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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675188 Karl TraupeUnsere Abteilung hatte das Glück, mit der ersten Staffel zur Arbeit zu kommen.Dadurch hatten wir nachmittags hinreichend Gelegenheit, zum Leidwesen der mit anderenProblemen befaßten HJ-Leitung ohne Aufsicht die Innenstadt von Zwolle kennenzulcrnen.Wir überquerten vor der Sassenpoort das Zwarte Water und hielten unsgern bei den Geschäften und Eisbuden am Groten Markt mit dem Blick auf die GroteKerk und den Glockenturm der "Peperbus" auf. Auch das" Wehrmachtsverkehrslokal"in der Sassenstraat wurde aufgesucht, wo wir anfänglich in unserer HJ-Uniformund wegen unseres Alters Erstaunen erregten, aber wohl nachsichtig gelitten waren.Gern nutzten wir die Möglichkeit, mit einem Boot auf dem Zwarten Water zu rudern.Allerdings wurden wir einige Male von jungen Holländern von Brücken herab bespuckt.Anfangs gab es einige Schwierigkeiten mit dem Bezahlen, da wir kein niederländischesGeld hatten und im Gegensatz zu den deutschen Zivilarbeitern für unsereSchanzarbeit keine Entlohnung erhielten. Eine einmalige Prämie von 20 RM war inAussicht gestellt worden. Später erhielten wir dank den Bemühungen von StudienratDr. Lohrengel einen kleinen Betrag ausgehändigt. Der Postverkehr lief an, und wirkonnten unsere Angehörigen per Feldpost benachrichtigen und sie etwas beruhigen,hatten sie doch seit Tagen nichts von unserem Verbleiben erfahren.Spätesten kurz vor Beginn der Ausgangssperre für die Bevölkerung sollten wir unsaus Sicherheitsgründen wieder im Quartier einfinden. Vor dem Schulgebäude am Assendorperpleingab es zwischen den wach habenden Soldaten und uns sowie Jugendlichenaus der Nachbarschaft häufig Diskussionen über die aktuelle Lage. UnsereHinweise auf die von Osten für Europa drohende Gefahr des sowjetischen Kommunismuswiesen die Holländer zurück; für sie waren auch die Sowjets Garanten ihrerBefreiung von den Deutschen. Der Wachposten vor unserer Unterkunft gab exakt um20 Uhr einen Schuß in die Luft ab, und augenblicklich waren die Straßen wie leergefegt.Zu etwas späterer Stunde wurde die Tür unseres Quartiers verschlossen. Gabendie Sirenen Fliegeralarm, suchte - für uns sehr ungewohnt - niemand den Luftschutzkellerauf. Die Niederländer wußten, daß die Alliierten ihre Städte verschonten.Es blieb bei den vielen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft nicht aus, daß einigeaus der Reihe tanzten. Angeblich soll es zu einzelnen Ladendiebstählen gekommensein, weil die Täter irrigerweise und mangels niederländischen Geldes gemeinthatten, im okkupierten Land "requierieren" zu können. Ernste Verwarnungen mitAusgehverbot waren die Konsequenz.Die HJ-Leitung versuchte nach den ersten turbulenten Tagen, ihren Einfluß aufuns zu festigen. In den verschiedenen Quartieren wurden mehrere Gruppen zusammengestellt,die unter schnell bestimmten HJ-Führern standen, weIche etwa unser Alterhatten, uns meisten unbekannt waren und kaum Respekt genossen.Dank des relativ trockenen Wetters kam es zu keinen gravierenden gesundheitlichenProblemen. Die Ausfallquote soll bei 10 % gelegen haben; dazu wurden auchJugendliche gezählt, die wegen unzulänglichen Schuhwerks nicht an den Schanzarbeitenteilnehmen konnten. Ernstere Erkrankungen traten bis auf einige Fälle von Anginaund Hautreizungen nicht auf. Allerdings fehlte es dem Arzt an Arzneimitteln. Siemußten in niederländischen Apotheken eingekauft werden. Dabei stellte sich heraus,

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