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Notfall-Pädagogik in China - Anthroposophische Gesellschaft in ...

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<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>Fortsetzung von Seite 14Die Russen kommen!Generalsekretäre tagen <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nlandSelts» (<strong>Anthroposophische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong>Estland) sich bei dieser Gelegenheit vorstellten.Für sie bot sich die seltene Gelegenheit,Leena Westergrenbei relativ kurzem Weg (dennoch ca. achtStunden Anreise), e<strong>in</strong>mal mit Mitgliedern desDornacher Vorstandes und den europäischenGeneralsekretären die Situation ihres Landeszu besprechen. Die estnische <strong>Gesellschaft</strong> hatetwas mehr als 130 Mitglieder und Arbeitsschwerpunkte<strong>in</strong> Tall<strong>in</strong> und Tartu. Nach e<strong>in</strong>erkraftvollen Tätigkeit <strong>in</strong> das öffentliche Lebenh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, markiert u. a. durch die Gründung vonfünf Waldorf- und zwei heilpädagogischenSchulen, ärztlichen Initiativen sowie biologisch-dynamischenHöfen, stellt sich jetzt dieArbeit nach Innen als Aufgabe. Alle GrundschriftenRudolf Ste<strong>in</strong>ers s<strong>in</strong>d übersetzt, e<strong>in</strong>eesoterische Arbeit soll aufgebaut werden.Neben der Begegnung mit diesen beidenLandesgesellschaften waren e<strong>in</strong>e Reihe gewichtigerThemen weiterer Gegenstand derBeratungen. Zu ihnen gehörte das von RonDunselman (Niederlande) e<strong>in</strong>geleitete Thema«Meditation als Kulturaufgabe», die von StefanoGasperi aufgeworfene Frage «ZeitgemäßeAusbildungsformen», e<strong>in</strong> vollständiger Kreisvon Länderberichten und schließlich e<strong>in</strong>umfangreicher Bericht vom Goetheanum.Der Zusammenklang dieser Themen spiegelteetwas von der lebendigen, melancholischätherischenStimmung des Landes wieder,das <strong>in</strong> wunderbarer Weise durch se<strong>in</strong>eumsichtige, rücksichtsvolle und liebenswürdigeGeneralsekretär<strong>in</strong> Leena Westergren repräsentiertwurde.Hartwig Schiller, StuttgartDer Besuch der Landesvertreter der<strong>Anthroposophische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> Russlands<strong>in</strong> München zu Pf<strong>in</strong>gsten 2008 brachte denMünchner Anthroposophen e<strong>in</strong>ige Aufregung.Die Russen kommen! Wie viele?Zwanzig? Wo schlafen die alle? Was wollendie hier? Und, vor allem: Wie verständigtman sich mit ihnen? Sie waren doch immerso weit weg und jetzt s<strong>in</strong>d sie plötzlich da!Und nicht irgendwelche, sondern Menschenaus dem russischen Landesvorstand.Wir treffen uns mit ihnen abends zum Imbiss.Stress. Me<strong>in</strong> Russisch ist denkbar schlecht, umnicht zu sagen: Ich habe ke<strong>in</strong>e Ahnung! Ichweiß ja nicht e<strong>in</strong>mal, was ja und ne<strong>in</strong> auf Russischheißt. Leise Scham kriecht empor. Unsicherheit.«Ja, aber es gibt Übersetzer», sagtjemand. Gut. Unbehagen bleibt. – Und dannwaren sie da. Freundlich schauten sie e<strong>in</strong>emlange <strong>in</strong> die Augen. Langer Händedruck. Ichbegrüßte jeden mit e<strong>in</strong>em kräftigen «GrüßGott» – und sie verstanden. Oft antwortetensie mit e<strong>in</strong>em «Grüß Gott» zurück. Der Bannwar gebrochen – wir konnten essen. Es dauertenicht lange, und wir erzählten uns Witze.Paradox? Und wie! Zusammen mit der Übersetzer<strong>in</strong>aus Wien, e<strong>in</strong>er jungen Frau aus derUkra<strong>in</strong>e, Anna Gross, die e<strong>in</strong>e grandiose Leistungüber die nächsten Tage vollbr<strong>in</strong>gen sollte,und mit englischen und deutschen Brockenwurden Witze erzählt, die von Put<strong>in</strong> und Bushhandelten. Die Sprache als Diener<strong>in</strong> der Verständigungwar Nebensache geworden. Dierussische und bayerische Seele umfassten sich.Essen, tr<strong>in</strong>ken, lachen – der Abend f<strong>in</strong>g gut an.Und er g<strong>in</strong>g weiter. Wir saßen später, nache<strong>in</strong>er russischen Eurythmie-Darbietung (hatman jemals so <strong>in</strong>nige Eurythmie erlebt?) imgroßen Kreis und jeder erzählte, wer er odersie war und woher man kam. (Leider nicht allzu viele aus München.) Es war gar nicht sowichtig, was gesagt wurde, sondern es warwichtig, dass man zusammen war. Man konnteerleben, dass <strong>in</strong> der Stimme und <strong>in</strong> derSprache Seelisches lebt, das nicht durch <strong>in</strong>tellektuellesVerstehen überlagert wurde.Am nächsten Tag: München strahlte, es ware<strong>in</strong> herrlicher Frühl<strong>in</strong>gstag. Wir trafen uns <strong>in</strong>der <strong>Gesellschaft</strong>, und ich erzählte von Münchenum 1907. Vom Kongress, von denDamen St<strong>in</strong>de und Kalckreuth, von den Russen<strong>in</strong> München, von Kand<strong>in</strong>sky, Jawlensky, Belyi,Wolosch<strong>in</strong>a, auch von Len<strong>in</strong>, der 1902 <strong>in</strong> Münchenlebte. Ich erzählte von Rudolf Ste<strong>in</strong>er, wieer den Münchner Kongress ausrichtete, denBemühungen, den Johannesbau zu errichtenund über die Entstehung der Mysteriendramen.Erzählte von Schwab<strong>in</strong>g und wie alle <strong>in</strong>nächster Nähe wohnten und welche Stimmungwohl damals vor 100 Jahren <strong>in</strong> Münchenwar.Und auch wie 1913 im Mai e<strong>in</strong> Postkartenmalernamens Adolf Hitler <strong>in</strong> die SchleißheimerStraße zog. Er, der 1907 von der Kunstakademie<strong>in</strong> Wien abgelehnt worden war. Und wieRudolf Ste<strong>in</strong>er zur gleichen Zeit, 1913, se<strong>in</strong>letztes Mysteriendrama <strong>in</strong> München schrieb.Wie der Johannesbau von der Regierung abgelehntwurde und wie München nach demErsten Weltkrieg die Hauptstadt der Bewegunge<strong>in</strong>es ganz anderen Geistes wurde alsder von 1907.Anschließend g<strong>in</strong>gen wir durch Schwab<strong>in</strong>gund besuchten die Plätze und Stätten, vondenen ich zuvor erzählt hatte. In der Adalbertstraße55, <strong>in</strong> dem Haus, wo St<strong>in</strong>de und Kalkreuthlebten, wo Rudolf Ste<strong>in</strong>er wohnte undwo er die Mysteriendramen schrieb, sperrteuns der Hausmeister die Tür auf und wirkonnten die eigentümliche rund gebogene(konkave) Tür anschauen, die damals zumZweigraum führte und zur Wohnung RudolfSte<strong>in</strong>ers.Die Abendveranstaltung, das Treffen mit denMünchnern Freunden begann mit e<strong>in</strong>erGesangse<strong>in</strong>lage der russischen Freunde.Dann folgte e<strong>in</strong>e erneute Vorstellrunde. E<strong>in</strong>eRusslandkarte wurde an die Tafel gehängt undman sah, dass Europa, das für uns immer imZentrum steht, auf dieser Karte ganz l<strong>in</strong>ks,ganz oben und ganz kle<strong>in</strong> war. Die russischenFreunde markierten die Orte, aus denen siekommen: Moskau, Petersburg, Ukra<strong>in</strong>e, Krim,Altai – man spürte förmlich die Größe desrussischen «Kont<strong>in</strong>ents». Im Verlauf wurdedann angeregt über die russischen Problemegesprochen und wie sich die <strong>Gesellschaft</strong> dortorganisiert. Insbesondere wegen der großenDistanzen s<strong>in</strong>d Konferenzen nur alle paarMonate möglich. Ansonsten bleibt man mitE-Mail, Telefon und Brief <strong>in</strong> Kontakt.Neben all den alltäglichen Problemen kamder Wunsch auf, dass man sich menschlichnäher kommen möge. Für e<strong>in</strong>en «aufgeklärtenWestler» ist das «selbstverständlich». Mannickt selbstgefällig und stimmt dem zu, aberwenn man ehrlich ist, dann bemerkt man,dass die Seele nicht ganz so mit kann. NäherKommen ist schon <strong>in</strong> Ordnung – aber so nahnun wieder auch nicht.Man kann an sich bemerken, dass die antisozialenTriebe, von denen Rudolf Ste<strong>in</strong>er spricht,bei uns doch ziemlich stark ausgeprägt s<strong>in</strong>d.Man könnte es vielleicht <strong>in</strong>tellektuelle Distanznennen.Beschlossen wurde der zweite Abend durche<strong>in</strong>e Eurythmieaufführung der PetersburgerEurythmiegruppe «Silentium». Auch hier:Kraft und Ausdruck <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Feuer, dem mannur noch selten begegnet <strong>in</strong> Deutschland.Karl Lierl, MünchenProtokoll der Mitgliederversammlung(jw) Das Protokoll der Mitgliederversammlungder <strong>Anthroposophische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong>Deutschland wird <strong>in</strong> der Michaeli-Ausgabedes Mitgliederorgans «Anthroposophie» (Nr.245 - III/2008) vollständig veröffentlicht.Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen Deutschland, September 2008 15

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