12.07.2015 Aufrufe

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>Rezensionen und Anzeigen 279Stift der Stadt, das Pfalzstift St. Simon und Judas, das Patronat des Königs war, zunehmendunter die Kontrolle des Rates. Da es auch den anderen Stiftern und Klöstern an einemRückhalt fehlte, konnte der Rat, wie anderwärts, immer mehr Rechte gegenüber den Kirchenund dem Klerus gewinnen. Doch zu einer eigentlichen Herrschaft des Rates kam es -anders als etwa in Lüneburg - auch über den niederen Klerus nicht, weil die Pfarrgemeindenein beträchtliches Mitspracherecht in Angelegenheiten ihrer Kirchen behielten. Andersals in anderen Städten waren die Gemeindevorsteher (Älterleute) in Goslar nicht Exponentendes Rates. Überhaupt sind die Laien in Goslar viel aktiver als die zeitgenössischenTermini Pfarrherr, Pfarrkind dies suggerieren. Sie errichten nicht nur viele fromme Stiftungenund sichern sich so Mitwirkungsmöglichkeiten. Sie spenden auch Beträchtliches für dieVerschönerung ihrer Kirchen - und das ohne den Anreiz von Ablässen. Was die Lage deszahlreichen Klerus - Pfarrer und Kapläne, vor allem aber Meßpriester an den vielen Altären,Hilfspersonal, Nachwuchs - angeht, kann Verf. die verbreiteten Klagen der Zeitgenossenüber die angeblich herrschenden Mißstände, die längst Gemeinplätze geworden waren(und bis heute allgemein Glauben finden, so als wären sie bewiesen), für den NiederklerusGoslars in einigen Punkten nicht belegen: Häufung von Pfründen in der Hand einzelnerKleriker sei nicht nachzuweisen, desgleichen nicht die dauernde Abwesenheit der Seelsorgervom Ort der Pfründe. Hier sei allerdings seit Beginn des 16. Jahrhundert "großzügiger"verfahren worden. Auch Hungerleider habe es unter den Meßpriestern nicht gegeben, dennallen standen genügend Zusatzverdienstmöglichkeiten offen und alle wurden dafür gleichentlohnt - allerdings wieder nur bis Ende des 15. Jahrhunderts. Weder Amtsvergehen nochstandeswidriges Verhalten seien in nennenswertem Umfang nachzuweisen. Auch unter denStiftern treten die Kleriker positiv hervor: sie errichten noch mehr Stiftungen als die Laien.Bei der Lektüre des gut gegliederten Buches (das ein Personen-, ein Orts- und einSachregister, sowie eine instruktive Karte bietet) entsteht vor dem geistigen Auge des Lesersein vielgestaltiges Bild der Kirche, die im Mittelalter ja sämtliche Lebensbereichedurchdrang. Es ist damit zugleich ein wichtiger Beitrag zu einer immer noch ausstehendenmodemen Darstellung der mittelalterlichen Geschichte Goslars. Eine Untersuchung vonvergleichbar hoher Qualität für <strong>Braunschweig</strong> wäre dringend erwünscht.Brigide SchwarzChristine va n den Heu ve I und Manfred vo n B oe t ti ch e r (Hg.), Geschichte Niedersachsens,begründet von Hans Pa t z e , Bd. I1I, Teil 1: Politik, Wirtschaft und Gesellschaftvon der Reformation bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (Veröffentlichungen derHistorischen Kommission für Niedersachsen und Bremen XXXVI). Hannover: HahnscheBuchhandlung 1998, 904 S., Abb. und Karten, 86 DMMit dem vorliegenden, bereits 1983 angekündigten, zweiten Teilband ist das Übersichtswerküber die Geschichte Niedersachsens für die Frühe Neuzeit nunmehr abgeschlossen.Die Schwierigkeiten der Erstellung und die damit unvermeidlich verbundenen inhaltlichenProbleme ändern nichts an der grundlegenden Bedeutung des Werkes als Übersichtund Orientierungshilfe. Etwas Vergleichbares lag bisher nicht vor. Obwohl einige Beiträgebereits bei Erscheinen des ersten Teilbandes, der Bildung, Wissenschaft und Kirchengeschichtebehandelte, erstellt waren, ist die regionale, insbesondere die braunschweigischeForschung in der Zwischenzeit nicht so weit vorangeschritten, daß es einer Neuformulierungder Übersicht bedürfte. Das Werk ist insgesamt in der Tendenz abwägend und zurückhaltendformuliert, so daß grundsätzliche Widersprüche zu inhaltlichen Aussagennicht zu erwarten sind. Es bietet der historischen Forschung eine Vielzahl von Anregungenund Hinweise auf Lücken.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!