Anja Ebert Die Musikindustrie im Wandel: Untergang oder Chance?

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Im September 2000 traf Fanning auf Thomas Middelhoff, den Vorsitzenden der Bertelsmann AG. Zu dieser Zeit war die Plattform Napster gerade einmal 18 Monate alt und hatte eine weltweite Anhängerschaft von 38 Millionen Nutzern. 102 Das Unternehmen wurde zum damaligen Zeitpunkt mit Urheberrechtsklagen überzogen. Die Musikbranche forderte für jeden über Napster illegal getauschten Song 100.000 US-Dollar Schadenersatz. 103 Middelhoff wollte die Gelegenheit nutzen, um das Angebot zu legalisieren. Die Musikrechte sämtlicher Plattenfirmen sollten, unter gleichzeitiger Nutzung der riesigen Community-Struktur, legal im Abonnement vertrieben werden. Im Gegenzug erhielt Napster ein Darlehen in Höhe von 50 Millionen US-Dollar. Doch die Tauschbörse wurde weiterhin mit Klagen überhäuft. 2001 sollten unberechtigt angebotene Titel aus dem Angebot herausgefiltert werden – es folgte eine Sperrung von 1,3 Millionen Dateien. Zu dieser Zeit bekam Napster bereits Konkurrenz von alternativen Angeboten, wie Gnutella oder Morpheus. 104 Schließlich musste Napster sich dem Druck beugen und am 1. Juli 2001 – zu diesem Zeitpunkt hatte das Netzwerk eine Reichweite von etwa zehn Prozent allein in Deutschland – schaltete die Firma den zentralen Suchindex ab. 105 Middelhoff versuchte dennoch die Tauschbörse zu reanimieren, doch die Majorlabels verweigerten vehement ihre Rechte. 2002 meldete Napster Konkurs an – der Traum eines legalen, globalen Musikvertriebes über das Internet war geplatzt. Mittlerweile gibt es Napster wieder als legale, kostenpflichtige Downloadplattform. Mit dem Ursprungsnetzwerk hat diese jedoch nichts mehr gemeinsam. 3.3.2 Napsters Erben – KaZaA 106 , Gnutella 107 und Co. Während Napster in einen riesigen Rechtsstreit mit der Musikbranche verwickelt war, fand sich eine Reihe von Nachahmern, die ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgten. Plattformen wie KaZaA, Morpheus 108 , Audiogalaxy 109 oder Aimster 110 stellten die Software zur 102 Ingram, Mike: Online-Musiktauschbörse Napster bildet strategische Allianz mit Mediengigant Bertelsmann, World Socialist Web Site vom 09.11.2000 http://www.wsws.org/de/2000/nov2000/naps-n09.shtml, 05.03.2010 103 Röttgers 2003, S. 22 104 siehe 3.3.2 Napsters Erben 105 Renner 2004, S. 157 106 http://www.kazaa.com/de/, 05.03.2010 107 http://p2p.at-web.de/gnutella.htm, 05.03.2010 108 http://p2p.at-web.de/morpheus.htm, 05.03.2010 109 http://www.audiogalaxy.com/, 05.03.2010 110 Aimster heißt jetzt Madster 29

Verfügung, die dann für den direkten Austausch unter den Musikfreunden genutzt wurde. Der Vorteil dieser semi-dezentralen Tauschbörsen liegt auf der Hand: Sie selbst müssen weder ein umfangreiches Dateiarchiv, noch eine technische Infrastruktur für den Datenverkehr bereitstellen. Die Technologie basierte auf dem „FastTrack“-Prinzip. 111 Haupteinnahmequelle der Plattformen war und ist die Werbung. Natürlich gibt es einen großen Nachteil, denn die Internetfirma hat keinerlei Verfügungsmacht über die getauschten Dateien. Somit kann nicht kontrolliert werden, ob sich illegale Files im Angebot befinden. Auf der anderen Seite entstanden File-Sharing-Plattformen, die vollkommen dezentral funktionierten, sprich ohne zentralen Server auskommen. Gnutella oder FreeNet 112 boten lediglich die Tauschsoftware zum freien Download an. Somit sind diese Netzwerke weitgehend vor rechtlichen Zugriffen geschützt, da sich keine eingetragene Firma identifizieren lässt. Das kommerzielle Interesse der Tauschbörsen ist folglich gleich Null. Diese Systeme sind leicht verwundbar, denn die meisten Nutzer haben zwar die Software auf dem eigenen PC um sich Files zu herunter zu laden, sind aber nicht bereit, selbst Daten zur Verfügung zu stellen. 3.3.3 BitTorrent 113 , Rapidshare 114 und Co. Neben den gerade genannten File-Sharing-Systemen kristallisierte sich ein weiteres heraus. Sein Name: BitTorrent. Dieses Netzwerk machte es sich zur Aufgabe, größere Datenmengen „(…) ab 100 Megabyte zwischen sich selbst organisierenden autarken Netzwerken zu tauschen“ 115 . Im Gegensatz zu den anderen Downloadverfahren liegt die Datenlast nicht auf einem zentralen Server, sondern es werden die Upload Kapazitäten der anderen Benutzer mitgenutzt. Ein übergreifendes File-Sharing-Netzwerk gibt es nicht. Für jede Datei wird quasi ein neues Verteilnetz aufgebaut, das die Datei stückweise in zufälliger Reihenfolge untereinander austauscht, anstatt sie komplett zu laden. So gelingt es, große Datenmengen über das System schneller zu tauschen. Dieses Verfahren erleichtert dementsprechend auch ein illegales „Ziehen“ und Tauschen von Filmen und Musik. 111 FastTrack ist ein semi-dezentrales Peer-to-Peer-Netzwerkprotokoll, das von Filesharing- Programmen wie KaZaA und MLDonkey genutzt wird. 112 http://p2p.at-web.de/freenet.htm, 05.03.2010 113 http://www.bittorrent.net/, 05.03.2010 114 http://rapidshare.com/, 05.03.2010 115 http://www.emule-mods.de/bittorrent/, 05.03.2010 30

Verfügung, die dann für den direkten Austausch unter den Musikfreunden<br />

genutzt wurde. Der Vorteil dieser semi-dezentralen<br />

Tauschbörsen liegt auf der Hand: Sie selbst müssen weder ein umfangreiches<br />

Dateiarchiv, noch eine technische Infrastruktur für den<br />

Datenverkehr bereitstellen. <strong>Die</strong> Technologie basierte auf dem<br />

„FastTrack“-Prinzip. 111 Haupteinnahmequelle der Plattformen war und<br />

ist die Werbung. Natürlich gibt es einen großen Nachteil, denn die<br />

Internetfirma hat keinerlei Verfügungsmacht über die getauschten<br />

Dateien. Somit kann nicht kontrolliert werden, ob sich illegale Files <strong>im</strong><br />

Angebot befinden.<br />

Auf der anderen Seite entstanden File-Sharing-Plattformen, die<br />

vollkommen dezentral funktionierten, sprich ohne zentralen Server<br />

auskommen. Gnutella <strong>oder</strong> FreeNet 112 boten lediglich die Tauschsoftware<br />

zum freien Download an. Somit sind diese Netzwerke weitgehend<br />

vor rechtlichen Zugriffen geschützt, da sich keine eingetragene<br />

Firma identifizieren lässt. Das kommerzielle Interesse der<br />

Tauschbörsen ist folglich gleich Null. <strong>Die</strong>se Systeme sind leicht verwundbar,<br />

denn die meisten Nutzer haben zwar die Software auf dem<br />

eigenen PC um sich Files zu herunter zu laden, sind aber nicht bereit,<br />

selbst Daten zur Verfügung zu stellen.<br />

3.3.3 BitTorrent 113 , Rapidshare 114 und Co.<br />

Neben den gerade genannten File-Sharing-Systemen kristallisierte<br />

sich ein weiteres heraus. Sein Name: BitTorrent. <strong>Die</strong>ses Netzwerk<br />

machte es sich zur Aufgabe, größere Datenmengen „(…) ab 100 Megabyte<br />

zwischen sich selbst organisierenden autarken Netzwerken zu tauschen“<br />

115 . Im Gegensatz zu den anderen Downloadverfahren liegt die<br />

Datenlast nicht auf einem zentralen Server, sondern es werden die<br />

Upload Kapazitäten der anderen Benutzer mitgenutzt. Ein übergreifendes<br />

File-Sharing-Netzwerk gibt es nicht. Für jede Datei wird quasi<br />

ein neues Verteilnetz aufgebaut, das die Datei stückweise in zufälliger<br />

Reihenfolge untereinander austauscht, anstatt sie komplett zu<br />

laden. So gelingt es, große Datenmengen über das System schneller<br />

zu tauschen. <strong>Die</strong>ses Verfahren erleichtert dementsprechend auch ein<br />

illegales „Ziehen“ und Tauschen von Filmen und Musik.<br />

111<br />

FastTrack ist ein semi-dezentrales Peer-to-Peer-Netzwerkprotokoll, das von Filesharing-<br />

Programmen wie KaZaA und MLDonkey genutzt wird.<br />

112<br />

http://p2p.at-web.de/freenet.htm, 05.03.2010<br />

113<br />

http://www.bittorrent.net/, 05.03.2010<br />

114<br />

http://rapidshare.com/, 05.03.2010<br />

115<br />

http://www.emule-mods.de/bittorrent/, 05.03.2010<br />

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