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Mitteilungsblatt 1-2005 - BAG Bau Holz Farbe

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Matthias SchönbeckErfahrungstransfer in der praktischenBerufsausbildungBerufliche Handlungskompetenzkonstituiert sich in der <strong>Bau</strong>wirtschaftdurch den situativen <strong>Bau</strong>stellenprozess.„Gerade dieStandortabhängigkeit des <strong>Bau</strong>werkesund seine Unikalität erfordernvom <strong>Bau</strong>arbeiter die Fähigkeit,situationsbezogen und sehrflexibel zu handeln. […] Vom ausgebildeten<strong>Bau</strong>arbeiter wird daherdie Fähigkeit erwartet, die angeeignetenRegeln situativ anzuwenden.Eine solche beruflicheHandlungskompetenz, bestehtalso in einem Können, erworbeneKenntnisse und Verhaltensmusterunter immer wieder veränderten[…] Bedingungen selbständiganzuwenden“ (BLOY 2004, 43f.)20 <strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> 01/<strong>2005</strong>Die Lern- und Tätigkeitsbeschreibungender Ausbildungsordnungund des Rahmenlehrplans resultierenaus berufsbezogenen Anforderungen,die sich aus der baupraktischenTätigkeit ergeben undzudem wissenschaftlich untersuchtund reflektiert werden. Erkenntnisseaus Wissenschaftsgebieten undihren zugeordneten Bereichen, wieder <strong>Bau</strong>physik, <strong>Bau</strong>konstruktion,<strong>Bau</strong>stoffkunde, <strong>Holz</strong>bau, Stahlbau,Massivbau, Darstellungslehre,Mathematik, Informatik, <strong>Bau</strong>verfahren,Ökonomie usw. werdendidaktisch reduziert und sind alswissenschaftlich fundiertes WissenBestandteil beruflicher Handlungskompetenz.Zur fachlichen Ausführungvon <strong>Bau</strong>leistungen sind beruflicheKompetenzen aus den o.g.Gebieten notwendig, die nichtallein durch einfache Wissensvermittlungausgebildet werden können,sondern ebenso auf Erfahrungsprozessenberuhen. Nichtzuletzt aufgrund des hohen Anteilsan informellen Lernprozessen (vgl.DEHNBOSTEL 2003), wird der Erfahrungin beruflicher Aus- undWeiterbildung ein hoher Stellenwertzugewiesen. Es kann sich umErfahrungen in der Anwendungbestimmter Arbeitsmethoden, umsoziale Erfahrungen mit Facharbeitenoder persönliche Erfahrungenhandeln. Aufgabe der Berufsbildungmuss es daher sein,derartige Erfahrungsprozesse zuintegrieren.Das Ziel dieses Beitrages ist es,am Beispiel gewerblicher Erstausbildungaufzuzeigen, wie es gelingenkann, derartige Erfahrungsprozessezwischen Ausbildern undAuszubildenden zu unterstützen.AusbildungspersonalGrundlage für die bei der Unterweisungvon Auszubildenden angewendetenMethoden bildenberufs- und arbeitspädagogischeKompetenzen der Ausbilder, diederzeit formell während der Meisterausbildung(IV. Teil der Meisterprüfungsverordnung)oder nacheiner bestandenen Ausbildereignungsprüfungerworben werden.Im <strong>Bau</strong>stellenprozess werdenviele Bereiche der Ausbildungallerdings nicht vom geschultenPersonal bedient. LEIDNER (2001)stellte bei einer Untersuchung fest,dass im verarbeitenden Gewerbevorwiegend nebenberufliche Ausbilder,das sind Mitarbeiter die„keine formale Ausbilderqualifikation“(S. 11) besitzen, weite Teileberufspraktischer Ausbildung sichern.Aus eigenen Erfahrungenkann der Verfasser diese Feststellungfür den <strong>Bau</strong>stellenprozessbestätigen. Viele Auszubildendelernen die pädagogischen Kompetenzenihres Meisters – der meistauch in Klein- und Kleinstunternehmenzugleich Firmenbesitzerist – nicht kennen, obwohl er häufigder einzige im Unternehmen ist,der eine derartige formelle Qualifikationnachweisen kann. Formalist die Ausbildung hierdurch nichtgesichert und eine derartige Praxisbirgt die Gefahr, EntwicklungsprozesseJugendlicher zu missachten.„Die Rolle des Auszubildendenals Lernender wird von dennebenberuflichen Ausbildern zumeistnicht wahrgenommen, siebetrachten ihn stattdessen alsmehr oder weniger vollwertigeArbeitskraft“ (ebd.).AusbildungsmethodenAber auch wenn Ausbilder eineformell-pädagogische Qualifikationnachweisen, ist damit nicht gewährleistet,dass eingesetzte Methodenden Auszubildenden undihrem Tätigkeitsniveau immer angemessensind. Nicht selten beschränkensich praktische Unterweisungenim <strong>Bau</strong>stellenprozessüber den gesamten zeitlichenAusbildungsrahmen auf Beistelllehreoder Zwei-Stufen-Methode.Sie dominieren auch heute in vielenGewerken und sind als klassischeForm der Berufsausbildungim <strong>Bau</strong>handwerk nicht wegzudenken.Diesen Methoden liegt dasBeobachten von Arbeitsschritten,Arbeitstechniken und Arbeitsweisenzu Grunde. Lernende verfolgenentsprechende Tätigkeiten derAusbilder, rekonstruieren sie gedanklichund geben sie auf Grundlageihrer persönlichen Fähigkeitenund Fertigkeiten wieder.Ausbilder können diesen Prozesssteuern, indem sie bestimmte Defizitedurch wiederholtes Vormachenaufzeigen und Jugendlicheauffordern, ihre Fertigkeiten anzugleichen.Eine Erweiterung dieses dualenProzesses (Vormachen – Nachmachen)besteht in der Vier-Stufen-Methode (Vorbereitung –Vormachen – Nachmachen – Ü-ben) (REFA 1989). Zu Beginn derUnterweisung erläutert der AusbilderZiel, Zweck und Vorgehensweiseder Übung. Auszubildendekönnen sich einen ersten Überblickverschaffen und rückwirkendFragen zur Übung stellen. Danachbeginnt die Übung adäquat derZwei-Stufen-Methode, die amEnde durch das vertiefte und v.a.selbstständige Üben der Auszubildendenabgeschlossen wird.Die Grenzen dieser „schematisiertenLernvorgänge“ (SCHURER(1984), zit.: BURCHARDT 1991,354) können nicht bestritten werden.Aufgrund hingeführter, abgeschauter,angeeigneter und verfestigterFertigkeiten zielen dieMethoden auf geführtes Nachmachenund vernachlässigen dieFörderung fachübergreifenderKompetenzen, wie sie z.B. mitHilfe der Leittext-Methode (s.u.)besser erreicht werden können.

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