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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675Das Flüchtlings- und Vertriebenen lager Mariental 205In besonders erbärmlichem Zustand erreichten die Vertriebenen der Transporte513,514 und 515 das Lager Mariental.Die Leute des Vertriebenentransportes 513 waren vom 7. bis 8. Dezember 1946nach Mörs bei Görlitz versammelt worden. Da kein Leerzug zur Verfügung stand,mußten sie bis zum 11.12. bei Regenwetter unter freiem Himmel verbringen. Völligdurchnäßt wurden sie dann in unheizbare Güterwaggons verladen und unterwegs vonder Kältewelle überrascht. Der Transport erreichte erst am 15. Dezember 9 Uhr dasLager Mariental.Der Lagerarzt Dr. Loebell berichtete darüber: "Insgesamt wurden 109 Fälle vonErfrierungen namentlich erfaßt, wovon 13 dritten Grades und 24 zweiten Grades waren,die übrigen ersten Grades bei einer Gesamtzahl von 1 776 Personen, darunter459 Kinder" .... "Bedeutungsvoll für die Gesamtlage ist (war) noch die Tatsache, daßdie Flüchtlinge während des ganzen Transports keinerlei warme Verpflegung erhaltenhaben" 3M. Major Tobin von der britischen Militärregierung inspizierte selbst die Erfrierungen.In einem noch schlimmeren Zustand befanden sich die Vertriebenen des Transportes514. Dem Bericht von Dr. Loebell ist zu entnehmen: "Am 16. 12. 1946 sind dieLeute zum Transport zusammengestellt und am Abend des 16.12. in die ungeheizten(Güter-)Waggons verladen worden. Der Transport ist jedoch erst am 17.12. vormittags10 Uhr von Breslau abgegangen und ist am 21.12 abends 18.30 Uhr in den BahnhofMariental eingelaufen. Während des ganzen Transports haben die Leute nicht eineinziges Mal warmes Essen erhalten. An kalter Verpflegung erhielten sie pro Kopf fürdie sechs Tage 1 Brot, !f4 Pfund trockene Graupen, 2 Eßlöffel Zucker und für siebenPersonen 1 Hering und Trockenmilch für die Kleinkinder." ... "Der Zug hat auf demTransport tage- und nächtelang auf Abstellgleisen gestanden, und so war es nicht verwunderlich,daß schon unterwegs eine ganze Anzahl Menschen sich diesen Strapazen(sehr große Kälte) und dieser Hungerkur nicht mehr gewachsen zeigten."So wurden während des Transportes auf verschiedenen Bahnhöfen Tote ausgeladen:In Kohlfurt vier Tote, in Wehrkirch ein Toter, in Magdeburg ein Toter, in Völpkedrei Tote, in Offleben ein Toter, beim Ausladen in Mariental eine Tote. Im Lagerselbst starben noch fünf Menschen, sodaß der Transport insgesamt 16 Tote zu beklagenhatte. Auch beim Weitertransport und in den Zielgebieten gab es weitere Todesfälle."Außerdem wurden auf diesem Transport noch 3 Frauen entbunden ... "39Auch hier wird deutlich, daß von polnischer Seite das Abkommen mit der britischenRheinarmee nicht eingehalten wurde; denn dort war ausdrücklich festgelegt:"Schwangere werden 6 Wochen vor und 6 Wochen nach der Entbindung nicht transportiert."Auch bei diesem Transport (Nr. 514) gab es außer den Toten noch 57 Erfrierungen,davon 38 Erfrierungen ersten Grades, 13 Erfrierungen zweiten Grades und 6 Erfrierungendritten Grades.38 StAWF 94 N 1014 BI. 2-339 StAWF 94 N 1014 BI. 12-13

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