Anthropo sophische Gesellsch a f tVon e<strong>in</strong>em Treffen der europäischen Generalsekretäre <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland«Wenn man nach Norden fährt, da wirdder Ätherleib immer größer, besonders imöstlichen Norden, zum Beispiel F<strong>in</strong>nland.»Als Rudolf Ste<strong>in</strong>er diese Worte am 5. Oktober1913 <strong>in</strong> Kristiania (GA 266c) währende<strong>in</strong>er esoterischen Stunde sprach, da lagder für die russischen Mitglieder bestimmteund aus geistig-politischen Notwendigkeitenheraus nach Hels<strong>in</strong>ki verlegteZyklus über «Die geistigen Wesenheiten <strong>in</strong>den Himmelskörpern und Naturreichen»bereits 18 Monate zurück. Er stellte denBeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Betrachtung elementarischerWirksamkeiten im Zusammenhang mitdem f<strong>in</strong>nischen Volksepos «Kalevala» dar.Das Sommertreffen der europäischen Generalsekretärefand vom 27. bis 29. Juni 2008 <strong>in</strong>eben diesem Gebiet größter Lichtesfülle undseelischer Weite des europäischen Nordensstatt. Allerd<strong>in</strong>gs war nicht Hels<strong>in</strong>ki se<strong>in</strong>Schauplatz, sondern das 1546 vom schwedischenKönig Gustav Vasa gegründete Ekenäs,f<strong>in</strong>nisch: Tammisaari, das der HandelsstadtTall<strong>in</strong> auf der anderen Seite des MeerbusensKonkurrenz machen sollte.Tammisaari hat heute ca. 14.500 E<strong>in</strong>wohner,von denen 82 % schwedischsprachig s<strong>in</strong>d,und liegt etwa 90 Kilometer westlich von Hels<strong>in</strong>ki<strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>es ausgedehnten Schärengebietes.Sunnan II, e<strong>in</strong> 102 Jahre altes Dampfschiffund <strong>in</strong> alten Zeiten das Hauptverkehrsmittelder dort siedelnden Menschen,erschloss den staunenden Gästen an e<strong>in</strong>emAbend die verwirrende Verschl<strong>in</strong>gung vonWasserwelten und Inseln. Der Begegnung mitdem Ort stellte sich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> dieGeschichte der <strong>Anthroposophische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>F<strong>in</strong>nlands zur Seite, die auf äußerstkundige Weise durch Esa Ristilä gegebenwurde.Er berichtete von den beiden <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nlandgehaltenen Zyklen, den bereits erwähntenvon 1912 und den weiteren über «Die okkultenGrundlagen der Bhagavad Gita» von1913, zu denen u. a. Anthroposophen undgeistig <strong>in</strong>teressierte Persönlichkeiten aus demganzen damaligen Russland und dem nahgelegenen St. Petersburg erschienen waren.1907 war die f<strong>in</strong>nische Sektion der Theosophischen<strong>Gesellschaft</strong> gegründet worden undbereits 1908 und 1910 waren <strong>in</strong> ihrer Zeitschrift«Tietäjä» (Weissager) zwei Artikel überRudolf Ste<strong>in</strong>er und se<strong>in</strong> Wirken erschienen. IhrVerfasser war Johannes Le<strong>in</strong>o, e<strong>in</strong> bedeutenderOrchesterleiter aus Wiborg, von dem dieSchriftsteller<strong>in</strong> Kerst<strong>in</strong> Bergroth sagte, dass er«die ganze Stadt mit se<strong>in</strong>er Musik und se<strong>in</strong>erPersönlichkeit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bann zog». Es seigroßartig, «e<strong>in</strong>en Menschen zu sehen, <strong>in</strong> dessenLeben der Geist die gleiche Rolle gespielthat wie im Leben der meisten Ehrgeiz,Genusssucht, die Welt überhaupt». JohannesLe<strong>in</strong>o begegnete Rudolf Ste<strong>in</strong>er persönlich und<strong>in</strong> zahlreichen Briefen, die er stets mit derWendung: «Ihr treuer Schüler» beschloss.Im Laufe der Jahre konnten immer mehr F<strong>in</strong>nenRudolf Ste<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Mitteleuropa hören. E<strong>in</strong>erder ersten unter ihnen war Edvard Seelander,e<strong>in</strong> promovierter Mathematiker. Es waren dieMenschen um diese beiden Männer, welcheRudolf Ste<strong>in</strong>ers Vorträge <strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>ki organisierten,zu denen auch die russischen Mitglieder(u. a. A. Belyi) und Personen des geistigenLebens Russlands (u. a. N. Berdjajev) h<strong>in</strong>zukommenkonnten.Die Krise <strong>in</strong>nerhalb der Theosophischen<strong>Gesellschaft</strong> um die Inszenierung Krishnamurtisseitens Leadbeater und Besant ergriff auchdie f<strong>in</strong>nische Sektion. Streit und Spaltung teiltendie Mitgliedergruppen. Verschärft wurdendie Schwierigkeiten durch die politischeAbhängigkeit von Russland und den ausbrechendenErsten Weltkrieg und f<strong>in</strong>nischen Freiheitskrieg.So kam es <strong>in</strong> dieser Zeit zu ke<strong>in</strong>erGründung e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>nischen Landesgesellschaft.Das änderte sich erst am 2. Dezember1923, als <strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>ki von 59 persönlich anwesendenund 22 durch Handlungsvollmachtvertretenen Menschen die Antroposofiska Sällskapet<strong>in</strong> F<strong>in</strong>land – Suomen Antroposof<strong>in</strong>en Seuragegründet wurde. Uno Donner wurde als ihrerster Generalsekretär bestellt.Wenig später kam es auf Initiative f<strong>in</strong>nischsprachigerMitglieder zur Gründung e<strong>in</strong>erzweiten Landesgesellschaft, der Yleisen AntroposofisenSeuran suomenkiel<strong>in</strong>en osasto (die f<strong>in</strong>nischsprachigeAbteilung der Allgeme<strong>in</strong>en<strong>Anthroposophische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>). Heutes<strong>in</strong>d die verschiedenen Teile der <strong>Gesellschaft</strong>vere<strong>in</strong>igt. Die Gruppen treffen sich unter den<strong>in</strong> ihrem jeweiligen Landesteil gegebenenBed<strong>in</strong>gungen und wählen e<strong>in</strong>e der beiden offiziellenLandessprachen.Es wirkt, was Kerst<strong>in</strong> Bergroth <strong>in</strong> ihrem BuchLöytöretki (Entdeckungsreise) über ihre Begegnungmit Rudolf Ste<strong>in</strong>er 1973 beschrieben hat:«Durch me<strong>in</strong> Leben h<strong>in</strong>durch ist die Er<strong>in</strong>nerungan diesen Moment für mich wie e<strong>in</strong>e Artgeistiges Zentrum gewesen, von dem immerwieder neue E<strong>in</strong>flüsse <strong>in</strong> mich geströmt s<strong>in</strong>d.… Für mich bleibt es e<strong>in</strong>e lebenslange, wertvolleEr<strong>in</strong>nerung, dass ich mit e<strong>in</strong>em Menschenhabe sprechen dürfen, den ich als diePerson sehe, die uns e<strong>in</strong>en neuen, mächtigenEntwicklungsimpuls gegeben hat, e<strong>in</strong>emMenschen, den ich für den bedeutendstenDenker unserer Zeit halte. … Ich konnte dierichtigen Fragen nicht stellen. Ich war Parzival,der re<strong>in</strong>e Thor. Aber Rudolf Ste<strong>in</strong>er wussteauch die nicht gestellten Fragen mit e<strong>in</strong>igensachlichen Äußerungen zu beantworten, dieich nun im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> immer wieder neu studiertund überdacht habe.»Diesem Bericht schlossen sich Schilderungenverschiedener anthroposophischer Aktivitäten<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland an, so z. B. die über e<strong>in</strong>e Initiative,um e<strong>in</strong> menschenwürdiges Sterben auf denÅland-Inseln zu ermöglichen. Es handelt sichdabei um e<strong>in</strong> zu F<strong>in</strong>nland gehörendes Gebietvon 10.000 Inseln. Wo früher e<strong>in</strong> Lebensendeim Kreis der Familie und vertrauten MenschenEsa Ristilä<strong>in</strong> abgeschiedener Naturnähe und -e<strong>in</strong>samkeiterwartet wurde, br<strong>in</strong>gt heute e<strong>in</strong> Hubschrauberden Betroffenen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> fernes mediz<strong>in</strong>ischesZentrum auf dem Festland, wo ervon Apparaten umgeben, von se<strong>in</strong>emmenschlichen Umkreis jedoch verlassen ist.Hier hat Raili Hake auf e<strong>in</strong>er Insel e<strong>in</strong> Hospize<strong>in</strong>gerichtet, <strong>in</strong> dem Pflegestation, Wohnmöglichkeitfür Verwandte und Freunde sowieKulträume zur Verfügung stehen. DiesesAngebot wird von den Bewohnern der Inselndankbar angenommen. Es hat zu e<strong>in</strong>emneuen Verhältnis zum Sterben und denGrundlagen der kulturellen Identität geführt.Außerdem wurde von zahlreichen Schul- undAusbildungs<strong>in</strong>itiativen sowie den Plänen zurE<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Altenwohnheimes <strong>in</strong> undum Tammisaari berichtet.E<strong>in</strong> besonderes Augenmerk lag auf der biologisch-dynamischenWirtschaftsweise. ImNorden Europas hat sie e<strong>in</strong>stmals zuerst <strong>in</strong>F<strong>in</strong>nland Fuß fassen können. Dessen s<strong>in</strong>d sichdie Landwirte bewusst und erleben es alsgroße Verantwortung. Dennoch zeigen sichheute zahlreiche Probleme. Seit 1990, demZeitpunkt der größten Ausdehnung, ist dieZahl der Höfe von 30 auf 12 zurückgegangen.Dem liegen u. a. Generationsprobleme, Konfliktemit der Demeter-Vere<strong>in</strong>igung und Auffassungsunterschiedeh<strong>in</strong>sichtlich des Umgangesmit den Präparaten zugrunde. Währendes <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland z. B. sechs % an ökologisch(!) bestellter landwirtschaftlicher Flächegibt, s<strong>in</strong>d es im nahen Estland alle<strong>in</strong> 10 % anbiologisch-dynamisch bebauter Fläche.Dieser Vergleich lag nahe, <strong>in</strong>sofern die Vorstandsmitgliederder «Ee-sti Antroposoofil<strong>in</strong>eFortsetzung auf Seite 1514Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen Deutschland, September 2008
<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>Fortsetzung von Seite 14Die Russen kommen!Generalsekretäre tagen <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nlandSelts» (<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong>Estland) sich bei dieser Gelegenheit vorstellten.Für sie bot sich die seltene Gelegenheit,Leena Westergrenbei relativ kurzem Weg (dennoch ca. achtStunden Anreise), e<strong>in</strong>mal mit Mitgliedern desDornacher Vorstandes und den europäischenGeneralsekretären die Situation ihres Landeszu besprechen. Die estnische <strong>Gesellschaft</strong> hatetwas mehr als 130 Mitglieder und Arbeitsschwerpunkte<strong>in</strong> Tall<strong>in</strong> und Tartu. Nach e<strong>in</strong>erkraftvollen Tätigkeit <strong>in</strong> das öffentliche Lebenh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, markiert u. a. durch die Gründung vonfünf Waldorf- und zwei heilpädagogischenSchulen, ärztlichen Initiativen sowie biologisch-dynamischenHöfen, stellt sich jetzt dieArbeit nach Innen als Aufgabe. Alle GrundschriftenRudolf Ste<strong>in</strong>ers s<strong>in</strong>d übersetzt, e<strong>in</strong>eesoterische Arbeit soll aufgebaut werden.Neben der Begegnung mit diesen beidenLandesgesellschaften waren e<strong>in</strong>e Reihe gewichtigerThemen weiterer Gegenstand derBeratungen. Zu ihnen gehörte das von RonDunselman (Niederlande) e<strong>in</strong>geleitete Thema«Meditation als Kulturaufgabe», die von StefanoGasperi aufgeworfene Frage «ZeitgemäßeAusbildungsformen», e<strong>in</strong> vollständiger Kreisvon Länderberichten und schließlich e<strong>in</strong>umfangreicher Bericht vom Goetheanum.Der Zusammenklang dieser Themen spiegelteetwas von der lebendigen, melancholischätherischenStimmung des Landes wieder,das <strong>in</strong> wunderbarer Weise durch se<strong>in</strong>eumsichtige, rücksichtsvolle und liebenswürdigeGeneralsekretär<strong>in</strong> Leena Westergren repräsentiertwurde.Hartwig Schiller, StuttgartDer Besuch der Landesvertreter der<strong>Anthroposophische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> Russlands<strong>in</strong> München zu Pf<strong>in</strong>gsten 2008 brachte denMünchner Anthroposophen e<strong>in</strong>ige Aufregung.Die Russen kommen! Wie viele?Zwanzig? Wo schlafen die alle? Was wollendie hier? Und, vor allem: Wie verständigtman sich mit ihnen? Sie waren doch immerso weit weg und jetzt s<strong>in</strong>d sie plötzlich da!Und nicht irgendwelche, sondern Menschenaus dem russischen Landesvorstand.Wir treffen uns mit ihnen abends zum Imbiss.Stress. Me<strong>in</strong> Russisch ist denkbar schlecht, umnicht zu sagen: Ich habe ke<strong>in</strong>e Ahnung! Ichweiß ja nicht e<strong>in</strong>mal, was ja und ne<strong>in</strong> auf Russischheißt. Leise Scham kriecht empor. Unsicherheit.«Ja, aber es gibt Übersetzer», sagtjemand. Gut. Unbehagen bleibt. – Und dannwaren sie da. Freundlich schauten sie e<strong>in</strong>emlange <strong>in</strong> die Augen. Langer Händedruck. Ichbegrüßte jeden mit e<strong>in</strong>em kräftigen «GrüßGott» – und sie verstanden. Oft antwortetensie mit e<strong>in</strong>em «Grüß Gott» zurück. Der Bannwar gebrochen – wir konnten essen. Es dauertenicht lange, und wir erzählten uns Witze.Paradox? Und wie! Zusammen mit der Übersetzer<strong>in</strong>aus Wien, e<strong>in</strong>er jungen Frau aus derUkra<strong>in</strong>e, Anna Gross, die e<strong>in</strong>e grandiose Leistungüber die nächsten Tage vollbr<strong>in</strong>gen sollte,und mit englischen und deutschen Brockenwurden Witze erzählt, die von Put<strong>in</strong> und Bushhandelten. Die Sprache als Diener<strong>in</strong> der Verständigungwar Nebensache geworden. Dierussische und bayerische Seele umfassten sich.Essen, tr<strong>in</strong>ken, lachen – der Abend f<strong>in</strong>g gut an.Und er g<strong>in</strong>g weiter. Wir saßen später, nache<strong>in</strong>er russischen Eurythmie-Darbietung (hatman jemals so <strong>in</strong>nige Eurythmie erlebt?) imgroßen Kreis und jeder erzählte, wer er odersie war und woher man kam. (Leider nicht allzu viele aus München.) Es war gar nicht sowichtig, was gesagt wurde, sondern es warwichtig, dass man zusammen war. Man konnteerleben, dass <strong>in</strong> der Stimme und <strong>in</strong> derSprache Seelisches lebt, das nicht durch <strong>in</strong>tellektuellesVerstehen überlagert wurde.Am nächsten Tag: München strahlte, es ware<strong>in</strong> herrlicher Frühl<strong>in</strong>gstag. Wir trafen uns <strong>in</strong>der <strong>Gesellschaft</strong>, und ich erzählte von Münchenum 1907. Vom Kongress, von denDamen St<strong>in</strong>de und Kalckreuth, von den Russen<strong>in</strong> München, von Kand<strong>in</strong>sky, Jawlensky, Belyi,Wolosch<strong>in</strong>a, auch von Len<strong>in</strong>, der 1902 <strong>in</strong> Münchenlebte. Ich erzählte von Rudolf Ste<strong>in</strong>er, wieer den Münchner Kongress ausrichtete, denBemühungen, den Johannesbau zu errichtenund über die Entstehung der Mysteriendramen.Erzählte von Schwab<strong>in</strong>g und wie alle <strong>in</strong>nächster Nähe wohnten und welche Stimmungwohl damals vor 100 Jahren <strong>in</strong> Münchenwar.Und auch wie 1913 im Mai e<strong>in</strong> Postkartenmalernamens Adolf Hitler <strong>in</strong> die SchleißheimerStraße zog. Er, der 1907 von der Kunstakademie<strong>in</strong> Wien abgelehnt worden war. Und wieRudolf Ste<strong>in</strong>er zur gleichen Zeit, 1913, se<strong>in</strong>letztes Mysteriendrama <strong>in</strong> München schrieb.Wie der Johannesbau von der Regierung abgelehntwurde und wie München nach demErsten Weltkrieg die Hauptstadt der Bewegunge<strong>in</strong>es ganz anderen Geistes wurde alsder von 1907.Anschließend g<strong>in</strong>gen wir durch Schwab<strong>in</strong>gund besuchten die Plätze und Stätten, vondenen ich zuvor erzählt hatte. In der Adalbertstraße55, <strong>in</strong> dem Haus, wo St<strong>in</strong>de und Kalkreuthlebten, wo Rudolf Ste<strong>in</strong>er wohnte undwo er die Mysteriendramen schrieb, sperrteuns der Hausmeister die Tür auf und wirkonnten die eigentümliche rund gebogene(konkave) Tür anschauen, die damals zumZweigraum führte und zur Wohnung RudolfSte<strong>in</strong>ers.Die Abendveranstaltung, das Treffen mit denMünchnern Freunden begann mit e<strong>in</strong>erGesangse<strong>in</strong>lage der russischen Freunde.Dann folgte e<strong>in</strong>e erneute Vorstellrunde. E<strong>in</strong>eRusslandkarte wurde an die Tafel gehängt undman sah, dass Europa, das für uns immer imZentrum steht, auf dieser Karte ganz l<strong>in</strong>ks,ganz oben und ganz kle<strong>in</strong> war. Die russischenFreunde markierten die Orte, aus denen siekommen: Moskau, Petersburg, Ukra<strong>in</strong>e, Krim,Altai – man spürte förmlich die Größe desrussischen «Kont<strong>in</strong>ents». Im Verlauf wurdedann angeregt über die russischen Problemegesprochen und wie sich die <strong>Gesellschaft</strong> dortorganisiert. Insbesondere wegen der großenDistanzen s<strong>in</strong>d Konferenzen nur alle paarMonate möglich. Ansonsten bleibt man mitE-Mail, Telefon und Brief <strong>in</strong> Kontakt.Neben all den alltäglichen Problemen kamder Wunsch auf, dass man sich menschlichnäher kommen möge. Für e<strong>in</strong>en «aufgeklärtenWestler» ist das «selbstverständlich». Mannickt selbstgefällig und stimmt dem zu, aberwenn man ehrlich ist, dann bemerkt man,dass die Seele nicht ganz so mit kann. NäherKommen ist schon <strong>in</strong> Ordnung – aber so nahnun wieder auch nicht.Man kann an sich bemerken, dass die antisozialenTriebe, von denen Rudolf Ste<strong>in</strong>er spricht,bei uns doch ziemlich stark ausgeprägt s<strong>in</strong>d.Man könnte es vielleicht <strong>in</strong>tellektuelle Distanznennen.Beschlossen wurde der zweite Abend durche<strong>in</strong>e Eurythmieaufführung der PetersburgerEurythmiegruppe «Silentium». Auch hier:Kraft und Ausdruck <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Feuer, dem mannur noch selten begegnet <strong>in</strong> Deutschland.Karl Lierl, MünchenProtokoll der Mitgliederversammlung(jw) Das Protokoll der Mitgliederversammlungder <strong>Anthroposophische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong>Deutschland wird <strong>in</strong> der Michaeli-Ausgabedes Mitgliederorgans «Anthroposophie» (Nr.245 - III/2008) vollständig veröffentlicht.Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen Deutschland, September 2008 15