Abstand von Bäumen zum Fahrbahnrand

Abstand von Bäumen zum Fahrbahnrand Abstand von Bäumen zum Fahrbahnrand

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Abstand von Bäumen zum Fahrbahnrand Mitteilung Nr.39 Teil 1 Aufprallgeschwindigkeiten,Unfälle und Unfallfolgen von Baumunfällen Dr.-Ing. Volker Meewes Teil 2 Sinnvolle Standorte neuer Bäume, Alternativen und deren Bewertung Dipl.-Gärtner Hartmut Kuler Februar 2001 Mitteilungen des Institutes für Straßenverkehr Köln (ISK) Ebertplatz 2 50668 Köln

<strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong><br />

<strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

Mitteilung Nr.39<br />

Teil 1<br />

Aufprallgeschwindigkeiten,Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

Dr.-Ing. Volker Meewes<br />

Teil 2<br />

Sinnvolle Standorte neuer Bäume,<br />

Alternativen und deren Bewertung<br />

Dipl.-Gärtner Hartmut Kuler<br />

Februar 2001<br />

Mitteilungen<br />

des Institutes für<br />

Straßenverkehr<br />

Köln (ISK)<br />

Ebertplatz 2<br />

50668 Köln


Impressum<br />

Verkehrstechnisches Institut<br />

der Deutschen Versicherer<br />

Friedrichstr. 191<br />

10117 Berlin<br />

e-mail:verkehrstechnisches-institut@gdv.org<br />

Internet: www.verkehrstechnisches-institut.de<br />

Druck:<br />

Moeker Merkur Druck GmbH, Köln<br />

ISSN 0724-3677<br />

1


Vorwort<br />

Bäume am <strong>Fahrbahnrand</strong> schnell befahrener<br />

Straßen verursachen keine Unfälle;<br />

die Folgen <strong>von</strong> Unfällen, bei denen Fahrzeuge<br />

<strong>von</strong> der Fahrbahn abkommen,<br />

werden aber durch den Aufprall auf Bäume<br />

dramatisch verschlimmert: Die Wahrscheinlichkeit<br />

getötet zu werden steigt um<br />

mehr als das Fünffache.<br />

Erstaunlich ist, wie unberührt öffentliche<br />

Meinung und große Teile der für Planung,<br />

Entwurf und Betrieb <strong>von</strong> Straßen Zuständigen<br />

da<strong>von</strong> bleiben, dass jährlich mehr<br />

als 1.200 Menschen sterben, weil keine<br />

Maßnahmen <strong>zum</strong> Schutz vor dem Aufprall<br />

auf Bäume ergriffen werden.<br />

Während Brückenwiderlager, Pfosten <strong>von</strong><br />

großen Wegweisern und Dammböschungen<br />

durch passive Schutzeinrichtungen<br />

für die Insassen abkommender Fahrzeuge<br />

gesichert sind, wird die weit höhere<br />

Gefährlichkeit des Aufpralls auf Bäume oft<br />

nicht zur Kenntnis genommen. Es werden<br />

sogar weiterhin Bäume (vermeidbare Hindernisse!)<br />

in unvertretbar geringen Abständen<br />

<strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong> ohne Schutzmaßnahmen<br />

gepflanzt.<br />

Die vorliegende Untersuchung beschäftigt<br />

sich in Teil 1 mit Unfällen und Unfallfolgen<br />

in Abhängigkeit des <strong>Abstand</strong>es <strong>von</strong><br />

<strong>Bäumen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong> und in Teil 2<br />

mit der Frage, wo aus Sicht der Landschaftsgestaltung<br />

Straßenbepflanzung<br />

und speziell Baumalleen sinnvoll sind.<br />

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen,<br />

dass Schutz vor Baumunfällen und<br />

sinnvolle Landschaftsgestaltung durch<br />

Bepflanzung vereinbar sind. Zu hoffen ist,<br />

dass die Verantwortlichen einsehen, dass<br />

an schnell befahrenen Straßen keine neuen<br />

Bäume ohne Schutzmaßnahmen gepflanzt<br />

werden dürfen: Sichere Abstände<br />

<strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong> sind so<br />

groß, dass sie weder finanzierbar sind noch<br />

zu dem für Alleen typischen Kronenschluss<br />

führen können.<br />

Wer dennoch Bäume am <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

pflanzen will, muss bereit sein, vor diesen<br />

gefährlichen Hindernissen passive<br />

Schutzeinrichtungen zu finanzieren; er<br />

muss wissen, dass für die selben Kosten<br />

dreimal soviel Bäume in die Landschaft<br />

gepflanzt werden könnten.<br />

Für Unterstützung, Anregungen und Kritik<br />

danke ich den Herren Dipl.-Ing. Eckstein<br />

und Dipl.-Ing. Hülsen; für die Gestaltung<br />

des Berichtes danke ich Frau Denes,<br />

Frau Grüning und Frau Riediger.<br />

Volker Meewes<br />

3


Inhalt<br />

Vorwort Vorwort<br />

3<br />

Einführung 7<br />

Ziel der Untersuchung 9<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse 9<br />

Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

1 Aufprallgeschwindigkeit und Hindernisabstand 13<br />

2 Unfälle durch Abkommen <strong>von</strong> der Fahrbahn 16<br />

2.1 Bedeutung der Abkommen-Unfälle 16<br />

2.2 Seitenraumgestaltung 17<br />

2.3 Zusammenfassung 19<br />

3 Baumunfälle und Verkehrsstärke 20<br />

3.1 Verkehrsschwache und verkehrsstarke Zeiten 20<br />

3.2 Verkehrsstärke DTV 21<br />

3.3 Zusammenfassung 27<br />

4 Besonderheiten <strong>von</strong> Baumunfällen 28<br />

4.1 Lichtverhältnisse 28<br />

4.2 Kurven 29<br />

4.3 Straßenzustand 29<br />

4.4 Zusammenfassung 31<br />

5 Hindernisabstand und Unfallgeschehen 32<br />

5.1 Fahrstreifenbreite als zusätzlicher Schutzraum 32<br />

5.2 Unfallgeschehen in Alleen 33<br />

5.2.1 Straßenabschnitte mit symmetrischen Baumabständen 34<br />

5.2.2 Straßenabschnitte mit asymmetrischen Baumabständen 35<br />

5.3 Zusammenfassung 37<br />

Teil 2: Sinnvolle Standorte neuer Bäume, Alternativen und deren Bewertung<br />

6 Straßenbau und Straßenbepflanzung im Wandel der Zeit 38<br />

6.1 Die Entwicklung <strong>von</strong> Pfaden, Wegen und Straßen und ihrer<br />

Einbindung in die Landschaft durch Bepflanzungen 38<br />

6.2 Verträglichkeit der Entwicklungen <strong>von</strong> Straßenbau und<br />

Straßenbepflanzungen 41<br />

6.3 Vor- und Nachteile des Baumersatzes in lückigen Altalleen 45<br />

7 Vereinbarkeit der Bepflanzung an Straßen mit den<br />

Verkehrssicherheitsbedürfnissen des Verkehrs im 20./21. Jh. 46<br />

8 Wo sollten neue Alleen gepflanzt werden? 47<br />

4


Anhang - Kosten <strong>von</strong> Alleen<br />

1 Erhalt bestehender Alleen an schnell befahrenen Straßen 49<br />

1.1 Kosten für Unterhalt und Pflege 49<br />

1.2 Schließung alter Lücken 49<br />

1.3 Verkehrssicherungspflicht 49<br />

1.4 Kosten für die passive Sicherheit 50<br />

1.5 Sicherheitsmaßnahmen für Fußgänger und Radfahrer 50<br />

1.6 Maßnahmen <strong>zum</strong> Eingriffsausgleich 50<br />

1.7 Zusammenstellung 51<br />

2 Pflanzung und Unterhalt neuer Alleen abseits schnell<br />

befahrener Straßen 51<br />

2.1 Grunderwerb 51<br />

2.2 Ausgleich/Ersatz nach Eingriffsregelung 51<br />

2.3 Neupflanzung 51<br />

2.4 Passive Schutzeinrichtungen 52<br />

2.5 Personalkosten 52<br />

2.6 Unterhaltungspflege/ Kronenerziehung 52<br />

2.7 Zusammenstellung 52<br />

3 Kostenvergleich 52<br />

Literatur 53<br />

5


Einführung<br />

Baumunfälle sind Straßenverkehrsunfälle,<br />

bei denen Fahrzeuge <strong>von</strong> der Fahrbahn<br />

abkommen (infolge <strong>von</strong> Fahrfehlern, unangemessenen,<br />

hohen Geschwindigkeiten).<br />

Die Unfallfolgen (mittlere Unfallschwere)<br />

werden durch den Aufprall auf<br />

Bäume stark erhöht 1,2 (Tabelle 1).<br />

1998 starben 1.810 Menschen nach dem<br />

Aufprall auf Bäume, 12.265 wurden<br />

schwer verletzt und 16.177 Personen leicht<br />

verletzt. Mit über 70 % konzentrieren sich<br />

Baumunfälle auf Landstraßen (Außerortsstraßen<br />

ohne Autobahnen); ca. 25 % geschahen<br />

auf Innerortsstraßen, 5 % auf<br />

Autobahnen. Mehr als 30 % der Getöteten<br />

auf Landstraßen sind die Folge <strong>von</strong><br />

Baumunfällen. Baumunfälle stellen somit<br />

das größte Sicherheitspotenzial dar, das<br />

mit relativ einfachen Maßnahmen weitgehend<br />

ausgeschöpft werden könnte.<br />

Der Vergleich des Unfallgeschehens auf<br />

Landstraßen 1995 mit 1998 auf der Ebene<br />

der Bundesländer (Flächenländer) zeigt,<br />

dass es möglich ist, mit technischen Maßnahmen<br />

relativ schnell Erfolge zu erreichen,<br />

wenn gezielt vorgegangen wird:<br />

- In Brandenburg, das 1995 noch die<br />

meisten Baumunfälle zu verzeichnen<br />

hatte, sind die Unfallkosten 2<br />

(volkswirtschaftliche<br />

Verluste) der Baumunfälle<br />

um 32 % gesenkt worden, die Anzahl<br />

der Getöteten nach Aufprall auf Bäume<br />

sank sogar um 35 %.<br />

1 Meewes V. und K. Eckstein: Baum-Unfälle - Maßnahmen,<br />

Entwicklung 1995/1998, Empfehlungen<br />

des Instituts für Straßenverkehr Köln (ISK), Oktober<br />

1999<br />

2 Höhnscheid, K.-J., R. Krupp, W. Köppel und<br />

V.Meewes: Bewertung der Straßenverkehrsunfälle<br />

- Entwicklung der Unfallkosten in Deutschland<br />

1995 bis 1998 - Unfallkostensätze 2000, Straßenverkehrstechnik,<br />

44 (2000), Nr. 9<br />

Aufprall auf<br />

Landstraßen Autobahnen Innerortsstraßen<br />

WUa (P,SS)<br />

[1000 DM/U]<br />

GT<br />

1000 U (P,SS)<br />

WUa (P,SS)<br />

[1000 DM/U]<br />

- Im gleichen Zeitraum sind in Niedersachsen<br />

die Baumunfallkosten um 4 % und<br />

die Anzahl der Baum-Toten sogar um<br />

6 % angestiegen. Niedersachsen hat<br />

1998 die meisten Unfalltoten nach Aufprall<br />

auf Bäume und die größten Unfallkosten<br />

der Baumunfälle aller Flächenbundesländer.<br />

Zur Verringerung der besonders schweren<br />

Folgen aus Baumunfällen wird für bestehende<br />

Straßen mit <strong>Bäumen</strong> folgendes<br />

Vorgehen empfohlen:<br />

(1) Erkennen <strong>von</strong> Bereichen, in denen in<br />

Zukunft mit Baumunfällen zu rechnen<br />

ist.<br />

Geeignete Instrumente sind<br />

- die 3-Jahres-Unfalltypen-Steckkarte<br />

der Unfälle mit schwerem Personenschaden<br />

3-JK(SP), aus der Unfallhäufungen<br />

<strong>von</strong> Unfällen - auch mit<br />

Aufprall auf Bäume - unmittelbar zu<br />

erkennen sind (dunkelgrünes Unterlegdreieck),<br />

- die Sonderkarte mit Baumunfällen<br />

aus fünf Jahren, die jedenfalls dann<br />

7<br />

WUa (P,SS)<br />

[1000 DM/U]<br />

- Baum 343 91 326 79 135 25<br />

- Widerlager 225 54 189 33 104 17<br />

- Schutzplanke 176 39 141 22 88 13<br />

- Mast 157 31 160 24 96 15<br />

- sonst. Hindernis 154 26 158 23 87 11<br />

Abkommen<br />

ohne Aufprall<br />

GT<br />

1000 U (P,SS)<br />

132 17 150 18 85 9<br />

Alle Unfälle 184 38 150 23 68 7<br />

WUa: angepasster Unfallkostensatz (Preisstand 2000)<br />

GT: Anzahl Getötete<br />

U(P,SS): Anzahl Unfälle mit Personenschaden und schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden<br />

GT<br />

1000 U (P,SS)<br />

n-baum4.ai/eps<br />

Tabelle 1: Mittlere Unfallschwere auf Landstraßen, Autobahnen<br />

und Innerortsstraßen in Deutschland 1997 - Preisstand<br />

2000


8<br />

ohne großen Aufwand erstellt werden<br />

kann, wenn elektronische Auswertemöglichkeiten<br />

bestehen.<br />

(2) Sofortmaßnahmen<br />

Wo auf Grund des Unfallgeschehens<br />

damit gerechnet werden muss, dass<br />

Unfälle mit Aufprall auf Bäume wieder<br />

geschehen werden, gibt es folgende<br />

wirkungsvolle Sofortmaßnahmen:<br />

- Entfernen abgängiger Bäume am<br />

<strong>Fahrbahnrand</strong>: Diese Maßnahme<br />

kommt in Frage, wo Bäume krank<br />

oder überaltert sind oder ein Erhalt<br />

aus anderen Gründen nicht geboten<br />

ist.<br />

- Absenken der zulässigen Höchstgeschwindigkeit<br />

um 20 km/h und intensive<br />

mobile Geschwindigkeitskontrollen<br />

3 .<br />

- Passive Schutzeinrichtungen, wenn<br />

Schutz vor Einzelbäumen oder nur<br />

auf kurzen Abschnitten notwendig<br />

ist.<br />

(3) Längerfristige Maßnahmen<br />

Als längerfristige Maßnahmen (die für<br />

ihre Umsetzung einen zeitlichen Vorlauf<br />

benötigen) <strong>zum</strong> Schutz vor Baumunfällen<br />

geeignet und wirkungsvoll<br />

sind:<br />

- Durchsetzung einer angemessenen<br />

zulässigen Höchstgeschwindigkeit<br />

(Neufestlegen der zulässigen<br />

Höchstgeschwindigkeit auf die mittlere<br />

gefahrene Geschwindigkeit<br />

(abgerundet auf einen üblichen<br />

10 km/h-Wert)) mit ortsfesten Anla-<br />

3 Maier, R., V. Meewes und V. Neumann: Baumspiegel<br />

und überwachtes Tempo 80 in Alleen, Informationen<br />

des Instituts für Straßenverkehr Köln<br />

(ISK), August 1999<br />

gen zur Geschwindigkeitsüberwachung<br />

(oGÜ) in Abständen <strong>von</strong> maximal<br />

2 km bis 4 km, wenn Baumunfälle<br />

linienhaft aufgetreten sind.<br />

Dies empfiehlt sich vor allem, wenn<br />

als Sofortmaßnahme mobile Geschwindigkeit<br />

abgesenkt wurde<br />

und mobile Geschwindigkeitskontrollen<br />

vorgenommen wurden oder<br />

wenn das Unfallgeschehen neben<br />

dem Aufprall auf Bäume auch andere<br />

Unfälle mit schwerwiegenden<br />

Folgen zeigt (z. B. Überholunfälle).<br />

- Passive Schutzeinrichtungen: Im<br />

Zuge <strong>von</strong> Landstraßen kommen am<br />

<strong>Fahrbahnrand</strong> dazu ausschließlich<br />

Schutzplanken in Frage; entlang<br />

<strong>von</strong> Autobahnen u. U. auch Betongleitwände.<br />

Passive Schutzeinrichtungen<br />

sind vor allem dann<br />

angemessen, wenn die schweren<br />

Unfälle nahezu ausschließlich Alleinunfälle<br />

sind (Baumunfälle).<br />

Ungeeignete Maßnahmen, weil nahezu<br />

oder vollständig wirkungslos, sind:<br />

- Appelle zu langsamem und verhaltenem<br />

Fahren in Alleen und Straßen mit<br />

Einzelbäumen am <strong>Fahrbahnrand</strong> (diese<br />

Maßnahme ist jedoch als begleitende<br />

Maßnahme zu wirkungsvollen Maßnahmen<br />

sinnvoll und geboten),<br />

- Baumspiegel, das sind weiße Farbmarkierungen<br />

an den <strong>Bäumen</strong> 3 ,<br />

- Absenken der zulässigen Höchstgeschwindigkeit<br />

ohne intensive Geschwindigkeitskontrollen,<br />

- profilierte Randmarkierungen, weil diese<br />

weder Einfluss auf das Geschwindigkeitsverhalten<br />

haben noch den Raum für<br />

schleudernde Fahrzeuge neben der<br />

Fahrbahn erhöhen.


Ziel der Untersuchung<br />

Zu untersuchen ist, weil hierzu neuere<br />

Untersuchungen fehlen,<br />

- welche Abstände erforderlich sind, damit<br />

<strong>von</strong> der Fahrbahn abkommende<br />

Fahrzeuge nicht oder nur mit geringer<br />

Wahrscheinlichkeit und geringer Aufprallgeschwindigkeit<br />

auf neu gepflanzte<br />

Bäume prallen können,<br />

- ob und ggfs. wo neue Bäume entlang<br />

<strong>von</strong> Straßen oder Wegen gepflanzt werden<br />

können.<br />

Kenntnisse über den „vertretbaren“ bzw.<br />

„unkritischen“ <strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Fahrbahnrand</strong> sind auch für die Planung<br />

neuer Straßen wichtig, um den erforderlichen<br />

Mindestabstand neuer Straßen <strong>von</strong><br />

bestehenden <strong>Bäumen</strong> festzulegen. Dies<br />

hat große Bedeutung für mögliche Amtshaftungsansprüche<br />

der durch Baumunfälle<br />

Geschädigten 4 .<br />

Die Mindestabstände der „Richtlinien für<br />

passive Schutzeinrichtungen an Straßen<br />

(RPS)“ 5 sind zu überprüfen. Die RPS ’89 sind<br />

zu einer Zeit entstanden, als Ausmaß und<br />

Schwere der Baumunfälle nicht bekannt<br />

waren und auch keine Erkenntnisse aus<br />

Deutschland darüber vorlagen, mit welchen<br />

Unfallzahlen und Unfallfolgen in<br />

Abhängigkeit des <strong>Abstand</strong>es <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong><br />

<strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong> zu rechnen ist.<br />

4 Manssen, G.: Der Schutz vor Baumunfällen als Aufgabe<br />

der staatlichen Straßen- (Bau-) Verwaltung,<br />

Universität Regensburg, Rechtsgutachten, Regensburg<br />

2000<br />

5 Richtlinien für passive Schutzeinrichtungen an Straßen<br />

(RPS), Forschungsgesellschaft für Straßen- und<br />

Verkehrswesen, Köln 1989<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

(1) Fahrdynamische Berechnungen zeigen,<br />

dass die Aufprallgeschwindigkeit auf<br />

Bäume auch bei großen Abständen<br />

groß bleibt<br />

Bei einer Geschwindigkeit <strong>von</strong> 100 km/h<br />

beim Abkommen <strong>von</strong> der Fahrbahn<br />

verringert sich die Aufprallgeschwindigkeit<br />

auf Bäume, die 6 m vom <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

stehen, um max. 4 km/h (Abkommenswinkel<br />

8° - 15°; ebenes Gelände).<br />

Die Aufprallgeschwindigkeiten auf 10 m vom<br />

<strong>Fahrbahnrand</strong> entfernt stehende Bäume<br />

liegt je nach Abkommenswinkel und<br />

Beschaffenheit der Oberfläche neben der<br />

Fahrbahn zwischen 99 km/h und 74 km/h.<br />

Schleudernde oder sich überschlagende<br />

Fahrzeuge werden weniger stark abgebremst.<br />

(2) Baumunfälle sind ganz überwiegend<br />

Alleinunfälle<br />

85 % der Baumunfälle und 87 % der Unfallkosten<br />

entfallen auf Alleinunfälle (Unfallarten:<br />

Abkommen nach rechts oder Abkommen<br />

nach links). Die mittlere Unfallschwere<br />

der 15 % Unfälle mit Zusammenstoß und<br />

Aufprall auf einen Baum ist also deutlich<br />

geringer. Wenn es <strong>zum</strong> Zusammenstoß mehrerer<br />

Verkehrsteilnehmer kommt und anschließend<br />

<strong>zum</strong> Aufprall auf Bäume, ist die<br />

mittlere Anzahl der Getöteten um 25 % und<br />

der mittlere Unfallkostensatz um 18 % geringer<br />

als bei Alleinunfällen mit Aufprall auf<br />

Bäume.<br />

(3) Der Aufprall auf Schutzplanken führt<br />

zu deutlich geringeren Unfallfolgen als<br />

der Aufprall auf Bäume; gegenüber freien<br />

Fahrbahnrändern stellen Schutzplanken<br />

aber auch Hindernisse dar, die<br />

die Unfallfolgen vergrößern<br />

9


Zusammenfassung<br />

Schutzplanken führen bei Abkommen-<br />

Unfällen zu etwa vergleichbarer Unfallschwere<br />

wie freie Seitenräume („ohne<br />

Aufprall“).<br />

Die auf Landstraßen um ein Drittel höhere<br />

Unfallschwere aller Schutzplanken-Unfälle<br />

gegenüber Unfällen bei freiem Seitenraum<br />

(ohne Aufprall) folgt nahezu ausschließlich<br />

aus der höheren Unfallschwere<br />

<strong>von</strong> Zusammenstößen.<br />

Dies darf kein Grund sein, passive Schutzeinrichtungen<br />

vor dicht am <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

stehenden <strong>Bäumen</strong> abzulehnen. Die mittlere<br />

Unfallschwere der Schutzplanken-<br />

Unfälle ist deutlich geringer als die der<br />

Baumunfälle. Andererseits sind neue Bäume<br />

mit Schutzplanken auch schlechter für<br />

die Verkehrssicherheit als freie Seitenräume.<br />

(4) Vor <strong>Bäumen</strong> sollten passive Schutzeinrichtungen<br />

mit möglichst großem Wirkungsbereich<br />

eingesetzt werden, wenn<br />

der <strong>Abstand</strong> der Bäume <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

das zulässt<br />

So kann erreicht werden, dass die Zahl<br />

der nach Aufprall auf die Schutzplanken<br />

in den (Gegenverkehr) zurückgeleiteten<br />

Kraftfahrzeuge klein gehalten wird. Bei<br />

großem Baumabstand sollten Schutzplanken<br />

im <strong>Abstand</strong> des Wirkungsbereiches vor<br />

die Bäume und nicht an den <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

gesetzt werden.<br />

(5) Baumunfälle geschehen überwiegend in<br />

den verkehrsschwachen Zeiten<br />

Die Unfallfolgen sind dann auch noch<br />

erheblich höher als bei Baumunfällen in<br />

den verkehrsstärkeren Zeiten: Zwei Drittel<br />

aller Baumunfälle und drei Viertel aller bei<br />

Baumunfällen Getöteten entfallen auf die<br />

verkehrsschwachen Zeiten.<br />

10<br />

Da die Anzahl der Kraftfahrzeuge in verkehrsschwachen<br />

Zeiten mit der gesamten<br />

Verkehrsstärke (DTV) ansteigt, steigt auch<br />

die Anzahl der Baumunfälle mit zunehmendem<br />

DTV.<br />

(6) Alleen am <strong>Fahrbahnrand</strong> vervielfachen<br />

die aus dem normalen Verkehrsablauf/<br />

Fahrverhalten des Verkehrsteilnehmers<br />

folgenden Unfallkosten. Auch bei geringen<br />

Verkehrsstärken sind passive<br />

Schutzeinrichtungen vor <strong>Bäumen</strong> volkswirtschaftlich<br />

sinnvoll<br />

Bereits bei geringen Verkehrsstärken (DTV<br />

bis 2.000 Kfz/24 h) sind die durch Bäume<br />

verursachten zusätzlichen Unfallkosten so<br />

hoch, (das Dreifache der Unfallkosten<br />

ohne Bäume am <strong>Fahrbahnrand</strong>), dass das<br />

Pflanzen <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong> auch bei diesen<br />

geringen Verkehrsstärken nicht vertretbar<br />

ist.<br />

Werden neue Straßen durch Waldabschnitte<br />

geführt oder nahe an bestehenden<br />

<strong>Bäumen</strong>, sind selbst bei Belastungen<br />

unter 2.000 Kfz/24 h passive Schutzeinrichtungen<br />

mit großen Wirkungsbereichen<br />

volkswirtschaftlich sinnvoll.<br />

Sollen Kosten für passive Schutzeinrichtungen<br />

vor Widerlagern bei geringen Verkehrsstärken<br />

vermieden werden, so ist<br />

eine sinnvolle Grenze DTV = 2.000 Kfz/<br />

24 h.<br />

Gefährdete Bereiche sollten unabhängig<br />

<strong>von</strong> der Verkehrsstärke (DTV) geschützt<br />

werden, wenn große Unfallfolgen durch<br />

abkommende Fahrzeuge zu erwarten<br />

sind.<br />

(7) Etwa die Hälfte der Unfallkosten der<br />

Baumunfälle entfällt auf Dunkelheit und<br />

Dämmerung


Die Unfallkosten der Unfälle ohne Aufprall<br />

auf ein Hindernis entstehen zu etwa einem<br />

Drittel bei Dunkelheit oder Dämmerung.<br />

Aus diesen Zusammenhängen darf<br />

aber nicht geschlossen werden, dass Dunkelheit<br />

das Auftreten und die Schwere <strong>von</strong><br />

Baumunfällen wesentlich fördert, da<br />

Baumunfälle in Verkehrsspitzenzeiten relativ<br />

seltener sind und deutlich geringere<br />

Unfallfolgen haben und die Verkehrsspitzenzeiten<br />

öfter bei Tageslicht vorkommen<br />

als bei Dunkelheit.<br />

(8) Kurven erhöhen Anzahl und Schwere<br />

der Baumunfälle<br />

Baumunfälle geschehen etwa doppelt so<br />

oft (47 %) in Kurven wie Unfälle ohne<br />

Aufprall auf ein Hindernis neben der Fahrbahn<br />

(24 %). Baumunfälle in Kurven sind<br />

etwas (7 %) schwerer als außerhalb <strong>von</strong><br />

Kurven.<br />

Unfälle ohne Aufprall auf ein Hindernis<br />

neben der Fahrbahn haben (auf erheblich<br />

geringerem Niveau) deutlich größere<br />

Unfallfolgen in Kurven als an anderen Straßenstellen.<br />

(9) Die Unfallkosten durch Baumunfälle<br />

sind bei ungünstiger Fahrbahnoberflächenbeschaffenheit<br />

(Nässe, Glätte) besonders<br />

hoch<br />

Während bei Unfällen ohne Aufprall auf<br />

Hindernisse neben der Fahrbahn weniger<br />

als 40 % der Unfallkosten auf ungünstige<br />

Fahrbahnoberflächen entfallen, sind dies<br />

bei Baumunfällen fast 50 %. Die Anzahl<br />

der Baumunfälle bei ungünstigen Fahrbahnoberflächen<br />

ist noch wesentlich höher<br />

(55 %). Daraus folgt, dass Baumunfälle<br />

bei trockener Fahrbahn wesentlich<br />

schwerer sind als bei ungünstigen Fahrbahnverhältnissen.<br />

(10) Bis zu Abständen <strong>von</strong> 9 m <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

bleiben die zusätzlichen Unfallfolgen<br />

erheblich<br />

Auch ein Baumabstand <strong>von</strong> 8,0 m oder<br />

mehr <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong> ist zu gering, um<br />

Baumunfälle zu verhindern. Selbst bei einem<br />

langen Schleuderweg und Korrekturmöglichkeit<br />

über einen befestigten Gegenfahrstreifen<br />

zu einem fast 9,0 m vom <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

entfernten Baum verringert sich<br />

die Anzahl der Unfälle bei Aufprall auf<br />

Bäume gegenüber einem <strong>Abstand</strong> <strong>von</strong><br />

1,5 m lediglich auf 40 %, wobei die mittlere<br />

Unfallschwere nur um 23 % geringer<br />

ist.<br />

Gegenüber nah am <strong>Fahrbahnrand</strong> (1,5 m<br />

<strong>Abstand</strong>) stehenden <strong>Bäumen</strong> verringern<br />

sich die Unfallkosten lediglich auf 30 %,<br />

wobei das überwiegend ein Ergebnis des<br />

Rückganges der Unfallzahlen, weniger der<br />

hohen Unfallschwere ist. Selbst bei 9 m<br />

Baumabstand bleiben also auf geraden<br />

Abschnitten in der Ebene unvertretbar<br />

hohe Gefahren.<br />

Ein Baumabstand <strong>von</strong> 4,5 m <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong>,<br />

wie er nach den RPS ’89 als<br />

ungefährlich angesehen wird, verringert<br />

die Unfallkosten gegenüber 1,5 m Baumabstand<br />

um lediglich etwa 20 % bis 30 %.<br />

(11) Straßenbau, Straßenbenutzung und<br />

Straßenbepflanzung stehen in engem<br />

funktionellen Zusammenhang – Widersprüche<br />

führen zwangsläufig zu Konflikten<br />

Die Straßenbautechnik, Straßenbenutzung<br />

und Straßenbepflanzung haben sich <strong>von</strong><br />

ihren ersten Anfängen bis heute entwickeln<br />

und verändert. Während sich jedoch<br />

die Straßenbautechnik zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts den veränderten Ver-<br />

11


Zusammenfassung<br />

kehrsmengen und –lasten anpasste, blieb<br />

die Straßenbepflanzung (bis auf die Autobahnbegrünung)<br />

auf dem Entwicklungsstand<br />

des Barocks und der Postkutschenzeit<br />

stehen.<br />

Der Widerspruch, den Verkehr des 20./21.<br />

Jahrhunderts auf Straßenquerschnitten<br />

vergangener Jahrhunderte und im Wurzelbereich<br />

alter Bäume abwickeln zu wollen/zu<br />

müssen, führte zu Konflikten für<br />

den Verkehrsteilnehmer (Verlust an Menschenleben<br />

und Gesundheit durch Baumunfälle)<br />

und die Straßenbepflanzung (Vitalitätseinschränkungen,<br />

vorzeitiges Absterben).<br />

(12) Die Erhaltung des schützenswerten<br />

Landschaftselementes „Allee“ kann<br />

dauerhaft nur im Einklang mit historischen<br />

Nutzungsinhalten erfolgen<br />

Die touristische Infrastruktur bietet eine<br />

Chance für die Neuanlage zukunftsträchtiger,<br />

sicherer und bezahlbarer Alleen und<br />

ihre menschliche Erlebbarkeit.<br />

12


Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

1 Aufprallgeschwindigkeit und<br />

Hindernisabstand<br />

Wenn Kraftfahrzeuge <strong>von</strong> der Fahrbahn<br />

abkommen, lassen sich zwei Bewegungsphasen<br />

(analog <strong>zum</strong> Anhalteweg) unterscheiden<br />

6 :<br />

- Phase 1 umfasst den Reaktionsweg,<br />

d. h. das Kraftfahrzeug bewegt sich nahezu<br />

ungebremst weiter. Die Annahme<br />

hierzu ist eine Reaktionszeit einschließlich<br />

Ansprechzeit der Bremsen <strong>von</strong> 1,5 s 6 .<br />

Die RAS-L 1995 7 gehen <strong>von</strong> einer Reaktions-<br />

und Ansprechzeit der Bremsen <strong>von</strong><br />

2,0 s aus. Während dieser Phase 1 wird<br />

das Fahrzeug im Gelände geringfügig<br />

abgebremst. Die Verzögerungen reichen<br />

6<br />

Schnabel, W., D. Lohse: Grundlagen der Straßenverkehrstechnik<br />

und der Verkehrsplanung, Band 1,<br />

Verlag für Bauwesen, Berlin 1997<br />

7 Richtlinien für die Anlage <strong>von</strong> Straßen RAS, Teil:<br />

Linienführung (RAS-L), Forschungsgesellschaft für<br />

Straßen- und Verkehrswesen, Köln 1995<br />

Aufprallgeschwindigkeit [km/h]<br />

Abkommenswinkel Hindernisabstand <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

2 m 4 m 6 m 8 m 10 m<br />

8˚ 99 98 96 85 74<br />

15˚ 99 99 98 98 97<br />

Randbedingungen: Ausgangsgeschwindigkeit 100 km/h<br />

Phase 1: Reaktionsweg 1,5 Sekunden [1], [2]<br />

Verzögerung b(s) = 0,6 m/s² (ebener, gehärteter Boden) [3]<br />

Phase 2: Bremsen mit b = 5 m/s² im Gelände; 8,0 m/s² auf der Fahrbahn [2]<br />

100 km/h<br />

2 m<br />

4 m<br />

6 m<br />

8 m<br />

10 m<br />

8˚<br />

15˚<br />

←<br />

14m<br />

Phase 1 = 41m<br />

8m<br />

←←<br />

Phase 2<br />

[1] Werner Schnabel, Dieter Lohse: Grundlagen der Straßenverkehrstechnik und der Verkehrsplanung,<br />

Band 1; Verlag für Bauwesen, Berlin 1997<br />

[2] RAS-L (1995): Reaktionszeit 2,0 s, ohne Bremsen, anschließend b = 3,0 m/s²<br />

[3] Rein Schandersson: Trafiksäkerhet vid avkörning i vägens sidoutrymme, VTI Rapport Nr. 203,<br />

Linköping 1980<br />

←<br />

41m<br />

<strong>von</strong> b(s) = 0,2 m/s 2 (Gras oder vergleichbare<br />

weiche Böden) bis b(s) = 0,6 m/s 2<br />

für ebene gehärtete Böden aus Kies oder<br />

Schotter 8 .<br />

- Phase 2: Abbremsen des Fahrzeugs im<br />

Gelände. Die Mindestverzögerung, die<br />

ein Fahrzeug auf der Fahrbahn realisieren<br />

können muss, beträgt nach der<br />

Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung<br />

(StVZO) b = 2,5 m/s 2 . Für den Anhalteweg<br />

auf der Fahrbahn wird nach den<br />

RAS-L eine Verzögerung <strong>von</strong> b = 3,0 m/s 2<br />

angesetzt; mit ABS sind b = 8,0 m/s 2<br />

auch bei nasser Fahrbahn möglich. Die<br />

nachfolgenden Untersuchungen für<br />

den Seitenraum beruhen auf einer<br />

Bremsverzögerung <strong>von</strong> b = 5 m/s 2 . Eine<br />

derartige Verzögerung kann nur reali-<br />

0 km/h<br />

86m<br />

BV(AG)9.ai/eps<br />

Bild 1: Abkommen <strong>von</strong> der Fahrbahn (Gerade, ebenes Gelände) bei 100 km/h und<br />

Aufprallgeschwindigkeiten auf Hindernisse in Abhängigkeit vom Hindernisabstand<br />

8<br />

Schandersson, R.: Trafiksäkerhet vid avkörning i<br />

vägens sidoutrymme, VTI-Rapport, Nr. 203, Linköping<br />

1998<br />

13


Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

14<br />

siert werden, wenn das Fahrzeug nicht<br />

schleudert, sich nicht überschlägt und<br />

der Kraftfahrer in der Lage ist, auf ebenem<br />

gehärteten Boden zu verzögern.<br />

Schleudert das Fahrzeug oder überschlägt<br />

es sich gar, sind Verzögerungen<br />

<strong>von</strong> allenfalls b = 3,0 m/s 2 bis<br />

b = 4,0 m/s 2 zu realisieren 9 .<br />

In Bild 1 sind die Aufprallgeschwindigkeiten<br />

für Hindernisse am <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

in Abhängigkeit vom Hindernisabstand<br />

<strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong> für eine Ausgangsgeschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> 100 km/h für<br />

geradlinige Straßenabschnitte dargestellt.<br />

Als Abkommenswinkel wurden 8° und 15°<br />

angenommen. Dies entspricht den Abkommenswinkeln,<br />

die auch nach den<br />

CEN-Vorschriften 10 für Anfahrversuche an<br />

passive Schutzeinrichtungen vorgegeben<br />

sind. Ein Winkel <strong>von</strong> 20°, den es auch in<br />

den CEN-Vorschriften gibt, wird nicht<br />

weiter untersucht, weil, wie Bild 1 zeigt,<br />

die Aufprallgeschwindigkeiten bei 10 m<br />

Hindernisabstand in der Größenordnung<br />

der Ausgangsgeschwindigkeit (hier<br />

100 km/h) liegen würden.<br />

Bild 1 macht deutlich, dass selbst bei flachen<br />

Abkommenswinkeln <strong>von</strong> 8° hohe<br />

Aufprallgeschwindigkeiten auftreten. Diese<br />

liegen bei 6 m Hindernisabstand über<br />

96 km/h; bei 10 m Hindernisabstand noch<br />

bei 74 km/h.<br />

Bei Abkommenswinkeln <strong>von</strong> 15° beträgt<br />

die Aufprallgeschwindigkeit selbst bei 10 m<br />

Hindernisabstand noch 97 km/h.<br />

9 Langwieder, K. H. Bäumler: Priorities of Real Car<br />

Crashes and the Agreement of Real Accidents with<br />

Results from Crash Testing, Büro für Kfz-Technik<br />

des HUK-Verbandes, München 1994<br />

10 DIN EN 1317-2; Rückhaltesysteme an Straßen,<br />

Teil 2: Schutzeinrichtungen - Leistungsklassen, Abnahmekriterien<br />

für Anprallprüfungen und Prüfverfahren<br />

für Schutzeinrichtungen, Ausgabe 1998-07<br />

Bei diesen Werten ist nicht berücksichtigt,<br />

dass die Aufprallgeschwindigkeiten höher<br />

sein können, wenn das Fahrzeug schleudert,<br />

sich überschlägt oder die Bodenverhältnisse<br />

ungünstig sind (nicht eben, nicht<br />

gehärtete Schotteroberfläche u. Ä.) oder<br />

die Ausgangsgeschwindigkeit höher ist als<br />

100 km/h.<br />

Werden die Randbedingungen verändert<br />

(Phase 1: Verzögerung b(s) = 0,2 m/s2 für<br />

ungehärteten Boden, z. B. grasbewachsen)<br />

und (Phase 2: Bremsen mit der nach<br />

StVZO erforderlichen Mindestverzögerung<br />

<strong>von</strong> b = 2,5 m/s2 ), so ergeben sich für die<br />

Abkommenswinkel <strong>von</strong> 8° und 15° die in<br />

Bild 2 angegebenen Aufprallgeschwindigkeiten.<br />

Nicht berücksichtigt in den Bildern 1 und<br />

2 ist, dass auf geraden Abschnitten <strong>von</strong> Straßen<br />

die zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> 100 km/h <strong>von</strong> vielen Kraftfahrzeugen<br />

deutlich überschritten wird: Bei längeren<br />

Geraden (z. B. 500 m oder mehr) fahren<br />

bis zu 50 % der unbehindert fahrenden<br />

Pkw schneller als 100 km/h. Dabei ist zu<br />

beachten, dass auf Straßen mit <strong>Bäumen</strong>,<br />

speziell in Alleen, unter ansonsten vergleichbaren<br />

Bedingungen (Verkehrscharakteristik,<br />

Fahrbahnbreite, Linienführung) tendenziell<br />

schneller gefahren wird als auf Straßen<br />

mit freien Fahrbahnrändern11 .<br />

Ebenfalls nicht berücksichtigt ist, dass mit<br />

zunehmendem Hindernisabstand Fahrzeuglenker<br />

bei ebenem Gelände in der<br />

Lage sein werden, ihr Fahrzeug aufzufangen<br />

und den Aufprall auf ein Hindernis zu<br />

vermeiden. Die Wahrscheinlichkeit, so zu<br />

reagieren, steigt wohl mit zunehmendem<br />

Hindernisabstand <strong>von</strong> der Fahrbahn.<br />

11 Lipphard, D. und V. Meewes: Geschwindigkeiten<br />

in den neuen Bundesländern, Verhaltensänderungen<br />

1991-1993, neue Fahrbahnen, Ausstattung,<br />

Umfeld, Mitteilungen Nr. 35 der Beratungsstelle<br />

für Schadenverhütung, Köln 1994


Kommen Fahrzeuge in Kurven <strong>von</strong> der<br />

Fahrbahn ab, sind bei gleichen Abkommenswinkeln<br />

wie auf geraden Abschnitten<br />

und gleichem Baumabstand <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

die Aufprallgeschwindigkeiten<br />

höher. In engen Kurvenradien sinkt aber<br />

die Ausgangsgeschwindigkeit gegenüber<br />

den Geschwindigkeiten auf Geraden.<br />

Unfalluntersuchungen sind also zusätzlich<br />

zu den fahrdynamischen Betrachtungen<br />

erforderlich.<br />

Aufprallgeschwindigkeit [km/h]<br />

Abkommenswinkel Hindernisabstand <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

2 m 4 m 6 m 8 m 10 m<br />

8˚ 100 99 98 94 88<br />

15˚ 100 100 99 99 99<br />

Randbedingungen: Ausgangsgeschwindigkeit 100 km/h<br />

Phase 1: Reaktionsweg 1,5 Sekunden [1], [2]<br />

Verzögerung b(s) = 0,2 m/s² (weicher Boden) [3]<br />

Phase 2: Bremsen mit b = 2,5 m/s² im Gelände; 8,0 m/s² auf der Fahrbahn [2]<br />

100 km/h<br />

2 m<br />

4 m<br />

6 m<br />

8 m<br />

10 m<br />

8˚<br />

15˚<br />

←<br />

14m<br />

Phase 1 = 41m<br />

8m<br />

←←<br />

Phase 2<br />

[1] Werner Schnabel, Dieter Lohse: Grundlagen der Straßenverkehrstechnik und der Verkehrsplanung,<br />

Band 1; Verlag für Bauwesen, Berlin 1997<br />

[2] RAS-L (1995): Reaktionszeit 2,0 s, ohne Bremsen, anschließend b = 3,0 m/s²<br />

[3] Rein Schandersson: Trafiksäkerhet vid avkörning i vägens sidoutrymme, VTI Rapport Nr. 203,<br />

Linköping 1980<br />

←<br />

41m<br />

0 km/h<br />

86m<br />

B-V(AG)1.ai/eps<br />

Bild 2: Abkommen <strong>von</strong> der Fahrbahn (Gerade, ebenes Gelände) bei 100 km/h und<br />

Aufprallgeschwindigkeiten auf Hindernisse in Abhängigkeit vom Hindernisabstand bei<br />

geringeren Bremsverzögerungen<br />

15


Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

Vielfach wird behauptet, dass die besondere<br />

Schwere <strong>von</strong> Baumunfällen weniger<br />

durch den direkten Aufprall (nach Abkommen<br />

<strong>von</strong> der Fahrbahn) begründet ist, als<br />

vielmehr durch Zusammenstöße, bei denen<br />

es im weiteren Verlauf des Unfalls<br />

auch noch zu einem Aufprall auf einen<br />

Baum gekommen ist.<br />

Die Überprüfung dieser Hypothese ist möglich,<br />

weil aus der „Unfallart“ der Baumunfälle<br />

festgestellt werden kann, wie oft es<br />

bei den Unfällen zu einem Zusammenstoß<br />

<strong>von</strong> mehreren Fahrzeugen gekommen ist,<br />

und wie oft Fahrzeuge bei Alleinunfällen<br />

<strong>von</strong> der Fahrbahn abgekommen sind.<br />

Die nachfolgenden Ergebnisse folgen aus<br />

einer Sonderuntersuchung, die das Institut<br />

für Straßenverkehr Köln (ISK) beim Statistischen<br />

Bundesamt für die Unfälle in<br />

Deutschland im Jahre 1997 in Auftrag gegeben<br />

hatte. Im Folgenden werden die<br />

Ergebnisse für Landstraßen dargestellt.<br />

Um die unterschiedlichen Folgen <strong>von</strong><br />

Straßenverkehrsunfällen (Getötete, Schwerverletzte,<br />

Leichtverletzte und Sachschäden)<br />

in einer Größe zusammenzufassen, werden<br />

Unfallkosten berechnet. Diese erfassen die<br />

volkswirtschaftlichen Folgen <strong>von</strong> Straßenverkehrsunfällen<br />

(ohne Berücksichtigung des<br />

menschlichen Leides).<br />

Nachfolgend werden Unfallkosten <strong>zum</strong><br />

Preisstand 2000 dargestellt. Gegenüber dem<br />

Preisstand 1995 ist die Methodik zur Berechnung<br />

der volkswirtschaftlichen Verluste neu<br />

gefasst worden und es sind die Schattenwirtschaft<br />

und die Hausfrauentätigkeit 2<br />

berücksichtigt.<br />

16<br />

2 Unfälle durch Abkommen <strong>von</strong><br />

der Fahrbahn<br />

2.1 Bedeutung der Abkommensunfälle<br />

Die Aufteilung aller Unfälle auf Landstraßen<br />

auf die Unfallarten „Abkommen <strong>von</strong><br />

der Fahrbahn“ (ohne dass es zu einem<br />

Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug<br />

gekommen ist) und die übrigen<br />

Unfallarten „Zusammenstoß“, bei denen<br />

mehrere Verkehrsteilnehmer zusammengestoßen<br />

sind, ist in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Aufgetragen sind die Anzahl der Unfälle<br />

mit Personenschaden und schwerwiegenden<br />

Unfälle mit Sachschaden U(P,SS) sowie<br />

die daraus folgenden angepassten<br />

Unfallkosten UKa <strong>zum</strong> Preisstand 2000 2<br />

sowie die prozentuale Aufteilung <strong>von</strong><br />

Unfallanzahlen und Unfallkosten auf die<br />

Unfallarten „Abkommen“ und „Zusammenstoß“.<br />

Insgesamt Abkommen Zusammenstoß<br />

Unfälle U(P,SS) 147.316 51.827 95.489<br />

Anteil 100 % 35 % 65 %<br />

Getötete GT 5.552 2.304 3.248<br />

100 % 41 % 59 %<br />

Unfallkosten 27.166 10.658 16.508<br />

UKa[Mio DM] 100 % 39 % 61 %<br />

Preisstand 2000 d-Abkom1.xls / T1-2000.eps<br />

Tabelle 2: Unfallanzahlen U(P,SS) und Unfallkosten<br />

UKa(P,SS) auf Landstraßen 1997<br />

Aus fast 150.000 Unfällen auf Landstraßen<br />

1997 folgten volkswirtschaftliche Verluste<br />

<strong>von</strong> 27 Mrd. DM. 35 % der Unfälle und<br />

39 % der Unfallkosten entfielen auf die<br />

Unfallart „Abkommen <strong>von</strong> der Fahrbahn“,<br />

ohne dass es zu einem Zusammenstoß mit<br />

anderen Verkehrsteilnehmern gekommen<br />

ist. Die unterschiedlichen Anteilswerte bei<br />

Unfallanzahlen und Unfallkosten deuten<br />

auf höhere Unfallschwere der Abkommen-<br />

Unfälle hin. Dies wird in Tabelle 3 näher<br />

dargestellt.


Unfallschwere Insgesamt Abkommen Zusammenstoß<br />

GT/1000U(P,SS) 38 44 34<br />

Index 85 100 77<br />

WUa(P,SS) 184 206 173<br />

[1000DM/U] 90 100 84<br />

Preisstand 2000 d-Abkom1.xls / T2-2000.eps<br />

Tabelle 3: Unfallschwere der Abkommen-Unfälle und der<br />

Unfälle nach Zusammenstoß mit anderen Verkehrsteilnehmern<br />

auf Landstraßen 1997<br />

Die Unfallschwere der Landstraßenunfälle<br />

ist in zwei verschiedenen Ausprägungen<br />

dargestellt:<br />

- Als mittlere Anzahl der Getöteten je<br />

1.000 Unfälle mit Personenschaden oder<br />

schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden<br />

GT/1.000 U(P,SS) und<br />

- als mittlere volkswirtschaftlichen Verluste<br />

eines solchen Unfalls WUa(P,SS) <strong>zum</strong><br />

Preisstand 2000 2 .<br />

Die Unfallfolgen bei Abkommen-Unfällen<br />

sind deutlich höher als bei Unfällen mit<br />

der Folge eines Zusammenstoßes verschiedener<br />

Verkehrsteilnehmer:<br />

- Mit 44 Getöteten je 1.000 Unfälle ist das<br />

mittlere Todesrisiko eines Abkommen-<br />

Unfalls um 29 % höher als bei einem<br />

Unfall mit Zusammenstoß verschiedener<br />

Verkehrsteilnehmer (34 Getötete je<br />

1000 Unfälle).<br />

- Unter Berücksichtigung aller Unfallfolgen<br />

(Getötete, Schwerverletzte, Leichtverletzte<br />

und Sachschaden) sind die<br />

mittleren Unfallfolgen, ausgedrückt<br />

durch die mittleren volkswirtschaftlichen<br />

Verluste durch einen Unfall (Unfallkostensatz),<br />

um 19 % höher bei Abkommen-<br />

Unfälle gegenüber Unfällen mit Zusammenstoß.<br />

2.2 Seitenraumgestaltung<br />

Die in den Tabellen 2 und 3 dargestellten<br />

Zusammenhänge zwischen Abkommen-<br />

Unfällen und Unfällen mit Zusammenstoß<br />

sind in den Tabellen 4 und 5 differenziert<br />

nach der Gestaltung der Seitenräume. Unterschieden<br />

sind Unfälle<br />

- mit Aufprall auf Bäume,<br />

- mit Aufprall auf Schutzplanken und<br />

- ohne Aufprall auf Hindernisse neben der<br />

Fahrbahn.<br />

Unfälle mit dem Aufprall auf andere Hindernisarten<br />

werden wegen ihrer geringen<br />

Bedeutung nicht betrachtet.<br />

Die in Tabelle 4 dargestellten Unfälle und<br />

Unfallkosten erfassen 87 % der Unfälle und<br />

90 % der Unfallkosten auf Landstraßen. Unfälle<br />

ohne Aufprall auf Hindernisse stellen<br />

mit <strong>Abstand</strong> die größte Unfallgruppe mit<br />

69 % der Unfälle und 61 % der Unfallkosten<br />

dar. Der Unterschied der Anteilswerte<br />

weist auf unterdurchschnittliche Unfallfolgen<br />

dieser Unfälle hin. 5 % der Unfälle und<br />

5 % der Unfallkosten sind Folge <strong>von</strong> Unfällen<br />

in Bereichen mit Schutzplanken. 13 %<br />

aller Unfälle führten <strong>zum</strong> Aufprall auf Bäume;<br />

25 % der Unfallkosten folgten daraus.<br />

Aufprall auf ohne<br />

Bäume Schutzplanken<br />

Aufprall<br />

Abkommen Zusammenstoß Abkommen Zusammenstoß Abkommen Zusammenstoß<br />

Unfälle U(P,SS) 16.729 2.897 4.634 2.598 18.023 84.089<br />

Anteil 85 % 15 % 64 % 36 % 18 % 82 %<br />

Getötete GT 1.587 207 113 167 307 2.672<br />

88 % 12 % 40 %<br />

60 %<br />

10 % 90 %<br />

Unfallkosten 5.895 839 599 676 2.375 13.932<br />

UKa[Mio DM] 88 % 12 % 47 % 53 % 15 % 85 %<br />

Preisstand 2000 d-Abkom1.xls / T3-2000.eps<br />

Tabelle 4: Unfallzahlen U(P,SS) und Unfallkosten UKa(P,SS) auf Landstraßen 1997, unterschieden<br />

nach Unfällen mit Aufprall auf Bäume, auf Schutzplanken und Unfälle ohne<br />

Aufprall<br />

17


Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

Folgende Besonderheiten zeigen die Abkommen-Unfälle<br />

und die Unfälle, bei denen<br />

es <strong>zum</strong> Zusammenstoß kam (Tab. 4):<br />

- Baumunfälle sind ganz überwiegend<br />

Alleinunfälle, bei denen Fahrzeuge <strong>von</strong><br />

der Fahrbahn abkommen, ohne dass es<br />

zu einem Zusammenstoß mit anderen<br />

Fahrzeugen gekommen ist: 85 % der<br />

Baumunfälle sind Abkommen-Unfälle;<br />

88 % der Unfallkosten der Baumunfälle<br />

sind Folge <strong>von</strong> Abkommen-Unfällen. Der<br />

Unterschied der Anteilswerte weist auf<br />

schwerere Unfallfolgen der Abkommen-<br />

Unfälle gegenüber Unfällen mit Zusammenstoß<br />

und Aufprall auf Bäume hin<br />

(vgl. auch Tabelle 5).<br />

- Fast zwei Drittel der Unfälle mit Aufprall<br />

auf Schutzplanken (64 %), aber nur<br />

knapp die Hälfte (47 %) der Unfallkosten<br />

folgt im Bereich <strong>von</strong> Schutzplanken aus<br />

Abkommen-Unfällen. Abkommen-Unfälle<br />

im Bereich <strong>von</strong> Schutzplanken haben also<br />

geringere Unfallfolgen als Unfälle, bei<br />

denen es im Zusammenhang mit dem<br />

Aufprall auf Schutzplanken auch <strong>zum</strong><br />

Zusammenstoß mit anderen Fahrzeugen<br />

gekommen ist (s. Tabelle 5).<br />

Unabhängig da<strong>von</strong>, wie die mittlere Unfallschwere<br />

definiert ist (Anzahl der Getöteten<br />

je 1.000 Unfälle mit Personen- oder<br />

Sachschaden oder als mittlerer Unfallkostensatz<br />

dieser Unfälle), ergibt sich folgende<br />

Rangfolge der Unfallschwere:<br />

18<br />

- Mit <strong>Abstand</strong> die schwersten Unfallfolgen<br />

haben Baumunfälle. Dies gilt sowohl<br />

für Abkommen-Unfälle als auch für<br />

Zusammenstöße. Dabei sind Abkommen-<br />

Unfälle noch folgenschwerer als Unfälle,<br />

bei denen es <strong>zum</strong> Zusammenstoß<br />

mehrerer Fahrzeuge und <strong>zum</strong> Aufprall<br />

auf Bäume gekommen ist.<br />

- Schutzplanken mindern die Unfallfolgen<br />

gegenüber dem Aufprall auf Bäume<br />

deutlich. Dies gilt für Abkommen-Unfälle<br />

in wesentlich stärkerem Maße als für<br />

Unfälle mit Zusammenstoß und Aufprall<br />

auf Schutzplanken. Diese Unfälle haben<br />

deutlich höhere Unfallfolgen als Abkommen-Unfälle<br />

gegen Schutzplanken.<br />

- Freie Fahrbahnränder (ohne Aufprall auf<br />

Hindernisse neben der Fahrbahn) haben<br />

die geringsten Unfallfolgen. Dies gilt<br />

sowohl für Abkommen-Unfälle als auch<br />

für Zusammenstöße. Im Gegensatz zu<br />

Baumunfällen verlaufen die Abkommen-<br />

Unfälle deutlich leichter als Zusammenstöße.<br />

Hinsichtlich der Unfallschwere gelten für<br />

Autobahnen und Innerortsstraßen folgende<br />

Besonderheiten:<br />

- Abkommen-Unfälle gegen Schutzplanken<br />

sind auf Autobahnen leichter<br />

(WUa(P,SS) = 124.000 DM/U) als Abkommen-Unfälle<br />

ohne Aufprall auf Hindernisse<br />

(WUa(P,SS) = 150.000 DM/U). Allerdings<br />

gilt auch hier, dass Zusammen-<br />

d-Abkom1.xls / T4-2000.eps<br />

Tabelle 5: Unfallschwere der Abkommen-Unfälle und der Unfälle nach Zusammenstoß mit anderen Verkehrsteilnehmern<br />

auf Landstraßen 1997, unterschieden nach Unfällen mit Aufprall auf Bäume,auf Schutzplanken und Unfälle


stöße mit Aufprall auf Schutzplanken<br />

schwerere Unfallfolgen haben<br />

(WUa(P,SS) = 168.000 DM/U) als Zusammenstöße<br />

ohne Aufprall auf Hindernisse<br />

im Seitenraum (WUa(P,SS)= 139.000 DM/U).<br />

Im Mittel ist auf Autobahnen aber - anders<br />

als auf Landstraßen – die mittlere<br />

Unfallschwere (WUa) <strong>von</strong> Unfällen mit<br />

Aufprall auf Schutzplanken geringer als<br />

bei Abkommen-Unfällen ohne Aufprall<br />

(vgl. Tabelle 1). Dies mag mit besonders<br />

guten Schutzplankenkonstruktionen im<br />

Zuge <strong>von</strong> Autobahnen zusammenhängen<br />

(überwiegend Schutzplanken mit<br />

großem Wirkungsbereich).<br />

- Innerorts sind Abkommen-Unfälle ohne<br />

Aufprall auf Hindernisse schwerer<br />

(WUa(P,SS) = 85.000 DM/U) als Zusammenstöße<br />

(WUa(P,SS) = 64.000 DM/U),<br />

bei denen es nicht zu einem Aufprall<br />

auf Hindernisse neben der Fahrbahn<br />

gekommen ist.<br />

Sowohl für Autobahnen als auch für Innerortsstraßen<br />

gilt wie für Landstraßen,<br />

dass die schwersten Unfallfolgen durch<br />

den Aufprall auf Bäume bewirkt werden.<br />

2.3 Zusammenfassung<br />

(1) Baumunfälle sind ganz überwiegend<br />

Alleinunfälle<br />

85 % der Baumunfälle und 87 % der Unfallkosten<br />

entfallen auf Alleinunfälle (Unfallarten:<br />

Abkommen nach rechts oder<br />

Abkommen nach links). Die mittlere Unfallschwere<br />

der 15 % Unfälle mit Zusammenstoß<br />

und Aufprall auf einen Baum ist<br />

also deutlich geringer: Wenn es <strong>zum</strong> Zusammenstoß<br />

mehrerer Verkehrsteilnehmer<br />

kommt und anschließend <strong>zum</strong> Aufprall auf<br />

Bäume, ist die mittlere Anzahl der Getöteten<br />

um 25 % und der mittlere Unfallkostensatz<br />

um 18 % geringer als bei Alleinunfällen<br />

mit Aufprall auf Bäume.<br />

(2) Der Aufprall auf Schutzplanken führt<br />

zu deutlich geringeren Unfallfolgen als<br />

der Aufprall auf Bäume; gegenüber freien<br />

Fahrbahnrändern stellen Schutzplanken<br />

aber auch Hindernisse dar, die<br />

die Unfallfolgen vergrößern<br />

Schutzplanken führen bei Abkommen-<br />

Unfällen zu etwa vergleichbarer Unfallschwere<br />

wie freie Seitenräume („ohne<br />

Aufprall“).<br />

Die höhere Unfallschwere aller Schutzplanken-Unfälle<br />

gegenüber Unfällen bei freiem<br />

Seitenraum (ohne Aufprall) folgt nahezu<br />

ausschließlich aus der höheren Unfallschwere<br />

<strong>von</strong> Zusammenstößen.<br />

Dies darf kein Grund sein, passive Schutzeinrichtungen<br />

vor dicht am <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

stehenden <strong>Bäumen</strong> abzulehnen. Wie Tabelle<br />

5 zeigt, ist die mittlere Unfallschwere<br />

der Schutzplanken-Unfälle deutlich geringer<br />

als die der Baumunfälle. Andererseits<br />

sind neue Bäume mit Schutzplanken<br />

auch schlechter für die Verkehrssicherheit<br />

als freie Seitenräume.<br />

(3) Vor <strong>Bäumen</strong> sollten passive Schutzeinrichtungen<br />

mit möglichst großem<br />

Wirkungsbereich eingesetzt werden,<br />

wenn der <strong>Abstand</strong> der Bäume <strong>zum</strong><br />

<strong>Fahrbahnrand</strong> das zulässt<br />

So kann erreicht werden, dass die Zahl<br />

der nach Aufprall auf die Schutzplanke in<br />

den (Gegenverkehr) zurückgeleiteten Kraftfahrzeuge<br />

klein gehalten wird. Bei großem<br />

Baumabstand sollten Schutzplanken<br />

im <strong>Abstand</strong> des Wirkungsbereiches vor<br />

die Bäume und nicht an den <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

gesetzt werden.<br />

19


Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

In den Tabellen 6a und 6b sind die Baumunfälle<br />

und die übrigen Unfälle in den<br />

verkehrsstarken Zeiten (6.00 bis 9.00 Uhr<br />

und 16.00 bis 19.00 Uhr) den übrigen<br />

Zeiten gegenübergestellt.<br />

Tabelle 6a zeigt für Landstraßen, dass 1998<br />

Baumunfälle mit Personenschaden in den<br />

Verkehrsspitzenzeiten (6.00 bis 9.00 Uhr<br />

und 16.00 bis 19.00 Uhr) deutlich seltener<br />

vorkommen:<br />

- Werktags geschehen ein Drittel (34 %)<br />

der Baumunfälle in den Verkehrsspitzenzeiten,<br />

aber 41 % der übrigen Straßenverkehrsunfälle.<br />

- Unter Berücksichtigung aller Wochentage<br />

geschehen 31 % der Baumunfälle,<br />

aber 37 % aller übrigen Verkehrsunfälle<br />

in den Zeiten zwischen 6.00 und<br />

9.00 Uhr sowie 16.00 und 19.00 Uhr.<br />

Eine Sonderuntersuchung in den Kreisen<br />

Kleve und Wesel (Tabelle 6b) zeigt nur<br />

geringfügige Abweichungen vom Bundesdurchschnitt.<br />

Untersucht wurden hier<br />

auch die Unfallfolgen (Die Indexwerte<br />

beziehen sich auf die mittleren Folgen aller<br />

Baumunfälle–Index 100):<br />

20<br />

3 Baumunfälle und Verkehrsstärke<br />

3.1 Verkehrsstärke<br />

und verkehrsstarke Zeiten<br />

Unfälle U(P) Mo-Fr<br />

Anteil<br />

Unfälle U(P) alle Wo.tage<br />

1) 6-9 und 16-19 Uhr 2) übrige Zeiten<br />

Baumunfälle Übrige Unfälle<br />

Verkehrsbelastung<br />

hoch gering<br />

1)<br />

hoch gering<br />

3.602<br />

34%<br />

4.855<br />

31%<br />

1) 2) 2)<br />

6.892<br />

66%<br />

10.906<br />

69%<br />

Baumunfälle<br />

Verkehrsbelastung<br />

1)<br />

hoch<br />

2)<br />

gering<br />

Unfälle U(P,SS) 363<br />

681<br />

Anteil<br />

35%<br />

65%<br />

3)<br />

Unfallkosten [Mio DM/5a] 124,4<br />

301,8<br />

UKa(P,SS)<br />

29%<br />

71%<br />

Getötete GT<br />

29<br />

88<br />

Unfallschwere<br />

25%<br />

75%<br />

GT/1000 U(P,SS)<br />

80<br />

129<br />

Index<br />

71<br />

115<br />

WUa(P,SS) [1000 DM/U] 343<br />

443<br />

84<br />

109<br />

1) 6-9 und 16-19 Uhr 2) übrige Zeiten 3) Preisstand 2000<br />

- 35 % der Unfälle mit Personenschaden<br />

und der schwerwiegenden Unfälle mit<br />

Sachschaden geschahen in den Verkehrsspitzenzeiten<br />

(6.00 bis 9.00 Uhr und<br />

16.00 bis 19.00 Uhr).<br />

- Nur ein Viertel der bei Baumunfällen<br />

Getöteten (25 %) entfielen auf diese<br />

Spitzenzeiten des Verkehrs.<br />

- Der Unterschied der Anteilswerte liegt<br />

darin, dass die mittlere Unfallschwere<br />

der Baumunfälle in den Verkehrsspitzenzeiten<br />

deutlich geringer ist: Die mittlere<br />

Anzahl der Getöteten je 1.000 Unfälle<br />

mit Personenschaden und schwerwiegende<br />

Unfälle mit Sachschaden liegt fast<br />

30 % (Index 71) unter der mittleren Unfallschwere<br />

der Baumunfälle; außerhalb<br />

der Verkehrsspitzenzeit liegt der Wert<br />

28.751<br />

41%<br />

35.727<br />

37%<br />

41.453<br />

59%<br />

61.076<br />

63%<br />

Summe<br />

80.698<br />

100%<br />

112.564<br />

100%<br />

d-UzuVBa.ai/eps<br />

Tabelle 6a: Baumunfälle und übrige Unfälle mit Personenschaden auf Landstraßen in<br />

Zeiten mit hohen und geringeren Verkehrsbelastungen – Deutschland 1998<br />

d-UzuVBb.ai/eps<br />

Tabelle 6b: Baumunfälle (mit Personenschaden und<br />

schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden) und Unfallfolgen<br />

in den Kreisen Kleve und Wesel 1993 bis 1998


15 % über dem Mittelwert. Unter Berücksichtigung<br />

der Anzahl der Schwerverletzten<br />

und Leichtverletzten sowie des Sachschadens<br />

ist die mittlere Unfallschwere<br />

<strong>von</strong> Baumunfällen in den Verkehrsspitzenzeiten<br />

um 23 % niedriger als in Zeiten<br />

mit geringerer Verkehrsbelastung.<br />

3.2 Verkehrsstärke DTV<br />

Für 3589 km baumbestandene Bundesund<br />

Landesstraßen außerorts (Alleen, Straßen<br />

in Wäldern) in Brandenburg konnte<br />

das Unfallgeschehen für die Jahre 1996<br />

bis 1998 hinsichtlich des Einflusses der<br />

Verkehrsstärke (DTV) auf das Unfallgeschehen<br />

insgesamt und auf Unfälle mit Aufprall<br />

auf Bäume untersucht werden. Die<br />

Daten (Unfalldaten, Verkehrsstärken, Streckendaten)<br />

stammen aus der Untersuchung<br />

zur Ermittlung des Ausbaubedarfes<br />

Freie Strecke außerorts <strong>von</strong> Bundesund<br />

Landesstraßen in Brandenburg 12 .<br />

Die mittleren jährlichen Unfallkosten UKa<br />

für Unfälle mit Personenschaden und der<br />

schwerwiegenden Unfälle mit Sachschaden<br />

(P,SS) <strong>zum</strong> Preisstand 2000 13 erreichten<br />

auf diesen Straßenabschnitten fast<br />

UKa = 1 Mrd. DM/a. Fast zwei Drittel der<br />

gesamten Unfallkosten (639,7 Mio. DM/a)<br />

waren die Folge <strong>von</strong> Baumunfällen.<br />

Bild 3 zeigt die mittleren Unfallkostendichten<br />

durch Baumunfälle UKD(B) und die<br />

übrigen Unfallkostendichten UKD(oB) in<br />

Abhängigkeit der Verkehrsstärke DTV<br />

(Mittelwerte in 1.000 Kfz/24 h-Schritten).<br />

Bild 3 macht Folgendes deutlich:<br />

12 Kleinschmidt, P., W. Köppel, V. Meewes und<br />

G. Weise: Ausbaubedarf Freie Strecke <strong>von</strong> Bundes-<br />

und Landesstraßen im Land Brandenburg,<br />

Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und<br />

Verkehr Potsdam, Februar 2000<br />

13 Angepasst berechnet <strong>zum</strong> Preisstand 1995 und im<br />

Verhältnis (Faktor 1,59) der angepassten Unfallkosten<br />

des Jahres 1996, aus der Berechnung <strong>zum</strong><br />

Preisstand 2000 und <strong>zum</strong> Preisstand 1995 auf den<br />

Preisstand 2000 hochgerechnet<br />

Unfallkostendichte UKD [1000DM/(km*a)]<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Baumunfälle UKD(B)<br />

UKD(oB) = 0,0263 DTV<br />

R 2 100<br />

Übrige Unfälle<br />

= 0,87<br />

0<br />

0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000<br />

Preisstand 2000<br />

L=3.589km<br />

Verkehrsstärke DTV [Kfz/24h]<br />

- Auch bei geringen Verkehrsstärken (bis<br />

DTV = 2.000 Kfz/24 h) erreichen die<br />

Unfallkostendichten durch Baumunfälle<br />

mit UKD(B) = 88.000 DM/(km · a) erhebliche<br />

Größenordnungen. Die übrigen<br />

Unfallkostendichten erreichen mit<br />

UKD(oB) = 27.000 DM/(km · a) etwa ein<br />

Drittel (31 %) dieses Wertes. 76 % der<br />

Unfallkosten insgesamt auf baumbestandenen<br />

Straßen folgen also bei diesen<br />

geringen Verkehrsstärken aus Baumunfällen.<br />

- Während die übrigen Unfallkostendichten<br />

UKD(oB) mit zunehmender Verkehrsstärke<br />

nahezu linear ansteigen (um<br />

ca. 26.000 DM/(km· a) je 1.000 Kfz/24 h),<br />

haben die Baumunfallkosten einen anderen<br />

Verlauf:<br />

+ Zwischen DTV = 2.000 Kfz/24 h und<br />

DTV = 7.000 Kfz/24 h streuen die Unfallkostendichten<br />

durch Baumunfälle<br />

um einen Wert <strong>von</strong><br />

UKD(B) = 203.000 DM/(km · a)<br />

+ zwischen DTV = 7.000 Kfz/24 h und<br />

DTV = 11.000 Kfz/24 h liegt der Mittelwert<br />

bei UKD(B) = 387.000 DM/(km · a)<br />

21<br />

684<br />

d-BBUKD1.ai/eps<br />

Bild 3: Mittlere Unfallkostendichten als Folge <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

UKD(B) und übrige Unfallkostendichten UKD(oB)<br />

auf baumbestandenen Außerortsstraßenabschnitten <strong>von</strong><br />

Bundes- und Landesstraßen in Brandenburg (1996 – 1998)


Unfallkostendichte UKD [1000DM/(km*a)]<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

22<br />

UKD = 0,0342 DTV<br />

R 2 = 0,88<br />

0<br />

0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000<br />

Preisstand 2000<br />

Abschnitte ohne Baumunfälle<br />

L= 1.280km<br />

Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

Verkehrsstärke DTV [Kfz/24h]<br />

d-BBUKD2.ai/eps<br />

Bild 4: Mittlere Unfallkostendichten UKD auf baumbestandenen<br />

Außerortsabschnitten <strong>von</strong> Bundes- und Landesstraßen<br />

in Brandenburg, auf denen 1996 - 1998 keine Baumunfälle<br />

geschehen sind<br />

+ über DTV = 11.000 Kfz/24 h fällt die<br />

Unfallkostendichte durch Baumunfälle<br />

wieder ab auf UKD(B) = 316.000 DM/<br />

(km · a).<br />

Zurzeit wird die Frage diskutiert, ob bei<br />

geringen Verkehrsstärken auf passive<br />

Schutzeinrichtungen vor <strong>Bäumen</strong> am <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

verzichtet werden kann.<br />

Zur Beantwortung dieser Frage kann nicht<br />

<strong>von</strong> der gesamten Größe der Baumunfallkostendichte<br />

nach Bild 3 ausgegangen werden.<br />

Folgendes ist zu beachten:<br />

Nicht die gesamten Baumunfallkosten sind<br />

vermeidbar. Wird der Aufprall auf Bäume<br />

vermieden, sinken die Unfallfolgen. Entsprechend<br />

dem Verhältnis der mittleren<br />

Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen und Abkommen-Unfällen<br />

ohne Aufprall auf Hindernisse<br />

(nach Tabelle 1) kann berechnet<br />

werden, in welchem Maße die Unfallkosten<br />

durch Baumunfälle auf Unfallkosten<br />

ohne Aufprall auf Hindernisse absinken.<br />

Möglicherweise verlaufen aber einige der<br />

Unfälle, deren Folgen durch den Baumaufprall<br />

besonders hoch waren, dann so<br />

leicht, dass sie nicht mehr in die Unfallstatistik<br />

Eingang finden. (Nicht mehr der<br />

Polizei gemeldet/ der Polizei gemeldet,<br />

aber als sonstige Unfälle mit Sachschaden<br />

U(LS) nicht mehr in der detaillierten amtlichen<br />

Statistik enthalten.)<br />

Eine Möglichkeit, derartige Einflüsse zu<br />

berücksichtigen, besteht darin festzustellen,<br />

welche Unfallkosten aufgetreten sind<br />

auf vergleichbaren Streckenabschnitten in<br />

Brandenburg, ohne dass es zu Baumunfällen<br />

gekommen ist: Werden die Abschnitte<br />

näher untersucht, die im Betrachtungszeitraum<br />

frei <strong>von</strong> Baumunfällen waren<br />

(1.280 km bzw. 36 % der baumbestandenen<br />

Abschnitte), so kann abgeschätzt<br />

werden, welche Unfallkosten zu erwarten<br />

sind, wenn keine Bäume am Straßenrand<br />

stehen. Bild 4 zeigt das Ergebnis.<br />

Bild 4 zeigt, dass die Unfallkostendichten<br />

UKD auf Straßenabschnitten ohne Baumunfälle<br />

um etwa 34.000 DM/(km · a) zunehmen,<br />

wenn die Verkehrsstärke DTV<br />

um 1.000 Kfz/24 h ansteigt. Gegenüber<br />

dem Anstieg der Unfallkostendichte ohne<br />

Baumunfälle UKD(oB) in Bild 3 sind das<br />

8.000 DM/(km · a) mehr (plus 30 %).<br />

In Bild 5 dargestellt sind in Abhängigkeit<br />

der Verkehrsstärke DTV<br />

- die mittleren Unfallkostendichten<br />

UKD(ges) aller baumbestandenen Abschnitte<br />

auf Bundes- und Landesstraßen<br />

in Brandenburg als Erwartungswerte für<br />

die Unfallkosten schnell befahrener Straßen<br />

in Alleen ohne passive Schutzeinrichtungen<br />

(obere Linie),<br />

- die mittleren Unfallkostendichten UKD<br />

für baumunfallfreie Abschnitte im Betrachtungszeitraum<br />

(3 Jahre) als Erwartungswerte<br />

für Straßen mit hindernisfreien<br />

Fahrbahnrändern (untere Linie des<br />

angelegten Bereiches),<br />

- die mittleren Unfallkostendichten<br />

UKD(oB) auf allen baumbestandenen


Unfallkostendichte UKD [1000DM/(km*a)]<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

UKD(oB) = 0,0263 DTV<br />

0<br />

R = 0,87<br />

0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000<br />

Preisstand 2000<br />

Abschnitten, die nicht Folge <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

waren (untere Linie – gestrichelt),<br />

- der Beitrag zur Unfallkostendichte, der<br />

durch die größeren Unfallfolgen durch<br />

den Aufprall auf Bäume gegenüber hindernisfreien<br />

Fahrbahnrändern verursacht<br />

wird (dunkel angelegter Bereich).<br />

Nach Bild 5 lässt sich der Zuschlag durch<br />

die größere Schwere der Baumunfälle zur<br />

Unfallkostendichte UKD <strong>von</strong> Straßen mit<br />

hindernisfreien Seitenräumen in Abhängigkeit<br />

der Verkehrstärke DTV ermitteln:<br />

UKD =<br />

1.000 · ((0,0640 – 0,0342) · DTV + 44,6)<br />

UKD = 29,8 · DTV + 44.600<br />

Baumbestandene Straßen<br />

gesamt (3.589 km)<br />

UKD(ges) = 0,0640 DTV + 44,6<br />

R 2 = 0,93<br />

In Tabelle 7 sind die Unfallkostendichten<br />

bei hindernisfreien Fahrbahnseitenräumen<br />

in DM/(km · a) angegeben sowie die<br />

durch Alleen ohne Schutzmaßnahmen zu<br />

erwartenden Zuschläge.<br />

2<br />

Verkehrsstärke DTV [Kfz/24h]<br />

Baum-Unfallfrei<br />

(1.280 km)<br />

UKD = 0,0342 DTV<br />

R 2 = 0,88<br />

d-BBUKD4.ai/eps<br />

Bild 5: Mittlere Unfallkostendichten UKD(ges) auf allen baumbestandenen Außerortsabschnitten,<br />

Beitrag der übrigen Unfälle UKD(oB), die nicht aus Baumunfällen folgen,<br />

mittlere Unfallkostendichten UKD baumunfallfreier Abschnitte und durch Bäume<br />

bedingte zusätzliche Unfallkosten (dunkel angelegter Bereich)<br />

Bild 5 und Tabelle 7 zeigen, dass sich in<br />

Alleen die aus dem normalen Verkehrsablauf/Fehlverhalten<br />

der Verkehrsteilnehmer<br />

folgenden Unfallkosten vervielfachen.<br />

Verkehrsstärke Unfallkostendichten UKD<br />

DTV<br />

[Kfz/24h] DM/(km·a) DM/(km·a) Anteil<br />

1.000 34.200 74.400 218%<br />

2.000 68.400 104.200 152%<br />

3.000 102.600 134.000 131%<br />

5.000 171.000 193.600 113%<br />

10.000 342.000 342.600 100%<br />

freier Seitenraum<br />

Zuschlag in Alleen<br />

Preisstand 2000 dAlleeL1.xls/dAlleeL4eps<br />

Tabelle 7: Zuschlag zu den verkehrs- und linienführungsbedingten<br />

Unfallkostendichten durch Aufprall auf Bäume<br />

in Alleen<br />

Zur Beantwortung der Frage, ob in Abhängigkeit<br />

der Verkehrsstärke auf passive-<br />

Schutzeinrichtungen verzichtet werden<br />

kann, vor Hindernissen oder vor zu schützenden<br />

Bereichen, sind folgende Fälle zu<br />

unterscheiden:<br />

23


Nutzen Na [1000DM/(km*a)]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

(1) Vermeidbare linienhafte Hindernisse am<br />

<strong>Fahrbahnrand</strong> durch neue Baumreihen<br />

oder Alleen<br />

Neue Alleen am <strong>Fahrbahnrand</strong> sind vermeidbare<br />

Hindernisse und verursachen am<br />

<strong>Fahrbahnrand</strong> die in Bild 5 gezeigten zusätzlichen<br />

Unfallkosten.<br />

Neue Bäume können statt am <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

abseits <strong>von</strong> Straßen als Einzelbäume,<br />

Baumgruppen, Baumreihen oder Alleen<br />

gepflanzt werden. Die Investitionskosten<br />

und laufenden Kosten sind dann gegenüber<br />

neu gepflanzten <strong>Bäumen</strong> am Straßenrand<br />

geringer, die Lebenserwartung der<br />

Bäume ist höher (vgl. Teil 2 und Anhang 2).<br />

(2) Neue Straßen in der Nähe bestehender<br />

Bäume oder neue Bäume an<br />

bestehenden Straßen mit passiven<br />

Schutzeinrichtungen<br />

Müssen neue Straßen nahe an Baumpflanzungen<br />

oder durch Wälder geführt werden,<br />

so kann da<strong>von</strong> ausgegangen werden,<br />

dass die Unfallkostendichten nach<br />

Bild 5 (UKD(ges)) auftreten werden, wenn<br />

auf passive Schutzeinrichtungen verzichtet<br />

wird und die Bäume nahe am <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

stehen.<br />

0<br />

0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000<br />

Preisstand 2000<br />

Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

Na = 0,0184·DTV+21,7<br />

24<br />

Verkehrsstärke DTV [Kfz/24h]<br />

d-BBUKD5.ai/eps<br />

Bild 6: Jährlicher Nutzen N a <strong>von</strong> Schutzplanken nahe am<br />

<strong>Fahrbahnrand</strong> vor <strong>Bäumen</strong> in Abhängigkeit der Verkehrsstärke<br />

DTV<br />

Werden zwischen <strong>Fahrbahnrand</strong> und<br />

Bäume passive Schutzeinrichtungen (möglichst<br />

mit großer Wirkungsweite) vorgesehen,<br />

so errechnen sich die jährlichen Nutzen<br />

infolge dieser passiven Schutzeinrichtungen<br />

zu<br />

N a<br />

= UKD<br />

( B)<br />

⎛ WUa<br />

⋅ ⎜1−<br />

⎝ WUa<br />

UKD(B) in DM/(km · a) Unfallkostendichte<br />

durch Baumunfälle (nach Bild 5 die Differenz<br />

UKD(ges) – UKD(oB))<br />

UKD(B) =<br />

1.000 · ((0,0640 – 0,0263) DTV + 44,61)<br />

UKD(B) = 37,7 DTV + 44.600<br />

()<br />

( ) ⎟<br />

S ⎞<br />

B<br />

WUa(S) = 176.000 DM/U mittlere Unfallschwere<br />

<strong>von</strong> Unfällen mit Aufprall auf<br />

Schutzplanken nach Tabelle 1<br />

WUa(B) = 343.000 DM/U mittlere Unfallschwere<br />

<strong>von</strong> Unfällen mit Aufprall auf Bäume<br />

nach Tabelle 1<br />

N a<br />

N a<br />

⎛ 176 ⎞<br />

= ( 37,<br />

7⋅<br />

DTV + 44.<br />

600)<br />

⋅⎜1−<br />

⎟<br />

⎝ 343 ⎠<br />

= 18,<br />

4 ⋅DTV<br />

+ 21.<br />

700<br />

Bild 6 zeigt den jährlichen Nutzen infolge<br />

<strong>von</strong> Schutzplanken vor <strong>Bäumen</strong>, die<br />

nahe am <strong>Fahrbahnrand</strong> stehen.<br />

Die jährlichen Kosten <strong>von</strong> Schutzplanken<br />

in DM je km errechnen sich zu<br />

K = KI + KL<br />

a<br />

a<br />

a<br />

Die Investitionskosten für Schutzplanken<br />

in DM (beidseitig) betragen<br />

KIa q<br />

=<br />

af ⋅KB<br />


af q= 0,08377 1/a Annuitätenfaktor für<br />

15-jährigen Abschreibungszeitraum der<br />

Schutzplanken bei 3 %/a Verzinsung<br />

KB = 160.000 DM/km Aufwendungen für<br />

Schutzplanken (beidseitig)<br />

Laufende Kosten KL a werden mit 5 % der<br />

Investitionskosten angesetzt. Sie dienen<br />

dem Unterhalt der Schutzplanken.<br />

KL = 0,<br />

05⋅<br />

Kl<br />

K a<br />

K a<br />

a<br />

= 14.<br />

100DM<br />

/<br />

a<br />

= 1,<br />

05⋅0,<br />

08377⋅160.<br />

000<br />

( km ⋅ a)<br />

Das Nutzen/Kosten-Verhältnis NKV errechnet<br />

sich somit zu<br />

N<br />

NKV =<br />

K<br />

a<br />

a<br />

18<br />

NKV =<br />

, 4<br />

NKV = 1,<br />

3⋅10<br />

DTV +<br />

14.<br />

100<br />

−3<br />

21<br />

. 700<br />

⋅ DTV + 1,<br />

54<br />

Bild 7 zeigt den Verlauf des Nutzen/Kosten-Verhältnisses<br />

für Schutzplanken vor<br />

nahe am <strong>Fahrbahnrand</strong> stehenden <strong>Bäumen</strong><br />

in Abhängigkeit der Verkehrsstärke<br />

DTV.<br />

Bild 7 zeigt, dass bereits bei geringen Verkehrsstärken<br />

(DTV ≤ 1.000 Kfz/24 h) passive<br />

Schutzeinrichtungen vor <strong>Bäumen</strong> volkswirtschaftlich<br />

sinnvoll sind.<br />

(3) Gefährdete Bereiche neben der Fahrbahn<br />

(Chemieanlagen, Schnellbahntrassen,<br />

Aufenthaltsbereiche <strong>von</strong> Menschen<br />

u. a.)<br />

Eine Berechnung der Nutzen ist nicht<br />

möglich, da die Folgen <strong>von</strong> Abkommen-<br />

Nutzen / Kosten-Verhältnis NKV[-]<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

d-NKV.ai/eps<br />

NKV = 1,30·10 -3 DTV+1,54<br />

0<br />

0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000<br />

Verkehrsstärke DTV [Kfz/24h]<br />

Bild 7: Nutzen/Kosten-Verhältnisse NKV für Schutzplanken<br />

vor <strong>Bäumen</strong> am <strong>Fahrbahnrand</strong> in Abhängigkeit der<br />

Verkehrsstärke DTV<br />

Unfällen <strong>von</strong> der Art der Nutzung in den<br />

gefährdeten Bereichen abhängen. Die Betrachtung<br />

der zusätzlichen Unfallkosten<br />

durch Bäume neben der Fahrbahn zeigt<br />

aber, dass Abkommen-Unfälle auch bei geringen<br />

Verkehrsstärken auftreten. Passive<br />

Schutzeinrichtungen sollten in Abhängigkeit<br />

der Art der Nutzung eingerichtet werden,<br />

unabhängig <strong>von</strong> der Verkehrsstärke,<br />

wenn die Folgen auch vereinzelter Unfälle<br />

nicht hingenommen werden dürfen<br />

(neben der Fahrbahn liegende Chemieanlagen,<br />

ICE-Trassen, intensiv genutzte<br />

Aufenthalts- und Spielbereiche).<br />

(4) Punktuelle unvermeidbare Hindernisse<br />

neben der Fahrbahn (<strong>zum</strong> Beispiel Brückenwiderlager)<br />

Vor Widerlagern <strong>von</strong> Brücken kann aus<br />

volkswirtschaftlichen Gründen erwogen<br />

werden, bei geringen Verkehrsstärken auf<br />

passive Schutzeinrichtungen zu verzichten:<br />

Zu erwartende jährliche Unfallkosten<br />

UK a(W) ohne passive Schutzeinrichtungen<br />

vor den Widerlagern einer Brücke<br />

UK a<br />

( W)<br />

=<br />

L(<br />

W)<br />

⋅UKD(<br />

B)<br />

WUa<br />

⋅<br />

WUa<br />

( W)<br />

( B)<br />

25


Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

L(W) = 0,11 km angenommene Hindernislänge<br />

(2 x 48 m Schutzplankenlänge nach<br />

RPS’89 vor den Widerlagern zuzüglich Bauwerkslänge)<br />

UKD(B) = 37,7 DTV + 44.600<br />

Unfallkostendichte durch Baumunfälle<br />

- siehe (2)<br />

WUa(W) = 225.000 DM/U mittlere Unfallschwere<br />

<strong>von</strong> Unfällen mit Aufprall auf Widerlager<br />

nach Tabelle 1<br />

WUa(B) = 343.000 DM/U mittlere Unfallschwere<br />

<strong>von</strong> Baumunfällen nach Tabelle 1<br />

UK a<br />

0,<br />

11<br />

UK a<br />

Zu erwartende jährliche Unfallkosten<br />

UK a(S) mit Schutzeinrichtungen vor den<br />

Widerlagern einer Brücke<br />

UK a<br />

WUa(S)176.000 DM/U mittlere Unfallschwere<br />

für Unfälle mit Aufprall auf<br />

Schutzplanken<br />

UK a<br />

0,<br />

11<br />

UK a<br />

Nutzen N a in DM/a der passiven Schutzeinrichtungen<br />

vor den Widerlagern einer<br />

Brücke<br />

26<br />

( W)<br />

=<br />

⋅ ( 37,<br />

7 DTV + 44.<br />

600)<br />

⋅<br />

225.<br />

000<br />

343.<br />

000<br />

( W ) = 2,<br />

73 ⋅DTV<br />

+ 3.<br />

200[<br />

( DM / a)<br />

]<br />

() S = L(<br />

W ) ⋅UKD()<br />

B<br />

() S =<br />

⋅ ( 37,<br />

7 DTV + 44.<br />

600)<br />

WUa<br />

⋅<br />

WUa<br />

() S<br />

( B)<br />

176.<br />

000<br />

343.<br />

000<br />

() S = 2,<br />

13 ⋅DTV<br />

+ 2.<br />

500[<br />

( DM / a)<br />

]<br />

N a = UK a (W) – UK a (S)<br />

N a =<br />

2,73 · DTV+3.200 – (2,13 ·DTV + 2.500)<br />

N a = 0,6 · DTV + 700<br />

Kosten K a in DM/a der passiven Schutzeinrichtungen<br />

– vgl. (1) – für eine Brücke<br />

K a = 1,05 · 0,08377 · L(W) · KB<br />

K a = 1.500<br />

Das Nutzen/Kosten-Verhältnis NKV für<br />

passive Schutzeinrichtungen vor den Widerlagern<br />

einer Brücke errechnet sich zu<br />

N<br />

NKV =<br />

K<br />

a<br />

a<br />

=<br />

0,<br />

6<br />

⋅DTV<br />

+ 700<br />

1.<br />

500<br />

Unter den genannten Annahmen kann<br />

bei Belastungen DTV = 1.400 Kfz/24 h oder<br />

weniger auf Schutzplanken verzichtet<br />

werden. Bei höheren Verkehrsstärken<br />

steigt das Nutzen/Kosten-Verhältnis an:<br />

NKV = 2 bei DTV = 3.900 Kfz/24 h<br />

NKV = 3 bei DTV = 6.500 Kfz/24 h


3.3 Zusammenfassung<br />

(1) Baumunfälle geschehen überwiegend in<br />

den verkehrsschwachen Zeiten<br />

Die Unfallfolgen sind dann auch noch<br />

erheblich höher als bei Baumunfällen in<br />

den verkehrsstärkeren Zeiten: Zwei Drittel<br />

aller Baumunfälle und drei Viertel aller bei<br />

Baumunfällen Getöteten entfallen auf die<br />

verkehrsschwachen Zeiten.<br />

Da die Anzahl der Kraftfahrzeuge in verkehrsschwachen<br />

Zeiten mit der gesamten<br />

Verkehrsstärke (DTV) ansteigt, steigt auch<br />

die Anzahl der Baumunfälle mit zunehmendem<br />

DTV.<br />

(2) Alleen am <strong>Fahrbahnrand</strong> vervielfachen<br />

die aus dem normalen Verkehrsablauf/<br />

Fahrverhalten des Verkehrsteilnehmers<br />

folgenden Unfallkosten<br />

Bei geringen Verkehrsstärken DTV bis<br />

2.000 Kfz/24 h sind die durch Bäume verursachten<br />

zusätzlichen Unfallkosten so<br />

hoch, (das Dreifache der Unfallkosten<br />

ohne Bäume am <strong>Fahrbahnrand</strong>), dass das<br />

Pflanzen <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong> auch bei diesen<br />

geringen Verkehrsstärken nicht vertretbar<br />

ist.<br />

(3) Auch bei geringen Verkehrsstärken sind<br />

passive Schutzeinrichtungen vor <strong>Bäumen</strong><br />

volkswirtschaftlich sinnvoll<br />

Werden neue Straßen durch Waldabschnitte<br />

geführt oder nahe an bestehenden<br />

<strong>Bäumen</strong>, sind selbst bei Belastungen<br />

<strong>von</strong> unter DTV = 2.000 Kfz/24 h passive<br />

Schutzeinrichtungen mit großen Wirkungsbereichen<br />

volkswirtschaftlich sinnvoll.<br />

Sollen Kosten für passive Schutzeinrichtungen<br />

vor Widerlagern bei geringen<br />

Verkehrsstärken vermieden werden, so<br />

ist eine sinnvolle Grenze DTV = 2.000 Kfz/<br />

24 h.<br />

Gefährdete Bereiche sollten unabhängig<br />

<strong>von</strong> der Verkehrsstärke (DTV) geschützt<br />

werden, wenn große Unfallfolgen durch<br />

abkommende Fahrzeuge zu erwarten<br />

sind.<br />

27


Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

Im Folgenden wird die Aufteilung der<br />

Baumunfälle untersucht auf<br />

- Tageslicht sowie Dunkelheit und Dämmerung<br />

- Kurven und übrige Straßenabschnitte<br />

- trockene sowie nasse und glatte Fahrbahnen.<br />

Um die Besonderheiten <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

gegenüber anderen Unfällen deutlich<br />

zu machen, wird als Vergleichsgruppe die<br />

Anzahl der Unfälle ohne Aufprall neben<br />

der Fahrbahn betrachtet. Nicht betrachtet<br />

werden also die Unfälle mit Aufprall<br />

auf Schutzplanken neben der Fahrbahn,<br />

die die Hauptgruppe der nicht betrachteten<br />

Unfälle darstellt. Nicht betrachtet werden<br />

aber auch Unfälle mit Aufprall auf<br />

sonstige Hindernisse.<br />

Dies wird deswegen gemacht, weil die<br />

Alternative zu Baumunfällen in der Regel<br />

die Umwandlung dieser Unfälle zu Unfällen<br />

mit Aufprall auf Schutzplanken darstellt.<br />

28<br />

4 Besonderheiten <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

Baumunfälle Unfälle ohne Aufprall<br />

neben der Fahrbahn<br />

Dunkelheit/<br />

Dunkelheit/<br />

Tageslicht Dämmerung Tageslicht Dämmerung<br />

Unfälle U(P,SS) 10.110 9.043 71.438 29.553<br />

Anteil<br />

53% 47%<br />

71% 29%<br />

Unfallkosten [Mio DM/a] 3.022 2.963 10.528 5.038<br />

UKa(P,SS)<br />

51% 49%<br />

68% 32%<br />

Getötete GT<br />

762 791 1.798 986<br />

Unfallschwere<br />

49% 51% 65% 35%<br />

GT/1000 U(P,SS)<br />

75<br />

87<br />

25 33<br />

Index<br />

93 108<br />

31<br />

41<br />

WUa(P,SS) [1000 DM/U] 299 328<br />

147 170<br />

96 105<br />

47<br />

55<br />

Preisstand 2000<br />

Unfälle ohne Aufprall neben der Fahrbahn<br />

umfassen zudem 80 % derjenigen<br />

Unfälle, die nicht Baumunfälle sind.<br />

4.1 Lichtverhältnisse<br />

Den Einfluss der Lichtverhältnisse auf Baumunfälle<br />

auf Landstraßen zeigt Tabelle 8.<br />

Die Indexwerte beziehen sich auf die mittleren<br />

Unfallfolgen aller Baumunfälle (Index<br />

100).<br />

- Etwas mehr als die Hälfte der Baumunfälle<br />

und etwas weniger als die Hälfte<br />

der dabei Getöteten ereigneten sich bei<br />

Tageslicht.<br />

- Unfälle ohne Aufprall auf ein Hindernis<br />

neben der Fahrbahn geschahen zu mehr<br />

als zwei Dritteln bei Tageslicht.<br />

- Die Unfallfolgen sind bei Dunkelheit und<br />

Dämmerung deutlich höher als bei Tageslicht.<br />

- Unter Berücksichtigung <strong>von</strong> Anzahl und<br />

Schwere der Unfälle (Unfallkosten) sind<br />

Baumunfälle etwa gleichmäßig auf Helligkeit<br />

und Dunkelheit verteilt. Zwei Drit-<br />

d-UzuLv.ai /eps<br />

Tabelle 8: Unfälle (mit Personenschaden und schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden)<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen und Unfällen ohne Aufprall auf ein Hindernis neben<br />

der Fahrbahn in Abhängigkeit der Lichtverhältnisse – Landstraßen Deutschland 1998


tel der Unfallkosten bei Unfällen ohne<br />

Aufprall auf ein Hindernis neben der<br />

Fahrbahn entstehen bei Tageslicht.<br />

Aus diesen Zusammenhängen darf aber<br />

nicht geschlossen werden, dass Dunkelheit<br />

das Auftreten und die Schwere <strong>von</strong><br />

Baumunfällen fördert, da Baumunfälle in<br />

den Verkehrsspitzenzeiten relativ seltener<br />

sind und deutlich geringere Unfallfolgen<br />

haben (s. Abschnitt 3.1) und die Verkehrsspitzenzeiten<br />

öfter bei Tageslicht vorkommen<br />

als bei Dunkelheit.<br />

4.2 Kurven<br />

Wie Baumunfälle sich auf Kurven und übrige<br />

Bereiche aufteilen, zeigt Tabelle 9. Die<br />

Indexwerte beziehen sich auf die mittleren<br />

Unfallfolgen aller Baumunfälle (Index 100).<br />

- Die meisten Unfälle geschehen außerhalb<br />

<strong>von</strong> Kurven (53 % der Baumunfäl-<br />

Unfälle U(P,SS)<br />

Anteil<br />

Unfallkosten [Mio DM/a]<br />

UKa(P,SS)<br />

Getötete GT<br />

Unfallschwere<br />

GT/1000 U(P,SS)<br />

Index<br />

WUa(P,SS) [1000 DM/U]<br />

Preisstand 2000<br />

Baumunfälle Unfälle ohne Aufprall<br />

neben der Fahrbahn<br />

Kurven Übrige Kurven Übrige<br />

8.979<br />

47%<br />

2.908<br />

49%<br />

766<br />

49%<br />

85<br />

105<br />

324<br />

104<br />

le; 76 % der Unfälle ohne Aufprall auf<br />

ein Hindernis neben der Fahrbahn).<br />

- Baumunfälle sind in Kurven relativ häufiger<br />

als Unfälle ohne Hindernisaufprall.<br />

- Die mittlere Unfallschwere ist in Kurven<br />

generell größer als außerhalb <strong>von</strong> Kurven.<br />

Bei Baumunfällen ist der Unterschied<br />

– auf wesentlich höherem Niveau<br />

– relativ und absolut jedoch kleiner.<br />

- Unter Berücksichtigung <strong>von</strong> Anzahl und<br />

Schwere der Unfälle (Unfallkosten) verteilen<br />

sich Baumunfälle etwa gleichmäßig<br />

auf Kurven und übrige Abschnitte.<br />

Der Schutz vor Baumunfällen darf sich jedoch<br />

keinesfalls auf Bäume in Kurven beschränken:<br />

Etwa die Hälfte der bei Baumunfällen<br />

Getöteten und auch etwa die<br />

Hälfte der Unfallkosten sind die Folge <strong>von</strong><br />

Unfällen außerhalb <strong>von</strong> Kurven.<br />

10.174<br />

53%<br />

3.077<br />

51%<br />

787<br />

51%<br />

77<br />

95<br />

302<br />

97<br />

24.456 76.535<br />

24% 76%<br />

4.713 10.853<br />

31% 70%<br />

920 1.864<br />

33% 67%<br />

38 24<br />

46<br />

30<br />

193<br />

142<br />

62<br />

45<br />

d-UinKv.ai/eps<br />

Tabelle 9: Unfälle (mit Personenschaden und schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden) und<br />

Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen und Unfällen ohne Aufprall auf ein Hindernis neben der Fahrbahn<br />

in Kurven und an übrigen Stellen des Straßennetzes – Landstraßen Deutschland 1998<br />

29


Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

Ob und in welchem Maße der Straßenzustand<br />

Einfluss auf das Baumunfallgeschehen<br />

hat, wird in Tabelle 10 analysiert. Die<br />

Indexwerte beziehen sich auf die mittleren<br />

Unfallfolgen aller Baumunfälle (Index 100).<br />

- Baumunfälle treten häufiger - hier 54 % -<br />

bei ungünstiger (nicht trockener) Fahrbahnoberfläche<br />

auf; Unfälle ohne Hindernisaufprall<br />

geschehen überwiegend<br />

(59 %) bei trockener Fahrbahn.<br />

- Die mittleren Unfallfolgen sind bei trockener<br />

Fahrbahn generell höher als bei<br />

ungünstiger Fahrbahnoberfläche.<br />

- Unfälle bei winterglatter Fahrbahn haben<br />

die geringsten Unfallfolgen.<br />

- Die Unterschiede der mittleren Unfallfolgen<br />

bei unterschiedlichen Straßenzu-<br />

30<br />

4.3 Straßenzustand<br />

Unfälle U(P,SS)<br />

Anteil<br />

Unfallkosten [Mio DM/a]<br />

UKa(P,SS)<br />

Getötete GT<br />

Unfallschwere<br />

GT/1000 U(P,SS)<br />

Index<br />

WUa(P,SS) [1000 DM/U]<br />

Preisstand 2000<br />

Baumunfälle Unfälle ohne Aufprall<br />

neben der Fahrbahn<br />

trocken nass u.Ä. wintergl. trocken nass u.Ä. wintergl.<br />

8.739<br />

46%<br />

3.138<br />

53%<br />

859<br />

55%<br />

98<br />

121<br />

359<br />

115<br />

7.391<br />

39%<br />

2.224<br />

37%<br />

562<br />

36%<br />

76<br />

94<br />

301<br />

96<br />

ständen sind bei Baumunfällen relativ<br />

und absolut größer als bei Unfällen ohne<br />

Hindernisaufprall. Trotzdem ist auch bei<br />

winterglatter Fahrbahn die mittlere<br />

Unfallschwere (GT/1.000 U = 44 bzw.<br />

19) der Baumunfälle mehr als doppelt<br />

so groß und der mittlere Unfallkostensatz<br />

fast doppelt so hoch (WUa =<br />

206.000 DM/U bzw. 128.000 DM/U) wie<br />

bei Unfällen ohne Hindernisaufprall.<br />

Ungünstige Fahrbahnzustände erhöhen<br />

Anzahl und Folgen <strong>von</strong> Baumunfällen.<br />

Besonders deutlich ist dies bei winterglatten<br />

Fahrbahnen: Baumunfälle (16 % bei<br />

winterglatter Fahrbahnoberfläche) sind<br />

mehr als zweimal häufiger als Unfälle<br />

ohne Hindernisaufprall (6 % bei winterglatter<br />

Fahrbahnoberfläche). Dies gilt auch<br />

für die Getöteten GT (8 % bzw. 4 %) und<br />

die Unfallkosten UKa (10 % bzw. 5 %).<br />

3.023<br />

16%<br />

623<br />

10%<br />

132<br />

8%<br />

44<br />

54<br />

206<br />

66<br />

59.663<br />

59%<br />

9.561<br />

62%<br />

1.748<br />

63%<br />

29<br />

36<br />

160<br />

51<br />

34.862<br />

35%<br />

5.176<br />

33%<br />

913<br />

33%<br />

26<br />

32<br />

148<br />

48<br />

6.466<br />

6%<br />

829<br />

5%<br />

123<br />

4%<br />

19<br />

23<br />

128<br />

41<br />

d-UzuFbz.ai/eps<br />

Tabelle 10: Unfälle (mit Personenschaden und schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden)<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen und Unfällen ohne Aufprall auf ein Hindernis neben<br />

der Fahrbahn in Abhängigkeit des Straßenzustandes – Landstraßen Deutschland 1998


4.4 Zusammenfassung<br />

(1) Etwa die Hälfte der Unfallkosten der<br />

Baumunfälle entfällt auf Dunkelheit und<br />

Dämmerung<br />

Die Unfallkosten der Unfälle ohne Aufprall<br />

auf ein Hindernis entstehen zu etwa einem<br />

Drittel bei Dunkelheit oder Dämmerung.<br />

Aus diesen Zusammenhängen darf<br />

aber nicht geschlossen werden, dass Dunkelheit<br />

das Auftreten und die Schwere <strong>von</strong><br />

Baumunfällen wesentlich fördert, da<br />

Baumunfälle in Verkehrsspitzenzeiten relativ<br />

seltener sind und deutlich geringere<br />

Unfallfolgen haben (s. Abschnitt 3.1) und<br />

die Verkehrsspitzenzeiten öfter bei Tageslicht<br />

vorkommen als bei Dunkelheit.<br />

(2) Kurven erhöhen Anzahl und Schwere<br />

der Baumunfälle<br />

Baumunfälle geschehen etwa doppelt so<br />

oft (47 %) in Kurven als Unfälle ohne Aufprall<br />

auf ein Hindernis neben der Fahrbahn<br />

(24 %). Baumunfälle in Kurven sind<br />

etwas (7 %) schwerer als außerhalb <strong>von</strong><br />

Kurven.<br />

Unfälle ohne Aufprall auf ein Hindernis<br />

neben der Fahrbahn haben (auf erheblich<br />

geringerem Niveau) deutlich größere<br />

Unfallfolgen in Kurven als an anderen Straßenstellen.<br />

(3) Die Unfallkosten durch Baumunfälle<br />

sind bei ungünstiger Fahrbahnoberflächenbeschaffenheit<br />

(Nässe, Glätte) besonders<br />

hoch<br />

Während bei Unfällen ohne Aufprall auf<br />

Hindernisse neben der Fahrbahn weniger<br />

als 40 % der Unfallkosten (38 %) auf ungünstige<br />

Fahrbahnoberflächen entfallen,<br />

sind dies bei Baumunfällen fast 50 %<br />

(47 %). Die Anzahl der Baumunfälle bei<br />

ungünstigen Fahrbahnoberflächen ist<br />

noch wesentlich höher (55 %). Daraus<br />

folgt, dass Baumunfälle bei trockener Fahrbahn<br />

wesentlich schwerer sind als bei ungünstigen<br />

Fahrbahnverhältnissen.<br />

31


Abkommen nach<br />

rechts<br />

Für jeden <strong>von</strong> der Polizei erfassten Straßenverkehrsunfall<br />

wird u. a. die Unfallart<br />

festgestellt. Aus diesem Merkmal kann<br />

abgeleitet werden, wie viel Unfälle durch<br />

Abkommen nach rechts und wie viele<br />

Unfälle mit Abkommen nach links geschehen<br />

sind, und es können die Folgen dieser<br />

unterschiedlichen Abkommenarten<br />

untersucht werden.<br />

32<br />

5 Hindernisabstand<br />

und Unfallgeschehen<br />

5.1 Fahrstreifenbreiten als<br />

zusätzlicher Schutzraum<br />

Unfälle U<br />

A A + 3 m<br />

Anzahl 9.597<br />

7.132<br />

Index<br />

100<br />

Unfallkosten UKa<br />

[Mio.DM] 3.233<br />

Index<br />

Getötete GT<br />

Anzahl<br />

Index<br />

Unfallschwere<br />

GT/1000U<br />

Index<br />

WUa<br />

[1000 DM/U]<br />

Index<br />

Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

Landstraßen Deutschland 1997<br />

16.729 U(P,SS,Baum)<br />

100<br />

853<br />

100<br />

89<br />

100<br />

337<br />

100<br />

U(P,SS ) : Unfälle mit Personenschaden oder schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden<br />

UKa(P,SS): angepasste Unfallkosten der U(P,SS ); GT: Getötete;<br />

WUa(P,SS): angepasste Unfallkostensätze<br />

links<br />

74<br />

2.662<br />

82<br />

734<br />

86<br />

103<br />

116<br />

373<br />

111<br />

Preisstand 2000<br />

D-BaumU2.ai/eps<br />

Tabelle 11: Auswirkungen eines 3,0 m größeren mittleren<br />

<strong>Abstand</strong>es <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong> auf die Verkehrssicherheit<br />

Unterscheidet man die Unfälle durch Abkommen<br />

<strong>von</strong> der Fahrbahn in solche, bei<br />

denen die Fahrzeuge nach rechts, und<br />

in solche, bei denen die Fahrzeuge nach<br />

links <strong>von</strong> der Fahrbahn abgekommen sind,<br />

und betrachtet die Unfälle mit Aufprall auf<br />

Bäume, so kann festgestellt werden, in<br />

welchem Maße ein zusätzlicher Sicherheitsraum<br />

<strong>von</strong> etwa 3 m (bis 4 m) (Breite<br />

des linken Fahrstreifens) dazu führt, dass<br />

das Abkommen <strong>von</strong> der Fahrbahn verhindert<br />

wird. Außerdem kann festgestellt<br />

werden, welche Unfallschwere die Unfälle<br />

bei Abkommen <strong>von</strong> der Fahrbahn nach<br />

links und bei Abkommen <strong>von</strong> der Fahrbahn<br />

nach rechts haben.<br />

Geht man da<strong>von</strong> aus, dass der (nicht bekannte)<br />

<strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong>, die rechts<br />

<strong>von</strong> einem Fahrstreifen liegen, zwischen<br />

2 m und 4 m liegen dürfte, so haben Bäume,<br />

die links <strong>von</strong> der Fahrbahn stehen, vom<br />

rechten Fahrstreifen einen um 3,0 m bis<br />

3,5 m breiteren <strong>Abstand</strong>, also 5,0 m bis<br />

7,5 m.<br />

Tabelle 11 zeigt für die in den Tabellen 4<br />

und 5 (Abschnitt 2.2) dargestellten Unfälle<br />

mit Aufprall auf Bäume die Aufteilung<br />

auf Unfälle mit Abkommen nach rechts<br />

und mit Abkommen nach links. Dabei sind<br />

die Unfälle und Unfallfolgen durch Abkommen<br />

nach links, also mit einem mindestens<br />

3 m größeren (befestigten) Schutzraum, als<br />

Indexwerte der Abkommen-Unfälle nach<br />

rechts (Index 100) dargestellt. Außerdem<br />

angegeben sind die jeweiligen Absolutwerte<br />

für 1997.<br />

Folgendes wird deutlich:<br />

- Ein zusätzlicher ca. 3,0 m breiter Streifen<br />

(Gegenfahrstreifen) hat zur Folge,<br />

dass die Anzahl der Unfälle durch Abkommen<br />

<strong>von</strong> der Fahrbahn um ein Viertel<br />

abnimmt (Index 74).


- Die Unfallkosten verringern sich bei Unfällen<br />

durch Abkommen nach links lediglich<br />

um 18 %. Dies ist im Wesentlichen<br />

die Folge da<strong>von</strong>, dass die Anzahl<br />

der Getöteten bei Abkommen <strong>von</strong> der<br />

Fahrbahn nach links durch den 3,0 m<br />

breiten Gegenfahrstreifen nur um 14 %<br />

zurückgeht (Index 86).<br />

- Die mittlere Unfallschwere bei Fahrzeugen,<br />

die nach links <strong>von</strong> der Fahrbahn<br />

abkommen, ist um 11 % (mittlerer Unfallkostensatz<br />

WUa) bis 16 % (GT/<br />

1.000 U(P,SS)) höher als die mittlere<br />

Unfallschwere bei denjenigen Fahrzeugen,<br />

die nach rechts <strong>von</strong> der Fahrbahn<br />

abkommen und auf Bäume prallen.<br />

Zusammenfassend ist Folgendes festzustellen:<br />

(1) Ein mittlerer <strong>Abstand</strong> der Bäume <strong>von</strong><br />

der Fahrbahn <strong>von</strong> mindestens 5 m<br />

(Abkommen vom rechten Fahrstreifen<br />

nach links über den Gegenfahrstreifen)<br />

führt zu einer Abnahme der Unfallzahl<br />

um etwa ein Viertel. Auf<br />

Grund der höheren Unfallschwere bei<br />

Fahrzeugen, die nach links <strong>von</strong> der<br />

Fahrbahn abkommen, verbessert sich<br />

die Verkehrssicherheit durch einen<br />

zusätzlich 3,0 m breiten Streifen lediglich<br />

um 18 %.<br />

(2) Die Zunahme der Unfallschwere bei<br />

Abkommen <strong>von</strong> der Fahrbahn nach<br />

links erklärt sich überwiegend dadurch,<br />

dass ein Teil der Fahrzeugführer,<br />

die vom Fahrstreifen nach links<br />

abkommen, auf dem Gegenfahrstreifen<br />

diesen Fahrfehler korrigieren kann<br />

und so nicht <strong>von</strong> der Fahrbahn abkommt.<br />

Diejenigen Fahrzeuge, denen<br />

das nicht gelingt, haben offensichtlich<br />

höhere mittlere Geschwindigkeiten<br />

und/oder steilere Abkommenswinkel<br />

und können deswegen den<br />

Kurs auf dem Gegenfahrstreifen nicht<br />

mehr korrigieren. Daraus folgt dann<br />

zwangsläufig eine höhere mittlere<br />

Unfallschwere, wenn der zusätzliche<br />

Schutzraum überquert wird.<br />

Da der mittlere <strong>Abstand</strong> zwischen <strong>Bäumen</strong><br />

und Fahrstreifenrand bei Fahrzeugen, die<br />

nach links <strong>von</strong> der Fahrbahn abkommen<br />

und auf Bäume geprallt sind, i. d. R.<br />

> 5,0 m ist, wird durch diese Unfallanalyse<br />

nachgewiesen, dass durch einen<br />

Baumabstand <strong>von</strong> 5,0 m gegenüber 2,0 m<br />

die Unfallgefahren durch Baumunfälle<br />

noch nicht einmal um 20 % verringert<br />

werden können.<br />

Dies bestätigt den geringen Einfluss des<br />

Hindernisabstandes auf die Aufprallgeschwindigkeit<br />

(s. Bild1).<br />

5.2 Unfallgeschehen in Alleen<br />

In den Landkreisen Kleve und Wesel (NRW)<br />

wurden in den 60er Jahren viele Alleen<br />

neu gepflanzt. Für insgesamt 140 km Landstraßen<br />

(Außerortsstraßen ohne Autobahnen)<br />

wurden die Baumunfälle aus fünf<br />

Jahren untersucht. Dabei wurden zwei<br />

unterschiedliche Typen <strong>von</strong> Alleen betrachtet:<br />

(1) Alleen, in denen die Fahrbahn mittig<br />

angeordnet ist, also der mittlere <strong>Abstand</strong><br />

der Bäume vom <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

auf beiden Straßenseiten gleich groß<br />

ist.<br />

(2) Alleen, in denen die Fahrbahn außermittig<br />

angeordnet ist (auf Grund eines<br />

einseitigen gemeinsamen Rad-/<br />

Gehweges in der Allee). Die Abstände<br />

der Bäume <strong>von</strong> den Fahrbahnrändern<br />

sind also unterschiedlich groß.<br />

Die mitgeteilten Querschnittsmessungen<br />

sind vor Ort ermittelte Messwerte.<br />

33


5.2.1 Straßenabschnitte mit symmetrischen<br />

Baumabständen<br />

Auf insgesamt 88 km Alleen mit symmetrischen<br />

Abständen wurden die Baumunfälle<br />

der Jahre 1995 bis 1999 näher analysiert<br />

(Unfälle mit Personenschaden und<br />

schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden).<br />

Insgesamt standen 199 Unfälle mit<br />

Aufprall auf Bäume für die Auswertung<br />

zur Verfügung. 173 Unfälle waren Abkommen-Unfälle,<br />

bei 26 Unfällen (13 %) waren<br />

Kraftfahrzeuge zusammengestoßen<br />

und gegen Bäume geprallt. Tabelle 12<br />

zeigt – analog zu Tabelle 11 – Unfälle,<br />

angepasste Unfallkosten und mittlere Unfallschweren<br />

als mittlere Unfallkostensätze<br />

für Abkommen-Unfälle nach rechts und<br />

für Abkommen-Unfälle nach links. Bei Abkommen-Unfällen<br />

nach rechts beträgt der<br />

mittlere Baumabstand <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

1,3 m, bei Abkommen-Unfällen nach links<br />

beträgt der <strong>Abstand</strong> des Fahrstreifens, <strong>von</strong><br />

1,3 m 1,3 m 4,5 m 4,5 m<br />

Unfälle U<br />

Anzahl 114<br />

59<br />

Index<br />

Unfallkosten UKa<br />

[Mio.DM]<br />

36,5<br />

Index<br />

34<br />

100<br />

100<br />

Unfallschwere WUa<br />

[1000 DM/U] 321<br />

Index<br />

Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

Landkreise Kleve u. Wesel 1995-1999<br />

Allee, symmetrischer Baumabstand<br />

Länge = 88 km, 173 U(P,SS,Baum)<br />

Abkommen nach<br />

rechts<br />

links<br />

100<br />

U(P,SS ) : Unfälle mit Personenschaden oder schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden<br />

UKa(P,SS): angepasste Unfallkosten der U(P,SS );<br />

WUa(P,SS): angepasste Unfallkostensätze<br />

52<br />

37,6<br />

103<br />

637<br />

198<br />

Preisstand 2000<br />

D-BaumU4.ai/jpg<br />

Tabelle 12: Auswirkungen eines 3,2 m größeren mittleren<br />

<strong>Abstand</strong>es <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong> auf die Verkehrssicherheit (Unfallanzahl<br />

und Unfallschwere)<br />

dem das Fahrzeug abgekommen war,<br />

<strong>zum</strong> Baum 4,5 m (mittlere befestigte Fahrbahnbreite<br />

6,3 m).<br />

Folgendes wird deutlich:<br />

- Der Gegenfahrstreifen <strong>von</strong> im Mittel<br />

3,2 m Breite hatte zur Folge, dass die<br />

Anzahl der Baumunfälle durch Abkommen<br />

<strong>von</strong> der Fahrbahn nach links um<br />

etwa die Hälfte kleiner war (Index 52)<br />

als die Anzahl der Abkommen-Unfälle<br />

nach rechts.<br />

- Unter Berücksichtigung der Unfallschwere<br />

sind die Unfallkosten der Unfälle<br />

durch Abkommen nach links aber<br />

um 3 % höher (Index 103). Dies ist Folge<br />

da<strong>von</strong>, dass trotz geringerer Anzahl<br />

der Baumunfälle die Anzahl der getöteten<br />

und schwer verletzten Personen größer<br />

ist.<br />

- Die mittlere Unfallschwere bei Fahrzeugen,<br />

die nach links <strong>von</strong> der Fahrbahn<br />

abgekommen sind, war um das Zweifache<br />

(Index 198) größer als bei den Unfällen,<br />

bei denen die Fahrzeuge nach<br />

rechts abgekommen sind.<br />

- Die mittlere Unfallschwere der Fahrzeuge,<br />

die nach rechts <strong>von</strong> der Fahrbahn<br />

abgekommen sind (mittlerer Baumabstand<br />

1,3 m), ist mit WUa = 321.000 DM/<br />

U um etwa 5 % geringer als im Mittel aller<br />

Abkommen-Unfälle in Deutschland<br />

nach rechts und Aufprall auf Bäume<br />

(WUa = 337.000 DM/U, s. Tabelle 11).<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass<br />

gegenüber der Gesamtbetrachtung für<br />

Deutschland (Tabelle 11)<br />

- die Anzahl der Unfälle bei Abkommen<br />

nach links auf den untersuchten symmetrischen<br />

Alleenabschnitten in den<br />

Landkreisen Kleve und Wesel niedriger<br />

war,


- die mittlere Unfallschwere aber wesentlich<br />

höher war, so dass insgesamt<br />

- unter Berücksichtigung <strong>von</strong> Anzahl und<br />

Schwere der Verkehrsunfälle die Unfallfolgen<br />

(Unfallkosten) für die nach links<br />

abkommenden Fahrzeuge (mittlerer<br />

Baumabstand 4,5 m) in den Kreisen Kleve<br />

und Wesel sogar größer waren als<br />

für Fahrzeuge, die nach rechts abgekommen<br />

waren (mittlerer Baumabstand<br />

1,3 m).<br />

5.2.2 Straßenabschnitte mit asymmetrischen<br />

Baumabständen<br />

Bild 8 zeigt beispielhaft einen Straßenabschnitt<br />

mit außermittiger Anordnung der<br />

Fahrbahn in einer Allee.<br />

Analog zu den Tabellen 11 und 12 zeigt<br />

Tabelle 13, in welchem Maße die Anzahl<br />

der Unfälle, die Unfallkosten und die mittlere<br />

Unfallschwere der Baumunfälle vom<br />

<strong>Abstand</strong> der Bäume <strong>zum</strong> Fahrstreifenrand<br />

abhängen.<br />

Landkreise Kleve u. Wesel 1995-1999<br />

Allee, asymmetrischer Baumabstand<br />

Länge = 110 km, 168 U(P,SS,Baum)<br />

Abkommen nach<br />

rechts links rechts<br />

links<br />

Unfälle U<br />

1,5 m 5,0 m 5,1 m 8,6 m<br />

Anzahl 60<br />

39<br />

45<br />

24<br />

Index<br />

100<br />

65<br />

75<br />

40<br />

Unfallkosten UKa<br />

[Mio.DM]<br />

Index<br />

25,1<br />

100<br />

Unfallschwere WUa<br />

[1000 DM/U]<br />

Index<br />

418<br />

100<br />

U(P,SS ) : Unfälle mit Personenschaden oder schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden<br />

UKa(P,SS): angepasste Unfallkosten der U(P,SS );<br />

WUa(P,SS): angepasste Unfallkostensätze<br />

17,7<br />

71<br />

453<br />

108<br />

Bild 8: Ungleiche Baumabstände <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong> in<br />

einer Allee (Beispiel)<br />

Die gesamte Anzahl Baumunfälle betrug<br />

202; 168 (83 %) da<strong>von</strong> waren Abkommen-<br />

Unfälle. Die Anzahl der Unfälle, der Unfallkosten<br />

und die mittlere Unfallschwere<br />

bei Abkommen-Unfällen <strong>von</strong> der Fahrbahn<br />

nach rechts mit Aufprall auf Bäume,<br />

die 1,5 m <strong>Abstand</strong> vom Fahrstreifenrand<br />

16,7<br />

67<br />

372<br />

89<br />

7,7<br />

31<br />

322<br />

77<br />

Preisstand 2000<br />

dBaumasy.ai/eps<br />

Tabelle 13: Auswirkungen unterschiedlicher mittlerer Abstände <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong> <strong>zum</strong> Fahrstreifen,<br />

<strong>von</strong> dem Fahrzeuge abgekommen sind, auf Anzahl und Schwere der Baumunfälle<br />

35


Unfälle U<br />

Anzahl 99<br />

Index<br />

Unfallkosten UKa<br />

[Mio.DM]<br />

42,8<br />

Index<br />

Getötete GT<br />

Anzahl<br />

Index<br />

Unfallschwere<br />

GT/1000U<br />

Index<br />

WUa<br />

[1000 DM/U]<br />

Index<br />

Teil 1: Aufprallgeschwindigkeiten, Unfälle<br />

und Unfallfolgen <strong>von</strong> Baumunfällen<br />

haben, werden als Bezugsgrößen (Index<br />

100) für die Auswirkungen größerer<br />

Baumabstände <strong>zum</strong> Fahrstreifenrand gewählt:<br />

- Die Anzahl der Aufprall-Unfälle (Kraftfahrzeuglenker,<br />

die offensichtlich nicht mehr<br />

korrigieren konnten) nimmt ab mit zunehmendem<br />

<strong>Abstand</strong> der Bäume vom<br />

Fahrstreifenrand, aus dem das Fahrzeug<br />

abgekommen ist.<br />

- Selbst ein <strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> 8,6 m vom Fahrstreifenrand<br />

und Korrekturmöglichkeit<br />

über den Gegenfahrstreifen verhindert<br />

den Aufprall auf Bäume nicht. Die Anzahl<br />

der Abkommen-Unfälle mit Aufprall<br />

Landkreise Kleve u. Wesel 1995-1999<br />

asymmetrischer Baumabstand<br />

Länge = 110 km, 168 U(P,SS,Baum)<br />

5,1 m 7,0<br />

36<br />

100<br />

100<br />

12<br />

100<br />

121<br />

100<br />

432<br />

100<br />

1,5 m<br />

U(P,SS ) : Unfälle mit Personenschaden oder schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden<br />

UKa(P,SS): angepasste Unfallkosten der U(P,SS ); GT: Getötete;<br />

WUa(P,SS): angepasste Unfallkostensätze<br />

5,1 m 7,0<br />

69<br />

70<br />

24,5<br />

57<br />

6<br />

50<br />

87<br />

72<br />

354<br />

82<br />

1,5 m<br />

Preisstand 2000<br />

D-BaumU3.ai/eps<br />

Tabelle 14: Baumunfälle auf Straßenabschnitten mit asymmetrischem<br />

Baumabstand, unabhängig <strong>von</strong> der Abkommensrichtung<br />

auf Bäume gegenüber einem <strong>Abstand</strong><br />

<strong>von</strong> 1,5 m verringert sich auf 40 %.<br />

- Die Unfallkosten sinken in etwa gleichem<br />

Maße wie die Anzahl der Unfälle mit<br />

zunehmendem Baumabstand.<br />

- Die mittlere Unfallschwere nimmt nur unwesentlich<br />

ab: Mit WUa = 322.000 DM/<br />

U ist der Aufprall auf Bäume, die 8,6 m<br />

<strong>Abstand</strong> vom Fahrstreifenrand haben,<br />

nur um 23 % geringer (Index 77) als<br />

beim Aufprall auf Bäume, die einen<br />

<strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> 1,5 m vom Fahrstreifenrand<br />

haben. Diese mittlere Unfallschwere<br />

ist nur wenig kleiner als bei Abkommen-Unfälle<br />

nach rechts in Deutschland<br />

(vgl. Tabelle 11).<br />

Dass die Betrachtung der Unfallart „Abkommen“<br />

zutreffende Einflüsse auf Unfallzahl<br />

und Unfallschwere in Abhängigkeit<br />

des Baumabstandes aufzeigt, wird auch<br />

in der Zusammenfassung der Abkommen-<br />

Unfälle aus Tabelle 13 in Tabelle 14 deutlich:<br />

Es sind die Unfälle mit Aufprall auf<br />

Bäume bei einem geringen <strong>Abstand</strong> <strong>zum</strong><br />

Rand der Fahrbahn (1,5 m) den Unfällen<br />

gegenübergestellt, bei denen die Fahrzeuge<br />

auf Bäume geprallt sind, die einen<br />

<strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> 5,1 m vom <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

hatten. Es wird also nicht unterschieden,<br />

<strong>von</strong> welchem Fahrstreifen die Fahrzeuge<br />

abgekommen sind.<br />

Betrachtet man den geringen mittleren<br />

<strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> 1,5 m als Ausgangssituation<br />

(Index 100), so zeigt sich Folgendes:<br />

- Von insgesamt 168 Abkommen-Unfällen<br />

mit Aufprall auf Bäume waren 99 Fahrzeuge<br />

auf Bäume geprallt, die einen<br />

<strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> 1,5 m vom <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

hatten und 69 auf Bäume geprallt, die<br />

einen <strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> 5,1 m vom <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

hatten. Die Unfallanzahl hat sich<br />

durch den größeren Baumabstand also<br />

um etwa ein Drittel verringert (Index 70).<br />

Der Unfallrückgang liegt in gleicher Grö-


ßenordnung wie der Rückgang der<br />

Unfallanzahl bei Abkommen-Unfällen<br />

nach links insgesamt in Deutschland (Index<br />

74, vgl. Tabelle 11).<br />

- Die Unfallkosten (insgesamt 67 Mio. DM<br />

infolge <strong>von</strong> Baumunfällen in fünf Jahren)<br />

waren bei dem Aufprall auf Bäume,<br />

die 5,1 m <strong>Abstand</strong> hatten, um 43 %<br />

geringer als bei den <strong>Bäumen</strong>, die 1,5 m<br />

<strong>Abstand</strong> vom <strong>Fahrbahnrand</strong> hatten.<br />

- Die mittlere Unfallschwere bei Aufprall<br />

auf Bäume, die 5,1 m vom <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

entfernt waren, war nur wenig kleiner<br />

(Index 82) als beim Aufprall auf Bäume<br />

mit einem <strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> 1,5 m vom<br />

<strong>Fahrbahnrand</strong>. Der mittlere Unfallkostensatz<br />

bei einem Aufprall auf Bäume, die<br />

im Mittel 5,1 m <strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> der Fahrbahn<br />

haben, ist genauso hoch wie die<br />

mittlere Unfallschwere aller Baumunfälle<br />

mit Abkommen <strong>von</strong> der Fahrbahn in<br />

Deutschland (WUa = 352.000 DM/U, s.<br />

Tabelle 5).<br />

5.3 Zusammenfassung<br />

Auch ein Baumbestand <strong>von</strong> 8,0 m oder<br />

mehr <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong> ist zu gering, um<br />

Baumunfälle zu verhindern. Selbst bei einem<br />

langen Schleuderweg und Korrekturmöglichkeit<br />

über einen befestigten Gegenfahrstreifen<br />

zu einem fast 9,0 m vom Fahrstreifenrand<br />

entfernten Baum verringert<br />

sich die Anzahl der Unfälle bei Aufprall<br />

auf Bäume gegenüber einem <strong>Abstand</strong> <strong>von</strong><br />

1,5 m lediglich auf 40 %, wobei die mittlere<br />

Unfallschwere nur um 23 % geringer<br />

ist.<br />

Gegenüber nah am <strong>Fahrbahnrand</strong> (1,5 m<br />

<strong>Abstand</strong>) stehenden <strong>Bäumen</strong> verringern<br />

sich die Unfallkosten lediglich auf 30 %,<br />

wobei das überwiegend ein Ergebnis des<br />

Rückgangs der Unfallzahlen, weniger der<br />

hohen Unfallschwere ist. Selbst bei 9 m<br />

Baumabstand bleiben also auf geraden<br />

Abschnitten in der Ebene unvertretbar<br />

hohe Gefahren.<br />

Ein Baumabstand <strong>von</strong> 4,5 m <strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong>,<br />

wie er nach den RPS ’89 als<br />

ungefährlich angesehen wird, verringert<br />

die Unfallkosten gegenüber 1,5 m Baumabstand<br />

um lediglich etwa 20 % bis 30 %.<br />

37


Teil 2: Sinnvolle Standorte neuer Bäume,<br />

Alternativen und deren Bewertung<br />

In frühester Zeit, als Jäger und Sammler,<br />

streifte der Mensch bestenfalls auf Pfaden<br />

durch die Natur. Die Pfade waren <strong>zum</strong>eist<br />

vorher <strong>von</strong> Tieren begangen worden. Alle<br />

diese Pfade entstanden quasi <strong>von</strong> selbst<br />

und aus der Natur heraus geboren. Sie<br />

waren dem Gelände und der Natur bzw.<br />

ihrem Bewuchs angepasst und wirkten<br />

sicherlich wie natürliche Bestandteile der<br />

Landschaft. Niemals waren sie geradlinig<br />

oder geometrisch und wurden damals wie<br />

heute eben deshalb vom Menschen als<br />

besonders angenehm empfunden. Wege<br />

und Straßen, die wir heute reizvoll finden,<br />

ähneln der Linienführung längst vergangener<br />

Zeiten.<br />

Dort wo es keine geschlossenen Wälder<br />

entlang der Pfade und Wege der alten<br />

Zeit gab, merkten die Reisenden der Antike<br />

sehr schnell, wie angenehm es war,<br />

unter den Kronen zufällig am Weg stehender<br />

Bäume Schutz vor sengenden Sonnenstrahlen<br />

oder einem heranziehenden Regenschauer<br />

zu finden. Es kann daher<br />

angenommen werden, dass diese Erfahrung<br />

die Idee gebar, Bäume aus der Umgebung<br />

an den Weg, später die Straße,<br />

zu pflanzen. Der Straßenbaum war entdeckt<br />

14 .<br />

Die ersten Alleen - also eine beidseitige<br />

Reihung <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong> - sind in Ägypten<br />

bereits um 1400 v. Chr. nachweisbar, nämlich<br />

in einem Bildnis im Grab des Heerfüh-<br />

38<br />

6 Straßenbau und Straßenbepflanzung<br />

im Wandel der Zeit<br />

6.1 Die Entwicklung <strong>von</strong> Pfaden,<br />

Wegen und Straßen und ihrer<br />

Einbindung in die Landschaft durch<br />

Bepflanzungen<br />

14 Neumann, K.: Der Baum in der Landschaft, FLL-<br />

Seminarreihe, 1992/1993<br />

rers Amenophis III. In Griechenland kam<br />

die Allee als Umrahmung <strong>von</strong> Sportflächen<br />

im 1. Jahrhundert zu besonderer Bedeutung.<br />

Sie wurden vom kaiserlichen Rom<br />

später übernommen.<br />

In der italienischen Renaissance, insbesondere<br />

im 16. Jh., entwickelten sich die<br />

Baumreihen zu großer Blüte, z. B. sind<br />

Alleen in den Gärten der Villa Medici oder<br />

dem Tivoli bei Rom überliefert.<br />

Der französische Kaiser Karl VIII. brachte<br />

das Gestaltungselement Baumreihe bzw.<br />

Allee aus seinem Neapel-Feldzug nach<br />

Frankreich. Dort begann dann die eigentliche<br />

Blüte der Alleen, die bald in allen<br />

Parkanlagen der Schlösser und an allen<br />

Prachtstraßen anzutreffen waren.<br />

Unser heutiges Wort “Allee“ kommt im<br />

Übrigen aus dem Französischen und heißt<br />

soviel wie Baumgang oder Baumstraße.<br />

Fußläufig, allenfalls per Pferd als Reiter<br />

oder Reisender in der Kutsche, erlebte man<br />

Jahrhunderte lang diese Alleen auch auf<br />

dem Territorium des heutigen Deutschland,<br />

denn die Barockbewegung in Frankreich<br />

wurde kompromisslos überall in den<br />

deutschen Staaten kopiert.<br />

Auch in Preußen haben Alleen eine lange<br />

Tradition: Die bedeutendste Allee in<br />

Berlin ließ der Brandenburgische Kurfürst<br />

Friedrich Wilhelm bereits 1647 zwischen<br />

seinem Schloss und dem Jagdrevier nach<br />

holländischem Vorbild als 6-reihige “Plantage“<br />

anpflanzen. Diese Verbindung zwischen<br />

Schloss und Tiergarten hieß wegen<br />

der dort angepflanzten Linden (und Walnussbäume)<br />

“Unter den Linden“ und so<br />

heißt sie heute noch.<br />

Ab Mitte des 18. Jh. wurden übrigens Alleen<br />

in zunehmendem Maße auch außerhalb<br />

<strong>von</strong> Schlossanlagen und Parks angelegt,<br />

denn der englische Landschaftsgar-


tenstil löste die französischen Barockgärten<br />

in Deutschland allmählich ab. Die Alleen<br />

waren als Schattenspender und<br />

Machtdemonstration der Fürsten in ihren<br />

Parkanlagen nicht mehr erforderlich und<br />

bekamen außerorts eine mehr natürliche<br />

Funktion, nämlich die des Verbindenden,<br />

Gestaltenden und Zweckmäßigen. Einen<br />

besonderen Akzent setzte in dieser Hinsicht<br />

übrigens Napoleon, indem er <strong>zum</strong><br />

Schutz und zur Orientierung seiner Truppen<br />

entlang großer Heerstraßen Pyramidenpappeln<br />

pflanzte. Derartige Pflanzungen<br />

nutzte auch schon Friedrich II., als<br />

“Friedrich der Große“ bekannt, für seine<br />

Truppenaufmärsche.<br />

Im Schatten der Bäume blieben die Soldaten<br />

nämlich länger frisch und konnten<br />

längere Strecken zurücklegen als in sengender<br />

Sonne. Jedoch was damals für die<br />

Heeresführer nützlich erschien oder dem<br />

Wanderer, dem Reiter, dem Fuhrwerklenker<br />

und später auch dem Postkutschenfahrer<br />

ein so besonderes Erlebnis in Form<br />

<strong>von</strong> Alleen bescherte, ist weder das Ergebnis<br />

feudaler Verschwendungssucht noch<br />

besonders raffinierter Landschaftsgestaltung.<br />

Es ist schlichtweg Vegetationstechnik<br />

oder Ingenieurbiologie. Die mit <strong>Bäumen</strong><br />

gesäumten Überlandwege entstanden<br />

nämlich aus durchaus praktischen<br />

Gründen. Die Bewohner der Mark Brandenburg<br />

hatten z. B. handfeste Probleme<br />

mit ihrer Landschaft: sandiger Boden,<br />

Seen, Sümpfe und regelmäßig auftretende<br />

Überflutungen machten das Reisen<br />

durch die „Streusandbüchse“ schwer.<br />

Noch vor 300 Jahren gab es außerhalb <strong>von</strong><br />

Städten und Festungen im heutigen<br />

Deutschland kaum befestigte Straßen. In<br />

Preußen war man vollauf damit beschäftigt,<br />

sumpfiges Land nach holländischen<br />

Methoden für den Ackerbau zu kultivieren.<br />

Aus den Niederlanden bzw. den<br />

preußischen Provinzen am Niederrhein<br />

kannte man die Uferbefestigungen durch<br />

Weiden- und Pappelbepflanzung. Diese<br />

natürlichen Uferbefestigungen waren eine<br />

nützliche Methode und wurden für die<br />

Bedürfnisse des Straßenbaus modifiziert.<br />

Um den Untergrund einer Straße zu befestigen,<br />

begann man schon im 17. Jahrhundert<br />

dafür besonders taugliche Baumarten<br />

längs der Straßenränder anzupflanzen.<br />

Das Wurzelwerk dieser Bäume entwässerte<br />

und befestigte den Straßenunterbau<br />

und verhinderte die Erosion. Die<br />

überschaubare Linienführung der so fixierten<br />

Überlandwege diente zudem den<br />

Landvermessern. Sie nutzten die meist<br />

schnurgeraden Landstraßen als unverrückbare<br />

Fluchtlinie zur genaueren Kartenerstellung.<br />

Zu reinen Vermessungszwecken<br />

legte man eigens besondere Alleen, sogenannte<br />

“Gestelle”, durch Waldgebiete<br />

an. Das “Adlergestell“ in Berlin-Treptow<br />

entstand aus derartigen Gründen. Darüber<br />

hinaus benutzten die Bauern, welche die<br />

Straßenbäume durch regelmäßiges Beschneiden<br />

zu pflegen hatten, die anfallenden<br />

Stangen und Ruten zur Herstellung<br />

<strong>von</strong> Holzkohle, Körben und Werkzeugstielen.<br />

Es wurden auch Obstalleen gepflanzt,<br />

deren Obstertrag <strong>von</strong> Pächtern wirtschaftlich<br />

verwertet wurde.<br />

Anfang des 20. Jh. setzten sich die Alleen<br />

auch in den Städten durch, regelrecht als<br />

Alleemanie. Bäume wurden sogar in engen<br />

Stadtstraßen gepflanzt zu Lasten ausreichender<br />

Besonnung der Wohnungen<br />

oder zu Lasten der Sicht auf architektonisch<br />

reizvolle Fassaden des Jugendstils. Teilweise<br />

haben die Städter unter diesen Fehlern<br />

heute noch zu leiden. Außerorts wurden<br />

weiterhin neue Alleen angelegt, im Berliner<br />

Raum häufig nach dem Schema <strong>von</strong><br />

Otto Hübner 15 (Bild 9), der für die damalige<br />

Zeit durchaus weitsichtig plante. Der<br />

“Alleeboom“ reichte bis zu Beginn der 30er<br />

Jahre des 20. Jh.<br />

15 Hübner, O.: Der Straßenbaum,, Paul Parey, Berlin<br />

1914<br />

39


Teil 2: Sinnvolle Standorte neuer Bäume,<br />

Alternativen und deren Bewertung<br />

Bild 9: Querschnitt einer Landstraße, nach Hübner (1914)<br />

Beim Bau der Autobahnen lehnte Alwin<br />

Seifert die Pflanzung <strong>von</strong> Baumreihen<br />

oder Alleen dort ab. Ähnlich wie beim<br />

gestalterischen Umbruch vom französischen<br />

Barock <strong>zum</strong> englischen Landschaftsgarten<br />

vollzog sich die Wandlung des Straßenbegleitgrüns<br />

hin zu mehr Natürlichkeit.<br />

Dem Landschaftsgestalter Alwin Seifert<br />

war es wichtig, die Autobahn nicht<br />

nur den Höhen und Tiefen des Reliefs<br />

anzupassen, sondern sie auch mit Strauchund<br />

Baumgruppen, Heckenstrukturen<br />

und freien Ausblicken in die Landschaft<br />

oder auf Siedlungen und Sehenswürdigkeiten<br />

harmonisch in die Landschaft einzugliedern<br />

- und es gelang ihm vortrefflich<br />

16 . Bewusst oder unbewusst nahm Alwin<br />

Seifert damit - wenn auch auf dem<br />

weitaus höheren Geschwindigkeitsniveau -<br />

Bezug auf die der Natur angepassten Pfade<br />

der Jäger und Sammler.<br />

16 Thomas, M.: Zur Geschichte der Straßenbegrünung,<br />

Archiv für die Geschichte des Straßen- und Verkehrswesens,<br />

Heft 14, Kirschbaum Verlag Bonn,<br />

1999<br />

40<br />

Durch den 2. Weltkrieg gab es in Deutschland<br />

eine deutliche Unterbrechung in der<br />

Entwicklung des Straßenbegleitgrüns. Es<br />

gab genug andere Probleme. Die vorhandenen<br />

Alleen, welche die Kriegszeit überlebt<br />

hatten und nicht als Brennholz im<br />

Ofen gelandet waren, wuchsen ohne viel<br />

“Pflege“ und andere negativen Beeinträchtigungen<br />

prächtig heran - zunächst<br />

im Westen wie im Osten 17 .<br />

Aber während die Alleenmanie der Jahrhundertwende<br />

in den 60er Jahren des 20.<br />

Jahrhunderts mit zunehmender Verkehrsdichte<br />

und erhöhtem Sicherheitsbedarf in<br />

den alten Bundesländern in eine allgemeine<br />

Alleenfeindlichkeit umschlug und<br />

verschiedenen Theorien folgend erst die<br />

Außen-, dann die Innenkurven, dann jeder<br />

zweite Baum und schließlich die letzten<br />

gefällt wurden, versank das Gebiet der<br />

ehemaligen DDR aus Geldmangel und<br />

anderen Problemen bezüglich seiner Al-<br />

17 Kuler, H.: Die Alleen Ostdeutschlands 10 Jahre nach<br />

der Wende - dargestellt am Beispiel Brandenburgs,<br />

Jahrbuch der Baumpflege 2000, Thalacker Verlag,<br />

Braunschweig


leen in eine Art Dornröschenschlaf. Der<br />

wesentlich geringere Straßenverkehr und<br />

fehlende finanzielle Mittel für die ordnungsgemäße<br />

Straßenunterhaltung und<br />

die Baumpflege ließen die Alleebäume im<br />

Straßenquerschnitt der Jahrhundertwende<br />

prächtig gedeihen.<br />

Zurzeit der Wiedervereinigung brachte die<br />

ehemalige DDR einen landschaftsästhetischen<br />

Schatz in die neue, größere Bundesrepublik<br />

ein, der in den alten Bundesländern<br />

<strong>zum</strong>indest außerorts weitgehend<br />

ausgerottet worden war. Dieser Schatz ließ<br />

sich aber in den letzten 10 Jahren nicht<br />

ohne schmerzliche Verluste an Menschenleben<br />

(als Verkehrsteilnehmer) und an den<br />

<strong>Bäumen</strong> (als Verkehrssicherheit gefährdende<br />

“Hindernisse“) erhalten. Insbesondere<br />

alte Straßenbäume - unsere Bäume sind<br />

inzwischen zwischen 70 und 100 Jahre<br />

alt - reagieren sehr empfindlich auf jegliche<br />

Standortveränderungen und Eingriffe.<br />

Derartige Eingriffe waren im Zuge der<br />

rasanten Infrastrukturentwicklung nach<br />

1990 nahezu unvermeidlich.<br />

Es passierten im unmittelbaren Wurzelbereich<br />

der alten Bäume: Versiegelung, Aufschüttung,<br />

Bodenabtrag, Abfräsen der<br />

Bankette, Bodenverdichtung, Wurzelkappung<br />

bei Leitungsverlegungen, Austrocknung<br />

<strong>von</strong> Wurzeln durch zu langes Offenlassen<br />

der Leitungsgräben, Radwegebau<br />

viel zu dicht am Baum. In den Kronen<br />

setzte man darüber hinaus große<br />

Wunden wegen viel zu späten Schneidens<br />

des erforderlichen Lichtraumprofils.<br />

All´ das führte zu einer nachhaltigen Schädigung<br />

der Bäume und zunehmender<br />

Gefährdung der Verkehrssicherheit durch<br />

Totholz, Faulstellen, Ast- und Kronenbrüche<br />

bis hin zur akuten Umsturzgefahr ganzer<br />

Bäume (bei Wurzelstockfäule) 18 . Bei<br />

den ersten Schadensfällen setzte die<br />

Rechtsprechung dann auch in den neu-<br />

en Bundesländern ihre Zeichen. Die Richter<br />

sehen bei (fast allen) Schadensfällen<br />

durch herabstürzende Baumteile die Ursache<br />

<strong>zum</strong>eist in nicht rechtzeitig erkannten<br />

Schadsymptomen und ihrer Beseitigung<br />

durch den Baulastträger. Die anfängliche<br />

Rücksicht der Richter auf die jahrzehntelange<br />

vernachlässigte Baumpflege<br />

in der ehemaligen DDR und die Unmöglichkeit,<br />

alle Defizite kurzfristig aufzuarbeiten,<br />

ist längst nicht mehr vorhanden 19 . In<br />

der Rechtsprechung gibt es inzwischen<br />

keine Unterschiede mehr zwischen alten<br />

und neuen Bundesländern. Also wird<br />

denn auch bei uns sehr kritisch in Baumschauen<br />

geprüft, Lichtraumprofil lieber<br />

großzügig als zu kleinlich geschnitten und<br />

werden häufig Bäume vorsorglich gefällt.<br />

6.3 Verträglichkeit der Entwicklungen<br />

<strong>von</strong> Straßen und<br />

Straßenbepflanzungen<br />

Als sich die Menschen fußläufig auf Pfaden<br />

durch die Natur bewegten, gab es<br />

noch keinen Wege- oder Straßenbau und<br />

keinen Konflikt zwischen Natur und<br />

Mensch. Der Mensch lebte in der Natur<br />

und mit ihr und die Natur bestimmte das<br />

Maß aller Dinge. Als die Menschen begannen,<br />

mehr als für den eigenen Bedarf zu<br />

produzieren, hatten sie das Bestreben, zu<br />

tauschen und zu handeln. Sie zogen in<br />

andere Orte, sie wollten weg. Daraus entstand<br />

der Weg. Die Wege wurden immer<br />

länger und das zu transportierende Hab<br />

und Gut wurde zahlreicher und schwerer.<br />

Das Tragen und Schleifen <strong>von</strong> Lasten<br />

wurde immer beschwerlicher. Da war die<br />

Erfindung des Rades eine der genialsten<br />

und segensreichsten Erfindungen.<br />

18 Kuler, H.: Pflege und Erhaltung <strong>von</strong> Alleebäumen<br />

aus der Sicht der Verkehrssicherung und des Naturschutzes,<br />

FGSV-Kolloquium 1993 in Darmstadt<br />

19 Blauermel, G.: Der Baum und das Recht, FLL-Seminarreihe,<br />

1992/1993<br />

41


Teil 2: Sinnvolle Standorte neuer Bäume,<br />

Alternativen und deren Bewertung<br />

Bäume haben dabei eine nicht unbedeutende<br />

Rolle gespielt. Es waren Holzscheiben,<br />

<strong>von</strong> einem Baumstamm abgetrennt,<br />

die aufmerksame Zeitgenossen auf die<br />

Idee brachten, sie mit Achsen zu versehen,<br />

um schwere Gegenstände zu fahren, anstatt<br />

sie wie bisher zu tragen oder zu schleifen.<br />

Durch das Rad stand der Mobilität der<br />

Menschheit fast nichts mehr im Wege.<br />

Schon sehr bald merkte man aber, dass<br />

sich die Räder wesentlich leichter bewegen<br />

ließen, wenn der Untergrund fest und<br />

eben war und die Räder nicht auf weichem<br />

Grund einsanken. Man begann also,<br />

die Wege zu befestigen. Der Wege- und<br />

Straßenbau nahm seinen Anfang 15 .<br />

Bereits 300 Jahre vor Christus wurden in<br />

Italien schon Straßen gebaut. Die Via Appia<br />

gilt als eine der ersten bewusst angelegten,<br />

ja geplanten Straßen.<br />

Befestigte Straßen durchzogen auch Rom<br />

und eine Straße verband die Hauptstadt<br />

des Imperiums mit der Hafenstadt Ostia.<br />

So waren also wichtige Strecken ganzjährig<br />

befahrbar und Handelgüter konnten<br />

bei jeder Witterung ihren Bestimmungsort<br />

erreichen. Die historische Straßenbautechnik<br />

zeigt, wie sehr Bäume und Straßenkörper<br />

damals noch eins waren und<br />

“umweltverträglich“ miteinander umgingen.<br />

Ursprünglich bildeten große Steine den<br />

Unterbau der alten Verkehrswege. Die<br />

Zwischenräume wurden mit Sand oder<br />

anderem Feinmaterial verfüllt und schließlich<br />

als oberer Abschluss eine Deckschicht<br />

aufgebracht. Diese Bauweise bewährte<br />

sich für den Verkehr so sehr, dass sie mit<br />

Abwandlungen bis in die Mitte des<br />

19. Jahrhunderts auch in unseren Breiten<br />

praktiziert wurde. Die Verkehrsbelastun-<br />

42<br />

gen durch Fuhrwerke und andere, verhältnismäßig<br />

leichte Fahrzeuge wurden<br />

über die groben Steine, die so genannte<br />

Setzpacklage, abgeleitet. Das Feinmaterial<br />

in den zahlreichen Zwischenräumen<br />

blieb relativ locker. Die Boden-Luft-Verhältnisse<br />

unter solchen Straßen waren für die<br />

Wurzeln der am Rand stehenden Bäume<br />

bestens geeignet. Sie entsprachen weitgehend<br />

den Bedingungen, die Baumwurzeln<br />

für optimales Wachstum benötigten, als da<br />

sind: hohes Porenvolumen bei gleichzeitig<br />

gutem Wasserspeichervermögen.<br />

Auch die Bodenbeschaffenheit blieb vergleichbar<br />

mit der in der umgebenden<br />

Landschaft. Man vermied schon der Mühe<br />

und Handarbeit wegen größere Erdbewegungen<br />

und der erreichbare Verdichtungsgrad<br />

durch Walzen oder Stampfen<br />

war kaum höher als die natürliche Lagerungsdichte.<br />

Eine derartige Bauweise ist in Bild 9 dargestellt.<br />

Noch zur Zeit <strong>von</strong> Otto Hübner<br />

wurden Straßenquerschnitte, Straßenbefestigung<br />

und Straßenbepflanzung sowohl<br />

der Natur als auch dem Menschen gerecht.<br />

Aber man bedenke: Etwa 60 % der<br />

heutigen Brandenburger Alleen stammen<br />

noch aus dieser Zeit und zwischen den<br />

<strong>Bäumen</strong> ist nach wie vor nicht mehr Platz<br />

als ca. 6,5 bis 7,0 m (siehe Tabelle 15). Das<br />

reicht für einen modernen Straßenquerschnitt<br />

nach der Richtlinie für die Anlage<br />

<strong>von</strong> Straßen-Querschnitten (RAS-Q 96)<br />

nicht aus. Aber, was für die alten Bäume<br />

noch schlimmer ist, auch die damalige<br />

Straßenbauweise reicht für den im 20.<br />

Jahrhundert gravierend veränderten Verkehr<br />

und die wesentlich höheren Verkehrslasten<br />

nicht mehr aus. Immer schwerer<br />

werdende Fahrzeuge und die zunehmende<br />

Motorisierung/Technisierung führten die<br />

alten noch halbwegs ‘natürlichen“ Straßenbauweisen<br />

ad absurdum.


Die Anforderungen der neuen Zeit sind<br />

anders als die des Altertums. Parallel zur<br />

Entwicklung moderner Verdichtungstechnik<br />

entstand eine neue Art des Straßenunterbaus,<br />

die Rüttelschotterbauweise.<br />

Zeitgleich mit zahlreicheren, schnelleren<br />

und immer schwereren Fahrzeugen wurden<br />

größere Straßenquerschnitte erforderlich.<br />

Damit begann der Siegeszug der Straße<br />

und der Untergang vieler Straßenbäume.<br />

Er hält in den neuen Bundesländern trotz<br />

vieler anders lautender Beteuerungen an.<br />

Durch die Wiedervereinigung wurden <strong>von</strong><br />

einem Tag auf den anderen einerseits<br />

sämtliche Gesetze, Verordnungen, DIN,<br />

technische Regelwerke, Merkblätter und<br />

Hinweise des Straßenbaues und der Straßenunterhaltung<br />

und andererseits des<br />

Natur- und Umweltschutzes auf die neuen<br />

Bundesländer umgeklappt. Die in den<br />

alten Bundesländern langjährig gewachsenen<br />

und nur teilweise gelösten Konflikte<br />

zwischen beiden Interessenlagen brachen<br />

in den neuen Bundesländern plötzlich<br />

und in aller Schärfe auf.<br />

Bei den schlagartig steigenden Verkehrszahlen<br />

und der Rückverlagerung des Gütertransportes<br />

<strong>von</strong> der Schiene (zu DDR-<br />

Zeiten) auf die Straße konnte der schlechte<br />

Straßenzustand und die schmalen Straßenquerschnitte<br />

nicht bis <strong>zum</strong> natürlichen<br />

Tod der Straßenbäume beibehalten werden.<br />

Die Erschließung des Landes durch Telekom-,<br />

Wasser-, Abwasser-, Elektro- und<br />

Gasleitungen ging zügiger voran als gedacht<br />

und spielte sich vorwiegend auf<br />

Straßenland ab. Verkehrsbeschränkungen<br />

bezüglich Lichtraumprofil, Einbahnverkehr,<br />

Tonnage und Geschwindigkeit scheiterten<br />

oft am Widerstand der Wirtschaft<br />

und der Kommunen und waren z. T. we-<br />

<strong>Abstand</strong> Alleelänge,<br />

<strong>zum</strong> <strong>Fahrbahnrand</strong> einseitig<br />

[m] [km]<br />

0 bis 1,5 7.296 68 %<br />

1,5 bis 4,5 2.634 25 %<br />

4,5 bis 5,0<br />

und keine Angaben<br />

738 7 %<br />

Gesamt 10.668 100 %<br />

gen des weitmaschigen Straßennetzes<br />

den Brandenburgern auch nicht <strong>zum</strong>utbar.<br />

Die Folgen unzureichender Sicherheitsstandards<br />

der Straßen und einer deshalb<br />

notwendigen relativ hektischen Straßenbautätigkeit<br />

waren einerseits unvertretbar<br />

hohe Unfallzahlen und erschreckend<br />

viele Tote an <strong>Bäumen</strong> (vgl. Teil 1), andererseits<br />

irreparable Schäden an den <strong>Bäumen</strong>,<br />

insbesondere im Wurzelbereich 20 .<br />

Die folgenden Maßnahmen und Nebeneffekte<br />

möchte ich in diesem Zusammenhang<br />

erwähnen, wobei die Aufzählung<br />

der negativen Wirkungen nicht vollständig<br />

ist.<br />

- Versiegelung der Steinpacken und Pflasterungen<br />

(Unterbindung Gasaustausch)<br />

- Versiegelung der Sommerwege (Unterbindung<br />

Gasaustausch)<br />

- Verbreiterung der Straßenquerschnitte<br />

bis dicht an die Stämme der Bäume<br />

- Grunderneuerungen im Hoch- und Tiefeinbau<br />

(Abgrabungen oder Aufschüttungen<br />

im Wurzelbereich)<br />

- Erschütterung des Bodens durch<br />

Schwerlastfahrzeuge (Wurzelabrisse)<br />

- zusätzliche Bodenverdichtung (Luftmangel<br />

an den Wurzeln)<br />

- Veränderung der Abgassituation<br />

43<br />

Anteil<br />

Alleelänge<br />

dAlleeL1.xls/eps<br />

Tabelle 15: Abstände Baum – Straße an Bundes- und Landesstraßen<br />

in Brandenburg 1994<br />

20 Dujesiefken, D.: Baumschäden als Folge <strong>von</strong> Tiefbaumaßnahmen<br />

- Schutz <strong>von</strong> Alleebäumen im Bereich<br />

<strong>von</strong> Baustellen, Vortrag anlässlich des 6. Internat.<br />

Alleebaumkolloquiums am 21.09.1992 in<br />

Berlin-Dahlem


Dichte<br />

rechte Seite linke Seite<br />

Geschlossen Geschlossen 884 17 %<br />

Geschlossen Einzelne Lücken 261 5 %<br />

Geschlossen Stark lückenhaft 45 1 %<br />

Geschlossen In Auflösung 31 1 %<br />

Geschlossen Leer 105 2 %<br />

Einzelne Lücken Einzelne Lücken 1523 29 %<br />

Einzelne Lücken Stark lückenhaft 408 8 %<br />

Einzelne Lücken In Auflösung 89 2 %<br />

Einzelne Lücken Leer 176 3 %<br />

Stark lückenhaft Stark lückenhaft 1081 20 %<br />

Stark lückenhaft In Auflösung 185 3 %<br />

Stark lückenhaft Leer 132 2 %<br />

In Auflösung In Auflösung 330 6 %<br />

In Auflösung Leer 53 1 %<br />

Keine Angaben 32 1 %<br />

Gesamt<br />

- Schnitt des Lichtraumprofils (zu große<br />

Wunden)<br />

- Abfräsen der Bankette (Wurzelschäden)<br />

- Räumung der Gräben (Wurzelschäden)<br />

- Leitungsverlegungen (Wurzelschäden)<br />

- Radwegebau im Wurzelraum der Bäume<br />

(Wurzelverluste 21 )<br />

44<br />

Alleelänge<br />

[km]<br />

Anteil<br />

Alleelänge<br />

5334 100 %<br />

dAlleeL1.xls / dAlleeL2.eps<br />

Tabelle 16: Bestandsdichte in Alleen <strong>von</strong> Bundes- und Landesstraßen<br />

in Brandenburg<br />

Vitalität<br />

Teil 2: Sinnvolle Standorte neuer Bäume,<br />

Alternativen und deren Bewertung<br />

Alleelänge<br />

[km]<br />

Anteil<br />

Alleelänge<br />

Vital 339 6 %<br />

Leicht geschädigt 2482 47 %<br />

Mittlere Schäden 2081 39 %<br />

Stark geschädigt 382 7 %<br />

Abgängig 31 1 %<br />

keine Angaben 19 -- %<br />

Gesamt 5334 100 %<br />

dAlleeL1.xls / dAlleeL3.eps<br />

Tabelle 17: Vitalität in den Alleenabschnitten <strong>von</strong> Bundesund<br />

Landesstraßen in Brandenburg 1994<br />

21 Loh, S.: Auswirkungen <strong>von</strong> Straßenbaumaßnahmen<br />

auf Baumalleen, Berichte der BASt, Straßenbau<br />

Heft S 10, 1995<br />

Alle diese Maßnahmen sind leider unvermeidbar<br />

gewesen, da sie dem völlig veränderten<br />

Verkehrsaufkommen und der<br />

Verkehrssicherheit sowie der Infrastrukturentwicklung<br />

geschuldet sind und Menschenleben<br />

in einer Straßenbaubehörde<br />

verständlicherweise Vorrang vor Naturästhetik<br />

haben müssen.<br />

Die Bäume sind deshalb inzwischen aber<br />

so stark geschädigt, dass ihre Lebenserwartung<br />

ständig sinkt. Alle Beteuerungen<br />

<strong>zum</strong> Erhalt der Bäume sind mehr Wunsch<br />

als Realität. Wer die alten Bäume an den<br />

Straßen im “Blauen Netz“ auf Biegen und<br />

Brechen erhalten will, kämpft gegen die<br />

Zeit, denn die Bäume sind längst nicht<br />

nur an ihrer Wurzel tödlich getroffen. Die<br />

Wurzel ist allerdings nach Balder 22, 23, 24 die<br />

“Achillesferse“ der Bäume.<br />

Die Wirkungskette nach Wurzelschäden<br />

geht über Verminderung der Wasser- und<br />

Nährstoffaufnahme zu Kronenschäden,<br />

Rückschnitten, Fäulnisentwicklung, Baumpflege/-sanierung<br />

bis hin zur Fällung.<br />

In Brandenburg waren 1994 nur noch<br />

17 % der Alleen an Bundes- und Landesstraßen<br />

geschlossen, der Rest war schon<br />

damals mehr oder weniger lückig und die<br />

Lücken wurden immer größer (siehe Tabelle<br />

16) 25 . Gegenwärtig müssen jährlich<br />

5.000 bis 7.000 Bäume aus Verkehrssicherheitsgründen<br />

gefällt werden. Die Fachleute<br />

schätzen ein, dass steigende Ausfälle<br />

<strong>von</strong> im Mittel jährlich 5 % des Gesamtbestandes<br />

zu erwarten sind. Wollten wir die-<br />

22 Balder, H.: Effektive Maßnahmen <strong>zum</strong> Schutz der<br />

Wurzeln <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong>, Das Gartenamt, Heft 11/<br />

1993<br />

23 Balder, H. und F. Wöllner: Zum Kenntnisstand der<br />

Wundbehandlung an Wurzeln <strong>von</strong> Laubbäumen,<br />

Stadt und Grün, Heft 4/1996<br />

24 Balder, H.: Wurzelschäden und Wurzelbehandlungen,<br />

Vortrag, 13. Osnabrücker Baumpflegetage,<br />

1995<br />

25 Institut für Gehölze in der Landschaft, Land Brandenburg,<br />

Landesauswertung der Alleendaten <strong>von</strong><br />

Bundes- und Landesstraßen, 1994


se prognostizierten Ausfälle an Alleen ersetzen,<br />

würden wir 20 Jahre lang jährlich<br />

ca. 45 Mio. DM dafür benötigen. Unsere<br />

vorhandenen Bäume werden wegen<br />

schwerer Schäden (siehe Tabelle 17) nur<br />

noch 20 - 30 Jahre leben. Zurzeit gibt es<br />

überhaupt keinen Haushaltstitel für Alleenneupflanzungen.<br />

Abgängige Bäume werden<br />

aus dem Haushaltstitel Straßenunterhaltung<br />

1:1 ersetzt und die Kosten dafür<br />

sind enorm hoch. Aus einem Kostenvergleich<br />

ergibt sich: Die Erhaltung einer Alt-<br />

Allee mit einem Baumbestand, der zu<br />

dicht am <strong>Fahrbahnrand</strong> steht und in seiner<br />

Vitalität deutlich nachlässt, kostet bei<br />

halbwegs vergleichbarem Sicherheitsstandard<br />

in den nächsten 20 Jahren je Kilometer<br />

und Jahr drei- bis viermal soviel wie<br />

die Neuanlage und Pflege einer Allee an<br />

einem bisher unbepflanzten Standort (siehe<br />

Anhang).<br />

Die Erhaltung wird deshalb nicht auf Dauer<br />

und schon gar nicht an allen alleebestandenen<br />

Straßen möglich sein, insbesondere<br />

dann nicht, wenn es weiterhin zu<br />

Lasten dringender Straßenunterhaltungsmaßnahmen<br />

erfolgen muss.<br />

Von den für die Straßenbepflanzung und<br />

Verkehrssicherheit zuständigen Baulastträgern<br />

muss deshalb standort- und einzelfallbezogen<br />

sehr gewissenhaft abgewogen<br />

werden, ob Aufwand und Nutzen der<br />

<strong>von</strong> ihnen gewählten Variante des Alleenerhaltes<br />

mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit<br />

(lt. Grundgesetz) in Einklang<br />

zu bringen ist.<br />

Deshalb ist die Frage berechtigt, ob der<br />

Ersatz immer an gleicher Stelle erfolgen<br />

muss und wenn ja, warum? Eine weitere<br />

Frage ist, ob Alleen als Gestaltungselement<br />

des 16. - 19. Jh. noch mit dem Verkehrssicherheitsbedürfnis<br />

des 20./21. Jh. vereinbar<br />

sind. Und eine dritte Frage ist, ob und<br />

wo Alleen auch heute noch ihre Berechtigung<br />

haben.<br />

6.3 Vor- und Nachteile des Baumersatzes<br />

in lückigen Altalleen<br />

Eingedenk aller Erfahrungen <strong>von</strong> Dendrologen,<br />

Biologen und Baumpflegern ist<br />

da<strong>von</strong> auszugehen, dass Bäume, die dicht<br />

neben einer modernen, hoch belasteten<br />

Bundes- oder Landesstraße stehen, keinen<br />

optimalen Standort besitzen und deshalb<br />

eine stark verkürzte Lebenserwartung gegenüber<br />

ihren Brüdern in der freien Landschaft<br />

oder im Wald haben. Der Grund<br />

dafür sind permanente Schädigungen des<br />

Baumes neben der Straße durch<br />

- Bodenversiegelung im Kronentraufbereich<br />

(Zuwachsverluste, Einschränkung<br />

der Vitalität),<br />

- Wurzelverluste bei Leitungsverlegungen<br />

und/oder Straßenausbaumaßnahmen,<br />

insbesondere auf der straßenabgewandten<br />

Seite, wo der Straßenbaum fast seine<br />

gesamte Wurzelmasse besitzt,<br />

- Teilverluste der Krone durch Lichtraumprofilschnitt,<br />

- Pilzbefall durch häufig unvermeidbare<br />

Wunden, (Lichtraumprofilschnitt, Totholzastung,<br />

Wurzelkappungen),<br />

- Streusalzeinsatz (Blattnekrosen, Vitalitätsverlust),<br />

- Autoabgase/Stickstoffeintrag (Wuchsschäden),<br />

- Erschütterungen durch Schwerlastverkehr<br />

(Wurzelabrisse),<br />

- Anfahrschäden (Stammverletzungen, die<br />

meist nicht mehr abgeschottet werden<br />

können).<br />

Alle diese Schädigungen sind zwar durch<br />

Baumschutzverordnungen verboten, jedoch<br />

die Verbote einhalten zu wollen,<br />

hieße, alleebestandene Straßen für jeglichen<br />

Verkehr zu sperren. Wer hält das<br />

durch? Trotz aller Nachteile, die Bäume<br />

neben Straßen erleiden müssen, kann es<br />

aus landschaftsästhetischen, biotopvernetzenden<br />

oder historischen Gründen sinn-<br />

45


Teil 2: Sinnvolle Standorte neuer Bäume,<br />

Alternativen und deren Bewertung<br />

voll sein, selbst in Altalleen, wenn sie denn<br />

halbwegs vital sind und noch eine Lebenserwartung<br />

<strong>von</strong> mehreren Jahrzehnten<br />

haben, in größere Lücken junge Bäume<br />

(als Starkware) nachzupflanzen. Der Preis<br />

für derartige Maßnahmen sind erhöhte<br />

Kosten (s. Anhang) für:<br />

- die Pflanzung (Starkbäume), Anwuchsstress<br />

durch Schattenwurf der alten<br />

Baumkronen, Wurzelkonkurrenz, Gefahr<br />

höherer Ausfälle,<br />

- die Gewährleistung der Verkehrssicherheit<br />

(Installation <strong>von</strong> Schutzplanken,<br />

Geschwindigkeitsüberwachung Bau separater<br />

Geh- und Radwege),<br />

- die Unterhaltung (Fertigstellungspflege,<br />

Erziehungspflege, Sanierungsmaßnahmen,<br />

Baumschauen zur Feststellung der<br />

Stand- und Bruchsicherheit der Bäume<br />

zwecks Wahrnehmung der Verkehrssicherungspflicht),<br />

- die Regulierung <strong>von</strong> Schadensfällen<br />

durch dennoch herabgestürzte Baumteile.<br />

Für die Maßnahmen der Baumüberwachung,<br />

Schnitt- und Pflegemaßnahmen an<br />

<strong>Bäumen</strong>, Fällungen und Neupflanzungen<br />

außer Schutzplanken und außer Geschwindigkeitsüberwachungen<br />

durch Polizei und<br />

Straßenverkehrsämter werden derzeit in<br />

Brandenburg 15 % des Haushaltstitels<br />

“Unterhaltung und Pflege <strong>von</strong> Straßen und<br />

Brücken” ausgegeben (s. Anhang).<br />

46<br />

7 Vereinbarkeit der Bepflanzung an<br />

Straßen mit den Verkehrssicherheitsbedürfnissen<br />

des Verkehrs im<br />

20./21. Jh.<br />

Die technisch mögliche Reisegeschwindigkeit<br />

auf Straßen ist inzwischen derart angestiegen,<br />

dass die menschliche Vernunft<br />

und Reaktionsfähigkeit offenbar nicht<br />

mehr mit ihr Schritt halten kann. Wie anders<br />

ist es zu erklären, dass trotz intensiver<br />

Aufklärung und eindeutiger Verkehrsbeschränkungen<br />

bzw. -einschränkungen<br />

immer noch Verkehrsteilnehmer in Alleen<br />

mit unangepasster Geschwindigkeit fahren<br />

und tödlich verunglücken?<br />

Meines Erachtens muss sowohl bei der<br />

Fahrzeugflotte als auch am Straßenkörper<br />

und seiner Bepflanzung für mehr Sicherheit<br />

gesorgt werden, die unabhängig vom<br />

Willen und Können des offenbar nur sehr<br />

langsam veränderbaren Menschen funktionieren.<br />

Abgesehen <strong>von</strong> ABS, ESP, Seitenaufprallschutz,<br />

Airbags und vielem<br />

anderen mehr, könnten und müssten das<br />

ausreichende Baumabstände (siehe<br />

dazu Teil 1) sein.<br />

Im Hinblick auf die gravierend veränderten<br />

Verkehrssicherheitsbedürfnisse seit der<br />

Erfindung des Automobils und erst recht<br />

unter Berücksichtigung der heute möglichen<br />

Fahrgeschwindigkeiten passt m. E.<br />

der Sicherheitsstandard der Postkutschenzeit<br />

nicht mehr zur heutigen Zeit. Alwin<br />

Seifert hat nicht umsonst keine Alleen an<br />

seine Autobahn gepflanzt, sondern ein<br />

- wie man heute sagen würde - “hochwertiges<br />

ökologisches Straßenseitenraumgrün“,<br />

bestehend aus Rasenflächen, Sukzessionsflächen,<br />

Sträuchern, Hecken und<br />

Baumgruppen, die durch Ausblicke in die<br />

Landschaft unterbrochen werden.


Derartiges Grün passt zu unseren oft mehrstreifigen<br />

Bundes- und Landesstraßen, auf<br />

denen inzwischen mehr Fahrzeuge und<br />

zudem schneller rollen als damals auf den<br />

Autobahnen in den 30er Jahren, viel besser<br />

als Alleen und ist darüber hinaus noch<br />

wesentlich artenreicher, d. h. ökologisch<br />

wertvoller. Derartiges Grün wird deshalb<br />

auch in den zurzeit noch im Entwurf befindlichen<br />

“Empfehlungen für die Einbindung<br />

<strong>von</strong> Straßen in die Landschaft (ESLa)“<br />

der FGSV gefordert, nämlich “eine abwechslungsreiche<br />

auf die Umgebung und<br />

den Naturraum abgestimmte Grüngestaltung,<br />

welche die erforderlichen Sichtfelder<br />

frei hält und ausreichende Ausblicke<br />

in die umgebende Landschaft und auf<br />

benachbarte Siedlungen zulässt.“<br />

In der ESLa wird auch darauf verwiesen,<br />

dass die (eingegrünte) Straße sich dem<br />

Betrachter mit Innensicht (Straßenbenutzer)<br />

gänzlich anders präsentiert als mit<br />

Außensicht ( = Erholungssuchende, Anwohner).<br />

Diesem Aspekt wird künftig mehr Rechnung<br />

zu tragen sein - das Straßenbegleitgrün<br />

ist zu diversifizieren, denn das Landschaftsbild<br />

soll sich nach Bundesnaturschutzgesetz<br />

aus Vielfalt, Eigenart und<br />

Schönheit <strong>von</strong> Natur und Landschaft zusammensetzen.<br />

Alleen-Manie ist gewiss<br />

keine Vielfalt. Man sollte Alleen also dort<br />

weglassen, wo sie aus den verschiedensten<br />

Gründen einfach nicht mehr hinpassen,<br />

zu teuer sind oder in unvertretbar<br />

hohem Maße die Verkehrssicherheit gefährden.<br />

8 Wo Wo sollten sollten neue neue Alleen Alleen werden?<br />

werden?<br />

8 Wo sollten neue Alleen gepflanzt<br />

werden?<br />

Nach den Erkenntnissen in der ESLa sind<br />

Baumpflanzungen und anderes Straßenbegleitgrün<br />

<strong>von</strong> innen (bei ca. 100 km/h)<br />

und <strong>von</strong> außen (bei i. d. R. langsamer<br />

Fortbewegung und aus größerer Entfernung)<br />

zu erleben. Von innen sind Alleen<br />

nur erlebbar, wenn sich der Verkehrsteilnehmer<br />

langsam fortbewegt (Radfahrer,<br />

Fußgänger, langsamer Wirtschaftsverkehr).<br />

Bei einem Baumabstand <strong>von</strong> zurzeit<br />

häufig weniger als 1,5 m vom Straßenrand<br />

und einer zugelassenen Geschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> 100 km/h, jedoch auch<br />

bei 80 km/h, fließen die Baumstämme einer<br />

solchen Allee seitlich zu einer grauen<br />

Wand zusammen. Ausblicke in die Landschaft<br />

oder in das domartige Kronendach<br />

über der Straße, den viele Alleennostalgiker<br />

sich theoretisch wünschen 26 , sind praktisch<br />

unmöglich, denn es könnte der letzte<br />

im Leben sein.<br />

Der Kraftfahrer muss sich bei derartigen<br />

Geschwindigkeiten auf die Fahrbahn und<br />

den Gegenverkehr konzentrieren, um zu<br />

überleben. An schnell zu befahrenden<br />

überörtlichen Verbindungsstraßen sollte<br />

sich deshalb die Neupflanzung <strong>von</strong> Alleen<br />

verbieten, egal in welchem <strong>Abstand</strong> die<br />

Bäume <strong>von</strong> der Straße stehen. Hier sind<br />

sie ein Anachronismus und Stilbruch, da<br />

die Form der Bepflanzung (entlehnt aus<br />

den Barockparks und den Heerstraßen<br />

vergangener Jahrhunderte) mit dem Inhalt<br />

und den Aufgaben einer modernen<br />

Bundes- oder Landesstraße und dem dort<br />

schnell und sicher abzuwickelnden Verkehr<br />

nichts mehr gemein haben.<br />

26 Fröhlich, H.-J.: Zauber der Alleen - Schutz und Erneuerung,<br />

Jahrbuch der Baumpflege 2000, Thalaker<br />

Verlag, Braunschweig<br />

47


Teil 2: Sinnvolle Standorte neuer Bäume,<br />

Alternativen und deren Bewertung<br />

Wenn uns aber nun doch die Gestaltung<br />

und Gliederung der Landschaft mit linienförmigen<br />

Elementen lieb geworden ist<br />

und wir trotz modernen Autoverkehrs, den<br />

wir natürlich auch nicht missen wollen,<br />

nicht darauf verzichten wollen, wohin<br />

damit?<br />

Ich meine, wir müssen völlig neue Denkansätze<br />

wagen, die ihre Ursprünge durchaus<br />

in der Historie haben können. Warum<br />

entdecken wir die Alleen nicht wieder als<br />

das, was sie einmal waren?<br />

- Als Wanderwege in der Landschaft<br />

(ehem. frz. Barockparks),<br />

- als vernetzendes Element an Wegen<br />

und langsam befahrenen Straßen zwischen<br />

nahe nebeneinander liegenden<br />

Orten (Ortsverbindungsstraßen),<br />

- als Reitwege, <strong>von</strong> denen es ohnehin<br />

noch viel zu wenige gibt,<br />

- als Wege/Straßen für Kutsch- und Kremserfahrten,<br />

- als Straßen für den langsamen Wirtschaftsverkehr<br />

(z. B. Landwirtschaft,<br />

Forst),<br />

- als Stichstraßen zu touristischen Attraktionen<br />

wie Naturparks, technischen<br />

Denkmälern, Schaubergwerken u. a.,<br />

- als Radwege in straßenbegleitender<br />

Form oder auf separater Linie quer durch<br />

die Landschaft, wie in Holland oder<br />

Nordrhein-Westfalen.<br />

Warum sollte an derartigen Wegen und<br />

Straßen nicht auch “rein zufällig“ die touristische<br />

Infrastruktur ihren Platz finden,<br />

z. B. Gaststätten, Hotels, Reiterhöfe, Freizeitparks,<br />

Bootsliegestellen, Strandbäder,<br />

Golfplätze u. a. m.<br />

Mit derartigen neuen Alleen würde man<br />

ihrer Erhaltung im historischen Sinne am<br />

meisten gerecht werden, denn Gestaltungsform<br />

und Nutzungsinhalte wären<br />

hier wieder konfliktfrei vereint.<br />

48<br />

Wegen der hier möglichen Bauweise, z. B.<br />

als Pflasterstraßen oder Sommerwege und<br />

der dadurch erzwungenen langsamen<br />

Fortbewegung würde es sicher auch kaum<br />

Probleme mit dem Abkommen <strong>von</strong> der<br />

Fahrbahn oder dem Aufprall auf Bäume<br />

geben. Der Bewuchs, die Landschaft und<br />

umgebende Natur wären wieder menschlich<br />

erlebbar, ohne dass jeder verstohlene<br />

Blick dorthin lebensgefährlich ist.<br />

Aus der Sicht der Bäume wären derartige<br />

Lösungen ebenfalls optimal, denn sie finden<br />

hier weitgehend natürliche Wachstumsbedingungen<br />

vor. Das ihnen zusagende<br />

Umfeld würden sie durch ein doppelt<br />

so langes Baumleben wie an Bundesund<br />

Landesstraßen und deutlich geringere<br />

Unterhaltungskosten infolge höherer<br />

Vitalität danken.<br />

Ich möchte hierzu abschließend ein Zitat<br />

<strong>von</strong> Bundesumweltminister Jürgen Trittin<br />

anlässlich der Auftaktveranstaltung “Alleen<br />

besser schützen“ vom September 1999 einfügen:<br />

“Der Schutz und die Pflege des Kulturgutes<br />

Alleen ist dringlicher denn je. Dabei<br />

scheint ihr Wert für touristische Zwecke,<br />

etwa für Formen des sanften Reisens, noch<br />

gar nicht richtig erkannt worden zu sein.<br />

Es ist zu wünschen, dass die Gemeinden<br />

und ihre Bürgerinnen und Bürger den<br />

Natur- und Umweltschutz noch mehr als<br />

bisher als ihre ureigenste Aufgabe ansehen.<br />

Die Pflanzaktion der Städte und Gemeinden<br />

zur Jahrtausendwende wird zu<br />

einem grüneren Deutschland beitragen<br />

und auch das Interesse der Öffentlichkeit<br />

für eine harmonische Einbindung <strong>von</strong> Siedlungen<br />

in die Kulturlandschaft wecken.<br />

In diesem Sinne wünsche ich der Aktion<br />

zahlreiche aktive Partner und viel Erfolg.“<br />

Dem ist nichts hinzuzufügen.


Anhang<br />

Kosten <strong>von</strong> Alleen<br />

1 Erhalt bestehender Alleen an<br />

schnell befahrenen Straßen<br />

1.1 Kosten für Unterhalt und Pflege<br />

Für die Unterhaltung und Pflege <strong>von</strong> Straßen<br />

und Brücken einschließlich sämtlichen<br />

Straßenzubehörs, also auch der Alleenbäume,<br />

standen 1999 in Brandenburg für Landesstraßen<br />

ca. 60 Mio. DM zur Verfügung.<br />

Da<strong>von</strong> wurden für die Unterhaltung, Sicherheit<br />

und Nachpflanzung (ca. 1 % des<br />

Bestandes) in Alleen ca. 10 Mio. DM, d. h.<br />

15 % der Gesamtsumme ausgegeben.<br />

Wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass 60 % der<br />

Aufwendungen für eine Alleelänge <strong>von</strong><br />

1.800 km an Landstraßen erforderlich sind,<br />

ergeben sich jährliche Kosten zu<br />

K1a = 0,6 · 10 Mio.: 1.800<br />

K1a = 3.300 DM/(km · a)<br />

Für einen 20-jährigen Betrachtungszeitraum<br />

ergibt sich – entsprechend EWS27 –<br />

bei einem Zinssatz p = 3 %/a ein Barwertfaktor<br />

<strong>von</strong><br />

bf = 14,9 a<br />

Damit errechnen sich die aktualisierten<br />

Kosten K1 für Unterhaltung, Sicherheit und<br />

Nachpflanzung zu<br />

K1 = 14,9 · 3.300<br />

K1 = 49.200 DM/km<br />

1.2 Schließung alter Lücken<br />

Als Nachholbedarf bzw. für steigende<br />

Ausfälle sind jährlich im Mittel weitere 4 %<br />

des Bestandes nachzupflanzen:<br />

27 Empfehlungen für Wirtschaftslichkeitsuntersuchungen<br />

an Straßen EWS, Forschungsgesellschaft<br />

für Straßen- und Verkehrswesen, Entwurf 1997<br />

6 Bäume/km in der Qualität: 3 x verpflanzt,<br />

18-20 cm Stammumfang, Ballenware<br />

einschl. aller Nebenarbeiten und<br />

Fertigstellungs- bzw. Entwicklungspflege<br />

bis zu 5 Jahren nach der Pflanzung; Aufwand:<br />

600 DM/Baum<br />

Die Ausgaben für den Nachholbedarf betragen<br />

KB2 = 6 · 600<br />

KB2 = 3.600 DM/km<br />

afq = 0,0331 1/a Annuitätenfaktor für<br />

eine mittlere Lebensdauer <strong>von</strong> 80 Jahren<br />

Jährliche Kosten:<br />

K2a = 0,0331 · 3.600<br />

K2a = 119,2 DM/(km · a)<br />

Die aktualisierten Kosten betragen<br />

K2 = 14,9 · 119,2<br />

K2 = 1.800 DM/km<br />

1.3 Verkehrssicherungspflicht<br />

Mit den Tätigkeiten für die Baumüberwachung,<br />

Verkehrssicherungspflicht, Pflege,<br />

Nachpflanzung <strong>von</strong> Alleen, Abwicklung<br />

<strong>von</strong> Schadensfällen, Aufträge an Gutachter,<br />

Planer und Ausführungsbetriebe waren<br />

7 % des derzeitigen Unterhaltungspersonals<br />

in den Straßenbauämtern 1999<br />

beschäftigt, d. h. ca. 60 Arbeitskräfte<br />

(Lohnkosten 65.000 DM/(Pers · a))<br />

K3a = 60 · 65.000 : 1.800<br />

K3 a = 2.170 DM/(km · a)<br />

Die aktualisierten Kosten betragen<br />

K3 = 14,9 · 2.170<br />

K3 = 32.300 DM/km<br />

1.4 1.4 Kosten Kosten für für die die die passive passive<br />

passive<br />

49


Anhang<br />

Kosten <strong>von</strong> Alleen<br />

Für die Minderung der Gefahren in Alleen<br />

mit einem Baumbestand, der in einem zu<br />

geringen <strong>Abstand</strong> vom <strong>Fahrbahnrand</strong> steht<br />

und in Brandenburg leider sehr häufig ist<br />

bei gleichzeitig zu engen Straßenquerschnitten,<br />

ist die Anbringung <strong>von</strong> Schutzplanken<br />

unabdingbar.<br />

Aufwendungen 160.000 DM/km<br />

Laufenden Kosten 5 % der Aufwendung<br />

afq = 0,08377 1/a Annuitätenfaktor für<br />

15-jährigen Abschreibungszeitraum<br />

Jährliche Kosten:<br />

K4a = 0,08377 · 1,05 · 160.000<br />

K4a = 14.100 DM/(km · a)<br />

Aktualisierte Kosten:<br />

K4 = 14,9 · 14.100<br />

K4 = 209.700 DM/km<br />

Bei Straßenquerschnitten, die gegenüber<br />

geltenden Regelwerken zu eng sind und<br />

durch Schutzplanken zusätzlich eingeengt<br />

werden, ist eine sichere Straßenbenutzung<br />

durch Fußgänger und Radfahrer<br />

nicht mehr möglich. Außerhalb der Kronentraufe<br />

der alten Bäume sind deshalb<br />

einseitige Geh-/Radwege anzulegen.<br />

Da durch getrennte Wege für Radfahrer<br />

und Fußgänger erhebliche Zusatznutzen<br />

entstehen, werden die Kosten für Grunderwerb,<br />

Bau und Unterhalt dieser Wege<br />

nicht dem Erhalt und der Sicherung <strong>von</strong><br />

Alleen zugerechnet. Bewertet wird aber<br />

für 60 % der Alleenlänge mit geringem<br />

<strong>Abstand</strong> der Baumreihen der zusätzliche<br />

Grunderwerb zwischen Fahrbahn und<br />

Geh-/Radweg durch die notwendig werdenden<br />

Radwege und ihrer Lage in grö-<br />

50<br />

1.4 Kosten für die passive Sicherheit<br />

1.5 Sicherheitsmaßnahmen für<br />

Fußgänger und Radfahrer<br />

ßerem <strong>Abstand</strong> zur Straße. Diese ergibt sich<br />

zu ca. 10 m (Kronenradius der Bäume<br />

zzgl. 1,50 m Schutzraum für das Wurzelwerk<br />

abzgl. der Breite neben der Fahrbahn,<br />

die bereits Eigentum des Baulastträgers<br />

ist).<br />

Grunderwerbskosten 1,50 DM/m 2<br />

Aufwendungen für den Grunderwerb<br />

KB5 = 0,6 · 10,0 · 1,5 · 1.000<br />

KB5 = 9.000 DM/km<br />

für einen Abschreibungszeitraum n = ∞<br />

afq = 0,03 1/a<br />

K5a = 0,03 · 9.000<br />

K5a = 270 DM/(km · a)<br />

Die aktualisierten Kosten ergeben sich zu<br />

K5 = 14,9 · 270<br />

K5 = 4.000 DM/km<br />

1.6 Maßnahmen <strong>zum</strong> Eingriffsausgleich<br />

Die zusätzliche Flächeninanspruchnahme,<br />

<strong>zum</strong>indest die Versiegelung durch den<br />

Geh-/Radwegebau, unterliegt der Eingriffsregelung<br />

und ist deshalb mit geeigneten<br />

Maßnahmen mindestens im Verhältnis<br />

1 : 1 außerhalb des Straßenlandes zu<br />

kompensieren. Die Kompensationsmaßnahmen<br />

sind dauerhaft zu pflegen bzw.<br />

zu unterhalten.<br />

Die Kosten hierfür werden mit den Nutzen<br />

des Geh-/Radweges verrechnet.


1.7 Zusammenstellung<br />

Ein Kilometer Alleen-Erhalt kostet:<br />

(1) Unterhalt und Pflege<br />

49.200 DM/km<br />

(2) Schließung alter Lücken<br />

1.800 DM/km<br />

(3) Verkehrssicherungspflicht<br />

32.300 DM/km<br />

(4) Passive Schutzeinrichtungen<br />

209.700 DM/km<br />

(5) Sicherung <strong>von</strong> Fußgängern<br />

und Radfahrern 4.000 DM/km<br />

Gesamt 297.000 DM/km<br />

2 Pflanzung und Unterhalt neuer<br />

Alleen abseits schnell befahrener<br />

Straßen<br />

2.1 Grunderwerb<br />

Für eine Pflanzung im <strong>Abstand</strong> <strong>von</strong> 3,0 m<br />

vom Rand langsam befahrener Wege<br />

(Rad-/Fußwege, landwirtschaftliche Wege)<br />

werden max. beiderseits zusätzliche Flächen<br />

in einer Breite <strong>von</strong> 4,0 m benötigt.<br />

Flächenbedarf:<br />

2 · 4,0 · 1.000 = 8.000 m²/km<br />

Aufwendungen Grunderwerb:<br />

KB6 = 8.000 · 1,5<br />

KB6 = 12.000 DM/km<br />

af q = 0,03 1/a für einen Abschreibungszeitraum<br />

n = ∞<br />

Jährliche Kosten:<br />

K6 a = 0,03 · 12.000<br />

K6 a = 360 DM/(km · a)<br />

Aktualisierte Kosten:<br />

K6 = 14,9 · 360<br />

K6 = 5.400 DM/km<br />

2.2 Ausgleich/Ersatz<br />

nach Eingriffsregelung<br />

Die Verpflichtung zu Ausgleich/Ersatz entfällt,<br />

da die zusätzlich erworbene Fläche<br />

nicht versiegelt wird, sondern sogar eine<br />

ökologische Aufwertung durch die Alleebepflanzung<br />

erfährt (Landschaftsbildfunktion/Biotopvernetzung).<br />

2.3 Neupflanzung<br />

Bei einem Baumabstand <strong>von</strong> 15 m in der<br />

Reihe müssen je Kilometer 70 Bäume gepflanzt<br />

werden, d. h. beidseitig 140 Bäume/km;<br />

Qualität: 3 x verpflanzte Hochstämme,<br />

Stammumfang 18 – 20 cm, Ballenware<br />

einschl. aller Nebenarbeiten und<br />

Fertigstellungs-/ Entwicklungspflege bis<br />

5 Jahre nach der Pflanzung.<br />

Aufwendungen:<br />

KB7 = 140 · 600<br />

KB7 = 84.000 DM/km<br />

Mittlere Lebensdauer 160 Jahre:<br />

af q = 0,03027<br />

Jährliche Kosten:<br />

K7a = 0,03027 · 84.000<br />

= 2.500 DM/(km · a)<br />

K7 a<br />

Aktualisierte Kosten:<br />

K7 = 14,9 · 2.500<br />

K7 = 37.300 DM/km<br />

2.4 2.4 Passive Passive Schutzeinrichtungen<br />

Schutzeinrichtungen<br />

Schutzeinrichtungen<br />

51


Anhang<br />

Kosten <strong>von</strong> Alleen<br />

Schutzplanken sind bei diesem langsamen<br />

Verkehr nicht erforderlich.<br />

Es kann da<strong>von</strong> ausgegangen werden,<br />

dass für die jungen Bäume in den ersten<br />

20 Standjahren keine Aufwendungen zur<br />

Wahrnehmung der Verkehrssicherungspflicht<br />

anfallen, da weder trockene Äste<br />

herabstürzen noch Kronen auseinander<br />

brechen können.<br />

Für die Unterhaltungspflege/Kronenerziehung<br />

sind in den ersten 15 Standjahren<br />

nach Abschluss der Fertigstellungspflege<br />

(siehe 2.3) i. M. ca. 250 DM/Baum erforderlich.<br />

K8 = 140 · 250<br />

K8 = 35.000 DM/km<br />

Ein Kilometer Allee-Neupflanzung kostet<br />

an unbepflanzten Wegen (Bewertungszeitraum<br />

20 Jahre):<br />

(6) Grunderwerb 5.400 DM/km<br />

(7) Neupflanzung 37.300 DM/km<br />

(8) Kronenerziehung 35.000 DM/km<br />

Gesamt 77.700 DM/km<br />

52<br />

2.4 Passive Schutzeinrichtungen<br />

2.5 Personalkosten<br />

2.6 Unterhaltungspflege/<br />

Kronenerziehung<br />

2.7 Zusammenstellung<br />

3 Kostenvergleich<br />

Der Erhalt bestehender Alleen an schnell<br />

befahrenen Straßen mit Sicherungsmaßnahmen<br />

gegen Baumunfälle verursacht<br />

volkswirtschaftliche Kosten (Berechnungszeitraum<br />

20 Jahre) <strong>von</strong> ca.<br />

300.000 DM/km<br />

Alleen-Neupflanzungen an bisher unbepflanzten<br />

langsam befahrenen Wegen<br />

verursachen volkswirtschaftliche Kosten<br />

<strong>von</strong> ca.<br />

80.000 DM/km<br />

Der Erhalt bestehender Alleen an schnell<br />

befahrenen Straßen kostet fast 4-mal soviel<br />

wie das Pflanzen und der Unterhalt<br />

neuer Alleen an langsam befahrenen<br />

Wegen.<br />

Es ist daher in jedem Einzelfall sorgfältig<br />

abzuwägen, ob Alleen an schnell befahrenen<br />

Straßen erhalten werden sollen oder<br />

ob stattdessen in größerem Umfang für<br />

dasselbe Geld neue Alleen an Wegen<br />

gepflanzt werden, auf denen langsamer<br />

(Fußgänger- und Radfahrer–)Verkehr die<br />

Regel ist.


Literatur<br />

Balder, H.: Effektive Maßnahmen <strong>zum</strong> Schutz der Wurzeln <strong>von</strong> <strong>Bäumen</strong>,<br />

Das Gartenamt, Heft 11/1993<br />

Balder, H. und F. Wöllner: Zum Kenntnisstand der Wundbehandlung an<br />

Wurzeln <strong>von</strong> Laubbäumen, Stadt und Grün, Heft 4/1996<br />

Balder, H.: Wurzelschäden und Wurzelbehandlungen, Vortrag, 13. Osnabrücker<br />

Baumpflegetage, 1995<br />

Baum, H., K.-J. Höhnscheid: Volkswirtschaftliche Kosten der Personenschäden<br />

im Straßenverkehr, Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft M 102,<br />

Bergisch Gladbach 1999<br />

Blauermel, G.: Der Baum und das Recht, FLL-Seminarreihe, 1992/1993<br />

DIN EN 1317-2; Rückhaltesysteme an Straßen, Teil 2: Schutzeinrichtungen -<br />

Leistungsklassen, Abnahmekriterien für Anprallprüfungen und Prüfverfahren<br />

für Schutzeinrichtungen, Ausgabe 1998-07<br />

Dujesiefken, D.: Baumschäden als Folge <strong>von</strong> Tiefbaumaßnahmen – Schutz<br />

<strong>von</strong> Alleebäumen im Bereich <strong>von</strong> Baustellen, Vortrag anlässlich des 6. Internat.<br />

Alleebaumkolloquiums am 21.09.1992 in Berlin-Dahlem<br />

Empfehlungen für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen an Straßen EWS, Forschungsgesellschaft<br />

für Straßen- und Verkehrswesen, Entwurf 1997<br />

Fröhlich, H.-J.: Zauber der Alleen – Schutz und Erneuerung, Jahrbuch der<br />

Baumpflege 2000, Thalaker Verlag, Braunschweig<br />

Höhnscheid, K.-J., R. Krupp, W. Köppel und V. Meewes: Bewertung der Straßenverkehrsunfälle<br />

– Entwicklung der Unfallkosten in Deutschland 1995 bis<br />

1998 – Unfallkostensätze 2000, Straßenverkehrstechnik, 44 (2000), Nr. 9<br />

Hübner, O.: Der Straßenbaum, Paul Parey, Berlin 1914<br />

Institut für Gehölze in der Landschaft, Land Brandenburg, Landesauswertung<br />

der Alleendaten <strong>von</strong> Bundes- und Landesstraßen“, 1994<br />

Kleinschmidt, P., W. Köppel, V. Meewes und G. Weise: Ausbaubedarf Freie<br />

Strecke <strong>von</strong> Bundes- und Landesstraßen im Land Brandenburg, Ministerium<br />

für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr Potsdam, Februar 2000<br />

Kuler, H.: Die Alleen Ostdeutschlands 10 Jahre nach der Wende – dargestellt<br />

am Beispiel Brandenburgs, Jahrbuch der Baumpflege 2000, Thalacker Verlag,<br />

Braunschweig<br />

53


Literatur<br />

Kuler, H.: Pflege und Erhaltung <strong>von</strong> Alleebäumen aus der Sicht der Verkehrssicherung<br />

und des Naturschutzes, FGSV-Kolloquium 1993 in Darmstadt<br />

Langwieder, K., H. Bäumler: Priorities of Real Car Crashes and the Agreement of Real<br />

Accidents with Results from Crash Testing, Büro für Kfz-Technik des HUK-Verbandes,<br />

München 1994<br />

Lipphard, D. und V. Meewes: Geschwindigkeiten in den neuen Bundesländern, Verhaltensänderungen<br />

1991-1993, neue Fahrbahnen, Ausstattung, Umfeld, Mitteilungen<br />

Nr. 35 der Beratungsstelle für Schadenverhütung, Köln 1994<br />

Loh, S.: Auswirkungen <strong>von</strong> Straßenbaumaßnahmen auf Baumalleen, Berichte der BASt,<br />

Straßenbau Heft S 10, 1995<br />

Maier, R., V. Meewes und V. Neumann: Baumspiegel und überwachtes Tempo 80 in<br />

Alleen, Informationen des Institutes für Straßenverkehr Köln (ISK), August 1999<br />

Manssen, G.: Der Schutz vor Baumunfällen als Aufgabe der staatlichen Straßen- (Bau-)<br />

Verwaltung, Rechtsgutachten, Regensburg 2000<br />

Meewes, V. und K. Eckstein: Baum-Unfälle - Maßnahmen, Entwicklung 1995/1998,<br />

Empfehlungen; Informationen des Institutes für Straßenverkehr Köln (ISK), Oktober 1999<br />

Neumann, K.: Der Baum in der Landschaft, FLL-Seminarreihe, 1992/1993<br />

Richtlinien für passive Schutzeinrichtungen an Straßen (RPS), Forschungsgesellschaft<br />

für Straßen- und Verkehrswesen, Köln 1989<br />

Richtlinien für die Anlage <strong>von</strong> Straßen RAS, Teil: Linienführung (RAS-L), Forschungsgesellschaft<br />

für Straßen- und Verkehrswesen, Köln 1995<br />

Schnabel, W., D. Lohse: Grundlagen der Straßenverkehrstechnik und der Verkehrsplanung,<br />

Band 1, Verlag für Bauwesen, Berlin 1997<br />

Schandersson, R.: Trafiksäkerhet vid avkörning i vägens sidoutrymme, VTI-Rapport, Nr.<br />

203, Linköping 1998<br />

Thomas, M.: Zur Geschichte der Straßenbegrünung, Archiv für die Geschichte des Straßen-<br />

und Verkehrswesens, Heft 14, Kirschbaum Verlag Bonn, 1999<br />

54


Mitteilungen, Empfehlungen<br />

und Informationen des ISK<br />

In der Reihe „Mitteilungen“ werden Ergebnisse <strong>von</strong> Untersuchungen<br />

über den Zusammenhang zwischen Sicherheit<br />

und Verhalten und/oder baulichen und verkehrsregelnden<br />

Maßnahmen dargestellt:<br />

Nr. 1 Leutzbach: Fußgängerunfälle und Einwohnerzahl<br />

in den kreisfreien Städten in Nordrhein-Westfalen. Als<br />

Manuskript. - Köln 1957 (Nachdruck in „Deutsche Verkehrswacht“,<br />

H. 1/1958)<br />

Nr. 2 Pfundt Bearb.: Unfallgewichte. Zusammenfassung<br />

<strong>von</strong> Überlegungen, die bei der Sitzung des Unterausschusses<br />

„Unfallkosten“ der Forschungsgesellschaft für<br />

das Straßenwesen e.V. am 16. April 1959 in München<br />

vorgetragen wurden. - (1959) (maschinenschrift. vervielft.)<br />

Nr. 3 Egert: Stand der theoretischen Verkehrsforschung<br />

in den Vereinigten Staaten <strong>von</strong> Amerika. - 1963 (maschinenschriftl.<br />

vervielft.)<br />

Nr. 4 Pfundt: Zur Frage der Angabe <strong>von</strong> Kriterien und<br />

Einsatzgrenzen für Fußgängerüberwege. - 1964<br />

(maschinenschriftl. vervielft.)<br />

Nr. 5 Pfundt: Vorfahrtunfälle. Regulativ der Bordschwelle<br />

oder Signalanlage? - 1965 (maschinenschriftl. vervielft.)<br />

Pfundt: Vorträge und Übungen zu den Themen Verkehrsregelung<br />

an Kreuzungen und Einmündungen, Verkehrsregelung<br />

für die freie Strecke, Grundsätze der Beschilderung<br />

(u.) Sicherung des Fußgängerquerverkehrs für Studienkurse<br />

für Verkehrssachbearbeiter, 1968 (maschinenschriftl.<br />

vervielft.)<br />

Nr. 6 Pfundt: Studienkurse für Verkehrssachbearbeiter, 1972<br />

und<br />

Nr. 6a/b Pfundt/Meewes/Schilberg/Maier: Studienkurse für<br />

Verkehrssachbearbeiter: Fußgänger- und Radfahrerverkehr,<br />

1980<br />

Nr. 7 Schilberg: Unfalltypen-Katalog, Ein Leitfaden zur<br />

Bestimmung des Unfalltyps entsprechend den Richtlinien<br />

zur Führung <strong>von</strong> Unfalltypen-Steckkarten, 1970<br />

Nr. 8 Auswertung <strong>von</strong> Straßenverkehrsunfällen, Sonderdruck<br />

des Merkblattes der Forschungsgesellschaft für das<br />

Straßenwesen e.V., 1974<br />

Nr. 9 Schutzplanken und Blendschutzzäune, Sonderdruck<br />

des Merkblattes der Forschungsgesellschaft für das Straßenwesen<br />

e.V., 1974<br />

Nr. 10 Schilberg/Kegel: Straßenverkehrsunfälle und Maßnahmen<br />

an den Gefahrenstellen einer Großstadt, Bericht<br />

über eine Untersuchung der Unfallschwerpunkte 1972 in<br />

Köln, 1975<br />

Nr. 11 Pfundt/Hülsen: Empfehlungen zur Schulwegsicherung,<br />

Aufstellung <strong>von</strong> Schulwegplänen; Anlage <strong>von</strong> Schulbushaltestellen,<br />

1979 (ersetzt durch Empfehlungen Nr.<br />

2)<br />

Nr. 12 Pfundt/Meewes/Eckstein: Verkehrssicherheit neuer<br />

Wohngebiete, Unfall- und Strukturanalyse <strong>von</strong> zehn Neubaugebieten,<br />

1975<br />

Nr. 13 Pfundt/Meewes: Untersuchungen über Sicherheitsgurte,<br />

1975<br />

Nr. 14 Pfundt/Meewes/Maier: Verkehrsberuhigung in Wohngebieten,<br />

Modell Köln - Vorüberlegungen; Planung, 1977<br />

Pfundt/Hülsen: Verkehrsunfälle in Berlin - Bericht über<br />

Untersuchungen <strong>von</strong> Straßenverkehrsunfällen aufgrund<br />

der amtlichen Statistik und einer Stichprobe <strong>von</strong> 13.000<br />

Unfällen, 1977<br />

Nr. 15 Pfundt: Abschalten <strong>von</strong> Lichtsignalanlagen, Empfehlungen<br />

- Begründung, 1979 (ersetzt durch Empfehlungen<br />

Nr. 4)<br />

Nr. 16 Alrutz/Meewes: Untersuchungen <strong>zum</strong> Radverkehr<br />

in Köln, Unfallanalyse; Empfehlungen; Radverkehrsnetz<br />

für Porz, 1980<br />

Nr. 17 Verkehrsberuhigung in Wohnbereichen, Langzeitwirkungen<br />

auf Sicherheit und Geschwindigkeiten; Untersuchungen<br />

über Kraftfahrer- und Fußgängerverhalten;<br />

Verkehrswirklichkeit im Kinderbild, 1980<br />

Nr. 18 Pfundt/Meewes/Stolte: Verkehrsstraßen in Geschäftsbereichen,<br />

Berliner Straße und Dürener Straße in Köln:<br />

Untersuchungen, Vorschläge, 1980<br />

Nr. 19 Neue Fahrbahnmarkierungen, Sonderdruck der<br />

Gegenüberstellung HMB 54 und RMS 80, 1980<br />

Nr. 20 Pfundt/Stolte/Frielingsdorf/Romahn: Heim- und Freizeitunfälle,<br />

Bisherige Erkenntnisse; Vorüberlegungen für<br />

weitere Untersuchungen, 1981<br />

Nr. 21 Maier: Verkehrsberuhigung: Erfahrungen mit<br />

Schwellen, 2., neu bearbeitete Auflage, 1982<br />

Nr. 22 Meewes/Maier: Modellversuch B 33: 2+1-spurige<br />

Landstraßen, Verkehrssicherheit; Verkehrsablauf; Meinungsbild,<br />

1984/1986<br />

Nr. 23 Abschalten <strong>von</strong> Lichtsignalanlagen, Auswirkungen;<br />

Bewertung; Empfehlungen, 1983<br />

Nr. 24 Maier: Fußgängersicherheit in Städten, Untersuchungen<br />

zu Unfallgeschehen, Verkehrsstärken und Verhalten,<br />

1984<br />

Nr. 25 Alrutz/Heintorf: Zulässigkeit des Radverkehrs auf<br />

linksliegenden Radwegen, Forschungsauftrag 3.151 der<br />

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen,<br />

1983<br />

Nr. 26 Pfundt: Bedeutung und Charakteristik <strong>von</strong> Heimund<br />

Freizeitunfällen, Ergebnisse <strong>von</strong> 90.000 Haushaltsbefragungen,<br />

1985<br />

Nr. 27 Pfundt/Schmid-Schmieder: Möglichkeiten zur Verhütung<br />

<strong>von</strong> Heim- und Freizeitunfällen, Ergebnis der<br />

Überprüfung des Einflusses <strong>von</strong> Sicherheitskampagnen<br />

auf das Risikobewußtsein, 1986<br />

Nr. 28: Beiträge zur Straßenbeleuchtung und <strong>zum</strong> Nachtbetrieb<br />

<strong>von</strong> Lichtsignalanlagen, 1986<br />

Nr. 29 Pfundt/Eckstein/Meewes: Zonen-Geschwindigkeits-<br />

Beschränkung, Praxis der Gemeinden bei der Einrichtung<br />

<strong>von</strong> Zonen, Auswirkungen auf Geschwindigkeiten<br />

und Verkehrssicherheit, Mitherausgeber: Innenministerium<br />

Baden-Württemberg, 1989<br />

Nr. 30 Pfundt: Kölner Protokoll ’89 <strong>zum</strong> Radverkehr - Ein<br />

Versuch, 1989<br />

Nr. 31 Maier: Ortsdurchfahrten, Verbesserung der Verkehrssicherheit,<br />

1991, Mitherausgeber: Bundesanstalt für<br />

Straßenwesen<br />

Nr. 32 Radverkehr, Sonderdruck der Empfehlungen Nr. 3<br />

und 7a und der Mitteilung Nr. 30 mit Bemerkungen <strong>zum</strong><br />

aktuellen Stand, 1991<br />

Nr. 33 Hülsen: Unfälle mit Radfahrern in Bayern, 1993<br />

Nr. 34 Meewes: Mobile und ortsfeste Geschwindigkeitsüberwachung,<br />

Auswirkungen auf Verhalten und Verkehrssicherheit,<br />

1993<br />

55


Mitteilungen, Empfehlungen<br />

und Informationen des ISK<br />

Nr. 35 Lipphard/Meewes: Geschwindigkeiten in den neuen<br />

Bundesländern, Verhaltensänderungen 1991-1993,<br />

Neue Fahrbahnen, Ausstattung, Umfeld, 1994<br />

Nr. 36 Meewes/Butterwegge: Verkehrs-Sicherheits-Prüfung<br />

- VSP, Verfahren, Ergebnisse aus Mecklenburg-Vorpommern,<br />

1995<br />

Nr. 37 Lipphard: Unfallkommission <strong>von</strong> innen, Informationen<br />

aus und Empfehlungen für Unfallkommissionen,<br />

1998<br />

Nr. 38 Eckstein/Meewes: Erkennen und Bewerten <strong>von</strong> Unfallhäufungen,<br />

Untersuchungen an Unfalltypen-Steckkarten,<br />

1998<br />

Die Reihe „Empfehlungen“ wendet sich an die Praktiker<br />

und zeigt, wie die Verkehrssicherheit erhöht werden kann<br />

bei Berücksichtigung der Anforderungen des Umweltschutzes,<br />

des Stadt- und Landschaftsbildes sowie kostengünstiger<br />

Ausführung. Bisher sind erschienen:<br />

Nr. 1 Pfundt/Meewes/Maier: Verkehrsberuhigung in Wohnbereichen,<br />

Teil 1: Grundlagen, Teil 2: Rahmenplanung,<br />

Teil 3: Planung, Entwurf, Durchführung, 1980 (ersetzt<br />

durch Empfehlungen Nr. 6 und Nr. 8)<br />

Nr. 2 Pfundt/Hülsen: Schulwegsicherung, Teil 1: Aufstellung<br />

<strong>von</strong> Schulwegplänen, Teil 2: Anlage <strong>von</strong> Schulbushaltestellen,<br />

1980 (ersetzt durch Empfehlungen Nr. 10)<br />

Nr. 3 Pfundt/Alrutz/Hülsen: Radverkehrsanlagen, Forschungsgesellschaft<br />

für Straßen- und Verkehrswesen:<br />

Empfehlungen für Planung, Bau und Betrieb <strong>von</strong> Radverkehrsanlagen;<br />

Erläuterungen und Begründungen,<br />

1982 (ersetzt durch ERA 95)<br />

Nr. 4 Pfundt/Meewes/Maier: Betrieb <strong>von</strong> Lichtsignalanlagen<br />

bei Nacht, Teil 1: Empfehlungen, Teil 2: Begründungen,<br />

1983<br />

Nr. 5a Pfundt: Zonen-Geschwindigkeits-Beschränkungen,<br />

Vorläufige Hinweise, 1985 (ersetzt durch Empfehlungen<br />

Nr. 8)<br />

Nr. 6 Pfundt/Meewes: Verkehrserschließung <strong>von</strong> Wohnbereichen,<br />

Umgestaltung; Neuplanung, 1986<br />

Nr. 7a Alrutz/Hülsen: Freigabe linker Radwege, Vorläufige<br />

Hinweise für eine nachträgliche Freigabe straßenbegleitender<br />

Radwege <strong>zum</strong> Linksfahren, 1988<br />

Nr. 8 Tempo 30-Zonen - Auswahl und Einrichtung, 1990<br />

Nr. 9 Planung und Entwurf <strong>von</strong> Landstraßen - PELa;<br />

Teil 1: Dringlichkeiten, Teil 2: Ortsumgehungen, Teil 3:<br />

Ortsdurchfahrten, Teil 4: Außerortsstraßen, 1993<br />

Nr. 10 Schulwegsicherung; Analysen, Maßnahmen, Schulwegpläne,<br />

1998<br />

Nr. 11 Meyer-Stender/Hackelberg/Gnaß: Sicherung des<br />

Verkehrs auf Straßen (SVS) - Grundlagen für die Arbeit in<br />

der Straßenverkehrsbehörde, 1998<br />

Nr. 12 : Sicherung des Verkehrs auf Straßen (SVS) - Auswertung<br />

<strong>von</strong> Straßenverkehrsunfällen, Teil 1: Führen und<br />

Auswerten <strong>von</strong> Unfalltypen-Steckkarten, 1998<br />

56<br />

In der Reihe „Informationen“ sind seit 1994 folgende Ausarbeitungen<br />

zu aktuellen Themen erschienen:<br />

Köppel/Meewes: Gerichtsurteile zu Aufpflasterungen und<br />

Schwellen - Analyse und Folgerungen, 1994<br />

Meewes: Zur Abgrenzung <strong>von</strong> Unfällen mit schwerem<br />

oder leichtem Sachschaden, 1994<br />

Meewes/Degener: Aufzeichnungen über Straßenverkehrsunfälle<br />

- Polizeiliche Unfallaufnahme oder Beweissicherung<br />

durch Private, 1997<br />

Hülsen/Meewes: Unfälle mit Hindernissen am <strong>Fahrbahnrand</strong><br />

- Maßnahmen, Wirkungen, Sicherheitspotentiale,<br />

Empfehlungen, 1997<br />

Unfalltypen-Katalog - Leitfaden zur Bestimmung des Unfalltyps,<br />

1998<br />

Unfalltypen-Katalog - 3,5" Diskette für Windows PC, 1999<br />

Rangfolgen für Unfallhäufungen - 3,5" Diskette für Windows<br />

PC, 1999<br />

Meewes/Eckstein: : Baum-Unfälle - Maßnahmen, Entwicklung<br />

1995/1998, Empfehlungen, 1999<br />

Meewes: Straßenverkehrssicherheit - Materialien für Ausund<br />

Fortbildung, 2000<br />

Außerhalb der Schriftenreihen sind erschienen: Videos, Begleitbroschüren<br />

und CD-ROM für Bürger, Politiker, Planer<br />

und ausführende Fachleute:<br />

ERA 95: „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ der<br />

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen<br />

und der Beratungsstelle für Schadenverhütung, 1995<br />

Radverkehrsanlagen - Einführung zu den Empfehlungen<br />

für Radverkehrsanlagen (ERA), 1995<br />

Radverkehrsanlagen, Video, 1995<br />

Schulwegsicherung, Ein Heft für Eltern, 1998<br />

Schulwegsicherung, Video, 1996<br />

Schulwegsicherung, CD-ROM, 1997<br />

„Unterwegs mit dem Auto“ StVO-Regeln - einfach und<br />

verständlich, 1999<br />

CD-ROM „Unterwegs mit dem Auto“ StVO-Regeln - einfach<br />

und verständlich (und StVO-Auszüge, Bußgeldkatalog),<br />

1999<br />

Degener: Degener: „Zum Stellenwert der Unfallkommission“, aus<br />

Straßenverkehrstechnik, 11/1999<br />

Wohnstraßen und Tempo 30, 2000<br />

Wohnstraßen und Tempo 30 – Video, 2000<br />

Köppel/Meewes: Köppel/Meewes: Beurteilung der Verkehrssicherheit in<br />

den „Empfehlungen für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

an Straßen“ (EWS), Straße + Autobahn 9/2000<br />

Höhnscheid/Köppel/Krupp/Meewes: Höhnscheid/Köppel/Krupp/Meewes: Bewertung der<br />

Straßenverkehrsunfälle; Entwicklung der Unfallkosten in<br />

Deutschland 1995-1998 – Unfallkostensätze 2000, aus Stra

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