Ermüdung und Risikoverhalten - Deutsche Sporthochschule Köln

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Zusammenfassende Bemerkungen: Diskussion und Ausblick 264 berücksichtigen oder vielleicht basierend auf vergangenen Erfahrungen auch unbewusst in aktuelle Verhaltensentscheidungen mit einfließen lassen. Eine stärkere Vorsicht könnte die Folge sein, die zu einer verringerten situativen Risikobereitschaft führt und Unfälle unwahrscheinlicher macht. Letzteres gilt natürlich immer unter der Prämisse, dass die erhöhte Vorsicht und Wachsamkeit nicht zu extremer Angst und Fehlverhalten führt, wovon, wie weiter oben erwähnt, im Bereich des Sports und der Bewegung in der Regel nicht auszugehen ist. Relevanz der Ergebnisse und weitere Anregungen Im Zuge der Interpretation und Verallgemeinerung der Ergebnisse soll an dieser Stelle allerdings nochmals die Qualität der entwickelten und eingesetzten Verfahren zur Risikomessung thematisiert werden. In den drei Voruntersuchungen und auch in HU3 ergaben sich zwar vielversprechende Hinweise auf die Testgüte der entwickelten Verfahren zur Erfassung der situativen Risikobereitschaft. Dennoch handelt es sich lediglich um erste Schritte zur Bestimmung der Testgüte der Methoden. Weitere Schritte sind in diesem Zusammenhang wünschenswert. Bei beiden entwickelten Verfahren besteht noch Spielraum zur Verbesserung. So wurde im Rahmen dieser Arbeit im Zusammenhang mit dem Blindsprung-Test beispielsweise nicht berücksichtigt, ob die Körpergröße der Probanden einen Einfluss auf das Abschneiden in diesem Risikotest hat (vgl. auch Diskussion in VU1, Kapitel 4.3.4). Möglicherweise stellt die gleiche Absprunghöhe für größere Personen eine geringere Gefährdung dar als für kleinere Personen. Dies könnte natürlich übertragen auch für den Video-Test „Virtueller Absprung“ zutreffen. Bei diesem Einwand handelt es sich nur um einen von sicherlich noch weiteren Punkten, die es in zukünftigen Forschungen zu berücksichtigen gilt. Aufgrund des eher innovativen Vorgehens im aktuellen Forschungsprojekt müssen die erhaltenen Ergebnisse demnach insgesamt mit Vorsicht interpretiert werden. Eine Untersuchung des Zusammenhangs von Ermüdung und situativer

Zusammenfassende Bemerkungen: Diskussion und Ausblick 265 Risikobereitschaft mit etablierten Verfahren wäre wünschenswert, wenn auch speziell im Bereich des Sports aufgrund der oben angeführten Problematik (Fehlen geeigneter realitätsnaher Methoden im Bereich der Bewegung) nur eingeschränkt möglich. Auch der Übertrag der Ergebnisse in die Praxis darf nur mit Vorsicht erfolgen. Die gewählte Belastung in den Hauptuntersuchungen hat zwar eine leichte Ermüdung zur Folge gehabt. Allerdings muss einschränkend darauf hingewiesen werden, dass durch die gewählte Belastung keine starke Ermüdung erreicht wurde. Die in der Hauptuntersuchung induzierte Ermüdung entspricht der Ermüdung nach kurzer Aktivität. Sie ist demnach mit der Beanspruchung und Ermüdung nach längerer Aktivität, z.B. nach einem Tag des Skifahrens, nicht vergleichbar. Daher ist es in weiteren Untersuchungen auch notwendig, den bisherigen Hinweisen nachzugehen und dabei eine intensivere Belastung von längerer Dauer zu wählen. Aber auch wenn die Ergebnisse aufgrund der eingesetzten Methoden zur Erfassung von Risikobereitschaft und zu Induktion von Ermüdung vorsichtig zu interpretieren sind, ergaben sich dennoch Hinweise auf einen Zusammenhang von psychischer Belastung und situativer Risikobereitschaft in einer realen sportbezogenen Bewegungssituationen. Da angenommen wurde, dass eher die Ergebnisse des realen Settings auf reale Alltagssituationen übertragbar sind, spricht einiges dafür, dass psychisch ermüdete Personen in einer sportbezogenen Bewegungssituation vorsichtiger reagieren. Das Ergebnis einer verringerten situativen Risikobereitschaft nur unter psychischer, nicht aber unter physischer Belastung kann auf der einen Seite interessant sein für theoretische Konzepte und Modelle im Bereich der Unfall- und Verletzungsforschung sowie der Belastungs-, Beanspruchungs- und Risikotheorie. Deren bisherige Inhalte können dadurch bestätigt werden oder es können neue Pfade eingebracht werden.

Zusammenfassende Bemerkungen: Diskussion <strong>und</strong> Ausblick 265<br />

Risikobereitschaft mit etablierten Verfahren wäre wünschenswert, wenn auch<br />

speziell im Bereich des Sports aufgr<strong>und</strong> der oben angeführten Problematik<br />

(Fehlen geeigneter realitätsnaher Methoden im Bereich der Bewegung) nur<br />

eingeschränkt möglich.<br />

Auch der Übertrag der Ergebnisse in die Praxis darf nur mit Vorsicht erfolgen. Die<br />

gewählte Belastung in den Hauptuntersuchungen hat zwar eine leichte <strong>Ermüdung</strong><br />

zur Folge gehabt. Allerdings muss einschränkend darauf hingewiesen werden,<br />

dass durch die gewählte Belastung keine starke <strong>Ermüdung</strong> erreicht wurde. Die in<br />

der Hauptuntersuchung induzierte <strong>Ermüdung</strong> entspricht der <strong>Ermüdung</strong> nach<br />

kurzer Aktivität. Sie ist demnach mit der Beanspruchung <strong>und</strong> <strong>Ermüdung</strong> nach<br />

längerer Aktivität, z.B. nach einem Tag des Skifahrens, nicht vergleichbar. Daher<br />

ist es in weiteren Untersuchungen auch notwendig, den bisherigen Hinweisen<br />

nachzugehen <strong>und</strong> dabei eine intensivere Belastung von längerer Dauer zu wählen.<br />

Aber auch wenn die Ergebnisse aufgr<strong>und</strong> der eingesetzten Methoden zur<br />

Erfassung von Risikobereitschaft <strong>und</strong> zu Induktion von <strong>Ermüdung</strong> vorsichtig zu<br />

interpretieren sind, ergaben sich dennoch Hinweise auf einen Zusammenhang von<br />

psychischer Belastung <strong>und</strong> situativer Risikobereitschaft in einer realen<br />

sportbezogenen Bewegungssituationen. Da angenommen wurde, dass eher die<br />

Ergebnisse des realen Settings auf reale Alltagssituationen übertragbar sind,<br />

spricht einiges dafür, dass psychisch ermüdete Personen in einer sportbezogenen<br />

Bewegungssituation vorsichtiger reagieren.<br />

Das Ergebnis einer verringerten situativen Risikobereitschaft nur unter<br />

psychischer, nicht aber unter physischer Belastung kann auf der einen Seite<br />

interessant sein für theoretische Konzepte <strong>und</strong> Modelle im Bereich der Unfall- <strong>und</strong><br />

Verletzungsforschung sowie der Belastungs-, Beanspruchungs- <strong>und</strong> Risikotheorie.<br />

Deren bisherige Inhalte können dadurch bestätigt werden oder es können neue<br />

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