12.07.2015 Aufrufe

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675Rezensionen und Anzeigen 301Klaus Erich PoIl man n unter Mitwirkung von Martin G r u b e r t, Anfang und Endezugleich. Der <strong>Braunschweig</strong>ische Landtag 1946 (Quellen und Forschungen zur <strong>Braunschweig</strong>ischenGeschichte 35). <strong>Braunschweig</strong>: Selbstverlag des <strong>Braunschweig</strong>ischen Geschichtsvereins1999,344 S., 14 Abb., 36 DMDer kurzlebige braunschweigische Nachkriegslandtag war lange Zeit nahezu in Vergessenheitgeraten. Der 50. Jahrestag der Gründung des Landes Niedersachsen war Anlaß, demabzuhelfen und die Berichte über die Verhandlungen dieses Parlaments zu edieren. WortgetreueNiederschriften standen dafür nicht zur Verfügung; festgehalten wurden 1946 nurdie wesentlichen Inhalte der Reden. Aber auch so gewinnt man einen intensiven Eindruckvon der Arbeit des Landtags (anfänglich: Landesrat), der nicht aus Wahlen hervorgegangen,sondern von der britischen Militärregierung ernannt war. Unter den Ernannten überwogenSozialdemokraten, weil es schwierig war, unbelastete bürgerliche Politiker zu finden.Die KPD als dritte organisierte politische Kraft der damaligen Zeit stellte sechs der50 Parlamentarier.Die personelle Kontinuität zum vor-nazistischen Landtag war gering; nur 3 Parlamentarierwaren dies bereits vor 1933 gewesen. Auf bürgerlicher Seite lag es an der Belastungaller früheren Repräsentanten durch die Koalition mit der NSDAP bereits 1930, bei derSPD an der hohen Zahl ermordeter Landtagsabgeordneter. Die" Wortführer" der Fraktionenaber waren - mit Ausnahme von Alfred Kubel- bereits vor 1933 politisch hervorgetreten,wenn auch nicht als Abgeordnete im Landtag: Amholz und Gehrke in <strong>Braunschweig</strong>,Strickrodt und Schlebusch außerhalb, letzterer kurzfristig auch als Reichstagsabgeordneter.Versorgungsmängel in allen Lebensbereichen, die Entnazifizierung und die Zukunftdes Landes <strong>Braunschweig</strong> dominierten die Beratungen in den 14 Zusammenkünften desPlenums zwischen Januar und November 1946. Die meisten Beschlüsse wurden einstimmiggefaßt; kam es ausnahmsweise zu kontroversen Abstimmungen, dann standen fast immerSPD und CDU gemeinsam gegen die KPD, die bemüht war, die SBZ als Modell darzustellen,z. B. in der Frage der Bodenreform. Die scharfen Kontroversen zwischen der Linkenund der Rechten, die die <strong>Braunschweig</strong>er Politik in der Weimarer Zeit geprägt hatten,schienen nur einmal, bezeichnenderweise bei der Beratung über das Schulwesen, wiederauf.Ein Leitmotiv der Debatten des Landtags war die Konkurrenz mit Hannover. Alle Parteienwaren sich darin einig, daß "Hannover" bemüht war, die braunschweigische Konkurrenzmit unfairen Mitteln aus dem Felde zu schlagen, insbesondere bei der Zuteilung vonRessourcen. So sehr dies im Einzelfall auch zutraf, kann man sich aus heutiger Sicht nichtdes Eindrucks verwehren, daß dieses Argument allzu schnell bei der Hand war. Immerhinführte die Betonung der braunschweigischen Eigenständigkeit den Landtag nicht dazu, sichder Notwendigkeit einer "Reichsreforrn" zu verschließen. Es war ein Verdienst Kubels, derüberhaupt in den Verhandlungsberichten als die intellektuell führende Persönlichkeit erscheint.Dies zeigte sich auch in kleinen Dingen: die Einrichtung eines Gästehauses in derStadt <strong>Braunschweig</strong> begründete er mit der Hoffnung, daß dann auch Tagungen und Konferenzenin die Landeshauptstadt geholt werden könnten und daraus zusätzliche Einnahmender Wirtschaft entstünden. Diesen Gedanken formulierte er, als im Landtag die Debattensich eher um die Versorgung der Gemeinden mit Gummistiefeln drehten. Bei derGründung der Hannover-Messe konnte Kubel die vorausschauende "Standortpolitik" mustergültigumsetzen.Mehrfach beschäftigte sich der Landtag mit der Aufnahme von Vertriebenen. Einhelligwaren die Abgeordneten der Ansicht, daß das dicht besiedelte und stark industrialisierteLand <strong>Braunschweig</strong> überfordert sei; die ländlichen Gebiete Hannovers sollten vermehrt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!