Ermüdung und Risikoverhalten - Deutsche Sporthochschule Köln

Ermüdung und Risikoverhalten - Deutsche Sporthochschule Köln Ermüdung und Risikoverhalten - Deutsche Sporthochschule Köln

esport.dshs.koeln.de
von esport.dshs.koeln.de Mehr von diesem Publisher
01.12.2012 Aufrufe

Entwicklung eines verhaltensnahen Verfahrens zur Erfassung von situativer Risikobereitschaft 84 Insgesamt wird deutlich, dass unterschiedlichste Arten von Sprungsituationen in Experimenten genutzt werden können, um Probanden in reale oder vermeintlich reale Gefahrensituationen zu bringen und um Unsicherheit oder Angst zu induzieren. Werden in Untersuchungen Absprünge aus unterschiedlichen Höhen eingesetzt, dann zeigt sich, dass die erlebte Unsicherheit in einer Sprungsituation noch gesteigert werden kann, wenn dem Probanden Informationen bezüglich der Absprungshöhe (z.B. durch Verbinden der Augen) vorenthalten werden. Im Falle der Reduzierung visueller Information gilt beispielsweise, dass Personen ab einer bestimmten von Individuum zu Individuum unterschiedlichen Höhe nicht mehr gewillt sind, blind in die Tiefe zu springen. Dies zeigt Rapp (2001) in einer Studie, in der die Bedeutsamkeit visueller Informationen in Sprungsituation geprüft wurde. In der Untersuchung diente ein höhenverstellbarer Hubtisch als Absprungplattform, von der aus die Probanden blind aus vier festgelegten unterschiedlichen Höhen hinab zu springen hatten. Durch Vorversuche wurde geprüft, welche Höhen sinnvolle Experimentalbedingungen darstellen und es zeigte sich, dass die meisten Probanden nicht mehr bereit waren, aus einer Höhe von mehr als 54 cm abzuspringen. Betrachtet man die bisherigen Ausführungen genauer, so gilt auch für jede Sprungsituation, dass es sich um eine Wahlsituation handelt, bei der Leistungs- und Sicherheitstendenzen gegeneinander abgewogen werden müssen. Die Entscheidung einen Sprung auszuüben, beinhaltet auf der einen Seite einen eher negativen Aspekt: Es muss ein physisches Risiko eingegangen werden, eine Verletzung kann die Folge sein. Andererseits kann die Ausführung eines gefährlichen Sprungs vom Umfeld positiv bewertet werden und bei Gelingen eine Person als leistungsstark eingeschätzt werden. Somit wird deutlich, dass es sich um eine Wahlsituation handelt, in der der Nutzen, den das Vollbringen einer guten Leistung mit sich bringt, den Kosten, möglicherweise eine Verletzung zu erleiden,

Entwicklung eines verhaltensnahen Verfahrens zur Erfassung von situativer Risikobereitschaft 85 gegenübergestellt und abgewogen werden muss. Es kann davon ausgegangen werden, dass auch in diesen Situationen persönlichkeitsbezogene und situationsbezogene Variablen die Entscheidung beeinflussen. Aufgrund dieser Überlegungen scheint eine Sprungsituation eine geeignete Testsituation für die entwickelten Verfahren in der vorliegenden Arbeit darzustellen. 4.1.2 Darstellung der entwickelten Verfahren Nachdem die grundlegenden Annahmen der entwickelten Verfahren zur Erfassung der situativen Risikobereitschaft im vorherigen Abschnitt dargestellt wurden, befasst sich das folgende Kapitel mit einer detaillierten Beschreibung der beiden entwickelten Verfahren, Blindsprung-Test (Risiko in einer realen Sprungsituation) und Video-Test „Virtueller Absprung“ (Risiko in einer virtuellen Sprungsituation). 4.1.2.1 Blindsprung-Test Der für den Einsatz in der Hauptuntersuchung entwickelte Blindsprung-Test beinhaltet für den Probanden eine reale Gefahrensituation, indem von ihnen ein vermeintlich realer Sprung aus einer selbst gewählten Höhe gefordert wird. Inhalt und Ablauf des Blindsprung-Tests Entsprechend der Vorüberlegungen stellen Absprungsituationen aus einer bestimmten Höhe auch in Labortests ein geeignetes Setting dar, um eine reale Risikosituation repräsentieren zu können. Allerdings ist davon auszugehen, dass ein einfacher Absprung aus einer selbst gewählten Höhe in einem Testlabor von vielen Personen als relativ ungefährlich eingeschätzt werden wird, da aufgrund der gegebenen räumlichen Begrenzung logisch ableitbar keine allzu große Höhe erreicht werden kann. Demnach wäre diese Aufgabe für viele Personen gleichermaßen leicht ausführbar, würde keine riskante Herausforderung darstellen und es wären keine Unterschiede im Risikoverhalten der Personen erkennbar.

Entwicklung eines verhaltensnahen Verfahrens zur Erfassung von situativer Risikobereitschaft 84<br />

Insgesamt wird deutlich, dass unterschiedlichste Arten von Sprungsituationen<br />

in Experimenten genutzt werden können, um Probanden in reale oder vermeintlich<br />

reale Gefahrensituationen zu bringen <strong>und</strong> um Unsicherheit oder Angst zu<br />

induzieren.<br />

Werden in Untersuchungen Absprünge aus unterschiedlichen Höhen<br />

eingesetzt, dann zeigt sich, dass die erlebte Unsicherheit in einer Sprungsituation<br />

noch gesteigert werden kann, wenn dem Probanden Informationen bezüglich der<br />

Absprungshöhe (z.B. durch Verbinden der Augen) vorenthalten werden. Im Falle<br />

der Reduzierung visueller Information gilt beispielsweise, dass Personen ab einer<br />

bestimmten von Individuum zu Individuum unterschiedlichen Höhe nicht mehr<br />

gewillt sind, blind in die Tiefe zu springen. Dies zeigt Rapp (2001) in einer Studie,<br />

in der die Bedeutsamkeit visueller Informationen in Sprungsituation geprüft wurde.<br />

In der Untersuchung diente ein höhenverstellbarer Hubtisch als<br />

Absprungplattform, von der aus die Probanden blind aus vier festgelegten<br />

unterschiedlichen Höhen hinab zu springen hatten. Durch Vorversuche wurde<br />

geprüft, welche Höhen sinnvolle Experimentalbedingungen darstellen <strong>und</strong> es<br />

zeigte sich, dass die meisten Probanden nicht mehr bereit waren, aus einer Höhe<br />

von mehr als 54 cm abzuspringen.<br />

Betrachtet man die bisherigen Ausführungen genauer, so gilt auch für jede<br />

Sprungsituation, dass es sich um eine Wahlsituation handelt, bei der Leistungs-<br />

<strong>und</strong> Sicherheitstendenzen gegeneinander abgewogen werden müssen. Die<br />

Entscheidung einen Sprung auszuüben, beinhaltet auf der einen Seite einen eher<br />

negativen Aspekt: Es muss ein physisches Risiko eingegangen werden, eine<br />

Verletzung kann die Folge sein. Andererseits kann die Ausführung eines<br />

gefährlichen Sprungs vom Umfeld positiv bewertet werden <strong>und</strong> bei Gelingen eine<br />

Person als leistungsstark eingeschätzt werden. Somit wird deutlich, dass es sich<br />

um eine Wahlsituation handelt, in der der Nutzen, den das Vollbringen einer guten<br />

Leistung mit sich bringt, den Kosten, möglicherweise eine Verletzung zu erleiden,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!