Anja Ebert Die Musikindustrie im Wandel: Untergang oder Chance?
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Hauptzielgruppe der in den 50er und 60er Jahren entstehenden Unterhaltungskonzerne,<br />
welche Musikverlage, Radiosender, Plattenfirmen<br />
und Presswerke unter einem Dach vereinten. Außerdem entwickelte<br />
sich aus dem Zusammenspiel zwischen Radio und Plattenfirmen<br />
ein wesentlicher Motivator der <strong>Musikindustrie</strong>: das Chartsystem.<br />
<strong>Die</strong> Plattenfirmen orientierten ihr Angebot an dem, was in die Hitparaden<br />
gelangte und Verkaufspotential versprach. <strong>Die</strong> meisten Sender<br />
machten die Charts zur Grundlage ihrer Programmplanung. Gleichzeitig<br />
wuchsen die Nischensparten in die Breite, wodurch neue Repertoires<br />
wie Soul <strong>oder</strong> Country Music entstanden.<br />
<strong>Die</strong> stetige Wachstumsphase der <strong>Musikindustrie</strong> fand 1979 ein<br />
jähes Ende. Innerhalb eines Jahres fiel der Umsatz um elf Prozent. 13<br />
Mit der Einführung der CD als erstes digitales Medium 1983 begann<br />
sich das Geschäft wieder zu erholen und die erneute Vermarktung<br />
des bereits vorhandenen Musikgutes in digitaler Form ermöglichte<br />
enorme Gewinne. Da das Geschäft mit Popmusik verstärkt auf das<br />
„Hit-Prinzip“ baute, versuchte man mit Hilfe von Talentwettbewerben<br />
herauszufinden, was der Konsument als Nächstes hören wollte.<br />
Nachfolger dieser Talentwettbewerbe sind Castingshows wie<br />
„Deutschland sucht den Superstar“. <strong>Die</strong>se verkaufen ihren Konsumenten<br />
nicht nur das fertige Produkt, sondern vermarkten auch den<br />
Prozess der Marktforschung: Eine Jury <strong>oder</strong> die Zuschauer selbst<br />
entscheiden etwa per Telefon, wer von den Kandidaten das größte<br />
Potenzial für eine Künstlerkarriere mitbringt. 14<br />
Seit Anfang der 90er Jahre beklagen die großen Musikkonzerne 15<br />
dramatische Umsatzeinbrüche, welche durch verschiedene Ursachen<br />
herbeigeführt wurden. Nicht nur das Hit-orientierte Geschäftsmodell<br />
der Plattenfirmen steht vor dem Scheitern. Es haben sich<br />
auch die Konsum- und Lebensgewohnheiten radikal verändert. Musik<br />
konkurriert bei den Jugendlichen mittlerweile mit DVDs, Computerspielen<br />
und Internetnutzung um die begrenzten Finanz- und Freizeitbudgets.<br />
<strong>Die</strong> Möglichkeiten, Musik auf selbst gebrannten CDs <strong>oder</strong><br />
aus dem Internet kostenlos und in der gleichen Qualität wie sie die<br />
13 Tschmuck, Peter: <strong>Die</strong> Rezession in der <strong>Musikindustrie</strong>, 25.06.2009<br />
http://musikwirtschaftsforschung.wordpress.com/2009/06/25/die-rezession-in-dermusikindustrie-eine-ursachenanalyse/,<br />
05.03.2010<br />
14 Der größte Teil der Gewinne speiste sich aus den Werbeeinnahmen, den so genannten<br />
Telefonmehrwertdiensten und dem Merchandising mit T-Shirts, Aufklebern <strong>oder</strong> Magazinen<br />
– die CDs, die mit den Teilnehmern produziert wurden, waren wirtschaftlich gesehen nur<br />
noch Verkaufshilfen und Nebengeschäft.<br />
15 Dazu gehören Sony Music Entertainment, Universal Music Group, EMI und Warner Music<br />
Group.<br />
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