Klimaanpassung als Herausforderung für die Regional- und - Klimzug

Klimaanpassung als Herausforderung für die Regional- und - Klimzug Klimaanpassung als Herausforderung für die Regional- und - Klimzug

01.12.2012 Aufrufe

KLIMZUG-Workingpaper Abbildung 2: Nutzungskonflikt: Natura 2000 – Marine Sandgewinnung (Gewerbe sowie Küstenschutz) Quelle: IfAÖ Abbauflächen (bestehend und geplant) Naturschutzgebiete Pleistozäne Rümpfe, Hartsubstrate, Riffe Sedimentationsbecken Schlick und Mudden Mittel- und Grobsande Feine Sande mit hohem Schluffanteil Dabei zeichnet sich in den letzten Jahren (seit 2009) folgende Entwicklung ab: Die Bedeutung des Küstenschutzes nimmt mit steigendem Wasserstand zu. Das Land ist zum Schutz von Leben und Eigentum seiner Bürger gesetzlich verpflichtet. Die Prognose von 30 bis 90 cm Anstieg des Meeresspiegels erscheint gering. An Flachküsten bedeutet dieser Anstieg aber große Flächen, die potentiell überschwemmt werden können. Hinzu kommen Extremwetterlagen mit Stürmen, wie sie in den letzten Jahren mit zunehmender Häufigkeit auftraten. Die erwähnte gesetzliche Lage verpflichtet andererseits zum Naturschutz. Konsequenterweise stellt der internationale Naturschutz die Bedeutung des Biotopschutzes (Lebensraumschutz) gegenüber dem Artenschutz in den Vordergrund. Die Ostseebiotope unterteilen sich in der südlichen Ostsee in einen schmalen „belebten“ Abschnitt an den Küsten und einen „toten“ Abschnitt („dead bottoms“) in den Becken unterhalb der Halokline. Der „lebende“ Küstenabschnitt ist schmal, die wirtschaftlichen Aktivitäten konzentrieren sich auf diesen Teil. Eine begrenzte, kontrollierte und regulierte Nutzung dieser wertvollen Lebensräume ist möglich. Grenzenloser Abbau ohne Prüfung der Auswirkungen ist nicht zu verantworten und wird auch nicht mehr gehandhabt. Um künftige Beeinträchtigungen zu minimieren und gleichzeitig Sedimentressourcen im angestrebten Umfang erschließen zu können, wurden in den letzten Jahren seitens des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg große Anstrengungen unternommen, um den Prozess der Sedimentgewinnung nachhaltig zu gestalten. Da man viele ökologische Phänomene und Abläufe bei der Wiederbesiedelung der genutzten Abbauflächen nur unzureichend verstand, wurden umweltrelevante Auswirkungen durch eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen erfasst. Schon im Jahr 2004 begann das Land Mecklenburg-Vorpommern mit der Durchführung von Monitorings in Sandgewinnungsgebieten. Dieses Instrument wird auch bei der gewerblichen Nutzung mari- 115

KLIMZUG-Workingpaper ner Sande gefordert und durchgeführt und stellt damit ein Instrument zur Regelung dar, die in Managementplänen weiter auszubauen sind, die die Kenntnisse über ein Gebiet zusammenfassen und die Entwicklung bewerten. Wo kommen marine Sande her? Riffe sind (wie oben schon gesagt) eiszeitliche Erhebungen, die sich aus Flächen mit Restsedimenten mit Hartböden und aus Sandflächen zusammensetzten. Der gesamte Lebensraum ist nach EU-Recht geschützt. Die mit Hartböden bedeckten Flächen regenerieren im Falle des Abbaus (Steinfischerei) schwer (>100 Jah- re). Bei Erosion des Geschiebemergels werden Blöcke wieder freigesetzt. Die Grobsand- und Kiesflächen (ebenfalls Restsedimente) unterliegen gewöhnlich einer schnelleren Regeneration. Das Bergrecht schreibt vor, dass die Sedimentzusammensetzung durch die Entnahme nicht verändert werden darf. In diesem Falle ist eine Regeneration der benthischen Lebensgemeinschaften innerhalb von 3 bis 15 Jahren gewährleistet. Sandbänke dagegen bestehen aus Feinsanden. Ihnen kommt besonders eine Bedeutung bei der typischen Ausbildung der Ausgleichsküste und ihrer Küstenlebensräume zu (Lagunen, Windwatten, Salzwiesen u.a.). Sie prägen das Landschaftsbild von Mecklenburg-Vorpommern, mit dem die Tourismusindustrie Gäste an- wirbt. Industrieller Nutzungsanspruch besteht kaum. 5. Zusammenfassung und Entwicklungsperspektiven Die im Zuge des globalen Klimawandels lokal in Gang gesetzten Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnamen werden unweigerlich zu einer Nutzungsintensivierung in der Ostsee führen. Der Bedarf an marinen Kiesen und Sanden für einen effektiven Küstenschutz steht derzeit im Konflikt zu den Belangen des Naturschutzes, und die gegenwärtige Diskussion verläuft weitestgehend unmoderiert. Die nachhaltige Nutzung von marinen Ressourcen führt zunehmend zu einer Umgestaltung des natürlichen Raums in einen Kulturraum. Doch anders als auf dem Festland, fehlt derzeit im marinen Bereich eine anwendbare Raumordnung. Es fehlen dazu zunächst die Kommunikationsstrukturen zwischen Administrationsebenen (EU, Bund, Land, Kommune) und ein juristisches Regelwerk um antagonistische Rechtsansprüche zwischen Interessengruppen auszugleichen. RADOST (Regionale Anpassungsstrategien für die deutsche Ostseeküste) bildet als Bestandteil von KLIMZUG – Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten, den Rahmen für erste Schritte auf dem Weg zu einer integrierten marinen Raumordnung. Durch Förderung des politischen Diskurses unter Einbeziehung von Wissenschaft, Ethik und den Erfahrungen aus der Gestaltung des nachhaltigen Ressourcenmanagements aus dem terrestrischen Bereich können Anreize geschaffen werden, den "Kulturraum Meer" unter ökologischen, ökonomischen und humanitären Gesichtspunkten nachhaltig zu gestalten. Literatur Regelwerk Küstenschutz Mecklenburg-Vorpommern – Marine Aufspülsande, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz M-V, Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) Mittleres Mecklenburg, Dezernatsgruppe Küste, unveröffentlichte Fassung, März 2011. Leitfaden zur Prüfung der Umweltverträglichkeit bei Vorhaben zur Gewinnung mariner Sedimente in den Hoheitsgewässern und in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Bundesrepublik Deutschland, Bund/Länder-Ausschuss Nord- und Ostsee (BLANO), Januar 2001. 116

KLIMZUG-Workingpaper<br />

Abbildung 2: Nutzungskonflikt: Natura 2000 – Marine Sandgewinnung (Gewerbe sowie Küstenschutz)<br />

Quelle: IfAÖ<br />

Abbauflächen (bestehend <strong>und</strong> geplant)<br />

Naturschutzgebiete<br />

Pleistozäne Rümpfe, Hartsubstrate, Riffe<br />

Sedimentationsbecken Schlick <strong>und</strong> Mudden<br />

Mittel- <strong>und</strong> Grobsande<br />

Feine Sande mit hohem Schluffanteil<br />

Dabei zeichnet sich in den letzten Jahren (seit 2009) folgende Entwicklung ab: Die Bedeutung des<br />

Küstenschutzes nimmt mit steigendem Wasserstand zu. Das Land ist zum Schutz von Leben <strong>und</strong><br />

Eigentum seiner Bürger gesetzlich verpflichtet. Die Prognose von 30 bis 90 cm Anstieg des Meeresspiegels<br />

erscheint gering. An Flachküsten bedeutet <strong>die</strong>ser Anstieg aber große Flächen, <strong>die</strong> potentiell<br />

überschwemmt werden können. Hinzu kommen Extremwetterlagen mit Stürmen, wie sie in den letzten<br />

Jahren mit zunehmender Häufigkeit auftraten.<br />

Die erwähnte gesetzliche Lage verpflichtet andererseits zum Naturschutz. Konsequenterweise stellt<br />

der internationale Naturschutz <strong>die</strong> Bedeutung des Biotopschutzes (Lebensraumschutz) gegenüber<br />

dem Artenschutz in den Vordergr<strong>und</strong>. Die Ostseebiotope unterteilen sich in der südlichen Ostsee in<br />

einen schmalen „belebten“ Abschnitt an den Küsten <strong>und</strong> einen „toten“ Abschnitt („dead bottoms“) in<br />

den Becken unterhalb der Halokline. Der „lebende“ Küstenabschnitt ist schmal, <strong>die</strong> wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten konzentrieren sich auf <strong>die</strong>sen Teil.<br />

Eine begrenzte, kontrollierte <strong>und</strong> regulierte Nutzung <strong>die</strong>ser wertvollen Lebensräume ist möglich. Grenzenloser<br />

Abbau ohne Prüfung der Auswirkungen ist nicht zu verantworten <strong>und</strong> wird auch nicht mehr<br />

gehandhabt. Um künftige Beeinträchtigungen zu minimieren <strong>und</strong> gleichzeitig Sedimentressourcen im<br />

angestrebten Umfang erschließen zu können, wurden in den letzten Jahren seitens des Staatlichen<br />

Amtes <strong>für</strong> Landwirtschaft <strong>und</strong> Umwelt Mittleres Mecklenburg große Anstrengungen unternommen, um<br />

den Prozess der Sedimentgewinnung nachhaltig zu gestalten. Da man viele ökologische Phänomene<br />

<strong>und</strong> Abläufe bei der Wiederbesiedelung der genutzten Abbauflächen nur unzureichend verstand, wurden<br />

umweltrelevante Auswirkungen durch eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen erfasst.<br />

Schon im Jahr 2004 begann das Land Mecklenburg-Vorpommern mit der Durchführung von Monitorings<br />

in Sandgewinnungsgebieten. Dieses Instrument wird auch bei der gewerblichen Nutzung mari-<br />

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