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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>296 Rezensionen und AnzeigenKiekenap ist ein Amateurhistoriker, und er weist deutlich die Stärken und Schwächeneines hochengagierten Außenseiters auf. Ein professioneller Historiker würde stärker alsder Autor die Volksstimmung berücksichtigen und würde die <strong>Braunschweig</strong>er Ereignissemehr in den Zusammenhang mit den Unruhen im übrigen Deutschland und Europa steIlen,um über die Gesamtstruktur dieser Ereignisse die speziell braunschweigischen Geschehnissebesser zu verstehen. Andererseits ist Kiekenap mit einem Engagement und einemSpürsinn zu Werke gegangen, die der Berufshistoriker oft aus Zeitgründen nicht aufbringt,die jedoch häufig den leidenschaftlichen Amateur auszeichnen und die schlechthinvorbildlich sind. Kiekenap hat alle einschlägigen Archive besucht, sogar das in Genf wegendes Nachlasses Karls 11., und er hat dadurch höchst eindrucksvolle Funde machen können.Dem Rezensenten scheinen besonders zwei Entdeckungen bemerkenswert. Zum einenweist Kiekenap nach, daß die Hauptquelle, mit der Dtto Böse seine Verschwörungstheorieglaubte belegen zu können, nahezu ohne Wert ist. Böse stützt sich stark auf die Aufzeichnungeneines Dr. Friedrichs, der sie 1840 zu Papier gebracht hat. In eben diesem Jahr hatFriedrichs auch andere, gänzlich abwegige Verleumdungen gegen Angehörige der führendenGesellsehaftskreise geäußert, so daß er zunächst zu einer vierwöchigen Gefängnisstrafeverurteilt worden ist, dann, drei Jahre später, wegen monomaner Wahnvorstellungen unterKuratel gestellt werden mußte. Ein Jahr später hat er sich erschossen. Friedrichs fällt alsglaubwürdige Quelle aus, dies ist eines der wichtigen Ergebnisse Kiekenaps.Zum andern hat der Verfasser offensichtlich als erster die Aussagen studiert, die Zeugendes Schloßbrandes und seiner Vorgeschichte vor der braunschweigischen Untersuchungskommissiongemacht haben. Darunter befindet sich z. B. auch, von Kiekenap ausführlichzitiert, die Aussage des Bäckermeisters Tolle, der die Schloßerstürmung aus seinemHause am Bohlweg genauestens beobachten konnte und der den Brandstiftern sogareine brennende Kerze überreicht hat - eine hervorragende Quelle für die Ereignisse in derNacht vom 7. zum 8. September 1830.Solche historischen Kostbarkeiten entschädigen dafür, daß auch Kiekenap nicht allemanifesten Tatsachen aufführt, die mit dem Ablauf der Ereignisse verbunden waren (z. B.hat es sehr wohl Tote bei der Einnahme des Schlosses gegeben - anders Kiekenap S. 93).Auch stört leider, daß der Verfasser zeitlich und sachlich springt. Trotzdem ist dieses Werkderzeit unentbehrlich, wenn man sich näher über die Braunsehweiger Revolution von 1830informieren will. Im Faktischen geht es zum Teil weit über die Werke von Böse und Husunghinaus.Gerhard SchildtHans-Walter S c h muh I, Die Herren der Stadt. Bürgerliche Eliten und städtische Selbstverwaltungin Nürnberg und <strong>Braunschweig</strong> vom 18. Jahrhundert bis 1918. Gießen: Focus1998, 576 S., 95 DMDas vorliegende Buch ist Teil der von Hans-Ulrich Wehler betreuten HabilitationsschriftSchmuhIs, die im Rahmen des Bielefelder Sonderforschungsbereichs "Sozialgeschichtedes neuzeitlichen Bürgertums: Deutschland im internationalen Vergleich" entstanden ist.Untersuchungsgegenstand der Studie ist das Bürgertum in den Städten des 19. Jahrhundertsam Beispiel von Nürnberg und <strong>Braunschweig</strong>. Besondere Berücksichtigung findendie Führungsgruppen des städtischen Bürgertums, die aufgrund von Vermögen, von Wissen,von sozialen Beziehungen und politischer Parteizugehörigkeit die Macht innehatten,d. h. die die städtischen Selbstverwaltungskörper beherrschten und in ihrem Sinne steuerten.Schmuhl befragt diese informellen Eliten nach ihren Rekrutierungsfeldern und nachden Faktoren, die dem allmählichen Wandel des Sozial profils zugrundelagen.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675

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