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Bereit für die Zukunft - UPU - Universal Postal Union

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<strong>UPU</strong>, eine Sonderorganisationder Vereinten NationenDezember 2012 Nr. 4InhaltsverzeichnisTitelgeschichteTakt für neuen Arbeitszyklus vorgegebenEine Zusammenfassung der wichtigsten Entscheidungen,<strong>die</strong> am Kongress 2012 in Doha getroffen wurden 8Der Postsektor im Vormarsch seit 1875Interviewmit dem neuenGeneralsekretärBeschleunigtePaketnachforschungFeature<strong>UPU</strong>-Körperschaften in neuem GewandDer Rat für Postbetrieb und der Verwaltungsrat wurden neu strukturiert 14Minister brechen eine Lanze für <strong>die</strong> PostDas Postnetz findet Unterstützung auf höchster Ministerebene 16Länder bekräftigen ihre guten AbsichtenEine Erklärung zeigt, dass das Thema Adressierung immer noch aktuell ist 19Das Geheimnis der Blauen MauritiusWas <strong>die</strong> Blaue Mauritius zur wertvollsten Briefmarke der Welt macht 26IBIS beschleunigt PaketnachforschungenDas Online-System erleichtert das Auff inden verloren gegangener Paketsendungen 29<strong>Bereit</strong> für<strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong>Titelbild:gettyimages.com(Tsim Sha Tsui, Hongkong)InterviewIn guten HändenBishar Hussein, der neugewählte <strong>UPU</strong>-Generaldirektor,spricht über seine Führungsstrategie 20Fünf MinutenBekanntes Gesicht, neues BüroPascal Clivaz über seine neue Funktion als Stellvertretender Generaldirektor der <strong>UPU</strong> 24RubrikenIn Kürze 4Leitartikel 5Umschau 30Dezember2012<strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e ist <strong>die</strong> renommierte Publikation des Weltpostvereins.Das seit 1875 in sieben Sprachen erscheinende Magazin berichtet über<strong>die</strong> Aktivitäten des Weltpostvereins sowie über Geschehnisse und Entwicklungenim weltweiten Postsektor. <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e enthält sorgfältigrecherchierte Berichte über wichtige und aktuelle Themen, <strong>die</strong> denPostsektor betreffen, sowie Interviews mit führenden Persönlichkeitenaus der Welt der Post. Die in Farbe erscheinende Publikation wird an<strong>die</strong> Postbetreiber in den 192 Mitgliedländern verteilt und <strong>die</strong>nt einflussreichen Entscheidungsträgern als wichtige Informationsquelle.<strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e erscheint auch in englischer, französischer, arabischer,chinesischer, russischer und spanischer Sprache.Leiter Communication Programme: Rhéal LeBlanc (RL)Chefredakteurin: Faryal Mirza (FM)Beiträge: Jérôme Deutschmann (JD), Jenifer Fenton (JF),Christina Maria Paschyn (CMP), Ruby Pratka (RP), Kayla Redstone (KR),Julian Ryall (JR)Übersetzung: Michael und Bastiaan Visser, Winterthur, SchweizFotograf ie: Nawras AlfawalGrafische Gestaltung: Die Gestalter, St. Gallen, SchweizDruck: Weltpostverein, Bern, SchweizRedaktionssekretärin: Gisèle CoronAbonnements: publications@upu.intAnzeigen: faryal.mirza@upu.intDie <strong>UPU</strong> empfiehlt weder Produkte oder Dienstleistungen von Drittanbieternnoch gewährleistet sie <strong>die</strong> Richtigkeit von Aussagen derselben.Diese Publikation wurde auf FSC-zertif iziertem Papier und mit nachhaltighergestellter Farbe gedruckt.Die in den einzelnen Artikeln zum Ausdruck gebrachten Meinungenentsprechen nicht unbedingt jenen der <strong>UPU</strong>.<strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>eInternationales BüroWeltpostvereinPostfach3000 BERN 15SCHWEIZTelefon:+41 31 350 35 95Fax:+41 31 350 37 11E-Mail:faryal.mirza@upu.intWebseite:www.upu.int4/2012 <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e · 3


In KürzeSzenen vom Weltpostkongressin Doha (Fotos: Nawras Alfawal).Kongress VideoarchivUN Web TV hat sämtliche Kongressdebatten vom 7. bis 11. Oktober 2012 aufgezeichnetDas Archiv ist unter folgendem Link zugänglich: http://webtv.un.org/meetings-events/conferencessummits/25th-universal-postal-congress-7-11-october-2012-doha-qatar/FrankierungNeue Regelungen für Postsendungen für BlindeFür blinde und sehbehinderte Menschenweltweit gelten nun zeitgemässeRegelungen für den Versandund Empfang von internationalenPostsendungen, nachdem der Weltpostkongressin Doha <strong>die</strong> Bandbreitevon «Gegenstände für Blinde», <strong>die</strong>von der Frankierungspflicht befreitist, erweitert hat. Auch der Kreis vonPersonen und Organisationen, <strong>die</strong>Waren für Blinde unter <strong>die</strong>sen Regelninternational versenden dürfen, wurdeausgeweitet. Sendungen mit Gegenständenfür Blinde, <strong>die</strong> von oderan eine Blindenorganisation bzw. vonoder an eine blinde Person versandtwerden, sind künftig von der Frankierungspflichtbefreit.Unter <strong>die</strong> Ausnahmeregelung fallenin <strong>Zukunft</strong> Korrespondenz undLesematerialien in verschiedenen Formaten,einschliesslich Tonaufnahmenund den Bedürfnissen von Blindenangepasste Geräte oder Materialienjeglicher Art. «Die Abänderung desWortlauts der Regelung der <strong>Universal</strong><strong>Postal</strong> Convention zu ‹Gegenständefür Blinde›, wird sich sehr positiv auf<strong>die</strong> digitale Eingliederung blinderMenschen in unserer Gesellschaftauswirken», sagt Dan Pescod, Vize-Vorsitzender der Weltblindenunion.Heute gibt es schätzungsweise285 Millionen blinde und sehbehinderteMenschen auf der Welt. Sienutzen <strong>die</strong> neuen Me<strong>die</strong>n undmodernste Kommunikations-Tools,um sich zu informieren.Schwere, unförmige Bücher inBlindenschrift gehören der Vergangenheitan; sie werden zunehmenddurch speziell für Blinde formatierteCDs ersetzt.Da es in der Nähe des Wohnorts inder Regel keine Geschäfte, Buchhändlerund Bibliotheken gibt, <strong>die</strong>speziell auf <strong>die</strong> Bedürfnisse der Blindenausgerichtet sind, werden entsprechendeWaren bestellt und vonder Post nach Hause geliefert. «Dasseine solch grosse Anzahl Länder amKongress in Doha für <strong>die</strong>se Änderungengestimmt hat, zeugt davon, dasses ihnen mit ihrem Engagement zurUmsetzung der UN-Konvention über<strong>die</strong> Rechte von Menschen mit Behinderungernst ist», stellte Pescod zufriedenfest. JD4 · <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e 4/2012


World <strong>Postal</strong> Business ForumPaketzustellung beschleunigt TransformationUm den Postsektor konkurrenzfähigzu machen, ist er auf Innovationenangewiesen. Dies schärfte <strong>UPU</strong>-Generaldirektor Edouard Dayan denTeilnehmern am World <strong>Postal</strong> BusinessForum, das jeweils im Rahmender Branchenmesse Post-Expo durchgeführtwird, ein. «Die Entwicklungder digitalen Wirtschaft hat demPostsektor aufgezeigt, dass er seinProdukt- und Dienstleistungsspektrumum digitale Post<strong>die</strong>nste erweiternmuss», so Dayan weiter.Während mancher Postanbieterseine Produkt- und Service-Palettediversifiziert, mahnte Dayan auch zuVorsicht: «Die <strong>UPU</strong> weiss genau, dassdas Internet nicht alle Kundenbedürfnisseabzudecken vermag. Brief- undPaketsendungen bilden nach wie vordas Kerngeschäft der meisten Postunternehmen»,sagte der <strong>UPU</strong>-Generalsekretär.Johnny Thijs, CEO vom vorgesehenenbelgischen Postbetreiber bpost,kann dem nur zustimmen: «UnsereAmbitionen sind auf das Kerngeschäftbeschränkt, in dem wir unsereStärken ausspielen müssen.» Derweltweit wohl <strong>die</strong>nstältester CEOeines Postunternehmens erklärt, dasses <strong>die</strong> Strategie von bpost war, sichvon einem Brief- zu einem Paket<strong>die</strong>nstleisterzu wandeln.KundenorientiertKhalil Daoud, Geschäftsführer vonLiban Post, dem vorgesehenenAnbieter im Libanon, sagte, dass <strong>die</strong>Entscheidung fiel, als sein Unternehmenden langfristigen Wandel einleitete.«Alle Postbetreiber erfinden ihrGeschäft neu. Und allen gemeinsamsind <strong>die</strong> hohen Festkosten; der Aufwandentsteht, egal ob ein Brief odereine Million Briefe bearbeitet werden»,weiss Khalil.Und Dato’ Khalid bin Abdol Rahman,der CEO von Pos MalaysiaBerhad, verriet, dass sein Unternehmenvon einer produktzentrierten zueiner lösungs- und kundenorientiertenStrategie übergeht. Die Ertragsdiversifikationist in vollem Gange, seitder Postanbieter 2011 vom DRB-HICOM-Konglomerat übernommenwurde. «Wir können auf unsere Kernkompetenzenaufbauen, zumal wirZugang zu 80% der Unternehmen,ob mit oder ohne Adresse, haben.Zudem haben wir einen Kontaktpunktauf 5000 Einwohner in Malaysia»,sagt Khalid.Am dreitägigen Forum in Brüsseldebattierten zahlreiche CEOs undPostbetriebsexperten, wie der Sektordurch <strong>die</strong>se schwierigen Zeiten zulotsen ist. Zwar gibt es keine Zauberformel,doch <strong>die</strong> Teilnehmer warenbestrebt, der Postindustrie Wege aufzuzeigen,auf denen sie in <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong>schreiten können.Das World <strong>Postal</strong> Forum wird vonder <strong>UPU</strong> jeweils als Bestandteil derPost-Expo durchgeführt, an der jedesJahr durchschnittlich 3000 Vertreterdes Postsektors teilnehmen. FMInternationaler AntwortscheinNeues Design aus TschechienDie tschechische Republik ist <strong>die</strong>Gewinnerin des <strong>UPU</strong>-Wettbewerbsfür <strong>die</strong> Gestaltung eines neuen InternationalenAntwortscheins (IAS). DerEntwurf des tschechischen Künstlersund Grafikers Michal Sindelar widerspiegeltdas Thema «Water for Life»,das im Rahmen des InternationalenJahres der Wasserkooperation 2013der UNO gewählt wurde.Der neue IAS wird ab 1. Juli 2013erhältlich sein. Postkunden haben bisEnde 2017 <strong>die</strong> Gelegenheit, ihn einzulösen.Er wird den derzeitigenSchein ersetzen, der auch «Nairobi-Modell» genannt wird und am 1. Juli2009 eingeführt wurde. Dieser behältbis zum 31. Dezember 2013 seineGültigkeit.Antwortscheine können in jedemMitgliedstaat der <strong>UPU</strong> gegen Briefmarkenim Wert einer herkömmlichenPriority- oder Luftpostsendungins Ausland eingetauscht werden.Während nicht alle PostbetreiberAntwortscheine ausstellen, sind siealle verpflichtet, <strong>die</strong>se anzunehmen.Bis 31. Oktober 2012 haben120 Postbetreiber weltweit über4 Millionen Exemplare des Nairobi-Modells im Gesamtwert von rund5 Millionen USD ausgestellt.Fast 105 Jahre nach ihrer Einführungsind Antwortscheine nach wievor von Nutzen. Nebst ihrem herkömmlichenVerwendungszweck fürAntwortsendungen verwenden Stu<strong>die</strong>rendein vielen Ländern Antwort­scheine für ihre Korrespondenz mitUniversitäten und anderen Bildungseinrichtungen,um sich beispielsweiseüber den Stand ihres Zulassungsantrageszu informieren. JDAb Juli 2013erhältlich.4/2012 <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e · 7


Takt für neuenZyklus vorgegebenDer Weltpostkongress in Doha, Katar, überzeugte mitzahlreichen Aktivitäten und war ein durschlagender Erfolg.VonFaryal MirzaRund 2200 Delegierte der <strong>UPU</strong>-Gemeinde gestalteten vom 24. September bis 15. Oktober 2012<strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> der <strong>Union</strong> aktiv mit. Die Entscheide, <strong>die</strong> im Rahmen des Kongresses getroffenwurden, betreffen alle Bereiche, welche <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> abdeckt, und bestimmen den Takt für denneuen Arbeitszyklus.Angesichts abnehmender Postvolumen und steigender Kundenbedürfnisse erklärten sich <strong>die</strong>Mitgliedsstaaten bereit, <strong>die</strong> technologischen Möglichkeiten auszuschöpfen und Normen dazuauszuarbeiten, um das Kerngeschäft – <strong>die</strong> Paket- und Briefpost – zu stärken und gleichzeitig ihreGeschäftsbereiche zu diversifizieren.Nachdem sich der Rummel um den Kongress gelegt hat, wirft <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e einen genauerenBlick auf einige der wichtigsten getroffenen Entscheidungen. An oberster Stelle stehen dabeiunter anderem <strong>die</strong> Endvergütungen, das internationale Vergütungssystem für Briefpost sowie <strong>die</strong>Sicherheit der Lieferkette und E-Commerce.8 · <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e 4/2012


TitelgeschichteFortschritte bei den EndvergütungenDas komplizierte und heikle Thema Endvergütungensorgte erwartungsgemäss für hitzige Debatten, was <strong>die</strong>Mitgliedsstaaten jedoch nicht daran hindern sollte, wichtigeEntscheidungen in <strong>die</strong>ser Angelegenheit zu treffen.Endvergütungen sind jene Vergütungen, <strong>die</strong> ein Landeinem Bestimmungsland für <strong>die</strong> Verarbeitung und Zustellungeiner Postsendung innerhalb dessen heimischenZustellnetzwerks schuldet.Mit den am Kongress getroffenen Entscheidungenwurden <strong>die</strong> Bemühungen zur Schaffung eines einheitlichenVergütungssystems für alle Länder fortgesetzt. Mit<strong>die</strong>sen Entscheidungen wurde der Wunsch nach einemweltweit einheitlichen System erneut bestätigt. Zurzeitist das Endvergütungssystem der <strong>UPU</strong> in zwei Sub-Systemeunterteilt: ein Ziel- und ein Übergangssystem. Jenach Klassifizierung wird ein Land dem Ziel- oder demÜbergangssystem zugeteilt, abhängig seines Entwicklungsstands.Länder werden einer von fünf Gruppenzugeteilt: Gruppe 1 umfasst <strong>die</strong> am meisten entwickeltenLänder und Gruppe 5 <strong>die</strong> am wenigsten entwickelten.«Es handelt sich um einen kontinuierlichen Prozess. Zielist es, baldmöglichst ein Modell auf alle Länder anwendenzu können», erklärt Jan-Erik Leistedt, der schwedischeVorsitzende des Kongresskomitees, welches sichmit den Endvergütungen befasst.Im Zielsystem hat jedes Land einen eigenen Endvergütungstarif,der anhand des Tarifs für eine Sendung undeinen Tarif pro Kilo berechnet wird. Diese Tarife werdenaufgrund der Inlandtarife des jeweiligen Zustelllandesberechnet. Beim Übergangssystem werden <strong>die</strong> Endvergütungstarifefür ein Land durch den Kongress festgelegtund sind Bestandteil des Weltpostvertrags.Ursprünglich sollten alle Länder bis spätestens 2017Teil des Zielsystems sein; gemäss neuen Prognosen isteine Umsetzung vor 2026 allerdings unwahrscheinlich.Der 2014 beginnende Arbeitszyklus wird einige Änderungenfür das Zielsystem bringen. Die Aufteilung vonBriefpostsendungen verschiedener Formate wurde in <strong>die</strong><strong>UPU</strong>-Gesetze aufgenommen. Dies bedeutet, dass <strong>die</strong>Trennung von Formaten für Länder, <strong>die</strong> dem Zielsystemangehören, obligatorisch wird. Dies wird damit begründet,dass das Format von Briefpostsendungen bei derPreisberechnung für operative Verfahren und Buchhaltungeinkalkuliert wird.In <strong>Zukunft</strong> werden zwei Referenztarife für Inland<strong>die</strong>nsteverwendet, um <strong>die</strong> Endvergütungen für Länderdes Zielsystems zu berechnen. Gegenwärtig wird einReferenztarif angewendet, nämlich jener für einen Briefvon 20 Gramm. Zusätzlich wird ein Referenztarif für flacheSendungen von 175 Gramm hantiert. «So wirdsichergestellt, dass der Endvergütungstarif <strong>die</strong> Inlandtarifevon Postbetreibern besser reflektiert», erklärt GeorgeGoumas, <strong>UPU</strong>-Koordinator für Wirtschaft.Das Übergangssystem wird ab 2014 auch einige Veränderungenerfahren. Gute Neuigkeiten erwartet jeneLänder in <strong>die</strong>sem System, <strong>die</strong> ihre Briefpost-Operationenmodernisieren müssen, um schliesslich dem Zielsystembeitreten zu dürfen. Sie können auf vermehrte Unterstützungdurch den Fonds zur Finanzierung der Verbesserungder Dienstqualität in den Entwicklungsländern(Quality of Service Fund, QSF) zählen. Der jährliche Mindestunterstützungsbeitragaus dem QSF für alle Gruppenwird von gegenwärtig 12 565 SDR (8212 USD) auf20 000 SDR erhöht. Der für alle Länder verfügbareGesamtbetrag bleibt bei rund 10 Millionen SDR pro Jahr.Ein weiterer Entscheid des Kongresses ermöglicht denLändern der Gruppe 3, in der Hälfte des nächsten Arbeitszyklus,2016, vom Übergangssystem zum Zielsystemzu wechseln. Zu ihnen zählen China, Russland, Südafrika,<strong>die</strong> Türkei, Malaysia, Gabun, Mauritius, Litauen und CostaRica. Die neuen Länder des Zielsystems würden voneiner langen Übergangszeit profitieren, weiss Goumas.«Wenn ein Land zum Zielsystem gewechselt hat, wird eswährend acht bis zwölf Jahre als neues ‹Land im Zielsystem›gelten. Dies bedeutet, dass es <strong>die</strong> Voraussetzungendes Zielsystems schrittweise umsetzen muss. Dadurchgewinnt es Zeit, um <strong>die</strong> notwendigen Veränderungen füreine umfassende Mitgliedschaft des Zielsystems zu vollziehen»,erklärt er.Leistedt kennt <strong>die</strong> Gründe, weshalb <strong>die</strong> Endvergütungenein solch heikles Thema darstellen. «Es geht dabeium Geld; für einige Länder stehen grosse Summen aufdem Spiel. Wenn wir Änderungen am bestehenden Systemvornehmen, wird es immer Gewinner und Verlierergeben.» FMEndvergütungenhttp://www.upu.int/en/activities/terminal-dues-and-transit-charges/key-documents.html4/2012 <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e · 9


.post auf dem VormarschDie Mitgliedsstaaten verabschiedeten übereinstimmendeine allgemeine Resolution, <strong>die</strong> der Weiterentwicklungvon .post grünes Licht gibt. Während <strong>die</strong> von der <strong>UPU</strong>mitfinanzierte Top-Level-Domain sich etabliert hat, wurden<strong>die</strong> Mitgliedsstaaten erneut aufgefordert, sich andem Projekt zu beteiligen. Die .post-Plattform schlägt <strong>die</strong>Brücke zwischen dem physischen Postnetzwerk und demWorld Wide Web, wodurch <strong>die</strong> Postgemeinde in derLage ist, vertrauliche und sichere Post-E-Services anzubieten.Im Laufe des Kongresses kündigte Malaysia an, dassseine Kommission für Kommunikation und Multimedia100 000 USD zu Gunsten des Projekts spenden würde.Als international anerkannter Experte für Internet-Governanceerklärte der Projektvorsitzende Dato’ MohamedSharil Mohamed Tarmizi, dass Malaysia ein starker Befürworterder .post-Vision sei. «Wir glauben, dass der Post<strong>die</strong>nstmit den Entwicklungen des Postsektors der<strong>Zukunft</strong> Schritt halten muss, um seine Nachhaltigkeitund Bedeutung zu sichern. Als Mitglied der .post-Domäne haben wir <strong>die</strong> Möglichkeit, uns globale Innovationenim Postsektor zu Nutzen zu machen.»Dato’ Mohamed verriet, dass <strong>die</strong> .post-Domäne einetragende Rolle bei einer Vielzahl Innovationen im malaysischenPost<strong>die</strong>nst wie beispielsweise grenzüberschreitendendigitalen Diensten oder einem elektronischenZahlungssystem spielen könnte. «Dies sind nur einige derInitiativen, welche dazu beitragen werden, <strong>die</strong> Zieleunserer nationalen Poststrategie für <strong>die</strong> Periode 2010–2014 rascher zu erreichen», erklärte er.«Zur Unterstützung <strong>die</strong>ser Ziele hat Malaysia einneues Postgesetz verabschiedet, welches integrierte undmoderne Dienste in drei strategisch wichtigen Bereichenfördert: physische, elektronische und finanzielle Dienstleistungen»,fügt er hinzu.Was <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> angeht, erwartet das Land gespannt<strong>die</strong> nächste Generation von Post<strong>die</strong>nstleistungen. «InAnbetracht der künftigen Strategie für den malaysischenPostsektor glaube ich, dass Malaysia wie <strong>die</strong> übrigen<strong>UPU</strong>-Mitgliedsstaaten bald eine .post-Domäne beantragenwird», vermutet Dato’ Mohamed. Ein anderes Land,welches bereits zu <strong>die</strong>sem Kreis gehört, ist Italien. Dervorgesehene Betreiber Poste Italiane lancierte am Kongress<strong>die</strong> erste .post-Webseite (http://www.posteitaliane.post)und plant bereits weitere Dienste, welche dasKürzel .post tragen werden. Der italienische Postbetreiberspannt mit der niederländischen PostNL zusammenund schmiedet Pläne für <strong>die</strong> Entwicklung eines grenzüberschreitendenE-Commerce-Dienstes über <strong>die</strong> .post-Plattform. Poste Italiane testet derzeit zudem gemeinsammit den Postbetreibern von China und Macau einenDienst für eingeschriebene elektronische Post.Giovanni Brardinoni, der italienische Vorsitzende der.post-Interimsgruppe, berichtet, dass sowohl Entwicklungs-wie auch Industrieländer während des KongressesInteresse an .post gezeigt hätten. «Alle sind vollkommendavon überzeugt, dass .post den richtigen Rahmen für<strong>die</strong> Entwicklung von wirksamen, integrierten Dienstleistungenbildet, um den Bereich E-Commerce voranzutreiben.Denn wir, <strong>die</strong> Postbetreiber, verfügen über alle Einzelkomponenten,aus welchen <strong>die</strong> Versorgungskette fürE-Commerce-Transaktionen besteht», erklärt Brardinoni.«Wir verfügen über <strong>die</strong> Logistik, <strong>die</strong> finanziellen undelektronischen Dienste – deshalb sind wir in der Lage,den Kunden einen einzigartigen Zugang zu E-Commercezu ermöglichen.»Um ein Beispiel für <strong>die</strong> Möglichkeiten von .post aufzuzeigen,hat das Posttechnologiezentrum, ein technischerZweig der <strong>UPU</strong>, eine globale Track-und-Trace-Applikationentwickelt, <strong>die</strong> irgendwann den Kunden ermöglichenwird, ihre bestellten Waren bis zur endgültigenZustellung zu verfolgen. Malaysia Post zählt zu jenenwenigen Betreibern, <strong>die</strong> an der Implementierung <strong>die</strong>sesPilotprojekts teilnehmen. Mittels der Informationen, welche<strong>die</strong> weltweiten Postbetreiber über das Post*Net-Netzwerks der <strong>UPU</strong> und weiteren, miteinander verbundenenNetzwerken von externen Partnern austauschen,könnten alle Betreiber eines Tages von einem umfassendenund durchgehenden Track-und-Trace-System profitieren.Dies würde für Online-Händler und -Kundeneinen riesigen Mehrwert bedeuten. Mitgliedsstaatenund ihre Betreiber, <strong>die</strong> Interesse an einer Teilnahmehaben, können <strong>die</strong>ses unter https://apply.info.postbekunden.Bis <strong>die</strong> .post-User-Gruppe offiziell eingerichtet ist,werden Anfragen zurzeit nur begrenzt bearbeitet. Diessollte bei der nächsten Tagung des Rates für Postbetriebim April 2013 der Fall sein. Die Gruppe wird nebst anderenTätigkeiten <strong>die</strong> künftige Entwicklung und Verwaltungder Top-Level-Domain der Post beaufsichtigen.Sobald <strong>die</strong> User-Gruppe eingerichtet ist, werden Mitgliedsstaaten(oder ihre designierten Postbetreiber) inder Lage sein, kostenlos beizutreten und <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> von.post mitzugestalten. Dies wird <strong>die</strong> Finanzierung von.post auf <strong>die</strong>selbe Stufe mit anderen nutzerfinanziertenUntergruppen stellen wie <strong>die</strong> EMS- und Telematik-Kooperativen. Der <strong>UPU</strong> wurde 2009 <strong>die</strong> Ehre zuteil, alserste UNO-Sonderorganisation durch <strong>die</strong> Internet Corporationfor Assigned Names and Numbers eine Top-Level-Domain zugesprochen zu bekommen. FM


TitelgeschichteSicherstellung der LieferketteErneut wurde das Augenmerk auf Postbetreiber gerichtet,welche <strong>die</strong> weltweite Lieferkette sicherstellen. Aufgrundeiner Entscheidung während des Kongresses hat<strong>die</strong> <strong>UPU</strong> zum ersten Mal seit ihrem Bestehen obligatorischeMindestanforderungen bezüglich der Sicherheitvon Postsendungen festgelegt. Weitere Entscheidungenbeziehen sich auf <strong>die</strong> zukünftige Entwicklung des elektronischenDatenaustauschs, um <strong>die</strong> Zoll- und Transportsicherheitzu verbessern.Die neuen Lieferkettennormen S 58 und S 59 bildeneine Grundlage, auf <strong>die</strong> Postbetreiber aufbauen können(siehe <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e, Leitartikel, Juni 2012). Die NormS 58 beschreibt allgemeine Sicherheitsmassnahmen. Siebezieht sich unter anderem auf <strong>die</strong> Sicherheit von Einrichtungen,Bodentransport, Auditprogrammen, Notfallbereitschaftund <strong>die</strong> Planung der Betriebsaufrechterhaltung.Die Norm S 59 regelt <strong>die</strong> Sicherung der Verarbeitung unddes internationalen Posttransports. Wichtiger Bestandteilder Entwicklung wird sein, Postbetreiber dahingehend zuschulen, <strong>die</strong> Post sicherer zu machen – eine wahrhaftigeHerausforderung. Auch mit anderen Akteuren wie derInternationalen Zivilluftfahrt-Organisation, der Weltzollorganisation,der Europäischen Kommission und deramerikanischen Transportation Security Administrationwird daran gearbeitet, weitere Fortschritte zu erzielen.Gleichzeitig gaben <strong>die</strong> Mitgliedsstaaten grünes Licht,um Zollbehörden und dem Flugsektor weiterhin elektronischeDaten zu Sicherheitszwecken zur Verfügung zustellen. Dies verleiht dem Testbetrieb eines elektronischenFrühwarnsystems Auftrieb. Dieses Projekt wurde2006 von fünf Postbetreibern ins Leben gerufen (Kanada,USA, Grossbritannien, Frankreich und Deutschland),erklärt Peter O’Neill von Canada Post. «Diese Postbetreiberhatten sich zusammengetan, um ein elektronischesFormat für <strong>die</strong> Zollinhaltserklärungen CN 22 und CN 23zu testen», erklärt er. Kurz darauf wurde <strong>die</strong> Arbeit am<strong>UPU</strong>-Zollerklärungssystem (Customs Declaration System,CDS) aufgenommen, finanziert von Kanada und derEMS-Kooperative.Seither ist <strong>die</strong> Anzahl der sich beteiligenden Postbetreibervon 5 auf 13 angestiegen. Diese Länder habensich an einer Vielzahl Pilotprojekte beteiligt, indem sieEDI-Mitteilungen mit Informationen über Postsendungenim so genannten ITMATT-Format versenden. Zwischen2007 und 2011 haben <strong>die</strong>se Postbetreiber über 17Millionen Nachrichten ausgetauscht. Es wird erwartet,dass <strong>die</strong> Gruppe allein im Jahr 2012 rund 11 MillionenNachrichten ausgetauscht haben wird, so O’Neill.Die WZO hat ihrerseits den Entschluss des Kongressesbegrüsst, den Zollbehörden Lieferungen im Voraus elektronischanzukündigen. «Diese zukunftsorientierte Entscheidungder <strong>UPU</strong> wird erheblich zur globalen Flugsicherheitbeitragen», meint WZO-Generalsekretär KunioMikuriya in einer Pressemitteilung im November. «Dieszeugt klar von den Bemühungen der <strong>UPU</strong>, <strong>die</strong> Sicherheitim Handel mittels eines Ansatzes bezüglich Risikomanagement,wie er in den WZO-Richtlinien zur Sicherungund Erleichterung des Welthandels verankert ist, zu verstärken»,fügt er hinzu.Technische Tests des CDS werden weiterhin mit derAbsicht fortgeführt, <strong>die</strong> Anzahl teilnehmender Zollbehördenzu erhöhen. Die WZO hat <strong>die</strong> ITMATT-Nachrichtbereits gutgeheissen und in ihr eigenes Datenmodellübernommen. Man hofft, dass Zollbehörden schon baldin der Lage sein werden, ITMATT-Daten dazu zu verwenden,den Sicherheitsstatus einer Lieferung bereits vor derAnkunft der Ware zu untersuchen, und zu entscheiden,ob es weiterer Schritte bedarf, wenn <strong>die</strong> Lieferungenphysisch im Bestimmungsland ankommen. «Es ist vongrösster Bedeutung, <strong>die</strong> Hauptakteure der Lieferketteuntereinander zu verbinden. Nicht nur für <strong>die</strong> Sicherheit,sondern auch für <strong>die</strong> Dienstqualität», erklärt O’Neill.Mikuriya von der WZO wünschte sich ebenso nachdrücklich,dass «Zollbehörden und Postbetreiber auf nationalerEbene zusammenarbeiten, um <strong>die</strong> Integrität undSicherheit der Post zu gewährleisten». FM4/2012 <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e · 11


Zurück zum AbsenderWährend sich E-Commerce weiter entwickelt, schafft esgleichzeitig ungeahnte Möglichkeiten für Postbetreiberauf der ganzen Welt. Verschiedene Kongress-Resolutionendrängen <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> dazu, grenzübergreifendenE-Commerce durch <strong>die</strong> Abschaffung von Wachstumsbarrieren,Anpassung bestehender Dienste und Erhöhungder Dienstqualität für Private und Unternehmen,insbesondere kleine und mittlere, weiterzuentwickeln.Damit sollen Postbetreiber dabei unterstützt werden,neue Kundenbedürfnisse abzudecken und bestehendeund zukünftige E-Commerce-Gelegenheiten zu nutzen.Eine der Prioritäten stellen <strong>die</strong> Rücksende<strong>die</strong>nstleistungendar, <strong>die</strong> es Kunden ermöglichen würden, ungewünschteWaren an Online-Händler zurückzusenden.Der Kongress legte <strong>die</strong>sbezüglich der <strong>UPU</strong> ans Herz,weiter an der Entwicklung eines Warenrücksende<strong>die</strong>nstesfür Paketpost zu arbeiten. Der Rat für Postbetrieb(POC) 2009–2012 legte bereits den Grundstein für <strong>die</strong>Schaffung einer solchen optionalen Dienstleistung undordnete eine Interim-Arbeitsgruppe für Paketpost an,welche <strong>die</strong> Arbeit zwischen dem Kongress und der erstenPOC-Tagung im April 2013 fortsetzen solle. Der Kongressverabschiedete <strong>die</strong> notwendigen Änderungen im<strong>UPU</strong>-Übereinkommen, damit sich der neue POC auf <strong>die</strong>Ausarbeitung der Einzelheiten für den Rücksende<strong>die</strong>nstund <strong>die</strong> Änderungen an den <strong>UPU</strong>-Paketpost-Richtlinienund verwandten Diensten konzentriert, um <strong>die</strong> betrieblichenProzesse und Abläufe zu optimieren.Joost Magielsen, Verantwortlicher des internationalenPostpaketnetzwerks bei PostNL, dem niederländischenPostbetreiber, leitet <strong>die</strong> Rücksendegruppe. SeinerEinschätzung zufolge wird der neue optionale Dienstkaum am 1. Januar 2014, wenn das aktualisierte <strong>UPU</strong>-Übereinkommen und entsprechende Richtlinien imAnschluss an den Kongress in Kraft treten, einsatzbereitsein. Er hofft, dass <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> sich bereits bestehende Systemeund Entwicklungen zu Nutze machen kann, um soeffizient wie möglich voranzukommen. «Der neueDienst muss auf internationaler Ebene verschiedeneHerausforderungen wie Erschwinglichkeit, Nachverfolgbarkeitund vorrangige Behandlung meistern», erklärter. Die <strong>UPU</strong> muss ein transparentes Verrechnungssystementwickeln, das erschwingliche und wettbewerbsfähigeregionale Lufttransportkosten garantiert, einen Auslandtarifschaffen, der <strong>die</strong> Kosten der Empfängerpostdeckt, und <strong>die</strong> neue Dienstleistung mit den Zollbehördenkoordinieren, damit eine reibungslose Abfertigungder retournierten Waren an der Grenze sichergestellt ist.Um <strong>die</strong>sen Herausforderungen gerecht zu werden,wird <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> eng mit Einrichtungen zusammenarbeitenwie der International Post Corporation, der EMS-Kooperativeund der Kahala Post Group, <strong>die</strong> bereits Rücksendelösungenbetreiben oder testen. Eine Zusammenlegung<strong>die</strong>ser Aktivitäten werde Entwicklungs- und Wartungskostensparen sowie <strong>die</strong> Dynamik schaffen, <strong>die</strong>Produkteinführungszeit für den neuen Service zu reduzierenund Fristen einzuhalten, fügt Magielsen hinzu.Der Briefpostbereich wird ebenfalls überprüft, da <strong>die</strong><strong>UPU</strong> versucht, einen effizienten und wettbewerbsfähigenWarenrücksendungs<strong>die</strong>nst für leichte und schwerereSendungen zu entwickeln.Den Statistiken der <strong>UPU</strong> für das Jahr 2011 zufolgebetrug <strong>die</strong> Anzahl international abgefertigter Pakete58 Millionen Stück. Seit 2006 verzeichnete <strong>die</strong>serGeschäftsbereich ein jährliches Wachstum von 5,3%und <strong>die</strong> Tendenz steigt. Die britische Interactive Mediain Retail Group erwartet, dass der Gesamtumsatz deselektronischen Handels im Segment Business-to-Consumer,der im Jahr 2011 geschätzte 690 Milliarden EUR(887 Milliarden USD) betrug, 2013 <strong>die</strong> Billionen-Markeüberschreiten wird. RLQualität im MittelpunktEntscheidend für den Inhalt des Arbeitszyklus 2013–2016 war <strong>die</strong> Verabschiedung des neuen Vierjahresprogrammsder <strong>UPU</strong>, der Doha-Poststrategie. Die Mitgliedsstaatenbefürworteten den neuen Fahrplan, der imWesentlichen auf seinem Vorgänger beruht. Angesichtsder sich verändernden Marktbedingungen stellt <strong>die</strong> Strategieeine wichtige Leitlinie dar, welche <strong>die</strong> Postbetreiberbei der Modernisierung und Entwicklung des Postnetzwerkesunterstützen soll.Die Tätigkeiten im neuen Zyklus werden an <strong>die</strong> vierHauptziele der Strategie angelehnt sein: Verbesserungder Interoperabilität des internationalen Postnetzwerks,<strong>Bereit</strong>stellung von technischem Know-how und Fachwissenüber den Postsektor, Anbieten von innovativenProdukten und Dienstleistungen (Entwicklung der physischen,finanziellen und elektronischen Aspekte desNetzwerkes) und das Fördern einer nachhaltigen Entwicklungdes Postsektors (einschliesslich Vergütungssysteme).Die <strong>Universal</strong> <strong>Postal</strong> Service Mission wurde angesichtsder sich verändernden Marktgegebenheiten undneuen Technologien mit breiter Zustimmung verabschiedet.Dem internationalen Handel verlieh man am Kongressmit der Annahme von Vorschlägen Auftrieb, mitdenen der Postsektor Unternehmen beim einfachengrenzüberschreitenden Warentransport stärker unterstützenkann. Die Mitgliedsstaaten verpflichteten sichzudem, Möglichkeiten zu untersuchen, wie der Postsektorbenachteiligte Menschen finanziell besser eingliedernkönnte, denen bisher der Zugang zu herkömmli­12 · <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e 4/2012


Titelgeschichtechen Finanz<strong>die</strong>nstleistungen wie dem Bankwesen verwehrtblieb.An der ersten Minister-Konferenz der <strong>UPU</strong> am Kongresswar <strong>die</strong> Botschaft deutlich: Viele Regierungen setzensich für eine <strong>Zukunft</strong> der Post<strong>die</strong>nste ein und sindsich über <strong>die</strong> wichtige Rolle der Postbetreiber in dersozio-ökonomischen Entwicklung im Klaren. Über60 Abgeordnete waren anwesend und verfolgten imvollen Plenarsaal gespannt <strong>die</strong> Forumsdiskussionen. EineErklärung über <strong>die</strong> Bedeutung wirkungsvoller Adressierungssystemewurde von den Delegierten ebenfallsbegrüsst.Ehrgeizige ZieleDie Mitgliedsstaaten bestätigten erneut ihren Einsatz für<strong>die</strong> Verbesserung der Dienstqualität, <strong>die</strong> in den Gesprächenrege diskutiert wurde. Es wurde entschieden, dassder Prozentsatz an internationaler Priority-Briefpost mitZustellstandard J + 5 (am fünften Tag nach Aufgabe) bis2016 <strong>die</strong> 85-Prozentmarke erreichen sollte. Dieses Zielsoll im Laufe des kommenden Arbeitszyklus mit jährlichenSteigerungen schrittweise erreicht werden. Heuteliegt das Ziel bei 80%. Zudem wurde beschlossen, dass«der Standard und das Ziel für <strong>die</strong> internationale Priority-Briefpostfür jene Regionen und/oder Städte geltensollen, <strong>die</strong> für den internationalen Postaustausch imjeweiligen Mitgliedsstaat am wichtigsten sind».Dem Fonds zur Verbesserung der Dienstqualität(Quality of Service Fund, QSF), mit dem Projekte zur Verbesserungder Briefpostqualität der begünstigten Betreiberfinanziert werden, wurde eine Fristerstreckunggewährt. Die Mitglieder waren sich einig: Auch zehnJahre nach seiner Gründung werde eine Fortführung desFonds weiterhin Vorteile bringen. Die Frist zur Auflösungdes Qualitätsfonds wurde vom 31. Dezember 2016 aufden 31. Dezember 2020 verlängert.Die Kopplung des Fonds an <strong>die</strong> Endvergütungen –das Vergütungssystem für Postbetreiber – wurde erneutbestätigt. Dies bedeutet, dass der Fonds mit einem Teilder Endvergütungen gespeist wird.Das Global Monitoring System GMS erfuhr ebenfallsbreite Unterstützung. Das System überwacht mittelsRFID-Technologie <strong>die</strong> Servicequalität von Briefpostsendungen.Da GMS derzeit nur für <strong>die</strong> Qualitätsmessungfür eingehende Sendungen verwendet wird, wurdebeschlossen, GMS auf eine durchgehende Überwachungauszuweiten, um den Benutzerbedürfnissen besserzu entsprechen, und ein Gebührenmodell einzuführen.Weiter wurden Beschlüsse verabschiedet zur Sicherungder Finanzierung des <strong>UPU</strong> Notfall- und Solidaritäts-Fonds und zur Erweiterung des Angebots an gebührenfreienSendungen für Sehbehinderte.Neue FührungEin weiterer Höhepunkt des Kongresses war <strong>die</strong> Wahldes neuen Generaldirektors und stellvertretenden Generaldirektors,<strong>die</strong> im Januar 2013 ihr Amt antreten werden.Das spannende Rennen um das Amt des Generaldirektorsgewann schliesslich der Kenianer Bishar Husseinmit 87 Stimmen, sein Mitbewerber Serrana Bassiniaus Uruguay erhielt 72 Stimmen. Der Schweizer PascalClivaz entschied das Duell gegen den US-AmerikanerDennis Delahanty für sich und wurde zum Vize-Generaldirektorgewählt.Kurz nachdem der Kongress seine Tore geschlossenhatte, fanden <strong>die</strong> beiden Körperschaften der <strong>UPU</strong> – derRat für Postbetrieb und der Verwaltungsrat – zu ihrenersten Sitzungen zusammen. Eines der wichtigstenErgebnisse war <strong>die</strong> Verabschiedung von neuen Strukturenfür beide Organe. Die Veränderungen innerhalb desRPB sind tiefgreifender: Es wurden neue Komitees für<strong>die</strong> Bereiche Lieferkettenintegration und E-Servicesgeschaffen. Ein neu eingerichtetes Komitee für physischeDienste beschäftigt sich mit Vergütungen undDienstqualität in den Bereichen Paket- und Briefpost. FM


FeatureVorsitzender des Rats für Postbetrieb 2013–2016AlgerienSüdafrikaDeutschlandUSASaudi­ArabienArgentinienAustralienÖsterreichBelgienBeninBrasilienBulgarienKanadaChinaKubaEcuadorÄgyptenVer. Arabische EmirateSpanienFrankreichGhanaGrossbritannienGrienchenlandIn<strong>die</strong>nIndonesienItalienJapanKeniaKuweitMalaysiaNeuseelandNorwegenNiederlandeKatarRusslandSchweizThailandTunisienTürkeiUkraine«Die <strong>UPU</strong>-Gemeinschaft bildet einen soliden Rahmen, indem sich <strong>die</strong> Mitgliedsstaaten gegenseitig unterstützenkönnen, um jene Herausforderungen zu meistern, <strong>die</strong> siealleine nicht bewältigen können.Ich bin der Ansicht, dass der Vorsitzende nicht versuchensollte, Lösungen zu finden, sondern <strong>die</strong> Gesprächezwischen den Mitgliedsstaaten zu fördern, damit auseiner unabhängigen Ausgangslage heraus bessereLösungen gefunden werden können.An den Tagungen des RPB möchte ich rasche undtransparente Entscheidungsprozesse fördern. Für schnelleEntscheidungen ist eine enge Zusammenarbeit unterden Vorsitzenden der Ausschüsse und Arbeitsgruppensowie mit dem Internationen Büro eine Voraussetzung.Zudem bin ich der Meinung, dass eine grafische Darstellungvon Gesprächsmaterialen wie beispielsweise Vorschlägen,Beschlüssen und Berichten viel zu verständlicherenund entspannteren Diskussionen beitragen. Um<strong>die</strong> Entscheidungsprozesse transparenter zu gestalten,müssen <strong>die</strong> Meinungen von Nicht-RPB-Staaten unbedingtmiteinbezogen werden.»MASAHIKO METOKI, JAPANVORSITZENDER DES RATS FÜR POSTBETRIEB, 2013−2016FührungsausschussV JapanVV BrasilienRPB VollversammlungV JapanVV BrasilienBeratendeKommissionV ALACOPP(Vertreter des RPB:Benin, Griechenland, Italien,Spanien)Integrationder LieferketteV FrankreichVV USA1PhysischeE-ServicesPostfinanz<strong>die</strong>nste52 Dienste 3 4V Belgien, KanadaV China, ItalienV In<strong>die</strong>n, RusslandVV Malaysia, Südafrika VV KuweitVV Italien, KeniaMarktentwicklungV AustralienVV GrossbritannienDirekt unterstellteKörperschaftenNormenV SüdafrikaBetriebs- undRechnungsprüfungV GriechenlandMarktforschungV BeninBeratungsausschussfür DirektmarketingV Saudi­ArabienProduktstrategieund -integrationV GrossbritannienVergütung(Briefpost)V SpanienProdukt- und DienstleistungsentwicklungV NiederlandeInterkonnektivitätRichtlinienund NormenV UkraineProdukt- und DienstleistungsentwicklungV TunesienEMS-Kooperative(NUO)V IsraelQSF-FondsV NigeriaTransportV Japan<strong>UPU</strong>-IATA-KontaktkomiteePostsicherheitV USA<strong>UPU</strong>-ICAO-KontaktkomiteeZollV Kanada<strong>UPU</strong>-WCO-KontaktkomiteeWeltverbandfür <strong>die</strong> Entwicklungder PhilatelieV RusslandAngewandtePostwirtschaftund StatistikV SchweizVergütung(Paketpost)V MalaysiaQualitätsprüfungund -verbesserung(Briefpost)V AustralienVerbindungzur NutzergruppeV DänemarkQualitätsprüfungund -verbesserung(Paketpost)V NorwegenKnow-how-Entwicklungund SchulungV In<strong>die</strong>nPartnerschaft undKapazitätsbildungV AlgerienE-CommerceV BrasilienEntwicklungvon PartnerschaftenV ItalienPostfinanz<strong>die</strong>nste(NUO)IGV In<strong>die</strong>n<strong>UPU</strong>*Clearing (NUO)V DänemarkTelematik-Kooperative (NUO)V Italien.post (NUO)Interim-LenkungsausschussV ItalienAdressierungV Saudi­Arabien


Verwaltungsrat 2013–2016SüdafrikaUSASaudi­ArabienArgentinienAustralienBangladeshBarbadosBrasilienBulgarienBurkina FasoKanadaDem. Rep. KongoDem. KoreaCosta RicaElfenbeinküsteEcuadorÄgyptenFrankreichGabunGriechenlandIn<strong>die</strong>nItalienJapanKuweitMalawiMexikoMarokkoNorwegenUgandaPakistanPolandPortugalKatarRumänienRusslandSudanTansaniaThailandTürkeiUkraineVietnam«Die Umsetzung der Entscheide des Kongresses in Dohawird uns vor grosse Herausforderungen stellen. Die Ziele,<strong>die</strong> der Kongress gesetzt hat, sind angesichts der verfügbarenRessourcen der <strong>UPU</strong> sehr ehrgeizig.Der Verwaltungsratsvorsitzende wird daher einewichtige Rolle spielen, da er über fun<strong>die</strong>rte Kenntnisseder besprochen Materie verfügen und stets danach strebenmuss, <strong>die</strong> Aktivitäten des VR mit jenen der anderen<strong>UPU</strong>-Körperschaften wie dem POC und dem InternationalenBüro zu koordinieren.Für ein effizientes Vorgehen muss der VR-Vorsitzendestets Lösungen finden, <strong>die</strong> für alle Parteien vertretbarsind. Dies ist selbstverständlich keine leichte Aufgabe, daes schwer ist, ausgewogene Lösungen zu finden (<strong>die</strong> icheinseitigen Lösungsansätzen vorziehe), wenn <strong>die</strong> verschiedenenZiele schwer vereinbar sind. Jeder Vorsitzendeträgt seine persönliche Note dazu bei, wie mitThemen umgegangen wird, Verhandlungen geführtwerden und in schwierigen Situationen nach Lösungengesucht wird.»ABDUL RAHMAN AL AQAILY, KATARVORSITZENDER DES VERWALTUNGSRATS 2013−2016«Die erste und grösste Herausforderung ist klar aufzuzeigen,was der Verwaltungsrat zum heutigen Zeitpunkt ist,und darauf beruhend <strong>die</strong> Aufgabe und Vision des Verwaltungsratsfür <strong>die</strong> nächsten vier Jahre neu zu definieren.Dies Ziel erreichen wir sicherlich nicht kurzfristig,aber es wird uns erlauben, den Weg zu bestimmen, denwir im kommenden Zyklus einschlagen werden.»MARCELA MARÓNVORSITZENDER DER BERATENDEN KOMMISSION 2013−2016FührungsausschussVR-VollversammmlungV KatarVV Argentinien, Bulgarien,Elfenbeinküste, TürkeiKonferenzüber PostregulierungFührungs- undFinanzStrategieEntwicklungszusammenarbeit4Regulierungsfrage1 und Verwaltung 2 3V NorwegenV In<strong>die</strong>n, JapanV SüdafrikaV BarbadosVP Saudi­ArabienVV KanadaVV FrankreichBeratende KommissionV ALACOPP(VR­Vertreter:Argentinien, Japan,Marokko, Russland)Reform der <strong>Union</strong>(VR/RPB gemeinsam)Handlungender <strong>Union</strong>RegulatorischeFragenFinanzund interne RevisionHuman ResourcesZukünftigeStrategien(VR/RPB gemeinsam)P&B Priorisierungund Zuteilung(VR/RPB gemeinsam)TechnischeZusammenarbeitund Entwicklungdes Postsektors(VR/RPB gemeinsam)Makroökonomiedes PostsektorsFührungsfragenbez. VergütungenMonitoringund EvaluationNachhaltigeEntwicklung(VR/RPB gemeinsam)1 Nummer des KomiteesV VorsitzVV VizevorsitzIGV Interim-GruppenvorsitzenderP&B Programm und BudgetNUO Nutzerf inanziertes Unterorgan


FeatureMinister brechen eine Lanzefür <strong>die</strong> PostAm Weltpostkongress in Doha tauschten <strong>die</strong> für Postbelangeverantwortlichen Entscheidungsträger der Regierungen ihreGedanken zur Bedeutung der Post<strong>die</strong>nstleistungen in unserermodernen Gesellschaft aus.Von JeniferFentonDas Treffen, an dem Dutzende Minister und Unternehmensführeraus dem Postsektor teilnahmen, stand imZeichen der Herausforderungen, welche <strong>die</strong> Branchemeistern muss, um seine Daseinsberechtigung in einerGesellschaft zu beweisen, <strong>die</strong> immer komplexer wird undstetig neue Anforderungen stellt.Informations- und Kommunikationstechnologien(ICT) haben zwar stark in <strong>die</strong> traditionellen Bereiche derPost eingegriffen, doch haben sie den Staaten auchGelegenheit gegeben, ihre Post<strong>die</strong>nstleistungen an <strong>die</strong>gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen. DieseMeinung teilten mehrere Minister während der erstenSession, <strong>die</strong> sich vornehmlich mit der <strong>Zukunft</strong> des Postsektorsim Hinblick auf <strong>die</strong> digitale Revolution befasste.Neue Welt«Die Rolle der Post wird sich künftig radikal ändern»,sagte Omobola Johnson, Nigerias Ministerin für Kommunikationstechnologie.Aber <strong>die</strong> Post wird nach wie voreine wichtige Stellung einnehmen. «Die Menschen brauchenDienstleistungen . . . <strong>die</strong> mittels ICT über das Postnetzerbracht werden», fügte sie hinzu.Russland berichtete vom optimalen Netzwerk, in demjeder Kunde seine eigene offizielle elektronische Adressehätte, «eine Art Fenster für sämtliche elektronischenDienstleistungen», sagte Nikolay Nikiforov, russischerMinister für Telekommunikation und Massenkommunikation.Es würde auf einer Technologie aufbauen, <strong>die</strong>allen Zugang zu staatlichen Dienstleistungen bieten und<strong>die</strong> Entwicklung kleiner Unternehmen wie auch den Handelfördern würde. «ICT ist im konstanten Wandel begrif­fen . . . jeder Tag bringt uns neue Herausforderungen»,so Nikiforov weiter. Der Postsektor muss daher vorbereitetsein, um auf <strong>die</strong>se Herausforderungen zu antworten,betonte er.Die Auswirkungen der Finanzkrise auf den Postsektorwar ebenfalls Gegenstand der Gespräche. Um nachhaltigaus der Wirtschaftskrise hervorzugehen, braucht <strong>die</strong> Posteinen Paradigmenwechsel, betonte Philip Jennings,Generalsekretär des Gewerkschaftsdachverbandes UNIGlobal <strong>Union</strong>. Nachhaltiges Wachstum bedinge einenachhaltige Infrastruktur, eine, <strong>die</strong> alle Bürger, Verbraucherund Unternehmen verbindet, so führte er weiter aus.Auch <strong>die</strong> Rolle, welche <strong>die</strong> Post bei der Förderung derfinanziellen Eingliederung spielt, wurde eingehendbesprochen. Ein Staat kann Dienstleistungen über <strong>die</strong>Postnetze anbieten – eine Möglichkeit, <strong>die</strong> vor zehn Jahrennoch undenkbar gewesen wäre, berichtet SachinPilot, der indische Minister für Kommunikation und Informationstechnologie.In<strong>die</strong>n hat ein Projekt lanciert, dessenZiel es ist, in fünf Jahren sämtliche 155 000 Poststellendes Landes – wovon sich 95% in entlegenenländlichen Gebieten befinden – ICT-Dienste sowie <strong>die</strong>notwendigen Mitarbeiterschulungen anbieten werden.Für <strong>die</strong> Projektkosten werden eine Milliarde USD veranschlagt.Die Postindustrie muss sich auf <strong>die</strong> lokalen Bedürfnisseund Verhältnisse ausrichten und dabei demUmstand Rechnung tragen, dass unterschiedliche Produkteauch mit unterschiedlichen Risiken behaftet sindund daher über unterschiedliche Kanäle zu vertreibensind. So <strong>die</strong> Worte der niederländischen Prinzessin16 · <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e 4/2012


(Von l.n.r.) Andreas Taprantzis, Moderator, Hamadoun Touré, Generalsekretär der Internationalen Fernmeldeunion, Dina Pule, Ministerinaus Südafrika, Nikolay Nikiforov, russischer Minister, Mongi Marzouk, tunesischer Minister, David Forster, Al Jazeera English(Foto: Nawras Alfawal).Máxima in ihrer Funktion als Sonderberaterin des UNO-Generalsekretärs für Finanzierungsfragen in den Entwicklungsländern.«Eine der wichtigsten Aufgaben jederRegierung ist es, ein verbundenes Wirtschaftssystem zuschaffen, das einen lebhaften Markt mit verschiedenenAnbietern ermöglicht und auch fördert», sagt sie weiter.Dies erfordert jedoch Infrastruktur, Regulierung, Effizienz,Wettbewerb, Konsumentenproduktion und Koordination.Die Sicht der PostAber auch <strong>die</strong> vorgesehenen Postbetreiber kamen währendder Konferenz zu Wort. Patrick Donahoe, PostmasterGeneral des United States <strong>Postal</strong> Service, gestand,dass dem US-Postanbieter aufgrund der anhaltendenVerlagerung der Kommunikation zu den digitalenMe<strong>die</strong>n Einkünfte entgehen und er deshalb «schlanker,schneller und stärker» werden müsse.Eines hat sich jedoch nicht geändert: Der US <strong>Postal</strong>Service ist dafür da, <strong>die</strong> Bedürfnisse seiner Kunden zuerfüllen. Donahoe fügte hinzu, dass der USPS in <strong>Zukunft</strong>wieder profitabel sein und expan<strong>die</strong>ren werde, indem ereinen umfassenden Plan umsetze, der «das Wachstumdes Brief- und Paketversands steigern wird.» Für denKundenservice und Postzugang sind ebenfalls Besserungengeplant.Als der Generalsekretär der <strong>UPU</strong>, Edouard Dayan, dashochrangige Treffen zum Abschluss brachte, appellierteer an alle, durch Innovation und Diversifikation gemeinsameine nachhaltige <strong>Zukunft</strong> für den Postsektor zusichern. Um <strong>die</strong>se Funktion wahrnehmen zu können,braucht <strong>die</strong> Post einen eingreifenden Wandel; genau sowie <strong>die</strong> Branche und <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> beide bestrebt sind, einebedeutende Stellung im Hinblick auf <strong>die</strong> sozio-ökonomischeEntwicklung einzunehmen . . . zum Wohle derBevölkerungen und der Unternehmen. JFErfahren Sie, wie Minister über den Postsektorund seine Dienstleistungen denken:http://news.upu.int/multimedia/videos/postal-perceptionsJenifer Fenton arbeitet als freie Journalistin in Doha, Katar.Ausserdem ist sie Nachrichtenproduzentin beim Sender AlJazeera English.4/2012 <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e · 17


Feature123 4Fotos: Nawras Alfawal1. Anna Tibaijuka spricht <strong>die</strong> einführendenWorte zur Adressierungs-Erklärung.2. Die Delegierten im Qatar National CongressCentre von Doha.3. Stellvertretender Direktor der <strong>UPU</strong>Guozhang Huang.4. Generaldirektor der <strong>UPU</strong> Edouard Dayan.5. Halle 1, Qatar National Congress Centre.5Fotos vom Weltpostkongresshttp://www.flickr.com/universal_postal_union18 · <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e 4/2012


Länder bekräftigen ihre guten AbsichtenWie eine Adressen-Infrastruktur zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungbeitragen und <strong>die</strong> Lebensqualität in den Entwicklungsländern verbessernkann, war eines der Gesprächsthemen am 25. Weltpostkongress in Doha, Katar.Von ChristinaMaria PaschynDie Mitgliedsstaaten der <strong>UPU</strong> haben eine Erklärung verabschiedet,in der sie ihr Engagement für <strong>die</strong> Verbesserungund Erweiterung von Adressensystemen in ihren Ländernund weltweit bekräftigen.Anna Tibaijuka, Ministerin für Land und Wohnraum vonTansania, trug den Delegierten <strong>die</strong> Erklärung vor. «In einerWelt, <strong>die</strong> von fundamentalen Veränderungen geprägt ist,darunter – vor allem in den Entwicklungsländern – ein enormesBevölkerungswachstum in den Städten, ist es unsereAufgabe als lokale, regionale und nationale Entscheidungsträger,sicherzustellen, dass niemand vergessen wird»,beschwörte Tibaijuka <strong>die</strong> Zuhörer. «Ich selbst bin davonüberzeugt, dass <strong>die</strong> Einführung von Adressensystemen zueiner Verbesserung der öffentlichen Dienste, beispielsweiseder sanitären Einrichtungen, Hygiene und Wasserversorgungund vieler anderer grundlegenden Versorgungsleistungenführt», so Tibaijuka weiter.Die Erklärung greift <strong>die</strong> wichtigsten Schlussfolgerungenauf, <strong>die</strong> auch schon in der kürzlich veröffentlichten <strong>UPU</strong>-Publikation im Rahmen der Initiative «Addressing the World– an Address for everyone» präsentiert worden sind. Zumeinen, dass Adressierungssysteme an den Rand der Gesellschaftgedrückten Menschen (zum Beispiel in entlegenenGebieten oder informellen Siedlungsformen) eine digitaleIdentität verschaffen.Für <strong>die</strong> Kommission des Entwicklungsprogramms derVereinten Nationen, <strong>die</strong> sich mit der rechtlichen Besserstellungder ärmsten Bevölkerungsschichten (Legal Empowermentof the Poor) befasst, ist <strong>die</strong>ses Problem von grosserDringlichkeit, zumal weltweit rund 4 Milliarden Menschenkeiner gesetzlichen Gewalt unterstehen und ihre Bürgerrechteohne digitale Identität nicht wahrnehmen können.Ausserdem tragen Adressen zu einer besseren Verteilungkommerzieller und staatlicher Dienstleistungen und Ressourcenbei.Alle erreichenDie südafrikanische Ministerin für Kommunikation, Dina Pule,unterstützt <strong>die</strong> Erklärung: «Post<strong>die</strong>nste müssen für alle zugänglichsein. Das Recht eines jeden Einzelnen zu kommunizieren,ist in unserer modernen Welt ein unverzichtbares Gut.»Anschliessend beschrieb Pule wie ihr Land sein Adressensystemerfolgreich erweiterte, indem zwischen 2005 und2009 sechs Millionen weitere Haushalte mit einer Adresseerfasst wurden. Zudem wurde jede Adresse im Land miteinem Geo-Kode gekennzeichnet. «Adressen tragen zu einerVerbesserung der Schutz- und Rettungs<strong>die</strong>nste in ländlichenGebieten bei und bieten den dortigen Menschen Zugang zurBildung. Ohne Adresse sind <strong>die</strong> Menschen von <strong>die</strong>sen Dienstleistungenpraktisch ausgeschlossen», sagte sie.Während <strong>die</strong> Postvolumen weltweit zurückgehen, widersetztsich Südafrika gemäss Pule <strong>die</strong>sem Trend. In den vergangenenfünf Jahren hat das Land eine vier- bis fünfprozentigeZunahme der Inlandpostsendungen verzeichnet.Hauptsächlich als Folge der zugenommenen geschäftlichenKundenkorrespondenz.Rechtliche IdentitätEin Vertreter der Beratenden Kommission erklärt, wie Adressenzum nationalen Wohlstand beitragen, indem sie privatenHaushalten und Unternehmen eine rechtliche Identitätverleihen, mit der sie Zugang zu Bank- und Kreditleistungenerhalten: «Ich nenne es den virtuellen Wasserfall. Dankneuer Adressen können tausende Familien in den abgelegenenländlichen Gebieten (Südafrikas) Möbel auf Kredit kaufen.Folglich benötigen <strong>die</strong> Möbelgeschäfte in den naheliegendenStädten mehr Mitarbeiter, Lieferanten, Möbelmacherund <strong>die</strong> Zulieferer brauchen Spezialisten, um neue Möbelherzustellen», erklärt er. «Neue Adressen können <strong>die</strong> Wirtschaftbeleben.»Aber auch in den entwickelten Ländern haben Adressendas Potenzial, Einkünfte zu generieren und zum Wohlstanddes Landes beizutragen. So verzichtet Dänemark seit 2002auf Gebühren für <strong>die</strong> Nutzung seiner Adressdatenbank,sofern <strong>die</strong> Unternehmen offenlegen, wie hoch <strong>die</strong> Einkünftesind, <strong>die</strong> sie durch <strong>die</strong> Nutzung der Daten erzielen. Dänemarkveranschlagt <strong>die</strong> Kosten für <strong>die</strong> Datenbankpflege auf4 Millionen EUR (5 Millionen USD) für vier Jahre, doch derNutzen für <strong>die</strong> Unternehmen übersteigt <strong>die</strong>sen Betrag: <strong>die</strong>1200 grössten Datennutzer vermeldeten Direktumsätze vonrund 72 Millionen EUR.Andere Delegierte beschrieben, wie eine effizientere Adresseninfrastrukturihrem Land zugute kam. So schilderte einVertreter aus Saudi-Arabien, dass technologische Innovationenwie GPS-Geräte und Smartphones der staatlichen Postdes Golfstaates eine effizientere Identifizierung der Adressenund somit raschere Zustellung erlauben. Eine ecuadorianischeDelegierte lobte <strong>die</strong> jüngsten Bemühungen zur Einführungeiner sechsstelligen Postleitzahl für <strong>die</strong> 14 MillionenEinwohner des Landes. Das neue System, davon ist sie überzeugt,«wird <strong>die</strong> Reformation der Post in unserem Land konsoli<strong>die</strong>ren.»CMPChristina Maria Paschyn ist freie Journalistin in Doha, Katar, undarbeitet zudem als Dozentin an der lokalen Northwestern University.4/2012 <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e · 19


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InterviewIn guten HändenNach der Wahl von Bishar Abdirahman Hussein zum neuenGeneraldirektor der <strong>UPU</strong> hält beim Weltpostverein ab 2013 erstmalsein Vertreter aus einem Land südlich der Sahara <strong>die</strong> Fädenin der Hand.VonFaryal MirzaFotos:Nawras AlfawalInnerhalb der <strong>UPU</strong> ist Botschafter Bishar Hussein keinUnbekannter. Man darf ihn wohl zurecht als einen «Veteranen»des Postsektors bezeichnen.Zu den beinahe zwanzig Jahren, <strong>die</strong> er bei der kenianischenPost verbrachte, gesellten sich fast nochmals soviele Jahre bei der <strong>UPU</strong>, wobei <strong>die</strong> Jahre 2009 bis 2012,während derer er den Vorsitz des Verwaltungsrats führte,als Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn bezeichnetwerden dürfen.Kurz nach seinem historischen Wahlsieg drückte derehemalige Botschafter den Postvertretern seine «tiefempfundene Dankbarkeit für ihr Vertrauen» aus, das siewährend der ganzen Kampagne in ihn setzten.Und den Ländern, <strong>die</strong> nicht für ihn gestimmt haben,versprach er in seiner Dankesrede «alle Anstrengungen zuunternehmen, um auch ihr Vertrauen zu gewinnen».<strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e traf den frischgebackenen Wahlsieger,um mehr über den ehemaligen CEO der <strong>Postal</strong> Corporationof Kenya zu erfahren, der <strong>die</strong> Geschicke der <strong>UPU</strong> inden kommenden vier Jahren leiten wird.<strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e: Nach welchen Grundsätzen werden Sie<strong>die</strong> <strong>UPU</strong> führen?Bishar Hussein: Die Mitgliedsstaaten der <strong>UPU</strong> erwartenvom Internationalen Büro (IB) Ergebnisse. Meine Aufgabeals Generaldirektor wird es sein, dass wir <strong>die</strong>seErwartungen in professioneller, effizienter und ethischverantwortungsvoller Weise erfüllen.Um <strong>die</strong>ses Ziel zu erreichen, werde ich vom gesamtenIB-Kader weiterhin <strong>die</strong> strikte Einhaltung von Terminenund eine effiziente Kundenorientierung einfordern. Ichbin ein pragmatisch veranlagter Mensch und werde michder Probleme annehmen, wenn sie auftauchen. Je nachFähigkeiten, Kompetenz und Wissen sollen <strong>die</strong> Mitarbeiterdes Internationalen Büros an der Entscheidungsfindungbeteiligt werden.Kreativität, Innovation und Ideen sind es, <strong>die</strong> grosseOrganisationen vorantreiben, sodass sie ihren besonderenStempel auf <strong>die</strong> Gesellschaft drücken können. Essind aber auch <strong>die</strong> Qualitäten, nach denen ich bei unserenMitarbeitern Ausschau halte. Ich will einen Teamgeistfördern, der auf Vertrauen und Respekt basiert und<strong>die</strong> einzelnen Mitarbeiter befähigt, ihre individuellen und«unternehmerischen» Ziele zu erreichen.Andererseits fordere ich auch Disziplin, Respekt vorAutorität und Vorgesetzten und <strong>die</strong> Einhaltung geltenderRegeln.Worin unterscheiden Sie sich von Ihren Vorgängern?Jeder Generaldirektor hat seinen eigenen Führungsstil,seine eigene Perspektive und seine eigenen Prioritäten.Und <strong>die</strong>s gilt auch für mich. Doch Vertrauensbildungund Teamwork unter den IB-Mitarbeitern sind mir sehrwichtig, damit wir mit unseren begrenzten Ressourcen<strong>die</strong> bestmöglichen Ergebnisse herausholen.4/2012 <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e · 21


Interview«Meine entbehrungsreiche Kindheit . . . hat michBescheidenheit, Geduld, Beharrlichkeit, harte Arbeit,Selbstständigkeit, Zusammenarbeit und Respektanderen gegenüber gelehrt.»Ich beabsichtige über<strong>die</strong>s Regierungen, Aufsichtsbehörden,<strong>die</strong> engeren Postvereine, regionale Koordinatorenund andere Anspruchsgruppen in <strong>die</strong> Entwicklung desPostsektors einzubeziehen. Ferner ist mir <strong>die</strong> Verbesserungder Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Mitgliedsstaatenebenfalls ein wichtiges Anliegen. Denn fürden Erfolg unserer Organisation sind Konsensbildungund gegenseitiges Verständnis bei unterschiedlicherMeinung zu wichtigen Themen entscheidend.Wir müssen uns auf den Einsatz von Technologie konzentrieren,um Innovationen zu ermöglichen und dasPostgeschäft zu diversifizieren, aber auch unsere traditionellenDienstleistungen zu optimieren.Neue Quellen zur Finanzierung der Postentwicklungsollen evaluiert und – sofern sinnvoll – <strong>die</strong> Teilnahme desprivatwirtschaftlichen Sektors gefördert werden.Wie können Sie Ihre langjährige Erfahrung im operativenBereich in <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> einfliessen lassen?Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich meine reichhaltigeErfahrung in <strong>die</strong> Entscheidungsfindung des Weltpostkongresseseinbringen und helfen kann, Resolutionen inkonkrete Taten, von denen <strong>die</strong> <strong>UPU</strong>-Mitglieder profitieren,umzusetzen.Ich kann auf nahezu dreissig Jahre Erfahrung im Postunddiplomatischen Dienst zurückblicken, während dererich für zahlreiche Institutionen und Ressourcen verantwortlichwar. Den Postsektor kenne ich sowohl von deroperativen Seite als auch aus Führungs- und Marktperspektive.Als Vorsitzender des Verwaltungsrats im letztenArbeitszyklus war ich an den Vorbereitungen für Dohabeteiligt und kenne daher <strong>die</strong> Themen, mit denen sich<strong>die</strong> <strong>UPU</strong> und <strong>die</strong> Postbranche zu befassen haben.Was ist Ihrer Meinung nach <strong>die</strong> grösste Herausforderung,welche <strong>die</strong> Post heute zu bewältigen hat?Zu den dringendsten Aufgaben, <strong>die</strong> es anzugehen gilt,gehört sicher <strong>die</strong> <strong>Bereit</strong>stellung adäquater Finanzmittelfür <strong>die</strong> Entwicklung der Post, ein Problem von dem vielePostorganisationen betroffen sind. Der technische Fortschritt,<strong>die</strong> sich immer rascher verändernden Kommunikationsmärkteund <strong>die</strong> Globalisierung stellen enormeHerausforderungen für den Postsektor dar.Damit <strong>die</strong> <strong>UPU</strong>-Mitgliedstaaten von <strong>die</strong>ser Entwicklungnicht abgehängt werden, braucht es substanzielleInvestitionen zur Modernisierung der Postinfrastruktur.Die meisten Postbetriebe bekunden zunehmend mehrMühe, das für <strong>die</strong> Investition in ihre Netzwerke notwendigeKapital aufzubringen – eine Situation, <strong>die</strong> sichangesichts der jüngsten Weltwirtschaftskrise noch verschlechterthat.Erzählen Sie uns von Ihrer KindheitGeboren und aufgewachsen bin ich im dürren HinterlandNordost-Kenias. In <strong>die</strong>ser Region regnet es nur selten,was sich auf <strong>die</strong> Lebensweise der sehr ländlichgeprägten Dorfgemeinschaften auswirkt. Die Bewohnerziehen von einem Ort zum anderen, ständig auf derSuche nach Wasser und Weideland für ihr Vieh, von demihre Existenz abhängt.Als kleiner Junge hütete ich in der schulfreien Zeit <strong>die</strong>Kühe, Ziegen und Kamele unserer Familie und war somitviel draussen in der Natur – eine Erfahrung, an <strong>die</strong> ichmich gerne erinnere.Auch heute ist es nicht selbstverständlich, dass <strong>die</strong>Kinder in meiner Heimat eine Schule besuchen können.Es mangelt an grundlegender Infrastruktur wie Strassen,Telekommunikations- und Posteinrichtungen sowie anSchulen und Gesundheitsvorsorge. Viele Kinder mit grossemPotenzial erhalten so nie <strong>die</strong> Möglichkeit einerschulischen Ausbildung und somit <strong>die</strong> Chance, ihreTräume zu verwirklichen.Inwiefern war Ihre Kindheit prägend für Sie?Ich denke, ich hatte auch Glück, unter <strong>die</strong>sen schwierigenVerhältnissen überlebt zu haben und so weitgekommen zu sein. Andererseits hat sich meine schwereKindheit als unschätzbarer Vorteil erwiesen, indem siemeinen Charakter, meinen Geist und meine Entschlossenheitgestählt hat und ich grosse Herausforderungeninstinktiv zu bewältigen weiss.Das lebensfeindliche Umfeld und meine entbehrungsreicheKindheit haben mich Bescheidenheit, Geduld,Beharrlichkeit, harte Arbeit, Selbstständigkeit, Zusammenarbeitund Respekt anderen gegenüber gelehrt –Werte, <strong>die</strong> gerade auch in einem multilateralen und multikulturellenUmfeld, wie es <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> ist, essentiell sind.Wann sind Sie zur Post gestossen?Ich bin 1984 direkt von der Universität zur Kenya Post &Telecommunications Corporation (KPTC) gegangen, woich eine intensive einjährige Ausbildung im Bereich Postbetriebund -management am Postschulungszentrum in22 · <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e 4/2012


Der neu gewählte <strong>UPU</strong>-Generaldirektor wird von denDelegierten zu seiner Wahl beglückwünschtNairobi absolvierte. Die Kurse deckten jeden Aspekt desPostgeschäfts ab.Wie ging es dann für Sie weiter?Bis 1999 nahm ich am Hauptsitz und draussen in verschiedenenGeschäftsstellen unterschiedliche Führungsaufgabenwahr. In <strong>die</strong>sem Jahr spaltete <strong>die</strong> Regierungden Postriesen KPTC in drei Einheiten auf: Telkom KenyaLtd, <strong>die</strong> Communications Commission of Kenya und <strong>die</strong><strong>Postal</strong> Corporation of Kenya (PCK). Am 1. Juli 1999wurde ich zum ersten Postmaster General von PCKernannt.Was war das für eine Organisation, deren Führung Sieübernahmen?Wir hatten Kenya Post praktisch aus dem Nichts undohne irgendwelche staatlichen Subventionen aufgebaut.Die PCK wurde eigentlich ohne adäquate Betriebsmittellanciert. Schlimmer noch, wir «erbten» einen riesigenSchuldenberg von der KPTC, hauptsächlich in Form ausstehenderRechnungen von Zulieferern, noch nichtabgewickelter Zahlungsüberweisungen, gesetzlich zuleistender Zahlungen und einen Haufen weitere Verbindlichkeiten.Geld für <strong>die</strong> Auszahlung der Löhne unserer 5500 Mitarbeiterund für <strong>die</strong> Aufrechterhaltung des normalenTagesgeschäfts war zu Beginn auch keines in der Kasse.Was wurde unter Ihrer Leitung unternommen?Wir hatten vier wertvolle Aktiven: eine gut ausgebildeteund erfahrene Mitarbeiterschaft, ein weit reichendesPostnetz, das tief verankerte Vertrauen unserer Kundschaftund der Öffentlichkeit sowie den Willen, erfolgreichzu sein. Wir gingen rasch daran, ein schlankes, effizientesManagementteam zu bilden, das <strong>die</strong>Geschäftseinheiten und den Betrieb mit fast militärischerPräzision straffte und neu organisierte.Wir nahmen unser Netzwerk unter <strong>die</strong> Lupe, optimiertenunsere Stärken und behoben unsere Schwächen,analysierten Gefahren und Risiken und maximiertenunsere Gelegenheiten im Markt. Dazu brachten wirunsere Mitarbeiter dazu, unsere Vision zu teilen, hobenden Teamgeist an und setzten strikte Disziplin durch.Dann galt es, <strong>die</strong> neue Vision, Mission und Strategieunseres Unternehmens zu definieren und <strong>die</strong> Reformationsprogrammemit grösster Konsequenz durchzusetzen,was schon innerhalb kurzer Zeit erste Früchte abwarf.Wir bauten den Schuldenberg grösstenteils ab underzielten Ende des ersten Jahres gar einen kleinenGewinn. Nach dem zweiten Jahr waren wir über demBerg. Mehr noch, wir hatten ein solides Fundament fürein lebendiges und nachhaltiges Postunternehmengelegt.Irgendwo, tausende Kilometer von Nairobi entfernt imNorden Kenias hütet ein Kind eine Ziegenherde undträumt von einem besseren Leben. Was würden Sie ihmraten?Ich würde ihm sagen, dass es über seine unmittelbareSituation hinaus in <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> blicken, hart arbeiten unddabei seine Träume nie vergessen soll, denn wer keineTräume hat, der kann sie auch nicht verwirklichen.FM4/2012 <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e · 23


Fünf MinutenBekanntes Gesicht,neues BüroDer Schweizer Pascal Clivaz wurde per Januar 2013 zum15. Stellvertretenden Generaldirektor des Internationalen Bürosder <strong>UPU</strong> ernannt.VonRhéal LeBlancIm Jahr 2012 konnte <strong>die</strong> Schweiz gleich zwei Meilensteinefeiern: Zehn Jahre Mitgliedschaft bei den VereintenNationen und <strong>die</strong> Wahl des Schweizers Pascal Clivazzum Stellvertretenden Generaldirektor der <strong>UPU</strong>.Clivaz, ein vormaliges Geschäftsleitungsmitglied derSchweizerischen Post, stiess 2005 als Finanzdirektor zur<strong>UPU</strong> und übernahm später zusätzlich den Bereich strategischePlanung. Mit 46 Jahren gehört er zu den jüngstenFührungsverantwortlichen in der Geschichte der <strong>UPU</strong>.<strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e: Wie sehen Sie <strong>die</strong> Rolle des StellvertretendenGeneraldirektors?Pascal Clivaz: In erster Linie betrachte ich es als meineAufgabe, den Generaldirektor in seiner Arbeit zu unterstützen.Wir haben eine Road Map, <strong>die</strong> Doha Poststrategie,und der Kongress hat eine Reihe von Resolutionenbeschlossen, <strong>die</strong> den direkten Willen der Mitgliedsstaatenausdrücken.Deshalb müssen wir unsere Energie darauf verwenden,<strong>die</strong> Kongressbeschlüsse umzusetzen, ohne dabeijedoch unsere Budgetobergrenze zu überschreiten. Dader Generaldirektor sich in erster Linie mit postpolitischenEntscheidungen befasst, ist es meine Aufgabe, ihnim täglichen Geschäftsbetrieb zu entlasten.Wo liegen <strong>die</strong> grössten Herausforderungen für <strong>die</strong> <strong>UPU</strong>in den kommenden Jahren?Eines unserer Ziele ist es, unter Nutzung vorhandenerSynergien <strong>die</strong> Entscheidungen des Kongresses umzusetzen.Der Generaldirektor und ich wollen bei der Berichterstattungzuhanden des Weltpostkongresses 2016 inder Türkei möglichst alle Punkte umgesetzt haben. Doch<strong>die</strong>s dürfte in vieler Hinsicht eine Herkulesaufgabe werden,insbesondere was <strong>die</strong> Ressourcen angeht. Der Kongresshat bekräftigt, dass <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> gut mit ihren Mittelnhaushalten muss. Deshalb müssen wir wie jede andereOrganisation auch ein Auge auf unsere Strukturen, Prozesseund Abläufe haben, um einen ausgeglichenenFinanzhaushalt vorlegen zu können. Es wird darauf hinauslaufen,dass wir <strong>die</strong> hohe Beanspruchung unsererpersonellen und finanziellen Ressourcen im Rahmen derProjekte mit den nicht unbeschränkt vorhandenen Ressourcender <strong>UPU</strong> in Einklang halten.Gibt es bestimmte Projekte, <strong>die</strong> Ihnen in Ihrer neuenFunktion besonders am Herzen liegen?Ich werde <strong>die</strong>jenigen Projekte durchführen, <strong>die</strong> mir derGeneraldirektor aufträgt. Dass wir eine ganze Reihe vonProjekten eng begleiten müssen, dürfte selbstverständlichsein.Mit der Lancierung von «.post» anlässlich des Weltpostkongressesin Doha haben wir den Postsektor definitivins digitale Zeitalter geführt. Doch <strong>die</strong>s erfordertauch grössere Professionalität und Reaktionsfähigkeitvon unserer Seite. Weitere Projekte befinden sich im Planungsstadium,einschliesslich solcher im Bereich Finanz<strong>die</strong>nstleistungen.Dabei dürfen wir <strong>die</strong> Entwicklung des herkömmlichenPostgeschäfts keinesfalls vernachlässigen, beispielsweiseden Paketversand, der für den Postsektor in <strong>Zukunft</strong>noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.24 · <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e 4/2012


Pascal Clivaz bringt IB-Erfahrung mit(Foto: Nawras Alfawal).Es braucht wirklich ein Zweier-Team, um <strong>die</strong>se Arbeit zubewältigen. Ich möchte mich vor allem auf <strong>die</strong>jenigenBereiche konzentrieren, in denen ich mich am bestenauskenne, zum Beispiel Support-Dienstleistungen undRessourcen- und Personalmanagement. Ich erwarte keinerleiProbleme in der Aufteilung unserer Zuständigkeitenhinsichtlich der Aufgaben, <strong>die</strong> es anzupacken gilt.Sie meinen den Anbruch des digitalen Zeitalters und <strong>die</strong>Auswirkungen auf den Postsektor. Wird <strong>die</strong> Post der<strong>Zukunft</strong> vollständig digitalisiert sein?Das physische Netzwerk wird immer eine wichtige Funktioneinnehmen. Natürlich wird sich angesichts derimmer stärkeren Durchdringung der Wirtschaft durch <strong>die</strong>Digital- und Informationstechnologie auch <strong>die</strong> Post <strong>die</strong>senGegebenheiten anpassen. Doch manche Produkteund Dienstleistungen lassen sich nun mal nicht digitalisieren.Eindeutig Vorrang für mich hat <strong>die</strong> Definition angemessenerPostwirtschaftsmodelle auf globaler Ebene,welche den unterschiedlichen geografischen Gebietenund «Ländertypen» Rechnung tragen. Je nach länderspezifischerGesetzgebung sind unterschiedliche Massnahmendenkbar.Ausserdem müssen wir das Thema Postregulierungins Auge fassen, denn sie bestimmt, wie viel Spielraum<strong>die</strong> Postunternehmen haben, um ihre Mission zu erfüllen.Es ist heute von grosser Wichtigkeit, dass der Postsektorals wichtige Komponente der wirtschaftlichenEntwicklung wahrgenommen wird. Dies entspricht imÜbrigen auch unserer Weltpoststrategie. Wir müssen <strong>die</strong>verschiedenen ökonomischen Modelle, welche <strong>die</strong> physischen,finanziellen und digitalen Aspekte der Postbestimmen, einer gründlichen Prüfung unterziehen.Die <strong>UPU</strong> hat sich stark bemüht, <strong>die</strong> Regierungen vonden vielfachen Chancen, <strong>die</strong> der Postsektor als Triebkraftder Wirtschaft zu bieten vermag, zu überzeugen.Doch ist <strong>die</strong> Botschaft tatsächlich angekommen?Im Verlauf des Kongresses wurde eine Ministerkonferenzeinberufen, um <strong>die</strong> Dynamik zu nutzen und neueVerträge mit den Regierungen auszuhandeln. Die Ministerschienen für unsere Botschaft empfänglich zu seinund <strong>die</strong> potenzielle Bedeutung des Postsektors für ihreWirtschaft – gerade in der heutigen Krise – zu erkennen.Die Post gehört vielfach zu den grössten Arbeitgeberneines Landes und kann im Rahmen des Service Publiqueeine herausragende Rolle spielen. Sie kann ebenfalls einwertvolles Instrument für <strong>die</strong> Öffentlichkeitspolitik sein,vorausgesetzt, <strong>die</strong> Regierung überprüft Mandat undMission ihres öffentlichen Postanbieters.Was erwarten Sie vom Internationalen Büro im kommendenPostzyklus?Wir erwarten viel von unseren Mitarbeitern im InternationalenBüro, wenn es darum geht, <strong>die</strong> Roadmap vonDoha in messbare Ergebnisse umzusetzen. Ich bin nachwie vor felsenfest davon überzeugt, dass wir dank derharten und engagierten Arbeit aller Beteiligten amnächsten Kongress 2016 einen beeindruckenden Leistungsausweisvorlegen und <strong>die</strong> vorgegebenen Zieleerreicht haben werden. RL4/2012 <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e · 25


FeatureDas Geheimnisder Blauen MauritiusMauritius Post feierte 2012 ihr 240-jähriges Bestehen. Aus <strong>die</strong>semAnlass nimmt <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e <strong>die</strong> frühen Briefmarken, welche <strong>die</strong>mauritische Post herausgegeben hat, unter <strong>die</strong> Lupe, denn <strong>die</strong>seRaritäten zählen heute bei den Sammlern weltweit zu denbegehrtesten Postwertzeichen überhaupt.Von KaylaRedstoneIm Jahr 1847 gravierte Joseph Osmond Barnard in PortLouis, Mauritius, <strong>die</strong> Worte «Post Office Mauritius» ineine Kupferplatte, nicht ahnend, dass er damit Briefmarkenschaffen würde, <strong>die</strong> heute weltweit zu den am meistengesuchten und teuersten der Welt gehören. Die beidenBriefmarken, <strong>die</strong> «Penny Orange» und <strong>die</strong> «TwoPenny Blue», <strong>die</strong> sogenannte Blaue Mauritius, sind <strong>die</strong>einzigen weltweit, auf denen «Post Office» vermerktsteht anstatt des üblichen «Post Paid». Dieser minimeUnterschied lässt Sammler bei Auktionen Millionenbeträgefür Exemplare <strong>die</strong>ser äusserst raren Wertzeichenbieten.Hat der Graveur nur einen Fehler gemacht oder war esAbsicht? Wir wissen es bis heute nicht.LegendenÜber Barnard ist nur wenig bekannt. Er reiste 1838 alsblinder Passagier von Portsmouth, England, nach Mauritius,wo er ein Jahr später in der lokalen Zeitung ein Inseratpublizierte, in dem er seine Dienste als Graveur undMiniaturenmaler anpries.Im November 1846 machte er eine Offerte für denDruck zweier Briefmarken: 10 Shilling für tausendDruckexemplare, plus zehn Pfund für <strong>die</strong> Kupferplatten.Sorgfältig gravierte er seine Vorlagen in das weiche82 x 63 mm grosse Plättchen, wobei er <strong>die</strong>selbe Profilansichtvon Königin Victoria mit Diadem zeichnete, wiesie auf den frühen britischen Postwertzeichen zu sehenist. Im Rand der Marken gravierte er <strong>die</strong> ominösenWorte «Post Office Mauritius». Anschliessend druckteer auf der Handpresse je 500 Exemplare der beidenWertzeichen.Philatelisten streiten sich seit Jahrzehnten darüber, obBarnard fälschlicherweise «Office» statt «Paid» eingraviertund somit einfach einen Fehler machte oder ob er<strong>die</strong>s in voller Absicht tat. Denn auf den von der mauritischenPost verwendeten Briefstempeln steht ebenfalls«Office»; vielleicht wollte er seine Wertzeichen lediglichdaran anpassen.Die Marken wurden offiziell am 20. September 1847ausgegeben. Somit war Mauritius <strong>die</strong> erste britischeÜberseekolonie, <strong>die</strong> Briefmarken herausgab. Die Briefmarkengingen am 22. September in den Verkauf, doches hält sich hartnäckig das Gerücht, dass eine bestimmtePerson bereits am Tag zuvor einige der Marken erhaltenhaben soll, nämlich Lady Elizabeth Gomm, <strong>die</strong> Frau desGouverneurs von Mauritius.MaskenballZur Zeit als <strong>die</strong> Marken gedruckt wurden, war <strong>die</strong> ehemalsfranzösische Kolonie Mauritius schon seit rund40 Jahren britisches Territorium. Auch wenn Englischoffizielle Sprache war, blieb das Französische dominierend,wodurch <strong>die</strong> Lage sehr angespannt war.Es wurde oft spekuliert, dass der von Lady Gomm am30. September 1847 veranstaltete Maskenball dazu beitragensollte, <strong>die</strong> zwischen den frankophonen und anglophonenGemeinschaften herrschenden Spannungenzu lösen. Ein weiteres Gerücht besagt, dass <strong>die</strong> vorzeitiggelieferten Marken für den Versand der Einladungen verwendetwurden, was wiederum Spekulationen nährte,dass <strong>die</strong> Briefmarken speziell für <strong>die</strong>se diplomatischheikle Mission herausgegeben worden waren.In ihrem Buch, Blue Mauritius: The Hunt for theWorld’s Most Valuable Stamps, versucht <strong>die</strong> Autorin,Helen Morgan, ihres Zeichens Schriftstellerin und Archivarin,den Zusammenhang zwischen Ball und Briefmarkenschlüssig zu beweisen. «Für meine Forschung ist <strong>die</strong>Suche nach einem schriftlichen Beweis, der Maskenballund Marken miteinander in Verbindung bringt, quasi <strong>die</strong>Suche nach dem heiligen Gral. Doch ich habe <strong>die</strong>senBeweis bis heute nicht gefunden.» Es gibt lediglich einzelnevage Hinweise in <strong>die</strong>se Richtung. Dennoch hält sie– wie viele Sammler übrigens auch – an ihrer Theorie26 · <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e 4/2012


fest. Diese basiert auf drei identischen Briefumschlägen,<strong>die</strong> jeweils mit einer Penny Orange für lokale Beförderungfrankiert und den Adressaten M. Alcide Marquay,Ed. Duvivier Esq. und H. Adam Esq. Junr. zugestellt wurden.Auch wenn <strong>die</strong> Couverts Morgan zufolge keine Einladungenenthielten, gab und gibt deren Ähnlichkeit Philatelistengenügend Grund, um zu glauben,dass sie mit dem Ball inZusammenhang gebracht werden können.«Diese Verbindung wurde erstmalsin einer Philateliezeitschrift von einemanonymen Leserbriefschreiber 1897geäussert», sagt Morgan. «Als sich herausstellte,dass es drei Umschläge gab,und <strong>die</strong> Philatelieexperten <strong>die</strong> Ähnlichkeitder Umschläge bemerkten, reifte inihnen <strong>die</strong> Überzeugung, dass <strong>die</strong>Umschläge demselben Zweck ge<strong>die</strong>nthaben mussten.»Der Bordeaux-UmschlagMögen <strong>die</strong> Umschläge <strong>die</strong> Debatte, ob<strong>die</strong> Marken nun zur Frankierung der Einladungsschreibenbenutzt wurden odernicht, noch so anheizen, bei einemUmschlag konnte jedenfalls nachgewiesen werden, dasser nicht nur für den Versand der Einladungen verwendetworden war. Im Jahr 1912 machte ein Schüler, als er <strong>die</strong>verstaubte Handelskorrespondenz seines Vaters, derWeinhändler gewesen war, durchforstete, um zu sehen,ob noch Briefmarken vorhanden waren, den Fund seinesnoch jungen Lebens: den sogenannten Bordeaux-Umschlag. Auf <strong>die</strong>sem Umschlag, der einen Brief vonEdward Francis & Co. aus Port Louis, Mauritius, an denWeinhändler Ducau & Lurguie in Bordeaux, Frankreich,enthielt, war mit je einer Orangen und Blauen Mauritiusfrankiert. Laut Morgan eine für internationale Postsendungeninkorrekte Frankierung. Tatsächlich wurde einzweiter Brief nach Bordeaux richtig mit lediglich einerBlauen Mauritius frankiert.Morgan sieht im ersten Brief schlichteinen Irrtum, was angesichts der Tatsache,dass <strong>die</strong> Marken erst seit kurzem imUmlauf waren, wohl häufiger vorgekommensein dürfte. «Es werden immerFehler gemacht, weil <strong>die</strong> Menschen miteiner bestimmten Neuerung einfachnoch nicht ganz zurechtkommen. Somitlassen sich einige der Anomalien erklären»,ist sie überzeugt. Dieser an sichkleine Fehler, den Umschlag mit beidenWertzeichen zu frankieren – eine Differenzvon gerade einmal einem Penny –,war einem Käufer 1993 3,8 MillionenUS-Dollar wert. Damit ist der Bordeaux-Umschlag das teuerste Philatelie-Losaller Zeiten. Der Umschlag wurde indesseither nicht mehr Angeboten.Heute ist <strong>die</strong> Existenz von noch12 Exemplaren der Blauen und 15 derOrangen Mauritius bekannt – also insgesamt nur27 Exemplare, von denen hoffnungsfrohe Sammler träumenkönnen, sie dereinst zu besitzen, vorausgesetzt sieverfügen über das nötige Kleingeld . . . KRKayla Redstone arbeitete als Praktikantin beim <strong>UPU</strong> CommunicationProgramme, als sie <strong>die</strong>sen Artikel verfasste.Von SusanVogel-MisickaÜber <strong>die</strong> Jahre sind immer wiederExemplare der berühmten Mauritius-Marken im Handel aufgetaucht. Sowechselten bereits im Jahr 1893 jeein Exemplar der Schwarzen undBlauen Mauritius für <strong>die</strong> damaligeRekordsumme von 680 GBP proMarke den Besitzer. Knapp hundertJahre später musste ein Käufer 1988für <strong>die</strong> Blaue Mauritius alleine schon750 000 USD hinblättern.Kurz darauf folgte, was EmmanuelRichon, Kurator des Blue PennyMuseums in Port Louis, den Jahrhundertverkaufnennt: «Es war eine einzigartigeGelegenheit, um je einExemplar der beiden Marken zuerwerben», erinnert sich Richon an<strong>die</strong> Auktion vom 10. November 1993in Zürich, Schweiz. Dort bot ein Konsortiummauretanischer Unternehmenunter der Führung der MauritiusCommercial Bank rund 2,6 MillionenUSD, um <strong>die</strong> beiden Marken zurücknach Mauritius zu holen. In der gleichenAuktion wurde der Bordeaux-Umschlag einem Bieter aus Singapurfür knapp vier Millionen USD zugeschlagen.Richon weist darauf hin, dass<strong>die</strong>se Briefmarken nicht nur wichtigeZeugen für <strong>die</strong> Einführung von Postwertzeichenim 19. Jahrhundert sind,sondern auch über <strong>die</strong> koloniale Verwaltungund den Gravur-ProzessAuskunft geben. «Obwohl nur einQuadratzentimeter gross, haben sieenormen Wert», bekennt Richon.Um <strong>die</strong> Marken in einer Umgebungzu präsentieren, <strong>die</strong> ihrerBedeutung gerecht wird, errichtete<strong>die</strong> Mauritius Commercial Bank 2001eigens das Blue Penny Museum.«Wir sind stolz darauf, <strong>die</strong> Markenhier, an dem Ort, wo sie erschaffenwurden, dem Publikum dauerhaftzeigen zu können. Es ist wohl dasselbeGefühl, das <strong>die</strong> Italiener haben,wenn sie Michelangelos SixtinischeKapelle betreten», schwärmt Richon.Der Wert der beiden Penny-Markenist in den vergangenen Dekadenins unermessliche Gestiegen. So versichertedas Museum seine beidenSchätze für 5 Millionen USD, als sie2001 für eine Ausstellung nach Berlinausgeliehen wurden.Manch ein Historiker dürfte denErschaffer der Marke lediglich füreinen unkonzentriert arbeitendenStümper halten, der eine Markefälschlicherweise mit «Post OfficeMauritius» beschriftete, doch Richonist da anderer Meinung: «Niemandhat je wirkungsvollere Werbung fürunser Land gemacht als OsmondBarnard. Man darf das fast schon alsgenial bezeichnen!»Susan Vogel-Misicka ist freie Journalistinin Bern, Schweiz, und arbeitet zudem alsJournalistin für swissinfo.


UmschauTokio setzt Privatisierung fortDie seit langem andauernde Privatisierung von Japan Post ist seitEnde Oktober einen Schritt weiter: Die Muttergesellschaft desPostunternehmens plant für ihren Postzweig den Börsengang inder zweiten Jahreshälfte 2015.Von Julian RyallJapan Post Holdings Co. legte am26. Oktober ihre Absichten dem aufsichtsführendenMinister für <strong>die</strong> Privatisierungvon Zustellunternehmen,Mikio Shimoji, dar. Der Börsengangwäre einer der grössten in der japanischenWirtschaftsgeschichte und derVerkauf von rund zwei Dritteln derstaatlichen Anteile würde einen Erlösvon 7 Billionen JPY (87,5 MilliardenUSD) erzielen.Kurz darauf erklärte der FinanzministerKoriki Jojima anlässlich einerPressekonferenz, dass <strong>die</strong> Regierungihre Anteile veräussere, um <strong>die</strong> Wiederaufbauarbeitennach dem Erdbebenund Tsunami im März 2011 zu finanzieren.«Ich hoffe, wir erzieleneinen höchstmöglichen Erlös», fügteer hinzu.Das Abstossen des staatlichen Anteilswar bereits lange vor dem grossenErdbeben, das den Nordostendes Landes heimgesucht hatte, beschlosseneSache. Die Finanzierungdes Wiederaufbaus von hundertenGemeinden in der Region Tohoku,<strong>die</strong> durch <strong>die</strong> schlimmste Naturkatastrophein Japan seit Menschengedenkenzerstört worden waren, verliehdem Anliegen neue Dringlichkeit.Japan Post wurde am 1. April2003 im Zuge der Neuorganisationdes Post<strong>die</strong>nstleisters gegründet. Derdamalige Premierminister JunichiroKoizumi erklärte <strong>die</strong> Privatisierungdes Unternehmens im Anschluss anseine Wahl zu einem Schwerpunktthemaseiner Regierung, obwohl <strong>die</strong>svon manchen als kontroversenSchachzug kritisiert wurde.Als staatlicher Anbieter von PostundPaketzustellungen, Finanz<strong>die</strong>nstleistungenund Lebensversicherungenzählte Japan Post über 400 000Mitarbeiter und war mit einem Netzwerkvon 24 700 Postämtern einerder grössten Arbeitgeber Japans.Umfassendes NetzwerkJapan Post machte sich <strong>die</strong> Tatsache,dass sie in praktisch jeder Gemeindeim ganzen Land über Standorte verfügte– wovon Privatbanken nur träumenkonnten – zum Vorteil und betriebdas weltweit umfassendstePostsparkassennetz. Es verwalteteauf ihren «Yu-cho»-Konten privateVermögenswerte im Wert von224 Billionen JPY (2,1 Billionen USD)und weitere 126 Billionen JPY (1,2 BillionenUSD) in Form von «Kampo»-Lebensversicherungen. Dies hat sichbis heute kaum geändert.Im Oktober 2007 wurde das Unternehmeneiner Neustrukturierungunterzogen und in vier Geschäftsbereicheaufgeteilt: Finanz<strong>die</strong>nste, Versicherung,Post und Schalter<strong>die</strong>nstleistungenfür <strong>die</strong> erstgenannten dreiBereiche. Die liberal-demokratischeRegierungspartei LDP setzte 2010 alsFrist für <strong>die</strong> Börsennotierung der Holdingaktien.2009 erlitt <strong>die</strong> LDP in den Parlamentswahleneine Niederlage und<strong>die</strong> neue Demokratische Partei Japans,welche <strong>die</strong> Regierung stellte,legte das Vorhaben, ihre Anteile abzustossen,kurzerhand auf Eis.Der nächste SchrittAngesichts der Naturkatastrophe imvergangenen Jahr sah sich <strong>die</strong> Regierunggezwungen, im April ein Gesetzzu verabschieden, welches <strong>die</strong> Möglichkeiteiner Gesamtprivatisierungprüfte, und der Regierung gleichzeitigein gewisses Mass an Einfluss über<strong>die</strong> Dienstleistungen einräumte. Damitsteht der Börsennotierung nichtsmehr im Weg. «Es war ein jahrelangesHin und Her, aber <strong>die</strong>ser jüngsteSchritt lässt vermuten, dass das Themawieder aktuell ist», meint MartinSchulz, Senior Economist am FujitsuResearch Institute. «Dies bedeutetaber noch nicht, dass es auch umgesetztwird, denn <strong>die</strong> Banken und privatenVersicherungsunternehmenwehren sich gegen das Vorhaben.»Am meisten Sorgen bereitet demprivaten Sektor, dass <strong>die</strong> Minderheitsbeteiligungder Regierung denFinanzbereichen von Japan Post zuWettbewerbsvorteilen verhelfenwürde, indem das Unternehmen <strong>die</strong>Möglichkeit hätte, in neue Märktewie beispielsweise Spezialkrankenversicherungeneinzudringen. Sowäre sichergestellt, dass das Unternehmenniemals aus dem Markt verdrängtwerden könnte. Am 16. Dezemberfinden jedoch Wahlen statt,welche <strong>die</strong> Pläne zur Veräusserungder staatlichen Anteile durchkreuzenkönnten. JRJulian Ryall ist freischaffender Journalist inTokio, Japan, und Japankorrespondentdes Daily Telegraph.Fortsetzung der Umschau auf Seite30.28 · <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e 4/2012


FeatureIBIS beschleunigtPaketnachforschungenVon KaylaRedstoneSeit Januar 2012 ist <strong>die</strong> Verwendungdes webbasierten Systems für PaketnachforschungenIBIS (Internet-Based Inquiry System) obligatorisch.Rund 148 Postbetreiber machendavon Gebrauch und loben dessenVorteile.Vor der Einführung von IBIS musstenPostbetreiber ihre Nachforschungsanträgefür vermisste Paketemittels eines Formulars (CN08) einreichen,das per Post oder Fax zugestelltwurde. Mit dem webbasierten Systemkönnen <strong>die</strong> Anträge online erfolgen.Über 25 000 Anträge werdenmonatlich auf <strong>die</strong>se Weise bearbeitet.Das System setzt über drei Phasenzudem strengere Fristen für dasAuffinden von verloren gegangenenPaketen: Nachforschungsantrag,Spezialsuche und Vollsuche.In der ersten Phase hat <strong>die</strong> Bestimmungspostzwölf ArbeitsstundenZeit, <strong>die</strong> Angaben zur Sendungsverfolgungzu überprüfen, bevor sie <strong>die</strong>Aufgabepost darüber informierenmuss, ob das Paket gefunden wurde.Wurde das Paket nicht gefunden,bleiben der Bestimmungspost weitere24 Arbeitsstunden, um es imVerteilzentrum zu suchen, bevor siewieder reagieren kann.Bleibt das Paket unauffindbar, hat<strong>die</strong> Bestimmungspost weitere160 Stunden Zeit, um eine umfassendeUntersuchung durchzuführen.«Indem <strong>die</strong> <strong>UPU</strong> IBIS für obligatorischerklärt hat, kann sie das CN 08-Papierformularfür den Nachforschungsantragauslaufen lassen und den Prozessbeschleunigen», erklärt ChristineBétrémieux, Leiterin des <strong>UPU</strong>-Paketprogramms.Laut Postbetreibern tragen <strong>die</strong>sestrengen Fristen zur Verbesserungdes Kundenservices bei. Der britischePaketzusteller Parcelforce setzt IBISseit 2006 ein, als es für einen weitenBenutzerkreis verfügbar wurde, undgilt als Spitzenreiter in <strong>die</strong>semBereich. Zwischen Februar und Juli2012 erzielte das Unternehmen eineQuote von 100% in Bezug auf <strong>die</strong>Pünktlichkeit, d.h. eine Anfragewurde innerhalb der festgelegtenHöchstdauer behandelt. «IBIS machtuns das Leben leichter, da man denBeweis dafür hat, dass man das Pakettatsächlich erhalten hat. Es ist nichtnur ein blosses Stück Papier, dasirgendwo verloren gehen kann, undfür den Kunden ist es um ein Vielfacheseffizienter», meint Andrea Tye,Leiterin des internationalen Kundenservicesbei Parcelforce.Die Schweizerische Post, ebenfallseine Spitzenreiterin mit einer hundertprozentigenErfolgsquote zwischenFebruar und Juli 2012, verzeichnetenach dem Wechsel zu IBISim Jahr 2006 eine Verbesserung desKundenservices. Die Fristen habendafür gesorgt, dass andere Postbetreiberbezüglich der Beantwortungvon Anträgen verlässlicher gewordensind, meint Ruggero Schifano von derAbteilung Kundenservice bei derSchweizerischen Post.Wenn Postbetreiber, <strong>die</strong> Anfragenerhalten, 95% der Anfragen pünktlichbeantworten, sind sie zu einemfünfprozentigen Rabatt auf Endvergütungsanteileberechtigt. Seit Mai<strong>die</strong>ses Jahres erhalten Postbetreiber,<strong>die</strong> weniger als 500 Anfragen jährlichverzeichnen, eine E-Mail-Benachrichtigung,wenn eine neue Anfrage eingegangenist, da sie bereits wegeneiner unbearbeiteten Anfrage denAnspruch auf den Rabatt verlierenkönnten.Postbetreiber, <strong>die</strong> IBIS nicht einsetzen,sind darauf angewiesen, dassihre Partner <strong>die</strong> mit dem herkömmlichenCN 08-Formular eingereichtenAnträge bearbeiten, und haben keinenAnspruch auf den Rabatt. Betreiber,<strong>die</strong> IBIS anwenden, sind nichtlänger verpflichtet, Formularanfragenzu beantworten. Das <strong>UPU</strong>-Paketprogrammermutigt alle Postbetreiber,das elektronische Nachforschungssystemzu benützen. KRKayla Redstone absolvierte ein Praktikumim <strong>UPU</strong>-Kommunikationsprogramm, alssie <strong>die</strong>sen Artikel verfasste.Für das Auffinden vermisster Pakete in drei Phasen gelten strenge Fristen.Track- und-Trace-Daten überprüfen12Verteilzentrumüberprüfen24Vollsuchedurchführen160Stunden


UmschauKurznachrichtenAustralienAustralia Post beabsichtigt, über 2 MillionenAUD (2 Millionen USD) zu investieren, umdas nationale Logistiknetzwerk in ein Paketzustellnetzwerk«von Weltrang» und in eineglobale digitale Plattform umzuwandeln. DieInvestitionen werden dazu <strong>die</strong>nen, den Standder Automatisierung zu verbessern und <strong>die</strong>landesweite Präsenz von Australia Post zu verstärken.Laut dem Postbetreiber sorge <strong>die</strong>sfür flexiblere Zustellmöglichkeiten für Privateund Unternehmen.BelgienBpost hat einen Teil ihres Certipost-Dienstesfür den Austausch von elektronischen Dokumenten,insbesondere Rechnungen, für18,3 Millionen EUR (24 Millionen USD) verkauft.Certipost wird weiterhin Dienstleistungenfür fälschungssichere Dokumente unddigitale Zertifizierung anbieten sowie den belgischenPersonalausweis ausstellen.GrossbritannienDer Reiseveranstalter Minoan Group hat mitder National Federation of SubPostmasters,der Gewerkschaft für Postagenturen,ein Abkommen für ein dreimonatiges Pilotprojektgetroffen, in dessen Rahmen 50 automatisierteReisekioske in kleinen Postämternin entsprechenden Absatzgebieten betriebenwerden. Falls sich das Projekt als erfolgreicherweist, wird Minoan Group im Laufe dernächsten fünf Jahre rund 1000 solcher Kioskein Betrieb nehmen.Royal Mail bietet Kunden mit geringem Einkommenwie Rentnern, Erwerbslosen undBezügern von Invaliditätsrenten in der Vorweihnachtszeit<strong>die</strong> Möglichkeit, Briefmarkenzum Tarif von 2011 zu erwerben. Zudembeabsichtigt der Postbetreiber, Anfang 2013ein neues Paketverfolgungssystem für seineRücksende<strong>die</strong>nste zu lancieren. Damit werdenHändler in der Lage sein, Rücksendeetikettenmit Tracking-Nummern zu erstellen. Die entsprechendeRegulierungsbehörde Ofcom hatgrünes Licht dafür gegeben, dass Paketsendungenan Nachbarn übergeben werdenkönnen, falls ein Empfänger eine Sendungnicht entgegennehmen kann.ItalienPoste Italiane ist das erste Unternehmen inItalien, das ein kontaktloses Zahlungssystemfür seine Kunden einführen wird. Es wirddazu <strong>die</strong> sog. «Near Field Communication»(NFC) einsetzen. NFC-Systeme beruhen aufeinem drahtlosen Datenaustausch, der esKunden erlaubt, Zahlungen mit ihrem Mobiltelefonohne Unterschrift oder Code-Eingabezu tätigen.JerseyJersey Post testet zurzeit neue Wege zurVerbesserung der Paketzustellungen. DerPostbetreiber der Kanalinsel prüft momentanverschiedene Möglichkeiten über ihren«Secure-Drop»-Service. Mit <strong>die</strong>sem sind Kundenin der Lage, für <strong>die</strong> Zustellung von nichteingeschriebenen Paketen einen anderenZustellort als ihre Wohnadresse anzugeben.KanadaCanada Post führt eine neue Produkteliniefür Online-Händler ein, welche Daten vonCanada Post in ihre Internetplattform, Kundenapplikationoder ihren Online-Shop einbindenmöchten. Mit den «Canada Post WebServices» haben Händler <strong>die</strong> Möglichkeit, verschiedeneAbhol- und Verfolgungsmöglichkeiten,Versandkosten und Rücksende-Etikettenanzubieten.NiederlandePostNL hat Valid Express übernommen, einKleinunternehmen, welches chronisch Krankeund Menschen mit Behinderungen beschäftigt,welche für Einzel- und Online-Händler<strong>die</strong> Zustellung von Paketen am selben Tagsicherstellen. Weiter hat der niederländischePostbetreiber <strong>die</strong> weltweit erste «Aufklapp»-Briefmarke lanciert. Das dreidimensionaleWertzeichen, das im Rahmen der Kinderbuchwochelanciert wurde, stellt gemäss PostNLeine Weltpremiere dar. Durch Ziehen aneinem Pappschieber verwandelt sich daszweidimensionale Bildchen in ein dreidimensionales.Für 5 EUR pro Bogen können damitkleine Pakete von maximal 500 g innerhalbder Niederlande versandt werden.SchweizGemäss der Schweizerischen Post verzeichneteder Finanz<strong>die</strong>nstleistungsbereichPostFinance 100 000 Neukunden in den erstendrei Quartalen 2012. PostFinance zähltheute 2,9 Millionen Kunden und verwaltet einGesamtvermögen von 103 Milliarden CHF auf4,5 Millionen Konten – 200 000 mehr alsEnde 2011.USADer US <strong>Postal</strong> Service plant in Anbetrachtdes <strong>die</strong>sjährigen Wachstums im Paketbereich<strong>die</strong> Zustellung von Paketen am selben Tag inbestimmten Grossstadtgebieten der USA.Dank des neuen Diensts «Metro Post» könnenOnline-Händler in bestimmten Grossstädtenihren Kunden eine rasche Zustellunganbieten.WeitereFedEx hat am Flughafen von Singapur einneues Verteilzentrum eröffnet, dessen Kostensich auf 78,9 Millionen USD belaufen. DasZentrum, das den asiatisch-pazifischen Raumbe<strong>die</strong>nen wird, ist <strong>die</strong> einzige Express-Transport-Einrichtung,<strong>die</strong> Boden- und Lufttransport<strong>die</strong>nstleistungenund Zollabfertigungunter einem Dach vereint. Das Unternehmenwird voraussichtlich für 100 Millionen USDzudem ein internationales Express- undFrachtzentrum am Flughafen Pudong ShanghaiInternational errichten. Das Verteilzentrumeinschliesslich entsprechender Einrichtungenzur Zollabfertigung soll anfangs 2017den Betrieb aufnehmen.TNT Express konnte seine Expansion imNahen Osten mit der Eröffnung einer neuenZweigstelle in Katar fortsetzen. Die neue Filialein Abu Samra an der Grenze zu Saudi-Arabiennimmt eine strategisch wichtige Stellungim regionalen Strassennetzwerk der Regionein.Alle Beiträge von Jérôme Deutschmann.Korrigendum: In <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e, Ausgabe vom September 2012, S. 8, erste Zeile des dritten Abschnittes, müsste es heissen:«Younouss Djibrine, der neue Generalsekretär des Panafrikanischen Postvereins, kennt den IPDP-Prozess genauestens aus der Zeit, als er Vorsitzenderder Gruppe für technische Zusammenarbeit und Postreformprojekte des Verwaltungsrats der <strong>UPU</strong> war.»30 · <strong>Union</strong> <strong>Postal</strong>e 4/2012


Implementingcomplete sortingsolutions,that’s my job.Katty PASCALTechnical Programs ManagerC O N S U L T | D E S I G N | I M P L E M E N T | S U P P O R T | A D D V A L U EWe master every stage of the implementation process.Our technological solutions cover all the requirements of equipementand systems sorting and sequencing, reading, coding and supervision.As a global integrator, we also provide project management,partnership solutions and, thus, the full integration cycle.We are here for you and for each stage in the life of your process,SOLYSTIC offers solutions tailored to your requirements.Make your projects a reality with SOLYSTIC.www.solystic.comFuture postal solutions


Hochwertige Informationendank InnovationGMSDasGlobal Monitoring SystemMessen der Effizienz von Post<strong>die</strong>nstleistungen mittels RFID war für viele <strong>UPU</strong>-Mitglieder lange bloss ein Traum. Jetzt nicht mehr: Mit GMS können Postbetreiber voneiner hochmodernen, äusserst erschwinglichen Lösung profitieren, <strong>die</strong> passive RFID-Technik verwendet.Weitere Informationen entnehmen Sie dem Animationsfilmhttp://www.tinyurl.com/gmsfilmoder schreiben Sie an gms@upu.int.<strong>UPU</strong>UNIVERSALPOSTALUNION

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