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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675222 WulJOtteDie Verstaatlichung des Vaterländischen Museums 1935 verbesserte in den folgendenJahren die finanzielle, räumliche und personelle Situation 6 - zumindest bis zumKriegsbeginn. Nach zweijähriger Umbauzeit wurde die Aegidienhalle Anfang Januar1937 wieder eröffnet - also war dieser Hauptausstellungsraum des VaterländischenMuseums noch in der Ära Steinacker und vor der Berufung Dürkops geschlossenworden.Unter den ideologisch sprechenden Überschriften »Eine nationalpolitische Erziehungsanstalt«7 und »Von der Rumpelkammer zur Erziehungsstätte«8 berichteten<strong>Braunschweig</strong>er Zeitungen ganzseitig mit großformatigen Abbildungen über diesenersten Teil der neuen Dauerausstellung des Vaterländischen Museums. Gelobt wurdedie wirkungsvolle, dem historischen Gebäude angemessene purifizierende Präsentation.Nicht mehr das Ideal der wissenschaftlichen Objektivität sei gefragt, vielmehrmüsse das Museum »teilnehmen am lebendigen Ringen der deutschen Gegenwart«,d. h. »eine national politische Erziehungsanstalt in Museumsform wird von den überkommenenSammlungsgegenständen die besonders auswählen und hervorheben, diegeeignet sind, die neuerkannten Lebensgesetze unseres Volkes zu veranschaulichen,...«Erstaunlich in diesem Zusammenhang erscheint in den emphatischen Zeitungsberichtendie kurze und nüchterne Infonnation, daß die Homburger Synagoge unverändertin der Ausstellung verblieben sei. Die Kommentierung »als ein Fremdkörper inder deutschen Kultur« zeigt aber sogleich, daß dies keinesfalls zufällig oder unbeabsichtigtgeschehen war.Die Formulierung entstammt vermutlich dem Beschriftungssehild 9 , das die Synagogeim Sinne der rassistischen Ideologie der Nationalsozialisten nun erläuterte:»Synagoge aus Hornburgein Fremdkörper in der deutschenKultur. Die äußeren Formen erinnernan heimische Dorfkirchen der Barockzeit.Dahinter steht aber die jüdische Weltdes Alten Testaments.«In perfider Verdrehung der tatsächlichen stilistisch-regionalen Übereinstimmungenzu barocken Dorfkirchen als Ausdruck ästhetischer Beeinflussung und gesellschaftlichenIntegrationswillens wurden hier antisemitische Ressentiments erzeugtund geschürt. Das im Text stigmatisierte Alte Testament wurde auch von den Deut-6 Durch den Ankauf des sogenannten Handelshof-Saalbaus und durch die Einstellungen 1937 von Dürkopals Museumsleiter, dem Volkskundler Dr. Siegfried Hardung, dem Ur- und Frühgesehiehtler Dr.Alfred Tode (später» Haus der Vorzeit«), 1939 des Prähistorikers Dr. Franz Niquet, vgl. <strong>Braunschweig</strong>ischesLandesmuseum für Geschichte und Volkstum, 1966, Anmerkung 3, S. 58 ff.7 <strong>Braunschweig</strong>er Neueste Nachrichten vom 2./3. Januar 1937.8 <strong>Braunschweig</strong>er Tageszeitung vom 2./3. Januar 1937.9 Im Bestand des Braunsehweigisehen Landesmuseums Inv. Nr. LMB 32230.

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