Ermüdung und Risikoverhalten - Deutsche Sporthochschule Köln

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Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko und Ermüdung 36 der Extrem- und Risikosportarten Entscheidungen unter Unsicherheit getroffen werden müssen. So wie diese, ließen sich noch weitere Beispiele anführen. Allen gemeinsam ist, dass es sich um Situationen handelt, in denen die Tendenz, ein bestimmtes Ziel zu erreichen der Sicherheitstendenz gegenüber steht. Es besteht ein Konflikt, dessen Lösung nur durch die maximale Befriedigung beider Bedürfnisse herbeizuführen ist (vgl. Schwenkmezger, 1977). Generell kann davon ausgegangen werden, dass die situative Risikobereitschaft innerhalb des Sports neben persönlichkeitsbezogenen Faktoren von unterschiedlichen situationsbezogenen Attributen abhängig ist. Dazu gehören nach Renn (1989) das Ausmaß der Freiwilligkeit einer Person, sich in die Situation zu begeben, die Höhe der persönlich erlebten Kontrollierbarkeit der Situation und die erlebte soziale Anerkennung, die mit dem Beherrschen der Risikosituation verbunden ist. Für die ersten beiden Faktoren stellt Neumann (1999) heraus, dass Risiken niedriger eingeschätzt werden, wenn sie freiwillig eingegangen werden und wenn sie durch eigene Handlungen kontrollierbar erscheinen. Daneben ist es von Bedeutung, ob die Risikosituation zeitlich begrenzt erfahren wird und ob die Person entsprechende Fertigkeiten einüben konnte sowie die Fähigkeiten besitzt, sich auf die Situation vorzubereiten (Renn, 1989). Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Risikoentscheidungen in bewegungsbezogenen Sportsituationen, unabhängig davon, ob es sich um Extrem- oder Risikosportarten oder „normale“ Sportarten handelt. Im Hinblick auf die Untersuchung der Beeinflussung der situativen Risikobereitschaft und des Risikoverhaltens gilt es, situationsspezifische Attribute (wie die Möglichkeit, entsprechende Fertigkeiten einzuüben), kontrolliert zu berücksichtigen. 2.1.3 Erfassung von Risikobereitschaft und Risikoverhalten Im vorherigen Abschnitt wurde die Komplexität und Vielseitigkeit der Risikobereitschaft als Trait und als State und des damit zusammenhängenden

Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko und Ermüdung 37 Risikoverhaltens deutlich. Entsprechend werden auch die Erhebungsmethoden der Risikobereitschaft vor das Problem gestellt, dieses vielfältige Konstrukt möglichst valide und reliabel zu erfassen. In der bisherigen Forschung gibt es vor allem zwei Ansätze der Erfassung von Risikobereitschaft und Risikoverhalten. Auf der einen Seite werden eher subjektive psychometrische Verfahren eingesetzt, während auf der anderen Seite auch Verhaltensbeobachtungen in natürlichen oder künstlichen Situationen gefragt sind (vgl. z.B. Häcker, 1993). Bei den eingesetzten subjektiven Methoden handelt es sich häufig um Fragebogen- oder Interviewverfahren (z.B. Fragebogen über Risiko- /Lustaktivitäten, F-RA, Brengelmann, 1988; Modifikation des Risikofragebogens von Fröhlich, Rost-Schaude, 1975; Fragebogen für Risikobereitschafts-Faktoren, FRF, Schmidt, 1986; vgl. auch Brengelmann 1989; Schlag, 1987; Schwenkmezger, 1977; Witte, 1971), die die Risikobereitschaft oft stark persönlichkeitsorientiert erfassen und situative Einflussfaktoren vernachlässigen. Während sich einige dieser Fragebögen ausschließlich mit der Risikobereitschaft befassen, gibt es andere Verfahren, in denen die Risikobereitschaft nur einen einzigen Teil darstellt. So haben einige Forscher in ihren übergreifenden Persönlichkeitsfragebögen lediglich einzelne Skalen integriert, die die Risikobereitschaft durch ausgewählte Items abbilden sollen (z.B. Hamburger Persönlichkeitsinventar, HPI, Andresen, 2002; Deutsche Personality Research Form, PRF, Stumpf, Angleitner, Wieck, Jackson & Beloch-Till, 1985; Trierer Persönlichkeitsinventar, TIPI, Becker, 2003). Das beschriebene Prinzip findet sich in unterschiedlichen Bereichen der Psychologie und ist auch in der Sportpsychologie zu beobachten (z.B. Deutsche Version der Skalen von Kenyon zur Erfassung der Einstellung gegenüber sportlicher Aktivität, ATPA-D-Skalen, Singer, Eberspächer, Bös & Rehs, 1987). Da die Risikobereitschaft einer Person in verschiedenen Lebensbereichen unterschiedlich ausfallen kann, ist bei der Interpretation von Risikotestwerten

Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko <strong>und</strong> <strong>Ermüdung</strong> 36<br />

der Extrem- <strong>und</strong> Risikosportarten Entscheidungen unter Unsicherheit getroffen<br />

werden müssen. So wie diese, ließen sich noch weitere Beispiele anführen. Allen<br />

gemeinsam ist, dass es sich um Situationen handelt, in denen die Tendenz, ein<br />

bestimmtes Ziel zu erreichen der Sicherheitstendenz gegenüber steht. Es besteht<br />

ein Konflikt, dessen Lösung nur durch die maximale Befriedigung beider<br />

Bedürfnisse herbeizuführen ist (vgl. Schwenkmezger, 1977).<br />

Generell kann davon ausgegangen werden, dass die situative<br />

Risikobereitschaft innerhalb des Sports neben persönlichkeitsbezogenen Faktoren<br />

von unterschiedlichen situationsbezogenen Attributen abhängig ist. Dazu gehören<br />

nach Renn (1989) das Ausmaß der Freiwilligkeit einer Person, sich in die Situation<br />

zu begeben, die Höhe der persönlich erlebten Kontrollierbarkeit der Situation <strong>und</strong><br />

die erlebte soziale Anerkennung, die mit dem Beherrschen der Risikosituation<br />

verb<strong>und</strong>en ist. Für die ersten beiden Faktoren stellt Neumann (1999) heraus, dass<br />

Risiken niedriger eingeschätzt werden, wenn sie freiwillig eingegangen werden<br />

<strong>und</strong> wenn sie durch eigene Handlungen kontrollierbar erscheinen. Daneben ist es<br />

von Bedeutung, ob die Risikosituation zeitlich begrenzt erfahren wird <strong>und</strong> ob die<br />

Person entsprechende Fertigkeiten einüben konnte sowie die Fähigkeiten besitzt,<br />

sich auf die Situation vorzubereiten (Renn, 1989).<br />

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Risikoentscheidungen in<br />

bewegungsbezogenen Sportsituationen, unabhängig davon, ob es sich um<br />

Extrem- oder Risikosportarten oder „normale“ Sportarten handelt. Im Hinblick auf<br />

die Untersuchung der Beeinflussung der situativen Risikobereitschaft <strong>und</strong> des<br />

<strong>Risikoverhalten</strong>s gilt es, situationsspezifische Attribute (wie die Möglichkeit,<br />

entsprechende Fertigkeiten einzuüben), kontrolliert zu berücksichtigen.<br />

2.1.3 Erfassung von Risikobereitschaft <strong>und</strong> <strong>Risikoverhalten</strong><br />

Im vorherigen Abschnitt wurde die Komplexität <strong>und</strong> Vielseitigkeit der<br />

Risikobereitschaft als Trait <strong>und</strong> als State <strong>und</strong> des damit zusammenhängenden

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