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Lass wachsen – Reiskörner fallen nicht vom Himmel - Kindernothilfe

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4<br />

THEMA<br />

Informationen über Reis<br />

Reis ist nach Weizen die am häufigsten angebaute Getreideart.<br />

Mehr als 50 Prozent der Menschheit decken die Hälfte des<br />

täglichen Energiebedarfs mit Reis. 90 Prozent des Reisertrages<br />

wird im asiatischen Raum produziert. Dort ist Reis das wichtigste<br />

Grundnahrungsmittel.<br />

Reisanbau<br />

Der Reisanbau erfolgt in den Ländern auf unterschiedliche<br />

Weise. Die verschiedenen Anbaumethoden bedingen sich<br />

durch den Grad der Technologie, das Arbeitskräftepotential<br />

und geografische Vorausetzungen.<br />

Beim Nassfeldanbau werden die Felder mit Hilfe von Kanälen,<br />

Flüssen, Gräben unter Wasser gesetzt. Das Feld ist mit Erdwällen<br />

umgeben, so dass sich das Wasser auf dem Feld stauen<br />

kann. In Saatbeeten werden die Pflanzen gezogen und dann<br />

auf das überflutete Feld umgesetzt.<br />

Reisterrassen sind unter anderem auf Bali, Sri Lanka, Assam zu<br />

finden. Hierbei handelt sich auch um Nassfeldanbau. In manchen<br />

Bergregionen wird der Reis in über 2000 m Höhe angebaut.<br />

Die Terrassen passen sich in natürlicher Weise der<br />

Landschaft an. Beim Trockenfeldbau wird nur der direkte<br />

Niederschlag genutzt. Dieser Reis wird auch als Bergreis<br />

bezeichnet, da er meistens in Bergregionen zum Beispiel in<br />

Südostasien und Afrika, angebaut wird.<br />

Reisanbau ist eine mühsame Arbeit mit Schlamm und Hitze.<br />

Viele Menschen sind nötig, um das Feld zu bestellen, pflanzen,<br />

pflegen und ernten, ausgenommen bei hochmodernen<br />

Anbauverfahren, wie zum Beispiel in den USA.<br />

Beim traditionellen Reisanbau ist meistens die ganze Familie involviert.<br />

Der Mann pflügt und flutet das Feld, Frauen pflanzen<br />

und ernten, Kinder schützen die reifen Körner vor den Vögeln.<br />

Beim Pflanzen stehen die Frauen stundenlang knöcheltief in<br />

gebückter Haltung im Schlamm und setzen Pflanze für<br />

Pflanze in die Erde.<br />

Die Grüne Revolution<br />

Mit der Grünen Revolution wurde seit den 60er Jahren der<br />

Ernteertrag erhöht. Durch das internationale Reisforschungsinstitut<br />

(IRRI) auf den Philippinen wurde der Ertrag mit neuen<br />

Bewässerungstechniken, Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden<br />

verdoppelt und Züchtung von Hochertragssorten erreicht.<br />

Die Regierungen erhofften sich die gefundene Lösung für das<br />

Ernährungsproblem. Leider wurden die Nachteile der Grünen<br />

Revolution deutlich. Kleinbauern kamen schnell in die Abhängigkeit<br />

von multinationalen Konzernen, weil sie zu hohen<br />

Kosten Saatgut, Kunstdünger und Pestizide kaufen mussten.<br />

Und die ökologischen Nachteile ließen <strong>nicht</strong> auf sich warten:<br />

Durch den starken Einsatz künstlicher Reissorten war die Artenvielfalt<br />

gefährdet. Von ca. 120 000 in der Natur vorkommenden<br />

Sorten wurden nur noch wenige hundert angepflanzt. Das<br />

Wasser wurde zunehmend verschmutzt und überdüngt. Es<br />

dauerte einige Zeit, bis man merkte, dass landwirtschaftliche<br />

Entwicklung <strong>nicht</strong> einfach durch Produktivitätssteigerung<br />

bestimmt werden kann.<br />

Die Lösung <strong>–</strong> Goldener Reis?<br />

65 Prozent Reis müsste mehr angebaut werden, um die <strong>wachsen</strong>de<br />

Weltbevölkerung zu ernähren. Es gibt aber kaum noch<br />

ungenutzte Anbauflächen auf der Welt. Politiker und Agrarkonzerne<br />

hoffen nun auf genbehandelte Reissorten, die<br />

ertragreich angebaut werden können.<br />

Der Goldene Reis oder auch Vitamin-A-Reis genannt, hat große<br />

Schlagzeilen gemacht. Genbehandelt soll er genug Vitamin-A<br />

liefern, so dass er sich zur Prävention von Anämie und Blindheit<br />

eignet. Vitamin-A-Mangelerscheinungen sind ein großes<br />

Problem in Ländern des Südens.<br />

Ab dem Jahr 2005 soll der Reis laut Hersteller zur Verfügung<br />

stehen. Bis heute wurden noch keine Studien zu den sozioökonomischen,<br />

ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen<br />

veröffentlicht. Klar ist auch <strong>nicht</strong>, ob die gentechnisch<br />

veränderten Eigenschaften des Goldenen Reis stabil sind oder<br />

ob sie durch die unterschiedlichen Umweltfaktoren neutralisiert<br />

werden. Um den Tagesbedarf von Vitamin A zu decken,<br />

müsste eine er<strong>wachsen</strong>e Frau neun Kilo gekochten Reis essen<br />

(Berechnungen nach Greenpeace, www.greenpeace.de,<br />

Golden Rice). Zum Beispiel reicht ½ Teelöffel rohes Palmöl,<br />

das fast überall verfügbar ist, zur Verhinderung von Vitamin-<br />

A-Mangelerscheinungen.<br />

Viele Fragen bleiben offen.<br />

Fairer Reis<br />

Immer wieder versuchen multinationale Konzerne Patentrechte<br />

zu beanspruchen und sich damit mehr Marktanteile zu<br />

sichern. Ein Beispiel: Die amerikanische US Grain Corporation<br />

konnte den Gencode von Basmati-Reis entschlüsseln. Mit dem<br />

Patent auf Basmati-Reis hätten die Bauern in Indien, die diesen<br />

Reis seit Generationen anbauen, für Anbau, Nachzucht von<br />

Saat und Export Gebühren zahlen müssen. Internationale<br />

Bauern- und Entwicklungsorganisationen konnten sich erfolgreich<br />

durch Klage vor einem amerikanischen Handelsgericht<br />

wehren.<br />

Trotz erfolgreichem Anbau leben viele Reisbauern in großer<br />

Armut. Ihre Ernte müssen sie oft an Zwischenhändlern verkaufen,<br />

die schlechte Preise zahlen und für Kredite überhöhte<br />

Zinsen verlangen.<br />

In manchen Ländern haben sich Reisbauern zu Kooperationen<br />

zusammengeschlossen. Die Handelsorganisation Gepa und<br />

Fair Trade zahlen den Produzent/-innen einen angemessenen<br />

Preis für den Reis. Dadurch haben die Bauern und Bäuerinnen<br />

ein sicheres Einkommen, ein Leben in Würde und Schutz für die<br />

Umwelt. Fairer Handel setzt sich für einen fairen Preis für das<br />

Produkt, Kontinuität in der Zusammenarbeit, menschenwürdige<br />

Arbeitsbedingungen, soziale Absicherung und Beratung ein.<br />

Faire Produkte, wie zum Beispiel Basmati-Reis, sind in Eine-<br />

Welt-Läden und in ausgewählten Supermärkten zu bekommen.

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