12.07.2015 Aufrufe

Städtepartnerschaft Berlin-Treptow-Köpenick – Cajamarca

Städtepartnerschaft Berlin-Treptow-Köpenick – Cajamarca

Städtepartnerschaft Berlin-Treptow-Köpenick – Cajamarca

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Städtepartnerschaft<strong>Berlin</strong>-<strong>Treptow</strong>-Köpenick – <strong>Cajamarca</strong>5 Jahre StädtepartnerschaftRückblick und VorschauMai 2003


Liebe Leserinnen, liebe Leser,vor 5 Jahren wurde in <strong>Cajamarca</strong> die Städtepartnerschaft <strong>Berlin</strong>-<strong>Treptow</strong>-Köpenick - <strong>Cajamarca</strong>(damals <strong>Berlin</strong>-Köpenick - <strong>Cajamarca</strong>) unterzeichnet.In dieser Broschüre wollen wir einen Rückblick halten und einen Ausblick auf die zukünftige Arbeitgeben.Laufende Informationen zur Arbeit der Städtepartnerschaft erhalten Sie auf unserer neuenHomepage http://www.staepa-cajamarca.de .Viel Spaß beim Lesen!Die RedaktionHerausgeber:Förderverein Lokale Agenda 21 <strong>Treptow</strong>-Köpenick e. V. undForum Umwelt & Entwicklung Köpenick,AG Städtepartnerschaft <strong>Treptow</strong>-Köpenick – <strong>Cajamarca</strong>Alt-Köpenick 12, 12555 <strong>Berlin</strong>Ansprechpartner: Michael A. Schrick, mailto:anselmis@web.deHomepage: http://www.staepa-cajamarca.deRedaktion: Michael A. Schrick, Mathias Hohmann, Uwe BauerStand: Mai 2003


Grußwort des BürgermeistersEin wesentlicher Bestandteil im Prozess der Lokalen Agenda 21 im Bezirk <strong>Treptow</strong> - Köpenick ist dieNord-Süd-Zusammenarbeit. Der Bezirk Köpenick hatte sich deshalb schon 1998 entschlossen, mitder Stadt <strong>Cajamarca</strong> in Peru eine Vereinbarung zur städtepartnerschaftlichen Zusammenarbeitabzuschließen. Diese Vereinbarung, die auch nach der Fusion mit <strong>Treptow</strong> vom nun gemeinsamenBezirk mitgetragen wird, erlebt ihren 5. Geburtstag. Ohne die AG Städtepartnerschaft, ohne dievielen engagierten Bürgerinnen und Bürger des Bezirkes und vieler Freunde in <strong>Berlin</strong> könnte diesePartnerschaft aber nicht leben. Pünktlich zum Jubiläum hat deshalb die AG Städtepartnerschaft eineBroschüre herausgebracht, die Ihnen und allen Interessierten unsere Partnerstadt nahe bringen willund vielleicht Lust auf mehr, vielleicht auf einen Besuch dort oder auch auf Mitarbeit in der AGwecken möchte. Ich freue mich, dass wir wieder für den Bezirk ein Stück auf dem Weg derNordSüd-Zusammenarbeit weitergekommen, ein Stück Weg im Prozess LA 21 zurückgelegt haben.Ich wünsche allen Akteuren, den Herausgebern und den Mitstreitern der LA 21 weiterhin viel Glück,Spaß und vor allem auch breite Unterstützung.Ihr Dr. Klaus UlbrichtUnterzeichnung des Partnerschaftsabkommen am 20.5.1998Fünf Jahre Städtepartnerschaft –Eine persönliche BilanzEigentlich ist die Städtepartnerschaft ja älter als fünf Jahre. Ihr genauer Anfang ist heute nichtmehr auszumachen. 1994 fasste die Bezirksverordnetenversammlung Köpenick den Beschluss zurAufstellung einer Lokalen Agenda 21 und nahm – auf Anregung der Kirchen – die Verpflichtungvon Rio zur Zusammenarbeit mit einer Kommune des Südens auf. Meine eigene erste Begegnungmit Klaus Ulbricht und Ernst Welters datiert aus dem Herbst 1994, wobei allerdings vonStädtepartnerschaft keine Rede war. Und bei den ersten Treffen mit KATE wurde imZusammenhang mit einer möglichern Nord-Süd-Kooperation eine andere peruanische Stadtgenannt.Ich denke, es ist nicht verkehrt, den Beginn der Kooperation zwischen Köpenick und <strong>Cajamarca</strong> aufden April 1995 zu datieren. Beim Weltklimagipfel in der Nachfolge der Rio-Konferenz und demdamit verbundenen Bürgermeistergipfel lernten sich – angezettelt durch KATE, unsere„Geburtshelfer“ – die beiden damaligen Bürgermeister von <strong>Cajamarca</strong> (Lucio Guerrero) undKöpenick (Klaus Ulbricht) kennen, und auch ohne Kenntnisse der Sprache des anderen haben siesich von Anfang an gut verstanden. Beide Städte (ich gebrauche diesen Begriff alsVerallgemeinerung, obwohl es sich um die Partnerschaft zwischen einer peruanischen Provinz undeinem <strong>Berlin</strong>er Bezirk handelt) hatten damals angefangen, sich Gedanken über eine zukunftsfähigeStadtgestaltung, um Bürgerbeteiligung und um die gemeinsame Verantwortung für die Eine Welt zumachen, ohne dass bei jeder Aktivität der Begriff Lokale Agenda 21 im Munde geführt wurde.


Nun wollten wir ja von vornherein keine Honoratiorenveranstaltung aus der Partnerschaft machen,wo verdiente PolitikerInnen und andere Lokalgrößen in die Partnerstadt reisen und unterHinterlassung von Sonntagsreden, Visitenkarten und schalem Beigeschmack nicht viel mehr alsLuftzirkulation produzieren.Entsprechend neugierig waren wir auf die Eindrücke unserer ersten ASA 1 -StudentInnen des Jahres1997 über die Partnerstadt (ein Abenteuer, erschien es uns) und auf unsere ersten BesucherInnenaus <strong>Cajamarca</strong>, die länger als zwei Tage blieben. Mit diesen ersten Besuchen wurden aus derabstrakten Stadt und ihren anonymen BewohnerInnen auf einmal ein lebender Mikrokosmos undfreundliche Menschen, die uns im Laufe der Zeit immer vertrauter wurden und die uns ihre Regionimmer näher brachten.Zu diesem Zeitpunkt war Manfred Marz schon zum ersten Mal in <strong>Cajamarca</strong> gewesen (siehe Artikel„Von Kür und Pflicht zweier Urlaubsreisen nach <strong>Cajamarca</strong>“). Ein Vierteljahr später, im Mai 1998,hatten die Vertreter der drei Köpenicker Säulen Verwaltung, Zivilgesellschaft und Kirchen(Bürgermeister Klaus Ulbricht, der Autor und Uwe Bauer) die Gelegenheit, für eine Woche<strong>Cajamarca</strong> zu besuchen. Wir waren beeindruckt von der Schönheit der Landschaft und derGastfreundschaft und Liebenswürdigkeit der Menschen, aber auch von dem Engagement einerarmen Bevölkerung, sich in Runden Tischen und Thematischen Achsen aktiv für ihre Belangeeinzusetzen. Gleichzeitig bedrückten uns die Armut und die wirtschaftliche Lage, die in Zeiten desdamaligen autokratischen Präsidenten keine Perspektiven zuließ.Am 20. Mai 1998 wurde in <strong>Cajamarca</strong> von Lucio Guerrero und Klaus Ulbricht das eilig formuliertePartnerschaftsabkommen unterzeichnet. Die Kernpunkte sollten und sollen Verpflichtung sein:Die Vertragspartner verpflichten sich zur Zusammenarbeit insbesondere in folgenden Bereichen zurFörderung der städtischen und ländlichen Entwicklung:• Umwelt• Bildung und Ausbildung• Kultur und Tourismus• Wirtschaft• Sozialesals erste Schritte im Partnerschaftsprozess zwischen <strong>Cajamarca</strong> und Köpenick sind konkretbeabsichtigt:• Die Herstellung von Partnerschaften von Kindergärten, Schulen und sonstigen Ausbildungsstättensowie Bibliotheken.• Austausch von Wissen, Personen sowie Hilfe zur Infrastrukturverbesserung.• Gegenseitige Unterstützung und Förderung bei der Anwendung von alternativen undumweltschonenden Technologien, der Anwendung agrarökologischer Praktiken im städtischenund ländlichen Bereich sowie in der Einrichtung des Neuen Ökologischen Parks in <strong>Cajamarca</strong>.• Kooperation zwischen Klein- und Mittelunternehmen1 ASA = Arbeits- und Studienaufenthalte in Afrika, Asien, Lateinamerika, ein Programm der mittlerweile mit derDSE zur Gesellschaft inWEnt fusionierten Carl-Duisberg-Gesellschaft (CDG)


• Gegenseitige Unterstützung und Förderung der Verbesserung des touristischen Austauschs, überden beiderseitigen Austausch von Erfahrungen und Konzepten bis hin zur Förderung vonInvestitionen im Rahmen der Lokalen Agenda 21.• Verbesserung der Kommunikation zwischen den Partner und Teilnehmern amPartnerschaftsprozess, insbesondere über Internet.Fünf Jahre danach ist die Städtepartnerschaft stabilisiert, auch wenn wir noch nicht alle Zieleumgesetzt haben und es an vielem noch hapert. Auf der Aktivseite sind die vier Kindergärten –Nr. 17 und 105 in <strong>Cajamarca</strong> sowie Adlergestell 573 und Grüne Trift 137 in unserem Bezirk – ineinen Austausch eingetreten, die Jugendtheatergruppen AlgovipasaR und Alte Möbelfabrikkonnten sich gegenseitig besuchen und halten teilweise weiterhin Kontakt, in weiteren ASA-Austauschprogrammen wurde anje einer Schule in <strong>Cajamarca</strong> und Köpenick begonnen, den „Ökologischen Fußabdruck“abzunehmen, wurden die sozialen Projekte in <strong>Treptow</strong>-Köpenick besucht und der öffentlicheNahverkehr in <strong>Cajamarca</strong> analysiert. Die pensionierte Köpenicker Amtsärztin, Frau Dr. Ida Beier, hatfür ein paar Wochen Gesundheitsberatung in <strong>Cajamarca</strong> durchgeführt, medizinische Hilfsgüterund Spielzeug sind gesammelt worden, für Überschwemmungsopfer wurde eine kleine Geldspendezur Verfügung gestellt. Über das im Februar 2001 begonnene, vom Bundesumweltministeriumgeförderte zweijähriges Projekt zur Unterstützung des ökologischen Landbaus in ländlichenGebieten der Provinz <strong>Cajamarca</strong> und über seine Eindrücke in den Kindergärten – beide Programmewaren auch Themen in früheren Broschüren – berichten Manfred Marz und Mathias Hohmann inihren Artikeln.Als Fehlschlag erwies sich der Versuch des Aufbaus von Papierrecycling-Sammelstellen in<strong>Cajamarca</strong> als einkommenschaffende Maßnahme für Jugendliche, die damit auch gleich zuMultiplikator/innen geworden wären. Es gab keine Möglichkeit, das gesammelte Papier in<strong>Cajamarca</strong> zu verwerten, und es fehlte an Unterstützung durch Behörden undNichtregierungsorganisationen in <strong>Cajamarca</strong>, so dass der Versuch abgebrochen werden musste.Große Anstrengung wurde in einen Wissensaustausch bezüglich der Behandlung von Wasser undAbwasser gesteckt: neben einem Workshop in <strong>Berlin</strong> im Mai 2000 mit sechs Teilnehmer/innen aus<strong>Cajamarca</strong>-Stadt und -Provinz soll hier auch das Praktikum eines Mitarbeiters des Wasserwerks<strong>Cajamarca</strong>s bei den <strong>Berlin</strong>er Wasser-Betrieben (BWB) im Sommer 2001 genannt werden. Auchwenn diese Aktivitäten noch keinen Niederschlag in konkreten Projekten gefunden haben, bleibtdas Kooperationsfeld aktuell. Ein weiteres dreimonatiges BWB-Praktikum einer Expertin aus<strong>Cajamarca</strong> ist für den Herbst 2003 vorgesehen. Das Wasserthema hat auch direkt mit demwichtigsten Thema zu tun, das <strong>Cajamarca</strong> seit einigen Jahren belastet: die Bedrohung von Umweltund Menschen durch die Goldmine Yanacocha, die größte Goldmine Lateinamerikas. Auch hierist die AG Städtepartnerschaft beteiligt, etwa durch die Mitwirkung an einem Goldsymposium imOktober 2000 und die kurz vor der Vollendung stehenden Goldseiten im Internet. Über dieDemonstrationen gegen die Ausbaupläne der Mine im Herbst 2002 wurde an dieser Stelle bereitsberichtet.Seit Anfang 2003 ist auch ein von Mitgliedern der AG Städtepartnerschaft erstellter <strong>Cajamarca</strong>-Reiseführer im Netz (http://www.reisefuehrer-cajamarca.de), der am 22.02.2003 eine der„Homepages des Tages“ bei yahoo.de war.


Blick auf die Plaza de ArmasNeben dem bereits erwähnten neuen Praktikum bei den BWB werden wir von September bisNovember 2003 zwei weitere Vertreter/innen aus <strong>Cajamarca</strong> in <strong>Berlin</strong> begrüßen können: die dortigeKoordinatorin Mery Mendo und Tulio Guillén ebenfalls von der Provinzverwaltung. Beide werden,wie wir hoffen, in ihren dreimonatigen Praktika u.a. im Bezirksamt und im Freilandlabor Kaniswalleingesetzt werden können und damit die Agenda-Prozesse in beiden Städten weiter vernetzenhelfen.Bei allen guten Resultaten und allem Optimismus: es bleibt noch viel zu tun. Dies betrifft nebendem bisher Erwähnten insbesondere die angestrebte Kooperation von kleinen und mittlerenUnternehmen der Partnerstädte. Auch die Sprachbarriere lässt sich nur langsam abbauen: währendin <strong>Treptow</strong>-Köpenick in der VHS, an Gymnasien und sogar im Bezirksamt Spanischkurse angebotenwerden, tendiert das Angebot an Deutschkursen in <strong>Cajamarca</strong> noch gegen Null. Aber mit jedemBesucher und jeder Besucherin aus und in <strong>Cajamarca</strong> wachsen die sprachlichen Kompetenzen,wachsen bei allen Beteiligten Freundschaft und Solidarität, gegenseitiges Verständnis und der Willezur Zusammenarbeit.Bleibt zu hoffen, dass die mit jedem Wechsel an der Spitze der Provinzverwaltung einhergehendeFluktuation nicht die Kontinuität der Partnerschaft gefährdet und die gute Zusammenarbeit auchunter dem neuen Bürgermeister in <strong>Cajamarca</strong> fortgeführt und ausgeweitet werden kann. Und dassdie Partnerschaft in beiden Städten nicht nur ausgebaut und weiter in den Agenda-21-Prozessintegriert wird, sondern endlich auch die erforderlichen Finanzmittel zur Verfügung gestellt werdenkönnen. Mit dem Förderverein Lokale Agenda 21 <strong>Treptow</strong>-Köpenick gibt es bei uns jetzt eineinstitutionelle Struktur zur Unterstützung der Arbeit, die allerdings noch weiterer personeller undfinanzieller Unterstützung bedarf. Und auch in der Städtepartnerschaft können wir helfende Händeund weitere Unterstützung noch gut gebrauchen – nicht nur mir macht es immer noch sehr vielSpaß.Michael A. SchrickErster Bericht vom März 1998Von Kür und Pflicht zweier Urlaubsreisennach <strong>Cajamarca</strong>Im Februar 1998 unternahm ich zusammen mit meiner Frau eine (private) Urlaubsreise nach Peru.Auf dieser Reise besuchten wir auch die 2.750 m hoch gelegene Andenstadt <strong>Cajamarca</strong>, zu welcherder Bezirk Köpenick im Rahmen der Lokalen Agenda 21 partnerschaftliche Beziehungen anstrebt.Wir wurden bei unserer Ankunft von der Stadtverwaltung, insbesondere vom Bürgermeister LucioGuerrero Figueroa, herzlichst empfangen und erhielten die Möglichkeit, die Stadt und derenUmgebung sowie die Infrastruktur umfassend kennenzulernen. Innerhalb von zwölf Tagenbesichtigten wir die beiden Wasserwerke, die Abwasser-Kläranlage, die Deponie, die Goldminen,landwirtschaftliche Betriebe und Bildungsstätten. Es wurden viele Gespräche geführt, insbesonderemit den Stadträten, mit Vertretern der Nichtregierungsorganisation ASODEL und mit denVorsitzenden der Runden Tische in <strong>Cajamarca</strong>.


Colegio Guillermo Antonio Urrelo (Innenhof)Der allgemeine Eindruck von der Stadt und deren Menschen lässt sich wie folgt beschreiben:<strong>Cajamarca</strong> befindet sich in einer Entwicklungsphase, wovon das umfangreiche Baugeschehenzeugt. Es wird versucht, an den verschiedensten Stellen die bestehenden Defizite zu beseitigen.Dabei ist eine erstaunliche Dynamik zu beobachten. Die Stadt macht einen sauberen Eindruck,beispielsweise erfolgt die Abfallentsorgung geordnet und Bemühungen um eine ökologischeStadtgestaltung sind überall erkennbar. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit und imVergleich zu den Einwohnern in den touristisch erschlossenen Zentren in Südperu noch nicht inihrer natürlichen Lebensweise beeinträchtigt. Der Entwicklungsprozess wird stark geprägt durchLucio Guerrero, der für die einfachen Menschen – zum Beispiel für die indigene Bevölkerung – einAnsprechpartner ist und der die Kraft hat, selbst unliebsame Maßnahmen durchzusetzen. Die LokaleAgenda 21 und die damit verbundenen Strukturen sind für ihn der Hebel, um Demokratiedefiziteabzubauen, das heißt den Bürger stärker in alle Planungsprozesse einzubeziehen. Die Bemühungenin <strong>Cajamarca</strong> und in <strong>Berlin</strong>-Köpenick um eine Lokale Agenda 21, also um einen Plan für einezukunftsfähige Entwicklung, sind zugleich das Besondere der anzustrebendenPartnerschaftsbeziehungen. In beiden Gemeinden sind erste Arbeitsentwürfe für eine LokaleAgenda 21 entstanden und Strukturen zur Führung des Konsultationsprozesses entwickelt worden.Probleme gibt es sowohl in Köpenick als auch in <strong>Cajamarca</strong> beim Erreichen der breitenÖffentlichkeit und bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsindikatoren, mit denen Zukunftsfähigkeitmessbar gemacht werden soll. Das große Interesse an einer Zusammenarbeit auf letzterem Gebietwurde bereits durch Lucio Guerrero anlässlich seines <strong>Berlin</strong>-Aufenthalts deutlich und durch denStadtrat für Umwelt- und Naturschutz in <strong>Cajamarca</strong> bekräftigt.Die größten Probleme in <strong>Cajamarca</strong> ergeben sich aus den starken Regenfällen in denSommermonaten, die sich unter den Bedingungen von „El Niño“ verschärfen und zu Katastrophenwie am 2. März 1998 führen. Man sollte bedenken, dass viele Häuser und Straßen aus Lehm gebautsind, die bei tropischen Regenfällen regelrecht weggespült werden. Der aufgeweichte lehmigeBoden lässt ein städtisches Leben nicht zu. Deswegen ist das Betonieren der Straßen sowie derFußböden in den Häusern eine Notwendigkeit, was aber die Regenwasserproblematik nicht löst, sieunter Umständen sogar verschärft. Damit im Zusammenhang stehend gibt es große Probleme beider Abwasserbehandlung. Die ungenügende Trennung von Regen- und Abwasser und derÖlschlamm – von Tankstellen und Reparaturwerkstätten herrührend – sind die Ursachen. Auch dieTrinkwasserversorgung, die zur Zeit durch die Aufbereitung von Flusswasser erfolgt, könnte durchstarken Regen oder Havarien im Bereich der Goldminen gefährdet sein. Die Goldminen werdenzwar nach dem höchsten Stand der Technik – gemessen an amerikanischen Standards – betrieben,stellen aber dennoch einen erheblichen Eingriff in die Natur dar, und Umweltbelastungen sind nichtauszuschließen.


Viel Aufmerksamkeit widmet man in der Provinz <strong>Cajamarca</strong> dem ökologischen Landbau. Darunterversteht man den Verzicht auf chemische Mittel, also Kunstdünger und Gifte, den Erhalt und dieVerbesserung genetischer Ressourcen sowie die Kompostierung von Gartenabfällen mittelsRegenwürmern. Wenn man die Frage aufwirft, was man von <strong>Cajamarca</strong> lernen sollte, dann sind mitSicherheit die Bemühungen um den ökologischen Landbau zu nennen. Man sollte darüber hinaus –in Anlehnung an die Erfahrungen in <strong>Cajamarca</strong> – den Konsultationsprozess als eine Methodebegreifen, um Demokratiedefizite abzubauen, und ihn möglichst nicht verselbständigen.Die Möglichkeit einer Zusammenarbeit wurde von ASODEL durch die Felder Kennenlernen undBildungsprogramm klassifiziert, das Kennenlernen bezieht sich auf Wirtschaftsunternehmen, aufden touristischen Austausch, auf Partnerschaften im Jugend- und Kinderbereich sowie auf diegemeinsame Entwicklung von Indikatoren. Das Bildungsprogramm hat im wesentlichen dieUmweltbildung zum Gegenstand und soll durch einen Praktikantenaustausch realisiert werden.Der Besuch in <strong>Cajamarca</strong> bestand aber nicht nur aus Gesprächen und Besichtigungen, sondernauch in der Teilnahme an zahlreichen Feierlichkeiten. Der Jahrestag der Provinz <strong>Cajamarca</strong> wurdeeinmal und Karneval täglich gefeiert. <strong>Cajamarca</strong> – so mussten wir lernen – ist die Hauptstadt desKarnevals in Peru.Zweiter Bericht vom Oktober 2002Karneval in <strong>Cajamarca</strong>Fast fünf Jahre waren seit der letzten Reise nach <strong>Cajamarca</strong> vergangen, als meine Frau und ich unsentschlossen, erneut die Stadt im Norden Perus zu besuchen, mit der seit Mai 1998 einPartnerschaftsabkommen besteht. Im Gegensatz zur ersten Reise, wo wir kaum jemanden kannten,hatte sich die Zahl unserer Freunde in Peru um ein Vielfaches erhöht, bewirkt durch die zahlreichenAktivitäten im Rahmen der Partnerschaftsbeziehungen, zu denen der Austausch von Studierendenüber das ASA-Programm der Carl-Duisberg-Gesellschaft, die Kontakte von Theatergruppen,Kindergärten und Wasserwerke gehörten.Ein Wiedersehen der uns lieb gewordenen Menschen – verbunden mit Absprachen über möglicheFelder einer weiteren Zusammenarbeit – war das Motiv der zweiten Urlaubsreise nach <strong>Cajamarca</strong>,wo wir am 2. September 2002 eintrafen und bis zum 9. September 2002 bleiben. Bei unsererAnkunft wurden wir als erstes vom Bürgermeister Jorge Hoyos Rubio begrüßt, der im Jahre 1999Lucio Guerrero von der Position des Bürgermeisters abgelöst hatte und nun selbst am Ende seinerAmtsperiode stand, weil er sich zu der anstehenden Neuwahl nicht mehr zur Verfügung stellenwollte. Der Bürgermeister betonte aber, dass die Städtepartnerschaft weitergeführt werden wirdund insbesondere die von ihm ernannte Koordinatorin Mery Mendo dem Agenda 21-Prozesserhalten bleiben soll.Im Anschluss an dieses Gespräch, vor allem an den folgenden Tagen hatten wir dann dieGelegenheit, die Stadt und ihre Umgebung zu besichtigen sowie viele Gespräche mit den Freundenzu führen. Dabei wurde immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass die Goldmine Yanacocha einegroße Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen darstellen würde. Aber nicht nur dieMine sondern auch die mangelhafte Abwasserbehandlung waren Problembereiche.


Kindergarten 105 (Pachacútec)Von den vielen Besichtigungen sollen die der Kindergärten Nummer 17 (innerhalb der Stadt) undNummer 105 (etwas außerhalb und oberhalb der Stadt gelegen) erwähnt werden, die bei unseremersten Besuch vom Runden Tisch Jugend und Frauen als Partnerkindergärten ausgewählt wordenwaren.Der Kindergarten Nummer 17 war nicht wiederzuerkennen, weil durch eine zusätzliche Bebauungder Hofbereich verkleinert wurde und damit auch das wenige „Grün“ verschwunden war. VieleKinder drängten sich in den viel zu kleinen Räumen, in denen – im Gegensatz zum Jahre 1998 –auch kein Spielzeug zu entdecken war. Eine Hilfslieferung aus <strong>Treptow</strong>-Köpenick wurdesehnsuchtsvoll erwartet. Die Kinder waren lieb und freundlich und die Erzieherinnen äußerstinteressiert an der Partnerschaft zu den entsprechenden Einrichtungen im Bezirk <strong>Treptow</strong>-Köpenickvon <strong>Berlin</strong>, mit denen bisher nur briefliche Kontakte bestanden.Der Kindergarten 105 bot den Kindern mehr Platz, vor allem aber höhere und kühlere Räume. Aberauch hier war die Armut für den Besucher deutlich erkennbar. In einer Hofecke zeigte man unsvoller Stolz einen Kompostplatz.Von allen Projekten, die im Rahmen der Städtepartnerschaft verfolgt werden, sollte dieZusammenarbeit mit den Kindergärten eine höhere Priorität erhalten und das pädagogische Zielgestellt werden, Kitas zu ökologischen Lernorten umzugestalten. Hierzu liegen im Bezirk <strong>Treptow</strong>-Köpenick viele Erfahrungen vor.Abgesehen von Projektarbeiten im Rahmen der Lokalen Agenda 21– wieUmwelterziehungsmaßnahmen – ist man in <strong>Cajamarca</strong> davon abgegangen, einen Plan für einezukunftsfähige Entwicklung der Stadt zu erarbeiten und zu aktualisieren. Die Runden Tische voneinst haben ihre Arbeit eingestellt, wodurch ein Teil der Demokratie verlorengegangen ist. Bei denRundgängen durch die Stadt fiel auf, dass sich die Anzahl der Restaurants, Bars undSpielautomaten deutlich erhöht hatte und vermutlich der Nachfrage der Minenarbeiter angepasstwurde. Internetcafés, Handys und Digitalkameras, die man überall sah, zeugten davon, dass dertechnische Fortschritt vor <strong>Cajamarca</strong> nicht halt gemacht hatte. Auch die Unmengen vonPlastikabfällen im Fluss und in den Heißwassergräben bei Baños del Inca waren Ausdruck dafür.Touristisch ist aber <strong>Cajamarca</strong>, obwohl hier Geschichte geschrieben wurde, noch immer nichtentdeckt, was eine Reise dorthin lohnend macht.Dr. Manfred Marz, Koordinator Lokale Agenda 21


„Wann kommst du wieder, mamita?“Bericht der <strong>Cajamarca</strong>-Reise von Ida und Barbara Beier vom 4.-15. April 2002Nach umfangreichen Vorbereitungen und mit großer Neugier starteten wir (meine Tochter Barbaraund ich, zwei Ärztinnen) am 29. März 2002 in unsere Partnerstadt <strong>Cajamarca</strong> nach einem Umwegüber Cusco.<strong>Cajamarca</strong> ist eine wunderschöne Kolonialstadt in den Anden in 2.750 m Höhe. Geprägt ist dieseStadt u.a. von den Campesinos aus den umliegenden Dörfern und immer mehr von den Mineros.Ziel unseres viel zu kurzen Besuches waren die Behandlung und die sozialmedizinische Versorgungder armen Bevölkerung in <strong>Cajamarca</strong>. Die Zahl der Patienten war groß. Unsere mitgebrachtenMedikamente reichten für manche Erkrankungen nicht aus. Wir waren erstaunt, wie sehr unseremedizinische Hilfe in Anspruch genommen wurde, obwohl Peru und somit auch <strong>Cajamarca</strong> einenges Netz an medizinischen Einrichtungen (puestos médicos) hat. Grund dafür ist, dass auch inPeru für Medikamente bezahlt werden muss, und das Geld fehlt vielen.So waren unsere Sprechstunden sehr gefragt, oft haben wir bis spät am Abend gearbeitet. Durchdiese Arbeit haben wir viel Dankbarkeit und gute Wünsche erfahren können. Leider war die Zeit zukurz, um das Leben der Menschen näher kennen zulernen oder daran teilzunehmen.Dennoch haben uns unsere Freunde in <strong>Cajamarca</strong> (Nelly, Ninfa, Mery, Sergio und vor allem SeñoraChrista, um nur einige zu nennen) sehr viel Eindrücke und Erfahrungen vermittelt. Wir konnten dasgesamte Projekt von Christa Stark kennenlernen:staatliche Behindertenschulen, deren Direktorin sie ist,• die Asocicación:• Pension und Café „Los Jazmines“,• den Bauernhof,• das Kinderheim Santa Dorotea und• die Behindertenwerkstatt.Mit Mery und Sergio besuchten wir die beiden Partnerkindergärten und erfuhren die Wünsche derKinder: „Spielsachen“, „Besuch von Kindern aus Deutschland“ und „Viele Freunde“.In einem puesto médico in <strong>Cajamarca</strong> wurden uns die Angebote und die Ausstattung gezeigt. Impuesto medico in Otuzco gab es ein sehr interessantes Treffen mit hochengagierten Mitarbeitern.Wir konnten mit erfahrenen Hebammen aus den umliegenden Dörfern sprechen und die baulicheErweiterung der Einrichtung sehen.Alles in allem ein lohnender Aufenthalt, der klar machte, dass Städtepartnerschaft von Menschengetragen und gestaltet wird.Da viele Fragen für uns offen geblieben sind und viele Patienten auf unsere Behandlung warteten,sind wir uns ganz sicher (und fühlten uns durch die in der Überschrift zitierte Frage der Bäuerinbestätigt), wiederzukommen in diese Stadt und dieses Land.Der für 2004 geplante Einsatz wird voraussichtlich die Überschrift „Hilfe zur Selbsthilfe“ haben undnatürlich auch soziale und medizinische Hilfe für die Ärmsten der Armen beinhalten.Dr. Ida Beier war bis zu ihrer Pensionierung Amtsärztin in Köpenick.Damit dieses Projekt weiterlaufen kann, würden wir uns über eine (steuer-abzugsfähige) Spende auf das Konto 377 1669006 bei der <strong>Berlin</strong>er Volksbank (BLZ 100 900 00) des Fördervereins Lokale Agenda 21 <strong>Treptow</strong>-Köpenick e.V.[Stichwort Städtepartnerschaft – Gesundheit] sehr freuen.


Kita-Partnerschaft Köpenick – <strong>Cajamarca</strong>Wie man Kindern globale Zusammenhänge begreifbar machen kannDie Kindertagesstätten ("Kitas") Grüne Trift 138 / Ecke Zur Nachtheide 137 und Adlergestell 573arbeiten seit 1999 an einem Projekt, dessen Ziel es ist, Verständnis für eine fremde Kultur zuwecken sowie Achtung und Toleranz für eine andere Lebensweise aufzubauen.Durch die Darstellung des eigenen Lebensraumes und die Vermittlung von Traditionen werden dasInteresse und die Kreativität der Kinder und ihr solidarisches Handeln weiter entwickelt.Die Kitas stehen in regelmäßigem Briefkontakt mit <strong>Cajamarca</strong>, tauschen Bildmaterial, Videofilmesowie pädagogische Konzeptionen aus. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Umwelterziehung unterdem Aspekt „Wie entwickeln wir bei den Kindern das Verstehen der Natur und den Respekt vor derNatur?"Kindergarten Nr. 17, <strong>Cajamarca</strong>Im gegenseitigen Erfahrungsaustausch wollen wir voneinander lernen. So ist für dieses Jahr im Juniund Juli der Besuch von zwei Erzieherinnen aus <strong>Cajamarca</strong> geplant. Im Juni 2002 wurdenSpielzeugpakete nach <strong>Cajamarca</strong> geschickt.Das Projekt bietet eine Möglichkeit, Kindern globale Zusammenhänge begreifbar zu machen.Marina Ebeling (Leiterin der Kindertagesstätte Grüne Trift 138/Zur Nachtheide 137) und RamonaHerzberg (Leiterin der Kindertagesstätte Adlergestell 573)Damit dieses Projekt weiterlaufen kann, würden wir uns über eine (steuer-abzugsfähige) Spende auf das Konto 377 1669006 bei der <strong>Berlin</strong>er Volksbank (BLZ 100 900 00) des Fördervereins Lokale Agenda 21 <strong>Treptow</strong>-Köpenick e.V.[Stichwort Städtepartnerschaft – Kindergarten-Partnerschaften] sehr freuen.


Ökologische Gärten und Abfalltrennung in Jesús –Erfahrungen und Ergebnisse desProjektes im Rahmen der Städtepartnerschaft 2Zahlreiche Aktivitäten kennzeichnen fünf Jahre Städtepartnerschaft zwischen der Provinz <strong>Cajamarca</strong>und <strong>Treptow</strong>-Köpenick. Dazu zählt auch ein zweijähriges Projekt zum Thema ‘Bodenschutz durchökologische Gärten und Abfalltrennung‘, dessen Ergebnisse an dieser Stelle kurz vorgestellt werden.Es galt mit dem Projekt in einer von Armut geprägten Region zu verbesserter und vielfältigererErnährung, Bodenschutz - und Umweltschutz sowie mehr Umweltbewusstsein in der überwiegendländlichen Bevölkerung beizutragen und Impulse zu setzen, die vermittelten Kenntnisse undFähigkeiten im Alltag fortzusetzen.In drei Ortschaften des Distriktes Jesús der Provinz <strong>Cajamarca</strong> wurde mit der Bevölkerung seitensdes peruanischen Projektpartners ASODEL gearbeitet. Der Distrikt ist ländlich geprägt. 18.000Menschen leben hier auf einer Fläche von ca. 270 km², davon ca. 2.500 in der DistrikthauptstadtJesús, auf Höhenstufen zwischen 2400 und 3500m. Entlegene Orte befinden sich in bis zu 47 kmEntfernung von der Distrikthauptstadt. Abgesehen von der Anbindung an die in 20 km Entfernunggelegene Stadt <strong>Cajamarca</strong> gibt es kein entwickeltes Wegenetz. Es herrscht ein trockenes Klima, mitungleich über das Jahr verteiltem Niederschlag, der in der Jahressumme 400 mm auf 2600 m Höhenicht übersteigt, wodurch ganzjährige Landwirtschaft kaum betrieben werden kann, da sie in derRegion auf Regen angewiesen ist.Seit Mitte Februar 2001 wurde im Laufe von zwei Jahren mit Familienvertretern, Schülern undLehrerinnen zu den Themenbereichen biologische Gemüsegärten, Abfalltrennung, Kompostierung,Kleintierhaltung und Produktvermarktung gearbeitet. In den drei Ortschaften Jesús, Yanamangound La Bendiza haben insgesamt 226 Familien sowie Lehrerinnen und Schülerinnen aus 6 Schulenmitgearbeitet. Nach zwei Jahren nun lässt sich kein einheitliches Fazit ziehen. In denThemenbereichen wurden jeweils unterschiedliche Erfolge erzielt. Nachfolgend nun eineDarstellung ausgewählter Aspekte.Recycling von Kunststoff-Getränkeflaschen im Gelände des Ökologischen Landbaus der Frauenvom Vaso de Leche (Ein Glas Milch) in JesúsUmweltkomitees bildeten eine wesentliche Grundlage des Projektes, um die Arbeit mit den und fürdie Familien zu vereinfachen. Sie bestanden aus Vertretern mehrerer Familien, die gemeinsamarbeiteten und an Weiterbildungen teilnahmen. Mit Abschluss des Projektes bestehen 17 Komitees,die z.T. auf bereits existierenden Strukturen evangelischer Gruppierungen basieren. Die Aktivitätenin den Gruppen (z.B. Kompostierung) sollten die Vorlage für die Familien bilden, damit diese das inder Gruppe Gelernte auf privater, familiärer Ebene reproduzieren können. Die Bildung der Komiteeshat sich nicht immer als einfach erwiesen. Mitunter wurden persönliche, familiäre oder religiöseVorbehalte geäußert und die Beteiligung an der Gruppenarbeit abgelehnt. Daraus resultiert, dasssich weniger Familien als ursprünglich geplant am Projekt beteiligt haben.2 Das Projekt wurde mit Mitteln des Bundesumweltministeriums aus dem 5. Sonderbriefmarkenfonds unter dem Titel „DerBoden lebt“ finanziert. Es standen insgesamt rund 40.000 € zur Verfügung.


Inwieweit die gebildeten 17 Komitees stabile Organisationsstrukturen darstellen, werden dienächsten Wochen und Monate zeigen.Familienvertreter im Projekt waren zum überwiegendem Teil Frauen - verheiratet oder alleinerziehend. Dies gilt ebenso für die beteiligten Schulen. Es waren weitaus mehr, wenn zum Teil nichtausschließlich Lehrerinnen beteiligt (und interessiert) als Lehrer. Fairerweise muss jedoch erwähntwerden, dass wesentlich mehr Frauen an den Schulen als Lehrer tätig sind. Viele Aktivitäten undMaßnahmen des Projektes betrafen jedoch hauswirtschaftliche Aspekte, die traditionell den Frauenzugeordnet sind.Biogärten wurden auf einer Fläche von insgesamt rund 20.000 m² angelegt, was im Mittel ca. 95m² pro Familie entspricht. In die angegebene Gesamtfläche sind allerdings die durch die Schulenangelegten Biogärten einbezogen. Angebaut wurden Pflanzen wie Spinat, Rote Bete, Zwiebeln,Radieschen, Kopfsalat und Möhren. Traditionelle Pflanzenkulturen in der Region sind Mais,verschiedene Kartoffelarten und Getreide. Aufgrund der Wasserknappheit in der Region - insbesonderein den Monaten Juni bis August fällt nahezu kein Niederschlag und andere Wasserquellensind für Bewässerungszwecke kaum verfügbar - kann nicht das ganze Jahr angebaut werden. Fürdie meisten Pflanzenarten sind so nur zwei Ernten pro Jahr möglich. Die aggregierten und auf dasJahr hoch gerechneten Erträge liegen gegenwärtig im Durchschnitt bei ca. 140 kg pro Jahr proFamilie. Nach Aussagen der Familienvertreter lässt sich abschätzen, dass davon 80 kg für denfamiliären Eigenkonsum verwendet und 60 kg verkauft werden. Neben dem Ertrag für Verzehr undVerkauf dient ein Teil der Pflanzen dazu, Saatgut für die Aussaat der folgenden Anbauperiode zuproduzieren.Die Weiterbildungsmodule zum Thema Abfalltrennung, dienten in erster Linie dazu, die Bevölkerungfür das Thema zu sensibilisieren, unterschiedliche Abfallfraktionen zu benennen und Möglichkeitender Rückgewinnung von organischen Stoffen für die Kompostierung aufzuzeigen. Weder stehen inländlichen Gebieten wie Jesús Anlagen zur gesicherten Entsorgung zur Verfügung (nicht einmal inder Stadt <strong>Cajamarca</strong>), noch gibt es die für eine Verwertung bzw. Recycling notwendigeInfrastruktur. Die Entsorgung von Müll (z.B. Plastik, Papier) geschieht daher in der Regel durchwildes Deponieren bzw. Verbrennen der Abfälle.Während die Verwertung pflanzlicher Reststoffe im ländlichen Bereich gesichert ist (z.B. Haustierernährung)werden diese in der Distrikthauptstadt Jesús normalerweise mit anderen Reststoffen(Papier, Plastik, Glas) entsorgt. Schulen und die Komitees erhielten Abfallbehälter, in denen dieorganischen, verwertbaren Reste für eine spätere Kompostierung gesammelt wurden. Das in Jesúsbestehende grundlegende Entsorgungsproblem für Abfälle sollte und konnte mit dem Projekt nichtgelöst werden. Jedoch plant die Stadtverwaltung (municipalidad) die Einrichtung einer kleinerenDeponie.Die Weiterbildungseinheiten zum Thema Kompostierung und die praktische Arbeit hatten zum Zielausreichend Kompost für die angelegten Biogartenflächen zu erzeugen, um auf den Zukauf vonchemischem Dünger zu verzichten. Probleme traten oftmals mit der Verfügbarkeit desAusgangsmaterials auf, da z.B. Ernterückstände auch in der Tierfütterung eingesetzt werden.Organisches Material zielgerichtet zu kompostieren, um Bodendünger zu produzieren ist in derRegion keine traditionelle und hinreichend bekannte Aktivität. Die Arbeit zu diesem Themenbereicherwies sich als schwierig, Fortschritte wurden nur langsam erzielt. Gegenwärtig bestehen 10gemeinschaftlich bewirtschaftete Kompostanlagen sowie weitere, kleinere familiäreKompostanlagen. Der größte Erfolg wurde bis dato an einer Schule in Jesús erzielt, die in Kompostund Humus in Mengen produziert, dass es ihnen möglich ist einen Teil des Ertrages zu verkaufen.Zu hoffen ist insbesondere hier, dass die Aktivitäten fortbestehen werden, um aus derKompostierungsanlage ein Anschauungsobjekt zu machen, das als Anreiz und Vorlage für Familiendienen kann.


Im Bereich Kleintierhaltung wurden Enten und Meerschweinchen an die Komitees verteilt, die danndafür zu sorgen hatten, dass die Jungtiere der Folgegenerationen an die Familien verteilt wurden(Rotationsfonds). Ein Schwerpunkt lag zudem auf der Vermittlung von Kenntnissen in Erkennungund Behandlung von Tierkrankheiten. Gegenwärtig besitzen 96 Familien ein eigenes Kleintier-‘Modul‘ und auch die Behandlung von Krankheiten liegt in ihren Händen.Wie bereits erwähnt, bringen die Familien einen Teil der Erträge auf den Markt zum Verkauf, umfamiliäre Einkünfte zu ermöglichen. Es werden die Märkte in Jesús (jeden Donnerstag und Sonntag)und <strong>Cajamarca</strong> (täglich) sowie in geringerem Umfang die Märkte weiterer Distrikthauptstädte(Namora, San Marcos) genutzt. Beispiele für Preise (die natürlich je nach Jahreszeit und Angebotfluktuieren): ein Paar 30 Tage alte Enten erzielt Preise bis zu 15 Soles. Rote Bete wird zu 1,80Soles/kg verkauft, ein Salatkopf (250g) kostet um die 0,30 Soles. (1€ entspricht gegenwärtig ca.3,8 Soles).Im Projektergebnis herausheben lassen sich insbesondere die motivierte Beteiligung und diepositiven Erfahrungen in den Schulen. So nahmen mehr Schulen als ursprünglich geplant amProjekt teil und verfügen über eigene, von Lehrern und Kindern bewirtschaftete Biogartenflächen.Durch die eigene Gemüseproduktion kann ein wertvoller Beitrag zur Schulspeisung geleistetwerden, die oftmals nur aus mit Vitaminen angereicherten Keksen und einer Suppe besteht. DieUmsetzung der Kompostierung und die Integration von Umweltbildung in den Unterricht sindebenso erfolgreiche Aspekte. Zu beachten ist jedoch, dass Umweltbildung und Sensibilisierung fürUmweltaspekte in der Region in einer Realität stattfinden, in der der Schutz der Umwelt aufgrundfehlender entsprechender Ressourcen und Strukturen – siehe Abfallproblematik – nicht imVordergrund steht. Jedoch ist zu hoffen, dass über Bildung und Sensibilisierung für Umweltthemen,ein Mehr an Wissen und Motivation entsteht, sich für mehr Umweltschutz einzusetzen. Wir hoffenzudem, dass die erfolgreichen Aktivitäten an den Schulen einen Multiplikatoreffekt haben und sichmotivierend auf die Familien auswirken.Insgesamt betrachtet stellt das Projekt für die Städtepartnerschaft eine wichtige Erfahrung dar, wasdie Lebensrealität der Menschen und die konkrete Projektarbeit – mit allen Unwägbarkeiten undHindernissen - in einer ländlichen Zone der Provinz <strong>Cajamarca</strong> betrifft. Menschen und Region sinduns über den Zeitraum von zwei Jahren sichtbar näher gekommen. Es kann insgesamt ein positivesFazit gezogen werden, auch wenn nicht alle als Ziele ausgegebenen Ergebnisse erreicht werdenkonnten.Mathias HohmannMeine berufliche Weiterbildung als Stipendiatin inDeutschlandEin Traum wird RealitätDie obige Formulierung mag gewöhnlich erscheinen, jedoch ist es genau das was ich gegenwärtigerlebe. Seit dem 6. Januar 2003 ist mein Aufenthalt in Deutschland Realität. Aus welchem Grund?Im Rahmen des Programms zur beruflichen Weiterbildung des Bundesministeriums fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für Fachkräfte und junge Führungskräfteim Themenbereich Lokale Agenda 21 - nachhaltige Entwicklung und urbane Infrastruktur halte ichmich in Deutschland auf.In diesem Programm, das von InWEnt (Zusammenschluss von Deutscher Stiftung für Entwicklungund Carl-Duisberg Gesellschaft) durchgeführt wird, nehmen insgesamt 19 Stipendiaten ausBrasilien, Nikaragua, Kuba, Kolumbien, Guatemala und Peru teil.Ich habe hohe Erwartungen an das Programm, da uns in Deutschland ein tiefer Einblick in denBeitrag praktischer Anwendungen der Lokalen Agenda 21 erwartet, anhand konkreter Fallbeispielein Deutschland, ebenso wie in Afrika, Asien und Lateinamerika, die gemeinsam mit uns evaluiertund dadurch an die Situation in jedem der Länder die wir vertreten angepasst werden können.


Meine Anwesenheit in Deutschland hat natürlich ebenso Veränderungen in meinem Leben mit sichgebracht. Veränderungen, an die ich mich gegenwärtig noch gewöhnen und die ich kennen lernenmuss.Ich stehe einer neuen Kultur gegenüber, der europäischen, einer neuen Sprache, anderenErnährungsgewohnheiten, alles Aspekte die sich als schwierig erweisen, jedoch nicht als unmöglichsie zu überwinden.Die deutsche SpracheGegenwärtig nehme ich an einem Deutschkurs im Sprachzentrum der Carl-Duisberg-Gesellschaft(CDG) in Saarbrücken teil. Um die Wahrheit zu sagen, wie ich es eben schon erwähnte, diedeutsche Sprache ist schwierig und unterscheidet sich deutlich vom Spanischen, meinerMuttersprache. Zu Ende Mai, wenn diese erste Lernetappe beendet sein wird, soll ich die deutschSprache ordentlich bis gut sprechen können.Fachseminare und -workshopsDer theoretische Teil der fachlichen Weiterbildung umfasst Fachseminare und –workshops, die aufThemen wie Lokale Agenda 21, Ökoeffizienz, ökologische und sozial nachhaltige Entwicklung,Bürgerbeteiligung und Konsenserzielung orientiert sind. Ebenso eingeschlossen sind praktischeVeranstaltungen im Themenbereich städtisches Umweltmanagement. Dieser Teil der Ausbildungfindet von Juni bis August 2003 in Köln statt und wird vom Ökobildungswerk durchgeführt.Praktische Aspekte in UnternehmenAls Ergänzung des theoretischen Teiles werden wir Praktika in deutschen Unternehmenabsolvieren. Ort und Art des Unternehmens wurden auf der Basis der Städtepartnerschaftenausgewählt, die zwischen unseren jeweiligen Heimatstädten und der deutschen Partnerstadtbestehen. Mein Praktikum werde ich dank der Unterstützung durch die Koordination derArbeitsgruppe Städtepartnerschaft <strong>Treptow</strong>-Köpenick – <strong>Cajamarca</strong> bei den <strong>Berlin</strong>erWasserbetrieben im Bereich Kundendienst absolvieren. Von September bis November diesen Jahreswerde ich somit in <strong>Berlin</strong> sein.Internationales Management TrainingIm Dezember schließlich versammeln sich alle Stipendiaten in Köln von neuem, um an demWorkshop Verwaltungsmanagement und an der abschließenden Programmevaluationteilzunehmen.Für mich ist die mit diesem Weiterbildungskurs gegebene Möglichkeit eine große Herausforderung,und ich hoffe diese in eine fruchtbare und unvergessliche Erfahrung umzuwandeln, die sich zumNutzen meiner Stadt <strong>Cajamarca</strong> und meines Heimatlandes Peru auswirken wird.Zu guter Letzt möchte ich meinen umfassenden Dank zum Ausdruck bringen an Gott, an diedeutsche Regierung, an InWEnt und die Koordination der Arbeitsgruppe StädtepartnerschaftKöpenick-<strong>Cajamarca</strong>, dafür, dass sie mir diese Möglichkeit der Weiterbildung gegeben haben und anmeine Eltern, an meinen Partner, an meine Geschwister und Freunde, die mich täglich aus meinerfernen Heimat animieren weiter zu machen.Duvaly Mostacero


Kurze Reiseeindrücke aus <strong>Cajamarca</strong>: Es geht voranAnlässlich des 5-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft hatte ich vom 11. – 21. Mai 2003 dieGelegenheit zu einem neuen Besuch in <strong>Cajamarca</strong> und zum Kennenlernen des neuenBürgermeisters Emilio Horna Pereira, der bereits in der ersten Wahlperiode von Lucio Guerrero(1993 – 1996) Stadtrat war und daher den Prozess der Bürgerbeteiligung gut kennt und auch anseiner Fortführung bzw. Wiederaufnahme starkes Interesse hat. Für die Bürgerbeteiligungverantwortliche Leiterin der entsprechenden Abteilung der Verwaltung ist Ina Silva, die 1997 dieerste Botschafterin <strong>Cajamarca</strong>s in Köpenick war und vielen noch in guter Erinnerung ist.Darüber hinaus konnte ich den Leiterinnen der Kindergärten Nr. 17 und 105 die frohe Nachrichtüberbringen, dass ihrer für den 21.06. – 21.07. vorgesehenen Reise nach <strong>Berlin</strong> nun keinefinanziellen Hindernisse mehr im Wege stehen; ich habe die Deutsche Botschaft in Lima ebenfallsbereits über die Einladung der Kindergärtnerinnen informiert.Bei einer engagierten Jugendgruppe in <strong>Cajamarca</strong>, Pro Ciudadania, fand ich starkes Interesse aneiner Kontaktaufnahme mit den an der Partnerschaftsthematik interessierten SchülerInnen derOberstufe des Nelly-Sachs-Gymnasiums vor, so dass hoffentlich schon bald die ersten E-mailsgeschickt werden können.Die Universität <strong>Cajamarca</strong> ist offenbar bereit, mit der am Ökologischen Landbau in Jesúsbeteiligten Schule (siehe Artikel in diesem Heft) zusammenzuarbeiten und die dort gewonnenenErfahrungen auch in andere Distrikte der Provinz <strong>Cajamarca</strong> einzubringen. Von der Unimitgegeben wurde mir ein Brief an die TU <strong>Berlin</strong> mit der Bitte, ihnen ein gebrauchtes Labor zurWasser- und Bodenanalyse zur Verfügung zu stellen, für die Transport will die Uni selbstaufkommen.Über meine vielen weiteren Eindrücke werde ich in der Arbeitsgruppe sowie an weiteren Stellenberichten.Michael A. Schrick


<strong>Cajamarca</strong> – Aktuelle DatenFläche33.317 km²Einwohner 1.411.000Hauptstadt der Provinz<strong>Cajamarca</strong>Einwohner in der Hauptstadt 155.000Anzahl der Distrikte in der Provinz 14Höhe über dem Meeresspiegel2.750 mAnalphabetenrate 21,2%Kindersterblichkeit pro 1.000 47Krankenhausbetten pro 10.000 2,2Ärzte pro 10.000 1,8Krankenschwestern pro 10.000 2,7LebenserwartungJahresdurchschnittstemperaturRegenzeit70,4 Jahre13 GradDezember - MärzAnteil am Bruttosozialproduktes Perus 2,7%Entfernung <strong>Cajamarca</strong> - Lima856 km


Mitarbeit und UnterstützungUm unsere Projektarbeit in <strong>Cajamarca</strong> und Umgebung weiterzuführen, freuen wir uns über weitereMitarbeiterInnen in der Arbeitsgruppe Städtepartnerschaft oder über Ihre Spende auf das Konto377 166 9006 bei der <strong>Berlin</strong>er Volksbank (BLZ 100 900 00) des Fördervereins Lokale Agenda 21<strong>Treptow</strong>-Köpenick e.V. [Stichwort Städtepartnerschaft].

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!