Ermüdung und Risikoverhalten - Deutsche Sporthochschule Köln

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Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko und Ermüdung 48 Veränderungen der Atmung, des Blutbildes oder der Herz-Kreislauftätigkeit äußern (vgl dazu auch Schmidtke, 1965). Demnach kann in diesem Rahmen von durch Muskelermüdung ausgelösten neuromuskulären und auch kardiovaskulären Beanspruchungen ausgegangen werden. Demgegenüber sind typische Merkmale der psychischen Ermüdung (zentralnervöse Ermüdung) Rezeptions-, Wahrnehmungs- und Koordinationsstörungen sowie Abnahme der Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und Denkfähigkeit. Nach Thews, Mutschler und Vaupel (1999) steht bei schwerer körperlicher Arbeit die physische Ermüdung im Vordergrund, während bei anstrengender geistiger oder monotoner Arbeit der Einfluss der psychischen Ermüdung überwiegt (vgl. auch Möckel, 1990). Allerdings kann psychische Ermüdung auch Folge einer physischen Belastung sein (Thews et al., 1999). Eine absolute Trennung beider Bereiche ist demnach nicht möglich. Zumindest kann aber angenommen werden, dass durch verschiedene Belastungsformen (physisch oder psychisch) unterschiedliche Ermüdungsschwerpunkte gesetzt werden. Ähnlich unterscheidet Hackfort (1989) gemäß der Art der Belastung physische und psychische Beanspruchung. Dabei können physische Beanspruchungen (neuromuskulär oder kardiovaskulär) durch koordinative oder konditionsakzentuierte Belastungen entstehen. Für psychische Beanspruchung (zentralnervös) kann eine eher emotionale oder eine mentale kognitive Belastung ausschlaggebend sein. Allmer (1996) spricht davon, dass speziell kognitive Beanspruchung bei Überforderung zu Ermüdung führt. Nach Hackfort und Schlattmann (1989) muss in Einklang mit der Aussage von Thews et al. (1999) davon ausgegangen werden, dass jede psychische Aktivität nicht allein mit psychologischen Prozessen sondern auch mit physiologischen Prozessen einhergeht. Umgekehrt gilt, dass jede körperliche Belastung sich nicht nur auf physiologische Prozesse auswirkt sondern ebenso

Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko und Ermüdung 49 psychologische Prozesse beeinflussen kann (vgl. auch Borg, 1998). Das heißt wiederum konkret, dass eine psychische Belastung sowohl psychische als auch physische Beanspruchungen zur Folge hat. Gleiches gilt für eine physische Belastung. Dennoch ist eine Unterscheidung von physischer und psychischer Beanspruchung durchaus sinnvoll, da dadurch eine Akzentuierung geschieht und dies zudem der methodenbezogenen Differenzierung dient (Hackfort & Schlattmann, 1989). Physische Belastung führt demnach im Schwerpunkt zu physischer Beanspruchung und psychische Belastung hauptsächlich zu psychischer Beanspruchung. Forschungen im Bereich der Auswirkung von Belastungen auf Personen beschäftigen sich vielfach allein mit physischer oder psychischer Belastung, abhängig davon, aus welchem Fachbereich die Wissenschaftler stammen. Ein übergreifendes Ziel solcher Studien ist es, den Einfluss der Belastung auf physische oder psychische Leistungen zu untersuchen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit ist insbesondere der Einfluss von Ermüdung auf psychische Leistungen von Interesse. Zentral ist die Frage, wie psychische und physische Belastungen kognitive Prozesse beeinflussen und beispielsweise eine möglicherweise verminderte Aufmerksamkeit oder fehlerhaft ablaufende Bewertungsprozesse zur Folge haben. Betrachtet man diesbezüglich empirische Forschungsarbeiten im Bereich des Einflusses von psychischer Belastung, so ist anzunehmen, dass diese Art der Belastung über einen kurzen Zeitraum zu Aktivierung führen kann, aber langfristig Ermüdung zur Folge und die Aufmerksamkeit oder Konzentrationsleistung vermindert (vgl. Meyer-Delius et al., 1981; Vogt, Opwis & Penner, 2005). Untersucht wird das Phänomen typischerweise in der Arbeitswelt. Beispielsweise in der Arbeit von Meyer-Delius et al. (1981), die herausfanden, dass nach 60minütiger Arbeitszeit an Bildschirmen die Ermüdung anstieg und ein

Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko <strong>und</strong> <strong>Ermüdung</strong> 49<br />

psychologische Prozesse beeinflussen kann (vgl. auch Borg, 1998). Das heißt<br />

wiederum konkret, dass eine psychische Belastung sowohl psychische als auch<br />

physische Beanspruchungen zur Folge hat. Gleiches gilt für eine physische<br />

Belastung. Dennoch ist eine Unterscheidung von physischer <strong>und</strong> psychischer<br />

Beanspruchung durchaus sinnvoll, da dadurch eine Akzentuierung geschieht <strong>und</strong><br />

dies zudem der methodenbezogenen Differenzierung dient (Hackfort &<br />

Schlattmann, 1989). Physische Belastung führt demnach im Schwerpunkt zu<br />

physischer Beanspruchung <strong>und</strong> psychische Belastung hauptsächlich zu<br />

psychischer Beanspruchung.<br />

Forschungen im Bereich der Auswirkung von Belastungen auf Personen<br />

beschäftigen sich vielfach allein mit physischer oder psychischer Belastung,<br />

abhängig davon, aus welchem Fachbereich die Wissenschaftler stammen. Ein<br />

übergreifendes Ziel solcher Studien ist es, den Einfluss der Belastung auf<br />

physische oder psychische Leistungen zu untersuchen. Im Rahmen der<br />

vorliegenden Arbeit ist insbesondere der Einfluss von <strong>Ermüdung</strong> auf psychische<br />

Leistungen von Interesse. Zentral ist die Frage, wie psychische <strong>und</strong> physische<br />

Belastungen kognitive Prozesse beeinflussen <strong>und</strong> beispielsweise eine<br />

möglicherweise verminderte Aufmerksamkeit oder fehlerhaft ablaufende<br />

Bewertungsprozesse zur Folge haben.<br />

Betrachtet man diesbezüglich empirische Forschungsarbeiten im Bereich des<br />

Einflusses von psychischer Belastung, so ist anzunehmen, dass diese Art der<br />

Belastung über einen kurzen Zeitraum zu Aktivierung führen kann, aber langfristig<br />

<strong>Ermüdung</strong> zur Folge <strong>und</strong> die Aufmerksamkeit oder Konzentrationsleistung<br />

vermindert (vgl. Meyer-Delius et al., 1981; Vogt, Opwis & Penner, 2005).<br />

Untersucht wird das Phänomen typischerweise in der Arbeitswelt. Beispielsweise<br />

in der Arbeit von Meyer-Delius et al. (1981), die herausfanden, dass nach<br />

60minütiger Arbeitszeit an Bildschirmen die <strong>Ermüdung</strong> anstieg <strong>und</strong> ein

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