Ermüdung und Risikoverhalten - Deutsche Sporthochschule Köln

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Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko und Ermüdung 34 2004). Als Kennzeichen von Risiko- oder Extremsportarten unterscheidet Allmer (1995, S. 62f.) in Anlehnung an Aufmuth (1989) fünf Kriterien: 1. außergewöhnliche körperliche Strapazen, 2. ungewohnte Körperlagen und –zustände, 3. ungewisser Handlungsausgang, 4. unvorhersehbare Situationsbedingungen und 5. lebensgefährliche Aktionen. Diese Merkmale verdeutlichen zweifellos, dass die Abwägung von Leistungs- und Sicherheitstendenzen im Extrem- und Risikosport an der Tagesordnung ist und damit physische Risiken unweigerlich verbunden sind. Allerdings besitzen die angeführten fünf Merkmale nicht bei allen Extrem- oder Risikosportarten eine gleich hohe Bedeutung und variieren in ihrer Ausprägung in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation und vom subjektiven Empfinden des Sportlers (Allmer, 1995). Ähnlich stellt auch Neumann (1999) Unterschiede zwischen der subjektiven Risikowahrnehmung, bei der neben rationalen Komponenten auch emotionale Faktoren eine Rolle spielen, und der objektiven (wissenschaftlichen) Beurteilung heraus. Dies entspricht der Annahme von Renn (1989), der die Risikobereitschaft von Personen im Sport als ein individuell unterschiedlich stark ausgeprägtes Bedürfnis sieht, die eigenen Kräfte herauszufordern (vgl. in diesem Zusammenhang auch Kajtna & Tusak, 2004 oder Kajtna, Tusak, Baric & Burnik, 2004). Nach Rheinberg (2002) lassen sich vor allem drei Anreize herausstellen, die von Teilnehmern empirischer Untersuchungen im Zusammenhang mit der Frage nach den Motiven der Ausübung von Extremsportarten genannt wurden: (1) Kompetenzerleben (2) erregender Bedrohungszustand

Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko und Ermüdung 35 (3) ungewöhnliche Bewegungszustände. Dabei gilt, dass die wahrgenommene Kompetenz die erlebte Bedrohung mindert und im Gegenzug, die erlebte Bedrohung die wahrgenommene Kompetenz erhöht. Im Kontext von Risikosituationen im Extremsport spielt speziell die Kompetenz einer Person eine wesentliche Rolle für die Verletzungsgefahr (vgl. dazu auch Halberschmidt, 2008). Während das Risiko eines positiven oder negativen Ausgangs in vielen Risikosituationen (z.B. im Glücksspiel) zufallsabhängig ist, ist das Risiko im Extremsport kompetenzabhängig (Rheinberg, 2002). Auch wenn Risikosituationen bei den angeführten Risiko- oder Extremsportarten offensichtlich sind, so dürfen sie nicht darauf beschränkt werden. In jeder Sportart und bei jeder Art von körperlicher Aktivität können Risikosituationen entstehen und es sind Handlungsentscheidungen zu treffen, die konkretes Verhalten nach sich ziehen. Die Höhe des physischen Risikos ist dabei oftmals nicht so offensichtlich wie bei Risiko- oder Extremsportarten und hängt aber auch in diesem Zusammenhang verstärkt vom subjektiven Empfinden des Sportlers ab. Dennoch kann es zu Wahlsituationen kommen, in denen Leistungs- und Sicherheitstendenzen gegeneinander abgewogen werden müssen. Dabei kann es sich zum Beispiel um einen Fußballspieler handeln, der abwägen muss, ob er einen harten Zweikampf und möglicherweise eine Verletzung riskiert, um in den Besitz des Balles zu kommen oder um einen unerfahrenen Skifahrer, der die Entscheidung zu fällen hat, seinen Freunden an einem steil abfallenden Hang möglichst schnell zu folgen oder eine weniger verletzungsträchtige flachere Abfahrt zu nutzen, bei der er wesentlich mehr Zeit benötigen würde. Auch die Entscheidung eines Fahrradrennfahrers, der im Laufe eines Rennens entscheiden muss, ob er mit einer bestimmten Geschwindigkeit in eine ihm unbekannte Kurve fahren möchte, um seine Siegchancen zu erhöhen oder ob er sein Tempo reduziert, um die Unfallgefahr zu mindern, ist ein typisches Beispiel, wie außerhalb

Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko <strong>und</strong> <strong>Ermüdung</strong> 35<br />

(3) ungewöhnliche Bewegungszustände.<br />

Dabei gilt, dass die wahrgenommene Kompetenz die erlebte Bedrohung<br />

mindert <strong>und</strong> im Gegenzug, die erlebte Bedrohung die wahrgenommene<br />

Kompetenz erhöht. Im Kontext von Risikosituationen im Extremsport spielt speziell<br />

die Kompetenz einer Person eine wesentliche Rolle für die Verletzungsgefahr (vgl.<br />

dazu auch Halberschmidt, 2008). Während das Risiko eines positiven oder<br />

negativen Ausgangs in vielen Risikosituationen (z.B. im Glücksspiel)<br />

zufallsabhängig ist, ist das Risiko im Extremsport kompetenzabhängig (Rheinberg,<br />

2002).<br />

Auch wenn Risikosituationen bei den angeführten Risiko- oder<br />

Extremsportarten offensichtlich sind, so dürfen sie nicht darauf beschränkt<br />

werden. In jeder Sportart <strong>und</strong> bei jeder Art von körperlicher Aktivität können<br />

Risikosituationen entstehen <strong>und</strong> es sind Handlungsentscheidungen zu treffen, die<br />

konkretes Verhalten nach sich ziehen. Die Höhe des physischen Risikos ist dabei<br />

oftmals nicht so offensichtlich wie bei Risiko- oder Extremsportarten <strong>und</strong> hängt<br />

aber auch in diesem Zusammenhang verstärkt vom subjektiven Empfinden des<br />

Sportlers ab. Dennoch kann es zu Wahlsituationen kommen, in denen Leistungs-<br />

<strong>und</strong> Sicherheitstendenzen gegeneinander abgewogen werden müssen. Dabei<br />

kann es sich zum Beispiel um einen Fußballspieler handeln, der abwägen muss,<br />

ob er einen harten Zweikampf <strong>und</strong> möglicherweise eine Verletzung riskiert, um in<br />

den Besitz des Balles zu kommen oder um einen unerfahrenen Skifahrer, der die<br />

Entscheidung zu fällen hat, seinen Fre<strong>und</strong>en an einem steil abfallenden Hang<br />

möglichst schnell zu folgen oder eine weniger verletzungsträchtige flachere<br />

Abfahrt zu nutzen, bei der er wesentlich mehr Zeit benötigen würde. Auch die<br />

Entscheidung eines Fahrradrennfahrers, der im Laufe eines Rennens entscheiden<br />

muss, ob er mit einer bestimmten Geschwindigkeit in eine ihm unbekannte Kurve<br />

fahren möchte, um seine Siegchancen zu erhöhen oder ob er sein Tempo<br />

reduziert, um die Unfallgefahr zu mindern, ist ein typisches Beispiel, wie außerhalb

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