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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675288 Rezensionen und Anzeigensische Botschafter beriet vielmehr Elisabeth, wie sie, die ständig um ihren Thron bangte,sich durch Verbannung des Problems entledigen könnte. Der abgesetzte Kaiser Ivan VI.wurde von der Familie getrennt und ihm der Name Grigorij gegeben; er sollte seine Identitätverlieren. Die Eltern blieben völlig im Ungewissen über sein Schicksal, obwohl er mitihnen schließlich im Haus des Erzbischofs in Cholmogory an der nördlichen Düna ungefähr70 km vor Archangel'sk untergebracht war. Zwei getrennte Kommandos wurden eingerichtet,unterstanden direkt dem Kabinettssekretär und mußten darüber schweigen, wen sie zubewachen hatten. Die Haftbedingungen waren unmenschlich: Der Knabe Ivan durfte seinZimmer nicht verlassen, er erfuhr keinerlei Erziehung. Als Befreiungsgerüchte um ihnnicht verstummten, ließ Elisabeth ihn auf die Festung Schlüsselburg verlegen.Anna Leopol'dovna. gebar in der Gefangenschaft drei weitere Kinder, darunter 2 Söhne,als sie 1746 starb, wurde ihr Leichnam nach St. Petersburg übergeführt. Anton Ulrichüberlebte seine Frau um 30 Jahre; in Eingaben erst an Katharina 11. wagte er es, um Hafterleichterungenund um die Erlaubnis zu bitten, seine Kinder in ihrer Religion unterweisenzu lassen. Diese Petitionen sind erschütternde Dokumente, ihnen wurde nicht entsprochen.1780 wurden die vier Kinder einer Schwester Anton Ulrichs, der verwitweten dänischenKönigin Juliane Marie übergeben und gewannen eine Freiheit, mit der sie nichts anfangenkonnten.Das weitere Schicksal Ivans VI. schildert Manfred von Boetticher im 5. Kapitel. DieHaft in Schlüsse\burg in einer gesonderten Kasematte muß die wahre Hölle gewesen sein,weil die beiden Offiziere, die ständig in seinem Zimmer sein mußten, seine Peiniger waren.Elisabeth und später auch Katharina hatten befohlen, daß der Gefangene bei einem Befreiungsversuchnicht lebendig übergeben werden durfte. Der Zustand Ivans kann nur mithochgradiger Vcrwahrlosung und Vcrhaltcnsgcstörtheit beschrieben werden. Vermutlichhat Elisabeth, sicher aber haben Peter III. und Katharina 11. den Gefangenen heimlich gesehen,um herauszubekommen, weIche Gefahr von ihm ausgehen könnte, wenn sich einePartei seiner als Kaiser bemächtigte. Katharina hielt Ivan für schwachsinnig, dem widersprachenaber alle vorherigen Berichte. Er hatte verworrene Erinnerungen, Kaiser gewesenzu sein, klar erinnerte er sich an einen freundlichen Bewacher aus seiner Kindheit.Sein Tod wird durch die Öffnung der Archive entmystifiziert. Der Unterleutnant V. Ja.Mirovic, Sproß einer verarmten ukrainischen Magnatenfamilie, hat letztlich alleine seinenPlan ausgeführt, Ivan zu befreien. Außertourlich übernimmt er mit seinem Kommando dieWache, beredet seine Soldaten zum Angriff auf die ständige Wache, die - eingedenk ihrerBefehle - Ivan töten. Katharina 11., die man bisher in der Literatur von einer Mittäterschaftnicht gänzlich freisprechen konnte, ist nur durch diesen Geheimbefehl, den sie immer geleugnethatte, am Tode Ivans schuldig.Die Usurpation der Macht durch Elisabeth gegen die ausdrückliche Nachfolgeregelungdurch die Kaiserin Anna - sie nutzte die Möglichkeit aus, die Peter der Große durch dasneue Erbfolgegesetz geschaffen hatte - war der beständige Mackel der russischen Dynastieder Folgezeit. Die Kaiserin Elisabeth unternahm den Versuch, das Andenken an ihren Vorgänger,das Kind Ivan, aus dem Gedächtnis der Menschen zu tilgen. Alle Ukaze, Patente,Akten, die im Namen Ivans verfaßt waren, mußten eingeliefert werden, ebenso privateAufzeichnungen; selbst Bücher mußten an die Druckereien zur Änderung eingesandt werden.Dennoch blieb die Frage im Volk bestehen, wer den nun der rechte Herrscher überRußland ist? Drei Aufsätze widmen sich diesen Problemen.Aus Prozeßakten der Geheimen Staatskanzlei zur Zeit der Regentschaft Birons undAnna Leopol'dovnas arbeitet Aleksandr Borisovic Kamenskij überzeugend heraus, daß -wenn man so etwas wie eine russische Gesellschaft für die 1. Hälfte des 18. Jahrhundertspostulieren will -, sie in den Garderegimentern zu suchen sei. Wer anders, so zitiert er

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