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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675202 Rolf Volkmannman das Stroh verbrennen mußte und keines nachbekam, so daß man Heidekraut alsStreu benutzte. Am 1. 1. 1946 und am 27. 1. 1946 gab es erneut F1ecktyphus-Fälle 24 , sodaß Dr. Loebell seine Maßnahmen wiederholen mußte. Als am 12. 2. 1946 ein weitererFall von Fleckfieber auftrat, ordnete die britische Militärregierung die Impfung des gesamtenPersonals gegen Fleckfieber an 25 •Besonders wichtig für die Verhütung von Seuchen und ansteckenden Krankheitenwar die Entlausung. Zwar hatte man dafür genügend Personal eingeteilt (25 Personen);dennoch dauerte sie bei täglich zwei Transporten von je 1 500 bis 1 700 Personenviel zu lange. Man benutzte dafür luftpumpenartige Entlausungsspritzen. Sie bestandenaus einem ca. 60 cm langen und 8 cm dicken Rohr, das unten mit einer Bestäubungsdüseversehen war. Von oben konnte mit einem Handgriff (ähnlich derLuftpumpe) ein Kolben bewegt werden. Nachdem der obere Verschuß und der Kolbenabgenommen waren, wurde das Rohr mit DDT-Pulver gefüllt und der Kolbenwieder eingesetzt. Bei geöffnetem Kragen wurden dem Vertriebenen vom Hals ausBrust und Rücken, von den geöffneten Ärmeln die Arme und schließlich bei geöffneterHose Bauch und Gesäßseite bestäubt. Um den Vorgang zu beschleunigen benutzteman später zwei mit Benzinmotoren betriebene Entlausungsmaschinen 26 •Besichtigung des LagersAnfang April 1946 ließ die britische Militärregierung das Flüchtlingsdurchgangslagervom Leiter des Landesflüchtlingsamtes Westfalen, Dr. Hubert Kehren, besichtigen.Er äußerte sich in einem 21 Punkte umfassenden Bericht darüber. Er beanstandete,daß nur sehr alte Leute in Westfalen ankämen und vermutete, daß in Mariental jüngereund brauchbare Kräfte herausgesucht würden. Ihm war völlig entgangen, daß diejüngeren Männer, soweit sie bereits aus der Kriegsgefangenschaft entlassen waren,von den Polen als Arbeitskräfte zurückbehalten wurden. Außerdem wünschte er eineTrennung der Flüchtlingszüge nach Konfessionen. Abgesehen von dem enormen organisatorischenAufwand im Lager wäre bei einer solchen Trennung eine annäherndgleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge und Vertriebenen innerhalb der britischenZone nicht mehr möglich gewesen, da die Anzahl der Katholiken überwog. Man hättealso den katholischen Gebieten mehr Vertriebene zuweisen müssen als den anderen.Manches, was Dr. Kehren vorschlug, waren Idealvorstellungen, die nicht in diePraxis umsetzbar waren, wie z. B. die mit Betten ausgestatteten Schlafräume für Alteund Gebrechliche. Die Durchführung anderer Vorschläge scheiterte an den Baulichkeitenund an seuchenhygienischen Erwägungen.Im Punkt 18 seiner Kritik schreibt Dr. Kehren: "Von den Flüchtlingen wird eineGebühr von 2,- RM je Kopf für Unterkunft und Verpflegung erhoben. Das Lager24 StAWF 94 N 1012 BI. 15-1625 StAWF 94 N 1015 BI. 282. StAWF 94 N 1009 BI. 10

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