />

Massenarmut in agraren Regionen nicht mildern; etwa ein Viertel<br />

der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze von unter einem<br />

US-Dollar pro Tag. Mit einem sehr geringen Pro-Kopf-Einkommen<br />

und enormen Defiziten in der sozialen Infrastruktur bleibt Indien<br />

nach Einschätzung des deutschen Auswärtigen Amtes ein Entwicklungsland.<br />

Bei vielen Sozialindikatoren zu Gesundheit, Lebensdauer<br />

und Bildung liege es sogar unter den Durchschnittswerten<br />

von Subsahara-Afrika.<br />

Hinzu kommen religiöse und soziale Konflikte, etwa im umstrit-<br />

tenen Kaschmirgebiet oder durch das Phänomen des Kasten-<br />

wesens. Zurückgehend auf das portugiesische Wort „casta“ für<br />

Rasse oder Herkunft, half der Begriff Kaste den Kolonialmächten<br />

in Indien ursprünglich, die unterschiedlichen Schichten der Hindus<br />

zu gliedern. Offiziell wurde das Kastensystem mit der indischen<br />

Verfassung von 1949 aufgehoben, doch die Einteilung von Brahmanen<br />

bis hin zu den als unrein geltenden „Unberührbaren“ gilt<br />

vielerorts noch immer fort und beeinflusst nicht nur Heirat und<br />

Berufswahl.<br />

Wirtschaftsreformen oder Wahlerfolge.<br />

Im Jahr 2012 scheint die Dynamik des indischen Wachstums jedoch<br />

nachzulassen. Der Internationale Währungsfonds rechnet<br />

mit einem Wirtschaftswachstum von 6,9 Prozent in diesem Jahr,<br />

deutlich weniger als in vergangenen Jahren mit über 8 Prozent,<br />

aber weiterhin wesentlich dynamischer als beispielsweise die<br />

Euro-Zone mit einem prognostizierten Wachstum von 1,4 Prozent<br />

in diesem Jahr.<br />

Eine weitere wirtschaftliche Öffnung, zum Beispiel im Einzel-<br />

handel, ist nach Ansicht von Experten nötig, um vor allem das<br />

enorme Armutsproblem des stark auf den Binnenmarkt fokussierten<br />

Landes zu lösen. Doch dagegen wehrt sich nicht nur die<br />

politische Opposition von Premierminister Manmohan Singh,<br />

sondern auch ein großer Teil der armen ländlichen Bevölkerung.<br />

Sie sehen in den ausländischen Investoren eine neue Form der<br />

alten britischen Kolonialherrscher. Weitere Reformen werden<br />

nun aufgeschoben, denn Ende dieses Jahres stehen wichtige<br />

Wahlen an, für die die Regierung auf die Unterstützung der<br />

armen Bevölkerungsteile angewiesen ist. Für den bisher galoppierenden<br />

indischen Elefanten ist das möglicherweise nur eine<br />

Verschnaufpause in seinem Marathon zur Weltspitze.<br />

www.jenoptik.com > Industrielle Messtechnik > Unsere Firmen<br />

23


24<br />

Cornelia Ehrler<br />

Gemeinsam mit Forschern der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat<br />

<strong>Jenoptik</strong> eine Abluftreinigungsanlage entwickelt, die mittels Mikrowellenstrahlung<br />

effizienter ist als jedes andere System am Markt.<br />

Popcorn<br />

Was<br />

Luft<br />

mit sauberer<br />

Mikrowellenstrahlung ist heutzutage ein fast unverzichtbarer Be-<br />

standteil unseres Alltagslebens. Zufällig entdeckt in den 1940ern<br />

während eines militärischen Radar-Forschungsprojektes, hielt sie<br />

über Mikrowellenöfen Einzug in Großküchen und später auch in<br />

Privathaushalte, was die Ernährungskultur in den Industriestaaten<br />

durchaus beeinflusste: Lebensmittel können schnell und einfach<br />

(wieder) aufgewärmt werden, seien es die Reste des Sonntagsbratens<br />

oder die Fast-Food-Currywurst aus dem Kühlregal. Und was<br />

wäre das heimische Kino-Erlebnis ohne Popcorn aus der Mikrowelle?<br />

Wo doch Popcorn eine entscheidende Entwicklungshilfe<br />

zur Mikrowellentechnik leistete. Denn es war das erste Nahrungsmittel,<br />

was gezielt auf diese Weise zubereitet wurde, damals noch<br />

als Test im Labor der Militärforscher.<br />

Neben der Lebensmittelindustrie kommt die Mikrowellentechnik,<br />

bei der elektromagnetische in Wärmeenergie umgewandelt wird,<br />

auch in anderen Industriezweigen zum Einsatz. Vor allem die<br />

Kunststoff verarbeitende Industrie nutzt seit den späten 1960er<br />

Jahren die Vorteile des Erwärmens mit Mikrowellenstrahlung. Viele<br />

Polymere haben eine geringe Wärmeleitfähigkeit, weshalb kon-<br />

ventionelle Methoden zum Erwärmen von Kunststoffoberflächen<br />

sehr zeitintensiv sind. Dagegen dringen Mikrowellenstrahlen dank<br />

ihrer großen Wellenlängen berührungslos tief in die Polymere ein<br />

und erwärmen sie von innen – unabhängig von deren Wärmeleitfähigkeit<br />

und ohne den Herd bzw. die Umgebung zu erhitzen.<br />

Das ist zeitsparender und energieeffizienter.<br />

Mikrowellenstrahlung zur Reinigung von Luft.<br />

Genau diese Eigenschaft von Mikrowellenstrahlung nutzt seit<br />

Kurzem auch <strong>Jenoptik</strong> für die industrielle Abluftreinigung.<br />

Systeme zur Abluftreinigung entwickelt und fertigt <strong>Jenoptik</strong><br />

bereits seit zehn Jahren und ergänzt damit das Portfolio rund um<br />

Laseranlagen für die Materialbearbeitung.<br />

Solche Reinigungssysteme sind unabdingbar für jeden Prozess<br />

in der Materialbearbeitung, in dem flüchtige organische Verbindungen<br />

wie Stäube oder Dämpfe entstehen oder Lösungsmittel<br />

eingesetzt werden. Sie filtern die Schadstoffe aus der Abluft und<br />

sorgen so wieder für saubere Luft in der Produktion.


verbindet.<br />

Die Mikrowellentechnik bietet nun einen neuen Ansatz für die<br />

Abluftreinigung. Im Sinne des <strong>Jenoptik</strong>-Mottos „Sharing Excellence“<br />

gelang es den Mitarbeitern der <strong>Jenoptik</strong>-Sparte Laser &<br />

Materialbearbeitung in Jena, gemeinsam mit dem Institut für<br />

Technische Chemie und Umweltchemie (ITUC) der Friedrich-<br />

Schiller-Universität Jena, eine „mikrowellenassistierte Technologie“<br />

für die Abluftreinigung zu entwickeln.<br />

Adsorption und Katalyse.<br />

Grundsätzlich funktionieren die Reinigungsanlagen der <strong>Jenoptik</strong><br />

Katasorb innerhalb der Sparte Laser & Materialbearbeitung – wie<br />

der Name schon andeutet – nach zwei Prinzipien: der Katalyse<br />

und der Adsorption. Bei letzterer werden gelöste Schadstoffe wie<br />

Stäube oder Dämpfe an der Oberfläche eines festen Stoffes angelagert.<br />

Durch Erwärmung werden diese adsorbierten Schadstoffe<br />

wieder freigegeben und in einen katalytischen Nachbrenner<br />

geleitet, wo sie zu Kohlendioxid und Wasserdampf oxidieren.<br />

Diese katalytische Abluftreinigung basiert auf einer gesteuerten<br />

chemischen Reaktion der Schadstoffe am Katalysator, für die<br />

erst eine bestimmte Temperatur erreicht werden muss. „Dafür<br />

brauchen konventionelle Systeme eine gewisse Aufwärmzeit, zum<br />

Teil mehr als eine Stunde“, erläutert Ronald Krippendorf, Leiter<br />

25


26<br />

Know-how im Team: Seit Kurzem verstärkt<br />

Dr. Thomas Krech (2. v. l.) das<br />

Katasorb-Team Dr. Stefan Häcker,<br />

Sven Matthes-Orlet, Matthias Giesel<br />

und Ronald Krippendorf (von links).<br />

der Katasorb in Jena-Göschwitz. Mit der Abluftreinigungsanlage<br />

KATASORB M hingegen wird das Katalysatormaterial mittels<br />

Mikrowellenstrahlung schneller erwärmt als in jedem anderen<br />

System am Markt. „Ohne lange Vorheizzeiten ist unsere Anlage<br />

bereits unmittelbar nach dem Start betriebsbereit“, beschreibt er<br />

den wichtigsten Vorteil. Wärmetransportverluste beim Aufheizen<br />

und Abkühlen der Anlage werden minimiert, weil nur das so genannte<br />

Katalysatorbett mit Mikrowellen erwärmt werden muss.<br />

Ein weiterer Vorteil der neuen Abluftreinigungsanlage ist seine<br />

„Schwankungstoleranz“. Das beziehe sich auf Prozesse mit stark<br />

schwankenden Schadstoffgehalten, so Ronald Krippendorf. „Unsere<br />

Anlage kann deutlich schneller auf wechselnde Betriebszustände<br />

reagieren. Wenn zum Beispiel die Schadstoffkonzentration<br />

in der Abluft schnell ansteigt, kann die Anlage sofort zugeschaltet<br />

werden. Sinkt der Schadstoffgehalt unter die gesetzlich erlaubten<br />

Grenzwerte, kann die Anlage ohne Nachheizen sofort wieder<br />

abgeschaltet werden.“ Natürlich funktioniere die zuverlässige Ab-<br />

luftreinigung, zum Beispiel in der Kunststoff- und Druckindustrie,<br />

auch bei niedrigen Durchsätzen.<br />

Premieren im Jubiläumsjahr.<br />

Im Jahr ihres zehnten Jubiläums stellt die <strong>Jenoptik</strong> Katasorb damit<br />

erneut eine kundenorientierte Lösung vor, die in enger Kooperation<br />

mit der Jenaer Universität entstanden ist. „Dank der guten<br />

Zusammenarbeit haben wir einen promovierten Mitarbeiter vom<br />

ITUC übernommen und damit auch wichtiges Know-how für<br />

unsere Entwicklungen“, freut sich Ronald Krippendorf über die<br />

Verstärkung seines Teams. Besonders stolz ist er auch auf eine<br />

weitere Premiere im Jubiläumsjahr: „2012 sind wir erstmals auf<br />

der ACHEMA vertreten!“ Diese Chemie-Fachmesse zählt zu den<br />

wichtigsten auf den Gebieten Chemische Technik, Umweltschutz<br />

und Biotechnologie. Und nun bietet sie den Jenaer Entwicklern<br />

das öffentliche Podium, ihre mikrowellenassistierte Abluftreinigungsanlage<br />

erstmals dem Fachpublikum vorzustellen.<br />

Die Abluftreinigungsanlage KATASORB TM M wird<br />

dem Bedarf nach variablen Volumenströmen gerecht<br />

und ist nahezu sofort betriebsbereit.


Was angesichts der Verankerung von Mikrowellentechnik im<br />

Alltag so einfach erscheint, war tatsächlich das Ergebnis jahrzehntelanger<br />

weltweiter Forschung, wie Ronald Krippendorf erläutert.<br />

„Die ersten Arbeiten, katalytisch aktive Materialien mittels<br />

Mikrowellenstrahlung zu erwärmen, wurden 1982 von Mitarbeitern<br />

der Queens University im kanadischen Ontario beschrieben.“<br />

Doch die Umsetzung in industrielle Anwendungen dauerte lange.<br />

„Zunächst gab es keine geeigneten Katalysatormaterialien, die<br />

mehrere notwendige Eigenschaften in sich vereinen. Und keine<br />

leistungsfähigen Magnetrone.“ Das sind Vakuum-Elektronenröhren,<br />

die als effiziente Generatoren für Mikrowellenstrahlung<br />

agieren. Mit zunehmendem Wissen um die Wechselwirkung von<br />

elektromagnetischen Wechselfeldern und Katalysatormaterialien<br />

gelang es schließlich, die Theorie in Maschinenkonzepte zu überführen.<br />

Entstanden ist eine exzellente Lösung zur Abluftreinigung im<br />

Sinne des Kunden, der mit der mikrowellenassistierten Anlage<br />

KATASORB M nicht nur Zeit, sondern auch Investitions- und<br />

Betriebskosten spart. Und sie zeigt erneut, dass „Sharing Excellence“<br />

– das Teilen von Know-how mit Kollegen, Partnern und<br />

Kunden – für <strong>Jenoptik</strong> mehr als nur ein Anspruch ist. Darauf eine<br />

Tüte Popcorn!<br />

www.jenoptik.com/de_abluftreinigungsanlagen<br />

Bei schwankenden Prozessen reagiert die Anlage KATASORB TM M<br />

bedarfsgerecht auf die unterschiedlichen Schadstoffkonzentrationen<br />

und hält dadurch die laufenden Kosten gering.<br />

Im Vergleich zu anderen Systemen, die erst nach über einer Stunde<br />

ihre Betriebstemperatur erreicht haben, ist die Abluftreinigungsanlage<br />

von <strong>Jenoptik</strong> bereits kurz nach dem Start betriebsbereit.<br />

Das Katalysatormaterial wird mit Mikrowellenstrahlung direkt erwärmt.<br />

Deshalb benötigt die Abluftreinigungsanlage KATASORB TM M nur<br />

einen Bruchteil der Energie, um die Betriebstemperatur zu erreichen.<br />

Die Katalysetemperatur liegt niedriger als bei konventionellen Systemen,<br />

wodurch Heizkosten gespart werden.<br />

27


28<br />

Silvia Scharlock<br />

Mit der 39. Auflage ihrer tangente-Reihe präsentiert <strong>Jenoptik</strong><br />

unter dem Titel „Etudes from Pi“ Glasfaserplastiken und Zeichnungen<br />

der amerikanischen Künstlerin Yvette Kaiser Smith. Sie zeigt den Hightech-<br />

Charakter von Handarbeit – ein bei <strong>Jenoptik</strong> willkommener Gegensatz.<br />

Häkelarbeiten der amerikanischen Künstlerin Yvette Kaiser Smith<br />

sind seit Mitte April dieses Jahres im Foyer des Ernst-Abbe-<br />

Hochhauses in Jena zu besichtigen. Mit Häkeln im herkömmlichen<br />

Sinn, so wie es vielleicht mancher aus seiner Schulzeit<br />

noch kennt, haben die Arbeiten von Yvette Kaiser Smith allerdings<br />

nichts zu tun. Die Künstlerin verbindet die traditionelle<br />

Handarbeitstechnik mit Hightech-Materialien wie Glasfaser und<br />

Kunstharz. Und das ist es, was die Kunstwerke so völlig anders<br />

aussehen lässt als herkömmliche Bastelarbeiten oder Häkelpullis.<br />

Mathematik als strukturelles Fundament.<br />

meets Hightech.<br />

Bei den Kunstwerken von Yvette Kaiser Smith geben verschiedene<br />

mathematische Zahlen und Zahlenfolgen die Strukturen<br />

vor. Sequenzen von Pi, Primzahlen oder Fibonaccizahlenfolgen*<br />

schaffen das Grundgerüst der netzartigen dreidimensionalen Ge-<br />

bilde, die trotz ihrer Größe auf den Betrachter filigran, leicht und<br />

zerbrechlich wirken. Die Maschen entsprechen einer Ziffer, die<br />

mit einer Farbe belegt ist. So wird eine Masche zu einem Baustein,<br />

zum Molekül in einer netzartigen Struktur, die in unendlichen<br />

Variationen möglich ist. Und das Material tut sein Übriges<br />

dazu: Es gibt den Plastiken Stabilität und lässt sie regelrecht im<br />

Raum schweben.<br />

Internationalität und Mathematik im Verbund.<br />

„Mit Yvette Kaiser Smith haben wir eine amerikanische Künstlerin<br />

in unserem Haus zu Gast, die einen guten Bezug schafft<br />

zur internationalen Ausrichtung unseres Konzerns“, betont<br />

<strong>Jenoptik</strong>-Chef Michael Mertin zur Ausstellungseröffnung. „Und<br />

es ist uns wiederholt gelungen, auch inhaltlich eine Assoziation<br />

zu unserem Unternehmen zu schaffen“, ergänzt er. Die Werke<br />

Etude from e: 7 in 4


30<br />

Biografie Yvette Kaiser Smith<br />

Geboren 1958 in Prag<br />

1969 Umzug in die USA<br />

1990 Bachelor-Abschluss in Bildenden Künsten (BFA)<br />

an der Southern Methodist University of Dallas, Texas<br />

1994 Master-Abschluss in Bildenden Künsten (MFA)<br />

an der University of Chicago, Illinois<br />

Startete ihre Karriere als klassische Bildhauerin, wechselte<br />

erst Ende 1990er zu Häkelarbeiten mit Glasfasern<br />

Gastdozentin für Kunstgeschichte und Kunsttheorie<br />

Ausstellungen<br />

2011 „Etudes from Pi“, Chicago<br />

2008 „Digits“, Chigaco<br />

2006 „Installations“ Southwestern Illinois College<br />

2001 „Nonlinear Feedback”, University of Wisconsin<br />

1998 „Metaphors“, Wayne State University Detroit<br />

in Universitätsgalerien in den USA, Rom, Berlin<br />

in US-Botschaften in Moskau, Ankara und Abuja<br />

(Nigeria)<br />

Design für Innenausstattung<br />

2011 Hyatt Regency Hotel, Scottsdale, Arizona<br />

2008 Ritz Carlton Residences, Philadelphia, Pennsylvania<br />

Auszeichungen<br />

2009 Artists Fellowship Award, Illinois Arts Council<br />

2002 Connoisseurs Award<br />

1995 H. R. Meininger Co. Award<br />

verschiedene Kunstpreise in Illinois<br />

Etude from e...642742746<br />

von Yvette Kaiser Smith zeigen die Wechselwirkung zwischen<br />

Technik, Wissenschaft und Kunst. Und sie entsprechen damit<br />

dem Thema „Sharing Excellence“, das <strong>Jenoptik</strong> seit Jahren lebt:<br />

dem Zusammenwirken von Industrie und Forschung, der Partnerschaft<br />

zwischen Unternehmen, Kunden und Partnern.<br />

Die 1958 in Prag geborene Künstlerin erhielt ihre künstlerische<br />

Ausbildung an der Southern Methodist University in Dallas,<br />

Texas, der Yale Summer School of Art in Norfolk, Connecticut,<br />

und der University of Chicago, Illinois. Zwei Jahrzehnte Arbeit<br />

und Ausstellungstätigkeit in den USA verschafften Yvette Kaiser<br />

Smith einen festen Platz in der Kunstszene der USA. Sie lebt und<br />

arbeitet in Chicago. Mit ihrem Schaffen überbrückt Yvette Kaiser<br />

Smith die Schnittstellen zwischen Fiberarts (zeitgenössische Textilkunst),<br />

traditioneller Bildhauerei und Konzeptkunst.


Die Besucher der Ausstellungseröffnung zeigten sich beeindruckt<br />

von diesem Zusammenspiel und der Verbindung von Naturwissenschaften,<br />

Hightech-Materialien und Kunst. Yvette Kaiser<br />

Smith verzichtete bewusst auf einführende, die Ausstellung<br />

erläuternde Worte und animierte das Publikum, mit ihren Fragen<br />

direkt auf sie zuzukommen. In zahlreichen Gesprächen nutzten<br />

die interessierten Gäste diese Gelegenheit, sich mit der Künstlerin<br />

auszutauschen.<br />

Kompetenzen verbinden.<br />

Die <strong>Jenoptik</strong>-Ausstellungsreihe tangente kann auf eine fast<br />

20-jährige Tradition zurückblicken. Ein Novum gab es bei der 39.<br />

Auflage dennoch: Die Ausstellung wurde erstmalig kuratiert von<br />

der Jenaer Kunsthandlung Huber & Treff. <strong>Jenoptik</strong> startete damit<br />

www.jenoptik.com/de-sponsoring<br />

Pi in Pascal’s Triangle Round<br />

eine fruchtbare Zusammenarbeit, auf die sie auch zukünftig<br />

bauen wird. „Die Tradition unserer tangente-Reihe wollen wir<br />

auch weiterhin fortsetzen“, erläutert Michael Mertin. „Sie ist seit<br />

1994 fest in den Veranstaltungskalendern der Region etabliert.<br />

Aber die Konzeption von Kunstausstellungen gehört nicht zu<br />

den Kernkompetenzen der <strong>Jenoptik</strong>-Mitarbeiter. Deshalb haben<br />

wir diese Aufgabe in erfahrene Hände gelegt“, ergänzt er. Armin<br />

Huber und Torsten Treff haben das Kunst-Engagement der <strong>Jenoptik</strong><br />

von Anfang an mit verfolgt und werden nun ein wertvoller<br />

Ratgeber für künftige <strong>Jenoptik</strong>-Ausstellungen sein.<br />

Zu sehen ist die aktuelle Ausstellung im Jenaer Ernst-Abbe-Hoch-<br />

haus noch bis zum 31. August 2012.<br />

* wikipedia: Die Fibonacci-Folge ist eine unendliche Folge von Zahlen (den<br />

Fibonacci-Zahlen), bei der sich die jeweils folgende Zahl durch Addition ihrer<br />

beiden vorherigen Zahlen ergibt (0, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55,...). Die Reihe<br />

kann grafisch dargestellt werden beispielsweise in Form einer Spirale.<br />

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32<br />

JENOPTIK <strong>AG</strong><br />

Carl-Zeiß-Straße 1<br />

07739 Jena<br />

www.jenoptik.com<br />

Public Relations<br />

Telefon + 49 3641 65-2255<br />

Telefax + 49 3641 65-2484<br />

E-Mail pr@jenoptik.com

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