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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675192 KarlTraupeschen Grenzdorf Suderwick zurückgelegt. Am Abend des 18. September begann derzweite Abschnitt mit 11 km bis zum Bocholter Bahnhof. Gegen Mitternacht brachteein Sonderzug die Gruppe zurück nach Helmstedt, wo sie am 19. September gegen18 Uhr eintraf.Will man die Aktion und ihren Ablauf abschließend bewerten, so kann manschwerlich verneinen, daß ein Unternehmen dieser Größenordnung kaum dilettantischerhätte vorbereitet und durchgeführt werden können. Vielleicht hätte sich einigesbei längerer Dauer allmählich arrangieren lassen. Gravierend bleibt, daß die Entsendungvon 1.100 Schülern im Alter von 14 bis 17 Jahren in ein okkupiertes Land, dessenEinwohner unter Ausnahmerecht standen, weil sie die deutsche Besatzung abschüttelnwollten, ein frevelhaftes Unterfangen der Gauleitung war und wegen derbritischen Luftlandung bei Arnheim zu schlimmen Konsequenzen hätte führen können.Daß sich maßgebende Parteiführer nicht gescheut haben, halbe Kinder in ein ungewisses,gefährliches Abenteuer zu schicken, nur um ihr Regime zu verlängern, beweisteinmal mehr den menschenverachtenden Charakter ihrer Herrschaft.Es erscheint verwunderlich, daß es auf die Lauterbachersche Aktion kaum einekritische Reaktion gegeben hat. Jedenfalls gibt es in den Akten keinen Hinweis etwaauf Elternanfragen oder -protesten. Lediglich in den Abschlußberichten von dreiLehrern findet sich Kritik. Überwiegend wird, dem Zeitgeist entsprechend, das Unternehmenvielfach gelobt und seine angeblich positive Wirkung auf die Bevölkerungund vermeintlich mutlos gewordene deutsche Dienststellen in Zwolle unterstrichen.Doch auch die Kehrseite findet in überraschend deutlicher Form Ausdruck. So gabStudienrat Dr. Meyer, Wolfenbüttel, zu bedenken, ob es geraten erschien, Jungen imAlter von 15 Jahren, die oft auf sich alleingestellt sein mußten, einzusetzen. SeineHelmstedter Kollegen Thies und Schwarze baten zu erwägen, ob der Nutzen des Einsatzesvon Schülern das Risiko, bei Tieffliegerangriffen getroffen zu werden, wert sei;die Verantwortung für die Jungen sei von den begleitenden Lehrern sehr schwer empfundenworden. Ob diese Hinweise vom Staatsministerium gewertet worden sind,geht aus den Akten nicht hervor. Wir selbst legten uns damals über den Sinn und Verlaufder Aktion kaum Rechenschaft ab. Die Episode war abgeschlossen, und derKriegsalltag forderte wieder alle Kräfte. Nicht einmal einen Monat später verbranntedas alte <strong>Braunschweig</strong> im Feuersturm des 15. Oktober 1944.Nachzutragen bleibt, daß sich unser Stellungsbau als verfehlt erwiesen hat. Die Britenstießen Ende März 1945 aus dem Weseier Brückenkopf fast kampflos durch dieöstlichen Niederlande, besetzten nun auch Zwolle und standen ihrerseits am Ostuferder Ijssel mit Blick nach Westen. Sie rückten bis in den Raum Amersfoort vor. Bis zurKapitulation der deutschen Truppen in der "Festung Holland" zum 5. Mai 1945 fandenmit Rücksicht auf die niederländische Bevölkerung keine nennenswerten Operationender Alliierten mehr statt. Sie befürchteten vor allem die Sprengung der Deiche,die das unter dem Meeresspiegel liegende holländische Zentrum schützten. DieRücksichtnahme der Briten und Kanadier auf die Bevölkerung ging so weit, daß diedeutschen Truppen mehr den Status einer Internierung erhielten und entwaffnet, abermit kanadischem Geleit nach Norden über den "Abschlußdeich" in Richtung Ostfrieslandgeschlossen abrückten.

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