Ermüdung und Risikoverhalten - Deutsche Sporthochschule Köln

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Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko und Ermüdung 32 findet sich also generell in der Debatte um die Höhe des Zusammenhangs von Einstellung und Verhalten wieder und somit bei der Frage, ob eine bestimmte Einstellung tatsächlich Verhalten bestimmt. Person situative Risikobereitschaft Abbildung 6: Vereinfachte Darstellung des angenommenen Zusammenhangs von situativer Risikobereitschaft und Risikoverhalten Nach Benningshaus (1973) wird der Zusammenhang von Einstellung und Verhalten von unterschiedlichen personalen und situationalen Faktoren beeinflusst. Übertragen auf den in dieser Arbeit gebrauchten Situationsbegriff (vgl. Nitsch, 2000, 2004, Kapitel 1) muss demnach angenommen werden, dass der Zusammenhang von Einstellung und Verhalten von Bedingungen der Person auf der einen Seite und den Bedingungen der Aufgabe und der Umwelt (bei Benninghaus 1973, als situationale Faktoren gesehen) auf der anderen Seite bestimmt wird. Diese Überlegungen gelten auch im Kontext der stabilen Risikobereitschaft. lässt Rückschluss zu auf führt zu Risikoverhalten Betrachtet man die stabile Risikobereitschaft einer Person als persönliche Einstellung zum Gefahrenrisiko, so wird die Höhe des Zusammenhangs zum tatsächlich gezeigten Risikoverhalten zusätzlich beispielsweise von sozialen Umgebungsbedingungen, konkurrierenden Motiven, Vorschriften oder intellektuellen Fähigkeiten eines Individuums bestimmt. Demnach ist die

Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko und Ermüdung 33 Einstellung zum Gefahrenrisiko, also die stabile Risikobereitschaft, nicht allein maßgeblich für tatsächlich gezeigtes Verhalten. Die situative Risikobereitschaft sollte mit dem gezeigten Verhalten aber eng zusammenhängen. Zusammenfassend soll an dieser Stelle resümiert werden, dass auch die vorliegende Arbeit davon ausgeht, dass die situative Risikobereitschaft sowohl von persönlichkeits- als auch situationsspezifischen Aspekten beeinflusst wird. Während die persönlichkeitsspezifischen Merkmale einen stabilen Einfluss auf die situative Risikobereitschaft einer Person haben, tragen insbesondere die situationsspezifischen Aspekte (wie niedrige Aktivierung bzw. Ermüdung) zu intraindividuellen Unterschieden der situativen Risikobereitschaft bei. Demnach scheint situative Risikobereitschaft das Ergebnis situativ geprägter Bewertungsprozesse (auf physiologischer, emotionaler und kognitiver Ebene), deren Ergebnis, nämlich das äußerlich sichtbare Risikoverhalten, sowohl von eher stabilen Personfaktoren als auch von eher labilen, situativ geprägten Faktoren abhängt. 2.1.2 Struktur von Risikosituationen im Sport In Anlehnung an die bisherigen allgemeinen Grundlagen und Ausführungen beschreibt der folgende Abschnitt speziell die Struktur von Risikosituationen, die im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit stehen. Bei den in der Arbeit betrachteten Risikosituationen, die mit einer physischen Gefahr verbunden sind, handelt es sich um bewegungsbezogene Wahlsituationen bei denen Leistungs- und Sicherheitstendenzen von Personen gegeneinander abgewogen werden müssen. Dies findet sich im Sport bei unterschiedlichen Aktivitäten, wird aber besonders im Bereich der Risiko- oder Extremsportarten betont. Typische Risiko- bzw. Extremsportarten sind beispielsweise Paragliding, Drachenfliegen, Wildwasserrafting, Soloklettern oder Bergsteigen (vgl. Bette,

Theoretischer Bezugsrahmen: Risiko <strong>und</strong> <strong>Ermüdung</strong> 33<br />

Einstellung zum Gefahrenrisiko, also die stabile Risikobereitschaft, nicht allein<br />

maßgeblich für tatsächlich gezeigtes Verhalten. Die situative Risikobereitschaft<br />

sollte mit dem gezeigten Verhalten aber eng zusammenhängen.<br />

Zusammenfassend soll an dieser Stelle resümiert werden, dass auch die<br />

vorliegende Arbeit davon ausgeht, dass die situative Risikobereitschaft sowohl von<br />

persönlichkeits- als auch situationsspezifischen Aspekten beeinflusst wird.<br />

Während die persönlichkeitsspezifischen Merkmale einen stabilen Einfluss auf die<br />

situative Risikobereitschaft einer Person haben, tragen insbesondere die<br />

situationsspezifischen Aspekte (wie niedrige Aktivierung bzw. <strong>Ermüdung</strong>) zu<br />

intraindividuellen Unterschieden der situativen Risikobereitschaft bei. Demnach<br />

scheint situative Risikobereitschaft das Ergebnis situativ geprägter<br />

Bewertungsprozesse (auf physiologischer, emotionaler <strong>und</strong> kognitiver Ebene),<br />

deren Ergebnis, nämlich das äußerlich sichtbare <strong>Risikoverhalten</strong>, sowohl von eher<br />

stabilen Personfaktoren als auch von eher labilen, situativ geprägten Faktoren<br />

abhängt.<br />

2.1.2 Struktur von Risikosituationen im Sport<br />

In Anlehnung an die bisherigen allgemeinen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Ausführungen<br />

beschreibt der folgende Abschnitt speziell die Struktur von Risikosituationen, die<br />

im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit stehen.<br />

Bei den in der Arbeit betrachteten Risikosituationen, die mit einer physischen<br />

Gefahr verb<strong>und</strong>en sind, handelt es sich um bewegungsbezogene Wahlsituationen<br />

bei denen Leistungs- <strong>und</strong> Sicherheitstendenzen von Personen gegeneinander<br />

abgewogen werden müssen. Dies findet sich im Sport bei unterschiedlichen<br />

Aktivitäten, wird aber besonders im Bereich der Risiko- oder Extremsportarten<br />

betont. Typische Risiko- bzw. Extremsportarten sind beispielsweise Paragliding,<br />

Drachenfliegen, Wildwasserrafting, Soloklettern oder Bergsteigen (vgl. Bette,

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