Frische Aussichten in der Metropolregion Nordwest - Ulrike Skäbe
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Der lange Weg <strong>der</strong> Wertstofftonne<br />
Von Planspielen, Produkthaftung und Potenzialen <strong>der</strong> Wertstofftonne – Geschäftsführer Lutz Siewek im Interview<br />
Was hat es mit dem Planspiel <strong>der</strong> Regierung<br />
auf sich, Herr Siewek?<br />
Das Planspiel des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />
für Umwelt ist Grundlage für die Fortschreibung<br />
<strong>der</strong> Verpackungsverordnung.<br />
Die Novelle des Bundesabfallrechts sieht<br />
vor, e<strong>in</strong>e Wertstofftonne zu <strong>in</strong>stallieren.<br />
Innerhalb des Planspiels s<strong>in</strong>d alle Prozessbeteiligten,<br />
wie Kommunen, Entsorgungswirtschaft,<br />
Umweltverbände, Hersteller,<br />
Handel, Duale Systeme und Verbraucher<br />
vertreten und entwickeln die<br />
Grundlagen für die neuen Regelungen<br />
zur Wertstofferfassung und Verwertung.<br />
Welche Ziele werden mit <strong>der</strong> Novellierung<br />
verfolgt?<br />
Mit <strong>der</strong> Novelle werden mehrere Ziele<br />
verfolgt. Von unserem Standpunkt am<br />
bedeutsamsten: Verpackungen und<br />
stoffgleiche Nichtverpackungen sollen<br />
geme<strong>in</strong>sam erfasst und e<strong>in</strong>em Recycl<strong>in</strong>g<br />
zugeführt werden. Grundlage dafür ist<br />
die Erweiterung <strong>der</strong> Produkthaftung.<br />
Deutschland ist e<strong>in</strong> rohstoffarmes Land,<br />
benötigt also dr<strong>in</strong>gend mehr Rohstoffe<br />
für die eigene Industrie. Die Entsorgungswirtschaft<br />
kann dazu e<strong>in</strong>en wichtigen<br />
Beitrag leisten, <strong>in</strong>dem wir alle Wertstoffe,<br />
Verpackungen und stoffgleiche<br />
Nichtverpackungen aus dem Abfall he-<br />
rausholen. Voraussetzung ist e<strong>in</strong>e Transparenz<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Systematik <strong>der</strong> Wertstofferfassung<br />
für den Bürger, die Hersteller,<br />
die Inverkehrbr<strong>in</strong>ger und die Dienstleister<br />
sowie e<strong>in</strong> ehrlicher Umgang aller Prozessbeteiligten<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
Wie stellt sich die Situation aktuell dar?<br />
Schon heute landen Verpackungen und<br />
stoffgleiche Materialien im Gelben Sack<br />
beziehungsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gelben Tonne.<br />
Die Menge <strong>der</strong> lizenzierten Verpackungen<br />
liegt bei 1,2 Millionen t/a. Real<br />
gesammelt und <strong>in</strong> den Sortieranlagen<br />
behandelt wird mehr als die doppelte<br />
Menge. E<strong>in</strong> wesentliches Ziel <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> Verpackungsverordnung<br />
ist, alle Systembeteiligten auch an <strong>der</strong><br />
F<strong>in</strong>anzierung des Systems zu beteiligen.<br />
Wie soll das aus Ihrer Sicht realisiert<br />
werden?<br />
Das Steuerungselement ist die Ausweitung<br />
<strong>der</strong> Produkthaftung auf alle <strong>in</strong><br />
Umlauf gebrachten Waren. Hersteller<br />
und Inverkehrbr<strong>in</strong>ger werden auch stoffgleiche<br />
Nichtverpackungen auf e<strong>in</strong>er<br />
gesetzlichen Grundlage lizenzieren. Der<br />
Vollzug wird über die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er<br />
geme<strong>in</strong>samen beliehenen Stelle sichergestellt.<br />
So sieht sie vorerst aus. Die zukünftige Wertstofftonne als Entwurf.<br />
Lutz Siewek,<br />
Geschäftsführer Nehlsen GmbH & Co. KG.<br />
Alle Verpackungen und stoffgleichen<br />
Materialien werden dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wertstofftonne<br />
erfasst und verwertet. Wie<br />
wirkt sich die Verän<strong>der</strong>ung auf die Hausmüllmengen<br />
aus?<br />
Nicht so drastisch wie von vielen vermutet.<br />
Die Studie <strong>der</strong> cyclos GmbH spricht<br />
von e<strong>in</strong>er Verschiebung von 7,0 kg/EW/a.<br />
2008 wurden <strong>in</strong> Deutschland circa 16,7<br />
Millionen t/a Haushaltsabfälle gesammelt,<br />
das zusätzliche Potenzial <strong>der</strong> Wertstofftonne<br />
liegt bei 570.000 t/a.* Diese<br />
Menge sollte auch <strong>in</strong> die Verwertung<br />
gelangen, für die Haushaltsabfuhr ist<br />
diese Mengenverschiebung jedoch ohne<br />
nennenswerte Auswirkung.<br />
Wo gibt es aus Ihrer Sicht noch Handlungsbedarf?<br />
Es muss e<strong>in</strong>deutig geklärt werden, wofür<br />
genau die Lizenzierungspflicht erweitert<br />
wird. Hierzu liegen konkrete Vorschläge<br />
vor. Der Bürger braucht e<strong>in</strong> komfortables<br />
e<strong>in</strong>deutig erklärbares System. Auch das<br />
ist im Entwurf gesichert. Nicht zuletzt<br />
e<strong>in</strong> fairer Wettbewerb mit offenem Marktzugang<br />
für alle Unternehmen mit<br />
Eignung und Leistungsfähigkeit sowie<br />
die Berücksichtigung von ökologischen<br />
M<strong>in</strong>deststandards, alles im Rahmen<br />
des Gesamtziels – mehr Rohstoffe für die<br />
Industrie.<br />
Danke für das Gespräch!<br />
*Quelle: Vortrag M<strong>in</strong>isterialdirektor<br />
Werner Ress<strong>in</strong>g, gehalten am 17. März<br />
2011 auf dem Kongress <strong>der</strong> Firma cyclos.<br />
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