12.07.2015 Aufrufe

Referate - Vascularcare.de

Referate - Vascularcare.de

Referate - Vascularcare.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Stationäre und ambulante Thromboembolie-Prophylaxe in <strong>de</strong>r Chirurgie und <strong>de</strong>r perioperativenMedizin – Leitlinien <strong>de</strong>r Chirurgie<strong>Referate</strong>An <strong>de</strong>r Erstellung dieser interdisziplinärenLeitlinien sind folgen<strong>de</strong> Fachgesellschaftenbeteiligt:Bei chirurgischenPatienten besteht inAbhängigkeit von Artund Umfang <strong>de</strong>s operativenEingriffs bzw.einer Verletzung sowie<strong>de</strong>r dadurch bedingtenImmobilisation eingewisses venöses expositionellesThromboembolierisiko.Vascular CareVol. 5 (2/2003)32Deutsche Gesellschaft für Chirurgie,Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie,Deutsche Gesellschaft für Orthopädie undorthopädische Chirurgie,Deutsche Gesellschaft für Viszeralchirurgie,Deutsche Gesellschaft für Thorax-, HerzundGefäßchirurgie,Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie,Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie,Deutsche Gesellschaft für Kin<strong>de</strong>rchirurgie,Verband <strong>de</strong>r Deutschen Plastischen Chirurgen,Deutsche Gesellschaft für Gynäkologieund Geburtshilfe,Deutsche Gesellschaft für Urologie,Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie,Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologieund Intensivmedizin,Gesellschaft für Thrombose- undHämostaseforschung,Deutsche Gesellschaft für Angiologie,Deutsche Gesellschaft für Phlebologie,Deutsche Gesellschaft für Hämatologieund Onkologie,Deutsche Dermatologische Gesellschaft,Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r Deutschen Chirurgen,Bun<strong>de</strong>sverband Deutscher Anästhesisten,GFBPräambelAlle aufgeführten medizinischen Fachgesellschaftenhaben sich zusammengefun<strong>de</strong>n, umdie früheren verschie<strong>de</strong>nen Empfehlungenzur Thromboembolieprophylaxe zu aktualisierenund in einer gemeinsamen „Leitlinie zurstationären und ambulanten Thromboembolieprophylaxein <strong>de</strong>r perioperativen Medizin"zusammenzufassen. Dazu wur<strong>de</strong>n in einemersten Schritt durch eine Konsensuskonferenzmit nominalem Gruppenprozess die früherenEmpfehlungen (Fassung vom Juni 2000) überarbeitet(S2-Leitlinie). Dies erschien notwendig,um neue Therapieprinzipien und neu zugelasseneMedikamente zu berücksichtigen.Als nächster Schritt erfolgt die Weiterentwicklung<strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Leitlinie nach <strong>de</strong>rVorgabe <strong>de</strong>r 3. Stufe <strong>de</strong>r Leitlinienentwicklung<strong>de</strong>r AWMF (S3-Leitlinie).Notwendigkeit einerThromboseprophylaxeBei chirurgischen Patienten besteht in Abhängigkeitvon Art und Umfang <strong>de</strong>s operativenEingriffs bzw. einer Verletzung sowie<strong>de</strong>r dadurch bedingten Immobilisation eingewisses venöses expositionelles Thromboembolierisiko.Die Notwendigkeit einerThromboembolieprophylaxe, die unterschiedlicheRisikogruppen berücksichtigt, ergibtsich aus <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Daten früherer plazebokontrollierterStudien zur Häufigkeit vontiefen Venenthrombosen nach verschie<strong>de</strong>nenoperativen Eingriffen o<strong>de</strong>r nach konservativbehan<strong>de</strong>lten Traumata und/o<strong>de</strong>rImmobilisation, wenn keine medikamentöseThromboembolieprophylaxe erfolgt.In Tabelle 1 sind die mit einem objektivenDiagnoseverfahren (Radiofibrinogentest,Phlebografie) ermittelten Thrombosehäufigkeitenfür Patienten <strong>de</strong>r AllgemeinundViszeralchirurgie, Urologie, Gynäkologieund in <strong>de</strong>r Unfall- und orthopädischenChirurgie ohne Verfahren <strong>de</strong>r medikamentösenThromboembolieprophylaxe dargestellt.


LabordiagnostikRisikofaktoren, Erfassungeiner Thrombophilie undDefinition von Risikogruppenzur Indikationsstellung füreine ThromboembolieprophylaxeNeben <strong>de</strong>n operations-, verletzungs- und/-o<strong>de</strong>r immobilisationsbedingten Thromboserisiken(expositionelles Risiko) sind die dispositionellenRisikofaktoren <strong>de</strong>s Patienten (Tab. 2)zu berücksichtigen, um zu entschei<strong>de</strong>n, obüberhaupt und wenn ja, welche Art undIntensität <strong>de</strong>r Thromboembolieprophylaxenotwendig ist.Von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung sind die Erhebungund klinische Beurteilung <strong>de</strong>r Anamnese bezüglichfrüher aufgetretener venöser Thromboembolienin <strong>de</strong>r eigenen o<strong>de</strong>r familiärenVorgeschichte sowie die frühere Expositiongegenüber Antithrombotika und gegebenenfallsaufgetretene Reaktionen darauf. Beipositiver Anamnese sollten ein erhöhtes dispositionellesRisiko vermutet und eine laboranalytischeAbklärung einer Hämostasestörungerwogen wer<strong>de</strong>n.Die dispositionellen Risikofaktoren <strong>de</strong>finierenzusammen mit <strong>de</strong>n expositionellen die individuelleThrombosegefahr eines Patienten.Berücksichtigt man die bisherigen mit objektivenNachweisverfahren ermittelten Thrombosehäufigkeitenbei operierten und/o<strong>de</strong>r traumatisiertenPatienten (Tab. 1) und die zusätzliche,nicht-eingriffsbedingte Risikokonstellation(Tab. 2), so lässt sich eine Eingruppierung<strong>de</strong>r Patienten nach niedrigem, mittlerem undhohem Thromboserisiko vornehmen (Tab. 3, 4).Tabelle 1: Häufigkeiten tiefer Beinvenenthrombosen in <strong>de</strong>r operativen Medizinohne medikamentöse Prophylaxe [International Consensus 2001: International Angiology16; 3–38, 2001]Tabelle 2: Dispositionelle Risikofaktoren für eine venöse Thromboembolie• Thrombophilie:Venöse Thromboembolie in <strong>de</strong>r AnamneseAngeborene o<strong>de</strong>r erworbene thrombophile Hämostase<strong>de</strong>fekte(z.B.: Antiphospholipid-Syndrom, Antithrombin-, Protein-C-, Protein-S-Mangel,APC-Resistenz / Faktor-V-Lei<strong>de</strong>n-Mutation, thrombophiler Prothrombin-Polymorphismus, u.a.)• Malignome• Schwangerschaft und Postpartalperio<strong>de</strong>• Höheres Alter (>50 Jahre; Risikozunahme mit <strong>de</strong>m Alter)• Therapie mit o<strong>de</strong>r Blocka<strong>de</strong> von Sexualhormonen(einschl. Kontrazeptiva und Hormonersatztherapien)• Chronisch venöse Insuffizienz• Schwere systemisch wirksame Infektion• Starkes Übergewicht (Body Mass In<strong>de</strong>x > 30)• Herzinsuffizienz NYHA III° o<strong>de</strong>r IV°• Nephrotisches SyndromStudien Patienten TVT 95 % CIn n % %Abdominalchirurgie 54 4310 25 24–26Retropubische Prostatektomie 8 335 32 27–37Transurethrale Prostatektomie 3 150 9 5–15Gynäkologie:- Malignomchirurgie 4 297 22 17–26- benigne Erkrankung 4 460 14 11–17Elektiver Hüftgelenkersatz 1 7 851 51 48–54Multiples Trauma 4 536 50 46–55Kniegelenkersatz 7 541 47 42–51Hüftfrakturen 16 836 45 41–48Neurochirurgie 5 280 22 17–27Tabelle 3: Risikogruppen und Thrombosehäufigkeit (ohne Prophylaxe)[International Consensus 2001: International Angiology 16; 3–38, 2001]ThromboembolischeThromboembolierisikoKomplikationen Niedrig Mittel HochDistale Beinvenenthrombose < 10 % 10 – 40 % 40 – 80 %Proximale Beinvenenthrombose < 1 % 1 – 10 % 10 – 30 %Tödliche Lungenembolie < 0,1 % 0,1 – 1 % ≥ 1 %


Tabelle 4: Beispielhafte RisikogruppenBei operativen Eingriffenin <strong>de</strong>r Schwangerschaftund postpartalenPerio<strong>de</strong> sollte eine risikoadaptierteThromboembolieprophylaxeerfolgen.Niedriges Risiko:• Kleinere o<strong>de</strong>r mittlere operative Eingriffe mit geringer Traumatisierung• Verletzungen ohne o<strong>de</strong>r mit geringem Weichteilscha<strong>de</strong>n• Kein zusätzliches bzw. nur geringes dispositionelles RisikoMittleres Risiko:• Länger dauern<strong>de</strong> Operationen• Gelenkübergreifen<strong>de</strong> Immobilisation <strong>de</strong>r unteren Extremität im Hartverband• Niedriges operations- bzw. verletzungsbedingtes Thromboembolierisikound zusätzlich dispositionelles ThromboembolierisikoHohes Risiko:• Größere Eingriffe in <strong>de</strong>r Bauch- und Beckenregion bei malignen Tumoreno<strong>de</strong>r entzündlichen Erkrankungen• Polytrauma, schwerere Verletzungen <strong>de</strong>r Wirbelsäule, <strong>de</strong>s Beckens und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r unteren Extremität• Größere Eingriffe an Wirbelsäule, Becken, Hüft- und Kniegelenk• Größere operative Eingriffe in <strong>de</strong>n Körperhöhlen <strong>de</strong>r Brust-, Bauch- und/o<strong>de</strong>r Beckenregion• Mittleres operations- bzw. verletzungsbedingtes Risiko und zusätzliches dispositionelles Risiko• Patienten mit Thrombosen o<strong>de</strong>r Lungenembolien in <strong>de</strong>r EigenanamneseVascular CareVol. 5 (2/2003)34Detaillierte Angaben zu spezifischenOperationen sind wegen uneinheitlicherDatenlage nicht möglich. Bei <strong>de</strong>r Durchführungso genannter minimal invasiver operativerEingriffe sollte sich die perioperativeThromboembolieprophylaxe an <strong>de</strong>n Empfehlungenfür die nicht minimal invasive Vorgehensweiseorientieren.Die Indikation zur Durchführung einermedikamentösen Thromboembolieprophylaxesollte bei je<strong>de</strong>m Patienten individuell inAbhängigkeit von <strong>de</strong>r Schwere <strong>de</strong>r Operation,<strong>de</strong>r Traumatisierung bzw. <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>rImmobilisation und dispositionellen Risikofaktorengestellt wer<strong>de</strong>n.Bei operativen Eingriffen in <strong>de</strong>r Schwangerschaftund postpartalen Perio<strong>de</strong> sollte einerisikoadaptierte Thromboembolieprophylaxeerfolgen.Bei Jugendlichen mit beginnen<strong>de</strong>n Pubertätszeichensind expositionelle und dispositionelleRisikofaktoren wie bei Erwachsenen zubewerten. Ggf. sollte eine risiko- und dosisadaptiertemedikamentöse Thromboembolieprophylaxedurchgeführt wer<strong>de</strong>n. Bei Kin<strong>de</strong>rnist eine medikamentöse Prophylaxe nur inAusnahmefällen erfor<strong>de</strong>rlich.Bei <strong>de</strong>r Indikation zur Thromboembolieprophylaxehan<strong>de</strong>lt es sich um eine individuelleärztliche Entscheidung, bei <strong>de</strong>r Nutzenund Risiko für <strong>de</strong>n Patienten gegeneinan<strong>de</strong>rabgewogen wer<strong>de</strong>n müssen.Aufklärung <strong>de</strong>s Patienten zurThromboseprophylaxeKommt eine Thromboembolieprophylaxe inBetracht, muss das Aufklärungsgespräch auchNutzen und Risiken <strong>de</strong>r jeweiligen Metho<strong>de</strong>und <strong>de</strong>n thrombosebegünstigen<strong>de</strong>n Stellen-


wert einer Immobilisation beinhalten.Nach <strong>de</strong>m Arzneimittelgesetz sind Medikamentenur für bestimmte Indikationenzugelassen. Wenn diese Zulassung konkretnicht vorliegt, sind die Anwendungsmöglichkeitenzwar begrenzt, die Medikamentenanwendungaber <strong>de</strong>nnoch möglich, wenn<strong>de</strong>r Patient neben <strong>de</strong>r sorgfältigen Aufklärungüber Behandlungsalternativen auchüber diesen Umstand informiert wird unddie Anwendung billigt.Das Aufklärungsgespräch kann formfreigeführt wer<strong>de</strong>n. Es sollte in seinen wesentlichenInhalten ebenso wie die etwaigeVerweigerung <strong>de</strong>s Patienteneinverständnissesund/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ärztliche Verzicht auf eineThromboembolieprophylaxe schriftlich dokumentiertwer<strong>de</strong>n.Das Aufklärungsgesprächkann formfreigeführt wer<strong>de</strong>n.Prinzipien <strong>de</strong>r ThromboembolieprophylaxeArt und Umfang <strong>de</strong>r ProphylaxeFolgen<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Thromboembolieprophylaxe sind durch klinischeStudien belegt und können daher empfohlen wer<strong>de</strong>n:Physikalische MaßnahmenKrankengymnastik, graduierte Kompressionsstrümpfe und Frühmobilisationsind die Basismaßnahmen, die jedoch eine indizierte medikamentöse Thromboseprophylaxenicht ersetzen können. Umgekehrt kann bei einer medikamentösenThromboseprophylaxe nicht auf die Basismaßnahmen verzichtet wer<strong>de</strong>n.Bei<strong>de</strong> Verfahren ergänzen sich zu einer wirksamen Prophylaxe.Wichtige Basismaßnahmen sind:• Frühmobilisation• Kritische Indikationsstellung immobilisieren<strong>de</strong>r Maßnahmen,beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>s Sprung- und Kniegelenks und <strong>de</strong>r Beckenregion• Auffor<strong>de</strong>rung und Anleitung <strong>de</strong>s Patienten zu Eigenübungen (Muskelpumpe)• Verkürzung <strong>de</strong>s Immobilisationszeitraumes• Frühzeitiges Operieren insbeson<strong>de</strong>re bei Verletzungen <strong>de</strong>r unteren Extremität,<strong>de</strong>s Beckens und <strong>de</strong>r Brust- und Len<strong>de</strong>nwirbelsäule• Kreislauf- und AtemtherapieThrombosehemmend wirken:• Aktive und passive Bewegungsübungen, wie z.B. Bettfahrrad,Sprunggelenksbewegungsschiene• Sorgfältig angepasste Kompressionsstrümpfe (Oberschenkel-/ Wa<strong>de</strong>nstrümpfe)(dabei ist zu beachten, dass diese nur bei sorgfältiger Anlage(graduierter Anlagedruck) und gutem Sitz – dann aber zweifelsfrei –einen wirksamen Beitrag zur Thromboseverhütung leisten.)• Intermittieren<strong>de</strong> pneumatische KompressionVascular CareVol. 5 (2/2003)35


Medikamentöse ThromboembolieprophylaxeArzneimittel zur wirksamen medikamentösen Thromboembolieprophylaxe sind:• Heparine- Unfraktioniertes Heparin (UFH)- Nie<strong>de</strong>rmolekulare Heparine (NMH)• Danaparoid• Fondaparinux• Thrombininhibitoren- Hirudin• Vitamin-K-Antagonisten (Kumarine)Thrombozytenfunktionshemmer (z.B. Acetylsalicylsäure) sind zur medikamentösenvenösen Thromboembolieprophylaxe unzureichend wirksam. Sie könnenzu<strong>de</strong>m das perioperative Blutungsrisiko erhöhen.Bei je<strong>de</strong>r medikamentösen Prophylaxe müssen Kontraindikationen und ggf.empfohlene Laborkontrollen beachtet wer<strong>de</strong>n.Blutungskomplikationen bei medikamentöserThromboembolieprophylaxeVon unfraktioniertem Heparin (bis 15.000 I.E./Tag s.c.), NMH und an<strong>de</strong>renAntikoagulanzien in Prophylaxedosierung sind keine wesentlichen Blutungskomplikationenzu erwarten. Bei Blutungen unter medikamentöser Thromboembolieprophylaxemüssen neben <strong>de</strong>r Möglichkeit einer chirurgischen Blutungauch eine Arzneimittelkumulation (z.B. bei Niereninsuffizienz) und/o<strong>de</strong>r fehlerhafteMedikamentendosierung erwogen und laboranalytisch abgeklärt wer<strong>de</strong>n.Diagnostisch zielführend sind für UFH und Thrombininhibitoren die Messung<strong>de</strong>r aPTT und für NMH, Danaparoid und Fondaparinux die Bestimmung<strong>de</strong>r Anti-Xa-Aktivität bzw. die Durchführung <strong>de</strong>s HEP-Testes. Die Intensität <strong>de</strong>rAntikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten wird durch die Bestimmung <strong>de</strong>rINR erfasst. Bei ernsten Blutungskomplikationen unter prophylaktisch dosierterAntikoagulanziengabe ist die Dosierung <strong>de</strong>r Antikoagulanzien zu reduzieren o<strong>de</strong>rabzusetzen und bei pathologisch verän<strong>de</strong>rten Gerinnungstesten unter UFH o<strong>de</strong>rNMH kann eine Antagonisierung mit Protamin in Erwägung gezogen wer<strong>de</strong>n.HeparineHeparine sind Mukopolysacchari<strong>de</strong>, die ihre antikoagulatorische Wirkung überwiegenddurch Potenzierung <strong>de</strong>r Antithrombinwirkung entfalten. Sie wer<strong>de</strong>n ausSchweinedarmmukosa gewonnen (UFH). Durch verschie<strong>de</strong>ne Fragmentierungsverfahrenentstehen nie<strong>de</strong>rmolekulare Heparine.Vascular CareVol. 5 (2/2003)36


Unfraktioniertes Heparin (UFH)Die zwei- o<strong>de</strong>r dreimal tägliche subkutane Gabe von UFH („low-dose-heparin":2–3 x 5.000 bzw. 2 x 7.500 I.E./Tag) ist wirksam bei Patienten mit einem mittlerenThromboserisiko. Bei pauschalierter s.c.-Dosierung bis zu 15.000 I.E./Tag isteine aPTT-Kontrolle nicht notwendig.Diese Form <strong>de</strong>r Prophylaxe führt zu einer Thrombosereduktion in <strong>de</strong>r Allgemeinchirurgievon ca. 30 % auf 5–15 % und in <strong>de</strong>r Unfallchirurgie von ca. 50 % auf25–30 %.Nie<strong>de</strong>rmolekulare Heparine (NMH)Auf Grund ihrer verbesserten pharmakologischen Eigenschaften (z.B. bessereBioverfügbarkeit und längere Halbwertszeit), einer im Vergleich zu UFH geringerenHäufigkeit von unerwünschten Wirkungen und ihrer antithrombotischenEffizienz sowie guten Praktikabilität (einmal tägliche Verabreichung) bieten NMHVorteile gegenüber UFH.Auf Grund ihrer verbessertenpharmakologischenEigenschaften,einer im Vergleich zuUFH geringerenHäufigkeit von unerwünschtenWirkungenund ihrer antithrombotischenEffizienz sowieguten Praktikabilitätbieten NMH Vorteilegegenüber UFH.Die nie<strong>de</strong>rmolekularen Heparine sind keine einheitliche Substanzgruppe.Sie haben unterschiedliche antithrombotische Wirksamkeiten und Dosierungsempfehlungen.Erkenntnisse über die Wirksamkeit und Verträglichkeit <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nennie<strong>de</strong>rmolekularen Heparine wer<strong>de</strong>n durch kontrollierte klinischeStudien bei Patienten mit unterschiedlichen Thromboserisiken gewonnen. EineReihe von nie<strong>de</strong>rmolekularen Präparaten haben sich bei Patienten mit niedrigem,mittlerem bzw. hohem Risiko als wirksame und verträgliche Form <strong>de</strong>r medikamentösenThromboembolieprophylaxe erwiesen. Einzelne haben sich bei pauschalierterDosierung im Hochrisikobereich als effizient erwiesen, an<strong>de</strong>re wer<strong>de</strong>n hiergewichtsadaptiert verabreicht. Präparatespezifische Unterschie<strong>de</strong> sind <strong>de</strong>shalbzu beachten. Nie<strong>de</strong>rmolekulare Heparine, die bei guter Verträglichkeit ihre Wirksamkeitdurch Reduktion <strong>de</strong>r Thromboembolierate bei Patienten im Hochrisikobereichgezeigt haben, können auch bei mittlerem Risiko eingesetzt wer<strong>de</strong>n.Bei nie<strong>de</strong>rmolekularen Heparinen besteht ein geringeres Risiko <strong>de</strong>r HeparininduziertenThrombozytopenie als bei unfraktioniertem Heparin.Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei <strong>de</strong>r Heparin-Anwendung:Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT)Heparin-induzierte Thrombozytopenien treten in zwei Formen auf:• Heparin-induzierte Thrombozytopenie Typ I (HIT I) und• Heparin-induzierte Thrombozytopenie Typ II (HIT II).Der Abfall <strong>de</strong>r Thrombozyten bei HIT I ist gering bis mäßig ausgeprägt,meist vorübergehend und klinisch be<strong>de</strong>utungslos. Er tritt wenige Tage (1–3) nachBehandlungsbeginn auf und erreicht nur selten <strong>de</strong>n Wert von < 100.000/µl.Heparin muss bei HIT I nicht abgesetzt wer<strong>de</strong>n, auch bei Weiterbehandlung mitHeparin steigen in <strong>de</strong>n nächsten Tagen die Thrombozytenzahlen wie<strong>de</strong>r an.Vascular CareVol. 5 (2/2003)37


Die HIT II, eine immunologisch vermittelte Form <strong>de</strong>r Thrombozytopenie, ist einegefährliche Komplikation <strong>de</strong>r Heparin-Anwendung, die mit venösen und/o<strong>de</strong>rarteriellen Thromboembolien einhergehen kann. Bei Patienten mit großen chirurgischenund/o<strong>de</strong>r orthopädischen Eingriffen muss unter unfraktioniertem Heparinin ca.10 % <strong>de</strong>r Fälle mit <strong>de</strong>m Auftreten von Antikörpern, in bis zu 2 bis 3 % miteiner Thrombozytopenie (HIT II) gerechnet wer<strong>de</strong>n, unter nie<strong>de</strong>rmolekularemHeparin sehr viel seltener.Die HIT II, eine immunologischvermittelte Form<strong>de</strong>r Thrombozytopenie,ist eine gefährlicheKomplikation <strong>de</strong>rHeparin-Anwendung.Bei HIT II tritt <strong>de</strong>r Thrombozytenabfall in <strong>de</strong>r Regel zwischen <strong>de</strong>m 5. bis 14.,seltener bis zum 21. Tag nach Erstanwendung auf. Die Thrombozytenzahlenfallen oft unter 80.000 /µl bzw. unter 50 % <strong>de</strong>s Ausgangswertes. Kontrollen<strong>de</strong>s Thrombozytenzahl-Verlaufs, insbeson<strong>de</strong>re zwischen <strong>de</strong>m 5. bis 21. Tag <strong>de</strong>rHeparin-Gabe, wer<strong>de</strong>n empfohlen. Eine HIT II sollte in die Differentialdiagnoseeinbezogen wer<strong>de</strong>n, wenn:• Hinweise auf Thrombosen o<strong>de</strong>r Embolien unter Heparin-Gabe bestehen,• die Thrombozytenzahlen um mehr als 50 % abfallen und kein an<strong>de</strong>rer Grundvorliegt (z.B.große Operation, Chemotherapie, Sepsis, HELLP-Syndrom),• sich entzündliche Infiltrationen an <strong>de</strong>n Heparin-Injektionsstellen zeigen.Bei Patienten mit Verdacht auf HIT II:• muss Heparin sofort abgesetzt, im weiteren strikt vermie<strong>de</strong>n und bei fortbestehen<strong>de</strong>rIndikation zur Prophylaxe o<strong>de</strong>r zur Therapie durch ein alternativessofort wirksames Antikoagulans (z.B. Hirudin, Danaparoid) ersetzt wer<strong>de</strong>n(auch an<strong>de</strong>re Medikamente, z.B. PPSB und Antithrombin bzw. Katheterspülungen,können geringe Mengen Heparin enthalten!),• sollten in <strong>de</strong>r Akutphase keine Thrombozytenkonzentrate gegeben wer<strong>de</strong>n,• sollte je<strong>de</strong> Episo<strong>de</strong> mit Verdacht auf HIT II im Nachhinein abschließend dahingehendbewertet wer<strong>de</strong>n, ob tatsächlich eine HIT II vorgelegen hat o<strong>de</strong>r nicht.Im positiven Fall sollte <strong>de</strong>r Patient informiert und mit einem Ausweis versehenwer<strong>de</strong>n.Osteoporose / OsteopenieBei Langzeitanwendung von UFH in Dosierungen von 15.000 bis 30.000 I.E./Tag,seltener bei NMH, über 4 bis 6 Monate ist bekannt, dass eine Osteopenie auftretenkann.Seltenere weitere unerwünschte Wirkungen von Heparin sind:allergische Hautreaktionen, Transaminasen-Anstieg, Haarausfall, Priapismus undan<strong>de</strong>re.Vascular CareVol. 5 (2/2003)38


DanaparoidDanaparoid ist ein Heparin-freies Heparinoid, das ebenfalls aus Schweinedarmmukosagewonnen wird und antikoagulatorisch wirkt. Es ist eine wirksame Form<strong>de</strong>r medikamentösen Thromboembolieprophylaxe für Situationen, in <strong>de</strong>nenHeparine nicht angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n sollen, einschließlich Patienten mit HIT II.Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei <strong>de</strong>r Danaparoid-Anwendung:Danaparoid induziert selbst keine HIT II, zeigt aber bei weniger als 10 % <strong>de</strong>rPatienten mit HIT II eine Kreuzreaktion mit <strong>de</strong>n zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n Antikörpernin vitro. Weitere seltenere unerwünschte Wirkungen von Danaparoid sind: allergischeHautreaktionen, auf Grund <strong>de</strong>s Natriumsulfitgehaltes Exazerbation beiSulfit-Überempfindlichkeit und an<strong>de</strong>re.FondaparinuxFondaparinux ist ein synthetisch hergestelltes Pentasaccharid, das antithrombinvermitteltFaktor Xa hemmt. In <strong>de</strong>r elektiven (Hüft- und Kniegelenkersatz) undnicht-elektiven (Hüftfraktur) Hochrisikochirurgie hat sich Fondaparinux in klinischenStudien in einer Dosierung von 2,5 mg tgl. s.c. gegenüber nie<strong>de</strong>rmolekularemHeparin als antithrombotisch überlegen herausgestellt. Der Prophylaxebeginnmit Fondaparinux erfolgt sechs Stun<strong>de</strong>n nach Operationsen<strong>de</strong>.Fondaparinux ist auch bei <strong>de</strong>r prolongierten Thromboembolieprophylaxe (30Tage) nach Hüftfraktur wirksam. Unter Fondaparinux wur<strong>de</strong> keine Heparin-induzierteThrombozytopenie (HIT II) beobachtet, auch eine Kreuzreaktivität mitPlasma von Patienten mit HIT-Antikörpern wur<strong>de</strong> nicht nachgewiesen.Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei <strong>de</strong>r Fondaparinux-Anwendung:Seltenere unerwünschte Wirkungen von Fondaparinux sind: Transaminasen-Anstieg, allergische Hautreaktionen und an<strong>de</strong>re.ThrombinhemmerNeben <strong>de</strong>m direkten (d.h. ohne Vermittlung durch Antithrombin wirksamen)Thrombinhemmer Hirudin wer<strong>de</strong>n kleinmolekulare, ebenfalls direkt wirken<strong>de</strong>Thrombinhemmer in klinischen Studien geprüft (z.B. Melagatran / Ximelagatran).Sie können auch oral eingesetzt wer<strong>de</strong>n.Unter Hirudin (2 x 15 mg tgl. s.c.) zeigten sich bei Patienten mit elektivemHüftgelenkersatz signifikant weniger tiefe venöse Thrombosen bei vergleichbaremBlutungsrisiko als unter UFH bzw. NMH. Auf Grund <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>nKreuzreaktion mit HIT-Typ-II-Antikörpern wird Hirudin insbeson<strong>de</strong>re zur medikamentösenThromboembolieprophylaxe bei Patienten mit HIT II angewen<strong>de</strong>t.Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei <strong>de</strong>r Hirudin-Anwendung:Unter Hirudin-Anwendung kommt es häufig zur Entwicklung von Antikörpern.Sie führen oft zur Verlängerung <strong>de</strong>r Hirudin-Halbwertszeit und Erhöhung <strong>de</strong>rHirudin-Spiegel. Bei Reexposition mit Hirudin kann es selten zu allergischen, auchVascular CareVol. 5 (2/2003)39


schweren anaphylaktoi<strong>de</strong>n Reaktionen kommen. Weitere seltenere unerwünschteWirkungen sind: Fieber, allergische Hautreaktionen, Übelkeit, Verwirrtheit undan<strong>de</strong>re.Orale Antikoagulanzien (Vitamin-K-Antagonisten - Kumarine)Warfarin und an<strong>de</strong>re Vitamin-K-Antagonisten vom Kumarintyp sind wirksam zurperioperativen Prophylaxe von venösen Thromboembolien bei Patienten mit mittleremo<strong>de</strong>r hohem Risiko. Wegen <strong>de</strong>r notwendigen Laborkontrolle (INR) und <strong>de</strong>nerhöhten Blutungsrisiken wer<strong>de</strong>n Vitamin-K-Antagonisten in Europa kaum perioperativ,gelegentlich allerdings zur Langzeitprophylaxe (INR 2,0–3,0) eingesetzt.Unerwünschte Arzneimittelwirkungen <strong>de</strong>r Vitamin-K-Antagonisten vomKumarintyp:Vitamin-K-Antagonisten führen selten zur medikamentösen Hepatitis mit undohne Ikterus, sehr selten zur Kumarin-induzierten Hautnekrose. Weitere seltenereunerwünschte Wirkungen sind: allergische Hautreaktionen, Osteopenie, undan<strong>de</strong>re. In <strong>de</strong>r Schwangerschaft sind Vitamin-K-Antagonisten vom Kumarintypohne Beachtung beson<strong>de</strong>rer Zeitintervalle auf Grund ihrer Teratogenität kontraindiziert.Umfang <strong>de</strong>r ThromboembolieprophylaxeFür Patienten mit niedrigem Thromboembolierisiko können physikalische undfrühmobilisieren<strong>de</strong> Maßnahmen als ausreichend angesehen wer<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>rGrundlage <strong>de</strong>r zur Zeit verfügbaren Daten kann eine generelle medikamentöseThromboembolieprophylaxe für Patienten mit niedrigem Risiko nicht empfohlenwer<strong>de</strong>n. Einzelne Studien ergaben jedoch, dass auch Patienten dieserRisikogruppe von einer medikamentösen Prophylaxe profitieren können.Bei Patienten mit mittlerem und insbeson<strong>de</strong>re hohem Thromboserisiko ist neben<strong>de</strong>n physikalischen und frühmobilisieren<strong>de</strong>n Maßnahmen auch eine medikamentöseThromboseprophylaxe indiziert.Beginn <strong>de</strong>r medikamentösen ThromboembolieprophylaxeDie medikamentöse Thromboembolieprophylaxe wird im Gegensatz zuNordamerika in Europa üblicherweise präoperativ bzw. möglichst bald nacheinem Trauma begonnen. Der Einsatz von Fondaparinux erfolgt generell erstpostoperativ.Vascular CareVol. 5 (2/2003)40


MedikamentöseThromboembolieprophylaxeund rückenmarksnaheAnästhesieDie rückenmarksnahe Regionalanästhesiekann im generellen Vergleich mit <strong>de</strong>r Allgemeinanästhesiedas Risiko lebensbedrohen<strong>de</strong>rKomplikationen senken.Gehäufte Fallberichte über spinale epiduraleBlutungen bei rückenmarksnahen Regionalanästhesienlegen nahe, dass ein Zusammenhangmit einer perioperativ durchgeführtenAntikoagulation und insbeson<strong>de</strong>re mit einerThromboseprophylaxe mit nie<strong>de</strong>rmolekularenHeparinen besteht. Dies führte zur Empfehlung<strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologieund Intensivmedizin (DGAI), dasPatientenrisiko durch Einhalten von Zeitintervallenzwischen Regionalanästhesie-Einleitungund/o<strong>de</strong>r Katheterentfernung einerseits sowieApplikation <strong>de</strong>r medikamentösen Thromboseprophylaxean<strong>de</strong>rerseits zu reduzieren (Tab. 5).Bei Patienten mit nicht-elektiven Eingriffen,bei <strong>de</strong>nen ein rückenmarksnahes Regionalanästhesie-Verfahrengeplant ist, sollte <strong>de</strong>rBeginn <strong>de</strong>r Thromboembolieprophylaxe frühzeitignach stationärer Aufnahme mit 5.000Einheiten unfraktioniertem Heparin subkutanerfolgen, um ein möglichst großes Zeitintervallvor <strong>de</strong>m Eingriff zu erreichen. Die Thromboembolieprophylaxekann anschließend risikoadaptiertz.B. mit einem nie<strong>de</strong>rmolekularenHeparin etwa 7 bis 9 Stun<strong>de</strong>n nach Erstgabe<strong>de</strong>s unfraktionierten Heparins fortgeführtwer<strong>de</strong>n, so dass in <strong>de</strong>r Regel ein Zeitintervallvon mehr als vier Stun<strong>de</strong>n nach rückenmarksnaherRegionalanästhesie resultiert.Tabelle 5Medikament Letzte Medikamentengabe Nächste MedikamentengabeVor Punktion/Nach Punktion/Katheterentfernung KatheterentfernungUFH 4 Std. 1 Std.NMH 10 – 12 Std. 2 – 4 Std.Danaparoid*Fondaparinux 20 – 22 Std. ** 2 – 4 Std.Hirudin 8 – 10 Std. 2 – 4 Std.* Möglichst vermei<strong>de</strong>n, ggf.„single-shot"-Anästhesie** Bei Kreatinclearance < 50ml/min, 36–42 Std.Dauer <strong>de</strong>r ThromboembolieprophylaxeHeute wer<strong>de</strong>n Patienten postoperativ bzw.nach Traumata oft früh aus <strong>de</strong>r stationärenBehandlung entlassen. Bei Fortbestehen relevanterRisikofaktoren für venöse Thromboemboliennach Krankenhausentlassung sollteeine poststationäre Prophylaxe in Erwägunggezogen wer<strong>de</strong>n. Für Patienten nach Hüft-TEP, Hüftfraktur sowie nach großen Malignomoperationen<strong>de</strong>r Viszeralchirurgie habenklinische Studien <strong>de</strong>n Nutzen einer vier- bisfünfwöchigen medikamentösen Thromboembolieprophylaxein klinischen Studiengezeigt, so dass im Einzelfall eine stationärbegonnene Prophylaxe auch ambulantweitergeführt wer<strong>de</strong>n sollte. Der weiterbehan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>Arzt ist über die Notwendigkeit<strong>de</strong>r Prophylaxe zu informieren.Zur Dauer <strong>de</strong>r medikamentösen Thromboembolieprophylaxeerlauben die vorliegen<strong>de</strong>nErgebnisse <strong>de</strong>r klinischen Studien noch keinegenerell verbindliche Empfehlung. Sie istabhängig von zusätzlichen dispositionellenRisikofaktoren, <strong>de</strong>m operativen Trauma und<strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r Immobilisation.Vascular CareVol. 5 (2/2003)41


Nach heutigemKenntnisstand ist dasrasche Erreichenvon Bewegung undBelastung diewirksamste Thromboembolieprophylaxe.Thromboseprophylaxe beiImmobilisation und nachUnfallverletzungBei Verletzungen <strong>de</strong>r unteren Extremitäthängt <strong>de</strong>r Umfang notwendiger prophylaktischerMaßnahmen vom Schweregrad<strong>de</strong>s Traumas, vom Ausmaß nachfolgen<strong>de</strong>rBewegungseinschränkungen, vom Heilungszeitraumund von zusätzlichen dispositionellenRisiken ab.Für je<strong>de</strong>n infolge eines Unfalls immobilisiertenPatienten muss <strong>de</strong>shalb unter <strong>de</strong>m AspektNutzen (Thromboseschutz) und Risiko(Blutung, HIT II) <strong>de</strong>r individuelle Umfang prophylaktischerMaßnahmen festgelegt wer<strong>de</strong>n.Nach heutigem Kenntnisstand ist das rascheErreichen von Bewegung und Belastung diewirksamste Thromboembolieprophylaxe.Bei Patienten mit frischen Verletzungen und/o<strong>de</strong>r operativen Eingriffen an <strong>de</strong>r unterenExtremität, die einer gelenkübergreifen<strong>de</strong>nImmobilisation bedürfen, wird eine medikamentöseProphylaxe empfohlen. Dies giltinsbeson<strong>de</strong>re bei zusätzlichen dispositionellenRisiken.Diagnostische Maßnahmenbei Verdacht auf eine tiefeBeinvenenthromboseund/o<strong>de</strong>r LungenembolieDie Diagnostik <strong>de</strong>r Beinvenenthrombose aufGrund klinischer Zeichen und Symptome istunzuverlässig. Deshalb sollte bei Verdacht aufeine Thrombose o<strong>de</strong>r Embolie zum objektivenNachweis o<strong>de</strong>r Ausschluss unverzüglich eineapparative Diagnostik eingesetzt wer<strong>de</strong>n.Je nach Fragestellung und vermuteter Lokalisation<strong>de</strong>r Thrombose (Becken, Ober- o<strong>de</strong>rUnterschenkel) gehören hierzu die Duplexsonografie,die aszendieren<strong>de</strong> Phlebografie,die (Ventilations-) Perfusionsszintigrafie o<strong>de</strong>rdie CT- o<strong>de</strong>r MR-Verfahren.Bei Nachweis einer Thrombose o<strong>de</strong>r Lungenembolieerfolgt die Behandlung entsprechend<strong>de</strong>n an an<strong>de</strong>rer Stelle gegebenen Empfehlungen.Quelle:AWMF-Leitlinien www.awmf.orgVascular CareVol. 5 (2/2003)42

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!