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Mitteilungsblatt 1-2005 - BAG Bau Holz Farbe

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nicht damit zu rechnen, dass siedie Beschichter nach Absolvierender Ausbildung einstellen werden.Ansatzpunkte zur KritikIm Folgenden werden einige problematischePunkte herausgestellt,die mit der zweijährigen Ausbildungzum <strong>Bau</strong>ten- und Objektbeschichterzusammenhängen.- Es wird unterstellt, dass eineVerkürzung der Ausbildung um dieFachstufe im dritten Lehrjahr denErfolg verbessert und damit auchAbbrecherquoten vermindert werden.Dies ist nicht plausibel, daJugendliche mit erheblichen LernundSozialisationsschwierigkeitengenerell eine Verlängerung derAusbildungszeit benötigen, um diegleichen Anforderungen bewältigenzu können wie Auszubildendeohne auffällige Probleme. Wiedurch Modellversuche des Bundesinstitutsfür Berufsbildung(BIBB 1985) und durch andereProjekte bereits in den 1980erJahren bewiesen wurde, benötigenJugendliche mit schlechtenAusbildungsvoraussetzungen einezusätzliche pädagogische, ggf.auch psychologische Ausbildungsbegleitungund zusätzlichenausbildungsbegleitenden Unterricht.Diese Leistungen werden inden meisten der Einrichtungen, indenen entsprechende Maßnahmendurchgeführt werden, auchangeboten. Aus der Sicht der Betriebesind derartige Aktivitätenvermutlich nicht leistbar, spezielleUnterstützungsprogramme sindvom Arbeitsamt nicht vorgesehen.Dies wird allerdings nicht als vorrangigerGrund für die Ablehnungvon Ausbildungsverträgen zumBeschichter angegeben.- Die Durchlässigkeit innerhalb derStufenausbildung vom Beruf desBeschichters zum Maler und Lackiererist nicht hinreichend geregelt.Nur ausnahmsweise wird eseinem gelernten Beschichter gelingeneinen Betrieb zu finden, indem er nach einem weiteren Jahreine reguläre Gesellenprüfung alsMaler und Lackierer ablegen kann.- Es ist mehr als fraglich, ob dieneue Stufenausbildung ein Lösungsmodellfür die aktuelle Ausbildungskrisesein kann, wie dies18 <strong>Mitteilungsblatt</strong> <strong>BAG</strong> 01/<strong>2005</strong>beispielsweise während des Mangelsan Ausbildungsplätzen in den1980er Jahren propagiert wurde.Es ist offensichtlich, dass die Betriebekeine weiteren Auszubildendeneinstellen, auch wenn es'nur' für die Zeit von zwei Jahrenist und die Ausbildungsvergütungder angehenden Beschichter unterderjenigen für angehende Malerund Lackierer liegt. Über den genauenProzentsatz wird aktuellnoch verhandelt.Maßnahmen, wie der neu geschaffeneBeruf des <strong>Bau</strong>ten- und Objektbeschichtersfür Jugendliche,die meist über keinen qualifiziertenHauptschulabschluss verfügenund Schwierigkeiten haben, einenAusbildungsplatz zu bekommen,werden vielfach aus arbeitsmarktpolitischenErwägungen getroffen,die durch das Motto 'Hauptsacheweg von der Straße' gekennzeichnetsind. Doch reicht dies als Begründungfür einen neuen Bildungsgang,der die Jugendlichenvermutlich in eine Sackgasseführt, nicht aus, insbesonderenicht für benachteiligte Jugendlichemit ohnehin schlechterenAusbildungschancen. Auf dieseWeise wird vielmehr das Selektionsprinzipdes allgemein bildendenSchulwesens in die Berufsbildunghinein verlängert, dieunzureichende Förderung benachteiligterJugendlicher, wie sie dieErgebnisse der PISA-Studie zeigen,wird fortgesetzt.Resümee und AusblickDie neuen Ordnungsmittel für dasMaler- und Lackiererhandwerk,d.h. die neue Ausbildungsordnung,die neuen Rahmenlehrpläne undneue Richtlinien für die überbetrieblicheUnterweisung sind mitBlick auf die Förderung von Handlungskompetenzund auf die Orientierungam Arbeitsprozessgrundsätzlich als ein Fortschritt inRichtung auf eine Modernisierungder Beruflichen Bildung zu bewerten.Aus dem Modellversuch LoKin Hennef sind insbesondere dieintegrierten Zwischen- und Abschlussprüfungenals positiverWeg hervorgegangen.Die Einführung der zweijährigenAusbildung zum <strong>Bau</strong>ten- und Objektbeschichterist hingegen alsproblematisch zu sehen vor demHintergrund von Erkenntnissen,die bereits in den 1980er Jahrengewonnen wurden. Es bleibt abzuwarten,welche Entwicklung derneue Ausbildungsberuf in dennächsten Jahren nehmen wird.Wünschenswert ist eine Evaluationder Stufenausbildung in denBetrieben, in der Berufsschule undin den Überbetrieblichen Ausbildungsstättenzur Umsetzung derNeuordnung im Maler- und Lackiererhandwerk,in der auch die Ausbildungzum <strong>Bau</strong>ten- und Objektbeschichterberücksichtigt wirdund damit ein Augenmerk auf sogenannte benachteiligte Auszubildendezu richten, die allzu häufignur am Rande Beachtung finden.LiteraturHAUPTVERBAND FARBE GE-STALTUNG BAUTENSCHUTZ(Hrsg.) (2003): Das neue Lernen.Die Lernfelddidaktik für Maler undLackierer. TroisdorfBUNDESMINISTERIUM FÜRBILDUNG UND FORSCHUNG(BMBF) (2004): Berufsbildungsbericht2004.www.bmbf.de/pub/bbb_2004.pdf.BIBB (1985): Forschungsergebnisseund Empfehlungen zur Verbesserungder beruflichen Bildungbenachteiligter Personengruppen.Berlin

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