Zurück zum AbsenderWährend sich E-Commerce weiter entwickelt, schafft esgleichzeitig ungeahnte Möglichkeiten für Postbetreiberauf der ganzen Welt. Verschiedene Kongress-Resolutionendrängen <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> dazu, grenzübergreifendenE-Commerce durch <strong>die</strong> Abschaffung von Wachstumsbarrieren,Anpassung bestehender Dienste und Erhöhungder Dienstqualität für Private und Unternehmen,insbesondere kleine und mittlere, weiterzuentwickeln.Damit sollen Postbetreiber dabei unterstützt werden,neue Kundenbedürfnisse abzudecken und bestehendeund zukünftige E-Commerce-Gelegenheiten zu nutzen.Eine der Prioritäten stellen <strong>die</strong> Rücksende<strong>die</strong>nstleistungendar, <strong>die</strong> es Kunden ermöglichen würden, ungewünschteWaren an Online-Händler zurückzusenden.Der Kongress legte <strong>die</strong>sbezüglich der <strong>UPU</strong> ans Herz,weiter an der Entwicklung eines Warenrücksende<strong>die</strong>nstesfür Paketpost zu arbeiten. Der Rat für Postbetrieb(POC) 2009–2012 legte bereits den Grundstein für <strong>die</strong>Schaffung einer solchen optionalen Dienstleistung undordnete eine Interim-Arbeitsgruppe für Paketpost an,welche <strong>die</strong> Arbeit zwischen dem Kongress und der erstenPOC-Tagung im April 2013 fortsetzen solle. Der Kongressverabschiedete <strong>die</strong> notwendigen Änderungen im<strong>UPU</strong>-Übereinkommen, damit sich der neue POC auf <strong>die</strong>Ausarbeitung der Einzelheiten für den Rücksende<strong>die</strong>nstund <strong>die</strong> Änderungen an den <strong>UPU</strong>-Paketpost-Richtlinienund verwandten Diensten konzentriert, um <strong>die</strong> betrieblichenProzesse und Abläufe zu optimieren.Joost Magielsen, Verantwortlicher des internationalenPostpaketnetzwerks bei PostNL, dem niederländischenPostbetreiber, leitet <strong>die</strong> Rücksendegruppe. SeinerEinschätzung zufolge wird der neue optionale Dienstkaum am 1. Januar 2014, wenn das aktualisierte <strong>UPU</strong>-Übereinkommen und entsprechende Richtlinien imAnschluss an den Kongress in Kraft treten, einsatzbereitsein. Er hofft, dass <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> sich bereits bestehende Systemeund Entwicklungen zu Nutze machen kann, um soeffizient wie möglich voranzukommen. «Der neueDienst muss auf internationaler Ebene verschiedeneHerausforderungen wie Erschwinglichkeit, Nachverfolgbarkeitund vorrangige Behandlung meistern», erklärter. Die <strong>UPU</strong> muss ein transparentes Verrechnungssystementwickeln, das erschwingliche und wettbewerbsfähigeregionale Lufttransportkosten garantiert, einen Auslandtarifschaffen, der <strong>die</strong> Kosten der Empfängerpostdeckt, und <strong>die</strong> neue Dienstleistung mit den Zollbehördenkoordinieren, damit eine reibungslose Abfertigungder retournierten Waren an der Grenze sichergestellt ist.Um <strong>die</strong>sen Herausforderungen gerecht zu werden,wird <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> eng mit Einrichtungen zusammenarbeitenwie der International Post Corporation, der EMS-Kooperativeund der Kahala Post Group, <strong>die</strong> bereits Rücksendelösungenbetreiben oder testen. Eine Zusammenlegung<strong>die</strong>ser Aktivitäten werde Entwicklungs- und Wartungskostensparen sowie <strong>die</strong> Dynamik schaffen, <strong>die</strong>Produkteinführungszeit für den neuen Service zu reduzierenund Fristen einzuhalten, fügt Magielsen hinzu.Der Briefpostbereich wird ebenfalls überprüft, da <strong>die</strong><strong>UPU</strong> versucht, einen effizienten und wettbewerbsfähigenWarenrücksendungs<strong>die</strong>nst für leichte und schwerereSendungen zu entwickeln.Den Statistiken der <strong>UPU</strong> für das Jahr 2011 zufolgebetrug <strong>die</strong> Anzahl international abgefertigter Pakete58 Millionen Stück. Seit 2006 verzeichnete <strong>die</strong>serGeschäftsbereich ein jährliches Wachstum von 5,3%und <strong>die</strong> Tendenz steigt. Die britische Interactive Mediain Retail Group erwartet, dass der Gesamtumsatz deselektronischen Handels im Segment Business-to-Consumer,der im Jahr 2011 geschätzte 690 Milliarden EUR(887 Milliarden USD) betrug, 2013 <strong>die</strong> Billionen-Markeüberschreiten wird. RLQualität im MittelpunktEntscheidend für den Inhalt des Arbeitszyklus 2013–2016 war <strong>die</strong> Verabschiedung des neuen Vierjahresprogrammsder <strong>UPU</strong>, der Doha-Poststrategie. Die Mitgliedsstaatenbefürworteten den neuen Fahrplan, der imWesentlichen auf seinem Vorgänger beruht. Angesichtsder sich verändernden Marktbedingungen stellt <strong>die</strong> Strategieeine wichtige Leitlinie dar, welche <strong>die</strong> Postbetreiberbei der Modernisierung und Entwicklung des Postnetzwerkesunterstützen soll.Die Tätigkeiten im neuen Zyklus werden an <strong>die</strong> vierHauptziele der Strategie angelehnt sein: Verbesserungder Interoperabilität des internationalen Postnetzwerks,<strong>Bereit</strong>stellung von technischem Know-how und Fachwissenüber den Postsektor, Anbieten von innovativenProdukten und Dienstleistungen (Entwicklung der physischen,finanziellen und elektronischen Aspekte desNetzwerkes) und das Fördern einer nachhaltigen Entwicklungdes Postsektors (einschliesslich Vergütungssysteme).Die <strong>Universal</strong> <strong>Postal</strong> Service Mission wurde angesichtsder sich verändernden Marktgegebenheiten undneuen Technologien mit breiter Zustimmung verabschiedet.Dem internationalen Handel verlieh man am Kongressmit der Annahme von Vorschlägen Auftrieb, mitdenen der Postsektor Unternehmen beim einfachengrenzüberschreitenden Warentransport stärker unterstützenkann. Die Mitgliedsstaaten verpflichteten sichzudem, Möglichkeiten zu untersuchen, wie der Postsektorbenachteiligte Menschen finanziell besser eingliedernkönnte, denen bisher der Zugang zu herkömmli12 · <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e 4/2012
Titelgeschichtechen Finanz<strong>die</strong>nstleistungen wie dem Bankwesen verwehrtblieb.An der ersten Minister-Konferenz der <strong>UPU</strong> am Kongresswar <strong>die</strong> Botschaft deutlich: Viele Regierungen setzensich für eine <strong>Zukunft</strong> der Post<strong>die</strong>nste ein und sindsich über <strong>die</strong> wichtige Rolle der Postbetreiber in dersozio-ökonomischen Entwicklung im Klaren. Über60 Abgeordnete waren anwesend und verfolgten imvollen Plenarsaal gespannt <strong>die</strong> Forumsdiskussionen. EineErklärung über <strong>die</strong> Bedeutung wirkungsvoller Adressierungssystemewurde von den Delegierten ebenfallsbegrüsst.Ehrgeizige ZieleDie Mitgliedsstaaten bestätigten erneut ihren Einsatz für<strong>die</strong> Verbesserung der Dienstqualität, <strong>die</strong> in den Gesprächenrege diskutiert wurde. Es wurde entschieden, dassder Prozentsatz an internationaler Priority-Briefpost mitZustellstandard J + 5 (am fünften Tag nach Aufgabe) bis2016 <strong>die</strong> 85-Prozentmarke erreichen sollte. Dieses Zielsoll im Laufe des kommenden Arbeitszyklus mit jährlichenSteigerungen schrittweise erreicht werden. Heuteliegt das Ziel bei 80%. Zudem wurde beschlossen, dass«der Standard und das Ziel für <strong>die</strong> internationale Priority-Briefpostfür jene Regionen und/oder Städte geltensollen, <strong>die</strong> für den internationalen Postaustausch imjeweiligen Mitgliedsstaat am wichtigsten sind».Dem Fonds zur Verbesserung der Dienstqualität(Quality of Service Fund, QSF), mit dem Projekte zur Verbesserungder Briefpostqualität der begünstigten Betreiberfinanziert werden, wurde eine Fristerstreckunggewährt. Die Mitglieder waren sich einig: Auch zehnJahre nach seiner Gründung werde eine Fortführung desFonds weiterhin Vorteile bringen. Die Frist zur Auflösungdes Qualitätsfonds wurde vom 31. Dezember 2016 aufden 31. Dezember 2020 verlängert.Die Kopplung des Fonds an <strong>die</strong> Endvergütungen –das Vergütungssystem für Postbetreiber – wurde erneutbestätigt. Dies bedeutet, dass der Fonds mit einem Teilder Endvergütungen gespeist wird.Das Global Monitoring System GMS erfuhr ebenfallsbreite Unterstützung. Das System überwacht mittelsRFID-Technologie <strong>die</strong> Servicequalität von Briefpostsendungen.Da GMS derzeit nur für <strong>die</strong> Qualitätsmessungfür eingehende Sendungen verwendet wird, wurdebeschlossen, GMS auf eine durchgehende Überwachungauszuweiten, um den Benutzerbedürfnissen besserzu entsprechen, und ein Gebührenmodell einzuführen.Weiter wurden Beschlüsse verabschiedet zur Sicherungder Finanzierung des <strong>UPU</strong> Notfall- und Solidaritäts-Fonds und zur Erweiterung des Angebots an gebührenfreienSendungen für Sehbehinderte.Neue FührungEin weiterer Höhepunkt des Kongresses war <strong>die</strong> Wahldes neuen Generaldirektors und stellvertretenden Generaldirektors,<strong>die</strong> im Januar 2013 ihr Amt antreten werden.Das spannende Rennen um das Amt des Generaldirektorsgewann schliesslich der Kenianer Bishar Husseinmit 87 Stimmen, sein Mitbewerber Serrana Bassiniaus Uruguay erhielt 72 Stimmen. Der Schweizer PascalClivaz entschied das Duell gegen den US-AmerikanerDennis Delahanty für sich und wurde zum Vize-Generaldirektorgewählt.Kurz nachdem der Kongress seine Tore geschlossenhatte, fanden <strong>die</strong> beiden Körperschaften der <strong>UPU</strong> – derRat für Postbetrieb und der Verwaltungsrat – zu ihrenersten Sitzungen zusammen. Eines der wichtigstenErgebnisse war <strong>die</strong> Verabschiedung von neuen Strukturenfür beide Organe. Die Veränderungen innerhalb desRPB sind tiefgreifender: Es wurden neue Komitees für<strong>die</strong> Bereiche Lieferkettenintegration und E-Servicesgeschaffen. Ein neu eingerichtetes Komitee für physischeDienste beschäftigt sich mit Vergütungen undDienstqualität in den Bereichen Paket- und Briefpost. FM