André Hellers „Giardino botanico” - i-mag.tv

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Garten
Fotos: Drahomira Hampl
„Was bedeutet Ihnen der Garten im
Alltag?“
„Morgens, wenn der Garten noch
feucht ist, gehe ich malen, und während
meine Bilder trocknen, gehe ich durch
den Garten, und wenn mich etwas stört,
dann bücke ich mich, um es zu entfernen,
also ertüchtige ich mich auch körperlich
– das heißt, ich brauche kein
Krafttraining... Ich weiß, wie ich bin,
und wissen Sie, die Langeweile ist meiner
Meinung nach der große Feind der
Menschheit, und bevor Sie kommt...“
Vetere lächelt. „Verstehen Sie?“
„Ich verstehe. Und was bedeutet Ihnen
der Garten als Künstler?“
„Beim Malen im Garten bin ich von
vielen Farben umgeben. Das Gefährliche
an der künstlerischen Arbeit ist jedoch,
dass man dabei abhebt. Und der Garten
holt mich zurück auf den Boden. Er ist
mein Fundament auf der Erde.“
„Sie sprachen vorhin von Dankbarkeit...?“
Von meinem Vater habe ich gelernt, zuerst
einen guten Boden vorzubereiten,
dann kommt das Saatgut, und später
trägt die Arbeit Früchte – allerdings nicht
immer. Und wenn ich anderen meine
Früchte anbiete, liegt es an ihnen, ob sie
sie wollen oder nicht. Ich bin dankbar,
dass ich so gesund bin, und für das, was
ich als Künstler erreicht habe. Deshalb
versuche ich, den Menschen etwas zu
geben; etwas zu machen, das sie annehmen
können, ohne dass ich etwas von
ihnen will.
Ich freue mich, wenn Leute hier vorbeikommen,
und es kommen eine ganze
Menge, auch ältere. Sie entdecken beim
Spazierengehen eine Skulptur und merken,
sie ist hier selbstverständlich, ein
Teil des Ganzen, weil sie nicht auf einem
Sockel steht. Auf diese Weise lernen sie,
was Kunst ist. Denn die meisten denken
doch: ‚Wer weiß schon, was Kunst ist?‘ Ich wiederum lerne von
dem Blick, den die Leute auf die Dinge haben, und so bereichern
wir uns gegenseitig.“
„Dass man sich hier eingeladen fühlen darf, sieht man nicht
zuletzt daran, dass Sie keinen Eintritt nehmen.“
„Hier muss man nichts bezahlen, und ich führe die Besucher
auch gern selbst durch den Garten. Mir ist wichtig, dass die
Menschen hier etwas entdecken. Vielleicht auch, dass sie
sehen, was ein Ausländer, ein so genannter ‚Gastarbeiter‘,
hier geschaffen hat. Ich will von niemandem Subventionen,
denn nicht jeder hat das Glück, das mir durch die Kunst zuteil
wird, und das gebe ich an andere weiter – zum Beispiel mit
Konzerten oder anderen Veranstaltungen.“
„Kann man sagen, der Garten ist Ihr Lebenswerk?“
„Ich möchte den Garten gestalten, nicht vollenden – das steht
nicht in meiner Macht. Ich würde aber gern noch eine Stiftung
gründen, um das alles hier zu erhalten. Das Tal meines Lebens
wird immer schmaler, und irgendwann übernimmt mich die
Natur wie sie es mit den Skulpturen macht, aber durch meine
Tochter wird mein Werk weiterleben, und die Arbeit war nicht
umsonst.“
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