Klimaanpassung als Herausforderung für die Regional- und - Klimzug
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KLIMZUG-Workingpaper<br />
Anpassung hat begonnen: Wie <strong>und</strong> weshalb wird der Klimawandel<br />
an der deutschen Nordseeküste bereits berücksichtigt?<br />
Bastian Schuchardt / Stefan Wittig<br />
1. Einleitung<br />
Der Klimawandel wird sich an den Küsten durch den Anstieg der Mittel- <strong>und</strong> Extremwerte der Lufttemperaturen,<br />
<strong>die</strong> Veränderung der Niederschlagsverteilung <strong>und</strong> der Abflüsse vom Festland, den Anstieg<br />
des Meeresspiegels, eine Zunahme von Stürmen <strong>und</strong> Erosion <strong>und</strong> ein sich beschleunigt erhöhendes<br />
Risiko durch Sturmfluten manifestieren (EEA, 2008). Die Auswirkungen sind besonders ausgeprägt an<br />
flachen Küsten wie im Bereich der Deutschen Bucht, wo Inseln, Wattenmeer, Flussmündungen <strong>und</strong><br />
<strong>die</strong> befestigte Küste mit ihrer städtischen, ländlichen <strong>und</strong> industriellen Besiedlung betroffen sind (Sterr<br />
et al., 2000). Insbesondere <strong>die</strong> Ästuare von Elbe, Weser, Ems <strong>und</strong> Eider werden unter <strong>die</strong>sen Einwirkungen<br />
ihre physischen <strong>und</strong> ökologischen Eigenschaften zum Teil deutlich verändern <strong>und</strong> über<strong>die</strong>s<br />
den Anstieg des Meeresspiegels <strong>und</strong> <strong>die</strong> erhöhten Sturmflutgefahren bis weit ins Hinterland nach<br />
Bremen <strong>und</strong> Hamburg, immerhin gut 100 km von der Küste entfernt, transportieren<br />
(Schuchardt/Schirmer, 2005). Infolge <strong>die</strong>ser Gegebenheiten muss auch <strong>die</strong> Deutsche Nordseeküste<br />
mit etwa 3,5 Millionen Einwohnern <strong>als</strong> hoch sensibel gegenüber dem Klimawandel bezeichnet werden.<br />
Die Küstenregion gehört deshalb in Deutschland zu den Regionen mit einer besonderen Vulnerabilität<br />
(Zebisch et al., 2005) <strong>und</strong> der Küstenschutz an der Nordsee ist eines der ersten gesellschaftlichen<br />
Handlungsfelder, in dem <strong>die</strong> Anpassung an den beschleunigten Meeresspiegelanstieg bereits begonnen<br />
hat (NLWKN, 2007; NLWKN, 2010).<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Ergebnisse abgeschlossener (vor allem Klimaänderung Unterweser –<br />
KLIMU: Schuchardt/Schirmer 2005; Klimaänderung <strong>und</strong> Risikomanagement – KRIM:<br />
Schuchardt/Schirmer, 2007a) <strong>und</strong> laufender (nordwest2050: www.nordwest2050.de) vom B<strong>und</strong>esministerium<br />
<strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong> Forschung geförderter Verb<strong>und</strong>vorhaben wird im Folgenden am Beispiel der<br />
Metropolregion Bremen-Oldenburg umrissen, weshalb <strong>und</strong> wie der Küstenschutz an der Nordsee <strong>als</strong><br />
eines der ersten gesellschaftlichen Handlungsfelder begonnen hat Anpassung an den beschleunigten<br />
Meeresspiegelanstieg zu realisieren <strong>und</strong> welche Voraussetzungen <strong>die</strong>sen Prozess begünstigt haben.<br />
2. Klimawandel <strong>und</strong> Küstenschutz: Sensitivität <strong>und</strong> potenzielle Auswirkungen<br />
2.1 Küstenschutz in der Metropolregion<br />
Der Küstenschutz ist in der Metropolregion Bremen-Oldenburg ebenso wie an der gesamten deutschen<br />
Nordseeküste von existenzieller Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sicherung des küstennahen Siedlungs-,<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Kulturraums <strong>und</strong> damit <strong>für</strong> das Leben <strong>und</strong> Wirtschaften in <strong>die</strong>ser Region. Neben der<br />
Sicherung der Küstenlinie von Nordsee <strong>und</strong> Jadebusen spielt der Küstenschutz auch entlang des<br />
Weserästuars bis weit ins Binnenland eine wichtige Rolle.<br />
Die große Bedeutung des Küstenschutzes in der Metropolregion Bremen-Oldenburg wird bereits bei<br />
der Betrachtung der topografischen Verhältnisse deutlich. So liegen <strong>die</strong> Geländehöhen der niedersächsischen<br />
Marschengebiete überwiegend zwischen 1,4 m über <strong>und</strong> 0,5 m unter Normal Null (NN),<br />
abgesehen von einigen bis zu NN +2,5 m aufsedimentierten, ufernahen Küsten- <strong>und</strong> Flussmarschen.<br />
Auch Bremen <strong>und</strong> Bremerhaven liegen überwiegend auf niedrigem Marschengelände (NLWKN,<br />
2007).<br />
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