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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675300 Rezensionen und Anzeigenmunistische Widerstand längst die ihm gebührende Anerkennung gefunden. Da überraschtes schon, daß der Widerstand eines jungen <strong>Braunschweig</strong>er Kommunisten bis jetztgänzlich unbekannt geblieben ist. Es ist das Verdienst dieses Buches, auf sein Leben undsein Handeln im Dritten Reich aufmerksam zu machen.Klausch hat aus vielen Archiven Materialien zusammengetragen, über Bodes Aktivitätenhier in <strong>Braunschweig</strong>, vor allcm aber über seinen Einsatz in der Bewährungstruppe999. Von Bode selbst sind wenig Dokumente üherliefert, so daß der Verf. meistens Zeugnisseseiner Mitverschworenen heranziehen muß.Hermann Bode stammte aus einer <strong>Braunschweig</strong>er Arbeiterfamilie, wuchs in denzwanziger Jahren in recht ärmlichen Verhältnissen auf und schloß sich früh dem KommunistischenJugendverband an. Mit 20 Jahren wurde er 1931 als Vertreter der KPD ins<strong>Braunschweig</strong>er Stadtparlament gewählt. Als im Frühjahr 1933 die Nationalsozialistengcgen ihre politischen Gegner mit Gewalt und Terror vorgingen, wurde auch HermannBode, der noch einige Wochen im Untergrund für die KPD tätig gewesen war, verhaftet.Der Strafsenat des Oberlandesgerichts <strong>Braunschweig</strong> verurteilte Bode wegen Hochverratszu 1 Jahr und 9 Monaten Gefängnis. Bereits wenige Monate nach der Haftverbüßung imGefängnis Wolfenbüttel wurde Bode im Sommer 1935 erneut festgenommen und als "politischVerdächtiger" ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Nach vierjähriger KZ­Haft kehrte er nach <strong>Braunschweig</strong> zurück und fand Arbeit beim Librawerk; offensichtlichnahm Bode seine illlegale Tätigkeit wieder auf. Im Jahr 1942 wurde er "wegen Zuhältereiund Arbeitsvertragsbruch" zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.Der zweite Teil des Buches beschreibt Bodes Leben in der Bewährungstruppe 999. Alsdie Verluste an der Front seit 1942 dramatische Ausmaße errreichten, entschloß sich dieWehrmachtführung, auch die "Wehrunwürdigen" , zu denen die "Politischen" gehörten, andie Front zu sckicken. Hermann Bode wurde zunächst in einem Ausbildungslager auf dieFront vorbereitet und kam im Juni 1943 mit dem IV. Festungs Infanterie-Bataillon 999nach Griechenland. Aus den Militär- und Kriegsgerichtsakten, aus bisher unveröffentlichtenTagebüchern, kurz nach Kriegsende verfaßten Berichten und Erinnerungen von BodesGefährten - gesammelt im Bundesarchiv in Berlin (Archiv der Parteien und Massenorganisationendcr DDR) - zeichnet Klausch ein sehr informatives Bild über die Bewährungstruppe999; üher ihren Einsatz im westlichen Peloponnes, über Aktionen gegen die sehraktiven, miteinander rivalisierenden griechischen Partisanen verbände, über das spannungsreicheVerhältnis zwischen "Politischen" und "Kriminellen" innerhalb der Bewährungstruppe,vor allem aber über den Aufbau einer Geheimorganisation innerhalb derTruppe und deren Kontakte zu den griechischen Verbänden. Hermann Bode war von Anfangan in führender Stelle des Widerstands der 16. Kompanie tätig. Als spektakulärsteAktion erschien eine von ihm gestaltete Zeitung, die "Mai-Zeitung", als Aufklärungsblattfür die Soldaten konzipiert, mit einer bemerkenswert zutreffenden Beschreibung der Lagean den Fronten und in der Heimat. Durch Verrat wurde die Gruppe um Bode entdeckt, erund 5 weitere Soldaten verhaftet und vom Kriegsgericht im Sommer 1944 zum Tode verurteiltund erschossen.Das Buch ist an vielen Stellen mit Anmerkungen überfrachtet, die Exkurse sind zu ausführlich,zuweilen gerät Hermann Bode aus dem Blickfeld. Gleichwohl ist die vorliegendeBiographie lesenswert, ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der <strong>Braunschweig</strong>er Arbeiterbewegungund ihres Widerstandspotentials. Die ausführliche Beschreibung von militärischemund politischem Widerstand in einer "Bewährungstruppe" ist angesichts der demnächstzu sehenden" Wehrmachtsausstcllung" von besonderer Aktualität.Hans-Ulrich Ludewig

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