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SEITE 6 | FREITAG, 13. MAI 2011 POLITIK WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />
Hausbesitzer<br />
wartenab<br />
KritikanFörderprogrammen<br />
PULLACH. Der Europäische Verband<br />
der Energie- und Umweltschutzberater<br />
(EVEU) begrüßt die Entscheidung<br />
der Bundesregierung, die Förderzuschüsse<br />
im Rahmen des<br />
Marktanreizprogramms für Erneuerbare<br />
Energien für 2011 anzuheben.<br />
„Was wir uns aber noch mehr<br />
wünschenalskurzfristigeFördergeschenke<br />
und blanken Aktionismus<br />
in der Energiepolitik, sind nachhaltigeundverlässlicheRahmenbedingungen“,<br />
so EVEU-Geschäftsführer<br />
Franz Sedlmeier. Von einer kompletten<br />
Streichung der Förderprogramme<br />
bis hin zur Anhebung der<br />
Fördersätze sei alles möglich. Dies<br />
führe zunehmend zu Zurückhaltung<br />
der Hauseigentümer. „Selbst<br />
jetzt warten viele Hausbesitzer<br />
noch ab. Sie spekulieren darauf,<br />
dass das Thema Erneuerbare Energien<br />
in den kommenden Jahren<br />
noch mehr an Bedeutung gewinnt<br />
unddieFörderprogrammeeherausgeweitet<br />
werden“, weiß Sedlmeier.<br />
„Das Auf und Ab der BundesregierunghatausHausbesitzerneineArt<br />
Börsenspekulanten gemacht. Jeder<br />
hat Angst, zu früh zuzuschlagen<br />
und damit Fördergelder herzuschenken<br />
– anstatt jetzt zu handeln<br />
und dringend notwendige Sanierungsmaßnahmendurchzuführen“,<br />
soderEVEU-Geschäftsführer.(wz)<br />
Strom-Monopole<br />
sollenbröckeln<br />
BERLIN. Die SPD setzt auf eine „Demokratisierung“<br />
bei der künftigen<br />
Energieversorgung. Die bisherige<br />
Monopolstellung der vier großen<br />
deutschen Stromversorger müsse<br />
gebrochen werden, forderte ParteichefSigmarGabrielSigmarnacheinem<br />
Treffen mit den Vorstandschefs<br />
in Berlin.Diese Unternehmen<br />
solltendeshalbbeineuenInvestitionenvondenstaatlichenZuschüssen<br />
inHöhevon15Prozent,dieab2013<br />
nach EU-Recht erlaubt sind, ausgeschlossenwerden.DiesefinanzielleFörderungmüsse<br />
ausschließlich auf mittelständische<br />
Anbieter und Stadtwerke konzentriertwerden,sagteGabriel.Dies<br />
gelte auch für den Bau neuer Gaskraftwerke<br />
und Netze sowie die<br />
stärkere Förderung von Windenergieanlagen<br />
an Land. Es müsse verhindertwerden,dassdieGroßunternehmen<br />
durch den Bau von teuren<br />
Offshore-Windparks übermäßig<br />
von staatlichen Geldern profitierten.(dpa)<br />
ErsterWindpark<br />
inderOstsee<br />
ZINGST. Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel(CDU)hatdenerstenWindpark<br />
vor der deutschen Ostseeküste<br />
„Baltic1“offiziellinBetrieb gesetzt,<br />
und zwar gemeinsam mit Mecklenburg-VorpommernsMinisterpräsidentErwinSellering(SPD)unddem<br />
Vorstandschef des Versorgers<br />
EnBW, Hans Peter Villis. Mitten in<br />
der Debatte über die Energiewende<br />
gingdamitderersteOffshore-Windpark<br />
ans Netz. Diese 21 Windräder<br />
bringeneineLeistungvonknapp50<br />
Megawatt und liefern Strom für<br />
50000 Haushalte. Bauherr von „Baltic<br />
1“ ist der Energieversorger Baden-Württemberg<br />
(EnBW), der derzeitvorRügeneinenzweitenWindpark<br />
mit 80 Windkraftanlagen<br />
plant. Von hier aus werden ab 2013<br />
rund 340 000 Haushalte versorgt.<br />
Die Investitionssumme beträgt 1,2<br />
MilliardenEuro.(wz)<br />
Hohe KompetenzimZimmererhandwerk:26neueFachkräftenahmenerfolgreichanderMeisterprüfunginderHandwerkskammerteil. Foto:graggo<br />
AngsthatmanamBaunochnicht<br />
SeitMaigiltauchinOstbayernArbeitnehmerfreizügigkeit/BauinnungsprichtvongemischtenGefühlen<br />
VON GERD OTTO<br />
REGENSBURG. Der 1. Mai 2011 war in<br />
doppeltem Sinne ein Feiertag. Zum<br />
einen wurde dieser Sonntag als MeilensteinaufdemWegnachEuropabejubelt.<br />
Auf der anderen Seite begegnetendieRedneraufdenKundgebungen<br />
dieses „Tags der Arbeit“ dem europäischen<br />
Aspekt durchaus mit Skepsis.<br />
Hintergrund: Seit dem 1. Mai ist die<br />
Arbeitnehmerfreizügigkeit und die<br />
Dienstleistungsfreiheit für die so genanntenMOE-(Mittel-undosteuropäischen)Staaten<br />
wie beispielsweise<br />
Polen und die Tschechische Republik<br />
vollständigfreigegeben.<br />
Dass ausgerechnet die Deutschen<br />
alle rechtlichen Fristverlängerungen<br />
ausgeschöpfthaben,uminnerhalbder<br />
Europäischen Union die Arbeitnehmerfreizügigkeitmöglichstlangzubeschränken,istdabeischonverwunderlich<br />
genug. Während Großbritannien<br />
oder Schweden bereits 2004 ihre<br />
Arbeitsmärkte für die Menschen aus<br />
den neuen EU-Mitgliedsstaaten öffneten,<br />
weigerte sich Deutschland sieben<br />
Jahre lang, die Grundidee „Wir sind<br />
Europa“ auch in die Praxis umzusetzen.<br />
Inzwischen sind wir zwar aufgewacht<br />
und möchten uns auch in den<br />
LANDSHUT.„DieStadtLandshutistein<br />
idealer Standort für Investoren – sowohlimWohn-alsauchimGewerbebereich.“<br />
Nach Auffassung von OberbürgermeisterHansRampfgehörtdie<br />
Regierungshauptstadt nicht nur zu<br />
den Wachstumsregionen Niederbayerns,<br />
was schon seit langem durch diverse<br />
Studien bestätigt wird. Vielmehr<br />
trägt auch die Stadt selbst einigesdazubei,etwaWohn-undGewerbegrundstücke<br />
in den verschiedenstenStadtteilen.<br />
Die Baugeldzinsen bewegen sich<br />
dabeiimmernochaufsehrniedrigem<br />
Niveau. Durchaus interessant sei zudem<br />
der spürbare Preisnachlass von<br />
bis zu 45 Euro pro Quadratmeter<br />
beim Kauf von Baugrundstücken für<br />
Familien, den die Stadt Landshut ihren<br />
Käufern gewährt. Wenn es um<br />
Wirtschaftskraft und Attraktivität<br />
geht, dann liegt die Stadt Landshut<br />
auf Spitzenpositionen, aber auch die<br />
stetige Bevölkerungsentwicklung<br />
spricht für sich: Seit dem Jahr 2000,<br />
mit circa 58500 Einwohnern, hat die<br />
Bevölkerungszahl der Stadt tüchtig<br />
zugelegt,entgegendembayernweiten<br />
Bevölkerungsrückgang ist Landshut<br />
europaweitenWettbewerbumdiebesten<br />
Köpfe einbringen – doch wenn<br />
nicht alles täuscht, ist der Zug längst<br />
abgefahren.Von einerbeängstigenden<br />
Zuwanderung kann jedenfalls keine<br />
Rede sein. Experten sprechen von zunächst<br />
100000 Neubürgern aus den<br />
acht mittel- und osteuropäischen Ländern.<br />
Dieser Trend dürfte anschließend<br />
sogar eher abnehmen, zumaldie<br />
Demografie in diesen Ländern sich<br />
kaum von der unseren unterscheidet.<br />
Der Anteil der Jüngeren sinkt auch<br />
dort.<br />
Die Reaktionen auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
sind deshalb durchaus<br />
zwiespältig. Speziell die ostbayerischen<br />
Betriebe des Bauhandwerks sehen<br />
dieser Entwicklung nach Auffassung<br />
des Geschäftsführer der Bauinnung<br />
Regensburg, Christian Huber,<br />
mit gemischten Gefühlen entgegen.<br />
Zunächst werde es zwar unbürokratischer,<br />
einen Arbeitnehmer aus diesen<br />
Staaten als eigenen Beschäftigten einzustellen.ZudemseidieBeauftragungausländischer<br />
Baufirmen aus den neuen Beitrittsstaaten<br />
der EU als Subunternehmer<br />
künftig einfacher, weil keine so<br />
genannten Werkvertragskontingente<br />
(zwischen-staatliche Werkvertragsab-<br />
LandshutfördertFamilie<br />
BeimKaufvonBaugrundstückenwirdPreisnachlassgewährt<br />
auf über 63500 Einwohner gewachsen.<br />
Bei Neuansiedlungen setzt die<br />
Stadtauchweiterhinaufeinenausgewogenen<br />
Branchenmix, der als ein<br />
Schwerpunkt im mittelständischen<br />
Bereich gesehen wird. Neben renommierten<br />
Großunternehmen bilden<br />
leistungsstarke, innovative kleine<br />
undmittlereBetriebedaswirtschaftliche<br />
Rückgrat der Stadt, betont Oberbürgermeister<br />
Hans Rampf. Zu den<br />
herkömmlichen Betrieben und Behörden<br />
konnten zuletzt vor allem Betriebe<br />
der Industriezweige Maschinenbau,<br />
Elektronik und Kunststoffverarbeitungangesiedeltwerden.<br />
Als Merkmal überregionaler Vernetzung<br />
wird in Landshut auch der<br />
Messepark betrachtet, der mit seiner<br />
Multifunktionshalle und einem riesigen<br />
Freigelände durch die verschiedenstenMessenundVeranstaltungen<br />
bis in den oberbayerischen und OberpfälzerRaumhineinwirke.OBRampf<br />
nennt die Niederbayernschau mit<br />
rund 500 Ausstellern und verweist<br />
vor allem auf die Umweltmesse, die<br />
größte Fachmesse im südostbayerischenRaum.NächsterTermin:22.bis<br />
25.März2012.(go)<br />
kommen regelten bisher den Zugang<br />
zum deutschen Arbeitsmarkt) mehr<br />
erforderlich sind. Dies könnten auch<br />
für die örtliche Bauwirtschaft Chancen<br />
sein, um dem schon festzustellendenFachkräftemangelentgegenzuwirken.<br />
„Aber es gibt auch neue und verstärkte<br />
Risiken für das Baugewerbe<br />
vor Ort. Diese könnten die Vorteile<br />
überwiegen, wenn man z.B. berücksichtigt,<br />
dass laut Umfrage nur zehn<br />
Prozent unserer Betriebe beabsichtigen,<br />
ausländische Arbeitnehmer als<br />
eigene Beschäftigte einzustellen“, so<br />
derObermeisterWalterBraunvonder<br />
BauinnungRegensburg.<br />
Die Risiken sind aus Sicht der Bauinnung<br />
zu Lasten eines fairenWettbewerbs<br />
leicht ausgemacht. Am Bau gelten<br />
hierfür gesetzliche SchutzmechanismenwiediezwingendeEinhaltung<br />
der Mindestlöhne (geregelt im Arbeitnehmerentsendegesetz)<br />
und das Verbot<br />
der gewerblichen Leiharbeit (geregelt<br />
im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz),<br />
die auch ausländische Firmen<br />
bei zu verrichtender Bautätigkeit in<br />
Deutschland einzuhalten haben. Fraglich<br />
werde sein, wie effektiv die KontrollenderEinhaltungdiesergeltenden<br />
Regelungen durch das Hauptzollamt<br />
sein werden. Wie Rechtsanwalt Chris-<br />
REGENSBURG. „Unsere Gesellschaft,<br />
Politik und Wirtschaft leben davon,<br />
dass sichdie Menschen aktiv einbringen!“<br />
Eine Mitmachgesellschaft verlange<br />
nach Freiheit und Verantwortung<br />
– in einem transparenten Rahmen.<br />
Vor diesem programmatischen<br />
Hintergrund lud der Bund der Selbständigen<br />
in Bayern (BDS) zu seinem<br />
Verbandstag nach Regensburg ein<br />
und befasste sich unter anderem mit<br />
den Herausforderungen der Energiewirtschaft,<br />
insbesondere unter dem<br />
AspektdesMittelstands.<br />
Unternehmer und Selbstständige,<br />
sobetontederBDS-PräsidentIngolfF.<br />
Brauner, schaffen innovative Güter<br />
und Dienstleistungen, Arbeits- und<br />
Ausbildungsplätze, erwirtschaften<br />
Umsätze und Gewinne, übernehmen<br />
finanzielle und persönliche Verantwortung<br />
für sich, den Staat, die Gesellschaft:<br />
„Sie schaffen Zukunft!“ Offenbar<br />
hatte der Gewerbeverband<br />
auch die Stadt Regensburg als Austragungsort<br />
der diesjährigen Jahrestagungnichtzufälliggewählt.<br />
Nach Auffassung der Ortsvorsitzenden<br />
Elisabeth Bergschneider gebe<br />
es vielmehr durchausParallelenzwi-<br />
tian Huber in seiner Eigenschaft als<br />
Geschäftsführer der Bauinnung Regensburg<br />
betont, müssten auch ausländische<br />
Firmen Bauhelfern 10,90<br />
Euround Facharbeitern 12,95 Euro als<br />
Mindestlohn zahlen. Ausländische<br />
Zeitarbeitsfirmen dürfen ebenso wie<br />
klassischedeutscheVerleihfirmenkeine<br />
gewerblichen Arbeiter in Betriebe<br />
des Bauhauptgewerbes verleihen:<br />
„DiesegesetzlichenRahmenbedingungen,<br />
die wir auch als Arbeitgeberverband<br />
zu Gunsten eines geregelten<br />
Wettbewerbs befürworten, müssen<br />
aber auf Einhaltung überprüft und<br />
Verstöße drastisch geahndet werden.<br />
Das ist das Entscheidende, nicht die<br />
Regelungansich.“<br />
Wie aber soll dies ohne deutliche<br />
Aufstockung des Personals beim<br />
Hauptzollamt funktionieren, wenn<br />
auchnochSprachproblemeoderbenötigteausländischeBehördenauskünfte<br />
die Überprüfung zusätzlich erschweren,<br />
fragt Innungsgeschäftsführer Huber.<br />
Sein Tipp an den Bauherrn: Zukünftig<br />
genau auf die Qualifikation<br />
des Bauunternehmers achten und<br />
nachfragen, ob er seine Verpflichtungen<br />
aus dem Bauvertrag mit eigenem<br />
Personal oder einem ausländischen<br />
Subunternehmererfüllenwird.<br />
MehrInnovationgefragt<br />
DerBundderSelbständigeninBayerntagteinRegensburg<br />
schen der Oberpfalz-Metropole (laut<br />
Prognos immerhin auf Platz 11 von<br />
412 deutschen Stadt- und Landkreisen)unddemMittelstand.Beideseien<br />
stark, wachsen dynamisch, seien innovativ<br />
und im Wettbewerb erfolgreich.AberauchvorOrthattesichder<br />
Bund der Selbständigen offenbar die<br />
richtigen Gastgeber ausgesucht. Bayerns<br />
größter Energieversorger, die<br />
E.ONBayernAG,hathierjaihrenFirmensitz.<br />
Doch E.ON stellte nicht nur ihre<br />
Lokalität zur Verfügung, und zwar<br />
das fast schon historische Zentralgebäude<br />
der ehemaligen OBAG im<br />
Stadtpark. Viel stärker zum Gelingen<br />
des BDS-Verbandstages trug E.ON dadurch<br />
bei, dass sich mit Dr. Stefan<br />
Vogg von der E.ON Vertrieb Deutschland<br />
<strong>GmbH</strong> und Otmar Zisler (E.ON<br />
Bayern Vertrieb) zwei erfahrene ExpertenderDiskussionmitdenmittelständischenUnternehmernstellten.<br />
Der Oberpfälzer Bezirksvorsitzende<br />
Thomas Liebl (Regenstauf) hob gegenüber<br />
der <strong>Wirtschaftszeitung</strong> auf<br />
diesen und anderen Themenfeldern<br />
vorallemauchdieRollederFamilienunternehmenhervor.(go)