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SEITE 20 | FREITAG, 13. MAI 2011 NEW ECONOMY WIRTSCHAFTSZEITUNG
Schön,buntunddochsovergänglich–dasPlatzenderDotcom-BlasezurJahrhundertwende weckte vielejungeUnternehmerunsanftausihrenTräumenvomschnellenErfolg. Foto:dpa
VielLehrgeldbezahltfüreinirresMärchen
FabienRöhlingerwar1999derAufsteigerdesInternetboomsinRegensburg/DerCrashhätteihnbeinaheruiniert
VON MARTIN ANTON
REGENSBURG/BERLIN. Der rasante Aufstieg
junger Unternehmer prägte den
Internet-Hype Ende des letzten Jahrtausends.
Im zweiten Teil unserer Serie
„Regensburger Helden der New
Economy“ gehtesum die rasante Karriere
des damals 23-jährigen Fabien
Röhlingers vom BWL-Studenten zum
erfolgreichenUnternehmer.
„Etwas Eigenes aufbauen“, das sei
von Anfang an sein Wunsch gewesen,
so der geborene Oberpfälzer. Die Auflistung
der Firmen, in denen Fabien
Röhlinger schon als Geschäftsführer,
Aufsichtsratsmitglied, Vorstand oder
auch Angestellter beteiligt war,
scheint unübersichtlich. Am Anfang
stand die Gründung des Telesekretariatsdienstes
Evolo im Jahr 1999 zusammen
mit Kommilitonen. Auch
wenn „die Technologie noch lange
nichtsoweit“und„dieZeitnochnicht
bereit“war,erregtendiejungenUnternehmerAufsehen.DernursechsJahre
ältere Regensburger Internetpionier
Michael Gleissner lud Fabien Röhlinger
in die USA ein. Das „Unified
Messaging“-Unternehmen Jfax suchte
Leute für seine deutsche Tochter –
RöhlingerwurdeGeschäftsführer.
Verteilung im Auftrag GmbH
Rathenaustraße 11 · 93055 Regensburg
„Wir bekamen vier Millionen Dollar
und den Hinweis ,Guckt mal, dass
ihr viele Kunden bekommt‘“, erinnert
sich Röhlinger. Zu Hochzeiten hatte
der deutsche Jfax-Ableger 50 Mitarbeiter.RöhlingerflogumdieWelt.„Plötzlich
war alles so hip“, sagt er heute.
„Wir haben nur coole Leute getroffen
und wurden von allen Seiten umworben.“DerInternet-HypeseizwarinRe-
gensburgnierichtigausgebrochen,dieSzenehabesichhiernichtselbstgefeiert.
Trotzdem: „Damals war alles irre.
Jeder hat gesponnen – Kunden, Geldgeber,
Unternehmer; es war wie ein
Märchen.“ Oder eben eine schöne,
bunte Blase. Mit ihrem Platzen kam
dasböseErwachen.
Ein Anruf aus den USA: „Wir müssenreden.“Röhlingerflogeinweiteres
Seit13JahrenUnternehmer:FabienRöhlinger Foto:FonpitAG
0941/
207-947 info@via-gmbh.de
www.via-gmbh.de
mal über den großen Teich und sah
seine Befürchtungen bestätigt: „Die
Party ist vorbei“, hieß es. Die Mutterfirma
war pleite. „Wir bekamen noch
ein paar 100 000 Euro, um die Firma
abzuwickeln und privat nicht ohne
Mittel da zu stehen.“ Die jungen
Unternehmer merkten jetzt, dass
Freundschaft in Geschäftskreisen mit
Erfolg verbunden ist. „Wir bekamen
keinen Rückhalt“, erinnert sich Röhlinger.
„Scheitern ist in Deutschland
nicht populär.“Man habe „einen Haufen
Geld“ aus privaten Rücklagen aufwenden
müssen, beispielsweise für
Gehälter. „Das war eine bittere Zeit“,
so Röhlinger. „Wir dachten alle: Morgen
gibt’s das hier alles nicht mehr.“
EinigeUnterstützergabesjedochauch
noch nach dem Scheitern von Jfax.
„Die Förderung durch die Stadt Regensburg
war einzigartig“, sagt der
heutige Berliner dankbar, „auch nach
der Krise.“ Andere „Freunde“ guckten
indesweg,wennsieihnsahen.
Röhlinger und sein langjähriger
Wegbegleiter Sven Woltmann schafftenesdennochbaldwiedererfolgreich
zu sein. Zunächst gründeten sie einen
Online-SMS-Dienst, der später von der
Firma 1&1 (United Internet) aus Montabaur
übernommen wurde, für die
Ihr direkterWeg zumKunden!
Röhlinger und Woltmann künftig
arbeiteten.EsfolgtenBeteiligungenan
weiterenFirmenausderInternetbranche,
bis beide im Juni 2009 die Fonpit
AG gründeten, die mit www.androidpit.dediegrößteInternetplattformzur
Open Source Mobilfunksoftware AndroidinDeutschlandbetreibt.
„MitdemWissenvonheutewärees
leichter gewesen“, sagt Röhlinger
rückblickend.Sollheißen?„Mankann
eineFirmanichtdemokratischleiten“,
soderOberpfälzerhinsichtlich derbetont
flachen Strukturen von damals.
Aus der Überbewertung der Aktien
hat er auch seine Schlüsse gezogen:
„Die blanke Zahl lügt nicht“, so Röhlinger.
Seine neue Firma wachse demnach
„sehr organisch“, sei „ein grundsolidesGeschäft“.
Dennoch habe ihn keine andere
Zeitmehrbeeinflusst,alsdievierJahre
in Regensburg. „Das war die bewegendste
Zeit in meinem Leben. So etwas
wird nie wiederkommen“, sagt er
etwas wehmütig. Einen langfristigen
gesellschaftlichen Lerneffekt erwartet
er vom Platzen der Dotcom-Blase
nicht: „Die Zeit wird wiederkommen,
in der Leute ohne Hirn und Verstand
in etwas investieren, mit dem sie sich
nichtauskennen.“
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