Das M + G FirmenPortrait - Gewerbeverein Herzebrock-Clarholz
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46 M+G<br />
Erinnerungen an die Kriegszeit<br />
Theo Driftschroer – Teil 3<br />
Æ (hc) Der russische Gegenangriff<br />
Der Russe hatte auch alles zusammen<br />
gezogen, besonders auch die Stalinorgeln,<br />
mit denen 16 Granaten auf<br />
einmal abgefeuert werden konnten.<br />
Alles wurde gegen uns eingesetzt.<br />
Diese Schlacht dauerte ca. 2 Wochen.<br />
Unsere Einheiten wurden dadurch<br />
sehr geschwächt und konnten dem<br />
Druck der Russen nicht standhalten.<br />
Dann begann der Rückzug. (bei Tatzinskaja<br />
/ Kamenenz -Podclxk.) Einige<br />
Verbände wurden ganz aufgerieben.<br />
Wir konnten mit unseren technischen<br />
Fahrzeugen nur noch wenige km fahren.<br />
Dann gab es ein großes Chaos.<br />
Die Wege und Straßen waren blockiert.<br />
Russische Panzer waren hinter<br />
uns. Wir konnten das Dröhnen ihrer<br />
Motoren hören. Damit unsere technische<br />
Ausrüstung nicht den Russen<br />
in die Hände fallen konnte, mussten<br />
wir alle unsere Fahrzeuge mit Benzin<br />
übergießen, anzünden und uns weiter<br />
in Richtung Westen bewegen. Als<br />
wir uns auf der Flucht umdrehten,<br />
sahen wir noch das qualmen und die<br />
Flammen unserer brennenden Fahrzeuge.<br />
Dann hieß es für jeden: „Rette<br />
sich wer kann“. Wir kamen zum Fluss<br />
„Denjester“ ein sehr breites Gewässer<br />
(ca. 100m breit) Er hat die stärkste<br />
Strömung in Russland, aber leider<br />
keine Brücke. Davor war ein großes<br />
Chaos. Russische Zivilisten, Frauen,<br />
Kindern mit ihrer ganzen Habe auf<br />
Pferde und Wagen. Sie flohen aus<br />
Angst vor den Russen. Auf dieser<br />
Flucht waren auch jede Menge verstreuter<br />
und verwundeter deutsche<br />
Soldaten aus verschiedenen Einheiten,<br />
die zum Teil nicht mehr laufen konnten<br />
und auf russische Panzerwagen<br />
lagen. Um sie kümmerte sich keiner.<br />
Es war ein totales Chaos und ein Bild<br />
des Grauens. Jeder kämpfte um sein<br />
eigenes Leben. Wir holten von einem<br />
nahegelegenen Haus Holzbalken und<br />
Sparren vom Dach und die Türen<br />
aus dem Haus. Damit bauten wir<br />
uns ein Floß, überquerten damit den<br />
Fluss „Denjester“. Mit großer Mühe<br />
erreichten das rettende andere Ufer.<br />
Einige Soldaten versuchten mit einem<br />
Pferd den Fluss zu überqueren. Als sie<br />
in der Mitte des Flusse waren, drehte<br />
sich das Pferd mit Mann und wurde<br />
durch den Sog in die Tiefe gerissen.<br />
Wir mussten aber immer weiter laufen.<br />
Einige haben aus ihren Stiefeln<br />
hinten die Kappe ausgeschnitten, weil<br />
sie ihre Füße wundgelaufen hatten. Es<br />
flogen deutsche Fieseler-Storch Flugzeuge<br />
(das sind kleine leichte zweisitzige<br />
Kurierflugzeuge) über uns und<br />
warfen Flugblätter ab. Auf den Flugblättern<br />
stand, dass wir uns auf dem<br />
Flugplatz in „Bukarest“ Rumänien<br />
sammeln sollten. Auf dieser Flucht<br />
befand sich unsere ganze Kompanie,<br />
aber auch Soldaten anderer Waffengattungen.<br />
Wir sind in 24 Stunden<br />
ca. 80 km gelaufen. Dies ging aber<br />
nur weil wir in höchster Not waren<br />
und immer das laute Dröhnen der russischen<br />
Panzer hinter uns hörten. Als<br />
wir auf dem Flugplatz in Bukarest ankamen,<br />
fanden wir in einer Halle einen<br />
ganzen Berg neuer grauer Wehrmachtssocken.<br />
Hier haben wir erst<br />
einmal alle neue Socken angezogen.<br />
Dann kamen 3 Transportflugzeuge Ju<br />
52 in die wir alle einstiegen. <strong>Das</strong> neue<br />
Ziel war „Kattowitz“ in Oberschlesien.<br />
Wie mussten in Belgrad zwischenlanden<br />
um vollzutanken. Als wir in Kattowitz<br />
landeten und ausgestiegen<br />
waren, kam die traurige Nachricht,<br />
dass die 2 anderen Flugzeuge gegen<br />
die „Karparten“ (das sind hohe<br />
Berge in Rumänien) geflogen waren<br />
und abgestürzt seien. Alle waren sofort<br />
tot. Unser Pilot hatte aber klugerweise<br />
unsere Maschine sicher<br />
um die Berge herum gesteuert. Wir<br />
wurden in „Gischewald“ ein kleines<br />
Bergarbeiterdorf (Vorort von Kattowitz)<br />
in Privatfamilien untergebracht.<br />
Hier waren wir ein paar Wochen, um<br />
uns von den Strapazen zu erholen.<br />
Wir brauchten in dieser Zeit keinen<br />
Dienst schieben. Die Leute waren sehr<br />
freundlich. Dann wurden wir mit Lastwagen<br />
nach „Gardelegen“ gebracht,<br />
(es war August / September 1943)<br />
dass ist die Stadt der Fallschirmjäger.<br />
Gardelegen bei Halle in Sachsen. Wir<br />
erhielten hier auch Fallschirmspringeruniformen.<br />
Aber springen brauchten<br />
wir nicht. Hier wurde ein neues Bataillon<br />
zusammengestellt. Alle kamen<br />
von verschiedenen aufgeriebenen Einheiten.<br />
Nach ca. 3 Tagen wurden wir<br />
auf einen Sonderzug verladen. Dieser<br />
Zug brachte uns über Magdeburg ,<br />
Hannover , Bielefeld, Rheda, <strong>Clarholz</strong>,<br />
Münster nach Haselünne.<br />
Es kann sich ja wohl jeder vorstellen,<br />
wie es einem zumute ist und welche<br />
Gefühle entstehen, wenn man zwei<br />
Jahre lang nicht zu Hause war und<br />
in einem Sammeltransport durch sein<br />
Heimatdorf kommt, ohne zu halten<br />
oder aussteigen zu können. Dann<br />
sind einem die Tränen in den Augen<br />
nicht mehr weit.<br />
Auf dem Bahnhof in Haselünne stand<br />
eine große Menge Frauen mit Körben<br />
voll belegter Butterbrote. Sie begrüßten<br />
uns herzlich und gaben uns<br />
zu essen. Wir wurden in Baracken<br />
untergebracht und mussten normalen<br />
Dienst verrichten. Hier sahen<br />
und hörten wir die deutschen unbemannten<br />
Fernraketen. Die V1 und<br />
später auch noch die verbesserte V2.<br />
Diese wurden in Warnemünde abgefeuert<br />
und von den Engländern so<br />
gefürchtet, weil sie so verheerenden<br />
Schaden anrichteten.<br />
Im Winter 1944 wurden wir zum<br />
Niederrhein verlegt. In die Städte Emmerich,<br />
Grieth und Warbergen am<br />
Rhein. Bei Hochwasser im Winter und<br />
Frühjahr war alles überschwemmt.<br />
Wir wohnten in einem Haus in der 1.<br />
Etage, weil unten das Wasser durch<br />
unser Haus floss. <strong>Das</strong> Essen wurde von<br />
Booten gebracht. Während des Sommers<br />
lagen wir an der Westfront bei<br />
Mönchengladbach, Venlo und Roer-