d eutschland-rund brief - Der Deutsche Naturschutzring - beim DNR
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Wasser ����<br />
"Flutkatastrophe muss Anlass<br />
für mehr Naturschutz sein"<br />
Umweltschützer fordern jetzt<br />
wirksamen Natur- und Klimaschutz<br />
Angesichts der dramatischen Flutkatastrophe<br />
in Mitteleuropa haben Umweltverbände<br />
und -behörden zu mehr Klimaschutz<br />
und einem anderen Umgang mit den<br />
Flüssen gemahnt.<br />
<strong>Der</strong> Naturschutz müsse sowohl an den<br />
Flüssen als auch bei der Landnutzung<br />
einen größeren Stellenwert erhalten,<br />
sagte der Präsident des Bundesamtes für<br />
Naturschutz (BfN), Hartmut Vogtmann.<br />
Flussbegradigungen, die intensive Landnutzung,<br />
die Flächenversiegelung und das<br />
nach wie vor hohe Niveau der Waldschäden<br />
in den Hochlagen der Mittelgebirge<br />
hätten zu den katastrophalen Auswirkungen<br />
der Fluten beigetragen.<br />
Renaturierung der Auen verbindet<br />
Naturschutz und Hochwasservorsorge<br />
Dramatisch ist nach Auffassung des BfN<br />
der Verlust der Auen und damit der natürlichen<br />
Überschwemmungsflächen durch<br />
Staustufen, Kanalisierung und Regulierung<br />
sowie Deichbauten. Am deutschen Abschnitt<br />
der Elbe seien nur noch etwa 15<br />
bis 20% der natürlichen Überschwemmungsflächen<br />
erhalten. Dies müsse rückgängig<br />
gemacht werden. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie,<br />
die derzeit in deutsches<br />
Recht umgesetzt wird, biete dafür gute<br />
Voraussetzungen.<br />
Auch die derzeitige Form der Bodenbearbeitung<br />
vergrößert laut BfN die Hochwasserrisiken.<br />
In Verbindung mit der Monotonie<br />
der Fruchtfolgen in der intensiven<br />
Landwirtschaft werde der Boden verdichtet<br />
und das Wasseraufnahmevermögen<br />
vermindert. Dies geschehe auf der gesamten<br />
landwirtschaftlichen Nutzfläche - der<br />
Hälfte der Landesfläche. Hier seien die<br />
Fruchtfolgen und Produktionstechniken<br />
des ökologischen Landbaus eindeutig<br />
vorteilhafter, sagte der BfN-Präsident.<br />
Dagegen verwies der <strong>Deutsche</strong> Bauernverband<br />
auf den hohen Flächenverbrauch<br />
in D<strong>eutschland</strong> durch "Zubetonierung und<br />
Überbauung von täglich 130 Hektar landwirtschaftlichen<br />
Nutzflächen". Die Bundesregierung<br />
müsse Maßnahmen für ein<br />
konsequentes Flächenmanagement<br />
ergreifen, zu denen auch das Entsiegeln<br />
von Flächen gehöre. �<br />
40�� <strong>DNR</strong> D<strong>eutschland</strong>-Rund<strong>brief</strong> 08.02<br />
Schröder und Stoiber sollen neue<br />
Flusspolitik zur Chefsache machen<br />
Einen Katalog von mittel- und langfristigen<br />
Maßnahmen zur Hochwasservorsorge<br />
legte der BUND vor. Noch vor der Bundestagswahl<br />
müssten vor allem für Elbe<br />
und Donau auf politischer Ebene die<br />
Weichen neu gestellt werden. Kanzler<br />
Schröder und Kanzlerkandidat Stoiber<br />
wurden aufgefordert, die Flussausbaupläne<br />
für beide Flüsse sofort zu stoppen. <strong>Der</strong><br />
vorbeugende und ökologisch verträgliche<br />
Hochwasserschutz müsse angesichts der<br />
Flutkatastrophen an Elbe und Donau jetzt<br />
Chefsache werden.<br />
BUND-Elbeexperte Dr. Ernst Paul Dörfler<br />
sagte, wenn das Hochwasser vorbei sei,<br />
wolle "die Kanallobby weitermachen wie<br />
bisher". Ausbaumaßnahmen an Elbe,<br />
Saale, Havel, Oder, Ems und Donau seien<br />
geplant. Angeblich seien nur größere<br />
Binnenschiffe konkurrenzfähig zu Straße<br />
und Bahn. Die Kanalisierung der Flüsse<br />
sei aber weder transporttechnisch noch<br />
wirtschaftlich vertretbar, "ökologisch ist<br />
sie sowieso ein Desaster." Außerdem<br />
fordert der BUND, das Bauen in hochwassergefährdeten<br />
Bereichen generell zu<br />
verbieten und Ausgleichsflächen für bereits<br />
bebaute Flächen zu schaffen.<br />
Nachdem das Bundesbauministerium<br />
noch während des Hochwassers erklärt<br />
hatte, an den Ausbauplänen für die Elbe<br />
müsse festgehalten werden, sagte Bauminister<br />
Bodewig auf Druck von Bundeskanzler<br />
Schröder Ende August eine kritische<br />
Prüfung der Pläne zu.<br />
Umweltgerechter Hochwasserschutz<br />
weit billiger als Reparatur der Schäden<br />
Experten der Umweltstiftung WWF schätzten<br />
unterdessen, dass eine naturverträgliche<br />
Flussbewirtschaftung höchstens ein<br />
Zehntel der Reparatur der jetzt eingetretenen<br />
Schäden kosten würde. Die Rückverlegung<br />
eines Deiches, um zwei Quadratkilometer<br />
trocken gelegte<br />
Überflutungsflächen zurück zu gewinnen,<br />
kostet nach Schätzungen der<br />
Umweltorganisation <strong>rund</strong> zehn Millionen<br />
Euro. Das entspreche in etwa dem Preis<br />
für einen Kilometer Autobahn. �<br />
<strong>Der</strong> WWF forderte die Kommunen auf, bei<br />
ihrer Bauleitplanung verstärkt die Hochwassergefährdung<br />
zu berücksichtigen.<br />
Eingriffe in die Landschaft wie Flächenversiegelung<br />
und Flurbereinigungen sollten<br />
auf ihre Abfluss verschärfende Wirkung<br />
überprüft und gegebenenfalls untersagt<br />
oder zurück gebaut werden. Die Gemeinden<br />
sollten den Menschen, die bei der<br />
jetzigen Flut Haus und Hof verloren hätten,<br />
im Austausch für ihre ufernahen<br />
G<strong>rund</strong>stücke höher gelegene Bauplätze<br />
anbieten, "damit bei dem nächsten Hochwasser<br />
nicht wieder alles verloren geht".<br />
Georg Rast vom WWF-Auen-Institut forderte<br />
außerdem ein "modernes Flußmanagement,<br />
das das gesamte Einzugsgebiet<br />
der Ströme betrachtet". Die "Kleinstaaterei"<br />
<strong>beim</strong> deutschen Hochwasserschutz<br />
führe zu "absurden Situationen". So würden<br />
Deiche erhöht, und die Flut schlage<br />
weiter flussabwärts zu. Das Institut bot<br />
sein "umfangreiches Know-how für ökologischen<br />
Hochwasserschutz" an.<br />
Klimaschäden vor allem im Süden,<br />
Hauptverantwortung im Norden<br />
Durch die jüngsten Unwetter rückt auch<br />
die internationale Klimapolitik verstärkt in<br />
den Blickpunkt. <strong>Der</strong> WWF geht davon aus,<br />
dass nicht nur Hochwasser zunehmen,<br />
sondern auch Stürme, Regenfälle und<br />
Dürren immer verheerender werden.<br />
Regine Günther, Leiterin des WWF-Energiereferats,<br />
sagte, die Auswirkungen<br />
zeigten sich nicht nur in Europa, sondern<br />
vor allem im Süden der Erde. <strong>Der</strong> Schlüssel<br />
zur Lösung der Probleme liege aber in<br />
den Industrieländern. Deshalb werde eine<br />
internationale Klimastrategie mit "klaren<br />
und ehrgeizigen Zielen" zur Verminderung<br />
des Kohlendioxdausstoßes gebraucht, so<br />
Regine Günther. "Wir müssen heute in<br />
erneuerbare und effizientere Energien<br />
investieren, nur dann können wir die<br />
Schäden von morgen begrenzen."<br />
<strong>Der</strong> Bundesvorstand der Grünen erklärte,<br />
die Einführung der Ökosteuer zur schrittweisen<br />
Verteuerung des Energieverbrauchs<br />
und die Wende hin zu sparsamen<br />
Energieeinsatz und zu erneuerbaren<br />
Energien habe sich als richtig erwiesen<br />
und müsse fortgeführt werden. ��<br />
Siehe auch Seite 12.