Klimaanpassung als Herausforderung für die Regional- und - Klimzug

Klimaanpassung als Herausforderung für die Regional- und - Klimzug Klimaanpassung als Herausforderung für die Regional- und - Klimzug

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KLIMZUG-Workingpaper Aber Synergieeffekte zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz können weit darüber hinaus reichen, wenn beispielsweise Folgen des Klimawandels in die Bewirtschaftung der Gewässer mit einbezogen werden: Die im Rahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zyklisch und adaptiv angelegte Bewirtschaftungsplanung auf Einzugs- und Subeinzugsgebietsebene ist ein zentrales und übergreifendes Instrument der Anpassung an Qualitätsveränderungen wie Quantitätsfragen (siehe Abbildung 2). Dies gilt beispielsweise auch für die Einbindung der Belange der Regenwasserbewirtschaftung innerhalb von Siedlungsgebieten in die naturschutzfachliche Planung – beispielsweise durch die Nutzung von Niederschlagswasser zur Stützung des Wasserhaushaltes von Feuchtgebieten. Wird Niederschlagswasserbewirtschaftung im Siedlungsbereich konsequent prioritär durch Versickerung und Rückhalt in Kombination mit nicht vermeidbarer Ableitung realisiert, ist diese Verbindung von technischen und nicht-technischen Lösungen eine zielführende Strategie zur Anpassung der Siedlungswasserwirtschaft. Dabei sollten allgemeine Grundsätze wie der eines weitmöglichen Erhalts des natürlichen Wasserkreislaufes ebenso Berücksichtigung finden wie die Erlebbarkeit des Wassers in Siedlungszusammenhängen. Zudem könnte eine multifunktionale Flächennutzung in Siedlungsräumen unkontrollierte Überschwemmungen verhindern, indem Freiflächen mit diversen Hauptnutzungen bei Starkregenereignissen (das heißt im Ausnahmefall) gezielt geflutet und damit als Niederschlagsretentionsraum genutzt werden. Dadurch kann das Überflutungsrisiko an Orten mit hohem Schadenspotential verringert werden (Benden/Vallée, 2010). In Neubaugebieten sind flächensparende Bebauungs- und Erschließungsformen zu entwickeln und zu realisieren und befestigte (teil-)versiegelte Flächen bei Neuerschließung unbedingt zu vermeiden. Bei Maßnahmen im Bestandsgebiet dagegen sind befestigte (teil-)versiegelte Flächen bei Sanierung zu vermeiden und Flächenentsiegelung bei Erneuerungsmaßnahmen zu realisieren. Integrative Niederschlagswasserkonzepte dieser Art, die sowohl dem Prinzip der Entsorgungssicherheit folgen, gleichzeitig aber auch den Wasserrückhalt in der Landschaft unterstützen, ermöglichen eine synergistische Verknüpfung der unterschiedlichen Flächennutzungsansprüche. So können Retentionsflächen dem Regenrückhalt dienen – in Regenrückhaltebecken gespeichertes Niederschlagswasser dient der Vermeidung negativer Folgen von Überschwemmungen (etwa Abdrift von Fauna), wenn das überschüssige Wasser verzögert dem Vorfluter zugeführt wird. Andererseits kann es zur Aufhöhung bei Niedrigwasserführung des Gewässers genutzt werden und einer Verschlechterung der Gewässergüte entgegenwirken (Geiger et al., 2010). Um dem Anspruch gerecht zu werden, durch die Rückhaltung von Niederschlagswasser hohe und schnelle Abflüsse in die Kanalisation, Hochwassergefahren und Gewässerbelastungen zu vermeiden, ist die Förderung der Errichtung von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser durch Kommunen oder Länder empfehlenswert. Das Rahmenprogramm „Ökologische Regenwasserbewirtschaftung“ des Landes Bremen kann dafür als Beispiel angeführt werden (Bremer Umwelt Beratung 2011). Zudem ist eine Einbindung von Versickerungsleistungen in die Eingriffs- und Ausgleichsregelung anzustreben. 3.2 Wasserbezogene Planung auf kommunaler und regionaler Ebene Angesichts einer zunehmenden Sommertrockenheit in Nordostbrandenburg und einer Umverteilung der Niederschläge vom Sommer in den Winter gekoppelt mit lokalen Überlastungen der Entwässerungssysteme durch Siedlungsdruck im Berliner Verdichtungsraum und bei Starkregenereignissen sowie Niedrigwassersituationen und Trockenfallen von Gewässern bzw. Gewässerabschnitten ist eine planerische Sicherung von Retentionsflächen unverzichtbar. Diese fehlt jedoch ebenso wie eine Ab- 81

KLIMZUG-Workingpaper stimmung zwischen den verschiedenen Planungsebenen und Fachplanungen. Vor diesem Hintergrund gilt es, Konzepte und planerische Instrumente für eine raumbezogene und adaptive wassersensible Strategie im Klimawandel zu entwickeln, die einer abgestimmten planerischen Sicherung geeigneter Retentionsflächen (kommunal und regional) dienen. Für die kommunale und regionale Ebene in INKA BB (Gemeinde Panketal, Planungsregion Uckermark-Barnim) wurde eine gemeinsame methodische Vorgehensweise zur GIS-gestützten Ermittlung potentieller Retentionflächen (siehe Abbildung 3) auf Grundlage des digitalen Geländemodells (DGM) erarbeitet, die die nachfolgenden Kriterien berücksichtigt: � Lage der Flächen in Korrespondenz mit theoretischen Retentionskategorien nach Kühn et al. 2004, � Grundwasserflurabstand > 1 Meter, � Abgleich der auf regionaler und kommunaler Ebene identifizierten Flächen unter Beachtung des Gegenstromprinzips der Raumordnung und � abgestimmte Flächensicherung zur Anpassung an den Klimawandel. Abbildung 3: GIS-gestützte Ermittlung potentieller Retentionsflächen auf kommunaler und regionaler Ebene Quelle: Stephani-Pessel et al., 2012 Auf diese Weise lassen sich geeignete Retentionsflächen übereinstimmend auf kommunaler wie regionaler Ebene identifizieren; die GIS-gestützte Analyse erweist sich als eine hierfür geeignete Methodik. Unverzichtbar sind jedoch nähere Betrachtungen der Abfluss- und Infiltrationsgeschwindigkeit der Einzugsgebiete der Senken zur Validierung der Ergebnisse auf regionaler Ebene. Dem Maßstab der Regionalplanung von 1:100.000 geschuldet ist die Identifikation großer und möglichst zusammenhängender Suchräume für die Flächensicherung auf regionaler Ebene. Diesem Anspruch folgt die Berechnung der Dichte der Senken aus dem DGM 25 mittels Moving-Windows- Technologie, in deren Ergebnis wenige, dafür größere Flächen zur Ausweisung als Vorrang- oder Vorbehaltsgebiete identifiziert werden können. Hier sind auch die zuvor (vgl. Abschnitt 3.1.) erwähnten Synergien mit Ausweisungen anderer Fachplanungen (zum Beispiel Naturschutz) zu finden. Wird die Identifikation von Retentionsräumen im nächsten Arbeitsschritt gekoppelt mit der Berechnung der Abfluss- und Infiltrationsgeschwindigkeiten, wird eine quantifizierte Betrachtung möglich. Auf kommunaler Ebene, also der Ebene der Flächennutzungs- und Bauleitplanung, die im Maßstab 1:25.000 und größer realisiert wird, ist eine Identifikation von Flächen mit höherer räumlicher Auflösung und (bei Verfügbarkeit entsprechender Daten) größerer sachlicher Gliederungstiefe möglich. Die Suchräume sind entsprechend klein und flächenscharf und ermöglichen die Erarbeitung von Steckbriefen mit konkretem Flächenbezug für Flächen größer 1000 m². Werden diese mit Akteuren vor Ort – Fachverwaltungen der Gemeinde, Wasser- und Bodenverband (WBV) und Untere Wasserbehörde – abgestimmt, führt diese Herangehensweise zu deutlich mehreren und kleineren Flächen im Vergleich 82

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stimmung zwischen den verschiedenen Planungsebenen <strong>und</strong> Fachplanungen. Vor <strong>die</strong>sem Hintergr<strong>und</strong><br />

gilt es, Konzepte <strong>und</strong> planerische Instrumente <strong>für</strong> eine raumbezogene <strong>und</strong> adaptive wassersensible<br />

Strategie im Klimawandel zu entwickeln, <strong>die</strong> einer abgestimmten planerischen Sicherung geeigneter<br />

Retentionsflächen (kommunal <strong>und</strong> regional) <strong>die</strong>nen.<br />

Für <strong>die</strong> kommunale <strong>und</strong> regionale Ebene in INKA BB (Gemeinde Panketal, Planungsregion Uckermark-Barnim)<br />

wurde eine gemeinsame methodische Vorgehensweise zur GIS-gestützten Ermittlung<br />

potentieller Retentionflächen (siehe Abbildung 3) auf Gr<strong>und</strong>lage des digitalen Geländemodells (DGM)<br />

erarbeitet, <strong>die</strong> <strong>die</strong> nachfolgenden Kriterien berücksichtigt:<br />

� Lage der Flächen in Korrespondenz mit theoretischen Retentionskategorien nach Kühn et al.<br />

2004,<br />

� Gr<strong>und</strong>wasserflurabstand > 1 Meter,<br />

� Abgleich der auf regionaler <strong>und</strong> kommunaler Ebene identifizierten Flächen unter Beachtung<br />

des Gegenstromprinzips der Raumordnung <strong>und</strong><br />

� abgestimmte Flächensicherung zur Anpassung an den Klimawandel.<br />

Abbildung 3: GIS-gestützte Ermittlung potentieller Retentionsflächen auf kommunaler <strong>und</strong> regionaler<br />

Ebene<br />

Quelle: Stephani-Pessel et al., 2012<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise lassen sich geeignete Retentionsflächen übereinstimmend auf kommunaler wie regionaler<br />

Ebene identifizieren; <strong>die</strong> GIS-gestützte Analyse erweist sich <strong>als</strong> eine hier<strong>für</strong> geeignete Methodik.<br />

Unverzichtbar sind jedoch nähere Betrachtungen der Abfluss- <strong>und</strong> Infiltrationsgeschwindigkeit der<br />

Einzugsgebiete der Senken zur Vali<strong>die</strong>rung der Ergebnisse auf regionaler Ebene.<br />

Dem Maßstab der <strong>Regional</strong>planung von 1:100.000 geschuldet ist <strong>die</strong> Identifikation großer <strong>und</strong> möglichst<br />

zusammenhängender Suchräume <strong>für</strong> <strong>die</strong> Flächensicherung auf regionaler Ebene. Diesem Anspruch<br />

folgt <strong>die</strong> Berechnung der Dichte der Senken aus dem DGM 25 mittels Moving-Windows-<br />

Technologie, in deren Ergebnis wenige, da<strong>für</strong> größere Flächen zur Ausweisung <strong>als</strong> Vorrang- oder<br />

Vorbehaltsgebiete identifiziert werden können. Hier sind auch <strong>die</strong> zuvor (vgl. Abschnitt 3.1.) erwähnten<br />

Synergien mit Ausweisungen anderer Fachplanungen (zum Beispiel Naturschutz) zu finden. Wird <strong>die</strong><br />

Identifikation von Retentionsräumen im nächsten Arbeitsschritt gekoppelt mit der Berechnung der<br />

Abfluss- <strong>und</strong> Infiltrationsgeschwindigkeiten, wird eine quantifizierte Betrachtung möglich.<br />

Auf kommunaler Ebene, <strong>als</strong>o der Ebene der Flächennutzungs- <strong>und</strong> Bauleitplanung, <strong>die</strong> im Maßstab<br />

1:25.000 <strong>und</strong> größer realisiert wird, ist eine Identifikation von Flächen mit höherer räumlicher Auflösung<br />

<strong>und</strong> (bei Verfügbarkeit entsprechender Daten) größerer sachlicher Gliederungstiefe möglich. Die<br />

Suchräume sind entsprechend klein <strong>und</strong> flächenscharf <strong>und</strong> ermöglichen <strong>die</strong> Erarbeitung von Steckbriefen<br />

mit konkretem Flächenbezug <strong>für</strong> Flächen größer 1000 m². Werden <strong>die</strong>se mit Akteuren vor Ort<br />

– Fachverwaltungen der Gemeinde, Wasser- <strong>und</strong> Bodenverband (WBV) <strong>und</strong> Untere Wasserbehörde –<br />

abgestimmt, führt <strong>die</strong>se Herangehensweise zu deutlich mehreren <strong>und</strong> kleineren Flächen im Vergleich<br />

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