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PERSONALSUCHE - Wirtschaftszeitung - nbsp GmbH

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WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />

REGENSBURG/KÖLN. Für behinderte<br />

Menschengibtesberuflich „vielmehr<br />

Möglichkeiten als den meisten Mitbürgern<br />

bekannt und bewusst ist“, betonteDiplom-PsychologinGudrunVater<br />

beim ersten Regensburger Inklusionsforum.<br />

Die wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Arbeit<br />

und berufliche Rehabilitation an der<br />

Universität Köln berichtete über erste<br />

Ergebnisse eines Forschungsprojekts.<br />

Dabei wird untersucht, wie Barrieren<br />

abgebautwerdenkönnen, um Jugendliche<br />

in Ausbildung und in Arbeit zu<br />

bringen.<br />

Arbeitsplatzprofile in Unternehmenpassenmeistnichtfürbehinderte<br />

Menschen. Viele Entscheidungsträger<br />

in den Firmen haben außerdem keine<br />

oderkaumErfahrungmitbehinderten<br />

Menschen. Das liegt nicht zuletzt daran,<br />

dass behinderte Menschen in den<br />

vergangenen Jahrzehnten in speziellen<br />

Einrichtungen zwar gut betreut<br />

und gefördert wurden, andererseits<br />

aber dort entfernt vom allgemeinen<br />

gesellschaftlichen Leben separat beschult<br />

wurden und abgeschottet gelebthaben.<br />

Die Bundesrepublik Deutschland<br />

hatimMärz2009dieUN-Behindertenkonvention<br />

unterschrieben. Damit<br />

verpflichtet sich Deutschland,in allen<br />

Lebensbereichen – auch in der Ausbildung<br />

und im Berufsleben – die Menschenrechte<br />

einzuhalten. Das Leitbild<br />

müssedemnachsein,soGudrunVater:<br />

„Nichts darf stattfinden ohne MenschenmitBehinderung!“<br />

Damit die geforderte „Inklusion“<br />

auchimBerufslebenverwirklichtwerden<br />

kann, müssen zwei Faktoren erfüllt<br />

werden: Jeder Betroffene muss<br />

selber Zielperspektiven entwickeln<br />

unddieUnternehmermüssenentsprechende<br />

Konditionen schaffen, damit<br />

diese Zielperspektiven umgesetzt wer-<br />

den können. Viele Jugendliche beginnen<br />

den Start ins Berufsleben mit Unsicherheit<br />

und ohne konkrete Berufsperspektive.<br />

Die meisten behinderten Jugendlichen<br />

münden daher in Übergangsmaßnahmen,<br />

berichtet Gudrun Vater<br />

BERUFSLEBEN<br />

aus dem Forschungsprojekt. Im Jahr<br />

2009befandensichbundesweit70000<br />

Jugendliche in Rehabilitationsmaßnahmen.UnterdenJugendlichenherrsche<br />

eine große Passivität. Sie würden<br />

sich alleine auf das verlassen, was ihnen<br />

Berufsberater und Lehrkräfte an<br />

der Schwelle von der Schule zum Beruf<br />

sagen, so Vater. Ziel müsse es aber<br />

sein, Qualitäten der Jugendlichen zu<br />

erkennen und zu fördern. Es gelte<br />

Kompetenzen zu vermitteln, die auch<br />

dasEntwickelnundDurchsetzeneigener<br />

Interessen ermöglichen. Jeder Be-<br />

FREITAG, 13. MAI 2011 | SEITE 17<br />

InklusionalsChancefürFirmenundBehinderte<br />

EinForschungsprojektanderUniversitätKölnstößtaufNachhilfebedarfbeiLehrern,BeraternundEntscheidungsträgerninUnternehmen<br />

VON ENGELBERT WEISS<br />

INTERVIEW<br />

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GUDRUN VATER, DIPLOM PSYCHOLOGIN, UNIVERSITÄT KÖLN, IM GESPRÄCH<br />

Praktikakönnenhelfen<br />

Für behinderte Jugendliche<br />

gibt es viel mehr Möglichkeiten,<br />

einen Beruf zu erlernen,<br />

als den meisten bekannt<br />

oder bewusst ist. Das<br />

sagt Diplom Psychologin<br />

Gudrun Vater, wissenschaftlicheMitarbeiterinamLehrstuhl<br />

für Arbeit und berufliche<br />

Rehabilitation an der<br />

UniversitätKöln.<br />

FrauVater,habenbehinderteJugendliche<br />

guteChancen,nachEndederSchulausbildungeinenBerufzuerlernen?<br />

Gudrun Vater: 80 Prozent der behindertenJugendlichenhabenkeinen<br />

Schulabschluss. Die größte Gruppe<br />

unter ihnen sind Jugendliche mit<br />

Lernbehinderung. Für diese Jugendlichen<br />

gib es Übergangsmaßnahmen,<br />

weil sie im allgemeinen Arbeitsleben<br />

nicht unterkommen. Und in diesen<br />

Übergangsmaßnahmen landen die<br />

meisten.<br />

HabenSiedazukonkreteZahlenzur<br />

Hand?<br />

Gudrun<br />

Vater<br />

Vater: Insgesamt ist die Datenlage<br />

schwer zu interpretieren. In erster Linie,<br />

weil Bestands- mit Zugangszahlen<br />

vermischt werden und eine Überschneidung<br />

der Maßnahmen nicht<br />

ausgeschlossen werden kann. In Rehabilitationsmaßnahmen<br />

zur beruflichen<br />

Eingliederung befanden sich<br />

2009 etwa 70 000 Jugendliche. Ungefähr<br />

14 000 Jugendliche haben 2009<br />

einen Ausbildungsvertrag nach besonderenBedingungenabgeschlossen<br />

und etwa 4500 behinderte und<br />

schwerbehinderte junge Menschen<br />

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Es gibt etwa 300 Ausbildungsberufe. In den Werkstätten für behinderte Menschen stehen aber nur etwa 15<br />

ArbeitsbereichezurVerfügung.BehinderteMenschenzeigeninTeilbereichenoftüberraschendeFähigkeiten.Diese<br />

gilteszuerkennenundzufördern,wiehierimBerufsbildungswerkim OberlindhausinPotsdam. Foto:dpa-Archiv<br />

haben eine Ausbildung begonnen,<br />

die finanziell von<br />

der Bundesagentur für<br />

Arbeitunterstütztwurde.<br />

WarumgehensovieleinÜbergangsmaßnahmenundsowenigeinAusbildung?<br />

Vater: Unter den behinderten<br />

Jugendlichen herrscht<br />

eine große Passivität. Die allermeisten<br />

verlassen sich<br />

auf das, was ihnen ihre Lehrkräfte sagen.<br />

Viele starten ins Berufsleben mit<br />

Unsicherheit und ohne konkrete Berufsperspektiven.<br />

Waskannmandagegentun?<br />

Vater: Es geht darum, Kompetenzen<br />

zu vermitteln, aber vor allem darum,<br />

persönliche Qualitäten zu erkennen<br />

und zu entwickeln. Die behinderten<br />

Jugendlichen müssen ermutigt<br />

werden, ihre eigenen Interessen<br />

durchzusetzen. Jeder Berufsweg<br />

beginntmiteinemerstenSchritt.<br />

SiehabendazueinForschungsprojekt<br />

durchgeführt,wassagtdasErgebnis?<br />

Vater:Wichtigistvorallem,Barrieren<br />

abzubauen, damit Jugendliche in<br />

Arbeit kommen. Betriebliche Ausbildungskonzepte<br />

müssen so gestaltet<br />

oderangepasstwerden,dasssichauch<br />

behinderte Menschen angesprochen<br />

fühlen. Allein durch InfoveranstaltungenundSchnupperpraktikainBetriebenkönntemanvielerreichen.Es<br />

gibt viel mehr Möglichkeiten, als vielewissen.<br />

DasInterview<br />

führteEngelbertWeiß<br />

BAMBERG. Die Bamberger Lebenshilfe-Werkstätten<br />

beschäftigen rund 500<br />

Menschen. Etwa 100 von ihnen sind<br />

in gemeindenahen Arbeitsplätzen ein<br />

„soziales Kapital“ in der Region, so<br />

WerkstattleiterKunoEichner.<br />

Begonnen hat alles mit einem behinderten<br />

Mitarbeiter, der unbedingt<br />

in der Pflege arbeiten wollte. „Er hat<br />

mich gnadenlos genervt“, berichtet<br />

Eichner. Geklappt hat es dann über<br />

einen Altenheimleiter, den Eichner<br />

gutgekannthat.„Netzwerke“sindfür<br />

das Bamberger Modell „integra<br />

mensch“deshalbderSchlüsselbegriff.<br />

„Jeder Mensch lebt in Beziehungen“,<br />

betont der Werkstattleiter. Das<br />

seien in unserer Lebenswelt Ressourcen,diemannutzenkönne.„Siefunktionierenwechselseitig.“BeieinerKolonialisierung<br />

der Lebenswelten gehe<br />

es darum, Verantwortung durch gewachsene<br />

Nähe, Betroffenheit und<br />

selbstverständliche Normen wahrzunehmen.<br />

Die Hilfeformen würden<br />

konkret, alltäglich und gegenseitig<br />

stattfinden.DasErgebnisseihorizontgebundene<br />

Hilfe ohne RechtsanspruchmitZusammenhaltalsVoraussetzung<br />

und Effekt. Es gebe etwa 300<br />

Ausbildungsberufe, rückt Eichner ins<br />

Bewusstsein. In den Werkstätten für<br />

behinderteMenschen(WfbM)gebees<br />

abernuretwa15Tätigkeitsbereiche.<br />

Jeder Mensch hat einen Sozialraum,<br />

in dem sich Menschen bewegen,dieerkennt.DietypischenWerkstätten<br />

für behinderte Menschen seien<br />

in sich abgeschlossen. Es gebe<br />

kaumKontaktenachaußen,zuNachbarn,KundenoderAuftraggebern.Die<br />

WfbM seien „eine Welt, die für sich<br />

funktioniert“.Dasmüssemanändern!<br />

Dass es behinderte Menschen gibt,<br />

unddasssiearbeitenwollenundkönnen,dasmusseinThemafüralleMenschen<br />

in der gesamten Region sein.<br />

„Alle müssten sich auseinandersetzen<br />

mit dem Willen, den Wünschen und<br />

den Zielen aller Beteiligten.“ Bei der<br />

Beschäftigung behinderter Menschen<br />

sei das gesamte sozialräumliche Umfeld<br />

einzubeziehen. „Unsere neue<br />

Werkstatt ist die ganze Stadt“, betont<br />

Eichner. Und alle Beteiligten seien<br />

stolz darauf und würden sich freuen,<br />

ihrenBeitragzuleisten.<br />

Man müsse sich trauen, Forderungen<br />

zu stellen, betont Eichner. Und<br />

Werkstattträger müssten ihr Selbstverständnis<br />

und ihre Organisations-<br />

rufsweg beginne mit einem ersten<br />

Schritt,soVater.GeradebehinderteJugendlichemüsstenermuntertwerden,<br />

diesen ersten Schritt mutig zu gehen.<br />

Esdürfenichtsein,dassdiemeistenin<br />

Förderlehrgängen münden und nur<br />

wenige in Ausbildung. Sie verabschieden<br />

sich dann mit der Zeit und nehmenauchkeineMaßnahmenmehrin<br />

Anspruch.<br />

Viele behinderte Jugendliche trauen<br />

sich gar nicht, sich um einen AusbildungsplatzinrenommiertenUnternehmen,etwainderAutoindustrie,zu<br />

bewerben. Sie fühlen sich von den betrieblichen<br />

Ausbildungskonzepten<br />

nicht angesprochen. Verschiedene<br />

Faktoren sind für diese Situation verantwortlich:<br />

Weil den EntscheidungsträgernpersönlicheErfahrungimUmgangmitbehindertenMenschenfehlt,<br />

empfinden sie Unsicherheiten und<br />

Ängste. Wirtschaftliche Gesichtspunkte<br />

und Konkurrenzdruck stehen<br />

im Vordergrund. Und in den eingespielten<br />

betrieblichen Routinen kommen<br />

behinderte Menschen nicht vor.<br />

Dazu kommen oft fehlende Informationen<br />

über notwendige VoraussetzungenunddiefinanzielleFörderung.<br />

Abhelfen könnten hier gezielte Informationsveranstaltungen,<br />

so Gudrun<br />

Vater. Die Zusammenarbeit der<br />

Förderschulen mit Unternehmen<br />

müsse daher ausgebaut werden.<br />

Schnupperpraktika für behinderte Jugendliche<br />

könnten Barrieren abbauen<br />

helfen. „Behinderte Jugendliche brauchen<br />

vor allem am Anfang mehr<br />

Unterstützung, sind aber später umso<br />

dankbarer“, betont Gudrun Vater an<br />

die Entscheidungsträger in den Unternehmen<br />

gerichtet. Und die Jugendlichenmahntsiezu„mehrMut,sichan<br />

dieUnternehmenzuwenden,aktivzu<br />

werden und nicht nur auf Maßnahmen<br />

zu warten“. Zielrichtung für alle<br />

Beteiligten sollte sein, die JugendlicheninBeschäftigungzubringen.<br />

Ziel:WohnortnaheArbeitsplätze<br />

BeimBambergerModell„integramensch“giltdasKonzeptderSozialraumorientierung<br />

Manuel Zink (Mitte) fühlt sich am Bauhof der Gemeinde Pommersfelden als<br />

Mitarbeitervollakzeptiert–beiKollegenundBürgern. Foto:WfbMBamberg<br />

entwicklung umstellen. Durch Netzwerkarbeitseieineneueundeffektive<br />

Steuerung möglich. Auf sozialpolitischer<br />

Ebene geht es darum, persönlicheBeziehungenaufzubauen.AufOrganisationsebenegeltealsZiel,dasses<br />

für die Beteiligten „chic“ sei, dabei zu<br />

sein. Ein angemessener Arbeitsplatz<br />

für einen behinderten Menschen in<br />

einem Betrieb müsse „Chefsache“<br />

sein.In Netzwerkenseieinregionaler<br />

Unterstützerkreis und ein persönliches<br />

Kompetenzteam aufzubauen.<br />

Für jeden müsse es ein Anliegen werden,<br />

ein Ambiente zu schaffen, das<br />

Wertschätzungvermittelt.<br />

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Infos:www.integra-mensch.de

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