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Kundenbeziehungsmanagement für interne IT-Dienstleister ...

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<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>interne</strong><br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> - Strategischer Rahmen, Prozessgestaltung<br />

und Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

DISSERTATION<br />

der Universität St. Gallen,<br />

Hochschule <strong>für</strong> Wirtschafts-,<br />

Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG)<br />

zur Erlangung der Würde eines<br />

Doktors der Wirtschaftswissenschaften<br />

vorgelegt von<br />

Malte Dous<br />

aus<br />

Deutschland<br />

Genehmigt auf Antrag der Herren<br />

Prof. Dr. Walter Brenner<br />

und<br />

Prof. Dr. Thomas Gutzwiller<br />

Dissertation Nr. 3332<br />

Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden 2007


Die Universität St. Gallen, Hochschule <strong>für</strong> Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften<br />

(HSG), gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne<br />

damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen Stellung zu nehmen.<br />

St. Gallen, den 21.05.2007<br />

Der Rektor:<br />

Prof. Ernst Mohr, PhD


Geleitwort v<br />

Geleitwort<br />

Die Zusammenarbeit zwischen <strong>IT</strong>-Abteilungen und Fachbereichen ist vor allem in<br />

grossen Unternehmen durch eine hohe organisationale Komplexität und erheblichen<br />

Koordinationsaufwand gekennzeichnet. Von Geschäftsseite her wird seit geraumer<br />

Zeit eine höhere Transparenz in der <strong>IT</strong>-Leistungserstellung und in der Kostenverrechnung<br />

gefordert, verbunden mit dem Wunsch nach mehr Kunden- und Serviceorientierung<br />

seitens der <strong>IT</strong>-Bereiche. Als organisationale Konsequenz ist es in den letzten Jahren<br />

vielfach zu einer Ausgliederung konzern<strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-Abteilungen zu <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n gekommen, die anschliessend über Marktmechanismen in einer Kunden-Lieferantenbeziehung<br />

mit ihrer Muttergesellschaft interagieren sollten. Dass die<br />

gesteckten Ziele dabei häufig nicht erreicht wurden, liegt in vielen Fällen an einem<br />

unzureichenden Beziehungsmanagement zwischen beiden Seiten.<br />

Malte Dous hat sich mit seiner Arbeit das Ziel gesetzt, die Herausforderungen an der<br />

Schnittstelle zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichen zu analysieren und dort Handlungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> ein professionelles <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> abzuleiten. Hierzu<br />

verwendet er einen interdisziplinären, transferorientierten Forschungsansatz und untersucht<br />

damit die Übertragbarkeit des etablierten Customer Relationship Management<br />

(CRM) Konzepts auf den erwähnten Anwendungskontext im Informationsmanagement.<br />

Die Ergebnisse der Arbeit leiten zunächst strategische Ziele <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> im Spannungsfeld zwischen Marktorientierung und <strong>interne</strong>n Governance-<br />

Regelungen ab. Hauptergebnis ist eine Prozessarchitektur und die genaue Beschreibung<br />

einzelner Referenzprozesse und -rollen <strong>für</strong> eine praxisnahe Umsetzung des <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s. Eine Applikationslandkarte zeigt schliesslich<br />

auf, wie die vorgeschlagene Prozessarchitektur systemseitig unterstützt werden kann.<br />

Mit der Anwendung einer interdisziplinären Transfermethode und den daraus entstandenen<br />

Ergebnissen liefert Herr Dous wertvolle Impulse <strong>für</strong> die Forschungsarbeit zum<br />

Thema „Industrialisierung im Informationsmanagement“ am Institut <strong>für</strong> Wirtschaftsinformatik<br />

an der Universität St. Gallen, wo die Übertragbarkeit weiterer etablierter Managementmethoden,<br />

beispielsweise aus der Produktionswirtschaft, auf die <strong>IT</strong>-<br />

Leistungserstellung untersucht wird.<br />

Eine hohe Umsetzungstauglichkeit <strong>für</strong> die Praxis kann der Arbeit durch ihre Fundierung<br />

auf der mehrjährigen Zusammenarbeit mit <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen<br />

in den Kompetenzzentren des Instituts <strong>für</strong> Wirtschaftsinformatik prognostiziert werden.<br />

Die ausführliche Beschreibung von vier Fallstudien bei <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n<br />

(u.a. BASF <strong>IT</strong> Services und Lufthansa Systems) trägt zu einer hohen Anschaulichkeit<br />

<strong>für</strong> die Wirtschaft bei. Die Arbeit liefert einen soliden Rahmen, der sowohl <strong>für</strong> Führungskräfte<br />

von <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n als auch <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-Verantwortliche auf Geschäftsseite<br />

wertvolle Anregungen bietet. Studenten und Dozenten erhalten durch die Fallstudien<br />

einen einfachen Einstieg in das Thema.


vi Geleitwort<br />

Es zeichnet sich ab, dass sich die marktbasierte Interaktion zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichen<br />

in Zukunft immer mehr durchsetzen wird. Vor diesem Hintergrund wird auch<br />

die Relevanz eines professionellen Kundenmanagements zunehmen und zu einer<br />

Grundvoraussetzung <strong>für</strong> eine bedürfnisgerechte <strong>IT</strong>-Leistungserstellung werden. Ich<br />

wünsche der Arbeit eine weite Verbreitung und Anerkennung in Wissenschaft und<br />

Praxis.<br />

Prof. Dr. Walter Brenner


Vorwort vii<br />

Vorwort<br />

Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen meiner mehr als dreijährigen Tätigkeit als<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Kompetenzzentren „Customer Knowledge Performance“<br />

(CC CKP) und „Customer Management“ (CC CM) am Institut <strong>für</strong> Wirtschaftsinformatik<br />

der Universität St. Gallen (IWI-HSG). In diesen Kompetenzzentren<br />

forschte ein Team von wissenschaftlichen Mitarbeitern in Zusammenarbeit mit Forschungspartnern<br />

aus der Praxis an Themen des Customer Relationship Managements<br />

und des Wissensmanagements. Für das Themengebiet <strong>IT</strong>-Management profitierte die<br />

Arbeit ausserdem von der engen Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum „Industrialisierung<br />

im Informationsmanagement“ (CC IIM).<br />

An dieser Stelle möchte ich allen danken, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen<br />

haben. Mein besonderer Dank gebührt zunächst Prof. Dr. Walter Brenner <strong>für</strong> die wissenschaftliche<br />

Betreuung, die ausgezeichneten Arbeitsbedingungen und das interessante<br />

und praxisnahe Forschungsumfeld am IWI. Es waren aber nicht nur diese fachlichen<br />

Rahmenbedingungen, die meine Zeit am Institut zu einem sehr positiven Erlebnis haben<br />

werden lassen, sondern stärker noch das persönliche Engagement, mit dem mich<br />

Walter Brenner vor allem in der Endphase meiner Dissertation unterstützt hat. Prof.<br />

Dr. Thomas Gutzwiller danke ich <strong>für</strong> die Übernahme des Korreferats. Mein besonderer<br />

Dank gilt auch Prof. Dr. Lutz Kolbe, dem Leiter der Kompetenzzentren, in denen ich<br />

gearbeitet habe, <strong>für</strong> die intensive und freundschaftliche Zusammenarbeit. Lutz Kolbe<br />

gelang es, <strong>für</strong> seine Mitarbeiter Perspektiven zu erschliessen, sie <strong>für</strong> die „Extrameile“<br />

zu motivieren und dabei dennoch jederzeit eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu bewahren.<br />

Für die Ermöglichung meines halbjährigen Forschungsaufenthalts an der Boston University<br />

School of Management danke ich Prof. John C. Henderson und Prof. N. Venkatraman<br />

vom Department of Information Systems sowie dem Schweizerischen Nationalfonds<br />

<strong>für</strong> die finanzielle Unterstützung. Besonders gerne werde ich auch den<br />

herzlichen Empfang, die kurzweiligen Gespräche und die Freizeitgestaltung in Boston<br />

und Umgebung mit Prof. Kathleen Curley in Erinnerung behalten.<br />

Dass mir die Arbeit am IWI grosse Freude machte, lag vor allem an meinen dortigen<br />

Kollegen und Freunden. Mein Dank gilt zunächst meinen Teamkollegen Dr. Adrian<br />

Büren, Dr. Malte Geib, Susanne Glissmann, Dr. Stefan Kremer, Dr. Annette Reichold,<br />

Harald Salomann, und Dr. Ragnar Schierholz sowie meinen Kollegen vom CC IIM Dr.<br />

Axel Hochstein, Carlos Bravo-Sanchez, Nico Ebert, Alexander Ritschel und Falk Uebernickel.<br />

Susanne und Ragnar sowie den Kollegen aus der „next generation“ Christian<br />

Fischer, Thorsten Hau, Bernhard Schindlholzer und Veit Schulz danke ich zudem<br />

<strong>für</strong> die flexible Unterstützung und die wertvollen Hinweise bei der Korrektur dieser<br />

Arbeit.


viii Vorwort<br />

Stellvertretend <strong>für</strong> alle weiteren Kollegen am IWI möchte ich Dr. Christian Braun, Dr.<br />

Marc Caesar, Ronny Fischer, Florian Heidecke, Stefan Reitbauer, Dr. Enrico Senger,<br />

Jan Schemm, Christian Wilhelmi und Dr. Oliver Wilke <strong>für</strong> interessante Diskussionen<br />

und abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten danken. Bei Dr. Dieter Zerndt und Dr.<br />

Ernst Ensslin, den Geschäftsführern des Institutes bedanke ich mich <strong>für</strong> die umfassende<br />

Hilfsbereitschaft in allen geschäftlichen Belangen und <strong>für</strong> die angenehme Zusammenarbeit<br />

bei der Organisation der Forschungsratstreffen. Ebenso gilt mein Dank Barbara<br />

Rohner, Rita Bruderer, Caroline Andenmatten, Katharina Brühwiler und Susanne<br />

Gmünder, die in den Sekretariaten stets <strong>für</strong> reibungslose Abläufe, vor allem aber auch<br />

<strong>für</strong> gute Laune sorgten.<br />

Die praxisorientierte Forschung am Institut wäre ohne die offene und kritische Zusammenarbeit<br />

mit unseren Forschungspartnern nicht möglich gewesen. Stellvertretend<br />

<strong>für</strong> alle beteiligten Interviewpartner danke ich Emanuel Gleim (Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions),<br />

Christoph Kneusels-Hinz (Lufthansa Systems), Stephan Kuon (FIDUCIA) und<br />

Petra Scheithe (BASF <strong>IT</strong> Services) <strong>für</strong> die Unterstützung bei der Erstellung der Fallstudien<br />

<strong>für</strong> diese Arbeit. Ebenso aufschlussreich und wertvoll waren die Erfahrungen<br />

in den Projekten sowie die Diskussionen auf den Workshops der Kompetenzzentren.<br />

Für diese Einblicke danke ich in erster Linie Hans-Rudolf Häni, Marco Radic und Kuno<br />

Bürge von der Credit Suisse sowie Martin Panhans von Altana Pharma, aber auch<br />

allen anderen Vertretern aus den weiteren Partnerunternehmen.<br />

Neben der Arbeit am IWI trugen die vielen Kontakte zu Doktoratskollegen an anderen<br />

Instituten sowie aus dem Umfeld der HSG dazu bei, meine Promotionszeit unvergesslich<br />

zu machen. Es ergaben sich viele interessante Gespräche, zahlreiche Freizeitaktivitäten<br />

sowie Freundschaften, wo<strong>für</strong> ich vor allem Volker Bernhardt, Dr. Christoph<br />

Kausch, Sebastian Knoll, Carsten Rahlf, Manuel Seyferth, Alexander Zimmermann<br />

und besonders Stephan Böhm danken möchte.<br />

Von ganzem Herzen möchte ich mich bei Julia Mühlleiter <strong>für</strong> den liebevollen Rückhalt<br />

und ihr Verständnis während meiner Dissertationsphase bedanken. Ganz besonderer<br />

Dank gilt schliesslich meinen Eltern, die mir mit viel Herzenswärme und grossartiger<br />

Unterstützung meinen Werdegang ermöglicht haben. Ihnen widme ich diese Arbeit.<br />

St. Gallen, im Mai 2007 Malte Dous


Inhaltsübersicht ix<br />

Inhaltsübersicht<br />

1 Einleitung...................................................................................................... 1<br />

1.1 Ausgangslage und Handlungsbedarf ....................................................................... 1<br />

1.2 Ziele, Abgrenzung und Adressaten.......................................................................... 3<br />

1.3 Entstehung und Einordnung der Arbeit ................................................................... 4<br />

1.4 Forschungsmethodik................................................................................................ 5<br />

1.5 Aufbau der Arbeit.................................................................................................... 9<br />

2 Konzeptionelle Grundlagen ...................................................................... 11<br />

2.1 Business Engineering............................................................................................. 11<br />

2.2 Informationsmanagement ...................................................................................... 16<br />

2.3 Customer Relationship Management..................................................................... 28<br />

2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> ......................................................... 36<br />

3 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis ................................................ 54<br />

3.1 Auswahl der Unternehmen und Bezugsrahmen .................................................... 54<br />

3.2 Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions..................................................................................... 56<br />

3.3 FIDUCIA <strong>IT</strong> AG.................................................................................................... 72<br />

3.4 BASF <strong>IT</strong> Services.................................................................................................. 86<br />

3.5 Lufthansa Systems ............................................................................................... 101<br />

3.6 Vergleichende Fallstudienanalyse ....................................................................... 117<br />

3.7 Zusammenfassung ............................................................................................... 123<br />

4 Strategisches Rahmenwerk..................................................................... 124<br />

4.1 Ziele des klassischen Kunden- und Informationsmanagements.......................... 124<br />

4.2 Ein Zieleraster <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM............................................................... 127<br />

4.3 Zusammenfassung ............................................................................................... 131<br />

5 Prozessgestaltung..................................................................................... 133<br />

5.1 Prozessarchitektur <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM......................................................... 133<br />

5.2 Design ausgewählter Prozesse............................................................................. 143<br />

5.3 Zusammenfassung ............................................................................................... 174<br />

6 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung.................................................. 176<br />

6.1 Applikationslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM................................................... 176


x Inhaltsübersicht<br />

6.2 CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>......................... 179<br />

6.3 Zusammenfassung ............................................................................................... 194<br />

7 Zusammenfassung und Ausblick ........................................................... 196<br />

7.1 Ergebnisse der Arbeit .......................................................................................... 196<br />

7.2 Implikationen <strong>für</strong> die Praxis ................................................................................ 198<br />

7.3 Weiterer Forschungsbedarf.................................................................................. 199<br />

7.4 Trends und Entwicklungen.................................................................................. 201<br />

Anhang A Ergänzungen zur Empirie ..................................................................... 205<br />

A.1 Interviews ............................................................................................................ 205<br />

A.2 Analysierte Dokumente ....................................................................................... 207<br />

A.3 Aktionsforschungsprojekte und Austausch mit dem Forschungsumfeld ............ 209<br />

Anhang B Elemente der Prozessarchitektur.......................................................... 210<br />

B.1 Prozessverzeichnis............................................................................................... 210<br />

B.2 Leistungsverzeichnis............................................................................................ 211<br />

B.3 Rollenverzeichnis ................................................................................................ 213<br />

Literaturverzeichnis ................................................................................................. 214


Inhaltsverzeichnis xi<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung...................................................................................................... 1<br />

1.1 Ausgangslage und Handlungsbedarf ....................................................................... 1<br />

1.2 Ziele, Abgrenzung und Adressaten.......................................................................... 3<br />

1.3 Entstehung und Einordnung der Arbeit ................................................................... 4<br />

1.4 Forschungsmethodik................................................................................................ 5<br />

1.5 Aufbau der Arbeit.................................................................................................... 9<br />

2 Konzeptionelle Grundlagen ...................................................................... 11<br />

2.1 Business Engineering............................................................................................. 11<br />

2.1.1 Charakteristika des Business Engineering ............................................................ 11<br />

2.1.2 Modelle und Architekturen im Business Engineering .......................................... 13<br />

2.1.3 Referenzmodellierung ........................................................................................... 15<br />

2.1.4 Beitrag <strong>für</strong> die Dissertation ................................................................................... 16<br />

2.2 Informationsmanagement ...................................................................................... 16<br />

2.2.1 Klassische Ansätze des Informationsmanagements.............................................. 16<br />

2.2.2 Industrialisierung im Informationsmanagement ................................................... 18<br />

2.2.3 <strong>IT</strong>-Dienstleistungen und -Produkte ....................................................................... 21<br />

2.2.4 Von der <strong>IT</strong>-Abteilung zu <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n............................................. 24<br />

2.2.5 Beitrag <strong>für</strong> die Dissertation ................................................................................... 28<br />

2.3 Customer Relationship Management..................................................................... 28<br />

2.3.1 Konzept und Eigenschaften................................................................................... 28<br />

2.3.2 CRM-Prozesse....................................................................................................... 30<br />

2.3.3 Wissensorientierung im CRM............................................................................... 33<br />

2.3.4 Informationssysteme im CRM .............................................................................. 34<br />

2.3.5 Beitrag <strong>für</strong> die Dissertation ................................................................................... 35<br />

2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> ......................................................... 36<br />

2.4.1 Die Schnittstelle zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen........... 36<br />

2.4.1.1 Die Dreiteilung der Kundenrolle ............................................................... 36


xii Inhaltsverzeichnis<br />

2.4.1.2 Management von Geschäftsbeziehungen .................................................. 38<br />

2.4.1.3 Interne Märkte und Beschaffungsregelungen............................................ 39<br />

2.4.2 Bestehende Konzepte ............................................................................................ 40<br />

2.4.2.1 Strategische Ansätze der <strong>IT</strong>-Governance .................................................. 40<br />

2.4.2.2 Taktisch-planerische Ansätze des <strong>IT</strong>-Relationship Managements............ 42<br />

2.4.2.3 Ansätze des operativen <strong>IT</strong>-Servicemanagements...................................... 45<br />

2.4.3 Forschungslücke.................................................................................................... 48<br />

2.4.4 Transferpotenzial des CRM-Ansatzes................................................................... 49<br />

2.4.5 Definition des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s ............................... 51<br />

2.4.6 Beitrag <strong>für</strong> die Dissertation ................................................................................... 52<br />

3 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis ................................................ 54<br />

3.1 Auswahl der Unternehmen und Bezugsrahmen .................................................... 54<br />

3.2 Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions..................................................................................... 56<br />

3.2.1 Das Unternehmen.................................................................................................. 56<br />

3.2.2 Ausgangslage......................................................................................................... 58<br />

3.2.3 <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>............................................................................ 59<br />

3.2.3.1 Strategische Positionierung ....................................................................... 59<br />

3.2.3.2 Organisatorische Einbindung .................................................................... 60<br />

3.2.3.3 Prozessuale Ausrichtung ........................................................................... 61<br />

3.2.3.4 Systemseitige Unterstützung ..................................................................... 66<br />

3.2.3.5 Geplante Weiterentwicklungen und zukünftige Herausforderungen ........ 70<br />

3.2.4 Erkenntnisse .......................................................................................................... 71<br />

3.3 FIDUCIA <strong>IT</strong> AG.................................................................................................... 72<br />

3.3.1 Das Unternehmen.................................................................................................. 72<br />

3.3.2 Ausgangslage......................................................................................................... 74<br />

3.3.3 <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>............................................................................ 75<br />

3.3.3.1 Strategische Positionierung ....................................................................... 76<br />

3.3.3.2 Organisatorische Einbindung .................................................................... 77


Inhaltsverzeichnis xiii<br />

3.3.3.3 Prozessuale Ausrichtung ........................................................................... 77<br />

3.3.3.4 Systemseitige Unterstützung ..................................................................... 81<br />

3.3.3.5 Geplante Weiterentwicklungen und zukünftige Herausforderungen ........ 85<br />

3.3.4 Erkenntnisse .......................................................................................................... 85<br />

3.4 BASF <strong>IT</strong> Services.................................................................................................. 86<br />

3.4.1 Das Unternehmen.................................................................................................. 86<br />

3.4.2 Ausgangslage......................................................................................................... 88<br />

3.4.3 <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>............................................................................ 89<br />

3.4.3.1 Strategische Positionierung ....................................................................... 89<br />

3.4.3.2 Organisatorische Einbindung .................................................................... 91<br />

3.4.3.3 Prozessuale Ausrichtung ........................................................................... 91<br />

3.4.3.4 Systemseitige Unterstützung ..................................................................... 96<br />

3.4.3.5 Geplante Weiterentwicklungen und zukünftige Herausforderungen ........ 99<br />

3.4.4 Erkenntnisse ........................................................................................................ 100<br />

3.5 Lufthansa Systems ............................................................................................... 101<br />

3.5.1 Das Unternehmen................................................................................................ 101<br />

3.5.2 Ausgangslage....................................................................................................... 102<br />

3.5.3 <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>.......................................................................... 104<br />

3.5.3.1 Strategische Positionierung ..................................................................... 104<br />

3.5.3.2 Organisatorische Einbindung .................................................................. 105<br />

3.5.3.3 Prozessuale Ausrichtung ......................................................................... 106<br />

3.5.3.4 Systemseitige Unterstützung ................................................................... 114<br />

3.5.3.5 Geplante Weiterentwicklungen und zukünftige Herausforderungen ...... 115<br />

3.5.4 Erkenntnisse ........................................................................................................ 116<br />

3.6 Vergleichende Fallstudienanalyse ....................................................................... 117<br />

3.6.1 Strategische Positionierung ................................................................................. 117<br />

3.6.2 Prozessuale Ausrichtung ..................................................................................... 119<br />

3.6.3 Systemseitige Unterstützung ............................................................................... 121


xiv Inhaltsverzeichnis<br />

3.7 Zusammenfassung ............................................................................................... 123<br />

4 Strategisches Rahmenwerk..................................................................... 124<br />

4.1 Ziele des klassischen Kunden- und Informationsmanagements.......................... 124<br />

4.1.1 Geschäftsstrategie und Ziele des klassischen CRM............................................ 124<br />

4.1.2 Ziele des Fach- und <strong>IT</strong>-Bereichs im Informationsmanagement.......................... 125<br />

4.2 Ein Zieleraster <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM............................................................... 127<br />

4.3 Zusammenfassung ............................................................................................... 131<br />

5 Prozessgestaltung..................................................................................... 133<br />

5.1 Prozessarchitektur <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM......................................................... 133<br />

5.1.1 Der Kundenprozess ............................................................................................. 134<br />

5.1.2 Prozesslandkarte.................................................................................................. 137<br />

5.1.3 Prozessbewertung und -auswahl ......................................................................... 139<br />

5.2 Design ausgewählter Prozesse............................................................................. 143<br />

5.2.1 Vertriebsplanung ................................................................................................. 143<br />

5.2.1.1 Rollen ...................................................................................................... 144<br />

5.2.1.2 Prozess..................................................................................................... 147<br />

5.2.2 Kampagnenmanagement ..................................................................................... 152<br />

5.2.2.1 Rollen ...................................................................................................... 153<br />

5.2.2.2 Prozess..................................................................................................... 155<br />

5.2.3 Angebotsmanagement ......................................................................................... 159<br />

5.2.3.1 Rollen ...................................................................................................... 160<br />

5.2.3.2 Prozess..................................................................................................... 162<br />

5.2.4 Feedback- & Wissensmanagement ..................................................................... 166<br />

5.2.4.1 Rollen ...................................................................................................... 167<br />

5.2.4.2 Prozess..................................................................................................... 169<br />

5.3 Zusammenfassung ............................................................................................... 174<br />

6 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung.................................................. 176<br />

6.1 Applikationslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM................................................... 176


Inhaltsverzeichnis xv<br />

6.2 CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>......................... 179<br />

6.2.1 Operatives CRM.................................................................................................. 179<br />

6.2.1.1 CRM-Systeme ......................................................................................... 179<br />

6.2.1.2 <strong>IT</strong>-Servicemanagement-Systeme............................................................. 184<br />

6.2.2 Analytisches CRM .............................................................................................. 185<br />

6.2.3 Kommunikatives CRM........................................................................................ 188<br />

6.2.3.1 Mitarbeiterportale .................................................................................... 189<br />

6.2.3.2 Kundenportale ......................................................................................... 190<br />

6.3 Zusammenfassung ............................................................................................... 194<br />

7 Zusammenfassung und Ausblick ........................................................... 196<br />

7.1 Ergebnisse der Arbeit .......................................................................................... 196<br />

7.2 Implikationen <strong>für</strong> die Praxis ................................................................................ 198<br />

7.3 Weiterer Forschungsbedarf.................................................................................. 199<br />

7.4 Trends und Entwicklungen.................................................................................. 201<br />

7.4.1 Erweitertes Verständnis von „Relationship Capability“ ..................................... 201<br />

7.4.2 Einbindung der Fachseite in die <strong>IT</strong>-Wertschöpfungskette.................................. 202<br />

7.4.3 <strong>IT</strong>-Organisationen in der Zukunft ....................................................................... 202<br />

Anhang A Ergänzungen zur Empirie ..................................................................... 205<br />

A.1 Interviews ............................................................................................................ 205<br />

A.2 Analysierte Dokumente ....................................................................................... 207<br />

A.3 Aktionsforschungsprojekte und Austausch mit dem Forschungsumfeld ............ 209<br />

Anhang B Elemente der Prozessarchitektur.......................................................... 210<br />

B.1 Prozessverzeichnis............................................................................................... 210<br />

B.2 Leistungsverzeichnis............................................................................................ 211<br />

B.3 Rollenverzeichnis ................................................................................................ 213<br />

Literaturverzeichnis ................................................................................................. 214


xvi Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AG Aktiengesellschaft<br />

AIC Architecture & Infrastructure Council (Altana Pharma AG)<br />

APAG Altana Pharma AG<br />

B2B Business-to-Business<br />

BE Business Engineering<br />

BECS Business Engineering Case Studies<br />

BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

BW Business Warehouse<br />

CC Kompetenzzentrum (engl. Competence Center)<br />

CCTA Central Computer and Telecommunications Agency<br />

CD Corporate Design<br />

CI Corporate Identity<br />

CIO Chief Information Officer<br />

CKM Customer Knowledge Management<br />

CKP Customer � Knowledge � Performance<br />

CM Customer Management<br />

CPU Central Processing Unit<br />

CRM Customer Relationship Management<br />

CTI Computer Telephony Integration<br />

DIFA Deutsche Immobilienfonds AG<br />

DL Dienstleistung<br />

DP Deutsche Post<br />

DPWN Deutsche Post World Net<br />

DQB Deal Qualification Board<br />

DWH Data Warehouse<br />

EB<strong>IT</strong> Earnings before interest and taxes<br />

EDV Elektronische Datenverarbeitung<br />

EMEA Europe, Middle East, Africa<br />

EnBW Energiewerke Baden-Württemberg<br />

ERP Enterprise Ressource Planning<br />

ESP Enterprise Selling Process


Abkürzungsverzeichnis xvii<br />

et al. et alii<br />

ETL Extrahieren, Transferieren, Laden<br />

eTOM enhanced Telecom Operations Map<br />

FACE Future Airline Core Environment<br />

FAQ Frequently Asked Questions<br />

GF Geschäftsführer<br />

GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />

HP Hewlett Packard<br />

HP <strong>IT</strong>SM Hewlett Packard <strong>IT</strong> Service Reference Model<br />

HSG Universität St. Gallen – Hochschule <strong>für</strong> Wirtschafts-, Rechts- und<br />

Sozialwissenschaften<br />

IIM Integriertes Informationsmanagement bzw. Industrialisierung des<br />

Informationsmanagement<br />

IS Informationssystem<br />

ISM Informationssystem-Management<br />

ISO Internationale Organisation <strong>für</strong> Normung<br />

<strong>IT</strong> Informationstechnologie<br />

<strong>IT</strong>C <strong>IT</strong>-Council<br />

<strong>IT</strong>GI <strong>IT</strong> Governance Institute<br />

<strong>IT</strong>IL <strong>IT</strong> Infrastructure Library<br />

<strong>IT</strong>SC <strong>IT</strong> Services Center<br />

<strong>IT</strong>SM <strong>IT</strong> Servicemanagement<br />

IWI-HSG Institut <strong>für</strong> Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen<br />

KAM Key Account Management<br />

KMS Knowledge Management Systeme<br />

KVP Kontinuierlicher Verbesserungsprozess<br />

LH Lufthansa<br />

LOC „Location“<br />

LOI Letter of Intent<br />

MbO Management by Objectives<br />

MIS Management-Informationssysteme<br />

MOF Microsoft Operations Framework<br />

MS Microsoft<br />

ODB Operative Datenbanken


xviii Abkürzungsverzeichnis<br />

OGC Office of Government Commerce<br />

PAM@LH Professional Account Management at Lufthansa<br />

PB Private Banking<br />

PEP Personality Evaluation Program<br />

PM Projektmanagement<br />

PROMET Projektmethode<br />

PS Projektsystem von SAP R/3<br />

PST Pre-Sales-Tool<br />

RFC Request for Change<br />

RFID Radio Frequency Identification<br />

RFQ Request for Quotation<br />

SaMS Sales and Marketing Support<br />

SBB Schweizerische Bundesbahnen<br />

SC Service Center<br />

SCOR Supply-Chain Operations Reference (-Model)<br />

SD Sales & Distribution Modul von SAP R/3<br />

SLA Service Level Agreement<br />

SLAMS SLA-Management-System<br />

SOE Sales Objective Element<br />

SOM Sales Objective Modul<br />

SOX Sarbanes Oxley Act<br />

SWOT Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats<br />

SWR Südwestrundfunk<br />

TAS Target Account Selling<br />

TCV Total Contract Value<br />

TMF Telemanagement Forum<br />

TP Teilprozess<br />

UMTS Universal Mobile Telecommunications System<br />

VR Volks- und Raiffeisenbanken


Zusammenfassung xix<br />

Zusammenfassung<br />

Die Art der <strong>IT</strong>-Leistungserstellung und die damit verbundenen Ansprüche der Geschäftsseite<br />

haben sich in den letzten zehn Jahren stark gewandelt. Im Mittelpunkt stehen<br />

neben Qualität und Kosteneffizienz die Forderung nach mehr Service- und Kundenorientierung.<br />

Um diese Massgaben umzusetzen, haben viele Unternehmen ein<br />

Kunden-Lieferantenverhältnis gegenüber ihren <strong>IT</strong>-Bereichen eingeführt und ehemalige<br />

<strong>IT</strong>-Abteilungen zu <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n ausgegliedert.<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Forschungsfrage, wie das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen konzeptioniert<br />

und gestaltet werden kann. In der unternehmerischen Praxis hat sich der Ansatz<br />

des Customer Relationship Management (CRM) zur prozessorientierten Gestaltung<br />

von Kundenbeziehungen bereits etabliert. Die Arbeit untersucht daher, inwiefern<br />

dieser Ansatz aus seinem ursprünglichen, marktorientierten Kontext auf die <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

Kundenschnittstelle transferiert werden kann.<br />

Um die konzeptionellen Gestaltungsanforderungen aus der Literatur in der Praxis zu<br />

überprüfen, untersucht die Arbeit die bestehenden Kundenmanagementansätze <strong>interne</strong>r<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> im Rahmen einer Fallstudienanalyse. Ausgehend davon werden Gestaltungsvorschläge<br />

<strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> auf Strategie-,<br />

Prozess- und Systemebene abgeleitet.<br />

Auf Strategieebene zeigt sich, dass <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> sowohl Ziele des klassischen<br />

CRM als auch des Informationsmanagements verfolgen müssen und sich je nach<br />

Art der Geschäftsbeziehung zur Muttergesellschaft unterschiedliche Schwerpunkte<br />

ergeben. Die vorgeschlagene Prozessarchitektur orientiert sich am Kundenprozess, der<br />

im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM die Rollen Entscheider, Fachbereichskunde und Anwender beinhaltet.<br />

In den betrachteten Prozessbereichen Vertriebsplanung, Kampagnenmanagement,<br />

Angebotsmanagement sowie Feedback- & Wissensmanagement müssen auf Seite<br />

des <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s unterschiedliche Prozesse abgebildet und ebenfalls verschiedene<br />

Rollen integriert werden. Auf Systemebene zeigt eine Applikationslandkarte auf,<br />

dass der Einsatz von CRM-Standardsoftware prinzipiell auch im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM<br />

möglich ist. Es müssen jedoch weitere typische Anwendungen, beispielsweise aus den<br />

Bereichen Projekt- und Servicemanagement, berücksichtigt werden, um die Kundenmanagementprozesse<br />

in geeigneter Form zu unterstützen.


1.1 Ausgangslage und Handlungsbedarf 1<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Ausgangslage und Handlungsbedarf<br />

Der Einsatz von Informationstechnologie (<strong>IT</strong>) zur Unterstützung von Geschäftsprozessen<br />

und -modellen hat im vergangenen Jahrzehnt stark an Bedeutung gewonnen. Im<br />

Durchschnitt geben deutsche Unternehmen 5,5% ihres Umsatzes <strong>für</strong> <strong>IT</strong> aus [Pohlmann<br />

2003]. Im Zuge der Ernüchterung nach dem „E-Business Hype“ zur Jahrtausendwende<br />

und den damit verbundenen Sparmassnahmen bei den <strong>IT</strong>-Ausgaben hat sich jedoch ein<br />

Streben nach einer verbesserten Wirtschaftlichkeit und Transparenz der <strong>IT</strong>-Leistungserbringung<br />

durchgesetzt. Hierdurch hat sich auch die Art der Interaktion zwischen dem<br />

<strong>IT</strong>-Bereich als Leistungserbringer und den Fachbereichen als Leistungsabnehmer stark<br />

verändert. Während Mitte der 1990er Jahre ein Grossteil der <strong>IT</strong>-Leistungserbringung<br />

noch durch eine unternehmenseigene <strong>IT</strong>-Abteilung geschah, wird diese rein hierarchische<br />

Form der Leistungserstellung zunehmend durch eine Kunden-Lieferanten-Beziehung<br />

ersetzt [s. Earl/Sampler 1998; Brenner et al. 2003; Hirschheim et al. 2006].<br />

Um den geänderten Rahmenbedingungen gerecht zu werden, wird in Wissenschaft und<br />

Praxis eine verstärkte Kundenorientierung <strong>für</strong> die <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-Leistungserbringung gefordert<br />

[s. Overby 2004; Zarnekow et al. 2004; Hackmann 2006]. Diese Forderung<br />

begründet sich vor allem aus den Auswirkungen, die an der Schnittstelle zwischen der<br />

<strong>IT</strong>-Funktion und den Fachbereichen unter anderem aus den oben beschriebenen Tendenzen<br />

heraus entstehen:<br />

• Mangelnde Wahrnehmung des Wertbeitrags der <strong>IT</strong>: Untersuchungen zeigen, dass<br />

der durch die Geschäftsbereiche wahrgenommene Wertbeitrag der <strong>IT</strong> in vielen Fällen<br />

deutlich unterhalb der tatsächlich erbrachten Leistung liegt [s. Kohli/Devaraj<br />

2004a]. Einen der Gründe hier<strong>für</strong> stellen mangelhafte Kommunikationsmechanismen<br />

im Rahmen der <strong>interne</strong>n Kundenbeziehung zwischen <strong>IT</strong>- und Fachabteilungen<br />

dar [s. Hoffman 2003]. Häufig gelingt es der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong> nicht, ihre Leistungen in<br />

der „Sprache des Business“ zu formulieren oder sie ist nicht ausreichend über die<br />

Kundenbedürfnisse und die dahinter liegenden geschäftlichen Anforderungen informiert<br />

[s. Ward/Peppard 1996; Feeny/Willcocks 1998].<br />

• Entstehung <strong>interne</strong>r Märkte: War früher die <strong>interne</strong> Informatikabteilung die einzige<br />

Instanz, die <strong>IT</strong>-Projekte <strong>für</strong> die Fachabteilungen abwickelte, so wird diese 1:1 Beziehung<br />

immer mehr aufgelöst. Geschäftsbereiche erhalten demnach die Möglichkeit,<br />

<strong>IT</strong>-Leistungen auch von externen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n einzukaufen (1:n)<br />

[Zarnekow et al. 2005]. Zu diesem Zweck betreiben sie häufig Fachbereichs-<strong>IT</strong><br />

Einheiten oder sog. „Sourcing-Offices“, die zentral <strong>für</strong> den Einkauf von <strong>IT</strong>-<br />

Leistungen zuständig sind [von Jouanne-Diedrich et al. 2005]. Für die <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

Funktion bedeutet dies, dass sie ihre Interaktion mit der Business-Seite professionalisieren<br />

muss: Nicht selten erfolgt die Auftragsvergabe über ein Ausschreibungs-


2 Einleitung<br />

verfahren, in dem eine klare Kommunikation der zu erbringenden Leistung und ihres<br />

Preises stattfinden muss.<br />

• Entwicklung zum Profit-Center: Einhergehend mit der Notwendigkeit, sich gegenüber<br />

den Fachbereichen der Konkurrenz externer <strong>Dienstleister</strong> stellen zu müssen,<br />

wurden viele <strong>IT</strong>-Abteilungen zu <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und somit von einer<br />

Cost- auf eine Profit-Center Organisation umgewandelt. Begründet wird diese Entscheidung<br />

zumeist mit grösserer Flexibilität und Transparenz in der <strong>interne</strong>n Verrechnung<br />

von <strong>IT</strong>-Leistungen sowie mit dem Vorhaben, Drittmarktgeschäft aufzubauen.<br />

Die Profit-Center Organisation verstärkt somit den Druck, aus Kundenbeziehungen<br />

heraus Gewinne zu erwirtschaften und die Kosten des Kundenmanagements<br />

zu optimieren [s. Buchta et al. 2004, 169f].<br />

• Verlust an „gewachsenem“ Kundenkontakt: Die Ausgründung der ehemaligen <strong>IT</strong>-<br />

Abteilung in einen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> als Tochterfirma bringt eine organisatorische<br />

Trennung zwischen <strong>IT</strong>-Funktion und Fachseite mit sich. Nicht nur <strong>IT</strong>-Tochterfirmen,<br />

auch klassische <strong>IT</strong>-Abteilungen, die in einem Hierarchieverhältnis zu ihrem<br />

Unternehmen stehen, sind von Konzern-Reorganisationen in immer kürzeren Intervallen<br />

betroffen. Der Verlust von implizitem Wissen, das sich durch langjährige,<br />

personengebundene Beziehungen zwischen Mitarbeitern der Geschäftsbereiche und<br />

lokalen <strong>IT</strong>-Abteilungen gebildet hat, muss durch ein organisationsneutrales <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

aufgefangen werden, um Qualitätseinbussen in der<br />

Leistungserstellung zu vermeiden [Gebert et al. 2003].<br />

Die hier beschriebenen Herausforderungen der Kundenorientierung werden verstärkt<br />

durch die Erkenntnis, dass die „Relationship-Fähigkeit“ an der Schnittstelle zwischen<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachabteilungen einen wesentlichen Garant der Nutzenstiftung<br />

des <strong>IT</strong>-Einsatzes darstellt [s. Peppard/Ward 1999; Hirschheim/Todd 2002; Luftman<br />

2003; Weill/Ross 2004].<br />

Um der Forderung nach einer professionalisierten Kundenorientierung nachzukommen,<br />

haben sich in den verschiedenen Bereichen des Informationsmanagements Initiativen<br />

etabliert. Im <strong>IT</strong>-Servicemanagement hat sich die <strong>IT</strong> Infrastructure Library (<strong>IT</strong>IL)<br />

als de facto Standard <strong>für</strong> Referenzprozesse im <strong>IT</strong> Support durchgesetzt [s. Hochstein et<br />

al. 2004a]. In Bereich <strong>IT</strong>-Steuerung (engl. Governance) hat das praxisnahe und unabhängige<br />

<strong>IT</strong> Governance Institute (<strong>IT</strong>GI) Gestaltungsfelder zur Ausrichtung der <strong>IT</strong>-<br />

Organisation an den Geschäftszielen einer Unternehmung sowie geeignete Kontrollmassnahmen<br />

vorgeschlagen [s. <strong>IT</strong>GI 2003]. Schliesslich haben zahlreiche Unternehmen<br />

die Rolle des Relationship Managers als Intermediär zwischen <strong>IT</strong>- und Fachabteilung<br />

besetzt (z.T. auch unter den Bezeichnungen „Business Analyst“ oder „Account<br />

Manager“) [s. Subramani et al. 1995; Magee 1998].<br />

Diese Professionalisierung an der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle geht einher mit einer<br />

zunehmenden Industrialisierung im Informationsmanagement. Beispielsweise


1.2 Ziele, Abgrenzung und Adressaten 3<br />

werden im Bereich der <strong>IT</strong>-Leistungserstellung die Konzepte der industriellen Fertigung<br />

angewandt und die Modelle der industriellen Einkaufsfunktion auf den Einkauf<br />

von <strong>IT</strong>-Leistungen übertragen [s. Zarnekow et al. 2005]. Analog dazu beschäftigen<br />

sich Forschung und Praxis damit, ob und inwiefern die Konzepte und Methoden des<br />

klassischen (externen) Customer Relationship Management (CRM) zur Professionalisierung<br />

der Kundenbeziehung zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachabteilungen<br />

angewandt werden können [s. Gebert et al. 2003; Eichorn 2004; Hatzakis 2004].<br />

CRM ist ein kundenorientierter Managementansatz, der zur Kundengewinnung und<br />

Kundenbindung unter der Massgabe einer wirtschaftlichen Kundeninteraktion beitragen<br />

soll [Link 2001, 2]. Teilbereiche eines <strong>interne</strong>n CRM werden in den oben beschriebenen<br />

Initiativen behandelt. Bisher findet sich jedoch kein Ansatz, der die Übertragung<br />

der Konzepte des externen CRM auf das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

auf Strategie-, Prozess- und Systemebene umfassend untersucht und ausgestaltet.<br />

1.2 Ziele, Abgrenzung und Adressaten<br />

Die Forschungsfrage dieser Arbeit ergibt sich aus den oben beschriebenen Herausforderungen:<br />

Wie kann das Konzept des Customer Relationship Management angewandt werden,<br />

um die Kundenbeziehung zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen zu<br />

gestalten?<br />

Ziel der Arbeit ist es, Gestaltungsvorschläge <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

zu entwickeln, welche die drei zentralen Ebenen des Business Engineering<br />

(Strategie, Prozesse, Systeme) [s. Österle 1995, 13-31] umfassen. Im Einzelnen verfolgt<br />

die Dissertation folgende Ziele:<br />

• Darstellung der grundlegenden Beziehungen zwischen den Konzepten des Customer<br />

Relationship Management und des Informationsmanagements.<br />

• Entwicklung eines strategischen Rahmenwerks, basierend auf der Analyse organisatorischer<br />

Einflussfaktoren und Governance-Aspekten an der Schnittstelle zwischen<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen.<br />

• Ableitung einer Prozesslandkarte und Design einzelner Rollen und Prozesse <strong>für</strong><br />

das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM. 1<br />

• Analyse funktionaler Anforderungen <strong>für</strong> die Systemunterstützung.<br />

Die Arbeit greift dabei im Wesentlichen auf die Erkenntnisse der wissenschaftlichen<br />

Disziplin Customer Relationship Management zurück und untersucht deren Übertrag-<br />

1<br />

Die Begriffe <strong>interne</strong>s <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> und <strong>interne</strong>s <strong>IT</strong>-CRM werden im weiteren Verlauf<br />

der Arbeit synonym verwendet.


4 Einleitung<br />

barkeit auf die Disziplin des Informationsmanagements, insbesondere des industrialisierten<br />

Informationsmanagements. Die Domänen der <strong>IT</strong>-Governance oder des <strong>IT</strong>-<br />

Servicemanagements werden dabei lediglich in Bezug auf ihre Schnittstellen zum <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> berücksichtigt. Die theoretischen Grundlagen<br />

werden ergänzt durch die Beschreibung konkreter Problemlösungen aus der Praxis.<br />

Hierbei fokussiert sich die Arbeit auf Erfahrungen <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>.<br />

Mit ihren Ergebnissen richtet sich die Dissertation an Entscheidungsträger aus Unternehmen,<br />

insbesondere an der Schnittstelle zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichen, sowie an<br />

Wissenschaftler, Lehrende und Studierende, die sich mit dem Thema Informationsmanagement<br />

beschäftigen:<br />

• Entscheidungsträger aus <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n erhalten durch das Prozessdesign<br />

und das Aufzeigen von Anforderungen an die systemseitige Unterstützung<br />

methodenbasierte Ansätze und operationalisierbare Vorgehensweisen <strong>für</strong> das <strong>interne</strong><br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>. Für Entscheidungsträger auf Seiten der Fachbereiche<br />

schafft die Veranschaulichung des Kontaktmanagements in Form konkreter<br />

Rollen und Prozesse Transparenz über die Leistungserbringung des <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s<br />

sowie Anregungen zur Gestaltung kundenseitiger Schnittstellen.<br />

• Wissenschaftlern liefert die Dissertation neue Erkenntnisse zur Übertragbarkeit<br />

fundierter theoretischer Konzepte des Marketing-, Kommunikations- und Customer<br />

Relationship Management auf den Kontext des Informationsmanagements. Der<br />

entwickelte Gestaltungsrahmen kann als Diskussionsgrundlage zur weiteren Konzeptionalisierung<br />

des allgemeinen <strong>interne</strong>n <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s dienen.<br />

Zudem erhalten Forschende eine Beschreibung des aktuellen Stands, der Relevanz<br />

und des Nutzens des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s in der<br />

Praxis.<br />

• Lehrende und Studierende profitieren von der konkreten Darstellung von Praxisbeispielen<br />

und Vorgehensweisen und erfahren die Umsetzung theoretischer Konzepte<br />

in der Praxis. Zudem bieten der Gestaltungsrahmen und das Prozessdesign<br />

zum <strong>interne</strong>n CRM einen konkreten Einblick in die Übertragbarkeit und Anwendbarkeit<br />

klassischer Kundenmanagement-Prozesse auf neue Themengebiete und<br />

Problemstellungen.<br />

1.3 Entstehung und Einordnung der Arbeit<br />

Die Arbeit ordnet sich in das Forschungsprogramm Business Engineering des Instituts<br />

<strong>für</strong> Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen (IWI-HSG) ein. Dort forschen<br />

Kompetenzzentren in langjähriger Zusammenarbeit mit Forschungspartnern aus der<br />

Praxis an Themen des Informationsmanagements und angrenzender Gebiete. Die Konzepte<br />

des Business Engineering [s. Brenner 1995; Österle 1995] und des Informationsmanagements<br />

[s. Brenner 1994] dienen als methodische Grundlage. Diese Arbeit


1.4 Forschungsmethodik 5<br />

entstand im Rahmen der Kompetenzzentren Customer � Knowledge � Performance<br />

(CC CKP) und Customer Management (CM). Das CC CKP beschäftigte sich von Anfang<br />

2003 bis Ende 2004 mit Performanceauswirkungen durch den Einsatz von <strong>IT</strong> und<br />

Wissensmanagement in CRM-Geschäftsprozessen. Das CC CM untersucht im CRM<br />

seit Anfang 2005 schwerpunktmässig die Einflüsse von mobiler Technologie, Service<br />

Automation, vollständigen Wissenskreisläufen sowie Privatsphäre & Sicherheit. Internes<br />

CRM wurde bereits im CC CKP behandelt und ist im CC CM ebenfalls Bestandteil<br />

der Forschungsagenda. An beiden Kompetenzzentren waren folgende Unternehmen<br />

beteiligt:<br />

Kompetenzzentrum<br />

Customer � Knowledge � Performance<br />

(01.01.2003 – 31.12.2004)<br />

• Altana Pharma (D)<br />

• Bausparkasse Schwäbisch-Hall (D)<br />

• Credit Suisse (CH)<br />

• Luzerner Kantonalbank (CH)<br />

• PostFinance (CH)<br />

• Swisscom <strong>IT</strong> Services (CH)<br />

• Union Investment (D)<br />

Kompetenzzentrum<br />

Customer Management<br />

(01.01.2005 – 31.12.2006)<br />

• Altana Pharma (D)<br />

• Audi (D)<br />

• Credit Suisse (CH)<br />

• COM<strong>IT</strong> (CH)<br />

• Commerzbank (D)<br />

• Swisscom <strong>IT</strong> Services (CH)<br />

• TUI (D)<br />

Tabelle 1-1: Partnerunternehmen der Kompetenzzentren CC CKP und CC CM<br />

Wissenschaftliche Arbeiten aus diesen beiden Kompetenzzentren liefern zum Kundenmanagement<br />

wichtige Grundlagen <strong>für</strong> die Dissertation [s. Geib 2005; Reichold<br />

2006]. Darüber hinaus steht die Arbeit auch in enger Verbindung mit der Forschung<br />

im Kompetenzzentrum „Industrialisierung im Informationsmanagement“ (CC IIM),<br />

das sich am IWI-HSG seit 2002 mit der Übertragbarkeit von Konzepten und Methoden<br />

der klassischen Industrielehre auf die Domäne des Informationsmanagements befasst.<br />

Grundlagen und Ansatzpunkte dazu stammen aus einer Habilitationsschrift über die<br />

Kernelemente einer Produktionswirtschaftslehre <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-Dienstleistungsbetriebe [s.<br />

Zarnekow 2005] sowie aus zwei Dissertationen zu planerischen Prozessen eines industrialisierten<br />

Informationsmanagements [s. Hochstein 2006] und zum produktorientierten<br />

<strong>IT</strong>-Sourcing (in Ausarbeitung). Ferner greift die Arbeit auf Ergebnisse aus dem<br />

Forschungsprogramm Business Engineering zurück, wie z.B. auf Arbeiten zur Einführung<br />

von CRM [s. Schulze 2000] und zum Wissensmanagement [s. Riempp 2004].<br />

Schliesslich liefert eine Dissertation zur elektronischen Kooperation mit der daraus<br />

entstandenen Methode zur Erhebung von Business Engineering Fallstudien die Grundlage<br />

<strong>für</strong> die Analyse der in dieser Arbeit verwendeten Fallstudien [s. Senger 2004].<br />

1.4 Forschungsmethodik<br />

Die vorliegende Arbeit entstammt der Wirtschaftsinformatik, einem selbständigen<br />

Vertiefungsgebiet der Managementlehre [s. Wöhe 1996, 89]. Die Managementlehre<br />

betrachtet Ulrich als eine angewandte oder handlungsorientierte Wissenschaft [s. Ulrich<br />

1984, 178-191]. Der Betrachtungsgegenstand befindet sich in der betrieblichen


6 Einleitung<br />

Wirklichkeit und das Fortschrittskriterium ist die praktische Problemlösungskraft der<br />

erarbeiteten Modelle und Handlungsempfehlungen. Forscher treffen demnach wertende<br />

und normative Aussagen und prüfen die von ihnen entwickelten Gestaltungsmodelle<br />

hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit in der Praxis [s. Ulrich 1984, 178-191]. Gleiches<br />

gilt aufgrund ihres Charakters als angewandte Wissenschaft auch <strong>für</strong> die Wirtschaftsinformatik<br />

[s. Gutzwiller 1994, 6ff].<br />

Der Forschungsprozess dieser Arbeit ist in den Forschungsrahmen des Business Engineering<br />

(BE) eingebettet. BE positioniert sich an der Schnittstelle zwischen betriebswirtschaftlicher<br />

Forschung und informationstechnischer Forschung und ist damit Bestandteil<br />

der Wirtschaftsinformatik. Ziel ist die Abbildung der betrieblichen Realität<br />

des Forschungsobjekts in Form von Modellen und Methoden. Die daraus abgeleiteten<br />

Aussagen und Handlungsempfehlungen sind in der Praxis evaluierbar [s. Gutzwiller<br />

1994; Brenner 1995, 7ff].<br />

Basierend auf diesen Grundlagen haben Österle, Brenner und Hilbers <strong>für</strong> die Wirtschaftsinformatik<br />

einen Forschungsprozess definiert [s. Österle et al. 1991, 35]. Eine<br />

forscherische Lücke entsteht demnach aus der Diskrepanz zwischen bestehenden Konzepten<br />

in der Theorie und Anforderungen aus der Praxis. Über die konkrete Problemdefinition<br />

in der Forschungsfrage lässt sich das geeignete methodische Vorgehen zu<br />

ihrer Beantwortung ableiten. Die Forschungsergebnisse liefern Beiträge <strong>für</strong> die Wissenschaft<br />

als auch <strong>für</strong> die betriebliche Praxis. Dieser Forschungsprozess ist in<br />

Abbildung 1-1 <strong>für</strong> die vorliegende Arbeit dargestellt.<br />

Die Forschungsfrage dieser Dissertation beschäftigt sich mit der Neu- bzw. Weiterentwicklung<br />

von Theorien, Modellen und Lösungsansätzen. Damit lehnt sich die Arbeit<br />

auch am Konzept der Design Science an [s. March/Smith 1995; Hevner et al.<br />

2004], die mit dem Business Engineering hinsichtlich der Orientierung an praktisch<br />

relevanten Fragen in Einklang steht. In dieser Arbeit dient Design Science <strong>für</strong> das Forschungsvorgehen<br />

als Grundlage, liefert jedoch <strong>für</strong> die Ergebnistypen nur vereinzelt<br />

Impulse, da sie anders als das Business Engineering keine organisatorischen Elemente<br />

berücksichtigt, sondern ihre Artefakte sich ausschliesslich auf Informationssysteme<br />

beziehen [s. Hevner et al. 2004, 82].


1.4 Forschungsmethodik 7<br />

• Erhebung von vier Fallstudien<br />

• Illustration durch weitere Fallbeispiele<br />

und Aktionsforschungsprojekte<br />

Praktische<br />

Lücke<br />

• Handlungsempfehlungen zur organisatorischen<br />

Einbettung und Implementierung<br />

von Strategien, Prozessen und Applikationen<br />

des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM<br />

• Dokumentation der Fallstudien inkl. der<br />

Erkenntnisse<br />

• Druck <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> hin zur<br />

Kunden- und Serviceorientierung<br />

• Entstehung <strong>interne</strong>r Märkte<br />

• Fehlendes Gestaltungsmodell zum<br />

gesamthaften Kundenmanagement<br />

zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereich<br />

Beiträge <strong>für</strong> die<br />

Praxis<br />

Forscherische<br />

Lücke<br />

Forschungsziel<br />

Forschungsmethodik<br />

Forschungsarbeit<br />

empirisch theoretisch<br />

Theorien<br />

Theoretische<br />

Beiträge<br />

Abbildung 1-1: Forschungsprozess dieser Arbeit<br />

[nach Fleisch 2001, 289-296; Riempp 2004, 316]<br />

• Customer Relationship Management<br />

• Informationsmanagement<br />

• Business Engineering<br />

• Wissensmanagement<br />

Gestaltungselemente eines<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s zwischen<br />

<strong>IT</strong>- und Fachbereichen auf Strategie-,<br />

Prozess- und Systemebene<br />

Entwicklung eines Gestaltungsrahmens und<br />

eines Prozessdesigns sowie Betrachtung von<br />

Optionen zur Systemunterstützung <strong>für</strong> das<br />

<strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

• Theoretisch: Fundierung auf bestehenden<br />

theoretischen Konzepten<br />

• Qualitativ-empirisch: Fallstudienforschung,<br />

ergänzt durch Aktionsforschung, Desk<br />

Research und Expertengespräche<br />

• Literaturauswertung und Modellbildung<br />

• Ableitung einer Prozess- und Applikationslandkarte<br />

• Prozessarchitektur <strong>für</strong> <strong>interne</strong>s CRM<br />

zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichen<br />

• Operationalisierung theoretischer Konzepte<br />

des CRM und des Informationsmanagements<br />

Für die Auswahl einer geeigneten Forschungsmethode hat sich gezeigt, dass reine Literaturanalyse<br />

und quantitativ-empirische Forschung sich wenig eignen, um Gestaltungsvorschläge<br />

<strong>für</strong> die betriebliche Praxis zu erarbeiten [Brenner 1993; Benbasat/Zmud<br />

1999, 5f]. Viele Ergebnisse der Wirtschaftsinformatik und insbesondere des<br />

Business Engineering basieren daher auf qualitativ-empirischen Methoden. Dazu zählen<br />

Grounded Theory [Martin/Turner 1986; Baskerville/Wood-Harper 1998], Fallstudienforschung<br />

[Eisenhardt 1989; Stake 1995; Yin 2002] und partizipative Aktionsforschung<br />

[Susman/Evered 1978; Checkland/Holwell 1998].<br />

Diese Arbeit verwendet Fallstudienforschung als zentrale Forschungsmethode. Die<br />

Fallstudienforschung eignet sich in besonderem Masse <strong>für</strong> die Untersuchung sozialwissenschaftlicher<br />

Phänomene, bei denen Beobachtungsgegenstand und Umwelt nicht<br />

isoliert voneinander betrachtet werden können, d.h. auch <strong>für</strong> Untersuchungen in der<br />

Managementlehre [Yin 2002, 13]. Die Ergebnisse mehrer Fallstudien können <strong>für</strong> eine<br />

vergleichende Fallstudienanalyse („cross case analysis“) herangezogen werden [s. Miles/Huberman<br />

1994, 245-261]. Hierbei werden vergleichbare Sachverhalte in unterschiedlichen<br />

Umgebungen untersucht. Die Resultate werden als zuverlässig angese-


8 Einleitung<br />

hen, wenn sie einer Replikationslogik folgen, d.h. wenn verschiedene Fälle gleiche<br />

oder ähnliche Ergebnisse liefern oder aus vorhersagbaren Gründen gegensätzliche Resultate<br />

entstehen [s. Yin 2002, 45f]. Fallstudienforschung kann als qualitative Forschungsmethode<br />

keine statistische Generalisierbarkeit ihrer Ergebnisse erreichen, vor<br />

allem aufgrund der meist zu geringen Stichprobenzahl und der fehlenden Isolierbarkeit<br />

der Resultate. Sie erlaubt jedoch eine analytische Generalisierbarkeit, da sie qualitative<br />

Ergebnisse mit bestehenden Theorien verbindet, sowie eine erfahrungsbasierte Generalisierbarkeit<br />

<strong>für</strong> Adressaten, die bereits über persönliche Einsichten im untersuchten<br />

Bereich verfügen [s. Miles/Huberman 1994, 245-261; Yin 2002, 106-110].<br />

Die vier Fallstudien dieser Arbeit basieren auf leitfadengestützten Interviews mit Experten<br />

aus den jeweiligen Unternehmen und werden ergänzt durch Projektunterlagen<br />

und Unternehmenspräsentationen. Um die Nachvollziehbarkeit und Validität der Erkenntnisse<br />

zu erhöhen, orientieren sich die verwendeten Fallstudien an PROMET<br />

BECS, einer Fallstudienmethodik des Business Engineering [s. Senger/Österle 2002].<br />

Darüber hinaus wurden Interviews mit Experten weiterer Unternehmen geführt, um<br />

zusätzliche Fallbeispiele zu generieren. Neben der klassischen Literaturanalyse (Desk<br />

Research) diente zudem ein enger Dialog mit dem Forschungsumfeld aus Wissenschaft<br />

und Praxis der Überprüfung gewonnener Erkenntnisse. Auf der methodischen<br />

Basis der Aktionsforschung [s. Gummesson 2000; Fleisch 2001, 289-296] trugen ein<br />

eigenes Projekt mit einem Forschungspartner sowie die Fortführung eines früheren<br />

Praxisprojekts am IWI-HSG zum Verständnis der Problemstellung und zur Überprüfung<br />

erster Erkenntnisse bei.<br />

Diese Kombination von Forschungsmethoden im Sinne einer Triangulation [s. Kaplan/Duchon<br />

1988; Mingers 2001] erhöht die Validität der Forschungsergebnisse, indem<br />

sie den Einfluss der Subjektivität des Forschers verringert. Die in Anhang A abgebildeten<br />

Tabellen veranschaulichen die verschiedenen Bestandteile der Empirie dieser<br />

Arbeit im Einzelnen.<br />

Als wesentliches Forschungsergebnis strebt diese Dissertation die Gestaltung einer<br />

Prozessarchitektur in Form einer Prozesslandkarte sowie eines Prozessdesigns <strong>für</strong> das<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen<br />

an. Die Untersuchung der Übertragbarkeit von Konzepten einer betriebswirtschaftlichen<br />

Disziplin (Customer Relationship Management) auf eine Domäne der<br />

Wirtschaftsinformatik (Informationsmanagement) steht dabei im Mittelpunkt. Hier<strong>für</strong><br />

bedient sich die Arbeit der transferorientierten interdisziplinären Forschung [s.<br />

Schophaus et al. 2003]. „Die transferorientierte interdisziplinäre Forschung besitzt<br />

insbesondere dann ein hohes Erkenntnispotential, wenn <strong>für</strong> ein bestimmtes Problem in<br />

den Ausgangsdisziplinen ein höherer Erkenntnisstand als in der Zieldisziplin besteht<br />

und wenn die Problemstellung in Ausgangs- und Zieldisziplin identisch oder zumindest<br />

miteinander vergleichbar ist“ [Zarnekow 2005, 17]. Zarnekow hat auf der Basis<br />

der transferorientierten Interdisziplinarität eine Transfermethode entworfen [s. Zarne-


1.5 Aufbau der Arbeit 9<br />

kow 2005, 19ff]. Sie wird im weiteren Verlauf der Arbeit ab Kapitel 2.4.4 zur Erkenntnisgewinnung<br />

herangezogen.<br />

Für die Erstellung der Ergebnisartefakte selbst greift die Arbeit auf die Methodik der<br />

Referenzmodellierung nach [Schlagheck 2000] und [Becker et al. 2002b] zurück. Auf<br />

diese Methodik wird in Kapitel 2.1.3 gesondert eingegangen.<br />

1.5 Aufbau der Arbeit<br />

Die Arbeit gliedert sich entlang des beschriebenen Forschungsprozesses in acht Kapitel,<br />

wobei die Kapitel 4 bis 6 als Gesamteinheit zur Darstellung der Forschungsergebnisse<br />

gesehen werden können (s. Abbildung 1-2).<br />

Kapitel 1 Einleitung<br />

Kapitel 2 Konzeptionelle Grundlagen<br />

Informationsmanagement<br />

Kapitel 3<br />

Business Engineering Bezugsrahmen<br />

Customer<br />

Relationship<br />

Management<br />

Internes<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

Kapitel 4 Strategisches<br />

Rahmenwerk<br />

Kapitel 5<br />

Kapitel 6<br />

Kapitel 7<br />

Prozessgestaltung<br />

Optionen <strong>für</strong> die<br />

Systemunterstützung<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Fallstudien<br />

Zieleraster <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>-Typen<br />

Kundenprozess<br />

Prozesslandkarte<br />

Applikationslandkarte<br />

Deutsche Post<br />

<strong>IT</strong> Solutions<br />

BASF<br />

<strong>IT</strong> Services<br />

Prozessdesign<br />

Abbildung 1-2: Aufbau der Arbeit<br />

Erkenntnisse<br />

FIDUCIA<br />

<strong>IT</strong> AG<br />

Lufthansa<br />

Systems<br />

Vertriebsplanung<br />

Kampagnenmanagement<br />

Angebotsmanagement<br />

Feedback- &<br />

Wissensmanagement<br />

Funktionsbeschreibung<br />

Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in die Ausgangslage und den Handlungsbedarf<br />

an der Schnittstelle zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichen. Aus den Forschungszielen der<br />

Arbeit leitet sich ein qualitativer Forschungsansatz auf Basis von Fallstudienforschung<br />

ab.


10 Einleitung<br />

Kapitel 2 erläutert die konzeptionellen Grundlagen der Arbeit. Dabei wird zunächst<br />

das Business Engineering als Forschungsrahmen vorgestellt. Die nachfolgenden Abschnitte<br />

reflektieren die transferorientierte Forschungsmethodik der Arbeit: Das Informationsmanagement<br />

bildet die Zieldisziplin und das Umfeld, <strong>für</strong> das die Arbeit ihre<br />

Lösungsansätze entwickelt, während der Abschnitt zum Customer Relationship Management<br />

die Ausgangsdisziplin darstellt, deren Konzepte auf die Schnittstelle zwischen<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen angewandt werden sollen. Das Kapitel<br />

endet mit einer Betrachtung der Besonderheiten und bestehenden Konzepte an dieser<br />

Schnittstelle und definiert schliesslich den Begriff des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

<strong>für</strong> den Kontext der Arbeit.<br />

Kapitel 3 beschreibt vier detaillierte Fallstudien, die neben den theoretischen Grundlagen<br />

das Fundament <strong>für</strong> die weiteren Ergebnisse der Arbeit darstellen. Die Erkenntnisse<br />

daraus werden abschliessend in einer Fallstudienanalyse zusammengefasst.<br />

Kapitel 4 bildet mit den Erkenntnissen aus Theorie und Praxis den ersten Teil des Gestaltungsvorschlags<br />

<strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>. Auf Basis der<br />

Geschäftsziele des klassischen CRM und der Ziele von <strong>IT</strong>-Bereichen im Informationsmanagement<br />

wird ein Zielkatalog <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM abgeleitet. Dieser Katalog<br />

wird auf unterschiedliche <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>typen abgebildet und so zu einem Zieleraster<br />

zusammengeführt.<br />

Kapitel 5 beschäftigt sich mit der Prozessgestaltung im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM. Hierzu wird<br />

zunächst ein spezifischer Kundenprozess hergeleitet und davon ausgehend eine Prozesslandkarte<br />

vorgeschlagen. Eine Prozessbewertung ergibt daraufhin eine Auswahl<br />

von vier Einzelprozessen, die <strong>für</strong> den Kontext des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM in erster Linie<br />

auszugestalten sind. Die nachfolgenden Abschnitte gehen im Detail auf das Design<br />

dieser Einzelprozesse ein und leiten jeweils Anforderungen an die beteiligten Rollen<br />

ab.<br />

Das sechste Kapitel hat die Systemunterstützung im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM zu Inhalt. Es<br />

schlägt dabei eine Applikationslandkarte vor und beschreibt deren kundenbezogene<br />

Applikationsbereiche hinsichtlich der geforderten Funktionalität.<br />

Kapitel 7 fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zeigt Implikationen <strong>für</strong> die<br />

Praxis auf. Dazu gehören auch die Einschränkungen der Arbeit und weiterer Forschungsbedarf.<br />

Zum Abschluss wird auf Trends und Entwicklungen im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> hingewiesen.


2.1 Business Engineering 11<br />

2 Konzeptionelle Grundlagen<br />

Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die konzeptionellen Grundlagen <strong>für</strong> die Gestaltung<br />

eines <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n<br />

und Fachbereichen. Der Bezugsrahmen <strong>für</strong> das theoretische Themenspektrum dieser<br />

Arbeit wird aus folgenden Schwerpunkten gebildet:<br />

• Business Engineering (BE) bildet den Forschungs- und Analyserahmen <strong>für</strong> die Arbeit.<br />

Anhand der Konzepte des BE wird der Modell- und Architekturbegriff definiert.<br />

Die ingenieurmässige Vorgehensweise des BE bildet die Grundlage zur Modellierung<br />

einer Referenzarchitektur <strong>für</strong> Prozesse des <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen.<br />

• Informationsmanagement ist die betriebswirtschaftliche Disziplin, in der sich diese<br />

Arbeit bewegt. Es werden Ansätze des klassischen, vor allem aber des industrialisierten<br />

Informationsmanagements dargestellt. Anschliessend wird der <strong>IT</strong>-Dienstleistungsbegriff<br />

definiert und die Organisationsform des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s<br />

abgegrenzt.<br />

• Im <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> liefern die Konzepte des Customer Relationship<br />

Management (CRM) die Ausgangsdisziplin, deren Übertragbarkeit von ihrem ursprünglichen,<br />

vom freien Markt geprägten Anwendungsumfeld auf die Kundenschnittstelle<br />

zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Geschäftsbereichen (Zieldisziplin)<br />

untersucht wird. Eine besondere Rolle spielen dabei die verschiedenen Kategorien<br />

von CRM-Prozessen sowie die Wissensorientierung im CRM.<br />

• Das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> entsteht aus der Zusammenführung<br />

der Disziplinen des CRM und des Informationsmanagements. Hier<strong>für</strong> müssen zunächst<br />

Besonderheiten und bestehende Konzepte <strong>für</strong> das Management der <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle betrachtet werden. Darauf basierend können das Transferpotenzial<br />

des klassischen CRM-Ansatzes beurteilt und Gestaltungsanforderungen<br />

an das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM abgeleitet werden.<br />

2.1 Business Engineering<br />

2.1.1 Charakteristika des Business Engineering<br />

Die Forschungsdisziplin Business Engineering (BE) bezeichnet „die methoden- und<br />

modellbasierte Konstruktionslehre <strong>für</strong> Unternehmen des Informationszeitalters“<br />

[Österle/Winter 2003, 7]. BE bezieht seinen Untersuchungsgegenstand aus der Betriebswirtschaftslehre<br />

(BWL) und ist als interdisziplinärer Ansatz eng mit den Disziplinen<br />

Wirtschaftsinformatik, Technologiemanagement und Organisationslehre verbunden<br />

[s. Österle/Winter 2003, 11-14]. Folgende Grundprinzipien konstituieren den Ansatz<br />

des BE [s. Österle/Winter 2003, 12]:


12 Konzeptionelle Grundlagen<br />

• Innovationen bieten Potenziale <strong>für</strong> neue Geschäftsmodelle und -abläufe. Neben <strong>IT</strong>-<br />

Innovationen können auch veränderte Umweltbedingungen und Kundenbedürfnisse<br />

Transformationspotenziale initiieren.<br />

• Transformationsbezogene Veränderungen müssen wechselseitige Abhängigkeiten<br />

und Rückkoppelungen der verschiedenen Gestaltungselemente innerhalb von Unternehmen<br />

berücksichtigen.<br />

• Die Transformation von Unternehmen erfordert ein ingenieurmässiges, methoden-<br />

und modellbasiertes Vorgehen.<br />

Business Engineering unterscheidet zwei Sichten des Transformationsprozesses: Die<br />

fachliche Dimension konzentriert sich auf die Ebenen Strategie, Prozesse und Informationssysteme,<br />

während die politisch-kulturelle Dimension die der Transformation<br />

zugrunde liegenden menschlichen Handlungsweisen wie Motivation und Führung,<br />

Verhalten, Kommunikation und Machtverhältnisse untersucht [Österle/Winter 2003,<br />

11-12]. Die vorliegende Arbeit untersucht in erster Linie die fachliche Dimension, betrachtet<br />

aber auch ausgewählte Aspekte der politisch-kulturellen Dimension. Die Gestaltungsebenen<br />

der fachlichen Dimension sind wie folgt definiert [Österle et al. 1995,<br />

3-6]:<br />

• Strategie: „Die Ebene Strategie definiert die Position des Unternehmens im Markt<br />

und die daraus abgeleiteten Schlüsselentscheidungen <strong>für</strong> das Unternehmen und seine<br />

Geschäftsfelder.“<br />

• Prozesse: „Die Ebene Prozess leitet aus der Strategie die Leistungen, den Ablauf,<br />

die Computerunterstützung und die Führungsmittel ab und detailliert die Organisationsstruktur.“<br />

• Informationssysteme (IS): „Die Ebene Informationssystem konkretisiert den Prozessentwurf;<br />

sie liefert die Vorgabe <strong>für</strong> die organisatorische und die informationstechnische<br />

Implementierung.“<br />

Durch die Betrachtung der drei Ebenen liefert BE einen ganzheitlichen Ansatz zur<br />

Verbesserung oder Neugestaltung von Geschäftslösungen [s. Brenner 1995; Österle<br />

1995, 16ff]. Entscheidungen auf einer der Ebenen wirken sich auf die Gestaltung der<br />

anderen beiden Ebenen aus [s. Österle 1995, 18].<br />

Weiterhin ist eine konsequente Kundenorientierung charakteristisch <strong>für</strong> das BE [s.<br />

Österle 1995, 53f]. Ausgangspunkt der Überlegungen <strong>für</strong> die Gestaltung von Geschäftslösungen<br />

ist der sog. Kundenprozess. Ein Kundenprozess ist die Abfolge von<br />

Aufgaben, die ein Kunde durchläuft, um mit einer vom Unternehmen gelieferten Ressource<br />

(Information, Dienstleistung oder Produkt) ein spezifisches Problem zu lösen<br />

[s. Österle/Winter 2003, 24f].


2.1 Business Engineering 13<br />

Die Leistungen, die Unternehmen zur Abdeckung des Kundenprozesses liefern,<br />

erbringen sie ebenfalls in Form von Prozessen. Als prozessorientierter Ansatz räumt<br />

Business Engineering den Prozessen eine besondere Bedeutung <strong>für</strong> die Wertschöpfung<br />

ein [s. Österle 1995, 19]. Das BE „integriert die Strategie- und Systementwicklung<br />

über die Prozessentwicklung“ [Österle 1995, 21]. Österle unterscheidet drei Typen von<br />

Prozessen [Österle 1995, 130]:<br />

• Leistungsprozesse sind Prozesse zur Erstellung und Vermarktung von Produkten<br />

und Dienstleistungen eines Unternehmens und sind vom Erkennen eines Kundenbedürfnisses<br />

bis zu seiner Befriedigung zu durchlaufen.<br />

• Unterstützungsprozesse werden <strong>für</strong> den Aufbau und die Pflege der <strong>für</strong> die Leistungserstellung<br />

benötigten Ressourcen benötigt.<br />

• Führungsprozesse sind prozessübergreifend <strong>für</strong> Aufgaben, wie die Strategieentwicklung<br />

und -Umsetzung, verantwortlich. Sie gestalten, überwachen und entwickeln<br />

die Prozessarchitektur.<br />

Die Komplexität der Unternehmenstransformation auf allen drei Gestaltungsebenen<br />

bewältigt das BE durch ein ingenieurmässiges Vorgehen [Brenner 1995, 7f]. Ergebnistypen<br />

des BE sind Modelle und Methoden [s. Österle/Winter 2003, 10].<br />

2.1.2 Modelle und Architekturen im Business Engineering<br />

Aus Sicht der Wirtschaftsinformatik ist ein Modell eine vereinfachende Abbildung<br />

eines Ausschnitts der betrieblichen Wirklichkeit [s. Heinrich 1993, 224-226]. Gemäss<br />

dem konstruktionsorientierten Modellverständnis der Wirtschaftsinformatik ist ein<br />

Modell das Ergebnis der Konstruktion eines Modellierers. Er deklariert <strong>für</strong> die Modellnutzer<br />

eine Repräsentation des abzubildenden Realitätsausschnitts [s. Schütte<br />

1998, 59]. Hier<strong>für</strong> benutzt der Modellierer eine Sprache. Im Business Engineering<br />

werden keine Modellierungssprachen vorgeschrieben, es werden jedoch meist die<br />

Sprachen der PROMET-Methodenfamilie verwendet [s. IMG 2003]. Sie kommen auch<br />

in dieser Arbeit zur Anwendung.<br />

Nach Ulrich und Krallmann können Modelle drei verschiedenen Zielsetzungen dienen:<br />

Beschreibungsmodelle bilden einen Wirklichkeitsausschnitt ab, während Erklärungsmodelle<br />

zusätzlich die Beziehungen zwischen den dargestellten Elementen erklären.<br />

Gestaltungsmodelle unterstützen darüber hinaus den Modellnutzer bei Entscheidungen<br />

zu erfolgreichen Handlungsoptionen [s. Ulrich 1970, 147; Krallmann 1996, 16f]. Im<br />

Kontext des BE als Bestandteil einer angewandten Wissenschaft sind Beschreibungs-<br />

und Gestaltungsmodelle das Forschungsziel [s. Ulrich 1970, 148; Specht 1990, 12ff;<br />

Gebert 2003, 14].<br />

Eine Architektur ist eine besondere und im BE häufig verwendete Art von Modellen<br />

[s. Schmid 2001; Puschmann 2003]. Architekturbeschreibungen können sich auf ver-


14 Konzeptionelle Grundlagen<br />

schiedene Gestaltungsbereiche beziehen. 2 Die vorliegende Arbeit folgt einem Architekturverständnis,<br />

das mit den Konzepten des BE kompatibel ist und sich zur vollständigen<br />

Abbildung des Geschäftsmodells eines Unternehmens auf Strategie-, Prozess-<br />

und Systemebene eignet [s. Österle 1995; Sinz 1999a, 1040f]:<br />

• Die Geschäftsarchitektur beschreibt strategische Komponenten, z.B. die angebotenen<br />

Marktleistungen, strategische Geschäftsfelder und Kooperationen.<br />

• Die Prozessarchitektur stellt die Aufbau- und Ablauforganisation dar. Bestandteile<br />

der Aufbauorganisation sind Rollen und organisatorische Einheiten, wohingegen<br />

die Ablauforganisation die Bereiche Prozess, Aufgabe und Leistung betrachtet.<br />

• Die Systemarchitektur zeigt den logischen Aufbau des Informationssystems. Die<br />

Architekturkomponenten dabei sind Funktionen, Applikationen und Daten.<br />

Im Mittelpunkt der Gestaltungsvorschläge dieser Arbeit steht die Prozessarchitektur.<br />

Das Metamodell des Business Engineering nach [Österle/Blessing 2003, 81] ordnet die<br />

Gestaltungselemente den Betrachtungsebenen zu und zeigt die Beziehungen unter ihnen<br />

(s. Abbildung 2-1).<br />

Strategie<br />

Prozess<br />

System<br />

Markt<br />

Strategisches<br />

Geschäftsfeld<br />

Aufgabe Prozess<br />

besteht aus<br />

führt aus<br />

beeinflusst<br />

Funktion Applikation<br />

führt aus<br />

verwendet<br />

läuft auf<br />

<strong>IT</strong>-Komponente<br />

definiert<br />

produziert/<br />

konsumiert<br />

greift zu auf<br />

Marktleistung<br />

Leistung<br />

kann sein<br />

Datensammlung<br />

Abbildung 2-1: Metamodell des Business Engineering [Österle/Blessing 2003, 81]<br />

Die Vorsilbe „Meta“ bezeichnet in der Wirtschaftsinformatik die Verallgemeinerung<br />

von Erkenntnissen über ein Erkenntnisobjekt auf einer höheren Abstraktionsstufe [s.<br />

Strahringer 1996, 11].<br />

2 Eine Übersicht zu den theoretischen Grundlagen des Architekturbegriffs findet sich z.B. in [Sinz 1999a].


2.1 Business Engineering 15<br />

2.1.3 Referenzmodellierung<br />

Die Erstellung eines Modells (bzw. einer Architektur) kann durch die Vorgehensweise<br />

der Referenzmodellierung unterstützt werden. Referenzmodellierung wird bezeichnet<br />

als die Summe aller Handlungen, welche die Entwicklung und Anwendung wiederverwendbarer<br />

Modelle (Referenzmodelle) zum Ziel haben [s. Fettke/Loos 2004, 331].<br />

Referenzmodelle werden nicht <strong>für</strong> eine konkrete Anwendung erstellt, sondern repräsentieren<br />

Abbildungen von allgemeingültigen Strukturen (z.B. Prozessen und Daten)<br />

<strong>für</strong> eine Klasse abstrakter Anwendungsgebiete (z.B. eine Gruppe von Unternehmen<br />

innerhalb einer Branche) oder <strong>für</strong> eine betriebswirtschaftliche Funktion [s. Becker<br />

2004, 325]. Sie schlagen Ausgangslösungen vor, die bei ihrer Anwendung kontextspezifisch<br />

modifiziert werden können und somit dem Transfer von betriebswirtschaftlichem<br />

Wissen dienen [s. Schütte 1998, 69f; Becker et al. 2002b, 25f]. Als ein Ergebnis<br />

dieser Arbeit soll die Referenzprozessarchitektur den Aufbau kundenorientierter Prozesse<br />

zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen unterstützen.<br />

Ein Vorgehensmodell zur Referenzmodellierung wurde von [Schlagheck 2000, 78]<br />

vorgestellt (s. Abbildung 2-2).<br />

Herleitung eines strategischen Rahmenwerks<br />

sowie Konstruktion einer Referenzprozessarchitektur<br />

<strong>für</strong> das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

zwischen <strong>IT</strong>- und<br />

Fachbereichen<br />

Schnittstelle zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen<br />

• Mangelnde Wahrnehmung des<br />

Wertbeitrags der <strong>IT</strong><br />

• Ineffiziente Prozesse der Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>IT</strong> und Fachbereichen<br />

• Entstehung <strong>interne</strong>r Märkte<br />

• Wandel zum Profit Center<br />

Problemdefinition<br />

Problemdomäne<br />

analysieren<br />

Konstruktion<br />

Evaluation und<br />

Evolution<br />

Problemdefinition<br />

Anforderungsermittlung<br />

Suche und<br />

Selektion<br />

Konstruktion<br />

bzw.<br />

Anwendung<br />

Spezifisches<br />

Modell<br />

Referenzmodellentwicklung Anwendung von Referenzmodellen<br />

Abbildung 2-2: Vorgehensmodell zur Referenzmodellierung und Ausprägungen <strong>für</strong><br />

diese Arbeit [in Anl. an Schlagheck 2000, 78]<br />

Das Vorgehensmodell besteht aus den beiden Teilen der Referenzmodellentwicklung<br />

und der Anwendung von Referenzmodellen. Beide Teile stehen miteinander in Beziehung<br />

und beeinflussen sich gegenseitig. Basierend auf einer Problemdefinition wird<br />

eine Analyse der Problemdomäne vorgenommen, um den potenziellen Anwendungsbereich<br />

des Referenzmodells zu untersuchen. Die eigentliche Referenzmodellkonstruktion<br />

kann induktiv, deduktiv oder durch Kombination beider Erkenntnisprozesse erfolgen<br />

[s. Becker et al. 2002a, 1393]. Die vorliegende Arbeit entwickelt die Referenz-


16 Konzeptionelle Grundlagen<br />

Prozessarchitektur induktiv auf Basis von Fallstudien in Unternehmen, die als „Good<br />

Practice“ Beispiele <strong>für</strong> das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen bezeichnet werden können. Die Anwendung des Referenzmodells<br />

als zweiter Teilbereich der Referenzmodellierung kann zeitlich entkoppelt<br />

von der Referenzmodellentwicklung geschehen und ist nicht Gegenstand dieser<br />

Arbeit.<br />

2.1.4 Beitrag <strong>für</strong> die Dissertation<br />

Diese Arbeit gewinnt aus dem Business Engineering (BE) folgende Erkenntnisse:<br />

• Ganzheitlichkeit: BE liefert ein Konzept zur Betrachtung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

auf den drei Ebenen Strategie, Prozesse und Systeme.<br />

• Prozessorientierung: Im BE werden die Anforderungen der Kunden in Kundenprozessen<br />

zusammengefasst. Diese bilden den Ausgangspunkt des Handelns von<br />

Unternehmen, die <strong>für</strong> die Leistungserstellung selbst eine Vielzahl von Prozessen<br />

verwenden. Auch die Kundenprozesse der Fachbereiche beeinflussen die Prozesse<br />

des Kundenmanagements <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> massgeblich.<br />

• Ingenieurmässige Vorgehensweise: Als methoden- und modellbasierte Konstruktionslehre<br />

unterstützt das BE die Erstellung der Prozessarchitektur in dieser Arbeit.<br />

2.2 Informationsmanagement<br />

2.2.1 Klassische Ansätze des Informationsmanagements<br />

Das Informationsmanagement hat sich im Laufe der 1980er Jahre zu einer betriebswirtschaftlichen<br />

Disziplin entwickelt [s. z.B. Horton 1981; Szyperski/Eschenröder<br />

1983; Österle 1987; Heinrich 1988; Wollnik 1988]. Seit dieser Zeit ist eine Vielzahl<br />

von Ansätzen zum Informationsmanagement entstanden, die jedoch unterschiedliche<br />

Sichtweisen und Terminologien vertreten. In der Praxis wird synonym zum Informationsmanagement<br />

auch häufig von <strong>IT</strong>-Management gesprochen [s. Krcmar 2004, 28].<br />

Für eine ausführliche Übersicht verschiedener Informationsmanagement-Ansätze sei<br />

an dieser Stelle auf [Krcmar 2004, 28ff] verwiesen.<br />

In einer der ersten deutschsprachigen Definitionen sieht Heinrich im Jahr 1988 Informationsmanagement<br />

als „das Leistungshandeln (Management) in einem Unternehmen<br />

in Bezug auf Information und Kommunikation“, d.h. „alle Führungsaufgaben, die sich<br />

mit Information und Kommunikation im Unternehmen befassen“ [Heinrich 2002, 8].<br />

In Anlehnung an die betriebswirtschaftliche Managementlehre unterteilt er das Informationsmanagement<br />

in strategische, taktisch-administrative und operative Aufgaben.<br />

Die strategische Ebene befasst sich mit der langfristigen Ausrichtung der Informationsstruktur<br />

an den Unternehmenszielen. Auf der administrativen Ebene sind die Führungsaufgaben<br />

zum Betrieb der Infrastruktur sowie die Planung und Entwicklung von


2.2 Informationsmanagement 17<br />

Systemen angesiedelt. Der Betrieb der Informationsstruktur zur kontinuierlichen Informationsversorgung<br />

ist über die operative Ebene abgedeckt [s. Heinrich 2002, 14].<br />

Ebenfalls auf einer Einteilung in drei Ebenen basiert der Ansatz des St. Galler Informationssystem-Management<br />

(ISM) nach [Österle et al. 1991]. Nach der Nähe zur<br />

Technik unterteilt das St. Galler ISM drei Aufgabenbereiche:<br />

• Die informationsbewusste Unternehmensführung ist <strong>für</strong> den bedarfsgerechten Einsatz<br />

der <strong>IT</strong>-Ressourcen verantwortlich.<br />

• Das Management des Informationssystems beschäftigt sich mit der Entwicklung<br />

und dem Betrieb von Informationssystemen im Unternehmen.<br />

• Das Management der Informatik bewirtschaftet die Hardware-, Software- und<br />

Netzwerkinfrastruktur <strong>für</strong> die Entwicklung und den Betrieb des Informationssystems.<br />

Im Fokus des St. Galler ISM liegt die Ebene „Management des Informationssystems“,<br />

die sich in weitere fünf Stufen unterteilt. In jeder dieser Stufen ist ein Planungs-, Verabschiedungs-,<br />

Umsetzungs- und Kontrollzyklus implementiert (s. Abbildung 2-3)<br />

Planung<br />

Kontrolle<br />

Verabschiedung<br />

Umsetzung<br />

Planung<br />

Kontrolle<br />

IS-<br />

Strategie<br />

Verabschiedung<br />

Umsetzung<br />

Planung<br />

Kontrolle<br />

IS-<br />

Architektur<br />

Verabschiedung<br />

Umsetzung<br />

Planung<br />

Kontrolle<br />

IS-<br />

Projektportfolio<br />

Verabschiedung<br />

Umsetzung<br />

Planung<br />

Kontrolle<br />

IS-<br />

Projekt<br />

Verabschiedung<br />

Umsetzung<br />

IS-<br />

Betreuung<br />

Abbildung 2-3: Stufen der Ebene „Management des Informationssystems“<br />

im St. Galler ISM [Österle et al. 1992, 44]<br />

Brenner hebt die Bedeutung des Informationsmanagements als Bestandteil des Führungssystems<br />

hervor: „Das Informationsmanagement ist Teil der Unternehmensführung,<br />

der <strong>für</strong> das Erkennen und Umsetzen der Potenziale der Informationstechnik in<br />

Lösungen verantwortlich ist“ [Brenner 1994, 5].


18 Konzeptionelle Grundlagen<br />

In der Praxis hat sich <strong>für</strong> das Informationsmanagement ein in Abbildung 2-4 dargestelltes,<br />

phasenorientiertes Modell zur Planung (engl. Plan), Entwicklung (engl. Build)<br />

und Produktion (engl. Run) von Informationssystemen und <strong>IT</strong>-Infrastrukturen etabliert<br />

[s. Moll 1994]. Es ist damit ähnlich zu den oben genannten Dreiphasenmodellen strukturiert.<br />

Für jede der drei Phasen existieren Aufgaben und Methoden, die sich aus der<br />

allgemeinen Managementlehre und aus weiteren Informationsmanagementmodellen<br />

herausgebildet haben [s. Zarnekow/Brenner 2003]. Die Planungsphase definiert die<br />

unternehmensspezifischen Ziele des Informationsmanagements und gestaltet Architekturen.<br />

In der Informationssystementwicklung werden Anwendungssysteme neu entwickelt<br />

oder bestehende verändert. Die Produktionsphase umfasst den Betrieb und die<br />

Wartung der Anwendungen und der Infrastruktur sowie die Unterstützung der Anwender,<br />

z.B. über einen Helpdesk [s. Hochstein 2006, 16f]. Querschnittsaufgaben beinhalten<br />

Führungs- und Steuerungsmechanismen, wie z.B. Controlling oder Personalmanagement.<br />

Inhalte,<br />

Phasen<br />

Aufgaben<br />

Methoden<br />

• Controlling<br />

• Personalmanagement<br />

• Strategieentwicklung<br />

• Anwendungsplanung<br />

• Infrastrukturplanung<br />

• Budgetplanung<br />

• Organisationsplanung<br />

• Portfolioanalyse<br />

• SWOT-Analyse<br />

• Prozessmodellierung<br />

• Kennzahlensysteme<br />

Querschnittsaufgaben<br />

• Qualitätsmanagement<br />

• Technologiemanagement<br />

Planung Entwicklung Produktion<br />

• Projektmanagement<br />

• Entwicklung von<br />

Informationssystemen<br />

und <strong>IT</strong>-Infrastruktur<br />

(Planung, Entwurf,<br />

Implementierung)<br />

• Projektmanagementmethoden<br />

•Prozessmodelle<br />

• Vorgehensmethodik<br />

• Sicherheitsmanagement<br />

• Produktionsmanagement<br />

• Benutzersupport<br />

•Wartung<br />

• Krisen- und Katastrophenmanagement<br />

• Hard- und Softwaremonitoring<br />

• Service-Level-<br />

Agreements<br />

Abbildung 2-4: Phasen, Aufgaben und Methoden des Informationsmanagements<br />

[Zarnekow/Brenner 2003]<br />

2.2.2 Industrialisierung im Informationsmanagement<br />

Wie bereits in Kapitel 1.1 beschrieben, hat die Bedeutung der Informationstechnologie<br />

<strong>für</strong> die Unterstützung von Geschäftsprozessen und -modellen in den letzten Jahren erheblich<br />

zugenommen. Zahlreiche Beispiele belegen allerdings, dass <strong>IT</strong>-Projekte häufig<br />

den angestrebten wirtschaftlichen Nutzen verfehlen bzw. nicht in einem vorgesehenen<br />

Zeitrahmen oder zu einem festgelegten Qualitätsstandard fertig gestellt werden [s.<br />

Zarnekow et al. 2005]. Gleichzeitig haben sich die Interaktionsmodelle zwischen <strong>IT</strong>-<br />

Leistungserbringern (<strong>IT</strong>-Bereichen) und Leistungsabnehmern (Fachseite) verändert.


2.2 Informationsmanagement 19<br />

Die hierarchische Zusammenarbeit wird zunehmend durch eine Kunden-Lieferanten-<br />

Beziehung und eine marktbasierte Interaktion ersetzt. An die Stelle der projektbasierten<br />

Systementwicklung tritt zudem vermehrt eine Definition von <strong>IT</strong>-Leistungen und -<br />

Produkten aus Abnehmersicht, deren Menge und Qualität über sog. „Service Level<br />

Agreements“ (SLAs) geregelt wird. 3 Hierbei wird in jüngster Zeit auch zunehmend<br />

von einer Industrialisierung des Informationsmanagements gesprochen [s. z.B. Brenner<br />

2004; Bode et al. 2005; CIO 2005].<br />

Klassische Modelle <strong>für</strong> das Informationsmanagement sind dieser Entwicklung in vielen<br />

Bereichen nicht gewachsen. Das in der Praxis weit verbreitete „Plan-Build-Run“<br />

Modell, das im vorherigen Abschnitt beschrieben wurde, ist mit seiner <strong>IT</strong>-zentrierten<br />

und projektbasierten Sichtweise beispielsweise nicht in der Lage, die Kunden-Lieferanten-Beziehung<br />

zwischen Leistungserbringer und Leistungsabnehmer abzubilden<br />

oder produktorientierte Konzepte und Funktionen (z.B. Produktkataloge) adäquat zu<br />

beschreiben [s. Zarnekow 2005, 76f].<br />

Um den beschriebenen Herausforderungen gerecht zu werden, arbeitet das Kompetenzzentrum<br />

„Industrialisierung im Informationsmanagement“ (CC IIM) am Institut<br />

<strong>für</strong> Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen in enger Zusammenarbeit mit Praxispartnern<br />

bereits seit einigen Jahren daran, Funktionsmodelle aus anderen Branchen,<br />

vornehmlich aus der industriellen Fertigung, auf den Anwendungsbereich des Informationsmanagements<br />

zu übertragen. Ein zentrales Ergebnis der Arbeit des CC IIM ist ein<br />

Gesamtmodell <strong>für</strong> ein integriertes Informationsmanagement (s. Abbildung 2-5).<br />

Im IIM-Modell bilden Leistungserbringer und Leistungsabnehmer zwei Elemente in<br />

einer Wertschöpfungskette (Supply-Chain) <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-Leistungen. Das Modell lehnt sich<br />

dabei an das vom Supply-Chain Council entwickelte SCOR (Supply-Chain Operations<br />

Reference)-Modell an [s. Supply-Chain-Council 2003]. Leistungsabnehmer (i.d.R.<br />

Geschäftsbereiche) beziehen <strong>IT</strong>-Leistungen in Form von <strong>IT</strong>-Produkten beim Leistungserbringer<br />

(i.d.R. <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>). Dazwischen existiert eine Kunden-Lieferanten-Beziehung,<br />

die über einen Markt koordiniert wird. Je nachdem, ob sich beide<br />

Parteien innerhalb eines Unternehmens befinden oder die Leistungserbringung von<br />

einem externen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> erfolgt, handelt es sich um einen <strong>interne</strong>n oder externen<br />

Markt [s. Zarnekow et al. 2005, 68].<br />

3<br />

Eine ausführliche Betrachtung und Abgrenzung der Begriffe <strong>IT</strong>-Leistung und <strong>IT</strong>-Produkt findet im<br />

folgenden Abschnitt 2.2.3 statt.


20 Konzeptionelle Grundlagen<br />

<strong>IT</strong>-Leistungserbringer <strong>IT</strong>-Leistungsabnehmer<br />

Deliver Source Make Deliver Source Make<br />

Markt<br />

Govern<br />

Management<br />

der<br />

Lieferantenbeziehungen<br />

Strategische Gesamtplanung<br />

Management der<br />

Leistungserstellung<br />

Management<br />

der Kundenbeziehungen<br />

Markt<br />

Management<br />

der<br />

Lieferantenbeziehungen<br />

Abbildung 2-5: Gesamtmodell eines integrierten Informationsmanagements<br />

(IIM-Modell) [Zarnekow et al. 2005, 68]<br />

Das IIM-Modell umfasst fünf zentrale Funktionsbereiche [s. Zarnekow et al. 2005,<br />

68ff]:<br />

• Der Source-Prozess des Leistungsabnehmers beinhaltet alle zum Management der<br />

Lieferantenbeziehungen benötigten Aufgaben und bildet die Schnittstelle zum<br />

Leistungserbringer. Die eingekauften <strong>IT</strong>-Produkte werden im eigentlichen Produktions-(Make-)<br />

Prozess des Leistungsabnehmers zur Geschäftsprozessunterstützung<br />

verwendet oder bilden einen Teil seiner Geschäftsprodukte.<br />

• Der Deliver-Prozess des Leistungserbringers befasst sich mit dem Management<br />

der Kundenbeziehungen und bildet die Schnittstelle zwischen der <strong>IT</strong>-Leistungserstellung<br />

(Make-Prozess) und dem Source-Prozess des Leistungsabnehmers.<br />

• Der Make-Prozess des Leistungserbringers umfasst alle Aufgaben zum Management<br />

der <strong>IT</strong>-Leistungserbringung (Portfoliomanagement, Entwicklungsmanagement<br />

und Produktionsmanagement).<br />

• Der Source-Prozess des Leistungserbringers definiert dessen Einkaufsmanagement<br />

gegenüber seinen eigenen Lieferanten, z.B. <strong>für</strong> den Bezug von Hard- und Software.<br />

• Der Govern-Prozess regelt übergeordnete Führungsaufgaben und Organisationsstrukturen<br />

im Sinne einer strategischen Gesamtplanung. Sollten sich Leistungserbringer<br />

und Leistungsabnehmer im gleichen Unternehmen befinden, definiert die<br />

Governance die <strong>für</strong> beide Seiten gültigen Regeln der Zusammenarbeit.<br />

Neben der Supply-Chain-orientierten Sichtweise der <strong>IT</strong>-Leistungserstellung zieht die<br />

Philosophie des industrialisierten Informationsmanagements weitere Parallelen zur<br />

industriellen Produktionswirtschaft, die sich in folgenden Prinzipien manifestieren:<br />

• Marktorientierung: Im Modell des industrialisierten Informationsmanagements<br />

ändert sich die Zusammenarbeit zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichen von einer pro-


2.2 Informationsmanagement 21<br />

jektbasierten hin zu einer marktbasierten Koordination zwischen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n<br />

als Lieferanten und Geschäftsbereichen als Kunden. Es herrschen marktorientierte<br />

Einkaufs- und Verkaufsmechanismen, die in Analogie zur industriellen Beschaffungs-<br />

und Absatzwirtschaft gestaltet sind [s. Zarnekow et al. 2005, 10ff].<br />

• Produktorientierung: An die Stelle einer projektorientierten Betrachtung rückt im<br />

IIM-Modell eine produktorientierte Sicht auf <strong>IT</strong>-Dienstleistungen [s. Brenner<br />

2004]. Entscheidend ist dabei die Nutzenstiftung beim Leistungsabnehmer: „Ein<br />

<strong>IT</strong>-Produkt (engl. <strong>IT</strong> Service) stellt ein Bündel von <strong>IT</strong>-Leistungen dar, mit Hilfe derer<br />

ein Geschäftsprozess oder ein Geschäftsprodukt des Leistungsabnehmers unterstützt<br />

und dort ein Nutzen erzielt wird.“ [Zarnekow et al. 2005, 18]. Für die Produktgestaltung<br />

werden Analogien zur industriellen Produkt- und Programmplanung<br />

sowie zum Service Engineering verwendet [s. Hochstein 2006, 29f].<br />

• Industrialisierte <strong>IT</strong>-Leistungserstellung: Ziel ist es, erfolgreiche Fertigungskonzepte<br />

aus stark industrialisierten Branchen auf die <strong>IT</strong>-Leistungserstellung zu übertragen.<br />

In Frage kommen hier<strong>für</strong> beispielsweise Konzepte der Produktionsplanung<br />

und -steuerung, der Kosten- und Leistungsrechnung [s. Scheeg 2005] sowie des<br />

Qualitätsmanagements [s. Hochstein et al. 2004b].<br />

• Integriertes Management von Portfolio, Entwicklung und Produktion: Der spätere<br />

Einfluss der <strong>IT</strong>-Produktion soll bereits in den vorgelagerten Phasen des <strong>IT</strong>-<br />

Portfoliomanagements und der Anwendungsentwicklung berücksichtigt werden.<br />

Übertragbare Konzepte aus der Industrie sind hierbei z.B. Simultaneous Engineering<br />

oder Design-for-Manufacture-and-Assembly [s. Zarnekow et al. 2005, 37ff].<br />

• Lebenszyklusorientierung: Der gesamte Lebenszyklus eines Informationssystems<br />

von der Planung über den Betrieb bis zur Ausserbetriebnahme soll mittels durchgängiger<br />

Managementkonzepte bewirtschaftet werden. Analogien aus der industriellen<br />

Fertigung helfen, die Wirtschaftlichkeit des Betriebs einer Anwendung bereits<br />

bei ihrer Planung zu berücksichtigen [s. Zarnekow/Brenner 2003].<br />

Da sich die vorliegende Arbeit mit Konzepten zur Gestaltung der Kundenschnittstelle<br />

zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen beschäftigt, sind aus dem IIM-<br />

Modell vor allem die Grundlagen zur Marktorientierung relevant. Sie fliessen im Kapitel<br />

2.2.3 zur Charakterisierung <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> ein. Die Produktorientierung<br />

des IIM-Modells spielt <strong>für</strong> das Verständnis der Eigenschaften von <strong>IT</strong>-Dienstleistungen<br />

eine Rolle. Diese werden im folgenden Kapitel erläutert.<br />

2.2.3 <strong>IT</strong>-Dienstleistungen und -Produkte<br />

In der Literatur besteht ein unterschiedliches Verständnis zu <strong>IT</strong>-Dienstleistungen und<br />

damit verwandten Terminologien zu <strong>IT</strong>-Produkten und <strong>IT</strong>-Leistungen. Allgemein ist<br />

eine Dienstleistung als eine auf den Prozess- und Kundennutzen ausgerichtete Leistung<br />

definiert, die an einem Menschen oder Objekt ohne Transformation von Sachgü-


22 Konzeptionelle Grundlagen<br />

tern erbracht wird [Bieger 2002, 7]. Drei wesentliche Eigenschaften unterscheiden<br />

Dienstleistungen von Sachgütern:<br />

• Immaterialität/Intangibilität: Dienstleistungen bestehen zwar im Wesentlichen aus<br />

immateriellen Leistungen, enthalten aber fast immer auch physische Elemente, wie<br />

z.B. die Dokumentation ihrer Ergebnisse auf Papier oder auf elektronischen Trägermedien<br />

[s. Hentschel 1992; Corsten 2001, 27ff]. Der Intangibilitätsbegriff berücksichtigt<br />

die physische Komponente explizit [Corsten 2001, 28]. Aus der Intangibilität<br />

ergibt sich eine Intransparenz <strong>für</strong> den Leistungsabnehmer, da die Leistung<br />

vorab nicht ausprobiert werden kann [s. Bieger 2002, 8].<br />

• Integration des externen Faktors: Der Leistungsabnehmer einer Dienstleistung<br />

bringt als sog. „externer Faktor“ sich selbst oder seine Objekte in den Dienstleistungsprozess<br />

mit ein [s. Maleri 1991, 105ff]. Der externe Faktor ist somit ein Unsicherheitsfaktor<br />

<strong>für</strong> den Dienstleistungsprozess, da er wesentlichen Einfluss auf<br />

dessen Qualität und die Durchlaufzeit besitzt.<br />

• Gleichzeitigkeit von Produktion und Absatz: Durch die Integration des externen<br />

Faktors finden Produktion und Absatz der Dienstleistung simultan statt. Dienstleistungen<br />

sind daher nicht lagerbar und können nicht auf Vorrat produziert werden<br />

[s. Corsten 2001, 27ff].<br />

<strong>IT</strong>-Dienstleistungen erfüllen die genannten allgemeinen Eigenschaften des Dienstleistungsbegriffs<br />

in hohem Masse [s. Zarnekow 2005, 63 ff]. So muss der Leistungsabnehmer<br />

darauf vertrauen, dass der Leistungserbringer eine intangible <strong>IT</strong>-Dienstleistung<br />

(z.B. eine Transaktionsabwicklung) tatsächlich erbringen kann, bevor die Leistung bei<br />

ihm erbracht ist. Anwender fungieren häufig als externer Faktor in der <strong>IT</strong>-Dienstleistungserstellung,<br />

indem sie z.B. Informationen über eine Eingabemaske in den Erstellungsprozess<br />

einer Buchungstransaktion einfliessen lassen. Simultan zur Durchführung<br />

der Buchung erhält der Leistungsabnehmer deren Ergebnis, d.h. Produktion und Absatz<br />

fallen zusammen. Zarnekow nimmt eine Kategorisierung von <strong>IT</strong>-Dienstleistungen<br />

vor [s. Zarnekow 2005, 32ff]:<br />

• Industrielle <strong>IT</strong>-Dienstleistungen umfassen Infrastrukturdienstleistungen, wie z.B.<br />

die Bereitstellung von Rechenkapazitäten, <strong>IT</strong>-Arbeitsplatzdienstleistungen (z.B.<br />

Drucken und Emailing), Geschäftsprozessdienstleistungen (z.B. <strong>IT</strong>-gestützte Buchungsprozesse)<br />

sowie Unterstützungs- und Wartungsdienstleistungen (z.B. Betrieb<br />

eines Helpdesks). Zur Erbringung industrieller <strong>IT</strong>-Dienstleistungen ist i.d.R.<br />

<strong>IT</strong>-Hard- und Software notwendig. 4<br />

4 Thomas unterscheidet „equipment based“ (d.h. automatisierte) und „people based“ Services [s. Thomas<br />

1978]. Auch wenn der Betriff „industriell“ von der Begriffshierarchie her über dieser Unterscheidung steht,<br />

sind in dieser Arbeit mit „industriell“ Leistungen gemeint, die zu einem hohen Grad automatisiert, d.h. mit<br />

Hilfe von <strong>IT</strong>-Hard- und Software, erbracht werden.


2.2 Informationsmanagement 23<br />

• Personelle <strong>IT</strong>-Dienstleistungen können analog zur allgemeinen Kategorie der „Professional<br />

Services“ betrachtet werden. Professional Services sind von einer hohen<br />

Wissensintensität, dem Einsatz hochqualifizierter Spezialisten, kundenindividuellen<br />

Leistungen sowie einer intensiven Interaktion zwischen <strong>Dienstleister</strong> und Kunde<br />

gekennzeichnet [s. Løwendahl 2000]. Typische personelle <strong>IT</strong>-Dienstleistungen<br />

sind die <strong>IT</strong>-Beratung, Trainings- und Schulungsmassnahmen oder Projektmanagementleistungen.<br />

In der Praxis werden häufig mehrere <strong>IT</strong>-Dienstleistungen zu einem kundenorientierten<br />

Leistungsbündel zusammengefasst [s. Corsten 2001, 30; Zarnekow 2005, 35]. Bietet<br />

ein Leistungserbringer z.B. die Abwicklung eines <strong>interne</strong>tgestützten Vertriebsprozesses<br />

an, ist dies zwar zunächst eine industrielle <strong>IT</strong>-Dienstleistung. Der Kunde erwartet<br />

aber, dass er zusätzlich durch personelle Dienstleistungen, wie einer Beratung zur<br />

konkreten Gestaltung des Vertriebsprozesses und einer späteren Mitarbeiterschulung,<br />

unterstützt wird.<br />

Der Begriff <strong>IT</strong>-Produkt fand in Bezug auf die <strong>IT</strong>-Leistungserstellung bereits in den<br />

1990er Jahren Erwähnung [s. Wang 1998]. Im Modell des industrialisierten Informationsmanagements<br />

spielt der <strong>IT</strong>-Produktbegriff eine zentrale Rolle. Generell ist ein<br />

Produkt definiert als eine Leistung, die Bedürfnisse befriedigt und einen Nutzen <strong>für</strong><br />

den Kunden erzielt. Es wird durch die Dimensionen „Art“ (Funktionsumfang), „Qualität“,<br />

„Preis“ und „Menge“ bestimmt und sollte aus Sicht des Kunden beschrieben werden<br />

[s. Kotler 2002]. Analog hierzu entfaltet ein <strong>IT</strong>-Produkt seinen Nutzen in den Geschäftsprozessen<br />

und Geschäftsprodukten der Leistungsabnehmer [s. Zarnekow et al.<br />

2005, 17f].<br />

In Abbildung 2-6 wird die Abgrenzung zwischen <strong>IT</strong>-Produkten und <strong>IT</strong>-Leistungen<br />

deutlich. <strong>IT</strong>-Produkte werden aus Sicht des Leistungsabnehmers, d.h. aus Absatzsicht<br />

definiert. Sie sind in der „Sprache“ des Kunden formuliert und weisen somit eine hohe<br />

Geschäftsorientierung auf. Ein Beispiel <strong>für</strong> ein geschäftsprozessunterstützendes <strong>IT</strong>-<br />

Produkt wäre die Abwicklung von Lohn- und Gehaltsabrechnungen; eines <strong>für</strong> ein geschäftsproduktunterstützendes<br />

<strong>IT</strong>-Produkt wäre die Erstellung eines elektronischen<br />

Fahrscheins [s. Schierholz 2007, 84ff].


24 Konzeptionelle Grundlagen<br />

<strong>IT</strong>-Leistung<br />

<strong>IT</strong>-Leistung<br />

<strong>IT</strong>-Leistung<br />

<strong>IT</strong>-Leistung<br />

<strong>IT</strong>-Leistung<br />

<strong>IT</strong>-Leistung<br />

<strong>IT</strong>-Leistungserbringer <strong>IT</strong>-Leistungsabnehmer<br />

Fertigungsprodukte Absatzprodukte<br />

<strong>IT</strong>-Produkt<br />

<strong>IT</strong>-Produkt<br />

Geschäftsprozess<br />

Geschäftsprodukt<br />

Abbildung 2-6: <strong>IT</strong>-Leistungen und <strong>IT</strong>-Produkte [Zarnekow et al. 2005, 18]<br />

<strong>IT</strong>-Leistungen sind aus Fertigungssicht definiert und fliessen als Vorprodukte in die<br />

eigentlichen, absatzorientierten <strong>IT</strong>-Produkte ein. Sie können unterschieden werden in<br />

ressourcenorientierte <strong>IT</strong>-Leistungen, wie z.B. die Bereitstellung von CPU-Zeit, Speicherplatz<br />

oder personellen Ressourcen zur Softwareentwicklung und lösungsorientierte<br />

<strong>IT</strong>-Leistungen, wie z.B. die Entwicklung einer <strong>IT</strong>-Lösung <strong>für</strong> die Fakturierung<br />

oder einer Standardsoftwarelösung <strong>für</strong> das Controlling [s. Zarnekow et al. 2005, 20ff].<br />

2.2.4 Von der <strong>IT</strong>-Abteilung zu <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n<br />

Nicht nur die Art der <strong>IT</strong>-Leistungserbringung, auch die zugrunde liegenden Organisationsformen<br />

hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Früher hielten viele Unternehmen<br />

ihre <strong>IT</strong>-Kompetenz „inhouse“ in Form einer <strong>IT</strong>-Abteilung, die dem Gesamtunternehmen<br />

hierarchisch unterstellt war. Mit einer zunehmenden Forderung der<br />

Fachbereiche nach Transparenz und Dienstleistungsorientierung in der <strong>IT</strong> wurde in<br />

den 1990er Jahren die rein hierarchische Form der Zusammenarbeit nach und nach<br />

durch eine marktbasierte Interaktion ersetzt [s. Earl/Sampler 1998]. Viele Unternehmen<br />

gründeten ihren <strong>IT</strong>-Bereich zu einer <strong>IT</strong>-Tochtergesellschaft aus, welche fortan in<br />

der Rolle des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s <strong>für</strong> das Mutterunternehmen tätig war. Andere<br />

trennten sich im Sinne eines „Full Outsourcings“ komplett von den unternehmenseigenen<br />

<strong>IT</strong>-Aktivitäten [s. Götz 2006].


2.2 Informationsmanagement 25<br />

1. <strong>IT</strong>-Abteilung<br />

2. Interner <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

3. Totales Outsourcing<br />

A<br />

B<br />

C<br />

<strong>IT</strong>-Bereich<br />

Markt<br />

Markt<br />

Markt<br />

Geschäftsbereiche<br />

1:1<br />

1:1<br />

1:1<br />

m:n Markt<br />

Abbildung 2-7: Interaktionsformen <strong>für</strong> die <strong>IT</strong>-Leistungserbringung<br />

Abbildung 2-7 beschreibt drei grundlegende Formen der Interaktion zwischen Geschäftsbereichen<br />

und dem <strong>IT</strong>-Bereich:<br />

1. <strong>IT</strong>-Abteilung: Das jahrzehntelang vorherrschende Organisationsmodell basiert auf<br />

einem hierarchischen Koordinationsmechanismus auf Auftrags- und Projektbasis.<br />

<strong>IT</strong>-Abteilungen werden häufig als „Cost Center“ geführt, d.h. die <strong>IT</strong>-Abteilung erhält<br />

ein gewisses Budget und die erbrachten Leistungen werden über <strong>interne</strong> Verrechnungspreise<br />

gegenüber den Geschäftsbereichen aufgeschlüsselt. Teile der <strong>IT</strong>-<br />

Abteilung können auch als „Investment Center“ geführt sein, im Rahmen dessen<br />

beispielsweise eine Stabsabteilung an neuen Technologien forscht [s. Venkatraman<br />

1997, 53ff].<br />

2. Interner <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>: Charakteristisch <strong>für</strong> diese Interaktionsform ist die Kunden-Lieferantenbeziehung.<br />

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2003 ergab, dass ca.<br />

die Hälfte aller deutschen DAX-30-Unternehmen ihre ehemaligen <strong>IT</strong>-Abteilungen<br />

zu <strong>IT</strong>-Tochtergesellschaften ausgegliedert haben [s. Ellermann 2003]. Diese <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, die in der Praxis auch als „Captive Provider“ bezeichnet werden,<br />

sind in den meisten Fällen zu 80-100% im Eigentum der Muttergesellschaft<br />

und erbringen mehr als 50% ihrer Leistungen <strong>für</strong> diese [s. Schulte-Croonenberg et<br />

1:1


26 Konzeptionelle Grundlagen<br />

al. 2004, 30ff]. 5 Für die Geschäftsbeziehung zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n<br />

und Fachbereichen lassen sich folgende Formen unterscheiden:<br />

A. 1:1-Verhältnis: Diese Form der Zusammenarbeit zwischen Mutterkonzern<br />

und <strong>interne</strong>m <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> ist häufig in der Anfangsphase nach einer<br />

Ausgründung zu beobachten. Es herrscht ein <strong>IT</strong>-Monopol mit Abnahmepflicht<br />

durch die Geschäftsbereiche und mit Angebotspflicht <strong>für</strong> den <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>, der hierbei als „Generalversorger“ bezeichnet werden kann [s.<br />

Buchta et al. 2004, 176]. Dies ergibt eine vollständige Transparenz über den<br />

<strong>IT</strong>-Bedarf der Kunden und über die Kosten- und Leistungsstrukturen des <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>s.<br />

B. 1:n-Verhältnis: Hierbei herrscht bereits eine marktbasierte Koordination<br />

zwischen <strong>interne</strong>m <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> und Fachbereichskunden. Die Fachbereiche<br />

holen auch externe Angebote ein („Multi-Sourcing“). In einigen Fällen,<br />

ebenfalls häufig in der Anfangsphase einer Ausgründung, wird dem <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> ein „last call“ Recht eingeräumt. Bei gleichen Konditionen<br />

kann er sich eines Auftrags sicher sein, weshalb er auch „Preferred<br />

Supplier“ genannt wird [s. Buchta et al. 2004, 176]. Damit vereinigt diese<br />

Form der Zusammenarbeit wettbewerbliche Elemente mit konzernüblichen<br />

Planungs- und Steuerungsmechanismen.<br />

C. m:n-Verhältnis: Der <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> steht hierbei in vollständigem<br />

Wettbewerb zu externen <strong>IT</strong>-Anbietern und erhält keine Auftragsgarantie. Im<br />

Gegenzug ist es ihm aber auch möglich, Drittmarktgeschäft mit konzernexternen<br />

Kunden zu generieren, um entgangene Aufträge der Muttergesellschaft<br />

zu kompensieren. Der <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> ist dabei als „Profit<br />

Center“ organisiert und verfolgt das Ziel der Gewinnerwirtschaftung. Diese<br />

Interaktionsform wird auch als „Arm’s Length“ Modell bezeichnet, da es<br />

dem <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> eine weit reichende Autonomie verleiht [s.<br />

Buchta et al. 2004, 175]. In der Praxis sind erfolgreiche Beispiele dieses<br />

Modells vor allem bei etablierten <strong>IT</strong>-Tochterfirmen zu beobachten, die eine<br />

langjährige Erfahrung mit dem marktbasierten Geschäftsmodell besitzen. 6<br />

5 Die rechliche Ausgründung als <strong>IT</strong>-Tochterfirma ist nicht zwingenderweise erforderlich, um eine Kunden-<br />

Lieferantenbeziehung zwischen <strong>IT</strong>-Abteilung und Geschäftsbereich einzuführen. In der Praxis finden sind<br />

unter dem Begriff „Shared Service Center“ Beispiele, bei denen trotz Beibehaltung aller rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

eine „virtuelle“ Kunden-Lieferantenbeziehung zwischen ihrem <strong>IT</strong>-Bereich und den Fachabteilungen<br />

eingeführt wurde. Für weitere Ausführungen zum Shared Service Center-Ansatz siehe z.B.<br />

[Deimel/Quante 2003].<br />

6 Die Variante, dass ein <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> trotz einer 1:1-Beziehung zur Muttergesellschaft auf dem<br />

Drittmarkt auftritt, wird <strong>für</strong> die weitere Argumentation dieser Arbeit nicht berücksichtigt. Sie ist zwar auch<br />

denkbar, tritt jedoch in der Praxis heutzutage kaum noch auf, da <strong>für</strong> die meisten Unternehmen gegenüber der<br />

Gewinnerwirtschaftung auf dem Drittmarkt Aspekte wie Kostentransparenz und Flexibilität bei einer Ausgründung<br />

im Vordergrund stehen [s. Hackmann 2006].


2.2 Informationsmanagement 27<br />

3. Totales Outsourcing: In einigen Fällen ist in der Praxis auch ein vollständiges Outsourcing<br />

der unternehmenseigenen <strong>IT</strong>-Funktion zu beobachten, beispielsweise indem<br />

ein <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> an einen externen Wettbewerber veräussert wird.<br />

In den meisten Fällen sind allerdings nur bestimmte Bereiche der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong> betroffen,<br />

wie beispielsweise der Infrastrukturbetrieb oder die Entwicklung und der<br />

Betrieb von Anwendungen. Eine Konzern-<strong>IT</strong> Zentrale und Fachbereichs-<strong>IT</strong>-<br />

Einheiten verbleiben meist im Unternehmen, um die Schnittstelle zu Outsourcing-<br />

Partnern auf Kundenseite abzubilden [s. Earl/Sampler 1998]. 7<br />

Unabhängig davon, ob es sich um einen <strong>interne</strong>n oder externen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> handelt,<br />

unterscheidet Zarnekow analog zur im vorherigen Kapitel vorgenommen <strong>IT</strong>-<br />

Dienstleistungskategorisierung <strong>IT</strong>-Dienstleistungsbetriebe mit industriell geprägtem<br />

Leistungsspektrum und solche mit personellem Dienstleistungsangebot [s. Zarnekow<br />

2005, 30ff]. Die vorliegende Arbeit betrachtet das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> bei<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n, die über ein vorwiegend personell geprägtes Leistungsangebot<br />

verfügen.<br />

Abbildung 2-8 zeigt die Strukturen und Beziehungen, in denen sich <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> gegenüber ihren Kunden befinden. Hierbei wird die im IIM-Modell<br />

zugrunde gelegte Marktorientierung deutlich: Neben der Kundeninteraktion auf einem<br />

<strong>interne</strong>n Markt spielt <strong>für</strong> den <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> auch der externe Markt eine<br />

Rolle [s. Zarnekow et al. 2005, 11f].<br />

Externe<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

Externe<br />

Kunden<br />

Externer<br />

Markt<br />

Interner<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

Interner<br />

Markt<br />

Interne<br />

Kunden<br />

(Fachbereiche)<br />

Abbildung 2-8: Strukturen und Beziehungen eines dienstleistungsorientierten Informationsmanagements<br />

[Zarnekow et al. 2005, 11]<br />

Einerseits bildet er <strong>für</strong> ihn einen Absatzmarkt an konzernfremde Kunden, andererseits<br />

auch einen Bezugsmarkt <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-Leistungen, die er von externen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n zukauft<br />

und in sein Leistungsportfolio einfliessen lässt. Schliesslich muss er die Konkur-<br />

7<br />

Für eine allgemeine Kategorisierung verschiedener Formen des Outsourcings von <strong>IT</strong>-Dienstleistungen siehe<br />

[von Jouanne-Diedrich 2004].


28 Konzeptionelle Grundlagen<br />

renz externer Anbieter unmittelbar an der Kundenschnittstelle <strong>für</strong> seine eigenes Beziehungsmanagement<br />

gegenüber den Geschäftsbereichen berücksichtigen.<br />

2.2.5 Beitrag <strong>für</strong> die Dissertation<br />

Die vorliegende Arbeit gewinnt aus den Ansätzen des Informationsmanagements folgende<br />

Erkenntnisse:<br />

• Industrialisierung im Informationsmanagement: Im Gegensatz zu klassischen, projektbasierten<br />

Ansätzen kann das Modell des industrialisierten Informationsmanagements<br />

die heutzutage in der Praxis häufig anzutreffende Kunden-Lieferantenbeziehung<br />

in der <strong>IT</strong>-Leistungserbringung abbilden.<br />

• <strong>IT</strong>-Dienstleistungen und -Produkte: <strong>IT</strong>-Dienstleistungen können industriell oder<br />

personell geprägt sein. Personelle <strong>IT</strong>-Dienstleistungen sind durch eine hohe Wissensintensität<br />

und gekennzeichnet und benötigen eine intensive Interaktion zwischen<br />

<strong>Dienstleister</strong> und Kunde. Im Mittelpunkt des IIM-Modells stehen aus Absatzsicht<br />

definierte <strong>IT</strong>-Produkte, die einen Geschäftsprozess oder ein Geschäftsprodukt<br />

unterstützen und aus <strong>IT</strong>-Leistungen zusammengesetzt sind.<br />

• Interne <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> können über hierarchie- oder marktbasierte Koordinationsmechanismen<br />

mit den Geschäftsbereichen interagieren und als Cost- oder Profitcenter<br />

organisiert sein. Häufig müssen sie sich der Konkurrenz externer Anbieter<br />

stellen, betreiben aber vereinzelt auch selbst konzernexternes Geschäft.<br />

2.3 Customer Relationship Management<br />

2.3.1 Konzept und Eigenschaften<br />

In nahezu jeder Branche hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein Wandel von einem<br />

Verkäufermarkt zu einem Käufermarkt vollzogen. Da eine Differenzierung über<br />

einzigartige Produkte immer schwieriger zu erreichen ist, hat sich der Wettbewerb in<br />

den meisten Märkten verschärft. Unternehmen versuchen, sich über massgeschneiderte<br />

Serviceangebote, eine exakte Kenntnis der Kundenbedürfnisse und eine hohe Qualität<br />

der kundenbezogenen Prozesse vom Wettbewerb zu differenzieren, um neue Kunden<br />

zu gewinnen und bestehende Kundenbeziehungen zu halten und auszubauen [s. Day<br />

2000, 1; Lassak/Werner 2000, 29].<br />

Um dem Ziel der Kundenorientierung gerecht zu werden, hat sich in den 1990er Jahren<br />

das Konzept des Customer Relationship Management (CRM) etabliert. Nach<br />

[Shaw/Reed 1999, 4] sowie in Anlehnung an [Schulze 2000, 18], [Schmid 2001, 12]<br />

und [Gronover 2003, 16] versteht diese Arbeit CRM als einen kundenorientierten,<br />

technologiegestützten Managementansatz, der zum Ziel hat, ein Gleichgewicht zwischen<br />

unternehmensseitigen Investitionen in Kundenbeziehungen und der Befriedigung<br />

von Kundenbedürfnissen zu erreichen, um so den Unternehmensgewinn zu stei-


2.3 Customer Relationship Management 29<br />

gern. Informationssysteme (IS) helfen, das erforderliche Wissen zur Unterstützung<br />

kundenorientierter Prozesse in Marketing, Vertrieb und Service zu sammeln, zu analysieren<br />

und integriert bereitzustellen. Aufgrund der technologischen Unterstützung unterscheidet<br />

sich CRM von anderen kundenorientierten Ansätzen wie dem Relationship<br />

Marketing [s. Kotler/Bliemel 2001, 74ff]. Shaw/Reed fassen die Eigenschaften von<br />

CRM wie folgt zusammen [Shaw/Reed 1999, 4]:<br />

• Zielorientierte Integration von Marketing-, Vertriebs- und Serviceaktivitäten<br />

• Sammlung und kontinuierliche Aktualisierung von Wissen über Kundenbedürfnisse<br />

und -motivationen während der gesamten Beziehungsdauer<br />

• Nutzung von Kundenwissen, um die Unternehmensleistung durch einen Prozess<br />

des Lernens fortlaufend zu verbessern<br />

• Ständige Überprüfung und Anpassung des Gleichgewichts zwischen dem Einsatz<br />

von Marketing-, Vertriebs- und Serviceressourcen an die sich ändernden Kundenbedürfnisse,<br />

um den Gewinn zu maximieren.<br />

Abbildung 2-9 stellt die beschriebenen Zusammenhänge zwischen Kundenorientierung,<br />

Prozesseffizienz und Rentabilitätssteigerung in einer Ursachen-Wirkungskette<br />

dar.<br />

Finanzen Kunde<br />

Gewinn<br />

Prozessproduktivität<br />

Prozessgeschwindigkeit<br />

Kosten<br />

Prozessqualität<br />

Kanäle<br />

Umsatz Martkanteil<br />

Datenqualität<br />

u. -verfügbarkeit<br />

<strong>IT</strong>-<br />

Infrastruktur<br />

Kundengewinnung<br />

Serviceverbesserung<br />

Share of Wallet<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Mitarbeiterzufriedenheit<br />

Interne Prozesse Lernen/Entwicklung<br />

Image<br />

Leistungsinnovation<br />

Höheres<br />

Preisniveau<br />

Cross-/Up-<br />

Selling<br />

Vorschlagswesen<br />

Kundenbindung<br />

Abbildung 2-9: Ursache-Wirkungsbeziehungen im CRM [Hippner et al. 2001, 29]<br />

Für die vorliegende Arbeit sind insbesondere folgende Zusammenhänge zur Kundenzufriedenheit<br />

und zur Prozesseffizienz relevant. Weitere Ausführungen finden sich in<br />

[Gronover 2003, 16ff].


30 Konzeptionelle Grundlagen<br />

• Kundenorientierung bewirkt eine höhere Kundenzufriedenheit und Kundenbindung<br />

[s. Reichheld/Sasser 1990]. Kundenzufriedenheit erhöht das Markenimage und das<br />

Weiterempfehlungspotenzial, wodurch sich die Akquisitionskosten <strong>für</strong> Neukunden<br />

verringern [s. Haze 2000]. Zufriedene Kunden sind zudem empfänglicher <strong>für</strong> ergänzende<br />

Leistungen (Cross- und Up-Selling) 8 , wodurch sich der Anteil eines Unternehmens<br />

am Kundenpotenzial (sog. „share of wallet“) erhöht [s. Jendrosch<br />

2001, 2].<br />

• Eine erhöhte Prozessgeschwindigkeit und Prozessqualität führt zu einer Steigerung<br />

der Produktivität in kundenorientierten Prozessen. Prozess-Produktivitätssteigerungen<br />

werden vor allem durch IS-Unterstützung ermöglicht [s. Reichheld/Sasser<br />

1999, 144]. Die Integration von Prozessen und Kundendaten führt zudem zu einer<br />

verbesserten Übersicht über die Gesamtkundenbeziehung und zu einer Verbreiterung<br />

der Wissensbasis. Die Bedürfnisse der Kunden lassen sich somit zielgenauer<br />

adressieren [s. Davenport et al. 2001, 69].<br />

2.3.2 CRM-Prozesse<br />

Wesentliches Gestaltungselement des CRM sind Prozesse. Die Kategorisierung von<br />

CRM-Prozessen ist in der Literatur jedoch uneinheitlich. Ansätze mit strategischem<br />

Fokus folgen häufig einer Dreiteilung in die Prozessbereiche Marketing, Vertrieb und<br />

Service [s. Vavra 1995, 17; Stender/Schulze-Klein 1998, 12; Herrmann et al. 2001,<br />

47f]. Auch die Unterteilung in die Phasen Pre-Sales, Sales und After-Sales ist üblich<br />

[s. z.B. Link 2001, 2].<br />

CRM-Ansätze, die ihren Ursprung in der informationstechnischen Unterstützung haben,<br />

leiten die CRM-Prozesse aus Systemfunktionen wie z.B. Email-Management und<br />

Opportunitymanagement ab und stellen sie in Form von Prozesslandkarten dar [s. z.B.<br />

Siebel 2003; SAP 2005]. Ebenfalls auf Kategorien von Informationssystemen basiert<br />

folgende Prozesseinteilung: Analytisches CRM umfasst die kundenbezogene Datengewinnung,<br />

-haltung und -auswertung, operatives CRM die Durchführung von Aufgaben<br />

in CRM-Prozessen und kommunikatives (bzw. kollaboratives) CRM die Integration der<br />

unterschiedlichen Kontaktkanäle [s. Schwede/Spies 2001].<br />

Im Rahmen des Kompetenzzentrums Customer>Knowledge>Performance (CC CKP)<br />

wurde am IWI-HSG gemeinsam mit Forschungspartnern aus der Praxis ein Prozessmodell<br />

entwickelt, das eine Brücke zwischen den strategieorientierten und den <strong>IT</strong>orientierten<br />

Konzepten schlägt [Geib 2005, 33ff; Geib et al. 2005; Reichold 2006,<br />

20ff]. Entsprechend den Grundlagen des Business Engineering orientiert sich das<br />

CRM-Prozessmodell am Kundenprozess [s. Österle/Winter 2003, 24ff]. In Abbildung<br />

8 Im Geschäft mit Bestandskunden bezeichnet „Cross-Selling“ den Verkauf komplementärer Produkte, „Up-<br />

Selling“ den Verkauf substitutiver Produkte mit höherem Deckungsbeitrag, die andere Produkte mit einem<br />

geringeren Deckungsbeitrag ablösen [s. Johnston/Marshall 2003, 84f].


2.3 Customer Relationship Management 31<br />

2-10 ist der Kundenprozess gemäss den zu durchlaufenden Phasen beispielhaft <strong>für</strong> die<br />

Finanzdienstleistungsbranche dargestellt [s. Gronover 2003, 24]. Da die meisten Anbieter<br />

den Kundenprozess alleine nicht abdecken können oder dies aufgrund einer<br />

Konzentration auf ihre Kernkompetenzen nicht wollen, ist eine Zusammenarbeit mit<br />

anderen <strong>Dienstleister</strong>n notwendig. Dabei wird der Anbieter zum Beziehungsmanager,<br />

der dem Kunden sämtliche Leistungen zur Abdeckung seines Kundenprozesses aus<br />

einer Hand zur Verfügung stellt.<br />

<strong>Dienstleister</strong><br />

<strong>Dienstleister</strong><br />

<strong>Dienstleister</strong><br />

CRM Strategieentwicklung<br />

Analytische CRM Prozesse Operative CRM Prozesse<br />

Kundenscoring Kampagnenmgmt.<br />

Lead Management<br />

Kundenprofiling<br />

Kundensegmentierung<br />

Feedback- &<br />

Wissensmgmt.<br />

CRM Prozessführung<br />

Leistungsinnovation<br />

Leistungserstellung<br />

Unterstützungsprozesse<br />

Vertriebsmgmt.<br />

Servicemgmt.<br />

Beschwerdemgmt.<br />

Kundenbindungsmanagement<br />

Multi-Kanal-Management<br />

Kunde<br />

Kundenprozess<br />

Information<br />

Evaluation<br />

Vertragsabschluss<br />

Transaktion<br />

Service<br />

Vertragsauflösung<br />

Abbildung 2-10: CRM-Prozessarchitektur [Geib 2005, 34]<br />

Legende:<br />

Organisations<br />

-einheit<br />

Schnittstelle<br />

Prozess<br />

Leistungsaustausch<br />

Aufgabe<br />

Wissenskreislauf<br />

Analog zu den BE-Prozesstypen nach Österle (s. Kapitel 2.1.1) unterscheidet das Modell<br />

operative (Leistungs-) CRM-Prozesse, analytische CRM-Prozesse und CRM Führungsprozesse.<br />

Operative CRM-Prozesse<br />

Operative (Leistungs-) CRM-Prozesse sind auf den direkten Kundenkontakt, d.h. auf<br />

die Abdeckung des Kundenprozesses, ausgelegt. In Anlehnung an die drei Bereiche<br />

Marketing, Vertrieb und Service gehören hierzu Kampagnenmanagement, Vertriebsmanagement,<br />

Servicemanagement und Beschwerdemanagement.<br />

Das Kampagnenmanagement ist der zentrale Marketingprozess. Er beinhaltet die Planung,<br />

Durchführung, Steuerung und Kontrolle mediengestützter Marketingaktionen,<br />

die gemäss zuvor definierter Zielgruppen und Zeitpunkte ablaufen und einen offenen<br />

Rückkanal <strong>für</strong> eine mögliche Kundenreaktion anbieten [s. Kenny/Marshall 2000].<br />

Marketingkampagnen sind i.d.R. individualisiert oder segmentspezifisch hinsichtlich<br />

Ansprache und Angebot angepasst. Ziel ist die Generierung qualifizierter Kundenkontakte<br />

(sog. „Leads“), die dann im Vertriebsmanagement weiterverfolgt werden. Im<br />

Kundenprozess deckt das Kampagnenmanagement die Informationsphase ab.<br />

Das Vertriebsmanagement beschäftigt sich zunächst mit der möglichst vollständigen<br />

Erfassung der Bedürfnisse bestehender oder potenzieller (aber bekannter) Kunden, was


32 Konzeptionelle Grundlagen<br />

ggf. auch von einem vorgelagerten Leadmanagement unterstützt wird. Ziel ist es, den<br />

Kunden hinsichtlich möglicher Alternativen zur Befriedigung seiner Bedürfnisse zu<br />

beraten und ein Angebot zu erstellen, das schliesslich zu einem Vertragsabschluss<br />

führt. Im Kundenprozess deckt das Vertriebsmanagement die Phasen der Evaluation<br />

und des Kaufes ab [s. Johnston/Marshall 2003, 50ff].<br />

Das Service- und das Beschwerdemanagement adressieren im Kundenprozess die Phasen<br />

Transaktion, Service und Vertragsauflösung. Servicemanagement umfasst die Planung,<br />

Realisierung und Kontrolle von Dienstleistungen in der Nachkaufphase. Dies<br />

können beispielsweise Wartungen, Reparaturen oder Informationsleistungen nach dem<br />

Abschluss eines Vertrages sein. Die Qualität des Servicemanagements hat einen erheblichen<br />

Einfluss auf die Kundenbindung [s. Vavra 1995, 94].<br />

Im Beschwerdemanagement wird die artikulierte Unzufriedenheit eines Kunden aufgenommen,<br />

bearbeitet und im Unternehmen weiterkommuniziert [s. Stauss/Seidel<br />

2002]. Ziel ist, sowohl die kurzfristige Verbesserung der Kundenzufriedenheit als auch<br />

die dauerhafte Vermeidung von Beschwerden zu erreichen, indem das gesammelte<br />

Wissen im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses an das Feedback-<br />

& Wissensmanagement weitergeleitet wird.<br />

Kundenbindungsmanagement umfasst Massnahmen zur Optimierung der Dauer und<br />

Intensität von Kundenbeziehungen. Hierzu zählen Kundenbindungsprogramme wie<br />

z.B. Bonuskarten im Einzelhandel oder Vielfliegerprogramme. Im Kundenprozess<br />

wirkt das Kundenbindungsmanagement einer möglichen Vertragsauflösungsphase entgegen.<br />

Analytische CRM-Prozesse<br />

Das Kundenscoring unterstützt sowohl das Kampagnenmanagement als auch Kundenbindungsmassnahmen.<br />

Es selektiert diejenigen Bestands- oder potenziellen Kunden,<br />

die eine hohe Wahrscheinlichkeit besitzen, bestimmte Dienstleistungen oder Produkte<br />

zu kaufen [s. Berry/Linoff 2000, 249f; Hippner/Wilde 2002, 224f]. Ziel ist eine gezieltere<br />

Ansprache von Kunden, um die Kontaktkosten zu senken und die Kundenzufriedenheit<br />

durch die Vermeidung von Fehlansprachen zu erhöhen.<br />

Im Leadmanagement werden Kundenanfragen (Leads) konsolidiert, qualifiziert und<br />

priorisiert. Neben Kundenanfragen können auch Initiativen des Kampagnenmanagements<br />

oder z.B. Anfragen aus dem Servicemanagement zu Leads führen. Das Vertriebspersonal<br />

soll durch das Leadmanagement mit einer Liste Erfolg versprechender<br />

Kontakte ausgestattet werden, um eine präzise Kundenansprache zu ermöglichen [s.<br />

Peppers/Rogers 1993, 107; Winkelmann 2005, 274ff].<br />

Kundenprofiling ist die Analyse von Informationen über Kunden mit dem Ziel, sie individuell<br />

zu charakterisieren und zu klassifizieren, z.B. hinsichtlich aktueller Produktnutzung,<br />

Kundenwert oder Präferenzen bzgl. Kommunikationskanälen [s.Berry/Linoff


2.3 Customer Relationship Management 33<br />

2000, 8]. Die Ergebnisse des Kundenprofiling sind <strong>für</strong> sämtliche operative CRM-<br />

Prozesse relevant. Im Gegensatz zur Bildung heterogener Klassen im Kundenprofiling<br />

werden in der Kundensegmentierung möglichst homogene Kundengruppen zusammengestellt,<br />

die unterschiedliche Ansprüche an Produkte und Dienstleistungen haben<br />

[s. Kotler 2003, 9]. Mit Hilfe einer Kundensegmentierung kann ein Unternehmen sein<br />

Leistungsportfolio und die Kundenkommunikation effektiver gestalten [s. Grönroos<br />

1994, 30].<br />

CRM-Führungsprozesse<br />

Die CRM-Strategieentwicklung umfasst als strategischer Führungsprozess die langfristige<br />

Entwicklung des CRM, abgeleitet von der Unternehmensstrategie sowie von Umfeldanalysen.<br />

Sie versteht sich als Erweiterung der klassischen Strategieentwicklung<br />

im Marketing [s. Kotler/Bliemel 2001, 85ff; Kuss/Tomczak 2002, 8]. Zu ihren Aufgaben<br />

zählen die Vorgabe von Handlungsleitlinien zur Kundenbearbeitung und die Ausgestaltung<br />

der operativen CRM-Prozesse.<br />

In der CRM-Prozessführung werden die Effektivität und Effizienz der operativen und<br />

analytischen CRM-Prozesse permanent weiterentwickelt [s. Österle 1995, 105ff]. Sie<br />

definiert aufgrund der Vorgaben aus der CRM-Strategieentwicklung Prozessziele,<br />

kontrolliert die Zielerreichung und koordiniert sowohl inkrementelle Verbesserungsmassnahmen<br />

als auch die Neugestaltung ganzer Prozesse [s. Hess 1996, 115].<br />

Das Multikanalmanagement ist <strong>für</strong> die Synchronisation der operativen CRM-Prozesse<br />

zuständig. Es bezeichnet die ganzheitliche und abgestimmte Entwicklung, Gestaltung<br />

und Steuerung von Leistungs- und Wissensflüssen zu Kunden und von Kunden über<br />

verschiedene Medien und Kanäle [s. Gronover 2003, 19].<br />

2.3.3 Wissensorientierung im CRM<br />

Einen besonderen Stellenwert nimmt im CRM der Prozess Feedback- & Wissensmanagement<br />

ein. CRM-Prozesse sind als wissensorientierte Prozesse zu bezeichnen, d.h.<br />

ihre Resultate verbessern sich durch eine Unterstützung mit Informationen und Wissen<br />

[s. Eppler et al. 1999; Day 2000, 14f; Garcia-Murillo/Annabi 2002, 875]. Der Wissensbegriff<br />

wird in diesem Zusammenhang als „capacity for effective action“ verstanden<br />

und mit Kompetenz oder Handlungsfähigkeit einer Person gleichgesetzt [s. z.B.<br />

Drucker 1994, 18; Nonaka 1994, 15]. Im CRM liegt Wissen einerseits auf Basis von<br />

Dokumenten (explizit) vor, andererseits aber auch in personengebundener (impliziter)<br />

Form. Während explizites Wissen sich z.B. durch Zusammenführen von Dokumenten<br />

vergleichsweise einfach übertragen lässt, ist implizites Wissen schwerer artikulierbar<br />

und macht den unmittelbaren Austausch zwischen Personen (Sozialisation) oder die<br />

Überführung von implizitem in explizites Wissen (Externalisierung) notwendig [s.<br />

Nonaka 1994, 20; Riempp 2003, 89].


34 Konzeptionelle Grundlagen<br />

Die Disziplin des Wissensmanagements befasst sich mit dem Erfassen von bestehendem<br />

Wissen, dem Wissensaustausch und der Wissensverteilung sowie mit der Entwicklung<br />

von aktuell oder künftig benötigtem Wissen [s. Davenport/Prusak 1998, 52;<br />

Shaw et al. 2001, 131]. Die Anwendung von Wissensmanagement in CRM-Prozessen<br />

wird als Customer Knowledge Management (CKM) bezeichnet [s. Garcia-<br />

Murillo/Annabi 2002; Kolbe et al. 2003, 8f]. CKM berücksichtigt und gestaltet drei<br />

Wissensflüsse zwischen Unternehmen und ihren Kunden [s. Dous et al. 2005, 169]:<br />

• Wissen <strong>für</strong> die Kunden befriedigt deren Informationsbedürfnisse, beispielsweise im<br />

Hinblick auf Produkte, Märkte und Lieferanten. Diese Wissensdimension beeinflusst<br />

die Kundenwahrnehmung zur Servicequalität eines Unternehmens [s. Taylor/Baker<br />

1994; Davenport 1998].<br />

• Wissen über die Kunden beinhaltet die Kundenkontakthistorie, Präferenzen und<br />

Eigenschaften der Kunden sowie in der Vergangenheit erworbene Leistungen [s.<br />

Davenport et al. 2001]. Es wird in Rahmen der operativen CRM-Prozessen gesammelt<br />

und den CRM-Analyseprozessen ausgewertet.<br />

• Wissen von Kunden wird über geeignete Mechanismen im Rahmen des Feedbackmanagement<br />

in die Unternehmung hineingetragen. Dort wird es <strong>für</strong> kundeninduzierte<br />

Leistungsinnovationen sowie <strong>für</strong> die kontinuierliche Serviceverbesserung<br />

verwendet [s. Gibbert et al. 2002]. Für die Produkt- und Dienstleistungsentwicklung<br />

können Kunden auch unmittelbar in den Innovationsprozess eingebunden<br />

werden [s. Thomke/von Hippel 2002; Chesbrough 2003].<br />

Um die drei Wissensflüsse ganzheitlich koordinieren zu können, ist die Implementierung<br />

eines geschlossenen Wissenskreislaufs (engl. „closed knowledge loop“) notwendig,<br />

wie er in Abbildung 2-10 dargestellt ist [s. Dous et al. 2005, 177; Geib et al. 2005,<br />

5]. Leitgedanke des geschlossenen Wissenskreislaufs ist, das Wissen von und über<br />

Kunden, das über das Feedbackmanagement in die Organisation hineingetragen wurde,<br />

im Unternehmen an die relevanten Stellen weiterzuleiten, um Leistungsinnovationen,<br />

Prozessverbesserungen und neues Wissen <strong>für</strong> die Kunden zurückzuleiten. Somit<br />

wird eine „lernende“ Kundenbeziehung ermöglicht [s. Shaw/Reed 1999, 48ff; Dous et<br />

al. 2006].<br />

2.3.4 Informationssysteme im CRM<br />

Zur Unterstützung von CRM-Prozessen sind drei Kategorien von Informationssystemen<br />

relevant: Transaktionssysteme, CRM-Systeme und Knowledge Management-<br />

Systeme (KMS) [s. Geib et al. 2005].<br />

Transaktionssysteme unterstützen operative Prozesse, z.B. der Beschaffung und Produktion<br />

[s. Mertens 2004, 12]. Hierzu zählen bspw. in der Finanzdienstleistungsbranche<br />

Kontenmanagement- oder Zahlungsverkehrssysteme. Diese Systeme verarbeiten


2.3 Customer Relationship Management 35<br />

viele <strong>für</strong> das CRM relevante Informationen wie z.B. Vertragsstammdaten und Geschäftstransaktionen<br />

[s. Reichold 2006, 26f].<br />

CRM-Systeme lassen sich in drei Klassen einteilen [s. Shahnam 2000]:<br />

• Operative CRM-Systeme, wie z.B. Kampagnenmanagementsysteme, unterstützen<br />

Mitarbeiter bei der effizienten Ausführung der CRM-Leistungsprozesse [s. Hippner<br />

et al. 2004b, 16].<br />

• Analytische CRM-Systeme speichern Wissen über Kunden und werten es <strong>für</strong> ein<br />

besseres Verständnis des Kundenverhaltens aus [s. Zipser 2001, 39ff]. Sie unterstützen<br />

damit analytische CRM-Prozesse wie das Kundenscoring. Beispiele <strong>für</strong> analytische<br />

CRM-Systeme sind Data Warehouses oder Data Mining Systeme.<br />

• Kommunikative CRM-Systeme steuern die Kommunikationskanäle zum Kunden,<br />

z.B. über Telefon, Email und Web. Beispiele sind Web-Portale <strong>für</strong> Kunden oder<br />

Computer Telephony Integration (CTI)-Systeme in Contact Centers [s. Amberg/Schumacher<br />

2002, 32ff]. Über Web-Portale wird auch die kundenseitige,<br />

selbständige Erfüllung von Aufgaben aus dem Kundenprozess im Sinne eines<br />

„Customer Self Service“ abgebildet [s. Meuter et al. 2000].<br />

Insgesamt ist ein Trend zum Zusammenwachsen der drei CRM-Systemkategorien zu<br />

sog. „CRM-Suites“ zu beobachten, welche die Funktionalitäten der drei Systemtypen<br />

integrieren [s. Geib 2005, 42]. Ähnlich verhält es sich mit Knowledge Management-<br />

Systemen: Typische Funktionalitäten dieser Kategorie, wie das Dokumenten- oder das<br />

Communitymanagement, sind zunehmend Bestandteil operativer CRM-Systeme [s.<br />

z.B. SAP 2005].<br />

2.3.5 Beitrag <strong>für</strong> die Dissertation<br />

Die Arbeit gewinnt aus dem <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> folgende Erkenntnisse:<br />

• Ganzheitliches Kundenmanagement: CRM ist ein technologiegestützter Managementansatz,<br />

der die im Business Engineering geforderte Kundenorientierung auf<br />

dessen drei Ebenen konkretisiert. Es deckt dabei sowohl die Pre-Sales-Phase (Marketing)<br />

als auch die Sales-Phase (Vertrieb) und die After-Sales-Phase (Service) ab.<br />

• Wissensorientierung: Die Instrumente des Wissensmanagements unterstützen die<br />

CRM-Prozesse bei der Nutzung von Wissen <strong>für</strong>, von und über Kunden. Die Verbindung<br />

beider Disziplinen wird auch Customer Knowledge Management genannt.<br />

• CRM-Systeme lassen sich in operative, kommunikative und analytische Komponenten<br />

unterteilen. Wissensmanagement-Systeme werden mehr und mehr in operative<br />

CRM-Systeme integriert.


36 Konzeptionelle Grundlagen<br />

2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

Wie im einleitenden Kapitel 1.1 erläutert, wurde in den letzten Jahren im Informationsmanagement<br />

seitens der Fachbereiche verstärkt die Forderung nach einer verbesserten<br />

Leistungstransparenz sowie einer stärkeren Kunden- und Serviceorientierung<br />

<strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> geäussert. Die vorliegende Arbeit untersucht, in welcher<br />

Form die bereits etablierten, marktorientierten Konzepte des CRM zur Erfüllung dieser<br />

Forderungen beitragen können. Hierzu beschreibt dieses Kapitel zunächst, welche Besonderheiten<br />

an der Schnittstelle zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen<br />

berücksichtigt werden müssen und welche bestehenden Konzepte <strong>für</strong> die <strong>für</strong> das<br />

Management dieser Schnittstelle bereits vorhanden sind (s. Abschnitt 2.4.1). Hieraus<br />

identifiziert Kapitel 2.4.3 die Forschungslücke <strong>für</strong> diese Arbeit. Kapitel 2.4.4 untersucht<br />

mit Hilfe der transferorientierten interdisziplinären Forschungsmethodik, inwiefern<br />

sich der CRM-Ansatz von seinem ursprünglichen, marktorientierten Umfeld auf<br />

die <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle übertragen lässt. Daraufhin ist es in Kapitel 2.4.5<br />

möglich, das Konzept des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s <strong>für</strong> den Kontext<br />

dieser Arbeit zu definieren.<br />

2.4.1 Die Schnittstelle zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen<br />

An der Schnittstelle zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen sind im<br />

Wesentlichen drei Herausforderungen relevant: die Aufteilung der Kundenrolle in Entscheider,<br />

Fachbereichskunden und Anwender, die Besonderheiten des Geschäftsbeziehungsmanagements<br />

sowie die Berücksichtigung firmenspezifischer Sourcing-<br />

Regelungen auf <strong>interne</strong>n Märkten.<br />

2.4.1.1 Die Dreiteilung der Kundenrolle<br />

Legt man <strong>für</strong> das Informationsmanagement ein dienstleistungsorientiertes Modell<br />

zugrunde (vgl. Kap. 2.2.2), ergeben sich auf Seite des Leistungsabnehmers verschiedene<br />

Rollen. Vielfach wird hierbei zwischen Kunden und Anwendern unterschieden [s.<br />

z.B. Zarnekow 2005, 52ff]:<br />

• (Fachbereichs-) Kunden sind in den Geschäftsbereichen eines Unternehmens angesiedelt<br />

und sind beispielsweise Abteilungsleiter einer Produkt- oder Funktionseinheit.<br />

Sie definieren gemeinsam mit dem <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> die Anforderungen<br />

an eine Lösung, sind primärer Verhandlungs- und Projektansprechpartner auf<br />

Fachseite und tragen in vielen Fällen die kaufmännische Verantwortung beim Einkauf<br />

von <strong>IT</strong>-Dienstleistungen. Ihr Erfolgsmassstab gegenüber <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n ist<br />

die Einhaltung des festgelegten Zeit- und Budgetrahmens sowie der gestiftete Geschäftsnutzen<br />

(„Business Value“) einer Lösung [s. Hirschheim et al. 2006, 186].<br />

• Anwender hingegen nutzen die eingekauften <strong>IT</strong>-Dienstleistungen in ihrer täglichen<br />

Arbeit. Sie nehmen ausserdem Unterstützungsleistungen in Anspruch, beispiels-


2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 37<br />

weise den Anwendersupport des <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s. Ihre wesentlichen Qualitätskriterien<br />

<strong>für</strong> <strong>IT</strong>-Dienstleistungen sind ihre Verständlichkeit und ihre Verfügbarkeit [s.<br />

Hirschheim et al. 2006, 186].<br />

Neben dieser Zweiteilung der Kundenrolle wird in der wissenschaftlichen wie in der<br />

praxisorientierten Literatur häufig eine Dreiteilung der Kundenrolle verwendet [s.<br />

OGC 2000; Lutchen 2004, 59ff; Hirschheim et al. 2006, 185]. Ähnlich wie in der obigen<br />

Charakterisierung sind die Rollen Kunde und Anwender definiert, es wird aber<br />

zusätzlich noch die Rolle des Entscheiders eingeführt:<br />

• Entscheider sind meist auf Ebene der Geschäftsführung angesiedelt, sei es in <strong>IT</strong>bezogener<br />

Funktion (z.B. Konzern-CIOs) oder in fachlicher Funktion (z.B. Geschäftsbereichsleiter)<br />

[s. Fuchs 2003, 36ff]. Über ihre Führungsrolle oder Budgetverantwortung<br />

sind sie häufig direkte oder indirekte Auftraggeber <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-Projekte<br />

und damit ein wesentlicher Ansprechpartner des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s. Mit<br />

ihm treffen sie Rahmenvereinbarungen zur längerfristigen Ausrichtung der Leistungserbringung<br />

und übernehmen eine Steuerungs- und Controllingfunktion. Dabei<br />

können sie als unmittelbarer Entscheider oder auch indirekt als Beeinflusser auftreten.<br />

In der Praxis sind nicht nur Personen, sondern auch ganze Organisationseinheiten<br />

mit der Entscheiderrolle betraut. Beispielsweise unterhalten Konzernleitungen<br />

ein sog. CIO-Office oder einzelne Geschäftseinheiten verfügen über eine „Business-<strong>IT</strong>“<br />

Einheit. Erfolgsmassstäbe <strong>für</strong> Entscheider sind neben der Wirtschaftlichkeit<br />

von <strong>IT</strong>-Dienstleistungen auch die Kompetenz eines <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s im Sinne<br />

seiner Fähigkeit, zukunftsfähige Lösungen <strong>für</strong> Geschäftsanforderungen zu liefern<br />

[s. Lutchen 2004, 160ff].<br />

Besonders hervorzuheben ist bei der Dreiteilung der Kundenrolle die Tatsache, dass<br />

Personen auf Seiten des Leistungsabnehmers auch mehrere Rollen gleichzeitig einnehmen<br />

können, d.h. das beispielsweise ein Entscheider die Leistungsfähigkeit des<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s durchaus auch aus Anwendersicht erlebt und wahrnehmen<br />

kann. Abbildung 2-11 fasst die drei Kundenrollen und ihre Interaktion mit dem <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> beispielhaft zusammen.


38 Konzeptionelle Grundlagen<br />

Interner<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

Rahmenvereinbarungen<br />

Einkaufsplanung<br />

Steuerung, Controlling<br />

Anforderungsdefinition<br />

Aufträge<br />

Projektdurchführung<br />

Nutzung<br />

Serviceanfragen<br />

Unterstützung<br />

Entscheider<br />

(z.B. CIO,<br />

Geschäftsleitung)<br />

Kunde<br />

(z.B. Abteilungsleiter<br />

Marketing)<br />

Anwender<br />

(z.B. Mitarbeiter<br />

einer Abteilung)<br />

Abbildung 2-11: Drei Rollen der Kunden eines <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s<br />

2.4.1.2 Management von Geschäftsbeziehungen<br />

Aus dem obigen Kapitel geht hervor, dass <strong>für</strong> das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> eines<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s alle drei Kundenrollen von Relevanz sind. Für die unmittelbare<br />

Geschäftstätigkeit, d.h. <strong>für</strong> den Absatz von <strong>IT</strong>-Dienstleistungen und das<br />

Projektgeschäft, spielen jedoch die Fachbereichskunden eine besondere Rolle. Die Interaktion<br />

mit ihnen enthält wesentliche Elemente einer klassischen Geschäftsbeziehung<br />

(Business-to-Business, B2B). Hier<strong>für</strong> gelten die folgenden Spezifika [s. Fuchs<br />

2003, 4ff]:<br />

• Marktteilnehmer: In Businessmärkten tritt eine im Vergleich zu Konsumentenmärkten<br />

wesentlich stärkere Käuferkonzentration auf. Zudem sind diese Märkte<br />

wesentlich segmentierter.<br />

• Bedarf: Der Bedarf von Organisationen leitet sich aus ihren Zielen ab (z.B. Gewinnerzielung).<br />

Das Entscheidungsverhalten auf Kundenseite orientiert sich daran, ob<br />

die angebotene Leistung imstande ist, die eigene Wettbewerbsposition zu verbessern.<br />

• Käuferverhalten: Neben der bereits dargelegten „Multipersonalität“ herrscht auf<br />

Käuferseite eine stärker ausgeprägte Rationalität sowie ein prozesshafter Ablauf im<br />

Einkauf. Ein Kauf ist damit kein kurzfristiger, singulärer Akt, sondern besteht aus<br />

mehreren Stufen mit unterschiedlichen Informationsanforderungen.<br />

• Beziehungsstruktur Anbieter-Kunde: In B2B-Beziehungen spielt die persönliche<br />

Interaktion zwischen Anbieter und Nachfrager eine grosse Rolle.<br />

• Preis- und Konditionengestaltung: B2B-Märkte sind durch eine preisunelastische<br />

Nachfrage gekennzeichnet. Zwischen Anbieter und Nachfrager existiert eine Verhandlungspreisbildung.


2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 39<br />

Die genannten Eigenschaften lassen sich weitestgehend auch auf die Interaktion zwischen<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und ihren Kunden in den Geschäftsbereichen der<br />

Leistungsabnehmer übertragen. Das Kundenmanagement <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

muss diese Kriterien adressieren, aber gleichzeitig auch die Rolle der Anwender und<br />

Entscheider in ihrer Kommunikation berücksichtigen.<br />

2.4.1.3 Interne Märkte und Beschaffungsregelungen<br />

Wie bereits in Kapitel 2.2.4 erläutert, fokussiert sich die vorliegende Arbeit auf die<br />

Organisationsform des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s, der über eine Kunden-<br />

Lieferantenbeziehung mit seinen Leistungsabnehmern, den Geschäftsbereichen, interagiert.<br />

Dabei tritt meistens ein Marktmechanismus in Kraft. Da der <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> und der Leistungsabnehmer dem gleichen Unternehmen angehören, kann<br />

von einem <strong>interne</strong>n Markt gesprochen werden [s. Earl/Sampler 1998]. Mit dieser Ausgangssituation<br />

sind folgende Besonderheiten verbunden, die das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

<strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> beeinflussen:<br />

• Strategische Ausrichtung und Governance: Interne <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> sind in die übergeordnete<br />

strategische Planung und Führung des Gesamtunternehmens eingebunden<br />

[s. Zarnekow 2005, 82]. Für eine zielgerichtete Ressourcenallokation müssen<br />

<strong>IT</strong>-Strategie, Unternehmensstrategie und Geschäftsbereichsstrategie aus Gesamtunternehmenssicht<br />

abgestimmt werden. Die <strong>interne</strong>n Marktmechanismen müssen<br />

eine ausgewogene Balance zwischen der Weitergabe von Effizienzsteigerungen<br />

an die Leistungsabnehmer und einem ausreichenden Innovationsanreiz <strong>für</strong> den <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> ermöglichen.<br />

• Formalisierte Beschaffungsprozesse: In zahlreichen Unternehmen hat in den letzten<br />

Jahren eine Professionalisierung des <strong>IT</strong>-Beschaffungsmanagements (Sourcing)<br />

stattgefunden. Interne <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> sehen sich nicht mehr nur den Projekt- und<br />

Abteilungsleitern der Fachseite in persönlichen Verhandlungen gegenüber, sondern<br />

interagieren über formalisierte Mechanismen. Dies können reine Orderprozesse<br />

über Produkt- oder Leistungskataloge sein, in vielen Fällen aber auch Projektausschreibungen<br />

oder gar sog. „Reverse Auctions“, bei denen mehrere Wettbewerber<br />

einen Bietprozess zur Projektakquise durchlaufen müssen. Auf Seite des Leistungsabnehmers<br />

haben sich in zunehmendem Masse Einkaufsorganisationen nach<br />

dem industriell geprägten „Buying-Center“ Prinzip gebildet [s. Fuchs 2003,<br />

6/36ff]. Hierbei ist die Einkaufskompetenz <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-Dienstleistungen zentral um das<br />

CIO-Office herum oder in den Geschäftsbereichen als „Business-<strong>IT</strong>“ Einheiten organisiert.<br />

Abbildung 2-12 zeigt einen Vorschlag zum <strong>IT</strong>-Sourcing aus Sicht des industrialisierten,<br />

produktorientierten Informationsmanagements. Ähnlich wie bei<br />

den beschriebenen Einkaufsmechanismen ist hierbei die <strong>IT</strong>-Einkaufsfunktion in einem<br />

zentralen „Sourcing Office“ gebündelt.


40 Konzeptionelle Grundlagen<br />

Externer<br />

Lieferant<br />

(<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>)<br />

Interner<br />

Lieferant<br />

(<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>)<br />

<strong>IT</strong>-Sourcing-<br />

Schnittstelle<br />

Marktme-<br />

chanismus<br />

<strong>IT</strong>-Produkt-<br />

Einkäufer<br />

Sourcing-<br />

Office<br />

Sourcing-<br />

Manager<br />

Sourcing-<br />

Manager<br />

Sourcing-<br />

Manager<br />

Geschäftsbereich<br />

(<strong>IT</strong>-Produktabnehmer)<br />

Prozeßverantwortlicher<br />

Prozeßverantwortlicher<br />

Prozeßverantwortlicher<br />

Unternehmen<br />

Abbildung 2-12: <strong>IT</strong>-Sourcing im industrialisierten Informationsmanagement<br />

[von Jouanne-Diedrich et al. 2005, 20]<br />

2.4.2 Bestehende Konzepte<br />

Bestrebungen, die Beziehung zwischen der <strong>IT</strong>-Funktion und den Fachbereichen einer<br />

Unternehmung zu verbessern, bestehen nahezu ebenso lang wie der Einsatz von Informationstechnologie<br />

im geschäftlichen Umfeld selbst [s. Brenner/Witte 2007, 21ff].<br />

Im Mittelpunkt stand dabei lange Jahre die bedürfnisgerechte Erstellung von IS-<br />

Anwendungen im Sinne optimierter Projektmethoden und die Ausrichtung der <strong>IT</strong>-<br />

Strategie und -Prozesse an der Unternehmensstrategie im Sinne eines „Business-<strong>IT</strong>-<br />

Alignment“ [s. Henderson/Venkatraman 1993]. In den letzten Jahren hat sich in diesem<br />

Zuge auch der Begriff „<strong>IT</strong>-Governance“ als Bezeichnung <strong>für</strong> die ganzheitliche<br />

Führung der <strong>IT</strong>-Funktion gemäss der strategischen Unternehmensziele etabliert [s.<br />

Weill/Ross 2004].<br />

Die folgenden Kapitel zeigen bestehende Ansätze <strong>für</strong> das Beziehungsmanagement<br />

zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichen. Sie folgen dabei der in Kapitel 2.2.1 vorgestellten<br />

Unterteilung des Informationsmanagements nach [Heinrich 2002] in strategische Ansätze<br />

der <strong>IT</strong>-Governance, taktisch/planerische Ansätze des Relationship Managements<br />

und operative Aufgaben des <strong>IT</strong>-Servicemanagements.<br />

2.4.2.1 Strategische Ansätze der <strong>IT</strong>-Governance<br />

Auf strategischer Ebene haben sich in Wissenschaft und Praxis verschiedene Ansätze<br />

herausgebildet, um das Spannungsfeld zwischen <strong>IT</strong>-Funktion und Geschäftsbereichen<br />

auf Führungsebene zu adressieren. Alle gängigen Modelle beschreiben dabei die Governancemechanismen<br />

jedoch unabhängig von der organisatorischen Aufstellung der


2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 41<br />

<strong>IT</strong>-Funktion, d.h. unabhängig davon, ob die Leistungserbringung in Form einer <strong>IT</strong>-<br />

Abteilung oder eines <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s erfolgt.<br />

Das <strong>IT</strong> Governance Institute, eine praxisnahe und unabhängige Organisation zur Definition<br />

von <strong>IT</strong>-Governance-Standards, legt die folgenden fünf Gestaltungsfelder der <strong>IT</strong>-<br />

Governance fest (s. Abbildung 2-13):<br />

Strategische<br />

Ausrichtung<br />

Value<br />

Delivery<br />

Ressourcenmanagement<br />

Controlling<br />

Risikomanagement<br />

Abbildung 2-13: Gestaltungselemente der <strong>IT</strong>-Governance [<strong>IT</strong>GI 2003]<br />

Die strategische Ausrichtung legt die langfristigen Anforderungen an die <strong>IT</strong>-<br />

Leistungserbringung gemäss der Unternehmensstrategie fest und setzt sie in eine <strong>IT</strong>-<br />

Strategie um. In der Value Delivery Dimension definieren <strong>IT</strong>- und Fachbereiche gemeinsam<br />

tragbare kosten- und nutzenorientierte Ziel- und Messsysteme. Das Risikomanagement<br />

identifiziert die <strong>IT</strong>-basierten Risiken und definiert Kontrollmechanismen,<br />

um Risiken zu minimieren und zwischen <strong>IT</strong>- und Geschäftsbereichen aufzuteilen. Das<br />

Controlling ermittelt den Leistungsgrad des <strong>IT</strong>-Bereichs, indem es geeignete Kennzahlen<br />

definiert und daraufhin einen Steuerungskreislauf etabliert. Das Ressourcenmanagement<br />

trifft schliesslich grundlegende Aussagen zu den <strong>IT</strong>-bezogenen Investitionen<br />

z.B. zur Infrastrukturbeschaffung oder zu Mitarbeiterneueinstellungen.<br />

Die Unterteilung der <strong>IT</strong>-Governance in diese Bereiche findet sich bei anderen Ansätzen<br />

in ähnlicher Form wieder [s. z.B. Luftman 2004, 24ff]. Diese Ansätze sind sich<br />

durchgehend einig, dass zur Koordination der oben genannten Aufgabenbereiche eine<br />

„Relationship Fähigkeit“ notwendig ist, die über geeignete Koordinationsmechanismen<br />

zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichen erreicht werden muss [s. Chan 2002].<br />

Ein in der Praxis weit verbreiteter Koordinationsmechanismus sind sog. Steering<br />

Committees (auch: Business-<strong>IT</strong>-Councils) [s. Agarwal/Sambamurthy 2002; Buchta et<br />

al. 2004, 94f; Krcmar 2004, 302f; Weill/Ross 2004, 86ff]. Dabei wird häufig in geschäftsgeleitete<br />

und <strong>IT</strong>-geleitete Gremien unterschieden [s. Ward/Peppard 2002,<br />

370ff].


42 Konzeptionelle Grundlagen<br />

geschäftsgeleitet<br />

Business (IS)<br />

Strategy<br />

Groups<br />

Executive<br />

Steering<br />

Group<br />

<strong>IT</strong>-geleitet<br />

<strong>IT</strong><br />

Strategy<br />

Group<br />

Abbildung 2-14: Steering Organisation im <strong>IT</strong>-Management<br />

[Ward/Peppard 2002, 374]<br />

An der Spitze der Steering Organisation steht die Executive Steering Group (s.<br />

Abbildung 2-14). Sie umfasst Entscheider auf Geschäftsleitungsebene, sowohl von<br />

Geschäfts- als auch von <strong>IT</strong>-Seite. Die Führung übernimmt meist der CEO oder ein<br />

Vorstandsmitglied [s. Ward/Peppard 2002, 376f]. Die Executive Steering Group trifft<br />

strategische <strong>IT</strong>-Entscheidungen und fungiert auch als Eskalations- und Schlichtungsinstanz<br />

<strong>für</strong> die darunter liegenden Gremien. In den Geschäftsbereichen sind sog. Business<br />

(IS) Strategy Groups installiert, welche das Anwendungsportfolio betreuen und<br />

Geschäftsanforderungen in Anwendungsspezifikationen übersetzen. Die <strong>IT</strong> Strategy<br />

Group schliesslich besteht aus Senior Managern des <strong>IT</strong>-Bereichs, welche den Ressourceneinsatz<br />

planen, um die mit der Geschäftseite definierte <strong>IT</strong>-Strategie bestmöglich<br />

umzusetzen [s. Ward/Peppard 2002, 382ff; Weill/Ross 2004, 93f].<br />

2.4.2.2 Taktisch-planerische Ansätze des <strong>IT</strong>-Relationship Managements<br />

Gestaltungselemente des <strong>IT</strong>-Beziehungsmanagements auf taktisch-planerischer Ebene<br />

adressieren in erster Linie Fachbereichskunden, teilweise aber auch Anwender.<br />

<strong>IT</strong>-Marketing<br />

Verschiedene Ansätze haben sich bereits seit mit dem Marketing <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-<br />

Dienstleistungen befasst, sei es aus Sicht externer <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> [s. Reinecke 1996;<br />

Schneider 2003] oder <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-Organisationen [s. Lutchen 2004, 214ff]. Dabei<br />

wird beispielsweise vorgeschlagen, klassische Marketingansätze wie den „4P-<br />

Marketingmix“ (Product, Price, Place, Promotion) auf die Vermarktung von <strong>IT</strong>-<br />

Dienstleistungen zu übertragen [s. Hirschheim et al. 2006, 184ff]. Praxisorientierte<br />

Ansätze betonen die Notwendigkeit einer marketingorientierten Leistungskommunikation<br />

des <strong>IT</strong>-Bereichs, beispielsweise über Kampagnen, Newsletter, Imagebroschüren<br />

oder Jahresberichte. Dabei werden auch ein mögliches „Branding“ des <strong>IT</strong>-Bereichs<br />

und die Gestaltung einer einheitlichen „Corporate Identity“ diskutiert [s. Dragoon<br />

2004]. Reinecke/Belz weisen auf verschiedene Erfolgsfaktoren im <strong>IT</strong>-Marketing hin:<br />

Gezielte Einzelmassnahmen wie die kundengerechte Kommunikation von <strong>IT</strong>-<br />

Dienstleistungen oder die Nutzung von Referenzprojekten als Kompetenznachweis


2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 43<br />

stehen gegenüber einem „generellen Marketing“, z.B. im Sinne von allgemeinen Werbeauftritten<br />

auf Messeveranstaltungen, im Vordergrund [s. Reinecke/Belz 1995, 49f].<br />

(Outsourcing-) Relationship Manager<br />

Personenbezogene Ansätze zum <strong>IT</strong>-Relationship Management sind in Wissenschaft<br />

und Praxis bereits seit Mitte der 1990er Jahre verbreitet [s. Subramani et al. 1995;<br />

Reinecke 1996]. Nach der ersten „Outsourcing-Welle“ in den 1980er Jahren (und dem<br />

Scheitern vieler Initiativen) erkannten Praxis und Wissenschaft, dass nach der strategischen<br />

Auswahl und vertraglichen Aspekten bei der Outsourcing-Entscheidung auch<br />

die nachfolgende Outsourcing-Beziehung mit geeigneten Kommunikationsmechanismen<br />

koordiniert werden muss, um das Gesamtvorhaben erfolgreich zu machen [s.<br />

Feeny/Willcocks 1998]. In diesem Zusammenhang wird immer wieder die Einrichtung<br />

von Relationship Manager-Rollen sowohl auf Seite des Outsourcing-Partners als auch<br />

auf Seite des Leistungsabnehmers empfohlen [s. Brown 2003, 203f]. Selten liegt jedoch<br />

eine konkrete Beschreibung der Relationship Management-Tätigkeit vor [s. Magee<br />

1998].<br />

Ein Relationship Manager kann allgemein als eine Kontaktperson verstanden werden,<br />

welche den <strong>IT</strong>-Bereich gegenüber einem Geschäftsbereich im Sinne eines „one face to<br />

the customer“ vertritt, um eine effektive und effiziente Beziehung zwischen beiden<br />

Bereichen aufzubauen [s. OGC 2004, 135]. Er fungiert dabei als Koordinator, Berater<br />

und Vermittler. Die Rolle des Relationship Managers wird häufig auch als Accountmanager<br />

bezeichnet, in Anlehnung an das in der Industrie weit verbreitete „Key Account<br />

Management“ Konzept [s. Subramani et al. 1995]. Die Philosophie des Key Account<br />

Management besagt, dass die Kräfte der Kundenbetreuung auf den Aufbau und<br />

die Erhaltung langfristig tragfähiger Beziehungen zu ausgewählten Kunden zu konzentrieren<br />

sind [s. Belz/Senn 1995, 189].<br />

Die Aufgaben des Relationship Managers werden häufig nicht als eigene Stelle zusammengefasst,<br />

sondern als Rolle definiert und an bestehende Stellen als Zusatzfunktion<br />

vergeben [s. Kleinaltenkamp/Plinke 1997, 163ff]. Im Kern umfasst sie folgende<br />

Aufgaben [s. Gebert et al. 2003; OGC 2004, 135]:<br />

• Regelmässige Treffen mit der Fachseite zur gegenseitigen Abstimmung<br />

• Erwartungs- und Konfliktmanagement gegenüber der Kundenseite<br />

• Verstehen neuer Geschäftsprozesse und darauf basierend Ableitung neuer <strong>IT</strong>-<br />

Services<br />

• Kommunikation des Geschäftsnutzens neuer <strong>IT</strong>-Lösungen<br />

• Durchführung von Kundenzufriedenheitsumfragen


44 Konzeptionelle Grundlagen<br />

Dem Accountmanager gegenüber steht auf Fachseite meist ein „<strong>IT</strong>-Beauftragter“, auch<br />

„Business-<strong>IT</strong>-Coordinator“ genannt. Die Anforderungsprofile <strong>für</strong> beide Stellen setzen<br />

sowohl eine grundlegende technische Kompetenz als auch ein hohes betriebswirtschaftliches<br />

Verständnis voraus [s. Reinecke 1996, 191ff]. Daneben spielen die persönlichkeitsbezogenen,<br />

sozialen Fähigkeiten eine grosse Rolle [s. Subramani et al.<br />

1995; Peppard 2001, 260]. Oftmals sind Relationship Manager bereits seit langen Jahren<br />

in der <strong>IT</strong>-Organisation tätig und verfügen über ein ausgebautes <strong>interne</strong>s Beziehungsnetzwerk<br />

[s. Subramani et al. 1995]. Die Rolle des Relationship Managers ist<br />

von einem hohen Anteil an „ad-hoc“ Tätigkeiten geprägt und verlangt aufgrund des<br />

breiten Einsatzfeldes und der meist wenig konkreten Aufgabendefinition eine hohe<br />

Flexibilität. Relationship Manager müssen auch mit Rechtfertigungs- und Schuldzuweisungsproblemen<br />

umzugehen wissen, die sowohl von <strong>IT</strong>- als auch von Fachbereichsseite<br />

auftreten können [s. Subramani et al. 1995].<br />

Enhanced Telecom Operations Map (eTOM)<br />

Die “enhanced Telecom Operations Map” (eTOM) ist ein Referenzmodell, das vom<br />

Telemanagement Forum (TMF), einem internationalen Zusammenschluss von Telekommunikationsfirmen<br />

und Softwareherstellern seit 1995 entwickelt und betreut wird<br />

[s. TeleManagementForum 2005]. Es wurde ursprünglich entworfen, um sämtliche<br />

Unternehmensprozesse eines Telekommunikationsunternehmens abzubilden. Trotz<br />

dieses klaren Industrieschwerpunktes wird eTOM auch von <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n übernommen,<br />

die in einer Kunden-Lieferantenbeziehung agieren [s. Grawe 2003; Krcmar<br />

2004, 362ff], da das Modell auch eine Komponente „Customer Relationship Management“<br />

sowie ein Modul „Marketing and Offer Management“ beschreibt (s. Abbildung<br />

2-15).<br />

Customer<br />

Strategy, Infrastructure and Product Operations<br />

Strategy &<br />

Commit<br />

Infrastructure<br />

Lifecycle Mgmt<br />

Marketing and Offer Management<br />

Product<br />

Lifecycle Mgmt<br />

Service Development & Management<br />

Resource Development & Management<br />

Supply Chain Development & Management<br />

Enterprise Management<br />

Operations Support<br />

& Readiness<br />

Fulfillment<br />

Customer Relationship Management<br />

Service Management & Operations<br />

Resource Management & Operations<br />

Assurance<br />

Supplier/Partner Relationship Management<br />

Abbildung 2-15: Ebene 1 des eTOM Modells [TeleManagementForum 2005]<br />

In weiteren zwei Unterebenen des Modells werden die einzelnen Prozessbausteine genauer<br />

beschrieben und in Ablaufdiagrammen dargestellt. Konkrete Handlungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> die Implementierung der Kundenmanagementprozesse bei einem Service<br />

Provider bleiben jedoch aus [s. Grawe 2003]. Mit seinem hohen Abstraktionsgrad versteht<br />

sich das eTOM Modell vielmehr als integrative Architektur einer <strong>IT</strong>-Organisation<br />

Billing


2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 45<br />

und als Diskussionsgrundlage, beispielsweise <strong>für</strong> Outsourcing-Entscheidungen [s.<br />

Krcmar 2004, 364]. Es ist allerdings in der Praxis weniger als andere Referenzmodelle<br />

des <strong>IT</strong>-Managements verbreitet, u.a. weil bislang kein Schulungs- und Zertifizierungsprogramm<br />

vorhanden ist.<br />

Das Delivery-Modul im IIM-Modell<br />

Wie bereits in Kapitel 2.2.2 erläutert, beschäftigt sich das Modell des industrialisierten<br />

Informationsmanagements (IIM) mit marktorientierten Gestaltungsmechanismen an<br />

der Schnittstelle zwischen der „Delivery“-Funktion von <strong>IT</strong>-Leistungsanbietern und der<br />

„Source“-Funktion ihrer Leistungsabnehmer. Im produktorientierten IIM-Modell adressiert<br />

das Delivery-Modul die <strong>IT</strong>-Produkteinkäufer auf der Fachseite. Für dessen<br />

Ausgestaltung wird die Übertragung klassischer Konzepte des industriellen sowie des<br />

Dienstleistungsmarketings auf die Delivery-Strategie, -planung und -steuerung vorgeschlagen<br />

[s. Zarnekow 2005, 99ff]. Die Delivery-Strategie legt Absatzziele und -<br />

strategien fest. Ähnlich dem oben erwähnten „4P-Modell“ ist die IIM-Delivery-<br />

Planung in folgende Aufgabenfelder unterteilt [s. Zarnekow et al. 2005, 90ff]:<br />

• Das Anforderungsmanagement fordert, das Produktportfolio des <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s<br />

an den Kundenanforderungen auszurichten.<br />

• Im Qualitätsmanagement müssen kundenspezifisch zugesicherte Qualitätseigenschaften<br />

<strong>für</strong> <strong>IT</strong>-Produkte definiert werden.<br />

• In der Preisplanung sind kundenspezifische Preise <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-Produkte festzulegen.<br />

• Die Kommunikationsplanung wählt die kundenspezifischen Kommunikationsinstrumente<br />

aus und plant deren konkrete Nutzung.<br />

• In der Distributionsplanung müssen Vertriebskanäle und -Partner identifiziert und<br />

kontaktiert werden.<br />

Konkrete Instrumente der Kundenorientierung in der Delivery-Planung sind beispielsweise<br />

Produktkataloge [s. Hochstein 2006, 104ff]. In der Delivery-Steuerung werden<br />

die oben genannten Aktivitäten operativ durchgeführt und mit Hilfe von Auswertungen<br />

und Berichten überwacht. Die Abläufe der Delivery-Planung sind in Prozess- und<br />

Aktivitätendiagrammen definiert [s. Hochstein 2006, 104ff]. Sie beziehen sich gemäss<br />

der Philosophie des IIM-Modells auf die Vermarktung von <strong>IT</strong>-Produkten, d.h. sie fokussieren<br />

stärker auf die industrielle als auf die personelle <strong>IT</strong>-Dienstleistungserbringung<br />

[s. Zarnekow 2005, 35].<br />

2.4.2.3 Ansätze des operativen <strong>IT</strong>-Servicemanagements<br />

Referenzmodelle des serviceorientierten <strong>IT</strong>-Managements haben in den vergangenen<br />

Jahren in der Praxis eine hohe Aufmerksamkeit erfahren [s. Krcmar 2004, 28ff]. Inzwischen<br />

existiert eine Reihe von Ansätzen aus der sog. „public domain“, wie z.B.


46 Konzeptionelle Grundlagen<br />

<strong>IT</strong>IL, aber auch aus der „non public domain“, wie z.B. das <strong>IT</strong> Service Reference Model<br />

(HP <strong>IT</strong>SM) von Hewlett Packard, das IBM <strong>IT</strong> Process Model oder das Microsoft<br />

Operations Framework (MOF). 9 Die weiteste Verbreitung hat das <strong>IT</strong>IL-Modell erfahren.<br />

Ende der 1980er Jahre entwickelte die Central Computer and Telecommunications<br />

Agency (CCTA) der britischen Regierung (mittlerweile Bestandteil des Office of Government<br />

Commerce (OGC)) in Zusammenarbeit mit englischen <strong>IT</strong>-Spezialisten, Rechenzentrumsbetreibern<br />

und Beratern ein generisches Referenzmodell <strong>für</strong> die Planung,<br />

Überwachung und Steuerung von <strong>IT</strong>-Leistungen. Mit seiner herstellerunabhängigen<br />

Sammlung von Best Practices hat sich <strong>IT</strong>IL zu einem internationalen de-facto Standard<br />

<strong>für</strong> die Managementprozesse von <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n entwickelt [s. Hochstein/Hunziker<br />

2003, 47ff]. <strong>IT</strong>IL bildet die Grundlage <strong>für</strong> das international tätige <strong>IT</strong><br />

Service Management Forum (www.itsmf.com) mit über 2.000 Partnerorganisationen.<br />

Abbildung 2-16 zeigt, welche Einzelbereiche <strong>IT</strong>IL in den bisher erschienenen acht<br />

Bänden abdeckt.<br />

Kunde der <strong>IT</strong><br />

The Business<br />

Perspective<br />

Planning to Implement Service Management<br />

Service Management<br />

Service Support<br />

Service Delivery<br />

Security<br />

Management<br />

ICT Infrastructure Management<br />

Application<br />

Management<br />

Abbildung 2-16: Bereiche der <strong>IT</strong> Infrastructure Library [OGC 2004, 6]<br />

Innerhalb von <strong>IT</strong>IL haben sich vor allem die Prozesse aus dem Modul „Service Support“<br />

in der Praxis verbreitet, während im Bereich Service Delivery sowohl organisatorische<br />

als auch konzeptionelle und technische Barrieren die Umsetzung hemmen [s.<br />

Hochstein 2006, 22]. Der Bereich Service Support adressiert unmittelbar die Anwender<br />

(User) von <strong>IT</strong>-Leistungen und ist in folgende Einzelprozesse unterteilt [s. OGC<br />

2000]:<br />

• Das Incident Management ist die erste Support-Anlaufstelle <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-bezogene Probleme.<br />

Die direkte Schnittstelle zum Anwender bildet der Service-Desk, der Anfragen<br />

(Requests) und Problemmeldungen (Störungen) entgegennimmt, analysiert, kategorisiert<br />

und, wenn möglich, unmittelbar löst.<br />

9 Ein Vergleich der verschiedenen Modelle findet sich in [Hochstein/Hunziker 2003].<br />

Lieferanten der <strong>IT</strong>


2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 47<br />

• Das Problem Management ist dem Indicent Management nachgelagert. Während<br />

das Indident Management einzelne Vorfälle schnellstmöglich zu beheben versucht,<br />

geht es beim Problem Management darum, die Ursache zu beseitigen und künftige<br />

Störungen proaktiv zu vermeiden.<br />

• Das Change Management umfasst konkrete Vorgehensweisen <strong>für</strong> Veränderungen<br />

in der <strong>IT</strong>-Infrastruktur. Hierzu müssen sog. „Requests for Change“ (RFC) eingereicht<br />

werden, welche einen standardisierten Prozess von der Registrierung und<br />

Klassifikation über die Genehmigung bis zur Umsetzung und Evaluierung durchlaufen.<br />

• Das Release Management stellt den erfolgreichen Rollout von Soft- und Hardware-<br />

Releases sicher.<br />

• Im Configuration Management werden alle Informationen über <strong>IT</strong>-Anlagegüter<br />

sowie die jeweilige Konfiguration gespeichert.<br />

Hinzu kommt der Bereich Service Desk, der keinen Prozess darstellt, sondern Standardisierungsvorgaben<br />

<strong>für</strong> den Kontaktpunkt zwischen der <strong>IT</strong> Organisation und den Anwendern<br />

liefert. Abbildung 2-17 zeigt den in einer Umfrage festgestellten Implementierungsgrad<br />

der <strong>IT</strong>IL-Bereiche im Detail [s. Materna 2006].<br />

Service Desk<br />

Incident Management<br />

Problem Management<br />

Change Management<br />

Security Management<br />

Asset Management<br />

Service Level Management<br />

Configuration Management<br />

Release Management<br />

Financial Mgmt. for <strong>IT</strong>-Services<br />

Config. Mgmt. Database (CMDB)<br />

Availability Management<br />

<strong>IT</strong>-Service Continuity Management<br />

Capacity Management<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

8%<br />

13%<br />

12%<br />

18%<br />

27%<br />

27%<br />

25%<br />

22%<br />

37%<br />

36%<br />

34%<br />

47%<br />

Fully implemented<br />

63%<br />

45%<br />

75%<br />

50%<br />

52%<br />

39%<br />

49%<br />

40%<br />

45%<br />

51%<br />

45%<br />

47%<br />

48%<br />

38%<br />

47%<br />

32%<br />

39%<br />

35%<br />

33%<br />

35%<br />

38%<br />

Partly implemented Not implemented<br />

Abbildung 2-17: Implementierungsstatus der <strong>IT</strong>IL-Prozesse [Materna 2006]<br />

Zur systemseitigen Unterstützung des <strong>IT</strong>IL-konformen Service Supports bieten verschiedene<br />

Softwarehersteller Standardanwendungen an. Ein weit verbreitetes Produkt<br />

ist die „OpenView Service Desk“ Lösung von Hewlett Packard. HP übernahm Ende<br />

2005 den Wettbewerber Peregrine, der bis dahin mit seiner „Service Center“-Lösung<br />

eine andere weit verbreitete Standardsoftware anbot.<br />

24%<br />

28%<br />

22%<br />

15%<br />

18%<br />

17%<br />

18%<br />

5%<br />

(n=130)<br />

1%


48 Konzeptionelle Grundlagen<br />

Insgesamt weist <strong>IT</strong>IL eine hohe Aktualität und einen hohen Nutzungsgrad auf [s. Detecon<br />

2004]. Auf Basis der <strong>IT</strong>IL-Prinzipien können <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> mittels des „British<br />

Standard BS 15000“ eine internationale Zertifizierung ihrer <strong>IT</strong>-<br />

Managementprozesse erlangen [s. Krcmar 2004, 366]. Viele Unternehmen verlangen<br />

eine solche Zertifizierung von ihren <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n. Ende 2005 ist der BS 15000<br />

Standard zum internationalen ISO 20000 Standard erhoben worden [s. Auer 2006].<br />

Den Vorteilen der einheitlichen Strukturierung, der standardisierten Terminologie und<br />

den Zertifizierungsmöglichkeiten stehen auch einige Nachteile gegenüber. <strong>IT</strong>IL verfügt<br />

über keine konsistente Prozessbeschreibung und weist Inkonsistenzen hinsichtlich<br />

Struktur und Detaillierungsgrad zwischen den einzelnen Modellbereichen auf. Es ist<br />

kein Prozessmodell, sondern lediglich eine Sammlung von Best Practices und fokussiert<br />

sich stärker auf eine Darstellung dessen, „was“ getan muss anstatt einer Beschreibung,<br />

„wie“ die Umsetzung erfolgen kann [s. Hochstein/Hunziker 2003, 49].<br />

2.4.3 Forschungslücke<br />

Im vorherigen Kapitel wurde gezeigt, dass sich <strong>für</strong> das Beziehungsmanagement zwischen<br />

<strong>IT</strong>- und Fachbereichen auf verschiedenen Ebenen Ansätze etabliert haben. Die<br />

Konzepte adressieren <strong>für</strong> sich genommen bereits einzelne Herausforderungen an der<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle, greifen aber <strong>für</strong> ein ganzheitliches Beziehungsmanagement<br />

zu kurz:<br />

• Die Ansätze der <strong>IT</strong>-Governance zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichsentscheidern, das<br />

Relationship Management gegenüber Fachbereichskunden und das <strong>IT</strong>IL-basierte<br />

Servicemanagement gegenüber Anwendern betrachten die jeweiligen Ebenen weitestgehend<br />

isoliert und berücksichtigen nicht die Querbeziehungen zwischen den<br />

einzelnen Kundenrollen.<br />

• Auf planerischer Ebene sind die Ansätze des <strong>IT</strong>-Marketings und des Relationship<br />

Managements nicht in einer durchgehenden Prozesskette integriert. Dies verhindert<br />

ein ganzheitliches <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> entlang des Kundenprozesses,<br />

wie es dem CRM-Gedanken entspricht. Die Besonderheiten <strong>interne</strong>r Märkte können<br />

darüber hinaus lediglich mit dem eTOM-Modell abgebildet werden.<br />

• Weder eTOM noch <strong>IT</strong>IL, die beide die Kunden-Lieferantenbeziehung zwischen <strong>IT</strong>-<br />

und Fachseite berücksichtigen, beinhalten Prozessbeschreibungen auf einem ausreichenden<br />

Detaillierungsgrad, um konkrete Implementierungsvorschläge ableiten<br />

zu können. Sie zeigen lediglich einen Handlungsrahmen sowie die Zusammenhänge<br />

zwischen einzelnen Gestaltungsbereichen auf.<br />

• Das IIM-Modell bringt die Kunden-Lieferantenbeziehung klar hervor und definiert<br />

sowohl den Delivery- als auch den Sourcing-Prozess. Eine wesentliche Grundlage<br />

der Interaktion zwischen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen ist jedoch bisher die<br />

industrielle Leistungerstellung auf Basis von <strong>IT</strong>-Produkten. Der Einbezug der per-


2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 49<br />

sonellen Leistungserstellung und deren projektbasierte Abwicklung ist derzeit nur<br />

in geringem Umfang realisiert, aber Bestandteil der aktuellen Forschung.<br />

• Keiner der existierenden Ansätze berücksichtigt durchgängig die drei Gestaltungsebenen<br />

des Business Engineering (Strategie – Prozesse – Systeme), was ihre Implementierbarkeit<br />

und Praxistauglichkeit einschränkt.<br />

• Die Komponente der Wissensorientierung und deren Bedeutung <strong>für</strong> die <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

Kundenbeziehung werden in keinem der untersuchten Konzepte adressiert.<br />

Aus diesen Unzulänglichkeiten bestehender Ansätze und den in Kapitel 2.2 beschriebenen<br />

Herausforderungen im Informationsmanagement ergibt sich eine forscherische<br />

Lücke, nämlich die Forderung nach einem integrierten Ansatz <strong>für</strong> das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen, der Gestaltungsvorschläge<br />

auf Strategie-, Prozess- und Systemebene vorgibt.<br />

2.4.4 Transferpotenzial des CRM-Ansatzes<br />

In den Ausführungen zur Forschungsmethodik dieser Arbeit wurde in Kapitel 1.4 bereits<br />

darauf hingewiesen, dass die Theorie der transferorientierten Interdisziplinarität<br />

nach [Schophaus et al. 2003] verwendet wird, um die Übertragbarkeit des CRM-<br />

Ansatzes aus seinem ursprünglichen, vom freien Markt geprägten Anwendungsumfeld<br />

(Ausgangsdisziplin) auf das Informationsmanagement und dort speziell auf die <strong>interne</strong><br />

<strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle (Zieldisziplin) zu untersuchen.<br />

Zarnekow schlägt eine vierstufige Methode zur Auswahl von Ausgangs- und Zieldisziplinen<br />

und zur Überprüfung des Transferpotenzials vor [s. Zarnekow 2005, 21ff].<br />

Abbildung 2-18 zeigt die Methodenschritte, die in dieser Arbeit zur Konzipierung des<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s herangezogen werden.<br />

Literatursammlung<br />

Datensammlung Datenanalyse<br />

Schritt 1 Schritt 2<br />

Selektion<br />

grundlegender<br />

Prinzipien und<br />

Funktionen<br />

Schritt 3 Schritt 4<br />

Ermittlung<br />

des Transferpotenzials<br />

Umsetzung<br />

in Konzepte<br />

des <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-CRM<br />

Abbildung 2-18: Transfermethode zur Herleitung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s [in Anl. an Zarnekow 2005, 22]<br />

Internes<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

Durch die Einbettung dieser Arbeit in die Forschung der Kompetenzzentren Customer<br />

Management (CC CM) und Industrialisierung im Informationsmanagement (CC IIM,<br />

s. Kapitel 1.3) war es möglich, die Schritte 1 und 2 der Transfermethode abzudecken.<br />

Literaturanalyse, der Austausch mit Praxisvertretern auf Workshops sowie drei Aktionsforschungsprojekte<br />

mit den Firmen Credit Suisse und Altana Pharma (s. Anhang<br />

A.3) ermöglichten es, das Konzept des Customer Relationship Management als Trans-


50 Konzeptionelle Grundlagen<br />

ferobjekt zu identifizieren, das von seiner Anwendung im freien Marktumfeld auf die<br />

Gestaltung der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle übertragen werden soll. Somit kann<br />

nun in Schritt 3 das Transferpotenzial von CRM untersucht werden. Zarnekow hat<br />

hier<strong>für</strong> eine Transferpotenzialmatrix entwickelt, über die sich mit den zwei Dimensionen<br />

„Vergleichbarkeit der Problemstellung“ und „Differenz im Erkenntnisstand“ das<br />

Transferpotenzial von Konzepten einer Ausgangsdisziplin auf eine Zieldisziplin untersuchen<br />

lässt [s. Zarnekow 2005, 19ff]. Abbildung 2-19 zeigt das Transferpotenzial des<br />

CRM hinsichtlich seiner Anwendung an der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle.<br />

Vergleichbarkeit<br />

der<br />

Problemstellung<br />

hoch<br />

mittel<br />

niedrig<br />

sehr hohes<br />

Transferpotenzial<br />

hohes<br />

Transferpotenzial<br />

CRM<br />

mittleres<br />

Transferpotenzial<br />

hohes<br />

Transferpotenzial<br />

mittleres<br />

Transferpotenzial<br />

geringes<br />

Transferpotenzial<br />

mittleres<br />

Transferpotenzial<br />

geringes<br />

Transferpotenzial<br />

sehr geringes<br />

Transferpotenzial<br />

hoch mittel niedrig<br />

Differenz im Erkenntnisstand<br />

Abbildung 2-19: Positionierung von CRM in der Transferpotenzialmatrix<br />

Die Positionierung des CRM hinsichtlich seiner Transferierbarkeit auf die <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

Kundenschnittstelle beruht auf der Grundlage vorgegebener Kriterien, die in<br />

Abbildung 2-20 ersichtlich sind [s. Zarnekow 2005, 23ff]. Für die Ermittlung der Differenz<br />

im Erkenntnisstand wurden die Anzahl Publikationen in Ausgangs- und Zieldisziplin,<br />

der jeweilige Detaillierungsgrad der Lösungsansätze, der zeitliche Erfahrungshorizont<br />

und der Umsetzungsgrad in der Praxis herangezogen. Die Vergleichbarkeit<br />

der Problemstellung ergibt sich aus folgenden Kriterien: Spezifität der Rahmenbedingungen<br />

und Voraussetzungen in der Ausgangs- und Zieldisziplin sowie die jeweilige<br />

Komplexität und praktische Bedeutung der Problemstellung.<br />

Abbildung 2-20 zeigt die Einordnung des klassischen CRM-Ansatzes in der Transferpotenzialmatrix<br />

gemäss der oben genannten Kriterien. Die hohe Differenz im Erkenntnisstand<br />

ergibt sich aus einer grossen Anzahl Publikationen in der klassischen CRM-<br />

Disziplin, der eine geringe Publikationsdichte im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

gegenübersteht. Diese Publikationen decken, wie in Kapitel 2.4.2 beschrieben,<br />

nur einzelne Teilbereiche ab oder weisen eine vergleichsweise geringe Detaillierungstiefe<br />

auf. Ebenso sind der Erfahrungshorizont und der Stand der prakti-


2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 51<br />

schen Umsetzung im klassischen, marktorientierten CRM höher. Die mittlere Vergleichbarkeit<br />

der Problemstellung resultiert vor allem aus der unterschiedlichen Spezifität<br />

zwischen CRM im externen Marktumfeld und <strong>interne</strong>m <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>,<br />

wo den in Kapitel 2.4.1 beschriebenen spezifischen Voraussetzungen<br />

Rechnung getragen werden muss.<br />

Differenz im Erkennntnisstand<br />

Ausgangsdisziplin Zieldisziplin<br />

Anzahl Publikationen hoch gering<br />

Detaillierungsgrad hoch gering<br />

Erfahrungshorizont mittel bis hoch gering<br />

Stand der Umsetzung mittel bis hoch mittel<br />

Ergebnis: hohe Differenz im Erkenntnisstand<br />

Vergleichbarkeit der Problemstellung<br />

Ausgangsdisziplin Zieldisziplin<br />

Spezifität mittel hoch<br />

Komplexität hoch hoch<br />

Praktische Bedeutung mittel bis hoch mittel bis hoch<br />

Ergebnis: mittlere Vergleichbarkeit<br />

(bedingt durch spezifische Voraussetzungen)<br />

Abbildung 2-20: Erläuterungen zur Positionierung von CRM in der Transferpotenzialmatrix<br />

[in Anl. an Zarnekow 2005, 24]<br />

Aufgrund der Transferpotenzialanalyse ergibt sich eine hohe Übertragbarkeit des<br />

CRM-Ansatzes aus dem generellen Marktumfeld auf die <strong>IT</strong>-Kundenbeziehung im Informationsmanagement.<br />

Die in Kapitel 2.4.1 beschriebenen Besonderheiten an der<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle sowie die identifizierte Forschungslücke stellen jedoch<br />

zusätzliche Gestaltungsanforderungen dar, die in ein praxistaugliches Konzept<br />

<strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> zusätzlich einfliessen müssen.<br />

Die Umsetzung der Konzepte des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM als Schritt 4 der Transfermethode<br />

nach [Zarnekow 2005] geschieht in den Kapiteln 4 bis 6 dieser Arbeit anhand von<br />

Gestaltungsvorschlägen auf Strategie-, Prozess- und Systembebene. Dabei findet immer<br />

wieder eine Rückkopplung zu den vorgelagerten Schritten statt, um beispielsweise<br />

die Übertragbarkeit einzelner CRM-Prozesse im Detail zu untersuchen.<br />

2.4.5 Definition des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

Mit Hilfe der theoretischen Herleitung des Transferpotenzials klassischer CRM-<br />

Ansätze und den Gestaltungsanforderungen an der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle<br />

kann nun das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> <strong>für</strong> den Kontext dieser Arbeit<br />

definiert werden:<br />

Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> bezeichnet die markt- und kundenorientierte<br />

Ausrichtung der Strategie, Prozesse und Systeme eines <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-


52 Konzeptionelle Grundlagen<br />

<strong>Dienstleister</strong>s auf die Kundenprozesse von Fachbereichen, um die Erstellung und<br />

Kommunikation anforderungsgerechter Leistungen sowie eine hohe Kundenzufriedenheit<br />

zu gewährleisten.<br />

In diesem Definitionsvorschlag werden die wesentlichen Charakteristika des <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-CRM, nämlich die Markt- und Kundenorientierung, die Anwendung der Grundprinzipien<br />

des Business Engineering sowie die Ziele der Anforderungserfüllung und<br />

Kundenzufriedenheit deutlich, die über der reinen Gewinnorientierung des klassischen<br />

CRM stehen.<br />

Abbildung 2-21 veranschaulicht den Kontext und die Schwerpunkte des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s schematisch. Es adressiert in erster Linie Fachbereichskunden,<br />

wobei die Leistungserstellung sowohl in Form von Projekten als auch in<br />

Produktform erbracht werden kann. Im Informationsmanagement ist es somit auf der<br />

taktisch-planerischen Ebene anzusiedeln, orientiert sich aber an der jeweils vorherrschenden<br />

<strong>IT</strong>-Governance und bildet Schnittstellen zum operativen <strong>IT</strong>-Servicemanagement.<br />

Auf Kundenseite werden die Anspruchsgruppen der Entscheider und der<br />

Anwender ebenfalls mit einbezogen.<br />

Ebenen des<br />

Informationsmanagements<br />

Strategisch: <strong>IT</strong> Governance<br />

Taktisch-planerisch<br />

Operativ: <strong>IT</strong> Service Management<br />

Strategie<br />

Prozesse<br />

Systeme<br />

Internes <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

Anspruchsgruppen<br />

auf der Fachseite<br />

Entscheider<br />

Fachbereichskunden<br />

Anwender<br />

Abbildung 2-21: Einordnung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

2.4.6 Beitrag <strong>für</strong> die Dissertation<br />

Die Arbeit gewinnt aus der Untersuchung der Schnittstelle zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen folgende Erkenntnisse:<br />

• Eine wesentliche Besonderheit an der Schnittstelle zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen ist die Dreiteilung der Kundenrolle in Entscheider,<br />

Fachbereichskunden und Anwender. Damit hat die Kundenbeziehung hauptsächlich<br />

den Charakter einer Geschäftsbeziehung, die durch die spezifischen Regelungen<br />

<strong>interne</strong>r Märkte geprägt ist. Hierbei ist auch eine Formalisierung der Beschaffungsprozesse<br />

seitens der Fachbereiche zu bemerken.


2.4 Internes <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 53<br />

• Konzepte <strong>für</strong> das Management der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle bestehen auf<br />

strategischer, taktisch-planerischer und operativer Ebene. Eine strategische Abstimmung<br />

findet häufig über Business-<strong>IT</strong>-Councils bzw. Steering Commitees statt.<br />

Für planerische Aufgaben zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichen sind personelle Ansätze<br />

mittels „Relationship Managern“ weit verbreitet. Auf operativer Ebene hat sich vor<br />

allem im Serivce Support <strong>für</strong> Anwender die <strong>IT</strong>IL Best Practice Sammlung als defacto<br />

Industriestandard durchgesetzt.<br />

• Eine Forschungslücke ergibt sich aus den Unzulänglichkeiten der bestehenden<br />

Konzepte. Sie betreffen vor allem die isolierte Betrachtung einzelner BE-Ebenen<br />

und Kundenrollen, den mangelnden Detaillierungsgrad von Prozessbeschreibungen<br />

sowie die fehlende Berücksichtigung des Wissensmanagements.<br />

• Der klassische CRM-Ansatz besitzt generell ein hohes Transferpotenzial von seinem<br />

ursprünglichen, marktorientierten Einsatzbereich auf die <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

Kundenschnittstelle. Es müssen jedoch die dort identifizierten Besonderheiten adressiert<br />

werden, um das Transferpotenzial in die Praxis umzusetzen.<br />

• Die Definition und Einordnung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

verdeutlicht dessen Grundprinzipien und den Kontext <strong>für</strong> das Verständnis der weiteren<br />

Gestaltungsvorschläge dieser Arbeit.


54 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

3 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Grundlage <strong>für</strong> die praxisorientierte Konzeptionierung des <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen ist die Untersuchung der<br />

in der unternehmerischen Realität anzutreffenden Herausforderungen und Lösungsansätze.<br />

Vier Fallstudien zu <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n bilden in dieser Hinsicht die<br />

Haupterkenntnisquelle dieser Arbeit und gewährleisten gleichzeitig die Praxisrelevanz<br />

der zu entwickelnden Forschungsergebnisse.<br />

Der folgende Abschnitt erläutert zunächst die Auswahlkriterien der Fallstudienunternehmen.<br />

Die Abschnitte 3.2 bis 3.5 stellen die vier Praxisbeispiele ausführlich vor. Die<br />

Erkenntnisse daraus werden anschliessend in einer vergleichenden Fallstudienanalyse<br />

dargestellt (s. Abschnitt 3.6). Abschnitt 3.7 fasst die Ergebnisse zusammen.<br />

3.1 Auswahl der Unternehmen und Bezugsrahmen<br />

Ziel der Fallstudienanalyse ist die Darstellung bestehender Problemstellungen und entsprechender<br />

Lösungsansätze. Bei der Fallstudienforschung steht, im Gegensatz zur<br />

quantitativen Forschung, wo eine möglichst zufällige und repräsentative Stichprobe<br />

aus einer Grundgesamtheit zu wählen ist, die zielgerichtete Auswahl der Untersuchungsgegenstände<br />

im Vordergrund [s. Eisenhardt 1989]. Die Auswahl der in dieser<br />

Arbeit verwendeten Fallstudien erfolgte gemäss den folgenden Kriterien:<br />

• Die jeweilige Organisation ist ein <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, der in einer Kunden-<br />

Lieferantenbeziehung zu den Geschäftsbereichen seines Mutterunternehmens steht,<br />

d.h. das Mutterunternehmen ist zu nahezu 100% Anteilseigner seines <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s<br />

und interagiert mit ihm über marktähnliche Mechanismen.<br />

• Die angebotenen <strong>IT</strong>-Dienstleistungen bestehen aus einer Kombination aus personellen<br />

und industriellen <strong>IT</strong>-Dienstleistungen (vgl. Kapitel 2.2.3) bzw. sind schwerpunktmässig<br />

personell geprägt.<br />

• Der <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> verfügt seit einiger Zeit über Lösungsansätze bzw. weit<br />

reichende Lösungskonzepte <strong>für</strong> das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> zu den Geschäftsbereichen<br />

seiner Muttergesellschaft, welche im jeweiligen Wettbewerbskontext<br />

als „Good Practice“ bezeichnet werden können.<br />

• Zwischen dem Fallstudienunternehmen und dem IWI-HSG besteht eine Vertrauensbeziehung,<br />

was ermöglicht, detaillierte Einblicke in Form von Tiefeninterviews<br />

und Firmendokumenten zu erhalten.<br />

Von den vier <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n in den Fallstudien sind zwei ausschliesslich (Deutsche<br />

Post <strong>IT</strong>Solutions) oder hauptsächlich (FIDUCIA <strong>IT</strong> AG) <strong>für</strong> ihr Mutterunternehmen<br />

bzw. ihren Unternehmensverbund tätig. Zwei weitere (BASF <strong>IT</strong> Services und Lufthansa<br />

Systems) generieren mehr als 10% ihres Geschäfts mit unternehmensexternen Kun-


3.1 Auswahl der Unternehmen und Bezugsrahmen 55<br />

den. Sie gehören mit dieser Quote zu den wenigen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n in<br />

Deutschland, die gleichzeitig dauerhaft profitabel wirtschaften [s. Hackmann 2005].<br />

Die ersten beiden Fallbeispiele haben nicht die Gewinnerwirtschaftung zum Ziel, erfüllten<br />

aber die Konzernvorgaben hinsichtlich ihrer Performance über Jahre hinweg.<br />

Tabelle 3-1 gibt eine Übersicht über die analysierten Unternehmen.<br />

Muttergesellschaft<br />

Deutsche Post<br />

<strong>IT</strong>Solutions<br />

Deutsche Post AG Volks- und Raiffeisenbanken<br />

FIDUCIA <strong>IT</strong> AG BASF <strong>IT</strong> Services Lufthansa<br />

Systems<br />

BASF AG Lufthansa AG<br />

Anteilseigner Mutterunternehmen ist nahezu 100%iger Eigentümer<br />

Branche der<br />

Muttergesellschaft<br />

Drittmarktgeschäft<br />

Logistik Finanzdienstleistungen<br />

Chemische Industrie Luftfahrt<br />

nein geringfügig ja, > 10% Umsatzanteil<br />

Geschäftsziel Erreichen einer „schwarzen Null“ Gewinnerwirtschaftung<br />

ja, ca. 40% Umsatzanteil<br />

Umsatz € 255 Mio. € 729 Mio. € 364 Mio. € 634,7 Mio.<br />

Ergebnis positiv seit Gründung € 8,2 Mio. positiv seit Gründung € 65,4 Mio.<br />

Mitarbeiter ca. 1.300 3.450 ca. 2.300 4.550<br />

Tabelle 3-1: Überblick über die untersuchten Unternehmen 10<br />

Im Rahmen der Fallstudienaufnahme wurden zunächst in Frage kommende <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> identifiziert und kontaktiert. Vor Ort wurden semi-strukturierte Interviews<br />

mit Führungskräften und Verantwortlichen aus dem Projekt- und Kundenmanagement<br />

durchgeführt, die ggf. durch nachfolgende Telefoninterviews ergänzt wurden.<br />

Zusätzlich wurden Firmendokumente wie Geschäftsberichte, Projektdokumentationen<br />

und Prozessbeschreibungen analysiert. Nach der Ausarbeitung einer ersten Version<br />

wurden die Fallstudien zunächst intern qualitätsgeprüft und anschliessend mit den Interviewpartnern<br />

auf inhaltliche Korrektheit und Publizierbarkeit abgestimmt. Eine<br />

Übersicht der <strong>für</strong> die Fallstudienaufnahme durchgeführten Interviews sowie der analysierten<br />

Firmendokumente ist in Anhang A zu finden.<br />

Um die Vergleichbarkeit der Erkenntnisse zu unterstützen, erfolgte die Aufnahme der<br />

Fallstudien nach einer einheitlichen Struktur. Diese orientiert sich an den drei Ebenen<br />

des Business Engineering (s. Kapitel 2.1.1) sowie an der PROMET BECS Fallstudienmethodik<br />

nach [Senger/Österle 2002]. Sie wird auch <strong>für</strong> die nachfolgende Darstellung<br />

der Praxisfälle verwendet und gliedert sich in folgende Bereiche:<br />

• Zunächst werden die <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> als Unternehmen vorgestellt sowie<br />

ihre Geschäftsfelder und ihre organisatorische Ausrichtung beschrieben.<br />

10 Die Zahlen in der Tabelle beziehen sich auf das Jahr 2005 und sind den jeweiligen Geschäftsberichten der<br />

Unternehmen bzw. aus den Experteninterviews entnommen.


56 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

• In der Ausgangslage werden das Sourcing-Modell gegenüber den Geschäftsbereichen<br />

der Muttergesellschaft, die Kundenstruktur und Herausforderungen im Wettbewerb<br />

dargelegt.<br />

• Der Hauptteil beschreibt die Lösungskonzepte der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> im<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> hinsichtlich Strategie, Organisation, Prozessen und<br />

Systemen und geht auf geplante Entwicklungen und Herausforderungen ein.<br />

• Abschliessend werden die Erkenntnisse aus der Fallstudie zusammengefasst.<br />

Neben den Fallstudien fliessen im weiteren Verlauf der Arbeit zusätzliche Fallsbeispiel<br />

zur Veranschaulichung der Ergebnisse ein. Eine Übersicht zu den hier<strong>für</strong> durchgeführten<br />

Praxisinterviews findet sich ebenfalls in Anhang A.<br />

3.2 Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions<br />

3.2.1 Das Unternehmen<br />

Überblick. Die Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions GmbH (DP <strong>IT</strong>Solutions) nahm im Januar<br />

2002 als <strong>IT</strong>-Tochterfirma der Deutschen Post AG ihre Geschäfte auf. Sie entstand aus<br />

dem ehemaligen Zentralbereich „<strong>IT</strong>-Entwicklung“ des Deutsche Post World Net<br />

(DPWN) Konzerns und ist deutschlandweit an elf Standorten vertreten (s. Tabelle<br />

3-2).<br />

DEUTSCHE POST <strong>IT</strong>SOLUTIONS<br />

Gründung Januar 2002<br />

Hauptsitz Bonn, Deutschland<br />

Branche <strong>IT</strong>-Dienstleistungen, speziell <strong>für</strong> die Logistikbranche<br />

Kunden Kunden aus dem Deutsche Post World Net Konzern und seinen Tochterfirmen<br />

Geschäftsfelder<br />

<strong>IT</strong>-Beratung und Anwendungsentwicklung in den Bereichen Transportation,<br />

Supply Chain, Finance & Admin, Customer Support und System Integration<br />

Anteilseigner Deutsche Post AG (100%)<br />

Homepage www.dp-itsolutions.de<br />

Umsatz € 255 Mio (in 2005, [Lünendonk 2006b])<br />

Gewinn vor Steuern positiv seit Gründung; keine weiteren Angaben<br />

Mitarbeiter ca. 1.300<br />

Erhebungszeitraum der Fallstudie<br />

April - Mai 2006<br />

Tabelle 3-2: Rahmendaten der DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

In fünf Geschäftsfeldern (Transportation, Supply Chain, Finance & Admin, Customer<br />

Support und System Integration) ist die Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions ausschliesslich <strong>für</strong><br />

den Konzern DPWN tätig, vornehmlich in den Bereichen Beratung und Anwendungsentwicklung.<br />

Anteilseigner ist zu 100% die Deutsche Post AG.


3.2 Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions 57<br />

Geschäftsfelder und organisatorische Ausrichtung. Der thematischen Gliederung in<br />

fünf Geschäftsfelder folgend ist die DP <strong>IT</strong>Solutions von der Aufbauorganisation her in<br />

fünf Leistungseinheiten („Domains“) aufgeteilt. Zudem wurden nach dem Zusammenschluss<br />

zwischen dem Deutsche Post Konzern und dem Logistikdienstleister DHL verschiedene<br />

organisatorische Änderungen auch <strong>für</strong> die jeweiligen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> wirksam.<br />

Seit 2005 ist die Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions in einem Verbund von weltweit vier<br />

so genannten „<strong>IT</strong> Services Centern“ (<strong>IT</strong>SC) tätig. Sie selbst firmiert in diesem Verbund<br />

als „<strong>IT</strong> Services Center Bonn“ und arbeitet global mit den <strong>IT</strong> Services Centern in<br />

Prag, Scottsdale/Arizona und Cyberjaja/Malaysia zusammen. Insgesamt sind im Bereich<br />

<strong>IT</strong> Services ca. 5.000 Mitarbeiter beschäftigt. 11 Abbildung 3-1 zeigt das Leistungsportfolio<br />

der vier konzerneigenen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>. Die Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions<br />

fokussiert sich hauptsächlich auf die Funktionen „Consult“ sowie „Design,<br />

Build“, wohingegen die anderen <strong>IT</strong> Services Center hauptsächlich die „Run“-Funktion<br />

abdecken. Das <strong>IT</strong>SC Prag beispielsweise, das vormals zur DHL gehörte, ist als eines<br />

der modernsten Rechenzentren Europas der weltweite Knotenpunkt <strong>für</strong> den Logistikbereich<br />

des Konzerns. Die Betreuung der Basis-<strong>IT</strong>-Infrastruktur des DPWN Konzerns<br />

wie Server, Netzwerke und Desktop-Peripherie (inkl. User Helpdesks) ist in Deutschland<br />

bereits 1999 an die Firma T-Systems outgesourced worden. 12<br />

Consult<br />

•<strong>IT</strong>-Strategie<br />

• Geschäftsprozesse<br />

• Systemarchitektur<br />

• Technologien<br />

<strong>IT</strong>SC Bonn (DP <strong>IT</strong>Solutions)<br />

Design,<br />

Build<br />

• Programm- und<br />

Projektmanagement<br />

•Systemdesign,<br />

- Realisierung und<br />

-Integration<br />

• Release-to-Production<br />

• Softwareprodukte<br />

Run<br />

• Softwareerwartung<br />

• Anwendungs- und<br />

Systemmanagement<br />

• Helpdesk<br />

• Infrastrukturleistungen:<br />

Betrieb und Betriebsoptimierung<br />

<strong>IT</strong>SC Prag<br />

<strong>IT</strong>SC Scottsdale<br />

<strong>IT</strong>SC Cyberjaja<br />

Abbildung 3-1: Leistungsportfolio der <strong>IT</strong> Services Center [Quelle: DP <strong>IT</strong>Solutions]<br />

Gegenüber dem DPWN Konzern berichtet der Geschäftsführer der DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

ebenso wie die Leiter der drei weiteren Service Center an den Managing Director des<br />

Service Departments „<strong>IT</strong> Services“, der wiederum an den Konzernvorstand des Zentralbereichs<br />

„Global Business Services“ berichtet. Der Vorstand von „Global Business<br />

Services“ leitet das „<strong>IT</strong> Board“, das sich sowohl aus den Konzern-CIOs als Vertreter<br />

11 Die Tochterfirmen Deutsche Postbank und der Logistikanbieter Exel verfügen über eigene <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>.<br />

12<br />

Die Beobachtungen und Aussagen in dieser Fallstudie beziehen sich vornehmlich auf die Geschäftstätigkeit<br />

der DP <strong>IT</strong>Solutions in Deutschland.


58 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

der Demand-Seite als auch aus den Vorständen der <strong>IT</strong> Services Center als Repräsentanten<br />

der Supply-Seite zusammensetzt.<br />

3.2.2 Ausgangslage<br />

Sourcing-Modell. Mit der Ausgründung der DP <strong>IT</strong>Solutions als GmbH und eigenständige<br />

Tochterfirma ergab sich 2002 ein radikaler Wandel in der Art der Interaktion zwischen<br />

dem ehemaligen Zentralbereich <strong>IT</strong> und den Fachbereichen des Konzerns Deutsche<br />

Post World Net. Während der Zentralbereich <strong>IT</strong> zuvor über das <strong>IT</strong>-Budget verfügte,<br />

liegt das Budget seit 2002 auf der Seite der Fachbereiche und die DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

stellt ihre Leistungen in Rechnung. Mit der Ausgründung wurde gleichzeitig ein<br />

<strong>interne</strong>r Marktmechanismus eingeführt und das bisher gültige „Single Sourcing“ Modell<br />

abgelöst. Die DP <strong>IT</strong>Solutions muss sich seitdem an Ausschreibungen beteiligen,<br />

an denen auch externe Anbieter zugelassen sind. Bis Ende 2003 wurde dieser Marktmechanismus<br />

noch durch das Zugeständnis einer „Last Bid“ Option entschärft, die<br />

jedoch seitens der DP <strong>IT</strong>Solutions nie in Anspruch genommen wurde.<br />

Hauptmotiv <strong>für</strong> die Einführung dieses Sourcing-Modells war von Konzernseite die<br />

Schaffung von Kostentransparenz und die Möglichkeit, nur diejenigen <strong>IT</strong>-Dienstleistungen<br />

zu zahlen, die auch tatsächlich in Anspruch genommen wurden. Darüber<br />

hinaus hat die Beziehung zwischen DP <strong>IT</strong>Solutions und dem Deutsche Post Konzern<br />

das Ziel, die gemeinsame Suche nach Kostensenkungspotenzialen voranzutreiben. Bezüglich<br />

der Geschäftstätigkeit der DP <strong>IT</strong>Solutions ist das stetige Erreichen einer<br />

„schwarzen Null“ mit leichten Überschüssen eine Zielvorgabe des Konzerns.<br />

Zusätzlich zum <strong>interne</strong>n Konzernkundengeschäft trat die DP <strong>IT</strong>Solutions in den Jahren<br />

2002/2003 auch auf dem externen Markt auf. Produkte, die sich auch <strong>für</strong> Drittkunden<br />

anbieten liessen, waren beispielsweise Programme und Lösungen zur Beamtenversorgung.<br />

Per Vorstandsbeschluss wurde jedoch das Drittmarktgeschäft 2003 wieder eingestellt,<br />

da sämtliche vorhandenen Kapazitäten <strong>für</strong> die <strong>IT</strong>-seitige Bewältigung des<br />

Konzernzusammenschlusses zwischen Deutscher Post und DHL verwendet werden<br />

sollten.<br />

Kundenstruktur. Die Kunden der Deutschen Post <strong>IT</strong>Solutions sind nach dem Verlassen<br />

des Drittmarktgeschäfts ausschliesslich „<strong>interne</strong> Kunden“, d.h. dem DPWN Konzern<br />

zugehörig. Insgesamt verfügt die DP <strong>IT</strong>Solutions über ca. 2.000 Kunden und<br />

2.500 Kundenkontakte. Die Kundenstruktur und -rollen sind dabei unterschiedlich. Im<br />

Konzernbereich Deutsche Post gelten diejenigen Auftraggeber als Kunden, die budgetverantwortlich<br />

<strong>für</strong> die jeweils zu erbringende Leistung sind. Unmittelbar aus den<br />

Fachbereichen können dies z.B. Abteilungsleiter, Projektleiter, Bereichsleiter oder<br />

Stabstellen sein. Ebenso können neue Ausschreibungen von den konzerneigenen <strong>IT</strong>-<br />

Abteilungen der Fachbereiche („Business-<strong>IT</strong>“) ausgehen, die in vielen Fällen als<br />

Schnittstelle zwischen Fachbereichen und der DP <strong>IT</strong>Solutions bzw. externen Leistungserbringern<br />

positioniert sind. Langzeitprojekte und bestehende Kundenbeziehun-


3.2 Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions 59<br />

gen werden häufig in direkter Interaktion mit den Fachbereichen gestaltet. Zudem steht<br />

das Leistungsfeld Consulting meist in direktem Kontakt mit der Fachseite. Bei neuen<br />

Projekten, die über Ausschreibungen durch Business-<strong>IT</strong>-Einheiten zustande gekommen<br />

sind, kommt es auch zu einer Dreiecksbeziehung zwischen der Fachseite als<br />

„Endkunden“, der Business-<strong>IT</strong> als Entscheider mit Controlling-Funktion und der DP<br />

<strong>IT</strong>Solutions als Leistungserbringer.<br />

Im Gegensatz zur vielfältigen Kundenstruktur beim Konzernbereich Deutsche Post<br />

gibt es beim Konzernableger DHL insgesamt nur sieben Kunden, nämlich die Konzern-CIOs<br />

der sieben Geschäftsbereiche. Sie übernehmen <strong>für</strong> die DHL die Funktion<br />

der Business-<strong>IT</strong>.<br />

Herausforderungen im Wettbewerb. Die Eigenständigkeit und die Einführung eines<br />

marktorientierten Sourcing-Modells brachte <strong>für</strong> die Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions ab 2002<br />

auch die Konfrontation mit externen Wettbewerbern mit sich. Das Ziel, bei Ausschreibungen<br />

des Konzerns gegen Mitbewerber bestehen zu können, steht daher <strong>für</strong> die DP<br />

<strong>IT</strong>Solutions im Mittelpunkt. Hierbei begegnet das Unternehmen mehrerlei Herausforderungen.<br />

Zum einen haben externe Anbieter meist langjährige Erfahrung mit Ausschreibungsprozessen,<br />

die die DP <strong>IT</strong>Solutions erst erarbeiten muss. Zum anderen verfügen<br />

sie häufig über externe Referenzprojekte bei vergleichbaren Kunden. Diesen<br />

Nachteil kann die DP <strong>IT</strong>Solutions aufgrund ihres Nichtauftretens auf dem Drittmarkt<br />

nur schwer kompensieren. Nicht zuletzt muss die junge <strong>IT</strong>-GmbH ihre Leistungen zu<br />

marktfähigen Preisen anbieten und trotzdem genügend Konzerngeschäft generieren,<br />

um das Geschäftsziel einer leichten Gewinnerwirtschaftung zu erreichen. Hierbei wird<br />

ihre Position durch strategische Dumpingpreise externer Anbieter geschwächt, die <strong>für</strong><br />

den Eintritt in den Lieferantenkreis des DPWN Konzerns ihre Leistungen unter Wert<br />

anbieten.<br />

3.2.3 <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

Die im vorigen Kapitel beschriebenen organisatorischen Rahmenbedingungen, das<br />

geänderte Sourcing-Modell und die Herausforderungen im Wettbewerb, machten <strong>für</strong><br />

die DP <strong>IT</strong>Solutions den Aufbau eines professionellen <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

notwendig.<br />

3.2.3.1 Strategische Positionierung<br />

Seit ihrer Gründung gelang es der DP <strong>IT</strong>Solutions kontinuierlich, die vom Konzern<br />

gestellten geschäftlichen Ansprüche zu erfüllen und zu übertreffen. Ziel der DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

ist es, ihre Position als globaler „Enabler“ zum Erreichen von Kostensenkungspotenzialen<br />

<strong>für</strong> den Konzern und als strategischer Partner <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-getriebene Innovationen<br />

weiter zu festigen. Daraus ergeben sich folgende Grundsätze <strong>für</strong> das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

der DP <strong>IT</strong>Solutions:


60 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

• Bewahren der Kundenkenntnis: Wesentlicher Wettbewerbsvorteil der DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

gegenüber externen Mitbewerbern ist die Nähe zum Konzern und damit verbunden<br />

eine solide Kenntnis der Anforderungen in Logistikprozessen. Diesen Wissens-<br />

und Beziehungsvorsprung gilt es trotz des <strong>interne</strong>n Marktmechanismus und<br />

des Auftretens der Business- <strong>IT</strong> als Intermediär zu halten, indem das Unternehmen<br />

über die Profile ihrer Kunden, ihre strategischen Ziele und prozessualen Anforderungen<br />

informiert ist.<br />

• Erreichen von Kundenzufriedenheit: Da die Zahl der Konzernkunden begrenzt ist<br />

und die DP <strong>IT</strong>Solutions entgangenes Auftragsvolumen nicht durch externes Geschäft<br />

kompensieren kann, ist die Pflege der Bestandskunden sowie deren Zufriedenheit<br />

mit der erbrachten Leistung <strong>für</strong> Folgeaufträge im Sinne eines Cross- und<br />

Up-Sellings von zentraler Bedeutung. Die strukturierte „Entwicklung“ ihrer Kunden<br />

steht <strong>für</strong> die DP <strong>IT</strong>Solutions im Mittelpunkt ihrer strategischen Ausrichtung.<br />

• Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit: Trotz ihrer fehlenden Erfahrung auf dem<br />

Drittmarkt muss die DP <strong>IT</strong>Solutions in der Lage sein, Entwicklungen im Markt und<br />

Strategien ihrer Wettbewerber zu kennen und ihnen mit geeigneten Massnahmen<br />

zu begegnen.<br />

• Kommunikation des gelieferten Mehrwerts: Da die DP <strong>IT</strong>Solutions darauf angewiesen<br />

ist, einen fairen Preis <strong>für</strong> ihre Dienstleistungen zu erzielen, um die vom<br />

Konzern gestellten Anforderungen hinsichtlich Geschäftsergebnis und Innovationskraft<br />

sicherzustellen, ist <strong>für</strong> sie die Bewusstmachung des gestifteten Mehrwerts in<br />

Form einer geeigneten Kundenkommunikation notwendig.<br />

3.2.3.2 Organisatorische Einbindung<br />

Den Wandel hin zu einem kundenorientierten Dienstleistungsunternehmen musste die<br />

Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions auch aufbauorganisatorisch vollziehen. Im Mittelpunkt der<br />

Reorganisation stand die Einführung einer Accountmanagement-Organisation, die einen<br />

einheitlichen Kundenkontakt im Sinne eines „one face to the customer“ ermöglicht.<br />

Abbildung 3-2 zeigt die <strong>für</strong> das Kundenmanagement relevanten Bestandteile der<br />

Aufbauorganisation der DP <strong>IT</strong>Solutions.


3.2 Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions 61<br />

Resource Center<br />

Geschäftsführung<br />

Domains<br />

Transportation<br />

Supply Chain<br />

Systemintegration<br />

Finance & Administration<br />

Customer Support<br />

Account Service<br />

Marketing<br />

Account<br />

Planning<br />

Account<br />

Management<br />

Kunde<br />

Abbildung 3-2: Organisationsstruktur der DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

Zentrale Kundenschnittstelle ist das Accountmanagement mit ca. 30 Accountmanagern,<br />

welche die Kundenakquise und -betreuung abdecken. Das Accountmanagement<br />

wird unterstützt von den Stabsstellen Marketing und Account Planning, die <strong>für</strong> die<br />

Kundenentwicklung zuständig sind. Der Bereich Account Service übernimmt unterstützende<br />

Aufgaben <strong>für</strong> das Accountmanagement bei administrativen Prozessen sowie<br />

bei der Vor- und Nachbereitung des Angebotsprozesses (z.B. Schreiben der Angebote<br />

und Verträge). Das Accountmanagement fungiert als direkte Schnittstelle zu den fünf<br />

Leistungseinheiten (Domains), die nach Fachgebieten aufgestellt sind. Hervorzuheben<br />

ist, dass die Geschäftsführung den Domains die Ergebnisverantwortung <strong>für</strong> dort jeweils<br />

zugeordneten Produkte und Projekte überträgt. Das Zielsystem des Accountmanagements<br />

orientiert sich an der Grösse „Auftragseingang“. Die Domains greifen auf<br />

das Resource Center zu, in dem ca. 900 Fachkräfte <strong>für</strong> Projektaufträge zur Verfügung<br />

stehen. Auf Ebene der Geschäftsführung sind unter anderem die Strategieentwicklung<br />

und das Finanzmanagement angesiedelt.<br />

3.2.3.3 Prozessuale Ausrichtung<br />

Ein wesentlicher Bestandteil <strong>für</strong> die Professionalisierung des Kundenmanagements<br />

war <strong>für</strong> die DP <strong>IT</strong>Solutions neben der kundenzentrierten Aufbauorganisation die dazugehörige<br />

Definition von Aufgaben und Abläufen. Kernprozesse sind hierbei zunächst<br />

das Marketing, welches <strong>für</strong> das Eventmanagement und Kampagnen zuständig ist sowie<br />

das Account Planning, welches die Kundenentwicklung und die frühe Verkaufsphase<br />

(„Lead Phase“) abdeckt. Im Opportunitymanagement wird das Angebots- und Vertragsmanagement<br />

gesteuert. Das Accountmanagement ist insgesamt <strong>für</strong> die Gestaltung<br />

der Kundenbeziehung verantwortlich, insbesondere <strong>für</strong> das Kontaktmanagement zum<br />

Kunden, die Projektakquise sowie das Cross- und Upselling.<br />

Marketing. Die Marketingeinheit arbeitet in engem Kontakt sowohl mit den fünf Domains<br />

als auch mit dem Accountmanagement. Dies spiegelt sich in einer Domain-<br />

bzw. themenbasierten Strukturierung der Marketingaktivitäten wider: Seit Ende 2005<br />

sind die Tätigkeiten nicht mehr funktional nach Eventmanagement, Online-Marketing


62 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

oder Print & PR gegliedert, sondern funktionsübergreifend den einzelnen Domains<br />

zugeordnet. Grund hier<strong>für</strong> war das Bestreben, das Marketing als „Thementreiber“ <strong>für</strong><br />

die Domains zu etablieren und so den Vertriebsgedanken näher an die fachlich orientierten<br />

Domains zu bringen. Die Marketingfunktion besteht bei der DP <strong>IT</strong>Solutions aus<br />

folgenden drei Bereichen:<br />

• Marktforschung: Hier werden Wettbewerbs-, Markt- und Kundenanalysen durchgeführt.<br />

Wettbewerbsanalysen werden bezogen auf die jeweilige Domain angestossen.<br />

Ebenso werden Marktanalysen als „Domain Themen-Monitorings“ verstanden,<br />

d.h. es wird <strong>für</strong> fachliche Themen (z.B. RFID) 13 aus PR-Sicht analysiert, wie<br />

stark sie in der Presse, in der Werbung der Konkurrenz oder auf Events vertreten<br />

sind. Der Begriff „Kundenanalysen“ betrifft die unternehmensweite oder domainspezifische<br />

Messung der Kundenzufriedenheit. Hierzu werden Zielgruppen durch<br />

das Accountmanagement selektiert und von einer externen Firma befragt. Durch<br />

dieses Vorgehen möchte die DP <strong>IT</strong>Solutions eine mögliche Befangenheit der Befragten<br />

des Fachbereichs gegenüber ihren ehemaligen <strong>IT</strong>-Kollegen vermeiden.<br />

• Kampagnenmanagement: Zum Ende eines jeden Geschäftsjahres wird ein Marketingplan<br />

entworfen, der einzelne Kampagnen <strong>für</strong> das Gesamtunternehmen und domainspezifisch<br />

festlegt. Kampagnen beziehen sich auf Publikationen wie Kunden-<br />

Newsletter, Case Studies oder Broschüren sowie auf Events. Für die Eventplanung<br />

selektiert das Accountmanagement die Zielkunden und die Domains liefern die<br />

fachlichen Inhalte. Das Marketing ist <strong>für</strong> die operative Durchführung der Events<br />

(z.B. eines Kundenworkshops) verantwortlich. Eine Kampagnenevaluation findet<br />

momentan noch nicht statt.<br />

• Kommunikationsmanagement: Dieser Aufgabenbereich betrifft die Pflege des<br />

Imageprofils der DP <strong>IT</strong>Solutions. Hierzu gehören die Überwachung einer einheitlichen<br />

Corporate Identity (CI), die Organisation von Messeauftritten sowie die Gestaltung<br />

des Intra- und Internetauftritts.<br />

Die Marketingfunktion versteht sich insgesamt als <strong>Dienstleister</strong> <strong>für</strong> die fachlichen<br />

Domains der DP <strong>IT</strong>Solutions. Ihre Leistungen bestehen aus Modulen: Jede Domain<br />

erhält beispielsweise standardmässig zwei Case Studies pro Jahr. Die Marketingleistungen<br />

werden dabei aus einem zentralen Marketing-Budget bezahlt.<br />

Account Planning. Das Account Planning als Unterstützungsfunktion des Accountmanagements<br />

beschäftigt sich mit der kundenbezogenen Entwicklung der Geschäftsstrategie.<br />

Es interagiert mit Accountmanagern, der Geschäftsleitung und der Leitung<br />

der einzelnen Domains und ist in zwei Aufgabenbereiche unterteilt. In der Stakehol-<br />

13 RFID (Radio Frequency Identification) bezeichnet ein Verfahren zur automatischen, berührungslosen Identifizierung<br />

von Gegenständen über Funkwellen. Potenzielle Anwendungsfelder erschliessen sich z.B. in der<br />

Logistik, im Handel oder in der Pharmaindustrie.


3.2 Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions 63<br />

deranalyse und Kundenentwicklungsplanung nehmen die Accountmanager regelmässig<br />

die Anforderungen, Wünsche und Ideen ihrer Kunden auf. Das Account Planning<br />

moderiert hierzu eine Anforderungsanalyse in Form sog. „Customer Focus Communities“,<br />

in denen Accountmanagement und Domain Manager Geschäftsmöglichkeiten<br />

eruieren und inhaltlich abgrenzen. Zusätzlich finden regelmässige Planungsgespräche<br />

und Performance-Reviews zwischen der Geschäftsleitung der DP <strong>IT</strong>Solutions und<br />

hochrangigen Anspruchsgruppen innerhalb der DPWN, wie z.B. den CIOs der Geschäftsbereiche,<br />

Zentralbereichsleitern oder Geschäftsführern von Tochterunternehmen,<br />

statt. Die Account Planning-Funktion bündelt die Resultate der Stakeholderanalyse<br />

zusammen mit den Markt- und Wettbewerbsanalysen des Marketings. Sie erstellt<br />

daraufhin dedizierte Account Pläne mit Einschätzungen zum Geschäftsentwicklungspotenzial<br />

und schlägt einen Massnahmenkatalog <strong>für</strong> das Accountmanagement vor.<br />

Einmal pro Jahr unternimmt die Geschäftsleitung der DP <strong>IT</strong>Solutions eine „Strategische<br />

Planung“ <strong>für</strong> den zukünftigen Geschäftsverlauf, bei dem die Ergebnisse des Account<br />

Plannings berücksichtigt werden.<br />

Neben der kundenbezogenen Strategieplanung übernimmt das Account Planning auch<br />

die volumenbezogene Vertriebsplanung. Im Sinne eines „Resource Forecasting“ wird<br />

<strong>für</strong> jedes Geschäftsjahr ein Geschäftsplan erstellt, der auf den geplanten Projekten und<br />

dem geschätzten Umsatzvolumen pro Account basiert. Der Forecast wird <strong>für</strong> das laufende<br />

Jahr abgegeben und vierteljährlich rollierend überprüft. Im Reporting werden<br />

die Planzahlen <strong>für</strong> Plan/Ist-Vergleiche als Grundlage herangezogen. Weitere Funktionen<br />

des Account Planning sind unmittelbar in das Lead- und Opportunitymanagement<br />

integriert.<br />

Lead- und Opportunitymanagement. Das Opportunitymanagement soll eine Fokussierung<br />

auf besonders Erfolg versprechende Geschäftsmöglichkeiten bewirken. Es bietet<br />

eine strukturierte Vorgehensweise von der Äusserung eines Kundenbedürfnisses<br />

(Lead) bis zur Auftragserteilung durch den Kunden. Der Lead-/ Opportunitymanagement-Prozess<br />

wird dabei vom jeweiligen Accountmanager verantwortet. Er bildet die<br />

durchgehende Schnittstelle zum Kunden und wird durch die Bereiche Account Service<br />

und Account Planning unterstützt. Die Leistungseinheiten (Domains) bzw. das Resource<br />

Center sind in die Angebotserstellung ebenfalls involviert. Abbildung 3-3 zeigt<br />

den Lead-/ Opportunitymanagement-Prozess der DP <strong>IT</strong>Solutions.


64 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Domain /<br />

Resource Center<br />

Provisorisches<br />

Projektteam<br />

zusammenstellen<br />

Aufwandsschätzung/<br />

Kalkulation<br />

Account Planning<br />

Account Plan<br />

Evaluation durch<br />

Opportunity Board<br />

Festlegung<br />

Zielerreichungsgrad<br />

Account Service<br />

Überprüfung<br />

Angebotsdokumente<br />

Passende Domain<br />

suchen<br />

Accountmanagement<br />

Marketinginitiative<br />

Lead generieren<br />

Opportunity erstellen<br />

Angebot abgeben<br />

Angebotsreview<br />

Vertrag ausarbeiten Vertrag absegnen<br />

Abbildung 3-3: Lead-/ Opportunitymanagement-Prozess<br />

Kunde<br />

Bedürfnis<br />

Request for Proposal<br />

(RFP)<br />

Angebot prüfen<br />

Vertragsabschluss/<br />

Auftragserteilung<br />

Der Prozess wird in den meisten Fällen durch die Äusserung einer Kundenanforderung<br />

gestartet. Kundenanforderungen können über bestehende Projekte oder Projektwünsche<br />

von Fachbereichskunden an das Accountmanagement herangetragen werden oder<br />

von den Business-<strong>IT</strong>-Einheiten über Ausschreibungen erfolgen. Der Prozess kann aber<br />

auch durch eine aktive Marketingmassnahme des Accountmanagements initiiert werden,<br />

wenn diese einen konkreten Geschäftsnutzen verspricht und anschliessend zu einer<br />

Bedürfnisäusserung seitens des Kunden führt. Ein sog. „Opportunity Board“ bestehend<br />

aus Vertretern der Geschäftsführung und den Domainleitern entscheidet anhand<br />

der im Account Plan definierten Geschäfts- und Kundenstrategie, welche Leads<br />

weiterverfolgt werden und in die konkreteren Verkaufsphasen des Opportunitymanagements<br />

übergehen. Bei dieser „Go-/No-Go“ Entscheidung wird auch der Ressourceneinsatz<br />

<strong>für</strong> die weiteren Akquise-Bemühungen einer Initiative festgelegt. Im positiven<br />

Fall erstellt der Accountmanager eine Opportunity und es werden Ressourcen <strong>für</strong> die<br />

Weiterverfolgung der Geschäftsmöglichkeit bereitgestellt. Ein Request-for-Quotation<br />

(RFQ) durch den Kunden wird an die Account Service Einheit weitergeleitet, die das<br />

Accountmanagement konsultiert, um eine passende Domain zu suchen. Eine provisorische<br />

Projektteamzusammenstellung nimmt anschliessend die ausgewählte Domain vor,<br />

die auch die Aufwandskalkulation übernimmt. Der vom Account Planning festgelegte<br />

Zielerreichungsgrad wird ggf. gemeinsam mit dem Controlling bewertet, bevor die<br />

Account Service Einheit die Korrektheit der Angebotsdokumente überprüft. Hinsichtlich<br />

des Zielerreichungsgrades gilt generell die Massgabe eines 100%igen Deckungsbeitrags.<br />

Nach der formellen Prüfung durch den Account Service gibt der zuständige<br />

Accountmanager das Angebot ab und tritt mit dem Kunden in Angebots- bzw. Preisverhandlungen<br />

ein, die ggf. zu einem Angebotsreview führen. Die Vertragsausarbei-


3.2 Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions 65<br />

tung und juristische Prüfung der Verträge obliegt wiederum dem Account Service Bereich.<br />

Für den endgültigen Vertragsabschluss und die Korrektheit der getroffenen Vereinbarungen<br />

ist jedoch letztendlich der Accountmanager verantwortlich. Nach Auftragserteilung<br />

geht der Lead-/ Opportunityprozess in die Prozesse des Projektmanagements<br />

und der Kundenbetreuung über.<br />

Accountmanagement. Der Accountmanager hat bei der DP <strong>IT</strong>Solutions die Kundenverantwortung,<br />

d.h. er ist über alle Projekte und Aktivitäten hinweg <strong>für</strong> die Sicherstellung<br />

der Kundenzufriedenheit und <strong>für</strong> die Kundenbetreuung zuständig. Hierbei ist er<br />

<strong>für</strong> den Kunden der „single point of contact“ bei Problemen, Anregungen und Wünschen,<br />

aber auch innerhalb der DP <strong>IT</strong>Solutions der zentrale Knotenpunkt zu den Unterstützungseinheiten<br />

Account Planning/Account Service sowie zu den Projektleitern<br />

aus den einzelnen Domains. Das Accountmanagement umfasst im Einzelnen folgende<br />

Aufgaben:<br />

• Auftragsbegleitung: Als zentraler Ansprechpartner des Kunden aus der Opportunity-Phase<br />

bleibt der Accountmanager auch nach Vertragsabschluss in engem Kontakt<br />

mit dem Kunden. Der Übergang in die Projektphase eines Auftrags erfolgt<br />

nahtlos, indem der Accountmanager am Projekt-Kick-Off Workshop teilnimmt.<br />

Auch während eines Projekts steht der Accountmanager mit dem Projektmanagement<br />

in Verbindung und ist durch seine Teilnahme an Projektmeetings über den<br />

Status und den geplanten Verlauf des Projekts informiert. Kommt es zu einer Abweichung<br />

der vertraglich vereinbarten Projektziele („Change Request“), koordiniert<br />

der Accountmanager die Vertrags- und Aufwandsänderung.<br />

• Beschwerdemanagement: Probleme im Projektverlauf, die Projektleiter und Kunde<br />

nicht unmittelbar gemeinsam lösen können, werden als Beschwerde vom zuständigen<br />

Accountmanager aufgenommen. Dieser identifiziert Beschwerdeursache und -<br />

verursacher (beispielsweise bei falscher Rechnungsstellung das Rechnungswesen)<br />

und definiert Verbesserungsmassnahmen gemeinsam mit einem Account Service<br />

Mitarbeiter, der die nachhaltige Qualität der Lösung später auch überwacht. Ist das<br />

Problem auf dieser Instanz nicht lösbar, greift ein Eskalationsmanagement, bei dem<br />

die Geschäftsführung der DP <strong>IT</strong>Solutions einbezogen wird. Der Accountmanager<br />

koordiniert und überwacht auch hier gemeinsam mit dem Account Service die<br />

Herbeiführung einer Lösung. Abschliessend findet im Sinne eines „Lernens aus<br />

Beschwerden“ ein Beschwerdereporting statt, aufgrund dessen in regelmässigen<br />

Reviews durch die „Customer Focus Communities“ Verbesserungspotenziale im<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> abgeleitet werden. Schliesslich kümmert sich der<br />

Accountmanager gemeinsam mit der Account Service Einheit auch um Beschwerden<br />

gegenüber Kunden, z.B. in Bezug auf das Debitorenmanagement. Hierbei gilt<br />

es, offene Forderungen gegenüber Kunden im Einvernehmen zwischen Projektleiter<br />

und Kunde zu beseitigen.


66 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

• Kundenbindung und -entwicklung: Da das Accountmanagement neben den Projektleitern<br />

über den intensivsten Kundenkontakt verfügt, kommt ihm auch eine wichtige<br />

Aufgabe <strong>für</strong> die Erschliessung von Cross- und Upselling Potenzialen zu. Über<br />

die direkte Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen ist es möglich, Kundenbedürfnisse<br />

unmittelbar aus fachlicher Sicht aufzunehmen und zusätzlich zu den formellen<br />

Ausschreibungen der Business-<strong>IT</strong> Aufträge zu akquirieren. Hierbei stehen<br />

zunächst die Aufnahme von Anforderungen und das Aufzeigen von Verbesserungspotenzialen<br />

im Vordergrund. Liegt ein Kundenbedürfnis vor, ist der Accountmanager<br />

gefordert, dies zu einer konkreten Opportunity zu entwickeln, um<br />

Nachfolge- oder Neuaufträge zu generieren. Auch aus einer ruhenden Kundenbeziehung<br />

heraus überprüft der Accountmanager regelmässig die Kundenbedürfnisse,<br />

um den Kundenkontakt zu pflegen und mögliche Trends <strong>für</strong> das Account Planning<br />

aufzuspüren. Eine wichtige Bedeutung nimmt hierbei das Kontaktmanagement ein,<br />

d.h. die kontinuierliche Pflege des Kundenprofils bzw. der Kundenhistorie im<br />

CRM-System.<br />

3.2.3.4 Systemseitige Unterstützung<br />

Mit der Ausgründung und der notwendig gewordenen Kundenorientierung ergab sich<br />

<strong>für</strong> die DP <strong>IT</strong>Solutions der Bedarf nach einer systemseitigen Unterstützung des Kundenmanagements.<br />

Aufgrund des akuten Handlungsbedarfs wurde 2002 innerhalb von<br />

drei Monaten das CRM-System „Sales Logix“ der Firma Sage eingeführt. Sales Logix<br />

deckte als Standardsoftware <strong>für</strong> den Mittelstand zunächst die wesentlichen Anforderungen<br />

des Accountmanagements der DP <strong>IT</strong>Solutions ab. Mit zunehmender Maturität<br />

der Kundenmanagementprozesse und der Schnittstellenkomplexität zu weiteren beteiligten<br />

Systemen, wie dem konzernweit verwendeten SAP R/3 oder der Projektmanagement-Software<br />

Planview, wurde 2004 eine Anforderungsanalyse durchgeführt.<br />

Hierbei wurde evaluiert, ob Sales Logix beibehalten oder abgelöst werden sollte. Obwohl<br />

Sales Logix den wesentlichen funktionalen Anforderungen der DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

entsprach, setzte sich „mySAP CRM“ aufgrund der besseren Integrationsmöglichkeiten<br />

zur vorhandenen SAP-Systemlandschaft durch. Nach einem wiederum dreimonatigen<br />

Einführungsprojekt wurde die erste Ausbaustufe von mySAP CRM im Januar<br />

2005 freigeschaltet. Diese umfasste zunächst die vollständige Abbildung des Lead-/<br />

Opportunityprozesses in der Online- (desktopbasierten) Version von mySAP CRM,<br />

die hauptsächlich vom Bereich Account Service genutzt wird. Darüber hinaus wurde<br />

das „Mobile Sales“ Modul eingeführt, das den Accountmanagern in einer kundenzentrierten<br />

Sicht zusätzlich alle relevanten Informationen zu Kundenprofilen und zur Kontakthistorie<br />

bietet. Insgesamt verfolgte die DP <strong>IT</strong>Solutions das Grundprinzip, möglichst<br />

nur geringfügige Änderungen am SAP-Paket vorzunehmen, um die Vorteile der<br />

Standardsoftware zu bewahren. In einer zweiten Ausbaustufe wurden Mitte 2005 auch<br />

die systemseitige Unterstützung des Account Planning implementiert. Abbildung 3-4


3.2 Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions 67<br />

zeigt die <strong>für</strong> das Kundenmanagement relevanten Elemente der Systemlandschaft in der<br />

Notationsform der DP <strong>IT</strong>Solutions.<br />

MS Excel<br />

Kalkulation<br />

mySAP CRM<br />

SAP<br />

Connector<br />

SAP R/3 Planview<br />

Mobile Online<br />

Modul SD<br />

Opportunity<br />

Angebot<br />

Intranet/Internet Portal<br />

SAP BW<br />

Analyse/Queries<br />

Reporting<br />

Order<br />

Controlling<br />

Rechnungsabwicklung<br />

(Shared Service Center)<br />

Abbildung 3-4: Systemlandschaft im Kundenmanagement<br />

Projektportfolio<br />

Effort Tracking<br />

Wie bereits erwähnt, bildet die Onlineversion des Systems den Vertriebsprozess vollständig<br />

ab. Der Account Service, der die gesamte Pflege des CRM-Systems überwacht,<br />

kann Opportunities anlegen und verfolgen. Spätestens bei Angebotsabgabe<br />

müssen die geplanten Ressourcen, Aufwände und der Zielerreichungsgrad feststehen.<br />

Hierzu verwendet das Account Planning und die betroffene Domain eine Microsoft<br />

(MS) Excel-basierte Applikation, den „Profit Calculator“. Ist das Angebot inkl. Vertrag<br />

komplett, sorgt eine Middleware-Verbindung in Form eines SAP Connectors <strong>für</strong><br />

einen unmittelbaren Übergang in das Sales & Distribution (SD) Modul von SAP R/3.<br />

Dort wird der Auftrag als Order weitergeführt und die Ressourcenverbuchung (hauptsächlich<br />

in Form von Personentagen) vorgenommen. Im Projektportfoliomanagement-<br />

Tool „Planview“ werden Arbeitspakete und die Projektpläne dokumentiert. Eine<br />

Schnittstelle zwischen SAP R/3 und Planview sorgt da<strong>für</strong>, dass während der Projektdurchführung<br />

die Aufwände überwacht und an SAP R/3 <strong>für</strong> Controllingzwecke zurückgespielt<br />

werden können. Dort wird auch die Art der Fakturierung festgelegt (z.B.<br />

einmalig, monatlich oder nach Verbrauch). Die Rechnungsstellung erfolgt jedoch nicht<br />

im System, sondern wird zentral von einem „Shared Service Center“ der DPWN abgewickelt.<br />

Im Bereich Marketing ist der Kampagnenmanagementprozess bisher noch<br />

nicht im mySAP CRM-System abgebildet, eine Einführung ist aber im Gange. Das<br />

Account Planning hat <strong>für</strong> die Überwachung der Leads, Opportunities und Projekte<br />

Vollzugriff auf die Onlineversion von mySAP CRM. Die Abbildung weiterer Aufgaben<br />

des Account Planning wie Kundensegmentierung und Kundenanalyse ist bereits<br />

im System möglich und wird derzeit auch prozessual eingeführt.<br />

Zusätzlich zur Onlineversion unterstützt die Mobile Sales Extension von mySAP<br />

CRM das Accountmanagement. Während die Onlineversion mit ihrer prozessorientierten<br />

Ausrichtung vor allem das Erfassen und Planen von Aufträgen zum Ziel hat, er-


68 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

laubt die Mobile Sales Applikation eine kundenzentrierte Vertriebssicht. Sie ist das<br />

zentrale Unterstützungswerkzeug der Accountmanager und ist daher von der Funktionalität<br />

her weniger umfangreich, hat eine übersichtlichere Bedienoberfläche und stellt<br />

die Profile des jeweiligen Kunden in den Mittelpunkt. Hierbei ermöglicht sie eine umfangreiche<br />

Sicht auf Kundenprofile, die sämtliche relevanten Kontaktdaten, Abteilungshierarchien<br />

sowie die Kundenhistorie beinhalten. Eine Kalender- und Emailfunktion<br />

lässt sich wie bei der Onlineversion direkt mit MS Outlook synchronisieren. Office-Dokumente<br />

können den Kundenprofilen als Attachments angehängt werden. Da<br />

die Synchronisation zwischen der Mobile Sales Version und dem Onlinesystem anfangs<br />

nicht einwandfrei gelang, kam es zunächst zu Akzeptanzproblemen seitens der<br />

Accountmanager. Die Akzeptanz stieg allerdings mit Behebung dieser Probleme unmittelbar.<br />

Abbildung 3-5 zeigt die Kontaktpersonen-Ansicht innerhalb der Kategorie<br />

„Business Partner“ des mySAP CRM Mobile Sales Systems. In dieser Kategorie lassen<br />

sich noch vielfältige weitere Sichten wie das zuständige Sales Team, die Abteilungshierarchie,<br />

Opportunities und vergangene Transaktionen anzeigen.<br />

Abbildung 3-5: Benutzeroberfläche mySAP CRM Mobile Sales<br />

[Quelle: DP <strong>IT</strong>Solutions]<br />

Für das analytische CRM besteht die Systemunterstützung aus einem Data Warehouse,<br />

dem SAP Business Warehouse (BW). Aus dem SAP BW führen die Bereiche Account<br />

Service und Account Planning sporadisch Abfragen zu Aufträgen, Kundeninformatio-


3.2 Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions 69<br />

nen oder Ressourcenverbräuchen über einzelne Queries durch. Hauptsächlicher<br />

Einsatzzweck ist das Vertriebsreporting und das Kapazitätsforecasting.<br />

Schliesslich betreibt die DP <strong>IT</strong>Solutions ein Intranet- und Internetportal, das vornehmlich<br />

vom Marketing zur Unternehmensdarstellung und Kundeninformation genutzt<br />

wird. Weitere Onlinekanäle wie User Helpdesks sind aufgrund der geschäftlichen Ausrichtung<br />

der DP <strong>IT</strong>Solutions auf <strong>IT</strong>-Beratung und Anwendungsentwicklung nicht <strong>für</strong><br />

das Kundenmanagement relevant. Sie werden in Deutschland vom Outsourcing-<br />

Partner T-Systems betrieben.<br />

Für die systemtechnische Unterstützung des Kundenmanagements lassen sich zusätzlich<br />

zu den obigen Ausführungen folgende Besonderheiten festhalten:<br />

• Belegketten: Jede Opportunity erzeugt einen neuen Beleg, wenn sie in ein Angebot<br />

umgewandelt wird und wiederum einen neuen Beleg, wenn es zu einem Auftrag<br />

kommt. Dieses Prinzip ermöglicht es, Opportunities, die nur teilweise oder in<br />

Tranchen zu Aufträgen geführt haben, im System zu behalten und <strong>für</strong> mögliche<br />

spätere Aufträge weiterhin zu bewirtschaften.<br />

• Rollen- und Berechtigungskonzept: Anders als bei der Vorgängerlösung Sales Logix<br />

ist bei mySAP CRM die Einführung eines mehrstufigen Rollen- und Berechtigungskonzepts<br />

möglich. Dies gestattet beispielsweise, dass Projektleiter über eine<br />

Zugriffserteilung bestimmte Kundenfelder ändern können, um Opportunities direkt<br />

ins System einzuspielen. Zudem ist dieses Konzept <strong>für</strong> das Vendor Management<br />

nützlich: Werden externe Unternehmen an einem Projekt beteiligt, ist es prinzipiell<br />

denkbar, deren Mitarbeitern selektiven Zugriff auf das unternehmens<strong>interne</strong> my-<br />

SAP CRM zu erteilen. Beide Optionen sind bei der DP <strong>IT</strong>Solutions allerdings momentan<br />

noch nicht implementiert. Externe Mitarbeiter können jedoch bereits ins<br />

SAP R/3 System als „Ressource“ eingefügt und <strong>für</strong> Aufträge verbucht werden.<br />

• „Charging vs. Invoicing“: Während die Projektvergütung gegenüber der Deutschen<br />

Post AG per Rechnungsstellung funktioniert, ist bei der DHL das Prinzip <strong>interne</strong>r<br />

Verrechnungspreise gültig. Dieser Unterschied liess sich im Vorgängersystem<br />

nicht abbilden, konnte aber im mySAP CRM berücksichtigt werden.<br />

• Verwendung persönlicher Kundeninformationen: Die Kenntnis von persönlichen<br />

Vorlieben der Kunden (z.B. Hobbies) spielt im Accountmanagement allgemein eine<br />

immer grössere Rolle. Marketingabteilungen nutzen diese Informationen beispielsweise,<br />

um Kunden zu Sportevents einzuladen. Die Speicherung solcher „soft<br />

facts“ von DPWN Kunden ist der DP <strong>IT</strong>Solutions jedoch per Betriebsratsbeschluss<br />

untersagt, da es sich bei den Kunden um Angestellte des gleichen Mutterkonzerns<br />

handelt.


70 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

3.2.3.5 Geplante Weiterentwicklungen und zukünftige Herausforderungen<br />

Die nächsten Schritte im Kundenmanagement der DP <strong>IT</strong>Solutions sind vom Ausbau<br />

der bisherigen Initiativen und von der Anpassung an neue Herausforderungen geprägt.<br />

Folgende vier Bereiche beeinflussen zukünftige Initiativen:<br />

• Globalisierung: Der DPWN Konzern treibt die Internationalisierung seines Geschäfts<br />

kontinuierlich voran. Dies verlangt auch nach einer globalen Ausrichtung<br />

der vier <strong>IT</strong> Services Center. Momentan werden die Prozesse des Accountmanagements<br />

der DP <strong>IT</strong>Solutions in den drei weiteren <strong>IT</strong>SC Scottsdale, Prag und Cyberjaja<br />

eingeführt. Dies geht einher mit der globalen Implementierung des mySAP<br />

CRM-Systems. Die weltweiten Schulungen hier<strong>für</strong> werden von der DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

koordiniert und sind bereits abgeschlossen.<br />

• Professionalisierung der Kundenseite: Die Funktion der Business-<strong>IT</strong>-Einheiten auf<br />

der Fachseite des DPWN Konzerns wird in Zukunft eine wichtigere Rolle <strong>für</strong> die<br />

Kundeninteraktion der DP <strong>IT</strong>Solutions einnehmen. Einerseits führt diese Professionalisierung<br />

der Kundenschnittstelle zu klar definierten Rollen und Abläufen und<br />

erleichtert somit die Fokussierung des Kundenmanagements. Andererseits bewirkt<br />

die Formalisierung und Bündelung der Schnittstellen allerdings auch, dass der direkte<br />

Kontakt zur Fachseite abnimmt und die originären Geschäftsanforderungen<br />

per Intermediär übermittelt werden.<br />

• Erweiterung der Systemunterstützung: Die Möglichkeiten des mySAP CRM-<br />

Systems sollen <strong>für</strong> eine erweiterte Unterstützung der Kundenmanagementprozesse<br />

der DP <strong>IT</strong>Solutions genutzt werden. Dies betrifft vor allem das Kampagnenmanagement,<br />

bei dem über die Abbildung in mySAP CRM ein Kampagnencontrolling<br />

im Sinne einer Erfolgsevaluation und Berichterstattung möglich werden soll. Darüber<br />

hinaus beschäftigt sich ein Projekt derzeit mit der Modularisierung und Automatisierung<br />

der Angebotserstellung. Hierbei sollen zunächst Standardleistungen<br />

definiert und in einem globalen Leistungskatalog hinterlegt werden. Im Angebotsprozess<br />

selbst sollen Standardformulierungen und Angebotsmodule helfen, Offerten<br />

schneller und effizienter zu erstellen. Systemseitig ist <strong>für</strong> diese Automatisierung<br />

eine engere Einbindung von MS Office an mySAP CRM geplant.<br />

• Change Management und Kundenorientierung: Mit der Steigerung der Kundenorientierung<br />

bei der DP <strong>IT</strong>Solutions beschäftigt sich derzeit das Change Management-<br />

Projekt „Customer First“. Zehn <strong>interne</strong> Prozessbegleiter aus den Reihen der Projektleiter<br />

und Accountmanager führen dabei während der Laufzeit eines jeden Projekts<br />

Workshops zur Kundenorientierung durch.


3.2 Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions 71<br />

3.2.4 Erkenntnisse<br />

Für die Gestaltung des <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n<br />

und Fachbereichen lassen sich aus der vorliegenden Fallstudie folgende Erkenntnisse<br />

gewinnen:<br />

• Umgang mit der „Historie“ als <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-Abteilung: Die DP <strong>IT</strong>Solutions hat innerhalb<br />

kurzer Zeit den Wandel von einer zentralen Konzern-<strong>IT</strong>-Einheit zu einem<br />

serviceorientierten <strong>Dienstleister</strong> vollzogen und die an sie gestellten geschäftlichen<br />

Erwartungen kontinuierlich erfüllt. Dabei musste sie mit einigen Besonderheiten<br />

ihrer früheren organisatorischen Einbindung umgehen. So hatten die Leistungseinheiten<br />

(Domains) zu erkennen, dass in der neuen marktähnlichen Kundenbeziehung<br />

zum DPWN Konzern eine Marketingfunktion benötigt wird und dass deren Tätigkeit<br />

die Akzeptanz ihrer Lösungen und die Wettbewerbsfähigkeit der DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

steigern kann. Die domainspezifische Aufstellung des Marketings und die Positionierung<br />

als marktseitiger Thementreiber erwiesen sich hierbei als erfolgreiche<br />

Massnahmen, um die Akzeptanz bei den Leistungseinheiten zu steigern. Zudem<br />

helfen Change Management-Initiativen, wie das „Customer First“ Projekt, die<br />

Kundenorientierung in einer jungen <strong>IT</strong>-Tochter wie der DP <strong>IT</strong>Solutions zu stärken.<br />

Ein weiteres Merkmal der organisatorischen Nähe zwischen Demand- und Supply-<br />

Seite ist die Verankerung des Controllings auf verschiedenen Ebenen. Die Ausrichtung<br />

auf <strong>interne</strong> Konzernkunden bewirkt, dass im Account Planning die controllingorientierte<br />

Planung der Auftragsauslastung neben der Kundenentwicklung einen<br />

hohen Stellenwert besitzt. Auch bei Reviews auf Geschäftsleiterebene nimmt<br />

das Reporting von Performancekennzahlen eine wichtige Rolle ein. Beide Merkmale<br />

können als Ausprägungen der Governance-Struktur gesehen werden, in der<br />

sowohl Demand- als auch Supply-Seite an denselben Vorstandsbereich berichten.<br />

• Systemeinsatz: Die DP <strong>IT</strong>Solutions verwendet mit der Standardsoftware mySAP<br />

CRM ein professionelles Werkzeug, das auch <strong>für</strong> die Verwaltung einer weitaus<br />

grösseren Anzahl von Kundenbeziehungen geeignet wäre. Auch die Funktionalität<br />

von mySAP CRM ist sehr umfangreich und kann die meisten Fragestellungen des<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s abbilden. Bei der DP <strong>IT</strong>Solutions werden nach<br />

eigenen Angaben momentan ca. 30-40% dieser Funktionalitäten genutzt. Die Auftragserfassung<br />

und das Reporting stehen dabei gegenüber der Unterstützung des<br />

Vertriebs im Vordergrund. Dennoch fiel die Entscheidung <strong>für</strong> mySAP CRM als<br />

umfassende Lösung aufgrund der guten Integrationsmöglichkeit in die bestehende<br />

SAP Systemlandschaft. Zudem zeigt die Einführung der zweiten Ausbaustufe, dass<br />

nach der Abbildung von Basisprozessen wie dem Opportunitymanagement auch<br />

das Kampagnenmanagement sinnvoll unterstützt werden kann. Trotz der hohen<br />

Anfangsinvestitionen und dem Anschein, die mySAP CRM Lösung würde die Anforderungen<br />

des Vertriebs bei weitem übertreffen, zeigen die Erfahrungen der DP


72 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

<strong>IT</strong>Solutions, dass die Vorteile einer CRM-Standardsoftware auch in einem <strong>interne</strong>n<br />

Marktmechanismus zur Geltung kommen.<br />

• Positionierung des Accountmanagements: Wie in Abschnitt 3.2.3.2 beschrieben,<br />

überträgt die Geschäftsführung der DP <strong>IT</strong>Solutions die Verantwortung <strong>für</strong> den produkt-<br />

und projektbasierten Geschäftserfolg den Leitern der fünf Domains. Für das<br />

Accountmanagement steht hingegen die Kenngrösse „Auftragseingang“ im Vordergrund.<br />

Dies bedeutet, dass die Accountmanager nicht am Deckungsbeitrag der<br />

von ihnen akquirierten Projekte gemessen werden. Ein aktiver Vertrieb im Sinne<br />

eines Cross- und Upsellings, auch über die Umsetzung gezielter Marketinginitiativen,<br />

ist zwar gewünscht, aber eine Anreizschaffung über den Vertriebserfolg geschieht<br />

nicht. Zusätzlich zu dieser gewollten Platzierung der „Profit-Loss-<br />

Verantwortung“ besteht zwischen dem Accountmanagement und den Domains eine<br />

Divergenz in der Tiefe der (fachlichen) Kompetenz und der Breite der (vertrieblichen)<br />

Kompetenz. Um mit dieser Ausgangssituation ein erfolgreiches Gleichgewicht<br />

im Vertrieb zu erhalten, rechtfertigt das Accountmanagement der DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

seine Position in der Wertschöpfungskette über eine möglichst umfangreiche<br />

Kundenkenntnis. Zusätzlich hat sich in der Auftragsakquise eine frühe Einbindung<br />

der Domains zur gemeinsamen Lösungsentwicklung als Erfolgsrezept bewährt.<br />

3.3 FIDUCIA <strong>IT</strong> AG<br />

3.3.1 Das Unternehmen<br />

Überblick. Die FIDUCIA <strong>IT</strong> AG (FIDUCIA) erbringt <strong>IT</strong>-Leistungen <strong>für</strong> rund 850<br />

Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie <strong>für</strong> weitere Unternehmen im genossenschaftlichen<br />

Finanzverbund und <strong>für</strong> Privatbanken. Sie wurde bereits 1924 in Karlsruhe<br />

als FIDUCIA Revisions- und Treuhandinstitut AG gegründet und ist heute das siebtgrösste<br />

Serviceunternehmen <strong>für</strong> Informationstechnologie in Deutschland [Lünendonk<br />

2006a]. Gemeinsam mit fünf Tochterfirmen und zahlreichen Beteiligungsgesellschaften<br />

ist die FIDUCIA deutschlandweit an vier Standorten vertreten. Zu den Kernkompetenzen<br />

zählen der Rechenzentrumsbetrieb, der Betrieb von Servern, Netzwerken und<br />

Clients <strong>für</strong> Kunden, die Anwendungsentwicklung und die <strong>IT</strong>-Beratung. Anteilseigner<br />

sind zu 97% die Genossenschaftsbanken (s. Tabelle 3-3).


3.3 FIDUCIA <strong>IT</strong> AG 73<br />

FIDUCIA <strong>IT</strong> AG<br />

Gründung 1924 Gründung der FIDUCIA Revisions- und Treuhandinstitut AG<br />

Hauptsitz Karlsruhe, Deutschland<br />

Branche <strong>IT</strong>-Dienstleistungen <strong>für</strong> die Finanzdienstleistungsbranche<br />

Kunden<br />

Ca. 850 Volksbanken und Raiffeisenbanken (gemeinsame Bilanzsumme ca.<br />

300 Mrd. Euro) sowie 40 Privatbanken und Finanzdienstleister<br />

Geschäftsfelder<br />

<strong>IT</strong> Outsourcing, Applikationsmanagement, Systemberatung, Business Process<br />

Management<br />

Anteilseigner Volks- und Raiffeisenbanken (97%)<br />

Homepage www.fiducia.de<br />

Umsatz € 729 Mio (in 2005)<br />

Gewinn vor Steuern € 8.2 Mio (in 2005, Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit)<br />

Mitarbeiter ca. 3.450<br />

Erhebungszeitraum der Fallstudie<br />

Mai - Juni 2006<br />

Tabelle 3-3: Rahmendaten der FIDUCIA <strong>IT</strong> AG<br />

Geschäftsfelder und organisatorische Ausrichtung. Die FIDUCIA ist ein Unternehmen<br />

des genossenschaftlichen Finanzverbunds und neben der GAD eG einer der beiden<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> des genossenschaftlichen Zusammenschlusses. Der Finanzverbund<br />

ist ein kooperatives Netzwerk von Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche,<br />

die gemeinsam <strong>für</strong> ihre Kunden die Gesamtheit aller Bank- und Versicherungsleistungen<br />

erbringen. Der Verbund ist aus vier unterschiedlichen Gruppen von Unternehmen<br />

aufgebaut:<br />

• Ca. 1.290 Volks- und Raiffeisenbanken (Primärbanken) sind mit ihren ca. 14.000<br />

Filialen der primäre Vertriebskanal <strong>für</strong> die Produkte des Verbunds an Privatkunden.<br />

Die Primärbanken halten ausserdem die Mehrheit an den beiden <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n.<br />

• Die beiden Zentralbanken des Finanzverbunds, die WGZ Bank eG <strong>für</strong> das Rheinland<br />

und Westfalen und die DZ BANK AG <strong>für</strong> den Rest Deutschlands, unterstützen<br />

die Primärbanken bei der Refinanzierung und beim Zugang zu internationalen<br />

Geld-, Kapital- und Devisenmärkten. Gleichzeitig bieten sie Leistungen aus dem<br />

Asset Management, aus dem Bereich Corporate Finance und aus dem Private Banking<br />

an.<br />

• Die zwei <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, die GAD <strong>für</strong> den Bereich Norddeutschland und die FI-<br />

DUCIA <strong>für</strong> den Bereich Süddeutschland, betreiben die zentralen Informationssysteme<br />

der Primärbanken und wickeln in ihren Rechenzentren den Datenverkehr <strong>für</strong><br />

die Unternehmen des Finanzverbunds ab.<br />

• Die Zentralbanken halten eine Mehrheitsbeteiligung an einigen weiteren Verbundpartnern,<br />

die vornehmlich über die Primärbanken ihre Produkte vertreiben. Hierzu<br />

gehören z.B. die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die Deutsche Immobilienfonds<br />

AG (DIFA), die R+V Versicherung, die Union Investment und die VR Leasing.


74 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Die FIDUCIA hat das Ziel, mit ihren Tochter- und Beteilungsunternehmen als Full-<br />

Service Provider im Finanzdienstleistungsbereich, vornehmlich gegenüber den Genossenschaftsbanken,<br />

aufzutreten. Kernprodukt der FIDUCIA ist ein modular aufgebautes<br />

und integriertes Kernbankensystem mit dem Namen agree®. Bestandteile von agree®<br />

sind ein integrierter Vertriebsarbeitsplatz <strong>für</strong> Kundenberater, ein verbundweites Data<br />

Warehouse mit integrierten Kundendaten sowie darauf aufsetzende analytische CRM<br />

Anwendungen. Die Hauptfunktionen von agree® bilden die Struktur des „Drei-<br />

Banken-Modells“ ab (Steuerungsbank, Vertriebsbank, Produktionsbank), die vom<br />

Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) vorgegeben<br />

ist. Die Aufbauorganisation der FIDUCIA folgt dem dreigliedrigen Bankenmodell und<br />

wird durch eine vierte Säule, dem Bereich <strong>IT</strong>-Basis (Server, Netzwerke, <strong>IT</strong>-Sicherheit)<br />

ergänzt.<br />

Die Tochter- und Beteiligungsunternehmen der FIDUCIA steuern eine Vielzahl von<br />

Kompetenzen bei. Ihr Leistungsportfolio umfasst u.a. SAP-Lösungen, Personalwirtschaftsdienstleistungen,<br />

Softwareentwicklung, Call-Center Support oder die Abwicklung<br />

von Kreditkartengeschäften.<br />

Die Zielmärkte der FIDUCIA liegen generell in Deutschland. Hierbei stellen die<br />

Volksbanken und Raiffeisenbanken den grössten Kundenkreis dar, aber auch die Zentralbanken<br />

und die Verbundpartner im Finanzverbund empfangen Leistungen der FI-<br />

DUCIA. Zudem engagiert sich das Unternehmen in ausgewählten Märkten im externen<br />

Kundengeschäft. Hierzu zählen Privatbanken wie die MLP Bank oder die Fiat<br />

Bank, aber auch Organisationen aus Wirtschaft und Verwaltung wie das Auswärtige<br />

Amt oder der Südwestrundfunk (SWR). Während das Geschäftsmodell der FIDUCIA<br />

gegenüber den Kunden des Finanzverbunds als deckungsbeitragsorientiert bezeichnet<br />

werden kann, steht gegenüber externen Kunden die Gewinnerwirtschaftung im Vordergrund.<br />

Die Zusammenarbeit mit dem zweiten <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> im Finanzverbund, der GAD<br />

eG, bezieht sich z.B. auf Kooperationen bei Produktentwicklungen oder auf den gemeinsamen<br />

Betrieb von Call Centern. Mittelfristig wird eine Fusion zwischen FIDU-<br />

CIA und GAD angestrebt.<br />

3.3.2 Ausgangslage<br />

Sourcing-Modell. Das Sourcing Modell zwischen der FIDUCIA und ihren Kunden<br />

aus dem Finanzverbund ist durch eine langjährige stabile Geschäftsbeziehung und die<br />

enge Verbundenheit im Rahmen des Aktionärsverhältnisses geprägt. Bei den genossenschaftlichen<br />

Banken wird diese „single sourcing“-ähnliche Beziehung zusätzlich<br />

durch die einheitlich verwendete agree®-Plattform unterstützt.<br />

Ein Grossteil des Geschäfts mit Unternehmen aus dem Finanzverbund ist ebenfalls<br />

von einem partnerschaftlichen Verhältnis geprägt. Es besteht allerdings kein Kontra-


3.3 FIDUCIA <strong>IT</strong> AG 75<br />

hierungszwang. Grosskunden, wie die DZ Bank, organisieren ihren Einkauf vor allem<br />

über Ausschreibungen, zu denen auch externe Anbieter zugelassen sind.<br />

Ziel des Drittmarktgeschäfts mit Privatbanken sowie Organisationen aus dem Bereich<br />

„Wirtschaft & Verwaltung“ ist es, Gewinne zu erwirtschaften. Gemäss Gesellschafterbeschluss<br />

soll die FIDUCIA in selektierten Märkten auftreten, um die erreichten Deckungsbeiträge<br />

an den genossenschaftlichen Finanzverbund weitergeben zu können.<br />

Die Gesellschafter entscheiden auch über andere Bereiche der Geschäftsstrategie wie<br />

Firmenzukäufe der FIDUCIA.<br />

Kundenstruktur. Die grösste Kundengruppe der FIDUCIA stellen die Genossenschaftsbanken<br />

dar. Die FIDUCIA betreut ca. 850 der insgesamt 1.290 Volksbanken<br />

und Raiffeisenbanken in Deutschland. Die Grösse dieser Kunden variiert stark: Während<br />

kleinere Genossenschaftsbanken eine Bilanzsumme von ca. 30-50 Mio. Euro<br />

aufweisen, verfügen grosse Kunden wie die Berliner Volksbank über rund 11,5 Mrd.<br />

Euro Bilanzsumme. Ansprechpartner bei kleineren Banken ist meist der jeweilige <strong>IT</strong>-<br />

Beauftragte (EDV/Organisation) bzw. mehrere Personen, die <strong>für</strong> die Bank-<strong>IT</strong> zuständig<br />

sind. Grössere Genossenschaftsbanken, die Zentralbanken und die weiteren Partnergesellschaften<br />

im Finanzverbund haben hingegen eigene, grössere <strong>IT</strong>-Abteilungen.<br />

Darüber hinaus ist die FIDUCIA aber auch mit dem Vorstand der Bank oder mit Vertretern<br />

der Fachbereiche in Kontakt, beispielsweise <strong>für</strong> die Anforderungsaufnahme. Im<br />

Drittmarktgeschäft ist die FIDUCIA direkt mit der Geschäftsleitung des jeweiligen<br />

Kunden in Kontakt.<br />

Herausforderungen im Wettbewerb. Trotz der jahrzehntelangen Partnerschaft zwischen<br />

der FIDUCIA und ihren Kunden aus dem Finanzverbund sowie der Governance-Regelung<br />

eines „quasi single sourcing“ besteht <strong>für</strong> die FIDUCIA ein – wenn auch<br />

geringer – Wettbewerbsdruck. Der <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> ist bestrebt, eine hohe Kundenzufriedenheit<br />

sicherzustellen, die auf qualitativ hochwertigen Leistungen zu markt- und<br />

wettbewerbsfähigen Preisen beruht.<br />

Im Geschäft mit den Kunden ausserhalb des Finanzverbunds herrscht grosser Wettbewerbsdruck.<br />

Die FIDUCIA sieht den Marktaufauftritt jedoch nicht als Notwendigkeit,<br />

um evtl. verloren gegangenes Geschäft bei Genossenschaftskunden zu kompensieren,<br />

sondern als Chance, um vorhandenes Produktpotenzial und Kapazitäten (z.B. im Bereich<br />

Mailing/Serverkapazität) gewinnbringend auszuschöpfen.<br />

3.3.3 <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

Obwohl das zugrunde liegende Sourcingmodell seit langer Zeit konstant ist, gewann<br />

die Professionalisierung des Kundenmanagements <strong>für</strong> die FIDUCIA in den letzten Jahren<br />

an Bedeutung. Von Mitte 2003 bis Frühjahr 2006 wurde daher „myCustomer“, ein<br />

unternehmensweites CRM-Projekt zur Kundenorientierung durchgeführt, das die Auf-


76 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

bauorganisation hinsichtlich des Kundenmanagements unterstützen und die kundenbezogenen<br />

Interaktionsprozesse mit einer geeigneten Systemlandschaft optimieren soll.<br />

3.3.3.1 Strategische Positionierung<br />

Die strategische Positionierung der FIDUCIA gegenüber dem genossenschaftlichen<br />

Finanzverbund ist von zwei Leitlinien geprägt. Einerseits soll sie als Innovationspartner<br />

auftreten und eine Vordenkerrolle bei <strong>IT</strong>-Lösungen einnehmen, um ihren Kunden<br />

einen Wettbewerbsvorsprung zu ermöglichen. Andererseits soll sie über marktgerechte<br />

Preise ihrer Leistungen helfen, Kostensenkungen im Verbund zu erreichen. Vor dem<br />

Hintergrund dieser Anforderungen und der im vorherigen Kapitel beschriebenen Ausgangslage<br />

ist die Kundenmanagement-Strategie der FIDUCIA wie folgt ausgerichtet:<br />

• Fokus auf Cross- und Upselling: Da ein Wachstum im Drittmarktgeschäft durch<br />

das Geschäftsmodell der FIDUCIA beschränkt ist, sichert sich das Unternehmen<br />

über Cross- und Upselling mit den Bestandskunden einen stabilen Geschäftsverlauf.<br />

Gleichzeitig werden dadurch die Ziele des Finanzverbunds unterstützt, nämlich<br />

die Genossenschaftsbanken optimal mit <strong>IT</strong>-Leistungen zu versorgen und damit<br />

deren Geschäft aktiv mitzugestalten. Hierzu ist ein professionelles Kundenmanagement<br />

mit einer genauen Kenntnis der Kundenbedürfnisse wichtig.<br />

• Sicherstellung von Kundenzufriedenheit: Nicht die Gewinnorientierung, sondern<br />

die durchgehende Sicherstellung der Zufriedenheit ihrer Kunden, die gleichzeitig<br />

auch ihre Gesellschafter sind, bestimmt das Handeln der FIDUCIA. Die Kundenzufriedenheit<br />

betrifft dabei die gesamte Leistungserbringung – von der Produktqualität<br />

über den Verkaufsprozess hin zu Beratung und Training.<br />

• Skalierbarkeit von Produkten und Kundenmanagement: Die stark unterschiedliche<br />

Grösse ihrer Kunden, von regionalen Raiffeisenbanken bis zu Grosskunden wie der<br />

Frankfurter Volksbank, stellt die FIDUCIA vor Herausforderungen hinsichtlich der<br />

Skalierbarkeit ihrer Leistungen. Während kleinere Banken eher Komplettlösungen<br />

„von der Stange“ benötigen, haben Grossbanken individuelle Anforderungen an<br />

Applikationen und Beratungsleistung. Das Kundenmanagement muss sich an diese<br />

Situation anpassen und sowohl den Ausschreibungsprozess bei Grosskunden beherrschen<br />

als auch einen effizienten Bestellprozess <strong>für</strong> Standardleistungen gegenüber<br />

kleineren Kunden anbieten können.<br />

Mit der strategischen Ausgestaltung des Leistungsportfolios beschäftigt sich in regelmässigen<br />

Abständen ein Gremium bestehend aus Vertretern des Vorstands und den<br />

Leitern aller am direkten Wertschöpfungsprozess beteiligten Bereiche, u.a. Produktmanagement,<br />

Vertrieb, Beratung, Training, Kundenbetreuung und Marketing.


3.3 FIDUCIA <strong>IT</strong> AG 77<br />

3.3.3.2 Organisatorische Einbindung<br />

Das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> ist bei der FIDUCIA dem Vorstandsbereich „Unternehmenssteuerung/Bankbetreuung“,<br />

zugeordnet. Dieses Ressort beinhaltet drei Vertriebsdirektionen,<br />

davon zwei Regionaldirektionen <strong>für</strong> die Genossenschafts- und Privatbanken<br />

(Süd und Südwest) sowie eine Vertriebsdirektion <strong>für</strong> Verbundpartner wie<br />

die DZ-Bank oder die Bausparkasse Schwäbisch-Hall. Zudem umfasst es die Unternehmenssteuerung,<br />

die Marketing- und Kommunikationsabteilung, die Kundenbetreuung<br />

(Servicemanagement) und das Produktmanagement. Die organisatorische Nähe<br />

des Produktmanagements zum Kundenmanagement erlaubt der FIDUCIA, Anpassungen<br />

im Leistungsportfolio, die durch sich ändernde Kundenbedürfnisse induziert werden,<br />

rasch umzusetzen.<br />

Der unmittelbare Kontakt zu Projektkunden und <strong>IT</strong>-Verantwortlichen im Finanzverbund<br />

geschieht durch sog. „Vertriebsbeauftragte“. Im Servicemanagement betreuen<br />

zudem ca. 320 Kundenbetreuer die Anwender im Finanzverbund. Eine kleine Vertriebseinheit<br />

kümmert sich darüber hinaus um die Akquise und Betreuung von Privatbanken.<br />

Auch die Marketingabteilung hat direkten Kundenkontakt über Messen und<br />

Roadshows in den einzelnen Vertriebsregionen. Mitarbeiter der Bereiche Beratung und<br />

Training stehen im Rahmen ihrer Leistungserbringung ebenfalls in direktem Kontakt<br />

mit den Kunden.<br />

3.3.3.3 Prozessuale Ausrichtung<br />

Die Prozesse des Kundenmanagements sind bei der FIDUCIA in die Gesamtwertschöpfungskette<br />

integriert. Diese erstreckt sich entlang des Produktlebenszyklus über<br />

die Prozesse Produktmanagement, Vertrieb, Leistungserstellung <strong>IT</strong>, Leistungserstellung<br />

Dienstleistungen (DL) und Kundenbetreuung (s. Abbildung 3-6).<br />

Produkt-<br />

Management<br />

Vertrieb<br />

Leistungserstellung<br />

<strong>IT</strong><br />

Leistungserstellung<br />

DL<br />

Kundenbetreuung<br />

Abbildung 3-6: Leistungsprozesse entlang des Produktlebenszyklus<br />

[Quelle: FIDUCIA]<br />

Die Prozesse mit unmittelbarem Bezug zum Kundenmanagement sind hauptsächlich<br />

im Vertrieb und in der Kundenbetreuung (Servicemanagement) angesiedelt. Kennzeichnend<br />

<strong>für</strong> das Kundenmanagement der FIDUCIA ist jedoch die enge Integration<br />

der einzelnen Stufen in der Wertschöpfungskette. Es bestehen Schnittstellen sowohl<br />

zwischen dem Vertrieb und der Leistungserstellung als auch zwischen Vertrieb und<br />

Kundenbetreuung sowie zwischen Kundenbetreuung und Produktmanagement. Hierbei<br />

werden z.B. Kundenbedürfnisse aus dem Servicemanagement aufgenommen und<br />

im Produktmanagement auf Anpassungen des Produktportfolios hin überprüft („Closed<br />

Loop“-Prinzip). Im Produktmanagement selbst ist ein Grossteil des Leistungsport-


78 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

folios in Produkten und Produktmodulen definiert, die über einen Produktkatalog gepflegt<br />

werden. Die folgenden Abschnitte beschreiben die Prozesse des Vertriebs und<br />

der Kundenbetreuung.<br />

Vertrieb. Die Wertschöpfungsstufe Vertrieb besteht im Wesentlichen aus der Marketingfunktion<br />

sowie dem eigentlichen Verkauf. Der Bereich Marketing und Kommunikation<br />

der FIDUCIA ist mit verschiedenen Aufgabenbereichen betraut. Hierzu gehört<br />

das Kommunikationsmanagement, d.h. unter anderem die Gestaltung von Print- und<br />

Online-Werbemitteln, das Verfassen von Rundschreiben <strong>für</strong> die Banken, die Pflege<br />

des Produkthandbuches und die Überwachung einer einheitlichen Markenkommunikation,<br />

das Eventmanagement und die Kundenzufriedenheitsmessung. Im Zentrum des<br />

Eventmanagements steht die jährlich im Frühjahr stattfindende Hausmesse „COM“.<br />

Diese hatte 2006 ca. 4.000 Besucher aus dem genossenschaftlichen Finanzverbund.<br />

Der Aufbau der „COM06“ gliederte sich exakt nach den Funktionsbereichen der FI-<br />

DUCIA, d.h. Informationsstände und Vorträge waren nach den drei Banksäulen Steuerung,<br />

Produktion und Vertrieb sowie dem Bereich Infrastruktur aufgeteilt. Im Eventmanagement<br />

spielt zudem die jährlich im Oktober stattfindende „COMmunicate“ Planungsrunde<br />

eine herausragende Rolle. Einen Monat lang führt das FIDUCIA-<br />

Marketing Veranstaltungen im Sinne einer „Roadshow“ in den einzelnen Vertriebsregionen<br />

durch. Ziel von COMmunicate ist die regionale Kommunikation von Änderungen<br />

und Planungen <strong>für</strong> die Banken in der jeweiligen Region <strong>für</strong> das kommende Jahr.<br />

Darüber hinaus werden Kundenbedürfnisse aufgenommen und <strong>für</strong> die anschliessend<br />

stattfindende Vertriebsteuerungssitzung verwendet. Diese erfolgt gemeinsam mit dem<br />

Produkt- und Kundenmanagement. Zusätzlich führt das Marketing punktuell sog.<br />

„COMspezial“ Veranstaltungen durch. Diese Events sind zielgruppenorientiert und<br />

werden in Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement organisiert. Dabei sind die<br />

Produktmanager <strong>für</strong> die Bereitstellung der Inhalte verantwortlich. Das Kampagnenmanagement<br />

befindet sich bei der FIDUCIA erst im Anfangsstadium. In Zukunft soll die<br />

Zielgruppensegmentierung professionalisiert werden und die Event-Nachbereitung im<br />

Sinne einer Kampagnenauswertung stärker mit dem Produkt- und Kundenmanagement<br />

verknüpft werden.<br />

Die jährlich stattfindende Kundenbefragung richtet sich an die Genossenschaftsbanken<br />

(Primärbanken) und umfasst die Zufriedenheitsmessung <strong>für</strong> die gesamte Wertschöpfungskette<br />

der FIDUCIA. Sie wird vom Marktforschungsinstitut tns infratest durchgeführt.<br />

Zusätzlich unternimmt tns infratest einzelne Tiefeninterviews. Die Resultate der<br />

Kundenzufriedenheitsmessung und die Massnahmen, die daraus erarbeitet werden,<br />

fliessen in die Unternehmensziele ein und werden kontinuierlich bewertet. Das Marketing<br />

ist auch <strong>für</strong> die Einleitung und das Monitoring von Verbesserungsmassnahmen<br />

verantwortlich und berichtet dem Vertriebsvorstand hierüber kontinuierlich.<br />

Wie bereits in Abschnitt 3.3.2 zum Sourcing-Modell der FIDUCIA gezeigt wurde,<br />

kommt der <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> des Finanzverbunds auf verschiedene Weise zu Aufträgen.


3.3 FIDUCIA <strong>IT</strong> AG 79<br />

Während die Zentralbanken Projekte und Aufträge ausschreiben, bestellen die Primärbanken<br />

grösstenteils über den Produkt- und Dienstleistungskatalog der FIDUCIA. Zusätzlich<br />

nimmt die Kundenbetreuung (Servicemanagement) Anforderungen und Bedürfnisse<br />

auf und leitet sie an das Produktmanagement weiter. Abbildung 3-7 zeigt den<br />

Vertriebsprozess gegenüber den Primärbanken.<br />

Vertriebsplanung<br />

Besuchsvorbereitung<br />

Besuchsdurchführung<br />

Besuchsnachbereitung<br />

Angebotsbearbeitung<br />

Auftragsannahme/<br />

-abschluss<br />

Auftrags- u.<br />

Bestellabwicklung<br />

Faktura<br />

Abbildung 3-7: Vertriebsprozess im Primärbankengeschäft [Quelle: FIDUCIA]<br />

Generell sind <strong>für</strong> den Vertrieb die Vertriebsbeauftragten verantwortlich. Sie sind die<br />

Key Account Manager <strong>für</strong> ihren zugeteilten Kundenkreis bei den Primärbanken, wo<br />

jeweils auch eine oder mehrere Kontaktpersonen identifiziert sind. Im ersten Prozessschritt,<br />

der Vertriebsplanung, gleichen die Vertriebsbeauftragten die Kundenbedürfnisse<br />

mit den Vertriebszielen ab und definieren aufgrund der Kundenprofile Verkaufsmöglichkeiten<br />

(Opportunities). Ihnen steht dabei ein CRM-System namens „my-<br />

Customer“, das auf mySAP CRM basiert, als Unterstützungswerkzeug zur Verfügung.<br />

Die nachfolgenden drei Prozessschritte des Kundenbesuchs dienen der regelmässigen<br />

Pflege der Kundenbeziehung, aber auch der direkten Akquise von Aufträgen. Die Anzahl<br />

der regelmässigen Besuche ist in einer groben Kundensegmentierung hinterlegt.<br />

Sie teilt die Primärbanken nach Bilanzsumme, aber auch nach dem Innovationsgrad<br />

oder nach den anstehenden Fusionen und weiteren Kriterien ein. Über die individuelle<br />

Betreuung durch die Vertriebsbeauftragten werden die kontinuierliche Kommunikation<br />

und damit ein regelmässiger Gedankenaustausch mit den Kunden sichergestellt.<br />

Informationen zur Kundenhistorie, über die vom Kunden verwendeten FIDUCIA-<br />

Produkte und weitere Informationen (z.B. aktuelle Störungen oder offene Beschwerden)<br />

entnehmen die Vertriebsbeauftragten ebenfalls aus dem „myCustomer“ CRM-<br />

System. In der Besuchsnachbereitung werden hinzugewonnene Informationen dort<br />

aktualisiert.<br />

In vielen Fällen handelt es sich bei den Opportunities um Standardprodukte und -<br />

dienstleistungen, wie z.B. Module oder Schulungen <strong>für</strong> die Bankarbeitsplatzplattform<br />

agree®, die in einem Produktkatalog hinterlegt sind. Zur Verkaufsunterstützung kann<br />

der Vertriebsbeauftragte sowohl auf eine <strong>interne</strong> Version des FIDUCIA „Produkthandbuch“-Katalogs<br />

zugreifen, als auch dem Kunden die Leistungen und Merkmale<br />

der Lösung in einer marketingorientierten Version des Handbuchs webbasiert über ein<br />

Extranet vorführen. In der <strong>interne</strong>n Version sind umfangreiche Verkaufshilfen und<br />

Broschüren hinterlegt. Die externe Version fasst die Leistungsbestandteile <strong>für</strong> den<br />

Kunden in sog. Leistungsscheine zusammen.<br />

Abbildung 3-8 zeigt einen Ausschnitt eines Leistungsscheins <strong>für</strong> eine agree® Marktpotenzialanalyse.<br />

Im Zuge der Angebotserstellung kann der Vertriebsbeauftragte mit


80 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

dem jeweiligen Kunden das Leistungspaket transparent verhandeln, d.h. der Kunde<br />

wird über den Stückpreis der Leistung genau informiert. Für den Auftragsabschluss<br />

wird das Mengengerüst, d.h. die voraussichtlich benötigte Stückzahl der Leistung beim<br />

Kunden, ermittelt. Die Bestellabwicklung und Faktura erfolgt über SAP R/3.<br />

Abbildung 3-8: Leistungsschein <strong>für</strong> eine agree® Analyse [Quelle: FIDUCIA]<br />

Der produktbasierte Vertriebsprozess ermöglicht der FIDUCIA, sowohl hardware- als<br />

auch softwarebasierte Leistungen sowie Beratungsleistungen und Trainingsangebote<br />

modular zu individuellen Leistungspaketen zusammenzusetzen und zu skalieren. Im<br />

Beispiel der agree® Marktpotenzialanalysen würden grössere Genossenschaftsbanken<br />

die Nutzungsrechte am agree® Applikationsmodul „Marktpotenzialanalyse“ erwerben.<br />

Das letztendlich verkaufte Produkt würde auch aus einer Anwenderschulung und aus<br />

Wartungsdienstleistungen bestehen. Kleinere Volksbanken und Raiffeisenbanken benötigen<br />

<strong>für</strong> ihre Kundenanalyse hingegen nicht das gesamte Applikationsmodul, da sie<br />

zu selten umfangreiche Kundenanalysen durchführen. Sie können stattdessen aber die<br />

gesamte Abwicklung der Kundenanalyse als „Produkt“ kaufen und bezahlen exakt<br />

nach „Verbrauch“, d.h. nach der Anzahl Datensätze, die <strong>für</strong> sie von der FIDUCIA analysiert<br />

werden.<br />

Die grundsätzliche Preisgestaltung der katalogisierten Produkte und -module wird<br />

durch das Produktmanagement und die jeweiligen fachlichen Leistungseinheiten vorgenommen.<br />

Diese haben auch insgesamt die Profit & Loss Verantwortung. Der Angebotsprozess<br />

<strong>für</strong> Projektausschreibungen, wie sie beispielsweise bei den Zentralbanken<br />

üblich sind, benutzt das Produkthandbuch meist nur <strong>für</strong> Standardleistungen wie Schulungen,<br />

ist aber ansonsten individueller auf die jeweilige Ausschreibung zugeschnitten.<br />

Die Vertriebsbeauftragten werden bei der massgeschneiderten Angebotsabgabe von<br />

einer Vertriebsunterstützungseinheit begleitet. Diese Einheit ist neben der Auftragsabwicklung<br />

auch allgemein <strong>für</strong> die Faktura unterstützend tätig.


3.3 FIDUCIA <strong>IT</strong> AG 81<br />

Kundenbetreuung. Die Kundenbetreuung hat bei der FIDUCIA die komplette Lösungsverantwortung<br />

<strong>für</strong> den First und Second Level Support. Die Einheit beschäftigt<br />

deutschlandweit ca. 320 Mitarbeiter an fünf Standorten und bearbeitet ca. 53.000 Anfragen<br />

der Anwender im Finanzverbund pro Monat. Sämtliche Servicemanagement-<br />

Prozesse basieren auf <strong>IT</strong>IL, dem de facto Industriestandard im Servicemanagement.<br />

Die Supportleistung ist im Produktpreis mit inbegriffen; sehr komplexe Kundenanfragen<br />

werden jedoch teilweise als Beratungsleistung gesondert abgerechnet. Zudem wird<br />

die Anwenderzufriedenheit regelmässig überprüft und Reportings an den Vorstand<br />

sowie an die <strong>IT</strong>-Beauftragten der jeweiligen Genossenschaftsbank oder des Verbundpartners<br />

geschickt.<br />

Über die Standardleistungen des Servicemanagements hinaus hat die FIDUCIA auch<br />

eine enge Verbindung zwischen der Kundenbetreuung, dem Second-Level-Support in<br />

den jeweiligen Fachabteilungen, dem Vertrieb und dem Produktmanagement hergestellt.<br />

Um nicht nur die Anwenderzufriedenheit, sondern auch die Projektkundenzufriedenheit<br />

zu gewährleisten, arbeiten die Mitarbeiter in der Kundenbetreuung eng mit<br />

dem jeweiligen Vertriebsbeauftragten zusammen und geben Informationen zu Problemen<br />

und Anliegen seitens der Kunden aktiv weiter. Für Kundenbeschwerden existiert<br />

auch ein Eskalationsmanagement, damit komplexe Probleme gemeinsam mit dem Vertriebsbeauftragten<br />

und ggf. vor Ort gelöst werden können.<br />

Zwischen Kundenbetreuung und Produktmanagement besteht eine Verbindung dahingehend,<br />

dass Anforderungen, die innerhalb der Servicemanagement-Prozesse von den<br />

Anwendern geäussert werden, an die Produktmanagement-Abteilung weitergeleitet<br />

werden. Dort wird in einem sog. „Anwendergremium“ geprüft, ob die geäusserten Anforderungen<br />

im Rahmen eines neuen Produktes oder einer Produktänderung unternehmensweit<br />

umgesetzt werden sollen.<br />

Über beide Verbindungen gelingt es der FIDUCIA, dem „Closed-Loop“-Prinzip des<br />

CRM zu folgen. Ein durchgehendes <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> wird nicht nur<br />

entlang der Wertschöpfungskette (s. Abbildung 3-6 zu Beginn dieses Abschnitts) gewährleistet.<br />

Erst die Verbindung zum Produkt- und Vertriebsmanagement schliesst den<br />

Kreislauf der Kundenbeziehung, um Kundenbedürfnisse nicht nur in ihren Symptomen<br />

zu optimieren, sondern auch deren Ursachen im Sinne von Produktverbesserungen zu<br />

adressieren.<br />

3.3.3.4 Systemseitige Unterstützung<br />

Das Projekt myCustomer, das bei der FIDUCIA von 2003-2005 durchgeführt wurde,<br />

hatte neben der Gestaltung der Kundenmanagement-Prozesse vor allem die Neuausrichtung<br />

der da<strong>für</strong> notwendigen systemtechnischen Unterstützung zum Ziel. Sowohl<br />

über sämtliche Kunden im Finanzverbund als auch über das unternehmensweite Leistungsportfolio<br />

sollte Transparenz und die Fähigkeit zu einem einheitlichen Reporting<br />

geschaffen werden. Dem Vertrieb, wie auch dem Kundensupport und dem Produktma-


82 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

nagement sollten Informationen in strukturierter und einheitlicher Form bereitgestellt<br />

werden, um das angestrebte „Closed- Loop“-Prinzip auch auf Systemebene zu verwirklichen.<br />

Im Zentrum der kundenbezogenen Systemlandschaft steht das „myCustomer“ CRM-<br />

System, das auf mySAP CRM basiert. Die FIDUCIA nutzt mySAP CRM weitgehend<br />

standardmässig, um releasefähig zu bleiben. Innerhalb des Systems bestehen eine<br />

Kundensicht sowie eine Produktsicht.<br />

Die Kundensicht ermöglicht eine umfassende Darstellung von Kundenprofilen über<br />

Kundenstammblätter. Dort sind sämtliche Informationen der Genossenschaftskunden<br />

hinterlegt, wie z.B. Finanzkennzahlen, die organisatorische Einordnung im Finanzverbund,<br />

vertriebsrelevante Ansprechpartner und bisherige Geschäftsbeziehungen. Dem<br />

Kundenstammblatt zugefügt ist eine Ansicht „Vertriebsaktivitäten“, welche alle Aktivitäten<br />

innerhalb des Verkaufsprozesses abdeckt. In der „Opportunity Sicht“ selbst<br />

werden offene und erledigte Verkaufsinitiativen angezeigt, inklusive deren Abschlusswahrscheinlichkeit<br />

bzw. Verkaufserfolgs. Weitere Sichten wie „Seminar-<br />

Teilnahmen“, „Gremienzugehörigkeit“ oder „Fusionen“ komplettieren die umfassende<br />

Darstellung von Kundeninformationen. Das Marketing hat zudem die Möglichkeit,<br />

über das Modul „Segment Builder“ Zielgruppen zu definieren und dem Vertrieb Aufgaben<br />

zur Kundenbearbeitung einzuspielen. Über die Ansicht „BW Umsätze“ lassen<br />

sich ad-hoc-Auswertungen zur Umsatzentwicklung pro Kunde aus dem Data Warehouse<br />

(SAP Business Warehouse - BW) generieren. Schliesslich unterstützt die FI-<br />

DUCIA den „Closed Loop“-Gedanken über die Ansicht „Ticket-Informationen“, bei<br />

der offene Störungen und Beschwerden sowie der zuständige Servicemanager über<br />

eine Schnittstelle aus dem Servicemanagement-System Peregrine Service Center auch<br />

im CRM-System angezeigt werden.<br />

In der Produktsicht ist ein Grossteil der FIDUCIA-Produkte im CRM-System hinterlegt<br />

und den vier Banksäulen zugeordnet. Je Produkt sind Charakteristika wie <strong>interne</strong><br />

Zuständigkeiten und die Supportrelevanz abrufbar. Auch die Information darüber,<br />

welche Kunden welche Produkte einsetzen, ist über das CRM-System nachvollziehbar.<br />

Das gesamte mySAP CRM-System ist ausserdem webfähig. Im „Geschäftspartner<br />

Cockpit“ sowie in der Sicht „Kundeninfo kompakt“ können sich Führungskräfte und<br />

Vorstände eine Zusammenfassung mit wichtigen Kennzahlen zu den einzelnen Kundenprofilen<br />

über das Intranet anzeigen lassen. Ein Kundenbesuch kann über die sog.<br />

„Besuchsbericht Schnellerfassung“ webbasiert erfasst werden. Die FIDUCIA nutzt das<br />

webfähige Geschäftspartner Cockpit, um die Nachteile der etwas umständlichen graphischen<br />

Oberfläche von mySAP CRM zu kompensieren. Auf die mobile Version von<br />

mySAP CRM („Mobile Sales“) kann durch die Nutzung von entsprechenden Online-<br />

Kommunikationsanbindungen (z.B. UMTS-Karten) verzichtet werden.


3.3 FIDUCIA <strong>IT</strong> AG 83<br />

Abbildung 3-9 zeigt die wesentlichen Bestandteile der kundenbezogenen Systemlandschaft<br />

bei der FIDUCIA.<br />

Produktkatalog<br />

Lotus Notes<br />

Adressen<br />

Mail<br />

Produkthandbuch<br />

Intranet/Extranet/Internet Portal<br />

Web-CRM<br />

SAP BW<br />

Reports<br />

Umsätze<br />

mySAP CRM<br />

Kundenprofile<br />

Opportunities<br />

Produkte<br />

Reporting<br />

Serviceinformation<br />

Peregrine SC<br />

Service-Tickets<br />

SAP R/3<br />

Aufträge<br />

Artikel<br />

Faktura<br />

SAP PS<br />

Projektmanagement<br />

Abbildung 3-9: Kundenbezogene Systemlandschaft der FIDUCIA<br />

Im Zentrum steht das mySAP CRM-System, das seine Daten mit den umliegenden<br />

Applikationen abgleicht. Darunter fällt zunächst Lotus Notes, was bei der FIDUCIA<br />

als führendes System <strong>für</strong> das Mailing und die Terminverwaltung genutzt wird. Auch<br />

das bereits erwähnte Produkthandbuch basiert auf Lotus Notes. Dort finden sich neben<br />

den Produktkerndaten aus dem CRM-System detaillierte Leistungsbeschreibungen und<br />

weitere produktspezifische Informationen. Kundengerichtete Produktinformationen,<br />

wie z.B. Leistungsscheine, sind <strong>für</strong> Kunden des Finanzverbunds im Extranet-Portal der<br />

FIDUCIA, dem „VR InfoForum“ einsehbar.<br />

Abbildung 3-10 zeigt beispielhaft die Zusammensetzung verkaufsfähiger Produkte.<br />

Die Rohdaten einzelner Artikel, wie z.B. der Service eines allgemeinen Scanvorgangs,<br />

sind in SAP R/3 hinterlegt. Sie werden im CRM-System zu Produkten zusammengefasst,<br />

ggf. zu Lösungspaketen kombiniert und gemäss den vier Banksäulen eingeteilt.<br />

Im Produkthandbuch werden die einzelnen Produkte mit weiteren Informationen, wie<br />

z.B. Service-Level-Agreements (SLAs) und Schulungsangeboten, angereichert. Auch<br />

Präsentationsunterlagen sind als Vertriebshilfe dort abgelegt. Auf dem Extranet der<br />

FIDUCIA, der verbundweiten VR InfoForum Plattform, wird das fertige Produktpaket<br />

marketinggerecht publiziert. Dies kann auch heissen, dass bestimmte Produktbestandteile<br />

(wie hier die Archivierung) dem Kunden gegenüber nicht kommuniziert werden<br />

oder in unterschiedlichen Zusammenstellungen präsentiert werden.


84 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

R/3 CRM<br />

Produkthandbuch<br />

10724001<br />

10724010<br />

10724011<br />

…<br />

10724027<br />

10724080<br />

10724083<br />

…<br />

Artikelanlage<br />

Artikelstamm:<br />

•Artikel/-name<br />

•Preise<br />

• Konfiguration<br />

•…<br />

3051 Logistik <strong>für</strong> Prod. XY<br />

3052 Scannen von XY<br />

3053 Archivieren von XY<br />

3054 Consulting <strong>für</strong> XY<br />

909090010 Scannen Basis<br />

Produktpflege<br />

verkaufsfähiges Produkt<br />

Merkmale:<br />

• Organisation<br />

• Leistungsart<br />

• Marktsegment<br />

• Portfolio/SolutionMap<br />

• Portfolio/Lösungsbündel<br />

•…<br />

Relevant ?<br />

x<br />

XY Scannen<br />

XY Archiv<br />

XY Consult<br />

Scannen Basis<br />

weiterführende<br />

Produktinformationen<br />

Sichten/Kategorien<br />

und…<br />

Servicekatalog<br />

• Leistungsbeschreibung<br />

• Produktbroschüren<br />

• Präsentationen<br />

•…<br />

Relevant ?<br />

x<br />

Web<br />

VR Info Forum<br />

Internet-Auftritt<br />

W&V<br />

Publikation<br />

<strong>für</strong> Kunden<br />

Abbildung 3-10: Zusammensetzung verkaufsfähiger Produkte [Quelle: FIDUCIA]<br />

Schliesslich kann der Kunde im Produktkatalog die eigentliche Anwendung kaufen<br />

oder aber die dazugehörige Dienstleistung von der FIDUCIA durchführen lassen.<br />

Abbildung 3-11 zeigt die Auswahlmöglichkeit im VR-Info Forum am Beispiel von<br />

Adonis, einem Werkzeug zum integrierten Geschäftsprozessmanagement.<br />

Abbildung 3-11: Produktkatalog im Extranet der FIDUCIA [Quelle: FIDUCIA]<br />

Für die Kundenbetreuung (Servicemanagement) benutzt die FIDUCIA das Service-<br />

Center (SC) der Firma Peregrine, die heute zu Hewlett-Packard gehört. Wie bereits<br />

erwähnt, sind die Service Tickets über eine Schnittstelle von Peregrine direkt den<br />

Kundenprofilen in mySAP CRM zugeordnet. Auch mit dem Extranet besteht eine direkte<br />

Verbindung: Anwender aus dem Finanzverbund können dort Service Tickets


3.3 FIDUCIA <strong>IT</strong> AG 85<br />

aufgeben und deren laufende Bearbeitung verfolgen. Zudem wird der Status verschiedener<br />

Anwendungen über Ampeln angezeigt.<br />

Insgesamt ist die Systemunterstützung im Kundenmanagement der FIDUCIA sehr umfassend.<br />

Prinzipiell lassen sich mit den vorhandenen Systemen sämtliche Prozesse des<br />

CRM abbilden. Beispielsweise könnte auch die Marketingplanung und das Kampagnenmanagement<br />

umfangreich im „myCustomer“ CRM-System unterstützt werden.<br />

Derzeit geschehen einige der Marketingaktivitäten wie die Kundensegmentierung und<br />

die Kampagnenauswertung noch ad hoc, aber die FIDUCIA ist dabei, auch in diesen<br />

Bereichen die Prozesse zu professionalisieren und in die Systemunterstützung einzubinden.<br />

3.3.3.5 Geplante Weiterentwicklungen und zukünftige Herausforderungen<br />

Ziel der FIDUCIA ist es, auch in Zukunft als „preferred supplier“ im Finanzverbund<br />

bestehen zu können. Hier<strong>für</strong> kommt dem weiteren Ausbau des Kundenmanagements<br />

eine wichtige Rolle zu. Systemseitig sind die Voraussetzungen <strong>für</strong> eine optimale Kundenbetreuung<br />

im Sinne des „Closed Loop“-Prinzips bereits geschaffen. Nach dem bisherigen<br />

eher toolgetriebenen Vorgehen zur generellen Systemunterstützung der Kundenmanagementprozesse<br />

werden momentan Detailabläufe optimiert und weitere Prozessschritte<br />

sukzessive erweitert. Wie im vorherigen Kapitel erwähnt, betrifft dies vor<br />

allem das Kampagnenmanagement. Zudem soll die System- und Prozessakzeptanz der<br />

Mitarbeiter im Kundenmanagement kontinuierlich verbessert werden. Zur Steigerung<br />

der Kundenorientierung findet zudem seit 2004 eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel<br />

„Kunde im Mittelpunkt“ statt. Schulungsinhalte sind u.a. die Sensibilisierung der FI-<br />

DUCIA-Mitarbeiter <strong>für</strong> Kundenbedürfnisse und die Vermittlung von Schlüsselfaktoren<br />

<strong>für</strong> erfolgreiche Kundenbeziehungen.<br />

Von der Unternehmensstrategie her wird in den kommenden Jahren eine moderate,<br />

aber kontinuierliche Steigerung des Geschäfts in Märkten ausserhalb des Finanzverbunds<br />

angestrebt. Die Ausweitung betrifft vor allem wettbewerbsneutrale Sektoren wie<br />

Wirtschaft und Verwaltung. Dabei steht der wirtschaftliche Erfolg im Mittelpunkt des<br />

Marktantritts. Mit Hilfe der Erträge in anderen Märkten soll die Innovationskraft und<br />

Kostenführerschaft innerhalb des genossenschaftlichen Finanzverbunds gestärkt werden.<br />

3.3.4 Erkenntnisse<br />

Für die Gestaltung des <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen lassen sich aus der vorliegenden Fallstudie folgende<br />

Erkenntnisse gewinnen:<br />

• Standardisierung im Produkt- und Kundenmanagement: Der hohe Reifegrad der<br />

FIDUCIA bei der Definition und Bündelung von Services zu verkaufsfähigen Pro-


86 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

dukten erlaubt dem Unternehmen, ein effizientes Kundenmanagement über standardisierte<br />

Angebote zu betreiben. So gelingt es, die je nach Kundengrösse stark<br />

variierenden Geschäftsanforderungen ohne eine individuelle und aufwendige Leistungskonfiguration,<br />

sondern über modulare und skalierbare Leistungspakete zu adressieren.<br />

Ein grosser Vorteil ist hierbei, die Produkte sowohl als Applikation inkl.<br />

Beratung und Schulung anbieten zu können als auch gleichzeitig den zu unterstützenden<br />

Geschäftsprozess, beispielsweise eine Kundenanalyse, als Dienstleistung<br />

anzubieten, die dann exakt nach Verbrauch abgerechnet werden kann. Schliesslich<br />

ermöglicht die Produktorientierung eine transparente Publikation von Leistungen in<br />

Katalogen oder im Intranet sowie erweiterte Optionen <strong>für</strong> ein exakteres Reporting.<br />

• „Closed Loop“-Kundenmanagement: Der FIDUCIA gelingt es, die Stufen des<br />

Produktmanagements, des Vertriebs und des Servicemanagements nicht nur entlang<br />

der Wertschöpfungskette zu gestalten, sondern auch die Rückspiegelung zwischen<br />

dem Servicemanagement und den vorgelagerten Stufen zu vollziehen. Informationen<br />

zu aktuellen Beschwerden und Störungen beim Kunden (Service Tickets)<br />

werden nahtlos in die Kundenprofile des CRM-Systems integriert. Ausserdem<br />

prüft ein Anwendergremium, bestehend aus Vertretern der Kundenbetreuung<br />

und des Produktmanagements, ob und ggf. in welcher Form die von den Anwendern<br />

geäusserten Probleme und Bedürfnisse durch geänderte oder neue Produkte<br />

adressiert werden können.<br />

• Umfassender Self Service: Die FIDUCIA nutzt ihre Web-Portale nicht als statischen<br />

Informationskanal, sondern bietet über das Intra- und Extranet umfassende<br />

Leistungen im Sinne eines Customer Self Service an. Wesentliches Element ist dabei<br />

der Produktkatalog im Extranet, über den die Primärbanken und Partnergesellschaften<br />

des Finanzverbunds Produktspezifikationen und Dienstleistungen auswählen<br />

und bestellen können (vgl. Abbildung 3-11). Ebenso sind eine durchgehende<br />

Anwenderinformation zu aktuellen Störungen und die Bearbeitung von Service-<br />

Tickets im Portal der Kundenbetreuung möglich. Das Marketing nutzt das FIDU-<br />

CIA-Portal <strong>für</strong> Mailingaktionen zur Publikation von Event-Informationen, Vorträgen<br />

und Newslettern. Auch intern können Produktmanager und weitere Mitarbeiter<br />

das Web-Interface zur effizienten Informationsbeschaffung verwenden; Führungskräfte<br />

können sich Kunden- und Produktreports erstellen lassen.<br />

3.4 BASF <strong>IT</strong> Services<br />

3.4.1 Das Unternehmen<br />

Überblick. Die BASF <strong>IT</strong> Services wurde im April 2001 als eine 100-prozentige Tochterfirma<br />

des weltweit führenden Chemieunternehmens BASF Aktiengesellschaft gegründet.<br />

Sie entstand durch den Zusammenschluss der <strong>IT</strong>-Aktivitäten der einzelnen


3.4 BASF <strong>IT</strong> Services 87<br />

Gesellschaften der BASF-Gruppe in Europa und ist heute mit rund 2.300 Mitarbeitern<br />

in neun Ländern Europas tätig (siehe Tabelle 3-4). Seit der Gründung hat das Unternehmen<br />

Geschäftsbeziehungen mit einer wachsenden Anzahl von Kunden auch ausserhalb<br />

der BASF aufgebaut. Das Portfolio und den Kundenstamm erweiterte die<br />

BASF <strong>IT</strong> Services zum Jahreswechsel 2005/2006 durch die Akquisition der Hamburger<br />

Beratungsgesellschaft plan business market enabling services AG mit rund 140<br />

Mitarbeitern. Der Anteil des Drittmarktgeschäfts am Gesamtumsatz belief sich in 2005<br />

auf rund zehn Prozent.<br />

BASF <strong>IT</strong> SERVICES<br />

Gründung April 2001<br />

Hauptsitz Ludwigshafen, Deutschland<br />

Branche <strong>IT</strong>-Dienstleistungen<br />

Kunden<br />

BASF-Gruppe, Unternehmen der Prozess- und prozessnahen Industrie sowie<br />

allgemein Kunden aus dem Industriesektor als auch dem öffentlichen Bereich<br />

Geschäftsfelder<br />

<strong>IT</strong>-Beratung, Anwendungsentwicklung und Kundenbetreuung in den Bereichen<br />

Business Solutions, Managed Services und Business Process Outsourcing<br />

Anteilseigner BASF Aktiengesellschaft (100%)<br />

Homepage www.basf-it-services.com<br />

Umsatz € 364 Mio (in 2005)<br />

Gewinn vor Steuern positiv seit Gründung; keine weiteren Angaben<br />

Mitarbeiter ca. 2.300<br />

Erhebungszeitraum der Fallstudie<br />

April - Mai 2006<br />

Tabelle 3-4: Rahmendaten der BASF <strong>IT</strong> Services<br />

Geschäftsfelder und organisatorische Ausrichtung. Die BASF <strong>IT</strong> Services hat ihre<br />

Geschäftstätigkeit nach drei grossen Themenfeldern gegliedert. Das Geschäftsfeld Business<br />

Solutions bietet Lösungen <strong>für</strong> die Industrie und umfasst u.a. die Bereiche CRM,<br />

E-Business und Supply Chain Management sowie „Environment, Health and Safety“.<br />

Das Geschäftsfeld Managed Services bildet das zweite Standbein im Leistungsportfolio<br />

der BASF <strong>IT</strong> Services. Hierunter fallen der Betrieb von Rechenzentren, Desktop<br />

Services und die Anwenderbetreuung mit einem europaweiten Helpdesk Service in<br />

sechs verschiedenen Sprachen. Zudem betreibt die BASF <strong>IT</strong> Services einen der weltweit<br />

grössten Netzwerkverbünde mit etwa 1.000 Servern <strong>für</strong> rund 60.000 Nutzer an<br />

über 280 Standorten. Das dritte Geschäftsfeld ist Business Process Outsourcing. Hierzu<br />

zählen vor allem Dienstleistungen des Personalmanagements wie Entgeltabrechnungen,<br />

Personaladministration, Recruiting und Zeitmanagement.<br />

Mit diesen drei Geschäftsfeldern tritt die BASF <strong>IT</strong> Services als Full-Service-Provider<br />

gegenüber Kunden aus der BASF-Gruppe ebenso wie gegenüber sog. „non-BASF“<br />

Kunden aus der Industrie und dem Mittelstand auf. Die Abdeckung der gesamten Leistungspalette<br />

von Beratung über Anwendungsentwicklung hin zum Infrastrukturbetrieb<br />

wird dabei durch die organisatorische Konfiguration des <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s ermöglicht.<br />

So erweitert beispielsweise die 2005 akquirierte plan business AG die Kompetenz im<br />

Beratungsgeschäft und verstärkt mit ihrem bestehenden Kundenkreis die Position im


88 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Drittmarktgeschäft. Zum Kundenstamm von plan business gehören Unternehmen wie<br />

Volkswagen, Panasonic und Continental.<br />

Die gewachsene Stellung im Infrastrukturbetrieb verdankt die BASF <strong>IT</strong> Services ihrer<br />

Zugehörigkeit zur BASF-Gruppe, was ihr heute ermöglicht, auf ein europaweites<br />

Netzwerk an Standorten, Rechenzentren und Service Centern <strong>für</strong> den Anwendersupport<br />

zurückzugreifen. Abgerundet wird das Leistungsportfolio durch zwei strategische<br />

Partnerschaften. Im Bereich Applikationsentwicklung ist die BASF <strong>IT</strong> Services offizieller<br />

Service-Partner der SAP AG und betreibt beispielsweise <strong>für</strong> die Personalwirtschaft<br />

eine der grössten SAP-Systemlandschaften weltweit. Für den Infrastrukturbetrieb<br />

und Endgeräte besteht eine enge Partnerschaft mit Hewlett Packard.<br />

Organisatorisch hat die BASF <strong>IT</strong> Services zum April 2006 eine Konzentration ihrer<br />

Managementkompetenz vorgenommen. Mit der BASF <strong>IT</strong> Services Holding GmbH mit<br />

Sitz in Ludwigshafen sind die bisherige Holding und das Headquarter, die in den Niederlanden<br />

und der Schweiz ansässig waren, in der neuen Gesellschaft aufgegangen.<br />

3.4.2 Ausgangslage<br />

Sourcing-Modell. Seit der Umwandlung der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Abteilung der BASF-Gruppe<br />

in die BASF <strong>IT</strong> Services als eigenständige Tochtergesellschaft hat sich das Interaktionsmodell<br />

zwischen dem Mutterunternehmen und der <strong>IT</strong>-Funktion geändert. Wurden<br />

zuvor Leistungen über <strong>interne</strong> Verrechnungspreise im Sinne eines „Single Sourcing“<br />

bezogen, brachte die Ausgründung auch die Einführung eines <strong>interne</strong>n Marktmodells<br />

zwischen der BASF <strong>IT</strong> Services und ihren Kunden aus der BASF-Gruppe mit sich.<br />

Beide Parteien agieren in einer klassischen Kunden-Lieferanten-Beziehung, die zu<br />

einem grossen Teil über Ausschreibungen gestaltet ist. Bis Ende 2003 stand dem <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> noch eine „Last Bid Option“ zu. Seitdem gibt es keine Zusicherung<br />

<strong>für</strong> Aufträge seitens der BASF.<br />

Unmittelbar nach der Ausgründung als eigenständige <strong>IT</strong>-Tochterfirma erlaubte die<br />

BASF-Muttergesellschaft der BASF <strong>IT</strong> Services, auch über die Unternehmensgrenzen<br />

hinaus Kunden im Drittmarktgeschäft zu akquirieren. Ziel dieser Politik ist es, der <strong>IT</strong>-<br />

Tochter über das Drittkundengeschäft ein profitables Wirtschaften zu ermöglichen, um<br />

eventuell entgangenes Geschäft mit der BASF zu kompensieren. Was die Unternehmenssteuerung<br />

angeht, ist die BASF <strong>IT</strong> Services dem „Competence Center Information<br />

Services“ der BASF-Gruppe zugeordnet. Diese organisatorische Eingliederung bestimmt<br />

auch die Reportingstruktur zwischen der Geschäftsleitung der <strong>IT</strong>-Tochter und<br />

ihrer Muttergesellschaft. Als alleiniger Anteilseigner ist es der BASF beispielsweise<br />

vorbehalten, strategische Investitionen wie Unternehmenszukäufe zu genehmigen.<br />

Kundenstruktur. Ca. 90% des Umsatzes der BASF <strong>IT</strong> Services stammte in 2005 aus<br />

dem Geschäft mit Kunden aus der BASF-Gruppe. Hierzu gehören sowohl die BASF<br />

Aktiengesellschaft selbst als auch deren Tochterfirmen mit Mehrheitsbeteiligung. In-


3.4 BASF <strong>IT</strong> Services 89<br />

nerhalb der BASF-Gruppe sind die „Information Manager“ in den Fachabteilungen die<br />

primären Ansprechpartner <strong>für</strong> die BASF <strong>IT</strong> Services. Sie übernehmen die fachseitige<br />

<strong>IT</strong>-Verantwortung, bündeln Anforderungen, unterstützen Projektausschreibungen und<br />

koordinieren Projekte auf Kundenseite. Ansprechpartner der Information Manager auf<br />

Seiten der BASF <strong>IT</strong> Services sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Accountmanagements.<br />

Darüber hinaus besteht im Rahmen der Projektabwicklung Kontakt<br />

zwischen dem <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> und den Fachbereichskunden. Die Fachbereiche verfügen<br />

zudem über die Budgethoheit. Zwischen den Information Managern, den Fachbereichen<br />

und der BASF <strong>IT</strong> Services herrschen nach eigenen Angaben keine Reibungseffekte,<br />

sondern eine produktive Aufgabenteilung.<br />

Neben den BASF-Kunden hat die BASF <strong>IT</strong> Services, wie bereits erwähnt, auch Geschäftskontakt<br />

zu sog. „non-BASF“ Kunden. Hierzu zählen Minderheitsbeteilungen<br />

der BASF-Gruppe von weniger als 50% Kapitalhoheit, wie z.B. die Kali+Salz AG,<br />

oder vollständig unternehmensfremde Kunden. Im Drittmarktgeschäft werden sowohl<br />

Beratungs- und Anwendungsentwicklungsleistungen verkauft als auch Verträge zum<br />

Infrastrukturbetrieb und zur Anwenderbetreuung abgeschlossen. Die Zielgruppe erstreckt<br />

sich über diverse Branchen und schliesst Gross- und mittelständische Unternehmen<br />

ein. Der Kundenkreis erstreckt sich dabei aktuell über mehrere Länder Europas.<br />

Herausforderungen im Wettbewerb. Nach dem Wegfall der Last Bid Option ist die<br />

BASF <strong>IT</strong> Services auch gegenüber ihren Kunden aus dem Mutterunternehmen dem<br />

Wettbewerb ausgesetzt. Als Vorteile im Wettbewerb mit externen Anbietern können<br />

die langjährige Kundenbeziehung zur BASF sowie die hohe Branchen- und Prozesskenntnis<br />

in der chemischen Industrie angeführt werden. Zudem verfügt die BASF <strong>IT</strong><br />

Services über europaweite Kapazitäten in mehreren Sprachen. In Commodityähnlichen<br />

Bereichen wie dem Infrastrukturbetrieb, Desktop Services und der Anwenderbetreuung<br />

ist die Konkurrenzsituation härter. Der hohe Grad an eigener Professionalisierung<br />

in diesem Bereich hilft der BASF <strong>IT</strong> Services jedoch, Drittgeschäft zu akquirieren,<br />

etwa durch das Angebot eines international ausgerichteten und <strong>IT</strong>ILzertifizierten<br />

Anwendersupports.<br />

3.4.3 <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

Die Zusammenfassung der bis 2001 dezentral organisierten <strong>IT</strong>-Abteilungen der BASF,<br />

deren Ausgliederung als <strong>IT</strong>-Tochterfirma und die Einführung eines Marktmechanismus<br />

machten <strong>für</strong> die BASF <strong>IT</strong> Services ein professionelles <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

nötig.<br />

3.4.3.1 Strategische Positionierung<br />

Da die Geschäftsbeziehung mit der BASF-Gruppe momentan rund 90% des Umsatzvolumens<br />

der BASF <strong>IT</strong> Services ausmacht, ist deren oberstes Ziel, eine solide Position


90 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

als „preferred supplier“ trotz fehlendem Kontrahierungszwang sicherzustellen. Zu diesem<br />

Zweck bestimmen folgende drei Leitlinien die strategische Positionierung der<br />

Firma:<br />

• <strong>IT</strong>-Kosten der BASF-Gruppe senken: Primärer Erfolgsmassstab <strong>für</strong> das Wirtschaften<br />

der BASF <strong>IT</strong> Services ist deren Fähigkeit, die <strong>IT</strong>-Kosten <strong>für</strong> die Muttergesellschaft<br />

zu senken. Qualitativ hochwertige Services zu wettbewerbsfähigen Preisen<br />

anzubieten steht aus Sicht der BASF klar vor der Gewinnmaximierung ihrer <strong>IT</strong>-<br />

Tochter. So wurde auch ein Umsatzrückgang in 2005 unternehmensseitig nicht als<br />

kritisch bewertet.<br />

• Kundenzufriedenheit gewährleisten: Neben der Kostensenkung steht die Kundenzufriedenheit<br />

als Erfolgskriterium der BASF <strong>IT</strong> Services im Vordergrund. Dies betrifft<br />

nicht nur die Zufriedenheit von Anwendern mit Problemlösungen des Supportbereichs,<br />

sondern vornehmlich die Zufriedenheit von Projektkunden mit dem<br />

Leistungserbringungsprozess des <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s, z.B. auch im Hinblick auf die<br />

Angebots- oder Rechnungsstellung.<br />

• Profitables Wachstum im Drittmarktgeschäft: Das Geschäft mit „non-BASF“ Kunden<br />

wird in Zukunft ein noch wichtigeres Standbein <strong>für</strong> eine gesunde Geschäftstätigkeit<br />

der BASF <strong>IT</strong> Services sein. Es geht darum, den Drittmarktanteil zu erhöhen,<br />

um die schärfer gewordene Wettbewerbssituation im Geschäft mit der BASF ausgleichen<br />

und sich auf dem offenen Markt erfolgreich als Full-Service Provider positionieren<br />

zu können.<br />

Um ein profitables Wachstum zu gewährleisten, orientiert sich die strategische Geschäftsplanung<br />

der BASF <strong>IT</strong> Services an einem „magischen Dreieck“ aus Leistungs-,<br />

Markt- und Kundensicht:<br />

• Leistungssicht: Zielkunden <strong>für</strong> die Ausweitung des Drittmarktgeschäfts ergeben<br />

sich aus dem bestehenden Leistungsportfolio, wie z.B. Lösungen <strong>für</strong> die Industrie,<br />

HR-Administration oder Infrastrukturbetrieb. Wo nötig, werden zusätzliche Kompetenzen<br />

über Partnerschaften oder Akquisitionen erworben.<br />

• Marktsicht: Die BASF <strong>IT</strong> Services beobachtet ihre Konkurrenzanbieter in regelmässigen<br />

Wettbewerbsanalysen und untersucht die Auswirkungen deren Handelns<br />

auf die eigene Marktstellung. Dies umfasst auch die Beobachtung von technischen<br />

Entwicklungen im Markt und daraufhin den Aufbau von Kompetenzen in bestimmten<br />

Feldern, wie z.B. in der SAP NetWeaver-Technologie.<br />

• Kundensicht: Ziel der Kundenstrategie ist es, die Bedürfnisse sowohl von Bestandskunden<br />

als auch von Neukunden frühzeitig zu erkennen, Kostensenkungspotenziale<br />

aufzudecken und mögliche Projekte im Vorfeld zu erschliessen. Zu diesem<br />

Zweck wird einmal pro Jahr eine strategische Kundenplanung durchgeführt, die die


3.4 BASF <strong>IT</strong> Services 91<br />

Bedürfnisse und Budgets mittels eines Forecasts <strong>für</strong> das darauf folgende Jahr bewertet.<br />

3.4.3.2 Organisatorische Einbindung<br />

Mit der Gründung der BASF <strong>IT</strong> Services als marktorientierter <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> wurde<br />

auch die Einführung einer kundenorientierten Organisationsstruktur notwendig. Der<br />

Kontakt zu Projektkunden aus den Fachbereichen der BASF sowie aus externen Gesellschaften<br />

wird über die Bereiche Accountmanagement und Sales Management geregelt.<br />

Darüber hinaus ist die BASF <strong>IT</strong> Services über ihre Einheit Servicemanagement<br />

mit Endanwendern in Kontakt.<br />

Übergreifendes Prinzip der kundenorientierten Organisation ist „one voice to the<br />

customer“. Sowohl Sales- als auch Accountmanager behalten den Kontakt zu den von<br />

ihnen akquirierten oder betreuten Kunden. Nach einer Neuakquisition begleiten demnach<br />

die Sales Manager ihre Fachbereichskunden auch durch die jeweilige Projektumsetzung.<br />

Ziel der durchgehenden Kontaktführung ist es, eine grösstmögliche Nähe zum<br />

Kunden im Sinne einer gefestigten Vertrauensbeziehung herzustellen, die jeweiligen<br />

Prozesse und Bedürfnisse der Kunden zu kennen und damit Cross- und Upselling-<br />

Potenziale bei Bestandskunden zu nutzen. Das Accountmanagement-Team betreut seine<br />

Kunden entweder regional (z.B. <strong>für</strong> den Standort Antwerpen), funktional (z.B. <strong>für</strong><br />

den Zentralbereich Finanzen) oder nach Produktbereichen. Zudem werden so genannte<br />

„Governance-Kunden“, d.h. Entscheider aus der Muttergesellschaft, als eigene Accounts<br />

geführt. Hervorzuheben ist, dass die Sales- und Accountmanager Umsatzverantwortung<br />

besitzen. Die eigentlichen Leistungseinheiten sind hingegen nur kostenverantwortlich.<br />

Der Bereich Sales Support ist <strong>für</strong> Aufgaben wie die Angebotskalkulation zuständig<br />

und ist mit seiner koordinierenden und unterstützenden Funktion Bestandteil der sog.<br />

„Selling Teams“. Dort werden gemeinsam mit Accountmanagern und den Leistungseinheiten<br />

technische Lösungen definiert sowie Projektteams zusammengestellt. Die<br />

Leistungseinheiten sind funktional nach Technologiebereichen gegliedert. Die Marketing-<br />

und Kommunikationseinheit übernimmt Presse- und Medienaktivitäten, erstellt<br />

die Mitarbeiter- und Kundenzeitschrift sowie Broschüren, betreut die Online-Medien<br />

Inter-, Intra- und Extranet <strong>für</strong> Kunden, kontrolliert den einheitlichen Aussenauftritt<br />

(CI/CD) und organisiert Events.<br />

3.4.3.3 Prozessuale Ausrichtung<br />

Um eine durchgehende Kundenbetreuung zu gewährleisten, hat die BASF <strong>IT</strong> Services<br />

ihr <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> entlang einer fünfstufigen Prozesskette gegliedert<br />

(s. Abbildung 3-12).


92 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Business<br />

Development<br />

Marketing<br />

Selling<br />

Phase<br />

Development<br />

Phase<br />

Abbildung 3-12: Prozesskette der BASF <strong>IT</strong> Services<br />

Ongoing<br />

Service<br />

Im Business Development findet die kundenbezogene Strategieplanung statt. Der Marketingprozess<br />

umfasst neben dem Kommunikationsmanagement auch die Kampagnendurchführung.<br />

Die Selling Phase repräsentiert den Kernprozess des Kundenmanagements<br />

und ist in mehrere Vertriebsphasen gegliedert. Die Development Phase betrifft<br />

die eigentliche Projektdurchführung und dazugehörige Migrations- oder Schulungsmassnahmen.<br />

In der Ongoing Service Phase werden der Applikations- und Infrastrukturbetrieb,<br />

das Management der Service Level Agreements (SLA) und der Anwendersupport<br />

zusammengefasst.<br />

Business Development und Marketing. Das Business Development besteht bei der<br />

BASF <strong>IT</strong> Services sowohl aus dauerhaften als auch aus periodisch stattfindenden<br />

Massnahmen. Zur Generierung von Innovationen besteht zwischen der „Marketing and<br />

Communications Unit“ und den Leistungseinheiten eine permanente Taskforce, die<br />

gemeinsam Themen identifiziert, welche die Accountmanager anschliessend bei ihren<br />

Kunden platzieren. Einmal im Jahr werden in Kooperation zwischen Accountmanagern,<br />

Leistungseinheiten und der Geschäftsleitung sog. Account Pläne zu einzelnen<br />

Kunden ausgefüllt, die das voraussichtliche Geschäftsvolumen, anstehende Kundenbedürfnisse<br />

und die strategischen Absatzziele <strong>für</strong> das darauf folgende Jahr beinhalten.<br />

Die Einheit Marketing and Communications hat neben der Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

die Aufgabe, Kampagnen zu organisieren und durchzuführen. Bei<br />

Events mit einem ausgewählten Kundenkreis (z.B. Workshops), sollen sog.<br />

„Prospects“ generiert werden, die daraufhin von Sales- bzw. Accountmanagern gezielt<br />

weiterentwickelt werden.<br />

Um die unternehmensweite Corporate Identity zu stärken und gegenüber den Kunden<br />

einen einheitlichen Auftritt zu gewährleisten, treten die „Field Service Professionals“,<br />

die den Anwendersupport europaweit vor Ort beim Kunden sicherstellen, in einheitlicher<br />

Kleidung mit dem Logo der BASF <strong>IT</strong> Services auf.<br />

Der Selling-Prozess. Die Kernprozesse des Vertriebs sind bei der BASF in einem sog.<br />

„Selling Process“ zusammengefasst. Herzstück des Selling Process sind die Vertriebsschritte<br />

Lead, Opportunity, Proposal und Negotiation, die jeweils von Approvals abgeschlossen<br />

werden. Um den Angebotsprozess zu beschleunigen, existiert zudem ein<br />

sog. „Fast Track“, über den die oben genannten Schritte abgekürzt werden können (s.<br />

Abbildung 3-13).


3.4 BASF <strong>IT</strong> Services 93<br />

Account<br />

Planning<br />

Prospec<br />

-ting<br />

Fast<br />

Track<br />

Decision<br />

Identified<br />

lead<br />

Lead<br />

Phase<br />

Selling Process<br />

Lead<br />

Approval<br />

Opportunity<br />

Phase<br />

Fast Track<br />

Opportunity<br />

Approval<br />

Proposal<br />

Phase<br />

Technical<br />

Solution<br />

Approval<br />

Proposal<br />

Approval<br />

Negotiation<br />

Phase<br />

Contract<br />

Approval<br />

Selling<br />

Cycle<br />

Closing<br />

Phase<br />

Abbildung 3-13: Selling Process der BASF <strong>IT</strong> Services [Quelle: BASF <strong>IT</strong> Services]<br />

Die Prozesse des Account Planning und Prospecting beschreiben den Übergang von<br />

den Phasen des Business Development und des Marketing in den eigentlichen Vertriebsprozess.<br />

Die Bedürfnisse der Zielkunden, die den Accountmanagern über Kampagnen<br />

aus der Marketingabteilung zugespielt wurden, werden in der Prospecting Phase<br />

evaluiert und konkretisiert. Hierbei können die Accountmanager entscheiden, welche<br />

der Prospects weiter bearbeitet werden sollen und welche den Prozess verlassen.<br />

Vor Eintritt in die Lead Phase führt die BASF <strong>IT</strong> Services eine Kundensegmentierung<br />

durch. Es wird unterschieden, ob ein BASF-Kunde oder ein „non-BASF“ Kunde vorliegt<br />

und ob es sich bei der jeweiligen Verkaufsmöglichkeit um eine Erweiterung eines<br />

bestehenden Vertrages oder um Neugeschäft handelt. Erweiterungen zu bestehenden<br />

Verträgen mit BASF-Kunden gehen unmittelbar in die Proposal Phase über. Auch<br />

Neugeschäfte mit BASF-Kunden benötigen lediglich ein „Lead Approval“, aber<br />

durchlaufen die eigentliche Lead Phase nicht. Nur die non-BASF Kunden durchlaufen<br />

den gesamten Selling Process. Über diese Kriterien hinaus werden alle Kunden nach<br />

Branchenzugehörigkeit sowie nach geographischen Merkmalen segmentiert. Eine<br />

kundenwertbezogene Segmentierung wird jedoch nicht durchgeführt.<br />

In der Lead Phase werden die im Prospecting gesammelten Informationen über Neukunden<br />

angereichert und verdichtet. Im Vordergrund der Evaluation steht der „strategic<br />

fit“ eines Neukunden zum Leistungsportfolio und zur Geschäftsstrategie der BASF<br />

<strong>IT</strong> Services. Anschliessend wird hierüber ein Lead Approval erstellt, das vom Leiter<br />

des Sales- bzw. Accountmanagements abgesegnet werden muss. Bei grösseren Geschäftsvolumina<br />

oder bei risikoreichen Projekten ist ein Lead Approval durch die Geschäftsleitung<br />

nötig.<br />

Sämtliche Vertriebsinitiativen durchlaufen anschliessend die Opportunityphase. Hier<br />

findet eine Analyse des Kundenbudgets als Grundlage <strong>für</strong> ein Target Costing des spä-


94 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

teren Projektes statt. Bei grösseren Projekten wird ein „Pre-Sales-Projekt“ gestartet,<br />

auf das anfallende Aufwände aus der Angebotsphase verbucht werden können. Kernelement<br />

der Opportunityphase ist der Selling Plan, in dem eine ausführliche Rundumsicht<br />

auf das geplante Projekt und den dazugehörigen Kunden abgebildet wird. Der<br />

Selling Plan umfasst zunächst eine allgemeine Beschreibung der Opportunity im Sinne<br />

einer Lösungsvision. Hinzu kommt eine Kategorie zu externen und kundenbezogenen<br />

Einflussfaktoren auf den Verkaufserfolg. Hierunter fällt beispielsweise eine Bewertung<br />

der jeweiligen Wettbewerber oder eine Beschreibung der generellen Einstellung<br />

des Kunden gegenüber der BASF <strong>IT</strong> Services. In einer Risiko- und Volumenanalyse<br />

werden verschiedene quantitative und qualitative Faktoren abgefragt und deren Einfluss<br />

auf die Initiative gewichtet. In der Kategorie „Delivery Involvement“ ist schliesslich<br />

eine Analyse der das Projekt beeinflussenden Infrastruktur und Applikationslandschaft<br />

beim Kunden sowie die Bestimmung der bei Auftragserteilung ausführenden<br />

Leistungseinheiten hinterlegt. Abgeschlossen wird die Opportunityphase durch ein<br />

„Opportunity Approval“, in dem die operative Durchführbarkeit hinsichtlich eigener<br />

Kompetenz und Kapazität sowie die geschäftliche Logik der Verkaufsmöglichkeit bewertet<br />

werden.<br />

In der Proposal Phase wird ein abgabefähiges Angebot erstellt. Wie bereits erwähnt,<br />

erarbeitet ein „Selling Team“, bestehend aus Vertretern des Account- bzw. Sales Managements,<br />

aus dem Sales Support und aus den Leistungseinheiten, ein detailliertes<br />

Lösungskonzept. Drehpunkt der Proposal Phase ist die Sales Support Einheit. Für ihre<br />

Aufgabe der Angebotskalkulation kann der Sales Support auf einen <strong>interne</strong>n Servicekatalog<br />

zugreifen, in dem Standardmodule wie Tagessätze der benötigten Berater,<br />

Kosten <strong>für</strong> notwendige Serverkapazität oder <strong>für</strong> den Call Center Support der einzuführenden<br />

Lösung verzeichnet sind. Das Selling Team stellt ein „virtuelles Team“ zusammen,<br />

das bei erfolgreicher Auftragsakquisition das nachfolgende Projekt durchführt.<br />

Zudem überprüft es die technische Machbarkeit des zu erstellenden Angebots<br />

gemeinsam mit den Leistungseinheiten, was in einem „Technical Solution Approval“<br />

resultiert. Abschluss der gesamten Proposal Phase ist ein „Proposal Approval“, welches<br />

als Qualitätssicherungsmassnahme die formale und administrative Richtigkeit der<br />

Angebotsabgabe an den Kunden überprüft.<br />

Den Abschluss des gesamten Angebotsprozesses bildet die Negotiation Phase. Im<br />

Laufe der Angebotsverhandlungen kann eine Überarbeitung des Angebots nötig werden,<br />

die im Selling Team abgewickelt wird. Nach der Vertragsunterzeichnung<br />

(„Contract Approval“) ist der Selling Prozess durch die Selling Cycle Closing Phase<br />

beendet. Es findet eine Übergabe der Auftragsverantwortung sowie der im Selling<br />

Process erstellten Dokumente an das jeweilige Projektteam statt. Das Selling Team<br />

führt abschliessend eine Win/Loss-Analyse durch, bei der die Angebotsphasen rückblickend<br />

bewerten werden, um Lerneffekte <strong>für</strong> zukünftige Angebote zu erzielen. Auch<br />

bei einem verlorenen Angebot werden mögliche Ursachen der Niederlage festgehalten.


3.4 BASF <strong>IT</strong> Services 95<br />

Eine Besonderheit im Selling Process der BASF <strong>IT</strong> Services ist die „Fast Track“-<br />

Option (s. Abbildung 3-13). Bei einer Erweiterung einer bestehenden Lösung vergleicht<br />

der jeweilige Accountmanager die geäusserten Kundenbedürfnisse mit dem<br />

Regelwerk <strong>für</strong> eine Fast Track-Einstufung der Verkaufsinitiative. Typische Fast Track-<br />

Aufträge sind Kapazitätserweiterungen, ergänzende Schulungsmassnahmen oder die<br />

Installation einfacher Zusatzmodule in bestehenden Applikationen. Trifft die Einstufung<br />

zu, fertigt das Accountmanagement ohne Vorkalkulation unmittelbar ein Angebot<br />

an und stellt die Komponenten aus einer Standard-Preisliste zusammen. Ziel der Fast-<br />

Track Variante ist es, den Angebotsprozess <strong>für</strong> Standardanfragen und einfache Lösungserweiterungen<br />

zu beschleunigen.<br />

Development- und Ongoing Service-Phase. Nach erfolgtem Vertragsabschluss tritt<br />

die Wertschöpfungskette der BASF <strong>IT</strong> Services in die Development Phase über. Der<br />

Begriff „Development“ bezieht sich dabei nicht auf die Pflege der Kundenbeziehung<br />

im Sinne eines Cross- und Upsellings, sondern auf die Durchführung eines Projektes<br />

zur systemtechnischen Lösungsentwicklung <strong>für</strong> das zugrunde liegende Kundenbedürfnis.<br />

Hierbei werden Standardprojektmethoden angewandt. In der Development Phase<br />

liegt der hauptsächliche Kundenkontakt beim Projektteam. Projekte werden aber dem<br />

„one voice to the customer“ Prinzip folgend in regelmässigen Abständen auch vom<br />

zuständigen Accountmanager begleitet.<br />

Die Ongoing Service Phase bezeichnet den Betrieb und Anwendersupport einer <strong>IT</strong>-<br />

Lösung nach der Projektdurchführung. Sie wird von der Servicemanagement-<br />

Abteilung übernommen und ist prinzipiell vom Account-/Sales Management losgekoppelt.<br />

Die Servicemanagement-Abteilung bündelt seit Frühjahr 2002 sämtliche Aktivitäten<br />

des Service Delivery Managements und ist vollständig nach <strong>IT</strong>IL-Prinzipien<br />

ausgerichtet. Insgesamt kümmern sich vier Customer Service Center in Ludwigshafen,<br />

Schwarzheide, Cesano Maderno (Italien) und Antwerpen (Niederlande) um den Anwendersupport.<br />

Sie sind als virtuelle Center zusammengefasst, um einen einheitlichen<br />

und ortsunabhängigen Kundenservice zu bieten. Zudem ist bei der BASF <strong>IT</strong> Services<br />

die Rolle des „Service Delivery Managers“ definiert. Dieser ist mit dem Service Level<br />

Management, d.h. mit der Definition, Überwachung und Steuerung der Service Level<br />

Agreements betraut. Auch das reguläre Beschwerdemanagement ist in der Servicemanagement-Einheit<br />

aufgehängt. Zur Problemlösung nach Beschwerden kann aber auch<br />

der betroffene Accountmanager als persönlicher Ansprechpartner des betroffenen<br />

Kunden hinzugezogen werden. Durch die Rolle des Service Delivery Managers als<br />

erste Anlaufstelle der Fachseite im operativen Servicemanagement wird die Erledigung<br />

von Routineanfragen vom Accountmanagement ferngehalten. Diese zweistufige<br />

Kundenbetreuung ermöglicht den Accountmanagern, sich um die geschäftliche Weiterentwicklung<br />

ihrer Bestandskunden im Sinne eines Cross- und Upsellings zu bemühen.<br />

Beide Bereiche arbeiten dabei eng zusammen: Falls das Servicemanagement<br />

Kundenbedürfnisse entdeckt, leitet es die Informationen an das Accountmanagement


96 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

weiter. Dies kann z.B. den Bedarf nach Schulungsmassnahmen betreffen, falls im Servicemanagement<br />

deutlich wird, dass verstärkt auftretende Störungsmeldungen auf unsachgemässe<br />

Bedienung einer Applikation zurückzuführen sind. Umgekehrt informieren<br />

sich die Accountmanager vor einem Kundenbesuch auch über mögliche Beschwerde-<br />

oder Störfälle.<br />

Die Messung der Kundenzufriedenheit findet bei der BASF <strong>IT</strong> Services hinsichtlich<br />

der Anwenderzufriedenheit und der Projektkundenzufriedenheit statt. Letztere wird<br />

einmal jährlich gesamthaft durchgeführt bzw. in einem Debriefing nach jedem beendeten<br />

Projekt. Hierbei stehen Fragen nach Preis, Pünktlichkeit und Qualität der Leistungserbringung<br />

sowie nach der Zufriedenheit mit der Angebots- oder Rechnungsstellung<br />

im Mittelpunkt. Die Userbefragung geschieht stichprobenartig aus dem Ticketing-System<br />

heraus und betrifft u.a. die Zufriedenheit mit den Problemlösungen des<br />

Helpdesks.<br />

3.4.3.4 Systemseitige Unterstützung<br />

Mit der Ausgründung der BASF <strong>IT</strong> Services und der Einführung der im vorherigen<br />

Kapitel beschriebenen Prozesse des Kundenmanagements wurde auch die Auswahl<br />

einer geeigneten CRM-Systemunterstützung notwendig. Aufgrund der bestehenden<br />

Verwendung von Lotus Notes als Kommunikationsanwendung in der gesamten BASF-<br />

Gruppe entschied sich die BASF <strong>IT</strong> Services <strong>für</strong> eine Notes-basierte CRM-Lösung der<br />

Firma Gedys Intraware. Hierbei wurde das Standardmodul „Office“ ausgewählt und an<br />

die Bedürfnisse und Schnittstellen zu bestehenden Applikationen der BASF <strong>IT</strong> Services<br />

angepasst. Die resultierende CRM-Lösung wird firmenintern SaMS (Sales and<br />

Marketing Support) genannt.<br />

SaMS ist das zentrale Informationssystem <strong>für</strong> den Bereich Sales- und Accountmanagement<br />

und dient als Kundendatenbank sowie der Verwaltung von Kundenprofilen<br />

und der Unterstützung des Selling Process. Abbildung 3-14 zeigt die Dokumentstruktur<br />

in SaMS.


3.4 BASF <strong>IT</strong> Services 97<br />

Profile<br />

Account Plan<br />

Customer Profile<br />

Sales Information<br />

Sales Objective 1<br />

Proposal Container<br />

Sales Objective n<br />

Contacts<br />

Account Level<br />

• Information concerning the whole<br />

account<br />

• Sales/Account team will be defined<br />

within the ‘Profile’ document<br />

Sales Objective Level<br />

• Each Sales Objective consists of one or<br />

more SOEs/SOMs. Central object of the<br />

selling process<br />

Proposal Level<br />

• Information concerning one proposal<br />

(objective level depending on customer<br />

requirements)<br />

Account Level<br />

• Contacts are stored on account level<br />

Activities Contact Level<br />

• Activities are assigned to contacts<br />

Abbildung 3-14: Dokumentenstruktur der CRM-Applikation „SaMS“<br />

[Quelle: BASF <strong>IT</strong> Services]<br />

Das allgemeine Kundenprofil (Profile) ist das <strong>für</strong> die Geschäftstätigkeit relevante<br />

Kerndokument. Sowohl BASF- als auch non-BASF Kunden sowie alle Prospects und<br />

Leads sind darin einheitlich erfasst. Dem Profil ist die individuelle Strategie zur Kundenentwicklung<br />

zugeordnet (Account Plan), auf deren Bestandteile bereits im vorherigen<br />

Kapitel eingegangen wurde. Im Customer Profile sind die Kundenhistorie, das<br />

geschäftliche Umfeld des Kunden sowie ggf. Wettbewerber gespeichert. Auch die Historie<br />

der verantwortlichen Accountmanager ist darunter abgelegt. Unter Contacts finden<br />

sich die wesentlichen Ansprechpartner und mögliche Einflussgeber beim Kunden.<br />

Eine Hierarchieebene darunter sind sämtliche Aktivitäten (Activities) mit den jeweiligen<br />

Kontakten aufgelistet (z.B. Anruf- und Meetingprotokolle) sowie die ein- und<br />

ausgehende Email-Korrespondenz.<br />

Zentrale Bedeutung nimmt die Kategorie Sales Information ein. Sie bietet unmittelbare<br />

Unterstützung zum Selling Process. Konkrete Vertriebsinitiativen werden einzeln als<br />

Sales Objectives angelegt, die wiederum aus verschiedenen Elementen und Modulen<br />

(Sales Objective Elements/Modules, SOE/SOM) bestehen können. In der Sales Objective<br />

Maske findet sich zunächst der Selling Plan <strong>für</strong> die individuelle Vorgehensweise<br />

zu einer Vertriebsinitiative. Darüber hinaus ist ein Lotus Notes-basiertes Kalkulationstool<br />

eingebunden, das über eine Schnittstelle zu den SAP-Systemen des <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>s verfügt. Zudem sind die Approvals der einzelnen Vertriebsphasen in<br />

einem Workflow abgebildet. In einer separaten Ansicht, dem Proposal Container, sind<br />

schliesslich sämtliche mit der Vertriebsinitiative verbundenen Dokumente, vornehmlich<br />

MS Office-Dateien, zu finden. Das Autorisierungsprinzip von SaMS ist mehrstufig<br />

und berücksichtigt verschiedene Rollen und Sichten. Beispielsweise haben die Accountmanager<br />

keinen Zugriff auf die Verkaufsinitiativen und -vorgaben ihrer Kollegen.


98 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Neben der zentralen CRM-Lösung SaMS verwendet die BASF <strong>IT</strong> Services verschiedene<br />

weitere Applikationen <strong>für</strong> ihr Kundenmanagement (s. Abbildung 3-15).<br />

PST<br />

Kampagnenmanagement<br />

MS Access<br />

Reporting<br />

Lotus Notes<br />

SaMS CRM<br />

Kundenprofil<br />

Accountplan<br />

Kontakte/Korrespondenz<br />

Sales Objectives<br />

Angebotskalkulation<br />

Order<br />

Management<br />

Kundendatenbank<br />

Intranet/Internet Portal<br />

SAP R/3<br />

Module SD und PS<br />

Contract<br />

Projektmanagement<br />

HP Openview<br />

Servicemanagement<br />

Abbildung 3-15: Systemlandschaft im Kundenmanagement der BASF <strong>IT</strong> Services<br />

Ergänzend zum SaMS CRM-System wird ein Pre-Sales-Tool (PST) <strong>für</strong> das Kampagnenmanagement<br />

verwendet. Das PST unterstützt das Event Management sowie die<br />

Leadgenerierung und spielt die Ergebnisse in die Account Pläne des SaMS-Systems<br />

ein.<br />

Ist ein Sales Objective zum Verkaufsabschluss gekommen, geht der Auftrag in eine<br />

Notes-basierte Lösung <strong>für</strong> Order Management über, das die Schnittstelle zum SAP R/3<br />

Modul Solution Delivery (SD) bildet. Dort wird ein Contract angelegt und über das<br />

PS-Modul das Projektmanagement abgewickelt. Die Datengrundlage sowohl <strong>für</strong> das<br />

SaMS CRM-System als auch <strong>für</strong> die Projektabwicklung in SAP bildet eine Kundendatenbank.<br />

Ein Abgleich der Kundendaten zwischen beiden Systemen erfolgt regelmässig.<br />

Auch zwischen dem Selling Process und der Projektabwicklung ist die Datenkonsistenz<br />

durch Verwendung einer einheitlichen Proposal-Referenz-Nummer gewährleistet.<br />

Nach Projektdurchführung findet keine Rückkopplung von Informationen in das<br />

SaMS-CRM-Tool statt, da diese Anwendung rein zur Abwicklung der Presales-<br />

Aktivitäten bis hin zum Vertragsabschluss konzipiert ist. Die Ergebnisse der Kundenzufriedenheitsanalysen<br />

sind ebenfalls nicht in SaMS integriert. Ein Reporting an die<br />

Accountmanager zum jeweiligen Stand ihrer Sales Pipeline erfolgt regelmässig.<br />

Im Bereich Servicemanagement werden die Überwachung der Service-Level-<br />

Agreements (SLAs) und die Berichterstattung durch HP Openview unterstützt. Für das<br />

Reporting der Service Level wird ein SLA-Management-System (SLAMS) eingesetzt,<br />

dessen Analysen grafisch aufbereitet über das Intranet abgerufen werden können. Zwi-


3.4 BASF <strong>IT</strong> Services 99<br />

schen den Systemen des Servicemanagements und denen des Kundenmanagements<br />

besteht keine Verbindung. Das Internetportal wird <strong>für</strong> die Unternehmensdarstellung<br />

und <strong>für</strong> die Bereitstellung von Marketinginformationen wie der Kundenzeitschrift genutzt.<br />

Insgesamt lassen sich folgende Besonderheiten zum Systemeinsatz im Kundenmanagement<br />

der BASF <strong>IT</strong> Services festhalten:<br />

• Integrierte Korrespondenz: Dank der Verwendung der Lotus Notes Plattform als<br />

Basis <strong>für</strong> SaMS besteht eine nahtlose Email-Einbindung sowie die Möglichkeit, direkt<br />

aus dem System heraus Meetings und Aufgaben zu planen bzw. zuzuweisen.<br />

Ausserdem sind zahlreiche Office-Templates hinterlegt. Diese Integration erweist<br />

sich als besonders hilfreich <strong>für</strong> den Fast-Track-Prozess, bei dem eine rasche und<br />

unkomplizierte Auftragserledigung gewährleistet sein muss.<br />

• Schnittstellen zwischen SaMS und SAP: Kommt ein Vertragsabschluss zustande,<br />

gilt das Sales Objective in SaMS als beendet und ein Projekt wird im SAP-System<br />

eröffnet. Es geschieht dabei keine Rückspiegelung an SaMS hinsichtlich des späteren<br />

Betriebs einer Lösung oder zu möglichen After-Sales-Bedürfnissen des Kunden.<br />

SaMS ist ausschliesslich <strong>für</strong> die Unterstützung der Presales-Aktivitäten bis hin<br />

zum Vertragsabschluss konzipiert.<br />

• Separate Servicemanagement-Lösung: Zwischen Projektkundensicht und Anwendersicht<br />

besteht momentan systemtechnisch keine Integration. Accountmanager<br />

müssen sich vor Kundenbesuchen persönlich informieren, ob evtl. Störfälle oder<br />

sonstige Beschwerden aus dem Applikationsbetrieb vorliegen.<br />

Die Systemakzeptanz im Kundenmanagement der BASF <strong>IT</strong> Services ist insgesamt gut.<br />

Die nötige Aktualität und Sorgfalt bei der Datenpflege wird durch erhöhtes Topmanagement-Commitment<br />

gefördert: Wie alle Lieferanten der BASF unterliegt die BASF<br />

<strong>IT</strong> Services aufgrund der Vorgaben des Sarbanes Oxley Acts (SOX) 14 einer exakten<br />

Dokumentierungspflicht ihrer Geschäftsbeziehungen mit dem Unternehmen.<br />

3.4.3.5 Geplante Weiterentwicklungen und zukünftige Herausforderungen<br />

Bei der BASF <strong>IT</strong> Services liegen sowohl kurzfristige operative Verbesserungen als<br />

auch mittelfristige geschäftliche Weiterentwicklungen im Fokus. Für die operative<br />

Auftragsabwicklung werden momentan Verfahren installiert, um Dauer und Qualität<br />

der Angebots- und Rechnungsstellungsprozesse kontinuierlich zu verbessern und de-<br />

14 Der Sarbanes-Oxley Act ist ein US-Gesetz zur Verbesserung der Unternehmensberichterstattung. Im Rahmen<br />

der Section 404 des Sarbanes-Oxley Acts müssen Unternehmensprozesse beschrieben und Kontrollverfahren<br />

festgelegt werden, die das Risiko eines falschen Bilanzausweises minimieren sollen. Das Gesetz gilt<br />

<strong>für</strong> Unternehmen, die an US-Börsen gelistet sind sowie <strong>für</strong> deren Tochterunternehmen und Lieferanten [s.<br />

Lander 2004].


100 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

ren Leistung zu messen. Im Bereich Systeme wird überlegt, die Notes-basierte SaMS<br />

Lösung im Zeitraum von ca. zwei Jahren durch mySAP CRM zu ersetzen mit dem Ziel<br />

der Einheitlichkeit bei Betrieb und Betreuung der Corporate Systeme. Geschäftlich<br />

wird der weitere Ausbau der Drittmarktakquise vorangetrieben. Ziel ist ein mittelfristiger<br />

Anteil des Drittmarktgeschäfts von 15-20% am Gesamtumsatz. Das Wachstum<br />

soll operativ, ggf. aber auch durch Unternehmenszukäufe generiert werden. Ebenso<br />

soll die bereits seit einiger Zeit eingeschlagene Ausweitung des Branchenfokus von<br />

einem ehemals auf die Prozessindustrie fokussierten <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> zu einem integrierten<br />

Lösungsanbieter <strong>für</strong> den gesamten Industriesektor und den öffentlichen Bereich<br />

weiter verfolgt werden.<br />

3.4.4 Erkenntnisse<br />

Für die Gestaltung des <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n<br />

und Fachbereichen lassen sich aus der vorliegenden Fallstudie folgende Erkenntnisse<br />

gewinnen:<br />

• Umsatzverantwortung liegt bei den Accountmanagern: Bei der BASF <strong>IT</strong> Services<br />

sind die Account- und Sales Manager verantwortlich <strong>für</strong> die Umsätze, die sie generieren.<br />

Sie pflegen somit nicht nur die Kundenbeziehung, sondern haben über die<br />

Bonusrelevanz einen unmittelbaren Anreiz, die Geschäftsbasis der Firma zu sichern<br />

und zu erweitern.<br />

• Approvals als effizienter Weg der Angebotssteuerung: Die klare Definition verschiedener<br />

Abstimmungsschranken (Approvals) im Angebotsprozess ermöglicht es<br />

der BASF <strong>IT</strong> Services, in jedem Stadium der Angebotserstellung die geeignete Autoritätshierarchie<br />

einzubinden und somit effizient über die Verwendung von Ressourcen<br />

zur Auftragsakquise zu entscheiden. Um eine Bürokratisierung des Approval-Vorgehens<br />

zu vermeiden, hat die Firma einen Fast-Track-Prozess eingeführt,<br />

über den kleinere Projekte und Erweiterungen zu bestehenden Aufträgen die verschiedenen<br />

Verkaufsphasen und Approvalschritte überspringen. Zudem sind die<br />

Approvals umfangreich im CRM-System unterstützt, indem sie in einem eigenen<br />

Workflow in den Vertriebsablauf eingefügt sind.<br />

• Nachhaltigkeit der Kundenbetreuung: Besonders im Geschäft mit Kunden aus einem<br />

Grossunternehmen wie der BASF ist der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses<br />

zwischen Projektkunde und Accountmanagement schwierig, da die Ansprechpartner<br />

auf Kundenseite beispielsweise durch Reorganisationen häufig wechseln.<br />

Umso wichtiger erweist sich daher nach Erfahrung der BASF <strong>IT</strong> Services die<br />

durchgehende Beibehaltung von Ansprechpartnern auf Accountmanagement-Seite<br />

im Sinne eines Single Point of Contact. Auch Sales Manager, die einen „non-<br />

BASF“ Kunden akquiriert haben, behalten die Betreuung dieses Kunden, um auch<br />

dort ein Cross- und Upselling im Laufe der Geschäftsbeziehung zu ermöglichen.<br />

Systemseitig sind Schnittstellen zwischen den Werkzeugen des Vertriebs, der Pro-


3.5 Lufthansa Systems 101<br />

jektdurchführung und des Servicemanagements anzustreben, um auch von der Informationsbereitstellung<br />

her ein Kundenmanagement über den gesamten Beziehungszyklus<br />

hinweg zu unterstützen.<br />

3.5 Lufthansa Systems<br />

3.5.1 Das Unternehmen<br />

Überblick. Die Lufthansa Systems AG (LH Systems) ist ein weltweit agierender <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>, der seine Ursprünge in der Airline- und Aviation Branche hat. Das Unternehmen<br />

ging am 1. Januar 1995 aus der EDV-Abteilung des Lufthansa-Konzerns<br />

hervor. Seit Aufnahme der eigenständigen Geschäftstätigkeit trat die LH Systems auf<br />

dem externen Markt auf. Heute beträgt der Anteil des Drittmarktgeschäfts rund 40%<br />

am Gesamtumsatz. Gemessen an ihrem Umsatz in Deutschland stand das Unternehmen<br />

2005 an Platz vier der <strong>IT</strong>-Beratungs- und Systemintegrationsunternehmen<br />

[Lünendonk 2006a]. Das Produktportfolio der LH Systems deckt alle Geschäftsprozesse<br />

einer Airline ab. Infrastrukturleistungen bilden ein weiteres wichtiges Standbein. Im<br />

April 2006 wurde die LH Systems von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.<br />

Anteilseigner bleibt zu 100% der Lufthansa Konzern (s. Tabelle 3-5).<br />

LUFTHANSA SYSTEMS AG<br />

Gründung Januar 1995<br />

Hauptsitz Kelsterbach, Deutschland<br />

Branche<br />

<strong>IT</strong>-Dienstleistungen, schwerpunktmässig <strong>für</strong> die Airline- und Aviation Branche<br />

Kunden<br />

Lufthansa Konzern sowie externe Fluggesellschaften und Aviation-Unternehmen<br />

ebenso wie luftfahrtfremde Industrie- und Dienstleistungsunternehmen<br />

Geschäftsfelder<br />

Airline Management Solutions, Passenger Airline Solutions, Airline Operations<br />

Solutions, Industry Solutions, Infrastructure Services<br />

Anteilseigner Lufthansa AG (100%)<br />

Homepage www.lhsystems.com<br />

Umsatz<br />

€ 634.7 Mio. (in 2005), davon € 256.8 Mio. ausserhalb des Lufthansa Konzerns<br />

Gewinn vor Steuern € 65.4 Mio. (in 2005, EB<strong>IT</strong>)<br />

Mitarbeiter ca. 4.550<br />

Erhebungszeitraum der Fallstudie<br />

Mai - Juni 2006<br />

Tabelle 3-5: Rahmendaten der Lufthansa Systems<br />

Geschäftsfelder und organisatorische Ausrichtung. Das Kerngeschäft der Lufthansa<br />

Systems liegt in der Airline- und Aviationbranche. Aufgrund ihrer weiteren Tätigkeiten<br />

in der Prozessunterstützung <strong>für</strong> die Industrie und der Bereitstellung von Infrastrukturleistungen<br />

ist die LH Systems in folgende fünf Geschäftsfelder unterteilt:


102 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

• Airline Management Solutions: Dieser Geschäftsbereich bietet Lösungen <strong>für</strong> Fluggesellschaften<br />

– von der Netzplanung über Codeshare-Handling, Crew Management<br />

und Preisgestaltung bis hin zum Revenue Management.<br />

• Passenger Airline Solutions: Im Passagiermanagement bietet die LH Systems u. a.<br />

das Hosting von Airline-Daten an sowie das Passagiersystem FACE (Future Airline<br />

Core Environment), welches das distributionsbezogene Multikanalmanagement<br />

flexibilisiert.<br />

• Airline Operations Solutions: Hierzu zählen Leistungen <strong>für</strong> den Flugbetrieb, z.B.<br />

<strong>für</strong> die Planung der Flugwege oder das „papierlose Cockpit“.<br />

• Industry Solutions: In diesem Geschäftsbereich vertreibt die LH Systems Lösungen<br />

<strong>für</strong> die Branchen Fertigungsindustrie, Logistik, Energie, Gesundheitswesen und<br />

Medien. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Einführung von SAP-Lösungen, die<br />

ein umfassendes Prozess-Know-how voraussetzen.<br />

• Infrastructure Services: Hierunter sind Outsourcing-Leistungen <strong>für</strong> die <strong>IT</strong>-<br />

Infrastruktur von Luftverkehrsgesellschaften, Banken, Versicherungen und anderen<br />

Unternehmen zusammengefasst. Der Bereich beinhaltet ausserdem Desktop Services,<br />

Netze und Telekommunikationssysteme sowie den Anwendersupport.<br />

Lufthansa Systems verfolgt weltweit einen einheitlichen Markenauftritt. Um der Anforderung<br />

einer globalen Präsenz im Aviationgeschäft gerecht zu werden, ist die LH<br />

Systems mit 17 Standorten in 14 Ländern vertreten. Hauptsitz ist Kelsterbach bei<br />

Frankfurt, wo der <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> eines der grössten und modernsten Rechenzentren<br />

Europas betreibt.<br />

Seit Beginn der Ausgründung als eigenständiger <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> war die Akquisition<br />

von Drittmarktgeschäft ein wesentliches Ziel der LH Systems. Heute ist ihr Drittmarktanteil<br />

im Vergleich zu anderen deutschen <strong>IT</strong>-Tochtergesellschaften sehr hoch.<br />

Der Kundenkreis umfasst weltweit führende Fluggesellschaften und Logistikanbieter<br />

(z.B. die Schweizerischen Bundesbahnen), aber auch Medienkonzerne wie die Süddeutsche<br />

Zeitung und Finanzdienstleister wie die Commerzbank.<br />

3.5.2 Ausgangslage<br />

Sourcing-Modell. Mit der Umwandlung der konzerneigenen <strong>IT</strong>-Division von einem<br />

Cost Center in ein Tochterunternehmen als Profit Center wurde eine marktorientierte<br />

Sourcing Beziehung zwischen dem Lufthansa Konzern und der LH Systems eingeführt.<br />

Zu Beginn des neuen Geschäftsmodells wurde der <strong>IT</strong>-Tochter ein „last call“<br />

Recht eingeräumt, was allerdings äusserst selten in Anspruch genommen wurde. Ein<br />

Grossteil der Aufträge wird über Ausschreibungen vergeben, bei denen auch das „Reverse<br />

Auction“ Prinzip zum Einsatz kommt. Im Lufthansa Konzern sind die Sourcing-<br />

Verhältnisse unterschiedlich: Während die LH Systems bei der Logistiktochter des


3.5 Lufthansa Systems 103<br />

Konzerns, der LH Cargo, einen sehr hohen Anteil des <strong>IT</strong>-Budgets erhält, ist der akquirierte<br />

Budgetanteil bei der LH Technik (Geschäftsbereich Wartung) wesentlich geringer.<br />

Bei der Lufthansa Passage (Geschäftsbereich Passagierflug) liegt dieser bei ca.<br />

zwei Drittel vom Gesamtbudget des Βereichs.<br />

Was den externen Marktauftritt angeht, besteht <strong>für</strong> LH Systems die Vorgabe seitens<br />

der Lufthansa AG, ein kontinuierlich profitables Wachstum zu verfolgen. Hiermit soll<br />

sichergestellt werden, dass Lufthansa Systems auf Benchmark-Niveau agiert und die<br />

Chancen auf Skaleneffekte durch die Volumengenerierung jenseits der Unternehmensgrenzen<br />

der Lufthansa vergrössert werden.<br />

Kundenstruktur. Die Kunden der LH Systems stammen zu ca. 60% aus den Geschäftseinheiten<br />

des Lufthansa Konzerns. Dort ist der <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> mit Projekt- und<br />

Abteilungsleitern der Fachseite, aber auch mit den <strong>IT</strong>-Abteilungen der jeweiligen<br />

Konzerngesellschaften (Business-<strong>IT</strong>-Einheiten) in Kontakt. Eine wichtige Anspruchsgruppe<br />

sind die Konzern-CIOs und <strong>IT</strong>-Leiter der Lufthansa-Tochtergesellschaften. Sie<br />

sind i. d. R. offizieller Auftraggeber <strong>für</strong> Projektausschreibungen und entscheiden über<br />

die Mittelverwendung der von ihnen verantworteten Budgets.<br />

Im Markt ausserhalb des Konzerns umfasst der Kundenstamm der LH Systems weltweit<br />

110 Unternehmen der Luftfahrtindustrie und 80 Unternehmen aus anderen Branchen.<br />

Erster externer Kunde war 1995 die polnische Fluggesellschaft LOT und erster<br />

branchenfremder Kunde 1996 der Heizungshersteller Buderus. Ansprechpartner bei<br />

den externen Kunden sind die jeweiligen Geschäftsführer oder <strong>IT</strong>-Leiter.<br />

Herausforderungen im Wettbewerb. Im Bereich der Kerngeschäftsprozessunterstützung<br />

<strong>für</strong> Airlines ist die Zahl der Marktteilnehmer gering: Hauptkonkurrenten von<br />

Lufthansa Systems sind die amerikanischen Firmen EDS und Sabre sowie die spanische<br />

Firma Amadeus, die mit der LH Systems jedoch in einem harten Wettbewerbskampf<br />

stehen. Im erweiterten Aviation-Umfeld ist die Konkurrenzsituation differenzierter<br />

und nimmt zu, je weniger geschäftsprozessrelevant die jeweiligen Marktsegmente<br />

sind. Das offene Ausschreibungsverfahren der Lufthansa, mit dem der Konzern<br />

marktgerechte Preise erzielen möchte, verstärkt den Wettbewerb zusätzlich. Da die LH<br />

Systems gegenüber dem Lufthansa Konzern externen Anbietern gleichgestellt ist, kann<br />

es durchaus vorkommen, dass die <strong>IT</strong>-Tochter Ausschreibungen des Mutterkonzerns<br />

verliert. Dies passierte beispielsweise Anfang 2006, als der Auftrag <strong>für</strong> ein neues Buchungssystem<br />

an den Konkurrenten Amadeus vergeben wurde. 15<br />

Im Drittmarktgeschäft, vor allem im Infrastrukturbereich, ist die Konkurrenzsituation<br />

am vielfältigsten: Hier muss sich die LH Systems gegenüber zahlreichen Anbietern im<br />

Markt behaupten, die ebenfalls Outsourcing-Dienstleistungen anbieten. Zugute kommt<br />

15 Quelle: CIO.de, 28.06.2006, http://www.cio.de/strategien/projekte/823511/index.html


104 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

der LH Systems allerdings die langjährige Erfahrung auf dem freien Markt, die weltweite<br />

Markenbekanntheit des Lufthansa Konzerns und ihre Grösse.<br />

3.5.3 <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

Die Einführung eines Vertriebsmanagements wurde <strong>für</strong> Lufthansa Systems von Beginn<br />

ihrer Geschäftstätigkeit nötig, da bereits damals die Akquise von Drittmarktgeschäft<br />

eine Vorgabe war. Der nach aussen gerichtete Vertrieb funktionierte jedoch zu<br />

diesem Zeitpunkt eher ad-hoc und informell und hatte keine dedizierten Prozesse oder<br />

ein umfassendes Unterstützungswerkzeug im Hintergrund. Auch ein institutionalisiertes<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> gegenüber Bestandskunden im Lufthansa Konzern<br />

gab es noch nicht. Mit dem Wachstum der LH Systems ergab sich die Notwendigkeit,<br />

das Unternehmen in leichter steuerbare Einzeleinheiten zu unterteilen. Im Jahr 2000<br />

existierten 17 Unternehmensbereiche, die bezogen auf ihre jeweiligen Produkte eigene<br />

Vertriebsaktivitäten unterhielten. Dies förderte zwar den individuellen Unternehmergeist,<br />

aber die einzelnen Einheiten entwickelten zunehmend eine produktgetriebene<br />

Eigendynamik und individuelle Kundenmanagementprozesse. 2001 wurde deswegen<br />

begonnen, ein unternehmensweites Accountmanagement als einheitsübergreifende<br />

Organisationsschicht zu installieren. Das Accountmanagement bezog sich dabei zunächst<br />

auf den grössten Kunden, den Lufthansa Konzern. Um auch die Prozesse einheitlich<br />

auf den Schlüsselkunden Lufthansa auszurichten, wurde von 2004 bis Frühjahr<br />

2006 ein Organisationsprojekt mit dem Namen „PAM@LH“ (Professional Account<br />

Management at Lufthansa) durchgeführt.<br />

3.5.3.1 Strategische Positionierung<br />

Ziel der Lufthansa Systems ist es seit ihrer Gründung, als selbständiges und profitables<br />

Unternehmen bestehen zu können. Einerseits gilt es daher, „preferred supplier“ beim<br />

Lufthansa Konzern zu bleiben und andererseits, das Drittmarktgeschäft kontinuierlich<br />

auszubauen. Für das Kundenmanagement haben diese beiden Massgaben folgende<br />

Implikationen:<br />

• Wertigkeit der Leistungen kommunizieren: Die LH Systems bietet gerade im Aviation-Geschäft<br />

aufwendige Leistungen an, die auch zu hohen Kosten führen, beispielsweise<br />

<strong>für</strong> die Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit in Rechenzentren. Das Unternehmen<br />

verfolgt daher eine sog. „Value Selling“-Strategie, bei der die Hochwertigkeit<br />

der Leistungen und der mit dem Einsatz der jeweiligen Lösung auf Kundenseite<br />

erzielbare Mehrwert gegenüber den da<strong>für</strong> notwendigen Kosten hervorgehoben<br />

werden.<br />

• Partnerschaftliches Auftreten und Vertriebsgedanken vereinen: Gegenüber dem<br />

Lufthansa Konzern steht die Erhaltung und der Ausbau einer partnerschaftlichen<br />

Beziehung im Vordergrund. Hierzu sind persönliche Kundennähe und eine hohe<br />

Empathie <strong>für</strong> die Kundenbedürfnisse nötig. Gleichzeitig muss die LH Systems aber


3.5 Lufthansa Systems 105<br />

auch die Spielregeln des klassischen Sales- und Marketingmanagements beherrschen,<br />

um auf dem freien Markt bestehen zu können.<br />

• Kundennahe Innovationen generieren: Sowohl im konzern<strong>interne</strong>n als auch im<br />

externen Geschäft ist das Ziel der LH Systems, als „Business Enabler“ moderner<br />

Geschäftsmodelle sowie als innovativer Vordenker und Impulsgeber <strong>für</strong> die Businessseite<br />

zu gelten. Das Kundenmanagement muss daher über ein hohes geschäftliches<br />

Know-how verfügen, um latente Kundenbedürfnisse frühzeitig entdecken zu<br />

können. Darüber hinaus ist es nötig, einzelne Kunden in den Innovationsprozess<br />

einzubinden, um den geschäftlichen Nutzen neuer Leistungsangebote sicherzustellen.<br />

3.5.3.2 Organisatorische Einbindung<br />

Die heutige organisatorische Einbindung des <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s bei der<br />

LH Systems ist stark vom bereits erwähnten Projekt PAM@LH geprägt. Die Neugestaltung<br />

der Kundenmanagement-Organisation hatte zum Ziel, verbindliche, aber<br />

gleichzeitig auch gegenüber Strukturänderungen flexible Rollen und Prozesse zu installieren.<br />

PAM@LH fokussierte sich zunächst auf das Beziehungsmanagement zum<br />

Grosskunden Lufthansa Passage, soll aber Schritt <strong>für</strong> Schritt auf andere Lufthansa Accounts<br />

und ggf. auf das Drittmarktgeschäft ausgeweitet werden.<br />

Da der Lufthansa Konzern einem ständigen organisatorischen Wandel unterzogen ist,<br />

sollte auch die LH Systems selbst auf solche Änderungen rasch und unbürokratisch<br />

reagieren können. In Angriff genommen wurde dieses Vorhaben über einen „systemischen<br />

Ansatz“: Unter Einbindung der Accountmanager und in mehreren Iterationen<br />

wurde eine Komplexitätslandkarte mit den Wechselwirkungen aller relevanten Einflussfaktoren<br />

erstellt. Im daraufhin abgeleiteten Organisationsmodell <strong>für</strong> das Accountmanagement<br />

stehen Rollen im Mittelpunkt. Sie können modular zu einzelnen<br />

Stellen zusammengefasst werden und somit auf Strukturveränderungen in der Aufbauorganisation<br />

reagieren. Rollen sind Prozessen zugeordnet, die in einem Schichtenmodell<br />

definiert sind (s. Abbildung 3-16). Die obere Schicht umfasst konkrete Vorgaben<br />

(z.B. über Reportingstandards), wohingegen die unteren Schichten, welche Teilprozesse<br />

und Funktionen betreffen, flexibel sind und Prozessvarianten z.B. gemäss regionaler<br />

Bedürfnisse zulassen, ohne dabei die Konsistenz der darüber liegenden Schichten zu<br />

verletzen.


106 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Rollen Prozesse (rollenbasiert)<br />

� WER führt WAS aus?<br />

KAM<br />

Kunde<br />

Controller<br />

� __<br />

� __<br />

� __<br />

GF<br />

� __<br />

� __<br />

� __<br />

Servicemanager<br />

Proposalmanager<br />

� WER führt WANN WAS aus?<br />

Schicht 1<br />

Schicht 2<br />

Schicht 3<br />

Schicht 4<br />

Prozess<br />

TP 1 TP 2 TP 3<br />

Abbildung 3-16: Rollen- und Prozessverständnis bei der LH Systems<br />

[Quelle: LH Systems]<br />

Im Vertrieb beschäftigt die Lufthansa Systems insgesamt ca. 400 Mitarbeiter. Für den<br />

grössten Kunden, die Lufthansa Passage, sind rund 30 Accountmanager tätig, davon<br />

sieben im Accountmanagement-Support (Back Office). Im Corporate Marketing arbeiten<br />

15 Mitarbeiter.<br />

3.5.3.3 Prozessuale Ausrichtung<br />

Ein wesentliches Ergebnis des PAM@LH Projektes war die Erstellung einer Prozesslandkarte<br />

<strong>für</strong> das Kundenmanagement sowie die Definition von Prozessen und Subprozessen.<br />

Die folgenden Abschnitte veranschaulichen diese Prozesse, insbesondere<br />

das im PAM@LH Projekt definierte Accountmanagement. Zunächst geht der folgende<br />

Abschnitt jedoch auf den Bereich Marketing und Vertriebsplanung ein.<br />

Marketing und Vertriebsplanung. Die Abteilung „Corporate Marketing“ umfasst zunächst<br />

die klassischen Kommunikationsaufgaben wie die Erstellung von Online- und<br />

Printpublikationen und die Organisation von Events. Im Eventbereich stehen zielgruppenorientierte<br />

Fachworkshops im Vordergrund, aber auch die Präsenz auf Grossveranstaltungen<br />

und Messen. Um fachlich gezielt agieren zu können, sind die Marketingmitarbeiter<br />

organisatorisch den fünf Geschäfts- bzw. Produktionseinheiten von Lufthansa<br />

Systems zugeordnet. Diese finanzieren auch die Marketingabteilung. Hinsichtlich<br />

der Markenbildung werden Ziele wie die weltweite Erhöhung des Bekanntheitsgrades<br />

und des Wiedererkennungswertes verfolgt. Es finden allerdings keine expliziten<br />

Investitionen ins „Brand Building“ statt, da der weltweite Bekanntheitsgrad des Mutterkonzerns<br />

Lufthansa auch auf Lufthansa Systems abstrahlt.<br />

Die Marketingfunktion hat bei der LH Systems jedoch weitaus umfangreichere Aufgaben<br />

als die der Imagebildung: Sie stellt in der strategischen Vertriebsplanung die Verbindung<br />

zwischen den Produkteinheiten und dem Sales- bzw. Accountmanagement


3.5 Lufthansa Systems 107<br />

her. Jährlich obliegt ihr hierbei die Erstellung des unternehmensweiten Sales Plans,<br />

der das voraussichtliche Geschäftsvolumen <strong>für</strong> das darauf folgende Jahr abbildet.<br />

Ausgangspunkt des Sales Plans ist die Frage, wie viel Neugeschäft welche Produkte<br />

bei welchen Kunden zu generieren vermögen. Als Kenngrösse werden sog. „Total<br />

Contract Value“ Zielvorgaben ermittelt. Zudem wird festgelegt, welche Top-Themen<br />

generell im folgenden Jahr verfolgt werden sollen. Durch die Koordinationsfunktion<br />

bei der Erstellung des Sales Plan übernimmt das Marketing gleichzeitig auch eine<br />

Controllingaufgabe. Es wird als „Konsolidierer und Rechner“ wahrgenommen, das<br />

über den Sales Plan die einzelnen Vertriebsinitiativen überprüft und insgesamt ein<br />

360°-Vertriebscontrolling nach Produkten, Regionen und Geschäftsbereichen ermöglicht.<br />

Nachdem im Sales Plan das „was“ der Vertriebsplanung festgelegt wurde, arbeitet das<br />

Corporate Marketing in einem Marketing Plan das „wie“ aus. Hier werden Zielgruppen<br />

<strong>für</strong> das Neukundengeschäft bzw. <strong>für</strong> das Cross- und Upselling bei Bestandskunden<br />

gebildet und entsprechende Kampagnen geplant. Im Sinne eines Sales Supports spielt<br />

das Marketing dabei dem Vertrieb Zielkundengruppen <strong>für</strong> die Eventplanung zu. Es<br />

führt aber auch Direktmailings unmittelbar mit den jeweils relevanten Geschäftsbereichen<br />

durch. Eine Erfolgsmessung <strong>für</strong> Kampagnen findet im Rahmen der periodischen<br />

Besprechungen der Vertriebsleiter sowie über die Aufnahme von Feedbackbögen nach<br />

Vertriebsveranstaltungen statt.<br />

Schliesslich kommt dem Marketing auch die Aufgabe der Kundenzufriedenheitsmessung<br />

zu. In der Regel wird alle zwei Jahre eine Zufriedenheitsumfrage unter den Fachbereichskunden<br />

durchgeführt, bei der Themen wie die allgemeine Wahrnehmung der<br />

LH Systems und die Wiederkaufswahrscheinlichkeit abgedeckt werden. Dabei wird<br />

zwischen Konzernkunden und Nicht-Konzernkunden unterschieden. Probleme mit der<br />

langfristigen Vergleichbarkeit der Ergebnisse bereiten nach Angaben der LH Systems<br />

gelegentliche Reorganisationen, sowohl bei den Kunden als auch im Lufthansa Systems<br />

Unternehmensverbund.<br />

Accountmanagement. Wie bereits am Anfang von Abschnitt 3.5.3 erwähnt, hatte das<br />

Projekt PAM@LH die Schaffung geschäftsbereichsübergreifender Strukturen und Prozesse<br />

zum Ziel. Das resultierende Key Account Management-Konzept wurde zunächst<br />

<strong>für</strong> den Hauptkunden der LH Systems, Lufthansa Passage, eingeführt. Dieser Schritt<br />

ist allerdings bereits als wesentlich anzusehen, da die Lufthansa Passage rund ein Drittel<br />

am Gesamtumsatz der LH Systems ausmacht.<br />

Im Mittelpunkt der neu definierten Accountmanagement-Prozesslandkarte (s.<br />

Abbildung 3-17) stehen die beiden Kernprozesse Accountmanagement und Servicemanagement.<br />

Letzterer repräsentiert dabei allerdings nicht die eigentlichen Servicemanagement-Prozesse<br />

wie Problem-, Incident- oder Release Management, sondern zeigt<br />

deren Schnittstellen zum Kundenmanagement auf. Die Kernprozesse werden begleitet


108 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

von Führungsprozessen wie einem „Kontinuierlichen Verbesserungsprozess“ (KVP),<br />

der die Anpassungsfähigkeit des Accountmanagements gegenüber dem organisatorischen<br />

Wandel gewährleisten soll. Unterstützungsprozesse wie das Partnermanagement<br />

oder die Fakturierung sollen die eigentlichen Kernprozesse entlasten.<br />

K<br />

U<br />

N<br />

D<br />

E<br />

N<br />

A<br />

N<br />

F<br />

O<br />

R<br />

D<br />

E<br />

R<br />

U<br />

N<br />

G<br />

E<br />

N<br />

Accountmanagement Entwicklungsprozess<br />

Personalführungsprozess<br />

KVP – Kontinuierlicher Verbesserungsprozess<br />

Innovationsmanagement Prozess<br />

Führungsprozesse<br />

Kernprozesse<br />

Accountmanagement Prozess<br />

Servicemanagement Prozess<br />

Unterstützungsprozesse<br />

Accounting Controlling Prozess<br />

Qualitätsmanagement Prozess<br />

Beschaffungsprozess<br />

Partner Management Prozess<br />

Fakturierungsprozess<br />

Abbildung 3-17: Prozesslandkarte Key Account Management [Quelle: LH Systems]<br />

Am Beginn des Accountmanagement-Prozesses steht die Accountplanung. Halbjährlich<br />

füllen die Accountmanager gemeinsam mit ihren Kunden einen Planungsbogen<br />

aus, der die geschäftlichen Ziele des Kunden <strong>für</strong> die nächsten 2-3 Jahre definiert.<br />

Durch die Aufnahme der rein geschäftlichen „Business Pains“ versucht die LH Systems,<br />

sich in die Probleme des Kunden hineinzuversetzen und ein Maximum an Nutzenstiftung<br />

mit ihren <strong>IT</strong>-Lösungen herbeizuführen. Erfährt die LH Systems beispielsweise,<br />

dass hohe Treibstoffkosten bei ihren Kunden das operative Geschäft beeinträchtigen,<br />

überlegt die Firma, wie sie zu einer Senkung der Kerosinkosten beitragen kann,<br />

indem z.B. Abläufe im Ground Handling optimiert und somit Leerlaufzeiten minimiert<br />

werden. Generell gilt bei der Accountplanung die Maxime, sich „in die Kunden der<br />

Kunden“ hineinzuversetzen, um möglichst unmittelbar zur Wertgenerierung beitragen<br />

zu können.<br />

Neben den Geschäftsanforderungen des Kunden enthält der Accountplan ein allgemeines<br />

Kundenprofil, Statusinformationen zu bestehenden Geschäftsbeziehungen, Informationen<br />

zu Stärken und Schwächen der LH Systems aus Kundensicht, eine Wettbewerbsanalyse<br />

sowie Informationen zu organisatorischen Einflussgrössen und Entscheidungsträgern.<br />

Mit der detaillierten Accountplanung will die LH Systems in Zukunft<br />

auch überprüfen, ob ein Kunde den Status eines „Key Accounts“ erhält und somit<br />

mehr Ressourcen <strong>für</strong> seine Betreuung bereitgestellt werden. Hierzu schlägt das<br />

K<br />

U<br />

N<br />

D<br />

E<br />

N<br />

Z<br />

U<br />

F<br />

R<br />

I<br />

E<br />

D<br />

E<br />

N<br />

H<br />

E<br />

I<br />

T


3.5 Lufthansa Systems 109<br />

PAM@LH-Projekt ein Scoringmodell vor, dass die Kundenattraktivität anhand von<br />

Attributen wie Umsatz und Wachstumspotenzial und die Stärken der LH Systems<br />

beim Kunden anhand von Faktoren wie Innovationskraft, Kostensensitivität oder Flexibilität<br />

gewichtet und skaliert. Abbildung 3-18 zeigt die resultierende Segmentierungsmatrix.<br />

Stärken der LSY beim Kunden<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0<br />

200<br />

Kunde C<br />

Kunde A<br />

400<br />

A<br />

Kunde B<br />

600<br />

Attraktivität<br />

Kunde G<br />

Kunde F<br />

800<br />

Kunde D<br />

Kunde E<br />

Abbildung 3-18: Segmentierung zur Key Account Auswahl [Quelle: LH Systems]<br />

Die Grösse der Kreise symbolisiert den derzeitigen Umsatz. Die Vergabe des Key Account<br />

Status ist zudem abhängig von den verfügbaren Ressourcen. Je mehr Ressourcen<br />

zur Verfügung stehen, desto weiter lassen sich die Bewertungslinien A nach links und<br />

B nach unten verschieben.<br />

Kern des PAM@LH Accountmanagement-Prozesses ist das Opportunitymanagement<br />

(s. Abbildung 3-19). Es bildet die Phasen zur Akquise von Projektaufträgen ab.<br />

Opportunity<br />

planen<br />

Lösungskonzepte<br />

entwickeln<br />

Lösungskonzept<br />

festlegen<br />

B<br />

1000<br />

Angebotsmanagementprozess<br />

Abbildung 3-19: Opportunitymanagement-Prozess<br />

Verhandlungsprozess<br />

Anzumerken ist hierbei, dass zunächst in den ersten drei Prozessblöcken <strong>interne</strong> Aufgaben<br />

und Evaluierungen geschehen, bevor das Angebotsmanagement gestartet wird.<br />

Lufthansa Systems will damit gewährleisten, dass sowohl die Geschäftslogik im Sinne<br />

einer „Total Contract Value“ Abschätzung (Prozessschritt „Opportunity planen“) als<br />

auch die Lieferfähigkeit der vom Kunden gewünschten Lösungsvariante (Prozessschritte<br />

„Lösungskonzepte entwickeln“ bzw. „festlegen“) vor dem in Kontakttreten mit<br />

dem Kunden intern abgeklärt sind. Die Führung und der Kundenkontakt während des<br />

Opportunitymanagement-Prozesses liegen bei der Rolle des Accountmanagers. Er<br />

wird jedoch umfangreich unterstützt von weiteren „Sales Support“-Rollen, die im


110 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Backoffice tätig sind wie dem Opportunitymanager, dem Proposalmanager oder dem<br />

Controller.<br />

Ziel von Lufthansa Systems ist es, während des Opportunitymnagement-Prozesses<br />

über frühzeitige und regelmässige Beobachtungsmöglichkeiten zu verfügen, z.B. ob<br />

eine Vertriebsinitiative weiterverfolgt und in welchem Umfang Ressourcen da<strong>für</strong> bereitgestellt<br />

werden sollen. Hierzu hat die LH Systems bereits seit einigen Jahren einen<br />

Deal Qualification Process installiert. Sog. „Deal Qualification Boards“ (DQBs) treten<br />

als Gremien, bestehend aus Sales Verantwortlichen, Accountmanagern und Vertretern<br />

der leistungserbringenden Geschäftsbereiche zusammen, um über die Weiterverfolgung<br />

von Angeboten zu entscheiden (s. Abbildung 3-20). Der Deal Qualification Process<br />

ist <strong>für</strong> Vertriebsinitiativen über 2 Mio. Euro Volumen verbindlich und kann bei<br />

reinen Vertragsverlängerungen ohne inhaltliche Änderungen auf der Leistungs-/ Entgeltseite<br />

entfallen.<br />

Prospect Discover<br />

DQB Prospect<br />

Kunden<br />

identifizieren<br />

� Ist der Kunde<br />

<strong>für</strong> LH Systems<br />

interessant?<br />

� Passt das mögliche<br />

Geschäft<br />

zur LH Systems-<br />

Strategie?<br />

� In welchen Bereichen<br />

streben<br />

wir Zusammenarbeit<br />

an?<br />

� Investieren wir<br />

Ressourcen in<br />

Besuche und<br />

Präsentationen?<br />

Kunden<br />

qualifizieren<br />

� Wie bewerten<br />

wir die Erfolgsaussichten<br />

einen<br />

Auftrag zu<br />

gewinnen?<br />

� Wie viel TCV<br />

wird der Auftrag<br />

bringen?<br />

� Setzen wir<br />

Ressourcen zur<br />

Angebotserstellung<br />

ein?<br />

Define<br />

DQB Discover DQB Define DQB Confirm<br />

Lösungskonzept<br />

formulieren<br />

� Due Diligence<br />

durchführen<br />

� Angebot<br />

ausarbeiten<br />

� SLAs<br />

ausarbeiten<br />

� Risiken<br />

bewerten<br />

Confirm<br />

Vertragsverhandlung<br />

� Angebot<br />

präsentieren<br />

� LOI<br />

unterzeichnen<br />

� Vertrag<br />

ausarbeiten<br />

� Vertrag<br />

abschließen<br />

Produce<br />

Leistungen<br />

erbringen<br />

� Account<br />

etablieren oder<br />

Firma/<br />

Niederlassung<br />

gründen<br />

� ggf. Mitarbeiter<br />

und/oder<br />

Anlagegüter<br />

übernehmen<br />

� Leistungen<br />

vertragsgerecht<br />

erbringen<br />

Abbildung 3-20: Der „Deal Qualification Process“ [Quelle: LH Systems] 16<br />

Wie aus Abbildung 3-20 hervorgeht, sind die fünf Prozessschritte zwischen den Phasen<br />

„Prospect“ und „Produce“ ähnlich zu denen des Opportunitmanagement-Prozesses<br />

aus Abbildung 3-19, der im PAM@LH Projekt gegenüber dem Kunden Lufthansa<br />

Passage festgelegt wurde. Dies liegt daran, dass der Deal Qualification Process älter ist<br />

und zudem <strong>für</strong> den gesamten Kundenkreis der LH Systems definiert wurde. Ziel war<br />

es, eine flexible Entscheidungsstruktur zu implementieren, die unabhängig sowohl von<br />

konzern<strong>interne</strong>m und -externem Geschäft als auch von Cross- und Upselling mit Bestandskunden<br />

oder Neukundengeschäft sein sollte. Um sich in den unternehmensweit<br />

16 Die in Abbildung 3-20 verwendeten Abkürzungen sind im Abkürzungsverzeichnis dieser Arbeit aufgeführt.


3.5 Lufthansa Systems 111<br />

gültigen Deal Qualification Process zu integrieren, berücksichtigt das PAM@LH Prozessmodell<br />

die Schnittstellen zu den jeweiligen Deal Qualification Boards (s.<br />

Abbildung 3-21).<br />

Opportunity Plan<br />

KAM<br />

Opportunity Manager<br />

Proposalmanager<br />

1Salesprobability<br />

analysieren<br />

Opportunity<br />

Plan<br />

2 Opportunity<br />

Review<br />

Discover<br />

Opportunity nicht oküberarbeiten<br />

im adäquaten<br />

Prozess: Opportunity Plan<br />

Opportunity ok:<br />

Opportunity<br />

Plan<br />

Keine Freigabe, überarbeiten im<br />

adäquaten Prozess: Opportunity<br />

Plan<br />

3 DQB<br />

Discover<br />

erforderlich?<br />

4 DQB<br />

Process<br />

nein:<br />

opportunity<br />

Plan<br />

Ja: Opportunity Plan DQB: Freigabe<br />

Key Account Manager<br />

Opportunity Manager<br />

5 Phasenwechsel<br />

dokumentieren<br />

Opportunity Plan<br />

6 Vom Kunden präferierte<br />

Lösungsvariante ermitteln<br />

7 Proposalmanager<br />

festlegen<br />

an Angebotsmanagement<br />

Prozess: Opportunity Plan<br />

Opportunity Plan<br />

Opportunity Plan<br />

8<br />

Proposalteam<br />

festlegen<br />

Abbildung 3-21: Schnittstelle zwischen Opportunity Process und DQB<br />

[Quelle: LH Systems]<br />

Proposal Manager<br />

Mit der Integration der bestehenden Entscheidungsgremien in den neuen Opportunitymanagement-Prozess<br />

gelingt es der LH Systems, ihrem Leitprinzip einer flexiblen<br />

und veränderungsfähigen Organisation nachzukommen.<br />

Neben den klar definierten Prozessen, Rollen und Strukturen sieht Lufthansa Systems<br />

auch die Persönlichkeit der Accountmanager als wesentlichen Erfolgsfaktor im Kundenmanagement.<br />

Da die LH Systems eine Qualitätsstrategie mit hochwertigen Leistungen<br />

verfolgt, ist <strong>für</strong> sie das „Value Selling“ von besonderer Bedeutung. Wichtig ist,<br />

dass Accountmanager und Kunde eine Partnerschaft aufbauen und der Accountmanager<br />

über ein hohes Mass an Empathie <strong>für</strong> die Kundenbedürfnisse verfügt. Um die persönlichen<br />

Faktoren im Accountmanagement zu schärfen, kombiniert die LH Systems<br />

verschiedene Ansätze. Das Leitbild einer „Sich-Kümmern-Mentalität“ soll bewirken,<br />

dass Accountmanager als Berater und Partner ihrer Kunden wahrgenommen werden.<br />

Es gründet auf der Erfahrung des Leiters Key Account Management Lufthansa Passage,<br />

dass sich Accountmanagement nur zu einem gewissen Grad über formelle Prozesse<br />

betreiben lässt. Eine partnerschaftliche Kundenbeziehung entsteht jedoch grösstenteils<br />

dadurch, dass die Accountmanager von ihren Kunden als glaubwürdige und vertrauensvolle<br />

Berater wahrgenommen werden. Als eine der Massnahmen zur Umsetzung<br />

des Leitbildes soll die „Customer Face Time“ der Accountmanager im Vergleich zu<br />

administrativen Aufgaben deutlich im Vordergrund stehen. Der Leiters Key Account


112 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Management Lufthansa Passage erklärt hierzu: „Key Account Management lässt sich<br />

nicht von Schreibtisch aus betreiben. Glaubwürdigkeit entsteht durch Sichtbarkeit. Es<br />

gilt, ansprechbar zu sein, ein Gespür <strong>für</strong> die Nöte und Be<strong>für</strong>fnisse des Kunden zu entwickeln“<br />

[s. auch Kneusels-Hinz 2005, 83ff]. Gefördert wird dieses Prinzip durch weitere<br />

Massnahmen. So sorgen klar definierte Unterstützungsprozesse und Back Office-<br />

Rollen wie die des Controllers und des Proposal Managers (vgl. Abbildung 3-16 und<br />

Abbildung 3-17) da<strong>für</strong>, dass den Accountmanagern genügend Freiraum <strong>für</strong> die Pflege<br />

der persönlichen Kundenbeziehung bleibt. Für die Auswahl und Entwicklung der Accountmanager<br />

werden zudem Kompetenzanforderungsprofile verwendet, die auf einzelne<br />

Stellen zugeordnet sind und sich in einzelne Stufen (Entry-, Intermediate- und<br />

Senior Level) gliedern. Hinzu kommt ein Persönlichkeitstest, der auf dem weltweit als<br />

Industriestandard geltenden „Personality Evaluation Program“ (PEP) basiert. Schliesslich<br />

spielen nach Aussagen der Interviewpartner auch schwer mess- und steuerbare<br />

Faktoren wie Intuition, Erfahrung und „Zuhören können“ eine wichtige Rolle im Kundenmanagement.<br />

Um sie zur Entfaltung zu bringen, verfolgt das Kundenmanagementkonzept<br />

der LH Systems die Politik, den Accountmanagern so viel Freiraum, Befugnisse<br />

und Kompetenzen wie möglich zu geben. Anzumerken ist, dass die Accountmanager<br />

zwar Umsatzverantwortung besitzen, die Produktionseinheiten jedoch verantwortlich<br />

<strong>für</strong> Gewinne und Verluste sind.<br />

Was das Zusammenspiel zwischen Account- und Servicemanagement angeht, spiegelt<br />

sich auch hier das oben erwähnte Prinzip wider. Aus Sicht der Kundenbetreuung sollen<br />

operative Aufgaben des Servicemanagements von den Accountmanagern ferngehalten<br />

werden. Das PAM@LH Projekt hat deswegen Schnittstellen zwischen der<br />

Rolle des Servicemanagers und des Accountmanagers definiert, um die Verbesserung<br />

und Weiterentwicklung von Services gemäss den Kundenbedürfnissen zu gewährleisten.<br />

Die Interaktion der beiden Rollen betrifft beispielsweise die Weiterleitung von<br />

Verbesserungsvorschlägen und Kundenanforderungen sowie ggf. die Eskalation von<br />

Problemen und Störungen. Das Servicemanagement unterstützt zudem das Accountmanagements<br />

bei der Angebots- und Vertragserstellung, z.B. wenn es um die Definition<br />

von Service Level Agreements geht.<br />

Um die im PAM@LH definierten Abläufe gegenüber organisationalen Veränderungen<br />

anpassen zu können, hat die LH Systems wie bereits erwähnt einen kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess (KVP) installiert. Der KVP basiert auf dem weit verbreiteten<br />

„Deming-Kreis“, der in die Schritte „Plan – Do – Check – Act“ aufgeteilt ist. 17 Diesem<br />

Prinzip folgend werden zunächst Probleme bei Prozessabläufen und ihre Ursachen<br />

untersucht und Massnahmen entwickelt. In der Do-Phase wird ein Pilot zur Prozessverbesserung<br />

umgesetzt, dessen Ergebnisse anschliessend in Ist-Soll-Vergleichen ge-<br />

17 Eine ausführliche Darstellung der Prinzipien und Handlungsempfehlungen des Deming-Kreises findet sich<br />

in [Deming 1982] und [Kostka/Kostka 2006].


3.5 Lufthansa Systems 113<br />

messen werden. Die Act-Phase legt schliesslich verbindliche Standards fest und sieht<br />

ein Coaching der Prozessbeteiligten vor. Die dauerhafte Prozessqualität und die Verbesserungsprojekte<br />

im Deming-Kreis werden bei der LH Systems von einem permanent<br />

installierten Process Team überwacht und durchgeführt.<br />

Eine Besonderheit im Kundenmanagement der LH Systems stellt schliesslich das kundenbezogene<br />

Innovationsmanagement dar. Aufgrund ihrer strategischen Positionierung<br />

als Anbieter qualitativ hochwertiger <strong>IT</strong>-Dienstleistungen wird von Lufthansa Systems<br />

eine dauerhafte Innovationsführerschaft erwartet, die sich an gegenwärtigen und zukünftigen<br />

Kundenbedürfnissen ausrichtet. Eine wichtige Rolle spielt dabei die oben<br />

beschriebene Verzahnung zwischen Service- und Kundenmanagement. Diese gewährleistet,<br />

dass Probleme und Bedürfnisse der Kunden aus dem laufenden Betrieb heraus<br />

an das Kundenmanagement weitergeleitet werden und daraufhin ggf. Anpassungen im<br />

Leistungsportfolio und Serviceentwicklungen durchgeführt werden können.<br />

Neben diesem reaktiven „Pull“-Vorgehen übernimmt der <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> aber auch<br />

die Rolle eines proaktiven Innovators und „Enablers“ <strong>für</strong> Geschäftsprozessoptimierungen.<br />

Dieses „Push“-Vorgehen verlangt eine sorgfältige Einbindung von Kunden in den<br />

Leistungsentwicklungsprozess. Wird eine Idee <strong>für</strong> eine neue Lösung von den Produkteinheiten<br />

und der strategischen Geschäftsplanung als relevant zur Weiterentwicklung<br />

und Markteinführung erachtet, bindet die Lufthansa Systems zunächst kleinere Kunden<br />

oder einzelne Untereinheiten grösserer Kunden in den Entwicklungsprozess ein.<br />

Im Sinne eines „Lead User“ Ansatzes werden bei diesen Pilotkunden dann Workshops<br />

gehalten, Anwenderforen eingerichtet und „Super User“ definiert. Bei erfolgreicher<br />

Produkteinführung wird die Innovation einer breiteren Basis grösserer Kunden angeboten.<br />

Für die LH Systems hat sich dieses Vorgehen in mehrerlei Hinsicht bewährt. Die Erfahrung<br />

der Firma zeigt, dass kleinere Kunden, wie z.B. Start-Up Airlines, in hohem<br />

Masse offen <strong>für</strong> technologische Innovationen sind. Vor allem Low-Cost Fluggesellschaften<br />

sind daran interessiert, technische Möglichkeiten zur Kostensenkung auszureizen.<br />

Deswegen sind sie bereit, sich in die Entwicklungsphase neuer Produkte einbinden<br />

zu lassen. Ist eine Innovation erfolgreich in den Betrieb übergegangen, lässt<br />

sich die Referenz <strong>für</strong> grössere (Schlüssel-) Kunden verwenden, die meist auf erprobte<br />

Lösungen Wert legen. Ein Beispiel <strong>für</strong> eine Innovation, die unter enger Kundeneinbindung<br />

zur Marktreife gebracht wurde, ist das „papierlose Cockpit“. Das Produkt „Sky-<br />

Book“ wurde gemeinsam mit dem Pilotkunden Virgin Atlantic Airways entwickelt.<br />

Für Lufthansa Systems war die gemeinsame Entwicklungs- und Testphase vor allem<br />

wegen der notwendigen Zertifizierung <strong>für</strong> den Passagierluftverkehr sehr wertvoll und<br />

kann nun als Referenz <strong>für</strong> weitere Grosskunden verwendet werden. Allgemeine technologische<br />

Themen, wie z.B. RFID, werden hingegen nicht um ihrer selbst Willen<br />

„gepusht“. Für ihre Weiterverfolgung muss stets ein „Use Case“ vorhanden und eine<br />

enge Kundeneinbindung in den Innovationsprozess gewährleistet sein.


114 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

3.5.3.4 Systemseitige Unterstützung<br />

Zur systemseitigen Unterstützung der Kundenmanagement-Aktivitäten verwendet<br />

Lufthansa Systems das Standard-CRM Paket der Firma Siebel (heute zu Oracle gehörig)<br />

inklusive dessen web-basierter Version. Die Wahl von Siebel hat zum einen den<br />

Grund, dass die Software dieses Anbieters auch in anderen Lufthansa Konzerngeschäftsfeldern<br />

verwendet wird, ist aber auch fachlich motiviert, da die Siebel Komplettlösung<br />

über umfangreiche Funktionalitäten zur geeigneten Unterstützung des Accountmanagements<br />

bei Lufthansa Systems verfügt. Im Siebel CRM-System lassen sich<br />

prinzipiell alle wesentlichen CRM-Aktivitäten abbilden. Es ist eine umfangreiche Abbildung<br />

von Kontaktinformationen zu Accounts und deren Ansprechpersonen möglich<br />

sowie eine durchgängige Unterstützung des Angebotserstellungsprozesses. Ebenso<br />

lässt sich das Kampagnenmanagement abbilden. Darüber hinaus ist die Einbindung<br />

einer Email-Funktion sowie von zusätzlichen Dokumenten wie Literatur und Produktinformationen<br />

möglich. Bei Lufthansa Systems sind alle Kunden gleichermassen im<br />

CRM-System eingetragen. Es wird keine Unterscheidung hinsichtlich konzern<strong>interne</strong>r<br />

und Drittmarkt-Kunden vorgenommen.<br />

Von der Funktionalität her bezeichnet Lufthansa Systems das Siebel Paket insgesamt<br />

als passend <strong>für</strong> die Unterstützung ihrer Kundenmanagement-Prozesse. Einige Module<br />

aus der sehr umfangreichen Lösung hat die Firma jedoch deaktiviert bzw. verwendet<br />

sie nicht, da die Funktionalität ihre Anforderungen übersteigt. Hierunter fällt beispielsweise<br />

die Funktion „Aktivitäten“, mit der sich einzelne Tasks den Accountmanagern<br />

als Vorgabe einspielen liessen.<br />

Stark genutzt werden hingegen die Funktionalitäten zum Opportunitymanagement.<br />

Ebenso werden die Kundensegmentierung, das Kampagnenmanagement und das Reporting<br />

komplett über Siebel abgewickelt. Allgemein ist das Siebel CRM-System bei<br />

der LH Systems weitgehend in seiner Standardversion implementiert, um den Customizing-Aufwand<br />

möglichst gering zu halten. Allerdings wurden zwei Zusatzmodule<br />

ergänzt, um den individuellen Bedürfnissen der Firma noch besser gerecht zu werden:<br />

• Das Enterprise Selling Process (ESP) Modul richtet sich speziell an das Management<br />

grosser, weltweit tätiger Firmenaccounts. Hier können Organigramme generiert<br />

und die Reporting- und Entscheidungsstrukturen innerhalb grosser Organisationen<br />

visualisiert werden. Somit lassen sich die „Key Player“ beim Kunden und ihre<br />

Beziehung zu anderen Geschäftseinheiten identifizieren. Lufthansa Systems<br />

nutzt das ESP-Modul hauptsächlich zur Account Planung. Die History aller Opportunities,<br />

die mit einem Kunden gemacht wurden, wird aus dem ESP-Modul als Report<br />

generiert und halbjährlich <strong>für</strong> die Account Planung als Grundlage verwendet.<br />

• Das Target Account Selling (TAS) Modul unterstützt die Frühphase des Opportunitymanagements.<br />

Zu Beginn einer Vertriebsinitiative kann hier eine strategische<br />

Bewertung hinsichtlich der Kundenanforderungen, eigenen Stärken und der Wett-


3.5 Lufthansa Systems 115<br />

bewerbsposition durchgeführt werden. Ebenso wie beim ESP-Modul wird der organisationale<br />

Zusammenhang eines Target-Kunden berücksichtigt. Zusätzlich ist<br />

die Erstellung von Szenarios zur geschäftlichen Nutzung einer Lösung möglich.<br />

Das Siebel CRM-System und die beiden Zusatzmodule haben bei Lufthansa Systems<br />

die Nutzung anderer Programme weitgehend ersetzt. Früher wurden beispielsweise das<br />

Account Planning und die History der Opportunities bei einem Kunden in MS Word<br />

generiert. Das Opportunitymanagement wurde mit einem MS Excel-Tool unterstützt.<br />

Heute wird lediglich zur Berechnung des „Total Contract Value“ (TCV) am Beginn<br />

der Opportunityphase noch MS Excel verwendet. Bei Grossprojekten geschieht die<br />

Kalkulation in SAP. Somit deckt Siebel bei der LH Systems die gesamten Accountmanagement-Prozesse<br />

vom Marketing bis zum Vertragsabschluss ab. Anschliessend<br />

werden Projekte ins SAP-System überspielt, wo deren Durchführung unterstützt wird.<br />

Im operativen Einsatz der kundenbezogenen Systemlandschaft lassen sich einige Besonderheiten<br />

festhalten. So ist beispielsweise die Datenbank mit den <strong>für</strong> das Siebel<br />

CRM-System relevanten Kundendaten nicht mit der Ressourcendatenbank des SAP-<br />

Systems verbunden. Dies hat aus Sicht der Vertriebssteuerung zum Ziel, dass die Accountmanager<br />

eine neutrale und unbefangene Bewertung der Verkaufswahrscheinlichkeit<br />

von Opportunities eingeben, ohne die in SAP hinterlegten monetären Vorgaben im<br />

Hintergrund zu haben. Innerhalb des Vertriebs herrscht jedoch allgemein ein hohes<br />

Mass an Offenheit, d.h. jeder Accountmanager kann sämtliche Vertriebsinitiativen<br />

einsehen. Insgesamt bewertet die Lufthansa Systems die Akzeptanz des Siebel CRM-<br />

Systems als gut. Die zahlreichen Unterstützungsfunktionen werden hingegen nur in<br />

geringerem Umfang genutzt. Bei den Zusatzmodulen ESP und TAS liegt die Nutzungsrate<br />

wiederum höher. Vor allem die Visualisierung von Organisationsstrukturen<br />

und Entscheidungslinien in Bezug auf einzelne Ansprechpartner beim Kunden hat sich<br />

<strong>für</strong> die LH Systems als wertvolle Unterstützung erwiesen.<br />

3.5.3.5 Geplante Weiterentwicklungen und zukünftige Herausforderungen<br />

Nach der Einführung der im PAM@LH-Projekt definierten Accountmanagement-<br />

Organisation und der dazugehörigen Prozesse im Frühjahr 2006 stehen im Kundenmanagement<br />

von Lufthansa Systems eine Reihe von Herausforderungen bevor. Unmittelbare<br />

Aufgaben sind die weitere Nachbereitung des Rollouts durch Schulungs- und Coachingmassnahmen.<br />

Zudem müssen wichtige Verbindungen zwischen dem Accountmanagement<br />

und den Produktionseinheiten gestaltet werden, wie z.B. die gemeinsame<br />

Angebotskalkulation. Anschliessend soll die Ausweitung des PAM@LH Konzepts<br />

von der Lufthansa Passage auf weitere Kundengruppen sowie auf weitere Regionen<br />

wie Asia-Pacific und Americas vorangetrieben werden. Um die bevorstehenden Aufgaben<br />

zu bewältigen, wurde ein „Center of Excellence“ gegründet, das als kontinuierlicher<br />

„Themen-Owner“ fungiert.


116 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Systemseitig soll die Automatisierung des Reportings über das Siebel CRM-System<br />

ausgeweitet werden. Gleiches gilt <strong>für</strong> das Workflowmanagement, das schrittweise <strong>für</strong><br />

verschiedene Prozesse des Angebotsmanagements, auch unter Einbezug von Dokumenten,<br />

etabliert werden soll.<br />

Mittelfristig ist der Aufbau einer weiter reichenden Kundensegmentierung im Sinne<br />

eines analytischen CRM geplant. Für die Lufthansa Systems ist es beispielsweise<br />

wichtig, ob eine Start-Up Airline in Zukunft ein strategischer Kunde werden könnte.<br />

Ebenso ist die Abschätzung des Cross- und Upsellingpotenzials bei Bestandskunden<br />

von grosser Bedeutung. Hierzu ist die Einführung einer kundenwertbasierten Segmentierungsmethode<br />

angedacht.<br />

3.5.4 Erkenntnisse<br />

Für die Gestaltung des <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen lassen sich aus der vorliegenden Fallstudie folgende<br />

Erkenntnisse gewinnen:<br />

• Persönliche Faktoren im Kundenmanagement: Lufthansa Systems hat bereits früh<br />

erkannt, dass neben klar definierten Prozessen und einer geeigneten Systemunterstützung<br />

die persönlichen Faktoren die wohl wesentlichste Rolle <strong>für</strong> ein erfolgreiches<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> spielen. Die Umsetzung einer „Sich-<br />

Kümmern-Mentalität“ ist dabei die Grundlage, um eine partnerschaftliche Kundenbeziehung<br />

aufzubauen. Auch wenn die persönliche Komponente zum Bereich<br />

der sog. „soft factors“ gehört, so zeigt das Beispiel der LH Systems, wie sie sich<br />

durch geeignete Methoden operationalisieren lässt. Als erfolgreiche Massnahme<br />

hat sich der Wissensaufbau nicht nur über Kunden, sondern auch über die „Kunden<br />

der Kunden“ erwiesen. Diese genaue Kenntnis der Kundenbedürfnisse kann jedoch<br />

nur erlangt werden, wenn Accountmanager einen Grossteil ihrer Zeit im Dialog mit<br />

den Kunden verbringen und ihre Zeit möglichst wenig mit administrativen Aufgaben<br />

am eigenen Bildschirm absorbiert wird. Weitere Instrumente <strong>für</strong> die Operationalisierung<br />

personenbezogener Erfolgsfaktoren sind der Einsatz von Kompetenzprofilen<br />

in der Personalentwicklung sowie die Gewährung weit reichender Freiräume<br />

und Befugnisse <strong>für</strong> Accountmanager.<br />

• Anpassungsfähigkeit des Kundenmanagements an organisationale Veränderungen:<br />

Sowohl die Organisationsstruktur grosser Kunden als auch die eigene organisationale<br />

Konfiguration eines <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s unterliegen in der heutigen Zeit einem<br />

ständigen Wandel. Um sich diesem Wandel anpassen zu können, muss auch das<br />

Kundenmanagement über eine flexible Aufbau- und Ablauforganisation verfügen.<br />

Lufthansa Systems begegnet dieser Herausforderung, indem sie einzelne Stellen<br />

modular Rollen zuordnet und Prozesse nur auf oberster Ebene verbindlich gestaltet,<br />

auf Teilprozessebene jedoch Veränderungen zulässt. Zusätzlich sorgt das unternehmensweite<br />

„Deal Qualification Board“ Konzept da<strong>für</strong>, dass unterschiedliche


3.6 Vergleichende Fallstudienanalyse 117<br />

Vertriebsprozesse zwischenzeitlich koexistieren können und dennoch eine übergreifende<br />

Entscheidungsstruktur gültig ist. Schliesslich gewährleistet der kontinuierliche<br />

Verbesserungsprozess (KVP) auf Basis des Deming-Vorgehens eine ständige,<br />

steuerbare Anpassungsfähigkeit und Weiterentwicklung des Kundenmanagements.<br />

• Einbindung der Kunden in den Innovationsprozess: <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, die eine<br />

„High Quality/High Price“-Strategie verfolgen, müssen die Wertigkeit ihrer Leistungen<br />

durch einen Innovationsvorsprung gewährleisten. Die Lufthansa Systems<br />

wird ihrer Innovationsführerschaft gerecht, in dem sie einerseits das Wissen ihrer<br />

Kunden über das operative Servicemanagement an das Kunden- und Produktmanagement<br />

zurückspiegelt. Andererseits bindet sie ausgewählte Pilotkunden im Sinne<br />

eines „Lead User“-Ansatzes in die Leistungsentwicklung ein. Die partnerschaftliche<br />

Innovation ermöglicht der LH Systems, ihre Produkte möglichst zielgerichtet<br />

auf die Bedürfnisse ihrer Kunden hin zu entwickeln. Referenzimplementierungen<br />

können anschliessend sowohl <strong>für</strong> behördliche Zertifizierungen dienen, als auch <strong>für</strong><br />

die weitere Akquise von Grosskunden verwendet werden.<br />

3.6 Vergleichende Fallstudienanalyse<br />

Die folgenden Abschnitte untersuchen die Erkenntnisse der Fallstudien im Rahmen<br />

einer vergleichenden Fallstudienanalyse [s. Yin 2002, 107ff]. Hierzu wird zunächst die<br />

strategische Positionierung der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> dargestellt (s. Abschnitt<br />

3.6.1). Analyserahmen <strong>für</strong> die prozessuale Ausrichtung und den Systemeinsatz im<br />

Kundenmanagement der Fallstudienunternehmen bilden die theoretischen Grundlagen<br />

des Customer Relationship Management, die in Kapitel 2.3 vorgestellt wurden.<br />

3.6.1 Strategische Positionierung<br />

Wie in Abschnitt 3.1 zur Auswahl der Fallstudien bereits geschildert wurde, handelt es<br />

sich bei allen vier Praxisbeispielen um <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, die rechtlich ihrer Muttergesellschaft<br />

zu annähernd 100% gehören und mit deren Geschäftsbereichen in einer<br />

Kunden-Lieferantenbeziehung stehen. Trotz dieser Gemeinsamkeiten sind die vier <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> strategisch unterschiedlich positioniert: Wie beschrieben, verfolgen die<br />

Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions und die FIDUCIA <strong>IT</strong> AG keinen Drittmarktauftritt bzw.<br />

nur in geringem Umfang, während BASF <strong>IT</strong> Services und Lufthansa Systems konzernexternes<br />

Geschäft generieren. Hieraus ergeben sich unterschiedliche strategische<br />

Schwerpunkte, die sich in ein generisches Werteraster mit den Dimensionen operative<br />

Effizienz, Produktführerschaft und Kundennähe einordnen lassen [s. Treacy/Wiersema<br />

1995, 29ff]. 18 Tabelle 3-6 gibt hierzu einen Überblick.<br />

18 Das Raster nach [Treacy/Wiersema 1995] hat sich bereits in der praxisorientierten Forschung im Rahmen<br />

des Kompetenzzentrums Customer Management am IWI-HSG als Strukturierungsinstrument bewährt. Mit


118 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Operative Effizienz<br />

Strategischer Fokus<br />

Deutsche Post<br />

<strong>IT</strong>Solutions<br />

FIDUCIA <strong>IT</strong> AG<br />

BASF<br />

<strong>IT</strong> Services<br />

Lufthansa Systems<br />

� � � �<br />

Produktführerschaft<br />

� � � �<br />

Kundennähe<br />

� � � �<br />

Legende: � kein � geringer � mittlerer � starker � sehr starker Fokus<br />

Tabelle 3-6: Strategische Positionierung der untersuchten <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

Das Kundenmanagement der DP <strong>IT</strong>Solutions ist stark auf die Bewahrung von Kundennähe<br />

ausgerichtet, um trotz der organisatorischen Trennung zu den Geschäftsbereichen<br />

des Deutsche Post Konzerns einen Wettbewerbsvorteil gegenüber externer Konkurrenz<br />

zu erhalten. Die FIDUCIA hat hingegen einen weniger stark ausgeprägten<br />

Konkurrenzdruck; ihr Kundenmanagement muss jedoch die Bandbreite zwischen kleinen<br />

Raiffeisenbanken und genossenschaftlichen Grossbanken effizient abbilden können.<br />

Bei der BASF <strong>IT</strong> Services steht derzeit die Ausweitung des Drittmarktgeschäfts<br />

im Vordergrund, die durch den Zukauf der plan business AG vorangetrieben werden<br />

soll. Im Kundenmanagement gilt es daher, alle drei Dimensionen ähnlich stark zu entwickeln.<br />

Die LH Systems verfügt bereits über einen Anteil von ca. 40% externem Geschäft<br />

am Gesamtumsatz. Im Rahmen ihrer „High Value/High Price“ Strategie strebt<br />

die LH Systems einen Innovationsvorsprung gegenüber der Konkurrenz an, der sich<br />

im Kundenmanagement über die Einbindung von Kunden in die Produktentwicklung<br />

widerspiegelt. Für alle vier Fallstudien gilt, dass das Erreichen einer hohen Kundenzufriedenheit<br />

unabhängig von der Gewinnerzielung eine wesentliche Geschäftsgrundlage<br />

bildet und in den strategischen Zielen fest verankert ist.<br />

Was die Steuerung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s angeht, lassen sich ebenfalls unterschiedliche<br />

Muster erkennen. Der Geschäftsführer der Deutschen Post <strong>IT</strong>Solutions<br />

berichtet unmittelbar an den Konzernbereich „<strong>IT</strong> Services“ der Deutschen Post AG,<br />

der dort Bestandteil des Vorstandsbereichs „Global Business Services“ ist. Die Koordination<br />

erfolgt über ein „<strong>IT</strong>-Board“, das sich aus Vertretern der Kunden- (Geschäftsberichs-)<br />

Seite als auch der Supply- (<strong>IT</strong>-) Seite zusammensetzt. Ähnliches gilt <strong>für</strong> die<br />

BASF <strong>IT</strong> Services, deren Geschäftsführer unmittelbar an das „Competence Center Information<br />

Services“ der BASF-Gruppe berichtet. Bei allen vier Fallstudien wird deutlich,<br />

dass im Kundenmanagement das Reporting bzw. Controlling eine wichtige Rolle<br />

spielt. Bei Lufthansa Systems und der FIDUCIA ist das Reporting über die Aktionärsstruktur<br />

geregelt. Somit herrscht eine grössere Unabhängigkeit im operativen Be-<br />

der Verwendung eines Rasters aus dem CRM-Umfeld soll dem Fokus der Fallstudienanalyse entsprochen<br />

werden, nämlich der Untersuchung der Fallstudien aus einer CRM-Perspektive. Somit können im weiteren<br />

Verlauf Unterschiede zum klassischen CRM-Verständnis erarbeitet werden.


3.6 Vergleichende Fallstudienanalyse 119<br />

richtswesen. Die LH Systems berichtet als eine von vier Tochtergesellschaften an die<br />

LH Konzernleitung und die FIDUCIA legt der Hauptversammlung des genossenschaftlichen<br />

Finanzverbunds Rechenschaft ab.<br />

3.6.2 Prozessuale Ausrichtung<br />

Alle vier betrachteten <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> haben bereits seit mehreren Jahren Elemente<br />

eines professionellen Kundenmanagements etabliert. Es ist jedoch zu beobachten,<br />

dass umfassende Lösungen hinsichtlich einer ganzheitlichen Prozessgestaltung<br />

und Systemunterstützung erst in der jüngeren Vergangenheit projektiert und implementiert<br />

wurden, wie beispielsweise im „myCustomer“ Projekt der FIDUCIA oder<br />

in der „PAM@LH“ Initiative der LH Systems.<br />

Aufbauorganisatorisch steht im Kundenmanagement bei allen vier untersuchten <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n eine Accountmanagement-Einheit im Mittelpunkt, die zwischen den<br />

fachlichen Leistungseinheiten und den Fachbereichskunden als einheitliche Organisationsstruktur<br />

im Sinne des „one face to the customer“ Prinzips fungiert. Sie wird häufig<br />

von einer Marketingeinheit ergänzt sowie von einer Account Service Abteilung, die<br />

den Vertriebsprozess unterstützt.<br />

Die folgende Tabelle 3-7 vergleicht, in welchem Umfang die Prozesse des klassischen<br />

CRM bei den Praxisbeispielen zum Einsatz kommen. Hierzu wird der in Kapitel 2.3.2<br />

vorgestellte CRM-Prozesskatalog nach [Geib 2005] herangezogen.


120 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

Prozesstyp CRM-Prozesse<br />

Operative CRM-<br />

Prozesse<br />

Analytische<br />

CRM-Prozesse<br />

CRM-Führungsprozesse <br />

Wissensorientierung<br />

im CRM<br />

Kampagnenmanagement<br />

Vertriebsmanagement<br />

Servicemanagement 19<br />

Beschwerdemanagement<br />

Kundenbindungsmanagement<br />

Kundenscoring<br />

Leadmanagement<br />

Kundenprofiling<br />

Kundensegmentierung<br />

CRM-Strategieentwicklung<br />

CRM-Prozessführung<br />

Multikanalmanagement<br />

Feedback- & Wissensmanagement<br />

Deutsche Post<br />

<strong>IT</strong>Solutions<br />

FIDUCIA <strong>IT</strong> AG<br />

BASF<br />

<strong>IT</strong> Services<br />

Lufthansa Systems<br />

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� � � �<br />

� � � �<br />

Legende: � keine � geringe � mittlere � starke � sehr starke Ausprägung<br />

Tabelle 3-7: Prozessuale Ausrichtung der untersuchten <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

Aus dem obigen Vergleich zeigt sich zunächst, dass sich viele Bestandteile des klassischen<br />

CRM-Prozesskatalogs auch im Kundenmanagement der untersuchten <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> wieder finden. Innerhalb der Prozesskategorien lassen sich folgende<br />

Schwerpunkte erkennen:<br />

• Im operativen CRM dominieren die Prozesse des Vertriebsmanagements bei weitem:<br />

Alle betrachteten Fallbeispiele verfügen über umfangreiche Prozessdefinitionen<br />

in diesem Bereich. Im Servicemanagement kommen weitgehend <strong>IT</strong>IL-basierte<br />

Prozesse zur Anwenderbetreuung zum Einsatz, wobei die Abstimmung zwischen<br />

Service- und Accountmanagement hauptsächlich persönlich geschieht. Im Kampagnenmanagement<br />

fokussieren die <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> meist auf die Veranstaltung<br />

von Fachworkshops, führen aber auch kommunikative Marketingmassnahmen<br />

durch. Keines der betrachteten Unternehmen betreibt eine explizite Erfolgsmessung<br />

seiner Kampagnen. Das Beschwerdemanagement <strong>für</strong> Anwender ist über die<br />

<strong>IT</strong>IL-basierten Service Desks abgedeckt; gegenüber Fachbereichskunden übernehmen<br />

meist die jeweiligen Accountmanager die Beschwerdeaufnahme persönlich.<br />

Kundenbindungsmassnahmen im Sinne eines Cross- und Upsellings werden verstärkt<br />

von der Deutschen Post <strong>IT</strong>Solutions und der FIDUCIA betrieben.<br />

19 Bei der Deutschen Post <strong>IT</strong> Solutions bezieht sich die Ausprägung im Servicemanagement lediglich auf<br />

das Servicemanagement gegenüber Fachbereichskunden, nicht gegenüber Anwendern, da deren Betreuung<br />

von anderen <strong>IT</strong>SC bzw. vom Outsourcing-Partner T-Systems übernommen wird.


3.6 Vergleichende Fallstudienanalyse 121<br />

• Analytische CRM-Prozesse sind bei den untersuchten <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n weniger<br />

stark ausgeprägt. Lediglich die Lufthansa Systems verfügt in diesem Bereich über<br />

umfassende Lösungen. Massnahmen eines kundenwertbasierten Scorings werden<br />

kaum eingesetzt. Die betrachteten Unternehmen verwenden jedoch umfangreiche<br />

Kundenprofile, die nicht nur die Kundenhistorie, sondern auch die Querbeziehungen<br />

der Kunden innerhalb ihrer Organisation berücksichtigen. Bei den Drittmarktorientierten<br />

Firmen BASF <strong>IT</strong> Services und LH Systems spielt auch das Leadmanagement<br />

eine grosse Rolle, um Ressourcen im Angebotsprozess zielgerichtet einzusetzen.<br />

• Im Bereich der CRM-Führungsprozesse ist die CRM-Strategieentwicklung weniger<br />

ausgeprägt als die CRM-Prozessführung. Die untersuchten <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> haben<br />

jedoch in der jüngeren Vergangenheit fokussierte CRM-Projekte durchgeführt. Zur<br />

permanenten Überwachung und Weiterentwicklung der CRM-Prozesse hat die LH<br />

Systems einen „kontinuierlichen Verbesserungsprozess“ (KVP) installiert; die<br />

Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions hat diese Aufgabe dauerhaft der Account Service Einheit<br />

zugeordnet. Einzig die FIDUCIA <strong>IT</strong> AG verwendet vielfältige Kundeninteraktionskanäle,<br />

beispielsweise mit ihrem extranetbasierten Produktkatalog, was ein<br />

dediziertes Multikanalmanagement nötig macht.<br />

• Die Wissensorientierung im CRM wird vornehmlich von der FIDUCIA umgesetzt,<br />

die das Kundenwissen aus dem Servicemanagement im Sinne eines „closed loop“<br />

explizit in die Prozesse des Vertriebs und der Produktentwicklung einbindet. Auch<br />

die Lufthansa Systems verwendet das Wissen ihrer Kunden zur Gewährleistung eines<br />

kundenorientierten Innovationsmanagements.<br />

Zusätzlich zu diesen CRM-Prozessen, die sich dem klassischen CRM-Prozesskatalog<br />

zuordnen lassen, haben die untersuchten <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> noch weitere kundenbezogene<br />

Prozessbereiche implementiert. Für die strategische Planung verwenden<br />

alle vier Unternehmen beispielsweise sog. „Account Planning“ Prozesse, die sich an<br />

Fachbereichskunden, aber vornehmlich auch an Entscheider und Business-<strong>IT</strong>-<br />

Einheiten richten. Auch die Kundenzufriedenheitsmessung, die ebenfalls nicht explizit<br />

im klassischen CRM-Katalog nach [Geib 2005] aufgeführt ist, nimmt bei den Fallstudien<br />

einen hohen Stellenwert ein. Zudem macht das Praxisbeispiel der Lufthansa Systems<br />

deutlich, dass auch personelle Faktoren im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

eine wichtige Rolle spielen.<br />

3.6.3 Systemseitige Unterstützung<br />

Für die systemseitige Unterstützung des Beziehungsmanagements gegenüber Geschäftsbereichskunden<br />

verwenden die untersuchten Fallstudienunternehmen weitestgehend<br />

Standard-CRM-Lösungen. Auffällig ist, dass die Entscheidung <strong>für</strong> eine bestimmte<br />

CRM-Software häufig historisch bedingt ist bzw. sich an der im Mutterunternehmen<br />

verwendeten Software orientiert (z.B. bei Lufthansa Systems oder bei BASF


122 Fallstudien: Erfahrungen aus der Praxis<br />

<strong>IT</strong> Services). Tabelle 3-8 vergleicht den CRM-Systemeinsatz bei den untersuchten <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n anhand der in Kapitel 2.3.4 vorgestellten Kategorisierung in operative,<br />

analytische und kommunikative CRM-Systeme [s. Shahnam 2000].<br />

Operative CRM-Systeme<br />

CRM Systemunterstützung<br />

Deutsche Post<br />

<strong>IT</strong>Solutions<br />

FIDUCIA <strong>IT</strong> AG<br />

BASF<br />

<strong>IT</strong> Services<br />

Lufthansa Systems<br />

� � � �<br />

Analytische CRM-Systeme<br />

� � � �<br />

Kommunikative CRM-Systeme<br />

� � � �<br />

Legende: � kein � geringer � mittlerer � starker � sehr starker Einsatz<br />

Tabelle 3-8: CRM Systemeinsatz bei den Fallstudienunternehmen<br />

Die Fallstudienbeschreibungen zeigen, dass operative CRM-Systeme bei allen betrachteten<br />

Firmen umfänglich im Einsatz sind. Aus den Fallstudien-Interviews ging jedoch<br />

hervor, dass diese Lösungen vom funktionalen Umfang her die Anforderungen der <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> an die CRM-Systemunterstützung bei weitem übertreffen, d.h. weniger<br />

als 50% der Funktionalität genutzt wird. Ähnliches zeigt sich im Bereich analytischer<br />

CRM-Systeme, wo sämtliche Fallstudienunternehmen Data Warehouses betreiben.<br />

Diese werden jedoch weniger zur Kundenanalyse als vielmehr <strong>für</strong> Reportingzwecke<br />

und <strong>für</strong> die Ressourcenverrechnung genutzt. Im Bereich der kommunikativen CRM-<br />

Systeme betreibt die FIDUCIA, wie bereits beschrieben, eine umfangreiche Portallösung,<br />

auf der die Fachbereichskunden sowohl Produktkataloge einsehen als auch Bestellanfragen<br />

äussern können. Die anderen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> nutzen Portale lediglich zur<br />

Kundeninformation und zu Marketingzwecken. Die Firmen, die Anwendersupport anbieten<br />

(FIDUCIA, BASF <strong>IT</strong> Services und LH Systems), haben in ihren Contact Centern<br />

Computer-Telephony-Integration (CTI-) Systeme im Einsatz, die ebenfalls unter<br />

die Kategorie des kommunikativen CRM fallen.<br />

Darüber hinaus verwenden die Fallstudienunternehmen Microsoft-Office basierte Lösungen<br />

<strong>für</strong> einzelne Funktionen wie die Angebotskalkulation oder das Reporting. Für<br />

das Projektportfoliomanagement und die Projektabwicklung werden zumeist Standardsoftwareprodukte<br />

eingesetzt, die mit den jeweiligen CRM-Systemen und einer ERP-<br />

Software (SAP R/3) verbunden sind. Für das Servicemanagement wird ebenfalls Standardsoftware<br />

eingesetzt, wie z.B. HP OpenView bei der BASF <strong>IT</strong> Services. Auffällig<br />

ist hierbei, dass der Integrationsgrad zwischen den Systemen des CRM und des Servicemanagements<br />

weitgehend gering ist. Lediglich die Fuducia hat eine Schnittstelle<br />

zwischen bieden Systemarten implementiert, sodass sich über das CRM-System auch<br />

Informationen aus dem Servicemanagement anzeigen lassen.


3.7 Zusammenfassung 123<br />

3.7 Zusammenfassung<br />

Die in diesem Kapitel vorgestellten Fallstudien bilden gemeinsam mit den wissenschaftlichen<br />

Ansätzen aus Kapitel 2 die Grundlage <strong>für</strong> die Konzeptionalisierung des<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s in den folgenden Kapiteln. Als „good<br />

practice“-Beispiele veranschaulichen die Fallstudien, welche Prozesse und Systeme<br />

des Kundenmanagements bei <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n vor dem Hintergrund unterschiedlicher<br />

strategischer Ausrichtung eingesetzt werden. Damit zeigen die Beispiele,<br />

wie die in Kapitel 2.4.1 beschriebenen Herausforderungen an der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

Kundenschnittstelle in der Praxis mit Lösungen adressiert werden können.<br />

Alle vier untersuchten <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> haben in den letzten Jahren Projekte<br />

zur Einführung oder Verbesserung ihres Kundenmanagements durchgeführt. Im Vergleich<br />

zeigt sich, dass je nach strategischer Ausrichtung Schwerpunkte auf die Gewährleistung<br />

von Kundennähe, auf operative Effizienz im Kundenmanagement und<br />

auf kundengerechte Produktinnovation gelegt werden. Den verschiedenen Ansätzen<br />

gemein ist das Streben nach einer hohen Kundenzufriedenheit sowie ein starker Reporting-<br />

und Controllingfokus. Vor diesem Hintergrund spielt beispielsweise das „Account<br />

Planning“ gemeinsam mit Entscheidern aus den Fachbereichen eine grosse Rolle.<br />

Auf Prozessebene liegt das Hauptaugenmerk auf dem Vertriebsmanagement gegenüber<br />

Fachbereichskunden, das bei den Praxisfällen strikt entlang des Verkaufsprozesses<br />

definiert ist. Einzelne der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> verfügen über weit reichende<br />

Lösungen in zusätzlichen Prozessbereichen, wie z.B. die Lufthansa Systems im analytischen<br />

CRM oder die FIDUCIA im Einsatz von Self-Service Technologien. Deutlich<br />

wird auch, dass das <strong>interne</strong> <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> neben einer klaren Prozessdefinition<br />

auch von personellen Faktoren geprägt ist.<br />

Um die Herausforderung einer detaillierten Kundenkenntnis trotz organisatorischer<br />

Trennung zu meistern, sammeln die untersuchten <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> Wissen über ihre<br />

Kunden und legen es in Kundenprofilen ab. Grundlage hierzu bilden Standard-CRM-<br />

Systeme, die in ihrem Funktionsumfang jedoch die eigentlichen Anforderungen der<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> übertreffen. Darüber hinaus integriert beispielsweise die FIDUCIA<br />

das Wissen ihrer Kunden im Sinne eines „closed knowledge loop“, indem sie das Anwenderfeedback<br />

aus dem Servicemanagement in die <strong>für</strong> die Fachbereichskundenansprache<br />

relevanten Felder des CRM-Systems leitet und dieses Wissen zudem auch <strong>für</strong><br />

die Produktentwicklung verwendet.


124 Strategisches Rahmenwerk<br />

4 Strategisches Rahmenwerk<br />

Das folgende Kapitel bildet mit der Herleitung eines strategischen Rahmenwerks den<br />

ersten Bestandteil <strong>für</strong> die Ausgestaltung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s.<br />

Hierzu werden zunächst mögliche Ziele <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM aus der klassischen<br />

CRM-Domäne und dem Informationsmanagement zusammengeführt (s. Kapitel<br />

4.1). Aufbauend auf diese Betrachtung wird in Kapitel 4.2 ein Zieleraster <strong>für</strong> <strong>interne</strong><br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> vorgeschlagen, das die Rahmenbedingungen der unterschiedlichen<br />

<strong>Dienstleister</strong>typen A (1:1-Verhältnis), B (1:n-Verhältnis) und C (m:n-Verhältnis, s.<br />

Grundlagenkapitel 2.2.4) berücksichtigt. Kapitel 4.3 fasst die Erkenntnisse des Kapitels<br />

zusammen.<br />

4.1 Ziele des klassischen Kunden- und Informationsmanagements<br />

4.1.1 Geschäftsstrategie und Ziele des klassischen CRM<br />

In der klassischen CRM-Literatur werden häufig zwei Ebenen von Zielen unterschieden:<br />

Ziele der allgemeinen Geschäftsstrategie eines Unternehmens und Ziele der<br />

CRM-Strategie, welche die Geschäftsstrategie operativ umsetzt und ihr untergeordnet<br />

ist [s. Kotler/Bliemel 2001, 85ff; Kuss/Tomczak 2002, 8]. Abbildung 4-1 im nachfolgenden<br />

Abschnitt verdeutlicht diese Zielhierarchie.<br />

Die Ziele der Geschäftsstrategie leiten sich allgemein aus den Methoden der strategischen<br />

Managementliteratur ab [s. z.B. Porter 1980; Hamel/Prahalad 1994; Mintzberg<br />

1994]. Viele Zielkataloge lehnen sich an der generischen Triade Zeit, Kosten und Qualität<br />

an [s. Hammer/Champy 1993, 32]. Dessen Komponenten bezeichnen die gemeinsame<br />

Optimierung einer schnellstmöglichen Belieferung des Marktes (time-to-market)<br />

mit qualitativ hochwertigen Leistungen, die möglichst kosteneffizient erbracht werden<br />

sollen. Das Zieleraster von [Treacy/Wiersema 1995], das bereits in Abschnitt 3.6.1<br />

vorgestellt wurde, umfasst die Bereiche operative Effizienz, Produktführerschaft und<br />

Kundennähe. Weitere Kategorisierungen beinhalten auch die Dimensionen Risikominimierung<br />

[s. z.B. Franz 2000, 43ff] und Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit [s. z.B.<br />

Penrose 1959; Ansoff 1965]. Umsatzwachstum und Ertragssteigerung sind weitere<br />

grundsätzliche Bestandteile von Unternehmensstrategien im freien Markt. Einige dieser<br />

Kategorien lassen sich auch in der strategischen Positionierung <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> wiederfinden:<br />

Die Lufthansa Systems ist bereits seit 1995 als <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> <strong>für</strong> die Lufthansa<br />

tätig und hat seitdem den Anteil an konzernexternem Geschäft auf rund 40%<br />

vom Umsatz steigern können. Ein kontinuierliches Umsatzwachstum war von Beginn<br />

an eine wesentliche Zielvorgabe. Um Wettbewerbsvorteile gegenüber externer Konkurrenz<br />

zu erlangen, setzt die LH Systems vorrangig auf kundennahe Innovationen,


4.1 Ziele des klassischen Kunden- und Informationsmanagements 125<br />

die ihr nicht nur in der Luftfahrtbranche, sondern auch in anderen Industrien eine<br />

Produktführerschaft ermöglichen.<br />

Ziele der CRM-Strategie unterstützen und konkretisieren die gesamtunternehmerischen<br />

Geschäftsziele [s. Riempp 2003, 146ff; Reichold 2006, 117f]. Die Unterstützungsprozesse<br />

des CRM müssen ihren Wertbeitrag im Kontext der Geschäftsstrategie<br />

definieren [s. Brenner 1993, 93]. Verbreitete Ziele im CRM sind Kundenzufriedenheit,<br />

Kundenbindung, Kundenprofitabilität und Effizienz in der Kundenbetreuung, besonders<br />

bei grossen Kundenzahlen [s. Kuss/Tomczak 2002, 140f; Hippner et al. 2004a,<br />

153f]. Schulze unterscheidet die Potenziale des CRM in geschäftliche und technologische<br />

Potenziale sowie Potenziale der Kanalnutzung. Für die geschäftlichen Potenziale<br />

können zusätzlich zu den oben genannten Zielen die Kundengewinnung, aber auch der<br />

Imagegewinn durch korrekte Kundenansprache genannt werden [s. Schulze 2000,<br />

51ff]. Technologische Potenziale (z.B. eine einheitliche Datenbasis oder erweiterte<br />

Analysemöglichkeiten) und Potenziale der Kanalnutzung (z.B. die Erschliessung neuer<br />

Kundengruppen über elektronische Absatzkanäle) unterstützen die geschäftlichen<br />

CRM-Ziele indirekt [s. Schulze 2000, 30ff]. Auch bei <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n sind<br />

klassische CRM-Ziele wiederzufinden:<br />

Für die FIDUCIA sind Wachstumsmöglichkeiten ausserhalb des Finanzverbunds<br />

durch die strategische Ausrichtung als verbund<strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> eingeschränkt.<br />

Um den eigenen stabilen Geschäftsverlauf dennoch zu gewährleisten, konzentriert<br />

sich die FIDUCIA im Rahmen der Kundenbindung auf ein bedürfnisgerechtes<br />

Cross- und Upselling bei Bestandskunden.<br />

4.1.2 Ziele des Fach- und <strong>IT</strong>-Bereichs im Informationsmanagement<br />

Wesentliches Ziel des Informationsmanagements ist es, Informationssysteme so einzusetzen,<br />

dass sie das Geschäftsmodell eines Unternehmens bestmöglich unterstützen [s.<br />

Österle et al. 1991]. Eine <strong>IT</strong>-Strategie muss sich demnach im Sinne eines „Business-<br />

<strong>IT</strong>-Alignment“ an der Geschäftsstrategie sowie an den jeweiligen organisationalen<br />

Gegebenheiten ausrichten [s. Henderson/Venkatraman 1993]. Somit existiert auch im<br />

<strong>IT</strong>-Management eine Zielhierarchie: die Ziele der Fachbereiche liefern die Vorgabe<br />

<strong>für</strong> die Ziele des <strong>IT</strong>-Bereichs (s. auch Abbildung 4-1).<br />

Wie bereits in Abschnitt 2.4.1.1 erläutert wurde, sind in den Fachbereichen drei Anspruchsgruppen<br />

zu unterscheiden. Entscheider, Fachbereichskunden und Anwender<br />

haben unterschiedliche Zielvorgaben an die <strong>IT</strong>-Leistungserstellung. Kosteneffizienz<br />

sowohl im Sinne der Budgeteinhaltung bei Projektaufträgen als auch im Anwendungs-<br />

und Infrastrukturbetrieb rückt aus Sicht von Fachbereichskunden aber auch Entscheidern,<br />

wie z.B. Geschäftsbereichsleitern oder Business-<strong>IT</strong>-Einheiten, in den Vordergrund<br />

[s. Hirschheim/Todd 2002]. Beide Anspruchsgruppen sind zudem an einer „ontime“<br />

Lieferung von <strong>IT</strong>-Dienstleistungen interessiert sowie an einer Kosten- und Leis-


126 Strategisches Rahmenwerk<br />

tungstransparenz [s. Lutchen 2004, 160ff], beispielsweise auch um <strong>IT</strong>-Aufwände in<br />

das unternehmensweite Controlling und Reporting einbeziehen zu können. Entscheider<br />

und Fachbereichskunden der Business-Seite fordern schliesslich auch eine hohe Innovationskraft,<br />

eine hohe Flexibilität bei der Reaktion auf geänderte Geschäftsanforderungen<br />

sowie die Minimierung von Risiko <strong>für</strong> das Gesamtunternehmen [s. <strong>IT</strong>GI 2003].<br />

Für Anwender steht hingegen eine hohe Verfügbarkeit von Applikationen und Infrastruktur<br />

im Vordergrund sowie eine hohe Servicequalität im Support [s. OGC 2000].<br />

Mit der Ausgründung der Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions GmbH als eigenständige Tochterfirma<br />

und der Einführung eines <strong>interne</strong>n Marktmechanismus verfolgte der Deutsche<br />

Post Konzern das Ziel, Kostentransparenz zu schaffen und nur diejenigen <strong>IT</strong>-<br />

Dienstleistungen zu zahlen, die auch tatsächlich in Anspruch genommen wurden.<br />

Darüber hinaus soll aus der Zusammenarbeit zwischen DP <strong>IT</strong>Solutions und dem<br />

Deutsche Post Konzern die gemeinsame Suche nach Kostensenkungspotenzialen vorangetrieben<br />

werden.<br />

Der Zielkatalog der <strong>IT</strong>-Organisation orientiert sich massgeblich an den oben genannten<br />

Vorgaben der Fachseite. Wie beim klassischen CRM steht auch im Informationsmanagement<br />

das Erreichen einer hohen Kundenzufriedenheit allgemein im Vordergrund<br />

[s. FIDUCIA 2006, 20f; Hirschheim et al. 2006]. Da die Leistungen des <strong>IT</strong>-<br />

Bereichs die Leistungserstellung im eigentlichen Geschäft eines Unternehmens unterstützen,<br />

sind auch die Ziele, „Business Enabler“ zu sein und damit zur Wertgenerierung<br />

beizutragen, von grosser Bedeutung [s. <strong>IT</strong>GI 2003; Kohli/Devaraj 2004b; Tiernan/Peppard<br />

2004]. Sie korrespondieren mit der fachseitigen Forderung nach Innovationskraft<br />

sowie nach Kosten- und Leistungstransparenz. Weiterhin hat die Forderung<br />

nach Servicequalität zu einer verstärkten Serviceorientierung seitens der <strong>IT</strong>-Bereiche<br />

geführt, die zum Ziel hat, Fachbereiche durchgängig als Kunden wahrzunehmen [s.<br />

Dragoon 2004]. Damit verbunden ist auch das Ziel einer hohen Relationshipfähigkeit,<br />

um den Anforderungen und Bedürfnissen der Fachseite begegnen zu können und als<br />

kompetenter Berater der Fachseite wahrgenommen zu werden [s. Chan 2002;<br />

Weill/Ross 2004, 85f]. Schliesslich ist auch die Reportingfähigkeit von Aufwendungen<br />

und Leistungen ein wichtiges Ziel von <strong>IT</strong>-Organisationen geworden [s. <strong>IT</strong>GI 2003],<br />

vor allem vor dem Hintergrund der strengen Vorgaben des Sarbanes-Oxley-Acts.<br />

Die Lufthansa Systems bietet aufwendige Leistungen an, die z.B. im Aviation-<br />

Bereich sehr spezifische Anforderungen erfüllen oder z.B. im Rechenzentrumsbetrieb<br />

eine hohe Zuverlässigkeit bieten. Da dies auch zu hohen Kosten führt, verfolgt<br />

der <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> eine „Value Selling“-Strategie. In der Kommunikation mit den<br />

Fachbereichen werden die Hochwertigkeit der Leistungen und der mit dem Einsatz<br />

der jeweiligen Lösung auf Fachseite erzielbare Mehrwert gegenüber den notwendigen<br />

Kosten betont.


4.2 Ein Zieleraster <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM 127<br />

Zusammenfassend stellt Abbildung 4-1 die Zielhierarchie des klassischen CRM der<br />

Zielhierarchie im <strong>IT</strong>-Management gegenüber. Sie illustriert dabei, wie jeweils die strategische<br />

Sicht und die darin abgebildeten Oberziele die operativen CRM-Ziele und die<br />

Ziele von <strong>IT</strong>-Bereichen beeinflussen.<br />

Strategische Sicht<br />

Operative Sicht<br />

Geschäftsziele:<br />

• Zeit (time-to-market)<br />

• Kosteneffizienz<br />

• Qualität<br />

• Produktführerschaft<br />

• Kundennähe<br />

• Risikominimierung<br />

• Wettbewerbsfähigkeit<br />

• Umsatzsteigerung<br />

• Ertragssteigerung<br />

• …<br />

CRM-Ziele:<br />

• Kundenzufriedenheit<br />

• Kundenbindung<br />

• Kundenprofitabilität<br />

• Kundengewinnung<br />

• Effizienz im Kundenmanagement<br />

• Imagegewinn<br />

• …<br />

<strong>IT</strong>-Ziele von Fachbereichen:<br />

• Zeit (on-time)<br />

• Kosteneffizienz (on-budget)<br />

• (Service-) Qualität<br />

• Kosten- und Leistungstransparenz<br />

• Innovationskraft<br />

• Flexibilität<br />

• Risikominimierung<br />

• Verfügbarkeit<br />

• …<br />

beeinflusst beeinflusst<br />

Ziele des <strong>IT</strong>-Bereichs:<br />

• Kundenzufriedenheit<br />

• Wertgenerierung beim<br />

Fachbereich<br />

• Serviceorientierung<br />

• Relationshipfähigkeit<br />

• Reportingfähigkeit<br />

• …<br />

Abbildung 4-1: Gegenüberstellung CRM-Ziele vs. Ziele des Informationsmanagements<br />

Aus der obigen Abbildung wird deutlich, dass die Ziele aus der freien Wettbewerbswirtschaft<br />

den Zielen aus dem Informationsmanagement in vielen Bereichen ähnlich<br />

sind. Diese Kongruenz umfasst vornehmlich die Triade Zeit, Kosten und Qualität, betrifft<br />

aber auch die Bereiche Innovation und Risikominimierung. Auch das aus den<br />

Parametern „operative Effizienz“, „Produktführerschaft“ und „Kundennähe“ bestehende<br />

Werteraster nach [Treacy/Wiersema 1995] findet sich in beiden Zielbereichen<br />

wieder.<br />

Auf Basis der operativen CRM-Ziele und der Ziele von <strong>IT</strong>-Bereichen ist es nun möglich,<br />

ein Zieleraster <strong>für</strong> das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

vorzuschlagen. Um daraus situative Handlungsempfehlungen ableiten zu können,<br />

müssen dabei auch die verschiedenen Ausprägungsarten <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> berücksichtigt<br />

werden.<br />

4.2 Ein Zieleraster <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM<br />

Anders als im klassischen CRM, wo die allgemeinen Marktmechanismen den Handlungsrahmen<br />

<strong>für</strong> das Kundenmanagement bestimmen, haben im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM die<br />

Rahmenbedingungen der <strong>IT</strong>-Governance erheblichen Einfluss auf dessen Ausgestal-


128 Strategisches Rahmenwerk<br />

tung. Wie bereits im Grundlagenkapitel 2.2.4 erläutert wurde, unterscheidet diese Arbeit<br />

drei Arten von <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n, die mit ihrer Muttergesellschaft in einem<br />

1:1-Verhältnis (Typ A), einem 1:n-Verhältnis (Typ B) oder einem m:n-Verhältnis<br />

(Typ C) stehen [s. dazu auch Buchta et al. 2004, 175ff; Zarnekow et al. 2005, 14]. In<br />

Bezug auf die Ziele <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> weisen die drei Interaktionsarten folgende<br />

Merkmale auf:<br />

• Typ A-<strong>Dienstleister</strong> ähneln der klassischen <strong>IT</strong>-Abteilung, da sie weder der Konkurrenz<br />

von externen Anbietern begegnen müssen, noch Drittmarktgeschäft betreiben.<br />

Für sie stehen die Strategien und Ziele des Informationsmanagements im Vordergrund,<br />

d.h. es sind <strong>für</strong> sie die <strong>IT</strong>-Ziele der Fachbereiche relevant. Obwohl sie mit<br />

den Fachbereichen in einer Kunden-Lieferantenbeziehung stehen, verfolgen sie<br />

keine autonomen Geschäftsziele wie Umsatzwachstum oder Ertragssteigerung.<br />

• Interne <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> vom Typ B sind der Konkurrenz durch externe <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> ausgesetzt, betreiben jedoch ebenfalls kein oder nur geringfügiges<br />

Drittmarktgeschäft. Auch <strong>für</strong> sie hat die Erfüllung der fachbereichsseitigen <strong>IT</strong>-<br />

Ziele oberste Priorität. Der zugrunde liegende Governance-Mechanismus mit Anbieterwahlfreiheit<br />

auf der Fachseite macht <strong>für</strong> sie aber auch das Verfolgen klassischer<br />

Geschäftsziele wie Wettbewerbsfähigkeit und Umsatzsicherung nötig.<br />

• Typ C-<strong>Dienstleister</strong> müssen mit ihrem externen Marktauftritt die Geschäftsziele<br />

eines vollkommen marktorientierten Unternehmens beherrschen. Hierzu gehören in<br />

erster Linie Umsatzwachstum und Ertragssteigerung. Gleichzeitig sind aber auch<br />

sie an konzern<strong>interne</strong> Vorgaben gebunden und müssen die <strong>IT</strong>-Ziele des Fachbereichs<br />

erfüllen.<br />

Aus diesen Merkmalen ergeben sich unterschiedliche individuelle Schwerpunkte im<br />

Zielkatalog der <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> A, B und C, die sowohl Implikationen auf die Prozessauswahl<br />

als auch auf die systemseitige Unterstützung hervorrufen. Interne <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> bewegen sich dabei in einem kontinuierlichen Spannungsfeld zwischen<br />

den Zielvorgaben des klassischen Kundenmanagements und des Informationsmanagements,<br />

da sie zu einem gewissen Grad eine eigene Geschäftsstrategie mit dazugehörigen<br />

Zielen verfolgen müssen, aber andererseits aufgrund gesamtunternehmerischer<br />

Governance-Regelungen an die <strong>IT</strong>-bezogene Strategie ihrer Kunden gebunden sind.<br />

Bei der Deutschen Post <strong>IT</strong>Solutions gaben zunächst die <strong>IT</strong>-Ziele des Deutsche Post<br />

Konzerns den Ausschlag <strong>für</strong> die Ausgründung als <strong>interne</strong>r <strong>Dienstleister</strong>. Die Schaffung<br />

einer klaren Kosten- und Leistungstransparenz sowie die Ermöglichung einer<br />

hohen Flexibilität bei der Anbieterwahl lagen im Vordergrund. Gleichzeitig stand<br />

aber das Streben nach einer kontinuierlichen Verfügbarkeit einem vollständigen<br />

Outsourcing entgegen. Für die DP <strong>IT</strong>Solutions hat nun Kundennähe höchste Priorität,<br />

um das bestehende Geschäft mit dem Mutterkonzern zu erhalten, die Bedürfnisse


4.2 Ein Zieleraster <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM 129<br />

der Fachbereiche bestmöglich zu adressieren und so die eigene Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu gewährleisten (s. Kapitel 3.6.1). Umsatz- und Ertragssteigerung haben aufgrund<br />

der bestehenden Governance-Mechanismen hingegen eine untergeordnete<br />

Bedeutung.<br />

Der Vergleich aller vier Fallstudienunternehmen machte die grundsätzliche Relevanz<br />

sämtlicher Zielkomponenten <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> deutlich. Um einen Zielkatalog<br />

<strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM praxistauglich zu machen, ist jedoch eine Ausdifferenzierung<br />

gemäss der unterschiedlichen Typen <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> zu einem Zieleraster<br />

notwendig. Tabelle 4-1 führt die in Kapitel 4.1 identifizierten operativen Ziele<br />

des CRM mit den Zielen von <strong>IT</strong>-Bereichen zusammen und stellt sie den einzelnen<br />

<strong>Dienstleister</strong>-Typen gegenüber.<br />

Ziele des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

Ziele des <strong>IT</strong>-Bereichs<br />

Überschneidende Ziele<br />

Wertgenerierung bei den Fachbereichen<br />

Reportingfähigkeit<br />

Serviceorientierung<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Relationshipfähigkeit/Kundenbindung<br />

Kundengewinnung<br />

Typ A<br />

Typ B<br />

Typ C<br />

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Kundenprofitabilität<br />

CRM-Ziele<br />

Effizienz im Kundenmanagement<br />

Imagegewinn<br />

Legende:<br />

relativ gesehen � keine � geringe � mittlere � starke � sehr starke Bedeutung<br />

Tabelle 4-1: Vorschlag eines Zielerasters <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM<br />

Aus der Tabelle geht hervor, dass sich Überschneidungen zwischen den Zielkategorien<br />

des Informationsmanagements und des klassischen CRM ergeben. Die Einzelziele haben<br />

dabei <strong>für</strong> die verschiedenen Typen <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> unterschiedliche Relevanz.<br />

Innerhalb der Kategorie Ziele des <strong>IT</strong>-Bereichs ist zunächst die Wertgenerierung bei<br />

den Fachbereichen eine grundlegende Vorgabe, die häufig bei <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

Abteilungen oder <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n vom Typ A herangezogen wird [s. Tiernan/Peppard<br />

2004]. Bei der Auftragsvergabe durch die Fachbereiche wird ein sog.<br />

„Business Case“ <strong>für</strong> eine <strong>IT</strong>-Investition gerechnet; ein direkter Vergleich mit einem<br />

externen Konkurrenzangebot kann angestellt werden, ist aber <strong>für</strong> die Auftragsvergabe<br />

nicht entscheidend. Der exakte Nachweis der Wertgenerierung einer <strong>IT</strong>-Lösung ist<br />

jedoch sowohl ex ante als auch ex post mit Schwierigkeiten behaftet und Gegenstand


130 Strategisches Rahmenwerk<br />

aktueller Forschung [s. z.B. Kohli/Devaraj 2004b]. Daher wird die Wertgenerierung<br />

meist nicht als operationalisierte Messgrösse vorgegeben, sondern als generelle Mission<br />

verstanden, „Business Enabler“ <strong>für</strong> die Fachseite zu sein. In diesem Sinne findet<br />

sich die Wertgenerierung auch bei den „Mission Statements“ von <strong>Dienstleister</strong>n des<br />

Typs B und C wieder [s. Lufthansa Systems 2005; FIDUCIA 2006]. Die Reportingfähigkeit<br />

des Kundenmanagements gegenüber der Muttergesellschaft korrespondiert mit<br />

dem Streben der Fachbereiche nach einer hohen Kosten- und Leistungstransparenz<br />

ihres <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s (siehe Abschnitt 4.1.2). Sie spielt bei allen drei <strong>Dienstleister</strong>typen<br />

eine grosse Rolle, besonders bei Typ A und B, wo die operative Nähe zur fachseitigen<br />

Geschäftsleitung meist stärker ausgeprägt ist. Bei Typ C geschieht das Reporting<br />

in einer indirekteren Form, wie beispielsweise bei der Lufthansa Systems AG über die<br />

üblichen Anteilseignerkontrollrechte. Die Serviceorientierung steht bei Typ A noch im<br />

Vordergrund, da diese Art <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> meist unmittelbar aus einer <strong>IT</strong>-<br />

Abteilung hervorgegangen ist. Aus dieser Ausgangslage heraus muss der Servicegedanke<br />

erst bei Mitarbeitern, insbesondere im Kundenkontakt, etabliert werden. Für<br />

<strong>Dienstleister</strong> des Typs B und C ist die Serviceorientierung hingegen eine Grundvoraussetzung,<br />

um sich gegenüber dem Wettbewerb im Geschäft mit der Muttergesellschaft<br />

bzw. auf dem Drittmarkt behaupten zu können.<br />

Das „Account Planning“ der Deutschen Post <strong>IT</strong>Solutions betrachtet die kundenbezogene<br />

Geschäftsplanung weniger aus der Perspektive der Kundenprofitabilität als<br />

vielmehr im Hinblick auf eine ressourcen- und volumenbezogene Vertriebsplanung.<br />

Für das Reporting werden die Planzahlen <strong>für</strong> Plan/Ist-Vergleiche als Grundlage herangezogen.<br />

Die sich zwischen Informationsmanagement und CRM überschneidenden Ziele bestehen<br />

aus der Kundenzufriedenheit sowie aus der Relationshipfähigkeit/Kundenbindung.<br />

Bei allen drei <strong>Dienstleister</strong>typen nimmt die Kundenzufriedenheit einen hohen Status<br />

ein, vor allem bei den Typen A und B, da diese Formen aufgrund der Governancevorgaben<br />

keinen Gewinn erwirtschaften, an dem sie gemessen werden können. Dort, wie<br />

auch vielfach bei <strong>IT</strong>-Abteilungen sind Kundenzufriedenheitskennzahlen auch in die<br />

bonusrelevanten Zielvorgaben der <strong>IT</strong>-seitigen Führungsebene integriert. Auch <strong>interne</strong><br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> des Typs C, wie beispielsweise die Lufthansa Systems, haben die<br />

Kundenzufriedenheit trotz ihres Oberziels der Gewinnerwirtschaftung fest in ihren<br />

Unternehmensgrundsätzen verankert. Die Relationshipfähigkeit bzw. Kundenbindung<br />

ist <strong>für</strong> alle drei <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>typen von höchster Relevanz: Für Typ A und B geht es<br />

darum, die organisationale Trennung zwischen <strong>IT</strong> und Fachseite zu überbrücken und<br />

über geeignete Rollen und Prozesse des Relationship Managements eine partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit zu ermöglichen. Typ B muss ebenso wie Typ C gleichzeitig die<br />

Kundenbindungsmassnahmen des klassischen CRM beherrschen, da sich beide in einer<br />

Wettbewerbssituation befinden. Dies gilt <strong>für</strong> einen <strong>Dienstleister</strong> vom Typ B, wie


4.3 Zusammenfassung 131<br />

die DP <strong>IT</strong>Solutions umso stärker, da sie entgangenes Geschäft mit dem Deutsche Post<br />

Konzern nicht über externes Zusatzgeschäft kompensieren kann.<br />

Alle vier der untersuchten <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> haben ihr Kundenmanagement<br />

um eine „Accountmanagement“-Funktion herum organisiert. Sowohl hinsichtlich<br />

der Rollen als auch prozess- und systemseitig ist das Accountmanagement darauf<br />

ausgelegt, einen kontinuierlichen, persönlich geprägten Kundenkontakt zu ermöglichen.<br />

Beispielsweise legt die Lufthansa Systems besonderen Wert auf die Auswahl<br />

und Schulung ihrer Accountmanager und betont damit die persönliche Komponente<br />

<strong>für</strong> die Gestaltung einer dauerhaft partnerschaftlichen Kundenbeziehung.<br />

Die Bedeutung der CRM-Ziele nimmt im Zieleraster generell von Typ A- zu Typ C-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n zu. Während bei der Governance-Regelung von Typ A die aktive Kundengewinnung<br />

nur indirekt über <strong>IT</strong>-induzierte Projekte und Aufträge geschieht, ist bei<br />

Typ B die (Rück-) Gewinnung von Fachbereichskunden, die Konkurrenzangebote in<br />

Anspruch nehmen, von mittlerer Bedeutung. Für <strong>Dienstleister</strong> mit externem Marktauftritt<br />

hat die Neukundengewinnung eine wichtige Bedeutung <strong>für</strong> den Ausbau ihrer<br />

Marktstellung. Ähnlich verhält es sich mit der Kundenprofitabilität: Bei Typ A ist die<br />

Gewinnerwirtschaftung aus der Kundenbeziehung heraus nicht vorgesehen und auch<br />

Typ B kann aufgrund seiner Position in der unternehmensweiten Governance unrentable<br />

Aufträge von Fachbereichskunden nur bedingt ablehnen bzw. subkontrahieren.<br />

Für Typ C stellt die Kundenprofitabilität hingegen eine wichtige Messgrösse dar. Eine<br />

generelle Effizienz im Kundenmanagement, z.B. im Sinne einer zentralen Sammlung<br />

und Aufbereitung von Kundenbedürfnissen ist hingegen ein Grundziel <strong>für</strong> alle drei<br />

Arten <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, <strong>für</strong> Typ B und C aufgrund des externen Wettbewerbs<br />

stärker als <strong>für</strong> A. Das Streben nach einem Imagegewinn hat im Zuge der Serviceorientierung<br />

auch <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> vom Typ A an Bedeutung gewonnen. Der<br />

Aufbau eines Markenimages und dessen Kommunikation gegenüber den Kunden und<br />

weiteren Stakeholdern ist allerdings <strong>für</strong> Typ B und C durch den Umgang mit externer<br />

Konkurrenz bzw. externen Kunden noch wichtiger.<br />

4.3 Zusammenfassung<br />

Ergebnis dieses Kapitels ist der Vorschlag eines Zielerasters <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>, das die unterschiedlichen Schwerpunkte von <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n des Typs A, B und C berücksichtigt. Das Zieleraster wurde aus einem<br />

systematischen Vergleich der Strategien und Ziele des klassischen, marktorientierten<br />

CRM mit denen des durch <strong>interne</strong> Hierarchien geprägten Informationsmanagements<br />

abgeleitet. Aus diesem Erkenntnisweg lassen sich folgende Einsichten festhalten:<br />

• Existenz von Zielhierarchien: Sowohl im CRM als auch im Informationsmanagement<br />

sind die jeweiligen Ziele von einer übergeordneten Strategieinstanz abhängig.<br />

Genauso wie im freien Marktumfeld die Geschäftsstrategie die CRM-Ziele beein-


132 Strategisches Rahmenwerk<br />

flusst, hängen im Informationsmanagement die Ziele des <strong>IT</strong>-Bereichs von der <strong>IT</strong>-<br />

Strategie der Fachbereiche ab.<br />

• Interne <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> agieren in einem Spannungsfeld: Unabhängig vom jeweiligen<br />

Interaktionsmodell mit der Abnehmerseite müssen sich <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

sowohl an den Zielen des Informationsmanagements als auch an den Zielen des<br />

klassischen CRM ausrichten.<br />

• Typenspezifische Zielvorgaben: Für Typ A-<strong>Dienstleister</strong> steht vor allem das Erreichen<br />

von Kundenzufriedenheit im Vordergrund, wohingegen Typ B eine hohe Relationshipfähigkeit<br />

und Kundenbindung entwickeln muss. Bei drittmarktorientierten<br />

<strong>Dienstleister</strong>n vom Typ C liegt ein zusätzlicher Schwerpunkt auf der Kundengewinnung.<br />

Die operative Umsetzung der identifizierten Ziele findet über die Prozessgestaltung<br />

statt. Die verschiedenen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>typen werden dabei aufgrund ihrer Schwerpunkte<br />

im Zieleraster die einzelnen Prozessbereiche in unterschiedlichem Umfang<br />

ausgestalten.


5.1 Prozessarchitektur <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM 133<br />

5 Prozessgestaltung<br />

Nachdem auf der Strategieebene das spezifische Zieleraster je nach Ausrichtung eines<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s definiert worden ist, legt gemäss dem Business Engineering<br />

die Prozessebene die konkrete Umsetzung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

in Form von Abläufen und Rollen fest.<br />

Dieses Kapitel schlägt zunächst eine Prozessarchitektur <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM vor (s.<br />

Abschnitt 5.1). Dabei wird nach einer Herleitung des Kundenprozesses eine Prozesslandkarte<br />

<strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM vorgestellt. Ein Abschnitt zur Prozesspriorisierung<br />

identifiziert diejenigen Prozesse, die anschliessend in Kapitel 5.2 in einem detaillierten<br />

Prozessdesign beschrieben werden. Es sind dies die Prozesse Vertriebsplanung, Kampagnenmanagement,<br />

Angebotsmanagement sowie Feedback- & Wissensmanagement.<br />

Das Kapitel schliesst mit einer Zusammenfassung (s. Abschnitt 5.3).<br />

5.1 Prozessarchitektur <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM<br />

Eine Prozessarchitektur liefert einen Überblick über die Prozesse eines Unternehmens<br />

und beschreibt deren Zusammenwirken innerhalb der Organisation sowie unternehmensübergreifend,<br />

beispielsweise gegenüber Lieferanten und Kunden [s. Geib 2005,<br />

104ff]. Die Praxisrelevanz der Architekturplanung wird im BE hervorgehoben: Sie<br />

dient dazu, die wettbewerbsentscheidenden Prozesse zu identifizieren und den Leistungsaustausch<br />

zwischen den Prozessen darzustellen [s. Österle/Blessing 2005, 14f].<br />

Die im Folgenden entwickelte Prozessarchitektur fokussiert sich auf die kundenbezogenen<br />

Prozesse <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, beschreibt aber, sofern notwendig, auch mit<br />

dem Kundenmanagement in Zusammenhang stehende Prozesse wie das Leistungsmanagement<br />

und die Geschäftsleitung. Die Prozessarchitektur entstand aus der Analyse<br />

der Fallstudien aus Kapitel 3 sowie weiterer Fallbeispiele. Ihre Entwicklung wurde<br />

durch eine Literaturanalyse in den Bereichen Marketing, Geschäftsbeziehungsmanagement<br />

und prozessorientiertes CRM [s. z.B. Kleinaltenkamp/Plinke 1997; Grönroos<br />

2000; Schulze 2000; Schumacher/Meyer 2003] sowie serviceorientiertes Informationsmanagement<br />

[s. z.B. OGC 2001; Schneider 2003; OGC 2004; Versteegen et al.<br />

2004; Hochstein 2006] ergänzt. Die Architektur besteht aus drei Teilen:<br />

• Der Kundenprozess der Fachseite bestimmt die Prozesse und Leistungen im Kundenmanagement<br />

eines <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s (s. Abschnitt 5.1.1).<br />

• Die Prozesslandkarte liefert eine Gesamtsicht auf die Prozesse des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

CRM und ihren Leistungsaustausch sowohl untereinander als auch mit dem Kundenprozess<br />

(s. Abschnitt 5.1.2).<br />

• Die Prozessbewertung zeigt auf, welche Prozesse <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM in erster<br />

Linie zu gestalten sind, sei es weil sie eine hohe Praxisrelevanz besitzen oder weil


134 Prozessgestaltung<br />

sie auf die Rahmenbedingungen des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

speziell angepasst werden müssen (s. Kapitel 5.1.3).<br />

5.1.1 Der Kundenprozess<br />

Der Kundenprozess ist Ausgangspunkt der Prozessarchitekturbeschreibung. Aus ihm<br />

geht hervor, welche Leistungen ein Unternehmen in der jeweiligen Prozessphase anbieten<br />

muss, um die Kundenbedürfnisse abzudecken [s. Österle 2003, 24ff].<br />

Im BE und im klassischen CRM hat sich das Verständnis des Kundenprozesses in ähnlicher<br />

Form durchgesetzt. Kapitel 2.3.2 stellte bereits einen Kundenprozess <strong>für</strong> die Finanzdienstleistungsbranche<br />

nach [Gronover 2003] vor. Eine andere Kundenprozessdefinition<br />

nach [Cäsar 2005] legt <strong>für</strong> den industriellen Kontext und Anlagenbau den<br />

Schwerpunkt auf eine ausgeprägte Servicephase. Für das analytische CRM beschreibt<br />

[Reichold 2006] die vier Phasen Bedürfnis, Evaluation, Kauf/Abschluss und Verwendung/Laufzeit<br />

(s. Abbildung 5-1) 20 .<br />

Anders als im klassischen CRM ist im Informationsmanagement der Begriff Kundenprozess<br />

nicht als solcher belegt. Vor einem Jahrzehnt waren die fachseitige Auswahl<br />

und Implementierung von <strong>IT</strong>-Lösungen von den Methoden des Software Engineering<br />

und des Projektmanagements geprägt [s. Brenner/Witte 2007, 33f]. Erst seit einigen<br />

Jahren setzen sich bei Fachbereichskunden Abläufe durch, die denen des industrialisierten<br />

Beschaffungsmanagements ähneln. Im Jahr 2000 hatte die Credit Suisse einen<br />

Prozess zum Bezug von <strong>IT</strong>-Leistungen von ihrer <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Abteilung definiert<br />

[Quelle: Credit Suisse Financial Services 2000, s. Anhang A.2]. Vom klassischen Anforderungs-<br />

und Projektmanagement ist auch der Einkaufsprozess der Zürich Financial<br />

Services gekennzeichnet [Quelle: Zürich 2004, s. Anhang A.2]. Hier findet jedoch<br />

eine vollständige Fremdvergabe von Aufträgen an einen Outsourcing-Partner statt; die<br />

verbliebene, <strong>interne</strong> Konzern-<strong>IT</strong> fungiert als Auftraggeber und Kunde. In Analogie<br />

zum industriellen Einkauf hat Gartner Research einen Sourcing Life Cycle in vier Phasen<br />

Sourcingstrategie, Evaluation und Auswahl, Entwicklung und Verhandlung von<br />

Verträgen und Sourcing Management unterteilt [Stone 2002a]. Diese Elemente finden<br />

sich auch im Sourcing-Modul des IIM-Modells wieder [s. Zarnekow et al. 2005, 76ff],<br />

wobei die Analogien zur industriellen Beschaffung noch ausführlicher konzipiert werden.<br />

Der Sourcing-Prozess des IIM ist leicht verkürzt in Abbildung 5-1 dargestellt ist,<br />

ebenso wie die zuvor genannten Ansätze. 21<br />

20<br />

Eine ausführliche Darstellung verschiedener Kundenprozesse auch Sicht des BE findet sich in [Reichmayr<br />

2003].<br />

21 Es ist davon auszugehen, dass neben den betrachteten Bereichen BE/CRM und IM auch in anderen Disziplinen<br />

der Begriff Kundenprozess verwendet wird. Um die Komplexität bei der Herleitung des Kundenprozesses<br />

im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM beherrschbar zu halten, wurde jedoch auf die Einbindung weiterer Ansätze verzichtet.


5.1 Prozessarchitektur <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM 135<br />

Vergleicht man das Kundenprozessverständnis in den beiden Domänen CRM und Informationsmanagement,<br />

wird deutlich, dass die generischen Phasen des Kunden- bzw.<br />

Einkaufsprozesses in beiden Bereichen vorhanden sind. Im Unterschied zum klassischen<br />

CRM bildet im IM jedoch eine Geschäftsanforderung den Ausgangspunkt, die<br />

dem eigentlichen Bedürfnis nach einer <strong>IT</strong>-Lösung übergestellt ist. Die Evaluationsphase<br />

ist in beiden Bereichen gleichermassen von Bedeutung und somit auch <strong>für</strong> das <strong>interne</strong><br />

<strong>IT</strong>-CRM relevant. Die Phase Vertragsauflösung/-erneuerung ist in den betrachteten<br />

Einkaufsprozessen des IM explizit nicht erwähnt, eine Übernahme dieser Phase aus<br />

dem klassischen CRM erscheint jedoch gerade vor dem Hintergrund einer geforderten<br />

Lebenszyklusorientierung im IIM [s. Zarnekow et al. 2005, 42ff] auch <strong>für</strong> das <strong>interne</strong><br />

<strong>IT</strong>-CRM sinnvoll.<br />

Bedürfnis<br />

Evaluation<br />

Kauf/<br />

Abschluss<br />

Verwendung/<br />

Laufzeit<br />

Ansätze des BE/CRM Internes<br />

Ansätze des IM<br />

<strong>IT</strong>-CRM<br />

[Reichold 2006] [Gronover 2003] [Caesar 2005]<br />

Information<br />

Beratung<br />

Vertragsabschluss<br />

Transaktion<br />

Service<br />

Vertragsauflösung/<br />

erneuerung<br />

Spezifikation<br />

Kauf<br />

Know-how-<br />

Aufbau<br />

Installation<br />

Wartung<br />

Inspektion<br />

Problembehandlung<br />

Beschwerde<br />

Instandsetzung<br />

Upgrade,<br />

Überholung<br />

Optimierung<br />

Geschäftsanforderung<br />

Information<br />

Evaluation<br />

Auftrag<br />

Realisierung<br />

<strong>IT</strong>-Lösung<br />

Betrieb/<br />

Anwendung<br />

Erweiterung/<br />

Erneuerung<br />

[Zarnekow<br />

et al. 2005]<br />

Sourcing-<br />

Strategie<br />

Einkaufsplanung<br />

Lieferantenauswahl<br />

Vertragsverhandlung<br />

Lieferantenplanung<br />

Einkaufs-/<br />

Lieferantenüberw.<br />

Problemmgmt.<br />

[Credit Suisse<br />

2000]<br />

Geschäftsanforderung<br />

Auswahl<br />

geeigneter<br />

<strong>IT</strong>-Lösungen<br />

Auswahl<br />

geeigneter<br />

Partner<br />

Realisierung<br />

<strong>IT</strong>-Lösung<br />

Überwachung/<br />

Verbesserung<br />

d. <strong>IT</strong>-Lösung<br />

[Zürich 2004]<br />

Identifikation<br />

neuer Service<br />

Dokumentation<br />

von<br />

Anforderungen<br />

Auftrag<br />

definieren/<br />

erteilen<br />

Projektmonitoring<br />

Abbildung 5-1: Kundenprozess der Fachseite <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM<br />

[Stone 2002a]<br />

Sourcing-<br />

Strategie<br />

Evaluation<br />

und<br />

Auswahl<br />

Entwicklung/<br />

Verhandlung<br />

Verträge<br />

Sourcing<br />

Management<br />

Der Kundenprozess des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM, den die Fachseite durchläuft, ergibt sich aus<br />

einer Synthese der Ansätze des klassischen CRM und des Informationsmanagements.<br />

Er gliedert sich in folgende Phasen:<br />

• Geschäftsanforderung: Ausgangspunkt <strong>für</strong> das fachseitige Bedürfnis nach einer <strong>IT</strong>-<br />

Leistung ist eine Geschäftsanforderung. Dies begründet sich daraus, dass <strong>IT</strong>-<br />

Leistungen aus Abnehmersicht der Geschäftsprozess- oder Geschäftsproduktunterstützung<br />

dienen [s. Zarnekow et al. 2005, 17ff].


136 Prozessgestaltung<br />

• Information: Die Informationsphase ist in zwei Bereiche unterteilt. Einerseits muss<br />

die Fachseite in einer Anforderungsspezifikation die Funktionalität der einzukaufenden<br />

<strong>IT</strong>-Leistung möglichst präzise formulieren. Gleichzeitig müssen aber auch<br />

kaufmännische Informationen über verschiedene Sourcing-Varianten, Bezugsquellen<br />

und Einkaufsmodalitäten eingeholt werden [von Jouanne-Diedrich 2004,<br />

125ff].<br />

• Evaluation: Gestützt auf die eingeholten Informationen evaluiert der Kunde die<br />

Alternativen zur Erfüllung seiner Geschäftsanforderung. Diese Evaluation kann je<br />

nach technischem Know-how der Fachseite <strong>IT</strong>-neutral geprägt sein, d.h. verschiedene<br />

<strong>IT</strong>-Lieferanten werden aufgrund der geschäftlichen Anforderung und unter<br />

Einbezug von Auswahlkriterien wie Technologie- und Branchen-Know-how, Referenzprojekten<br />

oder der Mitarbeitererfahrung bewertet [Stone 2002b]. Vielfach haben<br />

Leistungsabnehmer aber auch selbst <strong>IT</strong>-Know-how <strong>für</strong> die Unterstützung von<br />

Geschäftsprozessen entwickelt, z.B. in Kernprozessen wie ERP und CRM. Dort<br />

fliessen dann technische Kriterien in die Lieferantenauswahl mit ein [s.<br />

Ward/Peppard 2002, 566ff]. Zur Lieferantenevaluation werden häufig Ausschreibungsverfahren<br />

(z.B. Auktionen) angewandt.<br />

• Auftrag: Anschliessend an den Vergleich verschiedener Angebote und die endgültige<br />

Vertragsverhandlung erteilt die Fachseite einen Auftrag an den ausgewählten<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>. Neben dem Preis <strong>für</strong> die zu realisierende <strong>IT</strong>-Leistung beinhaltet<br />

der Auftrag auch Parameter zur späteren Nutzung der Lösung (z.B. Service-Level-<br />

Agreements). Bei komplexen Geschäftsanforderungen kann ein Auftrag Projektcharakter<br />

besitzen, während einfachere Leistungen, wie z.B. die modulare Erweiterung<br />

einer bestehenden Lösung, den Charakter einer Bestellung haben können.<br />

• Realisierung der <strong>IT</strong>-Lösung: Die Realisierungsphase entspricht der eigentlichen<br />

Transaktion im Kundenprozess des klassischen CRM. Im Informationsmanagement<br />

wird eine <strong>IT</strong>-Lösung in vielen Fällen über ein <strong>IT</strong>-Projekt realisiert, in das auch die<br />

Fachseite als Kunde mit Rollen und Verantwortlichkeiten involviert ist. Bei einer<br />

vollständigen Vergabe der <strong>IT</strong>-Leistungserstellung kann sich diese Phase fachseitig<br />

aber auch auf das Monitoring des Leistungserbringers (Sourcing Management) beschränken.<br />

Hierbei sind beispielsweise Kosten- und Qualitätszusagen sowie vereinbarte<br />

Termine zu überwachen [s. Lacity et al. 1995].<br />

• Betrieb/Anwendung: Im Rahmen der Verwendung einer <strong>IT</strong>-Lösung erhält der Kunde<br />

einerseits Anwendersupport, beispielsweise im Rahmen eines <strong>IT</strong>IL-basierten Incident-<br />

und Problem Managements [s. OGC 2000]. Zu den Kundenaufgaben im <strong>IT</strong>-<br />

Betrieb gehört die Lieferantenüberwachung, z.B. hinsichtlich der in den SLAs zugesagten<br />

Leistungs- und Qualitätsparameter [s. Krcmar 2004, 385ff].<br />

• Erweiterung/Erneuerung: Die Einleitung dieser Phase kann geschäftlich (z.B.<br />

durch ein vereinbartes Vertragsende) oder fachlich, d.h. durch geänderte Ge-


5.1 Prozessarchitektur <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM 137<br />

schäftsanforderungen motiviert sein. Die Anpassung einer <strong>IT</strong>-Lösung an geänderte<br />

Geschäftsbedürfnisse oder die Erweiterung eines bestehenden Systems geschieht<br />

häufig im Rahmen eines Change Management-Prozesses [s. OGC 2000]. Wird eine<br />

<strong>IT</strong>-Lösung abgelöst bzw. erneuert, kommt es zu neuen Verhandlungen mit Lieferanten<br />

analog zur Informations- bzw. Evaluationsphase.<br />

Wie bereits in den Grundlagen zur Schnittstelle zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n<br />

und Fachbereichen erwähnt wurde, ist die Kundenrolle im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM in drei<br />

einzelne Rollen aufgeteilt (Entscheider – Fachbereichskunde – Anwender, s. Kapitel<br />

2.4.1.1). Demnach wird auch der oben vorgestellte Kundenprozess von verschiedenen<br />

Rollen separat oder gemeinsam absolviert. In der Rolle des Entscheiders wird beispielsweise<br />

die Evaluationsphase häufig von Fachbereichs-<strong>IT</strong>-Einheiten, sog. „Buying<br />

Centern“, dem CIO oder einem geschäftsführenden Mitglied der Fachseite durchlaufen.<br />

An der Phase „Betrieb/Anwendung“ sind hingegen sowohl Anwender als auch<br />

Fachbereichskunden <strong>für</strong> die Lieferantenüberwachung beteiligt. Die Prozesslandkarte<br />

des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM, die im folgenden Abschnitt vorgestellt wird, geht auf die Dreiteilung<br />

der Kundenrolle im Kundenprozess detailliert ein.<br />

5.1.2 Prozesslandkarte<br />

Um die Leistungen zu erbringen, die zur Abdeckung des Kundenprozesses der Fachseite<br />

notwendig sind, verwenden <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> Prozesse, die untereinander<br />

und mit den Phasen des Kundenprozesses vernetzt sind. Die Zusammenhänge der einzelnen<br />

Prozesse können in einer Prozesslandkarte dargestellt werden [s. z.B. Büren<br />

2005, 150f; Geib 2005, 105ff; Reichold 2006, 133f]. Eine Prozesslandkarte konzentriert<br />

sich auf die wettbewerbsentscheidenden Prozesse eines Unternehmens und ihre<br />

Koordination über den Austausch von Leistungen [s. Österle 1995, 61f].<br />

Die Prozesslandkarte in Abbildung 5-2 gibt einen Überblick über die Prozesse des <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-CRM und ihren Leistungsaustausch. Sie basiert auf den Ergebnissen der Literaturanalyse<br />

in den Domänen des klassischen CRM und des Informationsmanagements<br />

sowie auf den Erkenntnissen der Fallstudienanalyse. Die Notation erfolgt gemäss<br />

den Vorgaben des Business Engineering [s. Österle 1995].<br />

Die Prozesslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM unterteilt sich in die beiden Rollen Kunde<br />

als Leistungsabnehmer und <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> als Leistungsanbieter. Innerhalb<br />

der Leistungsanbieterrolle beschreibt sie die Rollen Geschäftsleitung, Kundenmanagement<br />

und Leistungsmanagement. Damit orientiert sie sich an der Aufteilung Govern,<br />

Deliver und Make aus dem Gesamtmodell des industrialisierten Informationsmanagements,<br />

das sich wiederum aus dem SCOR-Referenzmodell ableitet (s. Abbildung<br />

2-5 in Kapitel 2.2.2 sowie in [Supply-Chain-Council 2003]). Die Kundenrolle, die dem<br />

Source-Modul im IIM-Modell entspricht, untergliedert sich in die Rollen Entscheider,<br />

Fachbereichskunde und Anwender.


138 Prozessgestaltung<br />

Abbildung 5-2: Prozesslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM<br />

Der Bereich Kundenmanagement liegt im Fokus der Prozesslandkarte, aber sie bildet<br />

auch den Leistungsaustausch mit den Bereichen Leistungsmanagement und Geschäftsleitung<br />

ab:


5.1 Prozessarchitektur <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM 139<br />

• Das Kundenmanagement ist in die drei generischen Prozessbereiche Pre-<br />

Sales/Marketing, Sales/Vertrieb und After-Sales/Service unterteilt [s. Vavra 1995,<br />

17]. Die vom Kundenprozess benötigten Leistungen werden durch die Prozesse<br />

Vertriebsplanung, Kampagnenmanagement, Leadmanagement, Angebotsmanagement,<br />

Auftragsmanagement, SLA-Überwachung und Support- & Beschwerdemanagement<br />

abgedeckt. Die Prozesse Kundensegmentierung, Vertriebsunterstützung<br />

und Feedback- & Wissensmanagement wirken vornehmlich im Hintergrund.<br />

• Im Prozessbereich Geschäftsleitung sind die Prozesse des „General Management“<br />

abgebildet. Hierzu gehören die Vertriebsplanung, Finanzen & Controlling, das<br />

Personalmanagement, aber auch die Prozessführung selbst. Vor allem die Vertriebsplanung<br />

ist an der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle von Bedeutung.<br />

• Zum Bereich Leistungsmanagement gehören das Produktmanagement, das Ressourcenmanagement<br />

und das Projektmanagement. Während Produkt- und Ressourcenmanagement<br />

nicht im unmittelbaren Kundenkontakt stehen, interagiert der Projektmanagementprozess<br />

direkt mit der Phase „Realisierung <strong>IT</strong>-Lösung“ im Kundenprozess.<br />

Ein detailliertes Prozess- und Leistungsverzeichnis findet sich in Anhang B. Für die<br />

weitere Arbeit bildet die Prozesslandkarte den Ausgangspunkt zur detaillierten Beschreibung<br />

ausgewählter Prozesse und der Leistungsflüsse zwischen den Prozessen.<br />

Ergänzt wird die Prozesslandkarte hierbei durch eine Beschreibung der auf Seiten des<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s beteiligten Rollen. Gemeinsam liefern die Prozesslandkarte<br />

und die Einzelprozessmodellierung die Grundlage <strong>für</strong> die Definition funktionaler Anforderungen<br />

an die Informationssysteme des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM, die in Kapitel 6 vorgestellt<br />

werden.<br />

5.1.3 Prozessbewertung und -auswahl<br />

Wie die Prozesslandkarte in Abbildung 5-2 zeigt, sind zur Abdeckung des Kundenprozesses<br />

sowohl Prozesse aus dem Bereich Kundenmanagement (darunter die Prozessgruppen<br />

Marketing, Vertrieb und Service) als auch aus dem Bereich der Geschäftsleitung<br />

nötig. Grundsätzlich ist ein detailliertes Design sämtlicher in diesen Bereichen<br />

enthaltenen Prozesse anzustreben. Es gilt jedoch zu ermitteln, welche Prozessbeschreibungen<br />

einen besonders hohen Erkenntnisfortschritt sowohl <strong>für</strong> die theoretische<br />

Konzipierung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s als auch <strong>für</strong> dessen<br />

Umsetzung in der Praxis versprechen und daher priorisiert beschrieben werden sollen.<br />

Hierzu führt der dieser Abschnitt eine systematische Prozessbewertung durch, mit der<br />

aus jeder der vier Prozessgruppen ein Kernprozess <strong>für</strong> eine detaillierte Darstellung in<br />

Kapitel 5.2 bestimmt wird.<br />

Für die Auswahl der Prozesse ist eine Bewertung ihrer jeweiligen Bedeutung <strong>für</strong> das<br />

<strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM anhand eines festgelegten Kriterienkatalogs notwendig. Der Krite-


140 Prozessgestaltung<br />

rienkatalog lehnt sich an den Massgaben des <strong>für</strong> diese Arbeit verwendeten transferorientierten<br />

Forschungsansatzes an (s. Kapitel 1.4 und 2.4.4 sowie [Zarnekow 2005, 24]):<br />

• Die Dimension Spezifität untersucht, inwiefern der jeweils zu bewertende Prozess<br />

besondere Rahmenbedingungen und Voraussetzungen im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM berücksichtigen<br />

bzw. auf diese angepasst werden muss.<br />

• Das Kriterium Komplexität bewertet den Schwierigkeitsgrad der Implementierung,<br />

der durch den Umfang oder die Interdependenzen der jeweils durchzuführenden<br />

Abläufe bestimmt sein kann.<br />

• Die praktische Bedeutung zeigt an, inwiefern der jeweilige Prozess aus Sicht der<br />

Praxis <strong>für</strong> eine erfolgreiche Implementierung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM im Mittelpunkt<br />

steht.<br />

• Die Kategorie vorhandener Erkenntnisstand berücksichtigt zusätzlich das in Theorie<br />

und Praxis bereits bestehende Wissen, auf das zur Gestaltung der einzelnen<br />

Prozesse im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM zurückgegriffen werden kann.<br />

Tabelle 5-1 zeigt die Bewertung und Auswahl der einzelnen Prozesse in den Bereichen<br />

Geschäftsleitung, Pre-Sales/Marketing, Sales/Vertrieb und After-Sales/Service anhand<br />

der vier Kriterien. Die Prozessbewertung basiert auf den Erkenntnissen aus der Fallstudienanalyse<br />

sowie auf den theoretischen Disziplinen CRM und Informationsmanagement.


5.1 Prozessarchitektur <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM 141<br />

Prozessbereich Prozess<br />

Geschäftsleitung Vertriebsplanung<br />

Pre-Sales/Marketing<br />

Sales/Vertrieb<br />

After-Sales/Service<br />

Bewertungsdimensionen<br />

Spezifität<br />

Komplexität<br />

Praktische Bedeutung<br />

Vorhandener<br />

Erkenntnisstand<br />

� � � � �<br />

Kampagnenmanagement<br />

� � � � �<br />

Leadmanagement<br />

� � � �<br />

Kundensegmentierung<br />

� � � �<br />

Angebotsmanagement<br />

� � � � �<br />

Auftragsmanagement<br />

� � � �<br />

Vertriebsunterstützung<br />

� � � �<br />

Support- & Beschwerdemanagement<br />

� � � �<br />

Feedback- & Wissensmanagement<br />

� � � � �<br />

Kundenbindungsmanagement<br />

� � � �<br />

Legende: � keine � geringe � mittlere � hohe � sehr hohe Ausprägung<br />

Tabelle 5-1: Bewertung und Auswahl von Prozessen im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM<br />

Im Bereich Geschäftsleitung wird die Vertriebsplanung als einziger unmittelbar <strong>für</strong><br />

das Kundenmangement relevanter Prozess im Kapitel 5.2.1 mittels eines detaillierten<br />

Prozessdesigns beschrieben. Der Vertriebsplanungsprozess weist eine hohe Spezifität<br />

auf; er ist vor dem Hintergrund des Spannungsverhältnisses, welchem <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> zwischen Marktorientierung und <strong>interne</strong>n Governance-Vorgaben ausgesetzt<br />

sind, von sehr hoher praktischer Bedeutung.<br />

In der Pre-Sales/Marketing-Prozessgruppe sind in Anlehnung an das klassische CRM<br />

die Prozesse Kampagnenmanagement und Leadmanagement als operative Prozesse<br />

mit unmittelbarem Kundenkontakt sowie die Kundensegmentierung als unterstützender,<br />

analytischer CRM-Prozess enthalten [s. Geib 2005, 110; Reichold 2006, 134].<br />

Von diesen drei Prozessen weist das Kampagnenmanagement die höchste praktische<br />

Bedeutung auf: es ist bei allen vier der in dieser Arbeit betrachteten Fallstudien prozessual<br />

ausgestaltet und organisatorisch verankert. Zudem weist es die vergleichsweise<br />

höchste Spezifität auf; anders als im klassischen Marketing muss das Kampagnenmanagement<br />

im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM seine Beratungsfunktion gegenüber dem Verkaufsgedanken<br />

hervorheben. Gleichzeitig muss der Imageaufbau im komplexen <strong>interne</strong>n Organisationsumfeld<br />

gelingen. Bei allen Aktivitäten des Kampagnenmanagements müssen<br />

schliesslich die Besonderheiten von <strong>IT</strong>-Produkten und -Dienstleistungen (z.B. Intangibilität,<br />

Integration des externen Faktors, s. Kapitel 2.2.3) berücksichtigt werden.<br />

Dem Bereich Sales/Vertrieb sind die Einzelprozesse Angebotsmanagement, Auftragsmanagement<br />

und Vertriebsunterstützung zugeordnet. Das Auftragsmanagement und<br />

Prozessauswahl


142 Prozessgestaltung<br />

die Vertriebsunterstützung weisen in der Prozessbewertung nur eine geringe bzw. mittlere<br />

Spezifität und Komplexität auf. Im Auftragsmanagement geschehen ähnliche Abläufe<br />

wie im allgemeinen Geschäftsbeziehungsmanagement, wie z.B. die Auftragsvergabe<br />

oder die Klärung von Finanzierungsmodalitäten. Zur Ausarbeitung der <strong>für</strong> das<br />

<strong>IT</strong>-Management spezifischen Service-Level-Agreements ist bereits ein hoher Erkenntnisstand<br />

vorhanden [s. z.B. OGC 2001; Krcmar 2004, 385ff]. Die Vertriebsunterstützung<br />

bündelt mehrere Supportaufgaben, wie die Mitteilung der Ressourcenverfügbarkeit,<br />

die Vertragsausarbeitung und die Qualitätssicherung im Vertriebsmanagement.<br />

Diese Aufgaben sind insgesamt relevant <strong>für</strong> den reibungslosen Ablauf des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

CRM, weisen aber <strong>für</strong> sich genommen nur eine geringe bis mittlere Spezifität und<br />

Komplexität auf. Anders verhält es sich mit dem Angebotsmanagement: ihm kommt<br />

allgemein in der B2B-Praxis eine hohe Bedeutung zu [s. Winkelmann 2005], in besonderem<br />

Masse aber im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM, wo der Erfahrungshorizont in der Kunden-<br />

Lieferanten-Interaktion vergleichsweise gering ausgeprägt ist. Eine hohe Spezifität<br />

und Komplexität ergibt sich durch die Beteiligung verschiedener Rollen auf Kunden-<br />

und <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>seite sowie durch die Schwierigkeit, verschiedene Angebotsarten<br />

(z.B. Ausschreibungen vs. Bestellungen) gleichzeitig abbilden zu können.<br />

Die After-Sales/Service-Prozessgruppe besteht aus dem Support- & Beschwerdemanagement,<br />

dem Feedback- & Wissensmanagement sowie dem Kundenbindungsmanagement.<br />

Dem Support- & Beschwerdemangement kommt eine hohe praktische Bedeutung<br />

zu. Es ist jedoch im dienstleistungsorientierten Informationsmanagement bereits<br />

durch das <strong>IT</strong>IL-Rahmenwerk umfangreich abgedeckt (s. Kapitel 2.4.2.3 und [Hochstein/Hunziker<br />

2003]). Das Kundenbindungsmanagement ist vor allem <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> vom Typ B und C von grosser Praxisbedeutung. Anders als z.B. im Privatkundenbereich<br />

ist es allerdings vornehmlich persönlich geprägt, d.h. es können keine<br />

operationalisierbaren Instrumente wie Bonussysteme oder ähnliche Kundenbindungsprogramme<br />

angewandt werden. Einen grossen Erkenntnisgewinn verspricht hingegen<br />

ein detailliertes Prozessdesign im Feedback- & Wissensmanagement. Die Fallstudienanalyse<br />

zeigt, dass eine möglichst umfangreiche Kundenkenntnis eine entscheidende<br />

Stärke <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> sowohl <strong>für</strong> die exakte Adressierung von<br />

Kundenbedürfnissen als auch gegenüber dem externen Wettbewerb darstellt. Im klassischen<br />

CRM ist die Anwendung von Wissensmanagementmethoden Gegenstand aktueller<br />

Forschung [s. z.B. Salomann et al. 2005], wohingegen diese Domäne in der<br />

Informationsmanagementdisziplin bisher kaum berücksichtigt wurde. Die Spezifität<br />

und Komplexität des Feedback- & Wissensmanagements können im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM<br />

aufgrund der Vielzahl an involvierten Rollen und Prozessen als hoch bis sehr hoch<br />

eingestuft werden.<br />

Die aus Tabelle 5-1 und ihrer Erläuterung gewonnenen Erkenntnisse zur Prozessbewertung<br />

ergeben, dass <strong>für</strong> ein detailliertes Prozessdesign die Prozesse der Vertriebsplanung,<br />

des Kampagnenmanagements, des Angebotsmanagements sowie des Feed-


5.2 Design ausgewählter Prozesse 143<br />

back- & Wissensmanagements eine Vorrangigkeit in der Gestaltung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

CRM besitzen. Auf diese ausgewählten Prozesse wird daher im folgenden Kapitel 5.2<br />

ausführlich eingegangen.<br />

5.2 Design ausgewählter Prozesse<br />

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Gestaltung der im obigen Abschnitt priorisierten<br />

Prozesse <strong>für</strong> das Kundenmanagement zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und<br />

Fachbereichen. Zunächst wird auf die Vertriebsplanung eingegangen (s. Kapitel 5.2.1)<br />

und anschliessend das Kampagnenmanagement vorgestellt (s. Kapitel 5.2.2). Kapitel<br />

5.2.3 schlägt Gestaltungsoptionen <strong>für</strong> das Angebotsmanagement vor. Schnittstellen zu<br />

verwandten Prozessen werden je Bereich ebenfalls aufgezeigt. Kapitel 5.2.4 beleuchtet<br />

schliesslich zum Feedback- & Wissensmanagement die Aufnahme von Kundenwissen<br />

aus der laufenden Kundenbeziehung heraus sowie dessen <strong>interne</strong> Verteilung und Nutzung<br />

in den Bereichen Prozess- und Personalführung sowie Produkt-, Kampagnen-<br />

und Leadmanagement. Zur Darstellung der Prozesse werden Aufgabenkettendiagramme<br />

in der Notation des BE verwendet [s. Österle 1995, 49].<br />

Neben der Ablauforganisation ist auch die Aufbauorganisation ein konstituierendes<br />

Element der Prozessgestaltung [s. Kosiol 1980]. Daher werden <strong>für</strong> jeden Kernprozess<br />

auch die beteiligten Rollen dargestellt. Eine Rolle beschreibt ein Bündel zusammengehöriger<br />

Aufgaben, das einem oder mehreren Mitarbeitern zugeordnet werden kann [s.<br />

Auth 2003, 217]. Die am <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM beteiligten Rollen sind in einem Rollenverzeichnis<br />

in Anhang B gesamthaft aufgeführt und den jeweiligen Prozessen zugeordnet.<br />

Ausserdem werden in den folgenden Einzel-Prozessbeschreibungen die jeweils betroffenen<br />

Rollen ausführlich vorgestellt. Da Rollen sowohl von einzelnen Mitarbeitern<br />

(individuelle Rolle) als auch durch die Zusammenarbeit mehrerer Mitarbeiter ausgefüllt<br />

werden können (z.B. in Form von Gremien [s. Kaiser 2000, 143]), gehen die folgenden<br />

Abschnitte auch auf solche „kollektiven Rollen“ ein.<br />

Die Verwendung von Rollen zur Beschreibung einer Aufbauorganisation hat gegenüber<br />

der festen Zuordnung von Prozessen zu Institutionen (z.B. Abteilungen) den Vorteil,<br />

anpassbar bei organisationalem Wandel sowie zu einem gewissen Grad übertragbar<br />

auf unterschiedliche Organisationen zu sein. Diese Übertragbarkeit ist jedoch eingeschränkt,<br />

da Rollen zu einem hohen Grad als unternehmensspezifisch gelten [s. Hess<br />

1996, 105f]. Daher erhebt dieses Kapitel keinen Anspruch auf die Definition eines generischen<br />

Rollenmodells, sondern bezieht die Aussagekraft der vorgeschlagenen Rollen<br />

auf den Kontext <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>.<br />

5.2.1 Vertriebsplanung<br />

Die Geschäftsleitung umfasst die strategischen Aufgaben eines <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s.<br />

Da viele <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> als eigenstädige GmbH oder Aktiengesellschaft<br />

geführt sind, umfassen diese Aufgaben dieselben zentralen Funktionen wie bei


144 Prozessgestaltung<br />

einem externen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, beispielsweise das Personalmanagement oder Finanzen<br />

& Controlling. Auch die Prozessplanung und -steuerung ist häufig auf dieser Ebene<br />

angesiedelt. Ziel der Vertriebsplanung ist es, den <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> dauerhaft<br />

kunden- und wettbewerbsorientiert zu positionieren und langfristig stabile Beziehungen<br />

mit den Leistungsabnehmern zu schaffen [s. Zarnekow 2005, 102ff]. Eine wesentliche<br />

Herausforderung liegt darin, der übergeordneten Governance bzw. Anteilseignerschaft<br />

der Muttergesellschaft Rechnung zu tragen und mit einer unternehmerisch motivierten<br />

Absatzplanung zu verbinden. Die Aufgaben der Vertriebsplanung leiten sich<br />

daraus folgendermassen ab:<br />

• Nachhaltiger Dialog mit dem Kunden: Sowohl auf strategischer Ebene als auch auf<br />

operativer Ebene muss die Vertriebsplanung die Geschäftsanforderungen der Kundenseite<br />

aufnehmen und adressieren, um eine durchgängige und langfristige Kundenbeziehung<br />

aufzubauen. Bestandteile der Kundengespräche können z.B. die<br />

Vereinbarung langfristiger Rahmenverträge sein oder ein regelmässiges Reporting<br />

von Performancekennzahlen des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s.<br />

• Absatzseitige Planung: Um das langfristige Bestehen und die Weiterentwicklung<br />

des Unternehmens zu sichern, muss die Vertriebsplanung die Absatzziele mittelfristig<br />

(d.h. auf Jahres- oder ggf. Dreijahressicht) eruieren können. Hierbei kommt<br />

je nach Typ A, B oder C eines <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s dem Ausbau des Bestandskundengeschäfts<br />

oder der Neukundenakquise eine stärkere Bedeutung zu<br />

(vgl. Kapitel 4.2).<br />

• Ressourcenseitige Planung: Zur Planung der mittelfristigen Ressourcenallokation,<br />

z.B. zur Produktentwicklung, Personalplanung oder zum Ausbau von Rechenzentren,<br />

und <strong>für</strong> das Controlling muss die Vertriebsplanung aus der Kundenbeziehung<br />

heraus die Nachfrage nach Produkten und Projektgeschäft ermitteln.<br />

Wie aus der Fallstudienanalyse hervorgeht, legen <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> in der Vertriebsplanung<br />

unterschiedliche Schwerpunkte, je nachdem, ob die Erreichung eines<br />

Deckungsbeitrags oder die Gewinnerzielung im Vordergrund steht. Auch der Anteil<br />

des Performancereportings an der Vertriebsplanung mit der Muttergesellschaft variiert<br />

je nach dem Grad der operativen Einbindung in das Gesamtunternehmen.<br />

5.2.1.1 Rollen<br />

Die Vertriebsplanung ist aufbauorganisatorisch bei den untersuchten Fallbeispielen<br />

unterschiedlich aufgehängt. Auch die verwendeten Bezeichnungen <strong>für</strong> Rollen und<br />

Gremien variieren. Bei der Deutschen Post <strong>IT</strong>Solutions wird die Vertriebsplanung<br />

„Account Planning“ genannt und ist der Abteilung „Accountmanagement“ zugeordnet.<br />

Die Lufthansa Systems hat die Vertriebsplanung der Einheit „Corporate Marketing“<br />

zugeordnet, während bei der BASF <strong>IT</strong> Services einmal jährlich sog. „Account Pläne“


5.2 Design ausgewählter Prozesse 145<br />

von einem Gremium aus Geschäftsleitung, Kundenmanagern und Vertretern der Leistungseinheiten<br />

erstellt werden.<br />

Unabhängig von der institutionellen Zuordnung wird die Vertriebsplanung <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> von verschiedenen Rollen gestaltet. Die Rolle des Vertriebsleiters ist mit<br />

der mittel- bis langfristigen Vertriebsplanung betraut. Häufig ist diese Rolle auf Geschäftsleitungsebene<br />

oder auf Führungsebene im Kundenmanagement angesiedelt. Zu<br />

den Hauptaufgaben des Vertriebsleiters zählen die Aufnahme von Geschäftsanforderungen<br />

im regelmässigen Dialog mit Entscheidern der Kundenseite, die <strong>interne</strong> Leitung<br />

der Vertriebsplanung gemeinsam mit Vertretern des Produkt- und Kundenmanagements<br />

und die langfristige Pflege der Kundenbeziehungen. Die Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions<br />

hat mit ähnlichem Aufgabenumfang die Rolle des „Account Planning Managers“<br />

eingeführt. In der Literatur, beispielsweise im <strong>IT</strong>IL-Modell werden die Aufgaben<br />

der Vertriebsleiterrolle auf die „overall IS management function“ und die „Business<br />

Relationship Manager“ Rolle aufgeteilt [s. OGC 2004, 133ff].<br />

Der Rolle des Kundenmanagers (auch: Accountmanager) kommt eine zentrale Bedeutung<br />

im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> zu. Sie erstreckt sich über alle<br />

Phasen des Kundenprozesses. Die Aufgaben des Kundenmanagers und verwandter<br />

Bezeichnungen wurden in der Literatur sowohl aus Sicht des klassischen CRM als<br />

auch des Informationsmanagements vielfach diskutiert (s. Kapitel 2.4.2.2 und stellvertretend<br />

[Belz/Senn 1995; Subramani et al. 1995; Reinecke 1996]). Für die Vertriebsplanung<br />

liefert der Kundenmanager Informationen zu den kundenseitigen Geschäftsanforderungen,<br />

die er über den kontinuierlichen Dialog mit den Fachbereichskunden erhält.<br />

Zudem kann er als dauerhafter „Fühler am Markt“ erkennen, welche markt- und<br />

kundenseitigen Trends die mittelfristige Vertriebsplanung beeinflussen.<br />

Die Rolle des Produktmanagers umfasst eine Vielzahl von Aufgaben im Bereich des<br />

Leistungsmanagements, wie z.B. das Portfoliomanagement, das funktionale und qualitative<br />

Produktdesign oder das Produktionsmanagement [s. Pilgram/Uebernickel 2007,<br />

11ff]. Daneben hat der Produktmanager aber auch eine Vielzahl kundenorientierter<br />

Aufgaben, die sich wie beim Kundenmanager auf mehrere Phasen des Kundenprozesses<br />

erstrecken. In der Vertriebsplanung ist er mit Aufgaben an der Schnittstelle zwischen<br />

kundenseitiger und produktionsseitiger Planung betraut. Dazu gehört die Kapazitäts-<br />

und Ressourcenplanung sowie der Abgleich der Vertriebsplanung mit der Produktportfolioplanung.<br />

Tabelle 5-2 gibt einen Überblick über die Rollen-Aufgaben-<br />

Profile im Vertriebsmanagement.<br />

Neben den individuellen Rollen sind auch kollektive Rollen (Gremien) <strong>für</strong> die Vertriebsplanung<br />

relevant. Beispielsweise hat die DP <strong>IT</strong>Solutions ein sog. „Opportunity<br />

Board“ installiert, im Rahmen dessen sich Kundenmanager, Produktmanager und die<br />

Geschäftsleitung halbjährlich zur strategischen Kundenplanung austauschen. Bei der<br />

LH Systems beschäftigt sich ein Gemium bestehend aus Vertretern des Marketings,


146 Prozessgestaltung<br />

der Produkteinheiten und des Kundenmanagements einmal pro Jahr mit der Erstellung<br />

eines „Sales Plans“.<br />

Rollen Beispielhafte Aufgaben<br />

Vertriebsleiter • Dialog mit Entscheidern auf Kundenseite<br />

• Aufnahme strategischer Geschäftsanforderungen<br />

• Verantwortlichkeit <strong>für</strong> die mittel- bis langfristige Vertriebsplanung<br />

• Ausarbeitung der Vertriebsstrategie und -planung<br />

• Durchführung bzw. Leitung von Wettbewerbsanalysen<br />

Kundenmanager • Regelmässiger operativer Dialog mit Fachbereichskunden<br />

• Aufnahme fachlicher Geschäftsanforderungen<br />

• Aufzeigen von Trends bzgl. Markt- und Kundenentwicklung<br />

Produktmanager • Produktportfolioplanung<br />

• Kapazitätsplanung<br />

Tabelle 5-2: Rollen und Aufgaben in der Vertriebsplanung<br />

Bei der Analyse der Fallbeispiele fällt auf, dass solche Gremien bei <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n meist nur intern installiert sind, d.h. ohne Beteiligung der Kundenseite.<br />

Dies erklärt sich grösstenteils durch das Bestehen einer formellen Kunden-<br />

Lieferantenbeziehung, bei der die <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> in einer Wettbewerbsposition<br />

mit externen Anbietern stehen. Der Kundendialog geschieht demnach meist bilateral<br />

auf Geschäftsführungs- bzw. Fachbereichsebene. Dies unterscheidet <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

Diensleister von vollständig integrierten <strong>IT</strong>-Abteilungen, wo die Fachseite in planerische<br />

Prozesse mit eingebunden wird, wie das Beispiel von Altana Pharma zeigt.<br />

Die Altana Pharma AG (APAG) 22 hat zur mittelfristigen Aufnahme von Geschäftsanforderungen<br />

und zur Projektplanung ihrer <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Abteilung ein sog. „<strong>IT</strong> Council<br />

(<strong>IT</strong>C)“ eingerichtet. Von der <strong>IT</strong>-Seite sind der CIO und zwei weitere Mitarbeiter<br />

aus dem Bereich Architekturplanung vertreten. Von Fachbereichseite stammen ein<br />

Mitglied der Geschäftsleitung sowie regionale (LOC) und funktionale (BU) Repräsentanten<br />

(s. Abbildung 5-3).<br />

22 Die Pharmasparte der Altana AG (Altana Pharma AG) wurde nach der Aufnahme des Fallbeispiels im Januar<br />

2007 an den dänischen Arzneimittelhersteller Nycomed verkauft.


5.2 Design ausgewählter Prozesse 147<br />

Architecture &<br />

Infrastructure Council (AIC)<br />

� CIO<br />

<strong>IT</strong> Representatives from LOCs:<br />

� Germany<br />

� EMEA<br />

� North America<br />

� Latin America<br />

� Asia / Pacific<br />

<strong>IT</strong> Representatives from BUs:<br />

� Research & Development<br />

� Finance & Operations<br />

� Marketing & Sales<br />

� Human Resources & <strong>IT</strong><br />

� Global <strong>IT</strong> Architecture Man.<br />

� <strong>IT</strong> Portfolio Management<br />

APAG Board<br />

Delegation of<br />

solution finding<br />

Preparation<br />

of decisions<br />

Reporting<br />

<strong>IT</strong> Council (<strong>IT</strong>C)<br />

� Board member chairing <strong>IT</strong>C<br />

� CIO<br />

� two additional rep. from AIC<br />

Business Represent. from LOCs:<br />

� Germany<br />

� EMEA<br />

� North America<br />

� Latin America<br />

� Asia / Pacific<br />

BU Representatives:<br />

� Research & Development<br />

� Finance & Operations<br />

� Marketing & Sales<br />

� Human Resources & <strong>IT</strong><br />

� Business Development<br />

Abbildung 5-3: <strong>IT</strong> Council bei Altana Pharma [Quelle: Altana Pharma]<br />

Business<br />

input<br />

Die Umsetzungsplanung der im <strong>IT</strong>C aufgenommenen Geschäftsanforderungen erfolgt<br />

in einem weiteren, <strong>IT</strong>-<strong>interne</strong>n Gremium (Architecture & Infrastructure Council,<br />

AIC), das umgekehrt auch Entscheidungsvorlagen an das <strong>IT</strong>C liefert.<br />

5.2.1.2 Prozess<br />

Der Vertriebsplanungsprozess im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM ist auf den Kundenprozess „Geschäftsanforderung“<br />

ausgerichtet. Er involviert auf Seiten des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s<br />

die Rollen Kundenmanager, Vertriebsleiter und Produktmanager. Auf Kundenseite<br />

sind die Rollen Entscheider und Fachbereichskunde beteiligt (s. Abbildung 5-4).<br />

Der Prozess beginnt durch ein Geschäftsplanungsgespräch des Vertriebsleiters mit einem<br />

Entscheider auf Kundenseite, welches von beiden Seiten initiiert werden kann.<br />

Die Fallbeispiele zeigen, dass ein regelmässiger Turnus im Halbjahres- bzw. Jahresabstand<br />

üblich ist. Aus Sicht des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s ist das Ziel dieses Prozessschrittes<br />

die Kenntniserlangung über die mittelfristige Geschäftsplanung des Kunden<br />

sowie seine Anforderungen an die Systemunterstützung und seine diesbezügliche Einkaufsplanung.<br />

Inhalte sind beispielsweise die zukünftige wirtschaftliche Situation sowie<br />

Geschäftsinitiativen und Businesspläne. Es geht gleichzeitig auch darum, über die<br />

bisherige Performance sowie über Innovationen und neue Produkte des <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>s zu informieren und so die kommunikativen Voraussetzungen <strong>für</strong> eine<br />

partnerschaftliche Kundenbeziehung zu schaffen [s. Hirschheim et al. 2006, 191]. Die<br />

Kommunikationsstärke der Vertriebsleitung ist dabei massgeblich da<strong>für</strong> verantwortlich,<br />

ob es dem <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> gelingt, seine „Relationship Capability“ umzusetzen<br />

und von seinen Kompetenzen zur effektiven Geschäftsunterstützung zu überzeugen<br />

[s. Luftman/Brier 1999; Gulati/Kletter 2005]. In den Gesprächen werden häufig<br />

auch Rahmenvereinbarungen über langfristige Geschäftspartnerschaften getroffen.


148 Prozessgestaltung<br />

Produktmanager<br />

Vorhandene<br />

Ressourcen<br />

mitteilen<br />

Leistungsportfolio<br />

anpassen<br />

Kapazitätsplanung<br />

anpassen<br />

Legende:<br />

Aufgabe<br />

(<strong>IT</strong>-gestützt)<br />

Interner <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

Vertriebsleiter<br />

Vertriebsplanung<br />

Geschäftsplanungsgespräch<br />

durchführen<br />

Geschäfts- und<br />

Budgetziele des<br />

Kunden ableiten<br />

Wettbewerbsanalyse<br />

verwenden<br />

Kundensegmentierung<br />

verwenden<br />

Vertriebsplanung<br />

erstellen<br />

Aufgabe<br />

(nicht <strong>IT</strong>-gestützt)<br />

Kundenmanager Entscheider<br />

Kundengespräch<br />

durchführen<br />

Accountpläne<br />

aktualisieren<br />

Individuelle<br />

Accountstrategie<br />

erstellen<br />

Schnittstellen-<br />

Aufgabe<br />

Kampagnenmanagement<br />

beauftragen<br />

Accountpläne<br />

umsetzen<br />

Rolle<br />

Geschäfts-/<br />

Einkaufsziele<br />

mitteilen<br />

Kunde<br />

Fachb.kunde<br />

Geschäftsanforderung<br />

Geschäftsanforderg.<br />

mitteilen<br />

Abbildung 5-4: Aufgabenkettendiagramm <strong>für</strong> den Vertriebsplanungsprozess<br />

Mit Hilfe der Informationen aus dem Geschäftsplanungsgespräch eruiert die Vertriebsleitung<br />

anschliessend die Geschäftsziele und das <strong>IT</strong>-Budget des Kunden. Das Kundenprofil<br />

wird durch eine Wettbewerbsanalyse ergänzt, die von der Marketingabteilung<br />

geliefert wird [s. Fuchs 2003, 26ff]. Somit lassen sich Tendenzen über die zukünftige<br />

Position des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s beim Kunden ableiten. In Vorbereitung auf die<br />

eigentliche Gesamtvertriebsplanung liefert der Bereich Kundensegmentierung die aus<br />

seiner Analyse abgeleiteten Zielgruppen. Sämtliche Informationen werden zusätzlich<br />

vor dem Hintergrund der Unternehmensstrategie des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s bewertet.


5.2 Design ausgewählter Prozesse 149<br />

In die Gesamtvertriebsplanung fliesst neben dem Input der Vertriebsleitung auch Account<br />

Pläne ein. Diese erstellen und aktualisieren die Kundenmanager in regelmässigen<br />

Gesprächen mit den Fachbereichskunden. Anders als bei den strategischen Geschäftsplanungsgesprächen<br />

des Vertriebsleiters geht es bei diesen Kundengesprächen<br />

um die Abfrage operativer Geschäftsanforderungen, beispielsweise bzgl. der Geschäftsprozesse<br />

und um den Status laufender Projekte und Verträge. Das in den Account<br />

Plänen abgedeckte Kundenprofil enthält zudem organisationale Informationen<br />

zu den fachseitigen Ansprechpartnern wie Hierarchien und Reportingstrukturen. Je<br />

nach Typ des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s werden im Account Plan unterschiedliche<br />

Themengebiete abgefragt. Der Account Plan wird entweder gemeinsam mit dem Kunden<br />

oder intern papierbasiert bzw. in einem Word-Dokument ausgefüllt. Möglich ist<br />

auch die direkte Eingabe der Informationen in das Kundenprofil einer mobilen CRM-<br />

Lösung, wie das Beispiel der Deutschen Post <strong>IT</strong>Solutions zeigt (s. Kapitel 3.2.3.4).<br />

Abbildung 5-5 zeigt Auszüge aus den Inhaltsübersichten der Account Pläne von Altana<br />

Pharma bzw. der dortigen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Abteilung und von Lufthansa Systems als<br />

<strong>interne</strong>m <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> vom Typ C.


150 Prozessgestaltung<br />

Abbildung 5-5: Praxisbeispiele <strong>für</strong> Account Pläne<br />

[Quelle: Altana Pharma, Lufthansa Systems]<br />

Beiden Account Plänen gemeinsam ist die Bestrebung, eine möglichst detaillierte<br />

Kenntnis über die Geschäftsvorhaben und -prozesse der Fachseite zu erlangen. Der<br />

Account Plan der Altana Pharma fokussiert dabei hauptsächlich auf Geschäftsabläufe<br />

und auf den Systemeinsatz, wohingegen der LH Systems Account Plan verstärkt auf<br />

Aspekte der Kundenentwicklung und die eigene Position beim jeweiligen Kunden aus


5.2 Design ausgewählter Prozesse 151<br />

Businesssicht eingeht. Zudem werden Instrumente der Managementlehre (z.B. SWOT-<br />

Analyse, Value Maps) angewandt, um accountspezifische Ziele und Massnahmen sowie<br />

schliesslich potenzielle Verkaufsobjekte zu definieren.<br />

Parallel zur kundenseitigen Vorbereitung der Gesamtvertriebsplanung teilt das Produktmanagement<br />

die vorhandenen Ressourcen, Kapazitäten und das gegenwärtige<br />

Produktportfolio der Vertriebsleitung mit.<br />

Im Anschluss daran werden in der Gesamtvertriebsplanung die kunden- und produktseitige<br />

Planung mit den strategischen Informationen aus der Kunden- und Wettbewerbsstrategie<br />

zusammengeführt. Wie bereits im vorherigen Abschnitt beschrieben,<br />

treten <strong>für</strong> die Gesamtvertriebsplanung häufig Gremien aus den drei beitragenden Rollen<br />

zusammen. Ergebnis ist ein Gesamtvertriebsplan (auch: „Sales Forecast“, [s.<br />

Versteegen et al. 2004, 9ff]), der das voraussichtliche Geschäftsvolumen <strong>für</strong> das darauf<br />

folgende Jahr abbildet. Er entspricht damit einer 360°-Sicht auf den Vertrieb, sowohl<br />

aus Sicht des Controllings als auch der Absatzentwicklung erlaubt. Wie aus der Fallstudienanalyse<br />

hervorgeht, können diesbezüglich verschiedene Schwerpunkte gelegt<br />

werden. Interne <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> vom Typ A werden die Kapazitäts- und Controllingsicht<br />

hervorheben, während <strong>Dienstleister</strong> vom Typ B und C die Sicherung und den<br />

Ausbau von Bestandsgeschäft verfolgen oder wie bei Typ C <strong>für</strong> den Ausbau des Neukundengeschäfts<br />

eine ausführliche Kundenentwicklungsplanung mit einbeziehen müssen<br />

(vgl. Kapitel 4.2).<br />

Die Gesamtvertriebsplanung wird im darauf folgenden Schritt sowohl kunden- als<br />

auch produktionsseitig konkretisiert. Auf der Produktionsseite wird das Leistungsportfolio<br />

an die Vertriebsvorgaben angepasst. Zudem ist vor allem <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> vom Typ A und B die Kapazitäts- und Ressourcenplanung von grosser<br />

Bedeutung. Da sie kein konzernexternes Geschäft betreiben, muss ihre kostenseitige<br />

Planung möglichst exakt den zu erwartenden Bedarf nach <strong>IT</strong>-Leistungen bestimmen,<br />

um Über- oder Unterkapazitäten zu vermeiden, wie u.a. das Beispiel der DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

zeigt (s. Abschnitt 3.2.3.3). Absatzseitig werden die Ergebnisse der Gesamtvertriebsplanung<br />

<strong>für</strong> die Erstellung bzw. Aktualisierung der kundenindividuellen Account<br />

Pläne verwendet. Auch hierbei spielt die Ressourcenplanung eine wichtige Rolle: Ebenso<br />

wie im klassischen CRM bestimmt die Vertriebsplanung die Ressourcenallokation<br />

<strong>für</strong> die Kundenbearbeitung [s. Eberling 2002, 285-292; Kuss/Tomczak 2002, 10;<br />

Bruhn 2004, 40]. Eine höhere Priorisierung einzelner Kunden in der Vertriebsplanung<br />

rechtfertigt einen höheren Mitteleinsatz [s. Blattberg/Deighton 1997, 28]. Dies zeigt<br />

auch das Beispiel der Lufthansa Systems (s. Abbildung 3-18 in Kapitel 3.5.3.3). Die<br />

kundenwertorientierte Ressourcenplanung ist <strong>für</strong> die Kundenbearbeitung im <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-CRM allerdings differenziert zu betrachten. Aufgrund der Abhängigkeit der <strong>IT</strong>-<br />

Tochterfirma von der Muttergesellschaft und der daraus resultierenden Entscheidungstransparenz<br />

ist eine unabhängige Kundenwertermittlung mit einer nachfolgenden Ressourcenpriorisierung<br />

in der Kundenbetreuung nur bedingt durchsetzbar.


152 Prozessgestaltung<br />

Der Vertriebsplanungsprozess endet kundenseitig mit der Beauftragung des Kampagnenmanagements<br />

als Schnittstellenaufgabe. Ebenso setzen die Kundenmanager die<br />

aktualisierten Account Pläne in individuellen Massnahmen des Vertriebsmanagements<br />

um.<br />

5.2.2 Kampagnenmanagement<br />

Die erste von drei Prozessgruppen im Kundenmanagement ist der Bereich Pre-<br />

Sales/Marketing. In der Prozessbewertung von Kapitel 5.1.3 wurde darin das Kampagnenmanagement<br />

als zu beschreibender Kernprozess <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM identifiziert.<br />

In der Informationsmanagementliteratur ist der Begriff des „<strong>IT</strong>-Marketing“ weit verbreitet<br />

[s. z.B. Reinecke/Belz 1995; Hoffman 2003; Versteegen et al. 2003; Lutchen<br />

2004, 214ff]. Auch in der Praxis wurde erkannt, dass die Vermarktung von <strong>IT</strong>-<br />

Leistungen über geeignete Kommunikationsmechanismen <strong>für</strong> die <strong>IT</strong>-Leistungserstellung<br />

von grosser Bedeutung ist, unabhängig davon, ob sie intern erstellt oder von extern<br />

angeboten wird [s. Dragoon 2004; Quack 2006a]. Der Marketingbegriff wird dabei<br />

jedoch häufig als auf die Themen Werbung und Kommunikation beschränkt wahrgenommen.<br />

Dies wird der umfassenden Bedeutung der Aufgaben des <strong>IT</strong>-Marketings<br />

nicht gerecht [s. Hirschheim et al. 2006, 185]. Wie bereits in Kapitel 2.4.2.2 angedeutet,<br />

geht es im <strong>IT</strong>-Marketing nicht um eine „Vermarktung“ von <strong>IT</strong>-Leistungen, sondern<br />

vielmehr um deren kundengerechte Erklärung und Kommunikation. Letztere basiert<br />

auf einem grundlegenden Verständnis der Geschäftsbedürfnisse der Fachbereichsseite<br />

[s. Reinecke/Belz 1995]. Für <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> wird diese Vorgabe noch mehr<br />

als <strong>für</strong> externe Anbieter zur Maxime: Dadurch, dass ihre Kunden gleichzeitig ihre Gesellschafter<br />

sind, müssen sie ihre Marketingmassnahmen genau auf die Bedürfnisse<br />

der Fachseite zuschneiden. Sie müssen Ihrer Zielgruppe einen Mehrwert bieten, um<br />

nicht den Eindruck zu erwecken, sie würden ihr Marketingbudget verschwenden, um<br />

ggf. qualitativ schlechte Produkte in ein besseres Licht zu rücken [s. Zarnekow 2005,<br />

107f]. Das Ziel des Kampagnenmanagements im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM ist daher, über Beratung<br />

und flankierende Fachinformation die Kundenseite über die angebotenen <strong>IT</strong>-<br />

Leistungen aufzuklären und die eigene Kompetenz zu demonstrieren. Somit kann der<br />

Marketingbereich auch das Informationsrisiko auf Fachseite ausgleichen. Dieses Risiko<br />

entsteht dadurch, dass die Kunden die häufig immateriell vorliegende <strong>IT</strong>-Leistung<br />

vor dem Kauf nicht ausprobieren können (s. Kapitel 2.2.3 und [Fuchs 2003, 47f]).<br />

Die FIDUCIA führt jährlich im Oktober eine „COMmunicate“ Planungsrunde<br />

durch. Diese findet in den einzelnen Vertriebsregionen im Stil einer Roadshow statt<br />

und hat zum Ziel, die regionalen Bedürfnisse der genossenschaftlichen Bankkunden<br />

aufzunehmen und in die daran folgende Jahresvertriebsplanung einfliessen zu lassen.


5.2 Design ausgewählter Prozesse 153<br />

Im Einzelnen umfasst das Kampagnenmanagement im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM folgende<br />

Aufgaben:<br />

• Kundenberatung: Hauptaufgabe des Kampagnenmanagements ist die bedürfnisgerechte<br />

Information und Beratung von Fachbereichskunden und Anwendern sowohl<br />

zu Geschäfts(-prozess)themen als auch zu <strong>IT</strong>-Leistungen. Dies geschieht vornehmlich<br />

über zielgruppenorientierte Veranstaltungen wie Workshops und Fachvorträge.<br />

• Generierung von Leads: Zur Sicherstellung des Geschäftserfolgs eines <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>s ist nicht nur die Reaktion auf Bedürfnisse von Fachbereichskunden,<br />

sondern auch das aktive Aufspüren von Cross- und Upselling-Potenzialen von Bedeutung.<br />

Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist die Verdeutlichung des Geschäftsnutzens einer neuen<br />

Technologie. Fachbereichskunden mit einem konkreten Interesse an einer <strong>IT</strong>-<br />

Lösung werden an die nachfolgende Stufe des Vertriebsprozesses, das Leadmanagement<br />

weitergeleitet.<br />

• Imageaufbau und -pflege: Nicht nur die tatsächliche, sondern auch die kommunizierte<br />

Qualität von <strong>IT</strong>-Leistungen spielt in der Kundenwahrnehmung eine Rolle [s.<br />

Quack 2006a]. Zudem ist besonders <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> vom Typ B und C<br />

die Konkurrenz zu professionell auftretenden externen Anbietern ein Grund, die<br />

Hochwertigkeit ihrer Produkte durch eine gezielte Imagepflege, u.a. durch ein<br />

Branding ihrer Leistungen zu unterstützen.<br />

5.2.2.1 Rollen<br />

Im Kampagnenmanagement des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM sind im Wesentlichen drei Rollen<br />

zu unterscheiden, nämlich die des Marketingmanagers, des Kundenmanagers und des<br />

Produktmanagers.<br />

Der Marketingmanager hat sowohl planerische als auch koordinative und operative<br />

Aufgaben. Im Bereich des strategischen Marketings ist er <strong>für</strong> die Umsetzung der Vorgaben<br />

der Vertriebsplanung in die operative Marketingplanung verantwortlich. Zudem<br />

koordiniert er und führt Markt- und Wettbewerbsanalysen aus. Zwischen dem<br />

Leistungs- und dem Kundenmanagement fungiert er als Bindeglied, indem er Produktinformationen<br />

aufnimmt und gegenüber den Fachbereichen in einer <strong>für</strong> sie verständlichen<br />

Terminologie kommuniziert. Operativ gehört die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

ebenso zum Aufgabenprofil des Marketingmanagers wie die Koordination und<br />

Durchführung von Informationsveranstaltungen. Die Rolle erfordert sowohl klassische<br />

Marketingfähigkeiten als auch journalistisch-kommunikative Begabungen und Organisationstalent.<br />

Für die unmittelbare Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement ist<br />

ein grundlegendes Verständnis der <strong>IT</strong>-Leistungen des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s nötig.<br />

Die Marketingfunktion ist bei Lufthansa Systems nur in geringem Umfang mit Aufgaben<br />

der Öffentlichkeitsarbeit und Imagebildung beschäftigt. Vielmehr kommt ihr


154 Prozessgestaltung<br />

eine koordinierende Rolle zwischen Produkteinheiten und Accountmanagement zu,<br />

die auch stark in die Vertriebsplanung und das Controlling reicht. Oberstes Ziel ist<br />

die Unterstützung des Vertriebs bei der Generierung von Geschäft, weniger der<br />

Markenaufbau. Hier profitiert die LH Systems von der grossen Markenbekanntheit<br />

ihrer Muttergesellschaft Lufthansa.<br />

Die Aufgabe des Kundenmanagers ist im Kampagnenmanagement zunächst die Identifikation<br />

von Ansprechpartnern auf Kundenseite und die Ermittlung von Zielgruppen.<br />

Hierbei tauscht er Informationen mit dem Kundensegmentierungsprozess aus. Zudem<br />

ist er im operativen Marketing an der Durchführung von Beratungsgesprächen und<br />

Workshops mit Fachbereichskunden beteiligt, um ihnen gegenüber durchgehend das<br />

„one face to the customer“ Prinzip zu vertreten. Anreiz <strong>für</strong> das Engagement im Kampagnenmanagement<br />

ist der Akquiseauftrag, welcher der Kundenmanagerrolle in der<br />

Praxis häufig übertragen ist. Die Messgrösse „Auftragseingang“ kann hierbei Bestandteil<br />

eines „Management by Objectives“ (MbO) Personalführungsmodells sein (s. z.B.<br />

Abschnitt 3.2.3.2).<br />

Die Rolle des Produktmanagers ist ebenfalls am Kampagnenmanagement-Prozess beteiligt.<br />

Um komplexe <strong>IT</strong>-Produkte zur Geschäftsprozessunterstützung gegenüber<br />

Fachbereichskunden anbieten zu können, benötigt das Produktmanagement die Zusammenarbeit<br />

mit der Marketingfunktion. Die Aufgabe des Produktmanagers besteht<br />

demnach in der Lieferung von Produktinformationen an den Marketingmanager und<br />

der gemeinsamen Erarbeitung von Vertriebsmaterialien. Ausserdem konzipiert er fachliche<br />

Workshops oder nimmt mit seiner Produktkompetenz an ihnen teil.<br />

Bei der Deutschen Post <strong>IT</strong>Solutions ist die Marketingfunktion organisatorisch an<br />

den Leistungseinheiten (Domains) ausgerichtet. Ziel ist es, die Domains marktseitig<br />

weiterzuentwickeln und „Thementreiber“ <strong>für</strong> neue Lösungen zu sein. Hierzu werden<br />

Themen aus der Presse, vom Wettbewerb oder von externen Veranstaltungen aufgenommen,<br />

aus PR-Sicht evaluiert und die Bedeutung <strong>für</strong> das Leistungsportfolio der<br />

DP <strong>IT</strong>Solutions gemeinsam mit den Produktmanagern überprüft. Vor der Reorganisation<br />

war das Marketing nach einzelnen Kanälen (Printmedien, Onlinemedien, Events<br />

etc.) aufgestellt, wodurch nur die reaktive Abwicklung von Marketingaufträgen<br />

möglich war. Mit der Neuaufstellung ist nun eine „End-to-End“-Begleitung des<br />

Produktmarketings von der Geschäftsentwicklung bis zur Produktkommunikation<br />

möglich.<br />

Tabelle 5-3 zeigt die Rollen-Aufgaben-Zuordnung des Kampagnenmanagements im<br />

<strong>interne</strong>n CRM.


5.2 Design ausgewählter Prozesse 155<br />

5.2.2.2 Prozess<br />

Rollen Beispielhafte Aufgaben<br />

Marketingmanager • Ausarbeitung des Marketingplans<br />

• Aufbereitung von Produktinformationen<br />

• Erstellung von Print- und Onlinepublikationen<br />

• Erstellung von Markt- und Wettbewerbsanalysen<br />

• Erfolgsmessung und Weiterleitung von Leads<br />

Kundenmanager • Identifikation von Zielgruppen auf Kundenseite<br />

• Durchführung zielgruppenspezifischer Veranstaltungen<br />

Produktmanager • Lieferung von Produktinformationen<br />

• Durchführung produktspezifischer Veranstaltungen<br />

Tabelle 5-3: Rollen und Aufgaben im Kampagnenmanagement<br />

Das Kampagnenmanagement adressiert im Kundenprozess die Phase „Information“.<br />

Allgemein ist es als ein geschlossener Kreislauf von der Planung bis zur Erfolgskontrolle<br />

zu verstehen [s. Berson et al. 1999, 12]. Grob unterteilt, umfasst dieser Kreislauf<br />

die Phasen Kampagnenentwicklung, Kampagnendurchführung und Kampagnenanalyse<br />

[s. Gronover et al. 2002, 53f]. Den drei Rollen Marketingmanager, Kundenmanager<br />

und Produktmanager stehen auf Kundenseite die Rollen Fachbereichskunde und Anwender<br />

gegenüber. Manche Prozessphasen können alternativ auch von der Entscheiderrolle<br />

durchlaufen werden, wie Abbildung 5-6 zeigt.<br />

Der Kampagnenmanagement-Prozess startet mit der Marketingplanung. Der Kundenmanager<br />

übermittelt dem Marketing die strategischen Zielvorgaben aus der Vertriebsplanung.<br />

Zudem liefert die Kundensegmentierung die Grundlagen zur Selektion der zu<br />

adressierenden Zielgruppen. Beide Informationen werden <strong>für</strong> die Erstellung des Marketingplans<br />

zusammengeführt. Er enthält die operativen Kommunikationsziele und die<br />

zu verwendenden Kanäle. Zudem fliessen Markt- und Wettbewerbsanalysen in die<br />

Planung ein. Das zur Verfügung stehende Marketingbudget wird grob alloziert. Dieser<br />

Prozessschritt läuft weitgehend analog zum klassischen Kommunikationsmanagement<br />

ab [s. Hochstein 2006, 129ff].


156 Prozessgestaltung<br />

Produktmanager<br />

Produktinformationen<br />

bereitstellen<br />

Workshop/Messe<br />

begleiten<br />

Legende:<br />

Aufgabe<br />

(<strong>IT</strong>-gestützt)<br />

Interner <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

Kundenmanager<br />

Kampagnenmanagement<br />

Zielvorgaben aus<br />

Vertriebsplanung<br />

übermitteln<br />

Ansprechpartner<br />

auf Kundenseite<br />

mitteilen<br />

Workshop/Messe<br />

durchführen<br />

Leads sammeln<br />

Leadmanagement<br />

beauftragen<br />

Aufgabe<br />

(nicht <strong>IT</strong>-gestützt)<br />

Marketingmanager Entscheider<br />

Zielgruppe aus<br />

Kundensegmentierung<br />

erhalten<br />

Schnittstellen-<br />

Aufgabe<br />

Marketingplan<br />

erstellen<br />

Einzelkampagnen<br />

planen<br />

Print-/Onlinekampagne<br />

durchführen<br />

Erfolgsmessung<br />

durchführen<br />

Rolle<br />

Information<br />

konsumieren<br />

Workshop/<br />

Messe<br />

besuchen<br />

Reaktion<br />

mitteilen<br />

Kunde<br />

Fachb.kunde<br />

Information<br />

Abbildung 5-6: Aufgabenkettendiagramm <strong>für</strong> das Kampagnenmanagement<br />

Anwender<br />

Information<br />

konsumieren<br />

Reaktion<br />

mitteilen<br />

Die nachfolgende Einzelkampagnenplanung muss mehrere Parameter konkretisieren.<br />

Zum einen muss hier der exakte Adressatenkreis, d.h. die Ansprechpartner auf Kundenseite,<br />

identifiziert werden. Zum anderen muss die Art der Kampagne klassifiziert<br />

werden. In den Fallstudien wird hierbei durchgängig zwischen Print-/ Onlinekampagnen<br />

und Eventkampagnen (z.B. Workshops und Messen) unterschieden. Dabei ist zu<br />

beobachten, dass Print- und Onlinekampagnen sowohl an Anwender als auch an Fachbereichskunden<br />

und Entscheider gerichtet werden, Eventkampagnen jedoch meist die<br />

letzteren beiden Kundenrollen adressieren. Auch persönliche Besuche durch die Kundenmanager<br />

spielen diesen Anspruchsgruppen gegenüber eine wichtige Rolle. Hierbei<br />

gelten <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM ähnliche Prinzipien wie im allgemeinen B2B-<br />

Geschäftsbeziehungsmanagement [s. Winkelmann 2005, 356ff].


5.2 Design ausgewählter Prozesse 157<br />

Für die Einzelkampagnenplanung steht der Marketingmanager im Dialog mit Produktmanagern<br />

und Kundenmanagern. Aus Sicht des Produktmanagements geht es darum,<br />

der Kundenseite die komplexen <strong>IT</strong>-Produkte und die technische Lösungskompetenz<br />

über geeignete Kampagnen zu vermitteln. Da die meisten <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

aus <strong>IT</strong>-Abteilungen hervorgegangen sind, in denen aufgrund des Governance-<br />

Modells keine Vermarktung der Leistungen notwendig war, ist diese Schnittstelle besonders<br />

wichtig, um der Konkurrenz externer Anbieter standzuhalten [s. Quack<br />

2006a]. Die Historie als <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-Abteilung stellt auch organisatorisch gesehen einen<br />

Wettbewerbsvorteil <strong>für</strong> das Kampagnenmanagement dar. Aufgrund ihrer Zugehörigkeit<br />

zur Muttergesellschaft haben <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> im Vergleich zu externen<br />

Anbietern oft erweiterte Zugangsmöglichkeiten zu Kampagnenadressaten auf der<br />

Fachseite. Da der Erfolg einer Kampagne stark von ihrer zielgruppengerechten Durchführung<br />

abhängt [s. Schumacher/Meyer 2003, 87ff], hat die Identifikation der richtigen<br />

Zielgruppe auch im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM einen hohen Stellenwert. Die Adressaten der<br />

Einzelkampagne liefert der Kundenmanager. Wie aus Abbildung 5-6 hervorgeht, können<br />

dies sowohl Entscheider (z.B. Mitglieder von Geschäfts-<strong>IT</strong>-Einheiten) als auch<br />

Fachbereichskunden sein. Die Praxisbeispiele zeigen, dass das Hauptaugenmerk jedoch<br />

auf fachliche Kunden gelegt wird, da hier der direkte Zugang des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>s gegenüber der externen Konkurrenz am meisten trägt. Marketing- und<br />

Kundenmanager stellen anschliessend sicher, dass die Einzelkampagne die Geschäftsbedürfnisse<br />

der Fachseite möglichst exakt adressiert.<br />

Die Kampagnendurchführung selbst läuft <strong>für</strong> den Bereich Print/Online und Events unterschiedlich<br />

ab. Im Print- und Onlinebereich werden periodische Massnahmen durchgeführt,<br />

die sich häufig an Anwender richten, wie z.B. die Versendung von Newslettern<br />

oder einer Kundenzeitschrift. Die Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions publiziert beispielsweise<br />

auch Fallstudien aus ihren verschiedenen Leistungsbereichen, die bei Akquisegesprächen<br />

mit Fachbereichskunden verwendet werden können. 23 Insgesamt dienen<br />

Print- und Onlinekampagnen häufig dem allgemeinen Imageaufbau. Interne <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> verfolgen dabei zunehmend das Ziel, ein professionelles Branding zu etablieren<br />

[s. Dragoon 2004]. Die eigene Professionalität soll mit einem durchgängigen<br />

Markenauftritt im Sinne einer „Corporate Identity“ unterstrichen werden, wie das Beispiel<br />

der einheitlichen Kleidung beim Supportpersonal der BASF <strong>IT</strong> Services zeigt (s.<br />

Abschnitt 3.4.3.3). Der Wettbewerbsvorteil des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s liegt in der<br />

Kommunikation hierbei wiederum darin, dass er als Bestandteil der Muttergesellschaft<br />

die Kanäle des Kunden (z.B. Kundenzeitschrift, Intranet) mitnutzen kann.<br />

23 Produktkataloge spielen ebenfalls eine wichtige Rolle im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM. Im Kundenprozess sind sie<br />

sowohl in der Informations-, besonders aber auch in der Evaluationsphase von Bedeutung, weswegen sie im<br />

nachfolgenden Kapitel vorgestellt werden.


158 Prozessgestaltung<br />

Die Zentrale Informatik der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) gibt seit 2004 einen<br />

professionell aufbereiteten Jahresbericht heraus. Obwohl die zentrale <strong>IT</strong> mit<br />

den Fachbereichen der SBB weder in einem Marktverhältnis steht, noch externen<br />

Wettbewerb <strong>für</strong>chten muss, hat sich der Jahresbericht als ein erfolgreiches Mittel<br />

zur Kommunikation der eigenen Leistungsstärke erwiesen. Er ist in einer geschäftsorientierten,<br />

nicht-technischen Sprache geschrieben und adressiert Fachbereichskunden<br />

sowie Anwender gleichermassen.<br />

Abbildung 5-7: Jahresbericht der Zentralen Informatik der SBB [Quelle: SBB]<br />

Die Durchführung von Events wie Workshops und Messen bildet die zweite, wichtige<br />

Säule im Kampagnenmanagement des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM. Die Fallbeispiele zeigen,<br />

dass hierbei die Tendenz verstärkt zu zielgruppenorientierten Workshops geht, auf denen<br />

Geschäftslösungen oder <strong>IT</strong>-Innovationen bedürfnisgerecht erklärt werden. Anders<br />

als im klassischen CRM steht die Beratung von Fachbereichskunden und Entscheidern<br />

gegenüber dem reinen Vertriebsgedanken im Vordergrund. Die Workshopplanung und<br />

-durchführung geschieht in enger Zusammenarbeit zwischen Marketing-, Kunden- und<br />

Produktmanagern um sowohl die fachliche Fundiertheit als auch die persönliche Ansprache<br />

des gewünschten Adressatenkreises sicherzustellen.<br />

In der Abschlussphase des Kampagnenmanagement-Prozesses, der Kampagnenanalyse,<br />

werden die aus der jeweiligen Massnahme generierten Interessenten (Leads) gesammelt<br />

und an den Leadmanagement-Prozess übergeben. Zudem werden Erfolgsmessungen<br />

durchgeführt. Nachfolgend auf Print- und Onlinekampagnen werden bei-


5.2 Design ausgewählter Prozesse 159<br />

spielsweise Soll-Ist-Vergleiche zur Imagebildung vorgenommen. 24 Bei Events wird<br />

das Teilnehmerfeedback individuell erhoben und ggf. Massnahmen zur Kampagnenverbesserung<br />

vorgeschlagen. So kann ein geschlossener Wissenskreislauf im Kampagnenmanagement<br />

realisiert werden. Die Fallstudien zeigen, dass sich die Kampagnenmessung<br />

bei den betrachteten <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n noch im Anfangsstadium befindet. Ein<br />

geschlossener Wissenskreislauf könnte jedoch ebenso wie im klassischen CRM realisiert<br />

werden. Hierauf geht Kapitel 5.2.4 im Detail ein.<br />

5.2.3 Angebotsmanagement<br />

Das Vertriebs- oder Sales Management beschäftigt sich mit den Abläufen rund um die<br />

eigentliche Transaktion von Produkten und Dienstleistungen. Es deckt im Kundenprozess<br />

die Phasen „Evaluation“ und „Auftrag“ ab. Auch im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM stellt das<br />

Vertriebsmanagement eine zentrale Phase <strong>für</strong> das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> dar,<br />

was auf die vorherrschende Kunden-Lieferantenbeziehung zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen zurückzuführen ist. Anders als im klassischen Informationsmanagement,<br />

wo <strong>IT</strong>-Projekte meist auftragsbasiert über das Budget <strong>interne</strong>r<br />

<strong>IT</strong>-Abteilungen abgewickelt wurden, liegt im industrialisierten Informationsmanagement<br />

das Budget bei den Fachbereichen; Aufträge werden ausgeschrieben. Bei <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n vom Typ B und C erfolgt die Akquisition solcher Aufträge im<br />

Wettbewerb zu externen Anbietern. Vor allem wegen seiner hohen Praxisbedeutung<br />

<strong>für</strong> das Kundenmanagement <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> wurde innerhalb der Prozessgruppe<br />

Vertriebsmanagement das Angebotsmanagement <strong>für</strong> ein detailliertes Prozessdesign<br />

ausgewählt (s. Kapitel 5.1.3).<br />

Ein dediziertes Angebotsmanagement ist häufig im B2B-Bereich anzutreffen, beispielsweise<br />

im Maschinen- und Anlagenbau, bei Ausschreibungen im Hoch- und Tiefbau<br />

und auch in der Soft- und Hardwarebranche [s. Winkelmann 2005, 483ff]. Opportunities<br />

sind definiert als „Anfragen und Angebote mit Projektcharakter, die wegen<br />

ihres Umfangs, ihrer inhaltlichen Qualität oder wegen der <strong>für</strong> den Anbieter verbundenen<br />

Vorlaufkosten eine systematische Evaluierung, Planung, Abwicklung und Kontrolle<br />

erfordern“ [Winkelmann 2005, 483]. Opportunitymanagement wird auch bezeichnet<br />

als die Verwaltung aller Verkaufschancen und deren Umwandlung in Verkaufsabschlüsse<br />

[s. Holden 1997, 176; Schulze 2000, 173ff].<br />

Im <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> verfolgt das Angebotsmanagement<br />

folgende Ziele:<br />

• Professionalisierung: Um bei Ausschreibungen wettbewerbsfähig gegenüber externen<br />

Anbietern zu sein, bedarf es eines zentralen Angebotsmanagement-<br />

24 Die Ergebnisse von Kundenzufriedenheitsmessungen werden ebenfalls vom Marketingbereich verwendet.<br />

Da die Kundenzufriedenheit erst in der Betriebs-/Anwendungsphase des Kundenprozesses erhoben wird, sei<br />

<strong>für</strong> detailliertere Ausführungen auf Kapitel 5.2.4.2 verwiesen.


160 Prozessgestaltung<br />

Prozesses, der die notwendigen Schritte zentral und replizierbar definiert. Somit ist<br />

es möglich, den Angebotsprozess zu beschleunigen und eine grössere Ressourceneffizienz<br />

zu erzielen.<br />

• Transparenzierung: Interne <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> wie die Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions mit<br />

über 2.000 Kunden auf der konzern<strong>interne</strong>n Fachseite können mit einem definierten<br />

Angebotsprozess und einer geeigneten Systemunterstützung eine zentrale Übersicht<br />

über den Stand der jeweils aktuellen Vertriebsvorhaben erhalten. Somit sind<br />

ein durchgängiges Controlling, die Vermeidung von Angebotsüberschneidungen<br />

und die Erschliessung von Synergien bei ähnlichen Geschäftsbeziehungen möglich.<br />

• Ressourcenallokation <strong>für</strong> die Angebotserstellung: Grössere Ausschreibungen führen<br />

zu einem aufwendigen Angebotsprozess, bei dem mehrere Organisationseinheiten<br />

eines <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s betroffen sind. Die BASF <strong>IT</strong> Services installiert<br />

aus diesem Grund sog. „Pre-Sales Projekte“, um die Kosten der Angebotsphase<br />

verbuchen zu können. In einer stufenweisen Angebotserstellung können somit je<br />

nach Fortschritt und Auftragswahrscheinlichkeit Ressourcen <strong>für</strong> die Akquise bereitgestellt<br />

werden.<br />

5.2.3.1 Rollen<br />

Im Angebotsmanagement sind hauptsächlich zwei Rollen involviert, die des Kundenmanagers<br />

und die des Produktmanagers. In den Praxisfallstudien wurde zudem deutlich,<br />

dass in der Angebotsphase häufig Gremien zur Angebotsevaluation und zur Angebotsvorbereitung<br />

einberufen werden.<br />

Der Kundenmanager ist über den gesamten Angebotsprozess hinweg federführend<br />

tätig. Über seinen unmittelbaren Kontakt zu Fachbereichskunden und Entscheidern hat<br />

er die Möglichkeit, latente Anforderungen aufzunehmen und in ein qualifiziertes Kaufinteresse<br />

(Lead) weiterzuentwickeln. Die Kundenmanagerrolle begleitet daraufhin den<br />

Angebotserstellungsprozess durchgängig. Zum einen liefert sie Beratungsleistung in<br />

der fachlichen Anforderungsspezifikation bzw. in der modularen Zusammenstellung<br />

von Leistungspaketen. Zum anderen führt der Kundenmanager die kaufmännische<br />

Verhandlung, die z.B. das Preismodell und die Konditionenverhandlung betrifft. Bei<br />

Ausschreibungen ist er gemeinsam mit der Vertriebsleitung <strong>für</strong> die Angebotspräsentation<br />

verantwortlich.<br />

Der Produktmanager arbeitet im gesamten Angebotsprozess eng mit der Kundenmanagerrolle<br />

zusammen. Seine Aufgaben liegen in der Evaluation der technischen Machbarkeit<br />

eines geplanten Angebots und in der Übermittlung verfügbarer Kapazitäten<br />

und Produktionskosten <strong>für</strong> die Angebotskalkulation. Hierzu gehört auch die Ermittlung<br />

und Dokumentation des Wertbeitrags der <strong>IT</strong>-Leistungen beim Fachbereichskunden<br />

[Pilgram/Uebernickel 2007]. Zudem überprüft er die Möglichkeit eines Fremdbezugs<br />

von Leistungen durch Drittlieferanten.


5.2 Design ausgewählter Prozesse 161<br />

Kundenseitig sind im Angebotsprozess die Rollen Entscheider und Fachbereichskunde<br />

involviert. Auf ihre Aufgaben geht der nachfolgende Abschnitt ein. Tabelle 5-4 fasst<br />

zunächst die Rollen und Aufgaben im Angebotsmanagement bei <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n zusammen.<br />

Rollen Beispielhafte Aufgaben<br />

Kundenmanager • Aufnahme der Anforderungen von Fachbereichskunden<br />

• Beratung im Evaluations- bzw. Bestellprozess<br />

• Preisverhandlungen durchführen<br />

• Angebotspräsentation halten<br />

Produktmanager • Technische Machbarkeitsanalyse durchführen<br />

• Kapazitäten und Produktionspreise bestimmen<br />

• Verhandlung mit Drittlieferanten<br />

Tabelle 5-4: Rollen und Aufgaben im Angebotsmanagement<br />

Wie bereits erwähnt, wird das Angebotsmanagement häufig von Gremien begleitet,<br />

zum einen bei der Evaluation einer Opportunity zu Beginn des Angebotsprozesses und<br />

zum anderen bei der operativen Vorbereitung der Angebotsabgabe.<br />

Lufthansa Systems hat zur stufenweisen Evaluation von Angeboten ein „Deal Qualification<br />

Board“ installiert, das sich aus der Vertriebsleitung, Accountmanagern und<br />

Vertretern der Leistungsbereiche zusammensetzt. Entlang eines definierten „Deal<br />

Qualification Process“ tritt das Gremium zusammen, um über die Weiterverfolgung<br />

und die Bereitstellung von Ressourcen <strong>für</strong> Vertriebsinitiativen zu entscheiden. Die<br />

Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions verfolgt mit ihren „Opportuniy Boards“ ein ähnliches<br />

Ziel – möglichst frühzeitig und unter Einbezug der Produktions- und der Kundenseite<br />

eine „Go/No Go“-Entscheidung zu treffen, ob eine Vertriebsiniatiative weiterverfolgt<br />

werden soll.<br />

Im Gegensatz zu einem „Opportunity Board“, das zur Angebotsevaluation gebildet<br />

wird, arbeitet ein „Angebotsteam“ ähnlich einem Projektteam zur Angebotserstellung<br />

operativ zusammen. Dieses Gremium besteht zunächst aus Kunden- und Produktmanagern,<br />

kann aber im Verlauf des Angebotsprozesses auch durch Projektmanager, Servicemanager<br />

oder Controller erweitert werden.<br />

Die BASF <strong>IT</strong> Services bündelt die Aufgaben zur Angebotserstellung in einem sog.<br />

„Selling Team“, das aus Kundenmanagern sowie aus Vertretern der Leistungseinheiten<br />

dem Bereich Sales Support besteht. Das Selling Team erarbeitet ein detailliertes<br />

Lösungskonzept, erstellt die Angebotskalkulation und schlägt ein „virtuelles<br />

Projektteam“ vor, das bei erfolgreicher Auftragsakquisition das dazugehörige Projekt<br />

durchführt.


162 Prozessgestaltung<br />

5.2.3.2 Prozess<br />

Der Angebotsmanagement-Prozess kann sowohl von Seiten des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s<br />

als auch von Kundenseite her gestartet werden (s. Abbildung 5-8).<br />

Interner <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

Produktmanager<br />

Legende:<br />

Angebotsmanagement<br />

Ressourcenkapazität<br />

mitteilen<br />

Einbindung<br />

externer<br />

Lieferanten<br />

Kaufmännische<br />

Chancen und<br />

Risiken bewerten<br />

Leistungszusammenstellung<br />

mit<br />

Produktkatalog<br />

Angebotspräsentation<br />

durchführen<br />

Aufgabe<br />

(<strong>IT</strong>-gestützt)<br />

Kundenmanager Entscheider<br />

Qualifizierte Leads<br />

erhalten<br />

Provisorisches<br />

Projektteam<br />

zusammenstellen<br />

Preismodell<br />

festlegen/ Preis<br />

kalkulieren<br />

Auftragsmanagement<br />

einleiten<br />

Aufgabe<br />

(nicht <strong>IT</strong>-gestützt)<br />

Schnittstellen-<br />

Aufgabe<br />

<strong>IT</strong>-Anforderungen<br />

ermitteln<br />

Individuallösung?<br />

ja<br />

Ausschreibung<br />

herausgeben<br />

Verhandlung/<br />

Auktion<br />

durchführen<br />

Auftrag<br />

erteilen<br />

Kunde<br />

Evaluation<br />

nein<br />

Rolle<br />

Produktmodule<br />

auswählen<br />

Bestellung<br />

abgeben<br />

Fachb.kunde<br />

Fachanforderungen<br />

ermitteln<br />

Abbildung 5-8: Aufgabenkettendiagramm <strong>für</strong> das Angebotsmanagement<br />

In der ersten Variante erhält der Kundenmanager qualifizierte „Leads“ (Kaufabsichten)<br />

aus dem vorgelagerten Leadmanagement-Prozess. Dort wurden die <strong>für</strong> die Weiterverfolgung<br />

der Vertriebsinitiative nötigen Informationen bereits so weit wie mög-


5.2 Design ausgewählter Prozesse 163<br />

lich gesammelt. Hierzu gehören z.B. das geschätzte Auftragsvolumen, die Identifikation<br />

relevanter Entscheidungsträger auf Kundenseite oder die Dokumentation von Alleinstellungsmerkmalen<br />

gegenüber dem externen Wettbewerb.<br />

In der zweiten Alternative ergibt sich eine Vertriebsmöglichkeit („Opportunity“) durch<br />

eine Kundenanfrage. Die Praxisbeispiele zeigen, dass solche Kundenanfragen sowohl<br />

direkt von Fachbereichsseite als auch indirekt von einer Geschäftsbereichs-<strong>IT</strong> Einheit<br />

(„Business-<strong>IT</strong>“) kommen können. Wie in Kapitel 2.4.1.3 bereits beschrieben, werden<br />

solche Einheiten im industrialisierten Informationsmanagement „Sourcing Office“ genannt.<br />

Sie bündeln die funktionalen Anforderungen an eine Geschäftsprozessunterstützung<br />

seitens der Fachbereiche (<strong>interne</strong>s Lastenheft), evaluieren Lieferanten <strong>für</strong> entsprechende<br />

<strong>IT</strong>-Lösungen und handeln mit ihnen Verträge aus [s. Zarnekow 2005,<br />

97ff]. Somit kommt ihnen im Kundenprozess eine Entscheiderrolle zu.<br />

Analog zur industriellen Beschaffung werden als Vergabeverfahren Direktvergaben,<br />

Konzeptwettbewerbe oder klassische Ausschreibungen verwendet [s. Stich et al. 2004,<br />

178]. In den untersuchten Fallstudien kommen überwiegend klassiche Ausschreibungsverfahren<br />

(s. Fallbeispiel Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions) aber auch Auktionsverfahren<br />

(s. Fallbeispiel Lufthansa Systems) zum Einsatz. Vor einer Ausschreibung werden<br />

zunächst die funktionalen Anforderungen der Fachseite durch die Business-<strong>IT</strong> Einheit<br />

überprüft. Es wird evaluiert, ob die geäusserte Anfrage vom Volumen und Individualitätsgrad<br />

der geforderten Lösung her ein formelles Ausschreibungsverfahren rechtfertigt<br />

oder der Beschaffungsvorgang über die Bestellung vordefinierter Standardmodule<br />

automatisiert werden kann.<br />

Eine solche Bestellung, die entweder ein geringfügiges Volumen besitzt, eine Standardlösung<br />

oder eine Erweiterung zu einer bestehenden Lösung darstellt, kann auch<br />

direkt von Kunden aus dem Fachbereich mit einem (<strong>interne</strong>n) <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> abgewickelt<br />

werden.<br />

Die Kundenmanager der Deutschen Post <strong>IT</strong>Solutions sind sowohl mit Entscheidern<br />

aus Business-<strong>IT</strong> Einheiten als auch mit Abteilungs-, Projekt- und Bereichsleitern der<br />

Fachseite in Kontakt. Während Neuprojekte mehr und mehr von den Business-<strong>IT</strong><br />

Einheiten des DPWN Konzerns ausgeschrieben werden, generiert die Deutsche Post<br />

<strong>IT</strong>Solutions Teile ihres Geschäfts weiterhin aus Langzeitprojekten und bestehenden,<br />

direkten Beziehungen mit den Fachbereichskunden.<br />

Falls die geschäftlichen Anforderungen des <strong>interne</strong>n Lastenhefts eine Ausschreibung<br />

nötig machen, werden sie von der Business-<strong>IT</strong> Einheit um technische Anforderungen<br />

ergänzt und als externes Lastenheft herausgegeben. 25 Auf Seiten des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

25<br />

Die Gestaltung technischer Lastenhefte ist in der einschlägigen Literatur ausführlich beschrieben [s. z.B.<br />

Jacobson et al. 1999; Balzert 2000]


164 Prozessgestaltung<br />

<strong>Dienstleister</strong>s tritt nach Eingang einer Ausschreibung, wie bereits beschrieben, ein<br />

„Opportunity Board“ zusammen, das die Vertriebsmöglichkeit bewertet. Anhand definierter<br />

Kriterien (z.B. Budget des Kunden, Erfolgschancen, Wettbewerber- und eigene<br />

Position beim Kunden) werden allgemein die Chancen und Risiken einer Vertriebsinitiative<br />

abgeschätzt. Eine umfangreiche Evaluation wird aus Gründen der Bürokratiereduktion<br />

nur bei der Überschreitung bestimmter Angebotsvolumina durchgeführt: Die<br />

LH Systems beruft das „Deal Qualification Board“ beispielsweise erst ab einem zu<br />

erwartenden Projektvolumen von über 2 Mio. Euro ein.<br />

Wird die Weiterverfolgung des Angebotsprozesses beschlossen, werden die notwendigen<br />

Ressourcen bereitgestellt, d.h. es wird ein Angebotsteam gebildet und ggf., wie bei<br />

der BASF <strong>IT</strong>Services, auf ein „Pre-Sales-Projekt“ verbucht. Das Angebotsteam beschäftigt<br />

sich im folgenden Schritt mit der Leistungszusammenstellung. Der Produktmanager<br />

untersucht die technische Machbarkeit des zu erstellenden Angebots. Der<br />

Kundenmanager stellt die geschäftsorientierte Kommunikation des Leistungspakets<br />

sicher. Besonders <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, die wie die LH Systems eine „Value<br />

Selling“-Strategie verfolgen (s. Abschnitt 3.5.3.1), ist die Verdeutlichung des geschäftlichen<br />

Nutzens der zu erstellenden Lösung hierbei von grosser Bedeutung. Unterstützt<br />

wird das Angebotsteam bei diesem Prozessschritt von einem <strong>interne</strong>n Produktkatalog.<br />

Dieser enthält sowohl Leistungsmerkmale als auch kundenorientierte Argumentationshilfen<br />

zu Standardleistungen. In der Praxis sind unterschiedlich granulare Spezifizierungen<br />

von Leistungen in Produktkatalogen zu beobachten, je nach Standardisierungsgrad<br />

des Leistungsportfolios [s. Hochstein 2006, 104ff].<br />

In der ausschreibungsbasierten Variante des Angebotsprozesses liegen die Aufgaben<br />

des Produktmanagers in der Bestimmung technischer Lösungsalternativen. Daraufhin<br />

kommuniziert er die zuvor vom Ressourcenmanagement ermittelten Produkt- und Personenkapazitäten<br />

an den Kundenmanager. Bei Bedarf prüft der Produktmanager gemeinsam<br />

mit dem Lieferantenmanagement, ob Teile des Leistungspaketes von Drittlieferanten<br />

bezogen werden können.<br />

Der Kundenmanager stellt auf Basis der übermittelten Ressourcenkapazitäten ein vorläufiges<br />

Projektteam zusammen, das bei Auftragserteilung das Projekt durchführen<br />

wird. Der anschliessenden Festlegung des Preismodells und der Angebotskalkulation<br />

kommt eine wichtige Bedeutung zu. Hierbei müssen <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> ihrer Position<br />

gegenüber der Muttergesellschaft gerecht werden und gleichzeitig ihre eigenen<br />

Ziele durchzusetzen wissen; es muss ihnen die Balance zwischen der geforderten Kosten-<br />

und Leistungstransparenz und der Schaffung von Zahlungsbereitschaft <strong>für</strong> den<br />

gelieferten Geschäftsnutzen gelingen (s. Kapitel 4.1.2 und [Hirschheim et al. 2006,<br />

189f]). Dabei gilt es, kundenseitige und unternehmens<strong>interne</strong> Aspekte gleichermassen<br />

zu berücksichtigen: Eine Hochpreisstrategie lässt sich in strategischen Kernprozessen<br />

der Leistungsabnehmer, wo der <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> einen Leistungs- oder Qualitätsvorteil<br />

bieten kann, eher durchsetzen als in Segmenten, in denen <strong>IT</strong>-Leistungen


5.2 Design ausgewählter Prozesse 165<br />

Commodities darstellen [s. Zarnekow 2005, 106f]. Unternehmensintern müssen die<br />

vorgegebenen Ziele, wie beispielsweise die Deckungsbeitragserreichung bei der DP<br />

<strong>IT</strong>Solutions (s. Kapitel 3.2.2), hingegen auch erreicht werden können. Unterhalb einer<br />

definierten Deckungsbeitragsschwelle kann es sinnvoll sein, auf eine Vertriebsinitiative<br />

zu verzichten, falls mit den vorhandenen Strukturen des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s<br />

gegenüber Konkurrenzangeboten nicht gleichgezogen werden kann. Für die Angebotskalkulation<br />

werden Standardleistungen dem <strong>interne</strong>n Produktkatalog entnommen<br />

und zusammen mit individuellen Anpassungen und Mehrwertleistungen, wie z.B. Beratung<br />

und Service-Level-Agreements, zu Leistungsbündeln kombiniert [s. Zarnekow<br />

2005, 106f].<br />

Im Anschluss an die Preiskalkulation führt das Angebotsteam die Angebotspräsentation<br />

durch. Das Team greift hierbei auf Leistungen des Vertriebsunterstützungsprozesses<br />

zurück, beispielsweise zur Qualitätssicherung und zur marketinggerechten Aufbereitung<br />

der Angebotsabgabe. Bei erfolgreicher Auftragserteilung wird der Auftragsmanagement-Prozess<br />

angestossen, der sich ggf. mit Nachverhandlungen und der rechtlichen<br />

Gestaltung von Verträgen beschäftigt. 26<br />

Wie bereits erwähnt, kann ein Auftrag seitens der Fachseite auch ohne den Formalismus<br />

einer Ausschreibung geäussert werden, sei es unmittelbar durch Fachbereichskunden<br />

oder von einer Business-<strong>IT</strong> Einheit (s. Abbildung 5-8). In der direkten Interaktion<br />

mit Fachbereichskunden empfiehlt sich die Verwendung eines externen Produktkatalogs,<br />

der die angebotenen <strong>IT</strong>-Leistungen in einer geschäftsorientierten Sprache<br />

formuliert. Basierend auf die im Katalog beschriebenen Leistungen klärt der Kundenmanager<br />

im direkten Dialog mit Fachbereichs- oder Business-<strong>IT</strong> Einheiten die individuelle<br />

Kundenanforderung ab und stellt modulare Leistungspakete zusammen. Durch<br />

den katalogbasierten Vertrieb von Standardmodulen ist es möglich, den Evaluationsprozess<br />

sowohl auf Kundenseite als auch auf Seite des <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s zu verkürzen.<br />

Die BASF <strong>IT</strong> Services hat beispielsweise <strong>für</strong> Anfragen zu Erweiterungen bestehender<br />

Lösungen den „Fast Track“ Prozess eingeführt, der den Standard-Angebotsprozess<br />

abkürzt und somit zu einer Beschleunigung bei der Abwicklung von Kundenanfragen<br />

beiträgt (s. Kapitel 3.4.3.3).<br />

Die FIDUCIA <strong>IT</strong> AG hat als einziger der untersuchten <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> einen externen<br />

Leistungskatalog, der gegenüber der Kundenseite im Angebotsprozess eingesetzt<br />

wird. Wie in Kapitel 3.3.3.3 beschrieben, sind die darin angebotenen Leistungen<br />

auf die Geschäftsanforderungen und Grösse der einzelnen Kunden im genossenschaftlichen<br />

Finanzverbund skalierbar, d.h. es lassen sich sowohl Lizenzrechte an<br />

einer Software gemeinsam mit Anwenderschulungen und Wartungsleistungen im<br />

26<br />

Zum Angebotsmanagement im reinen Verständnis des industrialisierten Informationsmanagements (IIM)<br />

siehe [Hochstein 2006, 103ff].


166 Prozessgestaltung<br />

Paket erwerben als auch die mit der Software zu erstellende geschäftliche Dienstleistung<br />

(z.B. die Durchführung von 2.000 Kundenanalysen). Abbildung 5-9 zeigt eine<br />

Seite des Produktkatalogs <strong>für</strong> das Modul Marktpotenzialanalysen der Bankarbeitsplatzsoftware<br />

agree® im Extranet der FIDUCIA. Hervorzuheben ist, dass neben<br />

der Leistungsbeschreibung auch geschäftsorientierte Rubriken wie „Nutzen <strong>für</strong><br />

die Bank“ eingefügt sind. Dies trägt zu einer bedürfnisgerechten Kommunikation<br />

der angebotenen <strong>IT</strong>-Leistung bei.<br />

Abbildung 5-9: Produktkatalog im Extranet der FIDUCIA [Quelle: FIDUCIA]<br />

Im Anschluss an die Auftragserteilung und deren Abwicklung durch das Auftragsmanagement<br />

wird die Leistung über adäquate Methoden erbracht. In den untersuchten<br />

Praxisfällen sind dies häufig klassische Projektmanagementmethoden inklusive Beratungs-<br />

und Schulungsleistungen. Hierzu gehören auch Dienstleistungen wie Marktpotenzialanalysen<br />

im Beispiel der FIDUCIA. Diese Auftragsabwicklung ist allerdings<br />

nicht mehr Bestandteil der Prozessgruppe Vertriebsmanagement, sondern bereits dem<br />

„After-Sales“ Bereich zuzuordnen.<br />

5.2.4 Feedback- & Wissensmanagement<br />

In der Nachvertriebsphase finden die Kundenprozessschritte „Realisierung <strong>IT</strong>-<br />

Lösung“, „Betrieb/Anwendung“ und „Erweiterung/Erneuerung“ statt (s. Kapitel 5.1.1).<br />

Neben dem Bereich Leistungsmanagement, der den Projektmanagement-Prozess zur<br />

Realisierung der <strong>IT</strong>-Lösung abwickelt, sind im Kundenmanagement die Prozesse<br />

„Support- & Beschwerdemanagement“, „Kundenbindungsmanagement“ sowie „Feedback-<br />

& Wissensmanagement“ in der After-Sales-Phase involviert. Aus der Prozessbewertung<br />

in Kapitel 5.1.3 ging hervor, dass dem Feedback- & Wissensmanagementprozess<br />

eine hohe Bedeutung im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM zukommt, weswegen er im Folgen-


5.2 Design ausgewählter Prozesse 167<br />

den ausführlich beschrieben wird. Das Feedback- & Wissensmanagement beinhaltet<br />

im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM die folgenden Ziele:<br />

• Kundenzufriedenheitsmanagement: Einerseits muss die Kundenzufriedenheit bei<br />

Fachbereichskunden und Anwendern aufgenommen werden, andererseits aber auch<br />

an die geeigneten Stellen innerhalb des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s weitergeleitet<br />

werden, um Verbesserungsmassnahmen einzuleiten. Dies sind sowohl das Kampagnenmanagement<br />

als auch das Personalmanagement, wo die Kundenzufriedenheit<br />

Bestandteil von Management by Objectives (MbO)-Zielvereinbarungen sein<br />

sollte. Schliesslich ist es das Ziel, auch die Umsetzung von Verbesserungsmassnahmen<br />

zu begleiten.<br />

• Kundeninnovation: Fachbereichskunden und Anwender verfügen durch die geschäftliche<br />

Nutzung einer <strong>IT</strong>-Lösung über eine weitreichende Kenntnis zu Potenzialen<br />

der Leistungsverbesserung und -innovation. Im industriellen Bereich wurden<br />

bereits Methoden etabliert, um dieses Kundenwissen <strong>für</strong> den Innovationsprozess<br />

nutzbar zu machen [s. Thomke/von Hippel 2002; Chesbrough 2003; Salomann et<br />

al. 2005]. Internen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n bietet ihre organisationale Nähe zur Fachseite<br />

das Potenzial, Kundenwissen <strong>für</strong> Produktideen zu nutzen, welche die geschäftlichen<br />

Anforderungen der Fachseite noch besser unterstützen.<br />

• Prozessoptimierung: Nicht nur die Leistungserbringung, auch die Kundenmanagement-Prozesse<br />

selbst können durch Feedback- & Wissensmanagement optimiert<br />

werden. Das Kundenwissen kann beispielsweise im Bereich der Prozesssteuerung<br />

in die Prozessoptimierung nach der Methode des „kontinuierlichen Verbesserungsprozesses“<br />

(KVP) und des „Deming-Kreises“ einfliessen (s. Kapitel 3.5.3.3 und<br />

[Deming 1982; Kostka/Kostka 2006]).<br />

Die BASF <strong>IT</strong> Services hat bei ihrer Kundenzufriedenheitsumfrage 2004 festgestellt,<br />

dass die Fachbereichskunden mit dem Prozess der Rechnungsstellung und der<br />

Durchlaufzeit der Angebotsphase unzufrieden waren. Der Rechnungserstellungsprozess<br />

wurde schrittweise durchleuchtet und an geeigneten Stellen überarbeitet,<br />

um die Exaktheit der Leistungsabrechnung zu verbessern. Zur schnelleren Abwicklung<br />

der Angebotsphase wurde Anfang 2005 der bereits beschriebene „Fast<br />

Track“ Prozess <strong>für</strong> Klein- und Erweiterungsaufträge eingeführt.<br />

5.2.4.1 Rollen<br />

Im Feedback- & Wissensmanagement sind seitens des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s drei<br />

Rollen beteiligt: die des Servicemanagers, des Kundenmanagers sowie des Vertriebssupports.<br />

Der Servicemanager hat in der Kundenbetreuung die Aufgabe, Anfragen, Probleme<br />

und Beschwerden seitens der Anwender aufzunehmen und zu bearbeiten. Häufig ist


168 Prozessgestaltung<br />

diese Tätigkeit in einem „User Helpdesk“ organisiert, der nach <strong>IT</strong>IL-Massstäben gestaltet<br />

ist und nach ähnlichen Prinzipien funktioniert wie ein klassisches Call Center [s.<br />

OGC 2000]. Für das Feedback- & Wissensmanagement besteht die Aufgabe des Servicemanagers<br />

darin, Wissen aus Beschwerden, Anregungen und Verbesserungsvorschlägen<br />

seitens der Anwender an geeignete Stellen weiterzuleiten.<br />

Der Kundenmanager ist in der After-Sales-Phase über den Kundenbindungsmanagement-Prozess<br />

in regelmässigem Kontakt mit Fachbereichskunden. Darüber ergibt sich<br />

die Gelegenheit, Kundenwissen über die Nutzenstiftung bestehender <strong>IT</strong>-Lösungen,<br />

über veränderte Geschäftsprozesse und neue Geschäftsanforderungen aufzunehmen.<br />

Dieses Wissen gilt es ebenfalls weiterzuleiten, um es an zentraler Stelle zu sammeln.<br />

Der Vertriebssupport übernimmt die Kernaufgaben im Feedback- & Wissensmanagement:<br />

Er aggregiert das von Service- und Kundenmanagern gesammelte Wissen, bereitet<br />

es auf und leitet es an die jeweils geeigneten Stellen weiter. Diese können das<br />

Kampagnenmanagement, die Prozesssteuerung oder die Produktentwicklung gleichermassen<br />

sein. In den Zielprozessen ist der Vertriebssupport auch an der Begleitung<br />

von Umsetzungsmassnahmen beteiligt. Zur besseren Durchgängigkeit und Übersicht<br />

zwischen den beteiligten Prozessgruppen sollte die Vertriebssupportrolle nicht nur das<br />

Wissensmanagement, sondern auch weitere analytische Aufgaben wie die Kundensegmentierung<br />

umfassen. Über die Durchführung der Kundenzufriedenheitsmessung<br />

ist der Vertriebssupport auch in direktem Kundenkontakt. Tabelle 5-5 zeigt die Rollen-<br />

Aufgaben-Zuordnung des Feedback- & Wissensmanagements im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM.<br />

Rollen Beispielhafte Aufgaben<br />

Servicemanager • Weiterleitung von Kundenbeschwerden und -feedback<br />

Kundenmanager • Aufnahme von Kundenbedürfnissen aus dem Kundenbindungsmanagement<br />

Vertriebssupport • Durchführung von Kundenzufriedenheitsmessungen<br />

• Auswertung von Kundenwissen und -feedback<br />

• Weiterleitung von Kundenwissen innerhalb der Organisation<br />

• Überwachung von Umsetzungsmassnahmen<br />

Tabelle 5-5: Rollen und Aufgaben im Feedback- & Wissensmanagement<br />

Die individuellen Rollen werden unterstützt von einer kollektiven Rolle, nämlich einem<br />

Gremium zur Bewertung und Verteilung des gesammelten Kundenwissens. Ziel<br />

ist, sowohl Vertreter aus dem Bereich des Kundenmanagements als auch des Leistungsmanagements<br />

und ggf. der Geschäftsleitung zentral zu versammeln, um einen<br />

organisationsweiten Wissenstransfer zu ermöglichen.<br />

Die FIDUCIA hat ein „Anwendergremium“ installiert, das hauptsächlich aus dem<br />

Produktmanagement besetzt wird. Hier soll geprüft werden, ob die im Servicemanagement<br />

aufgenommenen Kundenanforderungen im Rahmen eines neuen Produkts<br />

bzw. einer Produktänderung unternehmensweit umgesetzt werden sollen.


5.2 Design ausgewählter Prozesse 169<br />

Die Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions bindet in ihr Beschwerdemanagement auch die<br />

„Customer Focus Communities“ ein, deren Hauptaufgabe eigentlich in der Produkt-<br />

und Vertriebsplanung besteht. Somit soll gewährleistet sein, dass im Sinne eines<br />

„Lernens aus Beschwerden“ auch Verbesserungspotenziale <strong>für</strong> das <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

in die Planungsrunden mit einfliessen können.<br />

5.2.4.2 Prozess<br />

Die Prinzipien der Wissensorientierung im CRM, insbesondere zum geschlossenen<br />

Wissenskreislauf, wurden bereits in den theoretischen Grundlagen dieser Arbeit in<br />

Kapitel 2.3.3 vorgestellt. Kernidee ist die Nutzbarmachung von Kundenwissen nicht<br />

nur entlang der Wertschöpfungskette, sondern auch entgegengesetzt im Sinne einer<br />

Rückspiegelung von Kundenwissen aus nachgelagerten Prozessen (z.B. Servicemanagement)<br />

in vorgelagerte Stufen (z.B. Produktentwicklung). Abbildung 5-10 verdeutlicht<br />

den geschlossenen Wissenskreislauf anhand eines generischen CRM-Prozesses<br />

nach [Schulze et al. 2000, 157ff].<br />

Product<br />

Development<br />

Market<br />

Research<br />

Product<br />

Specifications<br />

Marketing<br />

Deficits &<br />

Improvements<br />

Customer<br />

Data Delivery<br />

Data<br />

Customer<br />

Profiles<br />

Customer<br />

Needs<br />

Order<br />

Sales Processing Service<br />

Best<br />

Practices<br />

Contract<br />

Data Problems &<br />

Complaints<br />

Quality<br />

Management<br />

Abbildung 5-10: Wissensflüsse im CRM-Prozess [Schulze et al. 2000, 158]<br />

In diesem Schema wird deutlich, dass sämtliche Prozessstufen und Rollen, die vom<br />

geschlossenen Wissenskreislauf profitieren können, mit eingebunden werden sollen.<br />

Die Vorteile dieses Prinzips gelten auch im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM, wie die Fallstudien zeigen.<br />

Im Servicemanagement des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM kann der Prozess des Feedback- & Wissensmanagements<br />

in drei generische Schritte unterteilt werden, die beispielsweise von<br />

Krogh, Ichijo und Nonaka vorschlagen: Lokalisierung und Wissensaufnahme, Wissensteilung<br />

und Wissenstransfer sowie Wissensgenerierung und Wissensanwendung [von<br />

Krogh et al. 2000]. Die erste Phase ist eng mit der eigentlichen Servicetätigkeit verbunden:<br />

Ein Helpdesk bzw. ein Servicemanager nimmt die Probleme, Beschwerden<br />

und Anregungen von Anwendern auf, bearbeitet sie und versucht, sie zu beheben. Das


170 Prozessgestaltung<br />

daraus generierte Wissen leitet er an den Vertriebssupport weiter (s. Abbildung 5-11).<br />

Ebenso leitet der Kundenmanager Beschwerden seitens der Fachbereichskunden weiter.<br />

Aus den Beschwerden kann der Vertriebssupport Kundenbedürfnisse und daraus<br />

notwendige Anpassungen im Leistungsportfolio ableiten.<br />

Vertriebssupport<br />

Produktmgmt.<br />

Zufriedenheitsumfrage<br />

durchführen<br />

Kundenwissen<br />

sammeln und<br />

aufbereiten<br />

Kundenwissen<br />

weiterleiten<br />

Kamp.-Mgmt.<br />

Legende:<br />

Prozessführung<br />

Massnahmenumsetzung<br />

begleiten<br />

Aufgabe<br />

(<strong>IT</strong>-gestützt)<br />

Interner <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

Kundenmanager<br />

Feedback- & Wissensmanagement<br />

Personalmgmt.<br />

Fachb.-kundenbeschwerde<br />

bearbeiten<br />

Innovationsmassnahme<br />

durchführen<br />

Aufgabe<br />

(nicht <strong>IT</strong>-gestützt)<br />

Servicemanager Entscheider<br />

Support leisten<br />

Schnittstellen-<br />

Aufgabe<br />

Anwenderbeschwerde<br />

bearbeiten<br />

Rolle<br />

Performance-<br />

Review<br />

durchführen<br />

Kunde<br />

Fachb.kunde<br />

Betrieb / Anwendung<br />

Beschwerde<br />

äussern<br />

Zufriedenheitsgrad<br />

mitteilen<br />

Optimierungspotenziale<br />

mitteilen<br />

Anwender<br />

Support<br />

anfragen<br />

Beschwerde<br />

äussern<br />

Zufriedenheitsgrad<br />

mitteilen<br />

Optimierungspotenziale<br />

mitteilen<br />

Abbildung 5-11: Aufgabenkettendiagramm <strong>für</strong> das Feedback- & Wissensmanagement<br />

Eine Kerntätigkeit der Wissensaufnahme ist die Kundenzufriedenheitsmessung. Sie<br />

wird unmittelbar vom Vertriebssupport durchgeführt und koordiniert. Einige <strong>interne</strong><br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, wie die BASF <strong>IT</strong> Services oder die Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions, lassen<br />

die Kundenzufriedenheitsumfragen von einer externen Firma durchführen. Mit der<br />

Neutralität soll erreicht werden, dass die befragten Anwender und Fachbereichskunden


5.2 Design ausgewählter Prozesse 171<br />

unbefangen antworten bzw. keine Ressentiments gegenüber einer Befragung „aus dem<br />

eigenen Haus“ hegen.<br />

Bei der Credit Suisse ist in der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Division ein zweiköpfiges Team in einem<br />

„Survey Competence Center“ tätig, um unternehmensweite Befragungen zur Anwender-<br />

und Projektkundenzufriedenheit durchzuführen. Das Competence Center<br />

koordiniert dabei den gesamten Umfrageprozess. Die Umfragen setzen sich zusammen<br />

aus einzelnen „Chapters“, die von verschiedenen Bereichen der <strong>IT</strong> („Chapter<br />

Owners“) gestellt werden. Somit wird gewährleistet, dass nur diejenigen Fragen gestellt<br />

werden, die auch ein Auswertungsinteresse vertreten. Die Durchführung und<br />

Auswertung geschieht <strong>für</strong> die Projekt- und Anwenderumfrage separat; anschliessend<br />

werden aber auch Queranalysen unternommen, um Abhängigkeiten zwischen der<br />

Entwicklungs- bzw. Einführungsphase und der späteren Betriebsphase einer <strong>IT</strong>-<br />

Lösung zu ermitteln. Die Resultate werden an die jeweiligen Chapter Owners mit<br />

der Aufforderung versandt, konkrete Verbesserungsvorschläge abzuliefern. Diese<br />

präsentiert das Competence Center der <strong>IT</strong>-Geschäftsleitung, woraufhin bestimmte<br />

Projekte (z.B. Operational Excellence Programme) angestossen werden. Das Massnahmen-Tracking<br />

liegt bei den Chapter Owners und wird im Zuge der nachfolgenden<br />

Umfrage vom Competence Center abgefragt.<br />

Neben den halbjährlichen Kundensumfragen wird alle 3-4 Monate auch eine <strong>IT</strong><strong>interne</strong><br />

„Mood Barometer“ Befragung durchgeführt. Hierbei soll die generelle<br />

„Stimmung“ in der <strong>IT</strong>-Division eruiert werden, z.B. in Bezug auf anstehende Outsourcing-Entscheidungen<br />

oder allgemeine Fragen des unternehmerischen Wandels.<br />

Ein weiteres Instrument zur Aufnahme von Kundenwissen ist die Einbindung von<br />

Fachbereichskunden in die Leistungsinnovation. Hierbei gilt es zunächst, geeignete<br />

Formen der Abfrage von Verbesserungspotenzialen und Produktideen zu definieren,<br />

wie beispielsweise Innovationsworkshops [s. Reichwald/Piller 2006, 161ff]. Da die<br />

Kundeninnovation vor allem in den Bereich Wissensgenerierung fällt, wird im späteren<br />

Verlauf dieses Abschnitts detailliert darauf eingegangen.<br />

Für die Phase der Wissensteilung und Wissenstransfers sind vor allem die Identifikation<br />

und Einrichtung organisationaler Schnittstellen zwischen den beteiligten Rollen<br />

von Relevanz. Der vorherige Abschnitt hat verdeutlicht, dass zur Wissensvermittlung<br />

zwischen Service-, Kunden- und Produktmanagement die Einrichtung von Gremien<br />

(z.B. eines „Anwendergremiums“ wie bei der FIDUCIA) nützlich sein kann. Der Vertriebssupport<br />

steht dabei als Vermittlungsstelle im Zentrum der Wissensteilung. Dort<br />

wird das gesammelte Wissen auch in einem weiteren Prozessschritt ausgewertet.<br />

Für die Verwendung des aggregierten Kundenwissens in der Phase der Wissensgenerierung<br />

und Wissensanwendung müssen wiederum geeignete Adressaten ermittelt<br />

werden. Diese Gruppen sind im Idealfall bereits bei der Wissensaufnahme bestimmt,


172 Prozessgestaltung<br />

wie z.B. die „Chapter Owners“ bei den Kundenzufriedenheitsumfragen der Credit Suisse.<br />

Generell können als Leistungsempfänger des Feedback- & Wissensmanagement-<br />

Prozesses folgende Prozesse identifiziert werden:<br />

• Das Produktmanagement erhält Kundenwissen zur Produktentwicklung, sowohl<br />

zur inkrementellen Leistungsverbesserung als auch zur radikalen Leistungsinnovation.<br />

Wie im Fallbeispiel der Lufthansa Systems beschrieben, verfügt der <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

des Lufthansa Konzerns über ein umfangreiches kundenbezogenes Innovationsmanagement<br />

(s. Abschnitt 3.5.3.3). Dabei wird einerseits Kundenwissen aus<br />

dem Servicemanagement an die Produktentwicklung weitergeleitet und <strong>für</strong> Produktverbesserungen<br />

genutzt. Die Kunden werden aber auch aktiv eingebunden, um<br />

innovative <strong>IT</strong>-Leistungen in den Grosskonzern einzuführen. Da neue Produkte sich<br />

zuerst bewähren müssen, um <strong>für</strong> den Konzern eingesetzt werden zu können, bindet<br />

die LH Systems zunächst kleinere, externe Kunden in die Produktentwicklung ein,<br />

beispielsweise über User-Foren oder Lead User Workshops. Für die teilnehmenden<br />

Kunden bietet dieses Vorgehen den Vorteil, günstig und frühzeitig an State-ofthe-Art<br />

Lösungen eines führenden <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s heranzukommen, die ihnen einen<br />

Wettbewerbsvorteil verschaffen können. Die LH Systems wiederum kann wertvolle<br />

Referenzen oder Zertifizierungen erlangen, die anschliessend die Vermarktung<br />

der Lösung beim Lufthansa Konzern ermöglichen.<br />

• Das Kampagenenmanagement verwendet die Ergebnisse der Kundenzufriedenheitsbefragung<br />

<strong>für</strong> die Massnahmenplanung, beispielsweise im Rahmen der<br />

Imagepflege oder des Informationsangebots. Bei der Credit Suisse ist einer der<br />

„Chapter Owner“ beispielsweise verantwortlich <strong>für</strong> die Kommunikation der <strong>IT</strong>-<br />

Division im Intranet und kann aufgrund der Umfrageresultate gezielt die Informationsinhalte<br />

anpassen.<br />

• Die Prozessführung lässt das Wissen aus den Beschwerden von Fachbereichskunden<br />

und Anwendern in den kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) einfliessen.<br />

Das Beschwerdemanagement kann somit unmittelbar in die Phases „Check“<br />

des Demingkreises (Plan – Do – Check – Act) eingebunden werden und es können<br />

daraufhin Verbesserungsmassnahmen („Act“) definiert werden.<br />

• Das Personalmanagement nutzt die Ergebnisse der Kundenzufriedenheitsbefragung<br />

<strong>für</strong> die Personalführung. Über die Einbindung in die Personalevaluation wird<br />

das <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> strategische Ziel der Kundenzufriedenheit operationalisiert.<br />

Auf diese Weise können Vorgänge des „Change Managements“ hin zu<br />

einer höheren Kundenorientierung unterstützt werden.<br />

Bei der Credit Suisse wurde 2004 ein „Management by Objectives“ (MbO) Personalführungssystem<br />

installiert. Das Topmanagement der <strong>IT</strong>-Division wird über eine


5.2 Design ausgewählter Prozesse 173<br />

„Balanced Scorecard“ bewertet [s. dazu Kaplan/Norton 1992], bei der in der Dimension<br />

„Customers“ die Resultate der Kundenzufriedenheitsbefragung einfliessen.<br />

Diese Einbindung hat die divisionsweite Rechtfertigung und Resonanz der Befragungen<br />

signifikant gesteigert.<br />

Der Feedback- & Wissensmanagement-Prozess endet mit der Begleitung und Überwachung<br />

von Verbesserungs- und Innovationsmassnahmen durch den Vertriebssupport.<br />

Insgesamt lässt sich festhalten, dass <strong>für</strong> den Prozess die wesentlichen Erfolgsfaktoren<br />

in der Berücksichtigung der drei Kundenrollen, vor allem der Fachbereichskunden-<br />

und der Anwenderrolle liegen. Dementsprechend ist die Weitergabe von Wissen zwischen<br />

den jeweils verantwortlichen Bereichen bei <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n von grosser<br />

Bedeutung, um einen „closed loop“ zwischen vom Servicemanagement zurück<br />

zum Kunden- und Produktmanagement zu verwirklichen.<br />

Dass dieser geschlossene Kreislauf nicht nur zwischen den einzelnen Phasen des Kundenprozesses<br />

realisiert werden muss, sondern auch zwischen den unterschiedlichen<br />

Kundenrollen, wurde bei der Untersuchung der Fallstudien und Fallbeispiele deutlich.<br />

Das folgende Beispiel zum „VIP-Servicemanagement“ der Credit Suisse zeigt, wie<br />

dort die <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-Division die Zusammenhänge zwischen der Entscheider- und der<br />

Anwenderrolle berücksichtigt.<br />

Die <strong>IT</strong>-Division der Credit Suisse hat bereits im Jahr 2001 erkannt, dass die positive<br />

Wahrnehmung ihrer Leistung innerhalb der Bank auch mit dem Servicemanagement<br />

gegenüber wichtigen Entscheidungsträgern auf der Fachseite zusammenhängt. So<br />

sind beispielsweise Geschäftsbereichsleiter einerseits Entscheidungsträger und Auftraggeber,<br />

andererseits aber auch Anwender von <strong>IT</strong>-Leistungen. Um dieser Vereinigung<br />

mehrerer Rollen auf einzelne Personen gerecht zu werden, wurde im Bereich<br />

„Customer Care“ der <strong>IT</strong>-Division eine vier Personen starke Einheit „VIP-Service“<br />

eingeführt. Der VIP-Service, der innerhalb der Credit Suisse ca. 150 Entscheidungsträgern<br />

zur Verfügung steht, gewährleistet einen „Premium-Support“: Im Gegensatz<br />

zur allgemeinen Support-Hotline erhält jeder „VIP“ einen persönlichen Ansprechpartner,<br />

der ggf. auch im Home Office das durchgängige Funktionieren von<br />

Hard- und Software sicherstellt. Details zu den Empfängern des VIP-Services sowie<br />

die Existenz dieser Leistung selbst werden in der Bank nicht aktiv kommuniziert. Die<br />

Leistungen des Dienstes werden auch nicht auf die Empfänger alloziert, sondern von<br />

der <strong>IT</strong>-Division gesamthaft übernommen. Nach Angaben der Credit Suisse hat sich<br />

das VIP-Serviceprogramm im Sinne eines „Management of Perception“ bewährt,<br />

was die Verantwortlichen durch die positive persönliche Resonanz der Entscheidungsträger<br />

belegen. Dabei käme es auch nicht zu Neiderscheinungen seitens der<br />

Nicht-Empfänger. Dieser Aspekt wurde allerdings von anderen Fallstudienunternehmen<br />

unterschiedlich bewertet. Um eine Diskriminierung zwischen Empfängern


174 Prozessgestaltung<br />

und Nicht-Empfängern zu vermeiden, verzichten manche Firmen auf einen „VIP-<br />

Service“.<br />

5.3 Zusammenfassung<br />

Kapitel 5 beschäftigte sich mit der Gestaltung der Prozessebene im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>. Bei der Beschreibung der Prozesse, Rollen und Aufgaben<br />

wurde deutlich, dass viele Einzelelemente des klassischen CRM verwendet<br />

werden können. Ihr Zusammenspiel und ihre Ausspezifizierung in Form von Rollen<br />

und Aufgaben muss jedoch an die Anforderungen des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM angepasst<br />

werden. In den beschriebenen Bereichen der Prozessgestaltung sind folgende Besonderheiten<br />

zu berücksichtigen:<br />

• Der Kundenprozess im CRM und die Phasen des <strong>IT</strong>-Einkaufs im Informationsmanagement<br />

weisen ein ähnliches Prozessverständnis auf. Für eine Kundenprozessdefinition<br />

im <strong>interne</strong>n CRM muss berücksichtigt werden, dass im Informationsmanagement<br />

das Kundenbedürfnis von einer Geschäftsanforderung ausgeht. Die Transaktionsphase<br />

im klassischen CRM wird durch das Realisierungsprojekt <strong>für</strong> eine <strong>IT</strong>-<br />

Lösung ersetzt. Insgesamt erstreckt sich der Kundenprozess auf alle drei Kundenrollen<br />

Entscheider, Fachbereichskunde und Anwender.<br />

• Die Prozesslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM bildet eine Kunden-<br />

Lieferantenbeziehung analog zum industriellen Source-Make-Deliver Modell ab.<br />

Auf <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>seite liegen der Prozessbereich Kundenmanagement sowie<br />

dessen Beziehungen mit den Bereichen Geschäftsleitung und Leistungsmanagement<br />

im Fokus. Das Kundenmanagement ist in die Aufgabengruppen Pre-<br />

Sales/Marketing, Sales/Vertrieb und After-Sales/Service unterteilt.<br />

• Die Prozessbewertung ergibt, dass unter den in der Prozesslandkarte enthaltenen<br />

Prozessen solche dabei sind, die <strong>für</strong> den Kontext des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM aufgrund<br />

verschiedener Kriterien bevorzugt gestaltet werden sollten. Diese sind die Vertriebsplanung,<br />

das Kampagnenmanagement, das Angebotsmanagement sowie das<br />

Feedback- & Wissensmanagement.<br />

• Die Vertriebsplanung hat zunächst den Aufbau und die Pflege einer langfristigen,<br />

erfolgreichen Beziehung zu den Entscheidern auf Kundenseite zum Ziel. Darüber<br />

hinaus müssen <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> darin die absatzseitige Planung mit einer<br />

ressourcenseitigen Planung verbinden. Dies bedeutet, einerseits die Geschäftsplanung<br />

nach klassischer CRM-Orientierung beherrschen zu müssen, und andererseits<br />

gleichzeitig die Controllinganforderungen des Informationsmanagements zu erfüllen.<br />

• Das Kampagnenmanagement muss im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM stärker als beratungsorientiert<br />

denn als verkaufslastig verstanden werden. Im Fokus steht die zielgruppen-<br />

und bedürfnisgerechte Information aller Kundenrollen. Dem Kampagnenmanage-


5.3 Zusammenfassung 175<br />

ment kommt dabei ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Leistungs- und dem<br />

Kundenmanagement zu. Operativ hat das Kampagnenmanagement die klare Aufgabe,<br />

Leads zu generieren, auch durch das aktive Aufspüren von Cross- und Upsellingpotenzialen<br />

bei Bestandskunden. Schliesslich gehört auch die Imagepflege zu<br />

den Kampagnenmanagement-Aufgaben, um die tatsächlich erbrachte Leistung<br />

auch kommunikativ zu unterstützen.<br />

• Dem Angebotsmanagement kommt innerhalb der Prozesse des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM<br />

eine zentrale Bedeutung zu. Eine professionelle Angebotsabwicklung hinsichtlich<br />

Zeit, Kosten und Qualität ist <strong>für</strong> alle drei <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>typen ein kritischer Erfolgsfaktor.<br />

Auch aufgrund von Reporting- und Controllingvorgaben, denen <strong>interne</strong><br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> unterworfen sind, ist hier ein transparentes, unternehmensweit gültiges<br />

Vorgehen erforderlich. Wenn möglich, kann die Erfüllung dieser Vorgaben<br />

durch eine Prozessautomatisierung, beispielsweise mittels Produktkatalogen, unterstützt<br />

werden.<br />

• Das Feedback- & Wissensmanagement realisiert einen „closed knowledge loop“<br />

zwischen der After-Sales-Phase und den vorgelagerten Prozessbereichen. Seiner<br />

Ausgestaltung wird deswegen bei <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n eine besondere Wichtigkeit<br />

beigemessen, weil die Aufnahme, Verteilung und Nutzung von Kundenwissen<br />

<strong>für</strong> diese Art von Unternehmensform grosse Auswirkungen auf die Geschäftsgrundlage<br />

ausübt. Dies gilt einerseits <strong>für</strong> das Kundenzufriedenheitsmanagement,<br />

aber auch <strong>für</strong> die kundenorientierte Leistungsinnovation und in der Prozessoptimierung.<br />

Kernaufgabe ist es hierbei, zwischen allen beteiligten Domänen geeignete<br />

Schnittstellen <strong>für</strong> den Wissenstransfer herzustellen.<br />

Die konkrete Ausgestaltung der Prozesslandkarte und das Design einzelner Prozesse<br />

werden in der Praxis auf den individuellen Kontext eines <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s<br />

anzupassen sein. Die vorgeschlagene Prozessgestaltung soll Anhaltspunkte da<strong>für</strong> liefern,<br />

vor allem hinsichtlich des Zusammenspiels der Prozesse. Sie liefert zudem die<br />

Grundlage <strong>für</strong> die Gestaltung der Systemebene. Nur über eine Verknüpfung und Abstimmung<br />

beider Ebenen wird es möglich sein, Kernprozesse wie das Angebotsmanagement<br />

oder das Feedback- & Wissensmanagement erfolgreich zu etablieren.


176 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

6 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

Die Informationssystemebene bildet im Business Engineering nach der Strategie- und<br />

Prozessebene den dritten Gestaltungsbereich [s. Österle 1995, 6]. Die Anforderungen<br />

an ihre Ausgestaltung ergeben sich unmittelbar aus den vorgelagerten Ebenen. Um die<br />

in Unternehmen eingesetzten Informationssysteme (IS) zu strukturieren sowie um den<br />

Zusammenhang zwischen einzelnen Komponenten zu dokumentieren und beherrschbar<br />

zu machen, hat sich seit längerem das Instrument der IS-Architektur durchgesetzt<br />

[s. z.B. Sinz 1999a, 1035; Puschmann 2003, 19ff]. IS-Architekturen können auf drei<br />

Schichten beschrieben werden [s. z.B. Ferstl/Sinz 1996, 172]:<br />

• Die Applikationsarchitektur beschreibt die logische, funktionale Sicht der IS-<br />

Architektur [s. Brenner 1996, 354]. Die einzelnen Applikationsfunktionen unterstützen<br />

jeweils die Aktivitäten von Geschäftsprozessen. Applikationen (auch: Anwendungen)<br />

lassen sich in vertikale Geschäftsanwendungen (z.B. ERP- oder CRM-<br />

Systeme) und in geschäftsprozessunabhängige, horizontale Anwendungen (z.B.<br />

Email- oder Groupwaresysteme) unterteilen [s. Stahlknecht/Hasenkamp 2005,<br />

330].<br />

• Die Integrationsarchitektur beschreibt (Middleware-) Dienste, die auf Basis standardisierter<br />

Schnittstellen <strong>für</strong> eine transparente Kommunikation verteilter Anwendungen<br />

sorgen. Beispiele hier<strong>für</strong> sind Portlets, EAI-Systeme oder WebServices [s.<br />

Puschmann 2003, 32f].<br />

• Der Infrastrukturarchitektur sind Bausteine zum Betrieb von Applikationen zuzuordnen,<br />

wie z.B. Betriebssysteme, systemnahe Software oder Netzwerkkomponenten<br />

[s. Puschmann 2003, 33].<br />

Mit der Gestaltung von IS-Architekturen in Bezug auf das klassische CRM haben sich<br />

in den letzten Jahren zahlreiche Arbeiten beschäftigt [s. z.B. Gebert 2003; Büren 2005;<br />

Geib 2005]. Da in dieser Arbeit vor allem die Anwendbarkeit und Nutzung vorhandener<br />

Lösungen des klassischen CRM auf die Schnittstelle zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n und ihren Kunden untersucht wird, konzentriert sich dieses Kapitel auf<br />

Fragestellungen in Zusammenhang mit der Applikationsarchitekturgestaltung. Ausgewählte<br />

Aspekte der Anwendungsintegration werden ebenfalls behandelt, wohingegen<br />

die darunterliegende physische Infrastruktur nicht betrachtet wird.<br />

6.1 Applikationslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM<br />

Die Fallstudienanalyse in Kapitel 3 haben gezeigt, dass bei den untersuchten <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n eine Vielzahl geschäftsprozessorientierter Applikationen eingesetzt<br />

werden, um das Kunden- und Servicemanagement, die Leistungserstellung und die<br />

Projektabwicklung zu unterstützen. Dieser Abschnitt zeigt auf, welche Applikationen<br />

zur Unterstützung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM notwendig sind und wie diese Applikationen


6.1 Applikationslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM 177<br />

untereinander sowie mit ihrem unmittelbaren Anwendungsumfeld zusammenhängen.<br />

Zur Veranschaulichung der Zusammenhänge wird eine Applikationslandkarte verwendet.<br />

Eine solche Darstellungsform ist ein geeignetes Instrument zur Kommunikation<br />

und Dokumentation von Applikationsarchitekturen [s. Puschmann 2003, 19]. Die<br />

Komponenten der Applikationslandkarte sind Funktionen bzw. Funktionsklassen, Applikationen<br />

und Daten. Einzelne Aufgaben von Geschäftsprozessen werden durch<br />

Funktionen eines Informationssystems direkt unterstützt [s. Österle 1995, 289]. Applikationen<br />

führen mehrere Funktionen aus, die in einem logischen Zusammenhang zueinander<br />

stehen. Dabei greifen die Applikationen auf Daten(-speicher) zu. Diese sind<br />

teilweise funktions- und applikationsübergreifend verfügbar [s. Schmid 2001, 55ff].<br />

Abbildung 6-1 zeigt den Vorschlag einer Applikationslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

CRM.<br />

Legende:<br />

Mailing<br />

Kalender<br />

Email-System<br />

Kalkulation<br />

Ressourcen<br />

Artikel<br />

Faktura<br />

ERP-System<br />

Portfolioplanung<br />

Projektplanung<br />

Projektabwicklung<br />

PM-System<br />

Funktionsklasse<br />

Applikation<br />

Speicher<br />

CRM-Applikationsbereich<br />

Datenfluss<br />

Kampagnenabwicklung<br />

Produkte<br />

Leistungskonfiguration<br />

Angebotsworkflow<br />

Supportabwicklung<br />

SLA-<br />

Verwaltung<br />

Kundenprofile<br />

Kundenzufriedenheitsanalyse<br />

CRM-System<br />

Reporting<br />

<strong>IT</strong>SM-System<br />

Reporting Forecasting<br />

Umsätze<br />

DWH<br />

ERP<br />

<strong>IT</strong>SM<br />

PM<br />

Kundensegmentierung<br />

Kontaktmanagement<br />

Operatives CRM<br />

Kundenwertanalyse<br />

DWH-System<br />

Analytisches CRM<br />

Data Warehouse<br />

Enterprise Resource Planning<br />

<strong>IT</strong> Servicemanagement<br />

Projektmanagement<br />

Marketing<br />

Produktkatalog<br />

Anwenderservice<br />

Kundenportal<br />

Kundenprofilverwaltung<br />

Angebotsverwaltung<br />

Reporting<br />

Mitarbeiterportal<br />

Kommunikatives CRM<br />

Abbildung 6-1: Applikationslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM<br />

Die obige Abbildung entstand aus den Ergebnissen der Fallstudienanalyse und lehnt<br />

sich an Darstellungsformen bereits bestehender Applikationsarchitekturen an [s. Gebert<br />

2003, 200ff; Puschmann 2003, 19ff; Geib 2005, 144; Geib et al. 2005, 4]. Im Mit-


178 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

telpunkt stehen die kundenorientierten Anwendungen. Hierbei lassen sich die Applikationstypen<br />

CRM-System, <strong>IT</strong>-Servicemanagement-System, Data Warehouse-System und<br />

Portal identifizieren. Analog zum externen CRM können diese Anwendungen in die<br />

Applikationsbereiche operatives CRM, analytisches CRM und kommunikatives CRM<br />

unterteilt werden (vgl. Kapitel 2.3.4). In jeder der untersuchten Fallstudien bestehen<br />

zudem Schnittstellen zu weiteren Systemen. Dies sind im Wesentlichen Email-<br />

Systeme, ERP-Anwendungen und Projektmanagementtools.<br />

Die Applikationslandkarte folgt mit der Aufführung der genannten Systeme und ihrem<br />

Zusammenspiel einer der wesentlichen Anforderungen an Applikationsarchitekturen,<br />

nämlich der Minimierung von Systemschnittstellen [s. Cook 1996, 137ff; Sinz 1999b,<br />

1060ff]. Dies soll den Integrationsaufwand und die Schnittstellenkomplexität minimieren.<br />

Dennoch werden in der Applikationslandkarte einige Besonderheiten des <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-CRM ersichtlich:<br />

• Separates <strong>IT</strong>-Servicemanagement-System: Anders als bei CRM-Applikationsarchitekturen,<br />

die beispielsweise <strong>für</strong> den Einsatz bei Finanzdienstleistern konzipiert<br />

wurden [s. z.B. Schmid 2001; Geib 2005], ist in der Applikationslandkarte <strong>für</strong> das<br />

<strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM die Einbindung separater <strong>IT</strong>-Servicemanagement-Systeme notwendig.<br />

Grund hier<strong>für</strong> ist einerseits, dass die Anforderungen des <strong>IT</strong>-<br />

Servicemanagements nicht in den Standard-CRM Lösungen grosser Hersteller einbezogen<br />

sind. Andererseits sind speziell <strong>für</strong> das <strong>IT</strong>-Servicemanagement seit längerer<br />

Zeit Standardlösungen am Markt (z.B. HP Peregrine). Diese Anwendungen sind<br />

bei vielen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n etabliert, die dieses System bereits vor der Einführung<br />

einer Kunden-Lieferantenbeziehung (d.h. als klassische <strong>IT</strong>-Abteilung) genutzt hatten.<br />

• Einbindung einer Projektmanagement-Applikation: Da die Leistungserstellung bei<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n meist in Projektform erfolgt, ist der Prozess des Projektmanagements<br />

eng mit dem Kundenmanagement verbunden. Der Übergang zwischen beiden<br />

Prozessen findet nach Vertragsabschluss statt. Auch systemseitig muss dieser<br />

Wechsel reibungslos unterstützt werden, was Schnittstellen zwischen der CRM-<br />

Applikation und einer Projektmanagement-Software nötig macht.<br />

• Reportingfähigkeit: Die Reportingfähigkeit ist vor allem <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

vom Typ A und B auf Grund der engen Governance-Einbindung zur Muttergesellschaft<br />

von besonderer Bedeutung und wurde bereits auf Strategie- und<br />

Prozessebene mit Lösungsvorschlägen adressiert. Die strengen Regelungen des<br />

Sarbanes-Oxley-Acts verstärken diese Forderung zusätzlich. Auch systemseitig<br />

muss die Erstellung von Reportings unterstützt werden. Da <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

im „Spagat“ zwischen marktorientierten Zielen und <strong>interne</strong>n Controllingvorgaben<br />

stehen, müssen systemseitig sowohl Auswertungen zur Kunden- und Umsatzentwicklung<br />

als auch zur Kosten- und Deckungsbeitragsrechnung möglich sein. Auch


6.2 CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 179<br />

das Reporting von Servicekennzahlen ist <strong>für</strong> das Monitoring des wichtigsten Ziels,<br />

der Kundenzufriedenheit, eine Kernanforderung.<br />

• Portale mit rollenbasierter Funktionalität: Portale können im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM<br />

eine Vielzahl von Funktionen abdecken, die von verschiedenen Rollen in Anspruch<br />

genommen werden. Kundenmanagern dienen sie zur Prozessunterstützung im persönlichen<br />

Kundenkontakt. Anwender auf Kundenseite unterstützen sie im Helpdesk-<br />

und Supportmanagement. Entscheider und Fachbereichskunden können Leistungen<br />

aus einem Produktkatalog einsehen und ggf. auswählen. Als Besonderheit<br />

im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM können schliesslich nicht nur Entscheider des Leistungserbringers,<br />

sondern aufgrund von Governance-Regelungen auch Entscheider der Kundenseite<br />

teilweisen oder vollständigen Zugriff auf controllingbezogene Reports erhalten.<br />

Welche Funktionalitäten <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> in welchem Umfang auch tatsächlich<br />

systemseitig abbilden sollten, hängt von ihrer Prozessgestaltung und letztlich von ihrer<br />

strategischen Ausrichtung ab. Zudem wird diese Entscheidung von weiteren individuellen<br />

Faktoren wie Kosten-/Nutzenbetrachtungen beeinflusst. CRM-Systeme als Kernapplikation<br />

des <strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s werden dabei in verschiedenem Masse<br />

eine zentrale Rolle spielen, wie die Analyse der Fallbeispiele <strong>für</strong> diese Arbeit gezeigt<br />

hat. Daher beschäftigt sich das folgende Kapitel mit Gestaltungsmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> den Einsatz von CRM-Systemen im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>.<br />

6.2 CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

Wie bereits im vorherigen Abschnitt beschrieben, können CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> gemäss der in der Literatur bekannten Dreiteilung<br />

in operative, analytische und kommunikative Systeme unterteilt werden.<br />

6.2.1 Operatives CRM<br />

Die Systeme des operativen CRM unterstützen Kundenmanager von <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n bei der Durchführung operativer CRM-Prozesse, beispielsweise bei der<br />

Beratung von Fachbereichskunden, bei der Angebotsabwicklung und bei der Verwaltung<br />

von Kundenprofilen. Wie bereits erläutert, werden <strong>für</strong> das operative CRM im <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> sowohl CRM-Systeme als auch <strong>IT</strong>-<br />

Servicemanagement-Systeme benötigt (s. Abbildung 6-1).<br />

6.2.1.1 CRM-Systeme<br />

In den vier untersuchten Fallstudien verwenden drei <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> CRM-<br />

Standardsoftwarelösungen <strong>für</strong> ihr Kundenmanagement. Dabei sind jeweils Produkte<br />

von führenden Herstellern im Einsatz, wie mySAP CRM bei DP <strong>IT</strong>Solutions und bei<br />

der FIDUCIA sowie Siebel CRM bei Lufthansa Systems. Auch das CRM-System der<br />

BASF <strong>IT</strong> Services basiert auf der weit verbreiteten Groupware-Plattform Lotus No-


180 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

tes. 27 Unabhängig vom gewählten Softwareprodukt lassen sich anhand der Fallstudien<br />

und der systembezogenen CRM-Literatur eine Reihe von Funktionsklassen identifizieren,<br />

die <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> von Bedeutung sind (s.<br />

Abbildung 6-1). Diese Funktionsklassen umfassen einzelne Funktionen, die wiederum<br />

einen oder mehrere Prozesse unterstützen, wie in Tabelle 6-1 dargestellt ist.<br />

Funktionsklasse Beispielhafte Funktionen Unterstützte Prozesse<br />

Kontaktmanagement • Kundenprofilverwaltung<br />

• Kontakthistorie<br />

• Visualisierung der kundenseitigen Hierarchie und<br />

Organisationsstruktur<br />

Kundensegmentierung • Operative Vertriebssegmentierung<br />

• Zielgruppenselektion<br />

Kampagnenabwicklung • Zielgruppenanalyse<br />

• Kampagnenauswertung<br />

Leistungskonfiguration • Produktfindung und -konfiguration<br />

• Ressourcenfindung<br />

Angebotsworkflow • Kalkulation Zielerreichungsgrad<br />

• Aktivitätenplanung<br />

• Auftragserstellung<br />

Kundenzufriedenheits-<br />

analysen<br />

• Auswertungen<br />

• Reporting<br />

Sämtliche CRM-Prozesse<br />

Vertriebsplanung, Kampagnenmanagement<br />

Kampagnenmanagement<br />

Angebotsmanagement<br />

Angebotsmanagement, Auftragsmanagement<br />

Feedback- & Wissensmanagement<br />

Tabelle 6-1: Funktionsklassifikation <strong>für</strong> operative CRM-Systeme<br />

Im Zentrum steht <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM die Funktionsklasse Kontaktmanagement.<br />

Sie ist keinem dedizierten CRM-Prozess zugeordnet, sondern spielt in jedem Prozessschritt<br />

eine wichtige Rolle. Für <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> ist sie deswegen so wichtig,<br />

weil damit ihr Wissensvorsprung gegenüber dem externen Wettbewerb unterstützt<br />

werden kann. Kernfunktionen sind hierbei die Generierung der Kundenhistorie sowie<br />

die Visualisierung der kundenseitigen Hierarchie und Organisationsstruktur, vor allem<br />

bei den sich durch Reorganisationen häufig änderenden Kundenkontakten in Grosskonzernen.<br />

Strategisch gesehen ist ein systemgestütztes Kontaktmanagement <strong>für</strong> die<br />

<strong>Dienstleister</strong>typen A, B und C zudem gleichermassen relevant, um die Prozessqualität<br />

im Kundenmanagement zu erhöhen, beispielsweise durch die Vermeidung von Fehlansprachen<br />

und Doppelspurigkeiten. Die im Mittelpunkt des Kontaktmanagements stehenden<br />

Kundenprofile können mit zahlreichen Kontextinformationen von Fachbereichskunden<br />

und Entscheidern angereichert werden (z.B. Gremienzugehörigkeiten<br />

und Entscheidungsstrukturen). Datenbasis ist hierbei eine zentrale Profildatenbank, die<br />

in der CRM-Applikation selbst abgelegt sein kann oder aus einem anderen System<br />

integriert werden kann.<br />

27 Für eine ausführliche Evaluation der CRM-Standardsoftware mySAP CRM und Siebel CRM sowie weiterer<br />

Softwarelösungen sei auf [Geib 2005, 160ff] verwiesen.


6.2 CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 181<br />

Für die Vertriebsplanung hat die Lufthansa Systems ihr Siebel Standard-CRM Paket<br />

u.a. um das Zusatzmodul „Enterprise Selling Process“ (ESP) ergänzt (s. Kapitel<br />

3.5.3.4). Dieses Modul ist speziell <strong>für</strong> das Kontaktmanagement bei grossen, globalen<br />

Firmenaccounts geeignet. Es lassen sich Organigramme generieren und Entscheidungsstrukturen<br />

visualisieren, um „Key Player“ beim Kunden zu identifizieren. In<br />

Eingabefeldern wie „Culture“ oder „Level of Relationship“ können auch Daten zu<br />

Kundenpräferenzen oder der Grundeinstellung des Kunden gegenüber dem <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> hinterlegt werden.<br />

Die Funktionsklasse Kundensegmentierung hat im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM eine hauptsächlich<br />

operative Bedeutung, d.h. sie soll die Vertriebsaktivitäten strukturieren und, wie<br />

z.B. bei der FIDUCIA, regionale Kundenbesuche koordinieren. Auch die Anzahl der<br />

Besuche ergibt sich aus einer Kundensegmentierung, welche die FIDUCIA in „Segment<br />

Builder“, einem mySAP CRM Modul, durchführt. Hier<strong>für</strong> werden die im Kontaktmanagement<br />

hinterlegten „harten“ Profildaten (z.B. Umsatz des Kunden, Produktnutzung)<br />

und „weichen“ Kontextdaten (z.B. Innovationsgrad) verwendet. Kundenwertgetriebene<br />

Segmentierungsverfahren müssen hingegen im operativen CRM nicht<br />

abgebildet werden; <strong>für</strong> die jährliche Vertriebsplanung werden solche Funktionen ggf.<br />

über individuelle Analysen aus einem Data Warehouse generiert.<br />

In die Kampagnenabwicklung fliesst die Kundensegmentierung ebenfalls mit ein, beispielsweise<br />

falls <strong>für</strong> ein produktbezogenes Event eine passende Zielgruppe von potenziellen<br />

Anwenderabteilungen selektiert werden soll. Aus der Fallstudienanalyse ging<br />

zudem hervor, dass sämtliche untersuchten <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> die Funktionalität der<br />

Kampagnenauswertung systemtechnisch in die Kampagnenabwicklung integrieren<br />

wollen, um die Erfolgsevaluation im Sinne von Aufwand-/Nutzenschätzungen und<br />

einer diesbezüglichen Berichterstattung zu unterstützen.<br />

Ziel der Leistungskonfiguration ist es, Produkte und Ressourcen aufzufinden und zusammenzustellen,<br />

um sie in individuelle oder standardisierte Angebote einfliessen zu<br />

lassen. Dabei spielt das CRM-System eine zentrale Rolle, denn dort sind die Produktdaten<br />

hinterlegt. Falls das Leistungsportfolio des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s es zulässt,<br />

setzen sie sich aus Artikeln zusammen, die in einem ERP-System gespeichert sind und<br />

modular zu Produkten konfiguriert werden können. Auch benötigte Ressourcen wie<br />

Personentage müssen in die Leistungskonfiguration mit einfliessen und werden aus<br />

einem ERP-System bezogen. Bei der DP <strong>IT</strong>Solutions können so beispielsweise auch<br />

externe Subunternehmen (z.B. Softwareberater) im Sinne eines Vendor Managements<br />

eingebunden werden, indem sie als „Ressource“ mit im <strong>interne</strong>n ERP-System aufgeführt<br />

sind.<br />

Wie bereits in den vorherigen Kapiteln erwähnt, kann die FIDUCIA hinsichtlich ihrer<br />

Produktorientierung im CRM als „Best Practice“ bezeichnet werden. Das Konzept<br />

der FIDUCIA setzt dabei die im industrialisierten Informationsmanagement ge-


182 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

forderte Produktorientierung (s. Kapitel 2.2.3) um. Ihr mySAP CRM ist in eine<br />

„Kundensicht“ und eine „Produktsicht“ unterteilt. Dort ist ein grosser Teil des<br />

Leistungsportfolios hinterlegt und gemäss vier Produktkategorien (Banksäulen) unterteilt.<br />

Das ist der Kern des Produktkatalogs, aus dem sich eine marketinggerechte<br />

Darstellung <strong>für</strong> Kunden im Extranet sowie ein vertriebsorientiertes, <strong>interne</strong>s Produkthandbuch<br />

auf Lotus Notes-Basis speist. Im Produktkatalog selber sind bereits<br />

Produkteigenschaften, Produktfamilie, <strong>interne</strong> Zuständigkeiten und die Supportrelevanz<br />

hinterlegt. Im Produkthandbuch kommen noch weitere Dokumente wie Vertriebspräsentationen<br />

und kundennutzenorientierte Produkterklärungen (s. Abbildung<br />

6-2).<br />

Abbildung 6-2: <strong>interne</strong>s Produkthandbuch der FIDUCIA [Quelle: FIDUCIA]<br />

Die <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> zentrale Funktionsklasse ist der<br />

Angebotsworkflow. Die Fallstudienanalyse zeigt, dass sämtliche der untersuchten<br />

<strong>Dienstleister</strong> in dieser Funktionsklasse auf eine umfangreiche Systemunterstützung<br />

zurückgreifen. Dabei ist erkennbar, dass die Standard-CRM-Systeme der betrachteten<br />

Unternehmen die nötige Funktionalität <strong>für</strong> die Angebotsprozessunterstützung gewährleisten,<br />

sodass kaum Abweichungen von der generischen Funktionalität implementiert<br />

wurden. Als Besonderheit ist jedoch festzuhalten, dass sämtliche Funktionen, wie die<br />

Kalkulation des Zielerreichungsgrads, die workfloworientierte Aktivitätenplanung<br />

während des Opportunityprozesses und die Auftragserstellung, auf umliegende Applikationen<br />

zugreifen müssen. Die reibungslose Einbindung benachbarter Funktionen<br />

muss daher über geeignete Schnittstellen erfolgen. Im Einzelnen sind folgende Integrationen<br />

nötig:<br />

• Email- und Kalendereinbindung: Um über ein gesamtes Angebotsteam hinweg<br />

Aktivitäten steuern und koordinieren zu können, ist die Ablage von angebotsbezo-


6.2 CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 183<br />

genen Emails in den zentralen Angebotskategorien des CRM-Systems sinnvoll.<br />

Dies kann, wie im Beispiel der DP <strong>IT</strong>Solutions, über eine Synchronisation mit<br />

Mailprogrammen wie MS-Outlook geschehen. Auch die Möglichkeit, weitere MS-<br />

Office Dokumente wie Word- oder Powerpoint-Dateien im CRM-System einzufügen,<br />

hat sich bei den Fallstudienunternehmen als hilfreich erwiesen.<br />

• ERP-Systemeinbindung: Zur Angebotskalkulation und zur Errechnung von Ziel-<br />

Deckungsbeiträgen sollte eine nahtlose Schnittstelle zwischen CRM- und ERP-<br />

System bestehen. Periodische oder einmalige Berechnungen <strong>für</strong> die Vertriebsplanung<br />

oder, wie bei der Lufthansa Systems, zur Bestimmung eines „Total Contract<br />

Value“ zu Angebotsbeginn können ggf. mit Einzellösungen wie MS Excel bewältigt<br />

werden.<br />

• Einbindung des Projektmanagement-Systems: Im Gegensatz zu anderen Branchen<br />

wie der Finanzdienstleistungsindustrie oder dem produzierenden Gewerbe mit<br />

Endkundenprodukten (z.B. Automobilindustrie) ist bei Dienstleistungsunternehmen<br />

meist eine Projektabwicklung dem Angebotsprozess nachgelagert. 28 Bei <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n bestehen diese Projekte häufig aus einem Dienstleistungs- und einem<br />

Produktionsanteil, z.B. <strong>für</strong> das Projektmanagement selbst, <strong>für</strong> die Anwendungsentwicklung<br />

sowie <strong>für</strong> nachfolgende Trainingsleistungen. Diese Tätigkeiten werden<br />

häufig mit Hilfe von Projektmanagement-Systemen strukturiert. Die Erfahrungen<br />

der Fallstudienunternehmen belegen, dass <strong>für</strong> den Übergang zwischen Angebots-<br />

und Projektmanagement das Vorhandensein einer eindeutigen Angebotsreferenznummer<br />

nötig ist, um eine durchgängige Datenkonsistenz sicherzustellen. Diese<br />

Referenznummer wird im Projektablauf auch <strong>für</strong> die Faktura und den diesbezüglichen<br />

Datenaustausch mit dem ERP-System benötigt.<br />

Das auf der Groupware Lotus Notes basierende CRM-System der BASF <strong>IT</strong> Services<br />

bietet eine umfassende Integration von Funktionen des Angebotsmanagements.<br />

Zentrales Dokument ist das Kundenprofil, wo eine Korrespondenzhistorie in Form<br />

von Anruf- und Meetingprotokollen sowie Emails hinterlegt ist. Vertriebsinitiativen<br />

sind als „Sales Objetives“ zugeordnet. Das jeweilige Angebotsteam wird durch einen<br />

Angebotsworkflow durch die Vertriebsprozessphasen und Bewilligungsstufen<br />

(Approvals) geleitet. MS-Office Dokumente können jederzeit hinzugefügt werden.<br />

Auch die Angebotskalkulationen wird in Lotus Notes mit Hilfe einer Schnittstelle<br />

zum SAP-System abgewickelt.<br />

Eine weitere CRM-Funktionsklasse ist schliesslich die Kundenzufriedenheitsanalyse.<br />

Sie basiert auf Kundenzufriedenheitsbefragungen, die nicht zwangsläufig aus einem<br />

CRM-System heraus geschehen müssen, sondern ggf. über Spezialsysteme abgewi-<br />

28 Auch Industrieunternehmen im B2B-Bereich wie z.B. Anlagenbauer oder Bauunternehmen wickeln ihre<br />

meist individuelle Leistungserstellung über ein Projektmanagement ab.


184 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

ckelt oder an externe Firmen vergeben werden können. Dies ist meist bei der Erhebung<br />

der Anwenderzufriedenheit der Fall (s. Fallstudie FIDUCIA, Abschnitt 3.3.3.3). Die<br />

Projektzufriedenheit von Entscheidern und Fachbereichskunden sollte hingegen nach<br />

Projektabschluss direkt ins CRM-System zurückgespiegelt werden. Da die Kundenzufriedenheit<br />

als eines der Kernziele <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> gilt, muss die Reportingfähigkeit<br />

in diesem Bereich gewährleistet sein. Um Querbezüge zwischen Anwender-<br />

und Projekt- bzw. Fachbereichskundenzufriedenheit auswerten zu können, sollten die<br />

Ergebnisse von Anwenderbefragungen ebenfalls im CRM-System verfügbar sein (s.<br />

Beispiel Credit Suisse, Abschnitt 5.2.4.2).<br />

6.2.1.2 <strong>IT</strong>-Servicemanagement-Systeme<br />

Wie bereits oben erwähnt, wird der Prozess des Support- & Beschwerdemanagements<br />

im <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> nicht über ein CRM-System unterstützt, sondern<br />

über ein separates <strong>IT</strong>-Servicemanagement (<strong>IT</strong>SM) System. Dort sind die Funktionsklassen<br />

Supportabwicklung, SLA-Verwaltung und Reporting abgedeckt (s. Tabelle<br />

6-2). Im Markt <strong>für</strong> <strong>IT</strong>SM-Systeme haben sich weitgehend Standardlösungen wie HP<br />

Peregrine, IBM Tivoli oder BMC Remedy durchgesetzt. Wie andere <strong>IT</strong>SM-Lösungen<br />

auch sind ihre Funktionalitäten auf den <strong>IT</strong>IL-Industriestandard ausgelegt (s. Abschnitt<br />

2.4.2.3). 29<br />

Funktionsklasse Beispielhafte Funktionen Unterstützte Prozesse<br />

Supportabwicklung • User-Helpdesk<br />

• Incident- und Problem Management<br />

• Wissensbereitstellung <strong>für</strong> Mitarbeiter und Anwender<br />

SLA-Verwaltung • Prozessüberwachung<br />

• Verwaltung von SLA-Änderungen<br />

Reporting • Auswertung SLA-Einhaltung<br />

• Servicekosten-Monitoring<br />

Support- & Beschwerdemanagement,<br />

Feedback- & Wissensmanagement<br />

Support- & Beschwerdemanagement<br />

Feedback- & Wissensmanagement<br />

Tabelle 6-2: Funktionsklassifikation <strong>für</strong> <strong>IT</strong>SM-Systeme<br />

Für das kundenbezogene Servicemanagement sind daraus vor allem die Funktionen<br />

Service Support (Incident- und Problem Management) sowie SLA-Management relevant.<br />

Zusätzlich müssen Kennzahlen <strong>für</strong> die SLA-Einhaltung sowie <strong>für</strong> die Überwachung<br />

der Servicekosten generiert werden können, um <strong>für</strong> Entscheider auf eigener und<br />

auf Kundenseite auch im Servicemanagement die Reportingfähigkeit zu beweisen.<br />

Aus Gesamtsicht des <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s ist vor allem die Integration<br />

zwischen dem <strong>IT</strong>SM- und dem CRM-System wichtig. Die Fallstudie der BASF <strong>IT</strong><br />

Services zeigt, dass ein Systembruch zwischen beiden Bereichen zu Doppelspurigkeiten<br />

und Ineffizienzen führt, da sich Kundenmanager vor jedem Kundenbesuch persön-<br />

29 Die <strong>IT</strong>IL-orientierten Funktionalitäten von Standard-<strong>IT</strong>SM Systemen werden an dieser Stelle nicht<br />

beschrieben. Für detaillierte Informationen siehe beispielhaft [BMC 2005b], [HP 2006] oder [IBM 2005].


6.2 CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 185<br />

lich informieren müssen, ob aktuell Störungen oder Beschwerden auf Kundenseite<br />

vorliegen. Die FIDUCIA hat dieses Problem gelöst, indem sie eine Schnittstelle zwischen<br />

ihrem <strong>IT</strong>SM-System Peregrine und dem mySAP CRM-System eingerichtet hat.<br />

Über eine Ansicht „Ticket-Informationen“ können dort aktuelle Störungen beim Kunden<br />

angezeigt werden.<br />

Der <strong>IT</strong>-Servicemanagement-Softwareanbieter BMC Remedy hat zu seinen Standardlösungen<br />

<strong>für</strong> das <strong>IT</strong>IL-konforme Helpdesk- und Supportmanagement ein Wissensmanagement-Programm<br />

im Angebot. Dieses System soll einerseits die Mitarbeiter<br />

des “1st Level Supports“ mit einer Wissensdatenbank unterstützen, auf der verschiedene<br />

Supportdokumente abgelegt und über vielfältige Suchmechanismen auffindbar<br />

sind. Auch Anwender profitieren von dem System über eine sich dynamisch<br />

aktualisierende FAQ-Sektion, ad-hoc Umfragen zur Anwenderzufriedenheit sowie<br />

News Flashes [s. BMC 2005a]. Mit der Einbindung von Wissensmanagement-<br />

Funktionen in ein <strong>IT</strong>SM-System versucht BMC, den „Customer Knowledge Management“-Gedanken<br />

des klassischen CRM auf das Servicemanagement zu übertragen.<br />

Im externen CRM ist die Bereitstellung von „Wissen <strong>für</strong> Kunden“ zur Unterstützung<br />

des Kundensupports bereits seit einiger Zeit im Einsatz, wie eine Fallstudie<br />

der Union Investment aus 2004 zeigt [s. Brenner et al. 2004].<br />

6.2.2 Analytisches CRM<br />

Systeme des analytischen CRM sammeln und analysieren kundenbezogene Daten, um<br />

eine Verbesserung der CRM-Prozesse in Effizienz, Effektivität und Qualität herbeizuführen<br />

[s. Kimball/Ross 2002, 141ff]. Im Zentrum stehen dabei Data Warehouses<br />

(DWH). Sie beziehen Daten aus operativen Datenbanken (ODB) wie z.B. Kundenprofil-<br />

und Produktdatenbanken eines operativen CRM-Systems oder Ressourcendatenbanken<br />

aus ERP-Systemen. Von dort werden sie über das sog. ETL-Verfahren (Extrahieren,<br />

Transformieren, Laden) in das DWH transferiert und anschliessend gesäubert<br />

sowie syntaktisch und semantisch vereinheitlicht [s. Inmon 2002, 122]. Diese Vorgänge<br />

geschehen periodisch, z.B. täglich oder wöchentlich. Das DWH bewahrt Abzüge<br />

aus einer ODB über einen längeren Zeitraum auf und integriert die Daten aus mehreren<br />

ODB.<br />

Die Fallstudienanalyse hat gezeigt, dass Data Warehouses durchaus im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

CRM Verwendung finden können, wenn auch in deutlich geringerem Umfang als in<br />

anderen Anwendungsfeldern (z.B. bei Finanzdienstleistern). Dies liegt einerseits daran,<br />

dass analytische CRM-Prozesse als „Adressaten“ eines DWH weniger stark ausgeprägt<br />

sind. Die Ausführungen zur Gestaltung der Prozessebene im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM<br />

haben ergeben, dass analytische Prozesse wie das Kundenscoring oder lebenszyklusorientierte<br />

Auswertungen die Bedürfnisse eines <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s übertreffen<br />

oder sogar verfehlen. Hinzu kommt, dass mit einer Datengrundlage, wie sie z.B. bei


186 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

Finanzdienstleistern in Form von Transaktionsdaten vorliegt, wesentlich aufwendigere<br />

Analysen und Prognosen unternommen werden können.<br />

Dementsprechend können die aggregierten Daten eines DWH im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM mit<br />

verhältnismässig einfachen Verfahren ausgewertet werden. Hier<strong>für</strong> können Reportingsysteme<br />

und Systeme <strong>für</strong> sporadische ad-hoc Abfragen (engl. „queries“) auf den Datenbestand<br />

eingesetzt werden. Query- und Reportingsysteme berechnen Kennzahlen<br />

und stellen standardisierte Berichte automatisch zur Entscheidungsunterstützung zur<br />

Verfügung [s. Becker/Knackstedt 2004, 201]. Damit unterstützen sie die analytischen<br />

Funktionsklassen Reporting, Forecasting und Kundenwertanalyse in einem <strong>für</strong> das<br />

<strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM adäquaten Masse (s. Tabelle 6-3). Zusätzlich können Data Mining<br />

Systeme eingesetzt werden, welche die Techniken der (semi-)automatischen Extraktion<br />

von impliziten, nicht trivialen Mustern in grossen Datenmengen nutzen und Verfahren<br />

der künstlichen Intelligenz zur automatischen Hypothesenerstellung verwenden [s.<br />

z.B. Berry/Linoff 2000, 7ff]. Solche Verfahren werden derzeit von den untersuchten<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n nur vereinzelt eingesetzt; es ist aber denkbar, dass Data Mining auch<br />

im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM an Praxisrelevanz gewinnt, wenn die Datenlage aussagekräftige<br />

Analysen ermöglicht.<br />

Funktionsklasse Beispielhafte Funktionen Unterstützte Prozesse<br />

Reporting • Umsatz- und Deckungsbeitragsanalyse<br />

• Vertriebseffizienzanalyse<br />

Forecasting • Kapazitätsplanung<br />

• Umsatz- und Deckungsbeitragsprognose<br />

Kundenwertanalyse • Cross-/Upsellinganalyse<br />

• Wertbezogene Kundensegmentierung<br />

Finanzen & Controlling, Vertriebsplanung<br />

Vertriebsplanung, Produktmanagement,Ressourcenmanagement<br />

Vertriebsplanung, Leadmanagement,Kundenbindungsmanagement<br />

Tabelle 6-3: Funktionsklassifikation <strong>für</strong> analytische CRM-Systeme<br />

Im Interesse des Reportings im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM steht die Auswertung von Umsatzdaten,<br />

sowohl <strong>für</strong> vergangenheits- als auch <strong>für</strong> zukunftbezogene Analysen. Diese Daten<br />

werden nach dem oben beschriebenen ETL-Verfahren hauptsächlich aus Produkt- und<br />

Kunden-ODBs bezogen und können über Analysen in diesen Dimensionen <strong>für</strong> Reportings<br />

verwendet werden. Es lassen sich beispielsweise Auswertungen generieren, welcher<br />

Kunde mit welcher Produktkategorie welche Umsätze generiert hat. Auch die<br />

Analyse der Vertriebseffizienz, d.h. der eingesetzten Ressourcen <strong>für</strong> die Betreuung<br />

einzelner Kunden- und Produktgruppen ist eine Funktionalität des Reportings. Für alle<br />

drei Typen <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> haben solche Auswertungen eine hohe Bedeutung,<br />

um die Reportingfähigkeit gegenüber der eigenen Geschäftsleitung und Entscheidern<br />

auf Abnehmerseite zu gewährleisten.<br />

Die FIDUCIA nutzt als Data Warehouse ein SAP Business Warehouse (BW) <strong>für</strong> adhoc<br />

Umsatzauswertungen. Produkt- und Kundendaten aus dem CRM-System und<br />

aus SAP R/3 fliessen in diese Analysen mit ein. Somit lässt sich beispielsweise die


6.2 CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 187<br />

Umsatzentwicklung je Kunde, die Vertriebsaktivität je Unternehmenseinheit oder<br />

produktbezogene Umsätze anzeigen. Die Reports aus dem DWH lassen sich über eine<br />

Ansicht „BW Umsätze“ aus dem CRM-System heraus auch per Knopfdruck generieren.<br />

Die FIDUCIA bezeichnet ihre Lösung als „kleines analytisches CRM“, d.h.<br />

der einfache Reportinggedanke steht gegenüber aufwendigen Analysen zur Kundenentwicklung<br />

im Vordergrund.<br />

Die zweite analytische Funktionsklasse im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

ist das Forecasting. Hierbei soll zunächst die meist jährlich stattfindende Kapazitätsplanung<br />

durch möglichst genaue Prognosen über die zukünftige Produkt- und Dienstleistungsnachfrage<br />

erstellt werden. Daraufhin können dann Ressourcen (z.B. Serverkapazitäten)<br />

angepasst werden oder es können Fachspezialisten mit zukünftig benötigten<br />

Kompetenzen eingestellt werden. Diese Funktionalität ist besonders <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> vom Typ A und B relevant, die nicht auf dem externen Markt auftreten,<br />

wie beispielsweise die Fallstudie der DP <strong>IT</strong>Solutions zeigt. Gelingt nur eine ungenaue<br />

Kapazitätsprognose, kann die Kostenbasis bei unzureichender Auftragslage explodieren<br />

und die Deckungsbeitragsvorgaben der Muttergesellschaft zunichte machen. Um<br />

genau diese Vorgaben möglichst präzise zu bestimmen, muss die Funktion der Umsatz-<br />

und Deckungsbeitragsprognose ebenfalls über das Forecasting abgedeckt werden.<br />

Die Funktionsklasse der Kundenwertanalyse hat zwar <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> vom<br />

Typ A und B nur eine untergeordnete Bedeutung, ist aber <strong>für</strong> drittmarktorientierte Anbieter<br />

(Typ C) durchaus von Relevanz. Grundlage <strong>für</strong> Kundenwertanalysen sind nicht<br />

nur strukturierte, quantifizierbare Daten wie der kundenbezogene Umsatz und Ertrag,<br />

sondern auch Bewertungen zur Kundenattraktivität, wie z.B. die Loyalität und oder<br />

das Weiterempfehlungspotenzial [s. Reichold 2006, 164ff]. 30 Die Aussagekraft solcher<br />

Datenanalysen steigt, je mehr „weiche“ Kundeninformationen vorliegen. Damit nehmen<br />

gleichzeitig aber auch Qualitätsprobleme durch fehlende oder unzureichende Eingaben<br />

der Kundenmanager zu [s. Stone et al. 2003, 244]. Die Frage, ob sich der Aufwand<br />

<strong>für</strong> eine Kundenwertermittlung lohnt, hängt allgemein von dessen Relevanz <strong>für</strong><br />

ein Unternehmen ab [s. Helm/Günter 2003, 9]. Für <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> sind die<br />

Kriterien da<strong>für</strong> enger zu fassen, da sie an Governance-Regeln gebunden sind und nicht<br />

in dem Masse wie frei am Markt tätige Unternehmen konsequente Massnahmen aufgrund<br />

der Kundenwertermittlung einleiten können. Hinzu kommt, dass das Geschäft<br />

<strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, wie in anderen B2B-Geschäftsbeziehungen auch, stark persönlich<br />

geprägt ist. Weiterhin ist die absolute Kundenzahl geringer als beispielsweise<br />

im Finanzdienstleistungsbereich, wo das analytische CRM am weitesten verbreitet ist<br />

[s. z.B. Reichold 2006]. Funktionen wie das Cross- und Upselling, die zwar <strong>für</strong> <strong>interne</strong><br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> hochrelevant sind, werden daher in den untersuchten Fallstudienun-<br />

30<br />

Eine ausführliche Aufstellung zu den Komponenten des Kundenwertes findet sich bei [Rudolf-Sipötz 2001,<br />

95ff].


188 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

ternehmen meist auf persönlicher Basis in einem Vertriebsteam oder in der<br />

Vetriebsplanung bewerkstelligt.<br />

Wertbezogene Kundensegmentierungen können jedoch auch im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM mit<br />

Hilfe analytischer CRM-Systeme unterstützt werden, wenn es die Datenlage erlaubt.<br />

Denkbar ist dies z.B. <strong>für</strong> die Festlegung eines „Key Account“ Status <strong>für</strong> bestimmte<br />

Kundengruppen, wie die Fallstudie der LH Systems zeigt (s. Matrix-Abbildung 3-18 in<br />

Abschnitt 3.5.3.3). Somit kann die Kundenwertanalyse beitragen, den Vertriebsaufwand<br />

und die Besuchsintensität je nach Attraktivität der Kundensegmente zu priorisieren.<br />

6.2.3 Kommunikatives CRM<br />

Kapitel 2.3.4 hat bereits erläutert, dass kommunikative CRM-Systeme zur Steuerung<br />

und Synchronisation von Kundeninteraktionspunkten über verschiedene Kanäle hinweg<br />

eingesetzt werden [s. Amberg/Schumacher 2002, 32ff]. Im Gegensatz zu den Systemen<br />

des operativen CRM haben kommunikative CRM-Systeme keine oder nur wenig<br />

eigene Geschäftslogik. Sie greifen auf die operativen CRM-Applikationen zurück<br />

und konzentrieren sich auf die Schnittstelle zum Kunden [s. Geib 2005, 143]. Im <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-CRM ist diese Schnittstelle zum Leistungsabnehmer vor allem der persönliche<br />

Kundenkontakt, aber auch Web-Portale und Computer Telephony Integration (CTI)-<br />

Systeme im Rahmen von User-Helpdesks.<br />

Da die Konzepte im <strong>IT</strong>-Servicemanagement <strong>für</strong> <strong>IT</strong>IL-konforme Applikationen rund<br />

um User Helpdesks bereits weit entwickelt sind und dabei die Integration von Supportwebseiten<br />

und Telefonielösungen umfangreich beschrieben ist, betrachtet dieser<br />

Abschnitt diese Bereiche nicht im Detail. Es soll vielmehr aus Gesamtsicht des Kundenmanagements<br />

untersucht werden, wie Wissen <strong>für</strong> die verschiedenen Kundenrollen<br />

im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM durch die Unterstützung von Systemen bereitgestellt werden und<br />

damit ein „Customer Knowledge Management“-Prinzip realisiert werden kann. Eine<br />

wesentliche Rolle spielen dabei Portale. 31 Sie können ihrem Anwendungsumfeld nach<br />

in mehrere Unterarten unterteilt werden. Im CRM-Kontext bietet sich eine Unterscheidung<br />

in Mitarbeiterportale und Kundenportale an [s. Geib 2005, 143]. Über ein rollenbasiertes<br />

Mitarbeiterportal können Kundenmanager auf operative oder analytische<br />

CRM-Applikationen zugreifen. Auch Führungskräfte haben darüber Zugriff auf Management-Informationssysteme<br />

(MIS) zur Entscheidungsunterstützung, Planung und<br />

Kontrolle. Das Ziel von Kundenportalen besteht darin, unterschiedlichen Kundenseg-<br />

31 Portale werden seit etwa Ende 1998 als Konzept <strong>für</strong> den personalisierten Zugriff auf Informationen und<br />

Applikationen diskutiert [s. Bristow et al. 2001, 33]. Für eine Übersicht zu verschiedenen Definitionen des<br />

Begriffs „Portal“ sowie <strong>für</strong> Empfehlungen zur Implementierung von Portalen siehe [Puschmann 2003, 57f].


6.2 CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 189<br />

menten kundenprozessspezifische Leistungen über verschiedene Kanäle zur Verfügung<br />

zu stellen [s. Puschmann 2003, 61f].<br />

6.2.3.1 Mitarbeiterportale<br />

Die Kategorie der Mitarbeiterportale ist im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong><br />

vor allem <strong>für</strong> die Arbeit der Kundenmanager relevant. Die Fallstudienanalyse<br />

hat gezeigt, dass die desktopbasierten CRM-Systeme das häufig mobile oder<br />

dezentrale Arbeitsumfeld der Kundenmanager nicht optimal unterstützen. Über die<br />

ortsunabhängige Verfügbarkeit von CRM-Applikationen mittels eines webbasierten<br />

Frontends kann dieses Defizit verbessert werden. Mitarbeiterportale bieten <strong>für</strong> das <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> die Funktionsklassen Kundenprofilverwaltung, Angebotsverwaltung<br />

und Reporting (s. Tabelle 6-4).<br />

Funktionsklasse Beispielhafte Funktionen Unterstützte Prozesse<br />

Kundenprofilverwaltung • Kundenbesuchserfassung<br />

• Änderungen der Kundendaten<br />

Angebotsverwaltung • Kundenbesuchsvorbereitung<br />

• Angebotskonfigurationen<br />

Reporting • Ad-hoc Auswertungen<br />

• Finanzberichte<br />

Leadmanagement, Angebotsmanagement,Kundenbindungsmanagement<br />

Angebotsmanagement, Auftragsmanagement<br />

Vertriebsplanung, Finanzen &<br />

Controlling<br />

Tabelle 6-4: Funktionsklassifikation <strong>für</strong> Mitarbeiterportale<br />

Die portalgestützte Kundenprofilverwaltung ist <strong>für</strong> alle Prozesse relevant, die persönliche<br />

Kundenbesuche erfordern. Zur Unterstützung des Leadmanagements ist es dem<br />

Kundenmanager beispielsweise möglich, die aus dem Kundenbesuch erfahrenen Informationen<br />

über eine webbasierte Oberfläche direkt in das CRM-System einzugeben.<br />

Bei der Standardsoftware mySAP CRM stellt die browserbasierte Ansicht dazu das<br />

Kundenprofil in den Mittelpunkt, wohingegen die Benutzeroberfläche in der Desktopversion<br />

prozessorientiert gestaltet ist. Besonders <strong>für</strong> die Aufnahme „weicher“ Kundeninformationen,<br />

wie z.B. der Einschätzung der Verhandlungsatmosphäre oder der Einpflege<br />

von Kontextdaten zum organisationalen Umfeld des Kunden, ist die mobile<br />

Systemunterstützung hilfreich. Dies trifft umso mehr <strong>für</strong> <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> zu, da<br />

<strong>für</strong> sie eine optimale Aufnahme von Kundenwissen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />

externen Anbietern darstellen kann. In der Angebotsverwaltung spielt die Verfügbarkeit<br />

vertriebsrelevanter Informationen im zeitlichen und räumlichen Zusammenhang<br />

mit der Kundeninteraktion ebenfalls eine Rolle, beispielsweise zur Vorbereitung<br />

einer Angebotspräsentation oder zum Abruf von Leistungsdaten <strong>für</strong> die Angebotskonfiguration.<br />

Statt einer Portallösung kann auch eine mobile Version eines desktopbasierten<br />

CRM-Systems zum Einsatz kommen, wie die Fallstudie der DP <strong>IT</strong>Solutions<br />

zeigt.<br />

Die Funktionsklasse des Reportings in Mitarbeiterportalen adressiert vornehmlich Entscheider<br />

auf <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>seite. Diese können über das Portal selbständig Anfragen


190 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

(Queries) generieren und erhalten graphisch aufbereitete Auswertungen, z.B. zur Auftragslage<br />

oder zu aktuellen Projekten. Der Nutzen einer webbasierten Lösung liegt<br />

hierbei in der Personalisierbarkeit des Informationsangebots. Über ein rollenbasiertes<br />

Autorisierungskonzept lassen sich einzelne Portalfunktionen auch <strong>für</strong> die Kundenseite<br />

freischalten, beispielsweise über eine Extranet-Lösung. Darüber kann den Entscheidern<br />

aus der Muttergesellschaft des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s Zugriff auf bestimmte<br />

Performance-Kennzahlen gewährt werden.<br />

Die Vertriebsbeauftragten (Kundenmanager) der FIDUCIA können das mySAP<br />

CRM-System des <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s nicht nur direkt über die Applikation, sondern<br />

auch webbasiert über das Intranet nutzen. In einer Ansicht „Geschäftspartner<br />

Cockpit“ können sich Entscheider wie Abteilungsleiter und andere Führungskräfte<br />

Zusammenfassungen zu den wichtigsten Kundenkennzahlen anzeigen lassen. Die<br />

Vertriebsbeauftragten selbst können im Cockpit ihre Kundenbesuche über eine<br />

Formularansicht „Besuchsbericht Schnellerfassung“ dokumentieren.<br />

6.2.3.2 Kundenportale<br />

Im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM dienen Kundenportale der Wissensversorgung und Prozessunterstützung<br />

<strong>für</strong> alle drei Kundenrollen, sowohl <strong>für</strong> Entscheider als auch <strong>für</strong> Fachbereichskunden<br />

und Anwender. Je nach Funktionsklasse können solche Kundenportale über<br />

das Intranet der Muttergesellschaft, über eine autorisierungspflichtige Extranetlösung<br />

oder über das allgemeine Internet realisiert werden. Tabelle 6-5 zeigt eine Übersicht<br />

über die Funktionsklassen.<br />

Funktionsklasse Beispielhafte Funktionen Unterstützte Prozesse<br />

Marketing • Kampagnenkommunikation<br />

• Kundeninformation<br />

Produktkatalog • Produktbeschreibungen<br />

• Leistungskonfiguration<br />

Anwenderservice • Serviceinformation<br />

• Anwender-Self-Service<br />

Kampagnenmanagement<br />

Angebotsmanagement, Auftragsmanagement<br />

Support- & Beschwerdemanagement<br />

Tabelle 6-5: Funktionsklassifikation <strong>für</strong> Kundenportale<br />

Die Funktionsklasse des Marketings kann sowohl hinsichtlich der abgebildeten Funktionen<br />

als auch je nach Typ eines <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s unterschiedlich ausdifferenziert<br />

sein. <strong>Dienstleister</strong> vom Typ A sowie klassische <strong>IT</strong>-Abteilungen setzen Kundenportale<br />

hierbei verstärkt zur Kundeninformation über das Intranet ein, während<br />

Typ B- und C-<strong>Dienstleister</strong> auch die Kommunikation von Kampagnen über Portale<br />

abwickeln. Die Lufthansa Systems verfügt beispielsweise über einen marketingorientierten,<br />

internationalen Internetauftritt mit einer umfangreichen Leistungsbeschreibung,<br />

Projektreferenzen, einer Presserubrik sowie Veranstaltungshinweisen (s.<br />

www.lhsystems.com). Die BASF <strong>IT</strong> Services verfügt über ein ähnlich ausgelegtes Portal<br />

(s. www.basf-it-services.com).


6.2 CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 191<br />

Die MGI METRO Group Information Technology GmbH ist der <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong> der Metro Group. Die MGI steht mit ihrem Mutterkonzern in einer<br />

Typ-A-Beziehung, d.h. es herrscht ein Single-Sourcing-Modell vor. Der Internetauftritt<br />

der MGI ist dementsprechend wenig marketinglastig gehalten: wesentliche Bestandteile<br />

sind ein kurzes Unternehmensportrait und eine „MGI News“-Rubrik. Der<br />

dritte Bereich, „Jobs und Karriere“, ist hingegen ausführlich gestaltet (s. Abbildung<br />

6-3). Offensichtlich liegt hierin das grösste Potenzial des Aussenauftritts, nämlich<br />

über einen professionellen Recruitingauftritt als attraktiver Arbeitgeber zu werben.<br />

Abbildung 6-3: Internetportal der MGI [Quelle: MGI]<br />

Neben der Kampagnenkommunikation ist auch der direkte Dialog zwischen einem <strong>IT</strong>-<br />

Leistungserbringer und der Fachseite ein Ansatz, um ein gemeinsames kulturelles und<br />

thematisches Verständnis zu erzeugen und zwischen beiden Welten „eine Brücke zu<br />

schlagen“ [s. Peppard 2001]. Dies kann nicht nur über die persönliche Interaktion geschehen,<br />

(z.B. im Rahmen von Workshops oder Informationsveranstaltungen), sondern<br />

auch über eine systemunterstützte Plattform, wie das Beispiel der Schweizerischen<br />

Bundesbahnen (SBB) zeigt.<br />

Im Zentralbereich <strong>IT</strong> der SBB hat sich seit Mitte 2005 aufgrund der Initiative eines<br />

Mitarbeiters eine „Wikipedia“-Seite zum Wissensaustausch zwischen <strong>IT</strong> und Fachseite<br />

gebildet (s. Abbildung 6-4). Gemeinsames Thema ist die Einführung eines Data<br />

Warehouses <strong>für</strong> den Geschäftsbereich SBB Cargo.


192 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

Abbildung 6-4: Business-<strong>IT</strong> Wikipedia bei der SBB Cargo [Quelle: SBB]<br />

Die Webseite gliedert sich in eine „Business Sicht“, die sich mit dem fachlichen<br />

Einsatz des DWH beschäftigt sowie eine „Technische Sicht“, in der Umsetzungsansätze<br />

erarbeitet werden. Teilnehmer können in beiden Rubriken Beiträge verfassen<br />

und ihr Wissen hinzufügen, was nach Angaben des Initiators bereits schnell zu einem<br />

Dialog beider Seiten geführt hat. Es bedarf jedoch eines Moderators, um die<br />

Interaktion zu steuern und ggf. Inhalte aufzubereiten. Wird dieser Aufwand in Kauf<br />

genommen, lässt sich eine Business-<strong>IT</strong>-Wikipedia gemäss den Erfahrungen der SBB<br />

am besten dezentral und informell einsetzen, um den Informationsfluss und das gegenseitige<br />

Verständnis zu fördern.<br />

Eine weitere Funktionsklasse in <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Kundenportalen ist der Produktkatalog.<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>, deren Leistungsportfolio einen gewissen Standardisierungsgrad aufweist,<br />

können Produktinformationen einer Nutzergruppe auf Kundenseite (z.B. einem<br />

fachseitigen <strong>IT</strong>-Beauftragten) als Funktion eines Kundenportals zur Verfügung stellen.<br />

Über eine Extranetlösung können Fachbereichskunden somit eine Leistung konfigurieren,<br />

d.h. Leistungsmodule auswählen und berechnen lassen. Das Kundenportal unterstützt<br />

sie somit unmittelbar in den Kundenprozessphasen „Information“ und „Evaluation“.<br />

Wie bereits in der Fallstudiendarstellung beschrieben, betreibt die FIDUCIA<br />

einen solchen Produktkatalog in ihrem „VR-InfoForum“-Extranetportal.<br />

Der Anwenderservice stellt eine weitere Funktionsklasse <strong>für</strong> Kundenportale dar. Einzelne<br />

Funktionen können entweder informativ oder interaktiv ausgeprägt sein. Die Bereitstellung<br />

von Serviceinformationen via Intra-/ oder Extranet, z.B. zu aktuellen Störungen<br />

im <strong>IT</strong>-Betrieb, ist dabei eine Standardfunktion. Die gängigen <strong>IT</strong>-<br />

Servicemanagement-Systeme können zudem auch Informationen zur laufenden Bearbeitung<br />

von Supportanfragen webbasiert abrufbar machen.


6.2 CRM-Systeme im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> 193<br />

Bei der Credit Suisse hat die <strong>IT</strong>-Division des Geschäftsbereichs Private Banking<br />

(PB) eine Webpräsenz im Intranet des Konzerns (s. Abbildung 6-5, Stand: Februar<br />

2006). Die Repräsentanz wird „Customer Site“ genannt und wendet sich vornehmlich<br />

an Anwender. Die Marketingkommunikation macht mit einer „News“ und „Topics“<br />

Sektion nur einen kleinen Teil der Funktionalität aus. Es können aber auch<br />

Resultate von Kundenzufriedenheitsumfragen angezeigt werden. Weitere Informationsangebote<br />

umfassen verschiedene Supporthotlines <strong>für</strong> Anwender, aber auch die<br />

Rubriken „<strong>IT</strong> for Management“ und „<strong>IT</strong> Organisation“, wo ein Organigramm der<br />

<strong>IT</strong>-Division sowie eine Liste der Accountmanager und ihrer Zuständigkeiten aufgeführt<br />

ist.<br />

Abbildung 6-5: Kundenportal der Credit Suisse <strong>IT</strong>-Division [Quelle: Credit Suisse]<br />

Ein wichtiges Serviceangebot stellt das Modul „Applikationen“ dar, wo sämtliche<br />

im Geschäftsbereich PB eingesetzten Anwendungen mit ihrem jeweiligen Funktionsstatus<br />

angezeigt sind. Das Applikationenmodul ist auch in die Gesamtstartseite des<br />

PB-Intranet eingebunden. Es wird pro Woche ca. 20.000 Mal aufgerufen, wohingegen<br />

die eigentliche <strong>IT</strong> PB Customer Site nur ca. 600 Besuche pro Woche zu verzeichnen<br />

hat. 32<br />

Für die systemunterstützte Interaktion zwischen Anwendern und <strong>IT</strong>-Leistungserbringern<br />

lassen sich auch Konzepte aus dem Bereich Self-Service anwenden. Wie im klassischen<br />

CRM stehen dabei die Effizienzsteigerung im Kundenmanagement, aber auch<br />

Komfortaspekte und Kontrollmöglichkeiten <strong>für</strong> den Anwender im Vordergrund. 33 Bei-<br />

32 Am 31. Dezember 2004 beschäftigte das Segment Private Banking weltweit rund 13.000 Mitarbeitende,<br />

darunter ungefähr 2.800 Kundenberater und Finanzplaner [s. Credit Suisse 2006].<br />

33<br />

Eine ausführliche Analyse verschiedener Definitionen und Strömungen im Gebiet des Self-Service findet<br />

sich bei [Salomann et al. 2006].


194 Optionen <strong>für</strong> die Systemunterstützung<br />

spiele hier<strong>für</strong> sind automatisierte Telefoniesysteme im Helpdesk-Support, interaktive<br />

FAQ-Sektionen auf Servicewebseiten oder die Selbstverwaltung von Benutzerprofilen.<br />

Diese Funktion hat der <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> der Energiewerke Baden-Württemberg<br />

(EnBW) seit 2006 implementiert: Über ein Self-Service Portal werden die Bestandsführung<br />

und Kontrollfunktionen <strong>für</strong> bestimmte Applikationen zum Anwender verlagert.<br />

Nach Angaben von EnBW sei damit die Installation einer vom Nutzer bestellten<br />

neuen Applikation innerhalb einer Stunde nach Auftragseingang möglich. Etwa 50<br />

Prozent der gesamten Services liessen sich ohne händisches Eingreifen erbringen [s.<br />

Quack 2006b, 36].<br />

6.3 Zusammenfassung<br />

Auf der Systemebene des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s lässt sich feststellen,<br />

dass die CRM-Applikationen des externen CRM generell auch an der <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle eingesetzt werden können. Vor allem die Unterstützung des<br />

Angebots- und Auftragsmanagements über die Funktion eines Angebotsworkflows<br />

sowie die Aggregierung des gesammelten Kundenwissens zu aussagekräftigen Kundenprofilen<br />

sind im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM von Bedeutung. Darüber hinaus müssen einige<br />

weitere Besonderheiten berücksichtigt werden, die sich wie folgt zusammenfassen lassen:<br />

• Integration von CRM-, <strong>IT</strong>SM- und umliegenden Applikationen: Im operativen<br />

CRM müssen Schnittstellen geschaffen werden zwischen CRM-Systemen, die der<br />

Unterstützung der Interaktion mit Fachbereichskunden und Entscheidern dienen,<br />

und <strong>IT</strong>-Servicemanagement-Systemen, die im Kontakt mit Anwendern eingesetzt<br />

werden. Nur so kann ein Wissenskreislauf über alle Prozessstufen und unter Einbezug<br />

aller beteiligten Kundenrollen realisiert werden. Als weitere Besonderheit im<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> muss der Übergang zwischen den<br />

CRM-Applikationen und Projektmanagement-Systemen nahtlos erfolgen. Ferner<br />

müssen Email-Systeme zur Unterstützung der Wissensteilung und ERP-Systeme<br />

zur durchgängigen Leistungskonfiguration und -verrechnung an das CRM-System<br />

angebunden werden.<br />

• Reportingfokus des analytischen CRM: Die Ausgestaltungsmöglichkeiten des analytischen<br />

CRM sind im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM geringer als in anderen Anwendungsfeldern<br />

wie der Finanzdienstleistungsbranche. Dies liegt vor allem an der vergleichsweise<br />

geringen Grundlage aussagekräftiger Daten, aber auch an der weniger starken<br />

Ausprägung analytischer Prozesse, die solche Unterstüztungsleistungen in Anspruch<br />

nehmen. Dies liegt auch an den teilweise strengen Restriktionen der Kundendatenspeicherung,<br />

die <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n durch ihre Zugehörigkeit zur<br />

Muttergesellschaft durch deren Betriebsrat auferlegt werden können (s. Fallstudie<br />

DP <strong>IT</strong>Solutions in Kapitel 3.2.3.4). Statt aufwendiger Data-Mining-Verfahren werden<br />

vor allem ad-hoc Queries <strong>für</strong> das Reporting angewandt. Kundenwertanalysen


6.3 Zusammenfassung 195<br />

werden vor allem zur Priorisierung des Vertriebsengagements und zur Steigerung<br />

der Vertriebseffizienz unternommen.<br />

• Portale im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM: Rollenbasierte Mitarbeiter- und Kundenportale können<br />

das kommunikative CRM an der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle unterstützen.<br />

Bei den Mitarbeiterportalen stehen die ortsungebundene Kundenprofilverwaltung<br />

und die Möglichkeit zur Aufnahme von Kundenwissen unmittelbar nach Kundenbesuchen<br />

im Mittelpunkt. Entscheider können sich graphisch aufbereitete Managementberichte<br />

anzeigen lassen. Ein grosses Potenzial kommt Kundenportalen im<br />

Rahmen der Kundenprozessunterstützung zu. In der Informationsphase können innovative<br />

Konzepte, wie z.B. eine „Business-<strong>IT</strong>-Wikipedia“, eine gemeinsame Verständnisgrundlage<br />

etablieren. In der Evaluationsphase können Entscheider und<br />

Fachbereichskunden Leistungen mit Hilfe eines Produktkatalogs konfigurieren. In<br />

der Betriebsphase können Anwender Serviceinformationen einsehen und Serviceprozesse<br />

eigenständig nach dem Self-Service-Prinzip abwickeln. Eine Steigerung<br />

des Automatisierungsgrads in beiden Bereichen ist damit sowohl im Kundeninteresse<br />

als auch im Interesse des <strong>IT</strong>-Leistungserbringers.<br />

Gelingt es, diese Besonderheiten zu adressieren, können mit Hilfe der Systemunterstützung<br />

Nutzenpotenziale vor allem hinsichtlich Transparenz, Synergien, und Qualität<br />

im <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> erschlossen und damit insgesamt die Professionalisierung<br />

<strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> im Vergleich zum externen Wettbewerb vorangetrieben<br />

werden. Wie in jedem Umfeld, wo Systeme zum Einsatz kommen, hängt die<br />

Erschliessung dieser Potenziale von ihrer Verknüpfung mit den darüberliegenden Prozessen<br />

und mit der Akzeptanz durch ihre Nutzer ab. Gerade bei <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>n, welche erst seit kürzerer Zeit in einer Kunden-Lieferantenbeziehung<br />

agieren, muss diese Akzeptanz durch geeignete Change Management-Massnahmen<br />

unterstützt werden.


196 Zusammenfassung und Ausblick<br />

7 Zusammenfassung und Ausblick<br />

7.1 Ergebnisse der Arbeit<br />

In den letzten Jahren sind die Ansprüche an die <strong>IT</strong>-Leistungserstellung hinsichtlich<br />

Qualität und Kosteneffizienz kontinuierlich gestiegen. Zentral ist hierbei die Forderung<br />

nach einer stärkeren Kundenorientierung an der Schnittstelle zwischen dem <strong>IT</strong>-<br />

Bereich und der Fachseite. Dort wurden in den letzten zehn Jahren vermehrt eine Kunden-Lieferantenbeziehungen<br />

eingeführt und <strong>IT</strong>-Abteilungen zu <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n<br />

ausgegliedert.<br />

Das Customer Relationship Management ist als Methode zur operativen Umsetzung<br />

der Kundenorientierung bereits seit den 1990er Jahren in der unternehmerischen Praxis<br />

etabliert. Dabei orientieren sich seine Gestaltungsvorschläge am sog. Kundenprozess.<br />

Ausserdem wurde das Wissensmanagement als eine wesentliche Grundlage <strong>für</strong> das<br />

CRM erkannt. In der Informationsmanagement-Disziplin ist aufgrund der gestiegenen<br />

Ansprüche an die <strong>IT</strong>-Leistungserstellung ein Wandel erkennbar hin zu einem serviceorientierten,<br />

„industrialisierten“ Informationsmanagement. An der Schnittstelle zwischen<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen haben sich einzelne Ansätze wie<br />

z.B. <strong>IT</strong>IL im <strong>IT</strong>-Servicemanagement durchgesetzt. Es findet sich jedoch keine Lösung,<br />

welche die einzelnen Konzepte verbindet und mit einem ingenieurmässigen Vorgehen<br />

auf den Ebenen des Business Engineering gestaltet. Diese Forschungslücke wurde von<br />

der vorliegenden Arbeit adressiert, indem untersucht wurde, welches Transferpotenzial<br />

der klassische, im freien Marktumfeld etablierte CRM-Ansatz auf die <strong>IT</strong>-<br />

Kundenschnittstelle besitzt. Daraufhin wurden Gestaltungsvorschläge <strong>für</strong> das <strong>interne</strong><br />

<strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> auf Strategie-, Prozess- und Systemebene abgeleitet.<br />

Die Analyse von vier Praxisfallstudien ergab, dass die betrachteten <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong><br />

jeweils Kundenmanagement-Ansätze verwenden, die in einzelnen Aspekten als<br />

„good practice“ bezeichnet werden können. Je nachdem, in welcher Beziehung die<br />

<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> zur Muttergesellschaft stehen und in welchem Masse sie darüber<br />

hinaus einen externen Marktauftritt verfolgen, setzen sie unterschiedliche<br />

Schwerpunkte. Im Bestreben, eine partnerschaftliche Geschäftsbeziehung mit der<br />

Fachseite aufzubauen, stehen die qualitätsorientierte Abwicklung des Angebotsprozesses,<br />

die Aufnahme und Verwendung von Kundenwissen sowie die Vertriebsautomatisierung<br />

über Produktkataloge und Self-Service-Portale als Herausforderungen im Mittelpunkt.<br />

Der Gestaltungsvorschlag dieser Arbeit verbindet die theoretischen Konzepte mit den<br />

Erkenntnissen aus der Praxis. Im ersten Teil des Vorschlags stellte ein strategisches<br />

Rahmenwerk die Ziele des klassischen CRM den Zielen von <strong>IT</strong>-Bereichen gegenüber.<br />

In einem Zieleraster wurden beide Kategorien mit verschiedenen Typen <strong>interne</strong>r <strong>IT</strong>-


7.1 Ergebnisse der Arbeit 197<br />

<strong>Dienstleister</strong> verbunden und unterschiedliche Schwerpunkte abgeleitet. Als Kernziele<br />

lassen sich Kundenzufriedenheit sowie Relationshipfähigkeit bzw. Kundenbindung<br />

identifizieren.<br />

Für die Prozessgestaltung wurde zunächst ein Kundenprozess <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM<br />

hergeleitet. Anders als im klassischen CRM erstreckt sich dieser Prozess über drei<br />

Kundenrollen: Entscheider, Fachbereichskunden und Anwender. Die Leistungen, die<br />

zur Abdeckung des Kundenprozesses notwendig sind, wurden in einer Prozesslandkarte<br />

zusammengefasst. Eine Prozessbewertung ergab, dass aufgrund der besonderen<br />

Rahmenbedingungen im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM den Prozessen der Vertriebsplanung, des<br />

Kampagnenmanagements, des Angebotsmanagements sowie des Feedback- & Wissensmanagements<br />

besondere Aufmerksamkeit in der Ausgestaltung zukommen muss.<br />

Aus dem Design dieser ausgewählten Prozesse ergeben sich folgende Erkenntnisse:<br />

• In der Vertriebsplanung müssen <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> sowohl eine absatzorientierte<br />

als auch eine ressourcenorientierten Geschäftsplanung durchführen.<br />

• Das Kampagnenmanagement muss sich verstärkt in einer Berater- statt in einer<br />

Vertriebsrolle sehen. Dennoch muss auch eine Marketingkompetenz vorhanden<br />

sein, um die tatsächlich erbrachte Leistung kommunikativ zu unterstützen.<br />

• Ein professionelles Angebotsmanagement ist von zentraler Bedeutung, um Aufträge<br />

kosteneffizient, qualitätsbewusst und zeitnah entgegenzunehmen bzw. zu akquirieren<br />

und dadurch gegenüber dem externen Wettbewerb bestehen zu können.<br />

• Das Feedback- & Wissensmanagement stellt aus dem Servicemanagement heraus<br />

Schnittstellen <strong>für</strong> den Wissenstransfer her. Ziel ist die Realisierung eines „closed<br />

knowledge loop“ und damit verbunden die Weitergabe und Nutzung von Kundenwissen<br />

<strong>für</strong> Produktinnovationen, <strong>für</strong> das Kundenzufriedenheitsmanagement, <strong>für</strong> die<br />

Prozessoptimierung und <strong>für</strong> die Personalbeurteilung.<br />

Für die Systemunterstützung schlägt die Arbeit eine Applikationslandkarte vor. Die<br />

Kernfunktionen des <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s können von Standard-CRM-<br />

Systemen unterstützt werden. Zusätzlich ist jedoch die Einbindung von <strong>IT</strong>-<br />

Servicemanagement-Systemen in das operative CRM nötig. DWH-Systeme werden im<br />

analytischen CRM vor allem <strong>für</strong> die Erfüllung der weit reichenden Reportingansprüche<br />

an <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> eingesetzt. Im kommunikativen CRM können rollenbasierte<br />

Mitarbeiter- und Kundenportale die Aufnahme von Kundenwissen nach Kundenbesuchen<br />

unterstützen und Wissen <strong>für</strong> Kunden im Sinne eines Self-Service bereitstellen.<br />

Webbasierte Produktkataloge helfen in diesem Sinne schliesslich, die Vertriebseffizienz<br />

<strong>für</strong> Leistungserbringer und Leistungsabnehmer zu steigern.


198 Zusammenfassung und Ausblick<br />

7.2 Implikationen <strong>für</strong> die Praxis<br />

Die vorliegende Arbeit schlägt Gestaltungselemente <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM auf Strategie-,<br />

Prozess- und Systemebene vor und zeigt in diesen drei Bereichen Handlungsempfehlungen<br />

auf. Aus den Erkenntnissen der Praxisbeobachtung geht jedoch hervor,<br />

dass darüber hinaus noch weitere Faktoren eine wichtige Rolle spielen können, um<br />

Initiativen des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM erfolgreich umzusetzen. Diese Faktoren beziehen sich<br />

vor allem auf die folgenden Bereiche:<br />

• Change Management und Persönlichkeitsfaktoren: Vor allem die Fallstudie von<br />

Lufthansa Systems machte deutlich, dass der Erfolg des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s wesentlich von der Persönlichkeit der Kundenmanager<br />

abhängt. Definierte Prozesse und geeignete Systeme können diesen Erfolgsfaktor<br />

nicht ersetzen, sondern allenfalls unterstützen. Um die gewünschten Effekte<br />

zu erzielen, die sich hinter Leitbildern wie „Beraten statt Verkaufen“ oder einer<br />

„Sich-Kümmern-Mentalität“ verbergen, müssen Kundenmanager ausreichend<br />

Zeit und Aufmerksamkeit <strong>für</strong> die Bedürfnisse der Fachseite aufbringen können.<br />

„Glaubwürdigkeit entsteht durch Sichtbarkeit“ heisst eine Einsicht der LH Systems<br />

hierzu [s. Kneusels-Hinz 2005, 89]. Weitere Methoden, um die persönlichen Faktoren<br />

operationalisierbar zu machen, sind die Verwendung von Kompetenzprofilen<br />

und Persönlichkeitstests im Rahmen des Recruiting. Bestehende Mitarbeiter können<br />

über geeignete Change Management-Massnahmen, wie z.B. Trainings und<br />

Schulungen, auf den Kundenkontakt vorbereitet werden. Die Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions<br />

adressiert einen solchen Bedarf über das langfristig angelegte „Customer<br />

First“-Changeprojekt.<br />

• Berücksichtung der Grundsätze von CRM-Initiativen: Der Grossteil aller CRM-<br />

Projekte verfehlt die angestrebten Resultate [s. Murphy/Russell 2002]. Die Umsetzung<br />

von CRM-Initiativen ist bereits im externen Marktumfeld mit Tücken behaftet.<br />

Diese liegen vor allem in der mangelnden Berücksichtigung der Strategieebene:<br />

Oft werden CRM-Prozesse und -Systeme implementiert, ohne zuvor die nötigen<br />

strategischen Ziele <strong>für</strong> das Kundenmanagement festzulegen [s. Rigby et al. 2002].<br />

Für das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM ist die Vorrangigkeit der Strategiefestlegung ebenso wie<br />

im klassischen CRM zu beachten, vor allem hinsichtlich der unterschiedlichen <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>typen A, B und C. Zudem gilt es, das richtige Mass an Systemunterstützung<br />

zu verwenden und nicht „mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen“. Die untersuchten<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> geben zwar meist an, eine Standard-CRM-Suite (z.B.<br />

mySAP CRM) aufgrund von Synergie- und Skaleneffekten mit dem im Mutterkonzern<br />

verwendeten System einzusetzen, aber die Nutzung der Funktionalität beträgt<br />

nach Angaben der Befragten meist unter 50%. In jedem Fall sollten Untersuchungen<br />

angestellt werden, ob nicht eine „On Demand“-Software, wie z.B. salesforce.com,<br />

eine flexiblere oder kostengünstigere Alternative darstellen könnte.


7.3 Weiterer Forschungsbedarf 199<br />

• Anreizsysteme im Kundenmanagement: Abgesehen von der BASF <strong>IT</strong> Services verteilen<br />

die drei anderen untersuchten <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> die Gewinn- und Verlustverantwortung<br />

an die Leistungseinheiten; das Kundenmanagement wird hingegen an<br />

den Grössen „Auftragseingang“ bzw. „Umsatzgenerierung“ gemessen. Aus Sicht<br />

des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s wie auch aus Sicht der Muttergesellschaft macht jedoch<br />

eine Gewinn-/Verlust-Anreizschaffung <strong>für</strong> die Kundenmanager mehr Sinn:<br />

Besteht der Anreiz im Auftragsvolumen, werden Kundenmanager versuchen, möglichst<br />

individualisierte, hochpreisige Lösungen anzubieten. Die Leistungseinheiten<br />

müssen diese Individuallösungen ggf. mit einem proportional höheren Kostenaufwand<br />

umsetzen, was die Marge bzw. den Deckungsbeitrag reduziert. Vorausgesetzt,<br />

das Anbieten von modularisierbaren Standardleistungen ist möglich, würde<br />

eine Gewinn-/Verlustverantwortung der Kundenmanager bewirken, dass Angebote<br />

verstärkt aus kosteneffizienten Standardmodulen zusammengesetzt würden, um<br />

den Ertrag des jeweiligen Angebots zu maximieren. Die damit verbundene kostengünstigere<br />

Leistungserstellung würde schliesslich auch der Kundenseite zu Gute<br />

kommen.<br />

Diese Aufstellung soll nur einige Handlungsfelder des <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong>s<br />

aufzeigen, die indirekt mit der Gestaltung der Schnittstelle zwischen <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen verbunden sind. In der praktischen Umsetzung<br />

werden weitere, kontextabhängige Faktoren ebenfalls eine Rolle spielen.<br />

7.3 Weiterer Forschungsbedarf<br />

Ziel der Arbeit war es, Gestaltungsvorschläge abzuleiten, wie das Konzept des CRM<br />

auf die Kundenbeziehung zwischen <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und Fachbereichen angewandt<br />

werden kann. Die gewonnenen Erkenntnisse beziehen den aktuellen Stand<br />

sowohl der wissenschaftlichen Literatur als auch der betrieblichen Praxis ein. Der fallstudienbasierte<br />

Forschungsansatz als zentrale Forschungsmethodik dieser Arbeit bringt<br />

generell Vorteile wie Anschaulichkeit und Umsetzungsnähe <strong>für</strong> den jeweiligen Anwendungsbereich.<br />

Nachteile ergeben sich jedoch durch eine eingeschränkte Beweisbarkeit<br />

der Richtigkeit der Ergebnisse, da Gestaltungsvorschläge lediglich evaluiert,<br />

aber nicht validiert werden können [s. Hevner et al. 2004]. Um die Evaluierbarkeit der<br />

Vorschläge dieser Arbeit zu steigern, kann die bestehende Datenbasis um die Aufnahme<br />

weiterer Fallstudien ergänzt werden. Zusätzlich kommen Aktionsforschungsprojekte<br />

oder die Anwendung quantitativ-empirischer Forschungsmethoden in Betracht.<br />

Über die Evaluierung der Ergebnisse hinaus ergeben sich noch weitere Ansatzpunkte<br />

<strong>für</strong> die Weiterentwicklung der Arbeit:<br />

• Ergänzung des Prozessdesigns: Die vorliegende Arbeit konnte lediglich ausgewählte<br />

Prozesse aus der vorgeschlagenen Prozesslandkarte im Detail betrachten.<br />

Auch wenn damit die Grundlagen und Funktionsweise von Prozessen im <strong>interne</strong>n<br />

<strong>IT</strong>-CRM bereits ersichtlich werden, empfiehlt sich die Ausspezifizierung der ver-


200 Zusammenfassung und Ausblick<br />

bliebenen Prozesse, um die Umsetzung in der Praxis vollständig zu unterstützen<br />

und das Zusammenspiel aller Prozesse detailliert aufzeigen zu können. Gleiches<br />

gilt <strong>für</strong> die Systemebene, wo die vorgeschlagene Applikationsarchitektur um eine<br />

Integrationsarchitektur ergänzt werden könnte.<br />

• Betrachtung des Kundenprozesses: Der Kundenprozess im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM wurde<br />

anhand verschiedener existierender Kundenprozesse aus den Bereichen<br />

BE/CRM und Informationsmanagement hergeleitet. Da sich ein klarer Trend zur<br />

Professionalisierung der Kunden-Lieferantenschnittstelle auch von Kundenseite her<br />

abzeichnet, bietet sich eine ausführliche Untersuchung des Kundenprozesses auch<br />

aus der Kundenperspektive heraus an. Die aktuelle Sourcing-Forschung liefert in<br />

diesem Feld bereits wichtige Grundlagen, die gemeinsam mit den Erkenntnissen<br />

dieser Arbeit weiterentwickelt und gegenseitig angepasst werden können.<br />

• Softwareanalyse <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM: Die Betrachtung der Systemebene hat<br />

gezeigt, dass <strong>für</strong> den Bereich des operativen CRM sowohl CRM-Standardsoftware<br />

als auch <strong>IT</strong>SM-Systeme über geeignete Schnittstellen koordiniert werden müssen.<br />

Hieraus ergibt sich weiterer Forschungsbedarf hinsichtlich der Frage, ob sich <strong>für</strong><br />

das Kundenmanagement von <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n die Entwicklung einer Standardsoftware<br />

lohnen würde, die die Funktionalitäten der bestehenden CRM-Suiten mit<br />

denen der <strong>IT</strong>SM-Systeme vereint. Im positiven Fall ergäbe sich aus Herstellersicht<br />

die Frage, ob solch eine Standardsoftware von einem CRM-Softwarehersteller wie<br />

Siebel oder SAP als „Branchenlösung“ <strong>für</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> angeboten werden<br />

kann, oder ob die etablierten <strong>IT</strong>SM-Systemhäuser wie HP oder IBM ihre Servicemanagement-Lösungen<br />

um eine CRM-Funktionalität erweitern sollten.<br />

• Untersuchung von Faktoren des Change Managements: Wie bereits im vorherigen<br />

Abschnitt aufgezeigt, bilden persönliche Faktoren und die Bewältigung des unternehmerischen<br />

Wandels eine wichtige Komponente bei der praktischen Umsetzung<br />

des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM. Auch im Business Engineering wird auf die Bedeutung des<br />

Change Management hingewiesen [s. Manella 2003, 119ff]. Um den Change-<br />

Aspekt <strong>für</strong> den Kontext dieser Arbeit grundsätzlich zu untersuchen, müsste eine<br />

quantitativ-empirische Forschungsmethodik gewählt oder Langzeit-Fallstudien<br />

aufgenommen werden. Hierzu ist auch ein multidisziplinärer Forschungsansatz,<br />

z.B. unter Einbindung einer psychologischen Fakultät denkbar.<br />

• Entwicklung eines Reifegradmodells: In der Disziplin des CRM wurden bereits<br />

vielfach Einführungsmethoden entwickelt [s. z.B. Schulze 2000]. Aus Abschnitt<br />

7.2 geht hervor, dass auch im <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-CRM der Bedarf <strong>für</strong> eine Einführungsmethode<br />

bestünde; ob die vorhandenen Methoden zur CRM-Einführung auf das <strong>interne</strong><br />

<strong>IT</strong>-CRM übertragen werden können, muss überprüft werden. Was jedoch eine<br />

sinnvolle Ergänzung wäre, ist die Entwicklung eines Reifegradmodells. Solch ein<br />

Modell könnte auch die verschiedenen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>typen einbeziehen, die in


7.4 Trends und Entwicklungen 201<br />

dieser Arbeit identifiziert wurden. Im Informationsmanagement sind bereits Beispiele<br />

wie das SPICE-Modell <strong>für</strong> die Softwareentwicklung oder das Prozess-<br />

Reifegradmodell CMMI zu finden [s. Ahern et al. 2004]. 34 Auch <strong>für</strong> das CRM existieren<br />

Reifegradmodelle, beispielsweise aus der privatwirtschaftlichen Forschung<br />

[s. Davies 2004], die zur Erstellung eines Reifegradmodells <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

CRM herangezogen werden können. Sowohl Peppard, als auch Luftman sowie<br />

Hirschheim, Schwarz und Todd geben aus verschiedener Richtung erste Anhaltspunkte<br />

zur Ausgestaltung eines solchen Reifegradmodells <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> [s. Peppard 2001; Luftman 2004, 68ff; Hirschheim<br />

et al. 2006].<br />

7.4 Trends und Entwicklungen<br />

Die Betrachtungen dieser Arbeit haben gezeigt, dass das Informationsmanagement und<br />

insbesondere die Schnittstelle zwischen <strong>IT</strong> und dem „Business“ einem kontinuierlichen<br />

Wandel unterworfen sind. Somit ist zu erwarten, dass auch die Gestaltungsvorschläge<br />

<strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Kundenbeziehungsmanagement</strong> im Verlauf der Zukunft verschiedene<br />

Trends und Entwicklungen berücksichtigen müssen. Die folgenden Abschnitte<br />

geben einen Ausblick auf drei dieser Trends.<br />

7.4.1 Erweitertes Verständnis von „Relationship Capability“<br />

Die Beziehungsfähigkeit (engl. Relationship Capability) zwischen <strong>IT</strong>-Bereich und<br />

Fachabteilungen ist eine grundlegende Forderung im Informationsmanagement [s.<br />

Luftman/Brier 1999; Weill/Ross 2004, 96f]. Diese Forderung trifft heutzutage auf einen<br />

wachsenden Trend hin zur Modularisierung und Professionalisierung von Geschäftsbeziehungen.<br />

Wie in dieser Arbeit aufgezeigt, betrifft das zum einen die Professionalisierung<br />

der Fachbereichsseite in Form von Business-<strong>IT</strong> Einheiten. Zum anderen<br />

gewinnt aber auch aus Sicht von <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n die modulare Einbindung von Partnern<br />

und Lieferanten (Vendor Management) an Bedeutung. Der Begriff des Customer<br />

Relationship Management erweitert sich somit zu einem holistischen Partner Relationship<br />

Management-Verständnis, das über Netzwerkformen koordiniert werden kann<br />

[s. Agarwal/Sambamurthy 2002]. Ein praxisorientiertes Forschungsprojekt an der Boston<br />

University School of Management untersucht derzeit gemeinsam mit der Firma<br />

IBM, wie <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> ihr „Relationship Portfolio“ bewirtschaften können, um dadurch<br />

einen „Return on Relationship Management“ zu erzielen. Um die Dimensionen<br />

dieses „Return“ zu bestimmen und um Beziehungsklassen sowie deren Zwischenbe-<br />

34 SPICE steht <strong>für</strong> „Software Process Improvement and Capability Determination”. Das SPICE-Modell ist im<br />

technischen Bericht ISO 15504 erfasst. Weitere Informationen finden sich unter www.isospice.com. CMMI<br />

steht <strong>für</strong> „Capability Maturity Model Integrated“. Das CMMI-Modell wurde vom Software Engineering<br />

Institute der Carnegie Mellon University entwickelt (s. www.sei.cmu.edu/cmmi).


202 Zusammenfassung und Ausblick<br />

ziehungen darzustellen, sollen Analogien aus dem Application Portfolio Management<br />

verwendet werden. 35<br />

7.4.2 Einbindung der Fachseite in die <strong>IT</strong>-Wertschöpfungskette<br />

Einerseits ist abzusehen, dass sich die Beziehung zwischen <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n und<br />

Fachbereichen professionalisieren wird, auch im Sinne einer fortschreitenden Standardisierung<br />

und Automatisierung der Interaktion. Andererseits wird in Zukunft noch<br />

stärker von der <strong>IT</strong>-Funktion erwartet werden, dass sie Geschäfts- und Prozessinnovationen<br />

erkennt und aktiv vorantreibt, wie das Praxisbeispiel der Lufthansa Systems<br />

zeigt. In der Managementlehre wird seit einiger Zeit die aktive Rolle des Kunden hervorgehoben;<br />

es wird von einem Wandel vom „Consumer“ zum „Prosumer“ und von<br />

einer Kooptierung von Kundenkompetenz gesprochen [s. z.B. Prahalad/Ramaswamy<br />

2000; Thomke/von Hippel 2002]. Für die Beziehung zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichen<br />

bieten sich <strong>für</strong> solche Prinzipien vielfältige Anwendungsfelder:<br />

• Über Business-<strong>IT</strong>-Kommunikationsplattformen kann der Wissensaustausch beider<br />

Domänen gefördert werden, was sich letztlich positiv auf den Erfolg von <strong>IT</strong>-<br />

Initiativen auswirken kann. Ein Beispiel, das in dieser Arbeit beschrieben wurde,<br />

ist die DWH-Wikipedia der Schweizerischen Bundesbahnen, das die Prinzipien der<br />

„Web 2.0“-Bewegung mit ihrem „user generated content“ an der <strong>IT</strong>-Kundenschnittstelle<br />

anwendet.<br />

• Mit Hilfe von Innovationsmanagement-Werkzeugen können die Anforderungen<br />

und Ideen der Kundenseite in die <strong>IT</strong>-Leistungsentwicklung einbezogen werden.<br />

Die grösste Herausforderung ist hierbei, die Kundeneinbindung über geeignete Interaktionsformate<br />

wie z.B. Lead User Workshops zu unterstützen [s. Thomke/von<br />

Hippel 2002].<br />

• Customer Self-Service, d.h. die Einbindung des Kunden „in tasks once done for her<br />

or him by others” [Toffler 1970], wird beispielsweise im <strong>IT</strong>-Servicemanagement<br />

bereits eingesetzt. Wie das Fallbeispiel der FIDUCIA zeigt, ist auch eine umfangreichere<br />

Übernahme von Aufgaben der <strong>IT</strong>-Wertschöpfungskette durch den Fachbereichskunden<br />

möglich, z.B. im Rahmen der Leistungskonfiguration über Produktkataloge.<br />

7.4.3 <strong>IT</strong>-Organisationen in der Zukunft<br />

Wie die Ausführungen dieser Arbeit gezeigt haben, ist das Vorhandensein einer Kunden-Lieferantenbeziehung<br />

heutzutage ein wesentliches Element der <strong>IT</strong>-<br />

Leistungserbringung. Die <strong>IT</strong>-Funktion kann dabei unter Beibehaltung rechtlicher<br />

35 Zum Forschungsprojekt „Return on Relationship Management“ der Boston University sind derzeit noch<br />

keine Publikationen von Ergebnissen verfügbar.


7.4 Trends und Entwicklungen 203<br />

Rahmenbedingungen weiterhin intern geführt werden, z.B. im Sinne eines „Shared<br />

Service Centers“, das Standarddienstleistungen unternehmensweit zentral anbietet [s.<br />

Brown 2003, 195f]. Zudem kommt die Ausgliederung von <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>n,<br />

wie in den Fallstudien dieser Arbeit, ebenso in Frage wie ein vollständiges Outsourcing<br />

der <strong>IT</strong>-Funktion.<br />

Für die „<strong>IT</strong>-Organisation der Zukunft“ ist vorauszusehen, dass sich keine dieser Alternativen<br />

allein durchsetzen wird, sondern dass die gewählte Organisationsform vom<br />

Einsatzzweck und von der Bedeutung der <strong>IT</strong> im jeweiligen Unternehmenskontext abhängen<br />

wird. Das Center for Information Systems Research (CISR) der M<strong>IT</strong> Sloan<br />

School of Management hat eine Auswahlmatrix erarbeitet, um diese Entscheidungsfindung<br />

anhand verschiedener Merkmale zu unterstützen [s. Ross/Sverdlova 2006].<br />

Wie aus Abbildung 7-1 hervorgeht, wird dabei nach dem Wertbeitrag und dem Fokus<br />

des <strong>IT</strong>-Bereichs unterschieden. Je nach Ausprägung müssen unterschiedliche Schwerpunkte<br />

auf Kompetenzen und auf die Outsourcing-Philosophie gelegt werden.<br />

<strong>IT</strong> Value Proposition<br />

Drive<br />

innovation<br />

and<br />

growth<br />

Reduce<br />

business<br />

operating<br />

costs<br />

Technology Innovation Model<br />

Technology innovation is key<br />

to business success<br />

Main responsibility:<br />

Discovery of new technologies and<br />

business opportunities<br />

Key <strong>IT</strong> Skills:<br />

<strong>IT</strong> R&D, rapid development<br />

Outsourcing Philosophy:<br />

Avoids outsourcing innovation;<br />

strategic partnerships<br />

Technology Service Model<br />

Operational excellence in <strong>IT</strong> provides reliable<br />

efficient business scaffolding<br />

Main responsibility:<br />

Ensure operational excellence, expand <strong>IT</strong><br />

environment<br />

Key <strong>IT</strong> Skills:<br />

Services engineering; operational discipline<br />

Outsourcing Philosophy:<br />

Outsource some application development;<br />

selectively outsource commodity services<br />

Process Integration Model<br />

<strong>IT</strong> responds to new business opportunities<br />

Main responsibility:<br />

Design and integration of new<br />

business capabilities<br />

Key <strong>IT</strong> Skills:<br />

Architecture and process expertise<br />

Outsourcing Philosophy:<br />

Outsource commodity business processes;<br />

co-source <strong>IT</strong>-R&D to learn new technologies<br />

Process Improvement Model<br />

<strong>IT</strong> digitizes business processes<br />

to increase efficiency<br />

Main responsibility:<br />

Reduce cost through process improvement;<br />

leader in process design and standardization<br />

Key <strong>IT</strong> Skills:<br />

Business knowledge; project/process expertise<br />

Outsourcing Philosophy:<br />

Strategic partnership to outsource operations<br />

and possibly large enterprise projects<br />

Technical Process<br />

<strong>IT</strong> Unit Focus<br />

Abbildung 7-1: Optionen <strong>für</strong> die <strong>IT</strong>-Organisation der Zukunft [Ross/Sverdlova 2006]<br />

Im „Technology Service Model“ steht die Industrialisierung der <strong>IT</strong>-Funktion im Sinne<br />

einer hohen Standardisierung und Automatisierung im Vordergrund. Aufgaben wie das<br />

SLA-Management sind dabei von Bedeutung. Das „Technogy Innovation Model“ setzt<br />

den Schwerpunkt auf technische Innovationen. Beispielsweise hat im Investmentbanking<br />

die rasche Verfügbarkeit geeigneter <strong>IT</strong>-Unterstützung einen sehr hohen Stellen-


204 Zusammenfassung und Ausblick<br />

wert, da das Innovationspotenzial und der Wettbewerbsvorteil neuer Finanzprodukte<br />

dort nur <strong>für</strong> kurze Zeit anhalten. Im „Process Improvement Model“ wird die Bildung<br />

flexibler, dezentraler <strong>IT</strong>-Gruppen um bestimmte Prozessgruppen herum im Sinne von<br />

„Centers of Excellence“ vorgeschlagen. Aufgabe der <strong>IT</strong> ist die effizienz- und effektivitätsorientierte<br />

Mitgestaltung bestehender Geschäftsprozesse. Im „Process Integration<br />

Model“ gilt die <strong>IT</strong>-Funktion schliesslich als aktiver „Enabler“, um Prozesse zu verändern<br />

und sie über Unternehmensgrenzen hinweg zu vernetzen. Sie ist dabei eng in Projekte<br />

der Geschäftstransformation und in Prozessexperimente involviert. Die Vernetzung<br />

im Gesundheitswesen (eHealth) bietet beispielsweise Anwendungsgebiete <strong>für</strong><br />

dieses Modell der <strong>IT</strong>-Organisation. Aus Unternehmenssicht müssen hierzu ggf. <strong>IT</strong>-<br />

Kompetenzen über strategische Partnerschaften kooptiert werden.<br />

Für <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> zeigt Abbildung 7-1 einen Optionenrahmen auf, in dem sie<br />

ihre zukünftige Rolle wiederfinden müssen. Worin sie genau liegt, wird von der Entscheidung<br />

des jeweiligen Mutterunternehmens abhängen. Es bestehen gute Chancen,<br />

dass die Organisationsform der <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong> auch in Zukunft bestehen<br />

bleibt, wenn es diesen gelingt, ihren geschäftlichen Mehrwert über ein hohes Kundenverständnis,<br />

professionelle Abläufe im Kundenmanagement und eine hohe Serviceorientierung<br />

zu beweisen.


Ergänzungen zur Empirie 205<br />

Anhang A Ergänzungen zur Empirie<br />

A.1 Interviews<br />

Fallstudie Experte Funktion Ort Datum<br />

Deutsche Post<br />

<strong>IT</strong>Solutions<br />

FIDUCIA <strong>IT</strong> AG<br />

BASF<br />

<strong>IT</strong> Services<br />

Lufthansa<br />

Systems<br />

Emanuel Gleim<br />

Leiter Account Planning und<br />

Marketing<br />

Bonn 11.04.2006<br />

Bernd Seiler-Rehling Account Service Bonn 11.04.2006<br />

Andrea F. Fohrmann Marketing Bonn 11.04.2006<br />

Marcus Breuer Leiter CRM-System Bonn 11.04.2006<br />

Ralf Schröder Leiter Account Planning Telefoninterview 21.04.2006<br />

Marc Brust Accountmanager Telefoninterview 26.04.2006<br />

Markus Bayha Produktmanagement Karlsruhe 08.05.2006<br />

Stefan Kuon Unternehmensorganisation Karlsruhe 08.05.2006<br />

Heike Nagel Marketing & Kommunikation Karlsruhe 08.05.2006<br />

Alexander Baumbach<br />

Kundenbetreuung Qualitätsmanagement<br />

Support<br />

Karlsruhe 08.05.2006<br />

Roland Rühl<br />

Vertriebsdirektion Privatbanken<br />

Karlsruhe 08.05.2006<br />

Petra Scheithe<br />

Leiterin Project Management<br />

und Sales Support<br />

Ludwigshafen 10.04.2006<br />

Jürgen König Leiter Account Management Ludwigshafen 10.04.2006<br />

Boris Klement Account Management Ludwigshafen 27.04.2006<br />

Marc Vormfenne Sales Manager Telefoninterview 10.05.2006<br />

Christoph Kneusels-<br />

Hinz<br />

Vice President Key Account<br />

Management<br />

Kelsterbach 28.04.2006<br />

Christopher Dehio Project Manager Kelsterbach 28.04.2006<br />

Manfred Nerlich Key Account Manager Kelsterbach 28.04.2006<br />

Wolfgang Wintermeyer<br />

Leiter Corporate Marketing<br />

und Business Development<br />

Tabelle A–1: Übersicht der Fallstudieninterviews 36<br />

Kelsterbach 09.05.2006<br />

36 Diese Liste enthält nur ausführliche Interviews. Bei fast allen aufgeführten Interviews wurden im<br />

Nachgang weitere Gespräche zur Vertiefung und Abstimmung geführt (meist telefonisch).


206 Ergänzungen zur Empirie<br />

Fallbeispiel Experte Funktion Ort Datum<br />

Altana Pharma Carsten Trapp Leiter Information Systems Konstanz 04.01.2006<br />

Credit Suisse<br />

Hans-Rudolf Häni<br />

René Scherer<br />

Marco Schulz<br />

SBB Gunnar Witschi<br />

Zürich Financial<br />

Services<br />

<strong>IT</strong>-Division, Leiter Customer<br />

Care und VIP Services<br />

<strong>IT</strong>-Division, Survey Competence<br />

Center<br />

<strong>IT</strong>-Disivion, Survey Competence<br />

Center<br />

Zürich 23.02.2006<br />

Zürich 23.02.2006<br />

Zürich 23.02.2006<br />

Giuseppe Stadiotti <strong>IT</strong>-Intranetportal Zürich 21.03.2006<br />

Patrick Schärer <strong>IT</strong> Servicemanagement Zürich 30.03.2006<br />

Informatik und Projektmanagement<br />

Basel 12.04.2006<br />

Urs Vetsch CIO International Telefoninterview 16.03.2006<br />

BMC Software Kuno Bürge Account Manager St. Gallen 25.01.2006<br />

Tabelle A–2: Übersicht der Interviews zu den Fallbeispielen


Ergänzungen zur Empirie 207<br />

A.2 Analysierte Dokumente<br />

Dokumententyp Autor Dokument Stand<br />

Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions<br />

Publikation Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions Medienmitteilung zum Start der Deutschen<br />

Post <strong>IT</strong> Solutions GmbH<br />

01/2002<br />

Fachkonzept Deutsche Post <strong>IT</strong>Solutions Fachkonzept CRM @ DP <strong>IT</strong>Solutions 10/2004<br />

Publikation <strong>IT</strong> Services Center Bonn Kundennewsletter 1/2006 03/2006<br />

Publikation <strong>IT</strong> Services Center Bonn Unternehmensbroschüre 04/2006<br />

FIDUCIA <strong>IT</strong> AG<br />

Präsentation Stephan Kuon CRM in der FIDUCIA – Projekt my-<br />

Customer<br />

04/2005<br />

Kundenzeitschrift FIDUCIA <strong>IT</strong> AG FAKT – Zeitschrift <strong>für</strong> Banken-<strong>IT</strong> 06/2005<br />

Geschäftsbericht FIDUCIA <strong>IT</strong> AG Geschäftsbericht 2005 02/2006<br />

Produktdokumentation <br />

Produktdokumentation<br />

BASF <strong>IT</strong> Services<br />

FIDUCIA <strong>IT</strong> AG Produkthandbuch agree® Analysen<br />

Marktpotenzial<br />

FIDUCIA <strong>IT</strong> AG Leistungsschein agree® Analysen<br />

Marktpotenzial<br />

Kundenzeitschrift BASF <strong>IT</strong> Services <strong>IT</strong> works – <strong>IT</strong>-News <strong>für</strong> die BASF-<br />

Gruppe<br />

05/2006<br />

05/2006<br />

02/2006<br />

Präsentation Boris Klement SaMS User Training 04/2006<br />

Lufthansa Systems<br />

Publikation Lufthansa Systems KAM LH Mission Statement 01/2005<br />

Formular Lufthansa Systems Account Plan 01/2005<br />

Publikation Lufthansa Systems Auswahlkriterien <strong>für</strong> Key Accounts 11/2005<br />

Präsentation Lufthansa Systems Ergebnispräsentation Projekt PAM@LH 01/2006<br />

Projektdokumentation<br />

Lufthansa Systems Prozesslandkarte PAM@LH 03/2006<br />

Tabelle A–3: Übersicht der analysierten Dokumente zu den Fallstudien


208 Ergänzungen zur Empirie<br />

Dokumententyp Autor Dokument Stand<br />

Altana Pharma<br />

Präsentation Altana Pharma AG Information & Communication Technology<br />

at ALTANA Pharma<br />

05/2005<br />

Formular Altana Pharma AG <strong>IT</strong> Account Plan 2006 10/2006<br />

Credit Suisse<br />

Projektdokumentation<br />

Credit Suisse Financial Services,<br />

Technology and Services<br />

Präsentation Jörg Hertig, Patrick Schärer, Daniel<br />

Koller<br />

Concept CIIC Customer Relationship<br />

Management<br />

<strong>IT</strong> Service Level Management Status<br />

Update<br />

10/2000<br />

10/2005<br />

Geschäftsbericht Credit Suisse Group Geschäftsbericht 2005 02/2006<br />

Fragebogen Credit Suisse <strong>IT</strong> Division <strong>IT</strong> User / Project Satisfaction Survey 02/2006<br />

SBB<br />

Publikation Zentrale Informatik Jahresbericht 2005 der Zentralen Informatik<br />

Zürich Financial Services<br />

Prozessdokumentation<br />

02/2006<br />

Zürich Financial Services Manage Work Order Processes v2.0 01/2004<br />

Tabelle A–4: Übersicht der analysierten Dokumente zu den Fallbeispielen


Ergänzungen zur Empirie 209<br />

A.3 Aktionsforschungsprojekte und Austausch mit dem Forschungsumfeld<br />

Forschungspartner Projektinhalte Teilnehmer Laufzeit<br />

Altana Pharma<br />

Credit Suisse<br />

Credit Suisse<br />

„<strong>IT</strong>-Relationship Management Concept“: Entwicklung<br />

eines Prozessmodells <strong>für</strong> das Beziehungsmanagement<br />

zwischen Fachbereichen, lokaler <strong>IT</strong> und zentraler <strong>IT</strong>;<br />

Erstellung eines Prototyps <strong>für</strong> das <strong>IT</strong>-Kundenkontaktmanagement<br />

auf Basis von Lotus Notes<br />

<strong>IT</strong> Marketing: Durchführung von Konzeptworkshops<br />

über Marketingansätze zwischen <strong>IT</strong>- und Fachbereichen<br />

<strong>IT</strong> Governance Excellence – Benchmarking among the<br />

global Financial Services Industry: Untersuchung der <strong>IT</strong><br />

Governance Ansätze internationaler Grossbanken<br />

Malte Dous<br />

Ragnar<br />

Schierholz<br />

Malte Dous<br />

Annette<br />

Reichold<br />

Malte Dous<br />

Tabelle A–4: Übersicht zu den durchgeführten Aktionsforschungsprojekten<br />

12/2003 –<br />

05/ 2004<br />

11/2003 –<br />

02/2004<br />

10/2005 –<br />

05/2006<br />

Tätigkeit Beschreibung Ort Datum<br />

Praxisworkshop Vortrag und Diskussion zum Thema „<strong>IT</strong>-Marketing“ mit<br />

den Firmen Altana Pharma, Credit Suisse und Swisscom<br />

<strong>IT</strong> Services<br />

Praxisworkshop Präsentation und Gruppenarbeit zum Thema „Internes<br />

Relationship Management zwischen <strong>IT</strong>- und Fachabteilung“<br />

auf dem 6. Workshop des CC CKP<br />

Praxisworkshop Präsentation des Altana Pharma Projektes „<strong>IT</strong> Relationship<br />

Management Concept“ auf dem 11. Workshop des<br />

CC IIM<br />

Praxisworkshop Leitung des Mini-Tracks „Internes CRM zwischen <strong>IT</strong>- und<br />

Fachabteilungen“ auf dem Customer Management Forum<br />

des CC CKP<br />

Praxisworkshop Präsentation zum Thema „Internes CRM zwischen <strong>IT</strong>- und<br />

Fachabteilungen“ im Rahmen eines CIO-Meetings bei ZF<br />

Friedrichshafen<br />

Fallstudie Aufnahme und Erstellung einer Fallstudie bei T-Mobile<br />

zum Thema „Understanding and guiding the internal customer“<br />

<strong>für</strong> ein firmen<strong>interne</strong>s Schulungsprogramm<br />

Praxisworkshop Präsentation und Gruppenarbeit zum Thema „Internes <strong>IT</strong>-<br />

CRM“ im Rahmen eines firmen<strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-Business-<br />

Schulungsprogramms<br />

Forschungsworkshop <br />

Forschungsgespräch<br />

Vorstellung des vorliegenden Dissertationsprojekts, Vortrag<br />

und wissenschaftliches Feedback durch Prof. John<br />

Henderson und Prof. N. Venkatraman von der Boston<br />

University School of Management<br />

Besprechung des vorliegenden Dissertationsprojektes mit<br />

Prof. Jeanne Ross vom Center for Information Systems<br />

Research (CISR) der M<strong>IT</strong> Sloan School of Management<br />

St. Gallen 05.02.2004<br />

Herrsching<br />

am Ammersee<br />

08.06.2004<br />

Bregenz 10.06.2004<br />

St. Gallen 16.09.2004<br />

Friedrichshafen<br />

22.02.2005<br />

Bonn März 2006<br />

Bern 23.03.2006<br />

Boston 25.05.2006<br />

Boston 12.09.2006<br />

Tabelle A–5: Übersicht zum Austausch mit dem Forschungsumfeld


210 Elemente der Prozessarchitektur<br />

Anhang B Elemente der Prozessarchitektur<br />

B.1 Prozessverzeichnis<br />

Geschäftsleitung<br />

Nr. Prozess Beschreibung<br />

1 Vertriebsplanung Absatz- und ressourcenseitige Planung der Geschäftstätigkeit unter<br />

Einbezug von Governance-Vorgaben der Muttergesellschaft.<br />

2 Finanzen & Controlling Finanzplanung, Verarbeitung von Vertriebskennzahlen zur Generierung<br />

von Reportings und Prognosen (Forecasts)<br />

3 Prozessführung Überwachung und ggf. Verbesserung der Prozessqualität nach dem<br />

KVP-Prinzip<br />

4 Personalmanagement Durchführung von Personalgesprächen, Festlegung und Evaluation<br />

von MbO-Zielerreichungsgraden<br />

Kundenmanagement<br />

Nr. Prozess Beschreibung<br />

5 Kampagnenmanagement Koordination und Durchführung von Kampagnen zur Information von<br />

Entscheidern, Fachbereichskunden und Anwendern mittels Events,<br />

persönlichen Besuchen sowie Print-/Onlinepublikationen<br />

6 Leadmanagement Quantifizierung und Priorisierung von Kundenkontakten, die als potenzielle<br />

Verkaufschancen (Leads) zu bewerten sind<br />

7 Kundensegmentierung Unterteilung des Kundenstamms mit dem Ziel, die Aufbau- und Ablauforganisation<br />

auf die einzelnen Kundensegmente auszurichten<br />

8 Angebotsmanagement Beratung von Entscheidern und Fachbereichskunden; Angebotserstellung<br />

und Verhandlungen zu <strong>IT</strong>-Produkten und -Projekten<br />

9 Auftragsmanagement Abwicklung von Aufträgen und Bestellungen, Gestaltung von Vertrags-<br />

und Finanzierungsoptionen<br />

10 Vertriebsunterstützung Aggregierung der Ressourcenverfügbarkeit, Pflege des Produktkatalogs,<br />

Vertragsausarbeitung, Qualitätssicherung<br />

11 Support- & Beschwerdemanagement<br />

Durchführung von Anwenderschulungen und -Support, Aufnahme<br />

und Bearbeitung von Beschwerden, SLA-Überwachung<br />

12 Kundenbindungsmanagement Kontrolle und Pflege der Kundenbindung über persönliche Besuche<br />

sowie Cross- und Upsellingmassnahmen<br />

13 Feedback- & Wissensmanagement<br />

Aufnahme, Aufbereitung und Verteilung von Wissen von und über<br />

Kunden, Durchführung von Kundenzufriedenheitsbefragungen<br />

Leistungsmanagement<br />

Nr. Prozess Beschreibung<br />

14 Produktmanagement Management des Produktportfolios, Produktentwicklung, Kapazitätsermittlung<br />

sowie Austausch von Produktinformationen mit den Kundenmanagementprozessen<br />

15 Ressourcenmanagement Aggregierung von Personal- und Produktionskapazitäten sowie Berechnung<br />

der angebotsbezogenen Ressourcenverfügbarkeit<br />

16 Projektmanagement Planung, Durchführung, Steuerung und Kontrolle von <strong>IT</strong>-Projekten<br />

Tabelle B-1: Prozesse der Prozesslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM


Elemente der Prozessarchitektur 211<br />

B.2 Leistungsverzeichnis<br />

Leistungsname Leistungsbeschreibung<br />

Accountpläne Kundenindividuelle Planungsdokumente <strong>für</strong> Marketing und Vertrieb<br />

Anfrage Anfrage eines Fachbereichskunden oder Entscheiders nach einer <strong>IT</strong>-<br />

Unterstützung <strong>für</strong> eine Geschäftsanforderung<br />

Angebot Angebot über den Kauf eines bestimmten <strong>IT</strong>-Produkts oder einer <strong>IT</strong>-<br />

Dienstleistung durch den Kundenmanager<br />

Auftragsvergabe/Bestellung Erteilung von Aufträgen aus Ausschreibungsverfahren (z.B. Auktionen) bzw.<br />

Bestellung von Leistungen aus Produktkatalogen durch die Fachseite<br />

Ausschreibung Ausschreibung von <strong>IT</strong>-Aufträgen durch Entscheider der Fachseite<br />

Beschwerden Beschwerde eines Kunden über Produkte oder Dienstleistungen<br />

Beziehungsmarketing Persönliche Besuche von Entscheidern der Fachseite durch Kundenmanager<br />

und ggf. Mitgliedern der Geschäftsleitung<br />

Cross- & Upselling Vertrieb von Ergänzungsleistungen bzw. Angebot zusätzlicher Leistungen<br />

Einkaufsplanung Mittelfristige Planung des Bedarfs nach <strong>IT</strong>-Unterstützung aufgrund von Geschäftsanforderungen<br />

Feedbackanalyse Auswertung des Kundenfeedbacks aus Projekt- und Anwenderumfragen<br />

Finanzierung Ausarbeitung von Finanzierungsmodalitäten <strong>für</strong> Aufträge und Bestellungen<br />

Forecast Ressourcen- oder absatzbezogene Vertriebsprognose<br />

Individualberatung Persönliche Beratung von Kaufinteressenten (Leads) zur Angebotskonkretisierung<br />

Innovationseinbindung Einbindung der Kundenseite in die Produktentwicklung, z.B. über Userforen<br />

oder Lead-User Workshops<br />

Interessenten Potenzielle Kaufinteressenten („schwache Leads“)<br />

Kampagnenauftrag Ad-hoc Auftrag des Leadmanagements zur Durchführung einer zielgruppenbezogenen<br />

Kampagne<br />

Kapazitäten Aggregierte Produkt- und Personalkapazitäten zur Vertriebsplanung<br />

Kaufabsicht Konkrete Kaufabsicht der Fachseite, die zum Eintritt in die Angebotsphase führt<br />

Kennzahlen Vertriebsbezogene Kennzahlen zur Vertriebsplanung und <strong>für</strong> das Reporting<br />

Kundenbesuche Persönlicher Kundenkontakt zur Pflege der Kundenbeziehung<br />

Kundendaten Profildaten und Daten zur Interaktion mit dem Kunden<br />

Kundenwissen Wissen der Kunden sowohl über <strong>IT</strong>-Produkte als auch über Geschäftsprozesse<br />

und -produkte<br />

KVP Kontinuierlicher Verbesserungsprozess, z.B. nach dem Deming-Prinzip<br />

Tabelle B-2: Leistungen der Prozesslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM (A-K)


212 Elemente der Prozessarchitektur<br />

Leistungsname Leistungsbeschreibung<br />

Leads Verfolgungswürdige Kontakte mit Kunden, die in diversen Prozessen des <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Dienstleister</strong>s gesammelt wurden<br />

MbO-Zielerfüllungsgrad Grundlage <strong>für</strong> die Personalevaluation sowie Zielanpassungen<br />

Performance-Reviews Gespräche zwischen Geschäftsleitung des <strong>interne</strong>n <strong>IT</strong>-<strong>Dienstleister</strong>s und Entscheidern<br />

der Muttergesellschaft über die laufende Geschäftstätigkeit<br />

Personalkapazitäten Vorhandensein von Kompetenzen und Verfügbarkeit von Spezialisten<br />

Print-/Onlinepublikation Kundennewsletter, Internetauftritt, Informationsbroschüren<br />

Produktideen Aufbereitetes Kundenwissen zu <strong>IT</strong>-Produkten und Geschäftsprozessen<br />

Produktinformationen Produktspezifika (Eigenschaften, Kosten, Geschäftsnutzen)<br />

Produktionskapazitäten Verfügbarkeit industrieller Güter (z.B. Serverkapazität)<br />

Produktkatalog Katalog aus aggregierten <strong>IT</strong>-Leistungen, <strong>für</strong> die Kommunikation ggü. Kunden<br />

Produktportfolio Aggregiertes Leistungsspektrum<br />

Projektabwicklung Planung, Durchführung, Steuerung und Kontrolle von <strong>IT</strong>-bezogenen Projekten<br />

Projektauftrag Start der Leistungserbringung mittels eines Projektes<br />

Prozessanalyse Untersuchung von Verbesserungspotenzialen hinsichtlich Prozesslaufzeiten<br />

und Prozessqualität<br />

Qualitätssicherung Prüfung von Auftragsdokumenten auf inhaltliche und rechliche Korrektheit vor<br />

der Übergabe an Kunden<br />

Rahmenvereinbarungen Mittel- bis langfristige Sourcing-Vereinbarungen mit Entscheidern der Fachseite<br />

Rechnung Rechnungsstellung gegenüber dem Kunden<br />

Rechnungsdaten Einzelkomponenten der Gesamtrechnung<br />

Ressourcenverfügbarkeit Mitteilung von Personal- und Produktionskapazitäten<br />

Schulungen Projektbezogene Anwenderschulungen bzw. Trainings während des laufenden<br />

Anwendungsbetriebs<br />

SLA-Management Überwachung und ggf. Nachverhandlung von Service-Level-Agreements<br />

Support Anwenderunterstützung<br />

Verhandlung Geschäftsbeziehungsorientierte (B2B)-Verhandlung über den Preis und die<br />

Leistungseigenschaften eines Auftrags<br />

Vertragsausarbeitung Inhaltlich und rechtlich korrekte Vertragserstellung<br />

Vorgaben <strong>für</strong> Kampagnen In der Vertriebsplanung festgelegte Kampagnenpläne<br />

Wettbewerbsanalysen Regelmässige oder angebotsbezogene Untersuchung des Wettbewerbsumfelds<br />

Workshops/Messen Informations- bzw. Beratungsveranstaltungen v.a. <strong>für</strong> Fachbereichskunden<br />

Zielgruppe Aus Vertriebsplanung und Kundensegmentierung ermittelte Kundengruppe zur<br />

individuellen Ansprache<br />

Zufriedenheitsmessung Ermittlung der Projekt- und Anwenderzufriedenheit<br />

Tabelle B-2: Leistungen der Prozesslandkarte <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM (L-Z)


Elemente der Prozessarchitektur 213<br />

B.3 Rollenverzeichnis<br />

Rollen Aufgabenprofil Prozesszuordnung<br />

Vertriebsleiter Aufnahme von Geschäftsanforderungen, Ausarbeitung der<br />

Vertriebsstrategie, ressourcen- und absatzseitige Vertriebsplanung,<br />

Pflege der langfristigen Kundenbeziehung<br />

mit Entscheidern der Fachseite<br />

Marketingmanager Marketingplanung, Kampagnendurchführung über Printmedien<br />

und Events, Markt- und Wettbewerbsanalysen,<br />

Aufbereitung von Produktinformationen zur kundengerechten<br />

Leistungskommunikation, Generierung von Leads<br />

Kundenmanager Beteiligung an der Vertriebsplanung, Verantwortlichkeit <strong>für</strong><br />

die gesamte Vertriebsphase (Lead-, Angebots- und Auftragsmanagement),<br />

Pflege der operativen Kundenbeziehung<br />

mit Entscheidern und Fachbereichskunden, laufende<br />

Wissensaufnahme von und über Kunden sowie von Geschäftsanforderungen,<br />

Cross- & Upselling<br />

Vertriebssupport Unterstützung aller kundennahen Prozesse, Aggregierung<br />

des Ressourcenbedarfs, Pflege des Produktkatalogs,<br />

Auftragsmanagement (vertragliche/rechtliche Ausarbeitung,<br />

Qualitätssicherung), Durchführung von Kundenzufriedenheitsbefragungen,<br />

Sammlung sowie Aufbereitung<br />

und Weiterleitung von Kundenwissen<br />

Produktmanager Lieferung von Produktinformationen an die Vertriebsplanung,<br />

Abgleich des Produktportfolios mit der Vertriebsstrategie,<br />

fachliche Begleitung von Veranstaltungen des<br />

Kampagnenmanagements, technische Machbarkeitsanalyse<br />

zu Angeboten, Kapazitätsplanung und Bestimmung<br />

von Produktpreisen, Einbindung von Sub-Lieferanten<br />

Projektmanager Durchführung von Projekten, Realisierung von <strong>IT</strong>-Lösungen,<br />

ggf. Geschäftsprozess-Redesign<br />

Servicemanager Anwenderschulungen und -support, SLA-Management,<br />

Weiterleitung von Kundenfeedback und -beschwerden,<br />

Tabelle B-3: Rollenverzeichnis <strong>für</strong> das <strong>interne</strong> <strong>IT</strong>-CRM<br />

Vertriebsplanung<br />

Kampagnenmanagement,<br />

Kundensegmentierung<br />

Vertriebsplanung, Leadmanagement,Angebotsmanagement,Auftragsmanagement,Kundenbindungsmanagement<br />

Vertriebsunterstützung,<br />

Auftragsmanagement,<br />

Feedback- & Wissensmanagement<br />

Vertriebsplanung,<br />

Produktmanagement,<br />

Kampagnenmanagement,<br />

Angebotsmanagement<br />

Projektmanagement<br />

Support- & Beschwerdemanagement


214 Literaturverzeichnis<br />

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Lebenslauf<br />

Persönliche Angaben<br />

23. Oktober 1978 geboren in München<br />

Ausbildung<br />

1989 – 1998 Christoph-Probst-Gymnasium Gilching<br />

Abitur<br />

1998 – 2000 Universität Passau<br />

Grundstudium der Betriebswirtschaftslehre<br />

2000 – 2003 Universität St. Gallen, Schweiz<br />

Hauptstudium der Wirtschaftswissenschaften, Vertiefungsrichtung<br />

Informations- und Technologiemanagement, Abschluss<br />

als lic.oec. HSG, Aufenthalte an der Université de Lausanne und<br />

an der University of Stellenbosch, Südafrika<br />

2003 – 2007 Universität St. Gallen, Schweiz<br />

Doktorandenstudium der Wirtschaftswissenschaften<br />

2006 Boston University School of Management, USA<br />

Forschungsaufenthalt am Information Systems Department, gefördert<br />

durch ein Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds<br />

(SNF), Projektnummer 112964<br />

Berufliche Tätigkeiten<br />

1999 Siemens AG, München<br />

Praktikum im Bereich Information & Communication Networks<br />

2000 HypoVereinsbank AG, München<br />

Praktikum im Bereich Project Based Finance<br />

2001 Deutsche Telekom AG, Bonn<br />

Diplomarbeit im Bereich Group Information Management<br />

2002 L.E.K. Consulting GmbH, München<br />

Summer Associate<br />

2003 – 2007 Institut <strong>für</strong> Wirtschaftsinformatik, Universität St. Gallen<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Walter<br />

Brenner

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